die vagina als „testis“ des ovariums

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I6, JULI 1926 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 5. JAHRGANG. Nr. 29 I327 tropon. Es zeigte sich, dab das Eisen zwar in L6sung gebracht wird (yon anll~hernd 35 mg% etwa 2o, also etwas mehr als die HMfte -- bei 6 stfindigem Schtitteln des grob zerMeinerten Spinatgemfises), dab aber dieses Eisen nur zum kleinsten Teil Ms Ion vorliegt, son- dern erst durch Veraschung analysierbar wird. Dies stimmt mit der Angabe yon ABDERt~ALI)EN fiberein und widerspricht der Be- hauptllng der Troponwerke Din~lage & Co., dab das Eisen des Spinats die gleiche Reaktion gebe wie das des EiselltroponsU). Das Eisen des Spinats ist vielmehr in einer viel komplexeren Bindung vor- handen. 2 kg frischer Spinat wurde zerkleinert und mit destilliertem Wasser gekocht, das Kochwasser eingedampft und nach Ver- aschung auf Eisen analysiert. Vom abfiltrierten Spinat, der Ieucht noch 890 g wog, wurden Proben zu je ioo g direkt verascht und auf Eisen analysiert, andere 6 Stunden mit 1/10 normaler Schwefel- saute geschfittelt (I) -- z. T. auch erst nach vorherigem Trocknen an dor Luft ulld Zerreibell zll einem feinen Pulver (II). Die Ex- trakte wurdell nach Zusat2 geh6riger Mengen yon Ammonium- oxalat vorsehriftsmliBig mit Platinelektroden elektrolysierL ferner eingedampft, verascht und nach der Methode yon N~UMANN auf Eisen analysiert. Die Ergebnisse warell in mg Fe: Material a) Kochwasser . . . . . . . . b) ioo g gekochter Spinat, ver- ascht . . . . . . . . . . . c) schwefelsaures Extrakt aus ioo g Spinat, direkt elektro- lysiert . . . . . . . . . . d) Dasselbe naeh Elektrolyse verascht . . . . . . . . . e) Extrakt ohne Elektrolyse verascht . . . . . . . . . f) Zweites 6 stiindiges Extrakt g) Rfickstand davoll ..... h) Summe yon e+]+g . . . Bet diesen Analysen erfreute roll Fraulein Hilde Bock. I II Berectmet auf I kg irischen Spinats 22,8 34,0 1,4 21,2 19,6 II 151; 6; 94; 87; 16o 91 21 56 168 ich mich der bewahrten HiKe Zu den Bemerkungen BERGERS sind ebenfalls einige Richtig- stellungell am Platze : was er fiber unzersetzte Hamoglobinpr~parate sagt, trifft in der Tat zu Ifir HOMMELS H~matogell (eine L6sung des bekanntlich haltbaren reduziertell HXmoglobins). dagegell nieht ffir H~matopall; denn dieses Trockenpr~parat ist nur unvollstandig 15slich und wandelt sich rasch in Meth~moglobin urn. Auch die Zersetzung von Wasserstoffsuperoxyd wird dutch dieses Pr~parat in wesentlich schwXcherem Grade bewirkt, Ms dllrch frisches Blur; doch ist wohl der Blutfarbstoff als solcher bei dieser Zersetzllllg weniger ausschlaggebend als die Katalase des Blutes, die ,,H~mase". Viel sicherer ist als charakteristisch ffir Blutfarbstoff die ,,Peroxy- dasewirkung" anzusehen, wie sie z. B. bei der Benzidinreaktion erkellnbar ist ; diese fMlt aber mit Blutwurst ebellso positiv aus wie mi% Irischem Oxyhamoglobin. Literatur: ~) Lehrbueh der physiol. Chemie. -- ~) Pharmazeut. Ztg. 1926, S, 39. DIE VAGINA ALS ,,TESTIS" DES 0VARIUMS. Einige allgemeine Bemerkungen fiber ,,Testieren" und ,,Titrieren" im Zusammenhang mit der Arbeit yon B. Zondek und S. Aschheim in Jg. 5, Nr. 22, S. 979 dieser Wochenschrift. Von Prof. S. LoEwn, Direktor des Pharmakologischen Universit~tts-Instituts zu Tartu-Dorpat. Die Mitteilung yon ZONDEK und ASC~tHEIM dreht sich um ,,Test", ,,Testieren", ,,Testobjekt" und ,,Testmethode". Gleich die ~Tberschrift spricht roll dem ,,Scheidenzyklus der weigen Maus als Testob]elct" ffir Ovarialhormon. Wie man Begriffe sprachlich einkleidet, k611nte gleichgfiltig erscheinen, wenn nicht unscharfe Bezeichnungen so oft unklare Begriffe hinter sich hatten. Ob mall einen Vorgang wie den Seheiden- zyklus, die cyclischen Wandlungell der Vaginalschleimhaut des Nagerweibchens, wirMich Ms Ob]ekt bezeichnen soil, k6nnte vielleicht lloch Ms bloBe Geschmackssaehe betrachtet werden. ZONDEK meint mit ,,Testobjekt" offellbar Testfunktion, und unter ,,Test", ,,Testobjekt" bzw. ,,Testmethode" soil offensichtlich ein biolo- gisches Reagells auf das Vorhandensein einer Wirksubstanz ver- standen werden~ die biologische Reaktion ,,testiert", bezeugt das Dasein der Wirksubstanz; vonder Menge der Wirksubstanz , deren Ermittlung yon anderen zuweJlen auch Testieren genannt wird, ist ganz abgesehen. Im vorliegenden Falle ist das biologische Reagensglas die Maus (bzw. Ratte, Ieerschweill), Reagens ist die Scheidenschleimhaut, und die biologisehe Reaktion auf das Agens Follikelhormon gibt sich in einem besonderen Zustand des Vaginal- inhalts, in dem Auitreten verhorllter Epithelzellen (Sehuppen, naeh ZONI)EK Schollen) zu erkenllen. Mit HiKe