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Cumarine
Ágnes Alberti
17. 03. 2016
Cumarin* wurde im Jahre 1822 bei Vogel aus den Tonkabohnen
(2-3% Cumarin) isoliert. Das sind die Samen eines in Guayana
heimischen Baumes, Coumarouna odorata Aubl. (Synonym: Dipteryx
odorata Willd.) (Familie: Fabaceae). Nach der Bezeichnung
„Coumarouna“ für die Samen erhielt die intensiv duftende Substanz
den Namen Cumarin. Dieser Name für die Einzelsubstanz ging
später auf die dasselbe Grundgerüst aufgewiesenen Pflanzenstoffe
als Gruppenbezeichnung über.
Cumarine sind intensiv duftend. Sie verleihen dem frischen Heu den
charakteristischen Duft.
Cumarine
*Cumarin: Artefakt, das aus der glykosidischen Vorstufe, dem o-Cumarsäureglucosid beim Trocknen des Pflanzenmaterials entsteht.
In der Pharmazie / Lebensmittelindustrie als Aromatikum verwendet. Wegen des Verdachts auf Karzinogenität wurde seine Verwendung in den 1950er-Jahren verboten.
Neues Interesse: Immunomodulatorisch, direkte Antitumoreigenschaften (Nierenzellkarzinom, malignen Melanom, Prostatakarzinom)
CUMARINE
BILDUNG VON PHENOLEN / CUMARINEN ÜBER DEN
SHIKIMATWEG
Cumarin-Grundgerüst: Benzo-α-pyron / 1,2-Benzopyron
immunomodulierend, Antitumoreigenschaften (beim Nierenzellkarzinom, malignen
Melanom und Prostatakarzinom)
weitere Cumarinwirkungen: analgetisch, antifungal, antioxidativ, choleretisch,
ödemhemmend, sedativ, spasmolytisch, photosensibilisierend
(PEP + Erythrose-4-Phosphat → Shikimisäure → aromtische
Aminosäuren (Phe / Tyr) → Zimtsäure (Hydroxyzimtsäuren)
5
8
6
7
3
2
4
O1
O
COOH COOH
OH
COOH
O Glc
O GlcCOOH
OHCOOH
O O
Kumarin; C9H6O2
E
Z
transz-Fahéjsav o-Kumársavo-Kumársav glikozid
(=Melilotosid)
o-Kumarinsav glikozid Kumarinsav Kumarin
Hidroxiláció Glikozidáció
Izomerizáció
(Enzim)
Enzim spontán
-H2O
BILDUNG DER GLYKOSIDISCHEN CUMARINVORSTUFEN IN DER PFLANZE UND
IHRE UMWANDLUNG IN CUMARIN
ortho-Hydroxylierung der Zimtsäure → Konfigurationswechsel in der Seitenkette
der 2-Hydroxyzimtsäure (photokatalisiert) → cis-Konfiguration (instabil) →
spontane Lactonisierung → Lactongerüst (Cumarine: Lactonderivate der
Zimtsäuren)
7-Hydroxycumarin / Umbelliferon Muttersubstanz für die Mehrheit der
Cumarine
CUMARIN GRUNDGERÜSTE UND IHRE ENTSTEHUNG
Nomenklatur nach IUPAC: 2H-1-Benzopyran-2-on
Cumarine oder 1,2-Benzopyrone: stellen Lactone einer entsprechenden
o-Hydroxycarbonsäure dar
In Lauge öffnet sich der Lactonring (α-Pyron-Ring)
Bildung der o-Hydroxycarbonsäuren; Ansäuern führt zur Rezyklisierung
Cumarine sind meist in der C7 Position substituiert
Ferulasäure
p-Methoxy-Kaffeesäure Kaffeesäure
o-Hydroxyzimtsäure Ferulasäure
Herniarin Aesculetin Scopoletin
CHEMISCHE EIGENSCHAFTEN
Cumarine kommen in zwei Polaritätsstufen vor:
Glykoside von Hydroxycumarinen
Lipophile Cumarine (durch terpenoide Reste substituiert)
Löslichkeit in wässriger alkalischer Lösung und Extrahierbarkeit mit Ether oder Ethylacetat nach Sauerstellen der wässrigen Phase → Isolierung
Lipophile Cumarine sind sublimierbar, oder mit Wasserdampf flüchtig charakteristische Inhaltsstoffe bestimmter ätherischen Öle, z.B. von Citrus-Arten (Agrumenöle).
