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Herbert Kaiser Essen und Trinken am Lebensende Ein Ratgeber für Patienten und Angehörige Schriftenreihe des Vereins zur Förderung des Hospizes am Städtischen Klinikum Gütersloh Nr. 4

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Herbert Kaiser

Essen und Trinken amLebensendeEin Ratgeber für Patienten und Angehörige

Schriftenreihe des Vereins zur Förderung des Hospizesam Städtischen Klinikum GüterslohNr. 4

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Stand 6/2005© Dr. med. Herbert Kaiser

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Inhalt

Essen und Trinken am Lebensende..........................................................4

Ziele der Ernährungstherapie bei akuten, chronischen und palliativen

Erkrankungen...........................................................................................5

Formen der Ernährung.............................................................................7

Ernährungsprobleme bei Krebserkrankungen..........................................8

Sondenernährung bei fortgeschrittener Demenzerkrankung..................11

Flüssigkeitsgabe am Ende des Lebens...................................................15

Wenn ein Mensch nicht mehr selbst entscheiden kann......................... 16

Konkrete Hinweise zum Umgang mit Essen und Trinken am

Lebensende.............................................................................................19

Glossar ..................................................................................................22

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Essen und Trinken am Lebensende

Essen und Trinken haben nicht nur für gesunde, sondern auch für krankeMenschen zahlreiche Bedeutungen. Mit Vorstellungen von Essen undTrinken assoziieren wir Kraft und Energie. Die Lust, mit allen Sinnengenießen, sehen, riechen, schmecken zu können, sorgt für Lebensfreudeund Lebensqualität. Aber auch die Sorge für andere, Geselligkeit,Gemütlichkeit, Kommunikation, Zuwendung sind Aspekte, die im Umgangmit Essen und Trinken Ausdruck finden können.

Rituale, die sich auf die Nahrungsaufnahme beziehen, begleiten uns unserLeben lang. Feste wie Geburtstage, Weihnachten, Jahreswechsel,Hochzeiten und Beerdigungen werden durch gemeinsame Mahlzeitengestaltet und aufgewertet. Zahlreiche Rituale verwenden Bilder derNahrungsaufnahme, um auf tieferliegende Sinnzusammenhänge zuverweisen: das Geschenk von Brot und Salz beim Einzug in ein neuesHaus, verbunden mit dem Wunsch nach Wohlbefinden für die zukünftigenBewohner, die heilige Kommunion oder das Abendmahl im Christentumals Sinnbild für spirituelle Nährung, Fastenzeiten als Zeiten der Reinigungund Besinnung auf dem geistlichen Weg.

Nur wenige Aspekte beziehen sich auf den rein körperlichen Bereich.Essen und Trinken haben eben nicht nur die Funktion der Kalorien- undFlüssigkeitsaufnahme. Eine mindestens ebenso starke Gewichtung liegt aufden Bedeutungen, die den emotionalen, sozialen und spirituellenBedürfnissen der Menschen zuzuordnen sind. Nicht nur die Probleme,sondern auch die Gestaltungsmöglichkeiten, die sich für das Leben inseiner letzten Phase ergeben können, sollten wahrgenommen werden.Hieraus ergeben sich in der Begleitung viele Ansätze zur Förderung vonLebensqualität und Zufriedenheit, die mit viel Kreativität genutzt werdenkönnen.

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Bei fortschreitender Erkrankung und Annäherung an den Tod verändertsich für die Betroffenen der Umgang mit der Nahrung deutlich. Vieles, wasfrüher wichtig war, verliert an Bedeutung, und dies bezieht sich nicht nurauf die Kalorien- und Flüssigkeitsaufnahme. Hier spielen körperlicheAspekte wie fehlender Appetit, Übelkeit und Erbrechen eine Rolle. Auchdie Formen und Möglichkeiten der Kommunikation und desZusammenseins mit anderen verändern sich. Bisher wichtige Ritualeverlieren ihre Bedeutung oder müssen in ihrer Gestaltung verändertwerden. Für die Begleiter besteht eine wichtige Aufgabe darin, achtsamwahrzunehmen, wann der Patient sich von bestimmten Aspektenverabschieden muss oder möchte. Sowohl für den Patienten als auch fürAngehörige und Begleiter kann dies ein trauriger Prozess sein, der aber ge-und erlebt werden muss und den wir im Sinne des Betroffenen fördern undnicht behindern sollten.

Ziele der Ernährungstherapie bei akuten, chronischen undpalliativen Erkrankungen

Akute Erkrankungen sind oft verbunden mit einem erhöhten Energiebedarfdes Körpers. Gleichzeitig ist der Stoffwechsel des Menschen in solchenAkutsituationen nur eingeschränkt funktionsfähig, so dass die Verwertungder aufgenommenen Nahrung erschwert ist. Hinzu kommt dieAppetitlosigkeit, die im Krankheitsfall zur vermindertenNahrungsaufnahme führen kann. Zusammen genommen bewirken dieseFaktoren, dass dem Körper zu wenig Nahrungsstoffe wie Fett,Kohlehydrate und Eiweiß zugeführt werden. Gleichzeitig kann es zuMangelzuständen in Bezug auf Vitamine und Spurenelemente kommen,wodurch eine Heilung bei schwerer akuter Erkrankung verzögert wird.

