Über leukocytose und fieber bei carcinom

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506 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. II.]AHRGANG. Nr. 12 19. M,~RZ x952 4. Das L6sungsmittel des Thyroxins, ~/100-I(OH, wirkt aueh ohne Thyroxin im gleichen Sinne auf die Tuberkulin- reakfion ein und verst~irkt sie noch deuflicher als der Thyroxin- zusatz. 5. Die yon LUCACER beschriebene lokale verstArkende Wirkung der Thyroxinl6sung auf die Tuberkulin-Haut- reaktion beruht also n@ht auf eilmr Thyroxinwirkung im Sinne einer VerstArkung bzw. Beschleunigung der allergischen Reaktion, sondern ist die Folge der Auflockerung der Epi- dermis durch Kalilauge, wie sieh auch im Reagensglas nach- weisen lieB. L i t e r a t u r : 1 K~NTZLER U. KALL6S, Gy6gy~szat (ung.) I926 , Nr 4 2. -- ~ KALLOS, Z. Konstit.lehre I5, 35 (1929). -- ~ LUCACER, Klin. Wschr. 193I, 314. -- a ~ALL6S, .Klin. Wschr. 193I, 14o4. -- 5 NATHAN und KALL6S, I~lin. Wschr. 193 I, 2392. -- ~ FREUND, I)ermatol. Wschr. x93 x. 0BER LEUKOCYTOSE UND FIEBER BEI CARCINOM. Won I)r. ANTON LESZLER. Aus der I. Medizinisehen Universitlttsldinik in Budapest (Vorstand: Prof. Dr. FRANZ HERZOG). Es ist eine alte Erfahrung, dab bei Carcinom im weiBen Blutbild in vielen F~llen eine Anderung eintritt, die meistens in neutrophiler Leukocytose, seltener im Erscheinen einer gr6Beren Anzahl eosinophiler Zellen, zuweilen unreifer Formen (Myeloblasten, Myelocyten) im Blute zum Ausdruck kommt. Es gibt zahlreiche Hypothesen, welche die Ursaehe dieser h~ufigen Leukocytose bei Krebs zu erkl~ren suchen. Im allgemeinen iiben insbesondere 3 Faktoren einen un- bestreitbaren EinfluB auf diese VerAnderungen aus : I.toxische Sch~dlichkeiten, 2. sekundAre Infektion zerfallender Ge- schwiilste und 3. Metastasen in den Lymphdrfisen und im Knochenmark. Die Gr6Be der Leukocytose ist sehr verschieden; nach EISEN betrug der Durchschnittswert bei 353 Carcinomen 1o ooo, nach STRAUS und ROHNSTEIN in 35 F~kllen 12 333. Es sind jedoch auch auffallend hohe Werte bekannt: KRUMB- I~AAR beobachtete in einem Falle yon Mammacarcinom 12o ooo weiBe Blutzellen, darunter 92% polymorphkernige Leukoeyten und 4 % Myelocyten. SCHENK teilt einen klinisch Leuk~mie entspreehenden Tall mit, wo er neben 14o ooo weiBen Blutk6rperchen 20% unreife Formen fand. Die Sektion ergab Magenkrebs; Metastasen waren nirgends naeh- weisbar. Seines Eraehtens wurde das leuk~mieAhnliehe I31ut- bild in diesem Falle nut durch die toxische Wirkung des Carcinoms aufs Knoehenmark verursaeht, so Ahnlich wie es bei der unbekannten Noxe der Fall ist, die bei echter Leuk- Amie eine Rolle spielen kann. SONNENFELD berichtet in je einem Falle yon Magen- und primArem Leberkrebs fiber eine Ahnliche leukAmisehe Reaktion; Metastasen konnten auch in diesen FAllen nicht naehgewiesen werden. GRAWITZ wies darauf hin, dab das weiBe Blutbild zwar in einem Teile der Carcinomf~lle w~hrend der ganzen Krank- heitsdauer normal bleibt, doch ist mit zunehmender Kachexie und besonders bei den Metastasen in den region~ren Lymph- drfisen die Vermehrung der weiBen Blutk6rperchen oft zu beobachten. Nach SOKOLOVF lag die Zahl der weil3en Zellen bei 23 Krebskranken zwischen 13 ooo und 19 ooo. Nach der operativen Entfernung der Geschwfilste nahm die Lenkocytose bedeutend ab, doch setzte im AnschluB an Rezidive and Lymphdrfisenmetas• eine neuerliche Vermehrung der weil3en Blutk6rperchen ein. Lf3CKE halt auf dieser Grundlage die Leukocytose bei Carcinom