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KORA Jahresbericht 2017 KORA Bericht Nr. 79 Juni 2018 ISSN 1422-5123

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KORAJahresbericht 2017

KORA Bericht Nr. 79 Juni 2018 ISSN 1422-5123

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KORA Jahresbericht 2017

02

KORA Bericht Nr. 79

KORA Jahresbericht 2017

AutorenAuteursAuthors

Mitarbeitende der Stiftung KORA

BearbeitungAdaptationEditorial

Urs Breitenmoser & Christine Breitenmoser-Würsten

BezugsquelleSourceSource

Als PDF: www.kora.ch

Gedruckt gegen einen Unkostenbeitrag bei Stiftung KORA, Thunstr. 31, CH-3074 Muri+41 (0)31 951 70 40 oder [email protected]

Bakverbindung CH54 0900 0000 8950 6308 5

TitelbildPage de titreFront cover picture

Druck/Imprimerie/Printing

Luchs B628 und Wildschweine fotografiert am 25. Dezember 2017 im Neuenburger Jura © Stiftung KORA

Stämpfli AG, Bern und Wallisellen

Zitiervorschlag/Citation proposée/Suggested citation: Stiftung KORA: Jahresbericht 2017, 24 Seiten

Anzahl Seiten/Pages: 24ISSN 1422-5123© Stiftung KORA Juni 2018

Impressum

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Juli - Dezember 2017

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Inhalt

In eigener Sache ............................................................................................................................................................ 05

1. Tätigkeitsbericht ....................................................................................................................................................... 06

2. Aus den Projekten

Destination Schwarzwald und Schwäbische Alb – Dokumentation einiger Langstreckenwanderer ...................... 10

Zunahme der bekannten Verluste in den Schweizer Luchspopulationen .................................................................... 11

Der Menüplan der Luchse in den Nordwestalpen ......................................................................................................... 12

Eine Luchs Familiengeschichte aus der Schweiz ........................................................................................................... 13

Dank der wieder freigelassenen verwaisten Luchsin HEIA gibt es Reproduktion östlich des Rheins ..................... 14

The Balkan lynx – an Amendment to Appendix II of the Berne Convention ............................................................... 15

Loup y es-tu ? Monitoring opportuniste avec les pièges-photos dans le sud du Jura vaudois et en France .......... 16

Wie den „Wolf” kommunizieren? ...................................................................................................................................... 17

Bär M29 – zu Fuss aus Norditalien ins Berner Oberland ............................................................................................ 18

Goldschakal auf dem Vormarsch ....................................................................................................................................... 19

Auf den Spuren der Wildkatze ........................................................................................................................................... 20

3. Die Stiftung KORA

Administration – Finanzen ................................................................................................................................................ 21

Mitarbeitende .................................................................................................................................................................... 22

Publikationen, Vorträge, Kurse........................................................................................................................................... 23

Dank .................................................................................................................................................................................... 23

Inhalt

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© B. Hofer

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Juli - Dezember 2017

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In eigener Sache

„In eigener Sache“

Seit dem 1. Juli 2017 ist KORA eine in state Stiftung unter der Leitung eines Stiftungsrats, der sich aus Institu-tionen von fünf Kantonen zusammensetzt. Die Stiftung trat formell mit dem Handelsregistereintrag am 11. Mai 2017 in Kraft und hat ihre geschäftlichen Tätigkeiten am 1. Juli 2017 aufgenommen. Die Stiftung steht unter der Aufsicht des Eidgenössischen Departements des Innern. Der Jahresbericht 2017 deckt die ersten sechs Monate der Stiftung ab.

Der Zweck der Stiftung KORA Raubtierökologie und Wildtiermanagement ist „die Erhaltung der Wildtiere, na-mentlich der Raubtiere (Carnivora) in der Kulturlandschaft. Der Zweck der Stiftung wird namentlich verfolgt durch: Erarbeiten von Grundlagen für den Vollzug des Bundesgesetzes über die Jagd und den Schutz wildle-bender Säugetiere und Vögel (Jagdgesetz JSG), den zugehörigen Verordnungen und Konzepten; Beraten und Unterstützen des Bundes und der Kantone beim Vollzug; Beratung und Mitarbeit bei der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und der Umsetzung internationaler Konventionen; Überwachen von Wildtierbeständen, namen-tlich der grossen Raubtiere; Bereitstellen von Information über die erarbeiteten Grundlagen für Bund, Kantone und die Öffentlichkeit. Zu diesem Zweck betreibt die Stiftung ein Forschungs- und Beratungsinstitut. Die Stiftung hat keinen Erwerbszweck und erstrebt keinen Gewinn. Sie ist ausschliesslich gemeinnützig tätig.“ Die Stiftung ist im Kanton Bern als gemeinnützig anerkannt.

1994 wurde der Verein KORA – Koordinierten Forschungsprojekte zur Erhaltung und zum Management der Raubtiere in der Schweiz – gegründet. Die rechtliche Form des Vereins wurde den organisatorischen Anforder-ungen an das Kompetenzzentrum, das vorwiegend Grundlagen für den Vollzug des Wildtiermanagements durch Bund und Kantone erarbeitet, nicht mehr gerecht, namentlich im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit öffentlich-rechtlichen Institutionen.

Dem Stiftungsrat gehören Dr. Britta Allgöwer, Direktorin Natur-Museum Luzern (Präsidentin), Niklaus Blatter, Jag-dinspektor des Kantons Bern, Dr. Doris Bürgi Tschan, Kantonstierärztin des Kantons Solothurn, Dr. Urs Känzig, Leiter Abteilung Naturförderung des Kantons Bern, Christophe Noël, Inspektor für Fauna des Kantons Neuenburg und Dominique Schaller, Vorsteher des Amts für Wald, Wild und Fischerei des Kantons Freiburg an. Die Zusam-mensetzung des Stiftungsrats illustriert auch die Fachbereiche, in denen die Stiftung tätig ist: Wildtiermanage-ment (Jagd), Naturschutz, Tierschutz, Forstwirtschaft, und Öffentlichkeitsarbeit. Die Betriebsleitung der Stiftung wird durch Dr. Urs Breitenmoser (Geschäftsleiter) und Dr. Christine Breitenmoser-Würsten (stellvertretende Ge-schäftsleiterin) sichergestellt.

Am 17. September 2017 trat der Stiftungsrat zur ersten Sitzung zusammen, bei der organisatorische und admin-istrative Fragen im Vordergrund standen. Zudem lernten sich die Mitglieder des Stiftungsrats und die Mitarbei-tenden der Stiftung KORA (Seite 19) nach der Sitzung kennen.

Am 14. Dezember 2017 traf sich der Stiftungsrat mit den KORA Mitarbeitenden im Naturhistorischen Museum Bern zu einem fachlichen Austausch. Die Geschäftsleitung präsentierte einen Überblick zu den Arbeitsgebieten und laufenden Projekten. Ausführlicher vorgestellt und diskutiert wurden das Monitoring der Grossraubtiere als zentrale Aufgabe von KORA, das Monitoring Center, wo künftig der interessierten Öffentlichkeit Informationen zu den grossen Beutegreifern zugänglich gemacht werden soll, und das „Kommunikationsprojekt Wolf“, bei dem zuhanden der Kantons- und Gemeindebehörden ein Konzept zur Information der betroffenen Bevölkerung bei der Rückkehr des Wolfs erarbeite wird. An dieser Tagung nahmen auch eine Delegation des Bundesamts für Umwelt als wichtigster Auftraggeber der Stiftung teil.

