tÄtigkeitsbericht 2011

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1 TÄTIGKEITSBERICHT 2011 Menschen mit Behinderung sollen nicht als Fürsorgeobjekte gesehen werden, sondern als Menschen mit Rechten, die an der Gesellschaft teilhaben und teilnehmen wollen. Sie sollen auch in Abstimmung mit den Eltern ihr Leben selbstbestimmt planen können. Damit diese Selbstständigkeit und das Selbstbewusstsein im Kleinkind mit Behinderung sich entwickeln und entfalten kann, müssen die Familien von den ersten Lebenstagen an aufgefangen und professionell unterstützt werden, damit die Förderung sofort und im richtigen Maß startet. Dadurch braucht es später für diese Menschen viel weniger Pflegaufwand und auch weniger Kosten! Die gezielte Förderung muss im Kindergarten und in der Schule fortgesetzt werden. Sie kann nur geschehen, wenn das Kind mit Behinderung auch Mitglied der Klassengemeinschaft ist, wenn es von allen Lehrkräften und den Mitschülern angenommen wird und, wenn „Lernen“ in der Klasse mit anderen Schülern passieren kann. Dazu gehört auch ein individuelles Erziehungsprogramm, das die Kompetenzen des Schülers weiter fördert, aber auch die Schwachstellen mit einbezieht. Schon in der Mittelschule muss über eine Zukunftsplanung nachgedacht werden, welche weiterführende Schule den Schüler mit Behinderung am besten fördert und welche Ausbildung geeignet ist. Die neue Oberschulreform darf nicht für Jugendliche mit Behinderung „Aussondierung“ bedeuten – die Oberschule muss eine Schule für alle werden. In den letzten beiden Jahren der weiterführenden Schule muss für den Schüler eine Lebensplanung im Unterstützerkreis erstellt werden. Wo findet der Jugendliche mit Behinderung entsprechend seinen Fähigkeiten einen Arbeitsplatz, wie kann man ihn am gezieltesten dafür vorbereiten, sei es auch durch Praktikas, bzw., wo ist ein Platz in einer Struktur, in der der Jugendliche am besten betreut und gefördert wird. Der Jugendliche mit seinen Angehörigen muss aber selbst mitbestimmen können, wo und wie er sein weiteres Leben führen will.

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TÄTIGKEITSBERICHT 2011

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TÄTIGKEITSBERICHT 2011 Menschen mit Behinderung sollen nicht als Fürsorgeobjekte gesehen werden, sondern als Menschen mit Rechten, die an der Gesellschaft teilhaben und teilnehmen wollen. Sie sollen auch in Abstimmung mit den Eltern ihr Leben selbstbestimmt planen können. Damit diese Selbstständigkeit und das Selbstbewusstsein im Kleinkind mit Behinderung sich entwickeln und entfalten kann, müssen die Familien von den ersten Lebenstagen an aufgefangen und professionell unterstützt werden, damit die Förderung sofort und im richtigen Maß startet. Dadurch braucht es später für diese Menschen viel weniger Pflegaufwand und auch weniger Kosten! Die gezielte Förderung muss im Kindergarten und in der Schule fortgesetzt werden. Sie kann nur geschehen, wenn das Kind mit Behinderung auch Mitglied der Klassengemeinschaft ist, wenn es von allen Lehrkräften und den Mitschülern angenommen wird und, wenn „Lernen“ in der Klasse mit anderen Schülern passieren kann. Dazu gehört auch ein individuelles Erziehungsprogramm, das die Kompetenzen des Schülers weiter fördert, aber auch die Schwachstellen mit einbezieht. Schon in der Mittelschule muss über eine Zukunftsplanung nachgedacht werden, welche weiterführende Schule den Schüler mit Behinderung am besten fördert und welche Ausbildung geeignet ist. Die neue Oberschulreform darf nicht für Jugendliche mit Behinderung „Aussondierung“ bedeuten – die Oberschule muss eine Schule für alle werden. In den letzten beiden Jahren der weiterführenden Schule muss für den Schüler eine Lebensplanung im Unterstützerkreis erstellt werden. Wo findet der Jugendliche mit Behinderung entsprechend seinen Fähigkeiten einen Arbeitsplatz, wie kann man ihn am gezieltesten dafür vorbereiten, sei es auch durch Praktikas, bzw., wo ist ein Platz in einer Struktur, in der der Jugendliche am besten betreut und gefördert wird. Der Jugendliche mit seinen Angehörigen muss aber selbst mitbestimmen können, wo und wie er sein weiteres Leben führen will.

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In dieser Hinsicht braucht es noch sehr viel Sensibilisierung und Gespräche, damit Unternehmer Arbeitsplätze für Menschen mit mentaler Beeinträchtigung schaffen, damit das Projekt Plus + 65 weiter ausgebaut wird, damit weitere Arbeitsplätze in öffentlichen Verwaltungen wie Gemeinden, Sanitätsbetrieben, Bezirksgemeinschaften, Schulen und Kindergarten, aber auch innerhalb der Landesverwaltung selbst für Menschen mit Behinderung zur Verfügung gestellt werden. Leider ist die Bereitschaft dazu noch sehr niedrig. Zudem muss das Land dafür die entsprechenden Maßnahmen endlich umsetzen, wie die Lohnkostenzuschüsse und die Arbeitsplatzbegleitung. Von einer vollen und gleichberechtigten sozialen Teilhabe behinderter Menschen sind wir weit entfernt und es braucht sehr viele Gespräche und Aufklärungsarbeit, damit sich etwas ändert. Einige Strukturen, die zum Teil zu bloßen Aufbewahrungsstätten geworden sind, sind überfüllt, zu wenig Personal, kaum Spielräume für eine angemessene Förderung. Das Recht für eine menschenwürdige Förderung mittels Therapien und entsprechender Beschäftigung wird oft nicht erfüllt. Die Eltern werden immer älter und schaffen es nicht mehr, ihre Kinder zu Hause zu begleiten, bzw. zu betreuen. Es fehlen betreute Wohnplätze. Die Gemeinden fühlen sich häufig überhaupt nicht zuständig, die Bezirksgemeinschaften sind überfordert und haben nicht ausreichend finanzielle Mittel um all die Anfragen und Bedürfnisse zu erfüllen! Die Menschen mit Behinderung werden Gott sei Dank auf Grund besserer medizinischer Betreuung immer älter, was aber auch bedeutet, dass in vielen Strukturen der Altersdurchschnitt immer mehr nach oben geht. Das bedeutet gleichzeitig aber auch, dass die Strukturen voll sind, dass kaum junge Menschen nachrücken können und man in bestimmten Fällen auch die Überlegung anstellen muss, diese älter werdenden Menschen mit Behinderung in Altersheimen, vielleicht auch zusammen mit ihren in der Zwischenzeit oft im hohen Alter befindlichen Eltern, unterzubringen. Hier haben wir Eltern noch große Bedenken und auch Sorgen, denn wir wissen zu genau, wie wichtig für unsere Angehörigen die vertraute Umgebung mit ihren Beschäftigungsmöglichkeiten ist. Wir sind aber auch überzeugt, dass wir nicht nur gegen solche Überlegungen sein können, sondern dass auch wir uns selbst auf den Weg machen müssen, um den Kontakt mit den Verantwortlichen der Altersheime zu suchen, um eventuelle gemeinsame Möglichkeiten anzuschauen.

