einfluß der zentralen cholinolytica auf die aktivität der nebennierenrinde

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ANITSettKOVU. POSKALENKO: Einfluß d.zentr.Cholinolyticaa.Nebennierenrinde 89 erkennen. Eher hat man den Eindruck, daß der Abbau der ATP in den Ansätzen mit Strophantin langsamer vonstatten geht. In weiteren Untersuchungen haben wir den Einfluß von Stoff- wechselinhibitoren auf den Kationentransport bei 4 ° C untersucht. Es zeigte sich, daß Cyauid in einer Konzentration von l0 -3 Mol/1, das bei 37 ° C den Kationentransport bei Hühnererythrocyten vollständig hemmt, in der Kälte im Vergleich zur Kontrolle keinen Einfluß auf die Trans- portvorgänge hat. Jodessigsäure in einer Konzentration von 5-10-3Mol/1 vermag jedoch unter diesen Bedingungen den Kationentransportvorgang weit- gehendst zu hemmen, wie aus der Kurve ersichtlich ist, die einen weitaus rascheren Austausch des intracellulären K und Na mit dem Milieu zeigt. Diese Verhältnisse ließen sich über 70 Std unver/~ndert verfolgen. Die Untersuchung der Veränderungen der Nucleotidzusammen- sctzung w/thrend der Inkubationsperiode deckte jedoch Zusammen- h/~nge auf, die im Gegensatz zu den Transportvorgängen zu stehen scheinen. Das S/~ulcnbild zeigt, daß in den Versuchsans~tzen mit Cyanid schon nach 25 Std keine ATP mehr in den Zellen nachzuweisen ist, wä.hrend es gleichzeitig zu einer starken Vermehrung der AMP und be- sonders der IMP kommt. Nach 50 Std sind auch diese Nucleotide bis zum Hypoxanthin, das im Austausch mit dem Suspensionsmedium steht, abgebaut. Während der ganzen Zeit werden die Transport- vorg~nge jedoch unverändert weiter aufrecht erhalten. In Versuchsansätzen mit JES, die eine weitgehende Hemmung der Transportvorg~nge zeigen, verläuft der Abbau der ATP jedoch wesent- lich langsamer. Nach 25 Std ist noch eine betrachtliche Menge ATP nach- zuweisen, die jedoch kleiner als die in den Kontrollansätzen ist; gleich- zeitig nimmt im Vergleich zur Kontrolle der AMP- und der IMP-Gehalt in den Zellen zu. Erst nach 50 Std ist in den Ansätzen mit JES kein ATP mehr nachzuweisen. Diese Untersuchungen legen den Schluß nahe, daß die ATP nicht das alleinige energieübertragende Prinzip zur Aufrcchterhaltung der Kationen- transportvorgänge sein kann. Man muß vielmehr noch andere energie- reiche ~bertr/tger annehmen, die auf bisher nicht bekanntem Wege mit den energiebereitenden Stoffwechselprõzessen zusammenhängen. Unsere Schlußfolgerung findet ihre Stütze in Untersuchungen anderer Autoren wie B. C. TOSTESON, G, GARnóS u. a., die auf andere Weise zu ähnlichen Überlegungen gekommen sind. S. V. A~ITSCHKOVund A. POSKALENKO (Leningrad): Einfluß der zentralen Cholinolytica auf die Aktivität der Nebennierenrinde Während der letzten Jahre haben wir die indirekte Wirkung von neurotropen Stoffen auf die endokrinen Drüsen untersucht.

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ANITSettKOVU. POSKALENKO: Einfluß d.zentr.Cholinolyticaa.Nebennierenrinde 89

erkennen. Eher hat man den Eindruck, daß der Abbau der ATP in den Ansätzen mit Strophantin langsamer vonstat ten geht.

In weiteren Untersuchungen haben wir den Einfluß von Stoff- wechselinhibitoren auf den Kationentransport bei 4 ° C untersucht. Es zeigte sich, daß Cyauid in einer Konzentrat ion von l0 -3 Mol/1, das bei 37 ° C den Kationentransport bei Hühnererythrocyten vollständig hemmt, in der Kälte im Vergleich zur Kontrolle keinen Einfluß auf die Trans- portvorgänge hat.