ffir ein Zeichen der Generali- sation. LXVEDAN beschreibt in zahlreichen FAllen yon nlcer6sem und sekundAr infiziertem Carcinom Leukocytose und starke Linksverschiebung; naeh entsprechenden anti- septisehen Verfahren, durch Verhfitung der Infektion wurde das Blutbild alsbald wieder normal. Seine Untersuchungen zeugen davon, dab im Zustandekommen der carcinomat6sen Leukocytose manchmal auch die sekundAre Infekfion eine bedeutende Rolle spielt. Nach den Beobachtungen yon HEIDEI~tlAIN sowie Yon CotlmtEIM nimmt die Geschwindigkeit der Lymphstr6mung bei Blutverdfinnung bedeufend zu; auf Grund dieser Er- fahrung ffihrt ESCHERICK die carcinomat6se Leukocy~ose auf eine h0chgradigere Vermengung yon Lymphe und Blur zurfick. Demnach k6nnte die Leukocytose auch durch Kachexie allein verursacht werden; dagegen spricht es je- doeh, dab Kachexie oft ohne Leukocytose vorkommt, und umgekehrt ist bei Carcinom Leukoeytose auch ohne Kachexie h~ufig zu beobachten. Die Erfahrungen yon STRAUS nnd ROHNSTEI~ zeugen gleichfalls davon, dab die carcinomat6se Leukoeytose nicht notwendigerweise mit Kachexie ein- hergeht. MOUISSET and TOLOT schrieben der Vermehrung der weiBen Blutk6rperchen bei Magencarcinom gegenfiber dem Ulcus eine differentialdiagnostische Bedeutung zu, well das Ulcus in der Regel nicht mit Leukocytose verbunden ist; die Leukocytose hat jedoch keinen diagnosfischen V~Tert, wenn sich an das Geschwiir Komplikationen anschlieBen, in welchem Falle das Ulcus gleichfalls in Begleitung yon Leuko- cytenvermehrung verlaufen kann. BELLELLI beobachtete das Verhalten der Temperatur bei Zahlreiehen b6sarfigen Geschwiilsten. Nach seinen Beob- achtungen sind die malignen Tumoren epithelialen Ursprungs im allgemeinen mit Febris intermittens verbunden, w~hrend die Geschwfilste bindegewebiger Herkunft im AnschluB an die verschiedenartigsten Fiebertypen vorkommen k6nnen. Nach seiner Meinung ist es ftir das Fieber bei Tumoren charakteristisch, dab die Kranken den Temperaturanstieg meistens gar nicht bemerken and dab das Fieber gr6Btenteils am Abend auftritt. Er ffihrt das Fieber auf die anaphylaxie- Ahnliche Wirkung des yore Tumor herrfihrenden Toxins zu- rfick. Wirkt im Zustandekommen des Fiebers auch eine sekundAre Infektion mit, so ist der Fieberzustand hoeh- gradiger und intensiver. In den beiden nachfo!genden Tabellen sind 202 F~lle aus dem IZrebsmaterial der I. Medizinischen Klinik zusammen- gefaBt, wobei auch die ~nderungen in der Leukocytenzahl saint den Temperaturschwankungen prozentisch dargestellt sind. Tabelle 1. Bis i 8000 [ z2ooo Diagnose 8000 1% bis % [ bis __ I I2OOO ] 15000 ! 81 58,6 35 z5,41 13 I 15 41,8 14 38,8[ I ! 14 15o,o II 39,3[ -- Insgesamt Magen- darmcar. Leber- gallen- wegecar. Lungen- carcinom I5 000 % his 20 000 ~,5 8 ,,8 3 -- I ~02. % Ober 20 000 5,8 I 8,3 3 3,5 2 ~l'abelle 2. Zahl % der Fiille ~,7 138 S,3 36 7,2 28 Diagnose Magendarm- carcinom Lebergallen- wegcarcin. Lungen- carcinom Fieber- frei % 92 66,6 20 55,5 7 125, ~ Bis Bis ~7,5o % 3s,oo % 20 14, 5 15 LII,O 8 22,2 I 2,8 7 25, ~ 5 32,2 Insgesamt 202. Uber 38,0 ~ II 7 9 Zahl der % F~lle 7,9 [ 138 :9,5 36 17,8 [ 28 Aus den Daten der Tabelle ergibt sich, dab die Vermehrung der weiBen Blutk6rperchen bei CaEinom hAufig vorkommt. Bei den krebsigen Erkrankungen des Magen-Darmtraktes betrug die Zahl der FAlle mit Leukocytose fiber 41,4%; hAufiger war die Leukocytenvermehrung bei Lungencarcinom (50%) und bei Leber-Gallenwegkrebs (58,2%), wo in der