Bergamottöl, ein wichtiger Bestandteil des Kölnisch Wasser, enthält die lipophilen Cumarine: Bergapten, Citropten, Bergamottin.
intensive Fluoreszenz (UV 365 nm)
Viele Cumarine zeigen intensive
Fluoreszenz (v.a. im alkalischen Milieu)
Stellungsisomere Cumarine können
sich im Fluoreszenzverhalten
grundlegend unterscheiden
(z.B. Aesculin/Cichoriin) UV-365
Umbelliferon
Scopoletin
Herniarin
Hern
iari
ae
herb
a
Melilo
ti
herb
a
Asp
eru
lae
herb
a
Ab
rota
ni
herb
a
Ru
tae
herb
a
KOH
UV-365
Cumarin Herniarin
Umbelliferon
Scopoletin
HYDROXYCUMARINE
Hydroxy- und Methoxy-cumarinaglykone und –glykoside
Pyranocumarine Furano-γ-chromone
(in Ammi visnaga-Früchten)
Biogenetische Zusammenhänge zwischen den Furano- und den Pyranocumarinen:
sie sind Varianten einer durch Isoprenyl substituierten Cumarinstufe.
Prenylierung: In 6-Stellung führt zu den linearen Pyranocumarinen vom Xanthyletintyp
In 8-Stellung führt zu den angularen Pyranocumarinen vom Seselintyp
FURANOCUMARINE
Prenylierung: In 6-Stellung führt zu den linearen Furanocumarinen vom Psoralentyp In 8-Stellung führt zu den angularen Furanocumarinen vom Angelicintyp Die linearen Furanocumarine / Psoralene haben photosensibilisierende
Eigenschaften.
Vorkommen von Cumarinen
• Vorkommen von Cumarinen beschränkt sich auf gewisse
Pflanzen-Familien, doch sind sie über das ganze Pflanzenreich
verbreitet.
Vor allem in der Familie von Apiaceae
Weitere Familien sind z.B. Asteraceae, Rutaceae, Solanaceae
• Cumarine kommen in allen Organen vor.
• Höchster Cumaringehalt:
Daphne odora - Duftender Seidelbast (Thymelaeaceae)
Daphnetin (22%)
WIRKUNGEN VON CUMARINEN
Je nach chemischen Struktur Verschiedene Bioaktivitäten von medizinisch-pharmazeutischem / toxikologischem Interesse
Hepatotoxische und karzinogene Aflatoxine (Cumarinteil)
Antibiotisch: Novobiocin und Coumermycin A1
Cumarinwirkungen sind u. a.: analgetisch, antifungal, antiviral, antioxidativ, antimitotisch, immunmodulierend, choleretisch, ödemhemmend, sedativ, spasmolytisch, photosensibilisierend.
Mit Ausnahme von Cumarin wenige Angaben über Metabolismus und Pharmakokinetik.
Lipophile Cumarine werden vom Magen-Darm-Trakt aus resorbiert, nach Resorption gelangen sie in das Zentralnervensystem.
Sie werden in der Haut abgelagert und gespeichert.
Sie können unbemerkt bleiben (Ausgenommen lineare Furanocumarine der Psoralenreihe – photosensibilisierende Eigenschaften.
Dicumarol: Muttersubstanz vieler synthetischer Antikoagulanzien.
Aflatoxin ist nur formalisch als
Cumarin betrachtet. Biogenetisch
ist es Polyketid mit einem
Cumarinteil.
Cumarin-Derivate in Mikroorganismen,
Bakterien und Pilzen
Aflatoxin-B1
Mykotoxin
(Aspergillus flavus)
Novobiocin
Streptomyces niveus
(Gram+ Bacterie)
Aminocumarin (Benzoesäure-Derivat
+ Cumaringruppe + Novobios
Zuckerteil)
Bedeutung von Aflatoxinen
• Wegen Pilzinfektion gewisser Lebensmittel, z. B. Erdnüsse, Getreide und
Gewürzpaprika, entstehen toxische Verbindungen, sog. Micotoxine.