Der Jahresbericht ist ein Gemeinschaftswerk des ganzen KORA Teams (Seite 19) – daher sind die einzelnen Be-iträge nicht gezeichnet. Die Kurzbeiträge sind “Highlights”, das heisst kurze Darstellungen bsonderer Ereignisse oder spannender Auswertungen. Unsere Routinearbeit und die wissenschaftlichen Resultate veröffentlichen wir laufend als KROA Berichte auf unserer Website (www.kora.ch), wo auch viele Informationen zu den grossen Raubtieren oder unserer Tätigkeiten zu finden sind.

Britta Allgöwer, PräsidentinUrs Breitenmoser und Christine Breitenmoser-Würsten, Geschäftsleitung

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KORA Jahresbericht 2017

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Tätigkeitsbericht

Tätigkeitsbericht Juli – Dezember 2017

1) Monitoring Grossraubtiere 2017 – 2021, Vertrag mit dem Bundesamt für Umnwelt BAFU

Modul 1: Monitoring Grossraubtiere

Monitoring Basis und Infrastruktur- 5’863 Bilder in die Datenbank KORA Photo eingelesen- Interner Test des KORA Monitoring Center- 200 Fotofallen und Zubehör gekauft und für den Einsatz vorbereitet- 6 Controllingsitzungen durchgeführt

Monitoring Luchs- Abschluss der Fotofallen Durchgänge aus dem Winter 2016/17: Berichte an Behörden zum Gutheis-sen, Veröffentlichen der Berichte, Dank-CD erstellt und an alle eingebundenen Wildhüter, Kantone und private Helfer verschickt

- Planung der Fotofallen Durchgänge für den Winter 2017/18: Besprechung und Optimierung der Standorte, Verteilung der Kontrolle der Standorte, Vorbereitung des Materials

- An 70 Standorten in der Nordost Schweiz und 76 Standorten im südlichen Jura je 2 Fotofallen auf-gestellt und erste Kontrollen durchgeführt

- 519 Zufallsbeobachtungen eingelesen- 21 Verluste eingelesen- 27 Luchsproben extrahiert und 17 Proben genotypisiert- 2 SCALP News verfasst- Arbeit zur Ausbreitungsdynamik des Luchses in den Alpen aufgrund opportunistischer Daten- Luchsdaten aus Italien, Liechtenstein, Deutschland, Österreich, Slowenien und Kroatien für 2016 in die Datenbank integriert.

Monitoring Wolf- 335 Proben für genetische Analysen entgegen genommen und erfasst, davon 249 Proben ans LBC weiter geleitet, Resultate in die Datenbank eingelesen und an Kantone und BAFU kommuniziert

- 993 Zufallsbeobachtungen erfasst- Unterstützung des Kanton Waadt beim opportunistischen Monitoring im südlichen Jura- Unterstützung des Kanton Tessin beim opportunistischen Monitoring südöstlich von Bellinzona im Morobbia Tal

Monitoring Bär- 7 Proben für genetische Analysten erfasst und ans LBC weitergeleitet, Resultate in die Datenbank eingelesen und an Kantone und BAFU kommuniziert

- 10 Zufallsbeobachtungen erfasst- Karte der Einwanderungsroute von M29 erstellt

Monitoring weitere Arten- Erfassen von 4 Sichtbeobachtungen eines Goldschakals, 3 davon mit Foto dokumentiert.- 1 Probe für genetische Analysen erfasst und ans LBC weitergeleitet, Resultate in die Datenbank eingelesen und an Kantone und BAFU kommuniziert

- Karte mit Nachweisen erstellt

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Juli - Dezember 2017

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Tätigkeitsbericht

Modul 2: Beratung Behörden und Ausbildung Vollzugsorgane

- 16 Spezielle Beratungen von und entsprechende Berichte, Karten, Vorträge, u.s.w. an Bundes- und kantonale Behörden

- 9 mal Teilnahme an Sitzungen von Arbeitsgruppen von Bund und Kantonen- 162 neue Publikationen in Datenbank erfasst und in KORA Bibliothek aufgenommen- 4 mal Ausbildung von Vollzugsorganen- Betreuung von 2 Masterarbeiten und 1 Bachelorarbeit- 6 Praktikanten betreut- 3 Zivildienstleistende ins Team integriert

Modul 3: Information und Kooperation- 11 Vorträge gehalten- 17 KORA News aufgeschaltet- 15 Beiträge auf die KORA Website hochgeladen (jeweils auf Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch)

- Grossraubtiertagung für Auftraggeber, Stiftungsrat und Partner durchgeführt- Zahlreiche telefonische Anfragen beantwortet- An zwei Treffen der Oberrheinkonferenz des Expertenausschusses Luchs zu den Themen Monitoring und Genetik teilgenommen

- Erstellen der Verbreitungskarten für Luchs, Bär, Wolf und Goldschakal für die Aktualisierung der Europäischen Verbreitungskarten im Rahmen der LCIE

2) Umsiedlung von Luchsen nach Deutschland, Vertrag mit Bundesamt für Umwelt BAFU

- Vorbereitung des Materials, Erarbeiten einer Fangstrategie- Erstellen eines Katalogs mit für die Umsiedlung ungeeigneten Tieren- Teilnahme an Sitzungen mit dem FIWI und dem BAFU

3) Von einer privaten Stiftung und vom Bundesamt für Umwelt BAFU finanziertes Projekt

Kommunikation mit der lokalen Bevölkerung bei der Etablierung von Wolfsrudeln in der Schweiz- Begutachtung einer CAS Abschlussarbeit zum Thema Wolf und Deutungsrahmen- 10 Gemeindebehörden interviewt- 5 kantonale Jagdverwalter und 5 Wildhüter interviewt- 24 Stunden Interviews auf 480 Seiten Text transkribiert

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KORA Jahresbericht 2017

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4) Von privaten Stiftungen finanzierte Projekte

Projket Luchsprädation auf die Gemse- 373 GPS Location Clusters kontrolliert, 202 Beutetiere gefunden- 99 Gemszählungen durchgeführt- Daten laufend in die Datenbanken integriert und Analysemethoden entwickelt- Jagdinspektorat und Wildhut des Kantons Bern über den Fortschritt des Projekts informiert

Projekt Erhaltung der Luchspopulation in den Nordwestalpen- Bei 4 Luchswürfen 10 von 12 Jungen markiert- 21 Blut- und Gewebeproben aus den Alpen extrahiert, genotypisiert, auf Verwandtschaft und

Inzuchtfaktoren analysiert und in den Stammbaum integriert

Projekt Räumlich explizite Analyse von Struktur und Dynamik der Luchspopulationen- Analyse und Resultate der geschlossenen SECR Modelle- R Routine Entwicklung für offene SECR Modelle

Projekt Pilotstudie Wildkatzen Monitoring- 381 Bilder von phänotypischen Wildkatzen aus dem Durchgang 2017 Jura Nord auf das Indi-

viduum bestimmt- 21 Individuen mit beiden Flanken, 4 linke Flanken und 1 rechte Flanke bestimmt- In der ersten Dezemberwoche 64 Standorte im Jura Süd mit je 2 Fotofallen und einem Lockstock

als Haarfalle bestückt - Bis Ende 2017 bereits 57 phänotypische Wildkatzenaufnahmen

Projekt Wiederbesiedlung und Populationsentwicklung der Wildkatze in der Schweiz- Vorbereitung der Winterfeldsaison- Bestellen von Telemetriematerial- Ausleihe von 5 Kastenfallen bei der forstlichen Versuchsanstalt in Freiburg i.Br.- Herstellen von 5 Kastenfallen- Etablierung der Zusammenarbeit mit Stefan Suter von der ZHAW für das Untersuchungsgebiet