dieser biologischell Reaktion haben amerikanische Forscher seit STOCKARD u n d PAPANICOLAOU (1917) am Q das Wirken des Hormons aus den eigenen Follikeln, ALLEN ulld ])OISY, sowie COUERIER (1923), am ~ das des yon allBen einverleibtem Follikelhormolls nach- gewiesen. Solche Testierung ist eine qualitative Reaktion. Es muff JestgesteUt werden, daft sich Zondek und Aschheims Studien nur mit dieser qualitativen Reaktiou be]assen -- die man etwa mit der Ei- weigkochprobe im Harn vergleichell kann. Wie Funktion ulld Obiekt, sind nun auch Qualit•t ulld Quantitiit ganz versehiedene Begri]]skategorien*). Wet sich mit Mengen- angaben wie: ,,viel" oder ,,wellig" begniigen will, kann zur Not auch bet der Kochprobe eine dfiritige Schatzung der EiweiBmenge versuchen; zllr zahlenmi~fiigen AuskunJt verhilft aber erst eilles der quantitativen EiweiBanalysenveriahren. Es ist nun doch wohl nicht mehr bloBe Ansiehtssache, ob man den ]~bergang yon einer Kategorie zu ether allderen, von einem qualitativen zu einem quantitativen Veriahren als blol3e ,,Modi]ikatiou" bezeichnen kann. Nur indem ZONDEK und ASCHHEIM diese ,,1Viodifikation" am Begrifflichen begehell, kSllnen sie es rechtfertigen, dab sie in breiten Teilen ihrer Mitteilung fiber den Naehweis des Foltikel- hormons auch die Verfahren zur Wertbestimmung (Gehaltsbestim- mung, Standardisation, Titration) er6rtern, die NB. ganz unab- hangig yon ZONDEK lllld ASCHHEIMS Fruktifikationen der Allen- und Doisyschen Nachweismethode -- LAQUEUR C.s. ill Amsterdam ulld LOEW]~ c.s. in Dorpat auszuarbeiten bemiiht waren. Vielleicht w~re bet manchell Verwendungen, die der qualitative Ovarialhormon-,,Test" durch ZONDEK und ASCt{I~EIM gefunden hat, eille Berficksichtigung der Kategorie Quantitdt yon Vorteil gewesen: ZONDt~K und ASCI-1HEIM vergleichell z.B. ill all sich sehr belangreicher Fragestellung Gewebsstfiekchen aus verschie- denen Teilen des Ovars mlteinander. Sie lassen jedes derselben ill eille kastrierte Maus eingen~ht seinen Hormoninhalt abgeben und sich dann vom Scheidenabstrich ,,testieren", ob er eill Brunst- bild zu erzeugen vermochte oder nicht. Ersi wellll sic dabei u. a. die eingen~hte Gewebsquantit~it ullter Zuhilfenahme der Wage berficksichtigt h~tten, wi~re ihre bfindige Aussage yon I3elang, nut dieses oder jelles Teilorgall bzw. EntwicMungsstadium des Ovars (z. ]3. Theka, Granulosa) set Tr~ger der Hormonerzeugung. Weir enifernt, hier zu titrieren statt zu testieren, hat ZONDEX das auch dort unterlassen, wo er sich mit pharmakologischer Zufuhr yon t-Iormonzubereitungen besehiKtigt. Hatte ZONDEK die mengell- m~13ige Unverbindlichkeit seiner qualitativen ,,Testate" bedacht, so h~tte er zweifellos auch die yon ihm in mancher anderen Hin- sieht studierten Halldelspr~parate aus Ovar eillmal quantitativ allf ihren ttormongehalt untersucht. Es ware ihm daml wohl ebensowenig wie uns (s. u. a. Zentralbl. f. Gyni~k61. 1925, Nr. 31, und Dtsch. reed. Wochenschr. 1926, S. 312) entgangen, dab z. B. das yon ihm eingeffihrte ,,Ovowop" je therapeutische Einzeldosis einen Gehalt yon o,oo2 peroralell Mituseeinheiten Follikelhormon besitzt, also noeh weniger als andere ~Itere, yon ihm frfiher mit Recht als unwirksam bezeichnete Ovarialpraparate, llnd er hiitte wohl verhiitet, dab es mit dem nichtssagenden qualitativell Testat: ,,Biologisch geprfift" (statt mit dem erforderlichell quantitativen ,,Titrat": ,,Anf einell subhom6opathischen Wirkungswert ein- gestellt") in die Welt kam. Null ist freilieh, das Titrationsproblem nieht so einfach, dab man es in einem sonst ausschlieBlich der qualitativen Nachweis- frage gewidmetell Text durch einen parenthetischen Satz erledigen kanll, der eine bedenklich einfache Hormonmellgeneillheit normierell m6chte: ,,Bet der biologischen Titrierung wird diejenige minimale Hormonmenge als Einheit bezeichnet, die bet subcutaner Zuffihrung das kastrierte Tier in die Brunst**) bringt" (ZONDEK U. ASCHttl~IM, in Jg. 5, Nr. 22, S. 981 dies. Wochenschr., r.u.). Im chemischen Bet- spiel hieBe das etwa : ,,Bet der EiweiBbestimmung im Harn wird der- j enigen Harnverdfinnung ein Gehalt yon o,o i % Eiweil3 zugespr oehen, die beim Kochen eille minimale Trfibung erfiihrt." Bet gr6Berem Bedacht auf das Quantitg.tsproblem hatte man sich wohl auch einmal zu Iragen, welehe Beziehullgen dean null in Wirklichkeit zwischen Hormondosis and Brunstreaktion bestehell, mit anderell Worten, was denn ,,die Brunst" heigt (im chemischen Beispiel: Was unter ,,minimaler Trfibung" zu verstehen set). ZOND]~K *) Vgl. z. B. LOEWE in v. d. Velden-ygolffs Handbuch I, I7O ff. 1926 und Zentralbl. f. Gynltkol. 1926, Nr. 9- **) Von m/r kursiv gesetzt. Der VerL

