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Pulmonale Hypertonie Patienteninformation Aktiv gegen Herzkrankheiten und Hirnschlag Schweizerische Herzstiftung

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Page 1: Pulmonale Hypertonie Einleitung Ihr Arzt hat Ihnen gesagt, dass Sie an pulmonaler Hypertonie leiden. Bei der pulmonalen Hypertonie (auch Lungenhochdruck genannt) handelt es sich um

Pulmonale Hypertonie

Patienteninformation

Aktiv gegen Herzkrankheiten und Hirnschlag

Schweizerische Herzstiftung

Page 2: Pulmonale Hypertonie Einleitung Ihr Arzt hat Ihnen gesagt, dass Sie an pulmonaler Hypertonie leiden. Bei der pulmonalen Hypertonie (auch Lungenhochdruck genannt) handelt es sich um

Inhalt

Einleitung 2

Der Blutkreislauf 3

Was bedeutet Lungenhochdruck? 3

Welche Formen des Lungenhochdrucks gibt es? 5

Symptome des Lungenhochdrucks 8

Wie wird die Diagnose gestellt? 9

Wie wird der Schweregrad eingestuft? 11

Wie wird Lungenhochdruck behandelt? 11

Einteilung des Schweregrads gemäss NYHA-Klassifikation 12

Spezifische Medikamente 13

Konventionelle Therapie 14

Chirurgische Eingriffe 15

Pulmonale Ballonangioplastie 16

Allgemeine Empfehlungen 16

So gut als möglich körperlich aktiv bleiben 16

Reisen 17

Schwangerschaft 17

Salzkonsum, Flüssigkeitszufuhr und Körpergewicht 18

Verzicht aufs Rauchen 18

Vorsicht vor Infektionen 18

Mit pulmonaler Hypertonie leben (lernen) 18

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EinleitungIhr Arzt hat Ihnen gesagt, dass Sie an pulmonaler Hypertonie leiden. Bei der pulmonalen Hypertonie (auch Lungenhochdruck genannt) handelt es sich um eine chronische, krankhafte Blut- druckerhöhung in den Lungengefässen, die Ihre körperliche Leis-tungsfähigkeit erheblich reduzieren kann. Wird sie nicht behan-delt, schränkt sie die Lebenserwartung stark ein.

Vielleicht hat es einige Zeit gedauert, bis die Diagnose fest-stand, denn die pulmonale Hypertonie zählt zu den sehr seltenen Krankheiten. Sie ist in der Öffentlichkeit und zum Teil auch dem medizinischen Personal wenig bekannt. Auf eine Million Men-schen sind nur ein paar Dutzend betroffen. Diese Informations-schrift soll Patienten, ihren Angehörigen und anderen interessier-ten Personen helfen, Erkrankung, Diagnose und Behandlung der pulmonalen Hypertonie besser zu verstehen.

Die verwendeten männlichen Begriffe stehen stellvertretend auch für die weibliche Form.

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Der BlutkreislaufDas Blut transportiert den eingeatmeten Sauerstoff in den ganzen Körper. Das Blutkreislaufsystem wird in zwei Kreisläufe unterteilt: den grossen Körperkreislauf und den kleinen Lungenkreislauf (Abbildung 1). Im Lungenkreislauf wird das sauerstoffarme Blut von der rechten Herzhälfte durch die Lungenarterie in die Lunge gepumpt. Dort wird das Blut durch die Atmung mit Sauerstoff angereichert. Danach fliesst es über die Lungenvenen zur linken Herzhälfte. Im grossen Kreislauf wird das sauerstoffreiche Blut von der linken Herzhälfte in den gesamten Körper gepumpt. Die Organe nehmen den Sauerstoff auf und das sauerstoffarme Blut fliesst zur rechten Herzhälfte zurück, um wieder in die Lunge gepumpt zu werden.

