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Psychoanalytische Familientherapie Zeitschrift für Paar-, Familien- und Sozialtherapie Psychosozial-Verlag

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Page 1: PSY PF26 130710 INH - Psychosozial-Verlag

PsychoanalytischeFamilientherapie

Zeitschrift für Paar-, Familien- und Sozialtherapie

Psychosozial-Verlag

Page 2: PSY PF26 130710 INH - Psychosozial-Verlag

Zeitschrift »Psychoanalytische Familientherapie« im Psychosozial-Verlag

Herausgeber: Bundesverband Psychoanalytische Paar- und Familientherapie (BvPPF), www.bvppf.deRedaktion: Monika Breuer-Zimmer, Trin Haland-Wirth, Joseph Kleinschnittger, Hans-Jürgen Wirth; Walltorstraße 10, 35390 Gießen, Telefon 0641/9699780, Fax 0641/96997819, E-Mail: [email protected] Beirat: Prof. Dr. Burkhard Brosig, Prof. Dr. Günter Reich, PD Dr. Georg Romer, Inken Seifert-Karb, Michael StaschVerlag: Psychosozial-Verlag, Walltorstraße 10, 35390 Gießen,Telefon 0641/96997826, Fax 0641/96997819, E-Mail: [email protected]: Psychosozial-Verlag, Walltorstraße 10, 35390 Gießen,Telefon 0641/96997826, Fax 0641/96997819, E-Mail: [email protected], www.psychosozial-verlag.deUmschlagentwurf: H.-J. WirthUmschlagabbildung: Ernst Ludwig Kirchner: »Lovers; The Hembuses«, 1932Druck: CPI books GmbH, LeckSatz: Andrea Deines, Berlin; Hanspeter Ludwig, WetzlarErscheinungsweise: Zweimal im Jahr.Bezugsgebühren: Für das Jahresabonnement € 25,– (inkl. MwSt.) zuzüglich Versand-kosten. Studentenabonnement 25% Rabatt zuzüglich Versandkosten. Lieferungen ins Ausland zuzüglich Mehrporto. Das Abonnement verlängert sich jeweils um ein Jahr, sofern nicht bis zum 15. November eine Kündigung erfolgt. Preis des Einzelheftes € 14,90. Bei Mitgliedschaft im BvPPF ist der Preis für ein Abonnement bereits im Jahresmitgliedsbeitrag enthalten.Bestellungen richten Sie bitte direkt an den Psychosozial-Verlag.Anzeigen: Anfragen bitte an den Verlag, E-Mail: [email protected] Es gelten die Preise der aktuellen Mediadaten. Sie finden sie im Downloadbereich auf www.psychosozial-verlag.de.Copyright: © 2013 Psychosozial-Verlag, Gießen.Die in der Zeitschrift veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, bleiben vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgend-einer Form – durch Fotokopie, Mikrofilm oder andere Verfahren – reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Fotokopien für den persönlichen und sonstigen eigenen Gebrauch dürfen nur von einzelnen Beiträgen oder Teilen daraus als Einzelkopien hergestellt werden.Manuskripte: Die Redaktion lädt zur Einsendung von Manuskripten (als Ausdruck und als Datei) ein. Bitte beachten Sie die Schreibanweisungen und Hinweise im Downloadbereich auf www.psychosozial-verlag.de.Die Deutsche Bibliothek – CIP Einheitsaufnahme: Ein Titeldatensatz für diese Publikation ist bei Der Deutschen Bibliothek erhältlich.

ISSN 1616-8836

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3Psychoanalytische Familientherapie Nr. 26 14. Jg. (2013) Heft I

Inhalt

Redaktionelle Mitteilung 5

Elisabeth Beck-GernsheimNeue Freiheiten, neue Zwänge 7Familien im Zeitalter von Individualisierung und Globalisierung

Dietmar ScholzMama, mein Bauch tut weh 21Signale aus der Körpermitte

Aus dem Archiv der Psychoanalytischen Familientherapie

Joseph KleinschnittgerFamilientherapie oder Kindertherapie 37Eine Frage objektiver Indikationskriterien oder ein Übertragungs-/Gegenübertragungsproblem

Günter ReichAlles Gegenübertragung? Wie ich Patienten sehe und behandle, ist auch konstruktabhängig 67Kommentar zu der Arbeit »Familientherapie oder Kindertherapie« von J. Kleinschnittger

Abschlussarbeiten und Fallberichte

Christiane UhlFamilientherapie in einer traumatisierten Familie 73Vom Ausstoßen und Integrieren – eine Verlaufsstudie

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4 Psychoanalytische Familientherapie Nr. 26 14. Jg. (2013) Heft I

Inhalt

Rezension 97

Nachrichten aus dem Bundesverband 101

Autorinnen und Autoren 103

Tagungshinweise 105

Antrag auf Mitgliedschaft im BvPPF 108

Page 5: PSY PF26 130710 INH - Psychosozial-Verlag

5Psychoanalytische Familientherapie Nr. 26 14. Jg. (2013) Heft I

Redaktionelle Mitteilung

Liebe Mitglieder des BvPPF, liebe Leserinnen und Leser,

mit dem aktuellen Heft begehen wir gleich zwei Premieren: Mit der Verlaufsstudie »Familientherapie in einer traumatisierten Familie« er-öffnet Christiane Uhl die angekündigte Rubrik Abschlussarbeiten und Fallberichte. In ihrer Kasuistik wird der Verlauf einer Familientherapie dargestellt, die vordergründig wegen des dissozialen Verhaltens der Tochter begonnen wurde. Die elf Sitzungen kommentiert Uhl mit kur-zen theoretischen Implikationen zum Umgang mit Trauma und Krise.

