vertrauen und professionelle selbstdarstellung 09
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Skizze anlässlich der startconference09TRANSCRIPT
„Vertrauen online &
professionelle Selbstdarstellung“
Weshalb ist das Netz vertrauensrelevant?Anwendung auf professionelle Selbstdarstellung
Tina Guenther, Start09Duisburg, 24-25. September 2009
Gliederung
1. Typische Erfahrung zur Illustration des Problems
2. Internet und Social Media als Tool für professionelle
Selbstdarstellung im Hochkulturbereich
3. Weshalb sind Internet & Social Media bei der
professionellen Selbstdarstellung im
Hochkulturbereich vertrauensrelevant?
4. Wie wird Vertrauen in Internet und
Social Media konstituiert?
5. Schlussfolgerungen und Ausblick
1. Illustration
Was bloggst Du Da?! Weshalb twitterst Du
schon wieder?! Warum stellst Du
das alles ins Netz?
1. Illustration
Eine Bühne
1. Illustration
Vorderbühne
1. Illustration
Hinterbühne
… wer sich hier aufhält, muss irgendwann Vorderbühne betreten.
1. Illustration
1. Illustration
Plattformen
2. Internet & Social Media
„Web 2.0“ Formate: Weblogs, Wikis, RSS, SNS, Podcast, Video & Livestream. Web 2.0 ist eine selbstorganisierende Technologie, die statische Inhalte in dynamische Ströme transformiert.
„Web 2.0“ ist eine globale Öffentlichkeit. Diskursiv, differenziert, partizipatorisch, demokratisch!
„Web 2.0“ eine globale Wissenswelt, in die Prodnutzer zeitgleich Informationen einfügen & Informationen abrufen. Gleichzeitigkeit von Produktion, Konsum, Transformation von Inhalten.
„Web 2.0“ ist ein Geschäftsmodell das vor allem auf Austausch und Verkauf personenbezogener Daten und Werbung basiert. Kapitalistisches Projekt.
2. Internet & Social Media
Neue Bühne für professionelle Selbstdarstellung:
2. Bühne zusätzlich zur originären Bühne (Metabühne)
Möglichkeit der Präsentation eines Werkes oder Fragments
Möglichkeit der Selbstpräsentation (Eindrucksmanagement)
Open Floor für Inhalte, Themen, Fragen, Feedback
Direkter Kontakt zwischen Kulturschaffendem
& Publikum (Wegfall der Gatekeepingfunktion)
Repositionierung des Kulturschaffenden im Feld
der Künste durch Adressierung neuer Adressatenkreise.
Repositionierung der Kuratoren, Museen, Theaterhäuser,
Opernhäuser, Mäzene etc. Reorganisation des Kunstfeldes? Wer
wird in Zukunft definieren, was Kunst ist und wer Kunst macht?
3. Vertrauensrelevanz
Von Vertrauensrelevanz kann man nur sprechen, wenn
sechs Voraussetzungen erfüllt sind …
1. es Akteure gibt, die als Vertrauensgeber und Vertrauens-
nehmer Informationen austauschen, zusammenarbeiten
oder in einen Dialog treten: z. B. Künstler, Musiker,
Theaterensemble, Opernhaus, Orchester und das Publikum.
2. wenn die Akteure Erwartungen aneinander richten,
z.B. Performance im Theater/Orchester/Oper etc.,
Professionalismus, Aufbau einer Reputation, Verkaufserfolg
3. wenn die Akteure im Fall des Scheiterns Verletzungen &
Schädigungen erfahren, z.B. Schließung, Entlassungen,
Infragestellung der Professionalität, Reputationsverlust
3. Vertrauensrelevanz
Voraussetzungen …
4. wenn Unsicherheit über mögliches Scheitern besteht
(man könnte sich disqualifizieren)
5. wenn Kulturschaffende trotz Unsicherheit über das
Scheitern direkten Kontakt zur Öffentlichkeit suchen und
mit positiven Erwartungen in Austausch mit Öffentlichkeit
treten
6. wenn die professionellen Aktivitäten der Kulturschaffenden
online & offline einen institutionellen Rahmen haben
(z.B. Kunst, Musik, Wirtschaft, Recht).
4. Vertrauens-konstitution
Von Vertrauen online könnte man sprechen, wenn
... eine Vertrauensbeziehung mit zeitlichem Verlauf besteht
… die auf rationaler Wahl, Routine und Reflexivität gründet
… und verbleibende Verletzlichkeit & Unsicherheit aufhebt
… als ob eine mit Spannung behaftete Situation bereits zu einem guten Ende gekommen wäre
… wobei Vertrauensgeber und Vertrauensnehmer positive Erwartungen an spezifisches Gegenüber (signifikanter Anderer) oder abstraktes Gegenüber (generalisierter Anderer) richten, aufrechterhalten, erneuern
… um positive Auflösung tatsächlich zu ermöglichen.
Regeln desKunstfeldes
Struktur
Intermediäre Struktur Akteur
Künstler,Öffentlichkeit
Akteur
Quelle: Möllering 2006 + Ergänzungen
4. Vertrauens-konstitution
[Korrespondenz von Online- und Offlineaktivitäten auf allen Ebenen]
4. Vertrauens-konstitution
Rationale Wahl
Nutzen, Interessen
Indikatoren der Vertrauenswürdigkeit
Routinemodell SelbstverständlichkeitNatürliche Anschauung
Isomorphie Institutionen [Regeln, Rollen,
Routinen bzw. ‘gute Praxis’]Systemvertrauen
Aufhebung der Spannung!
‘Als ob’, Rahmung der Situation, Fiktion
‘Just do it’, Annahme einer positiven Lösung
Der ‘Sprung des Glaubens’
Reflexivität
Erfahrung, Prozess
Erneuerung & Bestätigung
Rückgriff auf Vertrautes
Strukturation
Quelle: Möllering 2006
4. Wie man Vertrauen online erforschen kann
Elemente Leitfragen
Rationale Wahl
Routinemodell
Reflexivität
Sprung desGlaubens
Vertrauens-erfahrung
Vertrauenpraktizieren
Welche Anzeichen der Vertrauenswürdigkeit?
Was macht ‚gute Praxis‘, aus? Regeln? Rollen?
Nutzungspraktiken? Informationsaustausch?
Haltung gegenüber Unsicherheit? Aufhebung?
Wie wird Vertrauen in der Praxis erlebt?
Welches Verhalten ist Ausdruck von Vertrauen? Quelle: Möllering 2006
5. Schlussfolgerungen & Ausblick
Professionelle Selbstdarstellung von Kulturschaffenden im Internet ist vertrauensrelevant
Nur wer ins Netz publiziert kann Erfahrung sammeln. Nur wer sich austauscht, kann Horizont erweitern.
Am Beginn jeder Onlinebiografie kann man eine naive Haltung haben oder misstrauisch und ablehnend sein, nicht jedoch vertrauen. Im Idealfall entsteht Vertrauen bei längerer Nutzungspraxis, mit Etablierung einer sozialen Beziehung zur Öffentlichkeit.
Der entscheidende Schritt für Vertrauen ist jenseits von Vernunft, Routine und Reflexion: der „Sprung des Glaubens“, also die gedankliche Vorwegnahme des guten Ausgangs eines risikobehafteten Unterfangens.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Diese Präsentation wurde mit einer Creative Commens publiziert. Kontakt: Dr. Tina Guenther; E-Mail: mail (at) tguenther (punkt) de. Twitter @sozlog