tcv_05 hefen helfen - bier brot und brennerei - teil 2 anlagen

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 SeiteSeite Hefen helfen    Bier, Brot & Brennerei  Hefe-Werbun g um 1870  Darstellung eine r ländlichen Destille für aqua vitae TC Vortrag 05 Anlagen und Ergänzungen 2014-08-08 Version 1.0

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Dies ist der Anhang (Teil 2 ) des Vortrags über Hefen und alkoholische Gährung. (s. Teil 1). Es soll zur Vertiefung und zum Nachschlagen für die Teilnehmer und Leser des ersten Teils dienen. Die Darstellung der Quellen beinhaltet bereits transliterierte Passagen und noch nicht transliterierte Grafiken. Dieser 2. Teil unterliegt daher einer Versionierung, um Neuerungen darstellen zu können.Rückfragen und Tipps hierzu richten Sie bitte ingame in SecondLife in AZ Arizona an AWRCATS Writer.Tipp: Wenn Sie beide Dokumente zu einem PDF verbinden, entfernen Sie von Teil zwei das Deckblatt, damit die Seitennummerierung erhalten bleibt...

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  • 5/21/2018 TCV_05 Hefen Helfen - Bier Brot und Brennerei - Teil 2 Anlagen

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    SeiteSeite

    Hefen helfen

    Bier, Brot & Brennerei

    Hefe-Werbung um 1870

    Darstellung einer lndlichen Destille fr aqua vitae

    TC Vortrag 05

    Anlagen und Ergnzungen2014-08-08 Version 1.0

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    TCV 05 Hefen helfen: Bier , Brot & Brennerei Teil 2: Anhang Seite 13/140

    Anhang (Stand 2014-08-08, Version 1.0)Anmerkungen: Ein Teil der hier benannten Quellen liegt nicht als Text, sondern nur in Bildform vor.

    Ich bemhe mich jedoch, die meisten Bereiche alter Quellen zu transliterieren. Insofern knnte es sein,

    dass zu einem spteren Zeitpunkt dieser Anhang in aktualisierter Form bei einer Volltextsuche mehr

    Treffer liefert. Daher habe ich hier den Versionsstand mit Datum vermerkt, damit Interessierte eine

    potentielle Aktualisierung erkennen knnen. Am Ende des Anhangs befindet sich ein detailliertes

    Inhaltsverzeichnis zum Anhang.

    Hefe und Backtriebmittel

    Hefewerbung mit Patent 1869

    Hefewerbung mit Patent 1869

    Beachte: Unter Yeast Powder findet man auch alternative Backtriebmittel! Vgl. Wagner zum Thema

    Surrogate des Fermentes im Kapitel Die Brotbckerei, S. 542-543: Vorteilhafter und rationeller

    scheint das gleichfalls von v. Liebig empfohlene Horsfordsche Backpulver (yeast-powdre) zu

    sein. Dieses Pulver besteht aus zwei Prparaten, einem Surepulver (saurem Calciumphosphat

    gemengt mit saurem Magnesiumphosphat) und einem Alkalipulver (einem Gemisch von 500 Grm.,

    Natriumbicarbonat und 443 Grm. Chlorkalium). Auf 100 Kilogr. Mehl kommen 2,6 Kilogr.Surepulver und 1,6 Kilogr. Alkalipulver zur Anwendung. Whrend des Knetens setzen sich

    Natriumbicarbonat und Chlorkalium zunchst in Chlornatrium und Kaliumbicarbonat um, welches

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    TCV 05 Hefen helfen: Bier , Brot & Brennerei Teil 2: Anhang Seite 14/140

    letztere hierauf durch das saure Phosphat unter freiwerden von Kohlensure zersetzt wird.) Durch

    Anwendung des Backpulvers ist man in den Stand gesetzt innerhalb zweier Stunden aus Mehl fertigesBrot zu bereiten, und erhlt dabei aus 100 Pfd. Mehl 10-12 Proc. Brot mehr als im gnstigsten Falle

    nach den gewhnlichen Backverfahren. Von besonderem Werthe ist die Methode in allen den Fllen,

    wo nicht stets frischer Sauerteig zu haben ist, wie z. B. auf Schiffen oder in Drfern, in denen nicht

    regelmig gebacken wird.

    Werbe-Postkarte (um 1870) fr Warners Safe Yeast

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    TCV 05 Hefen helfen: Bier , Brot & Brennerei Teil 2: Anhang Seite 15/140

    Werbung: Warners Yeast als Leuchtturm fr den gesunden Kurs zwischen den Klippen

    Verdauungsstrung und schlechter Gesundheit

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    TCV 05 Hefen helfen: Bier , Brot & Brennerei Teil 2: Anhang Seite 16/140

    BrotbckereiDer Zweck der Brotbereitung ist, das Mehl der Krner der Cerealien durch Abnderung seinerchemischen und physikalischen Beschaffenheit in den Zustand zu versetzen, in welchem es am

    leichtesten zwischen den Zhnen zerkleinert, mit Speichel getrnkt und dadurch am besten verdaut

    wird. Rhrt man Mehl mit Wasser zu einem Teig an, so erhlt man nach dem Trocknen bei

    gewhnlicher Temperatur eine Art Kuchen, der die Strkemehlkrner unverndert und unlslich

    enthlt und nur schwer verdaut wird, abgesehen davon, dass er durch seinen faden Geschmack den

    Appetit nicht reizt. Wir zum Trocknen die Temperatur des Siedepunktes des Wassers benutzt, so

    gleicht der Kuchen getrocknetem Kleister, welcher der Verdauung grosse Hindernisse entgegensetzt.

    Wirkt diese Temperatur nur auf die Oberflche, aber nicht auf das Innere des Teiges, so wird letzterer

    eine Beschaffenheit haben, welche in der Mitte steht zwischen mehliger und glasiger; von dieser Art

    ist Schiffszwieback, der immer als en stark ausgetrockneter Teig betrachtet werden kann und vor demgebackenen Brote den Vorzug grosser Haltbarkeit, den Nachtheil dagegen eines faden Geschmackes

    und der Schwerverdaulichkeit hat. Durch das Backen will man zweierlei erreichen, einmal soll die

    eigentliche Brotmasse soweit erhitzt werden, dass das Strkemehl in den aufgeschlossenen Zustand, in

    Kleister bergehe, der Teig sich aber nicht in eine feste, sprde oder wsserige Masse verwandele,

    sondern sich aufblhe und nach dem beendigten Backprocesse von der bekannten lockeren und

    schwammigen Beschaffenheit erscheine; das andere Mal will man durch das Backen die Oberflche

    des Brotes rsten und dieselbe dadurch in die Rinde oder Kruste berfhren, wodurch nicht nur dem

    Brot der charakeristische Wohlgeschmack, sondern auch die Eigenschaft ertheilt wird, sich lngere

    Zeit so ziemlich unverndert aufbewahren zu lassen. Das Mittel zur Auflockerung des Teiges ist meist

    die geistige Ghrung, die man durch Zusatz von Ghrungsmitteln (Fermenten), entweder Sauerteigoder Hefe, einleitet: ein kleiner Theil der Strke des Mehles geht in Krmelzucker ber, der in

    Alkohol und Kohlensuregas zerfllt, letzteres sucht zu entweichen, wird aber daran durch die

    Zhigkeit des Mehlteiges verhindert. Der nebenbei erzeugte Alkohol kommt nicht in Betracht. Aus

    Weizenmehl und Hefe erhlt man das Weissbrot, aus Roggenmehl oder einem Gemisch davon mit

    Weizenmehl und Sauerteig das Schwarzbrot. Heeren fand in dem Mehle, wie es gewhnlich zum

    Backen benutzt wird, durchschnittlich gegen 13 Proc. Feuchtigkeit.

    Details der BrotbckereiDie Rohmaterialien der Brotbckerei sind Mehl , Wa ss er und G hr un gs mi ttel , ausserdem Salz,

    Gewrze u. dergl. Die Zusammensetzung der wichtigeren Mehlsorten ist folgende:

    a. Weizenmehl, b, Roggenmehl, c. Gerstenmehl, d. Hafermehl. Ausser diesen Mehlsorten finden

    Mais-, Bohnen-, Erbsenmehl etc. zur Brotbereitung rtliche Anwendung.

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    TCV 05 Hefen helfen: Bier , Brot & Brennerei Teil 2: Anhang Seite 17/140

    Di e Hauptphasen der Bckerei sind:

    Das Anmachen des Teiges und das Kneten

    1) Das An ma ch en de s Mehl es mit Wasser zu einem Teige ist die erste Manipulation beim

    Backen. Es hat zum Zweck, das Dextrin, den Krmelzucker (deren Menge whrend des Anmachens

    durch die Einwirkung des Klebers auf das Strkemehl vermehrt wird), einige eiweissartige Krper

    aufzulsen und im aufgelsten Zustande die unlslichen Bestandtheile des Mehles, namentlich den

    Kleber, aber auch das Strkemehl zu durchdringen, aufzuweichen und aufzulockern. Mit dem Wasser

    setzt man zugleich das Ghrungsmittel, den Sauerteig oder die Hefe (Presshefe) zu, je nachdem

    Schwarzbrot oder Weissbrot dargestellt werden soll.

    Unter dem Sauerteig (ins Sddeutschland Frischel) versteht man diejenige Menge des in Ghrung

    begriffenen Teiges, der bis zum nchsten Backen aufgehoben wird; er besteht aus einem Gemenge von Mehl undWasser, in welchem ein Theil des Strkemehles unter dem Einflusse der in Fermente (Hefe und

    Milchsureferment) umgewandelten Protenkrper des Mehles zum Theil in Krmelzucker und als solcher in die

    geistige Ghrung und Essigghrung, zum grssten Theile aber in Milchsureghrung bergegangen ist. Der

    Sauerteig wirkt in dem Teige ghrungsfortpflanzend und auf dieselbe Weise, wie ghrende Wrze unter ssser

    Wrze, d. h. wie Hefe. Der von vorigen Backen zurckgehaltene Teig heisst Grundsauerteig (oder auch blos

    Grundsauer). Nach lngerem Liegen ist der Sauerteig nicht mehr geeignet, ghrungserregend zu wirken und geht

    nach und nach in Fulniss ber. Ueber das Verhltniss, in welchem man den Sauerteig zum Mehlteige setzt, lsst

    sich nichts Bestimmtes angeben, da dasselbe von der Art des herzustellenden Brotes, dem Suregrad und der

    Beschaffenheit des Sauerteiges u. s. w. abhngig ist. Man rechnet gewhnlich auf 100 Th. Mehl 4 Th. Sauerteig.

    Handelt es sich um Weissbrot, so rechnet man auf 100 Th. Mehl 2 Th. Presshefe. Das Anmachen des Mehles

    geschieht mit lauwarmen Wasser von 2137.

    Kneten

    Der so erhaltene dnne Teig, aus Mehl, Wasser und Ferment bestehend, bleibt, mit Mehl bestreut, an

    einem mssig warmen Orte einige Zeit, meist ber Nacht, stehen. Hierbei tritt die Brotghrung ein,

    indem das Ferment auf die Dextrose des Teiges einwirkt; in Folge der Kohlensureentwickelung hebt

    sich der Teig (er geht auf ). Dem aufgegangenen Teige verleibt man durch Kn et en Mehl ein, weil er

    fr sich zu wenig Consistenz hat, um verbacken werden zu knnen. Verfhrt man nach der

    gewhnlichen Art, nach welcher man zuerst nur ein Drittheil des Mehles mit dem Wasser anmacht, so

    knetet man dann die brigen zwei Drittheile und das zur Bildung eines normalen Teiges erforderliche

    Wasser ein. Nach dem Kneten bestreut man den Teig mit Mehl und lsst ihn an warmen Orte

    nochmals aufgehen (zu kommen), wozu kaum halb so viel Zeit, als zu dem ersten Ghren nthig ist.In den meisten Bckereien lsst man gegenwrtig das zweite Ghren weg und schreitet sofort nach

    dem Kneten zum Auswi rken, d. h. man bringt den Teig in die gebruchliche Form vom Brot.

    Durch das Auswirken wird der Teig zusammengedrckt und muss daher von Neuem an einem warmen Orte

    kurze Zeit der Ghrung berlassen werden, um sich wieder zu heben (das Zurichten). In der Regel geschieht dies

    auf Krben (Bachschsseln) oder auf Leinwand (Brottchern), die man mit Kleie bestreut, um das Anhaften zu

    verhten. Das Volumen des Teiges nimmt bis auf das Doppelte zu. Whrend des Ghrens bestreicht man beim

    Roggenbrote die Laibe fters mit lauem Wasser, damit die Oberflche keine Risse erhlt. Dieses Bestreichen

    wird auch unmittelbar vor dem Einschieben in den Ofen wiederholt. Das Wasser erweicht die Rinde und lst

    etwas Dextrin aus dem Teige auf, welches nach dem Verdunsten des Wassers auf der Oberflche (Kruste)

    zurckbleibt und dem Brote Glanz giebt. Haben sich die Brote gengend gehoben und hauchen sie eineneigenthmlich geistigen Geruch aus, so ist es Zeit, die Ghrung durch das Backen zu unterbrechen.

