Ückendorf erleben 07/2011
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Das Magazin eines internationalen StadtteilsTRANSCRIPT
erlebenD a s M a g a z i n e i n e s i n t e r n a t i o n a l e n s t a D t t e i l s
072011
Ü c k e n d o r fS
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Werner ruhnauWenn blau, dannultramarinblau
große Ehre für den Verein „Schule im Stadtteil“ und das Magazin Ückendorf erleben.
Gemeinsam mit den weiteren Projektbausteinen wurde das Engagement, die Gesamtschule
Ückendorf in den Stadtteil einzubinden, beim bundesweiten Wettbewerb „Soziale Stadt“
ausgezeichnet. Mit Schulleiterin Felizitas Reinert, Konrektorin Alrun ten Have, Stadtteil
koordinator Uwe Gerwin und dem Vorsitzenden des Vereins „Schule im Stadtteil“,
Manfred Peters, machten wir uns auf zur Preisverleihung nach Berlin. Dabei war allen
Beteiligten schnell klar: Es geht um mehr als bloß eine Preisabholung. Es ist die
Anerkennung für die langjähre Arbeit im Stadtteil.
Anerkennung für eine mehr als 50jährige Firmentradition erhält die Bäckerei Heinisch.
Nach einer dreistündigen Jurysitzung kürten Bezirksbürgermeister Bernd Lemanski, Markus
Lübbering von der IHK, Wirtschaftswissenschaftler Professor Dr. Rainer Janz vom Institut
für Journalistik und Public Relations und drei junge Redakteurinnen den Familienbetrieb
zum Gewinner des Ückendorfer Unternehmerpreises. Keine leichte Aufgabe, unter 30 ganz
unterschiedlichen Unternehmen lediglich einen
Sieger auszuwählen. Deshalb kreierte die Jury kur
zerhand die Sonderwertung „Gründerin des Jahres“.
Ergo therapeutin Dina Bitter fand bei den Experten
viel Beifall für ihren Mut und Gründerinnengeist.
Lob und viel Beifall erhielten auch Ceylan
Karakaya, Büsra Nur Yildirim, Jennifer Steinke,
Betül Arslan, Özgür Kilicalp und Aynur Gülnaz
für ihre Beiträge zum Thema „Sterben, Tod und
Trauer in den Religionen der Welt“. Der israelische
Botschafter bedankte sich gar in einem persönlichen
Brief und leitete unser Magazin nach Israel weiter.
Motiviert durch so viel Zuspruch gehen wir diesmal
der Frage nach: Wie wird man eigentlich Jude, Muslim oder Christ? Bei genauerem Hinsehen
haben die Weltreligionen wieder erstaunlich viele Gemeinsamkeiten. Im Juli berichten die
jungen Redakteure unter Anleitung von Ückendorf erlebenMitarbeiter Christoph van Bürk
dann über die verschiedenen Arten des Fastens.
Wie immer wünsche ich Euch und Ihnen viel Spaß beim Durchblättern, Lesen und
Rätseln. Erfreuen Sie sich an dieser neuen Ausgabe des Magazins über Ihren Stadtteil. Die
nächste Ausgabe erscheint am 15. Juli. Bis dahin eine schöne Zeit und vor allem Gesundheit.
Otto Lerchenmüller, Projektleiter
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Die Delegation aus ückendorf bei der Preisverleihung im rahmen des bundes-weiten Wettbewerbs „Soziale Stadt“ in berlin.
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7|2011 ÜCKENDORF erleben 3
e d i t o r i a l
inhalt
editorial 3von otto Lerchenmüller, Projektleiter
herr ruhnau macht blau 6ein besuch im Musiktheater im revier
typisch untypisch 11Das thema: Familien in ückendorf
im Namen Kolpings 12Paula und Karlheinz Flashove engagieren sich
Wahlfamilie im beginenhof 14eine alte tradition wird neu belebt
gemeinsame zeit ist glückliche zeit 16zu besuch bei Patchworkfamilie Öner
ein Stück unbeschwerte Kindheit 2014 Schützlinge leben im Kinderhaus
Die Jury ückendorfer unternehmerpreis 22experten wählen aus 30 bewerbern die gewinner
26
Herausgeber: Die bessere Umwelt Verlagsgesellschaft mbH vertreten durch Otto Lerchenmüller, Geschäftsführer
Verlag: Die bessere Umwelt Verlagsgesellschaft mbH, Niederlassung NRWLiseMeitnerStraße 11, AufEwald, 45699 HertenTel.: 0 23 66 / 88 70 90, Fax 0 23 66 / 8 87 09 19redaktion@ueckendorferleben.de
ISSN: 18659489
Projektleitung: Otto LerchenmüllerRedaktionsleitung: Oliver MauPädagogische Leitung: EvaMaria LaarmannVerantwortliche Redaktion: Susanne Höltken, Oliver MauSchlussredaktion: Renate Da Rin
Mitarbeiter dieser Ausgabe: Betül Arslan, Merve Arslan, Altug Aydin, Özlem Bingöl, Christoph van Bürk, Dogan Coskun, Beytullah Dogan, Merheme Emini, Aynur Gülnaz, Amal Hassan, Seinab Hassan, Ceylan Karakaya, Sinan Kardas, Özgür Kilicalp, Servet Korkmaz, Werner Krebber, EvaMaria Laarmann, Otto Lerchenmüller, Oliver Mau, Bianca Munker, Hanan Omeirat, Asya Öncü, Maruf Özel, Fazile Rauf, Afifa Salah, Bahar Satilmis, Jennifer Steinke, Marco Stepniak, Halis Tuncel, Andreas Weiss, Manfred Wieczorek, Nihal Yalcin, Büsra Nur Yildirim
Titelfoto: Christoph van Bürk
Gestaltung: Axel Ganguin, MünchenProduktion: Jens Valtwies, Herten
Gesamtherstellung und Anzeigen:HaidhausenVerlag Grafik.PR.Werbung GmbH Niederlassung Herten, Anschrift wie Verlag Anzeigen: Rolf Mecking, rm@haidhausenverlag.deMichael Hamdorf, mh@haidhausenverlag.deAnzeigenverwaltung: Marianne WissingTel.: 0 23 66 / 8 87 09 16, anzeigen@haidhausenverlag.de
Druck: Mediahaus Biering GmbH
Kooperationspartner: Gesamtschule Ückendorf, www.gsue.deStadtteilbüro Südost, www.stadtteilprogrammsuedost.de
Auflage 8.000Kostenlose Verteilung in Ückendorf und den umliegenden Stadtteilen. Ückendorf erleben erscheint viermal jährlich. Die Zeitschrift Ückendorf erleben kann auch abonniert werden.
Aboservice: Die bessere Umwelt Verlagsgesellschaft mbHVier Ausgaben kosten inkl. Versandkosten 22 Euro.
„Dieses Vorhaben wird aus dem Europäischen Sozialfonds der Europäischen Union und aus Mitteln des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung gefördert.“
„Der Europäische Sozialfonds ist das zentrale arbeitsmarktpolitische Förderinstrument der Europäischen Union. Er leistet einen Beitrag zur Entwicklung der Beschäftigung durch Förderung der Beschäftigungsfähigkeit, des Unternehmergeistes, der Anpassungsfähigkeit sowie der Chancengleichheit und der Investition in die Humanressourcen.“
Ausgabe April 2011
impressum
40
inhalt
Der gewinner: bäckerei heinisch 23herzlichen glückwunsch dem verdienten Sieger!
Kinoerlebnis 24zwei vollkommen unterschiedliche Filme
Leute heute 25ein buch, der unternehmerverband und ein hund zum Knuddeln
erst 14 und schon geschäftsführer 26Hinter der „Young Office Company“ stecken vier Schüler
Männer schminken Männer 28Marcel boese ist visagist
von guten Mächten wunderbar geborgen 29Kirsten Sowa ist Pfarrerin mit Leib und Seele
Schwarzer himmel, rote asche, gelber ball 30abendliches training bei Fortuna unglück
terminkalender 32von april bis Juni
36
14
28
30
40
türen öffnen 33zweiter teil der Serie zu den Weltreligionen
Der Weg zur Prüfung ist die Prüfung 34in der jüdischen gemeinde gelsenkirchen
ein einfacher Schritt, aber ein großer 36in der Moschee an der Kurt-Schumacher-Straße
Wasser des neuen Lebens 38in der Nicolai-Kirche gelsenkirchen ückendorf
Liebe auf den ersten blick 40ein romantisches Märchen von altug aydin
Denken & raten 42buchstabensalat und zwei Witze
ückendorfer gesichter 43Manfred Peters, vorsitzender im verein „Schule im Stadtteil“
7|2011 ÜCKENDORF erleben 5
k u l t & k u l t u r
W e l c h e F a r b e h a t g e l s e n k i r c h e n ? K ö n i g s b l a u n a t ü r l i c h , s c h a l k e r B l a u . F ü r W e r n e r r u h n a u i s t d a s B l a u , d a s g e l s e n k i r c h e n w e l t b e r ü h m t g e m a c h t h a t , a b e r e i n a n d e r e s : d a s U l t r a -m a r i n b l a u a u s d e m M u s i k t h e a t e r i m r e v i e r ( M i r ) , d a s d e r a r c h i t e k t e n t w o r f e n h a t .
herr ruhnau macht Blau
6 ÜCKENDORF erleben 7|2011
Werner ruhnau (o. l.) zeigt einen blick hinter die theaterkulissen: bühnenkleider (o. r.), ultramarinblaue Wände (u. l.) und ein Pferd (u. r.).
7|2011 ÜCKENDORF erleben 7
8 ÜCKENDORF erleben 7|2011
Sonnenstrahlen erhellen die eingangs-halle des Musik-theaters. glitzernde und schillernde requisiten (u.) aus dem theaterfundus.
Für das Schalker Blau kann sich der
Architekt nur wenig begeistern. „Das ist ein
preußisches Blau, das Ultramarinblau ist
viel leichter und mediterraner“, sagt er, als
er bei der Baukunstführung durch „sein“
Theater spaziert. Keine Frage, welches Blau
er schöner findet. Natürlich jenes, in dem
die ungeheuer großen Reliefs erstrahlen,
die jedem Besucher ins Auge stechen. Mehr
als 400 Quadratmeter davon hängen an den
Wänden des MiR. Gestaltet hat die Reliefs der
Franzose Yves Klein, zur Zeit des Theaterbaus
1957 bis 1959 ein noch relativ unbekannter
Künstler und Judotrainer, der ausschließlich
einfarbige Bilder herstellte. In sein Ultra
marin verliebte sich Ruhnau auf Anhieb, wie
er erzählt: „Was das betraf, so war ich farben
blind.“ Die Entscheidungsträger kritisierten
das Blau anfangs als zu unfestlich und schlu
gen vor, alles in „fraise“ zu halten. Ruhnau
musste nachfragen, was das überhaupt sei,
und ihm läuft es heute noch kalt den Rücken
runter: „Erdbeerrot. Stellen Sie sich mal vor,
heute wäre hier alles Erdbeerrot.“ Erst als
jemand erzählte, die Leute könnten die
Blicke nicht mehr von seiner Frau abwenden,
wenn sie ihr leuchtend blaues Abendkleid
trage, setzte Ruhnau das Blau durch.
„Ich wollte nur dieses Blau. Es verkör
perte für mich etwas Maritimes und war
für mich Ausdruck von Gedankenfreiheit.“
Kein Wunder, dass Ruhnau das preußisch
obrigkeitsstaatliche Königsblau nicht zusagt.
Und kein Schelm, wer jetzt denkt, dass Felix
Magath ja ein ziemlich streng preußisches
Regiment auf Schalke geführt hat.
Klein und Ruhnau wollten nicht ein
fach nur Farbe aufmalen, sondern etwas
Außer gewöhnliches. Ruhnau wollte vor
allem Grenzen nicht bloß überschreiten, er
wollte sie aufheben. Also arbeiteten sie mit
Schwämmen, Draht, Mauerputz und warfen
sogar kleine Steinchen in das Relief, worüber
sich ein Bauarbeiter ziemlich wunderte: „Ihr
lieben Leute, jetzt sind die beiden ganz ver
rückt geworden: Jetzt schmeißen sie Kiesel
steine in den frischen Putz.“ So ist das eben,
wenn man Grenzen sprengt – manche halten
einen für verrückt.
Seine Ohren mögen in den 89 Lebensjah
ren müde geworden sein, seine Augen sind
hellwach, strahlen begeistert, wenn er von
der Bauphase schwärmt. Damals hausten
sie zusammen in einer Bauhütte nur einen
Steinwurf vom MiR entfernt: Architekten,
Künstler, Bauarbeiter und Handwerker. Es
sollte keine Unterschiede geben zwischen
bauender und bildender Kunst, alle sollten
ihre Ideen einbringen und sich gegenseitig
ergänzen. „Die Bauhütte war unser Atelier“,
sagt Ruhnau. Dort experimentierten sie ge
meinsam, dort diskutierten, konzipierten,
stritten, lachten, wohnten und aßen sie.