Jodessigsäure in einer Konzentrat ion von 5-10-3Mol/1 vermag jedoch unter diesen Bedingungen den Kationentransportvorgang weit- gehendst zu hemmen, wie aus der Kurve ersichtlich ist, die einen weitaus rascheren Austausch des intracellulären K und Na mit dem Milieu zeigt. Diese Verhältnisse ließen sich über 70 Std unver/~ndert verfolgen.

Die Untersuchung der Veränderungen der Nucleotidzusammen- sctzung w/thrend der Inkubationsperiode deckte jedoch Zusammen- h/~nge auf, die im Gegensatz zu den Transportvorgängen zu stehen scheinen. Das S/~ulcnbild zeigt, daß in den Versuchsans~tzen mit Cyanid schon nach 25 Std keine ATP mehr in den Zellen nachzuweisen ist, wä.hrend es gleichzeitig zu einer starken Vermehrung der AMP und be- sonders der IMP kommt. Nach 50 Std sind auch diese Nucleotide bis zum Hypoxanthin, das im Austausch mit dem Suspensionsmedium steht, abgebaut. Während der ganzen Zeit werden die Transport- vorg~nge jedoch unverändert weiter aufrecht erhalten.

In Versuchsansätzen mit JES, die eine weitgehende Hemmung der Transportvorg~nge zeigen, verläuft der Abbau der ATP jedoch wesent- lich langsamer. Nach 25 Std ist noch eine betrachtliche Menge ATP nach- zuweisen, die jedoch kleiner als die in den Kontrollansätzen ist; gleich- zeitig n immt im Vergleich zur Kontrolle der AMP- und der IMP-Gehal t in den Zellen zu. Erst nach 50 Std ist in den Ansätzen mit J E S kein ATP mehr nachzuweisen.

Diese Untersuchungen legen den Schluß nahe, daß die ATP nicht das alleinige energieübertragende Prinzip zur Aufrcchterhaltung der Kationen- transportvorgänge sein kann. Man muß vielmehr noch andere energie- reiche ~bertr/ tger annehmen, die auf bisher nicht bekanntem Wege mit den energiebereitenden Stoffwechselprõzessen zusammenhängen. Unsere Schlußfolgerung findet ihre Stütze in Untersuchungen anderer Autoren wie B. C. TOSTESON, G, GARnóS u. a., die auf andere Weise zu ähnlichen Überlegungen gekommen sind.

S. V. A~ITSCHKOV und A. POSKALENKO (Leningrad): Einfluß der zentralen Cholinolytica auf die Aktivität der Nebennierenrinde

Während der letzten Jahre haben wir die indirekte Wirkung von neurotropen Stoffen auf die endokrinen Drüsen untersucht.

90 S.V. A~ITSCHKOV und A. POSKALEI~KO:

Unter diesen Stoffen haben wir gewisse Pharmaka in eine besondere Gruppe abgesondert. Diese Pharmaka haben wir als zentale Cholin- olytica bezeichnet.

Zu den zentralen Cholinolytica gehört eine Anzahl von Ester des Diethylaminoäthanols mit aromatischen Säuren, wie Trasentin, bei uns Diphacil genannt, und einige andere verwandte Verbindungen.

Die zentralen Cholinolytica besitzen neben verhältnismäßig schwä- cheren peripheren noch eine ausgeprägte, eigenartige zentrale Wirkung.

Schon in kleinen Dosen unterdrücken diese Stoffe sowohl die be- dingten als auch gewisse unbedingte vegetative Reflexe. Zentrale Cholinolytica besitzen einen wechselseitigen Antagonismus mit der zen- tralen Wirkung des Nikotins und Arecolins, sowie mit der zentralen Wirkung der Antieholinesterasen.

Diese Wirkung kann demnach als eine Blockierung von zentralen cholinergischen Synapsen betrachtet worden.

Die zentrale Wirkung der Cholinolytiea beeinflußt die endokrinen Drüsen. Eine bedeutende ~Virkung wird auf die Funktion der Neben- nierenrinde ausgeübt.

Unsere Experimente wurden an Rat ten und dezerebrierten Katzen wie auch an nicht narkotisierten Hundert ausgeführt.