• Mehrere Sorten (> 20) sind bekannt.
• Ist von groβer Bedeutung für Gesundheit und Wirtschaft!
Akute und kronische Vergiftungen
→ Schädigung der Leber, der Nieren und des Nervensystems
→ kronische Vergiftung: Leberkarzinom
→ sogar tödliche Fälle
• Das betroffene Lebensmittel ist nicht mehr verzehrbar - weder nach
Entfernung der Pilz-Mycelien!!!
• Aflatoxine sind thermostabil!!!
Aflatoxin B1: die letale Dosis beträgt bei Erwachsenn 1-10 mg/kg
Körpergewicht bei oraler Aufnahme → stark giftig!
Nach Aufnahme in Hepatozyten wird Aflatoxin während der Biotransfornation oxidativ in
ein sehr reaktionsfähiges Epoxid umgewandelt, das in den Nucleus eingedringt bildet
Addukte mit der DNA, und verursacht Mutationen und Tumore.
LICHTSENSIBILISIERENDE CUMARINE Photosensibilisatoren:
absorbieren biologisch unschädlichen UV-Bereichs 320–400 nm, induzieren chemische Reaktionen,
zelltoxische Pyrimidindimeren und hochreaktive Radikale werden gebildet → Hautläsionen
Phototoxische Stoffe steigern bei Einwirkung auf die Haut und gleichzeitiger Lichtexposition die Empfindlichkeit der Haut gegen Sonnenbestrahlung:
Photodermatitiden „Wiesendermatitis“
Photodermatitis hervorrufende Arten:
• Gartenraute (Ruta graveolens L.)
• Bärenklau-Arten (Heracleum-Arten)
• Schafgarbe (Achillea millefolium L.)
• Pastinak (Pastinaca sativa L.)
• Engelwurz (Angelica archangelica L.)
• Liebstöckel (Levisticum officinale L.)
• Blätter des Feigenbaums (Ficus carica L.)
• Ammi majus L.
Berloque-Dermatitis: phototoxische Reaktion von Bergamottöl hervorgerufen
nach dem Verreiben von Kölnisch Wasser.
lineare Furanocumarine der Psoralenreihe: Psoralen, Xanthotoxin, Bergapten
LICHTSENSIBILISIERENDE LINEARE FURANOCUMARINE
ENTSTEHUNG ZELLTOXISCHER PYRIMIDINDIMEREN
Photochemotherapie: bei Hauterkrankungen Vitiligo, Psoriasis, Dermatosen Anwendung (peroral/äußerlich) von Xanthotoxin (Ammi majus L.), zusätzliche Bestrahlung mit
langwelligem UV-Licht (UV-A) Als Folge der Reaktion mit der DNA die Melaninbildung erhöht.
Lineare Furanocumarine können mit der DNA reagieren Furanocumarine werden an die Pyrimidinbasen der DNA angelagert → Bei der Bestrahlung mit UV-A werden sie kovalent verknüpft
Bei längerer Bestrahlung entstehen Diaddukte → Verknüpfung der beiden Einzelstränge des DNA-Doppelstränges (Cross-linking) → Replikation und Transkription der DNA verunmöglicht Auch Psoralen-Protein-Photoaddukten können entstehen.
Furanocumarine ( pl. Xanthotoxin = 8-Methoxypsoralen)
Phototoxische Effekte – Wiesendermatitis:
- Rotfärbung der Haut
- Schwellung (Oedema)
- Blasenbildung
- Gewebeschädigung
- erhöhte Pigmentation
24 h
72 h
Mehrere Heracleum-Arten enthalten
Furanocumarine z. B. H. montana in Siebenbürgen.
Riesen-Bärenklau (H. mantegazzianum)
3 m hoche, dekorative Zierpflanze
Im Europa war es etwa 1890 aus dem Kaukasus
eingeführt.
