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Research Collection Doctoral Thesis Beitrag zur Bildung und Zerlegung von Nitrosylchlorid Author(s): Bächler, Hans Publication Date: 1953 Permanent Link: https://doi.org/10.3929/ethz-a-000089032 Rights / License: In Copyright - Non-Commercial Use Permitted This page was generated automatically upon download from the ETH Zurich Research Collection . For more information please consult the Terms of use . ETH Library

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  • Research Collection

    Doctoral Thesis

    Beitrag zur Bildung und Zerlegung von Nitrosylchlorid

    Author(s): Bächler, Hans

    Publication Date: 1953

    Permanent Link: https://doi.org/10.3929/ethz-a-000089032

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  • Prom. Nr. 2268

    Beitrag zur Bildung und Zerlegungvon Nitrosylchlorid

    Von der

    Eidgenössischen Technischen

    Hochschule in Zürich

    zur Erlangung

    der Würde eines Doktors der

    Technischen Wissenschaften

    genehmigte

    PROMOTIONSARBEIT

    vorgelegt von

    HANS BÄCHLER

    dipl. Ing.-Chem. E.T.H.

    von Männedorf (Zürich)

    Referent : Herr Prof. Dr. A. Quyer

    Korreferent : Herr P. D. Dr. A. Bieler

    Juris-Verlag Zürich

    1953

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  • Meinen lieben Eltern

    in Dankbarkeit

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  • Herrn Professor Dr. A. Guyer,

    unter dessen Leitung diese Arbeit entstanden ist, möchte ich für sein stetes

    Wohlwollen und alle Förderung meinen herzlichen Dank aussprechen.

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  • - 7 -

    Inhaltsübersicht

    Seite

    EINLEITUNG 9

    I. Das Nitrosyl-Ion und die Nitrosylsalze 11

    1. Historischer Ueberblick 11

    2. Chemische Eigenschaften des Nitrosyl-Ions 12

    3. Physikalische Eigenschaften des Nitrosyl-Ions 15

    4. Struktur der Nitrosylverbindungen 16

    II. Herstellung und Analyse von Nitrosylchlorid 21

    1. Bildung von Nitrosylchlorid bei der Umsetzung von

    Salpetersäure mit Alkalichloriden 21

    a) Einleitung 21

    b) Abhängigkeit der Reaktion von der Art des Kations 21

    c) Einfluss von Temperatur und Molverhältnis 25

    2. Herstellung von Nitrosylchlorid 28

    a) Allgemeines 28

    b) Spezielle Darstellungsmethoden 29

    oC) Darstellung aus Siliciumtetrachlorid 29

    & ) Darstellung aus Nitrosylschwefelsäure 30

    f) Reinigung 31

    3. Technische Bedeutung von Nitrosylchlorid 31

    4. Analyse von Nitrosylchlorid 33

    a) Chlorbestimmung 33

    b) Stickstoff-Bestimmung 34

    c) Analyse des verwendeten Nitrosylchlorides 35

    5. Materialfragen 37

    a) Gegen Nitrosylchlorid beständige Materialien 37

    b) Sperrflüssigkeiten 37

    IE. Zerlegung von Nitrosylchlorid durch chemische Bindung

    beider Komponenten 39

  • - 8 -

    Seite

    1. Oxydation von Nitrosylchlorid 39

    2. Reduktion von Nitrosylchlorid 40

    a) Berechnung der Wärmekapazität von Nitrosylchlorid 40

    b) Thermodynamische Berechnung der Reduktion von

    Nitrosylchlorid mit Wasserstoff 41

    c) Zusammenstellung der Berechnungen 45

    IV. Zerlegung von Nitrosylchlorid unter Bindung der Chlor¬

    komponente 47

    1. Reaktionen mit Metallen und Salzen 47

    2. Reaktion mit Schwefel 50

    a) Thermodynamische Untersuchung der Reaktion2 NOC1 + 2S = S2C12 + 2 NO 50

    b) Experimentelle Spaltung von Nitrosylchlorid mit

    Schwefel 54

    V. Zerlegung von Nitrosylchlorid mit Schwefelsäure unter

    Bindung der Stickoxydkomponente 57

    1. Allgemeines 57

    2. Probleme der Arbeitsweise und der apparativen Durchbildung 58

    a) Vorteile der dynamischen Versuche 58

    b) Automatisches Niveaukontroi lgerät für Schwefelsäure 59

    3. Apparatur und Arbeitsweise für dynamische Absorptionsversuche 61

    4. Absorptionsversuche 64

    5. Desorption der Schwefelsäurelösungen 73

    6. Calorische Berechnungen 76

    7. Auswertung und Diskussion der Versuchsergebnisse 78

    ZUSAMMENFASSUNG 80

    LITERATURVERZEICHNIS 82

  • - 9 -

    EINLEITUNG

    Die Chemie der StickstoffVerbindungen verdankt einen wichtigen Anteil

    ihrer Bedeutung den grundlegenden Forschungen J. von- Liebig's über

    die Düngung. Er erkannte erstmals, dass das Wachstum der Pflanzen durch

    das Vorhandensein einer Reihe von Elementen im Boden bestimmt wird und

    bewies, dass der Mangel auch nur einer Komponente die Entwicklung be¬

    schränkt. Dieses "Gesetz des Minimums" zeigt, dass unsern Böden viel¬

    fach die Elemente Stickstoff, Phosphor und Kalium mangeln. Durch Stall¬

    mist- und Jauchedüngung können dem Boden diese Elemente zugeführt wer¬

    den; doch reicht auf einem Bauernhof selbst bei grossem Viehbestand der

    Mist für den Ackerbau nicht aus. Man ist deshalb neben den natürlichen

    auch auf industriell hergestellte Düngemittel angewiesen.

    Als Stickstoffquellen dienten bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts

    fast ausschliesslich die chilenischen Salpeterlager und das als Nebenpro¬

    dukt der Steinkohlenverkokung anfallende Ammoniak. Die ständig steigende

    Nachfrage nach Stickstoffverbindungen führte im Jahre 1905 zur industriel¬

    len Gewinnung von Luftstickstoff nach dem Kalkstickstoff-Prozess. Im

    gleichen Jahr erhielten Birkeland und Eyde ein Patent für die Her¬

    stellung von Salpetersäure nach dem Lichtbogenverfahren. Die Bedeutung

    dieser interessanten Synthese ging allerdings wieder verloren, als es 1913

    nach langjähriger Arbeit gelang, Ammoniak grosstechnisch nach dem Ver¬

    fahren von F. Haber und C. Bosch herzustellen. Fast um die gleiche

    Zeit realisierte Ostwald die katalytische Verbrennung von Ammoniak zu

    Stickoxyden. Da heute fast die Hälfte des Weltstickstoffbedarfes auf diesem

    Weg erzeugt wird, werden die als Düngemittel wichtigen Nitrate mehrheit¬

    lich aus Salpetersäure gewonnen.

    Im Interesse einer wirtschaftlichen Produktion stellt sich die Frage,

    ob es nicht möglich wäre, zur Nitratherstellung anstelle von Alkalicarbo-

    naten die billigeren Chloride zu verwenden. Bei der Umsetzung von Sal¬

    petersäure mit Alkalichloriden wird nun zwar Alkalinitrat gebildet, doch

    reagiert die Salpetersäure auch mit dem freigesetzten Chlorwasserstoff,

    wobei als Nebenprodukte Chlor und Nitrosylchlorid entstehen. Diese als

    Königswasserreaktion bezeichnete Umsetzung kann kaum verhindert werden

  • - 10 -

    und verbraucht stets einen beträchtlichen Teil der Salpetersäure.

    Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Bildung von Nitrosyl-

    chlorid bei der Umsetzung von Alkalichloriden mit Salpetersäure und mit

    dessen Spaltung in eine Chlor- und eine Stickoxydkomponente mit dem Ziel,

    die Erzeugung von Alkalinitraten aus Alkalichloriden ohne Verluste an ak¬

    tivem Stickstoff durchzuführen.

  • - 11 -

    I. Das Nitrosyl-Ion und die Nitrosylsalze

    1. Historischer Ueberblick

    Die Nitrosylsalze sind im grossen ganzen wenig bekannte Verbindungen.

    Dies mag seinen Grund darin haben, dass ihre Konstitution erst relativ

    spät, d.h. um 1930, aufgeklärt worden ist, obwohl das Königswasser, in

    dem Nitrosylchlorid vorkommt, schon im 8. Jahrhundert von Geber be¬

    schrieben wurde (1).

    Das am längsten bekannte Nitrosylsalz ist wohl das Nitrosylhydrogen-

    sulfat, das meist Nitrosylschwefelsäure genannt wird. Diese Verbindung

    wurde erstmals im Jahre 1800 von H. Davy (2) hergestellt. 1806 wurde

    die Nitrosylschwefelsäure auch in den Bleikammern der Schwefelsäure¬

    fabriken beobachtet und 1862 analysiert (3) (4).

    Nitrosylchlorid ist 1831 von E.Davy (5) zum erstenmal aus ge¬

    schmolzenen Chloriden und Salpetersäure dargestellt und untersucht wor¬

    den, wobei seine grosse chemische Affinität zu Gold und Platin besonders

    hervorgehoben wurde. 1846 gewann A.Baudrimont (6) neue Erkennt¬

    nisse. Beim Erhitzen von Königswasser erhielt er ein Gas, welches sich

    bei starker Kühlung zu einer roten Flüssigkeit kondensieren Hess. Ohne

    Zweifel handelt es sich dabei um Nitrosylchlorid, wenn auch A. Baudri-

    mont selbst die Verbindung "acide chlorazotique" benennt und ihr die

    Formel NO,Cl2 zuschreibt. Bemerkenswert ist die Feststellung dieses

    Forschers, dass er das Nitrosylchlorid als den wirksamen Teil des Königs¬

    wassers betrachte.

    Zwei Jahre später untersuchte J. L. Gay-Lussac (7) gleichfalls

    die Königswasserreaktion; die richtige Formel von Nitrosylchlorid wurde

    aber auch von ihm nicht erkannt. W. A. Tilden (8) beschrieb als erster

    die Darstellung desselben aus Nitrosylschwefelsäure und Chlorwasser¬

    stoff und gab die richtige Formel NOC1 an. Nach Angaben von Ph.A.

    Guye und G. Fluss (9) haben W. A. Tilden und Goldschmidt be¬

    wiesen, dass die hypothetische Verbindung NOClg nicht besteht, sondern

    als physikalische Lösung von Chlor in Nitrosylchlorid zu betrachten ist.

  • - 12 -

    Einige Arbeiten befassten sich auch mit der Frage der Existenz von

    Nitrylchlorid NOjCl. A. Geuther (10), J. J. Sudborough und J.H.

    Miliar (11) und ferner auch W.C.Williams (12) nahmen an, dass

    Nitrylchlorid nicht existiere und dass aus Chlor und Stickstoffdioxyd nur

    Nitrosylchlorid und Sauerstoff entstehen können. Im Gegensatz dazu be¬

    wiesen H.J.Schumacher und G.Sprenger (13, 14, 15) wie auch

    W. A. Noyes (16) und R. A. Ogg (17) die Existenz des Nitrylchlorids.

    Es konnte durch Oxydation von Nitrosylchlorid mit Ozon oder auch aus

    Stickstoffdioxyd und Chlor hergestellt werden. Die Verbindung zerfällt al¬

    lerdings oberhalb 160°C quantitativ. Eine Darstellungsmethode aus Sal¬

    petersäure und Chlorsulfonsäure stammt von H. Petri und M. Schmeis-

    ser (18).

    2. Chemische Eigenschaften des Nitrosyl-Ions

    Während das am längsten bekannte Nitrosylsalz, die Nitrosylschwefel-

    säure, erstmals schon vor über 150 Jahren dargestellt worden war, wurde

    das Nitrosyl-Kation als Bestandteil chemischer Verbindungen erst um 1930

    aufgefunden. Die Hauptursache für die späte Entdeckung ist die Hydrolyse,

    welcher alle Nitrosylsalze in Wasser unterworfen sind.

    NO. X + HÖH »- NO. OH + HX

    Es ist daraus ersichtlich, dass die für die Chemie der wässerigen Elektro-

    lyte so typischen Ionenreaktionen mit Nitrosylsalzen nicht ausgeführt wer¬

    den können. Erst in neuerer Zeit wurden Lösungsmittel gefunden, in denen

    Nitrosylsalze nicht hydrolytisch gespalten werden, nämlich flüssiges

    Schwefeldioxyd und Nitrosylchlorid. Die Löslichkeit der Nitrosylsalze in

    diesen Solventien ist gut (19, 20, 21).

    Die Lösungen sind in flüssigem Schwefeldioxyd farblos. Additions¬

    produkte von Nitrosylchlorid an Metallchloride zeigen darin ein elektri¬

    sches Leitvermögen wie Lösungen von starken Elektrolyten (22). Diese

    Bestätigung der salzartigen Konstitution weist auf die Möglichkeit von Io¬

    nenreaktionen in geeigneten Lösungsmitteln hin. Die Reaktionen des Nitro-

  • - 13 -

    sylions in flüssigem Schwefeldioxyd lassen sich dabei mit den Reaktionen

    des Wasserstoffions oder eines Metallions in wässeriger Lösung verglei¬

    chen.

    So verdrängt z.B. Natrium das Nitrosylion aus einer Lösung von Ni-

    trosylchloroantimonat NO [SbClgl in flüssigem Schwefeldioxyd unter Ent¬wicklung von Stickstoffmonoxyd, analog der Entwicklung von Wasserstoff

    in Wasser.