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    Da whrend des Backens die Brote durch Verdampfung des Wassers betrchtlich an Gewicht verlieren, das

    Gewicht des Brotes durch die Behrde aber vorgeschrieben ist, so muss man so viel Teig mehr nehmen. DasGewicht des Teiges, welcher zu einem Brote von bestimmtem gewichte genommen werden muss, ist nach der

    Grsse des Brotes verschieden, und zwar im Verhltniss um so grsser, je kleiner das Brot ist. Je nach der

    Grsse des Brotes verliert der Teig beim Backen bis zu 25 Proc. an Gewicht. Der Grund davon liegt darin, dass,

    je kleiner das Brot ist, es desto mehr Kruste hat im Verhltniss zur Krume, dass ferner die Kruste weniger

    Feuchtigkeit enthlt als die Krume.

    Knetmaschinen

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    TCV 05 Hefen helfen: Bier , Brot & Brennerei Teil 2: Anhang Seite 19/140

    Backofen

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    TCV 05 Hefen helfen: Bier , Brot & Brennerei Teil 2: Anhang Seite 20/140

    Surrogate des Fermentes

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    TCV 05 Hefen helfen: Bier , Brot & Brennerei Teil 2: Anhang Seite 21/140

    Brotausbeute

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    TCV 05 Hefen helfen: Bier , Brot & Brennerei Teil 2: Anhang Seite 22/140

    Verunrein igung des Brotes

    Wenn das zur Brotfabrication angewendete Mehl verdorben ist, so ist der Kleber verndert underweicht; die bei dem Ghren des Teiges sich entwickelnde Kohlensure lockert daher den Teig niciht

    auf, sondern entweicht. Das daraus entstehende Brot ist mithin derb und weniger weiss. Um diesem

    Uebelstande zu begegnen und schlechtes Mehl zur Erzeugung eines anscheinend guten Brotes

    anzuwenden, pflegen die Bcker Belgiens und des nrdlichen Frankreichs dem teig eine kleine Menge

    Kupfersulfat (1/150001/30000) zuzusetzen, dessen Base sich mit dem Kleber zu einer unlslichen

    Verbindung verbindet, wodurch der Teig zhe und weiss wird und die Eigenschaft erhlt, eine

    grssere Menge Wasser aufzunehmen. Um diese schdliche Beimengung nachzuweisen, wird eine

    Portion des verdchtigen Brotes getrocknet und durch Verbrennen eingeschert, in der

    zurckbleibenden Asche lsst sich durch Abschlmmen das Kupfer leicht nachweisen. In England

    setzt man allgemein dem Mehl beim Brotbacken etwas Alaun zu. In Deutschland, wo der Zusatz vonKupfersulfat und Alaun (0,1 Proc.) von der Behrde untersagt ist, bewahrt man in einigen Gegenden

    den Sauerteig in kupfernen trgen auf, wodurch sich Grnspan erzeugt, dessen Bildung von den

    Bckern nicht ungern gesehen wird.

    Aus: Wagner, S. 537 ff.

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    Kohlendioxid - CO2

    Die Eigenschaften von Kohlenstoffdioxid wurden durch den schottischen Arzt

    Joseph Black grndlicher studiert. Er fand im Jahr 1754 heraus, dass beim

    Versetzen von Calciumcarbonat-Lsungen mit Suren ein Gas freigesetzt wird, das er fixed air

    (fixierte/festgesetzte Luft) nannte. Er erkannte, dass dieses schwerer als Luft war und

    Verbrennungsvorgnge nicht untersttzte. Beim Einleiten dieses Gases in eine Lsung von

    Calciumhydroxid konnte er einen Niederschlag erzeugen. Mit diesem Phnomen zeigte er, dass

    Kohlenstoffdioxid im Atem von Sugetieren vorkommt und durch mikrobiologische Fermentation

    freigesetzt wird. Seine Arbeiten bewiesen, dass Gase an chemischen Reaktionen beteiligt sein knnen,

    und trugen zum Fall der Phlogistontheorie bei.

    Joseph Priestleygelang 1772 die erste Herstellung von Sodawasser, indem er Schwefelsure in eine

    kalkhaltige Lsung leitete und das entstandene Kohlenstoffdioxid in einem Becher mit Wasser lste.

    Im Jahr 1823 verflssigten Humphry Davy und Michael Faraday Kohlenstoffdioxid durch

    Druckerhhung. Die erste Beschreibung von festem Kohlenstoffdioxid stammt von Charles Thilorier,

    der 1834 einen unter Druck stehenden Behlter mit flssigem Kohlenstoffdioxid ffnete und

    feststellte, dass die spontane Verdampfung unter Abkhlung stattfindet, die zu festem CO2fhrt.

    In Getrnken enthaltenes Kohlenstoffdioxid stimuliert beim Trinken die Geschmackssinneszellen, was

    einen Erfrischungseffekt zur Folge hat. Bei Getrnken wie Bier oder Sekt entsteht es durch Grung,

    bei anderen wie Limonade oder Sodawasser wird es knstlich zugesetzt oder es wird

    kohlenstoffdioxidhaltiges, natrliches Mineralwasser verwendet. Bei der Herstellung wirdKohlenstoffdioxid unter hohem Druck in das Getrnk gepumpt, wobei es zu etwa 0,2 % mit Wasser zu

    Kohlensure reagiert, whrend sich der grte Teil als Gas im Wasser lst.

    Wasser - H2OWasser (H2O) ist eine chemische Verbindung aus den Elementen Sauerstoff (O) und Wasserstoff (H).

    Wasser ist die einzige chemische Verbindung auf der Erde, die in der Natur als Flssigkeit, als

    Festkrper und als Gas vorkommt. Die Bezeichnung Wasser wird dabei fr den flssigen

    Aggregatzustand verwendet. Im festen Zustand spricht man von Eis, im gasfrmigen Zustand von

    Wasserdampf.

    Weil Wassermolekle Dipole sind, besitzen sie ausgeprgte zwischenmolekulare Anziehungskrfteund knnen sich durch Wasserstoffbrckenbindung zu Clustern zusammenlagern. Dabei handelt es

    sich nicht um bestndige, feste Verkettungen. Der Verbund ber Wasserstoffbrckenbindungen

    besteht nur fr Bruchteile von Sekunden, wonach sich die einzelnen Molekle wieder aus dem

    Verbund lsen und sich in einem ebenso kurzen Zeitraum erneut mit anderen Wassermoleklen

    verketten. Dieser Vorgang wiederholt sich stndig und fhrt letztendlich zur Ausbildung von variablen

    Clustern. Diese Vorgnge bewirken die besonderen Eigenschaften des Wassers:

    Eigenschaften des Wassers - Wasser hat

    eine Dichte von 1000 kg/m (ursprnglich die Definition des Kilogramms), exakt 999,975 kg/m

    bei 3,98 C. Als Dichteanomalie bezeichnet man die auf der Wasserstoffbrckenbindungberuhende Eigenschaft, dass Wasser bei dieser Temperatur die hchste Dichte hat und beim

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    TCV 05 Hefen helfen: Bier , Brot & Brennerei Teil 2: Anhang Seite 24/140

    Abkhlen unter diese Temperatur kontinuierlich und beim Gefrieren sogar sprunghaft an Volumen

    zunimmt, also an Dichte verliert, so dass Eis auf Wasser schwimmt, die hchste Wrmekapazitt aller Flssigkeiten (75,366 Jmol-1K-1 entsprechend 4,18 kJkg-

    1K-1 bei 20 C) (so dass Ozeane gute Wrmespeicher sind),

    die grte Oberflchenspannung aller Flssigkeiten (mit Ausnahme des Quecksilbers); bei Wasser

    betrgt sie in feuchter Luft 72 mN/m bei +20 C, so dass die Trpfchenbildung erleichtert wird,

    die grte spezifische Verdampfungsenthalpie aller Flssigkeiten (44,2 kJ/mol entsprechend 2453

    kJ/kg bei 20 C; daher rhrt der khlende Effekt bei der Transpiration) sowie die hohe

    Schmelzenthalpie (6,01 kJ/mol entsprechend 333 kJ/kg; so dass Salzwasser eine nur geringe

    Gefrierpunktserniedrigung im Vergleich zu reinem Wasser zeigt) und

    eine sehr geringe Wrmeleitfhigkeit (0,6 W/(m K) bei 20 C).

    Die Entstehung der Blschen im siedenden WasserWrmeeinwirkung verursacht eine schnellere Bewegung der Wassermolekle. Werden an der Stelle

    der Wrmeeinwirkung 100 C erreicht, geht es dort (je nach Keim mit mehr oder weniger

    Siedeverzug) vom flssigen in den gasfrmigen Aggregatzustand (Dampf) ber, dessen Volumen um

    etwa das 1600-fache hher ist (siehe Wasserdampf) und der infolge seiner im Verhltnis zum

    umgebenden Wasser geringeren Dichte als mehr oder weniger groe Blasen aufsteigt: Das Wasser

    beginnt zu sieden, wobei die Dampfblasen von Schichten noch nicht so heien Wassers wieder

    abgekhlt werden und wieder zu flssigem Wasser kondensieren. Erreicht schlielich die gesamte

    Wassermenge die Temperatur von 100 C, so gelangen die nun groen Dampfblasen bis an die

    Oberflche: Das Wasser kocht.

    Druck und Temperatur sind die bestimmenden Faktoren fr die Lslichkeit von Gasen im Wasser.

    Gasblschen, die bereits bei geringfgiger Erwrmung sichtbar werden, bestehen nicht aus

    Wasserdampf sondern aus gelsten Gasen. Ursache ist die geringere Wasserlslichkeit von Gasen bei

    Erwrmung. Wasser, das sich eine Zeit lang in einer unter Druck stehenden Leitung oder Flasche

    befunden hat, hat oft einen berschuss an Gasen gelst. Daher reicht schon das Wegnehmen des

    ueren Drucks, dass sich bevorzugt an Keimen an der Wandung Gasblasen ausscheiden und bis

    zu einer Gre von 1-2 mm auch haften bleiben.

    Wasser im Organismus

    Der menschliche Krper besteht zu ber 70 % aus Wasser. Ein Mangel an Wasser fhrt daher beimMenschen zu gravierenden gesundheitlichen Problemen (Dehydratation, Exsikkose), da die

    Funktionen des Krpers, die auf das Wasser angewiesen sind, eingeschrnkt werden. Zitat der

    Deutschen Gesellschaft fr Ernhrung (DGE): Geschieht dies (die Wasserzufuhr) nicht ausreichend,

    kann es zu Schwindelgefhl, Durchblutungsstrungen, Erbrechen und Muskelkrmpfen kommen, da

    bei einem Wasserverlust die Versorgung der Muskelzellen mit Sauerstoff und Nhrstoffen

    eingeschrnkt ist.

    Wie hoch der tgliche Mindestbedarf liegt ist unklar. Empfehlungen von 1,5 Litern und mehr pro Tag

    fr einen gesunden, erwachsenen Menschen knnen wissenschaftlich nicht gesttzt werden. Bei einem

    durchschnittlichen Tageskonsum von 2 Litern werden in 80 Jahren ber 55.000 Liter Wasser

    getrunken. Der Wasserbedarf kann bei erhhter Temperatur grer sein.

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    TCV 05 Hefen helfen: Bier , Brot & Brennerei Teil 2: Anhang Seite 25/140

    Medizinische Aspekte des Wassers

    Das Trinken exzessiver Mengen an Wasser mit mehr als 20 L/Tag kann ebenfalls zu gesundheitlichenSchden fhren. Es kann eine Wasservergiftung eintreten bzw. genauer zu einem Mangel an Salzen,

    d. h. zu einer Hyponatrimie mit permanenten neurologischen Schden oder Tod fhren.

    In der Medizin wird Wasser (in Form von isotonischen Lsungen) vor allem bei Infusionen und bei

    Injektionen verwendet. Bei der Inhalation wird aerosolisiertes Wasser zur Heilung, etwa von Husten,

    benutzt.

