die wirtschaftlich wichtigsten gallmilbenarten (acari, eriophyoidea) der obstgehölze

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Page 1: Die wirtschaftlich wichtigsten Gallmilbenarten (Acari, Eriophyoidea) der Obstgehölze

Sch dlin.Qskunde Pflanzenschutz Umwe'Itschutz 56. dahrgang �9 Heft 7 �9 Oktober 1983

Anz. Sch/idlingskde., Pflanzenschutz, Umweltschutz 56, 121--125 (1983) @ 1983, Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg ISSN 0340---7330 / InterCode: ASUMDT

AL W ltzehoe, Abt. Pflanzenscbutz Rellingen

Die wirtschaftlich wichtigsten Gallmilbenarten (Acari, Eriophyoidea) der Obstgeh61ze

Von j. 8CHLIESSKE

Mit 2 Tabellen

Abstract Economic important species of gall mites (Acari, Eriophyoidea) on fruit trees and shrubs

The economically most important gall mite species in or- chards were compiled from annual reports (1969--1981) of the plant protection services in W-Germany. Cecidophyopsis ribis on black currant was the most frequently reported species (37 %), followed by Eriopbyes erineus on walnut (12 %), and Aculus fockeui on morello cherries (10 %). Sixteen noxious gall mite species are listed with emphasis on their characteristic symptoms of damage.

1. Einleitung Im Erwerbsobstbau treten in den letzten Jahren ver-"

mehrt sch~idliche Gallmilben auf, die die Erzeugung von qualitativ hochwertigem Obst erschweren. Wegen ihrer geringen K6rpergr6fle und der oft schwer zu diagnosti- zierenden ersten Befallssymptome wird die Schadursache h~iufig anderen Sch~idlingen oder Krankheiten zuge- schrieben. So ist auch zu verstehen, daft die Gallmilben, verglichen mit anderen Schiidlingen, bis auf wenige Aus- nahmen nicht die Beachtung finden, die ihnen aufgrund der verursachten Schiiden zukommt.

2. Gallmilbenschadensmddungen in der Bundes- republik Deutschland

Nach Davls und Mitarbeiter (1982) gibt es weltweit etwa 1800 Gallmilbenarten, die sich z.Z. auf 159 Gat- tungen verteilen. J~ihrlich kommen mehrere Neube- schreibungen hinzu, die aber hauptsiichlich Arten aus w~irmeren Klimazonen betreffen. Anhand yon 90 Jahres- berichten der pflanzenschutzdienste der L/inder aus den Jahren 1969 bis 1981 werden im folgenden die wirtschaft- lich wichtigsten Arten im Obstbau vorgestellt.

Meldungen tiber Gallmilbensch~iden sind nur sehr un- regelm~i8ig zu finden. Hiiufig wird, falls iiberhaupt eine n~ihere Bezeichnung aufgefiihrt ist, ftir freilebende Gall- milben nur die Gattung Vasates und ftir gallenbildende nur die Gattung Eriophyes angegeben. Hier zeichnet sich

der Mangel an Spezialisten fiir die Artdetermination der Gallmilben ab. In Tabelle 1 sind die gemeldeten Gallmil- bensch/iden in der Bundesrepublik Deutschland aufge- fiihrt, woraus zu erkennen ist, welche Obstkulturen am hiiufigsten gesch~idigt werden. Die in den Meldungen genannten Gallmilben sind nach Lrberpriifung und evtl. erforderlicher Korrektur der Gattungs- und Artbezeich- nung miteinbezogen.