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Page 1: Über Leukocytose und Fieber bei Carcinom

506 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . I I . ] A H R G A N G . Nr . 12 19. M,~RZ x952

4. Das L6sungsmittel des Thyroxins , ~/100-I(OH, wirkt aueh ohne Thyroxin im gleichen Sinne auf die Tuberkulin- reakfion ein und verst~irkt sie noch deuflicher als der Thyroxin- z u s a t z .

5. Die yon LUCACER beschriebene lokale verstArkende Wirkung der Thyroxinl6sung auf die Tuberkulin-Haut- reaktion beruht also n@ht auf eilmr Thyroxinwirkung im Sinne einer VerstArkung bzw. Beschleunigung der allergischen Reaktion, sondern ist die Folge der Auflockerung der Epi- dermis durch Kalilauge, wie sieh auch im Reagensglas nach- weisen lieB.

L i t e r a t u r : 1 K~NTZLER U. KALL6S, Gy6gy~szat (ung.) I926 , N r 4 2. - - ~ KALLOS, Z. Konstit.lehre I5, 35 (1929). -- ~ LUCACER, Klin. Wschr. 193I, 314. -- a ~ALL6S, .Klin. Wschr. 193I, 14o 4. -- 5 NATHAN und KALL6S, I~lin. Wschr. 193 I, 2392. -- ~ FREUND, I)ermatol. Wschr. x93 x.

0 B E R L E U K O C Y T O S E U N D F I E B E R B E I C A R C I N O M .

Won

I)r. ANTON LESZLER. Aus der I. Medizinisehen Universitlttsldinik in Budapest

(Vorstand: Prof. Dr. FRANZ HERZOG).

Es ist eine alte Erfahrung, dab bei Carcinom im weiBen Blutbild in vielen F~llen eine Anderung eintritt, die meistens in neutrophiler Leukocytose, seltener im Erscheinen einer gr6Beren Anzahl eosinophiler Zellen, zuweilen unreifer Formen (Myeloblasten, Myelocyten) im Blute zum Ausdruck kommt. Es gibt zahlreiche Hypothesen, welche die Ursaehe dieser h~ufigen Leukocytose bei Krebs zu erkl~ren suchen. Im allgemeinen iiben insbesondere 3 Faktoren einen un- bestreitbaren EinfluB auf diese VerAnderungen aus : I.toxische Sch~dlichkeiten, 2. sekundAre Infektion zerfallender Ge- schwiilste und 3. Metastasen in den Lymphdrfisen und im Knochenmark.