    Wasser in der Atmungskette

    Als Nachfolger nutzten Blaubakterien (Cyanobakterien) und alle spteren autotrophen Eukaryoten

    (Algen, Farne, Pflanzen) das hohe Redoxpotential des Wassers: Unter Zufuhr von Licht produzierensie aus Wasser und Kohlendioxid Traubenzucker und Sauerstoff:

    6 CO2+ 12 H2O C6H12O6+ 6 O2+ 6 H2O

    Durch diesen Prozess reicherte sich im Wasser und in der Atmosphre immer mehr Sauerstoff an.Damit wurde die Gewinnung von Energie durch Zellatmung (Dissimilation) mglich:

    C6H12O6+ 6 O26 H2O + 6 CO2

    Ethanol

    Ethanol (auch thanol, Trivialname Alkohol) ist ein aliphatischer, einwertigerAlkohol mit der Summenformel C2H6O. Die reine Substanz ist eine bei

    Raumtemperatur farblose, leicht entzndliche Flssigkeit mit einem brennenden

    Geschmack und einem charakteristischen, wrzigen (slichen) Geruch. Bekannt

    ist die als Lebergift eingestufte Droge vor allem als Bestandteil von Genussmitteln

    und alkoholischen Getrnken wie Wein, Bier und Likr. Die Vergrung von

    Zucker zu Ethanol ist eine der ltesten bekannten biochemischen Reaktionen.

    Ethanol wird durch Grung aus Biomasse, meist aus Zucker- oder Strke-haltigen Feldfrchten oder

    traditionell aus Produkten des Gartenbaus gewonnen. Dieser Prozess wird mit einer Reihe von

    Nahrungsmitteln kontrolliert durchgefhrt, wodurch zum Beispiel Wein aus Weintrauben oder Bier

    aus Malz und Hopfen entstehen. Holzzucker kann als Nebenprodukt des Sulfitverfahrens zu Sulfitsprit

    fermentiert werden. Dieser kann auf Grund zahlreicher Verunreinigungen jedoch nur energetisch

    genutzt werden.

    Vor der eigentlichen Grung wird meist zuerst Strke in Disaccharide gespalten, deren glycosidische

    Bindung durch Hydrolasen gelst und die entstehenden Monosaccharide anschlieend durch Hefe

    oder Bakterien vergoren werden. Bei einer Ethanolkonzentration nahe 15 % beginnen Hefezellen und

    Bakterien abzusterben, weshalb durch Grung keine hhere Konzentration erreicht werden kann.

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    TCV 05 Hefen helfen: Bier , Brot & Brennerei Teil 2: Anhang Seite 26/140

    Die alkoholische Grung technologisch genutzt

    AllgemeinesIn Zersetzung begriffene Eiweisssubstanzen oder Protenkrper, sowie gewisse auf der niedrigsten

    Stufe von Organisation stehende Pflanzen, die Hefenpilze, knnen bei Gegenwart von Wasser und

    innerhalb gewisser Temperaturgrenzen, durch unmittelbare Berhrung die Zersetzung oder Spaltung

    einer anderen organischen Verbindung veranlasse, ohne dass in den meisten Fllen die Elemente der

    einen Verbindung an die andere etwas abgeben oder derselben entziehen. Der Process einer solchen

    Zersetzung einer organischen Substanz nennt man Ghrung . Die Zersetzung eines ghrungsfhigenorganischen Krpers besteht entweder darin, dass derselbe sich in zwei oder mehrere Verbindungen

    spaltet, wie Dextrose und Levulose bei der geistigen Ghrung in homologe Alkohole und Suren

    (Kohlensure und Bernsteinsure), oder sich nur in seinen Moleklen ander gruppirt, wie beimUebergange des Milchzuckers in Milchsure (bei der Milchsureghrung) oder dass endlich der

    Sauerstoff der Atmosphre sich mit den Elementen des organischen Krpers entweder zu neuen

    organischen Verbindungen, oder zu einfachen anorganischen, zu Kohlensure, Kohlenwasserstoff

    u. s. w. verbindet. Letztere Art der Zersetzung heisst, wenn ein kohlenstoffreicher Rckstand (Humus)

    bleibt, Vermoderung , wenn dagegen nur die mineralischen Bestandtheile zurckbleiben,Verwesung . Dem Sprachgebrauch nach findet das Wort Vermoderung hauptschlich auf den Aktder Zersetzung von Vegetabilien, das Wort Verwesung auf Thierkrper Anwendung. Beide,

    Vermoderung und Verwesung, finden bei Zutritt von feuchter Luft statt. Bei Vorhandensein von

    grsseren Mengen Wasser gehen beide Processe in die Fulnis ber, deren Eintritt sich durch die

    Entwickelung belriechender Gasarten zu erkennen giebt und deren Endprodukte anorganische Verbindungen Kohlensure, Ammoniak, Schwefelwasserstoff und Wasser sind whrend die

    Produkte derjenigen Zersetzungsprocesse, welche man den Ghrungen beizhlt, zum Theil immer

    organische Verbindungen sind. Sind bei der Ghrung die Eiweisskrper nur Erreger desZersetzungsprocesses, der sich auf die anderen vorhandenen organischen Substanzen erstreckt, so sind

    die eiweisshnlichen Krper bei der Fulnis zum grssten Theil diejenigen, die zersetzt werden, und

    die meist in berwiegender Quantitt vorhanden sind.Derjenige Krper, welcher die Ghrung hervorzurufen im Stande ist, heisst das Ferment oder derGhrungserreger, bei der geistigen Ghrung die Hefe . Das Ferment ist entweder ein organisiertes Wesen, einGhrungspilz wie die Hefe, oder eine in Zersetzung begriffene Protensubstanz.

    In technologischer Hinsicht hat man von den zahlreichen Grungsarten, welche die heutige oganische Chemie

    aufzuweisen vermag, nur auf folgende Rcksicht zu nehmen:1) die geist ige Ghrung (Alkoholghrung), auf welche sich die wichtogsten Ghrungsgewerbe, die

    Weinbereitung, die Bierbrauerei und die Spiritusfabrikation grnden;

    2) die Milchsureghrung, welche beim Sauerwerden der Milch, bei der Sauerkrautbildung u. s. w.auftritt, und bei hherer Temperatur leicht in

    3) die Buttersureghrungbergeht.An diese Arten der Ghrung schliesst sich an

    4) die Fulniss, insofern die technische Chemie Mittel an die Hand gibt, die Fulniss zu verhindern oderbereits eingetretene aufzuhalten. Auf der Kenntniss und Anwendung dieser Mittel beruht die

    Conservation der Nahrungsmittel

    Geistige GhrungDie geistige oder Alkoholghrung bewirkt das Zerfallen gewisser Zuckerarten, und zwar

    der Dextrose (Glycose, Traubenzucker), der Levulose (Chylariose, Schleimzucker) und der Galaktose

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    (Lactose) in eine Anzahl von Produkten, unter denen Alkohol und Kohlensure als Hauptprodukte

    auftreten. Insofern Rohrzucker und Milchzucker im Stande sind, in invertierten Zucker (ein Gemengevon Dextrose und Levulose) und in Galaktose berzugehen, rechnet man auch diese Zuckerarten zu

    den ghrungsfhigen. In gewisser Hinsicht schliesst sich ihnen das Strkemehl an. Nach den

    Untersuchungen von Lermer und v. Liebig (1870) geht Dextrin, bei Gegenwart von Zucker,

    gleichfalls in Alkohol und Kohlensure ber. Sieht man einen Augenblick von allen solchen

    Ghrungsprodukten ab, die nur in geringerer Menge auftreten, so erzeugen 100 Gewichtstheile:

    Alkohol. Kohlensure.

    Krystallis. Dextrose C6H14O7 46,46 + 44,40 = 90,86

    wasserfreie Dextrose C6H12O6 51,1 + 48,9 = 100

    Rohrzucker C12H22O11 53,80 + 51,46 = 105,26

    Strkemehl C6H10O5 56,78 + 54,32 = 111,101 Molek. Dextrose C6H12O6= 180 giebt 2 Molek. Alkohol 2 C2H6O = 92

    4 Kohlensure 2 CO2 = 88

    180

    In neuerer Zeit hat Pasteur gezeigt, dass bei der Alkoholghrung keine Milchsure, deren Gegenwart frher

    angenommen wurde, auftritt, dass dagegen Bernsteinsure ein constantes Produkt der Ghrung sei, dessen

    Menge wenigstens 0,60,7 Proc. vom Gewicht des Zuckers betrgt. Ferner bildet sich Glycerin (ber 3 Proc.

    vom Zucker), welche nicht Alkohol liefern, zerfallen bei der geistigen Ghrung in:)

    Bernsteinsure 0,6 0,7

    Glycerin 0,3 3,6Kohlensure 0,6 0,7

    Cellulose, Fettsubstanz u. s. w. 1,2 1,5

    5,6 6,5

    HefeDas Ferment der geistigen Ghrung, die He fe, deren Natur zuerst von Ca gn iar d-L at our erkannt, in

    neuerer Zeit von A. de Bary, J. Wiesner, Hoffmann, Bail, Berkley, Pasteur, Hallier,

    Bchamp, Lermer festgestellt wurde, scheidet sich whrend der Ghrung sowol an der Oberflche

    der ghrenden Flssigkeit, als auch am Boden der Ghrgefsse als feine, gleichfrmig thonfarbig-

    weissliche Masse aus. Im ersteren falle heisst sie Oberhefe, sie bildet sich unter anderem bei der

    Ghrung des oberghrigen Bieres, was man in vielen Gegenden Norddeutschlands, in England und inStrassburg braut; auch die in der Bckerei zum Aufgehen des Teiges angewendete Hefe (Brme) ist

    Oberhefe; sie macht ferner einen Bestandtheil des Sauerteiges aus, in letzterem Falle im Gemenge

    mit Milchsurehefe. Fr die Ghrungsgewerbe hat die Oberhefe eine untergeordnete Bedeutung. Die

    Unterhefe ist das Ferment der Weinghrung und der Ghrung der Bierwrze nach dem bayerischen

    und Schwechater Brauverfahren. In der Branntweinbrennerei ist die Hefe meist ein Gemenge von

    Ober- und Unterhefe.

    Frische Hefe erscheint als ein schmutzig gelbgrauer oder rthlicher Schlamm von unangenehmem Geruche und

    saurer Reaktion. Unter dem Mikroskope lassen sich beide Hefearten leicht unterscheiden. Die Oberhefe (vom

    oberghrigen Weizenbier) besteht aus kugelfrmigen oder ellipsodischen Zellen von ziemlich gleicher Grsse,

    deren Durchmesser hchstens 0,01 Millimeter betrgt; sie schwimmen theils einzeln, theils mit anderen Zellen

    von gleicher Grsse zusammenhngend, theils mit kleinen Nebenzellen verbunden, die so mit der grsseren

    Zelle zusammenhngen, dass zwischen ihnen kein Trennungsstrich zu bemerken ist, in der Flssigkeit herum.

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    Die Oberhefe erscheint als eine mit der Zellwand versehene Zelle, die so durchsichtig ist, dass eine darunter

    befindliche Zelle deutlich wahrgenommen werden kann; in ihrer Mitte befindet sich ein dunkler Kern(Protoplasmakrner), der aus einem oder mehreren Stcken besteht. Die Unterhefe (von bayerischem

    Lagerbier) besteht wol auch aus Zellen, von denen einige ihrer Grsse nach den Oberhefenzellen hneln, sie sind

    aber nicht zusammenhngend wie jene; die meisten der Unterhefenzellen sind bei weitem kleiner und von

    verschiedensten Dimensionen; diese kleineren Zellen hngen theils in Gruppen an den grsseren, theils unter

    sich zusammen, theils, und es ist dies bei dem grssten Theile der Falle, schwimmen sie isoliert in der

    Flssigkeit herum. Die Unterhefenzellen hngen nur mechanisch aneinander, eine Erschtterung ist hinreichend,

    sie zu trennen. In dem Innern der grsseren Zellen bemerkt man deutlichkleinere Zellen, die sich dem Aussehen

    nach wie die grosse Zelle verhalten; man zhlt deren drei, vier oder mehrere, oder es sind dieselben in solcher

    Anzahl vorhanden, dass sie durch ihre Menge zu einer nebelartigen Masse verschwimmen.

    Ich fand durch Versuche (deren Resultat in einer 1847 von der philosophischen Facultt der Universitt Leipziggekrnten Abhandlung verffentlicht wurden) die Angabe Mitscherlichs besttigt, dass die Fortpflanzung

    der Oberhefe durch Ausdehnung der Zellenhlle (durch Knospung oder Sprossung) stattfindet und dass eine neu

    gebildete Zelle erst dann sich fortpflanzen kann, wenn dich im Innern ein Kern gebildet hat, der aber nicht von

    der Mutterzelle herrhrt. Es geschieht fast immer, dass ausgewachsene Zellen mit einem Theil ihrer Brut sich

    von der ursprnglichen Zelle trennen. Zur Beobachtung der Fortpflanzung der Unterhefe brachte ich eine

    ausgewachsene Unterhefenzelle, in deren Innerem sich sin krniger Kern zeigte, mit mit concentrierter

    Bierwrze gemischt unter das Mikroskop. Die Temperatur blieb constant 710. Es gelang nicht, die grosse

    Zelle von einigen nebenschwimmenden Zellen zu befreien, ebensowenig, die Art der Fortpflanzung zu

    beobachten. Der Inhalt der Zellen bewegte isch und mit der Zeit wurde die verschwommene Zelle krnig; die

    neben der Zelle befindlichen Zellchen und Sporen wuchsen und ihre Anzahl nahm zu, bis sich mindestens 3040

    kleine Zellchen entwickelt hatten. Diese Zellen (Leptothrix-Krner) waren entweder aus der Mutterzelle durch

    Platzen der Zellhlle geschlpft oder sie hatten sich aus ind er Bierwrze bereits vorhandenen, mikroskopischjedoch nicht wahrnehmbaren Sporen entwickelt.