Fanel- Etablierung der Zusammenarbeit mit dem Leiter der Abteilung der Naturschutzgenetik Carsten

Nowak des Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt für die Analyse der ge-sammelten Haarproben

Balkan Lynx Recovery Programme- Balkan lynx listed on Appendix II of the Bern Convention- Lynx pictured in Albanian Alps and Jablanica Mts MK, outside core distribution areas- Working on lynx and roe deer with hunters in Macedonia- Strategy Iteration Meeting in Rubik, Albania

Tätigkeitsbericht

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Juli - Dezember 2017

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5) Kurzfirstige Projekte und Aufträge

- Überwachung der zwei verwaisten Jungluchse CASS und CORA nach deren Freilassung in den Waadtländer Alpen

- Ausbildung von 26 Mitarbeitern des ONCFS in Fang und Narkose von Luchsen- Betreuung einer Masterarbeit zur Schätzung von Rehpopulationen mittels Fotofallen an der Univer-

sität Lausanne- Opportunistischen Fotofallen-Monioring Luchs: 367 Bilder von 195 Ereignissen und 80 ver-

schiedenen Luchsen

6) Aktivitäten der Stiftung

- 27.9.2017 1. Stiftungsratssitzung- Vorbereitung der Übertragung der laufenden Geschäfte, des Inventars und der Arbeitsverhältnisse

an die Stiftung- KORA Tag am 14. Dezember 2017 im Naturhistorischen Museum Bern

© AJF GR & KORA

Tätigkeitsbericht

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KORA Jahresbericht 2017

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Der Luchs

Destination Schwarzwald und Schwäbische Alb – Dokumentation einiger Langstreckenwanderer

In den vergangenen Jahren wurden zunehmend Luchse im südwestdeutschen Raum nachgew-iesen. Dank Fotofallenbildern kann ihr Herkun-ftsort häufig bestimmt werden. So wurde die bisher längste Wanderung eines Luchses in Wes-teuropa dokumentiert: 300 km Luftlinie!

Jenseits der Schweizer Grenze beginnt der Schwarzwald, der sich über knapp 200 km am rechten Rheinufer entlang ge-gen Norden erstreckt. Die Schwäbische Alb liegt östlich vom Schwarzwald und zieht sich gegen Nordosten. Zwischen dies-en ausgedehnten bewaldeten Gebieten und den Schweizer Luchsen liegt der Rhein, begleitet von zahlreichen Autobah-nen, Städten und Dörfern. Sicherlich bedeuten diese (men-schlichen) Barrieren das Ende vieler Wildtierwanderungen.Nichtsdestotrotz finden immer wieder Luchse den Weg nach Deutschland. Dank der Übermittlung von Fotofallenbildern durch Mitarbeiter der FVA (Forstliche Versuchs- und Forschun-gsanstalt Baden Württemberg) fanden wir durch Vergleich mit unserer Datenbank viele bekannte Individuen. Sechs von sieben fotografierten Luchsindividuen aus dem südwest-deutschen Raum erfassten wir bereits zuvor in der nördlichen Schweiz. Im Jahr 2013 wurde der erste Luchs aus der Schweiz in Deutschland nachgewiesen. Bei allen bisher nach Deutschland abgewanderten Luchsen handelt es sich um Männchen, was aufgrund ihres stärker ausgeprägten Dispersals nicht weiter

erstaunlich ist. Weibchen wandern viel zurückhaltender ab, was die Ausbreitung der Population erschwert. Im Januar 2018 wurde ein Luchs im Donautal von einer Foto-falle erfasst. Es stellte sich heraus, dass es B600 ist, welcher erstmals im Februar 2017 am 300 km entfernten La Dôle, am südwestlichen Ende des Schweizer Juras, fotografiert wurde. Das ist die bisher längste dokumentiere Abwanderung eines Luchses in Kontinentaleuropa.Die Karte zeigt die Dispersal der Luchse aus dem Jura und der Nordostschweiz nach Südwestdeutschland: B328 (grau, 70km), B430 (grün, 200 km), B415 (rot, 130 km), Tello (gelb, 200 km), B618 (orange, 185 km), B600 (blau, 290 km). Die Kreise markieren den Ort der Sendermarkierung von B415 und Tello. Für die Nachweise in der Schweiz und in Deutschland siehe untenstehende Tabelle. Das Männchen B430 ist im letzten Winter wieder in die Schweiz zurück gekehrt.

Luchs Letztnachweis CH Erstnachweis DEB328 10/2012 Gempen SO 3/2013 Wutachschlucht SW1

B430 09/2014 Oberdorf BL 2/2015 Hausach SW

B415 05/2014 Grandval BE 4/2015 Simonswald SW

Tello 11/2014 Fischenthal ZH 3/2016 Sigmaringen SA2

B618 06/2015 SO 5/2016 Tuttlingen SA

B600 02/2017 La Dôle VD 1/2018 Sigmaringen SA

1Schwarzwald, 2Schwäbsiche Alb

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Juli - Dezember 2017

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Zunahme der bekannten Verluste in den Schweizer Luchspoulationen

Wir sammeln seit den 1970er Jahren Informa-tionen zu den Verlusten in den Schweizer Luch-spopulationen. 2017 war ein Rekordjahr; noch nie erfassten wir so viele Verluste. Viele der Ab-gänge waren auf menschlichen Einfluss zurück-zuführen.

Nach den Freilassungen in den frühen 1970er Jahren gab es noch kein Konzept Luchs Schweiz, das das Einsenden von toten Luch-sen ans Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin der Universität vorsieht. Wir haben jedoch versucht, alle Informationen zu den bekannten Verlusten in den Schweizer Luchspopulationen zu erfas-sen. Entstanden ist über die Jahre ein aufschlussrei-cher Datensatz mit 236 Einträgen für die Nordwestalpen und 161 für den Jura.Die ersten Verluste gab es bereits kurz nach den ersten Aussetzun-gen sowohl in den Alpen als auch im Jura (siehe Grafik oben). Die bekannten Verluste schwankte in beiden Populationen bis 1995 zwischen null und fünf. Anschliessend stieg diese Zahl parallel zum Anwachsen der Luchspopulation in den Nordwestalpen rasch an und erreichte 1999 mit 17 bekannten Verlusten einen Höchstwert. Die Zahlen für den Jura blieben weiter tief bis 2007. Anschliessen stiegen auch dort die Verluste und erreichten 2017 ein Maximum von 17 Tieren. Mitberücksichtigt sind hier die für Umsiedlungen in die Nordostschweiz, nach Österreich, Italien und Deutschland entnommenen Tiere: 8 Tiere aus den Nordwestalpen 2001-2011 und 17 Tiere aus dem Jura 2003-2017. Da es sich hierbei fast aus-schliesslich um erwachsene Tiere im reproduktionsfähigen Alter

handelt, kann das Entfernen solcher Tiere auch die Genetik der Population beeinflussen. Die genetischen Parameter müssen da-her sorgfältig überwacht werden.Während in den Nordwestalpen mindestens 39% der bekannten Verluste von Menschen verursacht wurden, waren es im Jura 68%. Im Jura fallen vor allem die Verkehrsopfer mit 43% stark ins Gewicht. Diese sind sicher in unserer Stichprobe übervertreten, da überfahrene Luchse öfter gefunden und gemeldet werden. 82% der Verkehrsunfälle wurden von Autos verursacht, 18% von Zügen. Auf der anderen Seite sind natürliche Todesursachen unterver-treten, weil an Krankheit verendete Luchse mit geringerer Wahr-scheinlichkeit gefunden werden. Aber auch Wilderei hat eine hohe Dunkelziffer. Die bekannt gewordenen illegalen Tötungen machen in beiden Populationen rund ein Siebtel der Verluste aus. Sie betreffen am stärksten die mittleren Altersklassen, also die residenten Luchse, die sich fortpflanzen. In den Alpen gibt es mehr natürliche Unfälle als im Jura, wo Lawinen und Erdrutsche keine Bedeutung haben. Verwaiste Jungtiere erscheinen vor allem im Herbst: 78% der be-kannten Waisen wurden in den Monaten September–November aufgegriffen. Die Häufung in diesen Monaten hat zwei Ursachen. Einerseits werden offenbar Junge, die nicht fit sind, von der Mutter vor dem Winter zurückgelassen, andererseits kommt es während der Herbstjagd vermehrt zu illegalen Abschüssen von führenden Weibchen, was zu Kollateralschäden führt, da die noch nicht selbständigen Jungen ebenfalls umkommen oder eingefangen werden, wenn sie in Siedlungen auftauchen.