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I6, JULI 1926 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 5. J A H R G A N G . N r . 29 I327

tropon. Es zeigte sich, dab das Eisen zwar in L6sung gebracht wird (yon anll~hernd 35 mg% etwa 2o, also etwas mehr als die HMfte -- bei 6 stfindigem Schtitteln des grob zerMeinerten Spinatgemfises), dab aber dieses Eisen nur zum kleinsten Teil Ms Ion vorliegt, son- dern erst durch Veraschung analysierbar wird. Dies st immt mit der Angabe yon ABDERt~ALI)EN fiberein und widerspricht der Be- hauptllng der Troponwerke Din~lage & Co., dab das Eisen des Spinats die gleiche Reaktion gebe wie das des EiselltroponsU). Das Eisen des Spinats ist vielmehr in einer viel komplexeren Bindung vor- handen.

2 kg frischer Spinat wurde zerkleinert und mit destilliertem Wasser gekocht, das Kochwasser eingedampft und nach Ver- aschung auf Eisen analysiert. Vom abfiltrierten Spinat, der Ieucht noch 890 g wog, wurden Proben zu je ioo g direkt verascht und auf Eisen analysiert, andere 6 Stunden mit 1/10 normaler Schwefel- saute geschfittelt (I) -- z. T. auch erst nach vorherigem Trocknen an dor Luft ulld Zerreibell zll einem feinen Pulver (II). Die Ex- trakte wurdell nach Zusat2 geh6riger Mengen yon Ammonium- oxalat vorsehriftsmliBig mit Platinelektroden elektrolysierL ferner eingedampft, verascht und nach der Methode yon N~UMANN auf Eisen analysiert. Die Ergebnisse warell in mg Fe:

Material

a) Kochwasser . . . . . . . . b) ioo g gekochter Spinat, ver-

ascht . . . . . . . . . . . c) schwefelsaures Extrakt aus

ioo g Spinat, direkt elektro- lysiert . . . . . . . . . .

d) Dasselbe naeh Elektrolyse verascht . . . . . . . . .

e) Extrakt ohne Elektrolyse verascht . . . . . . . . .

f) Zweites 6 stiindiges Ext rak t g) Rfickstand davoll . . . . . h) Summe yon e + ] + g . . .

