skitour-magazin 1.16

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1.16 Saison 2015/16 Warme Finger in Aufstieg & Abfahrt Kaufberatung: zwei, drei oder vier Schnallen? Kaufguide Schuhe UNTERHOSEN: Das müssen Sie am Gletscher können! Skitouren Test: Handschuhe Exklusiv im Interview Toni Palzer Gletscher

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Das E-Magazin für Tourengeher und Telemarker

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Page 1: Skitour-Magazin 1.16

1.16Saison 2015/16

Warme Finger in Aufstieg & Abfahrt

Kaufberatung: zwei, drei oder vier Schnallen?

KaufguideSchuhe

UNTERHOSEN:

Das müssen Sie am Gletscher können!

Skitouren

Test: Handschuhe

Exklusiv im Interview

Toni Palzer

Gletscher

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Editorial

HINTERHÄLTIGER SCHNEEAUFBAU Lawinen-Papst Rudi Mair vom LWD Tirol spricht von einem hundsgemeinen Winter, vor allem inneralpin und oberhalb der Waldgrenze ist das Schneefundament schlecht.

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SKITOUR-MAGAZIN.DE 3

Was brauchen wir noch alles beim Tourengehen?Das ist wohl die Frage aller Fragen, die wir uns in der Redaktion fast täglich stellen.

In der Tat ist es doch so, dass jeder seinen eigenen Ansatz verfolgt. Wenn man allerdings genauer darüber nachdenkt, gibt es gar nicht so viele Gründe für neues Material.Wir beispielsweise motivieren uns an etwas Neuem, um den Trainingsalltag leichter zu bestreiten. Beim Skitourengehen sind es oft nicht unbedingt die leichten und edlen Teile: Der Eine sucht natürlich neue Teile, die ihn schneller auf den Gipfel bringen. Manchmal sind es aber auch Dinge, die ganz einfach unsere Sicherheit erhöhen. Auf der ISPO konnten wir wieder beobachten, mit welchem Enthusiasmus die Ent-wickler, Tüftler und Bastler unseren Hunger nach Neuhei-ten weiter vorantreiben. Vor allem im Bereich der Airbag-Technik tut sich zur kommenden Saison enorm viel, wie Sie in unserem Messe-Special sehen werden. Wer also bereits seinen ersten Wunsch auf den Zettel für das Christkind im Dezember 2016 schreiben möchte, findet bestimmt die pas-senden Teile bei uns im Heft.

Viel Spaß mit der neuen Ausgabe!

Euer Skitour-Magazin TeamFoto: Stefan Loibl

Sättigungsgefühl?

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Inhalt

News Test

Garhammer Skitours // Petzl Gewinnspiel // Lange Unterhosen // Steve House Booklet

Finger-Anheizer: Zehn Skitouren-Handschuhe für Aufstieg und Abfahrt im Praxistest.

BefragtBeraten

Exklusiv-Interview: Die Ramsauer Rakete Toni Palzer steht uns Rede und Antwort.

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06 16

Kaufberatung Tourenstiefel: Alle aktuellen Zwei-, Drei- und Vierschnaller im Überblick.

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SKITOUR-MAGAZIN.DE 5

inhalt.skitour-magazin // 1.16

Messe Know-how

ISPO-News: Wir haben die größte Sportartikel-Messe nach Skitouren-Neuheiten durchkämmt.

Skitouren auf Gletschern: Wir zeigen die Spalten-bergungs-Basics, die Sie können müssen.

HAGAN Core // DYNAFIT Mezzalama Polartec // CAMP Rapid // HAGAN Chimera Zero

Ausprobiert

Presseinformation Herbst/Winter 2016

Media Contact (AUT, ESP, FIN, GER, ITA, POL, SLO, SUI): KGK - Kern Gottbrath Kommunikation GbR Ungererstr. 161, 80805 München, Germany | +49 – (0)89 – 30 76 66-44 Susanne Kern – [email protected] Arc’teryx Head Office 110 – 2220 Dollarton Highway, North Vancouver BC, V7H 1A8 Canada | 604.960.3001 [email protected] | www.arcteryx.com Arc’teryx is an Amer Sports brand.

Der knallrote Auslösegriff des Voltair ist stets erreichbar und wird mit einer 180 Grad-Drehung entsichert. Eine gut sichtbare Anzeige signalisiert die Entsicherung. Die Befestigung der Sicherheits-Beinschlaufe ist vollständig in das Tragesystem des Rucksacks integriert und mit einem Karabinerverschluss mit einer Hand einzuklicken.

Zwei Hauptfächer schlucken zusätzliche LVS-Ausrüstung wie Schaufel und Sonde. Zur Ski- oder Snowboardbefestigung (nur diagonal) dienen Front-Straps und Schnüre. Eisgeräte und Pickel finden in den „Tool Loops“ sicher Platz. ARC’TERYX fertigt den Voltair aus wasserdichtem N400r-AC² Nylon 6 Ripstop-Gewebe mit rundum getapten Nähten und WaterTight™ Reißverschlüssen.

„Die neuen Technologien und Features, die wir mit dem Voltair Airbag vorstellen, legen eine neue Messlatte im Bereich Lawinen-Sicherheitsausrüstung,“ sagt Gordon Rose.

Den Voltair gibt es mit 20 l und 30 l Volumen. Er wird vollständig in der eigenen, zum Frühjahr 2016 stark vergrößerten Produktionsstätte der kanadischen Hightech-Marke in Vancouver gefertigt.

Ab Herbst 2016 im Fachhandel erhältlich

Voltair 20L: 1700 Euro/2079 CHF (UVP), Gewicht: 3235 g

Voltair 30L: 1800 Euro/2189 CHF (UVP), Gewicht: 3465 g

Bilddaten zum Download: Voltair 20L https://arcteryx.box.com/s/sucncwhi28aetd4r8bapr8mkfnxfa565 Air Bag aufgeblasen https://arcteryx.box.com/s/09xd6xt6k66zh7doacpunatqaxv4s9j1 Detail Beingurt https://arcteryx.box.com/s/ly5am362p7fwhq4rkg2mejudjh9iowbk

Arc’teryx Equipment ist ein Hersteller technischer Bekleidung und Ausrüstung mit Sitz in North Vancouver, Kanada. Unser Ziel ist es, Design und handwerkliches Können zu leistungsfähigen Produkten zu vereinen. Immer wieder hat Arc’teryx Verarbeitungstechnologien entwickelt, die neue Industriestandards setzten. Ein einzigartiges Entwicklungscenter und unsere Produktionsstätten am Ort garantieren Ausrüstung, die funktioniert, wenn Sie sie brauchen.

Arc’teryx ist in mehr als 3.000 Läden weltweit erhältlich, darunter zehn Marken-Stores in Europa, Nordamerika und Asien. www.arcteryx.com. Der Markenname Arc’teryx ist inspiriert vom Archaeopteryx Lithographica.

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SKITOUR-MAGAZIN.DE6

Zu gewinnen gibt es zwei Plätze für ein Safety-Training auf dem Gletscher für Skitourengeher. Ziel ist es, den Teilnehmern an zwei Tagen grundlegende Kenntnisse zum Thema „Sicherheit im vergletscherten Skigelände“ zu vermitteln. Nach kurzer theoretischer Vorbereitung geht es Sonntag mit den Petzl-Bergführern von Steile Welt – Peter Albert und Ulli Steiner – in die Praxis ins Gelände. Auf dem Plan stehen Taktik, Anseilen, Selbstrettung und Spaltenbergung mit dem RAD System. Am Montag geht es wiederum nach gemeinsamer Tourenplanung auf eine Skitour. Dort stehen Themen wie Geländebeurteilung und Risikoanalyse im Vorder-grund. Termin ist der 3./4. April 2016. Der Kurs findet im Kaunertal statt. Die Unterkunft in der Pension Jägerheim ist im Gewinn auch dabei. Um teilzunehmen schreiben Sie eine E-Mail mit ihrer Adresse an: [email protected]

Gletscher-Trip mit Petzl In Zusammenarbeit mit Petzl verlosen wir zwei Plätze für ein Sicherheits-training auf dem Gletscher – mit Bergführer und Unterkunft.

Gewinnspiel

Termine & Teile Anstehende Events, spannende Produkte und alles, worüber die Szene spricht

BESTEN GERÜSTET Mit dem Safety-Training von Petzl sind Sie bestens gerüstet für selbstständige Gletscher-Touren.

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SKITOUR-MAGAZIN.DE 7

Im April 2014 steht Gela Allmann für ein Fotoshooting auf einem Berg in Island – doch kurz darauf ist sie von ihrem Leben als Bergläuferin und Sportmodel weiter entfernt als je zuvor. Nach einem quälend langen Sturz über Felsen und Eis sind ihre Knie und die linke Schulter zertrümmert, ein Rü-ckenwirbel und das Nasenbein gebrochen sowie die Haupt-arterie im rechten Bein gerissen. In ihrem Buch verarbeitet die Sportlerin die Momente des Fallens bei vollem Bewusst-sein und die Angst, geliebte Menschen nie wiederzusehen. Und nimmt uns mit auf eine lange Reise: von der Bewe-gungslosigkeit im Krankenbett, den Etappenzielen während der Reha bis zu ihrem ersten Berggipfel nach dem Unfall. Ein außergewöhnliches Schicksal, das Mut macht, für sein Glück zu kämpfen. www.angelikaallmann.de

Kampf zurück ins LebenGela Allmann fiel bei einem Skitouren-Fotoshooting 800 Meter in die Tiefe. In ihrem Buch beschreibt die Münchnerin den Weg zurück in die Berge.

Ein Hauch von NichtsSLR Release heißt die neueste Pin-Bindung der italienischen

Leichtbau-Tüftler. Mit einem Gewicht von 132 Gramm muss sich die Alu/Stahl-Bindung nur vor den hochgezüchteten Rennmodellen verstecken.

Der Hinterbacken bietet Auslösewerte von 5-10. Am Hinterbacken stehen zwei vollwertige Steighilfen zur Verfügung. Vorne macht das

halbautomatische Verschlusssystem das Einsteigen leichter. Auch Harscheisen lassen sich montieren. Preis: 429 Euro. www.atkrace.it

NewsAktuelles

Buchtipp

ATK-Neuheit Die SLR Release für 2016/17.

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SKITOUR-MAGAZIN.DE8

Neben einer ordentlichen Skitechnik vermittelt Garhammer Skitours auch die Grundlagen für eine saubere, kontrollierte Abfahrt in schwierigem Gelände. Sicherheitsaspekte stehen im Vor-dergrund. Die Guides vermitteln gruppenspezifische Verhaltensregeln, die im Gelände helfen.Der Chef Ernst Garhammer selbst begleitet die Teilnehmer und gibt neue Impulse. Als sehr er-fahrener Tiefschneeguru und Buckelpisten-Papst vermittelt er mit Leib und Seele seine selbst entwickelte ABS-Skitechnik. ABS – drei Buchstaben, eine Philosophie: Andrehen, Beugen und Strecken sind für den einstigen Trickskiprofi Garhammer keine Technik, sondern eine Formel, die er zusammen mit seinen Coaches an interessierte Kursteilnehmer seit vielen Jahren weiter-gibt. Die konsequente Umsetzung dieser Technik dient als technische Basis des Tiefschneekur-ses und per Videoanalyse werden anschließend die neu erlernten Fähigkeiten kontinuierlich verfeinert. So wird bei jedem Teilnehmer die individuelle Skitechnik verfeinert und die Angst vor schwierigem Gelände genommen. Mehr Infos zu der außergewöhnlichen Technik, mehr Fahrspaß und Tiefschneelust gibt es unter: www.garhammer.com

Tiefschneefahren für alleABS-Tiefschneelust statt Pistenfrust: Unter diesem Motto bietet Garhammer Skitours Skitouren-Aspiranten seine exklusiven Skikurse an – egal ob für totale Anfänger oder Vollprofis.

Tiefschneetechnik

VON DER PISTE INS GELÄNDE Die ABS-Tiefschneetechnik von Ernst Garhammer ist eigen, aber soll Einsteigern den Einstieg erleichtern.

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NewsAktuelles

IFENMAUER Bei der Skitour auf den großen Ifen muss man die „Ifenmauer“, die Schwachstelle in der Felsmauer, überwinden.

Zum Video: Hier klicken!

Auf den Ifen im KleinwalsertalWie ein Tafelberg thront der Hohe Ifen über dem Kleinwalsertal Mit seinen 2229 Metern ist er zwar kein Riese, aber für Skitourengeher ein Top-Ziel.