    Der von der Zellenwandung getrennte Zelleninhalt gab:

    aus Bieroberhefe aus Bierunterhefe

    Kohlenstoff 44,37 49,76

    Wasserstoff 6,04 6,80

    Stickstoff 9,20 9,17

    Sauerstoff, Schwefel und Asche 40,38 34,26

    Die Oberhefe enthielt 2,5 Proc., die Unterhefe 5,29 Proc. Asche. Der Schwefelgehalt betrgt durchschnittlich

    0,50,8 Proc. Die Hefenasche besteht wesentlich aus Kali, Phosphorsure, Kieselsure und Magnesia.

    Ueber die Ro ll e de r He fe be i de r ge is ti ge n G hr un g sind (ungeachtet der neueren Untersuchungen von

    v. Liebig, Pasteur, Lemaire u. A.) die Ansichten der Chemiker noch ziemlich getheilt. Soviel lsst sich

    jedoch annehmen, dass die chemische Action bei der geistigen Ghrungmit den Lebensvorgngen der Hefe in

    unmittelbarster Beziehung steht und die geistige Ghrung wesentlich auf der Bildung von Hefezellen, auf der

    Entwickelung organisirter Substanz beruhe. Hierbei hat man zwei Flle zu unterscheiden. Die Hefe, speciell die

    Bierhefe, mit ihrem botanischen Namen Saccharomyces cervisiaeoderHormiscium cervisiae ein Abkmmling

    der Schimmelpilze Penecillium glaucum, Ascophora Mucedo, A. elegans und Perconia hyalina, deren Sporen

    allenthalben in der Atmosphre vorkommen wirkt nmlich entweder auf reine Zuckerlsung, ohne dass

    Protenkrper vorhanden sind, oder sie wirkt in Gegenwart von Eiweisssubstanzen. Der letztere Fall tritt ein,

    wenn eine mit Eiweisskrpern versetzte Lsung von gahrungsfhigem Zucker sich selbst berlassen bleibt, so

    dass der Zutritt atmosphrischen Luft nicht ganz abgeschnitten ist. Die berall und namentlich inGhrungslokalen in der Luft verbreiteten Hefesporen finden in dieser Lsung einen zur Vegetation geeigneten

    Boden, die in diesem Falle Selbstghrung genannt wird. Mge nun in dem zweiten Falle die Hefenkultur

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    durch knstliche Verjngung (zu vergleichen der Pflanzmethode der Landwirthe) oder durch Sporen der Luft

    (Saatmethode) eingeleitet worden sein, so wird man nach beendigter Ghrung immer ernten knnen, d. h. manwird mehr davon sammeln, als man gewendet hat. Im ersteren Falle, wobei Zuckerwasser mit Hefe

    zusammengebracht wurde, ohne dass die als Nahrungsmittel der Hefenpflanze nothwendige Protensubstanz

    vorhanden war, ist die Hefe nach beendigter Ghrung erschpft und nicht ferner im Stande, Ghrung zu

    erzeugen. Whrend der geistigen Ghrung wird demnach Hefe consumirt; mithin auch in dem zweiten erwhnten

    Falle, wo die Hefe geerntet wird; da sich aber in Folge der vorhandenen reichlichen Nahrung grosse Massen von

    neuen Hefezellen bilden, so wird das Gewicht der verschwundenen Hefe durch die Gewichtszunahme der

    regenerirten Hefe verdeckt.

    Bedingungen der geistigen GhrungDie Bedingungen der geistigen Ghrung fallen zusammen mit den Bedingungen der

    Vegetation der Hefenpflanze, mit dem Unterscheide jedoch, dass man bei der geistigen Ghrung diegrsstmglichste Menge Alkohol erzeugen will. Ist nicht die Alkoholproduktion, sondern die

    Hefenerzeugung der Zweck der geistigen Ghrung, so kann es vorkommen, dass nur eine geringere

    Menge Alkohol sich bildet.

    Es mssen folgende Bedingungen erfllt sein, wenn Alkoholghrung stattfinden soll:

    1) eine wsserige Lsung von Zuckerund zwar von 1 Th. Zucker in 410 Th. Wasser. Der Zucker kann

    sein entweder eine ghrungsfhige Zuckerart wie Dextrose oder Levulose, oder eine nicht

    ghrungsfhige wie Rohrzucker oder Milchzucker; in letzterem Falle muss zugleich eine Sure oder ein

    anderes Agens vorhanden sein, welches den Uebergang dieser Zuckerarten in ghrungsfhige bewirkt.

    2) Gegenwart von Hefe, und zwar von Pflanzen (Stellhefe) oder Sporen. Im ersteren Falle nimmt man an,

    dass 1 th. Hefe auf 5 Th. Zucker hinreichend sei, um eine krftige, normal verlaufende Ghrung zu

    bewirken. Soll durch Sporen die Ghrung vor sich gehen (Selbstghrung), so mssen die Bedingungen

    der Entwickelung der Sporen Protenkrper und phosphorsaure Erden und Alkalien vorhanden sein.

    Ist demnach keine Hefe vorhanden, so treten zu den Bedingungen der geistigen Ghrung

    3) atmosphrische Luft, insofern dieselbe die zum Einleiten der Ghrung erforderlichen Keime liefert;

    4) einegewisseTemperatur, deren Grenzen 5 und 30 sind. In der Regel geht die geistige Ghrung jedoch

    bei einer Temperatur zwischen 9 und 25 vor sich. Je niedriger die Temperatur, desto langsamer

    verluft die Ghrung, und umgekehrt. Bei einer Temperatur, die hher ist als 30, geht die

    Alkoholgrung leicht in andere Ghrungsarten, namentlich in Buttersure ber.

    Die vier Gewerbe, die sich auf die geistige Ghrung grnden, sind:

    die Weinbereitung, bei welcher man nicht allen, sondern nur einen Theil des Zuckers des Mostes in

    Alkohol und Kohlensure berzufhren sucht. Der Alkohol wird von der vergorenen Flssigkeit nicht getrennt.

    Der grsste Theil der Kohlensure entweicht. Ein kleiner Theil derselben verbleibt in der gegohrenen Flssigkeit

    und ist zu deren Haltbarkeit nothwendig. Bei unterdrckter Ghrung wird ein Theil der durch eine regulierte

    Ghrung gebildeten Kohlensure von der Flssigkeit absorbiert und entweicht nach Beseitigung des Druckes

    unter Schumen (Schaumweine);

    die Bierbereitung, bei welcher die alkoholbildende Sunstanz meist Strkemehl ist; ein Theil

    desselben geht innicht ghrungsfhiges Dextrin, ein anderer und grsserer Theil in Dextrose ber, deren

    Zersetzung in einer krftigen Ghrung bewirkt wird. Ein kleinerer Theil der Dextrose wird reserviert und dient

    zur Unterhaltung der Nachghrung, welche durch Temperaturerniedrigung mglichst verlangsamt wird und in

    Folge der dabei stattfindenden Kohlensureausscheidung das Bier zum Aufbewahren geeignet macht. Ebensowie bei dem Weine wird der Alkohol von der gegohrenen Flssigkeit nicht abgeschieden.

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    TCV 05 Hefen helfen: Bier , Brot & Brennerei Teil 2: Anhang Seite 30/140

    Whrend man bei der Bierbrauerei unr einen Theil des als Rohmaterial angewendeten Strkemehls in

    Dextrose berfhrt und dasselbe nur nach und nach in Alkohol und Kohlensure verwandelt, ist es dagegen dieAufgabe der Spiritusfabrikation, aus dem gegebenen Material Strkemehl oder Zucker in der krzesten

    zeit die grsstmglichste Menge Alkohol zu erzeugen, welcher von der gegohrenen Flssigkeit durch

    Destillation getrennt wird. Der Zweck der Weinbereitung ist stets die Erzeugung von Wein, der der Brauerei die

    Fabrikation von Bier, bei der Spiritusfabrikation ereignet es sich dagegen hufig, dass die Erzeugung der

    Brennereirckstnde, als Mastfutter, als Hauptprodukt in den Vordergrund, die des Spiritus als Nebenprodukt in

    den Hintergrund tritt. Die Spiritusfabrikation ist oft ein Mittel zum Zweck der Herstellung eines concentrirten

    Viehfutters.

    Die Bckerei gehrt bei dem gegenwrtigen Betriebe des Gewerbes in gewisser Beziehung auch zu

    den Ghrungsgewerben, insofern beim Aufgehen des Teiges geistige Ghrung stattfindet. Nur kommt hierbei

    nicht der Alkohol, sondern nur die Kohlensure in Betracht, deren Erzeugung der Zweck der durch Sauerteig

    oder Hefe eingeleiteten Ghrung ist.

    Bei den vorstehenden Ghrungsgewerben sieht man auf die Erzeugung von Alkohol oder von

    Kohlensure, oder von beiden zugleich. Aber auch die Bildung von Hefe kann der zweck der geistigen Ghrung

    sein, wobei der zugleich mit erzeugte Alkohol kaum in Frage kommt. Aus diesem Grunde schliesst sich die

    He fe nf ab rika t io n den auf die geistige Ghrung sich sttzenden Gewerben an.

    Aus: Wagner, S. 471 ff.

    Bruttogleichung der alkoholischen GrungDie Bruttogleichung der alkoholischen Grung ist: C6H12O62 C2H5OH + 2 CO2

    Ablauf der alkoholischen Grung

    Bier und Technologien der Bierbrauerei

    AllgemeinesUnter Bier in der gewhnlichen Bedeutung des Worte versteht man dasjenige unvollstndig

    gegohrene und noch ghrende geistige Getrnk, welches aus gekeimten strkemehlhaltigen

    Substanzen, meist aus Gerste und Weizen, seltener Reis, Mais, Kartoffeln und Strkezucker, und

    Hopfen durch geistige Ghrung, aber ohne Destillation gewonnen worden ist. Es enthlt die

    Bestandtheile des Getreides oder Stoffe,die sich aus diesen Bestandtheilen durch Umsetzung gebildethaben (Dextrose, Dextrin und Eiweisssubstanzen, Alkohol, Kohlensure, geringe Mengen von

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    TCV 05 Hefen helfen: Bier , Brot & Brennerei Teil 2: Anhang Seite 31/140

    Bernsteinsure und Glycerin, organische Stoffe wie phosphorsaure Salze der Alkalien und alkalische

    Erden), sowie gewisse extrahirbare Hopfenbestandtheile.

    Wir legen bei der Beschreibung des Verfahrend der Bierfabrikation die Methode zu Grunde, welche man im

    Allgemeinen in vielen Brauereien Bayern und esterreichs (z. B. in der Dreherschen Brauerei zu Schwechat) zur

    erzeugung des Braunbieres befolgt. Von vornherein ist zu bemerken, dass man Winter- oder Schenkbier

    und Sommer- oder Lagerbier unterscheidet. Man braut das Bier in Bayern nur in der klteren Jahreszeit von

    Oktober bis April, wenn das Thermometer hchstens eine temperatur von 1213 zeigt. Ein Theil des Bieres

    wird nach einer kurzen Lagerung in den Fssern whrend der Wintermonate consumiert, es bildet das Winter-

    oder Schenkbier. Ein anderer Theil, zu dessen Bereitung mehr Gerste (Malz) und Hopfen genommen wurde,

    bleibt in besonderen Lagerkellern bis zu den Sommermonaten und wird von der Zeit an, wo die Bierfabrikation

    aufhrt, bis zum Wiederbeginn der Brauerei consumiert; dieser Theil des Beires wird Sommer- oder Lagerbier

    genannt.

    1 Volumen Malz giebt durchschnittlich 2,52,6 Volumen Winterbier

    1 2,02,1 Sommerbier

    Im norddeutschen Bunde wurden nach den Annahmen der Steuerbehrde (1870)1aus 1 Ctr. Malz gewonnen:

    300 Quart leichten Bieres,

    200 Doppelbier,

    180 sogen. bayer. Bier.

    Materi alien der Bierbrauerei

    Die Materialien der Bierbrauerei sind: 1) Getreide oder Substanzen, welche dasselbe vertreten knnen,

    2) Hopfen, 3) Ferment, 4) Wasser.