Bet diesen Analysen erfreute roll Fraulein Hilde Bock.

I I I Berectmet auf I kg irischen Spinats

2 2 , 8

34,0

1,4

2 1 , 2

19,6

II

151;

6;

94;

87;

16o

91 21 56

168

ich mich der bewahrten HiKe

Zu den Bemerkungen BERGERS sind ebenfalls einige Richtig- stellungell am Platze : was er fiber unzersetzte Hamoglobinpr~parate sagt, trifft in der Tat zu Ifir HOMMELS H~matogell (eine L6sung des bekanntlich haltbaren reduziertell HXmoglobins). dagegell nieht ffir H~matopall; denn dieses Trockenpr~parat ist nur unvollstandig 15slich und wandelt sich rasch in Meth~moglobin urn. Auch die Zersetzung von Wasserstoffsuperoxyd wird dutch dieses Pr~parat in wesentlich schwXcherem Grade bewirkt, Ms dllrch frisches Blur; doch ist wohl der Blutfarbstoff als solcher bei dieser Zersetzllllg weniger ausschlaggebend als die Katalase des Blutes, die ,,H~mase". Viel sicherer ist als charakteristisch ffir Blutfarbstoff die ,,Peroxy- dasewirkung" anzusehen, wie sie z. B. bei der Benzidinreaktion erkellnbar ist ; diese fMlt aber mit Blutwurst ebellso positiv aus wie mi% Irischem Oxyhamoglobin.

L i t e r a t u r : ~) Lehrbueh der physiol. Chemie. - - ~) Pharmazeut. Ztg. 1926, S, 39.

DIE VAGINA ALS ,,TESTIS" DES 0VARIUMS. Einige a l lgemeine Bemerkungen fiber , ,Test ieren" und , ,Ti t r ieren" im Z u s a m m e n h a n g mi t der Arbeit yon B. Zondek

und S. Aschhe im in Jg. 5, Nr. 22, S. 979 dieser Wochenschr i f t .

Von

Prof. S. LoEwn, Direktor des Pharmakologischen Universit~tts-Instituts zu Tartu-Dorpat.

Die Mitteilung yon ZONDEK und ASC~tHEIM dreht sich um ,,Test", ,,Testieren", , ,Testobjekt" und ,,Testmethode". Gleich die ~Tberschrift spricht roll dem ,,Scheidenzyklus der weigen Maus als Testob]elct" ffir Ovarialhormon.

Wie man Begriffe sprachlich einkleidet, k611nte gleichgfiltig erscheinen, wenn nicht unscharfe Bezeichnungen so oft unklare Begriffe hinter sich hatten. Ob mall einen Vorgang wie den Seheiden- zyklus, die cyclischen Wandlungell der Vaginalschleimhaut des Nagerweibchens, wirMich Ms Ob]ekt bezeichnen soil, k6nnte vielleicht lloch Ms bloBe Geschmackssaehe betrachtet werden. ZONDEK meint mit , ,Testobjekt" offellbar Testfunktion, und unter ,,Test", , ,Testobjekt" bzw. ,,Testmethode" soil offensichtlich ein biolo- gisches Reagells auf das Vorhandensein einer Wirksubstanz ver- standen werden~ die biologische Reaktion ,,testiert", bezeugt das

Dasein der Wirksubstanz; v o n d e r Menge der Wirksubstanz , deren Ermitt lung yon anderen zuweJlen auch Testieren genannt wird, ist ganz abgesehen. Im vorliegenden Falle ist das biologische Reagensglas die Maus (bzw. Ratte, Ieerschweill), Reagens ist die Scheidenschleimhaut, und die biologisehe Reaktion auf das Agens Follikelhormon gibt sich in einem besonderen Zustand des Vaginal- inhalts, in dem Auitreten verhorllter Epithelzellen (Sehuppen, naeh ZONI)EK Schollen) zu erkenllen. Mit HiKe dieser biologischell Reaktion haben amerikanische Forscher seit STOCKARD und PAPANICOLAOU (1917) am Q das Wirken des Hormons aus den eigenen Follikeln, ALLEN ulld ])OISY, sowie COUERIER (1923), am ~ das des yon allBen einverleibtem Follikelhormolls nach- gewiesen. Solche Testierung ist eine qualitative Reaktion. Es muff JestgesteUt werden, daft sich Zondek und Aschheims Studien nur mit dieser qualitativen Reaktiou be]assen -- die man etwa mit der Ei- weigkochprobe im Harn vergleichell kann.