Tabelle 1. Prozentsatz gemeldeter Gallmilbensch~iden fiir die einzelnen Kulturen im Obstbau in den Jahren 1969 bis 1981 (Auswertung von 90 Jahresberichten der Pflanzenschutzdienste der L~inder)

% X %

Kernobst 14 Apfel (ohne Angabe der Art) 3 Apfel (Phytoptus marginemtorquens) 1 Birne (ohne Angabe der Art) 1 Birne (Phytoptus pyri) 8 Birne (Epitrirnerus pyri) 1

Steinobst 24 Sauerkirsche (Aculus fockeui) 10 Zwetsche/Pflaume (Aculus fockeui) 5 Zwetsche (Phytoptus similis) 7 Pfirsich (Aculus fockeui) 1 Mirabelle (ohne Angabe der Art) 1

Beerenobst 45 Schwarze Johannisbeere (Cecidophyopsis ribis) 37 Rote Johannisbeere (Cecidophyopsis ribis) 1 Himbeere (Pbyllocoptes gracilis) 4 Brombeere (Acalitus essigi) 3

Schalenobst 17 Hase lnug (Phytocoptella avellanae) 3 Walnufl (Eriophyes erineus) 12 Walnufl (Eriophyes tristriatus) 2

U.S. Copyright Clearance Center Code Statement: 0340--7330/83/5607--0121502.50/0

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122 J. SCHLIESSKEI Die wirtschaftlich wichtigsten Gallmilbenarten

3. Symptombeschreibungen der an ObstgehiJlzen schiidigenden Gallmilbenarten

Aufgrund der ausgewerteten Schadensmeldungen und langj~riger eigener Erfahrungen, werden die wirtschaft- lich wichtigsten Gallmilbenarten der einheimischen Obstgeh61ze anhand ihrer charakteristischen Schadsym- ptome dargestellt. Schon die Kennmis dieser Merkmale sollte den Praktiker in die Lage versetzen, bestimmte Sch~iden an seinen Obstkulturen den richtigen Verursa- chern zuzuordnen.

In Tabelle 2 slnd zur besseren Orientierung die Wirts- pflanzen unter Angabe der dazugeh6renden Gallmilben- arten alphabetisch aufgefiihrt.

KERNOBST Aculus scblecbtendali (Nalepa) Synonyma: Aculus malivagrans, Phyllocoptes schlechtendali, Vasates schlechtendali, V. malivagrans. Wirtspflanzen: Malus spp., Pyrus spp. Schadbild: BlOtter kriimmen sich kahnf6rmig nach unten ein und werden - - besonders auf der Unterseite - - rostig braun. Vorzeitiger Blatffall ist m6glich. An jungen B~iu- men werden bei starkem Befall die Triebspitzen gesch~i- digt (EAsTEwROOK, 1979; DAVlS u. Mitarb., 1982; FRITZSCHE, 1964; JEPPSON U. Mitarb., 1975).

PbyUocoptes malinus Nalepa Synonyma: Cecidophyes malinus, Eriophyes malinus, Phytoptus malinus, Wirtspflanze: Malus spp. Schadbild: Auf der Blattunterseite, vonder Hauptblatt- ader ausgehend, dichter Haarfilz (Erineum), der r6tlich verfiirbt sein kann (FRITZSCHE, 1964; JEPPSON U. Mit- arb., 1975).

Phytoptus marginemtorquens (Nalepa) Synonyma: Eriophyes mali-marginemtorquens, E. pyri margi- nemtorquem, E. pyri marginemtorquem mall, Epitrimerus piri marginemtorquens. Wirtspflanzen: Malus spp., Pyrus spp. Schadbild: Blattrand nach oben eingerollt. Die hiiufig vom Blattstiel ausgehende Rollung muf~ nicht den gesam- ten Rand erfassen. Birnenbl~itter k6nnen ein 16ffelf6rmi- ges Aussehen bekommen (FmTZSCHr, 1964; J~vVSON u. Mitarb., 1975).

Phytoptus pyri Pagenstecher, Birnenpockenmilbe Synonyma: Eriophyes pyri (piri), Phytoptus arianus, P. aroniae, P. cotoneastri, P. sorbi. Wirtspflanzen: Amelanchier vulgaris, Cotoneaster spp., Crataegus spp., Cydonia oblonga, Malus spp., Pyrus spp., Sorbus aria, S. aucuparia. Schadbild: Auf der Blattunterseite Pocken oder Pusteln mit je einer kleinen Offnung. Die zuerst erscheinenden, winzigen Pusteln sind griin mit leicht r6tlicher T6nung. Mit zunehmender Gr6f~e werden die Pockengallen gl~in- zend rotbraun. Sp~iter, wenn das befallene Gewebe ein- trocknet, entstehen dunkelbraune bis schwarze Flecken. Auf der Blattunterseite k6nnen die geschiidigten Gewe- bezonen korkig und erhaben sein. Die Epidermis ist losgel6st und fakig. Auch junge Friichte k6nnen befallen