In den beiden Kreisläufen ist der Blutdruck unterschiedlich hoch. Da der Körperkreislauf grösser ist und das Blut einen grös-seren Widerstand überwinden muss als beim Lungenkreislauf, ist ein höherer Druck erforderlich. Im Körperkreislauf beträgt er etwa 120 auf 80 mmHg (Mittelwert 100 mmHg) und im Lungen-kreislauf nur etwa 20 auf 8 mmHg (Mittelwert 15 mmHg). Unter dem Mittelwert versteht man den mittleren arteriellen Blutdruck. Dieser errechnet sich nach einer bestimmten Formel und ist unab-hängig von den systolischen (oberer Wert des Blutdrucks) und diastolischen (unterer Wert des Blutdrucks) Schwankungen im Gefässsystem.

Was bedeutet Lungenhochdruck?Von Lungenhochdruck oder pulmonaler Hypertonie spricht man, wenn der Mittelwert in der Lungenarterie im Ruhezustand über 25 mmHg beträgt. Ein Lungenhochdruck kann in jedem Alter auf-treten, Frauen sind öfter betroffen als Männer.

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Abbildung 1: Der Blutkreislauf

Luftröhre

linke Lungen-arterien

rechte Lungenarterien

linke Lungen-venen

rechte Lungen-venen

linke Herz-hälfte

rechte Herz-hälfte

Aorta (Hauptschlagader)

linker Lungenflügel

Lungenarterie

rechter Lungenflügel

Lungenkreislauf

Körperkreislauf

Lungen-bläschen

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Abbildung 2: Klassifikation der pulmonalen Hypertonie

Welche Formen des Lungenhochdrucks gibt es?Die pulmonale Hypertonie kann vielfältige Ursachen haben. Des-halb wurde die Krankheit in unterschiedliche Formen eingeteilt:

1. Pulmonale arterielle ➜ idiopathisch (ohne bekannte Hypertonie (PAH) Ursachen)

➜ familiär (genetische Ursachen)

➜ assoziiert mit

❍ Bindegewerbserkrankungen

❍ angeborenen Herzfehlern

❍ portaler Hypertonie

❍ HIV-Infektion

❍ Medikamenten/Toxinen

❍ Schistosomiasis (parasitäre Tropenerkrankung)

➜ mit signifikanter venöser und/ oder kapillärer Beteiligung

➜ persistierende pulmonale Hypertonie des Neugeborenen

2. Pulmonale Hypertonie mit Linksherzerkrankung

3. Pulmonale Hypertonie mit

Erkrankungen der Atemwege

und/oder Hypoxämie (vermin-

derte Sauerstoffversorgung)

4. Chronisch-thromboembo-

lische pulmonale Hypertonie

(CTEPH)

5. Pulmonale Hypertonie mit

unklaren und/oder multi-

faktoriellen Mechanismen

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Im Folgenden werden die unterschiedlichen Formen der Erkran-kung näher erklärt:

1. Pulmonale arterielle Hypertonie (PAH)Eine pulmonale Hypertonie, die aus unbekannten oder geneti-schen Gründen entsteht, ist selten. Am häufigsten ist sie die Folge einer anderen Erkrankung. Obwohl es innerhalb der Klassifika-tion der PAH Unterschiede gibt (Abbildung 2), ist allen gemein-sam, dass sich die Wände der Lungenarterien verändern. Es besteht einerseits ein Ungleichgewicht zwischen Stoffen, welche die Gefässe verengen, und Stoffen, welche die Gefässe erweitern. Hinzu kommen entzündliche Prozesse, die zu einem Umbau der Gefässwände führen. Die Gefässe verengen sich und können sich besonders unter körperlicher Anstrengung nicht mehr ausdehnen. Das Blut wird in seinem Fluss vom Herzen in die Lunge behindert. Als Folge davon entsteht in den Lungenarterien ein hoher Blutdruck. Um den erhöhten Widerstand zu überwinden, muss das Herz eine grössere Pumpkraft aufbringen. Dadurch verdickt sich die Herzwand, die rechte Herzhälfte wird grösser und die linke Herzhälfte wird zusammengedrückt (Abbildungen 3 und 4). Langfristig führt dies zu einer Schwächung des Herzens (Herzin-suffizienz). In seltenen Fällen finden diese gefässverändernden Prozesse nicht nur in den Lungenarterien, sondern hauptsächlich in den Lungenvenen statt (venöse obstruktive Lungenerkran-kung).