ALLGEMEINE SITUATION Kurz nach Jahresbeginn wurden landesweit in fast allen Bezirksgemeinschaften/Sprengeln Elterntreffen mit anschließenden Neuwahlen der Ansprechpartner vor Ort bzw. des Vorstandes durchgeführt. Dank der tatkräftigen Unterstützung der Ansprechpartner/innen vor Ort der vorangegangenen Legislaturperiode konnte wiederum das angestrebte Ziel, in 14 Sprengeln eine/n Ansprechpartner/in vor Ort und Stellvertreter/in (mit Ausnahme des Sprengels Salten/Sarntal/Ritten) aufzustellen, erreicht werden. Für den Sprengel Grödental und Eggental/Schlern haben sich keine Kandidaten für die Wahl als Ansprechpartner zur Verfügung gestellt. Diese beiden Sprengel werden bis auf weiteres vom AEB-Büro direkt betreut.

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Der neukonstituierte Vorstand (siehe Foto) wurde den Mitgliedern anlässlich der Jahresvollversammlung vom 15.04.11 vorgestellt und somit offiziell in seinem neuen Aufgabenbereich bestätigt. Der Vorstand bestätigte wiederum Hansjörg Elsler als Vorsitzenden und Ida Psaier als seine Stellvertreterin. Ebenso wurden auch Maria Tschaupp und Fabiana Moltrer als weitere Ausschussmitglieder bestätigt. Der neu gewählte Ausschuss ist zusammen mit dem neu gewählten Vorstand umgehend die übernommene Verpflichtung mit großer Bereitschaft angegangen. Obwohl jeder Wechsel der Gremien einen aktiven Krafteinsatz, sowohl aller im Verband tätigen Ehrenamtlichen, als auch der hauptamtlich Tätigen fordert konnten auch in diesem Jahr die gesetzten und angestrebten Ziele bis auf einigen Ausnahmen umgesetzt werden. Unsere 14 Ansprechpartner/innen in den verschiedenen Sprengeln mit ihren Stellvertreter/innen, die gleichzeitig die Funktion als Vorstandsmitglieder haben, unterstützten unsere Mitglieder vor Ort in unzähligen Beratungen, organisierten Elterntreffen, und nahmen an unzähligen Sitzungen, Infotreffen und Tagungen teil.

ANAGRAFISCHE DATEN: Ehrenamtliche Mitarbeiter/innen: 14 Ansprechpartner/innen vor Ort 13 Stellvertreter/innen 11 Selbsthilfegruppenleiter/innen 4 Leiter/innen der internen Arbeitsgruppen Diese ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen haben im Jahr 2011 insgesamt 2384 Stunden als ehrenamtliche Tätigkeit durchgeführt.

Mitgliederstand am 31.12.2011

767 Mitglieder

637

38

92 DeutscheMitglieder

ItalienischeMitglieder

LadinischeMitglieder

Im Jahr 2011 haben 6 Vorstandssitzungen und 11 Ausschusssitzungen stattgefunden. Zu verschiedenen Themenschwerpunkten in Arbeitsgruppen im AEB und den interdisziplinären Arbeitsgruppen und Fachgruppen fanden unzählige Besprechungen und Treffen statt. Am 26.11.11 fand unsere jährliche Klausurtagung statt an der auch der Präsident des Gemeindenverbandes, Dr. Arno Kompatscher teilgenommen hat. Da gerade die Gemeindevertreter eine Schlüsselrolle bei der Inklusion von Menschen mit Behinderung in der Südtiroler Gesellschaft spielen wurde, ausgehend von der UN-Konvention, in dieser Klausurtagung ihre Rolle kritisch durchleuchtet. Durch die Übernahme der Sozialdienste von Seiten der Bezirksgemeinschaften haben viele Gemeinden leider keinen direkten Bezug mehr zu ihren Bürgern mit Behinderung und deren Angehörigen. Der AEB war einerseits bei zahlreichen Informationstreffen, Workshops und Tagungen vor Ort (auch im Ausland) vertreten, organisierte andererseits aber auch mehrere Informationstreffen, Workshops und Seminare zu verschiedenen Themenschwerpunkten selbst bzw. mit anderen Institutionen. Bei den zahlreichen Veranstaltungen konnten Kontakte mit Verbänden und Organisationen geknüpft, Erfahrungen in verschiedenen Bereichen ausgetauscht und bei Bedarf Verbesserungsvorschläge und wichtige Hinweise geliefert werden.