Der Luchs

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Nordswestalpen Jura

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KORA Jahresbericht 2017

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Der Luchs

Einfluss von Luchsprädation und Jagd auf die Gemse

In vielen Regionen der Schweiz wurden in den letzten Jahren immer weniger Gemsen geschos-sen. Verschiedene Jagdverbände machen sich Sorgen um die Zukunft der Gemse und fordern eine Regulation des Luchses. Aber welchen Ein-fluss hat der Luchs im Vergleich zu anderen Fak-toren, z.B. der Jagd selbst?

In verschiedenen Regionen der Schweiz und im angrenzenden Ausland sind die Jagdstrecken bei der Gemse in den letzten Jahren rückläufig. Dies ist sowohl in vom Luchs besiedelten Re-gionen als auch in Regionen ohne Luchs der Fall. Als mögliche Gründe werden u.a. ungünstige Klimabedingungen, Störungen durch Freizeitaktivitäten, Überbejagung oder Konkurrenz mit an-deren Arten (z.B. Rothirsche, Schafe) genannt. In Regionen, wo der Luchs präsent ist und die Gemse gleichzeitig bejagt wird, stellt sich die Frage, welchen Einfluss beide Faktoren zusammen haben und wie der Luchs bei der Jagdplanung berücksichtigt werden sollte. Das Luchs-Gems-Projekt hat zum Ziel, diese Frage näher zu unter-suchen. Das Projekt läuft von 2015–2018 und wird von mehreren gemeinnützigen Stiftungen sowie vom Jagdinspektorat Bern un-terstützt und von Mitarbeitern von KORA und dem FIWI (Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin, Universität Bern) ausgeführt. Das Jagdinspektorat stellt Daten für die Analyse zur Verfügung und die zuständigen Wildhüter unterstützen die Planung und Durch-führung des Projekts im Rahmen ihrer Kernaufgaben.

Seit 2016 haben wir für das Projekt 4 Luchsmännchen und 6 Luchsweibchen im Berner Oberland mit GPS-Senderh-alsbändern ausgerüstet, um zu untersuchen, wie viele und welche Gemsen sie erbeuten. Gleichzeitig beobachten wir im selben Gebiet 14 ausgewählte Gemsvorkommen mehrmals pro Jahr. Dabei wird festgehalten, wie viele Jungtiere geboren wurden und wie viele den ersten Winter überlebten. Zusam-men mit offiziellen Angaben zu den an anderen Todesursachen gestorbenen und den geschossenen Gemsen entsteht so ein Gesamtbild über die Bedeutung der einzelnen Todesursachen für die Entwicklung lokaler Gemsbestände.Die Feldstudie soll die biologischen Zusammenhänge zwis-chen verschiedenen Mortalitätsursachen untersuchen. Um zu verstehen, welche Faktoren die Gemsbestände in den letzten 50 Jahren beeinflusst haben (z.B. Jagd, Luchs, Wetter, Konkur-renz), analysieren wir auch bereits bestehende Datenreihen des Berner Jagdinspektorats. Solche Analysen von Langzeit-daten können helfen, die Auswirkungen verschiedener Man-agement-Massnahmen (z.B. Luchsregulation, Änderungen in der Jagdplanung) besser abzuschätzen. Zwischen dem 1. Juli und dem 31. Dezember 2017 stellte die Feldarbeit den Hauptanteil der Arbeiten dar. In dieser Zeit wur-den 99 Beobachtungen lokaler Gemsgruppen durchgeführt, 373 Luchs-Aufenthaltsorte kontrolliert und dabei 202 geriss-ene Beutetiere gefunden (davon 60 Gemsen). Die Auswer-tungen werden 2018 stattfinden; das Projekt dauert bis Ende 2018.

© KORA

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Juli - Dezember 2017

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Der Luchs

Eine Luchs Familiengeschichte aus der Schweiz

Von 1988 bis 1998 haben wir im Rahmen einer Luchsstudie im südlichen Jura 31 Tiere mit einem Sender markiert und überwacht. Eines dieser Tier war das Weibchen NINA, das wir 1996 ge-fangen haben. Ihre (genetischen) Spuren führen uns heute bis in die Nordostschweiz.

Am 5. März 1996 fingen wir in einer Kastenfalle am Mont Au-bert das Luchsweibchen NINA, das 1995 zur Welt. Im Alter von zwei Jahren brachte NINA 1997 drei Junge zur Welt. Der Vater ihres ersten Wurfes war der 1993 geborene AMOS, ein Sohn von AMBA und TARO. Da wir 1998 die Luchsstudie beendeten und es noch kein Fotofallen-Monitoring gab, verloren wir die Tiere aus den Augen. Wir hatten aber bereits in den frühen 1990er Jahren angefangen, systematisch Material für genetische Analysen zu sammeln. Dank dieser Proben und in Kombination mit Fotofallen-Bildern konnten wir das Schicksal etlicher der damals mit Sender ausgerüsteten Tiere und ihrer Nachkommen rekonstruieren. NINA wurde am 6. Dezember 2008 im Alter von 13 Jahren und 6 Monaten bei Bevaix im Kanton Neuenburg tot gefunden; sie war angeschossen worden und verendete an den Verletzungen. 2007 erhielten wir vom BAFU den Auftrag, für die Stärkung der Population in der Nordostschweiz noch zwei Luchse im Jura und einen in den Nordwestalpen zu fangen. Als erstes ging im Solothurner Jura am 27.01.2007 das adultes Männchen ZENO in die Falle. Wegen mehrerer Übergriffe auf Nutztiere war er für die Umsiedlung nicht geeignet und wurde wieder freigelas-

sen. Als nächstes ging das Weibchen NOIA in den Nordwest-alpen in die Falle und wurde in die Nordostschweiz gebracht. Das nächste Tier musste ein Männchen sein, wir fingen aber zuerst am 06.04.2007 bei Lomiswil das Weibchen LOMA und liessen sie wieder frei. Am 09.04.2007 tappte das Männchen WERO bei Welschenrohr in die Falle und wurde umgesiedelt. Das dritte Tier musste wiederum ein Weibchen sein. Wir fingen am 14.03.2008 zuerst das juvenile Weibchen MATA und am nächsten Tag seine Mutter ALMA im Kanton Solothurn. ALMA war für die Nordostschweiz geeignet. Genetische Analysen of-fenbarten, dass LOMA und ALMA Schwestern sind und ihre Mutter NINA war.Bereits 2008 hatten sowohl NOIA als auch ALMA in der Nord-ostschweiz Junge. Danach wurde die radiotelemetrische Über-wachung der Luchspopulation in der Nordostschweiz eingestellt und das genetische Monitoring unterbrochen. Im Winter 2008/09 fand dann das erste reguläre Fotofallen-Monitoring statt. Seither konnten wir dank zahlreicher Bilder aus dem deterministischen und opportunistischen Fotofallen-Monitoring das weitere Schick-sal der Familie von ALMA weiterverfolgen. Bis 2016 haben sich neben ALMA bereits fünf ihrer Töchter aus vier verschiedenen Jahren und zwei Grosstöchter erfolgreich fortgepflanzt. Das letzte Foto von ALMA selbst stammt vom Juli 2016 (siehe Foto).Ganz in der Tradition der Familie ist eine Tochter von ALMA in den Pfälzerwald umgesiedelt worden und trägt dort zur Gründung einer neuen Population bei. Vielleicht wandern eines Tages ihre Nachkommen von dort zurück in den Jura…