    Tetramethylammoniumperchlorat fällt aus Nitrosylchloroantimonat-

    lösung Nitrosylperchlorat, wie in ähnlicher Weise im wässerigen System

    z. B. Natriumperchlorat aus Kaliumchloridlösung Kaliumperchlorat fällt.

    N(CH3)4 cio4

    Die Tetramethylammoniumsalze eignen sich wegen ihrer guten Löslichkeit

    sehr gut als Reaktionspartner für Nitrosylsalze. F.Seel (22) hat bisher

    die Umsetzungen von Nitrosylchloroantimonat mit den Tetramethylammo¬

    niumsalzen einer grossen Zahl von Säuren verfolgt und die Reaktionen in

    vier Gruppen eingeordnet:

    1) Bildungvon flüchtigen Nitrosylverbindungen oder Nichtelektrolyten.

    2) Ausfällung von schwerlöslichen Nitrosylsalzen.

    3) Oxydation resp. Reduktion des Nitrosylions durch das Anion.

    4) Sonstige Umwandlungen der primär gebildeten Nitrosylverbindungen.

    Durch diese systematischen Untersuchungen konnte der Beweis er¬

    brachtwerden, dass salzartige Nitrosylderivate nur von den stärksten Säu¬

    ren möglich sind. So bildet auch die Schwefelsäure, welche in der zweiten

    Dissoziationsstufe nur eine mittelstarke Säure ist, allein das bekannte

    Mono-nitrosylhydrogensulfat, nicht aber ein Di-nitrosylsulfat. Dagegen

    existiert das Dinitrosylsalz der Pyroschwefelsäure (NOLSgO,,, welche auch

    in der zweiten Dissoziationsstufe eine starke Säure ist.

    Die Tatsache, dass nur Nitrosylsalze der stärksten Säuren möglich

    sind, ist dadurch erklärbar, dass die ihnen zugrunde liegende Base NO. OH,

    normalerweise als HNO, geschrieben, eine Säure ist. Ihre basischen Ei¬

    genschaften können deshalb nicht sehr ausgeprägt sein. Salze schwacher

    Basen und schwacher Säuren zerfallen aber leicht durch Solvolyse oder

    Hydrolyse.

    NO SbClg = NOC104 + N(CH3)4] [SbClg

  • - 14 -

    Einige Umsetzungen mit den Tetramethylammoniumsalzen eignen sich

    besonders zum Nachweis von Nitrosylionen, so zum Beispiel die schon er¬

    wähnte Perchloratfällung. Auf die sehr geringe Konzentration von Nitro¬

    sylionen, welche man in Lösungen der flüchtigen Verbindungen wie Nitro¬

    sylchlorid oder -bromid annehmen kann, sprechen die Jodid- und die Azid-

    reaktion an:

    NO' + J' —»- (NOJ) —»- NO + V2 J2

    NO" + [N=NsN]' *• (N-0-N=NsN) "-NgO + Ng

    Obwohl diese flüchtigen Nitrosylverbindungen Nichtelektrolyte sind, genügt

    die Ionenkonzentration zum Nachweis.

    Charakteristisch sind die Farbreaktionen des Nitrosylions, welche in

    farblosen Lösungsmitteln durchgeführt werden können. So ergeben Chloride

    und Bromide rotes Nitrosylchlorid, resp. braunes Nitrosylbromid.

    Rhodanid, das in der Form von Ammoniumrhodanid angewendet wer¬

    den kann, färbt Lösungen von Nitrosylsalzen unter Bildung von Nitrosyl-

    rhodanid tiefrot.

    Mit Nitriten bilden Nitrosylsalze das blaue Distickstofftrioxyd und

    mit Acetaten das gelbe Nitrosylacetat oder Acetylnitrit CH,CO. ONO.

    Mit Tetramethylammoniumsalzen gibt auch flüssiges Distickstoff-

    tetroxyd diese Farbreaktionen, ebenso die Jodid- und Azidreaktion. Diese

    Tatsache lässt sich verstehen, wenn man annimmt, dass das Distickstoff-

    tetroxyd hierbei als Nitrosylnitrat reagiert:

    NO.NOg + Cl' = NOC1 + NOg'

    Es ist allerdings anzunehmen, dass nur ein sehr kleiner Teil der

    Moleküle nach diesem Schema reagiert, da die Perchloratfällung mit Di-

    stickstofftetroxyd nicht ausführbar ist. Die Ergebnisse physikalischer

    Untersuchungen, z.B. die Auswertung des Ramanspektrums, sprechen für

    eine symmetrische Struktur im Sinne der Konstitutionsformel O^N.NO, (23).

    Bei den Nitrosylhalogeniden findet man in der Reihenfolge Fluorid-

    Chlorid-Bromid- Jodid eine abnehmende Beständigkeit, entsprechend der

    Bindungsverhältnisse. Das Nitrosylfluorid ist farblos, das Nitrosylchlorid

    als Gas gelb, als Flüssigkeit kirschrot und das Nitrosylbromid braun. Das

    Nitrosyljodid endlich ist nicht beständig und zerfällt sofort zu Stickstoff-

    monoxyd und Jod.

  • - 15 -

    3. Physikalische Eigenschaften des Nitrosyl-Ions

    Von J. A. Ketelaar und K. J. Palmer (24) wurde das Nitrosyl-

    chloridmolekül mittels Elektronenbeugung ausgemessen. Der für die Ab¬

    klärung der Bindungsverhältnisse hauptsächlich interessierende Abstand

    N-Cl beträgt 1,95 Â. Für eine kovalente Bindung berechnet sich diese Di¬

    stanz zu 1,69 Â, für eine reine Ionenbindung hingegen aus der Summe der

    Atomradien zu 2,64Ä. Da der gemessene Wert zwischen diesen Werten

    liegt, entspricht die Bindung einem Uebergangstypus. Die geringe elektro¬

    lytische Leitfähigkeit von Nitrosylchlorid, die fast null ist, scheint eine

    Ionenbindung auszuschliessen; im Gegensatz dazu stehen aber das hohe

    Dipolmoment und das Auftreten von Anlagerungsverbindungen:

    :Ö::n:C1: -ar—: [:Os:N:]+ fei:]"

    NOCl + SbCl5 = [NO]+

    [SbClJ"

    Die beschriebenen Reaktionen beweisen eindeutig die Existenz des Nitro¬

    syl-Ions. Es soll im folgenden näher auf dessen Eigenschaften eingegangen

    werden.

    Im Vergleich mit andern zweiatomigen Molekülen, wie Sauerstoff,

    Stickstoff oder Kohlenmonoxyd hat Stickstoffmonoxyd ein aussergewöhnlich

    niedriges Ionisierungspotential.

    Tabelle 1

    Ionisierungspotentiale (25)

    VN2co-co+

    15,65 V

    14,1 V

    °2-°2NO-NO+

    12,2 V

    9,35 V

    Au-Au 9,20 V

    Cu-Cu+ 7,69 V

    Ag-Ag+ 7,54 VNa-Na+ 5,12 V

    K-K+ 4,32 V

  • - 16 -

    Dies ist ein Grund dafür, dass Nitrosylionen im Gegensatz zu Og-, Ng-und CO+-Ionen nicht nur in Entladungsröhren, sondern auch in salzartigen

    chemischen Verbindungen existenzfähig sind. Es ist allerdings verständ¬

    lich, dass die Bindung nicht immer sehr fest ist.

    Das kleine Ionisierungspotential von Stickstoffmonoxyd hängt vielleicht

    damit zusammen, dass das Nitrosylion gleichviele Elektronen besitzt wie

    die sehr stabilen Moleküle Stickstoff und Kohlenmonoxyd und das Cyanid-

    Ion:

    + - +

    :n::: n: [:n:::0:] :c:::o: [:c:::n:]

    Das Auftreten der Dreifachbindung in diesen Molekülen ist von W. R.

    Angus und A. H. Leckie (26) mittels Ramanspektren bewiesen worden.

    Beim Nitrosylion wie auch bei Stickstoff und Kohlenmonoxyd trat ebenso

    wie bei der Nitrosylschwefelsäure und beim Nitrosylperchlorat eine Fre¬

    quenz im Gebiete der dreifachen Atombindungen auf.

    Tabelle 2

    Raman- Frequenzen (als Wellenzahlen angegeben)

    NO(HS04) 2340 cm"1 CO 2140 cm"1

    NO(C104) 2230 cm"1 Dreifach¬ 1800 bis

    N2 2330 cm"1 bindung 2400 cm"1

    4. Struktur der Nitrosylverbindungen

    Schon bevor W.R.Angus und A. H. Leckie (26) die Raman-

    Spektren von Nitrosylschwefelsäure und Nitrosylperchlorat aufgenommen

    hatten, veröffentlichten A.Hantzsch und K. Berger (27) einen Be¬richt über die Konstitution dieser beiden Verbindungen. Es ging dabei um

    zwei Fragen. Einmal sollte die Art der Bindung zwischen der Stickstoff¬

    oxydgruppe und dem Rest des Moleküls aufgeklärt werden, andererseits

    war zu entscheiden, ob eine Nitro- oder eine Nitrosoverbindung vorliegt.

  • - 17 -

    Eine Molekulargewichtsbestimmung von Nitrosylschwefelsäure in

    absoluter Schwefelsäure hat erwiesen, dass in der Lösung ein normaler,

    völlig dissoziierter binärer Elektrolyt vorhanden ist (28). Dadurch ist eine

    Hypothese von F. Raschig (29) widerlegt, wonach diese Verbindung

    Nitrosulfonsäure sein soll, denn in diesem Fall müsste sie gleich der Ben-

    zolsulfonsäure monomolar, d.h. unverändert gelöst sein. Für eine Dis¬

    soziation spricht auch die erhebliche elektrische Leitfähigkeit einer Lösung

    von Nitrosylperchlorat in Nitromethan.

    Neben diesen physikochemischen Beweisen sind auch die folgenden

    Reaktionen nur mit der Nitrosoformel, nicht aber mit der Nitroformel

    vereinbar:

    a) Saures Silbersulfat reagiert mit Nitrosylchlorid unter Bildung von

    Nitrosylschwefelsäure. Die Nitroform könnte nur durch sekundäre Umla-

    gerung erhalten werden.

    AgHS04 + NOC1 AgCl + NOHS04

    b) Nitrosylschwefelsäure bildet mit Aether Aethylschwefelsäure und

    Aethylnitrit.

    C2H5^n ONO O C2H5 0-N=0C«H-^°

    +HO—Ss^O *" CHC CK ^O

    '2"5"~ "

    ^2"5

    HO-"3 =a= O

    c) Nitrosylschwefelsäure lässt sich nicht zu Aminosulfonsäure redu¬

    zieren, was mit Nitrosulfonsäure leicht und quantitativ erfolgen würde.

    ON - O. Ja .ft O^ ,a H.

    HO--S*0 -^*- 0**N\„^° —* H-N\„^°HC" X0 HO^ ^O

    Im Gegensatz zu diesen Formulierungen steht die Ansicht F. Ra¬

    se hi g s (30), wonach sich aus Schwefeldioxyd resp. schwefliger Säure

    und Salpetersäure direkt Nitrosulfonsäure bilden soll. Zunächst scheint

    die Beobachtung richtig; da sie aber neben den vorstehend beschriebenen

    Reaktionen nicht bestehen kann, soll sie etwas näher untersucht werden.

  • - 18 -

    Die Abklärung des Verlaufs dieser Reaktion ist dadurch erschwert,

    dass keine Zwischenprodukte isoliert werden können. Beim Einleiten von

    Schwefeldioxydinkonzentrierte Salpetersäure erwärmt sich die Lösung zu¬

    nächst trotz vollständiger Absorption des Gases nur wenig. Scheinbar wird

    das Schwefeldioxyd vorläufig nur physikalisch gelöst, während gleichzeitig

    die sehr langsame chemische Reaktion beginnt. Wählt man die Reaktions¬

    temperatur nicht unterhalb 5 C, so setzt plötzlich die exotherme chemische

    Reaktion ein, wobei sich das Reaktionsgemisch meist zu einem grossen

    Teil zersetzt. Sind hingegen von Anfang an genügend nitrose Gase in der

    Säure vorhanden, dann wirken diese katalytisch. In diesem Fall kann die

    Reaktion ohne jede Kühlung bei beliebiger Temperatur durchgeführt wer¬

    den, ohne dass eine Zersetzung eintritt. Es scheint somit, dass die Re¬

    aktion zunächst zu einer Zwischenverbindung führt, indem sich Schwefel¬

    dioxyd und Salpetersäure zu Distickstofftrioxyd und Schwefelsäure um¬

    setzen. Sekundär erfolgt die Addition zu Nitrosylschwefelsäure.

    Nach F. Raschig:

    o o oIl s flS + HO-N^ HO - S — N« X ii

    O 0 0

    Nach A. Hantzsch:

    O O» II

    0HO-S-OH HO-S-ONO

    "* H°-N=°

    O N=0 A IIo +

    u+ o •- + | -— + o

    I oO N=0 O0

    H S HO-N =0 HO-S-OH" HO-S-ONO H

    O fc I°

    »O

    Obwohl die Nitrosylschwefelsäure nach den angeführten physikali¬

    schen und chemischen Untersuchungen eindeutig eine Nitrosoverbindung

    ist, soll sie doch nach J. Biehringer und W. Bor sum (31) im Sinne

    eines Gleichgewichtes zwischen der Nitro- und der Nitrosoform tautomer

    reagieren. Damit soll indirekt die Existenz der Nitrosulfonsäure erwiesen

  • - 19 -

    sein. Diese Angaben sind auch in verschiedene Lehrbücher eingegangen und

    als typischer Fall von Isomerie einer einfachen anorganischen Verbindung

    dargestellt worden. A. Hantzsch (27) hat aber gezeigt, dass diese For¬

    mulierung nicht zutreffend ist.