Deshalb wird in solchen Fällen, etwa nach schweren Operationen oder beilängerem Aufenthalt auf einer Intensivstation, diese Mangelernährung,

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falls erforderlich, durch eine künstliche Ernährungstherapie ausgeglichen.Die Heilung kann hierdurch gefördert und die Erholungsphase verkürztwerden. Dies erfolgt insbesondere bei schwerkranken Menschen dann inForm von Infusionen, die der besondern Krankheitssituation angepasstwerden.

Ähnlich ist es bei chronischen Erkrankungen. Auch hier ist es wichtig, aufeine ausreichende, ausgeglichene Ernährung zu achten, da derEnergieverbrauch des Körpers durch die Krankheit erhöht sein kann. Hiersollte in der Regel die Nahrungsaufnahme auf natürlichem Wege erfolgen,um den chronisch Kranken in seinem Alltag nicht all zu sehreinzuschränken und mit medizinischen Maßnahmen zu belasten. Beischweren Störungen der Nahrungsaufnahme kann jedoch auch hier in sehrseltenen Fällen eine künstliche Ernährung erforderlich sein, die heute auchin der häuslichen Umgebung möglich ist, wenn auch mit erheblichemAufwand.

Grundsätzlich anders ist die Situation bei Erkrankungen, die rein palliativbehandelt werden. Da bei diesen Erkrankungen keine Möglichkeit aufHeilung mehr besteht und die ursächlich gegen die eigentliche Krankheitgerichtete Therapie nicht fortgeführt werden kann, steht hier die Linderung(Palliation) von Beschwerden und die Aufrechterhaltung derLebensqualität im Vordergrund. Dies kann zum Beispiel beiTumorerkrankungen der Fall sein, wenn die Krankheit trotz Operation,Chemotherapie oder Strahlentherapie weiter fortschreitet. Hier steht danndie Linderung von Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen im Vordergrund.Alle Maßnahmen orientieren sich daran, die Lebensqualität derBetroffenen zu erhöhen.

Künstliche Formen der Ernährung erfordern zum Teil einen erheblichenAufwand durch Einsatz von Venenkathetern oder Magensonden. Diebetroffenen Menschen sind dann auf regelmäßige professionelle Hilfeangewiesen.

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Auch muss berücksichtigt werden, dass bei diesen eingreifenden VerfahrenNebenwirkungen und Komplikationen auftreten können, die dann dieLebensqualität wieder verschlechtern. Hier muss im Einzelfall sorgfältigüberlegt werden, ob ein Patient von einer solchen Maßnahme nochprofitieren kann oder nicht.

Formen der Ernährung

Grundsätzlich lassen sich verschiedene Formen der Ernährungunterscheiden, die sich durch die Art der Zuführung von Nahrungsstoffenunterscheiden.

parenterale Ernährung überInfusionen

Sondenernährung,enterale Ernährung

normale Nahrungsaufnahme

Die einfachste Form der Ernährung geschieht durch die normaleNahrungsaufnahme. Bei gesteigertem Kalorienbedarf oderUnverträglichkeit bezüglich bestimmter Nahrungsmittel können diätetischeNahrungsergänzungsmittel, die nach Absprache mit dem behandelndenArzt ausgewählt werden, hinzugefügt werden.

Als eine Form der künstlichen Ernährung muss die Zufuhr vonNahrungsmitteln über eine Sonde angesehen werden. Hierbei wird eindünner, flexibler Schlauch (Sonde) über die Nase oder direkt durch die

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Bauchhaut in den Magen eingeführt, worüber dann Nahrung in flüssigerForm verabreicht werden kann. Dies geschieht insbesondere, wennSchluckstörungen vorliegen und/oder die normale Passage durch dieSpeiseröhre behindert ist.

Die aufwendigste Form der künstlichen Ernährung stellt die parenteraleErnährung dar. Dafür muss ein dünner Schlauch in eine größere Vene(Venenkatheter) eingelegt werden. Soll diese Therapie über einen längerenZeitraum durchgeführt werden, wird dieser Katheter mit einemAnschlussstück (Port) unter die Haut im Rahmen einer kleinen Operationeingepflanzt. Durch die Haut kann dann dieser Port mit einer Nadelpunktiert werden und Nahrung über diese Verbindung als Infusionslösungverabreicht werden.

Da dies unter sterilen Bedingungen erfolgen muss, ist hierzu einekontinuierliche Betreuung durch qualifiziertes Fachpersonal erforderlich.Dies kann dann aber auch in der häuslichen Umgebung erfolgen. Bevoreine solch aufwendige Therapie, die mit Belastungen für den Patientenverbunden ist, durchgeführt wird, sollte stets geprüft werden, ob dies ausmedizinischer Sicht auch wirklich sinnvoll ist und ob einfachereErnährungsverfahren möglich sind.

