din en iso 7730 in der praxis dr.-ing. eckehard fiedler forschung
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Dr.-Ing. Eckehard FiedlerDIN EN ISO 7730, 1
DIN EN ISO 7730 in der Praxis
Dr.-Ing. Eckehard FiedlerForschung & EntwicklungCaverion Deutschland GmbH
FachverbandGebäude-Klima e. V.
Berlin, 14./15. April 2016
Dr.-Ing. Eckehard FiedlerDIN EN ISO 7730, 2
Grundlagen Behaglichkeit und DIN EN ISO 7730
Bewertung der Bewertung nach PPD und PMV
Lokale Behaglichkeitsparameter
Erfahrungen aus Behaglichkeitsmessungen
Inhalt
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Behaglichkeit
Quelle: FGK
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15
Ausfallzeit [Minuten pro Tag]
0
50
100
150
200Kosten [EU
R/m
²a]
Lohnkosten: 30 EUR/hArbeitstage: 220 d/a
Fläche: 10 m²/MA
Arbeitskosten wegen Zeitausfalldurch unzufriedene Mitarbeiter
Behaglichkeit am Arbeitsplatz ist die Voraussetzung für dauerhafte Gesundheit, Wohlbefinden und Produktivität.
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Thermische Behaglichkeit
Der Maßstab für Behaglichkeit ist das individuelle Empfinden einzelner
Personen. Dieses ist abhängig von Alter, Geschlecht, Bekleidung, Tätig-
keit etc..
In einem statistischen Sinn sind Bedingungen dann optimal, wenn die
geringste Klagehäufigkeit auftritt.
* PPD = Percentage Persons Dissatisfied
zu kalt zu warm
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Individuelles Empfinden
Das individuelle Empfinden kann stark vom statistischen Mittel abweichen.
Beispiel: Die optimale Temperatur ergibt sich aus
Das Wärmeempfinden verändert sich bei längerem Aufenthalt in einer Klimazone durch Akklimatisation. Adaptive Behaglichkeitsmodelle sind Gegenstand aktueller Forschungsprojekte.
Wärmeproduktion• Aktivitätsgrad• Grundumsatz• Gesundheits-
Zustand
Isolation• Bekleidung• Körperfettanteil• Gewohnheiten
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DIN EN ISO 7730
Quelle: DIN EN ISO 7730
Die Norm unterscheidet zwischen globaler und lokalerthermischer Behaglichkeit:
Globale Parameter (thermisches Gleichgewicht des Körpers) Lokale Parameter
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PMV und PPD* nach DIN EN ISO 7730
* PPD = Percentage Persons Dissatisfied
PMV-Klassen
Das PMV beschreibt das mittlere Temperaturempfinden unter gegebenen Bedingungen. Das PPD wird direkt aus dem PMV abgeleitet.
PMV
PMV
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PMV und PPD in der Praxis
Das PMV ist ein Versuch, das durchschnittliche Wärmeempfinden von Menschen formal zu beschreiben. Das PPD berechnet daraus eine Unzufriedenheitsquote.
Die verwendeten Grundparameter (rel. Feuchte, Luftbewegung, Bekleidung) liegen im Bürobereich in relativ engen Grenzen.
In der Praxis ist eine Bestimmung des PMV
für Bürobereiche nur selten von Nutzen!