    Die Strukturformel, welche W.A. Tilden (8) 1874 angegeben hat,

    stimmt auch mit den heutigen Erkenntnissen überein, wobei allerdings die

    kovalente Bindung der Nitrosylgruppe durch eine Ionenbindung ersetzt wurde:

    [NO]'

    [S04H]'

    Der Einfluss von Wasser auf die Beständigkeit von Nitrosylverbin-

    dungen wurde von G. Hüttig (32) am Beispiel der Nitrosylschwefelsäure

    untersucht. Die Abhängigkeit dieser Hydrolyse vom Wassergehalt der

    Schwefelsäure ist nahezu linear.

    Eine merkwürdige blauviolette Substanz, die im Bleikammerprozess

    bei der Herstellung von Schwefelsäure auftritt, ist vielfach untersucht wor¬

    den. Sie wird dort "violette Säure" genannt; früher trug sie den Namen

    "blaue Säure". Analoge Verbindungen können aus Nitrosylperchlorat ge¬

    bildet werden. Nach der Ansicht von W. Manchot (33) ist die violette

    Säure eine lockere Verbindung von Stickoxyden mit Schwefelsäure und da¬

    mit ähnlich den blauen bis blaugrünen Lösungen von Stickoxyden in Sal¬

    petersäure. Die nicht zu stark mit Schwefelsäure verdünnten Lösungen ent¬

    färben sich schon beim Schütteln, im Vakuum und beim Durchleiten von

    indifferenten Gasen. F. Raschig (34) hatte gezeigt, dass sich die Lö¬

    sungen der violetten Säure bei Zusatz von einem Tropfen Kupfersulfat noch

    intensiver blauviolett färben. F. Raschig nahm an, dass die violette

    Säure nur in kupferhaltiger Schwefelsäure entstehen könne. Diese Ansicht

    wurde aber von W. Manchot (35) widerlegt.

    K. Winnacker und E. Weingaertner (36) beschreiben die Ent¬

    stehung der violetten Säure durch Einwirkung von Schwefeldioxyd auf eine

    Lösung von Nitrosylschwefelsäure in 80%iger Schwefelsäure. Die Bildung

    erfolgt ebenso beim Einleiten von Stickoxyden in schweflige Säure oder

    Schwefelsäure.

    2 NOHS04 + S02 + 2 H20 = 2 HgSOj.NO + H2S04

    H2SOg + N02 = H2S04.NO

    H2S04 + NO = H2S04.NO (unter Druck)

  • - 20 -

    Die violette Säure ist somit eine einfache Anlagerungsverbindung von Stick¬

    stoffmonoxyd an Schwefelsäure. In reiner Form ist sie aber noch nicht

    isoliert worden.

    Wenn in flüssigem Schwefeldioxyd Tetramethylammoniumnitroprussiat

    und Nitrosylhexachloroantimonat zur Reaktion gebracht werden, so fällt

    eine orangegelbe Verbindung der Formel [no]* [N(CHg)4]"

    [Fe(NO)(CN)5]"im Gemisch mit [no]2 JFe(NO)(CN)J" aus. (Tetramethylammoniumni-trosylnitroprussiat und Dinitrosylnitroprussiat).

    Diese Verbindungen enthalten die NO-Gruppe einmal als Kation und

    anderseits als komplex gebundene Gruppe. F. Seel (37) hat gezeigt, dass

    der NO-Rest im Komplex einfach positiv geladen ist. Das Nitrosylradikal

    kann nämlich durch Ammoniak ersetzt werden, welches ungefähr den glei¬

    chen Raum einnimmt. Das Anion der Nitroprussiate wird dann unter Aende-

    rung der Ladung modifiziert:

    [Fe11 (CN)5(NO)]"

    [Fe11 (CN)5(NH3)]'"Es seien schliesslich noch zwei Nitrosylderivate von Eisensulfid er¬

    wähnt: die beiden Roussin'sehen Salze. W. D. Treadwell und D. Hu¬

    ber (38) konnten beweisen, dass das Eisen in diesen Komplexen einwertigist und das an Eisen gebundene Stickstoffmonoxyd eine Neutralmolekel

    bleibt. Die Formeln lauten

    für das rote Salz: (FefNOLs] K undfür das schwarze Salz: [Fe4(NO)7Sgl K

    E. Zintl und A. Harder (39) fanden auch eine Verbindung, welche

    ein negativ geladenes Nitrosylion enthält. Sie wurde gewonnen durch Ein¬

    leiten von sorgfältig gereinigtem Stickstoffmonoxyd in eine wasserfreie

    ammoniakalische Natriumlösung. Nach dem Abdampfen des Lösungsmit¬

    tels blieb ein weisser, pulvriger Rückstand, dessen Analyse die Zusam¬

    mensetzung (NaNO)n ergab. - Eine ähnliche Verbindung ist schon bekannt,das Natriumhyponitrit NagNgOg. Ein Vergleich der Debye-Scherrer-Dia¬gramme zeigte jedoch verschiedene Bilder. Es darf somit angenommen

    werden, dass die Verbindung Natriumnitrosyl eine definierte, selbständige

    Verbindung ist.

  • - 21 -

    II. Herstellung und Analyse von Nitrosylchlorid

    1. Bildung von Nitrosylchlorid bei der Umsetzung von

    Salpetersäure mit Alkalichloriden

    a) Einleitung

    Salpetersäure und Alkalichloride reagieren miteinander unter Bildung

    von Alkalinitraten und Chlorwasserstoff. Sekundär setzt sich der gebildete

    Chlorwasserstoff in der sogenannten Königswasserreaktion mit weiterer

    Salpetersäure um.

    3 HN03 + 3 MeCl = 3 MeNOj + 3 HCl

    HN03 + 3 HCl = NOC1 + Cl2 + 2 HgO

    4 HNOg + 3 MeCl = 3 MeNOg + NOC1 + Cl2 + 2 HgO

    Der Verlauf der Reaktion ist stark von der Temperatur und den Kon¬

    zentrationen abhängig. Beim Arbeiten mit verdünnten Lösungen kann die

    Königswasserreaktion vollständig unterdrückt werden. Obschon dabei keine

    Stickoxydverluste auftreten würden, ist es wegen der notwendigen Rekon-

    zentrierung der Lösungen energiemässig günstiger, die Königswasser¬

    reaktion in Kauf zu nehmen und die entstehenden Gase in einem separaten

    Prozess wieder zu trennen.

    b) Abhängigkeit der Reaktion von der Art des Kations

    Die Berechnung des Gleichgewichtes bietet wegen der komplexen

    Löslichkeitsverhältnisse grosse Schwierigkeiten. Die Lage des Gleichge¬

    wichtes, resp. die erreichbaren Ausbeuten wurden deshalb experimentell

    bestimmt.

    Das Gleichgewicht ist dabei umsomehr nach rechts verschoben, je

    besser es gelingt, die gebildeten Produkte zu entfernen oder ihre wirksa-

  • - 22 -

    men Konzentrationen zu vermindern. Daher wirkt sich eine geringere Lös¬

    lichkeit des Alkalinitrates gegenüber dem -Chlorid günstig aus.

    Die nachfolgende Tabelle zeigt die molaren Löslichkeiten der in Be¬

    tracht kommenden Salze.

    Tabelle 3

    Löslichkeiten von Alkalichloriden und -nitraten (40)

    Werte in Mol/1000g HgO

    Temperatur CsCl CsNOg KCl KNO3 NaCl NaNOg

    0°C 9,61 0,47 3,76 1,30 6,10 8,62

    20 10,98 1,26 4,61 3,08 6,13 10,31

    40 12,34 2,61 5,40 6,22 6,21 12,39

    60 13,61 4,52 6,15 10,89 6,33 14,70

    80 6,92 6,83 16,78 6,50 17,42

    100 16,07 10,10 7,51 24,50 6,70 20,64

    Während das Natriumchlorid bei den tabellierten Temperaturen immer

    eine geringere Löslichkeit aufweist als das Nitrat, ist das Kaliumchlorid

    unterhalb 35 C besser löslich als Kaliumnitrat. Beim Caesium hingegen

    liegt die Löslichkeit des Chlorides bei allen Temperaturen oberhalb der¬

    jenigen des Nitrates.

    Apparatur

    Die Versuche wurden in einem Kölbchen von 30 ccm Inhalt durchge¬

    führt, auf welches mittels einer Schliffverbindung ein Kugelkühler aufge¬

    setzt war. Dieser trug auf seinem obern Ende einen Tropftrichter sowie

    ein Gasableitungsrohr, durch welches die Gase nach dem Passieren eines

    Manometers in eine Waschflasche gelangten.

  • - 23 -

    Das Chlorid wurde während zwei Stunden bei ca. 200°C getrocknet

    und im Kölbchen nach dem Abkühlen gewogen. Alsdann wurde letzteres mit

    dem Schliffkühler verbunden und auf die Versuchstemperatur gebracht. Die

    Salpetersäure wurde in kleinen Mengen durch den Tropftrichter eingeführt,

    wobei darauf geachtet wurde, dass die Gasentwicklung nicht zu rasch er¬

    folgte. Der Druck im System wurde konstant gehalten. Die Temperatur von

    80 C konnte allerdings in der 1. Versuchsreihe nur innerhalb gewisser

    Grenzen eingehalten werden, da der Rückfluss die Einstellung der Soll¬

    temperatur beeinflusste.

    1. Versuchsreihe

    Temperatur: 80 C Dauer: lh

    Eingeführte Menge Salz: 86,975 mMol NaCl, resp.

    32,11 mMol KCl, resp.

    33,135 mMolCsCl

    Die zugesetzte Menge Salpetersäure betrug 4/3 der aequimolaren Salz¬

    menge, wobei wegen der Benetzung von Tropftrichter und Kugelkühler die

    experimentell bestimmte Menge von 0,10 ccm Säure dazugezählt wurde.

    Normalität der Salpetersäure: 23, 77 n, entsprechend 99,3 % HNOg.

    Resultate

    Um die Resultate der drei Gruppen miteinander vergleichen zu kön¬

    nen, sind die Angaben in der Tabelle in Molprozenten. Da für die einge¬

    führte Chloridmenge 100 Molprozent gesetzt wird, entspricht der Total¬

    menge Stickstoff resp. Wasserstoff der Betrag von 133 V3 %.

  • - 24 -

    Tabelle 4

    Ergebnisse der 1. Versuchsreihe

    Kation Na K Cs

    Salz 32,30 %N

    82,20 %C1

    20,63 %H

    80,4 %N

    34,3 %C1

    14, 75% H

    84.4 %N

    30.5 %C1

    14,05 %H

    Lösung 74,55 %N

    0,25 % Cl

    70,35 %H

    Reaktionsprodukt fest

    Gas 26,20%N

    17,54 %C1

    42,35 %H

    50,9 %N

    65,7 %C1

    118,6 %H

    49,0 %N

    69,5 %C1

    119,3 %H

    Die Zusammenstellung spiegelt eindeutig die Ueberlegenheit der Re¬

    aktion mit dem Caesiumsalz wieder, wenn eine hohe Nitratausbeute ge¬

    wünscht wird.

    Fällt auch die grössere Ausbeute gegenüber dem Kaliumsalz nicht so

    sehr ins Gewicht, so liegt doch in der durch die Löslichkeitsverhältnisse

    bedingten besseren Trennungsmöglichkeit ein nicht zu unterschätzender

    Vorteil.

    Die Reaktion zwischen Natriumchlorid und Salpetersäure verläuft

    ausgesprochen langsam. Obwohl das Salz in konzentrierter Salpetersäure

    liegt, die gelöste Stickoxyde enthält, werden nur 17,5 % des Chlorides

    umgesetzt, während der Umsatz beim Kaliumsalz 65,7%, beim Caesium¬

    salz sogar 69,5 % erreicht.

  • - 25 -

    c) Einfluss von Temperatur und Molverhältnis

    2. Versuchsreihe

    Diese Versuche sollen den Einfluss veränderter Mengenverhältnisse

    und Temperaturen zeigen.

    Entsprechend der theoretischen Reaktion ohne die unvermeidbaren

    Nebenreaktionen wurden aequimolare Mengen Chlorid mit Salpetersäure

    behandelt:

    HNOg + NaCl = NaNOg + HCl

    Chlorid-Einwaage: 91,65 mMol NaCl, resp.

    55,95 mMol KCl, resp.

    29,27 mMol CsCl

    Totalmenge Chlorid = 100 Mol-%

    Totalmenge Stickstoff = 500 Mol-%

    In der 2. Versuchsreihe wurden die Reaktionsbedingungen in nachstehender

    Reihenfolge variiert:

    a) Reaktion Chlorid-Salpetersäure im Molverhältnis 1:1. Anfangs¬

    temperatur = 20 C, keine Kühlung.

    b) Erhitzen des Reaktionsgemisches während 1 Std. auf 100°C. Ab¬

    kühlen auf Zimmertemperatur.

    c) Zugabe eines vierfachen Salpetersäureüberschusses und nochma¬

    liges Erhitzen während 1 Std. auf 100°C.

    Nach jeder Teilreaktion wurden die entwickelten Gase analysiert und in

    nachstehender Tabelle unter den entsprechenden Bezeichnungen a), b) und

    c) zusammengestellt. Zur Vervollständigung wurden auch die Analysen

    der flüssigen Reaktionsprodukte unter d) und der festen Reaktionsprodukte

    unter e) angeführt.