2. Pulmonale Hypertonie mit LinksherzerkrankungDer Lungenhochdruck wird von einer Schädigung des linken Her-zens oder deren Klappen verursacht. Durch die schlechtere Pump-funktion kommt es zu einem Blutrückstau im Lungenkreislauf.

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linkes Herz wird zusammenge-drückt

rechtes Herz wird grösser und die Herzwand verdickt sich

Lungenarterie wird engerreduzierter Blutfluss zur Lunge

Verdickung der glatten Muskulatur

Verdickung der Innenschicht

Abbildung 4: Krankes Herz mit Veränderungen an den Lungengefässen und im Herz

Abbildung 3: Gesundes Herz

rechte Herzhälfte linke Herzhälfte

rechter Lungenflügel linker Lungenflügel

Muskel der Herzwand

linke Lungenarterie

Aorta

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3. Pulmonale Hypertonie mit Erkrankung der Atemwege und/oder Hypoxämie

Lungenerkrankungen, die zu einer verminderten Sauerstoffver-sorgung führen (Hypoxämie) – wie Lungenfibrose, COPD oder das Schlaf-Apnoe-Syndrom –, können eine Veränderung der Lungen-gefässe und Lungenhochdruck zur Folge haben.

4. Chronisch-thromboembolische pulmonale Hypertonie (CTEPH) Eine Lungenembolie ist ein Verschluss einer oder mehrerer Lungen-arterien durch ein Blutgerinnsel (Thrombus). Bei den meisten Pati-enten lösen sich diese Gerinnsel mit alleiniger Blutverdünnung auf. In seltenen Fällen geschieht dies unvollständig und es kommt zu Vernarbungen der Gefässwand. Bei gewissen Patienten entstehen solche Vernarbungen auch ohne vorangegangene Lungenembolie. Vernarbungen der Lungenarterien führen zu einer chronischen Verengung der Gefässe, was einen Anstieg des Lungenblutdrucks zur Folge hat.

5. Pulmonale Hypertonie mit unklaren und/oder multifakto-riellen Mechanismen

Weitere Erkrankungen wie beispielsweise Blut- oder Stoffwechsel-erkrankungen können Veränderungen der Lungengefässe bewir-ken, die ebenfalls zu einer pulmonalen Hypertonie führen können.

Symptome des LungenhochdrucksMeistens sind die ersten Zeichen eines Lungenhochdrucks Atem-not bei körperlicher Anstrengung wie zum Beispiel beim Bergauf-gehen oder Treppensteigen, erhöhte Ermüdbarkeit und vermin-derte Leistungsfähigkeit sowie Blaufärbung von Lippen und Fingerspitzen. Vielleicht leiden Sie auch an weiteren Beschwer-den, die zum Teil Folgeerscheinungen einer dauernden Belastung

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der rechten Herzhälfte sind: Engegefühl in der Brust, Herzklop-fen, Schwindel bei Lagewechsel und starker körperlicher Belas-tung, Ohnmachtsanfälle, Schwellung an den Fussgelenken, Beinen und/oder Zunahme des Bauchumfangs. Sind hauptsächlich die Lungenvenen verengt, wird der Fluss des Blutes in das Herz behin-dert und Flüssigkeit kann ins Lungengewebe austreten. Symp-tome wie Hustenreiz bei Anstrengung, verstärkte Atemnot beim Flachliegen und Atemgeräusche können Anzeichen dafür sein.