Video

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SKITOUR-MAGAZIN.DE10

Das Sonnblickrennen ist das wohl geschichtsträchtigste unter den Skihochtouren-Rennen. Am 19. März 2016 findet die erste Neuauflage seit über 50 Jahren statt. Im Nationalpark Hohe Tauern im Salzburger Land gilt es über 1500 Höhenmeter im hochalpinen Gelände auf den 3.106 m Ho-hen Sonnblick zu überwinden. Es gibt eine reine Aufstiegsklas-se sowie eine kombinierte Auf-stiegs- und Abfahrtsklasse. Die Rennläufer können zwischen einer Sport- und Hobby-Klas-se wählen. Die Startplätze sind aufgrund der hochalpinen Lage limitiert auf 150 Plätze. Anmel-dung sowie weitere Infos unter www.sonnblickrennen.at

Revival einer LegendeEin Rennen auf den Hohen Sonnblick: Bereits 1894 fand die Erstauflage statt, nun wird das legendäre SKitouren-Rennen im Jahr 2016 wiederbelebt.

Skialpinismus in den Karnischen Alpen: 101 Skitouren von Innichen bis Villach.

Autor und Skitourenexperte Robert Zink schöpft bei seinem fünften Skitourenführer

aus den Vollen, denn es werden 101 Touren beschrieben. Viele davon sind

eigene Kreationen und manche wurden aus ihrem Dornröschenschlaf wieder

erweckt. Schitouren am Karnischen Hauptkamm und in den südlichen

Gailtaler Alpen vermitteln besondere Eindrücke und die Gegend gilt

allgemein als sehr schneesicher. www.versantesud.it/de

Karnische Juwelen

Sonnblickrennen

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Der Amerikaner Steve House zählt zu den Bergsteiger-Größen dieser Zeit. Rein-hold Messner hält den sympathischen Ami derzeit für den besten Alpinisten weltweit. Durch seine österreichische Frau lebt House seit einigen Jahren nun immer wieder in der Alpenrepublik. Für seine Skitouren ist House meist in den 3000ern von Osttirol unterwegs. Zusam-men mit dem örtlichen Tourismusver-band hat er nun ein Skitouren-Booklet herausgebracht, in dem er seine Lieb-lingstouren zusammengefasst hat. Zehn erstklassige Skitouren von leicht bis schwer samt Beschreibung und Karte. Das Booklet ist kostenlos und man kann es bei der Osttirol Werbung bestellen: www.osttirol.com

Touren-BookletBergsteiger-Größe Steve House hat in Osttirol seine zweite Hei-mat gefunden und nun ein Tou-ren-Booklet herausgebracht mit seinen Skitouren-Tipps.

Skitourenführer

Snow Safetyis in our

DNA

www.backcountryaccess.com

Float 32™ Avalanche AirbagLight, affordable, and easy to use.

Our full-featured pack for dedicated backcountry junkies carrying all the

essentials.

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Cric

co /

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Snow

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SKITOUR-MAGAZIN.DE12

Für ein bestmögliches Körpergefühl auf Tour sorgt das richtige Material auf der Haut. Wärme, wenn man friert plus Schweißtransport nach außen. Vier Funktionsteile für viel Komfort unten drunter.

Die Geruchsneutrale

Weiche Wäsche aus tasmanischem Merino. Die Taufkirchener Wolle-Spezialisten setzen auf die

feine Faser, die sich bei jeglichen äußeren Bedin-gungen optimal an die Haut schmiegt. Die gute

Klimaregulierung der Short sorgt für Komfort bei Aufstieg und Abfahrt. Ein großer Pluspunkt liegt in

der langanhaltenden Geruchsneutralität. ORTOVOX Short Pants 185 Merino Pure / 70 € /

www.ortovox.com

HAUTNAH

Die Kompakte

Knackig eng anliegende Short, die strikt auf die Kompres-sionsvorteile setzt. Als zweite Haut entfaltet die A400 bei hoher Intensität ihre ganze Stärke. Wer auf geschmeidi-gen Tragekomfort verzichten kann, sollte zur Skins-Unter-wäsche greifen – muskelunterstützende Funktion inklusive.

SKINS A400 3/4 Tights / 110 € / www.skins.net

Skitouren-Unterwäsche

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Die Wärmende

Die aus dicker Merinowolle gefertigte Wäsche hält den Körper auch bei eisigen

Minusgraden warm. Liegt dank weicher Wolle äußerst angenehm auf der Haut

und kratzt kein bisschen. Top verarbeitete Nähte und ein elastischer Bund setzen der Bewegungsfreiheit keine Grenzen.

SMARTWOOL NTS Mid 250/ 80 € / www.smartwool.com

Die Verstärkte

Die thermoregulierende Unterwäsche von Skinfit ist der Begleiter für alle Spielarten mit Ski. Ob zackiger Aufstieg oder langdauernde Tour, die Klima Windblock hält den Körper stets auf der gewünschten Betriebstemperatur. Pfiffig: der zusätzliche Windschutz im Front-, Gesäß- und Kniebereich. SKINFIT Klima Windblock 3/4 Tights / 70 € / www.skinfit.eu

NewsAktuelles

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SKITOUR-MAGAZIN.DE14

In unserer letzten Ausgabe hatten wir die neue Dynafit Radical 2 praxisnah getestet. Seit-dem haben wir weitere Höhenmeter mit der TÜV geprüften Pin-Bindung der Aschheimer gesammelt – ohne ungewollte Auslösungen. Die Sicherheitsbindung mit drehbarem Vor-derbacken funktionierte tadellos. Nur bei der Einstellung muss man folgendes beachten: Jahrelang stellte man Dynafit-Bindungen mit einem 4-Millimeter-Spalt zwischen Schuh und Hinterbacken ein. Das ist bei der neuen Radical 2 nicht mehr so! Da der Hinterbacken mit Vorspannung den Schuh „nach vorne drückt“, muss man den Hinterbacken bündig mit dem Schuh einstellen. Das heißt, kein Spalt zwischen der Gabel und der Schuhsohle hinten. Denn nur so kann die Bindung optimal funktionieren und souverän im richtigen Moment auslösen. www.dynafit.com

Die Radical 2 ist andersDie Dynafit Radical 2 ist ein Vorreiter der neuen Generation der Sicherheits-Pin-Bindungen. Bei der Einstellung muss man aber folgendes beachten.

KORREKTE EINSTELLUNG Links die neue Radical 2, die man ohne Spalt zwischen Stiefel und Hinterbacken richtig einstellt. Unten eine „alte“ Dynafit-Bindung mit korrekter Einstellung.

Bindungseinstellung

Zum Video: Hier klicken!

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NewsAktuelles

Die EM der Skibergsteiger im schweizerischen Les Marécottes begann gleich mit einem Highlight: dem Einzelrennen. Bei perfekten Schneebedingungen und strahlend blauem Himmel gab es ein packendes Duell an der Spitze. Am Ende setzte sich der Italiener Miche-le Boscacci vor Ausnahmetalent Kilian Jornet durch. Toni Palzer holte sensationell Bronze. Einen Tag später holte sich Jornet den Sieg im Vertical vor dem jungen Schweizer Rémi Bon-net und wiederum Toni Palzer. Im Sprint sah es dann erst nach Silber für Palzer aus, doch ein technischer Fehler und die Zeitstrafe dafür kos-tete ihn schließlich eine Medaille bei den Herren. Die holte sich mit Bronze die junge Österreicherin Johanna Erhart in der Espoir-Klasse. Bei den Da-men gewann Laetitia Roux das Einzelrennen und den Sprint. www.ismfskievents.com

EM-Titel für die Schnellsten Schnell, spannend und auf einem extrem hohen Niveau: Bei der Europameis-terschaft in der Schweiz wurden Europas schnellste Skibergsteiger gekürt.

EM Les Marécottes

Foto

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MF

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Hand-JobWeit von der Körpermitte entfernt und immer an der Kälte-Front: Die Finger frieren bei eisigen Temperaturen am schnellsten. Gute Skitouren-Handschuhe atmen im Aufstieg und wärmen in der Abfahrt. Zehn Fingerwärmer im Test.

HandschuheTest

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Hand-JobTestHandschuhe

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SKITOUR-MAGAZIN.DE18

Wissen Sie, was ein Rockkonzert und ein windiger, kalter Skitouren-Tag gemeinsam haben? Auf

den ersten Blick nicht viel, doch beides kann dem menschlichen Körper mächtig zusetzen. Die hämmernden Beats, die aus vibrierenden Verstärker-Boxen die Menge beschallen, sind fürs Gehör eine Extremsituation. Und wer es einen Abend mal übertreibt, bekommt am nächsten Tag die Quittung. Denn das Pfeifen im Ohr bleibt und verschwindet auch so schnell nicht wieder. Wer Pech hat, muss die Quittung für den Konzertabend sein ganzes Leben lang bezahlen. Doch was hat das mit dem Skibergsteigen zu tun? Auch am Berg kommt man schnell an seine Grenzen: Man ist erschöpft, der Wind bläst stürmisch und die Temperaturen kratzen an zweistelligen Minuswerten. Kommen dann noch verschwitzte Handschuhe dazu und

Windschutz Wenn es pfeift wie

hinter einer Flug-zeugturbine sind Handschuhe das

einzige Schutz-schild für die

Finger. Windstop-per-Materialien machen selbst

beim dünnsten Modell Sinn.

Robustheit Graben im Schnee, Bindung umstel-len oder kräftig Zupacken in Fels-passagen: Damit nicht nach ein paar Skitouren das erste Loch drin ist, soll-ten die beanspruch-ten Fingerkuppen und Handinnenflä-chen solide vernäht sein und auf robus-tes Material setzen.

HandschuheTest

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eine Seilschaft, die aufs Tempo drückt, hat man schnell den Punkt erreicht, wo taube, gefühllose Finger in leichte Erfrierungen übergehen. Und da die Finger zu den am schlechtesten durchbluteten Körperteilen zählen, kommt das relativ häufig vor. Einen soliden Schutz bieten Handschuhe. Doch wie alle Klamotten beim Skitourengehen, sind auch die Handschuhe am Berg extrem gefordert. Sie müssen den Spagat hinbekommen, damit die Finger bergauf nicht in ihrem Schweiß dahinbrüten, sie aber gleichzeitig in der Abfahrt und am Gipfel wohlig warm verpackt sind. Zwei Anforderungsprofile, die gegensätzlicher nicht sein könnten. Deshalb haben auch viele Tourengeher zwei Paar Handschuhe dabei. Dünne Fingerhandschuhe für den schweißtreibenden Aufstieg bis zum Gipfel und dicke Kaliber oder sogar Daunen-Fäustlinge für den schwungvollen Weg

So haben wir getestet

Wir haben alle Handschuhe intensiv in der Praxis getestet. Die Testmo-delle wurden von mehreren Testern bewertet und in einem Temperatur-fenster von +4 bis -10 Grad Celsius getragen. Über die Langzeithaltbar-keit und den Verschleiß lässt sich durch den kurzen, sechswöchigen Testzeitraum nur wenig sagen.

In die Bewertung der Passform flie-ßen Schnitt, die Länge der Finger und störende Nähte beim Tragen mit ein. Je besser und dicker die Isolation ist, desto mehr Punkte haben wir bei die-sem Bewertungskriterium vergeben, d.h. Handschuhe mit vielen Punkten eignen sich für kältere Temperaturen. Da man auf Skitour mit Handschuhen mit Smartphone, Fellen und Ausrüs-tung hantieren muss, fließt dieser Punkt mit 25 % in die Bewertung mit ein. Für unsaubere und ausfransende Nähte gibt es Abzüge bei der Verar-beitung.

Unsere Bewertungskriterien im Überblick:Passform 30% | Isolation 25% Gefühl 25% | Verarbeitung 20%

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Was tun bei kalten Fingern?

Brav die Handschuhe getragen und trotzdem kalte Finger? Das Problem kennt jeder Wintersportler, der bei Minusgraden am Berg unterwegs ist. Wenn die Finger erst einmal kalt sind, werden sie nicht mehr von selbst warm. Da muss man schon gezielt aktiv werden. Einige Leute schwören darauf, die Finger in die Achselhöhlen zu stecken, andere pusten warmen Atem

in die klammen Finger. Wichtigste Maßnahme aber ist Bewegung, um die Durchblutung der Finger zu verbessern. Schaut oft lustig aus, aber hilft: die Hände aneinander schlagen, klatschen, reiben, Faust machen oder die Arme in großen Bögen kreisen. Das Ganze kombiniert man am besten mit dem Wechsel in trockene, flauschige Handschuhe.

ins Tal hinunter. Doch mittlerweile gibt es reichlich Modelle am Markt, die laut Herstellerangaben bergauf und bergab Skitourengeher-Fingern schmeicheln sollen. Einige der spannendsten Handschuhe von Hestra, Roeckl, Ortovox & Co. haben wir ausführlich in der Praxis getestet. Die Konzepte der Hersteller sind dabei teils sehr unterschiedlich. Während etwa Roeckl oder Hestra sich am Handrücken nur auf winddichte Materialien verlassen, isolieren Black Diamond, Arc‘teryx und Ortovox üppig mit Thinsulate-, Primaloft- und Swisswool-Fütterung. Und wenn keine Schafskälte herrscht, sind diese gefütterten Modelle meist zu warm für den Aufstieg, dafür perfekt als zweiter Handschuh für den Rucksack. Das ist auch der Montane-Fäustling, der gerade mal so groß und schwer ist wie ein Apfel. Sportliche Höhenmeter-Sammler dürfte das dünne Camp-Modell ansprechen, dem man im Notfall eine Windschutz-Kappe überziehen kann. Aber egal für welches Modell man sich am Ende entscheidet, Hauptsache Sie erfrieren sich nie die Finger. Denn das merkt sich der Körper und reagiert in Zukunft empfindlicher – so wie die Ohren. Und auf ein Rockkonzert mit Ohrstöpseln zu gehen, ist schließlich auch nicht der Sinn der Sache.