  • - 26 -

    Tabelle 5

    Ergebnisse der 2. Versuchsreihe

    Kation Natrium Kalium Caesium

    Analyse Mol-% N Mol-% Cl Mol-% N Mol-% Cl Mol-% N Mol-% Cl

    a

    b

    c

    d

    e

    2,35

    21,9

    13,4

    369,5

    92,3

    7,60

    19,3

    23,1

    2,9

    47,1

    23,1 36,4 15,5 6,9

    9,0 23,7 13,8 45,6

    31,4 37,5 33,4 43,5

    437,5 2,1 437,0 4,1

    kein festes Reaktionsprodukt

    Der Betrag der Umsetzung wurde anhand des Chlorgehaltes in den entwei¬

    chenden Gasen beurteilt. Es kann bei der Reaktion nur soviel Chlor ent¬

    weichen, als im Reaktionsgemisch durch Nitrat ersetzt wird.

    Bei dieser Versuchsserie fällt es auf, dass die Umsetzung des Kalium¬

    chlorides bei Zimmertemperatur mit 36 % weit höhere Werte erreicht als

    diejenige des Natrium- und Caesiumchlorides (7,6 resp. 6,9 %).

    Das Erhöhen der Reaktionstemperatur auf 100 C verbessert die Aus¬

    beute beträchtlich, ebenso ein Ueberschuss von Salpetersäure. Bei Ver¬

    suchsende waren noch 2,1 Mol-% des Kaliumchlorides, 4,1 Mol-% des

    Caesiumchlorides und 50 Mol-% des Natriumchlorides unverändert.

    Um den Einfluss von Temperatur und Molverhältnis zwischen Chlorid

    und Salpetersäure noch genauer zu zeigen, sei hier eine Tabelle angefügt,

    deren Werte nach Versuchen von W. Rutschmann (41) berechnet wurden.

  • - 27 -

    Tabelle 6

    Einfluss von Temperatur und Molverhältnis

    Salz Temp. Molverhältnis bei

    Einwaage (MeCl/HNOg)Molverhältnis Chlorid/Nitrat in fester Phase

    nach Versuch

    NaCl 20°C 1 : 3

    1 : 1

    3 : 1

    1,58 : 1

    2,15 : 1

    7,70 : 1

    100°C 1 : 3

    1 : 1

    3 : 1

    0 : 1

    0,325 : 1

    3,45 : 1

    KCl 20°C 1 : 3

    1 : 1

    3 : 1

    0 : 1

    1,71 : 1

    5,80 : 1

    0

    100 C 1 : 3

    1 : 1

    3 : 1

    0 : 1

    0,27 : 1

    3,25 : 1

    Versuchsdauer = je 4 h

    Es geht daraus hervor, dass die Nitratausbeute mit steigender Re¬

    aktionstemperatur beträchtlich zunimmt. Die Umsetzung ergibt mit dem

    Kaliumsalz bei allen Temperaturen etwas höhere Ausbeuten als mit dem

    Natriumsalz. Ein Salpetersäureüberschuss beeinflusst die Reaktion mit

    dem Kaliumsalz stärker.

  • - 28 -

    2. Herstellung von Nitrosylchlorid

    a) Allgemeines

    Bei der Reaktion von Salpetersäure mit Alkalichloriden zur Herstel¬

    lung von Alkalinitraten entstehen primär Natriumnitrat und Chlorwasser¬

    stoff; letzterer bildet mit Salpetersäure Nitrosylchlorid als Nebenprodukt.

    Zur Reindarstellung eignet sich diese Methode aber zufolge der

    schwierigen Abtrennung des Chlors nicht. Zur Bestimmung des Atomge¬

    wichtes von Chlor stellen Ph. A. Guye und N. Boubnoff (42) sehr rei¬

    nes Nitrosylchlorid dar, indem sie Stickstoffmonoxyd in flüssiges Chlor

    einleiten. A. F. Scott und C. R. Johnson (43) bevorzugen die Methode

    von W.A.Tilden (8), wobei sie Salzsäuregas durch Nitrosylsehwefel-

    säure leiten. M. Trautz (44-48) berechnet die Temperaturabhängigkeit

    der von Ph. A. Guye und N. Boubnoff angewandten Reaktion. Er stellt

    auch das Schmelzdiagramm Nitrosylchlorid-Chlor auf. L. Francesconi

    und G. Bresciani (49) stellen das Produkt her, indem sie Stickstoff-

    monoxyd und Chlor bei 35-70 C über Tierkohle leiten. Nach einer völlig

    andern Reaktion arbeitet G. Rauter (50). Er lässt Siliciumtetrachlorid

    auf Kaliumnitrit einwirken:

    SiCl4 + 2 KN02 = 2 KCl + 2 NOC1 + SiOg

    Die Anwesenheit von Nitrat ist zu vermeiden, da es die Bildung von Chlor

    bewirkt, welches nur schwer wieder abgetrennt werden kann.

    SiCl4 + KNOg = KCl + NOC1 + Cl2 + SiOg

  • - 29 -

    b) Spezielle Darstellungsmethoden

    oC) Darstellung aus Siliciumtetrachlorid

    Die von G. R a u t e r (50) vorgeschlagene Methode der Nitrosylchlo-

    ridherstellung aus Siliciumtetrachlorid und Kaliumnitrit wurde untersucht.

    Das Siliciumtetrachlorid Konnte leicht aus den Elementen erhalten

    werden (51). Ueberschüssiges Chlor wurde durch Destillation und Schütteln

    des Produktes mit Quecksilber entfernt.

    G. Rauter gibt an, das Gemisch von Kaliumnitrit und Silicium¬

    tetrachlorid während 8 Std. auf 140-150 zu erhitzen und dann die Tempe¬

    ratur langsam auf 350 steigen zu lassen. Der Siedepunkt des Silicium-

    tetrachlorides liegt aber bei 57 C, so dass versucht wurde, geschmolzenes

    Nitrit mit Siliciumtetrachlorid zu behandeln, welches aus einem Rückfluss¬

    kühler in jenes eintropfte. Es war auf diese Weise möglich, Nitrosylchlo¬

    rid zu erzeugen; die Anordnung hatte aber den Nachteil, dass das sich aus¬

    scheidende Siliciumdioxyd über der Flüssigkeit eine Kruste bildete, die

    verhinderte, dass weiteres Tetrachlorid mit der Lösung in Berührung kam.

    Eine verbesserte Apparatur (Fig. 1) enthielt zwei Kolben, wobei der

    eine (A) dazu diente, Siliciumtetrachlorid zu verdampfen. Das Gas wurde

    mit Stickstoff in den Kolben B gefördert, wo die Umsetzung unterhalb der

    Oberfläche von geschmolzenem Natriumnitrit erfolgte. Das entstehende

    Nitrosylchlorid verliess die Apparatur durch den Rückflusskühler C, in

    dem Siliciumtetrachlorid, welches nicht reagiert hatte, wiederum konden¬

    siert wurde und in den Kolben A zurückfloss. Der Syphon D hatte den Zweck,

    Gas- und Flüssigkeitsstrom in der gewünschten Weise zu lenken und den

    Ueberdruck auszugleichen, der im Gefäss A entstand.

    Das Produkt enthielt immer etwas gelöstes Siliciumtetrachlorid, das

    sich nur schwer durch mehrmalige Destillation entfernen liess.

  • - 30 -

    Figur 1

    Herstellung von Nitrosylchlorid aus Siliciumtetrachlorid

    T = 57°C

    NaN02T = 280°C

    /i ) Darstellung aus Nitrosylschwefelsäure

    Das für die vorliegenden Untersuchungen verwendete Nitrosylchlorid

    wurde nach einer modifizierten Methode nach W.A. Tilden (8) herge¬

    stellt. Die Nitrosylschwefelsäure wurde aus rauchender Salpetersäure und

    Schwefeldioxyd erzeugt. Durch Ausnützung der katalytischen Wirkung von

    gelösten nitrosen Gasen konnte das Schwefeldioxyd so rasch in die Säure

    eingeleitet werden, dass die Temperatur der Lösung auf 40°C stieg. Nach

    dem Ausfallen der ersten Kristalle wurde die Schwefeldioxydzufuhr unter¬

    brochen. Beim Erkalten erstarrte das Reaktionsgemisch zu einem Kristall¬

    brei. Die Nitrosylschwefelsäure wurde in einem Kolben mit der gleichen

    Menge Kochsalz gut vermischt. Das entstehende Gasgemisch, welches

    hauptsächlich Nitrosylchlorid, daneben aber auch Chlor, Nitrylchlorid,

    Chlorwasserstoff und Stickoxyde enthielt, wurde unter Kühlung mit Trocken¬

    eis in Dewargefässen kondensiert. Die Gasentwicklung erfolgte vorerst bei

    Zimmertemperatur, dann musste allmählich auf 100 erwärmt werden.

  • - 31 -

    y) Reinigung

    Das rohe Nitrosylchlorid war vor der Verwendung zu reinigen. Es

    mussten vor allem Chlor und Chlorwasserstoff, aber auch Stickoxyde und

    Nitrylchlorid abgetrennt werden.

    Aus den Kühlgefässen wurde das Produkt verdampft und strömte durch

    ein auf etwa 160 erhitztes Glasrohr, wobei das Nitrylchlorid zersetzt wurde

    und dann durch ein U-Rohr, das mit Bimssteinkörnern und Phosphorpentoxyd

    gefüllt war, um Spuren von Wasser zu binden. Anschliessend wurde das

    Gas erneut kondensiert. Derart konnte der Hauptanteil der Nebenprodukte

    abgetrennt werden. In einer zweiten Destillation wurde das Nitrosylchlorid

    in einer Kolonne, die gegen Wärmeeinstrahlung isoliert war, rektifiziert.

    Ein starker Rücklauf, der an einem Dephlegmator erzeugt wurde, sicherte

    eine genügende Trennung der Nitrosylchloridfraktion von den begleitenden

    Stoffen.

    3. Technische Bedeutung von Nitrosylchlorid

    Seit langer Zeit wurden Wege gesucht, die es erlauben, Chlor aus

    Natriumchlorid herzustellen, ohne daneben noch Natriumhydroxyd zu er¬

    zeugen. Die Königswasserreaktion eignet sich dazu, wenn das entstehende

    Nitrosylchlorid oxydiert werden kann.

    Das erste Patent zur Chlorherstellung aus Salpetersäure und Natrium¬

    chlorid stammt von C. T. Dunlop (52). Ein Gemisch von Natriumnitrat,

    Natriumchlorid und Schwefelsäure wurde in eisernen Zylindern erhitzt.

    Das entweichende Gasgemisch wurde in Schwefelsäure von den nitrosen

    Gasen und in Wasser von Chlorwasserstoff befreit. Das Restgas war Chlor.

    G. Lunge (53) hat dieses Patent untersucht. Er fand, dass die Reaktion

    im wesentlichen nach der folgenden Gleichung verläuft:

    3 NaCl + NaNOg + 4 H2S04 = 4 NaHS04 + Cl2 + 2 HgO + NOC1

    Es konnten 66 bis 72 % der eingeführten Chlorionen als Chlorgas gewonnen

    werden. Die Reaktionstemperatur betrug bis 300 C.

  • - 32 -

    J. Baumann (54) erwähnt ein ähnliches Verfahren. In einem Kolben mit

    Rückflusskühler wird konzentrierte Salpetersäure zum Kochen erhitzt und

    unter fortgesetztem Erhitzen eine gesättigte Kochsalzlösung eingetropft.

    J. Baumann oxydierte das als Nebenprodukt anfallende Nitrosylchlorid

    mit weiterer Salpetersäure, so dass er schliesslich 97,7 % des Chlors in

    elementarer Form erhielt.

    Nach R. E. Kirk und D. F. Othmer (55,56) lief 1947 eine Anlage

    zur Grossherstellung von Chlor aus Natriumchlorid und Salpetersäure be¬

    reits zehn Jahre. Vielfache Korrosionsschwierigkeiten haben nur mit be¬

    trächtlichem Aufwand überwunden werden können. Das Verfahren wird nur

    von der Solvay Process Co. in Hopewell (Va.) angewendet. Der Prozess

    beruht darauf, aus Natriumchlorid und Salpetersäure Natriumnitrat zu ge¬

    winnen, wobei sich gleichzeitig gebildeter Chlorwasserstoff mit Salpeter¬

    säure zu Nitrosylchlorid und Chlor umsetzt. Das Nitrosylchlorid wird mit

    heisser, konzentrierter Salpetersäure oxydiert. Obwohl die chemischen

    Reaktionen durch Nebenreaktionen komplizierter sind, können die Haupt¬

    reaktionen wie folgt dargestellt werden:

    6 NaCl + 6 HN03 = 6 NaNOg + 6 HCl

    6 HCl +2 HN03 = 2 NOC1 + 2 Cl2 + 4 HgO2 NOC1 + 4 HNOg = 6 NOg + Clg + 2 HgO6 N02 + 3 H20 + 3/2 02 = 6 HNOg

    6 NaCl + 6 HNOg + 3/2 02 = 6 NaNOg + 3 Cl2 + 3 HgO

    Nach dem 2. Weltkrieg wurden in Hopewell pro Tag in zwei Anlagen je 40 t

    Chlor hergestellt.

