spree7 vision paper: realtime advertising 2020. die automatisierung klassischer mediengattungen

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Die Vorzüge des Realtime Advertisings werden langfristig nicht nur Web- und Mobile-Werbung vorbehalten bleiben. Bis zum Jahr 2020 könnte ein Rollout auch in den meisten klassischen Medien stattfinden. Wie sieht die Werbung der Zukunft aus: Zeigen digitale Plakatwände weiterhin eine Woche lang die gleiche Botschaft? Ab wann wird ein TV-Werbespot regionale Nachrichten berücksichtigen können? Stellt das Magazin der Zukunft Inhalte und Werbung für jeden Abonnenten individuell zusammen? Ist das Ad-Word-Gebotsprinzip im Radiomarkt umsetzbar? Schafft die Customer-Journey-Analyse den Sprung bis an den POS? Im Whitepaper finden Sie Einschätzungen zum Digitalisierungsgrad von Außenwerbung, TV, Radio, Dialogwerbung, Print und POS in den nächsten Jahren. Viktor Zawadzki und Oliver Busch von Spree7, der Trading-Desk-Service für die effiziente Steuerung digitaler Werbung in Echtzeit, diskutieren darin Zukunftsszenarien für klassische Medien unter dem Einfluss von Realtime Advertising. Wie digital sind die Medien, die wir noch „offline“ nennen, heute schon und welche Entwicklungen sind hier zukünftig zu erwarten? Zum Hintergrund: Das Verständnis für die Technologie des Realtime Advertisings in der DACH-Region hat sich gefestigt und die Standardisierung gewinnt an Fahrt. Die Zukunft überholt zumeist selbst die kühnsten Vorstellungen, die man sich von ihr macht. Die Autoren wagen trotzdem einen Ausblick in die mögliche, künftige Entwicklung der gegenwärtig vielversprechendsten Technologie des Marketings. Ihre These lautet: Die Vorzüge des Realtime Advertisings werden langfristig nicht nur Web- und Mobile-Werbung vorbehalten bleiben. Bis zum Jahr 2020 wird ein Rollout auch in den meisten klassischen Medien stattfinden. www.spree7.com Werden Sie Teil der Google+ Community: gplus.to/rtacommunity Besuchen Sie Spree7 auf Facebook: facebook.com/Spree7GmbH Oder folgen Sie uns auf Twitter: @Spree7com

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Der Theorie des klassischen Gartner Hype-Cycles folgend, befindet sich die Digitalbranche beim Thema Realtime Adver-tising gerade auf dem „Pfad der Erleuchtung“. Den klassi-schen „Hype“ um neue Technologien und halbfertige Produkte haben Realtime Advertising und Big Data längst hinter sich gelassen und ebenso die Phase der „Ernüchterung“ ob techni-scher Barrieren und mangelnder Reichweite. Das Verständnis für die neue Technologie hat sich gefestigt und die Adaption in der Breite der Publisher und Advertiser gewinnt an Fahrt.

Wir wissen um den begonnenen Umbruch ebenso wie um den unvermeidlichen Transformationsaufwand, den die Baustelle der zweiten digitalen Revolution uns abverlangt: Die Bausteine aus Amerika sind längst eingetroffen, der Mörtel ist vor Ort anzufertigen. Denn alle erforderliche Technik ist da. Die Exper-tise zur Komposition der Komponenten und der Aufbau spezifi-scher Erfahrungswerte ist von jedem selbst zu erbringen – auf beiden Seiten der Wertschöpfungskette.

Viktor Zawadzki (rechts) und Ol iver Busch

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Die Adaption des Realtime Advertisings zur Steuerung digitaler Werbung ist in vollem Gange. Dem automatisierten, datenge-stützten Handel von Display-Werbung im stationären Internet folgte die Einbeziehung des mobilen Webs als integrierbarer Kanal. Aktuell stehen die umfassendere Erschließung der Online-Videowerbung sowie der Werbung auf Facebook im Fokus der Entwicklung. Durchweg gilt: Es gibt keinen Grund mehr, Werbekontakte im Paket zu buchen - Wochen im Voraus und ohne Berücksichtigung der währenddessen neu einge-henden Informationen. Leif Pellikan, Redakteur für Digital- und Medienthemen beim Verlag Werben & Verkaufen GmbH, pro-gnostiziert dem Realtime-Advertising einen rasanten Anstieg. Auf Kundenseite werden bis zum Jahr 2020 rund 75 Prozent der Digital-Budgets über vollautomatisierte Programmatic-Advertising-Systeme laufen (siehe nächste Seite).