Ernährungsprobleme bei Krebserkrankungen

Bei fortgeschrittenen schweren bösartigen Erkrankungen, die nicht mehrheilbar sind, leiden die betroffenen Menschen häufig unter einemzunehmenden Kräfteverlust mit gleichzeitigem Rückgang desKörpergewichts (Kachexie). Dieser Prozess wird dadurch verstärkt, dasssich Appetitlosigkeit und eine Abneigung gegen die Nahrungsaufnahme(Anorexie) einstellen. Versuche, diese Menschen zum vermehrten Essenund Trinken zu bewegen, scheitern oft am Widerwillen gegen die8

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Nahrungsaufnahme und führen bei allen Beteiligten über kurz oder lang zugroßer Frustration.

Da letztlich viele schwerkranke Menschen an Kräfteverlust undAuszehrung versterben, hat man sich durch intensive Forschungen bemüht,diese Vorgänge aufzuklären und sinnvolle Therapieformen zu entwickeln,die diesen Prozess stoppen können. Wenngleich bis heute noch keinewirklich überzeugenden Therapiestrategien entwickelt werden konnten,wissen wir heute mehr über die körperlichen Vorgänge, die sich bei diesenKrankheiten abspielen.

Auf den ersten Blick ist man geneigt anzunehmen, dass diese Menschen anKraft verlieren, weil sie zu wenig Nahrung und Energie aufnehmen.Gelegentlich kann dies auch der Fall sein. Meist handelt es sich dabei umMenschen, bei denen die Nahrungsaufnahme durch die Krankheiterschwert ist. So kann zum Beispiel bei Krebs in der Mundhöhle oderSpeiseröhre das Schlucken nur schwer oder gar nicht möglich sein. Auchschmerzhafte Entzündungen, die manchmal als Therapiefolge beiBestrahlung oder Chemotherapie auftreten, können zu einer vermindertenNahrungsaufnahme beitragen. Hier ist es wichtig, entsprechendeGegenmaßnahmen zu ergreifen, Entzündungen zu behandeln, Schmerzenzu lindern und gegebenenfalls auch eine künstliche Ernährung undFlüssigkeitszufuhr z.B. über Infusionen sicherzustellen. Hier sprechen wirdann von einer Mangelernährung und hier macht es Sinn, diesen Mangelauszugleichen.

Bei weiterem Fortschreiten einer Krebserkrankung spielt die beschriebeneMangelernährung eine immer geringer werdende Rolle. Auch einekünstliche Ernährung über Sonden oder Infusionen kann diesen Prozess amEnde des Lebens nicht aufhalten. Im Vordergrund steht dann nicht mehrdie fehlende Nahrungsaufnahme. Es kommt zu einer zunehmenden Störungund Blockierung des Stoffwechsels, so dass die zugeführte Nahrung nichtmehr verwertet werden kann. Hauptursachen von Kachexie und Anorexie

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am Lebensende sind deshalb nicht die verminderte Nahrungsaufnahmesondern die gestörte Nahrungsverwertung.

Wie lassen sich diese Vorgänge erklären? Nach dem heutigen Stand derForschung kommt es im Rahmen einer fortgeschrittenen Krebserkrankungzu einer vermehrten Freisetzung von Stoffwechselprodukten des Tumors,die sich negativ auf den gesamten Organismus auswirken. Gleichzeitigwird das Immunsystem aktiviert und produziert eine Reihe vonBotenstoffen, die eine Rolle spielen bei der körpereigenen Bekämpfungvon Krebszellen. Diese Reaktion ist bei einer fortgeschrittenen Krankheitnicht mehr in der Lage, die Tumorerkrankung aufzuhalten. Aber auch diekörpereigenen Botenstoffe schwächen und schädigen den Organismus. Sosind es gerade diese körpereignen und Tumorstoffwechselprodukte, die denStoffwechsel blockieren und die ausreichende Verwertung zugeführterNahrung verhindern.

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Krebs

Tumor-stoffwechselprodukte

ImmunsystemBotenstoffe

Stoffwechsel-blockierung

Fettgewebsabbau Muskelabbau Anorexie

Kachexie

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Zahlreiche Untersuchungen sind inzwischen durchgeführt worden, umWege zu finden, wie diese Blockierung behoben werden kann. All dieseForschungen haben aber bisher nur wenig zu praktisch verwertbarenErgebnissen geführt.

Bei der Frage, ob eine künstliche Ernährung sinnvoll ist oder nicht müssendiese Ergebnisse der Forschung berücksichtigt werden. So gibt es sicherPatienten, bei denen im Rahmen einer Tumortherapie, insbesondere dann,wenn eingreifende Therapiemaßnahmen durchgeführt werden, Problemebei der Nahrungsaufnahme auftreten können, die korrigiert und teilweiseauch durch eine entsprechende Nahrungszufuhr ausgeglichen werdenkönnen. Je weiter eine Krebserkrankung fortschreitet, desto geringer sinddie Erfolgsausichten einer solchen Ernährungstherapie. Das Verhältnis vonNutzen und Belastung muss dann kritisch abgewägt werden, da dieBelastung für die Betroffenen durch Sonden und Infusionen in derEndphase einer Tumorerkrankung erheblich sein können.