Wie wird die Diagnose gestellt?Die Anzeichen eines Lungenhochdrucks werden zu Beginn häufig anderen Ursachen wie Trainingsmangel oder Stress zugeschrie-ben. Zudem zeigen andere Lungen- oder Herzleiden ein ähnliches Bild, was die Diagnosestellung erschwert. Daher kann von den ersten Symptomen bis zur definitiven Diagnose oft kostbare Zeit vergehen. Deshalb müssen Krankheitszeichen ernst genommen und abgeklärt werden.

Mit einer Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardio-grafie) können der Blutdruck im Lungenkreislauf und dessen Aus-wirkung auf das Herz abgeschätzt und die Verdachtsdiagnose Lungenhochdruck gestellt werden. Um diese aber zu bestätigen oder auszuschliessen, ist die Rechtsherz-Katheter-Untersuchung unerlässlich (Abbildungen 5 und 6). Sie ist die einzige Methode, bei der die Blutflusswerte und der Druck in der Lungenarterie direkt gemessen werden können. Sie ermöglicht auch eine medi-kamentöse Testung der Vasoreaktivität, das heisst der Erweiter-barkeit der Lungengefässe durch Medikamente. Nachdem die Einstichstelle an der Leiste (Abbildung  5) oder am Hals (Abbil-dung  6) örtlich unempfindlich gemacht worden ist, wird ein Katheter eingeführt. Dieser wird durch das rechte Herz bis zur Lungenarterie vorgeschoben, wo die Blutflusswerte und der Blut-

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Dank Ihrer Spende kann die Schweizerische Herzstiftung...• Forscherinnen und Forscher in der Schweiz dabei unterstützen, neue Erkennt-

nisse über die Ursachen von Herzkrankheiten und Hirnschlag zu gewinnen.• Forschungsprojekte mit dem Ziel fördern, neue Untersuchungs- und Behand-

lungsmethoden zu entwickeln. Damit trägt sie dazu bei, dass sich die Lebens-qualität der Patientinnen und Patienten verbessert.

• Betroffenen und ihren Angehörigen umfassende Informationen über Krank-heiten, Behandlung und Vorbeugung zur Verfügung stellen (Informationsbro-schüren).

• Die Bevölkerung über wirksame Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Krankheiten aufklären und zu einem herzgesunden Lebensstil motivieren.

Unsere Dienstleistungen für Sie als Gönnerin und Gönner:• Beratung am Herztelefon 0848 443 278 durch unsere Fachärzte.

• Schriftliche Antwort auf Ihre Fragen in unserer Sprechstunde auf www.swissheart.ch/sprechstunde.

• Persönlicher Gratis-HerzCheck® (ab einem Gönnerbeitrag von CHF 60.– jährlich).

• Magazin «Herz und Hirnschlag» (4 x jährlich).

• Einladungen zu Vortrags- und Informationsveranstaltungen.

Die Schweizerische Herzstiftung ist seit 1989 ZEWO-zertifiziert.

Ja, ich möchte spenden und werde Gönner!

Ja, senden Sie mir bitte unverbindlich ein Probeexemplar des Gönnermagazins «Herz und Hirnschlag» zum Kennenlernen!

Aktiv gegen Herzkrankheiten und Hirnschlag

Schweizerische Herzstiftung

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Abbildung 5: Die Rechtsherz-Katheter-Untersuchung via Leiste

Katheter

rechte Herzhälfte

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druck gemessen werden. Obwohl die Rechtsherz-Katheter-Unter-suchung eine minimalinvasive Methode ist und ambulant oder im Rahmen eines kurzen Spitalaufenthalts erfolgt, sollte sie an einem Zentrum durchgeführt werden, das besondere Erfahrung in der Diagnose und Therapie der pulmonalen Hypertonie hat. Meist sind weitere Untersuchungen wie bildgebende Verfahren und spezielle Bluttests angezeigt, um bei gesicherter pulmonaler Hypertonie deren Ursache erfassen zu können. Dies ist für die Wahl der Behandlung entscheidend.