Denn die Vorzüge des Realtime Advertisings werden mittel- bis langfristig nicht nur Web- und Mobile-Werbung vorbehalten bleiben. Schon heute gibt es keine analogen Massenmedien mehr – alles ist längst digitalisiert und somit granularer als bisher möglich optimierbar. Wir gehen fest davon aus, dass

wir schon in Kürze einen mehrjährigen, nachhaltigen Rollout des Realtime-Advertising-Prinzips auch in den klassischen Mediengattungen erleben werden.

Bei der Außenwerbung (digital Out-of-Home, dOoH) stecken Marketer schon mitten im Prozess, Werbeflächen in Echtzeit buchbar zu machen. Zeithorizont: wenige Monate S. 5

Im TV beginnt Realtime Advertising seinen Einzug ins heimi-sche Wohnzimmer auf der technischen Basis von Smart-TVs und internettauglichen Set-top-Boxen.Zeithorizont: 2 bis 6 Jahre S. 7

Radio wird TV als kleiner Bruder mit geringer Verzögerung in die Automatisierung folgen, verstärkt durch die weitere Ent-wicklung des digitalen Webradios. Zeithorizont: 3 bis 6 Jahre S. 10

Die Dialogwerbung allerdings hat das Potential, bei einer Ver-schmelzung mit der Mediaplanung dem datengetriebenen Marketing einen Quantensprung zu bescheren.Zeithorizont: wenige Monate S. 10

Printerzeugnisse wird das Realtime Advertising wohl zuletzt erreichen, doch auch hier gibt es denkbare Wege, um Plat-zierung und Inhalte in Tageszeitungen und Magazinen wert-schöpfend zu dynamisieren.Zeithorizont: 4 bis 8 Jahre S. 11

» Die Vorzüge des Realtime Adver tisings werden langfristig nicht nur Web- und Mobile-Werbung

vorbehalten bleiben «

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Wann und wie genau die Transformation des Realtime Adverti-sings die genannten Mediengattungen erfassen wird, ist ange-sichts der Vielzahl an marktspezifischen Faktoren natürlich kaum genau abseh- und prognostizierbar. Sicher ist jedoch, dass die Revolution der Marketingautomatisierung kein

Medium völlig unbeeinflusst lassen wird. Somit ist eine aktive Auseinandersetzung mit neuen Wegen zu höherer Wertschöp-fung für die Marktteilnehmer auf beiden Seiten der Wert-schöpfungskette ratsam.

Quelle Gr afik: W&V – Werben & Verkaufen, Nr. 38/2013, S. 18 im Extr a

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Außenwerbung hat in den letzten zehn Jahren eine beachtliche Digitalisierung vom gedruckten Plakat zur digitalen Werbe-fläche vollzogen. Nahezu alle stark frequentierten Stellen an Flughäfen, Bahnhöfen und in U-Bahnstationen sowie an vielen belebten Kreuzungen und Plätzen sind durch digitale Flächen ersetzt worden (digital Out-of-Home oder kurz: dOoH). Die Werbung auf diesen Flächen wird mehrheitlich über Internet-verbindungen eingespielt.

In Deutschland befinden sich die Flächen überwiegend in der Hand des innovationsfreudigen Marktführers Ströer und seiner Tochtergesellschaft Infoscreen. Ströer hat vor wenigen Monaten seine Digitalvermarktungssparte (Websites) mit der Plakatsparte (OoH und dOoH) fusioniert, um zeitgleich die Akquisition des digitalen Werbemarktplatz AdScale stemmen zu können. AdScale hatte kurz zuvor seine eigene Realtime-Advertising-Technologie gelauncht und erfolgreich begonnen, Werbeplätze einzeln in Echtzeit zu vermarkten. Auch über das eigene Unternehmen hinaus treibt Ströer die Entwicklung der Branche voran: Die Brancheninitiativen zur europaweiten Standardisierung des dOoH sowie zur Förderung der OoH-Videowerbung kommen zügig voran.