Die Gr6Be der Leukocytose ist sehr verschieden; nach EISEN betrug der Durchschnit tswert bei 353 Carcinomen 1o ooo, nach STRAUS und ROHNSTEIN in 35 F~kllen 12 333. Es sind jedoch auch auffallend hohe Werte bekannt: KRUMB- I~AAR beobachtete in einem Falle yon Mammacarcinom 12o ooo weiBe Blutzellen, darunter 92% polymorphkernige Leukoeyten und 4 % Myelocyten. SCHENK teilt einen klinisch Leuk~mie entspreehenden Tall mit, wo er neben 14o ooo weiBen Blutk6rperchen 20% unreife Formen fand. Die Sektion ergab Magenkrebs; Metastasen waren nirgends naeh- weisbar. Seines Eraehtens wurde das leuk~mieAhnliehe I31ut- bild in diesem Falle nut durch die toxische Wirkung des Carcinoms aufs Knoehenmark verursaeht, so Ahnlich wie es bei der unbekannten Noxe der Fall ist, die bei echter Leuk- Amie eine Rolle spielen kann. SONNENFELD berichtet in je einem Falle yon Magen- und primArem Leberkrebs fiber eine Ahnliche leukAmisehe Reaktion; Metastasen konnten auch in diesen FAllen nicht naehgewiesen werden.

GRAWITZ wies darauf hin, dab das weiBe Blutbild zwar in einem Teile der Carcinomf~lle w~hrend der ganzen Krank- heitsdauer normal bleibt, doch ist mit zunehmender Kachexie und besonders bei den Metastasen in den region~ren Lymph- drfisen die Vermehrung der weiBen Blutk6rperchen oft zu beobachten. Nach SOKOLOVF lag die Zahl der weil3en Zellen bei 23 Krebskranken zwischen 13 ooo und 19 ooo. Nach der operativen Entfernung der Geschwfilste nahm die Lenkocytose bedeutend ab, doch setzte im AnschluB an Rezidive and Lymphdrfisenmetas• eine neuerliche Vermehrung d e r weil3en Blutk6rperchen ein. Lf3CKE halt auf dieser Grundlage die Leukocytose bei Carcinom ffir ein Zeichen der Generali- sation. LXVEDAN beschreibt in zahlreichen FAllen y o n nlcer6sem und sekundAr infiziertem Carcinom Leukocytose und starke Linksverschiebung; naeh entsprechenden anti- septisehen Verfahren, durch Verhfitung der Infektion wurde das Blutbild alsbald wieder normal. Seine Untersuchungen zeugen davon, dab im Zustandekommen der carcinomat6sen

Leukocytose manchmal auch die sekundAre Infekfion eine bedeutende Rolle spielt.

Nach den Beobachtungen yon HEIDEI~tlAIN sowie Yon CotlmtEIM nimmt die Geschwindigkeit der Lymphstr6mung bei Blutverdfinnung bedeufend zu; auf Grund dieser Er- fahrung ffihrt ESCHERICK die carcinomat6se Leukocy~ose auf eine h0chgradigere Vermengung yon Lymphe und Blur zurfick. Demnach k6nnte die Leukocytose auch durch Kachexie allein verursacht werden; dagegen spricht es je- doeh, dab Kachexie oft ohne Leukocytose vorkommt, und umgekehrt ist bei Carcinom Leukoeytose auch ohne Kachexie h~ufig zu beobachten. Die Erfahrungen yon STRAUS nnd ROHNSTEI~ zeugen gleichfalls davon, dab die carcinomat6se Leukoeytose nicht notwendigerweise mit Kachexie ein- hergeht.