    Das Getreide

    Obgleich als Material zur Bildung des Alkohol jede strkemehl- oder zuckerhaltige Substanz

    anwendbar wre, so giebt man doch in der Praxis den Cerealien den Vorzug und unter diesen

    wiederum der Gerste, deren Strkemehlgehalt weniger schwankt als der anderer Getreidearten, die

    ferner am leichtesten ein gutes Malz liefert, dessen zuckerbildende Eigenschaft grssser ist als die

    anderer gemalzter Cerealien.

    In Bayern zieht man zwei ze il ige Gers te (Hordeum distichon) allen brigen Gerstensorten vor, weil

    sich aus einem gelichen Volumen der zweizeiligen gerste mehr Bier von derselben Qualitt erzielen

    lsst, als von der gemeinen oder sechszeiligen, gleiche Preise aller genannten getreidesortenvorausgesetzt. 100 Th. Getrockneter Gerste enthalten (nach L erme r):

    Strkemehl..................................................... 68,43

    Protensubstanzen .......................................... 16,25

    Dextrin ............................................................ 6,63

    Fett .................................................................. 3,08

    Cellulose .......................................................... 7,10

    Asche und sonstige Bestandtheile ................... 3,51

    1 Nach den Verhandlungen des Norddeutschen Reichstages (vom 22. Mai 1869) hat im norddeutschen Bunde

    die Verwendung des Kartoffelzuckers und des Kartoffelsyrups in vielen Brauereien eine erheblicheAusdehnung gewonnen. Ein Drittel des Braumalzes wird durch Kartoffelzucker ersetzt, von dem 1 Ctr. 3 Ctr.

    Malz zu ersetzen im Stande sein soll!

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    TCV 05 Hefen helfen: Bier , Brot & Brennerei Teil 2: Anhang Seite 32/140

    Die Gerstenaschen enthlt in 100 Th. 17 Th. Kali, 30 Th. Phosphorsure, 33 Th. Kieselsure, 7 Th. Magnesia, 3

    Th. Kalk u.s.w. Neben der Gerste finden Kartoffeln, Reis, Mais, Glycerin und Kartoffelzucker in den modernenBierbrauereien ausgedehnte Anwendung.

    Hopfen

    Das, was man in der Bierbrauerei mit dem Namen Hopfen bezeicnet, sind die weiblichen Blthen

    (Zapfen, Ktzchen) der Hopfenpflanze (Humulus lupulus), einer perennirenden Pflanze aus der

    Familien der Urticeen.

    Unter den zarten, dachziegelhnlich bereinander liegenden Schuppen der Hopfenktzchen befinden sich

    goldgelbe nierenfrmige Krner (Drsen), die sich durch Klopfen und Absieben von den Blttchen trennen

    lassen. Diese Drschen hat man mit dem Namen Hopfenmehl bezeichnet (frher nannte man es Lupulin und

    suchte darin allein die Wirkung des Hopfens, jetzt weiss man aber, dass auch die brigen Theile des Zapfenswirksame Bestandtheile enthalten).

    An einer grndlichen Untersuchung aller derjenigen Hopfenbestandtheile, die in der Bierbrauerei in Betracht zu

    ziehen sind, fehlt es noch, ausfhrlichere Untersuchungen liegen nur vor ber das Hopfenl, die Gerbsure und

    die mineralischen Bestandtheile. Was zuerst das therische Hopfenl anbelangt, welches sich in der Menge

    von 0,8 Proc. in dem lufttrockenen Hopfen findet, so ist dasselbe gelblich gefrbt, stark, aber nicht nach Hopfen

    riechend, brennend und schwach bitter schmeckend, nicht narkotisch wirkend, von 0,908 spec. Gewichte und

    Lakmuspapier kaum rthend. Es braucht mehr als das 600fache Gewicht von Wasser zur Lsung. Es ist

    schwefelfrei und gehrt zu der Gruppe therischer Oele, welche ein Oel von der Formel C 5H8als gemeinsamen

    charakteristischen Bestandtheil enthalten; es ist ein Gemenge eines mit dem Terpentinl und Rosmarinl

    isomeren Kohlenwasserstoffes C5H8 mit einem sauerstoffhaltigen Oele C10H18O, das mit dem Valerol die

    Eigenschaft gemein hat, durch oxydirende Einwirkungen und schon an der Luft in Baldriansure (C 5H10O2)berzugehen. Die Oxydation des sauerstoffhaltigen Bestandtheiles des Hopfenles zu Valeriansure ist die

    Ursache des dem alten Hopfen eigenthmlichen Ksegeruches.

    Die Gerbsure des Hopfens findet sich in den verschiedenen Hopfensorten in der Menge von 25 Proc. Was

    die Natur dieser Gerbsure betrifft, so hat sich herausgestellt, dass a) sie eine sogenannte eisengrnende

    Gerbsure ist, b) sie sich beim Behandeln mit Suren und Synaptase nicht in Gallussure und Zucker spaltet, c)

    bei der trocknen Destillation keine Pyrogallussure bildet. Das Hopfenharz ist der wichtigste Bestandtheil des

    Hopfens und enthllt die bitteren Principe. Es ist in Wasser sehr schwer lslich, vorzglich in reinem Wasser und

    bei Abwesenheit des therischen Hopfenles. Wasser jedoch, welches Salze,namentlich Gerbsure, Gummi und

    Zucker enthlt, lst betrchtliche Mengen davon auf, besonders bei Gegenwart von Hopfenl. Man muss wohl

    mit Rautert gewissen Bestandtheilen des Hopfenharzes die Mehrzahl derjenigen Wirkungen zuschreiben, umderentwillen man den Hopfen in der Bierfabriaktion verwendet. Es schmeckt anhaltend und intensiv bitter und

    leidet, in dnnen Schichten der Luft ausgesetzt, in lngerer Zeit eine Zersetzung, in derren Folge es unlslich

    wird in vielen Lsungsmitteln, in denen es zuvor lslich war. Schneller geht diese Umnderung im Sonnenlichte

    vor sich. Hopfenharz und Hopfenbitter sind indes nicht identisch, ersteres ist in Aether lslich, letzteres nicht.

    Von geringerer Bedeutung sind die brigen Bestandtheile des Hopfens, das Gummi und extractive frbende

    Substanzen. Die mineralischen Bestandtheile des Hopfens betreffend, so geben bei 100 getrockneten

    Hopfens 910 Proc. Asche, welche 15 Proc. Phosphorsure, 17 Proc. Kali u. s. w. enthlt.

    Conserviren des Hopfens

    Die Qualitt des Hopfend ist von wesentlichem Einflusse auf die Beschaffenheit, die Feinheit des Geschmackes

    und die Haltbarkeit des Bieres. Ist whrend der Hopfenernte ungnstiges Wetter, so kann die Qualitt des

    Hopfens betrchtlich leiden. Bei feuchter Witterung lsst sich der Hopfen kaum trocknen, ohne dass an deninnern Stengeln der Deckblttchen schimmelflecken zum Vorschein kommen. Eine Vorrichtung zum Trocknen

    des Hopfens, unabhngig von der herrschenden Witterung, ist daher usserst wichtig. Das Trocknen mit Hlfe

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    TCV 05 Hefen helfen: Bier , Brot & Brennerei Teil 2: Anhang Seite 33/140

    von erwrmter Luft ist ungengend, weil es gewhnlich an dem nthigen Luftwechsel fehlt; empfehlenswerth

    sind dagegen diejenigen Hopfendarren, in welchen die Luft mittels eines Ventilators erneuert und das Wendendes Hopfens, ohne dass Hopfenmehl verloren geht, ausgefhrt wird. Der bei einer Temperatur von etwa 40

    getrocknete Hopfen wird mit Hlfe starken Pressens gedichtet und in Scken, am besten wasserdichten,

    verpackt, versendet.

    Um den Hopfen haltbarer zu machen, pflegt man ihn zu schwefeln, d. h. man setzt den getrockneten Hopfen

    den Dmpfen brennenden Schwefels aus (auf 1 Ctr. Hopfen verbraucht man 12 Pfd. Schwefel). Dieses

    Schwefeln des Hopfens und Abdarren desselben bei mssiger Wrme nach dem Schwefeln, starke Pressung

    desselben und Aufbewahrung in luftdicht verschlossenen Rumen dies sind die bis jetzt bekannten Mittel, den

    Hopfen zu conserviren und dadurch den grossen Schwankungen der Hopfenpreise grenzen zu setzen. Das

    zuweilen vorkommende Schwefeln von altemdunkler gewordenen Hopfen in der Absicht, demselben die farbe

    von frischem Hopfen zu ertheilen die sogenannte Schnfrberei lsst sich erkennen, wenn man eine Hand

    voll des verdchtigen Hopfens in der Hand stark zusammenpresst und in geschlossener geballter Faust unter die

    Nase hlt. Die schwefelige Sure lsst sich dann, wofern der Hopfen erst vor einigen Wochen geschwefelt

    worden war, leicht durch den Geruch erkennen. Die chemische Prfung des Hopfenswird in folgender Weise

    ausgefhrt: Man bergiesst einige Zapfen des zu untersuchenden Hopfens und etwas Zink in einem

    Wasserstoffentwicklungsapparate mit Salzsure und leitet das sich entwickelnde Wasserstoffgas in eine

    verdnnte Lsung von Bleiessig. Enthielt der Hopfen schweflige Sure, so ist dem Wasserstoffgas

    Schwefelwasserstoff (SO2 + 2H2 = SH2 + 2 H2O) beigemengt, die sich durch Bildung von schwarzem

    Schwefelblei in der Bleilsung zu erkennen giebt. Besser noch ist es, das sich bei diesem Versuche entwickelnde

    Gas in eine mit einigen Tropfen Kalilauge versetzte Lsung von Nitroprussidnatrium zu leiten; die geringste

    Spur von Schwefelwasserstoff erzeugt eine prchtige purpurrohte Frbung der Lsung.

    Surrogate des HopfensAnstatt des Hopfens hat man hufig versucht, andere Substanzen wie die Rinden der Pinusarten, Quassia,

    Tausendgldenkraut, Wallnussbltter, Wermuth, Bitterklee, Colchicumbltter, wsseriges Aloextract,

    Lactucarium u. s. w. anzuwenden; in der neuen Zeit ist sogar die Benutzung der Pikrinsure vorgeschlagen

    worden. Abgesehen davon, dass mehrere dieser Substanzen geradezu einen nachtheiligen Einfluss auf den

    Organismus ausben, knnen diese Krper wol dem Biere einen bitteren Geschmack ertheilen, ersetzen aber

    keineswegs diejenige Bestandtheile des Hopfens, um derentwillen derselbe in der Brauerei Anwendung findet.

    Und diese Bestandtheile sind: die eigenthmliche Gerbsure, Harz und bittere Extractivstoffe und endlich das

    aetherische Oel. Ein Hopfensurrogat msste demnach diese Substanzen enthalten oder man wrde genthigt

    sein, zwei bis drei verschiedene Materialien anzuwenden, die zusammengenommen diese Bestandtheile

    besssen.

    WasserIn Bezug auf das Wasser, dessen man sich in der Brauerei zum Einweichen des Getreides, zum Extrahiren des

    Malzes und zum Einmaischen bedient, ist zu bemerken, dass die Wahl desselben auf die Gte des Bieres von

    dem grssten Einflusse ist. Man unterscheidet weiches Wasser vom harten; ersteres lst die Seife ohne

    Trbung auf, setzt beim Kochen keinen Pfannenstein ab und eignet sich zum Kochen der Hlsenfrchte, welche

    in hartem Wasser , das seine Hrte kohlensaurem und schwefelsaurem Kalk verdankt, nicht weich gekocht

    werden knnen; hartes Wasser zersetzt Seife und die entstandene Kalkseife setzt sich in weissen Flocken ab; in

    den Kochgeschirren, Dampfkesseln u. s. w. setzt es Kesselstein ab. Ein Wasser ist um so weicher, je weniger es

    an mineralischen Bestandtheilen enthlt. Das Regenwassser ist als destillirtes Wasser sehr weiches Wasser

    und enthlt nur Spuren organischer Materie, salpetersaures und kohlensaures Ammoniak, das Brunne nwa ss er

    und das Quellwasser sind in den meisten Fllen hartes Wasser, das Flusswasser dagegen ist weiches

    Wasser.

  • 5/21/2018 TCV_05 Hefen Helfen - Bier Brot und Brennerei - Teil 2 Anlagen

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    TCV 05 Hefen helfen: Bier , Brot & Brennerei Teil 2: Anhang Seite 34/140

    Zur Bierbrauerei eignet sich unstreitig am besten ein reines, weiches oder doch nur wenig hartes Wasser; man

    giebt daher dem Fluss- oder Quellwasser vor dem Brunnenwasser den Vorzug, wenigstens so weit, als es sichum die Anwendung des Wassers zu Malzen handelt; zum Einmaischen scheint dagegen kalkhaltiges Wasser

    nicht nachtheilig zu sein, es wird sich zwar, wie Mulder sagt, der in dem Wasser enthaltene Kalk in unlsliches

    Phosphat umsetzen, es bildet sich aber zu gleicher Zeit eine gengende Menge Milchsure, um das Phosphat

    wieder aufzulsen. Es wird dadurch verhtet, dass die Phosphorsure durch hartes Wasser whrend des

    Brauprocesses unlslich ausgeschieden werde. Steht kein anderes Wasser zu Gebote, als mit trbenden und

    organischen Stoffen verunreinigtes, so ist das Wasser vorher durch Absetzenlassen und Filtration zu reinigen.