Nach der Katastrophe des Weltkriegs
machten sich die Menschen zuerst daran,
Kirchen und Theater wieder auf oder neu
zu bauen. Werner Ruhnau hat das MiR daher
immer als „ästhetische Kirche zwischen den
Religionskirchen“ verstanden, die ergänzen
7|2011 ÜCKENDORF erleben 9
bahar Satilmis, 16 text
andreas Weiß, 48 Foto
hier wird geschminkt: in der Maske stapeln sich Pinsel und Make-up für die Schauspieler.
Fazile rauf, 18 Foto
christoph van bürk, 34 text + Foto
und doch kontrastieren sollte. Während die
Menschen in Kirchen, Moscheen und Syn
agogen fremdbestimmt würden, zielte die
Partitur im Theater auf den reifen, mündigen
Bürger. „Hier wird nicht nach dem Papst ge
spielt, sondern frei nach Shakespeare. Und
der Luxus ist unvergleichlich höher: Im
Theater ist es warm, es gibt etwas zu essen
und zu trinken“, erklärt der Architekt.
So konnte Ruhnaus Bau nur unkonven
tionell werden. Die Grenzen und Schwellen
der Religionskirchen sollten im MiR ver
schwinden. Daher lässt die Glasfassade
des Theaters Einblicke ins Innenleben zu.
Darum gibt es keinen frontalen Eingang,
sondern zwei seitlich versteckte. Alles das
solle ausdrücken: „Kommt rein: Ihr Bürger
seid nicht draußen, und wir Künstler sind
nicht hier drinnen.“ Auch innen wirkt das
Prinzip der Offenheit. Im großen Theatersaal
gibt es keine Trennung zwischen Bühne und
Zuschauerraum, sondern nur einen Raum,
der nach vorne hin heller wird. Der kleine
Saal verfügt über eine bewegliche Spiel
fläche, die Schauspieler können inmitten
des Publikums agieren, die Zuschauer zum
Teil der Bühne werden. So wird sowohl ein
Spielen im Raum als auch ein Spielen mit
dem Raum möglich.
Auf dem Weg zum „Gelsenkirchener
TraumMärchenpalast“ und „most successful
theatre in the world“, wie die Weltpresse das
seit 1997 denkmalgeschützte MiR bezeichne
te, war aber nicht alles ein Spiel. „Es war kein
Zuckerschlecken, sondern ein lebensgefähr
liches Stück Arbeit“, meint Werner Ruhnau
mit Blick auf viele Grabenkämpfe, die er
mit den Verantwortlichen der Stadt auszu
fechten hatte. Zumal er um das berühmte
Gelsenkirchener Blau selbst einen erbitterten
Kampf mit der Witwe des 1962 im Alter von
33 Jahren verstorbenen Yves Klein führte.
Klein hatte sich das Ultramarinblau als „IKB“
(International Klein Blue) patentieren lassen
und vermarktet. Ruhnau legt aber großen
Wert darauf, „mindestens genauso viel An
teil an den BlauReliefs wie Klein zu haben.
Das YvesKleinBlau ist eine Mischung von
Ultramarin von BASF und Gelsenwasser. Die
Wahrheit ist viel interessanter.“
Jahrzehnte nach der Eröffnung reisen
immer noch Studenten und Architektur
fans aus aller Welt nach Gelsenkirchen, um
das berühmte Blau, die Schwammreliefs
und den gläsernen Bau zu erleben. Ihnen
ist egal, wer denn nun der Urheber ist. Also:
Schwamm drüber!
MiR – Musiktheater im Revier
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Werner ruhnau mit „seinem“ ultra-
marinblau. von der Farbe kann er nicht genug bekommen.
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im Namen Kolpings Seite 12
Wahlfamilie im beginenhof Seite 14
gemeinsame zeit ist glückliche zeit Seite 16
ein Stück unbeschwerte Kindheit Seite 20
d a s t h e m a
oder doch? Und wie unterscheiden sich
die Familienformen? In unserem Schwer
punktthema stellen wir vier Beispiele vor.
7|2011 ÜCKENDORF erleben 11
d a s t h e m a
Typisch untypisch
dabei genauso selbstverständlich wie Singles
und Alleinerziehende oder Paare, die sich be
wusst gegen Nachwuchs entschieden haben.
Die klassische Familie ist in der Vielfalt der
Lebensmodelle nur ein Typ von vielen. Die
Familiengeschichten sind dabei so individu
ell wie ihre Mitglieder, mit eigenen Werten,
Traditionen und Wünschen. Kurzum: Das
alte Familienmodell gibt es gar nicht mehr,
Wer in der heutigen Großelterngeneration
eine Familie gegründet hat, wandelte auf
vorbestimmten Pfaden. Die Ehe hielt
meistens ein Leben lang, Kinder waren eine
Selbstverständlichkeit, ebenso der Mehr
generationenhaushalt. Heute sieht dieses
Bild auch in Ückendorf längst anders aus.
Familie ist zum individuellen Konzept
geworden. Patchworkgemeinschaften sind
Das Thema: Famil ien in Ückendorf
12 ÜCKENDORF erleben 7|2011
Karlheinz und Paula Flashove vor einer büste von adolph Kolping. in der Kolpingsfamilie füh-len sich beide zuhause.
d a s t h e m a
P a u l a u n d K a r l h e i n z F l a s h o v e e n g a g i e r e n s i c h i n d e r K o l p i n g f a m i l i e
Paula und Karlheinz Flashove sind in
zwei Familien gleichzeitig zu Hause. Das
Ehepaar ist seit 46 Jahren verheiratet, hat
drei Kinder und vier Enkelkinder. „Familie ist
ganz wichtig für uns. Eine Familie bespricht
alles, hält zusammen und unternimmt etwas
gemeinsam“, sagt Paula Flashove.
All diese Eigenschaften spielen auch
in ihrer zweiten Familie eine bedeutsame
Rolle. Beide gehören zu den 134 Mitgliedern
der Kolpingsfamilie Ückendorf. Gründer
und Namensgeber des katholischen Sozial
verbands, dem knapp eine halbe Million
Mitglieder in aller Welt angehören, ist
der Priester und Sozialreformer Adolph
Kolping (1813 bis 1865). In der Nachfolge des
Gesellenvaters ver
sammelt sich die
Ückendorfer Kol
pingsfamilie jeden
Dienstagabend um
19.30 Uhr im Pfarr
saal von St. Josef
zu Bildungs und
B e g e g n u n g s v e r
im Namen Kolpings
anstaltungen. Dazu gehören Vorträge
und Diskussionsrunden, Spieleabende,
Betriebsbesichtigungen und im Sommer wird
auch mal gegrillt. Und die Eheleute Flashove
sind immer mit Herz und Verstand dabei.
„Kolpingbruder zu sein, heißt für mich,
in einem weltweiten Verband in familien
hafter Gemeinschaft eine schöne und erleb
nisreiche Zeit zu verbringen“, fasst Karlheinz
Flashove zusammen. Der frühere Küster
gehört seit 56 Jahren der Kolpingsfamilie
an. Durch seinen Vater und Großvater ist
der 72Jährige bereits seit seiner Jugend im
Namen Kolpings aktiv. Damals war der Ge
sellenverband reine Männersache. Mit der
Aufnahme von Frauen im Jahr 1967 rückte
der Familienaspekt
noch weiter in den
Mittelpunkt. Müt
ter und Kinder be
reichern seitdem
die Gemeinschaft.
Denn genau das
macht eine richti
ge Familie erst aus.
Natürlich gehören zu einer Familie
Feste. Deshalb wird auch bei Kolping ge
meinsam gefeiert. „Im Mai jeden Jahres
begehen wir das JosefSchutzfest und im
Dezember den Kolpingsgedenktag. Im Rah
men dieser Feierlichkeiten werden Jubilare
geehrt und neue Mitglieder aufgenommen“,
berichtet Karlheinz Flashove. An Aller
heiligen wird nicht nur dem Gründungstag
der Ückendorfer Kolpingsfamilie im Jahr
1900 gedacht. Dieser Tag ist vor allem der
Ehrung verstorbener Kolpinggeschwister
gewidmet.
An den gemeinschaftlichen Aktionen
teilzunehmen, ist für die Flashoves Ehren
sache: „Wir fühlen uns bei Kolping einfach
zu Hause!“
Das Symbol der Kolpingsfamilie: ein
schwarz-orangefarbenes „K“ hängt am Pfarrsaal
von St. Josef.
Kolpingsfamilie Ückendorf
Pfarrsaal St. Josef
Knappschaftsstraße 30
45886 gelsenkirchen
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i n f o t i p p s
altug aydin, 11 text
Maruf Özel, 13 text
beytullah Dogan, 13 text
7|2011 ÜCKENDORF erleben 13
14 ÜCKENDORF erleben 7|2011
gen wird der Beginenhof ab 2012. Derzeit
sind 37 für sich abgeschlossene Wohnun
gen geplant. Sie können von den Frauen
so weit wie möglich kreativ gestaltet wer
den. Da es eine öffentliche Förderung gibt,
werden die Wohnungen zu erschwing
lichen Mieten angeboten. Hohe Fenster,
zwei Aufzüge, ein Gemeinschaftsraum im
ehemaligen Kirchenschiff und auch ein
Balkon oder eine Terrasse gehören zu den
Planungen für die barrierefreien Wohnun
gen. Ein Gästezimmer steht für Besucher
zur Verfügung. Und im Garten wird es
Kinderspielgeräte geben.
Für Elke Wolter vom Beginenhof
Verein wird das der Beginn einer neuen
Gemeinschaft sein. Bislang haben sich Frau
en zwischen 40 und 75 Jahren zusammenge
funden. Sie kommen aus den unterschied
lichsten Berufen und unterschiedlichen
Einkommensgruppen. Ihrem Selbstver
ständnis nach sehen die Frauen im sozialen
Für und Miteinander neue Perspektiven.
Dabei geht es ihnen in besonderer Weise
darum, die unterschiedlichen und zahlrei
chen Qualifikationen und Kompetenzen
aller Frauen des
Beginenhofs wert
zuschätzen.
Zwar ist man
bemüht, sich
gegenseitig zu hel
fen, um auch im
Alter eigenständig
leben zu können.
I n Ü c k e n d o r f w i r d a l t e T r a d i t i o n n e u b e l e b t
Wahlfamilie im Beginenhof
„Das ist es“, wusste Elke Wolter, als
sie vor zwei Jahren eine Informationsver
anstaltung zum geplanten Beginenhof in
Ückendorf besuchte. Seit gut 25 Jahren erle
ben die sogenannten Beginenhöfe als Wohn
und Lebensform für Frauen vor allem im
Ruhrgebiet eine Renaissance.
Im Mittelalter waren die Beginenhöfe
Lebensraum für Frauen, die ein gemein
sames Leben führten, das von religiösen
Regeln geprägt war. In der ersten Frauen
bewegung fanden schon damals Frauen
zusammen, die wirtschaftlich zum Beispiel
als Handwerkerinnen selbstständig wa
ren und ihr Leben in der Gemeinschaft des
Beginenhofes unabhängig organisierten.
Auf der Suche nach einer „Wahlfamilie“
bot sich für Elke Wolter und Doris Stöcker
das jetzt geplante Projekt an. Sie haben sich
inzwischen in dem Verein „Beginenhof
Gelsenkirchen e. V.“ zusammengeschlossen.
Kooperationspartner der Beginen ist die
OWIT GmbH (Ostwestfälische Immobilien
und Treuhand GmbH). Sie hat schon den
Bielefelder Beginenhof für 29 Frauen und
acht Kinder realisiert.
Das Wohn
projekt wird am
Festweg an der
ehemaligen Paul
GerhardtKirche
entstehen. Im
Frühsommer be
ginnt voraussicht
lich der Bau, bezo
büsra Nur Yildirim, 15 text
Maruf Özel, 13 Foto
beytullah Dogan, 13 Foto
d a s t h e m a
Dennoch wird der Beginenhof kein Ersatz
für ein Pflegeheim werden können. Teil der
gegenseitigen Hilfe wird allerdings auch
sein, dass zum Beispiel Kinder von jüngeren
Bewohnerinnen durch ältere Bewohner
innen betreut werden können.
Offen sind die Beginen auch für den
interkulturellen wie den interreligiösen
Dialog. „Das ist heute das Leben, wir können
nur so voneinander lernen“, sagt Elke Wol
ter. Und sie freut sich, dass eine türkische
Frau mit ihrem Kind, die von ihrem Mann
getrennt lebt, bereits dabei ist. Die Beginen
wünschen sich durchaus die gegenseitige
Bereicherung durch eine multikulturelle
Mischung.
„Wir wollen Teil des Stadtteils werden“,
sagt Doris Stöcker. So will man zur Eröff
nung nicht nur die Nachbarschaft einladen,
sondern auch ein Sommerfest und andere
Angebote für Ückendorf auf die Beine stel
len. Sie wollen dadurch die Menschen dort
kennenlernen und auch, dass die Menschen
sie kennenlernen. Später ist an Malkurse
oder Feste ebenso gedacht wie an gemein
sames Kaffeetrinken mit der Gemeinde.