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Vertreter/innen unseres Verbandes haben auch heuer wieder in verschiedenen Arbeitsgruppen im Dachverband für Soziales und Gesundheit mitgearbeitet. Zudem vertritt unsere Vizepräsidentin Dr. Ida Psaier im Ausschuss des Dachverbandes die Anliegen von Menschen mit mentaler Beeinträchtigung und deren Familien. Ebenso wird zum Wohle der beeinträchtigten Kinder/Jugendlichen und Erwachsenen und deren Angehörigen eine enge Zusammenarbeit mit dem Amt für Menschen mit Behinderung und anderen Verbänden, Diensten und Körperschaften gepflegt. In dieser Hinsicht weisen wir darauf hin, dass wir unsere Mitglieder auch über die Initiativen, welche von anderen Verbänden durchgeführt wurden, informiert haben, wie z. B. jene der Lebenshilfe, des Vereins „Il sorriso“, des Verbandes Angehöriger und Freunde psychisch Kranker, des Vereins Freunde der Behinderten und der Stiftung Vital, der Urania Meran, des Kulturvereins Brixen (IVHS), mit dem wir schon jahrelang zusammenarbeiten und auch mit der Integrierten Volkshochschule Vinschgau. Unterstützt wurden auch heuer wieder nachstehende Projekte/Initiativen:

• ESF-Kurs der Soz. Gen. Independent L. zur Arbeitsintegration im Bereich der Verwaltung, der Informatik und der Multimedialität für körperbehinderte Menschen, auch mit schweren motorischen Einschränkungen

• Projekte AFIS – Alternanza formativa per l’Inclusione Socio-lavorativa des “Servizio formazione individuale, ripartizione formazione professionale italiana”

Bevor wir nun im Detail auf unsere vielseitige Tätigkeit und durchgeführten Projekte 2011 eingehen, erläutern wir nachstehend in Kurzberichten die intensiven Aktivitäten unserer verschiedenen internen Arbeitsgruppen.

Interne Arbeitsgruppen

Arbeitsgruppe

Berufsausbildung und Arbeitsintegration

Hauptthemen in den 4 Sitzungen der Arbeitsgruppe Berufsausbildung und Arbeitsintegration waren die direkte Anstellung von Menschen mit Behinderung und der nahtlose Übergang von der Schule in die Arbeitswelt bzw. in eine Struktur. Maßnahmen zur Verbesserung der direkten Anstellung, wie Lohnkostenzuschüsse an die Betriebe und die Arbeitsplatzbegleitung nach einer festen Anstellung sind zwar im Gesamtkonzept, das mit unserer Beteiligung von einer Arbeitsgruppe im Land ausgearbeitet wurde, vorgesehen,

werden aber zur Zeit nicht angewandt. Daher führte Frau Psaier gemeinsam mit Herrn Elsler Gespräche mit den Landesräten Dr. Theiner und Dr. Bizzo, sowie mit dem Abteilungsleiter Dr. Tragust. Auch schriftlich wandten wir uns an die Landesräte Dr. Bizzo und Dr. Theiner, dass die Prämien an die Betriebe nicht gekürzt, wie im heurigen Jahr, sondern aufgestockt werden müssen. Landesrat Dr. Theiner will die Genossenschaften unterstützen und die Betriebe sollten Arbeiten an die Genossenschaften abgeben, aber auch diesbezüglich sind kaum Fortschritte. Die Arbeitsgruppe sollte in einer Pressekonferenz diese verfahrene Situation öffentlich bekannt machen, aber leider haben sich nur zwei Eltern dafür zur Verfügung gestellt. Mit der Postkartenaktion am 03. Dezember, am internationalen Tag für Menschen mit Behinderung, wollten wir die Mitmenschen darauf aufmerksam machen, dass Menschen mit Behinderung auch ein Recht auf Arbeit haben. Bezüglich geplanter Übergang von der Schule in die Arbeitswelt führt der AEB zurzeit ein ESF-Projekt: Personenzentrierter Berufsorientierung für Jugendliche mit Behinderung, unter der Leitung von DDr. Plangger in diesem und im nächsten Jahr durch.

Leiterin der AG-Berufsausbildung und Arbeitsintegration – Ida Psaier

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Arbeitsgruppe Down-Syndrom

Die AG-Down-Syndrom hat sich im Jahr 2011 mehrmals getroffen, um die für das Jahr 2012 geplante Sensibilisierungskampagne anlässlich des Internationalen Tages für Menschen mit Down-Syndrom, am 21.03.12, vorzubereiten. Ziel dieser Sensibilisierungskampagne soll sein, durch das Aufzeigen von positiven Beispielen, durch Fotos und Plakate in der Bevölkerung das Bewusstsein zu schaffen, dass

Menschen mit Down-Syndrom aller Altersstufen bei guter Förderung in unserer Gesellschaft gut integriert werden und auch wertvolle Mitarbeiter sein können. Um den Werbungseffekt zu vergrößern, wurden 2 Jugendliche mit Down-Syndrom mit dem Sänger der Kastelruther Spatzen, Norbert Rier abgelichtet. Wir sind sogar auf die Seiser Alm gefahren und dort wurden diese wunderbaren Fotos gemacht. Ein Werbegrafiker hat uns beraten.