    Die Mnchner Brauereien wenden Isarwasser an, welches Kalk- und Magnesiasalze theils suspendirt, theils

    gelst, in reichlicher Menge enthlt und deshalb nicht sofort zum Brauen verwendet wird, sondern vorher in

    grosse Behlter geleitet wird, damit sich hier die suspendirten erdigen Theile absetzen knnen, mit den auf

    jedenfalls auch durch Flchenanziehung ein Theil der aufgelsten Salze niedergerissen wird; durch den Zutritt

    von Luft wird aber auch der zweifach kohlensaure Kalk u. s. w. zersetzt und auf diese Weise das Wasser von

    einem grossen Theile der Kochsalze befreit. An anderen Orten reinigt man das zum Brauen anzuwendende

    Flusswasser durch Filtration durch Lager von Sand, Kies und Kohle.

    FermentWas das Ferment, die Hefe, betrifft, so verweisen wir theils auf dasjenige, was in der Einleitung zu den

    Ghrungsgewerben im Allgemeinen von der Hefe gesagt wurde, theils auf den speciellen teil der Brauerei,

    namentlich auf die Ghrung der Bierwrze.

    Das Spezielle des BrauverfahrensDie Schilderung des Brauverfahrens 2 lsst sich der leichteren Uebersicht wegen in vier

    Abschnitte bringen, nmlich in:

    1) die Malzbereitung (das Malzen oder Mlzen)

    2) die Bereitung der Bierwrze (das Maischen)

    3) die Ghrung der Bierwrze,

    4) die Aufbewahrung und Pflege des Bieres.

    Malzen

    I. Die Malzbereitung.

    Die Ueberfhrung der Gerste in Malz oder da s Ma lzen ist ein unun te rb roch ener Ke improces s

    und eine Vorbereitung des Getreides fr die Zwecke der Bierbrauerei und Branntweinbrauerei. Dasnicht gekeimte Getreide hat nur in sehr geringem Grade die Eigenschaft, die in ihm enthaltene Strke

    in Zucker (Dextrose) zu verwandeln; diese Eigenschaft entwickelt sich erst whrend des Keimens und

    durch dieselbe ist man im Stande, Malz von ungekeimter Frucht zu unterscheiden. Warum man der

    Gerste vor anderen Getreidearten den Vorzug giebt, hat, wie schon aufgefhrt, darin seinen Grund,

    dass das Gerstenmalz die zuckerbildende Eigenschaft in noch hherem Grade erlangt, als das Malz

    anderer Getreidearten.

    2fr das Studium der Theorie und Praxis der Bierbrauerei sind nachstehende Zeitschriften warm zu empfehlen:

    1) Der bayerische Bierbrauer, redigirt von Dr. Lintner, Professor und Vorstand der Brauerschule inWeihenstephan, Mnchen;

    2) Der Bierbrauer, begrndet G. E. Ha bich , redigirt von H. Fl eck , Leipzig.

  • 5/21/2018 TCV_05 Hefen Helfen - Bier Brot und Brennerei - Teil 2 Anlagen

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    TCV 05 Hefen helfen: Bier , Brot & Brennerei Teil 2: Anhang Seite 35/140

    Das Pflanzenleben zerfllt in drei Perioden. In der ersten entwickelt sich die Pflanze auf Kosten einiger ihrer

    Organe, welche dabei vollstndig erschpft werden und absterben. Diese Periode ist die Zeit des Keimens. Inder zweiten Periode, die des Wachsthums, lebt die Pflanze auf Kostender Aussenwelt und in der dritten, die der

    Blthen- und Fruchtbildung, leben einzelne Theile der Pflanze, die Fortpflanzungsorgane, auf Kosten der ganzen

    Pflanze, die dabei so erschpft wird, dass sie ihrem Untergange entgegengeht.

    Das Keimen, und nur mit dieser ersten Phase des Pflanzenlebens haben wir uns hier zu beschftigen, bezweckt

    das werdende junge Pflnzchen fr seine erste Entwickelung zu ernhren, namentlich fr die Ausbildung der

    Wurzeln, bis zu dem Punkte, bei welchem sie selbst im Stande ist, der Pflanze Nahrung zuzufhren. Zu diesem

    Zwecke hat die Natur eine bestimmte Menge von Nahrungsstoff in eigens dazu bestimmten Gebilden

    aufgespeichert, welche Nahrung dann der Pflanze so lange zugefhrt wird, bis sie sich unabhngig von den

    Hlfsorganen und selbstndig zu erhalten vermag. Das keimende Korn hat mithin grosse Aehnlichkeit mit dem

    bebrteten Eie. In dem Eie finden wir unter der Schale das Eiweiss mit dem Dotter und dem Embryo. Ist die

    Entwickelung des letzteren eingetreten, so erleiden die ihnen zunchst liegenden Theile des Eies eine

    Vernderung und dienen ihm dann zur Ernhrung, die so lange whrt, wie das gengend erstarkte Thier auf

    Kosten der Aussenwelt zu leben im Stande ist.

    Was dem Ei die Schale, das ist dem Getreidekorne die lederartige Samenhaut (bei der Gerste mit den stehen

    gebliebenen Spelzen), was wir dort als Eiweiss und Dotter erkennen, unterscheiden wir bei der Gerste als

    Eiweiss- oder Mehlkrper, aus Eiweisssubstanz (Kleber) und Strkemehl bestehend, was endlich im Eie als

    Embryo auftritt, zeigt sich in der Gerste als Keim, welcher vorn hart an die Samenhaut angedrckt ist, hinten

    vom Eiweisskrper bedeckt wird. Der Keim besteht aus dem Wrzelchen (radicula), welches sich zuerst

    entwickelt und dem Blattfederchen oder Knspchen (plumula), das erst spter hervorstritt und den krftigeren

    Halm bildet. Das Blattfederchen nimmt, ehe ihm das Wrzelchen aus dem Boden Nahrung zuzufhren vermag,

    aus dem Eiweisskrper seine Nahrung; es kann aber davon nur Gebrauch machen, wenn durch Einweichen derGerste lslich gemacht worden ist. Mit der Entwickelung des Keimes findet in dem Samenkorne eine energische

    chemische Reaktion statt, deren Sitz wesentlich in dem Kleber des Kornes zu suchen ist. Die Quantitt der

    lslichen Bestandtheile des Klebers nimmt zu, ebenso die Eigenschaft, die Strke ebenfalls in einen lslichen

    Krper, in Dextrin und Zucker zu verwandeln. Hier ist nun die Stelle, an welcher sich die Zwecke der

    natrlichen Keimung behufs der Entwickelung der Pflanze, und dem Zwecke der Industrie, die Malzbereitung

    begegnen. Das Wesen der letzteren liegt nmlich in der Entwickelung der hchsten zuckerbildenden Eigenschaft

    der gekeimten Gerste, das Schwierige der Operation, das Keimen zur rechten zeit zu unterbrechen, damit nicht

    der Blattkeim einen grossen Theil des Eiweisskrpers verschlinge und zur Entwickelung der Gerstenpflanze

    beitrage.

    Die Bedingungen des Keimens der Gerste sind immer dieselben, mge sich dieselbe als Saat in dem Ackerboden

    befinden, oder das Material zur Malzbereitung sein. Diese Bedingungen sind: Sttigung der Gerstenkrner mit

    Feuchtigkeit, eine Temperatur, welche nicht hher als 40, nicht niedriger als 4 sein darf, Zutritt der

    atmosphrischen Luft zu den Samen und Abhaltung des Lichtes.

    a) Das Einweichen oder Einquellen

    Das Einweichen oder Einquellen der Gerste in Wasser geschieht in den Quellbottichen oder

    Weichen. Man will dadurch der Gerste die zum Keimen erforderliche Feuchtigkeit geben, ferner sucht

    man dieselbe dabei von allen Unreinigkeiten und tauben Krnern zu befreien. Die Bottiche oder

    Weichen sind von Holz, Sandstein oder Cment aufgefhrt; ,am fllt sie zur Hlfte mit Wasser und

    schttet die Gerste in dieselben unter bestndigem Rhren ein. Es wird soviel Wasser zugesetzt, dass

    es einige Zoll hoch die Gerste bedeckt. Die gesunden Krner sinken nach einigen Stunden unter,whrend die sich auf der Oberflche abscheidenden tauben und beschdigten Krner abgeschpft

    werden und unter dem Namen Abschpfgerste als Viehfutter Verwendung finden.

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    TCV 05 Hefen helfen: Bier , Brot & Brennerei Teil 2: Anhang Seite 36/140

    Indem das Wasser nach und nach die Substanz der Krner durchdringt und diese erweicht und aufschwellt, lst

    es gewisse Bestandtheile aus der strohigen Hlse auf; dadurch nimmt das Wasser eine braune Farbe und eineneigenthmlichen Geruch und Geschmack an und grosse Neigung in Milch-, Buttersure- und

    Bernsteinsureghrung berzugehen. Diese Vernderung wrde einen nachtheiligen Einfluss auf das Malz

    ausben, wenn man ihm nicht durch das Wechseln des Weichwassers zuvorkme, welches letztere so oft

    wiederholt werden soll, bis das Wasser nicht mehr trbe abfliesst. Die Dauer des Einweichens ist von der

    Beschaffenheit und dem Alter der Gerste, von der Temperatur des Wassers u. s. w. abhngig. Bei junger frischer

    Gerste sind 48 bis 72 Stunden gengend, whrend bei lterer und kleberreicher Gerste oft 67 Tage erforderlich

    sind. Um eine gleichmssige Weiche zu erzielen, muss die Gerste von mglichst gleicher Beschaffenheit und

    gleichem Alter angewendet werden. Nachdem die Quellreife eingetreten ist, lsst man die Gerste noch 810

    Stunden zum Abtropfen in der Weiche liegen, bevor man sie auf die Malztenne zum Keimen bringt. Die

    Quellreife erkennt man daran: 1) dass das Korn mit dem Nagel leicht gebogen werden kann, ohne zu zerbrechen,

    2) die Hlse sich leicht lst, wenn man das Korn der Lnge nach zwischen den Fingern drckt, 3) das Korn aneinem Holze gestrichen einen mehlartigen Strich giebt. Es ist rathsam, die Gerste eher etwas zu wenig als zu viel

    zu weichen, weil durch zu langes Weichen die Keimkraft leicht zerstrt wird, mithin beim Wachsen viele Krner

    ausbleiben. Die normal geweichte Gerste besitzt einen aromatischen, an Aepfel erinnernden Geruch. Im

    Allgemeinen betrgt die Menge des von der Gerste aufgenommenen Wassers 4050 Proc., wodurch ihr Volumen

    um 1824 Proc. zunimmt. Ungeachtet dieser Gewichtszunahme durch Wasserabsorption erleidet die Gerste

    einen Gewichtsverlust um 1,042 Proc. Lermer wies in dem frischen Weichwasser Bernsteinsure (auf 1

    Scheffel Gerste etwa 30 Grm.) nach.

    b) Das Keimen der gequellten Gerste.

    Sobald die Gerste mit Feuchtigkeit gesttigt ist, beginnt die Thtigkeit des Keimes und die

    Umwandlung des Strkemehls in Zucker. Letztere geht langsam vor sich und hlt mit der

    Entwickelung und dem Nahrungsbedrfnis des jungen Pflnzchens gleichen Schritt. Kurze Zeit nach

    der beginnenden Entwickelung des Blattfederchens, wo die zuckerbildende Kraft der Gerste ihr

    Maximum erreicht hat, muss der Keim getdtet werden. Mit der Tdtung desselben erlischt jedoch die

    zuckerbildende Kraft nicht. Es ist die Aufgabe des Mlzers, durch Regulirung der Temperatur das

    Keimen zu berwachen und zur gehrigen Zeit zu unterbrechen. Das Local, in welchem das Keimen

    vor sich geht, heisst die Ma lz - oder Hau fe nt en ne oder der Wac hs ke ll er .