Die hormonale Aktivi tät der Nebennierenrinde wurde mittels des Ascorbinsäuregehalts und im Eosinophilentest bestimmt. Bei den Experimenten an t Iunden ~~urde auch eine direkte Bestimmung der Cortieosteroiden im Blute nach C. C. POrTIeR u. R. H. S~LBER unternom- men. Den l~atten wurden Trasentin und die anderen Cholinolytiea i.p. in Dosen von 20 bis 100 mg/kg eingeführt. Nach einiger Zeit wurden die Versuchst:ere ebenso wie die Kontrolltiere dekapitiert und Aseorbin- säuregehalt in der Nebennieren bestimmt.

In jedem Versuch an t~atten wurden je 5 Versuchs- und Kontrolltiere benutzt. Die Gesamtmenge der Aseorbinsäure in den Nebennieren der Rat ten, die Trasentin erhalten hatten, war ausnahmslos geringer als bei den Kontrolltieren (durchschnittlich 340 mg-°/0 gegen 450 mg-°/0).

Die Eosinophilenzahl wurde ebenfalls bei den Versuchs- und den Kontrolltieren bestimmt: Es ergab sieh, daß Trasentin eine Eosinopenie hervorruft. An dezerebrierte Katzen wurde Trasentin in Dosen von 5--10 mg/kg i.v. zugeführt.

Es kam zu einer Eosinopenie bei allen Versuchst:eren. Die direkte Bestimmung der Corticosteroiden wurden an nicht

narkotisierten t tunden durchgeführt. Trasentin wurde in Dosen von 8 mg/kg i.v. verabreicht und die

Hormonbest immung erfolgt im Blute der Vena saphena vor und nach der Trasentin Injektion.

Einfluß der zentralen Cholinolytiea auf die Aktivität der lqebennierenrinde 91

1 S t d nach der I n j e k t i o n war der Gehal t von 17 Oxycor t i cos te ro iden bis zum 7 fachcn gesteiger t .

So s te iger t Transent in , al len unseren Ergebnissen nach, die hormona le F u n k t i o n der Ncbennic renr inde . Ebenso wie Trasen t in wi rken andere von uns un te r such ten Stoffen, so:

1. A p r o p h e n - C h l o r h y d r a t : ~ ,~-Diphenytpropionsäure- f i -d i~ thy lami- noä thy les te r .

2. D i p r o p h e n - C h l o r h y d r a t : ] ) ipheny l th ioess igsäure -~-d ip ropy lamino- ä thy le s t e r .

3. T iphen -Ch lo rhyd ra t : Diphenyl th ioess igsgure- /~-di&thylaminoäthyl- es ter .

U m die Wirkungsweise dieser Stoffe zu bes t immen, h a b e n wir zu- sä tz l iche E x p e r i m e n t e an hypophysen losen Tieren angeste l l t .

Nach der En t f e rnung der H y p o p h y s e h a t T rasen t in keine Eos inopenie be i dezerebr ie r t en K a t z e n mehr zur Folge.

Die zen t ra len Chol inolyt ica wi rken demna c h au f die Nebennieren- r i nde über eine Ve rmi t t l ung der Hypophyscnsek rc t i on .

Die sowjet ischen ~ r z t e haben beobach te t , daß Trasen t in u n d einige ande re zentra le Chol inolyt ica einen gewissen the rapeu t i s chen Effekt bei solchen K r a n k h e i t e n ausüben, bei denen ihre spasmoly t i sche u n d pe r ipheren chol inolyt isehe E igenschaf ten k a u m eine Rolle spielen können .

So wurde z. B. die günst ige W i r k u n g von Trasen t in in Fä l l en von ~Endarterii t is obl i terans , Ar th r i t i s de formans und Schwangerschaf ts - ~oxikose beobach te t .

Es i s t höchs t wahrscheinl ich , daß dieser t he rapeu t i sche Effekt durch d i e W i r k u n g dieser P r ä p a r a t e a u f das Hypophyse -Nebenn ie rem ' inde - s y s t e m bed ing t ist.

Disl~ssion. H. J. SCHÜMÆ~~ (Frankfurt/M.): Ich möchte fragen, ob der Ascorbinsäuregehalt der Nebenniere auch an hypophysektomierten Ratten unter der Einwirkung der Cholinolytiea bestimmt wurde ?

H. REMMER (Berlin): Substituierte Essigsäureester des Di~thylaminoäthanols können die Wirkungen verschiedener Verbindungen, wie z.B. bestimmter Barbitur- säurederivate, erheblich verstärken, indem sie den Abbau solcher Substanzen in der Leber hemmen.

