natech info dezember 2013

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Laurent Favre NaTech Info Informationsbulletin des Vereins NaTech Education Eine repräsentative Studie ergab, dass der Schweiz ca. 15’000 IngenieurInnen fehlen. Diese Tatsache betrifft insbe- sondere Unternehmen, die auf der Su- che nach spezifischen Kompetenzen in den Bereichen Mikrotechnik, Informatik, Chemie und Energie sind. Zudem leiden darunter auch der medizinische Sektor und die Baubranche. Diese Unternehmen sehen sich aufgrund dessen gezwungen, ihre qualifizierten Arbeitskräfte im Aus- land zu rekrutieren. Dieser unbefriedi- genden Situation muss Abhilfe geschaf- fen werden, denn zahlreiche junge, in der Schweiz wohnhafte Menschen mit vielversprechendem Potenzial lassen sich Berufschancen mit guten Zukunfts- perspektiven entgehen. Tatsächlich zeigt die jüngste Studie des BFS, dass Diplo- manden der technischen Studiengänge nach dem Abschluss leicht eine Stelle finden und auch bald Aufstiegschancen erhalten. Ausserdem darf man nicht vergessen, dass die wissenschaftlichen und techni- schen Ausbildungen nicht ausschliess- lich an den Universitäten angeboten werden. Heute gibt es auch den dualen Bildungsweg, der mit einem HF-Diplom oder mit einem Bachelor oder Master ei- ner FH abgeschlossen wird. Diese Aus- bildungen haben den Vorteil, dass sie jungen, eher weniger akademisch aus- gerichteten Menschen die Möglichkeit bieten, ihrer Leidenschaft für den Beruf nachzugehen. Es ist klar, dass die Zeit, die den MINT- Fächern (Mathematik, Informatik, Na- turwissenschaften und Technik) im Unterricht der obligatorischen Schule gewidmet wird, entscheidend für die Förderung dieser Berufe ist. Heute wer- den diesbezüglich grosse Anstrengun- gen unternommen, sowohl seitens der Schulen wie auch der entsprechenden Branchen. Hervorragende Program- me wie educa.MINT, KIDSinfo, Tecma- nia, SimplyScience, Mädchentage und natürlich auch die Techniktage an der Primarschule und die Wanderausstellung «Achtung Technik Los!» unseres Partners Natech Education, die oft ehrenamtlich ausgeführt werden, sollen dazu beitragen, die MINT-Fächer attraktiver zu machen. Aber genügt das? Leider bezweifle ich das. Im Laufe der Jahre wurden den Stun- denplänen, die nicht beliebig erweitert werden können, immer wieder neue Fä- cher hinzugefügt. Die durchaus lobens- werte Förderung anderer Fächer hat vermutlich zu einem Abbau im Bereich der MINT-Fächer geführt. Im Hinblick auf den «Lehrplan 21», der sich zurzeit in der Vernehmlassung befindet, haben wir den Bundesrat auf dem Weg des Postu- lats gebeten, in Zusammenarbeit mit der Konferenz der Kantonsregierungen eine Standortbestimmung hinsichtlich der Stunden, die in der obligatorischen Schu- le den verschiedenen MINT-Fächern ge- widmet werden, durchzuführen. Natürlich soll das Schulwesen in kan- tonaler Hand verbleiben, jedoch ist die Problematik von nationaler Wichtig- keit, wollen wir doch unseren jungen Mitbürgern echte Berufsperspektiven bieten, vor allem auch im Hinblick auf Nr. 15, Dezember 2013 Die Ingenieure von morgen ausbilden – eine landesweite Herausforderung Editorial 1 Kurz nachgefragt bei ... 2 • Dr. Farnaz Moser-Boroumand NaTech Fokus 3 • Festival der Robotik 4 Fragen an ... 4 • Frédéric Genevey Aktuelles 5 Die Geschäftsstelle informiert 5 Kooperationen 6 • Denis Leuba Fortsetzung Seite 2 NaTech Info 02/13 Editorial Inhalt Nationalrat, Zentralpräsident von Swiss Engineering

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Page 1: NaTech Info Dezember 2013