Sondenernährung bei fortgeschrittener Demenzerkrankung

Die Anzahl der Menschen in unsere Gesellschaft, die an einerdegenerativen Erkrankung des zentralen Nervensystems leiden, steigt mitzunehmendem Alter. Durch die Altersentwicklung in unserer Gesellschaftwird dieses Problem an Bedeutung in den nächsten Jahren erheblichzunehmen.

Diese Erkrankungen, wie zum Beispiel die sog. Alzheimer Demenzzeichnen sich durch einen allmählichen, schleichenden Verlauf aus. ZuBeginn fällt ein Nachlassen des Gedächtnisses auf. Im Weiteren könnenzusätzliche Beschwerden auftreten wie z.B.

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• Nachlassen der Leistungsfähigkeit im Alltag,• Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmungen,

Wahnvorstellungen,• Nachlassen geistiger Fähigkeiten wie das Beurteilen konkreter

Situationen, Wiedererkennen von Personen,• Probleme bei alltäglichen Verrichtungen wie Körperpflege, Ankleiden,

Nahrungsaufnahme.

Besonders das Frühstadium ist geprägt durch eine allmählich zunehmendeVergesslichkeit, die anfangs kaum bemerkt, im weiteren aber deutlichzunehmen kann.

Im mittleren Stadium zeigen sich dann zunehmende Probleme desDenkens, der Orientierung und des Handelns. Auch der Tag-Nacht-Rhythmus kann erheblich gestört sein, so dass die Betroffenen zunehmendauf fremde Hilfe angewiesen sind.

Im fortgeschrittenen Stadium sind viele Patienten vollständig aufBetreuung und Pflege durch Begleitpersonen angewiesen. Neben einerZunahme der Symptome von Seiten des Nervensystems treten vermehrtkörperliche Einschränkungen auf, wie:

• Unfähigkeit zu Gehen• Verlust der Kontrolle über Darm und Blase (Inkontinenz)• Schluckstörungen.

In dieser Situation stellt sich häufig die Frage, wie eine ausreichendeNahrungszufuhr und Flüssigkeitsgabe trotz Schluckstörungen sichergestelltwerden kann. Seit etwa 25 Jahren besteht die Möglichkeit, eineErnährungssonde durch die Bauchhaut in den Magen einzulegen(perkutane endoskopische Gastrostomie: PEG) und über diesen Weg eineErnährungstherapie durchzuführen. Dieser Eingriff kann unter örtlicherBetäubung ohne großen technischen Aufwand durchgeführt werden. 12

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Bis dahin galt die zunehmende Unfähigkeit zur Nahrungsaufnahme als Teileines natürlichen Sterbeprozesses am Ende einer schweren, chronischenund irreversiblen Erkrankung.

Die technische Machbarkeit dieser Form der künstlichen Ernährung hatzahlreiche Probleme und Fragen bezogen auf das Ende des Lebens und aufdie Rechtfertigung der Durchführung oder Unterlassung solcherMaßnahmen aufgeworfen.

Es gibt inzwischen zahlreiche Untersuchungen, die untersucht haben, wasaus den Patienten wird, die eine PEG-Sonde erhalten und über diese Sondekünstlich ernährt werden. Diese Untersuchungen zeigen, dass nur wenige,relativ gesunde Patienten davon wirklich profitieren.

Bei schwerkranken Demenzpatienten im Endstadium ihrer Erkrankungkommt es in der Regel nicht zur Verbesserung des funktionellen Status,d.h. Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit oder der Mobilität.

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Umstritten ist auch, ob es zu einer Verbesserung des Ernährungszustandes,Gewichtszunahme oder Verlängerung der Überlebenszeit kommt.

Auch Komplikationen, die im Rahmen von Schluckstörungen entstehenkönnen, werden durch das Anlegen einer Sonde nicht verhindert. Eine dergefürchteten Komplikationen stellt die Aspiration dar. Hierunter verstehtman das bei Schluckstörungen häufig auftretende Eindringen vonNahrungsbestandteilen in die Luftröhre und in die Lunge. Dies kann zuEntzündungen der Lunge (Pneumonie) führen, welche den Patientenerheblich gefährden können. Durch Sondenernährung wird dieseKomplikation nicht vermieden. Zwar wird der Schluckakt bei Gabe derNahrung über eine Sonde umgangen. Die Nahrungszufuhr kann aber nur inflüssiger Form erfolgen. Dabei kommt es insbesondere bei älterenMenschen zu einem Zurückfließen der Flüssigkost in die Speiseröhre undden Rachenraum, von wo sie dann doch in die Lunge gelangen kann. Auchder Speichel dieser Patienten kann unabhängig von der Nahrungsaufnahmezur Aspiration und Lungenentzündung führen.

Selbst das Wundliegen (Dekubitus), das bei schwerkranken und an das Bettgebundenen Patienten die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann,wird durch eine Sondenernährung nicht reduziert. Lange Zeit hat manvermutet und gehofft, durch eine gute Ernährungstherapie einen derRisikofaktoren ausschalten zu können. Heute ist aus Studien klarerkennbar, dass die Ernährung nur einen Faktor darstellt und dass einNutzen der Sondenernährung zur Vermeidung dieser Komplikationen nichtnachgewiesen werden kann.