Tabelle 2. Die Wirtspflanzen der im Obstbau sch~idlich werdenden Gallmilbenarten

Amelancbier vulgaris Moench Corylus avellana L. Cotoneaster spp. Medik. Crataegus spp. L. Cydonia oblonga Mill. ]uglans regia L.

Malus spp. Mill.

Prunus armeniaca L.

P. amygdalus Batsch

P. avium L.

P. cerasus L.

P. domestica L.

P. insititia L.

P. persica Batsch

P. spinosa L.

Pyrus spp. L.

Ribes alpint~m L. R. aureum Pursh R. nigrum L. R, rubrum L.

R. sanguineum Pursh R. uva-crispa L. Rubus fruticosus L.

R. idaeus L.

Sambucus nigra L. S. racemosa L. Sorbus aria Crantz S. aucuparia L.

Phytoptus pyri

Phytocoptella avellanae Phytoptus pyri

Phytoptus pyri Pbytoptus pyri Eriophyes erineus Eriophyes tristriatus Aculus schlechtendali Phyllocoptes malinus Phytoptus marginemtorquens Phytoptus pyri Acalitus phloeocoptes Aculus fockeui Phytoptus simitis Diptacus gigantorhynchus Acalitus phloeocoptes Aculus fockeui Aculus fockeui Diptacus gigantorhynchus Aculus fockeui Diptacus gigantorhynchus Acalitus pbloeocoptes Aculus fockeui Phytoptus similis Diptacus gigantorhynchus Acalitus pbloeocoptes Acutus fockeui Acali~us pbloeocoptes Aculus fockeui Diptacus gigantorhynchus Acalitus pbloeocoptes Aculus fockeui Phytoptus similis Diptacus gigantorhynchus Aculus scblechtendali Phytoptus marginemtorquens Phytoptus pyri Epitrimerus pyri Ceddophyopsis ribis Ceddophyopsis ribis Cecidophyopsis ribis Cecidophyopsis ribis Cecidophyopsis selachodon Cecidophyopsis ribis Cecidophyopsis ribis Acalitus essigi Phyllocoptes gracilis Acalitus essigi Phyllocoptes gracilis Epitrimerus trilobus Epitrimerus trilobus Phytoptus pyri Phytoptus pyri

und verunstaltet Werden (FRITZSCHE, 1964; JEVVSON U. Mitarb., t975).

Epitrimerus pyri (Nalepa) Synonyma: Epitrimerus pirifoliae, Tegonotus pyri, Trimerus pyri. Wirtspflanze: Pyrus spp. Schadbild: Im Frfihjahr werden Bliitter und Fr[ichte

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J. SCHLmSSKE: Die wirtschaftlich wichtigsten Gallmilbenarten 123

geschiidlgt. Hoher Milbenbesatz verursacht eine starke Briiunung der Bl~itter und ein R6teln bzw. eine rotbraune Verfiirbung der Friichte. Bei schw~icherem Besatz ist die Frucht evtl. nur am Kelchgrubenende verf~irbt. Glatt- schalige Birnensorten werden besonders stark geschiidigt (EASTERBROOK, 1978).

STEINOBST Acalitus phloeocoptes (Nalepa), pflaumenrindengallmilbe Synonyma: Aceria phloeocoptes, Eriophyes phloeocoptes, Phy- toptus phloeocoptes. Wirtspflanzen: Prunus armeniaca, P. amygdalus, P. domestica, p. insititia, P. persica, P. spinosa. Schadbild: Im Winter unterhalb der ein- und zweij~ihri- gen Triebe kleine, bis 2 mm messende Rindengallen an den Narben von Knospenschuppen oder Bliittern; sie sind verholzt und ihre Fiirbung entspricht der der Trieb- rinde. Ab Beginn der Vegetatlonsperiode bilden sich unterhalb des Neuzuwachses neue Rindengallen, die anfangs eremefarben, dann griin und schliefllich orange- rot bis dunkelbraun gefiirbt find. Die rundlichen Gallen finden sich einzeln oder gehiiuft an der Basis der neuen Triebe oder Bl~itter (SCHLmSSKE, 1982).