    Das Nitrosylchlorid selbst hat in neuerer Zeit praktische Bedeutung

    erlangt. Die Herstellung des Waschmittels "Nytron" nimmt gegenwärtig

    unter den Verbrauchern von Nitrosylchlorid die erste Stelle ein. Olefine

    aus der Petroleumcrackung werden mit Nitrosylchlorid und anschliessend

    mit einer Bisulfitlösung behandelt, wobei "Nytron" entsteht (57). Das Pro¬

    dukt wurde 1948 erstmalig in der Literatur erwähnt. Später wurde es zum

    Reinigen von mit radioaktiven Stoffen verschmutzten Oberflächen empfohlen

    (58)(59). Nach verschiedenen Patenten von W. Lelgemann (60) kann

    Nitrosylchlorid mit andern Katalysatoren, wie Calciumoxyd, Aluminium-

  • - 33 -

    Chlorid, Aluminium oder dessen Legierungen, Bauxit oder Eisen-3-chlorid

    in der Kohlenwasserstoffcrackung eine höhere Benzinfraktion und geringere

    Kohlenstoff- und Teerabscheidung bewirken.

    Früher wurde Mehl mit Mischungen von Chlor und Nitrosylchlorid

    gebleicht (61,62). Obwohl J.A. Wesener und G.L.Teller zeigten,

    dass kein Einfluss auf Nährwert und Verdaulichkeit von damit gebackenem

    Brot festzustellen ist, wurde diese Anwendung von Nitrosylchlorid 1948 in

    den Vereinigten Staaten verboten.

    4. Analyse von Nitrosylchlorid

    Da alle Stickoxyde ausser Stickstoffmonoxyd, wie auch Chlor und

    Chlorwasserstoff in alkalischer Lösung zurückgehalten werden, wurde als

    Absorptionsmittel für die Gase 2n-Natronlauge verwendet. Zur Oxydation

    von Stickstoffmonoxyd wurde der Lösung auf 100 ccm 5 ccm 30%iges Was¬

    serstoffsuperoxyd zugesetzt.

    a) Chlorbestimmung

    Die eingeleiteten chlorhaltigen Gase reagieren nach folgenden Glei¬

    chungen:

    Cl2 + 2 NaOH = NaCl + NaOCl + HgO

    Das in der Lösung anwesende Wasserstoffsuperoxyd reduziert beim Kochen

    das entstandene Hypochlorit zu Natriumchlorid (63):

    NaOCl + H202 = NaCl + HjO + Og

    Eine energetische Betrachtung zeigt, dass diese Reaktion vollständig von

    links nach rechts verlaufen muss (64):Redox- Potential

    1) OCr + H20 + 2 e = Cl' + 2 OH? 0,94 V

    2) H202 + 2 H" + 2 e = 2 HgO 1,78 V

    3) 4 OH* = 02 + 2 H20 + 4 e -0,40 V

    oci* + h2o2 = er + o2 + h2o

  • - 34 -

    Für die Potentiale wurde die Terminologie von G. N. Lewis und M.

    Randall angewendet.

    Der Chloridgehalt wird nach F.Mohr (65) titrimetrisch ermittelt.

    Die alkalische Lösung, die neben Chlorid noch Nitrat und als Kation Natri¬

    um enthält, wird mit Schwefelsäure genau neutralisiert. Als Indikator hat

    sich Methylrot (pH 4,4-6,0) günstiger erwiesen als Methylorange (pH 2,9-

    4,0). Nach Zugabe von 1 ccm 5%iger Kaliumchromatlösung auf je 50 ccm

    zu titrierende Probe wird unter gutem Umrühren n/10 Silbernitratlösung

    zugegeben.

    Die molare Löslichkeit der verschiedenen Salze ist (66):

    AgCl 1,1 . 10"5 Mol/1000 ccm H20Ag2Cr04 7,5 . 10"5 Mol/1000 ccm HgOAg2S04 2,6 . 10"2 Mol/1000 ccm H20

    Die Tabelle zeigt, dass das Silberchromat nur wenig löslicher ist als das

    Chlorid. Da der Unterschied weniger als eine Zehnerpotenz beträgt, ist

    es begreiflich, wenn kleine pH-Abweichungen oder andere Chromatkon-

    zentrationen einen ungenauen Endpunkt bedingen.

    Bei genauem Befolgen dieser Vorschrift ist der Endpunkt der Titra¬

    tion nie unscharf.

    b) Stickstoff-Bestimmung

    Die Stickstoffoxyde reagieren mit der Lauge in der Oxydationsstufe

    von Distickstofftrioxyd oder -tetroxyd:

    N203 + 2 NaOH = 2 NaNC>2 + HgO2 N02 + 2 NaOH = NaN02 + NaNOg + H20

    Stickstoffmonoxyd wird mittels Wasserstoffperoxyd oxydiert. Letzteres

    führt beim Kochen das Nitrit in das Nitrat über:

    1) H202 + 2 H* + 2 e = 2 HgO E = 1,78 V2) 2 OH' + N02« = NOg' + H20 + 2e E = 0,0V

    H202 + N02' = N03' + H20

  • - 35 -

    Weil überschüssiges Wasserstoffperoxyd bei der Chloridtitration nach F.

    Mohr stört, werden alle Lösungen, die Chlor und Stickstoff enthalten,

    während drei Minuten in alkalischem Medium gekocht.

    Die Bestimmung wurde nach einer von A. Devarda (67) modifizier¬

    ten Methode nach J. Kjeldahl durchgeführt. Es hat sich gezeigt, dass

    es genügt, wenn die Einwirkung der Devardalegierung vor dem Erhitzen

    und Ueberdestillieren des Ammoniaks 30 Minuten dauert. Ein viertelstün¬

    diges Kochen ist ausreichend für die quantitativen Bestimmungen.

    c) Analyse des verwendeten Nitrosylchlorides

    Flüssiges Nitrosylchlorid wird aus dem Vorratsgefäss in ein Wäge¬

    gläschen gebracht. Die wegdampfende Substanz verhindert den Zutritt von

    Wasserdampf, so dass reine Proben aus dem Wägegläschen entnommen

    werden können (Fig. 2). Mittels Vakuum wird die zu analysierende Flüs¬

    sigkeit in die mit einem Luftstrom sorgfältig getrocknete Ampulle A ge¬

    saugt, die mit Trockeneiskörnern gekühlt wird. Die Ampulle wird zu etwa

    2/3 gefüllt und kann, wenn die beiden Kapillaren keine Flüssigkeit mehr

    enthalten, zugeschmolzen werden. Die gewogene Probe wird in eine 500 ccm

    fassende Pulverflasche gelegt, die 200 ccm der Absorptionsflüssigkeit und

    etwas Eis enthält. Das letztere verhindert die Erwärmung des Inhaltes,

    so dass der Deckel nicht durch sich expandierende Gase abgehoben werden

    kann. Nachdem die Ampulle durch kräftiges Schütteln zertrümmert worden

    ist, wird ein leichtes Schütteln fortgesetzt, bis die weissen Dämpfe im

    Gasraum verschwunden sind.

    Fig. 2

    Ampulle für NOC1-Analyse

  • - 36 -

    Analyse einer abgewogenen Menge NOCl:

    Einwaage: 1,5308 g

    1,0471g

    0,4837 g NOCl = 7,388 mMol NOCl

    N- Bestimmung: 200 ccm von 250 ccm verwendet

    Vorlage 25,00 ccm n/2 HCl

    zurücktitriert 13,17 ccm n/2 NaOH

    verbraucht 11,83 ccm n/2 HCl

    N-Gehalt: 100,0%

    Cl-Bestimmung: 10 ccm von 250 ccm verwendet

    verbrauchte AgNO„-Lösung, n/10 2,95 ccm

    Cl-Gehalt: 99,8 %

    Analyse einer nicht näher bestimmten Menge NOCl zur Kontrolle des Ver¬

    hältnisses N : Cl im Gas:

    Probe gewonnen durch Einleiten von NOCl in 2n-NaOH-Lösung.

    N-Bestimmung: 200 ccm von 250 ccm verwendet

    Vorlage 25,00 ccm n/2 HCl

    zurücktitriert 8, 97 ccm n/2 NaOH

    verbraucht 16,03 ccm n/2 HCl

    entsprechend für 250 ccm 10,019 ccm n HCl

    C1-Bestimmung: 10 ccm von 250 ccm verwendet

    verbrauchte AgNOo-Lösung, n/10 4,00 ccm

    entsprechend für 250 ccm 10,00 ccm n AgNO,

    Molverhältnis N : Cl in Nitrosylchlorid = 1,002 : 1,000

  • - 37 -

    5. Materialfragen

    a) Gegen Nitrosylchlorid beständige Materialien (68)

    Das ausserordentlich reaktionsfähige Nitrosylchlorid greift in feuch¬

    tem Zustand praktisch alle Metalle ausser Tantal an. Gegen das trockene

    Gas sind Nickel und Platin oder auch Inconel und Pyrexglas beständig. Blei,

    Koroseal und Saran genügen bei Zimmertemperatur. Als Zement ist eine

    Mischung aus Wasserglas und Graphitpulver geeignet.

    Inconel : 79,5 % Ni, 13 % Cr, 6,5 % Fe, 0,25 % Mn,

    0,2 %Cu, 0,08 %C

    Koroseal : plastisches Polyvinylchlorid

    Saran : Vinylchlorid-Vinylidenchlorid-Mischpolymerisat

    b) Sperrflüssigkeiten

    Für die Ermittlung einer geeigneten Sperrflüssigkeit diente ein kleines,

    200 ccm fassendes Gasometer aus Glas, das zuerst mit der zu untersu¬

    chenden Flüssigkeit, dann mit Nitrosylchlorid gefüllt wurde.

    a. Kochsalzlösung: Das Gasvolumen nahm hier rasch ab. In einer

    halben Stunde war das Restgas vollständig entfärbt.

    b. Kochsalzlösung, bedeckt mit dünner Paraffinschicht; Die ca. 3 mm

    dicke Paraffinölschicht hemmte die Diffusionsgeschwindigkeit an

    der Grenzschicht beträchtlich. Das Gas wurde in 45 Minuten ent¬

    färbt und in 3 Stunden aufgelöst.

    c. Schwefelsäure: Das Gas entfärbte sich in etwa 30 Min.

    d. Konzentrierte Salpetersäure: 200 ccm Nitrosylchlorid wurden in¬

    nerhalb einer Stunde aufgelöst, obwohl die Löslichkeit von Chlor

    in Salpetersäure von 64 % HNO« nur 2-4 % beträgt.

  • - 38 -

    e. Quecksilber: Dieses bildet mit Nitrosylchlorid Quecksilberchlorid

    HgCl, und Stickstoffmonoxyd. Das Gasvolumen nimmt nicht ab, da¬

    gegen findet eine Entfärbung statt. Das Mercurichlorid schützt die

    darunterliegende Quecksilberoberfläche etwas vor weiterem Angriff;

    beim Steigen oder Fallen des Quecksilberniveaus zerreisst aber die

    Schicht sofort.

    f. Paraffinöl: Dieses hat sich im Strömungsmesser für Nitrosylchlorid

    gut bewährt. Im Gasometer hingegen wurden 200 ccm NOC1 in lV2

    Stunden vollständig aufgelöst.

    g. Chlornaphthalin: M. Bodenstein (69) benützte für seine Unter¬

    suchungen an Stickoxyden Bromnaphthalin. Um eventuelle chemische

    Reaktionen zu vermeiden, wurde Chlornaphthalin auf seine Eignung

    als Sperrflüssigkeit geprüft. 200 ccm Nitrosylchlorid wurden aber in

    einer halben Stunde vollständig gelöst.

    h. Andere organische Flüssigkeiten: Es wurden noch weitere organische

    Flüssigkeiten in Betracht gezogen. Weil Nitrosylchlorid leichter

    löslich ist als Chlor, fielen chlorierte Flüssigkeiten, wie Tetra¬

    chlorkohlenstoff, weg. Benzol und Ketone werden chloriert, Alkohole

    in Nitrosoverbindungen übergeführt.

    Es muss festgestellt werden, dass keine der untersuchten Flüssigkeiten

    den Anforderungen als Sperrflüssigkeit genügt. Dies erschwert alle Unter¬

    suchungen mit Nitrosylchlorid ausserordentlich und führt zu speziellen

    Versuchsanordnungen.

  • - 39 -

    III. Zerlegung von Nitrosylchlorid durch chemische

    Bindung beider Komponenten

    1. Oxydation von Nitrosylchlorid

    Die Oxydation von Nitrosylchlorid ist in der Literatur mehrfach er¬

    wähnt. Es lassen sich die folgenden Reaktionsmechanismen denken:

    la) 2 NOC1 + 02 =2 NOgCl 2a) 2 NOC1 = 2 NO + Cl2lb) 2 NOgCl = 2 N02 + Cl2 2b) 2 NO + 02 =2 N02

    H. J. Schumacher und G.Sprenger (15) haben den Zerfall von

    Nitrylchlorid untersucht. Von I.Welinsky und H.A. Taylor (70)

    stammen kinetische Betrachtungen über den Zerfall von Nitrosylchlorid.

    M. Bodenstein (71) bestimmte die Oxydationsgeschwindigkeit von Stick¬

    stoffmonoxyd zu Stickstoffdioxyd. N. N. Drozin und I. S. Galinker (72)

    stellten fest, dass die Reaktion 2a) bei Zimmertemperatur von rechts nach

    links verläuft. Die Geschwindigkeit der Reaktion 2b) ist etwa 1000-mal

    höher als diejenige der Reaktion 2a). Der Unterschied wird bei steigender

    Temperatur geringer. Aus dem Dissoziationsgleichgewicht von Stickstoff¬

    dioxyd folgt, dass die Oxydation am besten unterhalb 300 C durchgeführt

    wird.