Leiterin der Arbeitsgruppe Down-Sydrom - Ida Psaier

Arbeitsgruppe

Schule

Die AG Schule hat sich im heurigen Jahr zweimal getroffen. Dabei konnten wir wiederum auf die wertvolle Mitarbeiter der stellvertretenden Inspektorin der Dienststelle für Unterstützung und Beratung am deutschen Schulamt, Dr. Veronika Pfeifer bauen. Wir versuchten in unseren Treffen immer wieder die aktuellen Probleme in den verschiedenen Schulstufen zu durchleuchten und so den Fokus mehr auf die Qualität der schulischen Integration mit den

vorhandenen Ressourcen, als auf dem ständig präsenten Thema der Ressourcenknappheit zu richten. Wir sind bei verschiedenen Elternrunden in den Bezirken genau diesem Thema nachgegangen. Bei der zweiten Veranstaltung der letztjährigen Pustertaler Integrationsgespräche zum Thema schulische Integration in Bruneck, die durch die Anwesenheit der Inspektorin Frau Dr. Heidi Niederstätter und der Psychologin Dr. Elisabeth Weger zu einer regen Diskussion geführt hat, wurde auf jedem Falle ein insgesamt positives Bild der Situation in den Südtiroler Schulen aufgezeichnet. Seit dem heurigen Schuljahr ist unser Vorsitzender Herr Elsler nicht nur in der AG-Integration am deutschen Schulamt als Elternvertreter bei den Sitzungen anwesend, er wurde auch als Mitglied im GLIP (institutionsübergreifende Arbeitsgruppe aller drei Schulämter) von der Landesregierung ernannt und versucht dort die Sichtweise von uns Eltern in diesen Fachgremien einzubringen, was zwar oft sehr zeitaufwendig ist, aber auch seine Resultate bringt. Eine Untergruppe des GLIP überarbeitet zurzeit das seit 2004 gültige Abkommen. Da dieses Abkommen praktisch sämtliche Maßnahmen von der Schule, der Landesverwaltung, der Sanität und der Gemeinden in Bezug auf die Integration von Jugendlichen mit Behinderung in den Schulen behandelt, ist es eine sehr wichtig Basis, damit auch in Zukunft die Menschen mit Behinderung in der Schule/Kindergarten gute Voraussetzungen vorfinden. Weiters gibt es seit einigen Monaten eine Expertengruppe von Schulführungskräften und Fachleuten aus dem Psychologischen Dienst und des Arbeitsservice. Auch in diesem Gremium sitzt unser Vorsitzender als Elternvertreter. Bis zum heurigen Schulende soll diese Gruppe für die Landesregierung ein Strategiepapier erarbeiten, in dem die Einschreibungen von Jugendlichen mit Behinderungen in den Ober- Fach- und Berufsschulen kritisch betrachtet werden, aber vor allem auch der Übergang dieser Jugendlichen in die Arbeitswelt bzw. einer geschützten Struktur genauer erhoben wird. Auch hier gilt es, wichtige von uns immer wieder geforderte Maßnahmen aufzuzeigen, wie den besser geplanten Übergang von der Schule in die Arbeitswelt mit Unterstützerkreisen, aber auch die wichtigen Hinweise zu den Sozialgenossenschaften mit deren Praktikumsmöglichkeiten.

Leiter der AG-Schule - Hansjörg Elsler

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Arbeitsgruppe

Schwerstbehinderte

Die AG Schwerstbehinderte hat sich im Jahr 2011 zwar nur einmal in unserer Zentrale getroffen, doch haben die Teilnehmer dieser Arbeitsgruppe an verschiedenen themen-spezifischen Veranstaltungen teilgenommen. Eine Umfrage über den Hauspflegedienst hat ergeben, dass dieser in den verschiedenen Bezirken unterschiedlich gehandhabt wird. Eine Standortbestimmung nach zwei Jahren Pflegesicherung ist zufrieden stellend ausgefallen.

Eine junge Mutter konnte zudem als beratendes Mitglied dem Einstufungsteam beiseite stehen und somit Hinweise für eine bessere Einstufung der Kleinkinder liefern. Einige Teilnehmer /innen dieser Arbeitsgruppe haben auch aktiv bei den Aktionstagen zur Politischen Bildung mitgewirkt. Frau Stampfl Angelika (Leiterin der Selbsthilfegruppe ASS) hat sich sehr für die Belange von Eltern von Menschen mit Autismus eingesetzt und bei den zuständigen Ämtern für die Errichtung eines landesweiten Kompetenzzentrums stark gemacht. Bei der Arbeitsgruppe "Ältere Menschen mit Behinderung" im Amt für Menschen mit Behinderung haben wir auch teilgenommen, um zu verhindern, dass über unsere Köpfe Entscheidungen getroffen werden. In den Strukturbeiräten galt unser Einsatz für die Akkreditierung und deren Umsetzung, um eine bestmögliche Betreuung unserer Angehörigen zu erlangen. Ebenso fand eine Aussprache mit Dr. Martha Stocker statt, um über die Rentenabsicherung für pflegende Angehörige zu sprechen. Dank ihres Einsatzes wird sich in dieser Hinsicht noch einiges verändern. Über den Platzmangel in den Strukturen und alternativen Wohnmöglichkeiten und anderen Anliegen, die die Lebensqualität von Menschen mit schwerer Behinderung und deren Angehörigen beeinträchtigen wurde hingegen mit Dr. Tragust gesprochen.

Leiterin der AG-Schwerstbehinderte - Maria Tschaupp

Durchgeführte Tätigkeiten Projekte und Initiativen

2011

PROJEKTE 2011 PROJEKT 1/2011 - HILFE ZUR SELBSTHILFE VOR ORT - ENTLASTUNG DER FAMILIEN - ERHEBUNG VON BEDÜRFNISSEN - VERNETZUNG VON RESSOURCEN Das Ziel, eine nutzerorientierte Vernetzung und kooperative Zusammenarbeit mit Institutionen, Schulen, Ämtern, Gemeinden, Sprengeln, Bezirksgemeinschaften, Diensten und Verbänden zu pflegen, wurde großteils erreicht. Dank eben dieses gut funktionierenden Netzes von Ansprechpartnern vor Ort in den einzelnen Sprengeln (insgesamt 14) gelingt es immer wieder Mitglieder in die Tätigkeiten des Verbandes einzubinden. Bestandteil dieser Tätigkeiten waren sei es die bereichsübergreifenden Treffen und die Vermittlerrolle unserer Ansprechpartner bei verschiedenen Institutionen, als auch die Informationsvermittlung bei Elternrunden und Selbsthilfegruppetreffen. PROJEKT 2/2011 - DEZENTRALISIERTE ARBEITSGRUPPEN - HALT UND ORIENTIERUNG ANLAUFSTELLE – ZENTRALE UND DEZENTRALISIERTE ARBEITS- UND FACHGRUPPEN