Bis zu diesen neuesten, konkreten Entwicklungen auf dem Markt erschien eine mögliche Verschmelzung von Realtime Advertising und OoH als bloße Theorie. Mittlerweile ist davon auszugehen, dass dOoH unter den klassischen Mediengat-tungen hierzulande schon bald den Anfang beim Einstieg ins Realtime Advertising machen wird.

Was genau passiert mit dOoH in der Realtime-Advertising-Welt? Einerseits werden Werbeflächen flexibler und kurzfris-tiger belegbar sein. Für Restplätze wird wahrscheinlich analog zu Webseiten das Gebotsprinzip eingesetzt werden (Bidding). Bislang werden Restplätze nicht selten von mit Telefon und Fax bewaffneten Hard-Sellern aus dem In- und Ausland in den Markt gedrückt.

Spannender für die Branche wird sicherlich die präzisere Aussteuerungsmöglichkeit der Einschaltzeiten und Inhalte: Warum sollen die Wände eine Woche lang die gleiche Bot-schaft zeigen, obwohl jeder Tag möglicherweise neue Infor-mationen für eine relevantere Werbebotschaft bringt – oder jeder Ort. Mit der Realtime-Advertising-Technologie wird hier erstmals auch in dem streuungsstarken Medium eine spezifi-schere Ansprache möglich.

Die Belegung von dOoH und die inhaltliche Gestaltung werden dabei datengetrieben sein, dass heißt, auf Basis vorhandener Daten erfolgt die Aussteuerung der Werbung und ihrer Bot-schaften. Welche Datenpunkte welche Varianten hervor-bringen, ist eine Frage der Kreation. Statt der gewohnten Entwicklung eines zentralen Motivs werden Kreative Logiken ersinnen, in denen Kampagnenidee und Daten dynamisch zusammenkommen. Für die meisten Produkte wird es nicht einerlei sein, ob am Hamburger Hauptbahnhof gerade die S-Bahn mit partyhungrigen Teenies aus Pinneberg einrollt oder der ICE voll mit Geschäftsleuten aus Berlin.

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Einen besonderen Stellenwert in diesen Überlegungen nimmt die digitale Werbung am Point-of-Sale (POS) ein: Durch die Einbindung von Kaufdaten versprechen hier gesetzte Wer-beimpulse eine unmittelbare Messbarkeit. Ein heute üblicher Standard am POS zur Kundenbindung nach dem Kauf sind Gutscheine auf dem Kassenbon, die sich abhängig vom jewei-ligen Warenkorb-Inhalt verändern: Der Käufer von Süßwaren bekommt einen anderen Gutschein als ein Käufer von Spiritu-osen.

Trotz der stark eingeschränkten Selektionsmöglichkeiten des OoH werden wir am POS in der Zukunft granularere Belegungen sehen. Die in der Onlinewerbung üblichen mul-tivariaten Tests der Kreation werden sich auf Grund der unmit-telbaren Messbarkeit auch hier wiederfinden. Gelingt in einer weiteren Stufe die Verbindung von dOoH am POS mit den Daten aus Bonusprogrammen, schafft die Customer-Journey-Analyse den Sprung bis an die Kasse.

Aktuelle Technologien wie der Bluetooth-Low-Energy-Stan-dard für Indoor-Navigation iBeacon, erlauben eine zentime-tergenaue Lokalisierung von Kunden am Point of Sale und eine situativ passende Ansprache mit Rabatten, Sonderange-boten und zukünftig auch eine mobile Bezahloption. Ein Schritt darüber hinaus wäre das Erstellen von Bewegungsprofilen am Point of Sale und die Optimierung der mobilen Kommunikation mit dem User. Denkbar ist es hier, potentiell die Bewegungs-daten der User mit den Umsätzen pro Regal im Supermarkt zusammenzuführen und anhand dessen die Regalanord-nungen in den (Offline-)Shops zu optimieren. Die Entwicklung einer „Regal-Conversion-Rate“ oder „Schaufenster-Conver-sion-Rate“ ist ein vorstellbarer neuer KPI. Erste Unternehmen bieten diese Services an. Beispielhaft lassen sich hier das zum Beliner Inkubator Project A GmbH gehörende Realytics, sowie 42reports.com nennen, das Kunden anhand von WiFi Signalen ihres Smartphones erkennt und diese Daten analytisch aufbe-reitet.