    Als Oxydationsmittel dienen Sauerstoff, Ozon, Wasserstoffperoxyd

    oder über 70%ige Salpetersäure.

    L.J.Beckham, W.A. Fessier und M.A.Kise (73) führen

    31 Patente an, welche sich auf die Oxydation von Nitrosylchlorid beziehen.

  • - 40 -

    2. Reduktion von Nitrosylchlorid

    H.O.Jones und J.K.Matthews (74) berichten, dass ein Nitro-

    sylchlorid-Wasserstoff-Gemisch Palladiumchlorid erzeugt, wenn es bei

    gewöhnlicher Temperatur über einen Palladiumkontakt geleitet wird. Der

    Stickstoff geht dabei zum Teil in die elementare Form über. Bei Tempe¬

    raturen zwischen 100 und 230 wird der Katalysator nicht mehr angegrif¬

    fen, es entsteht Ammoniumchlorid. Beim Arbeiten mit Platin- oder Nickel¬

    katalysatoren wird ebenfalls Ammoniumchlorid gebildet; bei sehr langsa¬

    mem Gasstrom erfolgt die Bildung von wenig Hydroxylamin-Chlorhydrat

    neben Ammoniumchlorid und elementarem Stickstoff.

    Die Reduktion von Nitrosylchlorid mit Wasserstoff wurde rechnerisch

    untersucht.

    a) Berechnung der Wärmekapazität von Nitrosylchlorid

    C. M. Beeson und D. M. Yost (75) fanden für die Aenderung der

    Wäremekapazität der Reaktion

    2 NOC1 = 2 NO + Cl,D D O

    den Ausdruck:

    AC = 8,237 - 0,021 416 T + 14,525. 10"6 T2 cal/°K

    Aus der Literatur standen folgende Werte zur Verfügung:

    C (NO) =6,17 + 0,002 60 T - 0,000 000 66 T2 (76)C (Cl2) = 7,576 + 0,002 424 T - 0,000 000 965 T2 (77)

    Daraus wurde berechnet:

    C (NOC1) = 5,839 5 + 0,014 520 T - 0,000 008 405 T2

  • - 41 -

    Vergleich der spezifischen Wärmen

    Temperatur 273,2°K 298°K 500°K 100°K

    Berechnung aus

    Gleichung

    Berechnung aus

    spektroskopischenDaten

    9,18 E.E. 9,44 E.E. 11,0 E.E. 11,96 E.E.

    10,45 E.E. 10,64 E.E. 11,66 E.E. 12,94 E.E.

    Die Berechnung der spezifischen Wärme von Nitrosylchlorid bei ver¬

    schiedenen Temperaturen wurde nach O.A . Hougen und K.M. Watson

    (78) durchgeführt. Die dazu nötigen Infrarotspektren wurden von verschiede¬

    nen Forschern aufgenommen.

    C.R. B a i 1 e y und A.B.D.Cassie (79) fanden 5 Bänder, jedoch

    ohne ausgeprägte Maxima. Sie bezeichneten 3 Grundfrequenzen für die

    Streckung der Valenzbindungen und die Befcgung des Valenzwinkels. C . M .

    B e e s o n und D. M. Yost (75) vermuten auf Grund von experimentellen

    Bestimmungen der Entropie von Nitrosylchlorid, dass einige jener Frequen¬

    zen durch Superposition entstanden sind. Die Messungen von J. H. Wise

    und J. T. Eimer (80) und von H. J. Bernstein und W. G. Burns

    (81) stimmen sehr gut miteinander überein. Letztere berechneten die Wär¬

    mekapazität von Nitrosylchlorid C/2ofl) zu 10, 63 cal/ K.Mol.

    Die eigenen Berechnungen basieren auf den beiden letzten Literatur¬

    zitaten.

    b) Therroodynamische Berechnung der Reduktion von Nitrosylchlorid mitWasserstoff

    Wird Nitrosylchlorid mit Wasserstoff reduziert, so können je nach

    der Menge des zugeführten Wasserstoffs verschiedene Reaktionsmechanis¬

    men formuliert werden. Nach der Umsetzung ist die Stickstoffkomponente

    entweder in elementarer Form oder an Sauerstoff oder Wasserstoff ge¬

    bunden, während die Chlorkomponente elementar oder als Chlorwasser¬

    stoff auftritt.

  • - 42 -

    A NOCl + 3 H2 = NHg + H20 + HCl

    B 2 NOCl + 5 H2 = 2 NHg + 2 H20 + Cl2C 2 NOCl + 3 H2 = N2 +2 H20 + 2 HCl

    D 2 NOCl + H„ = 2 NO + 2 HCl

    Für die Reaktion A wird der Rechnungsgang ausführlich dargelegt; bei den

    andern Reaktionen sind nur Zwischen- und Endresultate angeführt.

    Tabelle 7

    Verwendete Tabellenwerte (Gaszustand)

    0*1°

    *291 298 in kcal/Mol, Cin cal/Mol. K

    n291 f298 Lit.

    NOCl

    NO

    NHgH2HCl

    +12,66

    +21,6

    -10,94

    -57,826

    -22,03

    +16,01

    +20,72

    - 3,91

    -54,507

    -22,741

    (82)

    (83)

    (82)

    (82)

    (82)

    C (H2) = 6,974 - 0,000 20 T + 0,000 000 480 8 T2C (Cl2) = 7,576 + 0,002 424 T - 0,000 000 965 T2C (N2) = 6,50 + 0,001 00 TC (NOCl) = 5,84 + 0,014 52 T - 0,000 008 405 T2

    C (NO) = 6,17 + 0,002 60 T - 0,000 000 66 T2

    C (NHg) = 6,70 + 0,006 30 TC (H20) = 8,22 + 0,000 15 T + 0,000 001 34 T2C (HCl) = 6,70 + 0,000 84 T

    (77)

    (77)

    (83)

    (78)

    (83)

    (83)

    (83)

    Berechnung der Reaktion NOCl + 3H„ NHg + H3Q + HCl

    Reaktionsenthalpie

    Freie Reaktionsenergie

    A H291 = -103,456 kcal

    AFl98 97,168 kcalAC = -5,142 -0,006 63 T + 0,000 008 302 6 T2

  • Werte:folgendendieTemperaturen

    verschiedenenbeihatGleichgewichtskonstantenderLogarithmusDer

    RT

    bestimmt.=KInAF°

    GleichungderHilfemitK298=TbeiwurdeI'IntegrationskonstanteDie

    T3,232+.10-6T2450,302+T557240,000-Tlog58782,-^âiL=Klog

    ist:GleichgewichtskonstantediefürFormelausgerechneteDie

    P+yîT+y*T+=oCC_

    vorkommen:Wärmekapazitätdie

    fürGleichungderinwelchedieselben,sindusw.yß,oC,FaktorenDie

    ~2_JL+T^_+tln*+

    '*

    R6R2RRT

    I'++T"—*+T—^+TIn

    +

    =KIn

    tO

    ist:Esherleiten.wichtskonstante

    Gleichge¬diefürBeziehungeinesichlässtHTAfürGleichungderAus

    kcal-101,747=H°

    cal-1709H°=68,2+-280,7-1496'3H*=H291

    bestimmt:291°K=TbeiwurdeIntegrationskonstanteDie

    calT357670020,000+T2315-0,003T-5,142H°=AH°

    berechnet.Reaktionsenthalpieder

    TemperaturabhängigkeitdiewurdedT.AC\=AHTGleichungderNach

    -43-

  • - 44

    Tabelle 8

    Temperaturabhängigkeit der Gleichgewichtskonstanten

    T°K T°C logK

    298 25 71,268

    400 127 51,855

    500 227 40,439

    700 427 27,281

    1000 727 17,286

    Da es nicht möglich ist, aus den K -Werten direkt auf die möglichen

    theoretischen Ausbeuten zu schliessen, wurde dafür eine Tabelle erstellt.

    Bei Reaktionsbeginn seien 1 Mol NOC1 und 3 Mole H, vorhanden. Im

    Gleichgewichtszustand finden wir:

    (1-x) Mole NOC1

    (3-3x) Mole H2x Mole NHo

    x Mole HCl

    x Mole RgO, total also 4-x Mole.

    Befindet sich das System im Gleichgewicht, so ist

    Kuy:

    mm

    x3(4-x)(1-x) (3-3x)3 P

    Die nachfolgende Tabelle gibt Auskunft über die theoretische Ausbeute

    bei verschiedenen Werten von K bei Normaldruck. Bei der Berechnung wur¬

    den die Fugazitäten nicht berücksichtigt. Die Rechnung wurde für den Fall

    durchgeführt, dass das entstehende Ammoniumchlorid noch in seine

    Komponenten gespalten ist. Die Frage, in welcher Form gasförmiges

    Ammoniumchlorid vorliegt, ist heute noch nicht restlos geklärt. In den

    physikalisch-chemischen Tabellen sind zudem keine C -Funktionen für gas¬

    förmiges Ammoniumchlorid enthalten.

  • - 45

    Tabelle 9

    Ausbeute als Funktion der Gleichgewichtskonstanten

    Prozentuale Ausbeute log K (bei Normaldruck)

    10 % - 3,658

    20 % - 2,561

    40 % - 1,182

    60 % 0,027

    80 % 1,580

    90 % 2,923

    99 % 7,033

    99,9 % 11,043

    Die Reduktion von Nitrosylchlorid mittels Wasserstoff wurde nicht

    praktisch untersucht; die Rechnung zeigt aber, dass der Prozess vom

    thermodynamischen Standpunkt aus durchführbar ist.

    c) Zusammenstellung der Berechnungen

    Tabelle 10

    Gleichgewichtskonstanten als Funktion der Temperatur

    Reaktion log K

    A

    B

    C

    D

    ^p9- - 2,5878 log T - 724,55.10"6T + 302,45.10-9T2 + 3, 232

    ^p£ - 4, 5969 log T - 1 390. 10"6T + 587, 3.10"9T2 + 3, 71

    ^°—- +1,8812 logT - 2 782. 10_6T + 657,45.10"9T2 - 2,91

    S996-+3,566 logT-2 400. lO^T^46'8-10"9,12-1'83

  • - 46 -

    Tabelle 11

    Gleichgewichtskonstanten als Funktion der Temperatur

    Reaktion logK

    Temperatur °K

    298° 400° 500° 700° 1000°

    A 71,3 51,9 40,4 27,3 17,3

    B 109,2 78,6 60,6 39,8 24,0

    C 136,8 102,2 81,9 58,6 41,1

    D 26,5 21,6 18,7 15,5 13,0

    Tabelle 12

    Theoretische Ausbeute der Reaktionen als Funktion der Gleich¬

    gewichtskonstanten bei Normaldruck

    Theoretische

    Ausbeutelog K der Reaktion

    (%) A B C D

    10 -3,66 -5,91 -5,60 -3,77

    20 -2,56 -4,07 -3,84 -2,41

    40 -1,18 -1,66 -1,63 -0,86

    60 0,03 0,31 0,05 0,35

    80 1,58 2,98 2,18 1,73

    90 2,92 5,31 3,94 2,83

    99 7,03 12,49 9,15 5,98

    99,9 11,04 19,50 14,17 9,00

  • - 47 -

    Die Berechnungen zeigen, dass alle angeführten Reaktionen vom

    thermodynamischen Standpunkt aus gesehen unterhalb von 1000°K spontanund vollständig ablaufen können. Es ist deshalb im praktischen Versuch zu

    erwarten, dass vor allem die Reaktionen A, B und C nebeneinander zu be¬

    obachten sind. Wenn es gilt, die Stickoxydkomponente in eine verwertbare

    Form überzuführen, muss die Bildung von elementarem Stickstoff (Reaktion

    C) verhindert werden.

    Die Berechnungen ergeben somit die Durchführbarkeit der Reduktion

    von Nitrosylchlorid mittels Wasserstoff, wobei aber die Reaktionen A und

    B gegenüber C katalytisch bevorzugt werden müssen.

    IV. Zerlegung von Nitrosylchlorid unter Bindung der

    Chlorkomponente

    1. Reaktionen mit Metallen und Salzen

    Nach einer Literaturzusammenstellung sowie eigenen Untersuchungen

    von J. R. Partington und A. I. Whynes (84) reagieren die folgenden

    Metalle unter Anlagerung mit Nitrosylchlorid:

    Ti, Mn, Fe, Pt, Cu, Au, Zn, B, AI, Ca, In, Sn, Sb und Bi.

    Die Verbindungen sind von der Form PtCL..2 NOC1.