Haben Sie ähnliche Wirkungen bei Experimenten mit den genannten Stoffen beobachtet ?

A. ENGELHARD'r (Ingelheim) : Frage an, ob auch quartäre Derivate der unter- ~uehten Substanzen untersucht wurden.

Schlußwort S. A~ITSCHKOV (Leningrad): Die Versuche mit Hypophysektomie wurden zunächst an dezerebrierten Katzen ausgeführt, bei denen die Ascorbin- säurekonzentration in der Nebenniere kein gutes Merkmal für die Funktion der l~ebennierenrinde darstellt. Daher beschränkten wir uns in diesen Versuchen auf das Auszählen der Eosinophilen.

92 H. HAAS: Beeinflussung der Corticoidausscheidung durch Reizstoffe

Heute stehen uns hypophysektomierte Ratten zur Verfügung, und wir führen an ihnen die Untersuchung über den Einfluß der zentralen Cholinolytica auf die Ascorbinsäurekonzentration in der Nebenniere aus.

Ich bin sehr dankbar für die iibrigen Bemerkungen. Sie unterstützen unsere Vorstellung, daß es notwendig sei, die Frage der Wechselbeziehung zwischen Struktur und Wirkung in der Reihe der,,zentralen Cholinolytica" zu untersuchen.

H. H:~s (Ludwigshafen a . R h . ) : Beeinfiussung der Corticoidausscheidung durch Reizstoffe

Crotonöl, Senföl sowie Terpent inöl nehmen un te r den Reizstoffen, wie frühere Unte r suchungen gezeigt haben (H. HAAS), eine Sonder- s te l lung ein, da sie selbst am hypophysek tomie r t en Tier einen Eosino- ph i lens turz und eine Abnahme des Ascorb insäure-Gehal tes in den Nebennie ren bewirken, während den meis ten Reizstoffen ein g le ichar t iger Effekt nur an normalen Tiefen zukommt . In Ergänzung dieser Befunde wurde der Einfluß der Reizstoffe au f die Cort icoidausscheidung an normalen und h y p o p h y s e k t o m i e r t e n R a t t e n untersucht . F ü r diese Ver- suche u~arden R a t t e n benutz t , bei denen der Gesamtcor t i co idgeha l t im 2 4 S t d - H a r n nach der Methode von t t j . STAUDI~GER u. V. BAUER er- m i t t e l t wurde. Es zeigte sich, daß auch bei unbehande l t en R a t t e n Corticoide im H a r n in Mengen von 55,9J:3,1 y /Tier zu finden sind. Die subp lan ta re I n j e k t i o n von Eiereiweiß, Fo rma l in und Senföl l äß t an nor- malen R a t t e n den Gehal t des H a r n s an Gesamtcor t ico iden unbeeinf lußt . Nach der I n j ek t i on von Crotonöl und Terpent inöl t r i t t eine s ignif ikante Zunahme der Cor t icoidausscheidung im H a r n der Tiere ein. Dies gilt, n ich t nur tür normale Ra t t en , sondern auch fü r 'das t i ypophysek tomie r t e Tier. Die Sonders te l lung«des Crotonöls und des Terpent inöls konnte dem« nach bes t ä t ig t werden. Beim Senföl fand sich, t ro tz der A bna hme des Ascorb insäure -Geha l t es in den Nebennie ren keine ve rmehr t e Ausschei- dung der Gesamtcor t icoide .

Literatur

HAAS, H.: Naunyn-Schmiedeberg's Arch. exp. Path. Pharmak. 232, 320, 544 (1958).

STAVDINGEn, HJ., U. V. BAUEn: Klin. Wschr. 1954, 330.

J. KNOLL (Budäpest): Neue Methode zur Untersuchung der spezifischen Wirkung tranquilisierender Substanzen auf das Zentralnervensystem (Die tranquilisierende Wirkung des 1-Piperidinomethyltetralon-2 (Na 86) und sein Synergismus mit Reserpin)

I n einer vorher igen Pub l ika t ion te i l ten wir mit , daß an R a t t e n ein bed ing te r Reflex mi t T ranqu i l an t i en h e m m b a r ist, der gegen anders- a r t ig wi rkende Subs tanzen wie Nareo t i ca und H y p n o t i c a ziemlich