Welche Patienten profitieren von einer künstlichen Ernährung über eineMagensonde? Es sind Patienten, deren Erkrankung sich nicht imEndstadium befindet und die eine Chance auf Rehabilitation undVerbesserung der funktionellen Situation aufweisen. In Krankheitsstadien,die weit fortgeschritten und nicht mehr reversibel sind, sollte man denEinsatz dieser Technik sehr kritisch sehen.

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Flüssigkeitsgabe am Ende des Lebens

Müssen Menschen am Ende ihres Lebens trinken? Wie viel sollen sietrinken? Wenn sie selbst nicht mehr trinken und schlucken können, muss injedem Fall Flüssigkeit über eine Infusion zugeführt werden? Dies sindFragen, die sich Angehörige aber auch Ärzte und Pflegende immer wiederstellen.

Zunächst sollte bedacht werden, dass dies Fragen sind, die uns emotionaltief berühren. Wenn es schon schwer ist zu akzeptieren, dass einschwerkranker Mensch nicht mehr essen will, dann fällt es um so schwerer,mit anzusehen, wie auch die Aufnahme von Flüssigkeit am Ende desLebens immer geringer wird. Das Gefühl, hier verhungert und verdurstetein Mensch und dies wird von allen Beteiligten womöglich auch nochtoleriert, löst häufig schwere Schuldgefühle aus. Wird hier nicht einMensch, der auf fremde Hilfe angewiesen ist, vernachlässigt und im Stichgelassen?

Solche emotionale Reaktionen sind sicher aus der Sicht von Angehörigenund Begleitern verständlich, aber geben sie auch die tatsächliche Situationdes sterbenden Menschen wieder?

In einer Studie an schwerkranken Menschen, die aus eigener Entscheidungheraus am Ende des Lebens Essen und Trinken verweigert haben, konntefestgestellt werden, dass diese Menschen nicht leiden mussten. ÜberHunger oder Durstgefühle wurde nicht geklagt und nach 2 – 3 Wochenwaren die meisten der Betroffenen verstorben. Das Sterben dieserMenschen wurde überwiegend als ruhig und friedlich beschrieben.

In der medizinischen Literatur werden diese Entscheidungen seit Jahrenkontrovers diskutiert. In einigen wenigen Situationen mag es sinnvoll sein,Flüssigkeit über eine Infusion zu geben, wenn ein schwerkranker Mensch

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nicht mehr selbst trinken kann. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn durchden Flüssigkeitsmangel Verwirrtheit entsteht. Hier kann es durch dieInfusionen u.U. wieder zu einer Verbesserung kommen.

Die vermehrte Gabe von Infusionen kann aber bei diesen Menschen auchnegative Folgen haben. So kann es zu vermehrter Wassereinlagerung inden Geweben (Ödem) und in der Lunge kommen. In der Lunge kommt esdann zur vermehrten Bildung von Schleim, was der Patient dannmöglicherweise als Luftnot erlebt. Auch wird hierdurch die vermehrteAusscheidung von Urin gefördert. Gerade bei sterbenden Menschen istdies häufig mit vermehrter Unruhe und körperlicher Anstrengungverbunden.

Die Erfahrungen aus der Hospizarbeit und der Palliativmedizin bestätigendamit die Ergebnisse der oben genannten Untersuchung, die aufzeigt, dasseine verminderte Flüssigkeitsgabe am Ende des Lebens nicht als quälendempfunden wird und für den Betroffenen durchaus positive Aspekteaufweisen kann. Hunger und Durst treten am Ende des Lebens selten aufund können mit sorgfältiger Mundpflege gut gelindert werden.

Wenn ein Mensch nicht mehr selbst entscheiden kann

Gerade am Ende des Lebens sollten sich alle Maßnahmen an denWünschen und Bedürfnissen des Patienten orientieren. Wenn dieBetroffenen klar bei Verstand sind, sollte hier ein offenes Gespräch überdiese Dinge geführt werden. Nach entsprechender Information sagen sieuns in der Regel sehr klar, was sie sich wünschen und was nicht. Diessollte dann auch Richtschnur unseres Verhaltens sein.

Wie können wir uns aber verhalten, wenn ein Mensch seineEntscheidungen nicht mehr selbst treffen kann? Einige Hinweise für solche16

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Entscheidungen hat die Bundesärztekammer in ihren „Grundsätzen zurSterbebegleitung“, welche zuletzt 2004 aktualisiert wurden, vorgegeben.

Zunächst wird dort unterschieden zwischen Basisversorgung undmedizinischen Maßnahmen. Eine Basisversorgung steht jedemschwerkranken und sterbenden Menschen zu und kann nicht zurDisposition gestellt werden. Hierzu heißt es in den Grundsätzen:

„Unabhängig von anderen Zielen der medizinischen Behandlunghat der Arzt in jedem Fall für eine Basisbetreuung zu sorgen. Dazugehören u. a.: menschenwürdige Unterbringung, Zuwendung,Körperpflege, Lindern von Schmerzen, Atemnot und Übelkeit sowieStillen von Hunger und Durst.