    Die Metalle Pd, Ag, Cd, Hg, Tl und Pb sowie die Nichtmetalle S und

    Se bilden mit Nitrosylchlorid unter gewissen Bedingungen die Chloride und

    setzen Stickstoffoxyde in Freiheit. Die Untersuchungen der genannten For¬

    scher sind im folgenden Ausschnitt aus dem periodischen System darge¬

    stellt:

  • - 48 -

    Fig. 3

    Reaktion von Nitrosylchlorid mit den Elementen

    ? = Anlagerungsverbindung

    E = Chloridbildung

    (E) = keine Reaktion B C N 0 F

    E = nicht untersuchtAI Si (P) S Cl

    Ji V Cr Mn Ig Co Ni Qu is % Ge As Se Br

    Zr Nb Mo 43 Ru Rh Pd Ag. Cd In umIIS Sb Te J

    Hf Ta W Re Os Ir PI Au Hg. Tl Pb Ü Po 85

    Einige Elemente reagieren mit Nitrosylchlorid derart, dass sie das

    Chlorid bilden und Stickstoffmonoxyd in Freiheit setzen. Wenn zur Spaltung

    von Nitrosylchlorid in einem Kreislauf gearbeitet werden muss, soll das

    entstandene Chlorid wieder auf einfache Art gespalten werden können.

    a) Reaktion mit Palladium

    Die Reaktionsgleichungen lauten:

    Pd + 2 NOC1 = PdCl2 + 2 NO (T = 20° oder höher) daraus sofort tilgen:

    PdCl2 + 2 NO = PdCl2.2 NO und

    PdCl2 + 2 NOC1 = PdCl2. 2 NOC1

    Die Verbindung zerfällt bei 200 in trockenem Stickstoff:

    PdCl2.2 NOC1 = PdCl2 + 2 NOC1

    Bei Zusatz von Wasser entweichen aus der Anlagerungsverbindung Stick¬

    oxyde:

    Pd(N03)2 + 4 NOC1 = PdCl2. 2 NOC1 + 2N204 (T = 100°)

    Die Reaktionen von Palladiummetall oder Palladiumnitrat mit Nitro¬

    sylchlorid stellen gangbare Wege dar zur Spaltung des letzteren. Das ent¬

    stehende Chlorid kann durch Erhitzen auf 500 leicht in seine Bestandteile

    zerlegt werden.

  • - 49 -

    b) Reaktion mit Silbernitrat (85)

    Silbernitrat und Nitrosylchlorid reagieren schon bei Zimmertemperatur:

    AgNOg + NOC1 = AgCl + N204

    Nach zweitägigem Erhitzen ist die Umsetzung quantitativ. Das ent¬

    stehende Chlorid kann durch Reduktion in das Metall übergeführt werden.

    Die Reaktion von Silber mit Nitrosylchlorid ist in der Literatur nicht

    bekannt.

    c) Reaktion mit Cadmium

    Cadmium bildet nach tagelangem Erhitzen auf 100° Cadmiumchlorid.

    d) Reaktion mit Quecksilber (86)

    Bei -40 wird mit Nitrosylchlorid Quecksilberdichlorid gebildet. Die

    Reaktion beginnt erst nach kurzem Erwärmen auf -20 . Bei +20 ent¬

    steht die Anlagerungsverbindung HgClg.NOCl.

    e) Reaktion mit Thallium

    Das Monochlorid und das Oxyd bilden mit Nitrosylchlorid Thallium-

    sesquichlorid und Stickoxyde:

    2 T1C1 + NOC1 = T12C13 + NO

    Die Reaktion verläuft bei -20° langsam, bei -10 etwas schneller.

    TlgO + 3 NOC1 = T12C13 + 2 NO + N02

    Aus Thalliumnitrat oder -nitrit entstehen mit Nitrosylchlorid das Thallium¬

    monochlorid und Stickoxyde:

    TINOg + NOC1 = T1C1 + N204

    Mit reinem Thalliummetall ist erst nach mehrtägigem Erhitzen auf 100

    eine Reaktion festzustellen.

    Thalliumsesquichlorid zerfällt beim Erhitzen in Monochlorid und Chlor.

  • - 50 -

    f) Reaktion mit Blei

    Beide Substanzen wurden von J. R. Partington zwei Tage auf dem

    Wasserbad erhitzt. Es wurden dabei 99,1 % des Bleinitrates in das Di-

    chlorid übergeführt.

    Pb(N03)2 + 2 NOC1 = PbCl2 + 2 N2C>4

    g) Reaktion mit Schwefel und Selen

    Nach E.Davy (5) und Ph.A.Guye und G.Fluss (9) entsteht

    aus Nitrosylchlorid und Schwefel oder Selen das entsprechende Chlorid.

    Messungen des Gleichgewichtes wurden von T.J.McGonigle durch¬

    geführt (87).

    2. Reaktion mit Schwefel

    a) Thermodynamische Untersuchungder Reaktion 2NOC1+2S,, = S2Cl„+2NO

    Die Bildungsenthalpie von flüssigem Schwefel wurde mit Hilfe folgender

    Schritte berechnet:

    A Srhomb. (291) + Srhomb. (392) AHj

    B Srhomb. (392) + Sfl. (392) AH2

    C Sfl. (392) *" Sfl. (291) AH3

    r392 2 2AH. = )C .dT = 4,12 (T„-T,) +0,002 35 (T, -T?)

    1291 p

    l L l l

    r291

    *3"

    S0'2CP

    AH0 = yc„.dT = 5,4 (T,,-^)+ 0,002 5 (T, -T?)ino P & V ZI

    AH2 = 13,2 cal/g = 423 cal/Mol

  • - 51 -

    Wird Hgnj (S homb ) als null angenommen, so erhält man für

    H2gl(Sfl ) = 282, 7 cal.

    Es muss beim C -Wert des flüssigen Schwefels (AH,) beachtet werden, dassP J

    die Gleichung

    C = 5,4 + 0,005 T

    zwischen 140 und 200°C nicht den wirklichen Werten entspricht. G. N.

    Lewis und M. Randall (88) haben nachgewiesen, dass die Wärmekapa¬

    zität in diesem Bereich höher liegt und bei 160 C als Spitzenwert den 1,8-

    fachen Wert des aus der Gleichung entnommenen besitzt. Diese eigenartige

    Tatsache hat als Grund vielleicht die Umwandlung von X - inj! -Schwefel

    (s8^s6).Die übrigen aus der Literatur entnommenen Bildungsenthalpien sind:

    H291(S2CVn. ="14'34kcal F298(S)fl. = 0,094 kcal

    H291(NO)g =+21,5 kcal F298(NO)g =20>869kcal

    Berechnung der freien Energie von Schwefelchlorür

    Damit die Integrationskonstante berechnet werden kann, soll

    AF(S2C12) nach

    AF = H - TA S

    bestimmt werden.

    Mangels Literaturangaben wurde die Entropie mit zwei halbempiri¬schen Methoden ermittelt.

    W. M. Latimer (89) zeigte, dass die Entropie von vielen Salzen als

    Summe der Beiträge der einzelnen Atome dargestellt werden kann. Nach

    der von ihm aufgestellten Regel beträgt die Entropie eines Formelgewichtes

    S = Sj + S2 + ... = 3/2 R ln(ArA2...) - n .0,94

    Aj, A2 = Atomgewichte der Molekülbestandteilen = Anzahl der Atome

  • - 52 -

    Die Entropie von festem Schwefelchlorür ist demnach

    S(W« 38,18 E.E.

    Da die erwähnte Gleichung die Form

    S = A log M + B

    besitzt, wobei die Konstanten A und B für ähnlich gebaute Verbindungen

    dieselben sind, ist es möglich, unbekannte Entropien zu schätzen. R. R.

    Wenner (90) zeigt anhand von Beispielen die Genauigkeit der Methode.

    Die Entropien werden gegen den Logarithmus des Molekulargewichtes auf¬

    getragen und liegen auf einer Geraden.

    Die berechnete Entropie stimmt mit derjenigen von CugClg, Hg2C12und HggBr, innerhalb der Fehlergrenze überein.

    Für die Berechnung der Entropie von flüssigem Schwefelchlorür muss

    die molare Schmelzwärme berücksichtigt werden, da sie ein Mass für die

    Grösse der Kristallkräfte und die vergrösserte Zahl der Freiheitsgrade

    der Substanz beim Uebergang in die flüssige Phase ist.

    Die Entropiezunahme entspricht dem Quotient aus molarer Schmelz¬

    wärme und absoluter Schmelztemperatur. Sie Liegt nach R. R. Wenner

    (91) für die meisten anorganischen Verbindungen zwischen 5 und 7 E. E.

    Weil die Schmelzwärme von Schwefelchlorür nicht bekannt ist, wurde die

    Entropiezunahme zu 6 E. E. angenommen.

    Somit ist die Entropie von flüssigem Schwefelmonochlorid (Dischwe-

    feldichlorid)

    S298(S2Cl2)fl = 44,2 cal/°K. Mol

    Reaktion 2 Sfl + Cl2 = SgClgg fl

    A

    "291

    ö298

    -T.AS

    0,566 -— -14,34

    17,4 53,32 44,2

    -14,91 kcal/°Mol

    cal/°Mol

    + 7,90 kcal/°Mol

    F°*298

    +0,188 0 X - 7,01 kcal/°Mol

  • - 53 -

    Die freie Energie von Schwefelchlorür berechnet sich demnach zu

    F298(S2C12)fl -6,82 kcal/°Mol.

    Die molare Entropie des flüssigen Schwefels wurde aus dem Tabellenwert

    für rhombischen Schwefel, vermehrt um die Schmelzentropie, erhalten.

    Reaktionsenthalpie der Umsetzung von Nitrosylchlorid mit Schwefel

    AH°91 = 2,775 kcal/Mol

    Die freie Reaktionsenergie ist

    Ar0^*298

    2,71 kcal/Mol

    Die Gleichgewichtskonstante der Reaktion wurde nach W. N e r n s t bestimmt.

    Es gilt

    log K =A-^— +JL1.75 log T + I

    p4,57T

    y

    Bei der betrachteten Reaktion wird das zweite Glied null. Aus der Aende-

    rung der freien Energie wurde log K bei 298 zu -1,99 berechnet.

    Die folgende Tabelle zeigt die geringe Temperaturabhängigkeit der

    Gleichgewichtslage, was mit den Messungen von T.J.Mc Gonigle (87)

    übereinstimmt.

    2 NOC1 + 2 Sfl. = S2C12 + 2 NO

    Tabelle 13

    Gleichgewichtskonstante K als Funktion der Temperatur

    °K °C logKp

    298 25 -1,99

    400 127 -1,47

    500 227 -1,18

    700 427 -0,82

    1000 727 -0,55

  • - 54 -

    Es muss hier daran erinnert werden, dass bei der Rechnung infolge

    mangelnder Daten Unsicherheitsfaktoren auftreten. Zudem treten im Re¬

    aktionsraum Nebenreaktionen auf, von denen die Polymerisation von Schwe¬

    felmonochlorid erwähnt werden soll. Das Molekulargewicht der normaler¬

    weise dimeren Substanz ist abhängig vom Alter der Lösung, von der Tempe¬

    ratur und von Begleitstoffen, wie W.A. Patrick und N.Hackerman

    (92) fanden. Die beiden Autoren erklärten die Erscheinung durch die fol¬

    genden Reaktionsgleichungen:

    2S2C12—* S4C14-* S2C14 + S2 4 S2~* S8

    Die Umsetzungvon Nitrosylchlorid mit Schwefel ist Gegenstand zweier

    Patente der Solvay Proc. Co. (93, 94). Bei der Reaktion entsteht

    Schwefelchlorür S^Cl,, welches durch Destillation in Gegenwart von Ka¬

    talysatoren (z.B. FeCl«) in Schwefelverbindungen mit höherem Chlorgehalt

    übergeführt wird. Durch Druckdestillation bei 10-11 at wird elementares

    Chlor gewonnen.

    Ein anderes Patent erwähnt die direkte Einwirkung von Nitrosylchlorid

    auf Schwefelmonochlorid unter Druck bei 400 C. Die Gewinnung von Chlor

    ist analog.

    b) Experimentelle Spaltung von Nitrosylchlorid mit Schwefel

    Die Versuche wurden bei verschiedenen Temperaturen, nämlich bei

    -20°, + 78°, 130° und 180°C durchgeführt. So war es möglich, die Re¬

    aktionsbedingungen bei flüssigem und gasförmigem Nitrosylchlorid und

    festem und flüssigem Schwefel zu prüfen. Die Temperatur von 180 war ge¬

    wähltworden, weil hier das entstehende Schwefelchlorür aus dem Reaktions¬

    gemisch entweichen sollte.

    Bei den Versuchen mit festem Schwefel bestand der Reaktionsraum

    aus einem kleinen Reagensglas, in das ein Einleitungsrohr für Nitrosyl¬

    chlorid bis zum Boden reichte. Die Untersuchungen mit flüssigem Schwefel

    wurden in einem Glasgefäss vorgenommen, das eine horizontal liegende

    Fritte aufwies. Der Gasstrom trat von unten durch die Fritte in den darüber

    liegenden geschmolzenen Schwefel ein, was einen guten Kontakt zwischen

    den beiden Reaktionspartnern gewährleistete.

  • - 55 -

    1. Versuch

    Temperatur = -20 C

    Schwefel, feingepulvert

    Nitrosylchlorid, flüssig

    Versuchsdauer: 2x/2 Std.

    0,947 g

    7,58 g

    29,5 mMol

    115,9 mMol

    Die Analyse von Nitrosylchlorid ergab gegenüber der reinen Substanz einen

    Ueberschuss der Chlorkomponente von 27 %. Das Gas enthielt somit:

    Gehalt der Endgase

    im Schwefel

    101,2 mMol N* 128,0 mMol Cl*

    86,0 mMol N* 97,8 mMol Cl*

    15,2 mMol N* 30, 2 mMol Cl*

    Die Untersuchung zeigte, dass auch bei -20 C eine Reaktion zwischen Ni¬

    trosylchlorid und Schwefel eintritt. Neben dem chemisch gebundenen Chlor

    wurde ein Teil des aktiven Stickstoffs im Reaktionsraum zurückgehalten.

    2. Versuch

    Temperatur = +78°C

    Schwefel, feingepulvert

    Nitrosylchlorid, gasförmig

    Versuchsdauer : 1 Std.

    1,012 g

    2,78 g

    31,6 mMol

    42,5 mMol

    Das Gas wurde in langsamem Strom durch die Schwefelschicht geleitet.