Isolation Bei Wind und knackigen Minusgraden heizt eine reichhaltige Fütterung den klammen Fingern ein.

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Page 21: Skitour-Magazin 1.16

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Arc‘teryxLithic

Größen S-XL260,00 EUR

www.arcteryx.com

RoecklKalaru

Größen 6,5-10,579,95 EUR

www.roeckl.de

Der Lithic ist ein Wunderwerk modernster Materialien. Drei verschiedene Pri-maloft-Isolierungen heizen den Fingern mächtig ein. Die reduzierten Nähte ga-rantieren den hochpreisigen Greifern ein langes Leben, der Gore-Tex-Mix sichert höchsten Nässeschutz. Nur das Anziehen kann mit verschwitzen Fingern zur Ge-duldsprobe werden, da man innen festklebt und die Finger nicht in die Öffnungen gleiten. Griffgefühl und Passform sind trotz der relativ dicken Isolierung sehr gut.Fazit: Hochtechnischer Handschuh mit super Wetterschutz und Isolation; abfahrtslastig

Der Kalaru vom deutschen Traditionshersteller spielt in derselben Liga wie der Hestra Ergo Grip Active. Der Material-Mix am Handrücken ist absolut winddicht, die Fingerspitzen sind dank Ziegenleder extrem robust und Silikon-Prints sorgen für Grip am Stock. Der Kalaru sitzt super, die Fütterung ist eher spärlich. Nach einigen Touren löste sich der Silikon-Print am Daumen und erste Nähte fransen leicht aus. Wer die Handschlaufen nicht braucht, kann sie abklippen.Fazit: Winddichter Handschuh mit guter Passform für Sportliche; hoher Verschleiß

Passform

Passform

Isolation

Isolation

Gefühl

Gefühl

Verarbeitung

Verarbeitung

HandschuheTest

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Black DiamondGlissade

Größen S-XL65,00 EUR

www.blackdiamondequipment.com

HestraErgo Grip Active

Größen 6-1195,00 EUR

www.hestragloves.com

Black Diamond gibt den Temperaturbereich des Glissade von -17 bis -1 Grad Cel-sius an. Im Aufstieg wird die flauschige Thinsulate-Fütterung schnell zu warm. Das Anziehen erleichtert der fixierte Innenhandschuh, der nicht verrutschen kann. Wie fast alle Hersteller vertraut BD im Griffbereich auf Ziegenleder, das viel ein-stecken kann. Die leicht vorgeformte Passform schmiegt sich gut der Hand an, der großzügig geschnittene Saum lässt sich einhändig gut enger stellen.Fazit: Warmer Allrounder fürs Grobe, der eisige Minusgrade und Abfahrten bevorzugt

Der dünne Ergo Grip Active von Hestra beweist, dass ein überragender Skitou-ren-Handschuh nicht übermäßig dick und gefüttert sein muss. Das in Griffpositi-on vorgeformte Modell reicht für 80 Prozent der Skitouren völlig aus. Nur wenn es sehr nass und kalt wird, braucht man einen zusätzlichen Abfahrtshandschuh im Rucksack. Die Ziegenleder-Innenhand macht Hantieren zum Kinderspiel, die Windstopper-Außenseite schützt vor Auskühlung. Die Verarbeitung ist tadellos. Fazit: Hochwertiger Fingerschutz mit breitem Einsatzbereich und Wohlfühl-Passform

Passform

Passform

Isolation

Isolation

Gefühl

Gefühl

Verarbeitung

Verarbeitung

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OrtovoxPro LobsterGrößen XS-XXL

139,95 EURwww.ortovox.com

Links grün, rechts orange: Die eigenwillige Farbgebung der Halb-Fäustlinge ga-rantiert staunende Blicke am Gipfel. Durch den beweglichen Zeigefinger kann man feinfühlig greifen, gleichzeitig kuscheln sich die anderen drei Finger gemein-sam in die weiche Swisswool-Fütterung. Der Saum schützt weit nach hinten ge-zogen das Handgelenk, Ziegenleder die Innenseite vor scharfen Skikanten. Selbst bei Schnee, Wind und tiefsten Temperaturen hält der Pro Lobster souverän warm. Fazit: Durchdachter Zwitter-Handschuh mit wolliger Wärme-Garantie für Verfrorene

Passform

Isolation

Gefühl

Verarbeitung

MontaneSuper Prism Mitt

Größen S-XL59,95 EUR

www.montane.co.uk

Der Montane-Fäustling ist ein winddichter Handschuh für den Gipfel und die Ab-fahrt an kalten Tagen. Die flauschige Primaloft-Isolierung wird am Handrücken durch eine wasserabweisende Pertex-Oberfläche geschützt. Passform und Grip an der Handinnenfläche und am Daumen sind sehr gut. Der passend geschnittene Saum des Super Prism zieht weit übers Handgelenk und verhindert so ein Eindrin-gen von Schnee. Dank Packsack lässt sich das Paar auf Faustgröße komprimieren.Fazit: Warmer, leichter Primaloft-Fäustling mit Mini-Packmaß für die Abfahrt

Passform

Isolation

Gefühl

Verarbeitung

HandschuheTest

Page 25: Skitour-Magazin 1.16

www.movementskis.com

YANNICK ECOEUR

SPOT: Zermatt (CH) / PHOTO: Gérad Berthoud

HestraErgo Grip OutDry Dexterity

Größen 6-11155,00 EUR

www.hestragloves.com

Der lederne Fingerhandschuh kommt aus der Bergsteiger-Serie der Schweden. Die Verarbeitung ist tadellos und verspricht ein langes Leben. Dank den vorge-formten Fingern sitzt relativ dünne Handschuh wie angegossen. Die Außenseite besteht aus winddichter Outdry-Membran und lässt die Finger atmen. Dersuper-robusten Ziegenleder-Innenseite mit Verstärkungen aus Känguru-Leder können selbst schärfste Skikanten und raue Granitfelsen nichts anhaben. Fazit: Robust, langlebig und perfekt sitzend lässt der Hestra keine Wünsche offen

Passform

Isolation

Gefühl

Verarbeitung

TESTSIEGER

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SKITOUR-MAGAZIN.DE26

Outdoor ResearchLodestar

Größen XS-XL100,00 EUR

www.outdoorresearch.com

Die Amerikaner haben sich mit ihren Top-Handschuhen einen Namen gemacht. Auch das Softshell-Modell Lodestar ist kein Ausreißer nach unten. Die flauschi-ge Polartec-Füllung macht den Lodestar flexibel und leicht. Der Bund geht weit übers Handgelenk und die Finger sind ausreichend geschnitten. Der robuste Lo-destar von OR ist ein typischer Allrounder für Aufstieg und Abfahrt, der nur bei deutlichen Minusgraden seine Grenzen in Sachen Isolation hat.Fazit: Der Lodestar ist ein robuster Allrounder für Skitouren um den Gefrierpunkt

Passform

Isolation

Gefühl

Verarbeitung

Griffgefühl Beim Abfellen braucht man Gefühl in den Fingern.

HandschuheTest

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SKITOUR-MAGAZIN.DE 27

CampG Comp Wind Power

Größen S-XXL59,95 EURwww.camp.it

Aus dem Rennlauf inspiriert schicken die Italiener den G Comp Wind Power ins Rennen. Der sportliche Fingerhandschuh garantiert Feingefühl beim Hantieren mit Fellen und Ausrüstung. Nur der Bund fällt etwas eng aus, so dass man beim Reinschlupfen kräftig zupacken muss. Bei Schneefall oder stürmischem Wind kann man den am Handrücken versteckten winddichten Überzieher einsetzen. Die Innenfläche ist griffig, nur die Smartphone-Bedienung klappt damit nicht.Fazit: Gefühlvoller, dünner Handschuh mit Wind-Überzieher und zu engem Bund

Passform

Isolation

Gefühl

Verarbeitung

MammutTrift

Größen 7-12120,00 EUR

www.mammut.ch

Der schlicht wirkende Trift gehört zu den Bestsellern der Schweizer Bergspor-texperten. Der robuste, leicht vorgeformte Mammut-Handschuh mit Gore-Tex-Membran besteht zum Großteil aus wasserabweisendem Ziegenleder. Das Anzie-hen hakt durch den engen Bund etwas. Erst mal drin sitzt der Trift dann relativ knackig, zudem ist er relativ starr. Das Fleece-Innenfutter saugt Schweiß gut auf, der Klettverschluss am Saum schließt leichtgängig und dauerhaft. Fazit: Der lederne Trift von Mammut geht mit seinem Träger durch dick und dünn

Passform

Isolation

Gefühl

Verarbeitung

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2016Nach zahlreichen anderen Herstellern ziehen auch die Kanadier von Arc´teryx in Sachen Tourenstiefel nach. Der Procline Boot soll dem Träger durch seitwärtige Bewegungsfrei-heit noch mehr Gehkomfort verleihen. Für bessere Kontrolle beim Aufstieg und mehr Sicherheit bei Kletterpassagen. Die Verarbeitung der Schnallen und des Power Straps lässt auf ein gelungenes Produkt schließen, das 1260 g (550 Euro) auf die Waage bringt. Auch in einer Carbon-Version erhältlich. Der neue Airbag-Rucksack Voltair arbeitet mit einem kraftvollen Gebläse und lässt so Mehrfachauslösungen zu. Durch einen leistungs-starken Akku kann er bis zu 20 Mal ausgelöst werden.

Arc`teryx - Procline & Voltair 20/30

Alles neu macht der ... Januar. Für Skitourengeher sorgt nicht der Wonnemonat für Glücksgefühle, vielmehr wurden Ende Januar auf der ISPO in München die Highlights, Trends und Neuentwicklun-gen für den kommenden Winter präsentiert.

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2016Das Axio ist ein High-End-LVS-Gerät, das dank neuer Technologie noch schneller Ver-schüttete lokalisiert. Mit einer Reichweite von 60 Meter baut es während des Suchvor-gangs eine komplette Suchsphäre auf und zwar durch drei simultan arbeitende Anten-nen. Somit ist ein schnelleres und einfacheres Suchen möglich. Zudem geht Arva mit dem Reactor in puncto Sicherheitsausrüstung einen Schritt weiter. Durch die Form und Positionierung des Airbags ist eine maximale Auftriebswirkung gegeben. Das Reactor-System besteht aus einem Zweikammer-Airbag (2x75 Liter) und wiegt dabei nur leichte 790 g.

Arva - Axio & Reactor

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Ideal für fortgeschrittene Skibergsteiger: Die Shaxe Tech dient mit einem flachen gut zu verstauenden Alu-Schaufelblatt (24 cm x 28,5 cm) als Lawinenschaufel und verwan-delt sich bei Bedarf in ein vollwertiges Eis-gerät: Durch den gebogenen Schaft und der wassereistauglichen Edelstahlhaue ermög-licht sie auch Aufstiege in sehr steilem, har-tem Gelände. Das Gesamtgewicht beläuft sich auf 902 g. Preis: 169 Euro.

BCA - Shaxe Tech

Der abfahrtsorientierte Tourengeher bekommt aus dem Hause Elan eine neu überarbeitete Waffe präsentiert. Der Himalaya ist mit seinen 96 mm unter der Bindung der breiteste der Elan-Touring-Serie. Der hochwertige Holzkern und ein verbesserter Shape bieten dem Besitzer noch mehr Fahrvergnügen bei modera-tem Gewicht (1400 g bei 1, 73 m). Der Mountain Rocker mit moderat angehobener

Schaufel macht den Ski drehfreudig und ermöglicht guten Auftrieb. Preis: 600 Euro.

Elan - Himalaya

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Aus der Helio-Collection, die speziell für Speed-Alpinisten und Skibergsteiger kreiert wurde, gibt es zwei spannende Produkte für Tourengeher. Zum einen den Couloir Klettergurt, der ultraleicht (250 g) und mit extrem kleinem Packmaß daherkommt. Optimal für Tourengeher, die steile Schneeflanken, kurze Ab-seilstrecken und Gletscherüberquerungen zu überwinden haben. Die Helio Ski-Serie ist ab Herbst 2016 in vier verschiedenen Mittelbreiten erhältlich (115, 105, 95, 88). Carbonfasern sparen an den Helio-Ski viel Gewicht.