Wie Funktion ulld Obiekt, sind nun auch Qualit•t ulld Quantitiit ganz versehiedene Begri]]skategorien*). Wet sich mit Mengen- angaben wie: ,,viel" oder ,,wellig" begniigen will, kann zur Not auch bet der Kochprobe eine dfiritige Schatzung der EiweiBmenge versuchen; zllr zahlenmi~fiigen AuskunJt verhilft aber erst eilles der quantitativen EiweiBanalysenveriahren. Es ist nun doch wohl nicht mehr bloBe Ansiehtssache, ob man den ]~bergang yon einer Kategorie zu ether allderen, von einem qualitativen zu einem quantitativen Veriahren als blol3e ,,Modi]ikatiou" bezeichnen kann. Nur indem ZONDEK und ASCHHEIM diese ,,1Viodifikation" am Begrifflichen begehell, kSllnen sie es rechtfertigen, dab sie in breiten Teilen ihrer Mitteilung fiber den Naehweis des Foltikel- hormons auch die Verfahren zur Wertbestimmung (Gehaltsbestim- mung, Standardisation, Titration) er6rtern, d i e NB. ganz unab- hangig yon ZONDEK lllld ASCHHEIMS Fruktifikationen der Allen- und Doisyschen Nachweismethode -- LAQUEUR C.s. ill Amsterdam ulld LOEW]~ c.s . in Dorpat auszuarbeiten bemiiht waren.

Vielleicht w~re bet manchell Verwendungen, die der qualitative Ovarialhormon-,,Test" durch ZONDEK und ASCt{I~EIM gefunden hat, eille Berficksichtigung der Kategorie Quantitdt yon Vorteil gewesen: ZONDt~K und ASCI-1HEIM vergleichell z .B. ill all sich sehr belangreicher Fragestellung Gewebsstfiekchen aus verschie- denen Teilen des Ovars mlteinander. Sie lassen jedes derselben ill eille kastrierte Maus eingen~ht seinen Hormoninhalt abgeben und sich dann vom Scheidenabstrich ,,testieren", ob er eill Brunst- bild zu erzeugen vermochte oder nicht. Ersi wellll sic dabei u. a. die eingen~hte Gewebsquantit~it ullter Zuhilfenahme der Wage berficksichtigt h~tten, wi~re ihre bfindige Aussage yon I3elang, nut dieses oder jelles Teilorgall bzw. EntwicMungsstadium des Ovars (z. ]3. Theka, Granulosa) set Tr~ger der Hormonerzeugung. Weir enifernt, hier zu titrieren stat t zu testieren, hat ZONDEX das auch dort unterlassen, wo er sich mit pharmakologischer Zufuhr yon t-Iormonzubereitungen besehiKtigt. Hat te ZONDEK die mengell- m~13ige Unverbindlichkeit seiner qualitativen ,,Testate" bedacht, so h~tte er zweifellos auch die yon ihm in mancher anderen Hin- sieht studierten Halldelspr~parate aus Ovar eillmal quantitativ allf ihren t tormongehalt untersucht. Es ware ihm daml wohl ebensowenig wie uns (s. u. a. Zentralbl. f. Gyni~k61. 1925, Nr. 31, und Dtsch. reed. Wochenschr. 1926, S. 312) entgangen, dab z. B. das yon ihm eingeffihrte ,,Ovowop" je therapeutische Einzeldosis einen Gehalt yon o,oo2 peroralell Mituseeinheiten Follikelhormon besitzt, also noeh weniger als andere ~Itere, yon ihm frfiher mit Recht als unwirksam bezeichnete Ovarialpraparate, llnd er hiitte wohl verhiitet, dab es mit dem nichtssagenden qualitativell Testat: ,,Biologisch geprfift" (statt mit dem erforderlichell quantitativen ,,Titrat": ,,Anf einell subhom6opathischen Wirkungswert ein- gestellt") in die Welt kam.

Null ist freilieh, das Titrationsproblem nieht so einfach, dab man es in einem sonst ausschlieBlich der qualitativen Nachweis- frage gewidmetell Text durch einen parenthetischen Satz erledigen kanll, der eine bedenklich einfache Hormonmellgeneillheit normierell m6chte: ,,Bet der biologischen Titrierung wird diejenige minimale Hormonmenge als Einheit bezeichnet, die bet subcutaner Zuffihrung das kastrierte Tier in die Brunst**) bringt" (ZONDEK U. ASCHttl~IM, in Jg. 5, Nr. 22, S. 981 dies. Wochenschr., r.u.). Im chemischen Bet- spiel hieBe das etwa : ,,Bet der EiweiBbestimmung im Harn wird der- j enigen Harnverdfinnung ein Gehalt yon o,o i % Eiweil3 zugespr oehen, die beim Kochen eille minimale Trfibung erfiihrt." Bet gr6Berem Bedacht auf d a s Quantitg.tsproblem hatte man sich wohl auch einmal zu Iragen, welehe Beziehullgen dean null in Wirklichkeit zwischen Hormondosis and Brunstreaktion bestehell, mit anderell Worten, was denn ,,die Brunst" heigt (im chemischen Beispiel: Was unter ,,minimaler Trfibung" zu verstehen set). ZOND]~K