Hier ist bewusst vom Stillen von Hunger und Durst die Rede, und zurBasisbetreuung gehört demnach unverzichtbar die Linderung diesersubjektiven Beschwerden. Künstliche Ernährung und Flüssigkeitszufuhrgehören nicht zwangsläufig zu diesen Inhalten der Basisbetreuung, da dieLinderung von Hunger und Durst auch ohne diese medizinischenMaßnahmen möglich ist.

Künstliche Ernährung und Flüssigkeitszufuhr gelten als medizinischeMaßnahmen, auf die bei schwerkranken Patienten mit unheilbarerErkrankung verzichtet werden kann.

„Bei Patienten, die sich zwar noch nicht im Sterben befinden, abernach ärztlicher Erkenntnis aller Voraussicht nach in absehbarerZeit sterben werden, weil die Krankheit weit fortgeschritten ist, kanneine Änderung des Behandlungszieles indiziert sein, wennlebenserhaltende Maßnahmen Leiden nur verlängern würden unddie Änderung des Therapieziels dem Willen des Patientenentspricht.

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An die Stelle von Lebensverlängerung und Lebenserhaltung tretendann palliativmedizinische Versorgung einschließlich pflegerischerMaßnahmen.“

Lebenserhalt um jeden Preis ist daher nicht ärztliche Pflicht, insbesonderedann nicht, wenn durch medizinische Maßnahmen nur Leiden und Sterbenverlängert werden. Was aber letztlich sinnvoll oder sinnlos ist, kann nurvom Patienten selbst entschieden werden.

Eine solche eigenverantwortliche Entscheidung eines Patienten kann auchdurch eine Patientenverfügung verbindlich festgehalten werden. Hierzu hatder Bundesgerichtshof in seinem Beschluss vom 17.3.2003 klargestellt:

„Ist ein Patient einwilligungsunfähig und hat sein Grundleideneinen irreversiblen tödlichen Verlauf angenommen, so müssenlebenserhaltende oder –verlängernde Maßnahmen unterbleiben,wenn dies seinem zuvor - etwa in Form einer sog.Patientenverfügung - geäußerten Willen entspricht.“

Ebenso wurde in diesem Beschluss klargestellt, dass es Aufgabe desBetreuers ist, den Patientenwillen gegenüber Ärzten und Pflegenden zuvertreten. Liegt keine Patientenverfügung vor, so soll die Zulässigkeitlebensverlängernder Maßnahmen nach dem mutmaßlichen Willen desPatienten beurteilt werden. Hierbei sind die Wertvorstellungen desPatienten, frühere Äußerungen und Einstellungen zu berücksichtigen, wasin der Praxis nicht immer zu eindeutigen Ergebnissen führt.

Sind Arzt und Betreuer zur Überzeugung gekommen, dass dievorgesehenen Maßnahmen oder auch die Unterlassung von Maßnahmendem mutmaßlichen Willen des Patienten entsprechen, dürfen sie dies imKonsens umsetzen. Sollten Zweifel an der Feststellung diesesmutmaßlichen Willens aufkommen, so muss das Vormundschaftsgerichteingeschaltet werden.

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Dies bezieht sich nach den derzeitigen Vorschriften aber nur auf denKonfliktfall, bei dem zwischen den Beteiligten der mutmaßliche Wille desBetroffenen umstritten ist.

So kann es in strittigen Fällen u.U. zu langwierigen juristischenAuseinandersetzungen kommen, was in einzelnen Fällen auch vorkam. ImInteresse des Patienten sollten sich deshalb Ärzte, Pflegende, Angehörigeund der Betreuer auf einen konstruktiven Dialog einlassen, um so denWünschen des Patienten gerecht werden zu können. Nur dadurch kann deraufwändige, für alle belastende Weg durch die Instanzen vermiedenwerden.

Konkrete Hinweise zum Umgang mit Essen und Trinken amLebensende

Aus zahlreichen Untersuchungen wissen wir, dass insbesondere ältereMenschen kaum unter Durstgefühlen leiden. Eine übermäßige Zufuhr vonFlüssigkeit ist deshalb nur selten erforderlich. Viel häufiger leidenMenschen am Ende des Lebens unter einer Austrocknung derMundschleimhaut, die durch künstliche Flüssigkeitszufuhr kaum zu lindernist. Bedingt ist die Mundtrockenheit zum einen durch die Nebenwirkungenvieler Medikamente, die am Ende des Lebens eingesetzt werden müssen.Insbesondere starke Schmerzmittel gehören zu diesen Medikamenten. Beizunehmender Schwäche erfolgt die Atmung zunehmend nicht mehr überdie Nase, sondern den offenen Mund, was auch zum Austrocknen derMundschleimhaut beiträgt. Eine regelmäßige, sorgfältige Mundpflege istdeshalb für die Lebensqualität dieser Menschen von entscheidenderBedeutung.

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Die Zunge sollte regelmäßig z.B. mit einer weichen Zahnbürste gereinigtwerden. Wird dies vom Patienten nicht toleriert, können Beläge durchAuftragen von Hilfsmitteln gelöst werden. Hierzu zählen Mandelöl(geschmacksneutral), Creme fraiche oder Brausepulver in kleinen Mengen.Die Speichelsekretion kann durch Eisstückchen, Kaugummi oder saureDrops gefördert oder ersetzt werden. Hilfreich ist auch das Einsprühen derSchleimhaut mit Flüssigkeit, wobei Wasser, Tee, Fruchtsäfte oderÄhnliches nach den Vorlieben des Patienten eingesetzt werden können.Geeignete Sprühfläschchen erhält man über die Apotheke oder inHobbythek-Läden.