Aculus fockeui (Nalepa et Trouessart) Synonyma: PbylIocoptes fockeui, P. hockeni, Vasates fockeui. Wirtspflanzen: Prunus armeniaca, P. amygdalus, P. avium, P. cerasus, P. domestica, P. insititia, P. persica, P. spinosa u. a. Schadbild: Anfang Juni erscheinen auf der Blartoberseite (Pflaume, Zwetsche, Mirabelle, Aprikose) gelblich- griine, punktf6rmige Flecken (1---4 mm), die das Sym- ptom der ,,Sternfleckenkrankheit" ergeben. Siifl- und Sauerkirschen zeigen ab August eine schwache Blatt- briiunung. Im Endstadium sind die Bl~itter kr~iftig oliv- braun gef~irbt und spr6de. An Wildlingen kann nach einem starken Befall oftmals eine Wachstumsstockung beobachtet werden, die sp~iter, wenn ein erneuter Durch- trieb erfolgt, eine Besenbildung zur Folge hat. Diese ,Hexenbesen" kommen nicht nur bei Internodienver- kiirzungen dutch Wachstumsstockung vor; sie erschei- nen ebenfalls nach einem Absterben der Triebspitze dutch A. fockeui-Befall, wenn die Augen unterhalb des geseh~idigten Bereiches austreiben (OLSSON, 1967; SCHLIESSKE, 1977, 1980, 1981).

Phytoptus similis Nalepa, Beutelgallmilbe Synonyma: Eriophyes similis. Wirtspflanzen: Prunus arrneniaca, P. domestica, P. spi- ~losa.

Schadbild: Vor allem an den Blattr~indern befinden sich 2--3 mm lange und 1--2 mm breite Beutelgallen, die auf der Blartunterseite sackfSrmig hervortreten k6nnen. Der Gallenbereich an der Blattoberseite ist aufgehellt und liif~t eine spaltfSrmige Offnung erkennen, die yon einem fein- behaarten Wulst umgeben ist. Die Innenfliiche der Galle ist mit groflen keulenfSrmigen Haaren besetzt. Blattrand und -fl~iche kSnnen stark deformiert sein. Befallene Friichte zeigen unregelm~iflige, wulstig umrandete Ein- senkungen (ENGEL, 1973; FRITZSCHE, 1964; JEVVSON u. Mitarb., 1975).

Diptacus gigantorbynchus (Nalepa) Synonyma: Diptilomiopus prunorum, Epitrimerus giganthor- byncbus, Phyllocoptes gigantborbynchus, Rbyncaphytoptus giganthorhynchus, Trimerus giganthorhynchus. Wirtspflanzen: Prunus armeniaca, P. avium, P. cerasus, P. domestica, P. persica, P. spinosa. Schadbild: Bei starkem Befall verf{irben sich die Bliitter (Kirschen) oliv bis hellbraun, hiiufig ist auch eine kahn- f6rmige Deformierung zu beobachten. Das Laub der Triebspitzen kann schon ab August abfallen (JEPPSON U. Mitarb., 1975; SCHLIESSKE, 1977, 1980).

BEERENOBST Acalitus essigi (Hassan), Brombeermilbe Synonyma: Aceria essigi, Eriophyes essigi. Wirtspflanzen: Rubus fruticosus, R. idaeus. Schadbild: Der Schaden wird erst 2 bis 3 Wochen vor der Ernte sichtbar. Befallene Brombeeren erreichen nicht die Schwarzf~irbung der Reife, sondern.bleiben rot. H~iufig sind auch nut einzelne Teilfriichte einer Beere nicht ausgefiirbt. Schw~icher befallene Friichte, die noch reifen, fallen dutch geringe Siifligkeit auf. Viele der vorzeitig gereiften Beeren vertrocknen und bleiben his zum fol- genden Friihjahr am Strauch h~ingen (ALFORD, 1979; BORGMAN, 1950; KLINGLER, 1961; KRCZAL, 1969).