*) Vgl. z. B. LOEWE in v. d. Velden-ygolffs Handbuch I, I7O ff. 1926 und Zentralbl. f. Gynltkol. 1926, Nr. 9- **) Von m/ r kursiv gesetzt. Der VerL

I328 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 5. J A t t R G A N G . N r . 29 16. JULI 1926

meint, es gebe Bur , ,Bruns~" oder ,,Nichtbrunst", alle ~bergangs - s tufen (ira chemischen Beispiel: zweifelhafte Triibungen) g laubt er leugnen zu k6nnen. Das geht nun nicht an, denn wir haben gezeigt: Es gibt tatsiichlich, ie nach der Hormondosis, alle tJber- gdinge, also gerade die yon Zor~ek bestrittenen 1/2-, a/4-Bri~nste usw.*) Auch LAQBEURS Arbei t h~t te bereits ant diese Tatsache aufmerk- sam machen k6nnen. Gerade unser Z~ihlver]ahren ermSglichte den experimentel len 13eweis, dal3 die u der Schuppen a m Zellbilde des Scheidenabstr ichs diese Stulen der Brunstintensit~it und nach Kenntn i s des gleichfalls yon uns er- mi t te l ten ]3ologramms der Beziehungen zur angewand ten Hor mon- menge auch die Hormondpsis zu messen er laubt (s. unsere Mitt. I - - V I ) .

I s t der biologische Erfolg der E inwi rkung einer Wi rksubs tanz in seiner Ausschlaggr6~e zahlenmXgig me~3bar, ist terrier diese Ausschlaggr6Be (ReakfionsintensitXt, Wirkungsst~rke) zahlen- m~3ig variabel, und ist weiter jede dieser Stufen der Reakt ions- intensi t~t in hinreichend gleichm~Biger Weise ether bes t immten , fflr jede Reaktionsintensiti~t anderen Dosis der WirksubstaBz koordiniert , -- ist diese Beziehung zwischen Dosis und Wirkungs- stXrke in ih rem ]3ologramm studier t und festgelegt, Bur dann, dann aber mi t u m so gr6Berer Unan ta s tba rke i t ist eine biologische Ti t r ie rungsmethode gegeben, erst nach solchen besonderen Unter- suchungen ist -- in ZONDEKS Ausdrucksweise -- die ursprfinglich qual i ta t ive Reakt ion zu einem quan t i t a t iven Verfahren ,,modi- fiziert". Sind jene Vorbedingungen aber erfiillt, dann ist es -- und das ist nun ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen Test ieren und Titr ieren -- auch wei tgehend nebens~chlich, was ]i~r eine Wirkungsqualitiit der Pri~Jungssubstanz dem VerJahren zugrunde liegt, was fiir histologiscbe, physiologische Be t rach tungen usw. angesteI l t werden. I m chemischen Beispiel: W a h r e n d eine quali- ta t ive Reakt ion sich bemflht, m6glichst , ,spezifisch" zu sein, kann die quan t i t a t ive Analyse eine ganz unspezifisehe Reakt ion be- Butzen, wenn sie sich nu r vor groben Verwechslungen geschfitzt hat . Oder, noch allgemeinversti~ndlicher ausgedrflckt: Einerlei was ftir spezifische, ,,elekfive", unte r Ums t~nden zahlenmgBig sehr schwer erfaBbare Leis tungen das Foll ikelhormon zu voll- ziehen vermag, gel~nge es n u t zu zelgen: , ,Ein Versuchstier , dem man folI ikeIhormonhalt ige ZubereituBgen vor die Nase h~lt, niest immer nu r ffir jedes G a m m a darin en tha l tenen Foll ikelhormons genau e inmal" , so w~re man im Besitz einer vorzfiglichen Titrier- methode -- auch ohne jegliche Kenn tn i s yon den pha rmako- dynamischen Zusammenh~ngen zwischen Ovar ia lhormon und Niesreflex.