Weitere Möglichkeiten zur Digitalisierung und Optimierung des Kundenverhaltens in (Offline-) Stores bieten Kameras, die die Besucher im Geschäft z.B. nach sozio-demographischen Eigenschaften, Bewegungsprofilen oder der Besuchsfrequenz scannen. Zum Einsatz gebracht werden hierbei Technologien, die zum Beispiel Microsofts kinect ähnlich sind. Eine Digitali-sierung der gewonnenen Offline-Daten und die Anreicherung mit Einkaufsprofilen führt zu einer weiteren Komplettierung der Customer Journey.

» Am POS lassen sich die Bewegungsdaten der Usermit den Umsätzen pro Regal zusammenführen «

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Der Film als Trägermedium ist längst aus den Sendestati-onen verbannt. Selbst die Buchungsprozesse im TV sind heute schon digitaler als in der Onlinewerbewirtschaft. Das TV-Busi-ness setzt nach wie vor die Maßstäbe in der Medienbranche, ähnlich der Automobilindustrie im produzierenden Gewerbe. Das bedeutet konkret, dass eine automatisierte Buchung und Abrechnung des Werbeplatzes sowie eine schnelle Ausspie-lung digitaler Kreation bereits jetzt technischer Standard ist.

Werden jetzt Kampagnen noch nach traditionellen Zielgrup-penmodellen und Reichweitenstudien geplant, so wird der nächste wertschöpfende Schritt eine Auflösung der starren Ausspielungen sein. Nach der fast eine Dekade währenden Debatte über die Digitalisierung des Fernsehens schafft der schnelle Vormarsch der Smart-TVs nun Fakten. Der alte Flim-merkasten geht ans Netz – auch ohne teure Neuanschaffung: Apple, Google und weitere Anbieter offerieren Hardware für den (ganz) kleinen Geldbeutel, die Bestands-Fernsehgeräte umgehend in Smart-TVs verwandelt.

Unter diesem Gesichtspunkt bekommen der unternehmensin-terne und -externe Aufbau und die Optimierung geeigneter, rechtskonformer Daten eine völlig neue Relevanz. Aufgrund der Bedeutung des TV-Markts werden wir hier die nächste große

Welle an Entwicklungen sehen: Apps und andere technische Komponenten, die es ermöglichen, klassische TV-Planungen zu dynamisieren und mithilfe von filigraneren Mediaentschei-dungen in Echtzeit die dringend geforderte Wertschöpfungs-steigerung zu realisieren. Im europäischen Ausland und den USA – also gerade dort, wo Pay-TV eine hohe Verbreitung vor-weist – testet man bereits „adressable TV“: Fernsehwerbung, die wie Direktwerbung „verschickt“ wird. Eine wesentliche Rolle bei der Automatisierung, vor allem am deutschen Markt, spielt die Firma Smartclip, die sehr konsequent die Inventa-rakquise auf Smart-TVs und Mobile sowie die Multi-Device-Anbindung an Realtime Advertising verfolgt.

Wir gehen davon aus, dass diese Entwicklungen in den nächsten zwei bis fünf Jahren in drei Stufen erfolgen werden und es wei-tere zwei bis vier Jahre bis zum vollständigen Rollout benötigt:

» Die Buchungsprozesse im TV sind heute schon digitaler als in der Onlinewerbewir tschaft «

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1. Kurzfristig - Dynamische Preisfindung in EchtzeitAuch wenn TV-Vermarkter ihr Online-Premium-Inventar vor Bidding-Mechaniken (RTB) schützen und lieber in Private Mar-ketplaces bringen: Rabatte in TV von über 85 Prozent auf einer ganzen Reihe an Sendern schreien nach einem transparenten Gebotsprinzip zur differenzierten Bewertung. Im Rahmen der Automatisierung und der Möglichkeit des granulareren Tar-getings sind eine gesteigerte Wertschöpfung für den Werbe-treibenden und höhere Durchschnittspreise für die Medien zu erwarten. Qualitätsvermarkter werden analog der Web-Werbung auf Private Marketplace-Deals fokussieren oder das „Cherry picking“ bestimmten Kunden bzw. höheren Geboten vorbehalten.