© M. Brändle

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KORA Jahresbericht 2017

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Der Luchs

Reproduktion östlich des Rheins dank der rehabilitierten Luchsin HEIA

Die nach dem damals gültigen Konzept Luchs Schweiz wieder freigelassene verwaiste Luch-sin HEIA und ein eingewandertes Männchen aus der Luchspopulation in der Nordostsch-weiz führten zur ersten bekannten Reproduk-tionen von Luchsen in Vorarlberg.

Eine Luchspopulation breitet sich nur schwer über starke Bar-rie-ren aus und die natürliche Ausbreitung geht nur zögerlich vor sich. Deshalb sieht das Konzept Luchs Schweiz vor, die Aus-breitung des Luchses durch Umsiedlungen von Luchsen aktiv zu fördern, wenn sich eine entsprechende Möglichkeit bietet. 2001–2008 wurden 12 Luchsen aus den Nordwestalpen und dem Jura in die Nordostschweiz umgesiedelt. Nach einem vorübergehenden Tief im Winter 2004/05 und einer zweiten Umsiedlung in den Jahren 2007 und 2008 erholte sich die Popu-lation. In den vergangenen Jahren gab es diverse Nachweise in den angrenzenden Gebieten, die auf eine Ausbreitung dieser Population hindeuten.Das Luchsweibchen HEIA wurde im Alter von fünf Monaten am 28.10.2011 in Maienfeld im Kanton Graubünden als verwaistes Junges aufgegriffen und in eine Pflegestation gebracht. Die Resultate der genetischen Analysen zeigten, dass dieses Tier aus der Nordostschweizer Population stammte. Die erstarkte HEIA wurde am 21.05.2012 oberhalb des Fangorts wieder frei gelassen und mittels GPS Senderhalsband bis am 05.04.2013 überwacht (rote Punkte in der Karte).

Seit 2015 konnten in Liechtenstein und Voralberg dank dem Einsatz von Foto- und Videofallen, mindesten drei Abwander-ungen von zwei Männchen und einem Tier von unbekanntem Geschlecht aus der Nordostschweiz dokumentiert werden: Die Männchen B242, geboren 2011 und Männchen B548, ge-boren 2016, sowie B460, geboren 2015 (siehe Karte).Der erste mit einem Bild belegte Reproduktionsnachweis östlich des Rheins erfolgte am 08.09.2015 bei Alpspitz in Liechtenstein, wo ein Jäger ein Weibchen mit vier Jung-tieren durch das Fernrohr beobachtete und fotografierte. Da diese Aufnahme über eine sehr grosse Distanz entstanden ist und die Bildqualität gering war, konnten die Luchse an Hand ihrer individuellen Fleckenzeichnung nicht bestimmt werden. Da Alpspitz jedoch nicht weit entfern vom vormaligen Streif-gebiet von HEAI liegt, ist diese Reproduktion möglicherweise auf sie zurückzuführen. Am 23.11.2017 konnte ein Jäger im Vorarlberger Rätikon eine Begegnung zwischen einem Weib-chen mit drei Jungtieren und einem Männchen durch ein Fernrohr filmen. Die Bestimmung der Tiere ergab, dass es sich beim Weibchen tatsächlich um die Luchsin HEIA han-delt. Die bisher dokumentierten Abwanderungen von Luch-sen über grössere Distanzen und/oder Hindernisse betrafen nur männliche Luchse. Die Wiederfreilassung von HEIA in Maienfeld was somit von entscheidender Bedeutung für die Reproduktion des Luchses östlich des Rheins.

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Juli - Dezember 2017

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The Balkan lynx – an Amendment to Appendix II of the Berne Convention

The Balkan lynx is a Critically Endangered sub-species of the Eurasian lynx. Participants of an International Symposium in 2015 discussed the merits of including Lynx lynx balcanicus in Ap-pendix II of the Bern Convention. Albania sub-mitted a respective proposal in 2017, which was adopted by consensus.

Only 20–39 mature individuals of the Balkan lynx remain in Macedonia, Albania and Kosovo, with single individuals oc-casionally dispersing into Montenegro and Greece. The main threats are illegal killing of lynx and ungulates, inadequate wildlife management and habitat deterioration through defor-estation (Photo). It has been included as Critically Endangered subspecies into the IUCN Red List in 2015. KORA has played an active role in the partnership of the Balkan Lynx Recovery Programme since its start in 2006.For non-EU countries, the Convention on the Conservation of European Wildlife and Natural Habitats (Bern Convention) is the most relevant pan-European treaty for wildlife conserva-tion. All Balkan lynx range states except Kosovo are contracting parties. Transboundary cooperation is a leading principle both of the Bern Convention as stressed in its Article 1 and crucial for large carnivore conservation where populations are rarely bound to national borders. The Bern Convention has been very supportive in facilitating the organisation of range-wide meet-ings to work towards the conservation of the Balkan lynx.

In October 2015, the Balkan Lynx Recovery Programme organ-ised an International Symposium in Albania under the auspice of the Bern Convention that was attended by 74 participants from the range countries and beyond. Given its precarious status, participants discussed the inclusion of the Balkan lynx in Appendix II (strictly protected species) of the Bern Conven-tion. The Eurasian lynx (Lynx lynx) – contrary to the brown bear and wolf – is listed on Appendix III (protected species) which leaves more flexibility to parties for management al-though it implies a legal obligation to ensure the conservation of the species listed.In September 2017, the Ministry of the Environment of Al-bania submitted the proposal for listing the Balkan lynx in Appendix II of the Bern Convention. NGOs, particularly BLRP partner PPNEA, and the Albanian government had cooperated in preparing the justification paper. The proposal was subject at the last Standing Committee Meeting of the Bern Conven-tion in December 2017 where it was welcomed and adopted by consensus (see KORA News 12 December 2017). No Res-ervation was made by any contracting party within the three months subsequent to the adoption by the Standing Commit-tee, so as of April 2018, the Appendix II has been amended with Lynx lynx balcanicus (https://rm.coe.int/168078e2ff). It is now up to the national governments in the range coun-tries to become more active for lynx conservation and to make sure that this amendment does not become a “paper tiger”!tiger”!

Der Luchs

© BLRP

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KORA Jahresbericht 2017

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Der Wolf

Loup y es-tu ? Monitoring opportuniste avec les pièges- photos dans le Sud du Jura vaudois et en France

Dans la cadre du monitoring du loup il est pri-mordial de développer des méthodes qui per-mettent de détecter de manière efficace, fiable et peu coûteuse les meutes et de dénombrer le nombre d’individus au sein de celles-ci le plus tôt possible dans l’année.