Black Diamond - Couloir Harness & Helio 105 Ski

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Die Weiterentwicklung des LaSpo-Racestiefels heißt Hi-Cube. Dank technischer Neuerungen und dem Einsatz von hochentwi-

ckelten Carbonfasern bringt der Schuh nur noch 450 Gramm auf die Waage. Dies macht ihn

zum weltweit leichtesten Rennschuh. Die Zusammenarbeit von La Sportiva und Ski

Trab weitet sich nun auch auf den Ski-Sektor aus. Das lässt sich bereits

am Äußeren der neuen Ski er-kennen, auf dem beide Labels

zu finden sind. Zukünftig übernimmt La Sporti-va die hochwertigen Trab-Modelle aus Bormio und verpasst

ihnen nur ein neues Design.

La Sportiva - Stratos Hi-Cube & Gara Aero & Altavia

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La Sportiva - Stratos Hi-Cube & Gara Aero & Altavia

Ortovox zählt zu den führenden Herstellern, wenn es um das Thema Sicherheit auf Tour geht. So war es nur eine Frage der Zeit, bis Ortovox seinen ersten Airbag präsentiert. Der Avabag stellt mit seinem System (640 g, 1,8 l) das kompakteste und leichteste auf dem Markt dar. Die mechanische Auslöseeinheit glänzt zusätzlich durch ein optimiertes Griff-design, das Auslösungen erleichtern soll. Gänzlich neu ist auch die Pordoi-Kollektion, die durch eine besondere Membran besticht. Die Softshell-Kombi liefert eine perfekte Klimaregulation während Aufstieg und Abfahrt. Innen sorgt Merinowolle für den gewohn-ten Ortovox-Komfort. Außen zeigt sich die Pordoi robust und strapazierfähig. Ein idealer Begleiter für jede Tour.

Ortovox - AVABAG & Pordoi Jacket und Pants

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Völkls Top-Modell in Sachen aufstiegsorientiertes Skibergsteigen. Mit-tels spezieller Carbonfasern und einem superleichten Hybrid-Holzkern konnte der Ski auf ein Gewicht von 1010 g (1,70 m) gedrückt werden. Dennoch gibt‘s eine Mittelbreite von 80 cm und einen Tip-Rocker, mit

dem auch Tiefschnee-Abfahrten spielend gemeistert werden kön-nen.

Völkl - VTA 80 LITE

Der Tourengeher, der auf Abfahrtsperformance schwört, kann ab nächstem Winter auf den ZeroG

zurückgreifen. Trotz einer Gewichtsreduzierung (1490 g) wurde der Schuh 2,5 Mal so hart wie sein Vorgän-ger gebaut. Dies sorgt für perfekte Kraftübertragung

und eine spürbar bessere Abfahrtsleistung. Eine Schaftrotation von 44° ist für einen Vierschnaller

auf jeden Fall noch äußerst passabel.

Tecnica - ZeroG

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Die Schweizer Spitzen-Skischmiede – die mittlerweile auch Tourenstie-fel vertreibt – verzückt die Skibergsteiger Jahr für Jahr mit Brettln der Extraklasse. Die hochwertige Alp Tracks-Serie setzt auf die X-Series noch einen drauf: Die vier Modelle sind mit einem Tip-/Tail-Rocker aus-gestattet, schwimmen bei Mittelbreiten ab 84 cm gut auf, haben einen hohen Anteil an Kohlefasern und bringen lediglich gut 1000 g (169 cm) auf die Waage. Preis: 999 Euro.

Movement - Alp Tracks 84 LTD

Die Schweden von Craft legen das Lieblingsunterhemd vieler Tourengeher für kommende Saison neu auf.

Das Active Extreme 2.0 ist dünner, technischer und soll dadurch noch atmungsaktiver sein als der beliebte Vorgänger. Dafür gab‘s verdienter-maßen einen ISPO Gold Award. Das Active Ext-reme 2.0 gibt es als Kurzarm- und Langarmver-sion, mit und ohne Windstopper-Lage auf der Vorderseite. Die passenden Unterhosen sind obligatorisch.

Craft - Active Extreme 2.0Boxer & CN Longsleeve

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Weniger ist manchmal mehr. Schlichtes reduziertes Design prägt die Weiterentwicklung der TLT-Serie. Durch die „Speed Nose“ und einen veränderten Drehpunkt wird das Gehen er-leichtert. Das neue Verschlusssystem lässt beide Schnallen mit einem Handgriff schließen. Der TLT 7 Perfomance mit seinen 1010 g gibt die Richtung in Sachen Tourenstiefel für die nächsten Jahre vor. Beim Carbonio ist der Name Programm: die Carbonfasern verleihen dem Ski Steifigkeit und gutes Handling bei gerinem Gewicht (knapp über 1 kg). Durch die spezielle Seitenwangen-Konstruktion ist eine perfekte Kraftübertragung möglich und eine top Abfahrtsperformance garantiert. Der Rocker soll den Carbonio zudem extrem drehfreudig

mchen. Ein Spitzen-Ski für Leute, bei denen Geld keine Rolle spielt. Der DNA-Helm liefert doppelte Sicherheit. Zwei Normen (Bergsteigen & Ski-Alpin)

erfüllt das Ultraleichtgewicht (290 g) und sorgt somit für si-chere Voraussetzungen bei Aufstieg und Abfahrt.

Dynafit - TLT7 & Carbonio 88 & DNA Helm

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In Zusammenarbeit mit „Alpride“, den Schweizer Experten für Airbag-Syste-me, stellt Vaude zwei neue Rucksack-Modelle vor. Neben dem leichten Ta-gestourer Updraft ist der Alprider Flow (24 + 4 l) für den Tourengeher prädes-

tiniert. Er ist mit allen gängigen Features ausgestattet und bietet bei Aufstieg und Abfahrt großen Komfort. Der Airbag schützt durch

die Konstruktion neben Verschüttung auch vor Kopf- und Rü-ckenverletztungen. Für die schnelle Pistentour wurde die Ra-

pidity-Jacke entwickelt. Ein gelungener Materialmix (vor-ne winddicht, am Rücken atmungsaktiver Stretch)

und durchdacht angebrachte Taschen lassen den Rucksack bei der Feierabendtour überflüs-sig werden. Trinkflasche, Wechselwäsche und Accesoires lassen sich problemlos in der 2-in-1-Jacke verstauen und machen sie somit zum idealen Begleiter für schnelle Aufstiege im ge-sicherten Gelände.

Vaude - Alprider Flow & Larice Rapidity Jacket

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Wer jedes Gramm zählt und auf einen Lawinenairbag nicht verzichten möchte, kommt an dem Ultralight von Mammut nicht vorbei. Das Gesamtgewicht des 18-Liter-Rucksacks (700 g Systemgewicht) liegt dabei bei 1,5 kg. Trotzdem bietet das Leichtgewicht genügend Stauraum und Befestigungsmöglichkeiten für anspruchsvolle Touren. Preis: 600 Euro.

Mammut - Ultralight Removable Airbag 3.0

Drei Sportarten, ein Helm: Der p.8000 von Uvex schlägt die Brücke zwischen Skitouren- und Skihelm im Winter und dient im Sommer auch als Radhelm. Der zertifizierte Kopfschutz ist mit ei-nem leicht zu bedienenden Boa FS1 Verschlusssystem ausgestattet und

lässt sich auch mit Handschuhen einfach bedienen. Eine Stirnlampenhalterung und

ein Recco-Suchsystem sind ebenfalls an Bord. Preis 160 Euro, Gewicht 310 g.

Uvex - p.8000

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Für Hochalpinisten und sportliche Pistengeher. Der 940 g (1,63 m) leichte Ski mit ABS-Seitenwange ver-spricht direkte Kraftübertragung und Haltbarkeit. Der Nachfolger des Cirrus soll durch optimierte Taillierung und weiter entfernte Kontaktpunkte zusätzliche Lauf-ruhe und Spurtreue sorgen. Preis: 499 Euro.

Hagan - Ultra

Atomic baut seine Backland-Linie weiter aus. Die Carbonausführung wird durch ein zusätz-liches Modell ergänzt. Der NC-Stiefel soll dabei vor allem Einsteiger ansprechen und sich im mittleren Preissegment (459 Euro) bewegen. Der 1090 g leichte Backland UL 85 besitzt einen Ultra Light-Holz-kern mit zwei Carbon-Einlagen. Für sportliche Tourengeher, die bergauf wie bergab höchste Ansprüche stel-len, Kilometer für Kilometer.

Atomic - Backland NC Stiefel & Backland 85 UL Ski

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Boa ist inn. Fischer hat nächs-ten Winter einen leichten (980 g) Stiefel im Sortiment, der mit ei-nem M3-Drehverschluss von Boa und ein über Rollen geführtes Seil ausgestattet ist. Der Hersteller ver-spricht eine millimetergenaue An-passung des Schuhs vom Rist bis zur Zehe. Eine gleichmäßige Druckverteilung ohne Druckstel-len und die Bedienung per Hand-schuhe bieten ein weiteres Plus

an Komfort. Optimale Bewegungs-freiheit liefert der Schuh mit einem 80°-Rotationswinkel. Die eingesetz-

te Aramid-Platte in der Sohle soll ein kontrolliertes und perfektes

Abfahrtserlebnis liefern. Preis: 649,95 Euro.

Fischer - Travers Carbon

Die Rucksack-Spezialisten von Evoc haben sich für Tourengeher etwas einfallen lassen. Die Patrol-Serie (32 l/42 l) wurde neu aufgelegt und um das 55-Liter-Modell erweitert. Das be-

währte Evoc-Tragesystem sorgt für ausgegelichene Lastenverteilung und für viel Komfort auf Tour. Das Taschenmanagement ist Evoc-typisch auf höchstem Niveau durchdacht.

Evoc - Patrol Serie_55l_40l_32l

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Eine Kombination aus zwei Materialien soll das Fell von G3 noch effizien-ter machen. Die Spitze aus TPU nimmt ca. 20 % der kompletten Skilänge ein und soll die Gleitfähigkeit erhöhen. Preis: 199 Euro.

Der FINDr von G3 verspricht mit der Flyride Plus Technology einen leis-tungsfähigen Kohlefaser-Ski. Durch die Kombination von unterschiedli-chen Materialien und innovativem Design werden der Kantenhalt und die Schwungeinleitung verbessert. Preis: 749 Euro.

G3 - Scala Fell & FINDr 94 Ski

Petzl legt leichte Gletscherausrüstung für Skihochtouren nach. Damit spart man im Vergleich zu herkömmlichen Teilen wertvolle Gramm, die man in der Regel mehrere Tage im Rucksack mit sich herumschleppt. Der Gurt Altitude wiegt minimalistische 150 g, das Steigeisen Leopard 330 g und der solide Ride-Pickel bringt 240 g auf die Waage.

Petzl - Altitude & Leopard & Ride

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Und einer flog über den Spaltenrand...

Skihochtouren sind die Königsdisziplin für Winter-sportler. Doch beim Aufsteigen und Abfahren über Gletscher muss man vorbereitet sein, falls einer in eine Spalte fällt. Chris Semmel vom Deutschen Bergführerverband behandelt daher das Thema Spaltensturzproblematik auf Skihochtour. Im ersten Teil zeigen wir die nötige Ausrüstung sowie das Basis-Know-how der Selbstrettung.

Spaltenstürze sind zum Glück selten. Nur etwa zwei bis vier Prozent der Skitourenunfälle sind Spaltenstürze. Mehr als die Hälfte verletzen sich durch klassische Stürze beim Abfahren oder beim Auf- und Abstieg zu Fuß. Die Lawinenunfälle bewegen sich bei 15-20 Prozent. Soweit die Bergunfallstatistik des DAV. Betrachtet man aber die Gesamtheit der Skitourentage, stellen Skihochtouren im vergletscherten Gelände eine Minderheit dar. Wer sich also auf Gletschern und hohen Bergen bewegt, sollte wissen, was er tut und wie man sich im Falle eines „Falles“ aus der Spalte hilft!

Gletscher-TourenService

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Und einer flog über den Spaltenrand...

Foto: Petzl/Alexandre Buisse

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Ausrüstung: Das muss mit am Gletscher

Selbstrettungsübung bei der Bergführerausbildung.

Einbinden Hier die Seilabstände, die man in einer Seilschaft am Gletscher einhalten sollte. 15-20 Meter in einer Zweier-Seilschaft und minimal acht Meter, wenn sieben Leute ins Seil eingebunden sind.

Alles Know-how ist wertlos, hat man keine entsprechende Ausrüstung dabei. Gurt, Seil und ein paar Schlingen braucht es, um seinen Partner oder sich selbst aus einer Spalte zu retten. Zusätzlich zwei kleine Seilklemmen sind genial. Hat man diese zur Verfügung, macht das ganze richtig Spaß – beim Üben. Für eine klassische Skihochtour ist ein imprägnierter „Halbseilstrang“ völlig ausreichend. Das Seil sollte eine Länge von 40-50 Meter haben. Damit kann sich eine Gruppe von zwei bis sieben Skitourengehern zu einer „Gletscherseilschaft“ zusammenschließen.