Laurent Favre

NaTechInfoInformationsbulletin des Vereins NaTech Education

Eine repräsentative Studie ergab, dass der Schweiz ca. 15’000 IngenieurInnen fehlen. Diese Tatsache betrifft insbe-sondere Unternehmen, die auf der Su-che nach spezifischen Kompetenzen in den Bereichen Mikrotechnik, Informatik, Chemie und Energie sind. Zudem leiden darunter auch der medizinische Sektor und die Baubranche. Diese Unternehmen sehen sich aufgrund dessen gezwungen, ihre qualifizierten Arbeitskräfte im Aus-land zu rekrutieren. Dieser unbefriedi-genden Situation muss Abhilfe geschaf-fen werden, denn zahlreiche junge, in der Schweiz wohnhafte Menschen mit vielversprechendem Potenzial lassen sich Berufschancen mit guten Zukunfts-perspektiven entgehen. Tatsächlich zeigt die jüngste Studie des BFS, dass Diplo-manden der technischen Studiengänge nach dem Abschluss leicht eine Stelle finden und auch bald Aufstiegschancen erhalten.

Ausserdem darf man nicht vergessen, dass die wissenschaftlichen und techni-schen Ausbildungen nicht ausschliess-lich an den Universitäten angeboten werden. Heute gibt es auch den dualen Bildungsweg, der mit einem HF-Diplom oder mit einem Bachelor oder Master ei-ner FH abgeschlossen wird. Diese Aus-bildungen haben den Vorteil, dass sie jungen, eher weniger akademisch aus-gerichteten Menschen die Möglichkeit bieten, ihrer Leidenschaft für den Beruf nachzugehen.

Es ist klar, dass die Zeit, die den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Na-turwissenschaften und Technik) im Unterricht der obligatorischen Schule gewidmet wird, entscheidend für die Förderung dieser Berufe ist. Heute wer-

den diesbezüglich grosse Anstrengun-gen unternommen, sowohl seitens der Schulen wie auch der entsprechenden Branchen. Hervorragende Program-me wie educa.MINT, KIDSinfo, Tecma-nia, Simply Science, Mädchentage und natürlich auch die Techniktage an der Primarschule und die Wanderausstellung «Achtung Technik Los!» unseres Partners Natech Education, die oft ehrenamtlich ausgeführt werden, sollen dazu beitragen, die MINT-Fächer attraktiver zu machen. Aber genügt das? Leider bezweifle ich das.

Im Laufe der Jahre wurden den Stun-denplänen, die nicht beliebig erweitert werden können, immer wieder neue Fä-cher hinzugefügt. Die durchaus lobens-werte Förderung anderer Fächer hat vermutlich zu einem Abbau im Bereich der MINT-Fächer geführt. Im Hinblick auf den «Lehrplan 21», der sich zurzeit in der Vernehmlassung befindet, haben wir den Bundesrat auf dem Weg des Postu-lats gebeten, in Zusammenarbeit mit der Konferenz der Kantonsregierungen eine Standortbestimmung hinsichtlich der Stunden, die in der obligatorischen Schu-le den verschiedenen MINT-Fächern ge-widmet werden, durchzuführen.

Natürlich soll das Schulwesen in kan-tonaler Hand verbleiben, jedoch ist die Problematik von nationaler Wichtig-keit, wollen wir doch unseren jungen Mitbürgern echte Berufsperspektiven bieten, vor allem auch im Hinblick auf

Nr. 15, Dezember 2013

Die Ingenieure von morgen ausbilden – eine landesweite Herausforderung

Editorial 1Kurz nachgefragt bei ... 2• Dr. Farnaz Moser-BoroumandNaTech Fokus 3 • Festival der Robotik4 Fragen an ... 4• Frédéric GeneveyAktuelles 5 Die Geschäftsstelle informiert 5Kooperationen 6 • Denis Leuba Fortsetzung Seite 2