2. Mittelfristig - Dynamische Werbeplatzselektion in Echtzeit Statt der bundesweiten Schaltung eines bestimmten Slots wird es in nicht allzu ferner Zukunft möglich werden, Reich-weitenteile zu selektieren. Einfach vorstellbar ist das z.B. auf Basis eines geografischen Dateninputs: Auf Nielsengebiete, Städte, Viertel oder gar analog dem Direktmarketing auf Stra-ßenzüge oder Haustypen auszusteuern - die Daten dafür sind vorhanden. Damit einhergehend würden auch die tradierten Werbefenster durch ein dynamischeres Modell abgelöst. Aber

auch andere anonymisierte Datentypen sind – im Rahmen der datenschutzrechtlichen Bestimmungen – vorstellbar: Haus-haltsdaten, TV-Nutzungsprofile oder Absatzdaten können eine unterschiedliche Selektion oder Bewertung erbringen. Datenanbieter und Marktforschungsunternehmen werden sich gleichfalls neu ausrichten müssen, da sich die Verwen-dung ihrer Daten völlig verändert. Dabei ist diese Entwicklung keine Frage des „ob“, sondern des „wann“. Man darf gespannt sein, wie hierbei die Verknüp-fung der Medien gelingen wird: Ein auf einem Facebook-Profil eingeloggtes Smart-TV-Gerät würde theoretisch bereits eine Synchronisation der Ansprache auf den Devices TV, Web und Mobile erlauben. Erste Produkte, die Online-Daten und TV-Targeting verbinden, sind bereits gelauncht, namhafte Ver-markter bauen eifrig an entsprechenden Lösungen.

3. Längerfristig - Dynamisierung der WerbeinhalteNeben der Selektion und Bewertung des Werbeplatzes können alle Datenquellen auch für eine bessere inhaltliche Ausgestal-tung der Botschaften genutzt werden. So kann der Werbespot zukünftig beispielsweise das regionale Wetter oder regionale Nachrichten berücksichtigen. TV-Spots können die aktuellen Sonderangebote der Supermarktfiliale an der Ecke zeigen oder dem Zuschauer den Anzug des Stars im gerade gese-henen Hollywood-Blockbuster zum Kauf anbieten.

Die Ausspielung erfolgt datengetrieben zum Beispiel anhand der Sehgewohnheiten oder der durchschnittlichen Kaufkraft des Wohngebiets. Werbemittel (Kreation) werden zunächst in mehr Varianten erstellt werden müssen, perspektivisch

» Der TV-Werbespot kann künftig das regionale Wetter oder regionale Nachrichten berücksichtigen «

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werden sie aber als „Logiken“ statt als fertiges Art-Work ent-stehen. Kreativideen werden den Dateninput in Echtzeit gleich mitbedenken. Das Hamburger Unternehmen Impossible Soft-ware stellt Technik dafür bereit - was noch fehlt sind innova-tive Ideen von Agenturen und Kunden.

Interessant wird die datenschutzrechtliche Thematik auch einmal alternativ betrachtet: Für welche(n) eigenen Nutzen gewähren Verbraucher der Industrie im Gegenzug die Nutzung bestimmter, personenbezogener Daten? Studien und Versuche zur Thematik einer freiwilligen Eigenvermarktung gibt es z.B. immer wieder in den USA. Es klingt noch nach Science Fic-tion, doch technisch wäre es beispielsweise schon jetzt mög-lich – entsprechende Einwilligung vorausgesetzt –, Personen vor dem Fernseher zu erkennen sowie z.B. Körpergröße, Alter und Familienstruktur der Zuschauer zu bestimmen und diese Information in der Kampagnensteuerung zu verwenden. Über ein Opt-in würde in Übereinstimmung mit dem deutschen Datenschutz eine Datenerhebung nur über Personen erfolgen, die der Verwendung der Daten explizit zugestimmt haben. Payback-Systeme sind heute allgemein akzeptiert. Der Kunde willigt ein, seine Einkaufsdaten speichern zu lassen und erhält im Gegenzug Vergünstigungen in Form von Rabatten und

Treuepunkten. Die Hoheit über die Datennutzung liegt letztlich beim Verbraucher.

Das Tempo dieser Veränderungen liegt weniger in der Hand der Technik als in den Chefetagen mächtiger Marktteilnehmer. Es steht viel auf dem Spiel, so dass die TV-Vermarkter Automati-sierungs-Strategien mehr als behutsam angehen. Von Seiten der Werbetreibenden war der Veränderungsdruck bislang gering, doch die Forderung des OWM (Organisation Werbetrei-bende im Markenverband) nach mehr Effizienz, Transparenz und Wirkungsnachweis werden lauter und drängen auf signifi-kante Veränderungen.