Gletscher-TourenService

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Optimales Gletscherset Mit 4-5 Karabinern, einem Tibloc, einer Microtra-xion, drei Schlingen aus hochfestem Dyneema oder Kevlar, einer Eisschraube und einer Kurz-prusik ist man für alle Notfälle gerüstet, egal ob Selbstrettung, Lose Rolle, Mannschaftszug, Fla-schenzug oder zum Aufbau einer Sicherung.

Zum Anseilen wird ein leichter, bequemer Hüftgurt verwendet. Komplettgurte sind veraltet und stellen sogar ein Sicherheitsrisiko dar. Denn bevor man seinen Partner aus der Spalte retten kann, muss man den Sturz zunächst halten. Und das ist mit einem Hüftgurt sicherer als mit einem Komplettgurt. Denn durch den wesentlich höheren Anseilpunkt beim Komplettgurt wird der Partner schneller nach vorne umgerissen und hinterhergezogen, als bei Verwendung eines Hüftgurtes, bei dem der Anseilpunkt auf Höhe des Körperschwerpunkts liegt. Kein Bergführer würde sich daher mit einem Komplettgurt anseilen!Erst wenn der Sturz gehalten wurde, können alle weiteren Rettungsmaßnahmen angewandt werden.Jetzt kommen die Schlingen, Karabiner und Seilklemmen ins Spiel, egal ob man sich selbst, oder den Partner retten muss. Hier veraltetes Material mitzuschleifen ist wie anstatt eines Feuerlöschers für den Notfall einen Eimer Wasser in’s Eck zu stellen. Mit passenden hochfesten Dyneema- oder Kevlar-Schlingen, leichten Karabinern ohne störende Nasen am Schnapper und zwei leichten Seilklemmen ausgestattet können selbst „Schwergewichte“ hochgezogen werden. Das optimale Set besteht aus einem Tibloc, einer Microtaxion, einer 90 cm und einer 120 cm Schlinge und vier bis fünf Verschlusskarabinern.Die restliche Ausrüstung, wie Pickel und Steigeisen, dient in erster Linie als Hilfe für den Gipfelanstieg und soll den Absturz zu Fuß vermeiden. Bei harter Firnauflage benötigt man den Pickel auch als T-Anker. Meist aber kann ein Fixpunkt zur Spaltenrettung auch mit einer Eisschraube oder den Skiern gebaut werden.

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Know-how: Das müssen Sie können!

Fixpunkte in Schnee und Eis

Ganz ehrlich – wer sich noch nie mit dem Thema beschäftigt hat, wird nach dem Lesen auch nicht wissen, wie man jemanden rauszieht. Das Lernen und Üben in der Praxis ist unerlässlich! Für denjenigen, der so etwas schon mal gemacht hat, kann das eine oder andere neu und hilfreich sein.Ist der Sturz gehalten, steht die erste Entscheidung an. Selbst- oder Partnerrettung? Sprich: Steigt der Gestürzte selbständig am Seil aus der Spalte oder muss ich ihn rausziehen. Im ersten Fall könnte ich einfach im Schnee sitzen bleiben und das Seil blockieren, sodass mein Partner daran aufsteigen kann. Dazu muss er jedoch unverletzt und technisch dazu in der Lage sein. Und ich selbst muss sicher sein, nicht doch noch hinterhergezogen zu werden. Das ist problemlos, wenn ich nicht allein bin, um das Gewicht des Gestürzten zu fixieren und wenn der Hang nicht zu steil bergab geneigt ist sowie die Schneeauflage entsprechend weich und tief ist. Ansonsten muss ein Fixpunkt gebaut werden.

Besonders bei weichem Schnee ist die Technik der Steckskiverankerung wirksam und sehr schnell aufzubauen. Hierzu werden je nach Schneehärte und zur Verfügung stehendem Material ein bis drei paar Ski mit den Laufflächen zum Berg bzw. entgegen der Zugrichtung nebeneinander, so tief wie möglich und leicht gegen den Hang geneigt in den Schnee gerammt. Rahmenbindungen sollten dazu in den „Aufstiegs-Modus“ gestellt und aufgeklappt werden, damit der Fersenautomat beim Einrammen nicht stört. Bei Pin-Bindungen müssen die Ski-Stopper arretiert werden. Hinter die eingerammten Ski werden zwei Skistöcke oder der Pickel gelegt und mit einer Schlinge, mittels Ankerstich,

Gletscher-TourenService

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in der Mitte umfasst. Ist der Schnee sehr weich sollte man sich vor Lastübergabe zur Absicherung vor die Ski stellen oder setzen und diese in Zugrichtung gegen das nach vorne kippen absichern. Dieser Fixpunkt kann extrem schnell aufgebaut werden und eignet sich besonders auf dem verschneiten Gletscher.

Steckskiverankerung Ski hat man immer dabei

und sie lassen sich op-timal beim Bauen eines

Fixpunkts im Schnee ein-setzen. Vor allem wenn

der am Nachmittag weich und tief wird.

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Der T-Anker ist der Klassiker unter den Fixpunkten im Schnee und Firn. Er benötigt zwar etwas Zeit für den Aufbau, ist dafür aber einer der belastbarsten Verankerungen im Schnee. Je nach Schneehärte wählt man die Ski, das Snowboard, den Pickel oder die Skistöcke. Je weicher der Schnee ist, desto größer sollte der Gegenstand und die Eingrabetiefe sein (zwischen 50 und 100 cm). Zunächst wird quer zur Zugrichtung ein entsprechend großer und tiefer Graben ausgehoben. Die vordere Wand (Lastseite) des Grabens sollte senkrecht sein. Rechtwinklig zum Graben wird nun in der Mitte ein schmaler Kanal für die Zugschlinge angelegt. Nachdem der Anker eingelegt ist, schüttet man den Graben mit Schnee von hinten wieder zu. Die Vorderseite (der belastete Bereich) kann bei sehr weichem Schnee zusätzlich festgestampft und weiter mit Schnee aufgefüllt werden. Es ist darauf zu achten, dass die Schlinge lang genug ist und möglichst flach aus dem Schnee ausläuft. Die Schlinge sollte den vergrabenen Gegenstand im Flächenmittelpunkt umschlingen – beim Pickel also etwas oberhalb der Schaftmitte.

Besonders am Gletscher im Früh- oder Spätwinter oder an sehr steilen Eisflanken lassen sich Eisschrauben im Blankeis unter dem Schnee als solide Fixpunkte setzen. Hierzu sollte man eine 13 – 19 cm lange Schraube mit Kurbel verwenden. Qualitätsschrauben lassen sich ohne großen Wiederstand mit der Hand eindrehen. Oberflächlich morsches Eis mit dem Pickel entfernen und Eisschraube mit neutralem Setzwinkel,

T-Anker Oben der T-Anker mit einem Pickel, unten mit einem Paar Ski. Je weicher der Schnee, desto größer der Gegenstand, den man vergräbt.

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also 90° zur Eisoberfläche setzen. Im guten Gletschereis hat eine Eisschraube eine Festigkeit von über einer Tonne! Ist der Fixpunkt gebaut, fixiert man das Lastseil mit einer der Prusikschlingen oder direkt mit Mastwurf am Fixpunkt und übergibt langsam die Last von seinem Körper auf den Fixpunkt. Jetzt ist man frei und kann sich selbstgesichert am Restseil an den Spaltenrand begeben um mit dem Gestürzten Kontakt aufzunehmen.

Selbstrettung: Selbst ist der Gestürzte…

Ist der Gestürzte ansprechbar und unverletzt kann er selbst am Seil aus der Spalte aufsteigen. Die Selbstrettung ist eine wichtige Grundvoraussetzung, die jeder Skitourengeher am Gletscher beherrschen sollte. Die Selbstrettung unterteilt sich in zwei Phasen. Zuerst steigt man mittels der so genannten „Prusik-Technik“ am Seil bis zum Spaltenrand auf. Dort hat sich das Seil meist im Schnee eingeschnitten und man kann die Seilklemmen oder den Prusikknoten nur schwer weiter am Seil nach oben schieben. Daher wechselt man hier nun auf den so genannten „Selbstflaschenzug“. Beide Techniken können umständlich und zeitaufwändig mit Prusik-Klemmknoten oder mit Seilklemmen durchgeführt werden. Wer mit klammen Fingern an einem nassen Seil in einer Spalte hängend ein Mal versucht hat, festgefressene Prusikschlingen weiter zu schieben oder an nicht klemmenden Prusikknoten wieder nach unten gerutscht ist, wird auf die leichten, kleinen Seilklemmen nicht mehr verzichten wollen. Optimal verwendet man für die Selbstrettung eine Petzl Microtraxion und ein Petzl Tibloc. Wer etwas mehr „Klemmen-Komfort“ wünscht, nimmt eine Petzl „Basic“ anstelle des Tiblocs.

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Damit der Aufstieg mit der „Prusik-Technik“ zum Spaltenrand optimal ablaufen kann, wird folgender Aufbau empfohlen:

1. 90 cm Schlinge mit Ankerstich im Sicherungsring des Gurtes befestigen2. Tibloc/Basic mit Karabiner am Seil anbringen und in die Schlinge einhängen. Tibloc-Schlinge straff nach oben schieben3. Microtraxion unter dem Tibloc/Basic am Seil einhängen, so dass sich die Seilklemmrolle nach oben schieben lässt und nach unten klemmt4. 120 cm Trittschlinge in die Microtraxion einhängen – fertig!

Nun kann man in der Trittschlinge stehend aufstehen und das Tibloc/Basic nach oben schieben. Somit ist man über die Tibloc-Schling selbst gesichert, die Microtraxion dient als Steighilfe.

Prusik-Technik Links der Aufbau beim „Prusiken“, rechts nach dem Um-bau zum „Selbstfla-schenzug“.

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Am Spaltenrand angelangt und im Tibloc/Basic hängend baut man das System nun auf den „Selbstflaschenzug“ um. Dazu geht man wie folgt vor:

1. 120 cm Trittschlinge vom Microtraxion lösen und wegräumen. 2. Nun den Klemmmechanismus der Microtraxion lösen und Klemme am Seil zum Hüftgurt runterziehen und dort in den Sicherungsring einhängen Klemm- mechanismus der Microtraxion wieder schließen. Die Microtraxion bleibt dazu die gesamte Zeit mit dem Karabiner am Seil eingehängt.3. Zusätzlichen Karabiner in den oberen Karabiner des Tiblocs/Basic einhängen4. Lockeres Seil unter der Microtraxion in den zusätzlich eingehängten Karabiner am Tibloc/Basic einhängen – fertig!

Nun kann man sich mit dem entstanden Flaschenzug hochziehen. Lässt man das Zugseil los, hängt man in der Microtraxion und kann das Tibloc weiterschieben. Mit den Füßen stützt man sich am Eis des Spaltenrandes ab und unterstützt den Selbstzug mit einer Hüftbewegung nach oben. Das eingeschnittene Seil kann man durch „Rührbewegungen“ im Eiskanal lockern und die Klemme weiter in den Firn schieben. So schiebt man sich langsam wie eine Raupe über den Spaltenrand.Hört sich einfach an, braucht aber etwas Übung und Routine, funktioniert dann aber einwandfrei!

Foto: Petzl/Marc Daviet

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Hat man Bremsknoten zwischen den Seilschaftsmitgliedern ins Seil geknüpft, damit sich diese bei einem Spaltensturz am Spaltenrand einschneiden und den Kollegen einen Teil der Halte-Arbeit abnehmen, muss man sich eine Lösung ausdenken, wie man diese Bremsknoten beim Aufstieg am Seil nun überwindet.

Dazu gibt es auch eine „standardisierte Lösung“, die sowohl mit den alten Prusikknoten wie auch mit den feinen Seilklemmen funktioniert. Während man an jedem zu überwindenden Bremsknoten die gesamte Prusikschlinge ab- und darüber wieder neu einknoten muss, offenbaren die Seilklemmen hier ihre Vorteile. In Sekundenschnelle können die Klemmen über die Knoten umgesetzt werden.

Folgender Ablauf zum Überwinden von Bremsknoten wird empfohlen, egal ob man mit alten Prusikknoten oder mit modernen Seilklemmen arbeitet:

1. Bis kurz vor den Knoten mit der „Prusik-Technik“ Aufsteigen. Nun einen Karabiner in das Auge des Anseilknotens an seinem Hüftgurt hängen, in der Trittschlinge aufstehen und den Karabiner in das Auge des Bremsknotens hängen. Damit ist man vorübergehend im Auge des Bremsknotens selbst gesichert.

2. Die ist die Tibloc/Basic-Schlinge bzw. die Selbstsicherungsprusik locker und lässt sich lösen. Die Seilklemme kann nun einfach über den Knoten gesetzt werden. Ein Prusikknoten muss aufgelöst und oberhalb des Bremsknotens wieder eingeknüpft werden.

3. In der Steigschlinge erneut aufstehen und Selbstsicherungsschlinge (Tibloc/Basic oder Prusikknoten) wieder nach oben straff schieben.

