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Religion und Kultur Mittelstufe

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ISBN 978-3-03713-599-0

Religion und Kultur Mittelstufe

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Religion und Kultur Mittelstufe

Lehrmittel der Interkantonalen Lehrmittelzentrale

Inhaltliche ProjektleitungMatthias Pfeiffer, Kuno Schmid

AutorenteamMario Bernet, Hans Giezendanner, Kuno Schmid, Prisca Senn, Michael Zanggersowie Lars Gschwend, Johannes Rudolf Kilchsperger, Donatus Stemmle

ExpertenteamHassan Abo Youssef, Johannes Beltz, Michel Bollag, Urs Bräm, Sakib Halilovic, Halide Hatipoglu, Monika Jakobs, Ansgar Jödicke, Andreas Kessler, Uta-Maria Köninger, Paolo Trevisan, Carol Wittwer

Kontaktgruppe ReligionenVorsitz: Jürgen OelkersArbeitsgemeinschaft orthodoxer Kirchen in der Schweiz (Kyriakos Papageorgiou)Christkatholische Kirchgemeinde Zürich (Esther Tonini)Evangelisch-reformierte Landeskirche Zürich (Sabine Stückelberger)Freidenker-Vereinigung Zürich (Alfred Rudorf )Hindu-Gemeinschaften (Satish Joshi)Israelitische Cultusgemeinde Zürich (Ruth Gellis)Jüdische Liberale Gemeinde Zürich (Ines Bucher)Katholische Kirche im Kanton Zürich, Fachstelle für Religionspädagogik (Käthi Wirth)Schweizerische Buddhistische Union (Colette Bodmer)Tamilische Hindu (Lavanya Ramalingam)Universität Zürich, Theologische Fakultät (Dorothea Lüddeckens, Thomas Schlag)Vereinigung der Islamischen Organisationen in Zürich (Beatrix Laila Oulouda)

GestaltungMarion González, Team hp Schneider

IllustrationenMarion González, Julien Gründisch, CAT Design Claudia Trochsler (Karten)

© 2013 Lehrmittelverlag Zürich 1. Auflage 2013Printed in SwitzerlandKlimaneutral gedruckt auf FSC-RecyclingpapierISBN 978-3-03713-599-0www.lehrmittelverlag-zuerich.ch

Dieses Lehrmittel wurde in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Zürich entwickelt.

Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt.Nachdruck, Vervielfältigung oder Verbreitung jeder Art – auch auszugsweise – nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlages.

www.blickpunkt-religionundkultur.ch

Kalender

Schriften

Orte

Die Welt erzählen

Spuren

Schon gehört von Abraham? 6

Kalender 11 Klassenkalender 12

• Welches ist dein Lieblingstag im Jahr? 12

Die Geschichte des Kalenders 14

• Mond und Sonne bestimmen den Kalender 14

• Alte und neue Kalender 16

Wichtige Tage in den Kalendern der Religionen 18

• Wichtige Tage im Kalender des Islam 18

• Wichtige Tage im Kalender des Judentums 21

• Wichtige Tage im Kalender des Christentums 24

• Wichtige Tage im Kalender des Hinduismus 28

• Wichtige Tage im Kalender des Buddhismus 31

Schon gehört von Mose? 34

Schriften 39Schreiben und Schrift 40

• Die Menschen lernen schreiben 40

Schriften in den Religionen 42

• Schriften im Judentum 42

• Schriften im Christentum 46

• Schriften im Islam 50

• Schriften im Hinduismus 54

• Schriften im Buddhismus 57

Schon gehört vom Buddha? 60

Orte 65 Häuser der Religionen 66

• Häuser der Religionen besuchen 66

• Reformierte Kirche 68

• Katholische Kirche 70

• Moschee 72

Friedhof 74

• Würdige Bestattung für alle 74

• Bestattung in den Religionen 76

Pilgerorte 78

• Wallfahrtsorte 78

• Pilgern auf dem Jakobsweg 80

• Die Pilgerfahrt nach Mekka 82

Schon gehört von Maria? 84

Die Welt erzählen 89 Erzählen und feiern 90

• Rätsel Welt 90

• Schöpfungswerke 92

Erzählen und erklären 94

• Die Entwicklung des Menschen 94

• Menschen erzählen ihre Welt 96

Schon gehört von Jesus? 98

Spuren 103Kulturen hinterlassen Spuren 104

• Eine Schale aus Gold 104

• Ein Goldschatz der Kelten 106

• Ein goldenes Kreuz 108

Spuren von Religion 110

• Spuren von Religion in der Stadt Zürich 110

• Ein Bild erzählt Geschichten 112

• Verena und Mauritius 114

Schon gehört von Mohammed? 116

Glossar 120

Text- und Bildnachweis 124

Erzählungen

Religiöse Quellentexte

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Schon gehört von Abraham?

Die Geschichten von Abraham

Die Geschichten von Abraham und Sara sind Nomadengeschichten. Sie werden in drei Religionen erzählt: im Judentum, im Christentum und im Islam.Abraham war zusammen mit seiner Frau Sara das Oberhaupt einer Nomadensippe. Abraham bedeutet übersetzt «Vater vieler Völker», und Sara bedeutet «die Fürstin».