Doris Stöcker gibt uns am Ende noch
einen Wunsch mit auf den Weg: „Wir
suchen tolle Frauen, auch tolle Frauen mit
tollen Kindern, die gut zu uns passen.“
elke Wolter und Doris Stöcker präsentieren den Flyer des beginen-hofs. im hintergrund die ehemalige Kirche. hier soll der beginenhof entstehen.
Sprecherinnen des Beginenhofes
elke Wolter, tel.: 02 09 / 9 39 99 88
Doris Stöcker, tel.: 02 09 / 14 01 95
i n f o t i p p s
7|2011 ÜCKENDORF erleben 15
16 ÜCKENDORF erleben 7|2011
Gemeinsame Zeit ist glückliche zeit
d a s t h e m a
atilla, Kirsten, Sina, annika, Mats und Luna sitzen am esstisch der Familie Öner. hier wird gemeinsam gegessen, gelacht und gespielt.
D i e s e c h s k ö p f i g e F a m i l i e Ö n e r g e n i e ß t j e d e g e m e i n s a m v e r b r a c h t e M i n u t eGemeinsame Zeit ist glückliche zeit
7|2011 ÜCKENDORF erleben 17
durch Istanbul laufen sehen“, erinnert sich
die zierliche Frau lachend. Doch Kirstens
Eltern haben sich mit ihrem zukünftigen
Schwiegersohn schnell angefreundet. „Das
Bild von Moslems wird durch die Medien
angestachelt. Sie vermitteln das Bild, wir
würden unsere Kinder ins Ausland ent
führen und unsere Frauen unterdrücken“,
erklärt Atilla Öner. „Vorurteile lassen
sich nur abbauen, indem sich Menschen
verschiedener Ethnien kennenlernen und
miteinander austauschen.“ Das bestätigt
auch Tochter Annika: „Durch die interna
tionalen Freunde meiner Eltern habe ich ge
lernt, dass man nicht pauschalisieren darf.“
Auch gefeiert wird im Hause Öner
gerne. Ob Geburtstage, Weihnachten,
Ostern oder das Zuckerfest. Jede Feier macht
Spaß, wenn andere daran teilhaben dürfen.
„Ich bin katholisch, mein Mann ist Mos
lem. Das sehen wir eher locker. Wir haben
18 ÜCKENDORF erleben 7|2011
beziehung ist eine tiefe Liebesbeziehung
geworden. Jetzt sind sie im verflixten sieb
ten Jahr miteinander verheiratet. „Und
auch noch etwas mehr ...“, ergänzt Annika,
Kirstens Tochter aus erster Ehe schmun
zelnd. Sie meint damit ihre jüngeren
Geschwister Sina und Mats, die das Team
erst komplett machen. Eine ganz normale
Patchworkfamilie könnte man meinen. Das
Familienmuster der Öners ist aber beson
ders bunt. Vater Attila ist gebürtiger Türke.
Im Alter von elf Jahren zog er mit seinen
Eltern aus Istanbul
ins Ruhrgebiet.
„Meine Fami
lie hat am Anfang
sehr zurückhal
tend auf unsere
Beziehung reagiert.
Sie hat mich be
reits mit Kopftuch
Wer am Haus von Familie Öner klingelt,
wird noch bei geschlossener Tür von einem
freundlichen „Wuff“ begrüßt. Labrador
hündin Luna freut sich immer zuerst, wenn
Besuch kommt. Am gemütlichen Esstisch
versammelt sich die Familie, wenn alle
zu Hause sind. Das sind Mutter Kirsten,
Vater Atilla und die Kinder Annika, Sina
und Mats. Der Tisch aus dunklem Holz ist
groß, damit auch Gäste daran Platz finden.
Denn Gastfreundschaft ist bei den Öners
ganz wichtig.
Kirsten und
Atilla Öner haben
sich vor zwölf
Jahren bei der
Arbeit kennenge
lernt. Beide sind
selbstständige Un
ternehmer. Aus
dieser Geschäfts
d a s t h e m a
aynur gülnaz, 17 text
ceylan Karakaya, 16 text
Özgür Kilicalp, 16 text
Atilla Öner (44): „Familie ist die naturge-gebene Liebe unter den Menschen. eine gemeinschaft, die füreinander da ist und in der jeder seine rolle und aufgaben hat.“
Kirsten Öner (41): „Für mich heißt Familie: geborgenheit, Wärme, zusammenhalt, Liebe, Nähe und gegenseitiger respekt.“
Annika (14): „alle lernen voneinander. ich hätte lieber ältere geschwister als jüngere. Damit ich ein vorbild habe und nicht immer das vorbild sein muss.“
denselben Gott, er hat nur einen anderen
Namen“, erklärt Mutter Kirsten.
Die Eheleute sind Inhaber einer Agen
tur für Kommunikation und Werbung.
Atilla leitet die Abteilung für digitale
Medien und Kirsten die für konventionel
le, wie Drucksachen und Werbemittel. „Im
Büro bin ich der Boss, zu Hause meine Frau“,
scherzt der erfolgreiche Geschäftsmann, der
ehrenamtlich als zweiter Vorsitzender für
den Internationalen Unternehmerverband
aktiv ist. Den Familienalltag managt die
dreifache Mutter gerne. Morgens versorgt
sie alle mit einem gesunden Frühstück,
bringt die Kleinen zur Schule und in den
Kindergarten, fährt anschließend ins Büro.
Am Nachmittag werden die Kinder wieder
eingesammelt und dann ist Hausarbeit an
gesagt. Sie kauft ein, kocht, putzt: „Wir sind
halt eine ganz normale Familie.“ Jedes Kind
hat eine Aufgabe im Haushalt. Sina küm
mert sich um den Papiermüll und kauft
Brötchen, Annika saugt Staub und geht
mit Luna Gassi. Der kleine Mats ist auch
fleißig und hilft der Mama beim Einkaufen,
Kochen und Tischdecken. Um 18 Uhr gibt
es Abendessen und um 19.30 Uhr kehrt
echte Ruhe ein, denn dann müssen Sina
und Mats ins Bett. „Ich will meistens noch
länger aufbleiben. Aber ich darf im Bett
noch lesen“, berichtet Pfadfinderin Sina.
Als Älteste hat Annika Glück. Die Gymna
siastin darf noch lange wach bleiben.
Auf das Wochenende freuen sich alle
fünf Öners samt Hund. Dann ist Familien
zeit angesagt. Gemeinsame Unternehmun
gen und Ausflüge stehen dann auf dem
Programm. Radtouren, Reiten oder Bowling.
Eben, wozu alle Lust haben und was alle
können. Bei den großen Altersunterschie
den ist die Auswahl nicht immer leicht. „Wir
gehen gerne zusammen schwimmen. Am
liebsten dahin, wo es viele Wasser rutschen
gibt“, erzählt Sina strahlend. Hähnchen mit
Pommes essen gehört mit dazu. „Nicht was
wir machen, sondern dass wir etwas zu
sammen machen, ist uns wichtig“, betont
der Familienvater. Das gilt für Freizeit und
Urlaub. Wenn alle beisammen sind, macht
einfach alles Spaß. „Ich möchte wieder
in die Spielfabrik“, mischt sich der kleine
Mats ein, während er einen roten Ballon
durch die Luft tanzen lässt. Und so genie
ßen die Öners jede gemeinsam verbrachte
Minute.
Internationaler Unternehmerverband
atilla Öner
Munscheidstraße 14
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7|2011 ÜCKENDORF erleben 19
Fo
to
S:
Ma
rc
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Sina (8): „Mir gefällt, dass wir immer zusammen sind und zusammen etwas unternehmen. Samstag und Sonntag finde ich besonders schön. Das sind Familientage und wir frühstücken gemeinsam.“
Mats (4): „zusammen schwimmen und mit Sina rutschen. Mit allen spielen. und es gibt Schokolade …“
Luna (4): „in meiner Familie sind viele liebe hände, die mich füttern und streicheln.“
Elke Streibel geht in den „Toberaum“ im
Untergeschoss der Villa. Hier liegen farben
frohe Matten und Kissen auf dem Boden.
Drei kleine Bewohner tollen herum, spielen
mit einem Ball und balancieren vorsichtig
über eine Bank. Fröhliches Kinderlachen
erfüllt das ganze Zimmer. Endlich haben
die Kleinen wieder richtig Freude – das war
20 ÜCKENDORF erleben 7|2011
an den Wänden, lustige Fotos der jungen
Bewohner und Spielzeug verströmen eine
angenehme Atmosphäre.
Leiterin der Einrichtung ist Diplom
Sozialarbeiterin Elke Streibel. Zusammen
mit ihren acht Kolleginnen sorgt sie dafür,
dass sich die kleinen Sprösslinge richtig
wohlfühlen.
D e r z e i t h a b e n 1 4 S c h ü t z l i n g e e i n Z u h a u s e i m K i n d e r h a u s g e f u n d e n
ein Stück unbeschwerte Kindheit
Von draußen sieht es aus wie alle Villen
in der Knappschaftsstraße: das Kinderhaus
der Caritas. Öffnet sich die Tür, spürt man
die besondere Atmosphäre des Gebäudes.
14 Kinder zwischen vier und zehn Jahren
finden hier ein Zuhause auf Zeit.
Im Inneren erinnert alles an einen
Kindergarten. Bunte selbstgemalte Bilder
ein teil des teams vom Kinderhaus: Sabrina eichhorn, Dagmar Kutzsche, elke Streibel, beate Droszez, Kim Kartenberg (v. l. n. r.). Die Kinder werden rund um die uhr von Leiterin elke Streibel und dem team betreut.
d a s t h e m a
nicht immer so,
denn die meisten
haben eine trauri
ge Vergangenheit
hinter sich. Viele
mussten Gewalt,
Vernachlässigung
und Misshand
lung am eigenen
Leib erleben. Deshalb wurden sie vom
Jugendamt ins Kinderhaus gebracht. Man
che von ihnen bleiben nur wenige Tage in
der weißen Villa, andere mehrere Jahre. So
lange kann es dauern, bis das Kinderhaus
zusammen mit dem Jugendamt und den
Eltern eine langfristige Lebensperspektive
für die Kinder geschaffen hat. In dieser Zeit
wird das Kinderhaus für die Kleinen zu ei
ner Ersatzfamilie. „Ein ehemaliger Bewohner
meinte einmal, er habe drei Familien: seine
leiblichen Eltern, das Kinderhaus und die Pfle
gefamilie“, sagt die DiplomSozialarbeiterin.
„Unser Tagesablauf ist wie in jeder Fa
milie“, erklärt Elke Streibel. Der Kindergar
ten oder Schulbesuch, gemeinsame Mahl
zeiten, Hausaufgaben und Spiele bestimmen
den Tag. „Wir machen Ausflüge, basteln,
backen und kochen zusammen“, berichtet
sie weiter. So wie in jeder Familie treten aber
auch Probleme auf. Es gibt Bewohner, die
besonders viel Aufmerksamkeit brauchen,
oder welche, die zu Aggressionen neigen.
„Wir möchten den Kleinen spielerisch
beibringen, wie sie mit Konflikten umge
hen sollen“, sagt die Leiterin. Besonders
gefällt ihr das Zusammenleben mit den
Kindern und dass man ihnen etwas Gutes
tut. „Wir können ihnen viel mit auf den
Weg geben.“ Elke Streibel und ihr Team
möchten ihnen zeigen, dass ihre Meinun
gen und Gefühle wichtig sind, ihnen ein
gutes Selbstwertgefühl und Vertrauen
vermitteln.
Daher ist eine Bezugsperson wichtig für
die Kinder. Viele der Schützlinge haben in
ihrem Leben noch
nie eine richtige
Familie gehabt,
weil ihre Eltern
unter Suchtproble
men leiden, chro
nisch psychisch
krank oder bezie
hungsunfähig sind.
Ein Teil der leiblichen Mütter und Väter darf
zwar zu Besuch kommen, manche haben
aber gar kein Interesse an ihrem Nachwuchs.
„Einige der Kleinen freuen sich sehr, andere
wollen ihre Eltern gar nicht sehen und haben
richtig Angst vor ihnen“, weiß Elke Streibel.
Umso wichtiger ist daher die enge Beziehung
zwischen den Kindern und ihren Betreuern.
Diese Verbindung besteht nur auf Zeit, denn
entweder kommen die Kleinen zurück zu ih
ren leiblichen Eltern, werden von einer Pfle
gefamilie aufgenommen oder ziehen in eine
Wohngruppe um.
Die Anzahl der Schützlinge, die im
Kinderhaus leben, ist in den letzten Jahren
gestiegen. Das hänge mit der verschärften
Gesetzeslage und der gestiegenen Sensibi
lität der Bevölkerung in Bezug auf Kindes
misshandlung oder Vernachlässigung von
Kindern zusammen – vermutet die Fachfrau.