Maßgeblicher Treiber werden letztendlich die Agenturen sein: IPG Mediabrands kündigte an, spätestens 2015 die Hälfte aller Mediaschaltungen per Automatisierung und datenunterstützt einzukaufen. Ein entsprechender Umbau der beteiligten Units und Strukturen ist in mehreren Networkagenturen zu beob-achten. Aber auch inhabergeführte Agenturen erkennen die Gunst der Stunde: Wie schon bei der ersten digitalen Revo-lution zur Jahrtausendwende wird eine zügige Adaption des Realtime Advertisings schnellen Marktteilnehmern Wettbe-werbsvorteile verschaffen.

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Radio wird auch bei den Entwicklungen im Realtime Adverti-sing der kleine Bruder von TV bleiben und den gleichen Weg gehen. Schon 2006 hat Google eine Firma namens dmarc broadcasting gekauft. Diese hatte gezeigt, dass das Ad-Word-Gebotsprinzip im Radiomarkt umsetzbar ist. Nichts ist stärker als eine gute Idee, deren Zeit gekommen ist - doch Chad Steel-berg von dmarc war mit seiner Idee zu früh dran und dem Markt weit voraus. Analog zum Smart-TV ist bei Radio die Verbreitung des Web-radios zu nennen, die zu einer weiteren Fraktalisierung des

Radiomarktes führen wird. Den eigenen Lieblingssender aus allen Sendern der Welt wählen zu können ist nichts mehr für Technik-Pioniere, sondern erobert die Massen - als Ex-Münchner hört Oliver Busch auch in Berlin und Hamburg seinen Lieblingssender FM4 mit Sitz in Wien. Niemand ist mehr auf eine Hand voll lokaler Stationen beschränkt.

Fast ebenso einfach ist es heute, einen Sender zu gründen und sich dem Weltmarkt zu stellen – das Equipment dafür steckt in jedem Apple-Computer, vielleicht bald auch per App im iPad. Pandora, Spotify, Soundcloud und viele andere beflügelt durch ihre Facebook-Strategien eine große und schnell wachsende Nutzerbasis. Nutzerprofile werden anhand von 1st- und 3rd-Party-Daten erstellt und können aktiv und geräteübergreifend für Audio, Video und Banner getargetet werden.

Entwicklungen hier haben die Macht, das Mediageschäft massiv zu verändern. Millionen harter Datenpunkte können hier „die eine Studie“ der klassischen Mediaplanung ablösen. Sobald dies geschieht, verschmilzt die Dialogwerbung auto-matisch mit der Mediaplanung.

Kurzfristig werden die großen Haushaltsdatenbanken ihre Datenschätze analog den amerikanischen Anbietern Real-time-Advertising-fähig machen, d.h. mit einem aktiven, anonymisierten Cookie bzw. adäquaten Lösungen (z.B. Finger-print-Ansatz oder ganz einfach Universal-Login wie Facebook) auf Smart-TVs und Mobile Devices mit relevanten Informati-onen anreichern. Mittelfristig werden die Träume der 80’er Jahre wahr und integrierte Kampagnen werden über mehrere Kanäle nicht nur inhaltlich sondern auch zeitlich und nach Werbedruck filigran steuerbar.

Aussehen könnte Realtime-Dialog-Advertising wie folgt: Kundengruppen (nicht Einzelpersonen), die in TV mehrfach erreicht wurden und daraufhin tendenziell im Web beginnen, auf Impulse zu reagieren, könnten via Mobile-Werbung und Briefmailing dann den letzten erforderlichen Impuls für den Kauf bekommen.

Auch hier ist die Technik bereits weiter als der lokale Markt: Deutschland wartet auf „den einen“ Leuchtturm aus den Reihen der großen Datenpartner. Der Startschuss für einen nachhaltigen Paradigmenwechsel von der Planung einer Mediazielgruppe zur Ansprache einer konkret selektierten Kundengruppe zur crossmedialen Ansprache kann jederzeit fallen.