Heracleum-Arten (Bärenklau)
Intensive UV Strahlung und hohe Luftfeuchtigkeit
verstärken die Hautreaktion.
Mikrobiologische Bildung von Dicumarol
Durch schlechte Lagerung verdorbener Steinklee führt, an Rinder verfüttert, zur
sog. „sweet clover disease“. Die erkrankten Tiere zeigen eine schwere
Blutungsneigung, an der sie zugrunde gehen.
Als toxisches Prinzip wurde Dicumarol [3,3′-Methylen- bis(4-hydroxycumarin)]
identifiziert, es ist nicht nativ im Steinklee enthalten (Artefakt).
Bildung von Dicumarol aus cis-o-Dihydrocumarsäure (cis-Melilotsäure) unter dem Einfluss von Schimmelpilzen wie Aspergillus fumigatus. Das C-Atom der Methylenbrücke scheint über ein Formaldehydäquivalent gebildet zu werden. Cumarin ist keine Vorstufe der mikrobiellen Dicumarolbildung.
Dicumarol ist ein Vitamin-K-Antagonist, hemmt die Synthese von Prothrombin,
sowie die Gerinnungsfaktoren VII, IX, X in der Leber
→ Hemmt die Blutgerinnung
Ausgangspunkt zur Entwicklung synthetischer Cumarine mit
gerinnungshemmenden Eigenschaften → Therapeutisch werden
Antikoagulanzien zur Thromboseprophylaxe eingesetzt
Dicumarol als Rhodentizid
Pestepidemien im Mittelalter wurden bei Ratten vermittelt.
Ratten verzehren kein giftiges Futter, wenn die Anderen gleich eingehen.
Dicumarole → die Ratten gehen an Gewebs- und Hautblutungen zugrunde,
Die Verbindungen weisen eine geringe akute Toxizität auf, wirken aber
aufgrund ihrer chronischen Toxizität.
Dicumarol als Chemotherapeutikum
Dicumarol hat antiproliferative Eigenschaften. Die Substanz interagiert mit
Tubulin und hat eine einzigartige, die Mikrotubuli stabilisierende Wirkung, die
diejenige von Taxol synergistisch beeinflusst.
Wirkungen von Dicumarol
Drogen mit einfachen Cumarinen
- Meliloti herba (+ Dicumarol)
- Asperulae odoratae herba (Galiae odoratae herba)
- Hyppocastani semen (Aesculetin)
- Solanaceae-Spezies (Scopoletin)
- Herniariae herba (Herniarin)
- Rutae herba
- Matricaria recutita
- Manna (Fraxin, Fraxetin)
Drogen mit Furanocumarinen - Ammi majus, Pastinaca sativa
Drogen mit Pyranocumarinen - Ammi visnaga
Einordnung der Drogen
Inhaltsstoffe
• Cumarin (0,4–0,9%; Ph.Eur. mindestens 0,3%)
3,4-Dihydrocumarin (Melilotin)
Hydroxycumarine (Scopoletin und Umbelliferon)
• Phenolische Säuren und Glykoside: Kaffeesäure, p- und o-Cumarsäure, Salicylsäure, o-Dihydrocumarsäure (Melilotsäure)
• Flavonoide (Kämpferol- und Quercetinglykoside)
• Triterpensaponine (mit den Aglykonen Melilotigenin und Soyasapogenol B)
Analytische Kennzeichnung
DC-Nachweis (Ph.Eur.) von Cumarin und o-Cumarsäure
Gehaltsbestimmung: Ph.Eur. bestimmt den Gehalt an Cumarin mit der HPLC
In Mitteleuropa und Kleinasien verbreitet. reich verästelter, derber Stängel, dreizählige Laubblätter,
Teilblättchen länglich bis elliptisch geformt, der Rand ist gezähnt,
gelbe Schmetterlingsblüten in einseitswendigen lockeren Trauben
UMBILDUNG VON MELILOTUS-CUMARINEN
Melilotosid bildet sich durch die Wirkung von Enzym + Licht zu Cumarin um.