    Das Keimen der Gerste wird dadurch eingeleitet, dass man die geweichte Gerste auf dem Fussboden der

    Malztenne zu einem 45 Zoll hohen Haufen der Malzscheibe oder dem Beet ausbreitet, und anfangs alle

    sechs, spter alle acht Stunden umschaufelt, bis die Oberflche getrocknet erscheint. Whrend des Abtrocknens

    der Haufen (Malzscheiben oder Beete genannt) erscheint der Keim als weisser Punkt, aus welchem sich mehrereWrzelchen entwickeln. Dieses beginnende Keimen wird das Guzen oder Augeln genannt. Sobald dasselbe

    bei allen Krnern gleichmssig eingetreten ist, steigert man die Temperatur durch strkeres Zusammensetzen der

    Haufen, d. h. dadurch, dass man dem Haufen eine Dicke von einem Fusse giebt und lngere Zeit, ohne zu

    schaufeln, liegen lsst. Die Temperatur das Haufens steigt 610 ber die der Umgebung und bewirkt eine starke

    Verdunstung von Feuchtigkeit, die sich in den oberen Schichten des Haufens verdichtet. Man nennt letztere

    Erscheinung das Schweisstreiben oder Schwitzen. Zu gleicher Zeit entwickeln sich grosse Mengen von

    Kohlensure, und es ist dabei ein angenehmer, obstartiger Geruch wahrzunehmen. Das Umschaufeln wird

    gewhnlich zum dritten Male wiederholt. Die Wrzelchen haben zu dieser Zeit bereits die Lnge von einigen

    Linien und sind ineinander geschlungen und gleichsam verfilzt. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo der

    Entwickelung des Keimes entgegengetreten werden muss; dies geschieht durch Erniedrigung der Temperatur auf

    die Weise, dass der Haufen ausgezogen, d. h. um einige Zoll dnner gelegt wird. Der Mlzer beurtheilt das

    Fortschreiten und die Beendigung des Keimens nach der Lnge der Wurzelfasern; bei hinreichend gekeimter

    Gerste sollen die Keime die Lnge des Kornes um den vierten Theil oder um die Hlfte bertreffen, und so

    ineinander verfilzt sein, dass mehrere Krner ineinander hngen bleiben. Die Dauer des Keimens betrgt

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    TCV 05 Hefen helfen: Bier , Brot & Brennerei Teil 2: Anhang Seite 37/140

    whrend der wrmeren Jahreszeit 710 Tage; gegen Ende des Herbstes 1016 Tage. Das Keimen ist umso

    schneller beendigt, je mehr sich die Temperatur whrend derselben steigert. Die mittlere Keimzeit betrgt 8Tage. Der Frhling und der Herbst sind dem Keimen gnstiger als dem Sommer. Der Gewichtsverlust, welchen

    die Gerste whrend des Keimens erleidet, macht gegen 2 Proc. aus; er kommt auf Rechnung des Kohlenstoffs

    der Gerste, welcher durch den atmosphrischen Sauerstoff zu Kohlensure oxydirt wird.

    c) Das Trocknen und das Darren der gekeimten Gerste

    Sobald der Keimprocess der Gerste hinreichend fortgeschritten ist, wird durch schnelles Entziehen von

    Wrme und Feuchtigkeit der Keim getdtet. Zu diesem Zwecke bringt man die gekeimte Gerste (das

    Grnmalz) auf den Trockenboden (Schwelkboden, Welkboden oder Schwelche), ein

    gewhnlicher Getreideboden, oder ein anderer dem Luftzug ausgesetzter Ort, der in der Nhe der

    Darre liegt. Das Grnmalz wird auf dem Trockenboden 35 Centimeter ausgebreitet und tglich zur

    Verhinderung jeder Erhitzung 67 mal umgerhrt. Nachdem das Malz getrocknet ist, entfernt man dieWrzelchen; ein Theil derselben fllt von selbst ab, ein anderer Theil wird durch Treten mit

    Holzschuhen von dem Malze getrennt und vermittelst einer Wurfmaschine gesondert. Das so erhaltene

    Malz, Luftmalz (Schwelchmalz) unterscheidet sich von der gekeimten Gerste nur durch

    Verminderung der Feuchtigkeit, die chemische Beschaffenheit ist dieselbe geblieben.

    Fr einige Biere wendet man das Malz nur im getrockneten Zustande als Luftmalz an, fr die meisten Biersorten

    jedoch wird es vorher einem besonderen Rstprocesse, dem Darren unterworfen, wodurch das Luftmalz in

    Darrmalz bergeht. Wird nmlich das Malz whrend des Trocknens einer Temperatur ausgesetzt, die der

    Siedehitze des Wassers nahe liegt, so erleidet das Malz eine wesentliche Vernderung, welche sich durch eine

    dunklere Farbe und durch einen angenehmen Geschmack kundgiebt. Diese Vernderung ist eine Folge der

    fortgesetzten Einwirkung der zuckerbildenden Kraft auf das Strkemehl, hauptschlich ist sie aber durch Rstender Malzbestandtheile hervorgebracht. Die bei dem Darren angewendete Temperatur ist von dem grssten

    Einflusse, weil die Temperaturgrade, bei welchen das Malz die gnstige Umwandlung erfhrt und diejenigen,

    wobei es untauglich wird, nicht weit von einander entfernt liegen. Ehe man das Malz der zum Darren

    erforderlichen Temperatur aussetzt, wird es vorher auf den Trockenboden gebracht und sodann auf der Darre bis

    3040 erhitzt. Wollte man das Grnmalz sofort stark erhitzen, wrde das Strkemehl in Kleister bergehen und

    sich das Korn in eine hornartige fr das Wasser undurchdringliche Substanz (Glasmalz, Steinmalz)

    umwandeln, wodurch es zum Brauen untauglich wird.

    Von den jetzt blichen Malzdarren seien folgende angefhrt, von vornherein aber bemerkt, dass jede Darre

    wesentlich aus zwei Theilen besteht, nmlich der Darrflche oder Darrplatte, auf welche das zu darrende

    Malz gebracht wird, und der Darrheizung, durch welche man das auf der Darrflche befindliche Malz erhitzt.Ehedem bestand die Darrflche aus Kacheln oder Steinplatten, gegenwrtig ist sie stets durchbrochen (Hrde)

    und besteht entweder aus siebhnlich durchlchertem Metallblech (Blechdarren, Plattenhrden) oder aus

    Drahtgeflecht oder Kupfer (Drahtdarren, Drahthrden).Man unterscheidet Rauch- und Luftdarren. Zu den

    ersteren werden die aus der Darrfeuerung sich entwickelnden heissen Verbrennungsgase durch den Heizkanal in

    einen oberhalb befindlichen, trichterfrmig sich erweiternden Raum, die Sau, gefhrt, auf welchem sich die

    Darrplatte befindet. Diejenigen Brennmaterialien, welche wie Koks keinen Rauch geben, sind fr diese Art

    Darren am zweckmssigsten. Bei Anwendung von Holz wird das Malz dunkler und nimmt einen

    Rauchgeschmack an, welcher sich dem aus dem Malz erzeugten Biere mittheilt. Die Construction der Luftdarren

    ist der Art, dass sich die Verbrennungsgase in keine unmittelbare Berhrung mit dem zu darrenden Malze

    kommen, sondern durch die Feuerung und die Feuerungsgase ein Strom warmer Luft erzeugt wird, welche sich

    unter der Darrflche vertheilt und dieselbe durchdringt. Wenn dabei die Darrplatte nicht horizontal liegt, sondern

    nach zwei Seiten hin sich abdacht, so nennt man die Darre eine Satteldarre. In Bayern combinirt man in den

    grsseren Brauereien Luft- und Rauchdarren, indem man die Verbrennungsgase, die von den Braupfannen

    abziehen, durch einen unter der Darrflche hin- und hergehenden Kanal von Eisenblech leitet, dagegen die

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    TCV 05 Hefen helfen: Bier , Brot & Brennerei Teil 2: Anhang Seite 38/140

    Feuerungsgase von einer besonderen Feuerung (Darrfeuerung) unmittelbar mit Hlfe steinerner durchbrochener

    Kanle unter die Darrflche strmen lsst. Neuerdings construirt man hufig sogenannte Doppeldarren, beiwelchen ber der gewhnlichen Darrflche im Abstande von etwa 1 Meter eine zweite angebracht ist.

    Es wird das Darrmalz nicht berall und in allen Fllen demselben Grade der Darrung (50100C.)

    unterworfen, deren Produkt man nach der Farbe als gelbes, bernsteingelbes und braunes Malz

    unterscheidet. Whrend bei den genannten Malzarten das Darren nur eine schwache und oberflchliche

    Vernderung bewirkt hat, stellt man zuweilen Malz (F arbmalz) von dunkelkaffeebrauner Farbe dar, welches in

    seiner ganzen Masse durch Rstung verndert ist ind in den englischen Brauereien zum Frben des Porters

    angewendet wird; man rstet es hnlich dem Kaffee in blechernen Cylindern ber freiem Feuer.Die

    zuckerbildende Kraft des Malzes ist darin vllig vernichtet, die Strke ist in Leiokom, der Zucker in Caramel

    bergegangen. Nach dem Darren befreit man das Malz von den Malzkeimen auf dieselbe Weise, wie dies beim

    Luftmalze geschieht.

    100 th. Gerste geben durchschnittlich 92 Th. Luftmalz. Die 8 Th. Verlust vertheilen sich in folgender Weise:

    das Einquellwasser fhrt weg 1,5

    Verlust auf der Malztenne 3,0

    anderer Verlust 0,5

    Gesammtverlust 8,0

    Der Feuchtigkeitsgrad des Luftmalzes ist dem der Gerste gleich und betrgt 1215,2 Proc., welche beim Darren

    vollstndig ausgetrieben werden. Nach C. Cohn (1869) geben 100 Th. Gerstentrockensubstanz:

    I. II.

    Malz 83,09 85,88

    Blattkeime 3,56 3,09

    Wurzelkeime 4,99 4,65

    Gasige Produkte 8,36 6,38

    100,00 100,00

    Die Vernderungen, welche das Luftmalz beim Uebergang in gedarrtes Malt erleidet, lassen sich am besten aus

    folgenden von Ou dema ns angestellten Analysen bersehen:

    Luftmalz. Gedarrtes Malz. Stark gedarrtes Malz.

    Rstprodukte 0,0 7,8 14,0

    Dextrin 8,0 6,6 10,2Strkemehl 58,1 58,6 47,6

    Zucker 0,5 0,7 0,9

    Zellenstoffe 14,4 10,8 11,5

    Eiweissstoffe 13,6 10,4 10,5

    Fett 2,2 2,4 2,6

    Asche 3,2 2,7 2,7

    Der Zuckergehalt erhht sich daher whrend des Darrens nur unbedeutend, der Gehalt an Dextrin (Leiokom,

    Rstgummi)nimmt dagegen beim starken Darren zu und zwar in denselben Verhltnisse, in welchem der

    Strkemehlgehalt abnimmt. Die Wirkung des Malzes, Stke in Dextin und Zucker zu verwandeln, rhrt

    bekanntlich von dem Gehalte desselben an Dias tase her. D ubrunfaut hat nun krzlich (1868) aus dem Malz

    einen andern Stoff dargestellt, der viel wirksamer als die Diastase ist, und von ihm Maltin genannt wird.Derselbe unterscheidet sich, obwol bisher noch nicht ganz rein dargestellt, doch sehr wesentlich von der

    Diastase, indem er sich gegen Gerbsure wie eine Base verhlt; er verbindet sich mit derselben, ohne dabei seine

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    TCV 05 Hefen helfen: Bier , Brot & Brennerei Teil 2: Anhang Seite 39/140

    wirksamen Eigenschaften zu verlieren. Das Maltin bildet in gut gekeimter Gerste den hundertsten Theil. Da

    seine activen Eigenschaften um so bedeutend grsser als die der Diastase sind, so kann man mit derselbenMenge Maltin, welche in einer bestimmten Portion Malz enthalten ist, zehnmal so viel Bier erzeugen, als wenn

    man nur die Diastase benutzt. Dubrunfaut hat noch einen zweiten aber ungleich weniger wirksamen Krper

    dargestellt. Dieser verhlt sich in Betreff der Zersetzung der Strke wie Diastase; das Malz enthlt davon 1 1/2

    Proc., whrend es 1 Proc. Maltin enthlt. Die energische Behandlung mit Alkohol, welcher man den

    Malzaufguss aussetzt, um die Diastase zu gewinnen, zerstrt das Maltin. Dubrunfaut glaubt daher, dass die

    Diastase nur eine unwirksamer gewordene Modification des neuen Stoffes sei.

    II. Die Bereitung der Bierwrze

    Unter der Bezeichnung Bierwrze3 versteht man die aus Malz und Hopfen bereitete zucker- und

    dextrinhaltige Flssigkeit, welche spter durch Ghrung in Bier bergeht. Ihre Bereitung zerfllt in

    drei Operationen, nmlich in:a) das Schroten des Malzes,

    b) das Maischen oder Einmaischen,

    c) das Kochen und Hopfen der Wrze.

    a) Das Schroten des Malzes

    Die Bierwrze wird durch Extraction des Malzschrotes mit Wasser erhalten. Zu diesem Behufe muss

    das Malz zweckmssig zerkleinert (geschroten, gerissen, gebrochen) werden. Eine feine

    Pulverung zu Mehl wrde zwar die Extraction der auflslichen Theile des Malzes befrdern, allein aus

    einem zu feinen Malzmehle wrde nur usserst schwierig die Wrze klar, durch Filtration (im

    Maischkasten) erhalten werden knnen.