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Als Grundlagen für die Arbeitsgruppen, Fachgruppen und Gremien wurden in verschiedenen Sprengeln des AEB Koordinierungstreffen der Gruppen vor Ort zu den verschiedensten Themen organisiert. Die einzelnen Vorschläge zur Verbesserung der verschiedenen Lebenssituationen konnten so schneller und effizienter umgesetzt werden. Mitglieder vor Ort wurden aufgefangen und deren Bedürfnisse erhoben. PROJEKT 3/2011 - TAGUNG: „INTEGRATIVE ARBEITSMODELLE“ Diese Tagung konnte aus organisatorischen Gründen zwar leider nicht durchgeführt werden. Die Organisation dieser Tagung im nächsten Jahr wurde allerdings schon im laufenden Jahr angegangen. PROJEKT 4/2011 - SENSIBILISIERUNG UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT - PRÄVENTION - KONTAKTE - KRISENHILFE Durch die Weitergabe von nützlichen Informationen und einer aktiven Sensibilisierungs- und Öffentlichkeitsarbeit sollen Betroffene ihre Wege selbst zu den verschiedenen Angeboten und Diensten für Menschen mit Behinderung finden, denn die Kontaktaufnahme zu Diensten, wie Krankenhäusern, Ärzte, Sozialen Einrichtungen und Schulen sind für Familien mit einem Menschen mit Behinderung oft beschwerlich. Dieses Projekt hilft aktive Mitglieder wachsen zu lassen, indem sie unsere Hilfe annehmen und gestärkt werden für Eigeninitiativen, um späteren Folgen vorzubeugen. Zudem werden neuen, jungen Familien mit Kindern und Jugendlichen mit Behinderung, aber auch Erwachsenen mit verschiedenen Behinderungsformen passende Begleitmaßnahmen angeboten.

INITIATIVEN 2011

Initiative 1-2/2011 Familienerholungswochen

Cavallino Caorle

Im heurigen Jahr hatten 29 Familien mit einem Kind mit Behinderung wieder die Möglichkeit dank unserem Sommerangebot, der Familienerholungswochen in Cavallino und Caorle in den Monaten Juni, Juli und August, auszuspannen und sich zu erholen, zumal untertags ihre 31 Kinder/Jugendlichen/ Erwachsenen mit Behinderung von einem Betreuerteam unter der Aufsicht einer erfahrenen Turnusleiterin betreut wurden. Viele Familien, die nun schon seit Jahren von diesem Angebot Gebrauch machen, möchten diesen Urlaub nicht mehr missen. Für einige Familien ist dies sogar die einzige Möglichkeit, Urlaub zu machen.

Cavallino

Caorle 1. Turnus

Caorle 2. Turnus

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Frau Alexandra Thaler, Leiterin des 1. Turnusses in Caorle hat sich vermehrt bemüht, die Aktivitäten und Initiativen zur Unterhaltung der Kinder/Jugendlichen bzw. der Erwachsenen mit Behinderung in enger Zusammenarbeit mit dem Team der Caritas zu organisieren und somit die Integration/Inklusion von Menschen mit Behinderung noch mehr zu fördern. Kinder mit und ohne Behinderung und deren Familien haben zusammen gespielt, musiziert, gebastelt und sich unterhalten, neue Freundschaften konnten geknüpft und viele, Erfahrungen konnten ausgetauscht werden. Frau Veronika Wegmann Stampfer hat heuer das letzte Mal die Aufgabe als Leiterin unserer Familienerholungswochen in Caorle übernommen. Es war uns ein großes Anliegen Frau Wegmann Stampfer für ihren 10-jährigen Einsatz zu danken und ihr weiterhin alles Gute zu wünschen. Ihre Erfahrung, ihr Verständnis und ihre Hilfsbereitschaft werden viele Familien vermissen. Frau Stefanie Ausserer, die seit mehreren Jahren als Betreuerin für uns tätig war und damit schon viele Erfahrungen gesammelt hat wird im nächsten Jahr Frau Wegmann Stampfer vertreten Frau Gaia Vettori, Leiterin des Turnusses in Cavallino hat mit ihrer Erfahrung und ihrem sonnigen Gemüt dazu beigetragen, dass sich während des 14-tägigen Aufenthaltes niemand gelangweilt hat. Kinder, Jugendliche aber auch Erwachsene mit Behinderung wurden in allen möglichen Aktivitäten miteinbezogen. Für alle Beteiligten waren diese Familienerholungswochen ein tolles Erlebnis, an das sie sich gerne noch lange zurückerinnern werden. Wir danken den Turnusleiterinnen, den Betreuer/innen, der Caritas und der Odar für die gute Zusammenarbeit, die zum guten Gelingen der Familienerholungswochen beigetragen haben und versichern unseren Mitgliedern, dass wir uns weiterhin bemühen, soweit als möglich, auch künftig den Qualitätsstandard auf Grund der Bedürfnisse der teilnehmenden Familien anzupassen.

Initiative 3/2011 Verschiedene Tagungen/ Infotreffen/ Workshop Gesprächsrunde für älter werdende Eltern von Menschen mit Behinderung Der richtige Umgang mit erwachsenen älter werdenden Menschen mit Behinderung stellt deren Eltern oft vor großen Herausforderungen. Viel zu oft wissen sie nicht, wie sie sich in gewissen Situationen verhalten sollen bzw. mit wem sie darüber reden sollen. Dr. Elisabeth Weger (Psychologin der ANFFAS von Trient) ist dank ihrer langjährigen Erfahrung im Umgang mit älteren Menschen mit Behinderung bei diesen Gesprächsnachmittagen auf die Anliegen von betroffenen Eltern von erwachsenen Menschen mit Behinderung eingegangen und hat dabei versucht, bestmögliche Ratschläge zu erteilen. Pustertaler Integrationsgespräche Seit mehr als 20 Jahren wird diese Veranstaltungsreihe bei der immer Themen des Behindertenbereichs angeschnitten werden erfolgreich in Bruneck durchgeführt. Schwerpunkte der diesjährigen Pustertaler Integrationsgespräche waren die Arbeitseingliederung von Menschen mit Behinderung, neue Wohnformen und Tätigkeitsfelder für Menschen mit Behinderung, eine verbesserte Frühförderung von Menschen mit Behinderung, die schulische Integration, ein Vätertreffen und die Betrachtung von Methoden der Zukunftsplanung über Unterstützerkreise für Menschen mit Behinderung. Insgesamt waren bei den vier Veranstaltungen mehr als 150 Teilnehmer anwesend und es konnten wiederum viele neue und wichtige Informationen, Visionen, aber auch neue Erkenntnisse für Menschen mit Behinderung, für deren Eltern, aber auch für politische Verantwortliche aufgezeigt werden.