4. Nun lässt sich die provisorische Selbstsicherung im Bremsknotenauge wieder entfernen und weiter geht’s zum nächsten Knoten.

Mist! Bremsknoten im Weg

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Sollte einem ein Bremsknoten beim Selbstflaschenzug am Spaltenrand in die Quere kommen gibt es auch dafür wie folgt eine Lösung:

1. Bis kurz vor den Bremsknoten mit der „Selbstflaschenzug-Technik“ arbeiten. Nun Seilklemme über den Knoten setzen und hochschieben bzw. Prusikknoten lösen und über dem Bremsknoten wieder einknüpfen.

2. Nutzt man eine Microtraxion als Rücklaufsperre am Körper so reicht es nun, wenn man sich wie zuvor am Flaschenzugseil ein paar Zentimeter am umgelenkten Flaschenzugseil hochzieht und gleichzeitig mit der anderen freien Hand den Blockiermechanismus der Microtraxion öffnet und sich die paar Zentimeter wieder ablässt und in die Selbstsicherungsschlinge setzt.

3. Sollte man keine Microtraxion am Körper verwenden oder sollte man Schwierigkeiten mit dem Öffnen des Klemmmechanismus unter Last haben, wird die weggeräumte Steigschlinge wieder hervorgeholt und in den Karabiner der oberen Seilklemme (Tibloc/Basic) eingehängt. In der Steigschlinge aufstehen und dabei den Karabiner der Microtraxion bzw. der Rücklaufsperre am Gurt aushängen. Anschließend setzt man sich wieder in die Selbstsicherungsschlinge.

4. Nun wird die Steigschlinge wieder entfernt, der Bremsknoten gelöst und die Microtraxion bzw. Rücklaufsperre am Gurt wieder eingehängten und weiter geht’s.

Hört sich kompliziert an, hat man es jedoch einmal durchgespielt wird man überrascht sein, wie „banal“ das ganze eigentlich ist. Wer dem Ganzen nun gar nicht folgen konnte dem kann ich nur einen Spaltenbergungskurs bei einer guten Bergschule ans herz legen. Denn nur wer für den Ernstfall gerüstet ist, kann sich und anderen aus der Spalte helfen!

Am Spaltenrand angekommen

Im zweiten Teil in der nächsten Ausgabe wird es um die Partnerrettung wie den „Mannschaftszug“, die „Lose Rolle“ sowie um spezielle leichte Rettungssysteme, deren Vorteile und Grenzen gehen. Zudem gibt Chris Semmel vom VDBS Tipps und Verhaltensempfehlungen, damit es gar nicht erst zum Spaltensturz kommt.

Fortsetzung: Teil 2

Gletscher-TourenService Gletscher-TourenService

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TourenstiefelKaufberatung

KAUFBERATUNGTOURENSTIEFEL

Es ist inzwischen einfacher denn je ins Ski-touren-Business einzusteigen und den modernen Ansprüchen leichter und beweglicher Ausrüstung gerecht zu werden. Egal zu welcher Zielgruppe man sich bekennt, die aktuellen Modelle erleich-tern komfortabel den Aufstieg und bieten ma-ximale Kontrolle in der Abfahrt. Aufgrund neu-artiger Verbundmaterialien werden die Boots kontinuierlich leichter und steifer. Durch die In-genieurskunst der Hersteller verbessert sich die Beweglichkeit der Schäfte, um im Aufstieg noch mehr Leistung und Komfort zu liefern.

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Als Bindeglied zwischen Fuß und Ski überträgt der Tourenstiefel alle Bewe-gungen, die zur Steuerung der Brettl not-wendig sind. Nicht selten verbringt man in einem Schuh fünf, sechs oder noch mehr Stunden an einem Tag. Um den Genuss ei-ner Skitour nicht zur Qual werden zu las-sen, ist es unerlässlich, dass der Schuh op-timal passt. Nichts trübt eine Skitour mehr, als wenn Blasen – im schlimmsten Fall auf beiden Seiten – sich reiben oder brennen und die Gedanken nur noch in Richtung der Schmerzen wandern. Lassen Sie sich daher beim Kauf Zeit, investieren Sie ein paar Stunden. Sie werden feststellen, dass eine wirklich gute Beratung und individu-

elle Anpassung der Stiefel später das Ma-ximum an Passform und Freude bringen wird. Lassen Sie im Laden auch Ihre Schuh-größe nochmals bestimmen und probieren Sie verschiedene Größen und Hersteller an. Die Schalen werden in Mondopoint-Grö-ßen in halben Größensprüngen angege-ben. Jedoch unterscheiden sich die Grö-ßenangaben oft zur normalen Schuhgröße. Mondopoint 28.0 ist nicht automatisch bei allen Herstellern die Schuhgröße 43, auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht. Wer generell Probleme mit Blasen oder einer unorthodoxen Fußform hat, wird es zu schätzen wissen, wenn sich der Innen-schuh, oder teilweise auch die ganze Scha-le (wie bei Atomic und Fischer) an den Fuß anpassen lassen. Im Laden stehen dazu Spezialgeräte zur Verfügung.

Rennläufer setzen auf des leichteste Equipment, nur um Sekun-den zu sparen.

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TourenstiefelKaufberatung

Beweglichkeit und Leichtbau sind die Essenzen, um schnell voranzukommen.

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ScarpaAlien

www.scarpa-schuhe.de

Gewicht pro Stiefel~:850 GrammMaterial:PUThermofit Innenschuh:JaPreis650,00 EUR

Reiner Kunststoffschuh für Trai-ning und Wettkampf.

ScarpaAlien 3.0

www.scarpa-schuhe.de

Gewicht pro Stiefel~:580 GrammMaterial:CarbonThermofit Innenschuh:JaPreis1.800,00 EUR

Extremer Leichtbau für kompro-misslosen Renneinsatz.

Vor einer Kaufentscheidung müssen Sie sich selbst fragen, was Sie damit anstellen wollen, was Ihnen auf einer Skitour wichtig ist und welche Aspekte Sie besonders in den Vordergrund stel-len. Wir unterscheiden in unserer Kauf-beratung zwischen vier Kategorien:

Der Rennläufer:Reinrassiges Renn-Ass, Aufstiegssprin-ter und Leichtbau-Freak: Hier ist nur das Leichteste gut genug. Hochmoder-ne Materialien wie Carbon-, Kevlar- und Aramidgewebe sind in den Stiefeln

verwebt. Tuning am Limit und maxima-le Bewegungsfreiheit im Aufstieg las-sen die Boots dem Fuß schmeicheln wie Wanderschuhe. Schmale Latten, leichte Schuhe und eine steile Spur hinauf ans Ziel sind die Passion eines Rennläufers. Wer mit Rennmaterial liebäugelt, sollte genau wissen, was er tut und in Sachen skifahrerisches Können seine Grenzen kennen. Schnelles Umschalten vom Auf-stiegs- in den Abfahrtsmodus zeichnen diese Schuhe aus. Teilweise sind sogar die Innenschuhe nur noch sporadisch vorhanden oder aufs Nötigste reduziert.

Lady like!

Auch Tourengeherinnen sollten auf spezielle Stiefel für SIE zurück-greifen. Gerade bei Frauen mit kleinen Füßen finden Frauen bei man-chen Modellen nicht mehr die passenden Größen. Auch die Fußform und Wadenausbildung der Frau sind anders. Viele Frauen schätzen es zudem, wenn der Vorlagenwinkel nicht zu spitz eingestellt ist.

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TourenstiefelKaufberatung

La Sportiva Syborg

www.lasportiva.com

Gewicht pro Stiefel~:813 GrammMaterial:Grilamid/Grilamid-Carbon MixThermofit Innenschuh:JaPreis650,00 EUR

Top Trainings- und Wettkampf-stiefel mit sehr gutem Handling.

La Sportiva Stratos Cubewww.lasportiva.com

Gewicht pro Stiefel~:620 GrammMaterial:Carbon-Kevlar MixThermofit Innenschuh:JaPreis1.700,00 EUR

Nonplusultra in Sachen Design und Leichtbau. Typisch italienisch.

ScarpaAlien 1.0

www.scarpa-schuhe.de

Gewicht pro Stiefel~:700 GrammMaterial:PU/Carbon Thermofit Innenschuh:JaPreis1.300,00 EUR

Leicht und steif. Alien-typisch mit Boa-Verschluss. Hoher Schaft.

DynafitDY.N.A. Evo

www.dynafit.com

Gewicht pro Stiefel~:750 GrammMaterial:Grilamid/Grillamid-Carbon MixThermofit Innenschuh:JaPreis1.000,00 EUR

Leichtbauvariante des PDG mit etwas leichterem Innenschuh.

DynafitPDG

www.dynafit.com

Gewicht pro Stiefel~:831 GrammMaterial:Grilamid/Grillamid-Carbon MixThermofit Innenschuh:JaPreis650,00 EUR

Auswogener Stiefel mit guter Pass-form. Für Training und Wettkampf.

DynafitDNA

www.dynafit.com

Gewicht pro Stiefel~:510 GrammMaterial:CarbonThermofit Innenschuh:JaPreis1.650,00 EUR

Leichtbau in Vollendung. Pierre Gignoux selbst kreierte die Stiefel.

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Es muss nicht immer eine Schnalle sein: Scarpa setzt auf den Boa-Drehver-schluss, um den Fuß im Stiefel zu fixieren. Das System ist in kleinen Schritten regulierbar und lässt sich einfach und mit Handschuhen bedienen.

Bei Atomics Backland und Dynafits TLT 6 kann optional eine Zunge in die Schale ge-steckt werden. Sie bringt noch mehr Steifigkeit bei der Abfahrt. Es geht aber auch ohne – reine Geschmachssache!

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TourenstiefelKaufberatung

Sehr beliebt unter den Allroundern: der Scarpa Maestrale. Vier Schnal-len und nicht zu schwer. Ein warmer Stiefel mit guter Beweglichkeit und komfortabler Passform.

Fischer passt mit seinen Vacuum Fit sogar die Schale an den Fuß an. Aber auch bei Atomic kann die Schale erhitzt werden. Für außergewöhnliche Problemfüße oft die letzte Bastion, um ohne Schmerzen in die Schale zu passen.

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DynafitTLT 6

www.dynafit.com

Gewicht pro Stiefel~:1200 bis 1300 GrammMaterial:Pebax/Grilamid/CarbonThermofit Innenschuh:je nach VersionPreis530,00 bis 700,00 EUR

Top Verarbeitung und gutes Handling. In verschiedenen Versionen erhältlich.

AtomicBackland

www.atomic.com

Gewicht pro Stiefel~:990 bis 1150 GrammMaterial:Grilamid-Carbon MixThermofit Innenschuh:Ja und Schale verformbarPreis530,00 bis 660,00 EUR

Individuell anpassbar, mit besonde-rem Augenmerk auf Stabilität.

Sportlicher Allrounder/Speedtourer:Stiefel dieser Kategorie zeichnen den mo-dernen Tourengeher aus. Die Stiefel sind Zweischnaller mit zusätzlichem Klettver-schluss oberhalb der Schnalle. Sie bieten einen sehr guten Kompromiss zwischen Aufstieg und Abfahrt. Viele Boots dieser Kategorie können auch Rennläufer für Trainingszwecke verwenden, wenn der Ausflug mal abseits der gewohnten Renn-spur ins Gelände verläuft. Auch lange und

intensive Durchquerungen lassen sich mit diesen Schuhen problemlos bewältigen. Ski von leicht bis mittelschwer können mit diesen Schalen gezähmt werden. Die Be-weglichkeit im Aufstieg reicht sehr nahe ans Rennmaterial heran, bietet aber in der Abfahrt weitaus mehr Kontrolle. Die Hül-len sind aus hochwertigen Kunststoffen, teilweise auch mit Carbon am Schaft. Da-mit darf man also auch Gas geben.

Bootfitting zu Hause

Thermofit-Innenschuhe können Sie auch selbst an ihren Fuß anpassen. Die meisten Liner können Sie mehrmals im Backofen erhitzen: Einlagen herausnehmen, den Liner in eine Auflaufform legen (oder auf einen Rost mit Backpapier) und bei 120° Grad Umluft 8-10 Minuten erhitzen. Danach legen Sie die Einlagen wieder hinein, ziehen zwei paar Socken an und steigen in die Schale. Je fester die Schale geschlossen wird, umso weiter wird später der Innenschuh. Gehen Sie nun mit dem Schuh ca. fünf bis zehn Minuten, drücken Sie das Schienbein nach vorne und bewegen Sie die Ferse ordentlich im Schuh bis der Liner ausgehärtet ist. Beachten Sie aber immer die Hinweise in der Gebrauchsanleitung des Herstellers!

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TourenstiefelKaufberatung

HaganCore

www.hagan-ski.com

Gewicht pro Stiefel~:1130 bis 1200 GrammMaterial:Grilamid, PebaxThermofit Innenschuh:je nach VersionPreis500,00 EUR

Sehr beweglich, sehr gutes Hand-ling. Sportlicher Leisten.