Die zweite Premiere bildet Joseph Kleinschnittgers Beitrag »Familien-therapie oder Kindertherapie«, der Aus dem Archiv der Psychoanalyti-schen Familientherapie stammt. In der gleichnamigen Rubrik sollen von nun an ältere, bereits publizierte, aber wichtige Beiträge zum Thema der Psychoanalytischen Familientherapie erneut veröffentlicht werden. Der Text, der zuerst 1982 erschien, ist unverändert abgedruckt, aber mit einem Kommentar von Günther Reich versehen, der den Text in die aktuelle Thematik einbettet und aus heutiger Sicht betrachtet.

Haben Sie auch Vorschläge oder Beiträge für unsere neuen Rubriken? Die Redaktion freut sich über jede Einsendung! Die Kontaktdaten finden Sie im Impressum.

Die RedaktionMonika Breuer-Zimmer, Trin Haland-Wirth,

Joseph Kleinschnittger, Hans-Jürgen Wirth

Page 6: PSY PF26 130710 INH - Psychosozial-Verlag

Dauerhafte Zufriedenheit in Ehe und Partnerschaft wird in entsprechen-den Umfragen immer wieder als eine der wichtigsten Quellen für Lebens-freude und psychische Stabilität genannt. Zufriedene Paare haben bessere Chancen auf ein gesünderes und längeres Leben, und auch deren Kinder profitieren in vielfacher Hinsicht.Leider gelingt es vielen Paaren nicht, ihr Beziehungsglück zu halten. Mit Hilfe der beigefügten DVD und des im Buch enthaltenen Begleittextes werden Paare auf unterschiedliche Kommunikationsstile und deren kurz- und längerfristige Folgen für die Partnerschaft aufmerksam gemacht.

Joachim Engl / Franz ThurmaierDamit die Liebe bleibtRichtig kommunizieren in mehrjährigen Partnerschaften – basierend auf den Paartrainings EPL und KEK2012. 151 S., 1 Abb., Kt€ 29.95 / CHF 39.90ISBN 978-3-456-85087-0

www.verlag-hanshuber.com

Gelingende Kommunikation ist der Schlüssel

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7Psychoanalytische Familientherapie Nr. 26 14. Jg. (2013) Heft I

Neue Freiheiten, neue ZwängeFamilien im Zeitalter von Individualisierung und GlobalisierungElisabeth Beck-Gernsheim

Zusammenfassung: Ob Rückgang der Heiraten und Geburten, ob Zu-nahme der nicht-ehelichen Lebensgemeinschaften, der bikulturellen Verbindungen, der Scheidungen: die Beziehungsformen im Privaten sind nie nur privat, sondern stets eingebunden in historische Bedingungen und soziale Strukturen. Heute, in den Anfängen des 21. Jahrhunderts, sind es Individualisierung und Globalisierung, die unsere Lebens- und Liebesformen tiefgreifend prägen. Wie die Folgen sich gewissermaßen in die Familien hineinschieben und welche Wandlungsprozesse sie innerhalb dieser anstoßen, welche neuen Freiheiten, welche neuen Zwänge sie hier erzeugen – das soll in diesem Beitrag dargestellt werden.

Stichwörter: Individualisierung, Globalisierung, Arbeitsmarkt, Mobilität, bikulturelle Paare

Summary: The decline in the number of marriages and births, the increase in cohabitation, in bicultural unions, in divorces – personal forms of relationship are never exclusively private but are always also embedded in historical conditions and social structures. Today, at the beginning of the 21st century, individualisation and globalisation have a profound influence on our way of living and loving. This article will describe how the consequences virtually diffuse into the families; the processes of transformation that the consequences initiate within the families; and the new liberties and new constraints the consequences generate here.

Key words: individualisation, globalisation, labour market, mobility, bicultural relationships

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8 Psychoanalytische Familientherapie Nr. 26 14. Jg. (2013) Heft I

Elisabeth Beck-Gernsheim

Einleitung

In der therapeutischen Praxis stehen die Ängste und Enttäuschungen, Hoffnungen und Erwartungen, Freuden und Leiden von Individuen im Zentrum. Doch diese sind nicht nur das Produkt von Zufällen und Unfällen, Familiengeschichten und Familiengeheimnissen, persönlichen Eigenschaften und persönlichen Neurosen. Vielmehr sind sie immer auch Ausdruck einer bestimmten Epoche, also historisch gewachsener Vorgaben, sozialer Strukturen, gesellschaftlicher Institutionen. Auf dieses Terrain führt der folgende Beitrag: Ich will den gesellschaftlichen Rahmen dessen skizzieren, was wir in Familien und Beziehungen heute beobachten können.