Cumarin (0,4–0,9%; Ph.Eur. mindestens 0,3%)
3,4-Dihydrocumarin (Melilotin)
Hydroxycumarine (Scopoletin und Umbelliferon)
Cumarsäure
(cis) Cumarsäure-Glucoside
(cis)
H+ Enzym
H+ Enzym
Melilotosid
(o-Cumarsäure-Glucoside (trans)) o-Cumarsäure (trans)
Cumarin
WIRKUNGEN, ANWENDUNG
In der Volksmedizin: als Diuretikum Zubereitungen aus Steinklee
Innerlich gegen Beschwerden bei chronischer venöser Insuffizienz (Schmerzen und Schweregefühl in den Beinen, nächtliche Wadenkrämpfe, Juckreiz und Schwellungen)
zur unterstützenden Behandlung von Thrombophlebitis, von postthrombotischen Syndroms, von Hämorrhoiden und Lymphstauungen.
Äußerlich zur Behandlung von Prellungen, Verstauchungen und oberflächlichen Blutergüssen
entzündungshemmend, spasmolytisch und ödemhemmend
Chronische venose Insuffizienz (CVI): Störungen des venosen Abflusses Symptome:
Knochel und Unterschenkelödeme, Schwere- und Spannungsgefühl oder Schmerzen in den Beinen, die
Erweiterung subkutaner Venen, zusätzliche Hyper- und Depigmentierung der Haut und/oder Induration
(Verhärtung und Verdichtung) des Unterhautgewebes, floride/abgeheilte Geschwüre
Nichtoperative Therapieansatze: Extrakte aus Rosskastaniensamen, Steinkleekraut,
isolierte Flavonoide wie Diosmin, Hesperidin, Rutin
Vorkommen: in kühlen, schattigen Wälder von Europa und Nordafrika
ausdauernde Pflanze, vierkantiger Stängel, quirlig angeordnete, lanzettliche Blätter,
kleine weiße Blüten, endständige, verzweigte Trugdolde
Die frische Pflanze riecht nicht, der Duft entsteht erst beim Anwelken.
Waldmeisterkraut besteht aus den zur Blütezeit
gesammelten und getrockneten oberirdischen
Teilen von Galium odoratum.
INHALTSSTOFFE
• Cumarin (0,4–1,1%), Cumarinvorstufen
• phenolische Verbindungen:
Gallussäure, Kaffeesäure, p-Cumarsäure,
p-Hydroxybenzoesäure, Vanillin
• Iridoidglucoside: Asperulosid
Monotropein
Scandosid
ANWENDUNG
• zum Aromatisieren von Kräuterteemischungen • Durchblutungsstörungen, Venenerkrankungen, Venenschwäche, Hämorrhoiden Die Wirksamkeit bei den beanspruchten Gebieten ist nicht belegt, weshalb eine Anwendung nicht befürwortet werden kann (Kommission E). Verwendung von Cumarin / Waldmeisterkraut ist laut Aromenverordnung in Deutschland verboten. Ausnahme: Herstellung von Maiwein oder Maibowle Höchstgehalt: 5 ppm Cumarin im Getränk (etwa 3 g frischem Waldmeister für 1 l Bowle) Metabolismus: zum ungiftigen 7-Hydroxycumarin (katalysiert durch CYP2A6) in Form der Glucuronid- und Sulfatkonjugate ausgeschieden Metabolismus über toxische Produkte nicht ausgeschlossen werden kann → tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (TDI-Wert): 0,1 mg je kg Körpergewicht 3 Mal höherer TDI-Wert während 1-2 Wochen kein Sicherheitsrisiko darstellt
Hippocastani semen
Rosskastaniensamen
Aesculus hippocastanum L.
Hippocastanaceae
• Aesculetin (Hydroxycumarin) – keimhemmend
• Aesculin (Hydroxycumarin-Glucosid) – Lichtschutz
• Therapie gegen Chronische venose Insuffizienz
Herniariae herba
Bruchkraut / Herniariahirsuta-Kraut
Herniaria hirsuta L. / Herniaria glabra L.
Caryophyllaceae
• Herniarin – antibiotisch
Rutae herba
Gartenrautenkraut
Ruta graveolens L.