Diese ganz entscheidenden begriffliehen Unterschiede zwischen quali~ativen und quan t i t a t iven Verfahren, zwischen Tes~ieren und Titrieren, muBten einmal nachdriieklich hervorgehoben werden. Denn mit ihrer ErkenBtnis entfallen im vorl iegenden Falle alle generellen Einwendungen, die ZO~D~K aUS seiner qualigativen histologischen und physiologischen Sche idenbruns te r fahrung vor- br ingen zu sollen glaubt. Durchaus f6rderlich k6nnte dagegen seine E r f a h r u n g durch die Mitarbei t an der Ausmerzung der einen oder anderen speziellen Fehlerm6glichkeit des quan t i t a t iven Ver- fahrens sein. t3ei den verwickelten Bedingungen, un te r denen biologische Ti t r ie rmethoden zu arbei ten haben, ist der hierzu er- forderliche Arbe i t saufwand nicht gering, und jeder verdient sich Dank, der da mi t H a n d anlegt. Gerade angesichts unseres Z~.hl- ver fahrens k o m m t nun ZONI)~K der Gedanke an eine solche Fehler- quelle. Den Fehler ve rmuten heiBt ihm sogleich die Unbrauch- barkei t der ganzen Methode folgern. Zwischen dem Gedanken einer FehlermOglichkeit und dem Naehweis eines ~ehlers liegt die experimentel le Priifung der Fehlergr6fle. Wir k6nnen, aus den Ergebnissen reichlicher Arbei t an der 13rauchbarmachung des Z~hlverfahrens sch6pfend, dieses bet ZOND]~K fehlende Bindeglied zwischen Vorausse tzung und Schlul3 einfflgen. Der yon ZONDEK ve rmute t e Fehler , das Mitz~hlen yon Finger- und Vest ibular- schuppen, ist B~mlich in den versehiedeBsten Versuehsanord- nungen experimentelI meBbar**). Wi t werden dariiber ausfiihrlich

*) Im Mittelpunkt unsel'es Verfahrens steht iibrigens die 9[lO-Brunst; das ist von uns deutlich hervorgehoben (z. B. Dtsch. med. Wochensehr. 1926). Warum? WeiI ZONDEKS lO/lo-Brunst nach unseren eingehendea Studlen des physiologisehen und des hormonpharmakologischen 0strus ein vollkomalen schwankender, jede Messung unm6glich machender i;~ragionaler Beg~iJf ist. (Siehe z. B. Dtsch. reed. Woehenschr. ~926, S. 31o u. M6, sowie Zeitschr. f. d. ges. exp. Ned. 1926 , im Er- scheinen.) **) Die beiden in ZONDEK und ASCHHEIMS Mitteilung (S. 984) wiedergegebenen Mikrophotogramme k6nnen wit beim besten Willen nieht Ms das Bedfirfnis naeh experimenteller Priifung der FehlergrOBe befrledigend geiten lassen. W~ren die beiden Vergleichsabstriche nach der Vorschrift unserer Z~Imethode angefertigt, so wOxden sie ganz anders aussehen. Zur Demonstration der FehIergrdfle kmm n~mlieh unmOglich die Vorffihrung der allgemein bekannten qualitafiven Tatsaehe ge- niigen, dab man sich aueh aus den Fingerspitzen verhornte Schuppen wischen kann. Wir halten in pnserer im Druek befindlichen ausffihrlichen Er6rtertmg der Fehler- quellen ZONDEK and ASCHHEIMS Bildern zwei andere entgegen: Untersucl~t

ber ichten (Dtsch. med. Wochenschr . , im Druck); hier wollen wir nu r erw~ihnen, dab man z. 13. u. a. in denkbar einfachster Weise im gleichen Z~ihlpr~parat Finger-, Vestibular- und Vaginalschuppen, jede der 3 Gruppen du tch eine andere histologisehe Tinkfion ge- f~rbt, nebeneinander vor]i~hren und zghlen kann. Die Fehlergr613e bet r~gt naeh solchen Messungen auch bet Ifir uns ungtinsfigster Ver suchsanordnung noch nicht Io%*) .

Dami t wird jede Besorgnis ZO~DE~:S auf Grund seiner Fehler- v e r m u t u n g unn6tig, sowie such die SchluBfolgerung, die so welt geht, dab ZONDEK und ASCHHEI~ am Schlul3 ihrer Mittei lung einfach s~mtliche Ergebnisse nnserer Arbei t als unve rwer tba r bezeichnen m6chten. Wie leichtfertig das w~re, beweis• schon die Bew~hrung unseres Verfahrens in folgenden beiden besonders flberzeugenden F~llen: a) Unser obenerw~hntes Prf lfungsergebnis subhom6opa th i sehen Hormongeha l t s des ,,Ovowop" ist l au t p r iva te r Mittei lung an anderem Orte yon einem angesehenen Forscher ml t anderer experimentel ler Methode ants genaueste best~t igt worden, b) Auch die yon uns erstmalig ermit te l ten Zahlenwerte des Fol l ikelhormongehal ts im Blute des menschliehen Weibes l inden die denkbar beste Best~t igung durch unabh~ngig yon uns ausgeffihrte, kurz nach uns rnitgeteilte Unte r suchungen des auI dem Ovar ia lhormongebie te verdienstvollen R. T. FRANK (Journ. of the Americ. Med. Assoc. 1925, August) . "Er ha t mi t anderen Verfahren den H o r m o n g e h a l t im Blute yon SXuen be- s t immt . Seine Zahlen s t immen mi t den unsr igen geradezu fiber- raschend gu t flberein.