NaTech Info 02/13

Editorial

Inhalt

Nationalrat, Zentralpräsident von Swiss Engineering

Über NaTech Education

Page 2: NaTech Info Dezember 2013

Welche persönlichen Beweggründe hatten Sie, um sich bei der STELLE FÜR CHANCENGLEICHHEIT, bei der Sie seit der Gründung 2004 tätig sind, zu enga-gieren? Während meiner Forschungstätigkeit an der EPFL war ich auch in das poli-tische und soziale Geschehen an der Hochschule involviert. Als Präsidentin der Akademischen Vereinigung des Mit-telbaus habe ich verschiedene Projekte für wissenschaftliche Lehrgänge, aber auch Projekte von allgemeinem Interes-se wie z. B. die Schaffung einer Kinder-tagesstätte auf dem Campus umgesetzt. Ende 2001 erhielt ich von der Direktion das Mandat zur Definition einer neuen Chancengleichheitspolitik. In diesem Rahmen habe ich 2002 bis 2003 Projekte erarbeitet, darunter auch eines für einen Kindergarten. Der Erfolg dieser Projek-te hat dazu geführt, dass die Stelle für Chancengleichheit an der EPFL 2004 of-fiziell ins Leben gerufen wurde.

Welches ist der Zweck der STELLE FÜR CHANCENGLEICHHEIT der EPFL?

Wir wollen Massnahmen einführen, die die Chancengleichheit für Frauen und Männer auf allen Ebenen sicherstellen. Dazu werden Massnahmen zur Verein-barkeit von Berufs- und Familienleben entworfen.

In welcher Form trägt das Schweizer Bildungssystem zur Chancengleichheit bei?Die Durchmischung in der Schule er-möglicht den Mädchen den Zugang zu

einer breiten Bildung und zu allen Stu-dienrichtungen. Dennoch führen durch Vorurteile gefestigte Schemata dazu, dass sich immer noch zu wenig junge Mädchen gewissen wissenschaftlichen Bereichen zuwenden.

Das Schweizer Bildungssystem kann eine tragende Rolle dabei spielen, diesen Zustand zu ändern. Dazu ist eine Analyse der Methoden im Unterricht und bei der Berufswahl notwendig, die anschlies-send zur Umsetzung einer Reihe konkre-ter und aufeinander abgestimmter Mass-nahmen auf allen Ebenen führt, um den Mädchen und Jungen den Weg zu allen Studien- und Ausbildungsrichtungen zu ebnen und die Geschlechtertrennung in der Berufsbildung zu eliminieren.

Wie können Neugier und Wissensdurst bei Kindern, insbesondere bei Mädchen, nachhaltig geweckt werden?

Man muss ihnen positive Erfahrungen ermöglichen. Ebenfalls entscheidend ist, sie altersgerecht über den Nutzen und die Perspektiven dieser Berufe zu infor-mieren. Was die Mädchen betrifft, muss man die gewohnten Stereotypen aufbre-chen und ihnen zeigen, dass sie genau die gleichen Fähigkeiten wie die Jungen ha-ben. Es braucht mehr weibliche Vorbilder in der Wissenschaft. Weiter ist eine Part-nerschaft zwischen den Schulen, Univer-sitäten, Kantonen, Bundesbehörden und Wirtschaftsakteuren – unterstützt von angemessenen finanziellen Mitteln – un-abdingbar, um ein abgestimmtes und ko-härentes Lehrangebot im Bereich Wis-

senschaft und Technik für Kinder und Jugendliche in der Schweiz zu schaffen.

Die STELLE FÜR CHANCENGLEICHHEIT feiert nächstes Jahr ihr 10-jähriges Be-stehen – welche Herausforderungen se-hen Sie?

Ein Mentalitätswandel, das Durchbre-chen von Stereotypen und das Erken-nen konkreter Resultate bedarf grosser Anstrengungen und Zeit. Es muss auf mehreren Ebenen Austausch und Zu-sammenarbeit entstehen. Finanzielle Mittel für die Umsetzung von Projekten müssen gefunden werden. Die Stelle für Chancengleichheit der EPFL hat dies-bezüglich bereits Anstrengungen unter-nommen und will dieses Projekt weiter-führen.

Dr. Farnaz Moser-Boroumand Kurz nachgefragt bei …

Delegierte für Chancengleichheit und Leiterin der Abteilung «Wissenschaftsförderung bei Jugendlichen» der EPFL.