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Vätertreffen Einmal trafen sich Väter von Menschen mit Behinderung zusammen mit dem Familienseelsorger Mag. Fiung in der Lichtenburg in Nals um über die „Sinnfrage“ zu diskutieren und im Besonderen um sich Erfahrungen als „Väter“ von Kindern/Jugendlichen/Erwachsenen mit Behinderung auszutauschen. Im Herbst wurde hingegen eine 2-stündige Wanderung zur Stumpfalm im Gsiesertal organisiert. Leider haben an dieser Wanderung sehr wenig Väter teilgenommen. Jene Väter, die bei diesem Tagesauflug dabei waren haben einerseits einen unbeschwerlichen Tag erlebt und sich gegenseitig stärken können. Workshop „UN-Konvention“ Diese Initiative wurde wegen Mangel an Teilnehmer/innen kurzfristig abgesagt. Eltern-Kind-Tag / „Pörnbacher Konzept“ In Zusammenarbeit mit dem Kulturverein Brixen unterstützte Frau Traudl Pörnbacher des Centrum für Komplementärmedizin und Leiterin des Pörnbacher Instituts für Fortbildung in München auch heuer wieder mit individueller Beratung und Supervision betroffene Eltern aus dem Gebiet Brixen und Umgebung. Die Behandlungsweise beruht auf Aktivierungsreizen, die durch spezifische Lagerungselemente erwirkt werden. Dadurch werden Aufrichtungsprozesse individuell aktiviert, die dem jeweiligen Entwicklungsstatus des Kindes angepasst sind. Zugleich wird durch ein gezieltes Reizangebot die sensomotorische Entwicklung aktiviert für: effiziente Tiefatmung, Laut- und Sprechproduktion, Verbesserung der Nahrungsaufnahme, Aktivierung der Sinnesleistungen für Hören und Sehen, Aktivierung der handmotorischen Stütz- und Greiffunktionen. Montessori Pädagogik Eltern von Kindern mit Behinderung aus dem Raum Brixen und Umgebung erhielten in einer zweistündigen Einzelsitzung unter der Leitung von Frau Lore Anderlik (AMI-Montessori-Therapeutin) direkten Einblick in die Montessoritherapie. Die Eltern als Haupt-Bezugsperson wurden dabei unmittelbar an der Arbeit mit ihrem Kind einbezogen und konnten in der nachgehenden Besprechung gemeinsam mit der Therapeutin Anregungen über Förderung und Erziehung erhalten. Vortrag „Manchmal wird es mir zuviel“ Diese Initiative musste kurzfristig abgesagt werden, da die Referentin erkrankte. Infotreffen zu den verschiedenen Therapieformen Nach reiflicher Überlegung ist man in Absprache mit den Ansprechpartner/innen bzw. Stellvertreter/innen zum Entschluss gelangt, über die verschiedenen Therapien nach Anfrage bei den einzelnen Selbsthilfegruppetreffen vor Ort zu berichten, da es unwahrscheinlich ist, dass Eltern aus den verschiedenen Landesteilen für eine solche Veranstaltung nach Bozen kommen. Informationstreffen zum Thema „Sachwalterschaft und Behinderung“ Dr. Marion Brugnara konnten den Eltern in klarer und einfacher Form die Vor- und Nachteile einer Sachwalterschaft bzw. Entmündigung anlässlich dieses Informationstreffens darstellen. Außerdem hat dieses Informationstreffen dazu beigetragen, den betroffenen Eltern die Entscheidung zu erleichtern, ob sie ihr Kind entmündigen sollten, oder ob es besser wäre, einen Sachwalter dafür einzusetzen.

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Expertenvortrag zum Thema „Tomatis“ Dr. Claudia Terragnolo (Psychologin, Psychotherapeutin, Expertin in Audio-Psycho-Phonologie nach A. A. Tomatis) stellte während der Vorträge die Audio-Psycho-Phonologie nach A. A. Tomatis, auch Tomatis-Methode genannt und deren vielfältigen Anwendungsbereiche vor. Es handelt sich hierbei um eine Therapieform mit der z. B. Wahrnehmungsbeeinträchtigungen bzw. Hörverarbeitungsstörungen bei Erwachsenen und Kindern behandelt werden. Dank des unermüdlichen, ehrenamtlichen Einsatzes unserer Ausschuss- und Vorstandsmitglieder und deren Stellvertreter/innen, der Selbsthilfegruppenleiter/innen und der Teilnehmer/innen unserer internen Arbeitsgruppen konnten fast alle Initiativen und Projekte großteils erfolgreich und zur Zufriedenheit aller Beteiligten umgesetzt werden.