Cecidophyopsis ribis (Westwood), Johannisbeergallmilbe Synonyma. Cecidophyes ribis, Eriophyes ribis, Phytoptus ribis. Wirtspflanzen: Ribes alpinum, R. aureum, R. nigrum, R. rubrum, R. sanguineum, R. uva-crispa. Schadbild: Blatt- und Bliitenknospen schweUen an (Rundknospen). Der Austrieb findet nur unvollkommen start. Aus befallenen Knospen sich entwickelnde Bliiten sind nicht vollst~indig ausdifferenziert, die Bl~itter sind kleiner und zeigen eine unregelm~iflige Form. Ein grofler Teil der vergallten Knospen trocknet ein (Verkahlung der Triebe). Unterhalb der geschiidigten Knospen 'k6nnen sieh Seitentriebe ausbilden, so daf~ es zu einer ,,Hexenbe- sen"-Bildung kommen kann. C. ribis ist Vektor des vir6sen Atavismus der Schwarzen Johannisbeere (currant reversion). An R. rubrum weisen die Bl~itter bei starkem Befall Nekroseerscheinungen auf und fallen vorzeitig ab (JAcoB, 1976; KmGHT U. Mitarb., 1974; KRCZAL, 1964; STEINBORN U. Mitarb., 1981).

Cecidophyopsis selachodon van Eyndhoven Synonyma'. Cecidophyes selachodon. Wirtspflanze: Ribes rubrum. Schadbild: Die Rundknospen sind wesentlich kleiner als die durch C. ribis verursachten an Schwarzen Johannis- beeren und k6nnen deshalb leicht iibersehen werden. Der Bliitenansatz kann auf~ergew6hnlich stark sein, dazu im Gegensatz steht eine nur schwache Belaubung. Die Bliitentrauben sitzen in dichten Biischeln an den Trie- ben. Sie sind sehr kurz und haben nut kleine Blfiten. Bliitentrauben und Bl~irter sind vielfach nut an der Trieb- spitze zu finden. Auch hexenbesenartige Ver~inderungen kommen vor (EYNDHOWN, 1967).

Epitrimerus trilobus (Nalepa) Synonyma: Cecidophyes trilobus, Trimerus trilobus.

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124 J. SCHLIESSKE" Die wirtschaftlich wichtigsten Gallmilbenarten

Wirtspflanzen: Sambucus nigra, S. racemosa. Schadbild: Die Fiederr/inder der Spitzenbliitter eines Triebes sind eng nach oben eingerollt. Die Blatffliiche ist dadurch stark verkleinert. Die Fiedern ~ilterer B1/itter zeigen hiiufig eine Kriiuselung, Furchung oder Beulung. Nach stiirkerem Befall k6nnen die Blattfl~chen auch 16ffelartig nach aufw/irts gebogen sein (Scm.IESSIIE, 1982).

Pbyllocoptes gracilis (Nalepa), Himbeerblattmilbe Synonyma: Aceria gracilis, Cecidophyes gracilis, Eriophyes gra- cilis, Phyllocoptes par'viflori. Wirtspflanzen: Rubus fruticosus, R. idaeus. Schadbild: Auf befallenen Frhchten erscheinen helle Flecke, die dutch das Fehlen der Fruchtbehaarung, als Folge des Besaugens, verursacht werden. Auf den Blatt- unterseiten ist die Ausbildung der Behaarung ebenfalls stellenweise gehemmt. Den haarlosen Stellen der Blatt- unterseite entsprechen hellgriine Flecken auf der Blatt- oberseite (Verwechslung mit Virussymptomen m6glich!) (DOMES, 1957; FRITZSCHE, 1964; GORDON, 1981; J~vv- SON u. Mitarb., 1975).