Rutaceae
knospentragende oberirdische Teile sind geerntet
Vorkommen: Südeuropa
ausdauernder Halbstrauch
Inhalststoffe: Rutin
Hydroxy-, Methoxy-Cumarine
Furanocumarine
Acridonalkaloide (Karzinogenität)
ätherische Öle
Ammi fructus
Ammi-majus-Früchte
Ammi majus L.
Apiaceae
Vorkommen: in den Mittelmeerländern heimisch
Inhaltsstoffe: Furanocumarine
Bergapten 0,4%, Imperatorin 0,3%, Xanthotoxin (8-Methoxypsoralen) 0,5%
FURANOCUMARINE VON AMMI MAJUS
O OO
R2
R1
R1 R2
H OCH3 Xanthotoxin
OCH3 H Bergapten
OCH3 OCH3 Isopimpinellin
• bei Hauterkrankungen (Vitiligo, Psoriasis, Ekzema, Dermatosen)
PUVA-Therapie:
Anwendung von Psoralene (Xanthotoxin, Bergapten, Isopimpinellin),
zusätzliche Bestrahlung mit langwelligem UV-A-Licht (320-390 nm)
Bei der Bestrahlung mit UV-Licht werden Furanocumarine mit der
DNA in den Epidermiszellen kovalent verknüpft
→ stabile Furanocumarin-Pyrimidin-Addukte
Anwendung von Ammi majus
Inhaltsstoffe
• Furanochromone, insbesondere Khellin (2–4%)
• Pyranocumarine (0,2–0,5%), insbesondere Visnadin
• Flavonoide (Quercetin, Isorhamnetin, Kämpferol) meist in Form ihrer 3-Sulfate
• ätherisches Öl (0,02–0,03%)
Analytische Kennzeichnung
DC-Nachweis von Khellin und Visnagin
Quantitative Bestimmung von Khellin mit Hilfe der HPLC (DAC)
A. visnaga ist ein 1- oder 2-jähriges Kraut
mit fiederteiligen Blättern und schirmförmigen Blütendolden, die Doldenstrahlen
verholzen zur Reifezeit. Die reifen Früchte (Doppelachänen) sind meist in ihre
Teilfrüchte zerfallen.
A. visnaga kommt von den Kanarischen Inseln bis nach Persien vor.
Die Droge stammt aus dem Anbau in Ägypten, Marokko und Tunesien.
R
Samidin
Dihydrosamidin
Visnadin
INHALTSSTOFFE VON AMMI VISNAGA
Furano-γ-chromone
Pyranocoumarine
R1 R2 R3
-OCH3 -OCH3 -CH3 Khellin
-OCH3 -H -CH3 Visnagin
-OCH3 -H -CH2OH Khellol
-OCH3 -OCH3 -CH2OH Ammiol
-OCH3 -OCH3 -CH2O-Glucose Ammiolglucoside
-OH -OCH3 -CH3 Khellinol
-OCH3 -H -CH2O-Glucose Khellenin
O
O
O
R1
R2
R3
O OO
OR
H3C
H3CO C CH3
O
WIRKUNG UND ANWENDUNG
Visnadin, Khellin: Spasmolytisch auf die Koronargefäße, die Bronchien, den Magen-Darm-Trakt, die Gallenwege, die ableitenden Harnwege
Die gefäßdilatierende Wirkung bei niedriger Dosierung durch Blockierung der Ca2+-Kanäle, bei höherer Dosierung auch andere Wirkungsmechanismen
Gemäß Kommission E ist die in der Literatur beschriebene Anwendung von Zubereitungen aus Ammi-visnaga-Früchten (bei Angina pectoris, Asthma, Koronarinsuffizienz, krampfartigen Beschwerden des Unterleibs) nicht ausreichend belegt.
Die Furanochromone Khellin und Visnagin erzeugen unter UV-Bestrahlung bei Vitiligopatienten Hautpigmentierung.
→ KUVA-Therapie: Khellin und UVA-Bestrahlung
Wirkung: durch Hemmung der Adenylatcyclaseaktivität (G-Protein-gekoppelt)
Nebenwirkungen. Photosensibilisierung, die bei den Furanochromonen weniger stark ist als im Falle der Furanocumarine.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!