2NaTech Info 02/13

Fortsetzung Editorial

die Personenfreizügigkeit. Zudem liegt es in unserer politischen Verantwor-tung, den hiesigen Bürgern die besten Chancen zu eröffnen, bevor wir Arbeits-kräfte aus dem Ausland rekrutieren. Der Bundesrat ist sich dieser Tatsache durchaus bewusst, hat doch Bundesrat Schneider-Ammann im Mai die Sozial-partner an einen Tisch gebracht, um die Berufsausbildung in unserem Land weiter zu fördern.

www.swissengineering.ch

Wissenschaftsförderung bei Jugend-lichen an der ETH Lausanne Für Mädchen und Jungen: Wissen-schaftswochen, Workshops für Ma-thematik, Informatik und Robotik (nur für Mädchen oder in gemischten Grup-pen), 7–14 Jahre: http://egalite.epfl.ch.Bus zum Thema «Wissenschaften inte-ressieren mich!», 11–16 Jahre:http://sciences-jeunes.epfl.ch.Zentrum für Robotik für Jugendliche und Lehrkräfte: http://roberta.epfl.ch.

Page 3: NaTech Info Dezember 2013

Dr. Farnaz Moser-Boroumand Zwei Kinder spielen mit einem Thymio II Ein Kind darf einen der Ausstellungsroboter steuern

3NaTech Info 02/13

In der Gesellschaft gibt es zahlreiche Vorurteile gegenüber Robotern, aller-dings wecken sie zweifelsohne auch die Neugier: Das Festival will Fragen der Besucher zu den verschiedenen Aspekte der Technologie im Allgemeinen und der Robotik im Besonderen beantworten. Zudem hat sich ein spezielles Angebot für Lehrkräfte herausgebildet.

Das Festival der Robotik der ETH Lau-sanne wurde 2008 zum ersten Mal durch-geführt, um die Bekanntheit einer Reihe von wissenschaftlich-technischen Anläs-sen zu erhöhen, die unabhängig vonein-ander organisiert wurden und dadurch nur eine eingeschränkte Reichweite hat-ten. Das jährlich an einem Samstag durchgeführte Festival war von Anfang an ein Erfolg und erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Die jüngste Ausgabe fand im April 2013 statt und verzeichnete ca. 17‘000 BesucherInnen. Im Verlauf des Tages hatten sie die Möglichkeit, die Ro-botik dank interaktiver Stände, Vorfüh-rungen und Workshops unter verschiede-nen Aspekten kennenzulernen.

Ein Konzept, das auf Interaktivität und Praxis basiert Die Ausstellungsstände zielen vor allem darauf ab, die verschiedenen Anwen-dungsbereiche der Robotik mittels Live-Vorführungen von Robotern aufzuzeigen: Die BesucherInnen können verschiedene Roboter aus der Nähe begutachten und sogar bedienen. Die Vorführungen verfol-gen dazu einen eher künstlerischen An-

satz – sei es durch Choreographien oder ein Theaterstück. Das Ziel ist immer, die Verbindung zwischen Technologie und künstlerischem Schaffen zu veranschau-lichen. In den Workshops bietet sich schliesslich die Möglichkeit, selbst Hand anzulegen: Die Teilnehmenden können ihren eigenen Roboter bauen, löten oder programmieren. Auch wenn die Gesamt-heit der Veranstaltung einen grossen Er-folg hat, so stellen die Workshops eindeu-tig den beliebtesten Teil dar.

Obwohl der Anlass an der ETH Lausanne stattfindet, zählt er auch auf die Mitarbeit von Freiwilligen von Organisationen der ETH Zürich und der Fachhochschulen, aber auch von Unternehmen, Vereinigun-gen oder gar passionierten Einzelperso-nen. Für die Organisatoren zählt nicht die Herkunft, sondern der Geist, mit dem die Partner ihre Roboter vorstellen oder ihre Workshops durchführen. So werden dieje-nigen, die ihre Begeisterung und ihren Enthusiasmus vermitteln wollen, gegen-über den Präsentationen neuster techno-logischer Innovationen bevorzugt. Daher herrscht am Festival eine sehr gemein-schaftliche Stimmung, was die Hemmun-gen bei den BesucherInnen abbaut und es ihnen leichter macht, mit den Verantwort-lichen der verschiedenen Aktivitäten zu interagieren.