Wie wird der Schweregrad eingestuft?Zur Beurteilung des Schweregrads der pulmonalen Hypertonie werden die pulmonalen Blutdruckwerte, die Belastung des Her-zens und die körperliche Leistungsfähigkeit des Patienten in Betracht gezogen. Die Einteilung des Schweregrades erfolgt anhand der NYHA-Klassifikation (New York Heart Association). Sie berücksichtigt den Grad der Einschränkung der körperlichen Aktivität und beschreibt die Symptome.

Wie wird Lungenhochdruck behandelt?Je früher der Lungenhochdruck behandelt wird, desto geringer sind die Folgeschäden der Erkrankung. Wichtig ist, dass die Behandlung in einem Zentrum durchgeführt wird, das Erfahrung in der Diagnose und in der Therapie der pulmonalen Hypertonie hat. Mit heutigen Therapien können die Krankheitssymptome stark vermindert, die Lebensqualität deutlich verbessert und das Fortschreiten der Krankheit bei vielen Patienten aufgehalten werden. Bei Patienten mit CTEPH, die Vernarbungen der grossen Lungengefässe aufweisen, kann eine Operation soweit Linderung bringen, dass sie für den Rest ihres Lebens nur mit Blutverdünnung beschwerdefrei sein können. Zur Behandlung der pulmonalen

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Einteilung des Schweregrads gemäss NYHA-Klassifikation

Klasse I: Keine Einschränkung der körperlichen AktivitätNormale körperliche Belastungen führen nicht zu vermehr-ter Atemnot oder Müdigkeit, Schmerzen in der Brust oder Schwächeanfällen.

Klasse II: Leichte Einschränkung der körperlichen AktivitätNormale körperliche Aktivität führt zu vermehrter Atemnot oder Müdigkeit, Schmerzen in der Brust oder Schwächeanfäl-len. Keine Beschwerden im Ruhezustand.

Klasse III: Deutliche Einschränkung der körperlichen AktivitätBereits leichtere Belastungen führen zu Atemnot oder Mü-digkeit, Schmerzen in der Brust oder Schwächeanfällen. Keine Beschwerden im Ruhezustand.

Klasse IV: Unfähigkeit, irgendwelche körperliche Belastungohne Beschwerden auszuführenBei geringster Aktivität werden die Beschwerden verstärkt. Zeichen der Rechtsherzschwäche wie geschwollene Beine und/oder Bauch sind vorhanden. Atemnot und/oder Müdig-keit können bereits im Ruhezustand auftreten.

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arteriellen Hypertonie (PAH) und der inoperablen CTEPH sind spezifische Medikamente zugelassen. Bei den anderen Formen der pulmonalen Hypertonie, insbesondere bei chronischen Lungen- und Herzkrankheiten, spielt die Behandlung der Grunderkrankung eine zentrale Rolle. Der Verlauf der Krankheit wird in regelmäs-sigen Abständen von einem spezialisierten Team mittels körperli-cher Untersuchung, Gehtest, Echokardiografie und Blutentnahme überprüft. Das allgemeine Empfinden des Patienten, die Belastbar-keit im Alltag, allfällige Beschwerden und Einschränkungen im täglichen Leben werden zudem regelmässig erfasst.