    36, 9 mMol N* 47,0 mMol Cl*

    33, 5 mMol N* 33, 7 mMol Cl*

    3,4 mMol N* 13, 3 mMol Cl*

    Zugeleitete Menge

    Gehalt der Endgase

    im Schwefel

    Die Trennung zwischen der Stickoxyd- und der Chlorkomponente war bei

    dieser Temperatur eindeutig besser als bei -20 C.

    3. Versuch

    Temperatur = 130°C

    Schwefel, flüssig

    Nitrosylchlorid, gasförmig

    Verhältnis N* : Cl* = 1 : 1

    Versuchsdauer : 65 min.

    3,46 g = 108 mMol

    2,59 g 39,6 mMol

  • - 56 -

    Die Temperatur von 130 war gewählt worden, weil hier sowohl der Schwe¬

    fel als auch das entstehende Schwefelchlorür in der flüssigen Form vor¬

    liegen.

    Das Nitrosylchlorid wurde durch eine Fritte, welche den Boden des

    Reaktionsgefässes bildete, in den Schwefel eingeleitet. Das aus der Schwe¬

    felschicht austretende Gas war farblos; es nahm beim Vermischen mit

    Sauerstoff eine dunkelbraune Farbe an. Dies deutet darauf hin, dass die

    aus dem Schwefel austretenden Gasblasen zur Hauptsache aus Stickstoff-

    monoxyd bestanden. Das Reaktionsprodukt, das neben Schwefel und Schwe¬

    felchlorür auch wenig Nitrosylchlorid und dessen Spaltprodukte enthielt,

    war dunkelbraun gefärbt. Beim Abkühlen entwickelten sich darin gelbe

    Schwefelkristalle.

    Zugeleitete Menge

    Gehalt der Endgase

    in Schwefel

    39,6 mMol N* 39,6 mMol Cl*

    28,3 mMol N* 5,3 mMol Cl*

    11,3 mMol N* 34,3 mMol Cl*

    Die Analyse zeigt, dass 86,8 % der Chlorkomponente mit dem Schwefel

    reagiert haben. Da 28,6 % der Stickstoffkompcnente zurückgehalten wur¬

    den, ist der Trennfaktor 3,04 Cl* : 1 N*.

    4. Versuch

    Temperatur 180°C Versuchsdauer : 70 mir

    Schwefel, flüssig : 4,39 g = 137 mMol

    Nitrosylchlorid, gasfö rmig : 2,94 g = 44,9 mMol

    Die Reaktionstemperatur von 180 sollte ermöglichen, dass das entstehende

    Schwefelchlorür während der Reaktion aus dem Gemisch in eine besondere

    Vorlage destillierte, was jedoch nicht gelang. Als Reaktionsraum diente

    wiederum das Frittengefäss.

    44,9 mMol N* 44, 9 mMol Cl*

    37,5 mMol N* 10,4 mMol Cl*

    7,4 mMol N* 34,5 mMol Cl*

    Zugeleitete Menge

    Gehalt der Endgase

    im Schwefel

    Das Ergebnis zeigt, dass 76,8 % der Chlorkomponente gegenüber 16,5

    der Stickoxydkomponente vom Schwefel zurückgehalten wurden.

  • - 57 -

    Resultat der Versuche

    Die Untersuchungen über die Möglichkeit, Nitrosylchlorid-haltige

    Gase mittels Schwefel zu spalten, führten zur Erkenntnis, dass die Reaktion

    bei allen untersuchten Temperaturen zwischen -20 und +180 C eintritt. Die

    Eigenschaft des Schwefels, die Stickoxyd- von der Chlorkomponente zu

    trennen, ist bei höheren Temperaturen ausgeprägter. Das Verhältnis der

    beiden Komponenten im Schwefel betrug bei 180 C 4,65 Cl* : 1 N*.

    V. Zerlegung von Nitrosylchlorid mit Schwefelsäure

    unter Bindung der Stickoxydkomponente

    1. Allgemeines

    Bei der Reaktion von Salpetersäure mit Alkalichloriden entstehen

    Lösungen, in denen die Ionen H", Me', NO,', Cl' und OH' vorhanden sind.

    Mit ihnen können gelöste Gase, wie Stickoxyde und Chlor, sowie verschie¬

    dene Bodenkörper im Gleichgewicht stehen. Die hohe Anzahl der Stoffe,

    von denen in vielen Fällen die Aktivitäten in konzentrierten Lösungen nicht

    bekannt sind, verunmöglicht die Berechnung von Gleichgewichtszuständen.

    Aus dem gleichen Grunde wurden die Untersuchungen zur Aufspaltung

    der Reaktionsgase nicht mit diesen selbst durchgeführt. Vielmehr wurde

    ein reines Gas, welches sowohl die Stickoxyd- als auch die Chlorkomponente

    enthielt, nämlich Nitrosylchlorid, den Versuchen unterworfen. Weil dieses

    im Verlauf der Spaltung in die gleichen Formen übergeführt wird, wie

    Stickoxyde oder Chlor und Chlorwasserstoff, gelten die Ergebnisse mit

    wenigen Einschränkungen auch für diese.

  • - 58 -

    2. Probleme der Arbeitsweise und der apparativen Durchbildung

    a) Vorteile der dynamischen Versuche

    Es war vorerst geplant, statische Versuche durchzuführen, deren

    Auswertung eine Gleichgewichtskurve ergeben würde. Gegen dieses Vor¬

    gehen sprachen aber zwei Gründe:

    Die statischen Versuche lassen nicht auf den Verlauf von dynamischen

    Absorptionsversuchen schliessen, weil bei ihnen der Zeitfaktor keine Rolle

    spielt. Der Zweck der vorliegenden Untersuchungen war aber, die Grund¬

    lagen zur praktischen Trennung von Königswassergasen zu erforschen, die

    bei der Herstellung von Alkalinitraten aus Salpetersäure und Chloriden an¬

    fallen. Allfällig durchgeführte statische Versuche würden deshalb nicht

    direkt zu einer Lösung des Problems beitragen und müssten in jedem Fall

    durch dynamische Versuche ergänzt werden.

    Eine Apparatur zur Untersuchung von statischen Absorptionen müsste,

    damit der Druck konstant gehalten werden kann, mit einer entsprechenden

    Einrichtung versehen sein. Es wurde bereits im Kapitel II, 5, gezeigt,

    dass keine Sperrflüssigkeiten bekannt sind, welche inert sind gegen Nitro-

    sylchlorid oder Gase, die Nitrosylchlorid enthalten.

    Aus den erwähnten Gründen wurde auf eine statische Arbeitsweise

    verzichtet. Damit die dynamischen Versuche nicht zu sehr von den langsam

    verlaufenden Diffusionsvorgängen an den Grenzschichten zwischen Gas und

    Flüssigkeit abhängig waren, wurde ein Apparat entworfen, in dem die Be¬

    rührungszeit zwischen Gas und Flüssigkeit zwangsläufig lang war.

    Steigt eine Gasblase in einem geneigten Rohr, das mit einer Flüssig¬

    keit gefüllt ist, nach oben, dann befindet sich das eingeschlossene Gas

    nicht in Ruhe. Es konnte an Nebelblasen in Wasser, hergestellt aus fester

    Kohlensäure, gezeigt werden, dass kleine Gasblasen nur an der Oberseite

    des Rohres abrollen, wobei die Bewegung im Innern minim ist. Dagegen

    besteht in grossen Blasen eine intensive Durchwirbelung.

  • - 59 -

    Fig. 4

    Gasblasen in geneigten Rohren

    b) Automatisches Niveaukontrollgerät für konzentrierte Schwefelsäure

    Für die Durchführung von Absorptionsversuchen mit Schwefelsäure

    verschiedener Konzentration in gefüllten Türmen wurde ein Steuergerät

    geschaffen, welches in Verbindung mit einer Pumpe die Säure automatisch

    in ein höhergelegenes Reservoir beförderte. Das Gerät erfüllte die Bedin¬

    gung, auch bei konzentrierter Schwefelsäure trotz hohem elektrischen Wi¬

    derstand einwandfrei zu arbeiten.

    Die Absorptionsversuche selbst werden nicht beschrieben, weil in der

    Apparatur, welche Absorption und Desorption vereinigte, wegen schwanken¬

    der Schwefelsäurekonzentration unübersichtliche Verhältnisse herrschten.

    Arbeitsweise des Gerätes (vgl. Fig. 5)

    Erreicht der Schwefelsäurespiegel im Druckfass D den Kontakt A, so

    wird das Thyratron Th durch eine positive Spannung am Gitter gezündet.

    Der Anodenstrom bewirkt ein Aufziehen des Relais 1, das seinerseits Re¬

    lais 2 zum Arbeiten bringt. Die Kontakte des letzteren lassen gleichzeitig

    Relais 3 und 4 aufziehen. Ein Kontaktpaar von Relais 3 versorgt dieses

    über einen Ruhekontakt von Relais 6 mit Strom, so dass es von jetzt an

    auch ohne Relais 2 arbeitet. Zudem besitzt es Abfallverzögerung, so dass

    es auch bei kurzem Ansprechen von Relais 6 angezogen bleibt. Ein weiteres

    Kontaktpaar schaltet das Ventil für die Druckluft ein, die jetzt die Schwe¬

    felsäure hochpumpt. Schliesslich wird der Platinkontakt C mit A verbunden.

  • M3O

    C:

    1

    w

    *—•

    O

    r-t-

    5ET

    SäurereservoirS^sa

    Säurerücklauf

    60

  • - 61 -

    Relais 4, das gleichzeitig mit 3 aufgezogen hat, unterbricht den Kathoden¬

    stromkreis des Thyratrons und schaltet Relais 5 ein. Gleichzeitig lässt es

    ein Kontrollämpchen aufleuchten. Das arbeitende Relais 5 verhindert das

    Aufziehen von Relais 6.

    Durch den Unterbruch des Kathodenstromkreises des Thyratrons ist

    Relais 1 stromlos geworden. Als Folge davon fallen sämtliche Relais ausser

    Nr. 3 ab. Sobald der ursprüngliche Zustand wieder erreicht ist, zündet das

    Thyratron wieder, da ja durch Relais 3 der Platinkontakt C an A gelegt

    worden ist. Der ganze Vorgang wiederholt sich ununterbrochen etwa zwei¬

    mal pro Sekunde.

    Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Relais 3 in dem Mo¬

    ment wo die Säure im Druckfass den Maximalstand erreicht, die Pumpe

    einschaltet. Das Gerät untersucht anschliessend periodisch, ob die Säure

    noch den Minimalstand erreicht. Wird dieser unterschritten, so zündet das

    Thyratron nicht mehr. Nachdem alle Relais ausser Nr. 3 abgefallen sind,

    kann Relais 6 über den Arbeitskontakt von Nr. 3 und die Ruhekontakte von

    Nr. 1 und 5 zum Aufziehen gebracht werden. Es unterbricht den Stromkreis

    von Relais 3, lässt ein Kontrollicht aufleuchten und hält sich durch Abfall¬

    verzögerung so lange, bis Relais 3 abgefallen ist. Dadurch hat es den

    Pumpvorgang abgestellt und wird selbst stromlos.

    Das Gerät ist ferner mit einer Druckknopfsteuerung versehen, die

    jederzeit das Einleiten oder den Unterbruch der Säureförderung erlaubt.

    Bei ausgeschaltetem Apparat kann das Ventil auch mit einem Handschalter

    direkt bedient werden.

    3. Apparatur und Arbeitsweise für dynamische Absorptionsversuche

    Unter Berücksichtigung der theoretischen Ueberlegungen (95) wurde

    ein Absorptionsapparat aus Glas gebaut. Die zusammengestellte Versuchs¬

    apparatur ist in Fig. 6 auf der folgenden Seite dargestellt.

    Ein Gefäss mit reinem Nitrosylchlorid A steht in einem Dewargefäss.

    Die Strömungsgeschwindigkeit von Nitrosylchlorid wird mit dem Hahn B

    geregelt. Dem gleichen Zweck dient auch das Rohr C, durch welches ein

    Luftstrom ins Innere des Dewargefässes gelangt und der Versuchssubstanz

  • - 62 -

    Legende

    Fig. 6

    Apparatur für dynamische Absorptionsversuche

    A Nitrosylchlorid-Gefäss

    B Hahn zur Regulierung der Strömungsgeschwindigkeit

    C Rohr für Luftstrom H Gasaustritt

    D Strömungsmesser I Waschflasche

    E Eintritt in die Spirale K Druckausgleichsgefäss

    F Hahn für Probenahmen L Verschiebbares Rohr

    G Einfülltrichter M Manometer

    die zur Verdampfung nötige Wärmemenge zuführt. Nach Passieren eines

    Strömungsmessers D tritt das Gas in den Absorptionsapparat ein, trifft bei

    E mit der umlaufenden Schwefelsäure zusammer und perlt in einzelnen

    Blasen durch die Spirale nach oben. Die Berührungszeit einer Gasblase

    mit der Lösung beträgt etwa 50 sec; dabei legt die Blase in der Flüssigkeit

    einen Weg von 135 cm zurück. Zur Entnahme von Säureproben wurde der

    Hahn F benützt. Die Flüssigkeit aus dem toten Volumen wurde vor der

    Probenahme entfernt. Nachher wurde jeweils eine gleiche Säuremenge bei

  • - 63 -

    G eingefüllt. Zur Konstanthaltung der Temperatur befand sich die Spirale

    in einem Thermostaten. Die Gase, welche von der Flüssigkeit nicht ab¬

    sorbiert worden waren, verliessen das Gefäss bei H. Sie wurden in der

    Waschflasche I zur Analyse zurückgehalten. Die Flasche K diente dem

    Druckausgleich. Er wurde durch Ver