Von ärztlicher Seite muss auf Infektionen (Pilze, Viren), die sich alsBeläge, Bläschen oder Aphten auf der Schleimhaut bemerkbar machen,geachtet werden. Diese sollten konsequent behandelt werden.

Hungergefühle treten bei schwerkranken und sterbenden Menschen seltenauf. Diese können dann durch Gabe kleiner Portionen Nahrung aufnatürlichem Wege gut gelindert werden. Wichtig ist hier nicht die Mengeder Kalorien, die zugeführt werden. Häufig steht der Appetit auf bestimmteSpeisen und der Wunsch, diese noch einmal genießen zu können, imVordergrund. Kleine appetitlich angerichtete Häppchen, mehrmals täglichgereicht, werden von den Patienten bevorzugt. Die Zubereitung großerNahrungsmengen ist deshalb nicht sinnvoll. Auch künstliche Ernährungkommt dem Wunsch zu genießen in keiner Weise entgegen. Sie ist in derRegel medizinisch nicht mehr sinnvoll und belastet Patienten unnötig.

Angehörige empfinden diese natürliche Abnahme des Appetits oft alsbedrohlich, da sie auf ein Fortschreiten der Krankheit hinweist. Aus denwissenschaftlichen Erkenntnissen, die wir über die Kachexie haben, folgtaber, dass auch mit einer vermehrten Ernährung dieser Prozess nichtaufgehalten werden kann. Natürlich ist das Zubereiten von Speisen undGetränken auch eine Form der Zuwendung, die man seinen krankenAngehörigen zukommen lassen möchte. Wenn weitere medizinische

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Maßnahmen am Ende des Lebens nicht mehr sinnvoll sind, vermittelt diesauch das Gefühl, dieser Situation nicht völlig hilflos gegenüber zu stehen.Das wiederholte Aufdrängen von Nahrung und Getränken kann aber amEnde des Lebens den Bedürfnissen der Betroffenen widerstreben. Dannwird es zu einer zunehmenden Belastung für die Betroffenen undprovoziert neue Enttäuschungen bei den Helfern.

Andere Formen der Zuneigung und der Begleitung sind dann wichtiger undsollten in den Vordergrund treten. Oft genügt es, den kranken Menschennicht alleine zu lassen und zu akzeptieren, dass nicht mehr viel getanwerden muss. Das ist insbesondere für Angehörige und Begleiter eineschwere Aufgabe, die aber im Interesse des Patienten geleistet werdensollte.

Einfach nur da sein, die verbliebene Zeit gemeinsam erleben, Ruhe undGelassenheit finden, nach und nach das Unvermeidliche akzeptieren - diessind wertvolle Erfahrungen, die, wenn sie angenommen werden können,für Freunde und Angehörige in der Phase des Abschiednehmens und derTrauer hilfreich sein können.

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Glossar

Die mit einem Stern (*) versehenen Begriffe sind im Glossar beschrieben.

Aspiration Versehentliches Eindringen von Flüssigkeitund/oder Nahrung in die Atemwege oderLunge. Häufig verursacht durch Störung desSchluckvorgangs bei Erkrankungen desNervensystem (Demenz*) oder durch Reflux*.Durch wiederholte Aspiration könnenEntzündungen der Lunge (Pneumonie*)ausgelöst werden.

Anorexie Widerwillen gegen Nahrungsaufnahme,Appetitlosigkeit bei schwerkranken Patienten,führt zur Kachexie*

Betreuer Vom Vormundschaftsgericht eingesetztePerson, die stellvertretend für einen Patienten,der seine Entscheidungen nicht selber treffenkann, dessen Willen gegenüber Drittenvertreten soll, vergl. Bevollmächtigter*

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Betreuungsrecht regelt den Umgang mit Patienten, die ihreeigenen Entscheidungen nicht mehr selbsttreffen können. Aufgaben des Betreuers*,Bevollmächtigten* und die Zuständigkeit desVormundschaftsgerichts sind hier benannt. Daviele Details hier nur unzureichend geklärt sind,kommt es immer wieder zu höchstrichterlichenEntscheidungen, die das Betreuungsrecht imSinne der Rechtsfortschreibung ergänzen.