La SportivaSpitfire / Sideral

www.lasportiva.com

Gewicht pro Stiefel~:1130 bis 1250 GrammMaterial:Carbon/PU-Mix, Pebax, GrilamidThermofit Innenschuh:JaPreis600,00 EUR

Schmaler Leisten, intelligente Kon-struktion, minimalistische Schnalle.

MovementAlp Tracks

www.movementskis.com

Gewicht pro Stiefel~:1190 GrammMaterial:Grilamid, PebaxThermofit Innenschuh:je nach VersionPreis500,00 EUR

Baugleich mit dem Hagan Core. An-dere Innenschuhe erhältlich.

SalomonMTN Explorewww.salomon.com

Gewicht pro Stiefel~:1460 GrammMaterial:PU, GrilamidThermofit Innenschuh:JaPreis500,00 EUR

Bequemer Leisten und Innenschuh. Gute Beweglichkeit im Schaft.

ScarpaF1 Evo

www.scarpa-schuhe.de

Gewicht pro Stiefel~:1190 GrammMaterial:PolyamidThermofit Innenschuh:JaPreis550,00 EUR bis 600,00 EUR

Ausgefeilter technischer Schuh mit guter Abfahrtsleistung.

ScottOrbit II

www.scott-sports.com

Gewicht pro Stiefel~:1.240 GrammMaterial:Grilamid-Carbon MixThermofit Innenschuh:JaPreis500,00 EUR

Leichter Stiefel mit entspannter Geo-metrie und guter Kraftübertragung.

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DynafitNeo

www.dynafit.com

Gewicht pro Stiefel~:1450 bis 1620 GrammMaterial:PU, PebaxThermofit Innenschuh:je nach VersionPreis430,00 bis 500,00 EUR

Entspannte TLT 6 Variante. Etwas bequemerer Leisten, sehr beweglich.

La SportivaSpectre / Sparcle

www.lasportiva.com

Gewicht pro Stiefel~:1440 GrammMaterial:GilamidThermofit Innenschuh:jaPreis480,00 EUR

Sehr leichter Vierschnaller mit ho-hem Schaft für maximale Kontrolle.

Klassischer Allrounder/Tourengeher:Preis-Leistung bestimmen dieses Seg-ment. In dieser Kategorie finden sich die klassischen Dreischnaller und leich-te Vierschnaller mit bequemer Passform für die meisten Fußformen. Die Boots bieten ein breites Spektrum für alle Einsatzbereiche. Warme Innenschuhe und gute Haltbarkeit sind prägend. Zu-dem zeigen sie auch nach vielen Touren

kaum Verschleißerscheinungen an den Gelenklagern. Wer etwas mehr Gewicht und etwas weniger Beweglichkeit im Aufstieg in Kauf nimmt, wird mit über-durchschnittlichen Abfahrtseigenschaf-ten belohnt. Dafür lassen sich auch die etwas breiteren Ski noch sehr gut kont-rollieren. Alles in allem sehr ausgewoge-ne Tourenstiefel.

Fischer Tansalp Vacuumwww.fischersports.com

Gewicht pro Stiefel~:1550 bis 1620 GrammMaterial:TPUThermofit Innenschuh:je nach VersionPreis450,00 bis 600,00 EUR

Zeigt seine Stärken mehr in der Abfahrt. Gut anpassbar.

Boot-Fitting: Entweder im Laden... ... oder zu Hause mit Hilfe von Umluft.

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TourenstiefelKaufberatung

ScarpaMaestrale / Gea

www.scarpa-schuhe.de

Gewicht pro Stiefel~:1520 bis 1880 GrammMaterial:PU, PebaxThermofit Innenschuh:je nach VersionPreis440,00 bis 550,00 EUR

Der Klassiker schlechthin. Um-schließt den Fuß sehr gut.

ScottCosmos / Celeste

www.scott-sports.com

Gewicht pro Stiefel~:1430 bis 1540 GrammMaterial:Grilamid, PebaxThermofit Innenschuh:jaPreis450,00 bis 530,00 EUR

Leichter Vierschnaller mit ange-nehmer Geometrie. Gute Passform.

ScottSuperguide

www.scott-sports.com

Gewicht pro Stiefel~:1415 GrammMaterial:Grilamid, CarbonThermofit Innenschuh:jaPreis699,00 EUR

Wie der Cosmos, nur etwas leichter und anderer Schnallenanordnung.

MovementFreetouring 3

www.scarpa-schuhe.de

Gewicht pro Stiefel~:1900 GrammMaterial:PUThermofit Innenschuh:jaPreis460,00 EUR

Nicht ganz leicht, aber noch akzep-tabel. Gute Abfahrtsperformance.

ScottPhantom

www.scott-sports.com

Gewicht pro Stiefel~:1810 GrammMaterial:PUThermofit Innenschuh:neinPreis400,00 EUR

Entspannte Geometrie für Einstei-ger und weniger gute Skifahrer.

ScarpaThrill

www.scarpa-schuhe.de

Gewicht pro Stiefel~:1710 GrammMaterial:PUThermofit Innenschuh:neinPreis370,00 EUR

Einsteiger-Boot mit sehr gutem Preis-Leistungs-Verhältnis.

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DynafitVulcan

www.dynafit.com

Gewicht pro Stiefel~:1615 GrammMaterial:Pebax, FiberglasThermofit Innenschuh:jaPreis750,00 EUR

Vermittelt sehr gute Skikontrolle. Steif und leicht. Top Allrounder.

DynafitRadical

www.dynafit.com

Gewicht pro Stiefel~:1830 GrammMaterial:PUThermofit Innenschuh:neinPreis400,00 EUR

Sehr beliebter Stiefel bei Frauen. Nied-riger Schaft, bequeme Passform.

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TourenstiefelKaufberatung

AtomicWaymaker

www.atomic.com

Gewicht pro Stiefel~:1800 GrammMaterial:Carbon, PebaxThermofit Innenschuh:jaPreis560,00 EUR

Bequemer Leisten, guter Halt. Eher ein Abfahtsstiefel für breite Füße.

MovementFreepower 4

www.movementskis.com

Gewicht pro Stiefel~:2100 GrammMaterial:PUThermofit Innenschuh:jaPreis500,00 EUR

Klassischer Stiefel mit viel Halt, breitem Klett und hohem Flexindex.

DynafitKhion

www.dynafit.com

Gewicht pro Stiefel~:1530 GrammMaterial:Carbon, PebaxThermofit Innenschuh:neinPreis700,00 EUR

Für einen Vierschnaller extrem leicht und beweglich. Sehr teuer.

Freetourer:Der Weg ist nicht das Ziel, sondern die ul-timative Abfahrt. Liftunterstützung und nur wenige hundert Höhenmeter reichen dem Freetourer. Kompakte Vierschnaller, ein steifer Schuh mit individuell hohem

Flexindex braucht es für die perfekte Kon-trolle über sehr breite und lange Freeride-Ski. Das Gewicht und die Beweglichkeit spielen dabei für die kurzen Aufstiege eine untergeordnete Rolle.

Wer kurz vor einer Kaufentscheidung steht und nach einem Setup für fast alle Bedin-gungen sucht, dem geben wir hier einen Denkanstoß an die Hand:

Mann nehme einen 95 bis 100 mm brei-ten mittelschweren Ski mit einem ordent-lichen Rocker an der Front. Der Ski sollte nicht zu kurz ausfallen, da der Rocker be-reits einiges an Länge nimmt. Die Latten sollten auch nicht zu stark tailliert sein. Auf die Ski montiert man eine leichte

Bindung. Um Gewicht zu sparen, sollte es eine leichte Pin-Bindung sein. Dieses Setup lässt sich mit einem Zweischnaller wie dem TLT 6 oder einem leichten Drei-schnaller sehr gut steuern und kontrol-lieren. Im Aufstieg werden Sie keine Pro-bleme bekommen, da dieses Setup nicht schwerer ist, als ein klassisches Allround-Setup. Sie werden auch sehen, dass ein breiter Ski - egal bei welchen Bedingun-gen- immer souveräner durch das Gelän-de fegt als ein schmaler.

Skitour Magazin Setup-Tipp:

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BÄRENSTARK Obwohl Toni Palzer noch in der Espoir-Klasse gewertet wird, mischt er bereits bei den schnellsten Herren ganz vorne mit.

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InterviewToni Palzer

Skitour-Magazin: Toni, hast du heute schon deinen täglichen Post bei Face-book abgesetzt?Toni Palzer: (überlegt mit Blick zur Decke) Heute nicht! Aber die letzten Tage habe ich ziemlich viel gepostet. Hast Du’s nicht gese-hen?

Wie wichtig ist es für dich, jeden Tag zu checken, was online abgeht?Für mich ist es nicht wichtig zu wissen, was meine Konkurrenz macht. Aber ich find’s einfach schön zu sehen, wo andere unter-wegs sind. Und schöne Fotos schaut sich doch jeder gerne an. In den letzten zwei Jah-ren ist es aber schon extrem wichtig gewor-den, dass online was von mir zu sehen ist. Meine Unterstützer, Red Bull und Dynafit, investieren viel Zeit und Geld in mich und das will ich auch zurückzahlen. Und das geht am besten, wenn ich gute Leistungen bringe und bei Facebook die Marken und mich be-kannter mache.

Wird man als Spitzensportler zwangsläu-fig zum Medienstar?(lacht) Medienstar werde ich keiner mehr! Mir geht’s mit dieser Facebook-Geschichte nicht darum der Welt zu zeigen, wie geil der Toni ist. Da geht’s eher um ein Geben und Nehmen zwischen Sportler und Sponsor. Mir macht das ehrlich gesagt auch Spaß,

coole Fotos zu machen und die mit Freun-den zu teilen. Das ist doch so bei der Jugend von heute. Und ehrlich gesagt, wenn man was Besonderes macht, dann kann man schon mal stolz darauf sein, oder?

Toni, lass uns über etwas sprechen, wo-mit du dich nicht so gut auskennst. „Scheitern im Sport“. Du warst 2014 nach der Saison mit deinem Vater in Nordame-rika zum Bergsteigen am Mount McKin-ley, bist höhenkrank geworden und ihr musstet abbrechen. Wie gehst du mit dieser Erfahrung um?Ehrlich gesagt bin ich im Nachhinein froh, dass ich damals am Berg gescheitert bin. Ich fühle mich immer stark und bin immer voll motiviert. Aber du kannst im Leben nix, überhaupt nix, mit der Brechtsange erzwin-gen. Das habe ich am Mount McKinley gese-hen. Du kannst nicht dahin fliegen und glau-ben, dass du in vier Tagen am Gipfel stehst – ohne Vorbereitung. Bei den Wettkämpfen ist es das Gleiche. Du kannst nicht an den Start gehen und glauben, dass du jedes Ren-nen gewinnst. Die Anderen sind auch keine Deppen. Und Menschen sind keine Maschi-nen. Ich bin auch keine Maschine!

War das Scheitern am Mount McKinley der sportliche Tiefpunkt deiner noch jun-gen Karriere?

„Der Mensch ist keine Maschine! Ich bin auch keine!“

Toni Palzer ist 22 Jahre alt und gehört bereits jetzt zu den weltbesten Skibergsteigern. In der kommenden Saison will der gebürtige Ramsauer den Gesamtweltcup gewinnen – als jüngster Skibergsteiger der Geschichte. Ein Gespräch über

Social Media, Scheitern und Schnauzbärte.

Interview: Johannes Schmid

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Toni PalzerInterview

Nein, das war mit Sicherheit der Innenban-driss im Knie letztes Jahr bei der Weltmeis-terschaft in Frankreich. Wenn du weißt, dass du Chancen auf den Gesamtweltcupsieg hast und in einer so unglaublichen Form bist, dann ist das schon hart! Ein Jahr lang hartes Training ist dann auf einmal für die Katz. Aber he, ich bin noch jung und habe noch viele Jahre vor mir!

Du bist Profi-Skibergsteiger. Dein Leben ist komplett auf Sport fokussiert. Wo-mit beschäftigst du dich zurzeit außer schnell rauflaufen und noch schneller runterfahren?Du wirst es nicht glauben, aber ich lese ein Buch! Es heißt „Die mentale Einstellung“ von Dr. Thomas Wörz. Ich hab mir gedacht, das kann vielleicht nicht schaden, wenn ich in dem Bereich a bissal mehr weiß. Ansonsten

sind zurzeit viele Sponsorentermine und Fo-toshootings. Und ich beschäftige mich ziem-lich viel mit meinem Material. Aber vor allem die Zeit mit meiner Freundin tut mir richtig gut. Es ist schon wichtig, dass du nicht nur an Sport denkst.Was sagst du zu der These „Wer erfolg-reich sein will wird einsam!“Das glaube ich nicht! Das kommt doch auf den Charakter von Menschen an. Ich bin ein Mensch, der gerne mit anderen unterwegs ist. Beim Training bin ich schon gerne allei-ne, aber das sind fünf von 24 Stunden am Tag. Und auch wenn Sport mein Beruf ist, darf das niemals alles im Leben sein. Wenn man sich zu viele Gedanken macht, ob man gut oder schlecht trainiert hat, zu viel oder zu wenig gemacht hat, dann fällt man in ein Loch. Da kenne ich viele! Wenn ich mir mei-ne Erfolge anschaue, dann muss ich schon

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DER PROFI Seit 2013 kann sich Palzer als Sportsoldat 100-prozentig dem professionellen Skitourengeher widmen.