Dazu werde ich in vier Schritten vorgehen:1. Zunächst einmal geht es um die neue Vielfalt der Familien- und

Beziehungsformen.2. Zur Erklärung werde ich das Konzept der Individualisierung darstellen

und dabei das Doppelgesicht von Individualisierungsprozessen ins Zentrum stellen.

3. Dann werde ich mich mit Globalisierung befassen und den damit verbundenen Zwängen – insbesondere mit den Postulaten von Fle-xibilität und Mobilität, die heute die Arbeitswelt bestimmen.

4. Im letzten Schritt schließlich kommen die Chancen und Verheißun-gen der Globalisierung ins Blickfeld. Es geht um binationale bzw. bikulturelle Paare, um die Liebe über Grenzen hinweg.

Neue Vielfalt, neue Optionen

In den 1950er und 1960er Jahren gab es in den westlichen Industrielän-dern ein allgemein anerkanntes, angestrebtes Modell von Familie, das von den meisten Menschen auch tatsächlich praktiziert wurde. Diese Normalfamilie bestand aus erwachsenem Paar mit leiblichen Kindern; die Erwachsenen waren selbstverständlich verschiedenen Geschlechts, also Mann und Frau; sie waren verheiratet und sie blieben dies auch bis zum Tod; und zwischen den beiden bestand eine Arbeitsteilung derart, dass der Mann erwerbstätig war, der »Ernährer«, die Frau dagegen für Heim und Familie die Verantwortung trug.

Natürlich gab es daneben auch damals andere Lebensformen – von ein paar mutigen Seelen bewusst gewählt, von den meisten eher unfreiwillig erlitten. Jedoch waren diese anderen Lebensformen vergleichsweise selten

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9Psychoanalytische Familientherapie Nr. 26 14. Jg. (2013) Heft I

Neue Freiheiten, neue Zwänge

und wurden meist nicht offen praktiziert, sondern nur leise gelebt, ja auch vielfach verschwiegen. Vor allem war klar, dass sie »Abweichun-gen« waren, abweichend von dem, was die Mehrheit als richtig ansah. Es waren »Fehltritte«, »Verirrungen«, geschuldet unglücklichen Umständen und äußeren Zwängen, etwa den Wirren des Krieges und den darauf folgenden Umbrüchen.

Wie hat sich die Welt seit damals verändert. Nein, die Normalfamilie der beschriebenen Art ist durchaus nicht verschwunden, aber es gibt vielfältige andere Formen daneben, und vor allem: die Norm selbst hat zunehmend an Geltungscharakter verloren. In den letzten Jahrzehnten haben Verände-rungen sowohl des Familienverhaltens als auch des Familienverständnisses stattgefunden; es zeigt sich jetzt ein Nebeneinander unterschiedlicher Formen, für die je geltend gemacht wird, dass sie gleichberechtigt sind oder sein sollen (Lüscher 1994, S.18–20). Dieser Anspruch findet unmittelbaren Ausdruck auf der sprachlichen Ebene: Im angelsächsischen Sprachraum wird der Begriff »family« zunehmend verdächtig, stattdessen ist nun von »families« die Rede (Berger/Berger 1983, S. 59–64; Budgeon/Roseneil 2004; Roseneil/Budgeon 2004). Die Monopolstellung der tradierten Familienform wird damit gebrochen, immer mehr Lebensweisen gelten jetzt als legitime Optionen. Das genau ist der entscheidende Punkt: Die Gegenwart ist nicht allein dadurch gekennzeichnet, dass immer mehr »Abweichungen« aufkommen und auch quantitativ an Verbreitung gewinnen. Wichtig ist vielmehr, dass ehemals »abweichende« Formen des Zusammenlebens nun normalisiert und akzeptiert werden.

Der rechtliche Rahmen

Diese Normalisierung dessen, was einst als Abweichung galt, zeigt sich direkt, wenn man den rechtlichen und politischen Rahmen betrachtet. Unzweifelhaft ist, dass der Staat hier früher eine klare Ordnung vorgab, die orientiert war an der Normalfamilie der vorhin beschriebenen Art. Ebenso unzweifelhaft ist, dass zur Gegenwart hin solche Vorgaben zunehmend umstritten, im weiteren Verlauf dann vielfach außer Kraft gesetzt werden. An ihrer Stelle werden neue Regelungen eingeführt, die bewusst darauf abzielen, eine breitere Vielfalt von Familien- und Lebensformen anzuerkennen. Dies gilt insbesondere für die Ordnung der Geschlechterverhältnisse in der Ehe: In vielen Ländern ist hier eine grundlegende Reform der einschlägigen Paragraphen erfolgt. Als Beispiel kann die deutsche Rechtsordnung dienen (siehe Tabelle 1).