SCHALENOBST Pbytocoptella avellanae (Nalepa), Haselnuflknospengall- milbe Synonyma: Acarus pseudogallorum, Eriophyes avellanae, Pby- toptus avellanae, P. coryligallorum, P. pseudogallorum. Wirtspflanze: Corylus avellana. Schadbild: Besonders die Terminalknospen entwickeln sich zu den auffiilligen Rundknospen, deren Gewebe knorpelig fest sowie r6tlich verf~rbt ist. Gesch~idigte K~itzchen werden hart und spr6de und bringen nur kleine, minderwertige Pollen hervor. Bei weniger befal- lenen Knospen ist eine Deformation nur an den ~iuBeren Deckbl~ittern festzustellen. Aus diesen Knospen hervor- gehende Triebe sind verunstaltet und schwach entwik- kelt. Befallene weibliche Bliitenknospen fruchten nicht (FRITZ$CHE, 1964; JEPPSON U. Mitarb., 1975; KRCZAL, 1963).

Eriophyes erineus (Nalepa), Walnuflfilzgallmilbe Synonyma: Aceria tristriata erinea, Eriophyes tristriatus erinea, Phytoptus tristriatus erinea. Wirtspflanze: Juglans regia. Schadbild: Auf der Blattunterseite weif~e Filzrasen, die durch die Blattadern begrenzt werden und dadurch vier- eckig erscheinen. Auf der Blattoberseite buckelartige Emporw61bungen (FRITZSCHE, 1964; JEPP$ON n. Mit- arb., 1975).

Eriopbyes tristriatus (Nalepa) Synonyma: Aceria tristriata, Pbytoptus tristriatus. Wirtspflanze: Juglans regia. Schadbild: In den Bkittern r6tliche, kn6tchenartige, harte Gallen von 1--2 mm Durchmesser. Sie linden sich vorzugsweise entlang der Mittelrippe oder st~irkerer Blattadern. Bei starkem Befall sind sie aber auf der gesamten Lamina zu finden, die verdreht und deformiert sein kann (FRITZSCHE, 1964; JEVVSON U. Mitarb., 1975).

Zusammenfassung Die wirtschaftlich wichtigsten Gallmilbenarten der Obstge-

hi~lze in der Bundesrepublik Deutschland wurden aus den Jah- resberichten (1969--1981) der Pflanzenschutzdienste der Liin- der zusammengestellt. Cecidophyopsis ribis an Schwarzen Joh- annisbeeren war mit 37 % der Meldungen die am h/iufigsten genannte Gallmilbe, gefolgt yon Eriophyes erineus an Walnufl mit 12 % und Aculus fockeui an Sauerkirschen mit 10 %. Es werden 16 schiidigende Gallmilbenarten der einheimischen Obstgeh61ze anfgeftihrt und die yon ihnen verursachten Schad- symptome beschrieben.

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A. Kuma: Zur Ausbreitung und Biologie 125

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Anschrift des Verfassers: Dr. J. 8CHLIESSKE, Amt f. Land- u. Wasserwirtschaft Itzehoe, Abt. Pflanzenschutz, Hauptstraf~e 108, 2084 Rellingen.

Anz. Schiidlingskde., Pflanzenschutz, Umweltschutz 56, 125--128 (1983) @ 1983, Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg ISSN 0340---7330 / InterCode: ASUMDT

Aus dem Institut fiir Forstentomologie und Forstschutz der Universitdt fiir Bodenkultur in Wien

Zur Ausbreitung und Biologie der Nordamerikanischen Thujenminiermotte, Argyresthia thuiella Packard (Lep., Argyresthiidae) in 0sterreich Von A. KURIR

Mit 2 Tabellen

Abstract Studies on distribution and biology of the North American Arborvitae Leaf Miner, Argyresthia tfiuiella Packard (Lop., Argyresthiidae) in Austria