Etwas liegt DiplomSozialarbeiterin
Elke Streibel aber ganz besonders am Her
zen: „Die Kindheit ist eine wichtige Zeit,
man kann sie nicht wiederholen.“ Deshalb
tun sie und ihre acht Kolleginnen alles, um
den kleinen Bewohnern des Kinderhauses
ein Stückchen unbeschwerte Kinderzeit
und Glück zurückzugeben.
Kinderhaus Gelsenkirchen
elke Streibel
Knappschaftsstraße 12, 45886 gelsenkirchen
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Die Juryückendorfer unternehmerpreis E i n e a c h t k ö p f i g e J u r y r u n d e w ä h l t a u s 3 0 B e w e r b e r n d i e G e w i n n e r
rinnengeist, ihre eigene Praxis eröffnet zu
haben. Auf das Siegertreppchen tritt als
Drittplatzierter das AralAutoCenter
Cukur wegen des vorbildlichen Einsatzes
für die GSÜ im Rahmen von Schülerprakti
ka und die Städtepartnerschaft mit Gelsen
kirchens türkischer Partnerstadt Büyükçek
mece. Auf den zweiten Platz wählt die Jury
die Zahnarztpraxis Dr. Hoferichter, weil
hier vier Azubis aus vier verschiedenen Na
tionalitäten ausgebildet werden. Außerdem
ist die Praxis behinderten und senioren
gerecht ausgebaut und das Engagement in
Kindergärten besonders lobenswert.
Und der Geeeeewinneeeeeeeeeeeeeeer
iiiiiiiiiiiiiist ...
22 ÜCKENDORF erleben 7|2011
m a c h e r & m a l o c h e r
Mensa sowie einer Führung durch den FH
Neubau finden sich alle Juroren in einem
Seminarraum in der zweiten Etage des jour
nalistischen Instituts ein. „Das wird nicht
leicht, unter den 30 ganz verschiedenen
Unternehmen nur einen Sieger auszuwäh
len“, vermutet Bezirksbürgermeister Le
manski im Vorfeld. Daher einigen sich die
Jurymitglieder auf fünf besonders wichtige
Kriterien, die der Gewinner unbedingt er
füllen muss: Ausbildung von Azubis und
Praktikanten, Internationalität, Tradition
vor Ort, Sicherung der Unternehmensnach
folge und eine eigene Website. Nach langer
und intensiver Diskussion kristallisieren
sich drei Preisanwärter heraus, die mit
einem Smiley versehen werden. Außerdem
entscheidet sich die Jury zur Verleihung
eines Sonderpreises für die Neugründung
eines Ückendorfer Unternehmens. Diesen
Sonderpreis erhält Ergotherapeutin Dina
Bitter für ihren Mut und ihren Gründe
„Hier möchte ich noch einmal ein paar
Semester studieren“, sagt Otto Lerchenmül
ler, Projektleiter der Jungen Redaktion –
Ückendorf erleben begeistert, als er den
Campus der Fachhochschule Gelsenkirchen
besichtigt. Mit Redaktionsleiter Oliver Mau
ist er zu einem wichtigen Treffen in den
Gelsenkirchener Norden gefahren. Hier
findet die Jurysitzung für den Ückendorfer
Unternehmerpreis statt. Das Siegerunter
nehmen soll heute gekürt werden.
Bezirksbürgermeister Bernd Lemanski
und Markus Lübbering von der IHK sind
der Einladung von Prof. Dr. Rainer Janz,
der am Institut für Journalistik und Public
Relations Wirtschaftslehre und Kommuni
kation unterrichtet, ebenfalls gefolgt. Drei
junge Redakteurinnen, die eine Vielzahl der
Ückendorfer Betriebe selbst besucht haben,
komplettieren die achtköpfige Juryrunde.
Nach einem kurzweiligen Kennenlernen
beim gemeinsamen Mittagessen in der
Fachhochschule Gelsenkirchen
Neidenburgerstraße 43, 45887 gelsenkirchen
www.fh-gelsenkirchen.de
i n f o t i p p s
Diskutierten lange über den Sieger (v. l. n. r.): Professor Dr. rainer Janz, bernd Lemanski, Markus Lübbering und otto Lerchenmüller.
Der gewinner bäckerei heinischH e r z l i c h e n G l ü c k w u n s c h d e m v e r d i e n t e n S i e g e r !G ü n t e r H e i n i s c h b a c k t n a c h a l t e r V ä t e r S i t t e
1. Platz
7|2011 ÜCKENDORF erleben 23
chen“, erläutert
Günter Heinisch.
Auch inter
national ist die
Bäckerei gut auf
gestellt. Nicht
nur deutsche,
sondern auch tür
kische, polnische,
russische und italienische Mitarbeiter sind
täglich für die Kundschaft im Einsatz.
Wir empfehlen die firmeneigene Web
site. Lohnenswert: ein Klick auf das Produkt
angebot. Die Vielfalt lässt jedem Besucher
das Wasser im Munde zusammenlaufen.
saisonale Ange
bot lockt die Kun
den in das gemüt
liche Bistro. Das
Konzept geht auf.
Der Klassiker –
das Doppelback –
ist meist schon vor
dem Nachmittag
ausverkauft. „Doch wir Handwerksbäcker
leiden sehr unter dem Preiskampf mit
Großunternehmen und Discountern“, stellt
Günter Heinisch klar.
Vor allem die Ausbildung junger Men
schen liegt dem Geschäftsmann am Her
zen. Zurzeit lernen in allen sechs Filialen
zehn Azubis in Backstube oder Fachverkauf.
„Ausbildung ist ein wichtiger, aber sehr auf
wendiger Prozess. Über unsere Kontakte zu
Lehrern und dem Förderkorb filtern wir die
für uns interessanten Jugendlichen heraus,
die dann zunächst ein Praktikum bei uns ma
Zurück zu den Wurzeln lautet das Motto
des Bäckereibetriebs. In zweiter Generati
on führt Günter Heinisch das traditionelle
Familienunternehmen, in dem auch seine
Frau Brunhilde und beide Söhne mit
arbeiten. Als vor vier Jahren das Ladenlokal
an der Ückendorfer Straße 125 frei wurde,
stand sofort fest, genau an der Wiege des
väterlichen Betriebs, der 1960 hier im Hof
gegründet worden war, ein Bistro zu eröff
nen. Aber auch alte Backtraditionen werden
hochgehalten. „Wir backen unsere Brötchen
nach einem altem System, damit sie auch
am Folgetag noch frisch und schmackhaft
sind“, erklärt der Handwerksmeister. Vor
und Dreistufensauerteige für die Backwaren
werden heute wie damals in einem aufwen
digen Verfahren hergestellt. Und genau das
macht den unvergleichlichen Geschmack
aus. „Qualität auf hohem handwerklichen
Niveau herzustellen ist das A und O“, weiß
Günter Heinisch. Das abwechslungsreiche
Bäckerei Heinisch
ückendorfer Straße 125, 45886 gelsenkirchen
tel.: 02 09 / 20 32 85
www.baeckerei-heinisch.de
i n f o t i p p s
günter heinisch präsentiert seine leckeren frischen brötchen.
aynur gülnaz, 17 text+Foto
Özgür Kilicalp, 16 text+Foto
ceylan Karakaya, 16 text+Foto
Das Lied in mirDeutschland/argentinien 2009, 95 min., ab 12 Jahre
Mittwoch, 27. april, 19.30 uhr, gSü, bochumer Straße 190
Die 31jährige Schwimmerin Maria (Jessica Schwarz) hört auf dem
Flughafen in Buenos Aires während eines Zwischenstopps ein Lied,
das ihr bekannt vorkommt. Obwohl sie nie Spanisch gelernt hat, sind
Melodie und Text plötzlich in ihrem Kopf. Sie kann an nichts anderes
mehr denken. Maria ist beunruhigt und möchte deshalb unbedingt
herausfinden, woher sie dieses Kinderlied kennt.
Sie bleibt in Argentinien, um Nachforschungen anzustellen. Als ihr
Vater Anton (Michael Gwisdek) davon erfährt, reist er ihr sofort
hinterher. Er erklärt Maria, dass sie nicht seine leibliche Tochter ist,
sondern von ihm adoptiert wurde, als sie drei Jahre alt war. Denn
1980 verschwanden ihre Eltern unter der argentinischen Militär
diktatur spurlos. Anton arbeitete damals als Fabrikmanager in
Argentinien, hatte Mitleid und nahm das kleine Mädchen mit nach
Deutschland. Die Wahrheit ist für Maria ein Schock. Der Vater möchte
seine über alles geliebte Tochter nicht verlieren und drängt sie zurück
nach Deutschland. Doch sie bleibt in dem fremden Land, um sich auf
die Suche nach ihrer Identität und ihrer leiblichen Familie zu machen.
Russland – Im Reich der Tiger, Bären und VulkaneDeutschland/russland 2010, 91 min., ab 0 Jahre
Mittwoch, 20. april, 19.30 uhr, gSü, bochumer Straße 190
So etwas haben Sie noch nie gesehen! Sensationelle Landschafts
und Tieraufnahmen aus Russland – mächtige Elche, kämpfende Riesen
seeadler in schwindelerregender Höhe, quirlige Polarfüchse und
süße Robbenbabys. Beim Anblick dieser Bilder wird dem Zuschauer
wieder einmal klar, wie perfekt sich Lebewesen der Natur im
größten Land der Erde angepasst haben. Die Tiere werden hautnah
in freier Wildbahn gezeigt. Über dreieinhalb Jahre haben zehn
Kamerateams um Henry M. Mix 100.000 Reisekilometer zurück
gelegt und aus 600 Stunden Filmmaterial diese beeindruckende
Dokumentation erstellt. Entstanden ist ein Naturschauspiel, eine
einzigartige Abenteuerreise. Der Film nimmt seine Zuschauer
mit in die größte Wildnis unseres Planeten. Reisen Sie mit zu den
gewaltigen Vulkanen der Halbinsel Kamtschatka, schweben
Sie über den Gipfeln des Kaukasus, mit Zwischenstopps im Ural,
der Taiga und am Baikalsee. Die klassische Musik im Hintergrund
wird Sie außerdem zum Träumen bringen.
24 ÜCKENDORF erleben 7|2011
k u l t & k u l t u r
Z w e i F i l m e , w i e s i e u n t e r s c h i e d l i c h e r n i c h t s e i n k ö n n t e n , z e i g t d a s K o m m u n a l e K i n o i m A p r i l . Ü c k e n d o r f e r l e b e n s t e l l t d i e W e r k e v o r .
Kinoerlebnisbahar Satilmis, 16 text
Maruf Özel, 13 text
Dogan coskun, 16 text
unternehmerverband trifft sich
ein Schüler zum Knuddeln
Das sechsjährige jüdische Mädchen Annie lebt mit seinen Eltern und seinen zwei älteren Schwestern
in Winterswijk in den Niederlanden. In Annies Leben ist alles in Ordnung, bis unmenschliche
Verbote den Alltag der jüdischen Familie einschränken. Dann bricht der Zweite Weltkrieg aus, die
Verschleppung ins Konzentrationslager droht. Annie und ihre Schwester Sini verstecken sich zwei
Jahre und sieben Monate lang in einem Zimmer bei einer Bauernfamilie vor den Nazis. Das Schicksal
der kleinen Annie ist nicht erfunden, sondern die Lebensgeschichte der Autorin. Die Schriftstellerin
Johanna Reiss schildert ihre persönlichen Erlebnisse in diesem spannenden Buch.
„Und im Fenster der Himmel“ von Johanna Reiss, für Kinder ab 12 Jahren
Deutscher Taschenbuch Verlag, 138 Seiten, 6,95 Euro
und im Fenster der himmel
Der Internationale Unternehmerverband INTUV hat zu seiner
letzten Zusammenkunft drei Schülerinnen aus der Redaktion von
Ückendorf erleben eingeladen. Bei roter Linsensuppe, frischem Brot
und Dipps sowie auf dem Holzkohlegrill zubereitetem Fleisch kamen
Geschäftsleute aus Gelsenkirchen und Umgebung miteinander
ins Gespräch. Höhepunkt der Veranstaltung war der Gastvortrag von
Prof. Dr. HaciHalil Uslucan, wissenschaftlicher Leiter des Zentrums
für Türkeistudien und Integrationsforschung. Er referierte kurzweilig
und überzeugend zu dem Thema „Unternehmertum und Leistungs
motivation“. Zum Abschluss überreichte die Redaktionsdelegation
den Gastgebern sowie Prof. Dr. Uslucan die Winterausgabe von
Ückendorf erleben. Und erlebte eine kleine Überraschung, als dieser
sich bedankte. „Oh, die Zeitschrift kenne ich. Sie wird mir sonst
immer per Post zugeschickt. Ich finde sie richtig gut!“
l e u t e h e u t e
7|2011 ÜCKENDORF erleben 25
amal hassan, 13text
Merheme ermini, 13text
aynur gülnaz, 17 text
asya Öncü, 12 text + Foto
Hallo, mein Name ist Sam. Ich bin der jüngste Schüler an der
GSÜ. Am 1. November 2010 bin ich geboren und begleite seit
Februar 2011 mein Frauchen Sabine Gahlen jeden Morgen in
die Schule. Wie man an meinem wuscheligen Fell unschwer
erkennen kann, bin ich kein Menschenkind, sondern ein junger
Leonberger. Das ist eine sehr alte, deutsche Hunderasse. Wir
Leonberger sind kinderlieb, geduldig, lärmunempfindlich und
lernbereit. Hier an der GSÜ fühle ich mich so richtig pudelwohl.