» Erste Audio Ad Exchanges handeln inRealtime mit angereicher ten Radio Audio Ads «

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Während dOoH – überraschenderweise – der Adaption der Echtzeit-Werbung am nächsten steht, befindet sich eine Dynamisierung von Print wenig überraschend im intermedi-alen Vergleich in weitester Entfernung. Noch fokussieren die Verlage auf die schwierige Suche nach einer wirtschaftlich tragfähigen Digitalstrategie. Perspektivisch sind auch krea-tive digitale Ansätze für gedruckte Medien denkbar: Sind digi-tale Produktions-, also Druckverfahren für eine umfassende Dynamisierung und Individualisierung gedruckter (Werbe-)Inhalte sinnvoll nutzbar? Die unterschiedlichen Produktions-verfahren setzen der Phantasie hierbei klare Grenzen, so dass bei der Frage einer möglichen Dynamik in Print Druckvorstufe und Druck zu differenzieren sind.

1. DruckvorstufeTrotz straffer Timings vor Drucklegung jeder Ausgabe können standardisierte Prozesse und Automatisierung in Kombina-tion neuen Raum zur Dynamisierung der Werbeplatznutzung schaffen. Aus einer kurzfristigeren Preisfindung, Auswahl des Werbetreibenden, Platzierungs- und Formatwahl sowie Fest-legung der optimalen Werbeinhalte ist eine zusätzliche Wert-schöpfung auch für Print durchaus denkbar.

Warum einen kurzentschlossenen, gut zahlenden Kunden für die 1/1-Seite im ersten Drittel ablehnen, wenn ein flexibler Werbetreibender auch mit anderem Format, anderer Platzie-rung, anderem thematischen Umfeld oder gar der nächsten Ausgabe zufrieden wäre? Warum unverändert die Anzeige der Vorwoche schalten, obwohl neue Informationen kurz vor Drucklegung eine Optimierung empfehlen oder ermöglichen?

2. ProduktionDeutlich unterschiedlich hingegen sind die Optionen zur daten-gestützten Individualisierung der Werbebotschaft für spezi-fische Lesergruppen. Der Hochgeschwindigkeitsdruck der Tageszeitungen bietet auch perspektivisch wenig Raum zur Individualisierung des Druckwerks.

Anders ist es bei Magazinen mit üblicherweise geringerer Auf-lage: Die kontinuierliche Weiterentwicklung des Digitaldrucks wird es Print irgendwann ermöglichen, dynamische Werbe-mittelinhalte auszuspielen, die sich basierend auf Daten des Kunden, des Mediums oder von Dritten je nach Leserschaft, Region oder anderen Kriterien verändern.

Bereits existierende Ansätze mit QR-Codes in Print-Anzeigen werden stetig mit Augmented Reality Produkten erweitert, die über Apps, Gutscheine, Videos, Artikel etc. viele verschiedene Aktionen mit Hilfe von Tablets und Handys auslösen können. Die Verlage sind stetig auf der Suche nach neuen Konzepten. In einigen Jahren wird bestimmt das erste Magazin erscheinen, dessen (Werbe-)Inhalte erst kurz vor Druck und Versand indi-viduell für jeden Abonnenten zusammengestellt werden.

» Das Magazin der Zukunft stellt dank Digitaldruck Inhalte und Werbung

für jeden Abonnenten individuell zusammen «

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Viktor ZawadzkiSchlegelstraße 26a 10115 Berlin Tel. +49-30-240 88 31 15 Fax +49-30-240 88 31 12 E-Mail: [email protected]

Spree7 ist ein Trading-Desk-Service, der Agenturen und Werbetreibenden eine höhere Effizi-enz in der Steuerung digitaler Medien ermöglicht. Ein spezialisiertes Team aus Beratern und Analysten sowie Tracking-, Data- und Schnittstellenexperten konzipieren, programmieren und managen Kampagnen granularer, als es bislang realisierbar war. Das ermöglichen der Einsatz einer auf dem Weltmarkt führenden Realtime-Advertising-Technologie und Schnitt-stellen zu den wesentlichen Tool -, Daten- und Inventaranbietern. Bei voller Transparenz erweitern Agenturen mit Spree7 ihr Leistungsportfolio und eröffnen Werbetreibenden eine neue Welt an Möglichkeiten für die kreative Aussteuerung ihrer B rand- und Performance-kampagnen. Die Spree7 GmbH ist eine Partnerschaft zwischen der Schweizer PubliGroupe AG und dem amerikanischen Realtime-Advertising-Pionier MediaMath.

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