MOUISSET and TOLOT schrieben der Vermehrung der weiBen Blutk6rperchen bei Magencarcinom gegenfiber dem Ulcus eine differentialdiagnostische Bedeutung zu, well das Ulcus in der Regel nicht mit Leukocytose verbunden ist ; die Leukocytose hat jedoch keinen diagnosfischen V~Tert, wenn sich an das Geschwiir Komplikationen anschlieBen, in welchem Falle das Ulcus gleichfalls in Begleitung yon Leuko- cytenvermehrung verlaufen kann.

BELLELLI beobachtete das Verhalten der Temperatur bei Zahlreiehen b6sarfigen Geschwiilsten. Nach seinen Beob- achtungen sind die malignen Tumoren epithelialen Ursprungs im allgemeinen mit Febris intermittens verbunden, w~hrend die Geschwfilste bindegewebiger Herkunft im AnschluB an die verschiedenartigsten Fiebertypen vorkommen k6nnen. Nach seiner Meinung ist es ftir das Fieber bei Tumoren charakteristisch, dab die Kranken den Temperaturanstieg meistens gar nicht bemerken and dab das Fieber gr6Btenteils am Abend auftritt . Er ffihrt das Fieber auf die anaphylaxie- Ahnliche Wirkung des yore Tumor herrfihrenden Toxins zu- rfick. Wirkt im Zustandekommen des Fiebers auch eine sekundAre Infektion mit, so ist der Fieberzustand hoeh- gradiger und intensiver.

In den beiden nachfo!genden Tabellen sind 202 F~lle aus dem IZrebsmaterial der I. Medizinischen Klinik zusammen- gefaBt, wobei auch die ~nderungen in der Leukocytenzahl saint den Temperaturschwankungen prozentisch dargestellt sind.

Tabelle 1.

Bis i 8000 [ z2ooo Diagnose 8000 1 % bis % [ bis

__ I I2OOO ] 15000

!

81 58,6 35 z5,41 13

I 15 41,8 14 38,8[ I

! 14 15o,o II 39,3[ --

Insgesamt

Magen- darmcar.

Leber- gallen- wegecar.

Lungen- carcinom

I5 000 % his

20 000

~,5 8

,,8 3

- - I

~02.

% Ober 20 000

5,8 I

8,3 3

3,5 2

~l'abelle 2.

Zahl % der

Fiille

~,7 138

S,3 36

7,2 28

Diagnose

Magendarm- carcinom

Lebergallen- wegcarcin.

Lungen- carcinom

Fieber- frei %

92 66,6

20 55,5

7 125, ~

Bis Bis ~7,5o % 3s,o o %

20 14, 5 15 LII,O

8 22,2 I 2,8

7 25, ~ 5 32,2 Insgesamt 202.

Uber 38,0 ~

I I

7

9

Zahl der % F~lle

7,9 [ 138

:9,5 36

17,8 [ 28

Aus den Daten der Tabelle ergibt sich, dab die Vermehrung der weiBen Blutk6rperchen bei CaEinom hAufig vorkommt. Bei den krebsigen Erkrankungen des Magen-Darmtraktes betrug die Zahl der FAlle mit Leukocytose fiber 41,4%; hAufiger war die Leukocytenvermehrung bei Lungencarcinom (50%) und bei Leber-Gallenwegkrebs (58,2%), wo in der

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H~lf te der FgLlle bzw. in e inem noch gr6Beren P r o z e n t s a t z Leukocy tose n a c h g e w i e s e n werden konnte . Die Leukocy tose war bei Magen-Darmkrebs n u t yon mgl3igem Grad, w g h ren d sie bei Lungen- und Leber -Gal lenwegkrebs (Leukocytenzah l f i b e r 15 ooo) in e inem verhgltnismgl3ig groBen P r o z e n t s a t z (IO, 7% bzw. 16,6%) vorkam.