Bevollmächtigter Vom Patienten z.B. in einerPatientenverfügung* benannte Person, die imFalle einer Entscheidungsunfähigkeit desPatienten dessen Willen gegenüber Drittenvertreten soll, vergl. Betreuer*

Dekubitus Druckgeschwür, d.h. Wundliegen beiüberwiegend oder vollständig bettlägerigenPatienten

Demenz Verlust der Geistes- und Verstandesfähigkeiten(Intelligenz) mit Verschlechterung derGedächtnisleistungen, des Denkvermögens, derSprache und des praktischen Geschicks kannbei einer Vielzahl von Erkrankungen auftreten

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Diarrhöe Erkrankung des Magen-Darm-Trakts mithäufigen wässrigen Durchfällen. Führt häufig,insbesondere bei älteren Menschen, zurExsiccose* mit nachfolgenderVerschlechterung des Allgemeinzustands bishin zur Verwirrtheit

enterale Ernährung Ernährung über den Magen-Darm-Trakt (ausdem griechischen: enteron = Darm), z.B. übereine Sonde

Exsiccose Austrocknung, d.h. Mangel des Körpers anFlüssigkeit durch unzureichende Zufuhr (zugeringe Trinkmenge) oder größere Verluste z.B.bei Diarrhöe*

Finalphase In der Regel versteht man hierunter die letzten 2– 3 Lebenstage eines Menschen, wenn derSterbeprozess irreversibel begonnen hat.

Fixierung Einschränkung der freien Beweglichkeit einesPatienten, wenn Selbstgefährdung vorliegt, z.B.durch Festbindung der Arme oder Beine.Bedarf der Zustimmung desBetreuers/Bevollmächtigten

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Infusion Zuführen von Flüssigkeit, Ernährungslösungenund/oder Medikamenten über ein Blutgefäß(Vene). Bei kurzfristiger Gabe in der Regelüber eine Vene am Arm oder als Infusion unterdie Haut (subkutan). Bei längerfristiger Gabemuss ein dauerhafter Venenkatheter operativeingesetzt werden.

Kachexie Abmagerung, Gewichts- und Kräfteverlust,Auszehrung in der Endphase einer schwerenErkrankung

kurativ lat. Curare: heilen, auf Heilung einer Krankheitausgerichtet, s.a. Palliativ*

Magensonde Dünner Schlauch, der bei kurzfristigerBenutzung über die Nase, bei dauerhaftemGebrauch durch die Bauchdecke (PEG*) in denMagen eingeführt wird, um Flüssigkeits- undNahrungszufuhr, bei Patienten, die unterSchluckstörungen leiden, sicher zu stellen

Obstipation Hartnäckige Verstopfung mit entsprechendenBeschwerden. Am Ende des Lebens häufigausgelöst durch Bewegungsmangel, Exsiccose*,Medikamente.

Ödem Flüssigkeitsansammlung im Gewebe, z. B. inden Beinen, bei überwiegend bettlägerigenPatienten auch am Rücken

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Palliativ auf Linderung von Beschwerden ausgerichtet,vergl. Kurativ*

Palliativmedizin Die ganzheitliche Sorge um schwerkranke undsterbende Menschen, deren Grundkrankheitnicht mehr heilbar ist. Umfasst die Linderungkörperlicher Beschwerden, psychosozialeBetreuung und spirituelle Begleitung

Parenterale Ernährung Künstliche Ernährung über Infusionen*,erfordert bei dauerhafter Durchführung dieoperative Anlage eines Venenkatheters*.

Patientenverfügung Festlegung von Wünschen und Werten fürmedizinische Diagnostik und Behandlung, fürden Fall der eigenen Entscheidungsunfähigkeit.Kann mit der Benennung eines Betreuers* oderBevollmächtigten* verbunden werden

PEG Perkutane endoskopische Gastrostomie:Magensonde, die im Rahmen einerMagenspiegelung über die Bauchdecke unterörtlicher Betäubung eingeführt wird. ZurFlüssigkeitszufuhr und Ernährung bei Patienten,die nicht mehr schlucken können

Pneumonie Lungenentzündung, am Ende des Lebens mitverursacht durch den geschwächtenAllgemeinzustand und fehlende Abwehrkräftedes Körpers. Kann auch durch Reflux* oderAspiration* verursacht werden.

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Reflux Zurückfließen von Nahrung aus dem Magen indie Speiseröhre und/oder Rachen, beiSchwerkranken mit der Gefahr der Aspiration*

Sedierung Gabe von beruhigend wirkenden Medikamentenbei Angst- und Panikzuständen oder auch beianderen Beschwerden wie z.B. Luftnot, wenneine ursächliche Behandlung dieserBeschwerden nicht möglich ist

Soor Entzündung z.B. der Mundschleimhaut durcheinen Pilz. Folgen sind Rötung, Brennen,Schmerzen, Appetitverlust, Schluckstörungen

Subkutan unter die Haut, z.B. Medikamente undInfusionen können unter die Haut eingeleitetwerden und werden von dort in denBlutkreislauf aufgenommen

Venenkatheter dünner Schlauch aus Plastik der in eine großeVene eingeführt wird, um größere Mengen vonFlüssigkeit. Medikamenten und Nahrungkünstlich zuführen zu können

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Hospiz und Palliativmedizinam Städtischen Klinikum Gütersloh

Palliativstation

Ambulanter Hospizdienst undPalliativberatungsdienst

Trauerbegleitung

Bildungswerk Hospiz und Palliativmedizin

Verein zur Förderung des Hospizes

Internet: http://www.hospiz-und-palliativmedizin.deemail: [email protected]

Reckenberger Str. 19, 33332 GüterslohTel.: 05241 / 905984Fax: 05241 / 905985

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