Neues Publikum erschliessen: die Lehrkräfte Da die Wissenschaften einem möglichst breiten Publikum nähergebracht werden

sollen, wurden verschiedene Initiativen in Zusammenhang mit dem Festival für Robotik gestartet, um Personen zu er-reichen, die sich von Haus aus nicht von Anlässen dieser Art angesprochen füh-len.

Eine dieser Initiativen ist den Lehrkräften gewidmet – das Projekt «Roboter im Klassenzimmer». Hierbei geht es darum, den Einsatz von Robotern als pädagogi-sches Instrument zu fördern, und zwar nicht nur in wissenschaftlichen Fächern wie Naturwissenschaften, Mathematik und Physik, sondern auch in Lektionen, die nicht direkt etwas mit Technologie und Robotik zu tun haben wie z. B. im Sprach-unterricht.

Gespräche mit verschiedenen Lehrkräf-ten zeigen, dass sie oft nicht wissen, wie sie Roboter in ihrem Unterricht einsetzen sollen, weil ihnen die dazugehörigen Kenntnisse, Ausbildungsgrundlagen und das pädagogisches Material fehlen. Um diesen Mängeln Abhilfe zu schaffen, sieht das Projekt «Roboter im Klassenzimmer» folgende konkreten Massnahmen vor:

• Das Umsetzen einer Initiative im Rah-men des Festivals für Robotik spezifisch für Lehrkräfte, die mit über das ganze Jahr verteilten Weiterbildungsanlässen ergänzt wird.

• Das Erstellen von pädagogischem Mate-rial mit praktischen Beispielen, um Robo-ter leichter in den Unterricht einzuführen.

Festival der Robotik: Instrument zur Förderung der technischen Wissenschaften

NaTech Fokus

Page 4: NaTech Info Dezember 2013

NaTech Info 02/13

Zwei Kinder spielen mit einem Thymio II Ein Kind darf einen der Ausstellungsroboter steuern

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Frédéric Genevey

Was ist für Sie als Lehrer wichtig im tech-nischen Unterricht auf Sekundarstufe?Es ist notwendig, dass der Westschwei-zer Lehrplan (PER) der Technik als eigen-ständige Disziplin einen deutlich höheren Stellenwert einräumt und sie nicht nur als Mittel zum Zweck für andere Disziplinen sieht. Des Weiteren wird die Informatik in verschiedenen Disziplinen oft nur als ad-ministratives oder multimediales Element eingesetzt, aber die Schüler lernen nicht, wie ein Computer funktioniert.

Wie gestalten Sie den Unterricht mit Ihren Schülern konkret? Welche Erfahrungen machen Sie mit dem Modul Thymio II?Der Unterricht mit den Robotern konzent-riert sich auf die Praxis und gibt den Schü-lerInnen die Möglichkeit, herumzutüfteln, auszuprobieren und zu experimentieren. Die Praxis geht der Theorie voraus.

In meinem Fall ist es so, dass ich mit den SchülerInnen der 9. und 10. Klasse (Anm.d.Red.: nach HarmoS-Konkordat) mit Lego Mindstorms oder Thymio II ar-beite. In der 11. Klasse bearbeiten wir mit Arduino-Modulen technische Aspekte wie die Programmierung und die Elekt-rizität und Elektronik. Das Ziel ist es, die Jugendlichen von der Programmierung über eine grafische Schnittstelle an die Programmierung mit einer Program-miersprache heranzuführen – immer un-ter Einhaltung der «M-ICT»-Lehrziele des Westschweizer Lehrplans.

Welche Informationen und zusätzlichen Hilfsmittel würden Sie sich für Ihre Tätig-keit als Lehrer wünschen?Man bräuchte ein Ressourcenzentrum, wo man Material für Technik und Robotik ausleihen könnte, und das über pädagogi-sche Kompetenz verfügt, um die Lehrper-sonen zu unterstützen. So ein Zentrum würde den Austausch ermöglichen und die Kreativität und Diversität von Technik-projekten fördern.