Vor allem, weil es so viele Hände gibt, die mich streicheln.
Das finde ich toll. Deshalb habe ich kaum Langeweile. Nur
manchmal, wenn meine Mitschüler im Unterricht lesen und
schreiben müssen. Ich darf sie dann leider nicht stören, weil ich
sonst in den Trainingsraum muss. Das riskiere ich lieber nicht.
Wenn ich im Unterricht alles richtig mache und gut zuhöre,
bekomme ich zum Glück keine Noten. Meine Belohnung sieht
ganz anders aus. Frauchen hat immer ein paar Leckerchen
für mich in der Tasche. Ein Schmacko ist für mich genauso
wertvoll wie für die Menschenkinder ein glatte Eins!
26 ÜCKENDORF erleben 7|2011
s c h u l e & a u s b i l d u n g
H i n t e r d e r „ Y o u n g O f f i c e C o m p a n y “ s t e c k e n v i e r t a t k r ä f t i g e S c h ü l e r
Erst 14 und schon geschäftsführer
halis tuncel, 15 text
SinanKardas, 16 text
ServetKorkmaz, 17 text
AfifaSalah, 17 text
Nihal Yalcin, 16text
hananomeirat, 16 text
Das kleine Büro im Jugendtreff Ücky ist
mit Computern, Schreibtischen und einer
gemütlichen Couch eingerichtet. Links
neben dem Eingang steht in großen Buch
staben „Young Office Company“. Alle
Besucher wissen dann sofort, wo sie sind.
Geschäftsführer Kenan Bingöl (14)
begrüßt jeden Kunden mit Handschlag: „Ich
kümmere mich um den Ein und Verkauf
und berufe Besprechungen ein“, stellt er sich
vor. Uran Sogojeva (15) hingegen ist für die
Finanzen zuständig: „Die Verwaltung und
das Schreiben von Rechnungen sind meine
Aufgaben.“ Der stellvertretende Geschäfts
führer heißt Salih Basaran und ist 18 Jahre
alt. „Ich sorge für Ruhe, weil ich der Älteste
bin“, erklärt er. Hasan Demiroglu (15) ist der
Werbefachmann. Er versucht neue Kunden
zu gewinnen.
Falls nichts aus einer Karriere als Fußball
profi wird, können die vier schon jetzt von
wichtigen Einblicken ins reale Berufsleben
profitieren. Und das obwohl sie noch jung
sind und zur Schule gehen. Die Geschäfts
zeiten der Young Office Company sind
dienstags von 14 bis 16 Uhr. An einem Tag
nehmen die Mitarbeiter die Bestellungen
entgegen und eine Woche später folgt dann
die Auslieferung.
Die „Young Office Company“ führt
Büromaterialbestellungen für interessierte
Firmen in Ückendorf und Umgebung durch.
Den ganzen Service – von der Bestellung
über die Kontrolle bis hin zur kostenlosen
Lieferung.
„Wir verdienen zwar ein kleines
Taschengeld, aber das ist nur eine schöne
Begleiterscheinung“, erklärt der Chef der
Truppe. Die Erfahrungen, die das Team
sammelt, stehen im Vordergrund. „Das
können wir gut in der Schule gebrauchen“,
ist sich auch Salih sicher.
Young Office Company
bochumer Straße 113, 45886 gelsenkirchen
tel.: 02 09 / 31 98 85 57
www.uecky-jugendtreff.de
i n f o t i p p s
Kenan bingöl, hasan Demiroglu, uran Sogojeva und Salih basaran sind ein erfolgreiches Quartett. Damit es mit der Firma klappt, hilft Sozialpädagogin Katrin Stoppel (l.).
Fünf Fragen an …… Katrin Stoppel (30), Sozialpädago-
gin, die seit Juni `09 im Ücky arbeitet
Ückendorf erleben:
Warum sind Sie
Sozial pädagogin ge-
worden?
Katrin Stoppel:
Weil ich gerne mit
Menschen zusammen-
arbeite. ich möchte die Jugendlichen in
die richtige richtung schubsen.
Ückendorf erleben: Was macht ihnen
am meisten Spaß an ihrer arbeit?
Katrin Stoppel: es ist mir eine Freude,
mit Jugendlichen etwas zu unterneh-
men und mich mit ihnen zu unterhalten.
Ückendorf erleben: Was ist wichtig bei
der Förderung der Jugendlichen?
Katrin Stoppel: bei uns im ücky wird
nur deutsch gesprochen, um die Sprach-
kenntnisse zu vertiefen. und auch das
thema berufs orientierung spielt eine
große rolle.
Ückendorf erleben: Wann ist`s stressig?
Katrin Stoppel: bei uns kann es manch-
mal ganz schön laut werden …
Ückendorf erleben: Was sind ihre hobbys?
Katrin Stoppel: Mit meinen hunden
draußen in der Natur spazieren gehen.
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28 ÜCKENDORF erleben 7|2011
n a c h b a r n & f r e u n d e
Boeses wichtigste „Werkzeuge“. Damit ver
schönert er in seinen Räumlichkeiten im
„Maritim Hotel“ weibliche Gesichter, aber
auch männliche. Zu seiner breitgefächer
ten Kundschaft zählen Bräute, zahlreiche
Prominente – deren Namen er nicht erwäh
nen darf –, Menschen mit Hautkrankheiten,
wie zum Beispiel Akne, aber auch Leute, die
an Krebs erkrankt sind. Ihnen allen schenkt
der gelernte Parfümeur Selbstvertrauen.
„Wenn ich meine Kunden glücklich machen
kann, bin ich es auch“, gesteht der Vater eines
Sohnes strahlend. Vor allem die Arbeit mit
verschiedenen Menschen in den unterschied
lichsten Berufen macht ihm Spaß. Durch seine
abwechslungsreiche Arbeit taucht er immer
wieder in neue Leben ein. Das erfordert viel
„Visagist ist ein richtiger Männerberuf“,
behauptet Marcel Boese. Diese Aussage des
41jährigen Betreibers der Wellnessfarm
„Shiaroma“ überrascht, denn allgemein gilt
Visagist als typischer Beruf für Frauen. Doch
mit dieser weitverbreiteten Annahme liegt
man falsch, wie ein Blick in die Vergangen
heit beweist. Ob im alten Ägypten zur Zeit
der großen Pharaonen oder beim griechi
schen Theater der Antike, Männer wurden
traditionell von Männern geschminkt. Da
für Frauen die Welt der Schauspielerei ver
boten war, war es schlichtweg Notwendig
keit, dass geübte Herrenhände zu Pinsel und
Puder griffen.
Rouge, Makeup, Lidschatten, Eyeliner
und Wimperntusche sind heute Marcel
Shiaroma
Marcel boese
am Stadtgarten 1, 45879 gelsenkirchen
tel.: 02 09 / 1 55 02 98, www.shiaroma.de
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Männer schminken MännerM a r c e l B o e s e g r e i f t a l s V i s a g i s t z u P i n s e l u n d P u d e r
bahar Satilmis, 16 text
Özgür Kilicalp, 16 text
Fingerspitzengefühl, schließlich muss er
sich in die Kunden und deren individuelle
Wünsche hineindenken. „Es gibt nichts
Persönlicheres als das Gesicht“, erklärt der
gelernte Physiotherapeut.
Und wie hat seine Familie auf seine
außergewöhnliche Tätigkeit als Visagist
reagiert? „Ganz entspannt, denn sie ist der
Meinung, dass es keine klassischen Männer
und Frauenberufe mehr gibt.“
An sieben Tagen in der Woche ist die
46jährige Kirsten Sowa für die Schäfchen
ihrer Pfarrgemeinde da. „Ich arbeite nicht im
mer zu festen Stunden, bin für die Gemeinde
mitglieder aber immer verfügbar. Wir sind
wie eine große Familie“, erzählt die Ehefrau
und Mutter von drei Söhnen. Schon nach
ihrer Konfirmation stand für die damals
15Jährige fest, nach dem Abitur Theologie
zu studieren. Die Freude an der Mitgestal
tung von Gottesdiensten und die Faszination
an den biblischen Geschichten haben sie auf
diese Idee gebracht. „Latein hatte ich schon in
der Schule, in der Oberstufe kam Griechisch
dazu und Hebräisch habe ich dann an der
Uni gelernt“, erinnert sie sich. Damit waren
erste Meilensteine gesetzt. Aber alles hätte
auch ganz anders kommen können. „Meine
Mutter war katholisch und mein Vater evan
gelisch. Ich hatte Glück, dass meine Eltern
sich für eine evangelische Taufe entschieden
haben“, sagt die Seelsorgerin lächelnd.
Zu Beginn ihrer Amtszeit wurde sie
als Frau in einer Männerdomäne nicht im
mer auf Anhieb akzeptiert. So blieb bei der
ersten von ihr zelebrierten Taufe die Hälf
te der Gäste fern, nur weil der Talar von
einer Frau getragen wurde. „Es ist schon
interessant, dass ein Mann in meinem
Beruf mit Herr Pfarrer angesprochen wird.
Ich bin einfach Frau Sowa.“ Aber das stört die
sympathische Rotthausenerin keineswegs.
Seit ihrer Ordination darf sie genau den Beruf
ausüben, den sie sich immer gewünscht hat.
Sie liebt ihre vielseitigen Tätigkeiten, die alle
Stationen des Lebens von der Geburt bis zum
Tod umfassen, die gesamte Bandbreite vom
Taufgespräch bis zur Trauerfeier. „Das, was
ich von Gott erzähle, schenkt Hoffnung und
tröstet“, erklärt sie. In dieser Überzeugung ist
Kirsten Sowa für ihre Gemeinde da, an allen
sieben Tagen der Woche. Und ganz gewiss an
jedem neuen Tag.
7|2011 ÜCKENDORF erleben 29
Evangelische Kirche Rotthausen
Kirsten Sowa
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K i r s t e n S o w a i s t P f a r r e r i n m i t L e i b u n d S e e l e
von guten Mächten wunderbar geborgen
Özlem bingöl, 16 text
bianca Munker, 31 Foto
30 ÜCKENDORF erleben 7|2011
s p o r t & f r e i z e i t
A b e n d l i c h e s T r a i n i n g b e i F o r t u n a U n g l ü c k
Schwarzer himmel, rote asche, gelber Ball
Merheme und amal stürmen bei Fortuna unglück mit. Das Teamfoto nach dem Abpfiff beweist: in dieser Mann-schaft fühlen sich alle wohl.
Schwarz, Rot, Gelb – das sind die
Farben dieses Abends. Wir sind zu Besuch
auf der Sportanlage am Halfmannshof. Als
die Mannschaft aufläuft, entdecken wir genau
diese Farben auf den Trikots des Ückendorfer
Fußballclubs. Wobei: Die Aufschrift Fortuna
Unglück ist nicht gelb, sondern strahlt – un
terstützt vom grellen Flutlicht – golden.
Ich mache auf keinen Fall mit, da bin ich
mir jetzt ganz sicher. Ich habe Angst, mich
zu blamieren. Die Spieler
sehen sehr professionell
aus. Meine Freundin Mer
heme ist da viel mutiger.
„Ich spiele mit und du
auch! Deshalb sind wir ja
schließlich hier!“ sagt sie.
Wir lernen Torhüter
Manfred Wieczorek ken
nen, der uns zum Probetraining eingeladen
hat, und seinen Neffen Timo Schwarz. Der
Schüler stürmt seit anderthalb Jahren für
Fortuna Unglück und ist mit 16 Jahren der
Youngster im Team. Der älteste Kicker ist
immerhin schon 72. „Jeder darf mitspielen,
egal ob gut oder schlecht, jung oder alt“, er
zählt Flügelflitzer Timo. „Mädchen dürfen
natürlich auch mitmachen. Hauptsache, das
Spiel ist bunt und witzig.“ Können wir eine
so nette Einladung ausschlagen? Natürlich
nicht! Fortuna Unglück ist in jeder Hinsicht
ein ganz ungewöhnlicher Fußballverein.
Seit der Gründung in den frühen 80er Jah
ren steht nicht der Erfolg im Vordergrund,
sondern der reine Spaß am Fußballsport. Das
bezeugt schon der Vereinsname: Die Glücks
göttin und das Pech gehen einträchtig Hand
in Hand. Ein perfektes Wortspiel aus Sicht
der Fortunen. „Wir hätten uns auch Vor
wärts Rückwärts nennen können, aber das
klingt irgendwie doof“, erklärt der „Baron“.
Das ist der Nickname von Reinhard van Sun
tum, Mitglied des Gremiums. So heißt der
Vorstand bei Fortuna.