Wir fassen zusammen: i. Testieren und Titrieren unterscheiden sich voneinander wie Funk t ion und Objekt, wie Qualitdit und Quantit~it, wie owes verschiedene physikalische Dimensionen (man wfixe beinahe versucht , zu sagen: wie Geschwindigkeit und Ge- wicht).

2. Daher k6nnen E inwendungen gegen eine biologische Titrier- methode -- wie e twa unsere Z~hlmethode -- nut au] Grund ex- perimenteller Naclvpri~]ung der quantitativen Messung, nicht durch ]~berlegungen aus t~rfahrungen beim qua l i t a t iven Testieren er- hoben werden.

3. Die von ZOND~K ve rmute t e Fehterquetle der , ,Fehtschuppen" ist in ihrer Fehlergrdfle experimentel l prfifbar. Zondek und Asch- heim haben diese Pri~/ung unterlassen, wir haben sie ausge]iihrt und den t"ehler als bedeutungslos erwiesen.

4. Die wei tgehenden SchIuBfolgerungen yon ZONDEK nnd ASCHHEIM tiber die 13rauchbarkeit unserer Arbeitsergebnisse mfissen als zum mindes ten voreilig auis ~ nachdrtickliehste zurtick- gewiesen werden. A n 2 Beispielen der Uberelnstimmung unserer Titrationsergebnisse mit anderweitig gewonnener~ wird (tie Brauch- barkeit und BewShrung unseres Ziihlver]ahrens gezeigt.

E R W I D E R U N G .

Von

B. ZONDEtg u n d S. ASCHHEI~, Ber l in .

Der Unterschied zwischen Testieren und TitriererL zwischen qual i ta t iver und quan t i t a t ive r Methode ist s u c h uns Bieht unbe- kannt . Ohne weiteres geben wir auch zu, dab eine quan t i t a t ive Methode einer qual i ta t iven flberlegen ist. Dies abe t nn r un te r einer Bedingung: Die quantitative Methode muff stimmen.

man gemfiB unserer Vorschrift Abschwemmunge~ (in je 0,2 ccm Wasser) start ein- facher Abstriche, so bleibt -- schon fox das bloge Auge fiberzeugend -- die Abschwem- mung einer noch so kraftigen Wattebauschbearbeitung der Fingerspitzen wasserklar, diejenige einer Auswischung aus ether auch nur halbbrfinstigen Scheide bildet eine optiseh dichtc, mikroerystallinisch flilamernde Milch. DaB ZONDEK und ASCH- tfEIM auf den ersten Blick so besteehende Vergleichsbitder bekommen, liegt also nut wiederum an der Vernachl~tssigung der quantitativen Gesichtspunkte. *) Wohin die Vernachlassigung mengenm~Biger Betrachtung fiihrt, zeigt auch der Einwand, den Z. und A. daraus herleiten, da/3 wi~" Hormon im Frachtwasser fanden. DaB ,,ira Fruchtwasser Ovaria]hormon nicht enthaltea ist", hat Zondek allerdings sohon fr0.her daraus gesehlossen, da] in seinen Versuchen ,,Injektion yon Fruchtwasser", also Einspritzung des unverarbeiteten Ausgangsstoffes, durch die man an der Maus wohl kaum mehr als S ccm ,,tesfieren'* kann, ,,negativ verlief" (Arch. f. Gyn~ikol. 127, 285. I925). Wit haben aber bis 5ooo ccm verarbeitet, deren Hormongehalt in kleinen Volumen angereichert tmd auf diese Weise genau ,,titrieren" k6nnen. -- Die Frage, woher das Hormon unserer Fruchtwasserbefunde stammt und warum der Gehalt verschiedener Fruehtw/isser yon uns so verschieden gefunden wurde, wollen wit bier aus folgenflem Grunde straiten: Wit halten es fOx m6glich, daft der wechselnde Hormonspiegel unserer eigenen Fruchtwassertitrationen sich znm Teil dutch postmortale Hormonwanderung aus der Plazenta erldfirt; aber woher es auch rfihren mag, dab das eine ~'ruchtwassex nut i, eln anderes ausnahmsweise auch einmal xoo ?r je Liter enthfilt, keinesfalls ist es zul~ssig, so wie ZONDEK das tut~ wechseladen ttormongehalt verschiedener Ausgangsstoffe einfach auf Grtmd seiner negativen Befunde bet unzureiehender Versuchsanordnung zu Schlfissen auf die Fehlerbreite unserer Methode zu benutzen.