Welche Erwartungen haben Sie an Eltern und andere Lehrkräfte bezüglich Tech-nikverständnis im Rahmen der Allge-meinbildung?Wir sind immer mehr von Technik umge-ben, von Robotern und Automaten (wie z. B. Mobiltelefonen, Waschmaschinen, Liften oder Roboterstaubsaugern). Dementspre-chend hat das Technikverständnis für mich kulturell gesehen einen ebenso hohen Stellenwert wie das Textverständnis, denn man muss die Funktionsweise und die Grenzen der technischen Geräte kennen.

Ich erwarte von den Eltern, dass sie sich dieses kulturellen Kontexts bewusst sind. Was die Lehrkräfte anbelangt, so möchte ich sie dazu auffordern, den SchülerInnen Berufe aufzuzeigen, die vielleicht weniger bekannt sind, aber für die qualifizierte Ar-beitskräfte gesucht werden, z. B. Auto-matikerIn oder IndustriemonteurIn.

Vielen Dank!

Lehrer für M-IKT an der Primar- und Sekundarschule Ecublens.

4 Fragen an …

• Die Erhöhung der Bekanntheit bereits existierender Angebote, insbesondere durch die Publikation von Weiterbildungs-angeboten auf der Plattform educa.MINT.

Mit diesen Elementen wurde das Projekt Anfang 2013 lanciert und erste Ergebnis-se sind bereits sichtbar. Durch die Initia-tive während des Festivals für Robotik hat sich ein Netzwerk von Lehrkräften her-ausgebildet, die sich für diese neuen päda gogischen Instrumente interessie-ren. 2013 wurden drei Weiterbildungsan-lässe – von einem Einführungskurs in die Elektronik bis hin zur Roboterprogram-mierung.durchgeführt, mit insgesamt fast 200 Teilnehmenden. Es darf davon ausge-gangen werden, dass die Anzahl Lehr-kräfte, die sich an den Einsatz von Robo-tern im Unterricht heranwagen, dadurch steigen wird. Daher sollte beim Projekt «Roboter im Klassenzimmer» in Zukunft darauf gesetzt werden, dass die «Pionierlehrkräfte» pädagogische Unter-lagen erarbeiten, die dann weiteren zur Verfügung gestellt werden.

Page 5: NaTech Info Dezember 2013

Aktuelles

NaTech Education: Ein kompetentes und unterstützendes Fachgremium

Die Vereinigung NaTech Education ist überzeugt, dass die Verankerung von Technik-Kompetenz in der obligatorischen Schulzeit zentral ist für eine nachhal-tige Entwicklung von Wirt-schaft und Gesellschaft. Als

konkretes Werkzeug für die Förderung der Technik-Kompetenz auf allen Stu-fen der obligatorischen Schule, haben wir Anfang Juli 2013 das NaTech Postu-lat veröffentlicht. Das Dokument wurde an über 160 Personen, Institutionen und Organisationen per Post verschickt und u.a. den Bildungsdirektionen der gan-zen Schweiz zugestellt. Zum gleichen Zeitpunkt hat die Deutschschwei-zer Erziehungsdirektoren-Konferenz (D-EDK) den Lehrplan 21 zur Veröf-fentlichung freigegeben. Erziehungsdi-rektionen aus elf Kantonen haben uns ein persönliches Feedback geschrie-ben und erwähnten, dass ihnen unsere Taxonomie bei der Erfassung der kanto-nalen Stellungnahme von grosser Hilfe ist. Die Mehrzahl der Antworten weist auf die kommende Herausforderung bei der konkreten Umsetzung des Lehr-plans hin, nämlich das passende Lehr-mittel zu finden! Nach über 5 Jahren Einsatz ist der Verein NaTech Education als kompetentes und unterstützendes Fachgremium in der MINT-Förderung gut positioniert. Bei der Umsetzung des LP21 stehen wichtige Aufgaben, wie die Begleitung der Lehrpersonen bei der Vermittlung von Technikkompetenzen und die Unterstützung bei der Erarbei-tung von Unterrichtsmaterialien, im technischen Bereich an. NaTech kann auch dabei eine wichtige Funktion über-nehmen.