Weitere Projekte:

Projekt: Pedagogia dei genitori

Elternpädagogik

Im Laufe des Jahres 2011 wurden im Rahmen des Projektes „Pedagogia dei genitori/Elternpädagogik“ mehrere Treffen organisiert bei denen unsere Mütter Valeria, Fabiana und Francesca in Zusammenarbeit mit dem italienischen Schulamt in verschiedenen Schulen von Bozen, Meran, Brixen und Toblach vor Studenten und Eltern als Sprachrohr für unseren Verband die so genannten „Erzählungen“ durchgeführt haben. Diese „Erzählungen“ sollten dazu dienen, die Integration noch mehr zu fördern, indem der Alltag unserer Kinder mit unseren Augen erzählt wurde. Diese Methodik beruht auf die Anerkennung der pädagogischen Kompetenzen und Kenntnisse der Eltern und ihrer Fähigkeit bei der „Lebensplanung“ mitzuwirken. Diese

Denkweise hat beispielsweise dazu beigetragen, dass bei verschiedenen Treffen mit der öffentlichen Verwaltung (Betrieb für Sozialdienste Bozen, der Landesverwaltung) die Eröffnung einer Tagesstätte für Jugendliche ermöglicht wurde, wobei mehr auf die soziale Integration geachtet wurde, indem die Behinderung als Ressource gesehen wird um dadurch mehr Solidarität und gegenseitigen Respekt zu erlangen. Im klassischen Lyzeum in Meran wurde ein weiteres Treffen in einer Klasse mit pädagogischer Ausrichtung durchgeführt, in der deutsch- und italienischsprachige Mütter unseres Verbandes involviert wurden. In diesem Zusammenhang ist eine zweisprachige Veröffentlichung vorgesehen die die Schüler in einem zweiten Moment unter Form einer Animation in den Schulen und öffentlichen Strukturen vorstellen werden. Dieses Projekt hat ein reges Interesse erhoben. Es wurden auch schon Kontakte mit den deutschsprachigen Schulen „Pestalozzi“ und „Schweitzer“ in Bozen aufgenommen um auch dort in einigen Klassen mit diesem Projekt zu beginnen. Demnächst wird eine Aussprache mit der zuständigen Inspektorin der Dienststelle für Unterstützung und Beratung und der Direktorin der Schulen stattfinden. Eine Delegation unseres Verbandes hat in Barbiana (Toscana) an einer nationalen Tagung mit dem Schwerpunkt „Elternschaft“ von Don Milani teilgenommen und dabei die Erzählungen unserer Mütter vorgelesen und über unserem Verband berichtet.

EU-Projekt: Yes we can

Schwerpunkt des 2-jährigen EU-Projektes “Yes we can – Mathematik für Menschen mit Down Syndrom“ war im heurigen Jahr vor allem die Erprobung des Konzeptes „Rechnen mit links… und rechts“. Im Rahmen mehrerer Workshops konnten Frau Lerchner Johanna und Frau Platzer Sieglinde (ausgebildete Trainerinnen) insgesamt mehr als 70 Personen (Ergotherapeuten, Logopäden, Sozialbetreuer/innen, Frühförderer, Lehrer/innen und Mitarbeiter/innen für Integration und Eltern) in diese spezielle Rechenmethode einführen. Ungefähr 40 Workshopteilnehmer/innen erprobten über einen

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Zeitraum von sechs Monaten (von April 2011 bis September 2011) das didaktische Konzept „Rechnen mit links… und rechts“ – eine Methode des Fingerrechnens - mit Menschen mit Down Syndrom unterschiedlichen Alters. Die Rückmeldungen waren durchwegs positiv, viele Lehrende und Lernende konnten sich bereits in dieser kurzen Übungszeit über beachtliche Lernfortschritte freuen. Nun soll es auch über dieses Projekt hinaus möglich werden, dass Menschen mit Down-Syndrom den Umgang mit Geld, mit Mengen, Maßen und der Uhr erlernen bzw. vertiefen und festigen - und ihnen auf diese Weise neue oder mehr Möglichkeiten gesellschaftlicher Teilhabe eröffnet werden. Das EU-Projekt „YwC – Mathematik für Menschen mit Down Syndrom“ wurde mit 31.12.11 abgeschlossen. ESF-Projekt: Verbesserung des Zugangs zu allgemeiner beruflicher Bildung durch systemwirksames Übergangsmanagement für junge Menschen mit Behinderung unter Anwendung personenzentrierter Methoden in Unterstützerkreisen, Zukunfts- und Teilhabeplanungen, um deren nachhaltige soziale Eingliederung zu fördern Dieses Projekt ist im April 2011 gestartet. Hauptziel dieses Projektes ist es, neueste Erfahrungen im Bereich der Berufsorientierung mit Entwicklungen im Bereich des Personenzentrierten Denkens und Handels und der Persönlichen Zukunftsplanung in Verbindung zu bringen, um sie in der Südtiroler Praxis - im Übergang Schule- Arbeitswelt - zu verankern. Seit April wurden daher verschiedene Informationsveranstaltungen abgehalten, um die Systempartner über die relevanten Ziele und Inhalte zu Informieren. In den Sommermonaten wurde eine weitläufige Studie zu Personenzentrierten Modellen der Berufsorientierung für Menschen mit Behinderungen durchgeführt. Die Ergebnisse liegen als Kompendium „Best Practices im Bereich der Berufsorientierung mit Material- und Linksammlungen“ vor. Am 21. Oktober 2011 fand die erste Transferplattform statt, an der verschiedene Landesämter und Abteilungen sowie andere Organisationen im Behindertenbereich teilnahmen. Die Transferplattform ist das Gremium, welches die Konzeptentwicklung unterstützt, um ein Modell der personenzentrierten Berufsorientierung für junge Menschen mit Behinderungen im Übergang Schule - Beruf zu implementieren. Im Dezember begann das Projektteam mit der Durchführung der Pilotphase, die darauf abzielt, durch Unterstützerkreise und Zukunftsplanungen vier Schüler/Innen mit Behinderungen im Übergang in die Berufswelt zu unterstützen. Viele kleine und große Initiativen zur laufenden Verbandstätigkeit könnten noch erwähnt werden, die gezeigt haben, dass wir die Anliegen von Menschen mit Behinderung und deren Angehörigen ernst nehmen. So haben sich beispielsweise in verschiedenen Diskussionsrunden Eltern von schwer körperbehinderten Menschen mit regem Geist mehrmals getroffen, um Vorschläge auszuarbeiten, wie Jugendliche nach Beendigung der Schullaufbahn integriert werden können. Es gibt für sie nämlich kaum geeignete Angebote und Alternativen (Tagesstätte, Freizeit, Arbeit usw.) und die Werkstätte sind für sie auch nicht geeignet. Es müssen unbedingt neue Angebote geschaffen werden. Seit einem Jahr verfolgt zudem auch eine Gruppe von Mitgliedereltern des AEB aus dem Gebiet Bozen und Umgebung diese Thematik. In Zusammenarbeit mit dem A.I.A.S. und dem BSB hat der AEB versucht bei verschiedenen Sitzungen zu diesem Thema passende Lösungen auszuarbeiten. Das Institut für sozialen Wohnbau hat auf Anfrage des BSB seine Zusage für die Nutzung einer passenden Räumlichkeit in einem sozialen Umfeld erteilt. Nachdem die nötigen architektonischen Anpassungen vorgenommen worden sind, soll gemeinsam mit betroffenen Eltern das Programm zur Beschäftigung dieser Jugendlichen mit Behinderung ausgearbeitet werden. In Bezug auf unsere Forderung zur Gründung einer interdisziplinären Fachgruppe zur Beratung, Begleitung und Unterstützung von Menschen mit Autismus (Kompetenzzentrums) mit der man auf Landesebene eine interdisziplinäre Zusammenarbeit und Vernetzung aller Dienste -, für Diagnostik (besonders Frühdiagnostik!), Beratung, Förderung, Rehabilitation, Therapie, Kindergarten, Schule, soziale Einrichtungen erlangen sollte