Reinhard van Suntum – er kommt uns
ähnlich selbstbewusst vor wie ein van der
Vaart oder van Bommel. Kein Wunder, denn
er ist schon seit 18 Jahren für die Fortuna aktiv.
Die Gegner des selbsternannten Meisters
der sportlichen Haltung gehören in der Re
gel nicht dem DFB an. Es sind reine Hobby
mannschaften wie Hinter Mailand oder Das
Wunder von Baerl. „Wir haben 1:9 gegen
Grüne Tulpe Berlin verloren. Das ist die Elf
der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/
Die Grünen. Immerhin haben wir ein Tor
selbst geschossen und das Ergebnis war
nicht zweistellig“, erinnert sich der geadelte
Hobbysportler freudig.
Diese Erklärung macht
aus der deutlichen
Niederlage einen bemer
kenswerten Erfolg. Ach,
könnte Fußball doch im
mer so schön sein wie mit
den Augen von Fortuna
Unglück gesehen …
Zwölf Fußballer sind bei vier Grad
Außentemperatur zur Trainingseinheit
gekommen. Gefühlt ist es viel kälter, wir
können im Flutlicht unsere Atemwölkchen
sehen. Trainiert wird immer unter freiem
Himmel, bei Wind und Wetter. Im Sommer
tummeln sich auf der roten Asche bis zu
30 Spieler, von denen jeder zu seinem Einsatz
kommt. Die Vereinsphilosophie lautet: Das
Fußballspielen lernt man beim Fußballspie
len. Kicker, die ihren Stammplatz auf der
Ersatzbank haben und nur selten oder nie
zum Einsatz kommen, gibt es hier nicht.
Genug warmgelaufen, jetzt wollen die
Spieler endlich um das runde Leder kämp
fen. Zwei Mannschaften werden gebildet.
Und auch wir jungen Redakteurinnen sind
mit am Ball. „Hände aus den Taschen, es
geht los!“ lautet die letzte Anweisung des
Barons. Wir bekommen den Ball zugeschossen,
spielen Pässe, gehören ganz selbstverständ
lich mit zum Team. So, als wären wir jeden
Montagabend um 20 Uhr hier. Wir haben
Spaß, und finden das Training in dieser
Gemeinschaft super!
Uns wurde nicht zu viel verspro
chen. Kommen Sie doch auch mal auf ein
Probetraining bei Fortuna Unglück vorbei.
Bestimmt sind auch Sie von der Fußball
philosophie der Fortuna begeistert.
Danke, Fortuna Unglück, für dieses tolle
Erlebnis!
7|2011 ÜCKENDORF erleben 31
Fortuna Unglück
Sportplatz halfmannshof
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l Samstag, 30. April, und Sonntag, 1. Mai
Tür auf
Die Galerienmeile Gelsenkirchen
öffnet ihre Pforten
l Sonntag, 8. Mai, ab 8.45 Uhr
Josef-Schutzfest der Kolpingsfamilie
Mit Festvortrag von Domkapitular
Wilhelm Zimmermann
Pfarrsaal St. Josef, Knappschaftsstraße 30
l Sonntag, 15. Mai, 19 Uhr
Emporenkonzert
Mit anschließendem Empfang
in der NicolaiKirche
Ückendorfer Straße 108, Eintritt frei
l Mittwoch, 25. Mai, 19 bis 21 Uhr
Präventionshelfertreffen –
Aufmerksame Nachbarschaft
StadtteilbüroSüdost, Bochumer Straße 109
l Montag, 30. Mai, bis Montag, 27. Juni
10 bis 16 Uhr
Hejmisch und hip – Klezmerwelten
Wanderausstellung
www.klezmerwelten.de
Neue Synagoge, Georgstraße 2
l Bis Samstag, 21. Mai, montags bis freitags
6 bis 19 Uhr, samstags, 7.30 bis 17 Uhr
Privatsache
Fotos in den Zeiten von Datenschutz
und Facebook, Wissenschaftspark
Munscheidstraße 14, Eintritt frei
l Bis Samstag, 9. Juli, 14 bis 17 Uhr
und nach Vereinbarung
Als der Räuber Hotzenplotz
nach Ückendorf kam
Fotoarbeiten von Julian Sonntag
Bergmannstraße 37, Eintritt frei
l Mittwoch, 20. April, 19.30 Uhr
Russland - Im Reich der Tiger,
Bären und Vulkane
KoKi in der Aula der GSÜ, Eintritt 4 Euro
l Freitag, 22. April, 9.30 Uhr
Rund um Essen
Geführte Radtour in zwei Gruppen, 62 km
RSV Gelsenkirchen 02
Kiosk an der Ückendorfer Straße 145
l Sonntag, 24. April, 9.30 Uhr
Rund um Bottrop
Geführte Radtour in zwei Gruppen, 62 km
RSV Gelsenkirchen 02
Kiosk an der Ückendorfer Straße 145
l Mittwoch, 27. April, 19.30 Uhr
Das Lied in mir
KoKi in der Aula der GSÜ, Eintritt 4 Euro
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V o n A p r i l b i s J u n i 2 0 1 1tür auf: evelyn Krick (r.) und die ückendorfer galerienmeile laden ein.
32 ÜCKENDORF erleben 7|2011
k u l t & k u l t u r
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33. Gemeindefest an St. Josef
Rund um das Gemeindezentrum
l Mittwoch, 15. Juni, 19 Uhr
Emporenkonzert
Mit anschließendem Empfang
in der NicolaiKirche
Ückendorfer Straße 108, Eintritt frei
Seinab hassan, 11 text
Z w e i t e r T e i l d e r S e r i e z u d e n W e l t r e l i g i o n e n : W i e w i r d m a n J u d e , M u s l i m o d e r C h r i s t ?
Zahlreiche Studien belegen rückläufige
Zahlen in den Gotteshäusern, aber eben
so, dass sich vor allem junge Menschen
verstärkt Religion und Glauben zuwenden.
In Deutschland gehören etwa 50 Millio
nen Menschen den christlichen Kirchen
an, leben rund 3,5 Millionen Muslime
und 200.000 Juden.
Doch wie wird man eigentlich Mitglied
einer religiösen Gemeinschaft? Wie werde ich
Jude, Muslim oder Christ? Und was müsste
türen öffnen
ich unternehmen, wenn ich als Erwachsener
eine (neue) Religion annehmen möchte?
Büsra Nur Yildirim, Betül Arslan und
Christoph van Bürk haben die Türen von
Kirche, Moschee und Synagoge geöffnet und
nachgefragt. Einmal mehr sind sie auf inter
essante Antworten gestoßen: dass es Jahre
dauern kann, ehe man zum Judentum über
treten kann, und es seinen guten Grund hat;
dass es recht unkompliziert ist, dem Islam
beizutreten; dass ein Christ am Anfang nass
wird, weil Wasser eine besonders symbol
hafte Rolle spielt.
Unter den vielen Gemeinsamkeiten der
drei Weltreligionen war auch diese: dass sie
die Menschen im jugendlichen Alter noch
einmal ihren Glauben bestätigen lassen. Was
vor allem eines bedeutet: Die Religionen
lassen uns Menschen die Freiheit, selbst
zu entscheiden. Im Namen der Religion zu
töten, ist also nicht nur Sünde, sondern selbst
aus rein logischer Sicht blanker Unsinn.
7|2011 ÜCKENDORF erleben 33
Wie wird man eigentlich Jude, Muslim oder christ: rabbiner chaim Kornblum, Fatih aydin, Dialogbeauf-tragter des zentrums für integration und bildung (zib), und Pfarrer rainer rosinski geben antworten.
g l a u b e & l e b e n
34 ÜCKENDORF erleben 7|2011
g l a u b e & l e b e n
I n d e r j ü d i s c h e n G e m e i n d e G e l s e n k i r c h e n w o l l e nz u r z e i t z w e i e r w a c h s e n e M ä n n e r z u m J u d e n t u m ü b e r t r e t e n , a b e r d a s i s t g a r n i c h t s o l e i c h t . D e n n d e r „ G i j u r “ , d e r Ü b e r t r i t t , k a n n d r e i b i s f ü n f J a h r e d a u e r n .
Der Weg zur Prüfung ist die Prüfung
rabbiner chaim Kornblum mit thora-rollen im gebets-raum der Synagoge der Jüdischen gemeinde gelsen-kirchen an der georgstraße.
Jude ist, wessen Mutter Jüdin ist. Diese
Regel ist uralt, aber von simpler Logik:
„Wer die Mutter ist, weiß man immer, weil
man es ihr in der Schwangerschaft ansieht“,
erzählt Rabbiner Chaim Kornblum. Wer keine
jüdische Mutter hat und Jude werden möch
te, auf den wartet erst einmal eine schwere
Zeit: Im Unterricht muss er lernen, womit
jüdische Kinder aufwachsen – Gebete, Riten
und Traditionen wie die Speisevorschriften,
Feiertage, den jüdischen Kalender und nicht
zuletzt Hebräisch als Sprache der religiösen
Schriften. Weil das so viel und kompliziert
ist, dauert es Jahre, ehe der Rabbiner seine
Schüler zur Abschlussprüfung vor das so
genannte Rabbinatsgericht schickt.
Muslim oder Christ zu werden, geht
vergleichbar schnell und einfach. Warum
die hohen Hürden im Judentum? Einerseits
weil das Judentum eine Gesetzesreligion mit
613 Regeln und Gesetzen ist. Andererseits
„weil man sich klar sein muss, dass es nicht
mal eben der Wunsch ist, Jude zu werden,
sondern eine Entscheidung fürs Leben“, sagt
Judith NeuwaldTasbach. „Jude zu sein, das
kann ich mir nicht an und ausziehen wie
ein Hemd. Das ist die Haut, die ein Leben
lang dranbleibt.“ Als Popqueen Madonna
öffentlich machte, dass sie Anhängerin der
Kabbalah ist, einer mystischen Tradition
des Judentums, schien es
gerade „in“ zu sein, Jude
zu werden. Aber nicht
wegen einer Mode, wegen
des Berufs, noch nicht ein
mal aus Liebe zum Partner
und schon gar nicht aus
einem Zwang heraus dürfe
dieser Entschluss gefasst
werden. Und Rabbi Kornblum ergänzt: „Jude
zu werden, ändert das Leben vollkommen
und bringt eine Menge Verantwortung mit
sich. Die Juden haben schließlich mehr
schlechte als gute Zeiten erlebt.“
Das Judentum ist keine missionierende
Religion. Es ist nicht darauf aus, Menschen,
die nicht gebürtige Juden sind, zu überzeu
gen, jüdisch zu werden. Einen Platz im Reich
Gottes können nach jüdischem Glauben
auch Nichtjuden bekommen. Entscheidend
ist nicht der rechte Glaube, sondern allein
das moralische Handeln. Einige Rabbiner
weisen Kandidaten sogar erst einmal ab, um
zu testen, wie standfest sie sind. Der Weg zur
Prüfung ist die eigentliche Prüfung. Vor dem
Rabbinatsgericht bekunden die Anwärter
lediglich noch einmal, dass es ihr freier Wille
und ihr Herzenswunsch ist, Jude zu werden,
und dass sie genug gelernt haben, um als
Jude ihre Religion zu leben.
Nach der Prüfung gibt es zwar kein Zeug
nis wie in der Schule, aber eine Urkunde mit
dem jüdischen Namen, mit dem die Juden
zu den religiösen Ritualen gerufen werden.
So heißen Rabbi Kornblum mit jüdischem
Namen Chaim Ben Mosche
(= Leben, Sohn des Mose)
und Judith NeuwaldTas
bach Jehudijt Bat Kalman
(= Judith, Tochter des Kurt).
Die Mikwe, das Unter
tauchen in einem Bad, dient
der rituellen Reinigung und
ist für den Übertritt ebenso
Pflicht wie die Beschneidung für Männer als
Zeichen des Bundes Gottes mit den Men
schen. Auch die anderen monotheistischen
Religionen kennen diese Bräuche. Von der
Mikwe leitet sich die christliche Taufe ab.
Im Islam ist die Waschung vor dem Gebet als
rituelle Reinigung Pflicht, die Beschneidung
männlicher Muslime feste Tradition.
Kinder jüdischer Frauen werden mit dem
Fest der Bar Mizwa für 13jährige Jungen oder
der Bat Mizwa für zwölfjährige Mädchen reli
giös volljährig. Sie sind nun für alles vor Gott
allein verantwortlich und unterliegen allen
religiösen Vorschriften. „Ab dann ist man
ein aktiver Jude“, erklärt Judith Neuwald
Tasbach. Denn Jude sein, das bedeutet „es
jeden Tag zu leben, und eine Verpflichtung
gegenüber der Vergangenheit, gegenüber den
Ahnen, die für diesen Glauben gelebt haben“.