Brigitte Manz-BrunnerGeschäftsführerin NaTech Education

5NaTech Info 02/13

Die Geschäftsstelle informiert

Generalversammlung NaTech Education: 19. März 2014Am Mittwoch, 19. März 2014 findet die sechste Generalversammlung von NaTech Education an der FHNW Fachhochschule Nordwestschweiz statt. Prof. Jürg Chris-tener, Direktor der FHNW und Präsident von NaTech Education empfängt die Teil-nehmenden auf dem neuen Campus. Das Gebäude wurde am 22. November 2013 offiziell eingeweiht und prägt mit seiner urbanen Erscheinung das Ortsbild. Über 2700 Studierende studieren in Brugg-Windisch in einem der 14 Bachelor- und Masterstudiengänge. Im Rahmen des Be-gleitprogrammes der GV werden uns Stu-dierende und WissenschaftlerInnen in die faszinierende Welt der Technik einführen. Das detaillierte Programm wird zur gege-benen Zeit auf unserer Webseite publiziert.

Technikwochen an Pädagogischen Hochschulen - 2014Insgesamt stehen 2014 fünf Technikwo-chen für angehende Lehrpersonen an Pädagogischen Hochschulen auf dem Programm: An der PH Zürich, PH Thur-gau (mit dreitägigem Vorprogramm), PH Luzern (mit Schwerpunkt Informatik), PH Bern und an der PH Wallis. Weiterhin un-terstützt NaTech Education die Pädagogi-schen Hochschulen bei der Zusammen-stellung des Programms, nämlich bei der Suche der Expertinnen und Experten sowie bei der Öffentlichkeitsarbeit. Genaue Da-ten und Informationen über die Technikwo-chen sind auf unserer Webseite ersichtlich.

Techniktage für die Primarschulen – Schuljahr 2013/2014 Im Schuljahr 2012/2013 standen wie-der 10 Techniktage «Robotik mit Lego

Mindstorms» auf dem Programm. Bisher wurden für das Schuljahr 2013/2014 acht sogenannte Robotertage gebucht. Wir danken der Dienststelle Volksschulbil-dung des Kantons Luzern für ihre wert-volle Initiative und Unterstützung. Infor-mationen zu den Techniktagen gibt es auf unserer Webseite.

«Achtung Technik Los!» mit neuem Internet-AuftrittDank den Lernenden des Zürcher Lehr-betriebsverbands ICT (ZLI) – einer Part-nerinstitution des Projekts – erscheint die Webseite von «Achtung Technik Los!» seit November 2013 in einem neuen Gewand. Als Hintergrund wurden die Stellwände der Wanderausstellung gewählt, die von picnic Terminal (www.picnic-terminal.ch) erstellt wurden und die im Design der Online-Community «Habbo Hotel» nach-empfunden wurden. Alle wichtigen Infos zum Projekt sowie die Standorte im Jahr 2014 findet man jetzt übersichtlich darge-stellt auf www.achtungtechniklos.ch.

5. Innovationstag Naturwissenschaft-lich-technischer Unterricht: Samstag, 29. März 2014Am fünften Innovationstag erwartet die Lehrpersonen ein abwechslungsreiches Programm mit stufenspezifischen Ateli-ers und Vorträgen «aus der Praxis für die Praxis», einem grossen Bücher-, Lehr-mittel- und Ideenmarkt sowie Pausen mit Speis und Trank, Schwatz und Gesellig-keit. Der Anlass findet an der PH Zürich statt. Die Anmeldung und weitere Infor-mationen finden Sie unter www.swise.ch/innovationstag.cfm .

Page 6: NaTech Info Dezember 2013

Der Verein NaTech Education • setzt sich für die Förderung der Na-

turwissenschaften und des Technik-verständnisses auf der Primarschul- und Sekundarstufe I ein,

• fördert die Schaffung von geeigneten Lehrmitteln für das Technikverständ-nis in der Volksschule,

• engagiert sich, damit die Bildungszie-le, die zum Verständnis von Technik und Naturwissenschaften führen, auf der Ebene der Volksschule im Lehr-plan verankert sind.Machen Sie mit!