Wir fandel l bei K r e b s k r a n k e n wghrend einer lgngeren Beobach tungsze i t of t Tempera tu r s t e ige rungen . Bei d iesen K r a n k e n konn te es auf Grund der k rankhe i t sgesch ich t l i chen D a t e n ausgeschlossen werden, dab der F i ebe rzu s t an d y o n einer anderen , mi t F ieber e inhe rgehenden E r k r a n k u n g her - r i ihrte. An der H a n d ziffernmgl3iger D a t e n ver laufen die Magen-Darmcarc inome verhgl tnism/iBig v o l l k o m m e n fieber- frei; bei Carc inomen der Leber-Gal lenwege war hgufiger, bei Lungenkrebs auffa l lend oft (in 75%) F iebe r nachweisbar . D i e krebsige E r k r a n k u n g der be iden l e t z t g e n a n n t e n Organe ging n ich t se l ten mi t fiber 38~ remi t t ie re l ldem, ein a n d e r m a l m i t i l l t e rmi t t i e r endem Fieber einher, wobei auch die Leukocy tose zu wiederhol te l l Malen hochgrad ig war. Die Leukocytose l ief jedoch d e m F ieber n ich t i m m e r paral le l ; wir sahen bei h o h e m Fieber l lormale Leukocy tenzah le l l nlld

Tabelle 3.

Fieber- Bis Bis Diagnose LeukocytenzahI frei 37,50 38,0 ~

Magendarm- carcinom

Leber- gallenweg- carcinom

Lungen- carcinom

bis 8000 8--15000

fiber 15000

bis 8 ooo 8-- 15 ooo

fiber 15000

bis 8 ooo 8--15000

fiber 15 ooo

63 27

2

i i 7 2

4 3

8 8 4 2

4 3 I 1

3 2 4 2

- - I

0ber Zahl der 38,o ~ F~ille

3 7 138

5 36 2

5 2 28 2

u m g e k e h r t (s. Tabelle 3). Bei der ]3estrahlung der Geschwii ls te rufen bekann t l i ch die infolge des Zerfalls des Tumorgewebes resorb ie r t en eiweiB~hnlichen Stoffe ill der Regel F ieber und Leukocy tose he rvor ; die in der Tabel le zu sammen g e faB t en F~lle zeigen jedoeh alle den Zus t and vor der e twaigen R6n tgen - bes t r ah lung .

In deln y o n TSCHERNING mitgeteil tei1 Tall war des Colon- c a r c i n o m n i t Leukocy tose a n d h o h e m F ieber verbul lden, welche S y m p t o m e den ca rc inomat6sen Ersche inu l lgen u m I 1/, J ah re vorausgegangen w a r e n und lange Zeit dell V e r d a c h t auf eine I n f e k t i o n s k r a n k h e i t e rweck t he r ren . I n der j i ingst- ve rgangenen Zeit b e o b a c h t e t e n wir in unserer Kl in ik 2 Leber- krebsf~lle, wo zu Beginn der K r a n k h e i t die hohe Leukocy ten - zahl und der s tgndige F i e b e r z u s t a n d - - llebell verhgl tn i s - mgBig geringer Lebervergr6Berung -- gleichfalls die augen- fMligsten S y m p t o m e dars te l l t en ; e r s t viel spg te r t r a t e n die d u t c h des Careil lom v e r u r s a c h t e n f ibrigen Ver i inderungen auf.