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Spezifische MedikamenteDas Ziel der Therapie ist es, die Blutgefässe zu erweitern und den Veränderungen der Lungengefässe entgegenzuwirken. Dadurch nimmt der Blutdruck im Lungenkreislauf ab, das Herz wird entlas-tet und die Sauerstoffaufnahme verbessert. So können die Leis-tungsfähigkeit und die Lebenserwartung gesteigert werden. Die Medikamente beeinflussen unterschiedliche Signalwege (Ketten-reaktionen) körpereigener Substanzen. Signalwege von gefäss-verengenden Substanzen (Endothelin, Kalzium) werden gehemmt, solche von gefässerweiternden Substanzen (Stickstoffmonoxid und Prostazyklin) unterstützt. Die Wahl und die Kombination der Arzneimittel hängen vom Schweregrad, dem Verlauf und der

Abbildung 6: Die Rechtsherz-Katheter-Untersuchung via Hals

Katheter

rechte Herzhälfte

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zugrunde liegenden Erkrankung ab. Medikamente, die auf dem gleichen Signalweg wirken, können nicht kombiniert werden.

Konventionelle TherapieDie konventionelle Therapie basiert auf nichtspezifischen Medi-kamenten, die den Lungenkreislauf unterstützen.

Sauerstoff Ist die Sauerstoffaufnahme beeinträchtigt und kommt es zu einem Sättigungsabfall, wird eine kontinuierliche Sauerstoffthe-rapie empfohlen. Besonders bei Anstrengung kann sie die Atem-not lindern.

Gerinnungshemmer (Blutverdünner)Die Gerinnungshemmer verhindern die Entstehung von Gerinnseln in den veränderten Lungengefässen. Sie werden bei CTEPH immer angewandt. Bei PAH ist ihr Nutzen nicht belegt.

Wirkungsort Endothelin-Signalweg Stickstoffmonoxid-Signalweg Prostazyklin-Signalweg Kalzium-Signalweg

Medikament Endothelin-Rezeptor-Antagonisten

Phosphodiesterase-5 Inhibitoren

Lösliche Guanylatcyclase Stimulatoren

Prostazyklin- Analoge

Selektiver IP-Rezeptor-Agonist

Kalzium-Antagonisten

Handelsname Tracleer® p.o

Volibris® p.o

Opsumit® p.o

Viagra® p.o

Revatio® p.o

Adcirca® p.o

Cialis® p.o

Adempas® p.o Ventavis® p.i

Ilomedin® i.v

Remodulin® i.v/s.c

Flolan® i.v

Veletri® i.v

Uptravi® p.o Adalat® p.o

Dilzem® p.o

Norvasc® p.o

Abbildung 7: Tabelle spezifische Medikamentep.o per oral (Tabletten) / p.i per Inhalation / s.c subkutan (unter der Haut) / i.v intravenös

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Entwässernde Medikamente (Diuretika) Durch den Lungenhochdruck und die Schwächung des Herzens kann es zu einem Rückstau von Flüssigkeit kommen, die sich im Gewebe ansammelt. Diuretika verstärken die Ausscheidung von Wasser durch die Nieren. Dadurch nimmt die zirkulierende Blut-menge ab, das angesammelte Wasser wird ausgeschwemmt und der Widerstand in den Gefässen reduziert. Dies entlastet das Herz.

Chirurgische Eingriffe

TransplantationWenn die medikamentösen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind und sich der Gesundheitszustand zunehmend verschlechtert, bietet die Lungentransplantation bei geeigneten Patienten eine mögliche Option.

Pulmonale Endarterektomie (PEA)Die PEA ist eine operative Behandlungsmethode bei der chronisch-thromboembolischen pulmonalen Hypertonie, die nur in wenigen

Wirkungsort Endothelin-Signalweg Stickstoffmonoxid-Signalweg Prostazyklin-Signalweg Kalzium-Signalweg