RedaktionBrigitte Manz-Brunner, Inci SatirNaTech Education, Klosbachstrasse 107, 8032 Zürich, www.natech-education.chGestaltung, Layout, Realisationwww.visum-design.ch, BernÜbersetzung Supertext, ZürichDruck Kaelin Produktion AG, ZürichAuflage F 500, D 2000 ExemplareErscheinungsweise Zweimal jährlich

Denis Leuba

Editorial 1Kurz nachgefragt bei ... 2• Dr. Farnaz Moser-BoroumandNaTech Fokus 3 • Festival der Robotik4 Fragen an ... 4• Frédéric GeneveyAktuelles 5 Die Geschäftsstelle informiert 5Kooperationen 6 • Denis Leuba

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Die Abteilung Lehre und Forschung «Di-daktik der Kunst und Technologie» an der PH Waadt leistet einen kreativen Beitrag zur Lehre im Bereich der Technologie. Ohne vorgängig eine Liste von Kennt-nissen und Fähigkeiten zu erstellen, die im Bereich «Wissenschaft der Technik» notwendig sind, hat sich das Team in Lausanne auf die Schaffung von Objek-ten konzentriert – die zentrale Tätigkeit eines Ingenieurs oder Designers. Indem in der Schule der Kern des Berufes von Entwicklern technischer Objekte auf kon-struktive und strukturierte Weise vermit-telt wird, ermöglicht unser Team, dass die Lehrkräfte «Technologie schaffen», dies stets unter Einhaltung der Ziele des West-schweizer Lehrplans.

Den Schweizer SchülerInnen stehen Räume für Werken und Handarbeit zur Verfügung, in denen sie eine Vielzahl von Objekten erstellen. Unser Beitrag besteht darin, die pädagogischen Praktiken und die Lernziele zu modifizieren – und nicht die Schulzimmer oder die Objekte selbst.

Ein technisches Objekt muss seine Funk-tionen vollständig erfüllen, ohne dass es sich für den Anwender als schwer bedien-bar, unnütz oder gefährlich erweist. Die Überlegungen hinsichtlich der gesell-schaftlichen Einbindung des Objekts sind grundlegend, wie sämtliche Geschäfte, Werbetexter und Designer beweisen.

Durch das Erstellen eines Pflichtenhefts, das Lösen von Problemen mittels Tests, Skizzen und Modellen entwickeln und för-dern die SchülerInnen ihre kreativen und

analytischen Fähigkeiten sowie ihre Abs-traktions- und Antizipationsfähigkeiten: Sie verstehen.

Zwischen der gesellschaftlichen Einbin-dung des Objekts und seiner Konzeption findet die Realisierung statt: Mithilfe von Technik und den gewählten Materialien realisiert die Schülerin oder der Schüler das Objekt. Sie oder er entwickelt für das Leben in unserer Gesellschaft grundle-gende technische Kompetenzen, die die virtuelle Welt und «das Leben vor dem Bildschirm» des Alltags ergänzen.

Das Stoffetui oder die Nachttischlampe sind keine Handarbeitsaufgaben mehr, sondern werden zu technischen Objekten, die von den SchülerInnen nach der Ana-lyse von Funktionen und Verwendungs-zweck konzipiert und realisiert werden. Unser CRS-Modell (Konzeptualisierung, Realisierung, gesellschaftliche Einbin-dung – im Französischen conception, réalisation, socialisation) gibt Lernziele vor, die auf jede beliebige Schulstufe an-gepasst werden können. Es fördert die projektbezogene Arbeit, das Durchhalte-vermögen, die Selbstständigkeit und die Teamarbeit.

Unsere didaktische Vorgehensweise ver-eint Bastler, Ingenieure, wissenschaftli-ches Arbeiten und technologische Inno-vation.

Kontakt: [email protected]

NaTech Info 02/13

Verantwortlicher der Abteilung Lehre und Forschung «Didaktik der Kunst und Technologie», PH Waadt

Kooperationen

Werden Sie Mitglied von NaTech Educa tion und leisten Sie einen Beitrag zur Förderung der Naturwissenschaften und des Technikverständnisses in der Allgemeinbildung!

Einzelmitgliedschaft: CHF 100.–Kollektivmitgliedschaft: CHF 750.–Gönnermitgliedschaft: ab CHF 5000.–

Weitere Informationen erhalten Sie auf unserer Webseite unter www.natech-education.ch/mitgliedschaft.html oder per E-Mail: [email protected]

Impressum

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