Fall 1. J. z., 56jghr. Mann. Pat. hat sieh angeblich einen MonEt vor der Aufuahme erkiiltet, hustet seitdem ein wenig, ent- leert fast gar keineu Auswurf; Temperatur st~ndig fiber 38~ kein Schfittelfrost. ]3eim Husten zeigen sich Schmerzeu unterhalb des rechten Rippenbogens. Keine vorausgegangene Gelbsucht. Ge- ringer Gewiehtsverlust. Be]und bei der Au]nahme: Lunge, Herz, lqervensystem o. ]3. Lymphdrfisen nicht tastbar. Die Leber reicht etwa um 3 Querfinger fiber den Rippenbogen, ist yon derber Kon- sistenz. Im H a m Urobilinogen stark positiv; sonst keine krank- haften Bestandteile. WaR. negativ. R6ntgenbild des ]3rustkorbes: Lungenfelder frei. Hill, Herz, Aorta: ~. Mediastinum frei. Die rechte Zwerehfellh~lfte steht um 2 Querfinger h6her, bewegt sich trager; die Sinus 6ffnen sich beim Atnlen. DEs R6ntgenbild des Magen-Darmtraktes zeigt gesunden Magen und normale Darm- ffillung. Blutk6rperchensenkungsgesehwindigkeit: 32 ram. - - "W~h- rend des 2ot~gigen klinischen Aufenthaltes neben gutem All- gemeinbefinden st~ndiges Fieber, des ohne Schfittelfrost t~glich fiber 380 steigt; weiBe ]31utk6rperchenzahI 19oo0--27oo0. Die Leber wi~chst st~ndig, reicht nach 3 Wochen um eine Handfl~che unter den Rippenbogen, ist yon derber Konsistenz; im medialen Abschnit t t r i t t eine kindshandflaehengroBe h6ekerige Vorw61bung hervor. Rapider Gewiehtsverlust; Fieber und Leukocytenzahl ver-

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mindern sich nicht. Auf Grund obiger ]3efunde dachten wir an- fangs an einen LeberabsceB und wiesen deshalb den Kranken zwecks Probelaparotomie in die Chirurgisehe Klinik. Die Opera- tion ergab inoperablen Leberkrebs.

Fall 2. A. K., 45j~hr. Mann. Anderttlalb Monate vor der Auf- nahme erwachte er eines Naehts n i t kralnpfigen Baucbschmerzen, die nach einigen Stunden yon selbst aufh6rten; nach einigen Tagen ~hnliche Schmerzen, die sich seitdem nieht mehr eingestellt haben. Seit dieser Zeit st~ndiges Fieber, pl6tzlicher Temperaturanstieg bis 39 ~ ohne Schfittelfrost; Leukocytenzahl seit d e n Krankheits- beginll Ikoch: 150o0--20000. Belund bei der Au]nahme: Lunge, Herz, Nervensystem o. ]3. Lymphdrflsen nieht tastbar. Leber- d~mpfung normal; der Rand 1/~Bt sich bei tiefer Einatmung er- reichen. Im Bauch keine krankhafte Resistenz zu tasten; keine Druckempfindlichkeit. Im Harn Spuren yon EiweiB, viel Uro- bilinogen; sonst keine krankhaften ]3estandteile. WaR. negativ R6ntgenbild des Brustkorbes: Lungenfelder frei. Hill: o. Herz nach links um einen Querfinger vergr6Bert. Aorta, Mediastinum: o. ]31utk6rperehensenkungsgeschwindigkeit: I2O ram. Leukocyten- zahl 17600. - - Die Leukocytenzahl ist im weiteren Krankheits- verlauf bei anhaltend hohem, iutermitt ierendem Fieber stgndig hooh: 1 4 o o o - 1900o. Die Leber des Kranken w~chst rapid, reicht nach einem MonEt abwgrts unter den Nabel, nach oben sehiebt sie die rechte Zwerchfellh~lfte bis zur H6he der 7. Rippe hinauf, ist yon derber Konsistenz; es ragen daraus mehrere h6ckerige, nodulgre Teile hervor, fiber denen spgter Reibeger~useh zu b6ren ist. Rasehe Kachexie, Ascites, in der Aehselgrube Metastasen; bei einem n i t v611igem VerschluB des Choledochus einhergehendem Tumor t r i t t der Tod unter Ikterus ein.