Pendant les mois de janvier et février 2017, deux observations visuelles de plusieurs loups ont été faites dans le Jura vaudois. Ces observations et la présence de la femelle F19 depuis le printemps 2016 nous ont incités à proposer à La DGE-BIODIV d’effectuer un monitoring opportuniste avec les piège-photos. Le but de l’étude étant de collecter des informations sur le nom-bre minimum de loups présents dans la région y compris d’une éventuelle reproduction.Nous avons également contacté nos collègues français pour connaitre la situation du loup dans la zone limitrophe et le cas échéant de collaborer dans le cadre du monitoring transfron-talier du loup. La zone d’étude comprend la première chaîne du Jura de la Dôle jusqu’à l’Abbaye ainsi que le Grand Risoux côté Suisse (parties des secteurs des surveillants de la faune Patrick Deleury et Dominique Morel) et la zone limitrophe située en France. Trente pièges-photos infrarouges (IR) ont été placés dans le terrain du 17 juillet jusqu’à mi-novembre pour la majorité d’entre eux côté Suisse et 24 sites supplémentaires du 2 et 3 août jusqu’au 8 septembre côté France (voir carte). En Suisse certains sites ont directement été intégrés dans le

monitoring déterministe avec les pièges-photos du lynx dans l’aire de référence du Sud du Jura qui a suivi. Les sites ont été principalement placés le long de chemins forestiers et pédes-tres mais aussi auprès de proies si des bonnes opportunités se présentaient. Les sites ont été contrôlés toutes les deux à trois semaines par les gardes faune et leurs auxiliaires.Parallèlement des échantillons génétiques ont été collectés tout au long de l’année de façon opportuniste avec un accent particulier durant la période hivernale.Une seule détection d’un loup seul a eu lieu le 24.08.2017 au-dessus de Bois d’Amont non loin de la frontière suisse côté France (voir carte). En Suisse, 13 évènements à chaque fois d’un loup seul, ont été répertoriés sur 6 sites qui se situent sur la première chaîne du Jura entre Le Noirmont et Les Monts de Bière (voir carte).Le 23 octobre 2017 vers 22:10 les auxiliaires André Vietti et Philippe Guignard observent deux loups avec un appareil de vi-sion nocturne vers La Rionde Dessous dans le Parc Régional du Jura lors d’une régulation de sangliers.Lors du monitoring déterministe avec les pièges-photos du lynx une détection d’un loup seul a eu lieu le 17.12.2017 vers St.-George et le 29.01.2018 vers Montricher.Lors du monitoring opportuniste sur des proies un loup a été photographié le 24.03.2018 sur une carcasse de biche qu’il avait tuée non loin du Grand Fuey. Le loup a pu être identifié comme étant une femelle sur la base d’une image où les par-ties génitales sont visibles (voir photos).

Grand Fuey, 24.03.2018, © DGE-BIODIV.

Grand Fuey, 24.03.2018, © DGE-BIODIV.

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Juli - Dezember 2017

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Wie den “Wolf” kommunizieren?

Das Wort “Wolf” ruft unterschiedliche Bilder und Emotionen in den Köpfen von Menschen hervor. Für die Kommunikation ist dies eine Heraus-forderung, besonders wo Wölfe neu auftauchen und/oder sich nicht den Erwartungen entsprech-end verhalten.

Seit dem Winter 2012/13 wurden Mitglieder des Calanda-Rudels vermehrt tagsüber und in der Nähe von Dörfern beo-bachtet. Einzelne Tiere kamen dabei bis in die Siedlungen, näherten sich oder gingen an Menschen vorbei. Sie verhielten sich dabei nicht aggressiv, aber die Bevölkerung reagierte verunsichert und hatte Angst, dass solche Wölfe eine Gefahr darstellen könnten. In Regionen, wo Wölfe neu auftreten, führt solches Verhalten oft zu Verunsicherung in der lokalen Bevölkerung. Die Kommunikation ist unter diesen Umständen schwierig, weil Menschen z. T. sehr emotional auf das Thema reagieren, Faktenwissen und Erfahrung (der lokalen Behörden) noch fehlen, die Situation aber rasch von gewissen Exponenten ausgenutzt wird, um Stimmung gegen den Wolf zu machen. Unser Projekt hat zum Ziel, die Rückkehr der Wölfe aus Sicht der Kommunikation zu analysieren und Empfehlungen zu er-arbeiten, wie bei Begegnungen zwischen Mensch und Wolf mit den Menschen vor Ort kommuniziert werden kann. Es ist in erster Linie als Unterstützung der kantonalen Behörden ge-dacht, welche gemäss Konzept Wolf Schweiz für die Informa-tion und Integration der verschiedenen Akteure zuständig sind.

Wir wollen einen „Werkzeugkasten“ entwickeln, verschiedene Kommunikationsmassnahmen mit ihren Vor- und Nachteilen vorstellen und Unterstützung bieten für die Zusammenarbeit zwischen Behörden und Anwohnern. Wir haben dazu Inter-views mit zuständigen Kantonsbehörden, Wildhütern und Gemeindebehörden in sechs Kantonen durchgeführt, um ihre Erfahrungen mit Wölfen und insbesondere ihre Kommunikation zu Wölfen zu untersuchen. Wir analysierten auch vorhandene kantonale Kommunikationsmaterialien und konsultierten die wissenschaftliche Literatur zu diesem Thema. Erste Ergebnisse zeigen, dass sich Kantone wie auch Gemeinden stark unterscheiden in ihren Erfahrungen und ihrer Bereitschaft, Wolfssituationen zu kommunizieren und den Kommunikations-massnahmen, die sie anwenden (z.B. Flyer, Pressemitteilungen, SMS-Dienst für Schafhalter, öffentliche Informationsveran-staltungen). Die Wildhüter sind erste Ansprechperson beim Auftauchen von Wölfen und eminent wichtig als Schnittstelle zwischen den Ämtern und der Bevölkerung. Gleichzeitig haben sie aber eine schwierige Rolle zwischen dem Auftrag, das Ge-setz durchzusetzen und den Ansprüchen aus den Bevölkerung, die an sie herangetragen werden. Die Gemeinden sind in der Kommunikation mit der lokalen Bevölkerung relevanter als er-wartet, ihr Engagement hängt jedoch stark vom Interesse und dem Rollenverständnis des/der Gemeindepräsidenten/präsi-dentin ab. Nicht selten beeinflusst die politische Situation in den Kantonen die Kommunikation bzw. die Möglichkeiten der zuständigen Ämter zu kommunizieren sehr stark.

Der Wolf

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KORA Jahresbericht 2017

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Der Bär

Bär M29 – zu Fuss von Norditalien ins Berner Oberland

26. Mai 2017, Grünenbergpass, Kanton Bern. Ein Schäfer begegnet unvermutet einem Bären. Während der Bär hangaufwärts flieht, kann der Beobachter geistesgegenwärtig mehrere Fotos schiessen – die allerersten Fotos eines wilden Bären im Kanton Bern überhaupt und die erste Beobachtung seit über 194 Jahren.