7|2011 ÜCKENDORF erleben 35
Jüdische Gemeinde Gelsenkirchen
georgstraße 2, 45879 gelsenkirchen
tel.: 02 09 / 15 52 31 0, www. jg-ge.de
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büsra Nur Yildirim, 15 text
christoph van bürk, 34 text+Foto
36 ÜCKENDORF erleben 7|2011
g l a u b e & l e b e n
I m a m S e f i k G ö c e n e r i n n e r t s i c h g u t , w a r u m e i n h e u t i g e s Gemeindemitglied Muslim werden wollte. „Er fand, dass zwischen G o t t u n d d e n M e n s c h e n n i c h t s u n d n i e m a n d k o m m e n s o l l t e . “
ein einfacher Schritt, aber ein großer
Fatih aydin ist Dialogbeauftragter des zentrums für integration und bildung (zib) und zeigt einen einblick in die Schalke-Moschee.
Muslim ist nach islamischem Recht, wes
sen Vater Muslim ist. Das ist ähnlich wie im
Judentum, wo die Mutter ausschlaggebend
ist. „Allah hat den Menschen allerdings die
Freiheit gegeben, selbst zu entscheiden“,
erklärt Fatih Aydin vom Zentrum für Inte
gration und Bildung (ZIB), das die Moschee
gemeinden an der KurtSchumacherStraße
und am Ahlmannshof vertritt. Die Frage
nach einem Schöpfer, die Suche nach Gott
sei jedem Menschen als Veranlagung gege
ben. „Wir stehen mit der Geburt an der Tür
schwelle zu Allah. Ob wir durch diese Türe
gehen, entscheiden wir später“, sagt Aydin.
Das wird in Diskussionen über den Islam
oft vergessen. Der Koran ist ein religiöses Buch
und kein politisches, wird aber oft als solches
missverstanden. Der 256. Vers der zweiten
Sure beginnt mit den Worten: „Es gibt keinen
Zwang in der Religion.“ Politische Unter
drückung, fundamentalistischen Terror oder
Krieg kann es demnach im Namen des Islam
nicht geben, ganz im Gegenteil: Dieser Vers
verbietet Gewalt im Namen des Koran. „Der
Islam bedeutet Frieden – mit Allah, mit sich
und mit den Menschen. Wer das beherzigt, ist
ein guter Muslim und wird seinen Lohn im
Paradies erhalten“, betont Fatih Aydin.
Da der Koran die Religionsfreiheit also
explizit erwähnt, werden jugendliche Mus
lime noch einmal nach ihrem Glauben
gefragt. Wie der Mann aus Italien, der als
Erwachsener konvertieren
wollte, müssen sie nur vor
zwei männlichen Zeugen
das Glaubensbekenntnis,
die Schahada, auf Arabisch,
wissend und verstehend
aussprechen: „Ich bezeuge,
dass es keinen Gott gibt au
ßer Allah und dass Moham
med sein Gesandter ist.“ Wer es so bekennt,
gehört zur Gemeinschaft der muslimischen
Gläubigen, der Umma. So einfach ist das.
Er ist dann ein Muslim, ein „Gottergebe
ner“. Ein Ritual wie die Taufe bei den Christ en
oder die Beschneidung im Judentum gibt
es nicht. Die Beschneidung männlicher
Muslime ist zwar kein Zwang, aber dennoch
wichtig, da sie schon zu den Traditionen des
biblischen Urvaters Abraham gehörte.
Kinder muslimischer Eltern werden im
Islam erzogen, deshalb wird für Hochzeiten
empfohlen, dass ein Muslim eine Muslima
heiratet, gegebenenfalls also ein Partner
konvertiert. Menschen, die konvertieren
möchten, sollen sich verstärkt mit dem
Islam beschäftigen und nachholen, womit
muslimische Kinder aufwachsen. Sie ler
nen mitunter Arabisch, da es Gebetsspra
che ist. So sagen alle Muslime auf der Welt
exakt das Gleiche. „Das sagt der Japaner, der
Australier, der Amerikaner und der Türke“,
erklärt Aydin. Zentral ist vor allem: dass
Muslime ihren Glauben an Allah erklären
und ihn auch Allah nennen – eben nicht
Gott, Jehova oder anders. Denn – da ist der
Islam rigoros – nur der Glaube an Allah ver
spricht den Weg ins Paradies, Ungläubigen
bleibt er verwehrt.
„Vor dem Übertritt fragen wir genau,
wie es zu dieser Entscheidung gekommen
ist“, sagt Sefik Göcen, einer
von zwei Imamen des ZIB,
und erklärt, welche Fol
gen das Konvertieren für
sein Leben hat. Mit dem
Bekenntnis zu Allah er
kennt ein Muslim die
Pflichten der fünf Säulen
des Islam an: das Glaubens
bekenntnis, die fünf verordneten täglichen
Gebete (mit der rituellen Gebetswaschung),
das Almosen, um Bedürftigen zu helfen,
das Fasten während des Ramadan sowie die
Pilgerreise nach Mekka.
„Die Pflichten gelten aber nur als Pflich
ten, wenn sie machbar sind. Allah erwar
tet nichts von den Menschen, das sie nicht
können“, erklärt Göcen. Wenn zum Beispiel
jemand krank sei oder beruflich eine schwe
re Arbeit verrichten müsse, sei er von der
Pflicht zu fasten entbunden oder könne das
Fasten auch später nachholen. Es gilt als
häufiges Vorurteil, dass der Islam nur aus
Regeln und Verboten bestehe. Vielmehr
sehen viele Muslime den Islam als „Meer
des Wissens“, das praktische Antworten auf
zahlreiche Fragen des Alltags bietet. Fatih
Aydin nennt den Koran einen „Schatz, der
immer wieder neu gefunden werden muss“.
Und welche Rechte erwirbt man sozu
sagen mit dem Übertritt zum Islam? „Ins
Paradies zu kommen“, antwortet Sefik
Göcen und lächelt sanft.
7|2011 ÜCKENDORF erleben 37
Zentrum für Integration und Bildung
Kurt-Schumacher-Straße 91
45881 gelsenkirchen, tel.: 02 09 / 49 27 68
i n f o t i p p s
betül arslan, 16 text
christoph van bürk, 34 text+Foto
38 ÜCKENDORF erleben 7|2011
g l a u b e & l e b e n
O h n e W a s s e r k ö n n e n w i r n i c h t l e b e n – o h n e G o t t a b e r a u c h n i c h t . D e s h a l b w i r d , w e r C h r i s t w e r d e n w i l l , e r s t e i n m a l n a s s . M a n c h m a l s o g a r k l i t s c h n a s s . A b e r n i c h t i n d e r N i c o l a i K i r c h e b e i P f a r r e r R a i n e r R o s i n s k i . W e n n e r e i n e n M e n s c h e n t a u f t , g e n ü g e n e i n e o d e r z w e i H a n d v o l l W a s s e r .
Wasser des neuen Lebens und der Liebe gottes
Anders als im Islam oder im Judentum
beginnt das Christsein nicht mit der
Geburt, „sondern man entscheidet sich,
Christ zu sein“, erklärt Rainer Rosinski. Aus
druck dieser Entscheidung ist die Taufe. Da
bei wird den Christen Wasser über den Kopf
gegossen. Es symbolisiert das Leben, denn
mit der Taufe beginnt ein neues Leben – das
Leben als Christ, man tritt in die Gemein
schaft der Kirche ein. Von Jesus selbst ist
im Evangelium zu lesen, dass er im Jordan
getauft wurde, der Himmel sich auftat, der
Heilige Geist auf ihn herabkam wie eine
Taube und eine Stimme sprach: „Das ist mein
geliebter Sohn, an dem ich Wohl gefallen
gefunden habe.“ Womit symbolisiert wird,
dass Gott uns Menschen akzeptiert.
Wasser ist allerdings nicht nur lebendig,
Menschen können darin auch ertrinken.
Selbst dieser Aspekt ist in der Taufe erkenn
bar. Der Mensch wird durch das Sakrament
der Taufe ein neuer Mensch, und zugleich
wird – so drückt es der Apostel Paulus im
Brief an die Römer aus – „der alte Adam
ersäuft“, das heißt, die Erbsünde des aus
dem Paradies vertriebenen Menschen wird
getilgt. Daher werden in manchen Ausrich
tungen des Christentums Menschen getauft,
indem sie komplett im Wasser unterge
taucht werden.
Sinnbildlich entzün
den die Paten, die den
Eltern helfen sollen, ein
Kind im Glauben zu erzie
hen, eine Taufkerze. Sie
steht für Jesus Christus, das
Licht der Welt, ohne den
wir nicht sehen können.
Das weiße Taufkleid, das
ebenfalls auf Paulus zurückgeht („Ihr alle, die
ihr auf Christus getauft seid, habt Christus
als Gewand angezogen.“) ist ein Zeichen der
Liebe Gottes und ihrer Reinheit. Die Taufe ist
die Zusage der Liebe und des Segens Gottes.
Komplizierter wird es mit dem dritten
Symbol der Taufe: Christen werden getauft
in Namen des dreieinigen oder dreifaltigen
Gottes. Sie glauben an einen Gott, der aber
zugleich Vater, Sohn und Heiliger Geist ist.
„Das ist unser Problem im Dialog der Reli
gionen“, sagt Pfarrer Rosinski. Juden und
Muslime glauben an den einen Gott, Jehova
oder Allah. Für Christen ist Gott Vater, Sohn
und Heiliger Geist zugleich. Pfarrer Rosin
ski wagt einen Versuch: „An verschiedenen
Orten sind wir ja auch verschiedene Perso
nen. In der Kirche bin ich Pfarrer Rosinski, zu
Hause der Papa, und wenn ich meine Mutter
besuche, bin ich immer noch der kleine Rai
ner. Ähnlich verhält es sich mit Gott.“
Die evangelische Kirche hat 2011 zum
Jahr der Taufe ernannt. Sie nennt die Taufe
ein Gottesgeschenk, sich Gott zuzuwenden.
Ein Geschenk, das die Menschen womög
lich nicht mehr zu schätzen wissen. Kinder
werden eher Mitglied bei Schalke 04 als Mit
glied der Kirche. Eltern ant
worten auf die Frage, warum
sie ihr Kind taufen lassen,
das schade doch nichts und
das mache man doch so.
„Oder ich höre den schlim
men Satz: Das Kind soll
sich später mal selbst ent
scheiden, ob es getauft wer
den will“, ärgert sich Pfarrer Rosinski. So aber
entstehe die „Konfession der Ungetauften“.
Durch die Taufe „gehöre ich zur Kirche,
aber als Kind habe ich keine Ahnung“. Die
bekommt das Kind durch die Erziehung im
Glauben. Eltern und Paten haben die Auf
gabe, den Kindern von ihrem Glauben, aber
ebenso von ihren Zweifeln zu erzählen. Als
Jugendlicher hat man dann die Möglichkeit,
noch einmal ja zur Taufe zu sagen, die Taufe
zu bekräftigen. In der evangelischen Kirche
bei der Konfirmation, in der katholischen
beim Sakrament der Firmung. Wenn aber
– und darüber regt sich Rosinski auf – ein
Mensch selbst entscheiden solle, müsse er
auch eine Wahl haben und die Alternativen
kennen. „Ich kann doch nicht ein Kind fra
gen, was es zum Frühstück essen will, wenn
es aus eigener Erfahrung nicht weiß, was
überhaupt zu einem Frühstück gehört.“
7|2011 ÜCKENDORF erleben 39
Nicolai-Kirche Gelsenkirchen-Ückendorf
ückendorfer Straße 108, 45886 gelsenkirchen
tel.: 02 09 / 81 12 77, www.nicolai-ge.de
i n f o t i p p s
Pfarrer rainer rosinski steht am taufbecken der evangelischen Nicolai-Kirche in gelsenkirchen ückendorf. Das taufwasser symbolisiert das Leben.
büsra Nur Yildirim, 15 text
christoph van bürk, 34 text+Foto
Liebe auf den ersten blick
altug aydin grübelt über eine neue geschichte. an seinem Schreibtisch sind schon viele spannende texte entstanden.
40 ÜCKENDORF erleben 7|2011
n a c h b a r n & f r e u n d e
Ein romantisches Märchenvon Altug Aydin
ster Zeit begibt sich der Elfjährige auf eine
Reise durch die Welt seiner Fantasie. Die
Geschichten, die er dort erlebt, hält er auf
Papier fest. Schon seit der zweiten Klasse
erfindet Altug kleine literarische Texte.
Altug Aydin schreibt seine eigenen
Märchen. Er setzt sich, wenn er ganz allein
in seinem Zimmer ist, an den Schreibtisch,
denkt ein Weilchen nach und nimmt
einen Bleistift zur Hand. Innerhalb kürze
Neben Schwimmen und Fußballspielen
ist das Geschichtenerzählen seine liebste
Freizeitbeschäftigung. Manchmal sind
sie sehr romantisch und spielen sogar in
Ückendorf – lesen Sie selbst!
Gesamtschule Ückendorf
ückendorfer Straße 190
45886 gelsenkirchen
www.gsue.de
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Fo
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: a
ND
re
aS
We
iSS
Vor langer, langer Zeit lebte ein
junger Musiker, der viele Instrumente spie
len konnte. Aber besonders verzauberte er
seine Fans durch seine wunderschöne
Stimme. Der Name dieses Künstlers war
Justin. Er war so beliebt, dass seine Konzerte
immer ausverkauft waren.