In be iden Fgl]en zeigte die K r a n k h e i t an fangs eher das K r a n k h e i t s b i l d einer pyogenen E r k r a n k u n g : der ers te Tall verl ief ul l ter dem Bilde eines Leberabscesses , de r zweite un te r d e n einer n i t Cholangi t is kompl iz i e r t en Gallellstein- k rankhe i t . Der infekti6se Charak te r bl ieb w/ ihrend der ganzen Kra l lkhe i t sdaue r be s t ehen ; llur in de r l e t z t en Zei t gesel l ten s ich auch auf T u m o r h inweisende S y m p t o m e hinzu.

Aus unseren B e o b a c h t u n g e n geht besonders der U m s t a n d hervor , dab wir bei Lungen- und noeh m e h r bei Lebe rk rebs VerhMtnism~iBig hohe L eu k o cy t en zah l en fanden . ]3eim Lun- genkrebs lgBt s ich dies auch da rauf zuri ickfi ihren, dab sich u m die Krebsgeschwul s t h e r u m entzf indl iche Herde b i lden k6nnen, die das perkussor ische und auscu l t a to r i sche ]3ild der a k u t e n Lungenen tz i indu l lg vort~iuschen; es k a n n auch vor- k o mmen , dab in der N a c h b a r s c h a f t des Lungencarc i l loms tuberku l6se Herde auff lackern, w o m i t s ich auch die Beob- a c h t u n g erkl~irt, dab die L u n g e n c a r c i n o m e in 75% n i t F iebe r ver laufen. ]3elm Leberkrebs i s t die h~ufige und of t bedeu t ende Leukocy tose v e r m u t l i c h in e iner ande ren Ursache zu suchen ; die Leber spiel t bekan l l t l i ch ill der Rege lung der pe r iphe ren Ver te i lung der weitBen B l u t k 6 r p e r c h e n eine wesen t l i che Rolle, welcher regulierel lde Mechan i smus vie l le icht du rch die ca rc inomat6se Erk ra l lkung leidet .

Die Ursache der n i t Lullgen- und Lebe rk rebs e inher- gehenden gr6Beren Leukocy tose ulld des F iebers i s t somi t leider noch n ich t geni igend e rmi t te l t . Wi r wol l ten in der vor- l iegenden Mi t te i lung l l icht die Atiologie der be iden F a k t o r e n klgrell, sondern nur da rauf hinweisen, dab diese einestei ls bei Carc inom ta t sgch l i ch hguf ig v o r k o m m e n ; andern te i l s k6nnen sie d e r a r t vorher rschen , daI] die K r a n k h e i t eher einer pyogenen Erk ra l lkung gleicht, wodurch die E r s c h e i n u n g e n des w a h r e n K ran k h e i t s b i l d e s evtl . ganz ill den H i n t e r g r u n d gedrAngt werden . Aus d i e s e m Grunde is t es zuwei len n ich t leicht , die Diagnose auf Carc inom zu stellen, da besonder s die U n t e r - s che idung y o n sept ischen, pyogenel l E r k r a n k u n g e n in ghn- l ichen Fgl len wie die beschr i ebenen ungemein schwier ig ist .

L i t e r a t u r : 1 EISEN, Amer. J. n e d . Sci. 176 (1928). - - 2 STRAUS n . ROHNSTEIN, MOUISSET U. TOLOT, LOCKE, z i t . ARNETH, Die qualitative ]31utlehre (192o). - - a KROMBHAAE, Trans. Assoc. amer. Physicians 41 (1926). - - a SCHENK, Dtsch. med. Wschr. 1923 , 5o . _ 5 SONNENFEI.D, Z. klin. Med. 1929. - - 6 SOKOLOI~G C. r. Soc. Biol. Paris 91 (1924). -- ~ LAVEIIAI'% C. r. Soc. Biol. Paris 9 x (1924). - - s EsettERICH, Berl. klin. Wschr. 1884 . - - 9 ]3ELLELLI, FO1. ned . (Napoli)1927. - - ~0 TSCHERNING, Mfinch: nled. Wschr. 1928, 1121--1122.

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