During the last 12 years Arborvitae Leaf Miner (Argyrestbia tbuiella) was imported from North America to Western- and Central-Europe (1971 the Netherlands, 1975 Federal Republic Germany and 1976 Austria) on Thuja occidentalis L, (Cupres- saceae). In Lower Austria and Vienna there is a tendency rapid to the east, through the dominate westerly winds. F~dgh-time took 27 days, moth-slip was 5--10b in the morning; maximum about 5--6 h. Index of sexus was displated in favour of the males (51.7----66.7%). The moths fed with water-honey showed a longaevitas of 1--15 days maximum about 4 days, and fed with pure water of 8 days. Attack-degree (variational limit) amounted to 2.6---24,5 %. The parasitism-role (Necremnus sp., Eulop~tldae) was between 1.2 % and 15.7 %. In :he labor;ttory chemical-therapeutics in spray form were .v~..thout effect. Author's opinion is that this eminent exotic mlunous insect must already be calculated as a part of the European fauna.

1. Einleitung Seit 1976 tritt die eingeschleppte Nordamerikanische

Thaienminiermotte: Argyrestbia tbuiella in Osterreich auf dem Lebensbaum Thuja occidentalis L. (Cupressa- ceae).auf. Ihr erstes Vorkommen wurde im Tullnerfeld in Niederrsterreich, siidlich der Donau, festgestellt (KuRIR, 1981).

Ausgehend yon diesem Befallsherd erfolgten zuniichst 2 Jahre hindurch (1978--79) Untersuchungen zur Festle- gung des Verbreitungsareals des neuen Schiidlings. Die biologische Forschung begann 1981 mit einem For: schungsprojekt auf breiterer Basis, denn ab 1979/80 stand fest, dab der Schiidling vom Tullnerfeld aus sich rapid in 6stlicher Richtung ausbreitete. Schuld daran tragen die im Osten Clsterreichs herrschenden Aufwinde aus dem Westen, die eine Versehteppung der ziertichen

Falter im Mai in den Bereich von ganz Grof~-Wien und iiber die Donau ermrglichten. Als neue Befallsgebiete wurden 1978 Bisamberg und Korneuburg, 1979 der Osten yon Wiezl und Strebersdor~ sowie 1980 Schwechat festgestellt.

Im folgenden soil nach einer kurzen Betrachtung der Thuja-Sch~dlinge in Nordamerika das zur Zeit tiber A. thuiella in Europa Bekannte dargestellt werden.

2, Blattminierer von Thu]a occidentalis in Nordamer ika

A.S. PACKARD (1839--1905), Prof. d. Zool. u. Geol. d. Brown Univ. in Providence (Rhode Island), entdeckte 1871 im Nordosten der USA, in Massachusetts, Argyres- thin thuieUa erstmalig als Blattminierer in Thuja occiden- talis und heschrieb sie, jedoch nicht unter dem heute geltenden Namen Argyrestbia, sondern als BuccuIatrix (PACKARD, 1871); er ordnete sic in die Faro. Tineidae ein und gab ihr auch den Vulg~irnamen ,,the cedar tineid". 10 Jahre danach schrieb er (PACKARD, 1881) wieder eine Abhandlung, die neben der Beschreibung der Imago sowie biologischen Daten auch eine Mitteilung fiber einen Puppenparasiten, den er zur Gattung Eulophus stelke, enthielt. Lord W^LSnqGHA~ gelang es 1890 im Zuge der Forschung iiber die Gattung Argyrestbia eine 2. Miniererart in den Schuppenbl~ittern yon T. occidenta- lis zu entdecken und zwar in Dallas (Texas); er gab ihr den Namen Argyresthia freyella --WALSINGHAM, 1890). Auch BRITTON (1932) fand in Connecticut und BROWER (1935) in Central Mayne A. freyella auf T. occidentalis. KREArOrr (1903) entdeckte eine 3.Miniererart in T. ocddentalis und nannte sic Recurvaria thujaeUa. BROWER fand 1953 die 4. Art in T. occidentalis, die er mit Argyres- tbia aureoargentella bezeichnete. FREEMAN (1972) beschrieb in Kanada eine 5. Art als Argyrestbia cana- densis.

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