Eines Tages kam Justin nach Ücken
dorf, um ein OpenAirKonzert zu geben.
Es kamen all seine Freunde und die Fa
milie. Eine große Anzahl der Menschen
aber kannte er gar nicht. Justin sang viele
Hits, die er alle selbst geschrieben hatte.
Und zum Abschluss überraschte er das
Publikum mit einem romantischen Love
song. Dabei trafen seine Augen auf ein
wunderhübsches Mädchen. Eine solche
Schönheit hatte er noch nie zuvor gesehen.
Justin verliebte sich auf den ersten Blick.
Aber schon gingen alle Konzert
besucher nach Hause und in dem Gewim
mel verlor er das Mädchen plötzlich aus
den Augen. Mit seinem Auto machte sich
Justin traurig auf den Heimweg.
Unterwegs sah er plötzlich das Mäd
chen – es lief nur wenige Schritte vor ihm
her! Sein Herz klopfte ganz schnell. Justin
stieg aus dem Auto, lief zu ihm und fragte
höflich: „Darf ich dich nach Hause beglei
ten?“ Das Mädchen antwortete: „Danke,
sehr nett von dir!“ und lächelte. „Wie heißt
du?“ wollte Justin wissen. „Selena“, sagte
das Mädchen schüchtern.
Die Abendluft war mild. Selena und
Justin wünschten sich, dieser Spaziergang
würde nie zu Ende gehen. Selena gefiel die
Unterhaltung mit Justin, denn auch sie hatte
sich in ihn verliebt. Sie war ein großer
Fan seiner Musik und schwärmte heim
lich schon lange für ihn. Zum Konzert
war sie gegangen, um ihren Lieblingsstar
einmal live zu sehen. Doch leider enden
alle schönen Momente und so verab
schiedeten sich die zwei, als sie Selenas
Haustür erreichten.
Am nächsten Tag besuchte Justin
Selena erneut. Er parkte sein Auto direkt
vor ihrer Tür. Dann klopfte er an. Selena
öffnete die Tür und bat: „Komm doch bitte
herein!“ Justin lernte Selenas schwerkranke
Mutter kennen. Er fragte Selena: „Was hat
deine Mutter für eine Krankheit?“ Selena
erzählte, dass sie ständig Fieber habe, aber
die Familie kein Geld besäße, um Medika
mente zu kaufen. Justin hatte Mitleid mit
der kranken Frau. Außerdem fühlte er sich
in Selenas Nähe sehr wohl. Er wollte helfen
und hatte einen Plan. Mit seinem Wagen
fuhr er schnell zur Apotheke und kaufte
Medikamente gegen Fieber. In Windeseile
kehrte Justin wieder zu Selena zurück
und schenkte ihrer Mutter die wichtige
Medizin, damit sie wieder gesund werden
konnte. Erst als es dunkel wurde, fuhr
Justin nach Hause.
Er musste die ganze Nacht an Selena
denken, er wollte weder essen noch trin
ken und konnte nicht einschlafen. Deshalb
ging Justin am nächsten Morgen ganz auf
geregt zu Selena. Sie öffnete ihm die Tür,
konnte aber nicht sehen, dass Justin hin
ter seinem Rücken eine Rose in der einen
und einen Ring in der anderen Hand hielt.
„Meine liebe Selena, willst du mich hei
raten?“ fragte er und überreichte ihr Rose
und Ring. „Ich muss erst meine Mutter
fragen“, sagte Selena. Sie ging hinein und
erzählte ihr von dem Heiratsantrag. Die
Mutter erwiderte: „Du bist alt genug, mein
Kind, um deine eigenen Entscheidungen zu
treffen. Tu, was dein Herz für richtig hält.“
Selena rannte auf Justin zu und umarmte
ihn. „Ja, Liebster, ich will!“ Beide waren
sehr, sehr glücklich.
Selenas Mutter wurde schnell gesund.
Und so feierten sie ein schönes Hochzeits
fest. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann
leben sie noch heute hier in Ückendorf.
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Machen Sie sich auf die Suche nach acht Familienmitgliedern! Aber Vorsicht, die Wörter
sind sowohl waagerecht als auch senkrecht verteilt. Man kann sie entweder von
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Schicken Sie uns die Lösung bis zum 15. Juni 2011 mit dem Stichwort „Familiensuche“ an:
Ückendorf erleben, Turm C, Raum 3.4.1., c/o Gesamtschule Ückendorf
Bochumer Straße 190, 45886 Gelsenkirchen, redaktion@ueckendorferleben.de
Unter allen richtigen Einsendungen werden drei Gewinner ausgelost.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Drei Preise warten auf die glücklichen Gewinner:
1. Preis: „Keloglan und andere Märchen aus Anatolien“ neu erzählt von Yücel Feyzioglu.
2. + 3. Preis: Je zwei Eintrittskarten für das Kommunale Kino in Ückendorf
Fritzchen kommt mit einem
schrecklichen Zeugnis nach Hause.
Sagt der Vater: „Für dieses Zeugnis
müsste es eigentlich eine Tracht
Prügel geben.“ Darauf Fritzchen:
„Super, ich weiß schon, wo mein
Lehrer wohnt.“
Maruf Özel, 13 Jahre
Fritzchen geht zum Arzt: „Herr
Doktor, Herr Doktor! Immer wenn
ich Kaffee trinke, piekst es in meinem
Auge.“ Der Arzt rät: „Hast du schon
mal versucht, nach dem Umrühren den
Löffel aus der Tasse zu nehmen?“
Jennifer Steinke, 17 Jahre
An dieser Stelle in Ückendorf erleben präsen
tieren wir immer wieder Witze, die per Mail
oder Post bei uns eingegangen sind. Jeder ver
öffentlichte Witz wird mit zwei Gutscheinen
für die Mensa in der Gesamtschule belohnt.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Familiensuche
Lustig, lustig
d e n k e n & r a t e n
42 ÜCKENDORF erleben 7|2011
Ückendorf erleben
turm c, raum 3.4.1., c/o gesamtschule ückendorf
bochumer Straße 190, 45886 gelsenkirchen
i n f o t i p p s
amal hassan, 13 text
Merheme ermini, 13text
asya Öncü, 12 illustration
M U H Q W V P U T X M L Ä Ü B A E Z B Ä
S H R Ü Q Y Z Ö P I Y W R Z P X Ü Ö L Q
W R E T H C O T Q W G E D Ä O L M N O S
Ä Ü Y U J T A J F O R K I P B M H A P O
A V G O X U E B A J O M N X K Ö B H I G
P T U V N W V D F G S M Ü N T Q W G L M
D H F N I A Ü G S C S E T R E T A V M F
J Y B X S C G Z Y G O R B J L U T S B Z
D H B Z U R J U H F N E S F K Ä Z P D N
A G N Z O D E Z U D K H R E U E A B H T
H F J S C H W I E G E R M U T T E R J L
G K L U H F K J T K L H G D H L D Ä P H
F H D R L H B M N T H A N G U L F Ö S F
M C S F H R S G A J Z H F V B Y H R Z S
S F U O G J H D T Ü D S F S H K U R T E
Z E M E R D U A N H U M L P T I H F D S
A G J T H Ü L I E C H K E S M E R J D A
N D A H T S H O T H Ä Q L Ä G W R H K L
Q X F V B F G H A L B S C H W E S T E R
A K G M K N O P P U H K Ö G A D H K E F
Ihr Name? Manfred Peters.
Alter? 60.
Welche Nationalität haben Sie?
Ich bin Deutscher.
Familienstand? Verheiratet.
Haben Sie Kinder?
Ja, zwei erwachsene Kinder. Und drei
unglaublich niedliche Enkel.
Welchen Glauben haben Sie?
Ich bin katholisch.
Ihr Sternzeichen? Krebs.
Was sind Sie von Beruf? Das ist eine
längere Geschichte. Industriekaufmann und
Sozialpädagoge habe ich einmal erlernt. Zu
letzt war ich als Personalgeschäftsführer tätig.
Welchen Berufswunsch hatten Sie als
Kind?
Ein heißer Wunsch war Polizist.
Spielen Sie ein Instrument?
Ich habe früher von meinem Vater Akkordeon
spielen gelernt. Aber das ist schon lange her.
Welche Musik hören Sie gern?
Oldies und alles aus meiner Jugend, zum
Beispiel die Beatles. Aber ich höre auch
Discomusik.
Haben Sie Haustiere?
Ja, ohne die kleinen Freunde des Menschen
wäre es langweilig. Ich habe eine Katze und
einen Hund. Chef ist der kleine Kater, der
große Hund hat vor ihm viel Respekt.
Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Mit dem Hund spazieren gehen, Fahrradfah
ren und für die Fitness tanze ich mit meiner
Frau. Ich engagiere mich im Verein „Schule
im Stadtteil“ und auch politisch. Das halte
ich für sehr wichtig.
Welches Buch lesen Sie gerade?
„Der Bogen des Cellisten“ von Andromeda
RomanoLax. Das ist eine Geschichte des
letzten Jahrhunderts.
Welcher Tag war der glücklichste in
Ihrem Leben?
Heirat, Geburtstage meiner Kinder und
Enkel. Aber auch über die Preisverleihung
in Berlin an den Verein „Schule im Stadtteil“
habe ich mich sehr gefreut.
Sie haben einen Wunsch frei, egal
welchen. Was wünschen Sie sich?
Dass die Welt friedlicher wird. Gewalt sollte
eine immer kleiner werdende Rolle spielen.
Welche berühmte Persönlichkeit
würden Sie gerne einmal treffen?
Michael Jackson. Mit ihm würde ich mich
gerne mal unterhalten. Er war ein enorm
kreativer Mensch und hat tolle Musik
gemacht.
Welches Motto haben Sie?
Einfach trotz Rückschlägen an den Zielen
festhalten. Das führt fast immer zu einem
guten Ende.
Was gefällt Ihnen an Ückendorf be-
sonders gut?
Ich fühle mich wohl hier, mag die Menschen
im Stadtteil. Ückendorf hat viel zu bieten.
Beenden Sie diesen Satz: Ückendorf
ist der schönste Ort der Welt, weil …
… es hier tolle Menschen gibt.
1 . V o r s i t z e n d e r i m V e r e i n „ S c h u l e i m S t a d t t e i l “
Manfred Peters
Schule im Stadtteil e. V.
bochumer Straße 190
45886 gelsenkirchen
i n f o t i p p s
ü c k e n d o r f e r g e s i c h t e r
7|2011 ÜCKENDORF erleben 43
bianca Munker, 31 Foto
beytulla Dogan, 13 text
asya Öncü, 12 illustration
Maruf Özel, 13 text
St. Augustinus Gelsenkirchen GmbHVirchowstraße 122
45886 Gelsenkirchen
Fragen?
Mehr Informationen!E-Mail: [email protected]
www.st-augustinus.eu
Damit Leben gelingt!Ein Unternehmen für alle Generationen
Leben! Wenn Schalke zur „Attacke“ bläst und Zigtausende in den Torjubel einstimmen. Wenn sich Nachbarn Samstagmorgens beim Bäcker begegnen und das Wochenende beginnt. Wenn Opa und Enkel über die Erzbahntrasse radeln und der pensionierte Rentner stolz aus seiner Zeit auf dem Pütt erzählt.
Leben suchen! Vielmehr noch die Eltern, die einem Kind das Leben schenken, die Jungen und Mädchen im Kinderheim, im Kindergarten und im Kinderhospiz, die Patientinnen und Patienten im Krankenhaus, die Frauen und Männer, die zum Seniorentreff oder ins Altenpflegeheim kommen, sogar die Trauernden, die den Friedhof besuchen: Sie alle sind auf der Suche nach Leben.
Damit Leben gelingt! Dafür engagieren wir uns an jedem Tag, rund um die Uhr. Mit mehr als 2.000 Mitarbeitern ist die St. Augustinus Gelsenkirchen GmbH mit ihren Betriebsgesellschaften und Einrichtungen einer der größten Arbeitgeber im sozialen Sektor in der Region.
Wir begleiten Sie - mit Kompetenz, Service, aus christlichem Selbstverständnis. Ein Leben lang!
Marienhospital Gelsenkirchen: Telefon 0209 172-0; E-Mail: [email protected] Arche Noah: Telefon 0209 172-2000; E-Mail: [email protected] Sankt Marien-Hospital Buer: Telefon 0209 364-0; E-Mail: [email protected] Pflege- und Betreungseinrichtung St. Vinzenz-Haus: Telefon 0209 17004-0 E-Mail: [email protected] Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung St. Josef: Telefon 0209 17978-0; E-Mail: [email protected] Wohnungsverwaltung: Telefon 0209 172-4602; E-Mail: [email protected] Friedhofsverwaltung: Telefon 0209 925858-02; E-Mail: [email protected] Kindergarten Kirchstraße: 0209 1488197; E-Mail: [email protected] Kindergarten Ringstraße: 0209 170041-55; E-Mail: [email protected]