Das Leben von NomadenDie Nomaden, zu denen Abraham und Sara gehörten, waren Schaf- und Ziegenzüchter, die mit ihren Herden den Weiden und Wasserstellen entlangzogen. In der Regen-zeit zogen sie weit in das Steppenland hinaus, denn es brauchte nur wenig Regen und die Steppe wurde grün. In der Trocken-

Schon gehört von Abraham?

Schon gehört?zeit zogen sie in die Nähe von Städten und Flüssen. Mit der sess haften Bevölkerung in den Dörfern und Städten trieben sie Handel und tauschten Wolle, Fleisch- und Milchprodukte gegen Getreide, Werkzeuge und Waffen.

Die Frauen und Männer, die als Nomaden lebten, machten ganz andere Erfahrun- gen mit Religion als die Menschen in den Städten. Sie konnten keine Tempel für ihre Götter bauen und keine Priester be-schäftigen. Für sie war es wichtig, dass ihr Gott mit ihnen unterwegs war, dass sie überall zu ihm beten konnten. Sie kann- ten auch keine Schriften. Ihre Traditionen und Geschichten erzählten sie weiter.

Abraham bricht mit seiner Sippe auf. Deckenmalerei in der katholischen Kirche Egg ZH von Pater Karl Stadler, 1996.

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Das Land Kanaan wurde später Israel genannt. In diesem schmalen, fruchtbaren Landstreifen zwischen dem Mittelmeer und der Wüste und zwischen Ägypten und Mesopotamien gab es reichlichen Handel, aber auch viele kriege rische Konflikte.

Die Geschichte vom VersprechenGottes

In der Bibel wird berichtet, dass Abrahams Sippe reich war und im Zweistromland, dem heutigen Irak, lebte. Als Abraham schon ein alter Mann war, hörte er die Stimme Gottes.

Der Herr sprach zu Abraham: «Zieh weg aus deinem Land, von dei-ner Verwandtschaft und aus dem Vaterhaus in das Land, das ich dir zei-gen werde. Ich werde dich zu einem grossen Volk machen, dich segnen und deinen Namen gross machen. Durch dich sollen alle Geschlechter der Erde Segen erlangen.»

Abraham nahm dieses Versprechen ernst und gehorchte. Er liess seine Kamele beladen mit allem, was er brauchte, und er brach auf. Mit dabei waren seine Frau Sara und sein Neffe Lot, alle Knechte und Mägde, alle Esel und Kamele, alle Schafe und das übrige Vieh. Abraham und Sara zogen in das Land Kanaan.

Nacherzählt aus der Bibel, Genesis 12,1–5

Abrahams Wanderung gemäss der Bibel

HaranNinive

Babylon

UrMemphis

Rotes Meer

Nil

Tigris

Euphrat

Jericho

ÄGYPTEN

KANAAN

MESOPOTAMIEN

ARABISCHEWÜSTE

Jord

an

Mittelmeer

Totes Meer

Abrahams Reiseroute

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Schon gehört von Abraham?

Abraham – «Vater» von Völkern und ReligionenIn drei Religionen – Judentum, Christentum und Islam – hat Abraham (arabisch: Ibrahim) als Vorbild des Glaubens eine grosse Bedeutung.

Gemäss den Erzählungen in der Bibel und im Koran wird Abraham erst im hohen Alter Vater von zwei Söhnen.

Den ersten Sohn bekommt Abraham zusammen mit Hagar (arabisch: Had-schar), einer Ägypterin. In der Bibel wird sie als Dienerin von Sara vorgestellt, im Koran als die zweite Frau Abrahams. Der Sohn heisst Ismael (arabisch: Ismail). Im Koran wird berichtet, dass Abraham zusammen mit seinem Sohn Ismael die Kaaba in Mekka als Heiligtum für Gott wieder hergerichtet hat. Ismael gilt als Stammvater der arabischen Stämme. Das Heiligtum der arabischen Stämme in Mekka wird später zum Zentrum des Islam.

Den zweiten Sohn bekommt Abraham zusammen mit seiner Frau Sara. Er heisst Isaak (arabisch: Ishaq). Isaak ist der Vater von Jakob (arabisch: Yaqub).

Jakob bekommt von Lea und Rahel zwölf Söhne und eine Tochter. Die zwölf Söhne bilden die zwölf Stämme Israels, von denen sich die Juden herleiten.

Auch das Christentum folgt der bibli-schen Tradition und verehrt Abraham als Vorbild des Glaubens.

Nur einmal scheint das Versprechen Gottes, dass Abraham Vater eines gros- sen Volkes werde, gefährdet zu sein: als Abraham von Gott den Befehl erhält, seinen Sohn zu opfern. Nach der Bibel ist Abraham bereit, für Gott seinen eigenen Sohn hinzugeben. Im Koran fragt Abraham zuerst seinen Sohn nach seiner Meinung. Dieser ist für das Opfer bereit und vertraut wie Abraham auf Gott. Doch Gott verhindert das Opfer.

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Im Judentum heisst die Geschichte von Abrahams Opfer «Isaaks Bindung». Sie wird an Rosch Haschana, dem jüdischen Neujahr, erzählt. Die Muslime denken jedes Jahr mit dem Opferfest an das Opfer Abrahams.

«Isaaks Bindung», Glasfenster von Robert Nechin. Er schuf es 1999 für die Synagoge in Biel.