Der anhand einer Kotprobe aus dem bernischen Gental ge-netisch identifizierte Bär wird von den italienischen Kolle-gen als “M29“ geführt und wurde das erste Mal im Herbst 2014 in der Provinz Brescia in Italien nachgewiesen. Er kam vermutlich im Spätwinter 2013 in der Provinz Trento, im Na-tionalpark Parco Naturale Adamello Brenta zur Welt. Seine Mutter F09 und sein Vater MJ5 leben in dieser Region. M29 wanderte nach der Trennung von seiner Mutter Rich-tung Westen, wurde im April 2016 genetisch erfasst, als er ein Haar an einem geplünderten Bienenhäuschen hinterliess. Von hier an wird seine Wanderung (Karte) spekulativ, da die nächste genetische Identifikation erst im Herbst 2017 im Gental, gelang. Vermutlich überquerte M29 die Schweizergrenze Ende April 2016 westlich des Splügenpasses, wo er auf 2900 Meter von einem Berggänger fotografiert wurde. Anfangs Mai wurden seine Spuren im Val Curciusa und nur wenige Tage später in der Region Thusis gefunden. Am 11.Mai 2016 tappt er bei Trun in eine Fotofalle und rund 10 Tage später wurde er

von einem Autofahrer in der Schöllenen im Kanton Uri beo-bachtet. Zwischen dem 14. Juni 2016 und 22. April 2017 wurde M29 mehrmals im Kanton Uri nachgewiesen. Wo er überwinterte ist nicht sicher, aber Ende März 2017 tauchte er im Kanton Uri auf, wo er am 17.04.2017 in ein Bienenhäuschen einbrach – der bisher einzige bekannte Schaden dieses Bären in der Schweiz. Ende April 2017 fing er an, sich grossräumiger zu bewegen, wurde im Urseren-, Göschenen- und schliesslich Meiental beobachtet. Am 14. Mai 2017 wurden seine Spuren auf dem Sustenpass gefunden; nach 194 Jahren Abwesen-heit war der Bär in den Kanton Bern zurückgekehrt! Am 23. Mai 2017 hinterliess er Spuren auf dem Grünenbergpass im Eriz, wo er am 26. Mai 2017 auch beobachtet und fotografi-ert wurde. Mindestens bis am 11.September 2017 hielt sich M29 im Kanton Bern auf. Neben mehreren Hinweisen im Gental gelang eine spektakuläre Beobachtungvon M29 auf dem Gletscher des Sustenhorns, wo in der Nähe der Tierber-glihütte auch seine Spuren gefunden wurden. Wo er seine Winterruhe verbracht hat, ist unbekannt.M29 ist ein zurückgezogen unauffällig lebender Bär. Hin-weise auf seinen Aufenthaltsort sind selten und oft verge-hen mehreren Wochen, ohne dass er beobachtet wird. In der Zwischenzeit ist er 4 Jahre alt und damit erwachsen.

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Juli - Dezember 2017

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Der Goldschakal ist auf dem Vormarsch

Bis vor einigen Jahren in der Schweiz praktisch unbekannt, rückt der Goldschakal (Canis aureus) vermehrt ins Rampenlicht der Wildtierszene. Im-mer häufiger erreichen uns Meldungen von Gold-schakal-Sichtungen. Der scheue Beutegreifer scheint definitiv auf dem Vormarsch zu sein.

Die ersten sicheren Nachweise eines Goldschakals in der Schweiz erfolgte 2011. Beim Luchsmonitoring passierte ein Goldschakal mehrere Fotofallenstationen von Zweisimmen über Château-d’Oex nach Gruyères. Nach diesen überra-schenden Fotobelegen in der Westschweiz blieb es lange Zeit ruhig, bis 2015 erneut ein Goldschakal in der Surselva (GR) von einer Fotofalle geblitzt wurde. Zwei Wochen nach diesem Fotos schoss ein Jäger unweit der Stelle einen Goldschakal versehentlich auf der Passjagd. Kurze Zeit später passierte einem Wildhüter im Kanton Schwyz dasselbe, als er einen vermeintlich kranken Fuchs erlegte. Die Verwechslungsgefahr zwischen Fuchs und Goldschakal kann bei Sicht- oder Spuren-beobachtungen gross sein, weshalb solche mit Vorsicht zu interpretieren sind. Seither sind Hinweise zu Goldschakalen keine Seltenheit mehr. Eine besondere Häufung von gesicherten Beobachtun-gen zeigt sich im Kaltbrunner Riet. Bereits mehrmals konnte seit dem Sommer 2017 ein Goldschakal vom Beobachtung-sturm aus fotografiert werden. Ob es sich dabei immer um dasselbe Tier handelte, ist unklar. Im August 2017 wurde im

Prättigau erstmals ein Goldschakal genetisch an einem ger-issenen Schaf nachgewiesen. Goldschakale sind bekannt als opportunistische und generalistische Beutegreifer. Ihr Beu-tespektrum überlappt sich mit dem des Rotfuchses. Sie er-nähren sich häufig von kleinen bis mittelgrossen Säugetieren und Aas. Saisonal können sie aber auch auf eine vorwiegend pflanzliche Ernährung umstellen. Die Karte zeigt die Verteilungen der bisherigen Beobachtun-gen. Zwei potenzielle Wanderkorridore scheinen das Seeztal mit der Linthebene und das Rheintal Richtung Surselva zu bilden. Aufgrund ihrer Heimlichkeit und der Fähigkeit, auf ihren Wanderungen enorme Strecken zu überwinden, können sie eigentlich überall auftauchen. Im Herbst 2017 geriet gar ein Goldschakal in eine Fotofalle im französischen Chablais südlich des Genfersees. Bis jetzt sind vermutlich lediglich männliche Tiere in der Schweiz unterwegs. Die nächsten be-kannten Rudel befinden sich im Osten Österreichs und in den Julischen Alpen. Ein gezieltes Monitoring, wie es in Öster-reich zurzeit aufgebaut wird, ist in der Schweiz momentan noch nicht angebracht. Die Stiftung KORA nimmt aber alle Hinweise auf und dokumentiert weiterhin die Ausbreitung dieser spannenden neuen Wildtierart.

Der Goldschakal

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KORA Jahresbericht 2017

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Die Wildkatze

Auf den Spuren der Wildkatze

Die Europäische Wildkatze, die neben dem Luchs die einzige in der Schweiz heimische Katzenart ist, war lange Zeit nahezu oder sogar gänzlich verschwunden. In den letzten 25 Jahren wurde die Art hierzulande wieder vermehrt beobachtet, zunächst vor allem im Jura. Inzwischen gibt es aber zunehmend Hinweise aus ursprünglich nicht besiedelten Gebieten.

Obwohl die geschützte Tierart schon seit einigen Jahrzehnt-en wieder zunehmend in der Schweiz wahrgenommen wird, fehlt mangels eines kontinuierlichen Monitorings ein Über-blick über die genaue Verbreitung und Populationsgrösse der Europäischen Wildkatze. Daher testen wir seit Winter 2015/2016 einen neuen Ansatz für ein Wildkatzenmonitoring mittels Fotofallen. Ziel ist es, das Monitoring der Wildkatze in das bereits seit vielen Jahren etablierte Luchsmonitoring zu integrieren. Nach zwei Durchgängen im Jura Nord begann im Dezember 2017 der dritte Durchgang des Wildkatzenmonitorings paral-lel zum Luchsmonitoring im südlichen Jura. Die Ergebnisse sind vielversprechend; wir können für beide Wildkatzenref-erenzgebiete Dichten schätzen und durch Extrapolation die Grösse der Wildkatzenpopulation im Jura berechnen.Bei der Arbeit mit dieser spannenden Art wurde schnell klar, dass es noch viele offene Fragen in Bezug auf die Rückkehr der Wildkatze gibt. In welche Gebiete werden sich die Wild-

katze noch ausbreiten? Welche Korridore stehen ihr dabei zur Verfügung? Mit welchen Gefahren ist die Tierart konfrontiert, und was können wir tun, um diese zu minimieren? Wir haben unseren Fokus daher auf ökologische Fragen ausgedehnt und im Juli 2017 ein erweitertes Wildkatzenprojekt für drei Jahre begonnen. Wir wollen untersuchen, inwieweit sich Wild-katzen an die moderne Kulturlandschaft anpassen können und wie sich Faktoren wie Fragmentierung der Landschaft, Interaktionen mit Hauskatzen und Effekte des Klimawandels auf die Verbreitung und Ausbreitung der Art auswirken. Das Wildkatzenprojekt versteht sich als integratives Projekt, das eine breite institutionelle Zusammenarbeit anstrebt. In der ersten Projektphase vom 1. Juli bis 31. Dezember 2017 standen vor allem die detaillierte Projektplanung und Vor-bereitung der Feldarbeit sowie die Initialisierung der Zusam-menarbeit mit anderen Institutionen im Vordergrund. Die nächsten Schritte beinhalten Fang und Sendermarkierung von Wildkatzen an der Ausbreitungsfront sowie das Erstellen eines Habitatmodells für die Schweiz, das auch das Mittel-land und die Voralpen einschliesst.