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PPD / Relative Feuchte
5.0
6.0
7.0
8.0
9.0
10.0
11.0
12.0
13.0
14.0
15.0
22 23 24 25 26
Unz
ufrie
dene
Per
sone
n in
%
Lufttemperatur
3040506070
RH[%]
Vel=0.2m/s, MET=1.0
30%
70%
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PPD / Luftgeschwindigkeit
5.0
6.0
7.0
8.0
9.0
10.0
11.0
12.0
13.0
14.0
15.0
22 23 24 25 26
Unz
ufrie
dene
Per
sone
n in
%
Lufttemperatur
0.050.100.150.200.25
VEL[m/s]
RH=50%, MET=1.0
0.25 m/s
0.05 m/s
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PPD / Metabolische Rate (Aktivitätsgrad)
5.0
6.0
7.0
8.0
9.0
10.0
11.0
12.0
13.0
14.0
15.0
22 23 24 25 26
Unz
ufrie
dene
Per
sone
n in
%
Lufttemperatur
0.80.911.11.2
MET
Vel=0.2m/s, RH=50%
= 46.6 W/m²= 52.4 W/m²= 58.2 W/m²= 64.0 W/m²= 69.8 W/m²
<- 1.2
0.8
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Nutzerkomfort bei Nutzerbefragung: subj. Empfindung
Quelle: HLH 5/2014
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Optimale Temperaturen
In der Praxis stellt man fest, dass die thermische Behaglichkeit vor allem vom Aktivitätsgrad des Nutzer abhängt:
• In Einzelbüros sollten die Temperaturen immer manuell einstellbar sein, da individuelle Bedürfnisse variieren. Hier werden abhängig von Nutzer und Jahreszeit Werte zwischen 20°C und 25°C gewünscht.
• In Großraumbüros hängt die optimale Temperatur von der Art der Arbeit und von der zeitlichen Temperaturkonstanz ab. Optimale Temperaturen liegenzwischen 22 und 24,5°C.
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Lokale Behaglichkeits-Parameter nach DIN EN ISO 7730
Vertikaler Temperatur-
Gradient
Warmer oder kalter Fußboden
Zugluftrisiko DR (Draft Rating)
1m
120°
Strahlungs-Asymmetrie
0.1m
1.1m
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Luftgeschwindigkeitsmessung
Sonde u-Mittel u-max Turbulenz Temperatur DRSonde 0,10m (m/s) 0.08 0.21 46% 24.6 7.1Sonde 1,10m (m/s) 0.09 0.37 69% 24.7 8.3Sonde 2,00m (m/s) 0.09 0.32 52% 24.8 7.2
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Turbulenzgrad
-0.50
-0.25
0.00
0.25
0.50
0.75
1.00
1.25
1.50
1.75
2.00
2.25
2.50
0.0 5.0 10.0 15.0 20.0
sinStdAbw
Tu
Tu ≈ 0.70 ↔ umax = um ∙ 1,43 ∙ Tu
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Zugluftrisiko
Die Bewertung nach DIN EN ISO 7730 gilt nur für relativ homogene Turbulenzmuster.
Einzelnen Spitzen oder stark instationäre Strömungen werden „glattgebügelt“ und sind in den Ergebnissen häufig nicht mehr sichtbar.
Behaglichkeitsstörungen durch instationäre Raum-strömungen werden nach der DIN ISO 7730 syste-matisch unterschätzt.
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Statistische Auswertung der Messwerte
Bei der Bewertung von turbulenten Strömungen ist eine Beachtung der Zeitverläufe notwendig.
Instationäre Ereignisse und Ge-schwindigkeits-Spitzen können die Behaglichkeit negativ beeinflussen!
28
0%
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
40%
0.02
0.04
0.06
0.08
0.10
0.12
0.14
0.16
0.18
0.20
0.22
0.24
0.26
0.28
0.30
0.32
0.34
0.36
0.38
rel.
Häu
figke
it
Luftgeschwindigkeit in m/s
Sonde 0,1m
Sonde 1,1m
Sonde 2,0m
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Behaglichkeitskriterien erhöhte Anforderung
DErfahrungen aus zahlreichen Behaglichkeitsmessungenhaben zu folgenden Anforderungen geführt:
Lufttemperatur flexibel 22 – 24,5 °C
Mittlere Luftgeschwindigkeit ≤ 0,17 m/s
Maximale Luftgeschwindigkeit ≤ 0,3 m/s
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Zusammenfassung
In „normalen“ Büroräumen liefert die Berwertung des PPD häufig keine hilfreichen Informationen.
Behaglichkeitsprobleme treten häufig beim Zugluftrisiko, selten auch beim vertikalen Gradienten auf.
Die Bewertung des DR nach DIN EN ISO 7730 gilt nur für relativ homogene Turbulenzmuster
Es ist sinnvoll, über die Forderungen der Norm hinaus eine Begrenzung der maximalen Luftgeschwindigkeit auf 0,30m/s zu fordern.
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