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InterviewToni Palzer

irgendwie die richtige Mischung gefunden haben.

Wann ist deine Entscheidung gefallen, „Ich will der weltbeste Skibergsteiger werden“?Das war am Ende meiner Lehrzeit. Kannst du dir das vorstellen, wie bitter das war? Du stehst in der Arbeit, schaust aufs Handy und siehst, wie die Italiener, Franzosen und Schweizer trainieren, weil sie Profis sind. Da sind wir wieder beim Thema Social Me-dia! Ich wusste, dass ich es draufhabe, mit denen mitzulaufen! Dann habe ich mir ge-dacht: Wieso probierst du es nicht einfach, von der Sportart leben zu können? Von mei-nen Eltern hatte ich die volle Unterstützung! Die haben gesagt, das musst du machen, wenn du jung bist!

Jetzt bist du Profi und läufst auf einem unbeschreiblich hohen Niveau, Som-mer wie Winter. An welchen Schrauben kannst du überhaupt noch drehen, um besser zu werden?Mein Problem ist, dass ich nicht konsequent genug bin! (Überlegt eine Weile) Aber viel-leicht ist das auch mein großer Vorteil! Ich denke, dass es auf diesem Niveau um Klei-nigkeiten geht. Manche schwören darauf, dass man die Ernährung umstellen soll, um die letzten Prozent rauszuholen. Das mache ich nicht. Ich ernähre mich gesund, wiege aber nicht mein Essen ab. Ich glaube, dass sich der Körper holt, was er braucht. Und wenn es abends eine Tafel Schokolade ist, dann ist es so!

Du bist immer gut drauf und hast stets einen lockeren Spruch auf den Lippen.

MEDAILLENSAMMLER Bei der WM 2015 in Verbier räumte Palzer so richtig

ab. Vier Medaillen sammelte der Ramsauer.

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TRAININGSTIER In der Vorbereitung spult Palzer nicht selten 4000 Höhenmeter am Tag ab.

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InterviewToni Palzer

Aber was ärgert dich so richtig?Wenn wir dahoam koan Schnee habn! Und wenn ich drei Stunden zum Training fahren muss!

Lass uns auf die Saison 2016 schauen. Worauf freust du dich am meisten?Jetzt im Moment ist es die Anspannung, die von Tag zu Tag steigt; vor allem die Frage nach der eigenen Form. Ich freue mich ziem-lich auf den ersten Weltcup Mitte Januar in Andorra. Da treffe ich dann endlich wieder alle meine Freunde aus Italien, Frankreich und der Schweiz. Am meisten freue ich mich aber auf die großen Klassiker. Die Pi-erraMenta in Frankreich und die Patrouille des Glaciers in der Schweiz. Ich habe letzte Saison gesehen, dass mir die langen alpinen Rennen ziemlich gut liegen.

Wieso trägst du eigentlich seit einigen Wochen einen Schnauzbart?Um ehrlich zu sein, es hat nix mit einer verlorenen Wette zu tun, oder mit dieser „Movember“-Sache. Ich habe ein uraltes Foto von meinem Papa gefunden. Da war er so Anfang 20 und hatte auch so einen bruta-len Schnauzer im Gesicht. Auf dem Foto hat er so ganz alte Ski dabei und Kniestrümpfe an, wie man es halt damals getragen hat. Und dann habe ich mir gedacht: „Schaut geil aus! So einen Schnauzer braucht der Toni auch!“ Der bleibt jetzt erstmal auch dran, wird sauber gestutzt und vielleicht kann ich ihn ja irgendwann mal hochzwirbeln.

Wenn ich dir heute anbieten könnte, du gewinnst den Gesamtweltcup der Ski-bergsteiger oder die Patrouille des Gla-ciers in Bestzeit. Was würdest du lieber nehmen?(Die Frage ist noch nicht zu Ende, Toni klopft

auf den Tisch) Die Patrouille! Das ist einfach das Größte für einen Skibergsteiger. Wenn das passiert, dann gibt‘s a Festei in der Ram-sau. Das kannst du glauben!

Toni Palzer

Geboren und aufgewachsen in Ramsau am Fuße des Watzmann, gehört Toni Palzer mit 22 Jahren zu den weltbesten Skibergstei-gern. Weltcupsieger, Europameister und Weltmeister darf sich der sympathische Ausnahmeathlet bereits nennen. Mit Steig-fellen unter den Skiern läuft kaum ein ande-rer schneller die verschneiten Berge hinauf als er! Und auch in den steilen und rasanten Abfahrten profitiert er von seinem Talent. Dafür ist sicherlich auch sein Vater, Wolf-gang Palzer, verantwortlich, der zu seiner Zeit selbst Mitglied der deutschen National-mannschaft war.

Nach einigen erfolgreichen Wettkämpfen im Sommer – Toni Palzer erreichte unter anderem beim Red Bull Dolomitenmann als drittschnellster Läufer das Ziel - steht jetzt die neue Saison unmittelbar bevor. Der Weltcupauftakt fand am 15. und 16. Januar in Andorra statt. Weitere Weltcups folgen in Italien, Frankreich und der Schweiz. Die spektakulärsten Rennen und Höhepunkte für Toni Palzer sind die Klassiker der Sze-ne. Bei der viertägigen Pierra Menta wer-den 10.000 Höhenmeter im Aufstieg in den französischen Alpen im Zweier-Team über-wunden. Die Patrouille des Glaciers, von Zermatt nach Verbier in der Schweiz, gilt als Ritterschlag für jeden Skibergsteiger und schließt die Saison Ende April ab.

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AUSPROBIERT

stiefel// HAGAN.CoreInfos: www.hagan-ski.com

Peis: 500,00 EUR

Einstieg geglückt

Hagan gilt sei jeher als Traditi-onsmarke für Tourenski. Nun haben die Österreicher mit dem Core einen Erstversuch in den Tourenstiefel-Markt gewagt. Und zugegeben, der ist mehr als geglückt. Hagan platziert den Core direkt ne-ben Scarpa F1 und Dynafit TLT 6 und setzt dabei auf ein top Handling. Eine große Schnalle mit kurzem Hebel am hohen Schaft lässt sich durch einen breiten Klettverschluss milli-

Unsere Bewertung:

metergenau justieren und gibt die Signale für die Abfahrt exakt weiter. Eine zweite Schnalle an der Schale sorgt durch ein Stahlkabel dafür, dass der Fuß über die ganze Länge fixiert wird. Selbst in der ST-Version ohne thermoverformbaren Innenschuh hat der Stiefel einen äußerst satten Sitz am Fuß. Die integrierte Zunge besteht aus zwei verschiedenen Kunststoffen. Sie bietet im Aufstieg genügend Flex, unterstützt in der Abfahrt und lässt keinen Schnee an den Fuß. Der Car-bon-Hebel zur Umstellung in den Abfahrtsmodus lässt sich auch mit Handschuhen sehr einfach bedienen. In Sachen Beweglichkeit und Gewicht spielt der Core in der Liga der Super-Allrounder vollends mit. Nur die Schalensohle könnte etwas besser isoliert sein, was besonders Frauen mehr entgegenkommen würde.Fazit: Ein weiterer Top-Stiefel, der den Schuhmarkt gehörig aufmischen wird.

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AUSPROBIERT

rucksack// CAMP.RapidInfos: www.camp.it

Peis: 80,00 EUR

Nach Jahren noch „up to date“

Wer sagt eigentlich, dass der „Normalo“ nicht mit Rennmaterial unterwegs sein darf? Spätes-tens dieser Rucksack, der mit seinen 20 Litern Volumen für den Rennsport eigentlich etwas zu groß geraten ist, bringt dem „Hobby“ genau das, was für eine leichtgewichtige Tagestour von Nöten ist. 460 Gramm leicht ist der Klas-siker von Camp, der mit einem Hauptfach und einem leicht zugänglichen Steigeisenfach aus-gestattet ist. An der Seite befindet sich noch eine kleine Tasche für Trinkflasche & Co. Die Ski können diagonal nach dem Vorbild der Racer am Rucksack fixiert werden, ohne dass dieser abgenommen werden muss. Ein kleines Safe-ty-Fach am Rücken bietet Platz für das Schau-felblatt. Das sollte aber richtig liegen, denn viel Polsterung hat der Raid nicht. Ist aber alles or-dentlich verstaut, drückt auch nichts. Wer ger-ne mit Trinkblase unterwegs ist, kann auch die-se im Rucksack integrieren. Alle Schnallen sind mit den schnell zu öffnenden EZ OP-Schnallen ausgestattet. Alles an diesem Rucksack wurde für die Einhandbedienung und den Rennein-satz ausgelegt. Alle Nähte sind sauber mit ei-nem Nahtband abgesteppt.Fazit: Sehr leichter und auch für Tages-touren tauglicher (Renn-)Rucksack. Sinn- volle Gewichtsreduzierung und prakti-sches Handling.

Unsere Bewertung:

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AUSPROBIERT

jacke// DYNAFIT.Mezzalama_PolartecInfos: www.dynafit.com

Peis: 220,00 EUR

Wärmende Leichtpelle

Die Mezzalama zählt neben der PDG zu den legendärsten Skitouren-Rennen der Welt. Die fordernde Strecke führt die Rennläufer über eisige Grate jenseits der 4000-Meter-Marke und den Castor-Gipfel. Für diese speziellen Ansprüche hat Dynafit zusammen mit Polar-tec eine Jacke entworfen, die weniger als 300 Gramm auf die Waage bringt. Gegen das Auskühlen stemmt sich eine Polartec Alpha-Isolierung, innen sorgt ein Mesh-Gewebe dafür, dass überschüssige Körperwärme und Schweiß nach außen dringen kann. Super-leichtes Stretch-Material an der Außenseite macht jede noch so sportliche Bewegung mit. Die Leichtjacke verzichtet aus Gewichtsgründen auf verstellbareBündchen. Die Reiß-verschlüsse an der Front und der Brusttasche lassen sich leichtgängig mit Handschuhen bedienen. Die eng anliegende Kapuze passt unter den Helm. Auch im Sommer ist die Mezzalama Jacket ein Top-Teil, das man in den Rucksack packt, um am Gipfel eine wär-mende Schicht überzuziehen.Fazit: Superleichte, atmungsaktive Polartec-Jacke für ambitionierte Skibergsteiger; ersetzt zwar keine Hardshell, aber ist bei trockenem Wetter die bessere Wahl.

Unsere Bewertung:

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AUSPROBIERT

ski// HAGAN.Chimera_ZeroInfos: www.hagan-ski.com

Peis: 600,00 EUR

Allround-Latte

Drei Jahre gibt es die Chimera-Serie von Skitouren-Spezialist Hagan nun schon. Und der „Nuller“, der Zero, ist der gelungenste Ski dieser Linie – wie wir finden. Er spricht den Allrounder unter den Tourengehern an. Die, die den einen Ski für alles suchen: Für die abendliche Pistentour über alpine Gip-fel-Siege bis zu tagelangen Durchquerun-gen. Der Chimera Zero ist in keinem Bereich absolute Spitze, dafür kann er alles. Mit 93 Millimetern Mittelbreite trifft er den Nerv der Zeit, die Taillierung (124/93/114) fällt nicht zu extrem aus. Etwas weniger als 1500 Gramm in 1,77 m Länge sind keine Sensati-on, doch dafür fährt sich der mit zwei Car-bon-Gurten ummantelte Seitenwangen-Ski auch in allen Schneearten und –härten sou-verän. Im Vergleich zur abgespeckten Y-Se-ries zieht der Chimera Zero seine Schwünge deutlich verwindungssteifer in den Schnee und bleibt auch auf hartgepresstem Schnee und bei hoher Geschwindigkeit länger ru-hig. Der Rocker unterstützt die Schwungein-leitung, ohne aufdringlich und übertrieben zu sein. Auch die Haltbarkeit des Graphite-Belags kann sich sehen lassen. Trotzdem braucht unser Testski nach mehr als 20.000 Höhenmetern bei teils grenzwertigen Schneeverhältnissen nun einen Service. Fazit: Der Chimera Zero ist ein Allround-Ski im wahrsten Sinn des Wortes. Nirgends absolute Spitze, dafür überall sehr gut. Taillierung, Steifigkeit und Preis stimmen!

Unsere Bewertung:

Page 80: Skitour-Magazin 1.16

Impressum#29 Ausgabe1.16 - Februar 2016

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