© KORA

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Juli - Dezember 2017

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Administration

Finanzen Juli – Dezember 2017

Ertrag

Öffentliche Hand 367‘265Stiftungen 365‘500Übrige Einnahmen 3‘695

Total Ertrag 736‘459

AufwandMaterial- und Projektaufwand 124‘811Personalaufwand 601‘199Miete und Nebenkosten 18‘526Verwaltungsaufwand 7‘846

Total Aufwand 752‘383

Veränderung Kostenstellenguthaben -15’924

© KORA

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KORA Jahresbericht 2017

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Mitarbeitende

Team

Mitarbeitende:Urs BreitenmoserChristine Breitenmoser-WürstenRoland BürkiAnna Huber-TschanIlona ImoberdorfFlorin KunzTabea LanzRalph ManzLea MarondeAnja Molinari-JobinAndreas RyserSven SignerKristina VogtManuela von ArxMichael WegmüllerFridolin Zimmermann

Zivildienstleistende:Oliver Frey (Oktober-Dezember)Johannes Ryser (September)Aljoscha Schuster (Juni-August)

PraktikantInnen:Kaspar Breitenmoser (August-Dezember)Laureline Meylan (November-Dezember)Charlotte-Anaïs Olivier (Juli-August)Laurent Schlechten (Oktober-Dezember)Lorena Singer (November-Dezember)Stefan Weber (September-Dezember)

MasterstudentInnen:Daniela NaglSven Signer

Freiwillige MitarbeitendeChristine HalidmannGabriela Obexer-Ruff

Fotografische DokumentationLaurent Geslin

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Juli - Dezember 2017

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Publikationen

Kubala J., Smalko P., Zimmermann F., Rigg R., Tám B., Il’ko T., Foresti D., Breitenmoser-Würsten C., Kropil R. & Breitenmoser U. 2017. Robust monitoring of the Eurasian lynx Lynx lynx in the Slo-vak Carpathians reveals lower numbers than officially reported. Oryx DOI: https://doi.org/10.1017/S003060531700076X

Kunz F., Brun L, Zurkinden D., Breitenmoser-Würsten C., Breitenmoser U. & Zimmermann F. 2017. Abundanz und Dichte des Luchses im Berner Oberland Ost: Fang-Wiederfang-Schätzung mittels Fotofallen im Teil-Kompartiment-IVb im Witner 2016/17. KORA Bericht Nr. 77. 21 pp.

Molinari-Jobin A., Kéry M., Marboutin E., Marucco F., Zimmermann F., Molinari P., Frick H., Fuxjäger C., Wölfl S., Bled F., Breitenmoser-Würsten C., Kos I., Wölfl M., Cerne R., Müller O. & Breitenmoser U. 2017. Mapping range dynamics from opportunistic data: spati-otemporal modelling of the lynx distribution in the Alps over 21 years. Animal Conservation. doi: 10.1111/acv.12369

Zimmermann F., Zurkinden D., Brun L., Breitenmoser-Würsten C., Breitenmoser U. & Kunz F. 2017. Abundanz und Dichte des Luchses in der Zentralschweiz Mitte: Fang-Wiederfang-Schätzung mit-tels Fotofallen im Teil-Kompartiment IIIb im Winter 2016/17. KORA Bericht Nr. 78, 23 pp.

Weitere Informationen werden regelmässig als KORA Berichte auf www.kora.ch veröffentlicht.

Vorträge

17.07.2017: „Angst vor dem Luchs – Angst um den Luchs…“, Jagdverwaltung BE (U. Breitenmoser) 07.09.2017: „Der Luchs auf dem Vormarsch”, Zeughaus Altdorf (Lehnplatz 22; F. Zimmermann) 07.09.2017: „Pecha Kucha Wolf”, Alpines Museum Bern (Ralph Manz)15.09.2017: „Monitoring & Situation Wolf CH“, Flims, Agridea, Erfahrungsaustausch Herdenschutz (CH, Bayern, Tirol, Südtirol; R. Manz)21.09.2017: „Wie erkenne ich einen Riss?“, Vereinigung Thaler Jagdgesellschaften, Laupersdorf (A. Ryser)26.10.2017: „Bär, Luchs, Wolf…schon bald in der Stadt?“ Nachberegruppe Obstberg, Bern (A. Ryser)08.11.2017: „Luchs und Wolf in der Schweiz mit Fokus auf dem Baselbiet“. Natur- und Vogelschutzverein Blauen-Dittingen-Nenzlingen,

Dittingen (M. von Arx). 16.11.2017: „Situation Wölfe CH“, AGRIDEA Tagung „Herdenschutz aktuell 2017“, Information und Erfahrungsaustausch, Köniz (R.

Manz). 17.11.2017 „Luchs in der Kulturlandschaft – Biologie, Geschichte, Konflikte, Monitoring“. Natur- und Vogelschutz Burgdorf (F. Kunz) 23.11.2017: „Luchse in der Kulturlandschaft – Biologie, Konflikte, Management“. Pro Natura Oberemmental, Langnau (A. Ryser) 01.12.2017: „Luchs im Jura und im Fricktal“. Natur- und Vogelschutzverein Wittnau, Wittnau (K. Vogt)

Kurse

19.09.2017: Formation d’un jour de capture de lynx des agents de l’ONCFS et de l’Office de la forêt des départements du Doubs, de l’Ain et du Jura et des membres de la Fédération Départementale des Chasseurs (FDC 01 et 39). En collaboration avec le FIWI.

Dank

Wir danken dem Bundesamt für Umwelt BAFU, der Stiftung MAVA, der Stiftung Temperatio und einer Stiftung aus dem Fürstentum Liechtenstein für die finanzielle Unterstützung, sowie allen kantonalen Jagdverwaltungen, den Wildhütern, und allen Melderinnen und Meldern für die Unterstützung des Monitoringprogramms durch die Mitteilung ihrer Beobachtungen und das Zusenden ihrer Bilder und genetischen Proben.Die verschiedenen Fotofallen-Einsätze konnten nur dank dem grossen Einsatz der Wildhut, freiwilligen Wildhütern, Jägerschaft und Naturfreunden, die bei der Kontrolle und Wartung der Fotofallen mitgeholfen haben, durchgeführt werden. Für verschiedene Projekte hat uns die Wildhut mit Rissmeldungen und Erarbeiten von Fanggelegenheiten tatkräftig unterstützt.Unsere Dankbarkeit geht auch an Dr. Luca Fumagalli und seine Gruppe für ihre wertvolle Zusammenarbeit bei der genetischen Analyse der verschiedenen Proben und an Prof. Dr. Marie-Pierre Ryser für den regelmässigen Informationsaustausch über die Todesursachen bei Grossraubtieren.

Publikationen, Vorträge, Kurse

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© W. Gyger