    Das Schroten geschieht entweder auf gewhnlichen Mahlmhlen, wo es dann erforderlich ist, um das Zerreiben

    der Hlse mglichst zu vermeiden, das Malz vorher mit Wasser zu netzen oder auf Schrot- oder

    Malzquetschmaschinen, welche zum Zerkleinern des Malzes vor den Mahlmhlen unstreitig den Vorzug

    verdienen, indem so behandeltes Malz sich vollstndiger extrahiren lsst. Es lsst sich erklren, dass das

    zwischen den Walzen zerquetschte Malz mehr Extract giebt, als das durch Schroten zerstckte, weil die Walze

    jeden Theil des Kornes gleich stark trifft und so die Hlse gleich gut abdrckt und lst.

    b) Maischen

    Das Maischen hat zum Zweck, nicht nu den in dem Malz erhaltenen Zucker und das Dextrin,

    berhaupt alle extrahirbaren Stoffe auszuziehen, sondern auch aus dem vorhandenen unvernderten

    Strkemehl mit Hlfe der sogenannten Diastase, des Wassers und einer geeigneten Temperatur,Zucker und Dextrin zu bilden. Dem eigentlichen Maischen geht das Einsteigen voran, wobei das

    gebrochene Malz mit Wasser befeuchtet und erweicht wird. Uebergsse man das Malz sogleich mit

    heissem Wasser, so wrden sich klumpige Massen bilden, die sich nur schwierig zertheilen lassen. Zu

    heisses Wasser wrde das Strkemehl in Kleister verwandeln, der die auflslichen Theile umhllt und

    das Eindringen des Wassers verhindert; die Diastase wird ferner durch zu heisses Wasser unwirksam.

    Das zur Extraction des Malzes nothwendige Wasser wird nie auf einmal, sondern in getheilten

    Portionen angewendet. Die hhere Temperatur ist in einer dicken Maische auch besser zu erhalten als

    in einer dnnen; die Zuckerbildung wird also auf diese Weise befrdert, da die thtigen Teile bei

    3Es sei hier ausdrcklich hervorgehoben, dass bei der Beschreibung der Bereitung der Bierwrze die gegenwrtig hufigangewendeten Verfahren Ma lzsurroga te wie Strkezucker, Glycerin u. dgl. Unbercksichtigt geblieben sind.

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    TCV 05 Hefen helfen: Bier , Brot & Brennerei Teil 2: Anhang Seite 40/140

    einander bleiben. Die Versuche von Musculus haben gezeigt, dass durch die Wirkung der Diastase

    auf Strkemehl nur ein Theil derselben in Zucker bergefhrt wird. Lermer fand, dass beimEinmaischen von Gerstenmalz im besten Falle nur die Hlfte der im Strkemehl entsprechenden

    Zuckermenge gebildet wird.

    Die Maischmethoden sind sehr verschieden; darin kommen aber alle berein, dass man die Zuckerbildung

    (Verzuckerung) in denselben Behltern vornimmt, in welchen das Ausziehen erfolgt. Je nach Art und Weise, die

    Maische auf die zur Verzuckerung geeignete Temperatur von 75 C zu bringen, unterscheidet man folgende zwei

    Maischmethoden:

    a) die Infusionsmethode, nach welcher die Maische einen bestimmten Wrmegrad erhlt, ohne dass

    irgend eine Portion derselben bis zum Sieden erhitzt wurde. Man bringt das eingeteigte gebrochene

    Malz durch heisses Wasser (erster Guss) auf die Maischtemperatur, lsst die Wrze nach hinreichenderfolgter Verzuckerung von dem Rckstande ab und gewinnt diejenige Portion Wrze, die von den

    Trebern zurckgehalten wird, durch nochmalige Zustze von heissem Wasser (zweiter, dritter Guss);

    die Infusionsmethode ist in einem grossen Theile des nrdlichen Deutschlands, in Frankreich, zum

    Theil in Oesterreich und in einigen gegenden Bayerns gebruchlich;

    b) die Deco cti onsm etho de . Nach ihr macht man im Gegensatze zu der Infusionsmethode vom

    theilweisen Siedenlassen der Maische Gebrauch;

    a. wendet man das Dickmaischkochen an, so wird das mit vielem Wasser eingeteigte

    Malzschrot nicht auf die Maischtemperatur erhoben, sondern diese dadurch erzielt, dass man

    einen Theil der Maische in der Braupfanne zum Sieden erhitzt, dann zu der brigen Maische in

    den Maischbottich giebt und dies einigemal wiederholt, bis die Maische die zur Verzuckerung

    geeignete Temperatur erlangt hat;

    b.

    nach dem Laut er ma isc hk och en bringt man das eingeteigte Malzschrot auf die

    Maischtemperatur, giebt die erste Wrze in die Pfanne und bringt sie siedend auf das Schrot

    zurck.

    Das Ei nt ei ge n oder Ein ma is ch en geht in den Mais ch ge f ss en vor sich; sie sind entweder runde Bottiche

    oder viereckige Maischkasten von Holz und mit einem doppelten Boden versehen. Der obere der beiden Bden

    ist durchlchert und befindet sich einige Zoll ber dem unteren. Zwischen den Bden ist ein Hahn zum Ablassen

    der Wrze angebracht. In grsseren Brauereien ist der hlzerne Seihboden durch einen metallenen Seihboden

    verdrngt. Man lsst das heissse Wasser nicht von oben, sondern von unten in den Maischbottich einfliessen

    und so zu dem Malzschrot gelangen, zu welchem Behufe ein hlzerner vierseitiger Kanal oder zweckmssiger

    ein weites kupfernes Rohr (der Pfaffe) vom oberen Rande des Bottichs bis unter den Seihboden herabreicht.

    Wird das Maischen mit Hlfe einer Rhrvorrichtung ausgefhrt, so steht der Pfaffe nicht in dem Bottich selbst,sondern ausserhalb desselben und zwar am zweckmssigsten auf dem Rohr des Abschlusshahnes. Unter den

    Maischgefssen befindet sich ein grosser Behlter, der Biergrand; dieser Behlter ist entweder von Stein,

    Cment, Holz oder aus Mauerwerk, stets aber mit Kupferblech begleitet und hat die Bestimmung, die von den

    Maischgefssen ablaufende Flssigkeit aufzunehmen. Dort, wo die Maische sogleich in die Braupfanne fliesst,

    fllt selbstverstndlich der Biergrand hinweg. Das Durcharbeiten der Masse whrend des Maischens geschieht

    entweder durch Handarbeit mit Hlfe von Krcken oder durch besondere mechanische Rhrvorrichtungen

    (Maischmaschinen), die durch Wasser- oder Dampfkraft in Bewegung gesetzt werden.

    Decoctionsmethode

    Gehen wir nun zur Beschreibung des eigentlichen Maischprocesses ber und beginnen wir mit der

    Decoctionsmethode. Das Einteigen geschieht in dem Maischbottich, in welchem man vorher diebestimmte Menge Wasser bringt und dann das geschrotete Malz hineinschttet. Die Wassermenge, die

    zum Einteigen gebraucht wird, betrgt auch 100 Volumen Malz 202 Volumen Wasser von

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    gewhnlicher Temperatur. Nachdem das gebrochene Malz mit dem Wasser gut umgerhrt worden ist,

    bleibt das Ganze 68 Stunden lang stehen. Whrend dieser Zeit wird das fr das Maischennothwendige Wasser in der Braupfanne zum Kochen erhitzt; die Menge desselben richtet sich darnach,

    ob Schenkbier oder Lagerbier gebraut werden soll. Das Quantum Wasser, das zur Herstellung einer

    bestimmten Menge Bieres verwendet wird, heit Guss, das Verhltnis der Malzmenge zur Qualitt

    der zu erzeugenden Wrze die Schttung. Im Knigreich Bayern ist die Biermenge, die aus einem

    bestimmten Malzquantum hergestellt wird, gesetzlich bestimmt und betrgt beim Schenkbier

    (Winterbier) 7 Eimer, beim Lagerbier (Sommerbier) 6 Eimer pro Scheffel Malz, oder mit anderen

    Worten:

    100 Volum. Malz liefern

    }

    202,3 Volum. Schenkbier,

    173,4 Lagerbier.

    Um nun diese Quantitt Bier zu erzeugen, muss man natrlich beim Brauen eine grssere

    Wassermenge anwenden. So werden z. B. in einer Brauerei Bayerns folgende Quantitten Wasser

    genommen:

    Pro Scheffel Malz zum Schenkbier zum Lagerbier

    zum Einteigen 7 Eimer 7 Eimer

    Maischen 6 4,5

    13 Eimer 11,5 Eimer

    oder fr

    100 Vol. Malz

    zum Einteigen 202,3 Vol. 202,3 Vol.

    Maischen 170,0 130,0

    372,3 Vol. 332,3 Vol.

    Diese Verhltnisse wechseln nach Qualitt der Gerste, der Witterung, Lnge der Zeit der

    Aufbewahrung u. s. w.

    Von den verschiedenen Modificationen der Decoctionsmethode seien 1) die bayerische oder Mnchner

    Maischmethode, und 2) das Augsburg-Nrnberger oder schwbische Maischverfahren oder dasauf Sa tz br au en angefhrt.

    Dickmaischverfahren

    Nach dem Mnchner Maischverfahren (D ickmaisch- oder Lautermaischkochen) wird die zum Sud

    erforderliche Wassermasse (der Guss) getheilt, zwei Dritttheile werden im Maischbottich mit dem Malzschrot

    zum Einteigen verwendet. Nachdem die Maische in dem Bottich 24 Stunden lang eingeteigt war, trgt man das

    letzte Drittheil Wasser, welches unterdessen in dem Braukessel bis zum Sieden erhitzt worden ist, unter

    fortwhrendem Umrhren ein, wodurch die Maische eine Temperatur von 3040 annimmt. Darauf folgt das

    er st e Dic km aisc hk oc he n ; zu diesem Zwecke zieht der Brauer das eingemaischte Schrot auf der einen Seite

    des Bottichs zusammen und schpft einen Theil davon in die Braupfanne, worin er es bei Schenkbier 30

    Minuten, bei Sommerbier 75 Minuten sieden lsst. Die Quantitt der zurckgeschpften Masse betrgt

    gewhnlich die Hlfte vom Guss. Die siedende Masse wird in das Maischgefss zurckgeschpft. Darauf folgt

    das Ueberschpfen der zweiten Dickmaische in die Braupfanne, in welcher man dieselbe beim Schenkier 75

    Minuten, beim Sommerbier eine Stunde sieden lsst. Durch die erste Dickmaische erhht sich die temperatur im

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    Maischbottich auf 4850, durch die zweite auf 6062. Nach beendigtem Maischen der zweiten Dickmaische

    beginnt das Ueberschpfen der L autermaische , d. h. des dnneren Theiles der Maische in den Braukessel, inwelchem man sie ungefhr 15 Minuten lang sieden lsst und sodann in den Maischbottich zurckbringt. Die

    Temperatur der Maische betrgt jetzt 7275 und ist die zur Zuckerbildung geeignetste. Die Maische bleibt nun

    in dem bedeckten Bottich 11/22 Stunden sich selbst berlassen. Whrend dieser Zeit wird, sobald die

    Lautermaische die Pfanne verlassen hat, dieselbe wieder mit Wasser gefllt und zwar mit so viel, als man zum

    Nachbierbereiten (Anschw nzen) braucht. Nach beendigter Verzuckerung wird die erste fertige Wrze in den

    Grand abgelassen oder unmittelbar aus dem Maischbottich in die Pfanne gepumpt. Nachdem die Wrze

    abgelassen, schreitet man zum Anschwnzen, d. h. zum vollstndigen Ausziehen der zurckbleibenden Trebern,

    auf welche man nochmals heisses Wasser giesst; die Masse wird durchgearbeitet, nach etwa einer Stunde zieht

    man die zweite Wrze ab, welche entweder mit der ersten gemischt oder getrennt von jener gebraut wird, um die

    Erschpfung der Trebern so weit als ausfhrbar zu treiben, wiederholt man den Nachguss und benutzt die

    erhaltene Wrze zum Nachbier (Schps, Heinzeln, Dnnbier, Covent oder Convent); vom Scheffel Malzbereitet man ungefhr 3040 Maass Nachbier. Die dann noch bleibenden Rckstnde bergiesst man nochmals

    mit Wasser und benutzt diesen letzten Auszug (Glat twa sser ), sowie die teigartige Masse, welche sich aus den

    mehligen Theilen des Malzes bildet und auf den Trebern beim Maischen absetzt, den sogenannten M al tz ta ig,

    auf Branntwein, sowie zur Fabrikatio