Medikament Endothelin-Rezeptor-Antagonisten

Phosphodiesterase-5 Inhibitoren

Lösliche Guanylatcyclase Stimulatoren

Prostazyklin- Analoge

Selektiver IP-Rezeptor-Agonist

Kalzium-Antagonisten

Handelsname Tracleer® p.o

Volibris® p.o

Opsumit® p.o

Viagra® p.o

Revatio® p.o

Adcirca® p.o

Cialis® p.o

Adempas® p.o Ventavis® p.i

Ilomedin® i.v

Remodulin® i.v/s.c

Flolan® i.v

Veletri® i.v

Uptravi® p.o Adalat® p.o

Dilzem® p.o

Norvasc® p.o

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spezialisierten Zentren in Europa und in der Schweiz bis jetzt nur am Universitätsspital Zürich durchgeführt wird. Das Narbenge-webe, das die Lungenarterien verschliesst, wird entfernt. Dies führt zu einem deutlichen Abfall und manchmal gar zu einer Nor-malisierung des Lungendrucks. Der Entscheid, ob die anspruchs-volle Operation durchgeführt werden kann und die betroffenen Gefässe zugänglich sind, muss von einem spezialisierten Team getroffen werden.

Pulmonale BallonangioplastieBei CTEPH mit Verschlüssen von kleineren Lungengefässen gibt es die Möglichkeit, mittels Ballonangioplastie die Gefässe zu erwei-tern und somit den Gefässwiderstand zu senken. Dieses Verfah-ren braucht jedoch ähnlich wie die PEA sehr viel Erfahrung und ist trotz vielversprechenden Resultaten noch in einer experimentel-len Phase.

Allgemeine EmpfehlungenBevor eine Therapie geändert wird, zusätzliche Medikamente oder Naturheilmittel eingenommen werden oder ein chirurgi-scher Eingriff geplant ist, muss der in pulmonaler Hypertonie spe-zialisierte Arzt informiert werden. Bei einem Spitalaufenthalt oder auf Reisen ist es empfehlenswert, immer genügend Medika-mente dabei zu haben, da die Versorgung mit spezifischen Medi-kamenten Zeit in Anspruch nimmt.

So gut als möglich körperlich aktiv bleibenEs ist sehr wichtig, dass Sie körperlich aktiv bleiben, um eine Schwächung der Muskulatur und des Organismus zu vermeiden. Dabei müssen Sie aber Ihre individuellen Leistungsgrenzen res-pektieren und Überlastungen, die je nach Schweregrad der Erkran-

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kung sehr unterschiedlich sein können, vermeiden. Eine schnelle und plötzliche Bewegung wie auf den Bus rennen, schwere Gegen-stände tragen, sich bücken, kann starke Atemnot oder einen Kol-laps auslösen. Es gibt viele praktische Lösungen, wie Sie alltägliche Tätigkeiten mit wenig körperlicher Belastung durchführen können. Dabei können Patientenorganisationen und Selbsthilfe-gruppen wertvollen Rat geben (Adressen auf Seite  19). Ihr PH-Behandlungsteam kann Ihnen Auskunft geben über spezialisierte stationäre Rehabilitationsprogramme für Patienten mit PH. Diese Programme stützen sich auf wissenschaftliche Studien, die zeigen, dass sich dadurch nicht nur die Leistungsfähigkeit und die Lebens-qualität, sondern auch die Herz- und Lungenwerte verbessern. Es ist auch eine Gelegenheit unter kontrollierten Bedingungen Ihre eigenen Grenzen besser kennenzulernen. Eine unvorsichtige und nicht auf PH-Patienten spezialisierte Rehabilitation könnte wegen der Gefahr des Rechtsherzversagens gefährlich sein.

ReisenAufenthalte in grosser Höhe oder Flugreisen können zu Atemnot führen und den Kreislauf belasten. Besprechen Sie Ihre Reise mit Ihrem behandelnden Arzt, insbesondere wenn Sie eine Flugreise oder einen Ausflug in höhere Lagen planen.

SchwangerschaftBei einer Schwangerschaft können Kreislaufkomplikationen bis hin zum Herzversagen auftreten, die für Mutter und Kind lebens-bedrohlich sein können. Deshalb sollten Frauen auf eine zuverläs-sige Verhütungsmethode achten. Frauen mit Kinderwunsch soll-ten sich in jedem Fall von einem Spezialisten für pulmonale Hypertonie beraten lassen.