Page 12: TÄTIGKEITSBERICHT 2011

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wurden mehrere Gespräche mit den zuständigen Ämtern geführt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, die auf der mangelnden Zusammenarbeit der Dienste zurückzuführen sind scheint es künftig Fortschritte zu geben. Wir werden auf jeden Fall ein wachsames Auge darauf legen. Der AEB ist zudem zusammen mit der Lebenshilfe in der Arbeitsgruppe zur Ausarbeitung eines Konzeptes für die Familienbegleitung und pädagogische Frühförderung von Kindern mit Beeinträchtigungen unter der Koordination des Amtes für Menschen mit Behinderung aktiv beteiligt. Diese Arbeitsgruppe, die seit April 2010 tätig ist, hat sich auch im Jahr 2011 fünfmal getroffen, um an den Konzept zu arbeiten. Es sollen sinnvolle und notwendige Unterstützungen für Familien mit neugeborenen Kindern mit jeglicher Beeinträchtigung in den ersten Lebensjahren (von 0 bis 6 Jahren) auch direkt in der Familie angeboten werden. Dazu werden jene Gelder verwendet, die frei wurden, durch die Angleichung der Zivilinvalidenrenten für minderjährige Teilinvalide vor zwei Jahren. Gerade im Monat Februar 2012 hat sich diese Gruppe zur letzten Sitzung getroffen, das Konzept ist ausgearbeitet und steht, es war sehr schwierig gerade im Sanitätsbetrieb hier die notwendige Akzeptanz zu finden. Es wurde vom Landesrat Dr. Theiner die Entscheidung getroffen, dass dieser Dienst als ureigene Aufgabe bei den Sozialdiensten angesiedelt wird, es wurde der Sozialbetrieb Bozen mit der Umsetzung beauftragt. Jetzt geht es an die Umsetzung des Konzeptes, es wird eine von uns eingeforderte Lenkungs- bzw. Steuerungsgruppe eingesetzt, die die Umsetzung dieses neuen Konzeptes begleiten wird. Wir werden uns dort weiter einbringen, damit diese neue Dienstleistung sich so entwickelt, wie es unsere Familien brauchen! Eine weitere Initiative an der wir uns seit einigen Jahren aktiv beteiligen sind die Aktionstage Politische Bildung. Im Zeitraum vom 23. April bis 09. Mai 2011 konnten unsere Ansprechpartner/innen zum Schwerpunktthema „Verantwortung übernehmen gegenüber Menschen mit Behinderung“ auch heuer wiederum in mehreren Oberschulen in Gesprächsrunden (ca. 2 Stunden) zu obigem Thema wertvolle Informationen erteilen und anschließend den Studenten auf all ihre Fragen antworten. Wir danken dem Amt für Menschen mit Behinderung dafür, dass sie auch heuer fast all unsere Initiativen und Projekte finanziell unterstützt und begleitet haben. Ein großer Dank gebührt außerdem unseren Gönnern, der Banca d’Italia, dem Raiffeisenverband Südtirol, der Fa. Orthopädie S. Brugger, der Fa. Steinmetz Tscholl, der Fa. Extracta, der Fa. Lignum Haus für deren großzügige Spenden, aber auch allen Mitgliedern und deren Angehörigen, die mit ihren kleineren und größeren Spenden dazu beigetragen haben, unseren Einsatz zu fördern, damit auch künftig die Lebensqualität von Menschen mit Behinderung und deren Angehörigen deutlich verbessert werden kann. Ein besonderer Dank gilt auch all jenen, die bei der Steuererklärung 2010 die 5 Promille der geschuldeten Steuer 2009 unserem Verband zugewiesen haben. Da das Finanzgesetz 2010 auch für das Jahr 2011 dieselbe Vorgangsweise festgelegt hat, danken wir bereits im Voraus all jenen, die uns mit der Zuweisung der 5 Promille der geschuldeten Steuer weiterhin unterstützen. Durch die Veröffentlichung interessanter Berichte und Interviews über verschiedene Themen im Behindertenbereich haben die lokalen Medien sehr viel zur Sensibilisierung beigetragen. Bei der Gelegenheit danken wir für die weitere Unterstützung der Medien aller drei Sprachgruppen für ihre wertvolle Arbeit und wünschen uns weiterhin eine gute Zusammenarbeit. Bozen, Jänner 2012