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Salzkonsum, Flüssigkeitszufuhr und KörpergewichtEine übermässige Belastung des rechten Herzens kann zu Wasser-ansammlungen im Körper führen. Dies äussert sich unter ande-rem durch eine Zunahme des Körpergewichts. Es ist ratsam, Ihr Gewicht jeden Tag zur gleichen Tageszeit und in gleicher Beklei-dung zu messen und zu notieren. Eine Gewichtszunahme von mehr als 2 Kilogramm in1 bis 3 Tagen müssen Sie sofort Ihrem Arzt melden. Allenfalls ist es nötig, dass Sie weniger Flüssigkeit zu sich nehmen oder die Salzzufuhr einschränken.

Verzicht aufs RauchenSollten Sie (noch) rauchen, können Sie nichts Besseres für Ihr Herz und Ihre Lunge tun, als sofort damit aufzuhören.

Vorsicht vor InfektionenEine Infektionskrankheit, vor allem der Atemwege, kann Ihre Situation verschlechtern. Deshalb wird auch empfohlen, sich gegen Grippe und andere Infektionskrankheiten impfen zu lassen.

Mit pulmonaler Hypertonie leben (lernen)Ihre verminderte Leistungsfähigkeit kann Auswirkungen auf Ihre Partnerschaft, das Berufsleben, die Wohnsituation und auf Ihre Psyche haben. Deswegen ist es sehr wichtig, dass Sie den Kontakt zu verschiedenen Einrichtungen suchen, die Unterstützung und Beratung in solche Lebenssituationen bieten (Sozialdienst, psychologische Unterstützung, Patientenselbsthilfegruppen).

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Weitere Adressen• Schweizer PH-Verein für Menschen mit pulmonaler Hypertonie

www.lungenhochdruck.ch• Schweizerische Gesellschaft für Pulmonale Hypertonie

www.sgph.ch• Time matters when you have PH

www.phtimematters.org

Wir danken der Schweizerischen Gesellschaft für Pulmonale Hypertonie und der Schweizerischen Gesellschaft für Kardiologie für die fachliche und redaktionelle Mitarbeit.

Schweizerische Gesellschaft für Kardiologie Société Suisse de Cardiologie Società Svizzera di Cardiologia

WISSEN · VERSTEHEN · BESSER LEBENDiese Firmen sind Partner der Plattform «Wissen – Verstehen – Besser leben»

der Schweizerischen Herzstiftung. Gemeinsam engagieren wir uns für eine

umfassende und verständliche Patienteninformation sowie die Förderung der

Patientenkompetenz.

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Diese Broschüre wird Ihnen von der Schweizerischen Herzstiftung überreicht. Wir informieren Patienten und Interessierte umfassend und objektiv über Behandlung und Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Hirnschlag. Darüber hinausunterstützen wir viel versprechende Forschungsprojekte in diesen Bereichen. Für beide Aufgaben werden Jahr für Jahr hohe Geldsummen benötigt. Mit einer Spende helfen Sie uns, diese Tätigkeiten im Dienste der Betroffenen und der Bevölkerung fortzuführen. Für Ihre Unterstützung danken wir Ihnen herzlich.

Schweizerische HerzstiftungDufourstrasse 30Postfach 3683000 Bern 14Telefon 031 388 80 80Telefax 031 388 80 [email protected]

Spendenkonto PK 30-4356-3 IBAN CH21 0900 0000 3000 4356 3

Beratung am Herztelefon 0848 443 278 durch unsere Fachärzte jeden Mittwoch von 17 bis 19 Uhr

Schriftliche Antwort auf Ihre Fragen in unserer Sprechstunde auf www.swissheart.ch/sprechstunde oder per Brief

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