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1 Energiewende als gesellschaftlicher Transformationsprozess Forschungsansatz und Begriffsverständnis des Rahmenprogramms „Energiewende Ruhr“ Konzeptpapier (2015) IN KOOPERATION MIT: Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Ener- gie GmbH (Koordination) Kulturwissenschaftliches Institut Essen Technische Universität Dortmund, Fachge- biet Städtebau, Stadtgestaltung und Bau- leitplanung Spiekermann & Wegener (S&W) Stadt- und Regionalforschung Bergische Universität Wuppertal, Lehrstuhl Umweltverträgliche Infrastrukturplanung, Stadtbauwesen

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Energiewende als gesellschaftlicher Transformationsprozess Forschungsansatz und Begriffsverständnis des Rahmenprogramms „Energiewende Ruhr“

Konzeptpapier (2015)

IN KOOPERATION MIT: Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Ener-gie GmbH (Koordination) Kulturwissenschaftliches Institut Essen Technische Universität Dortmund, Fachge-biet Städtebau, Stadtgestaltung und Bau-leitplanung Spiekermann & Wegener (S&W) Stadt- und Regionalforschung Bergische Universität Wuppertal, Lehrstuhl Umweltverträgliche Infrastrukturplanung, Stadtbauwesen

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Impressum Bearbeitung:

Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH Döppersberg 19, 42103 Wuppertal Webseite: https://wupperinst.org/ Dr. Ralf Schüle ([email protected]) Prof. Dr. Oscar Reutter ([email protected]) Dr. Johannes Venjakob ([email protected]) Dr. Kurt Berlo ([email protected]) Miriam Müller ([email protected]) Rainer Lucas ([email protected]) Benjamin Best ([email protected]) Oliver Wagner ([email protected])

Spiekermann & Wegener, Stadt- und Regionalforschung (S&W) Lindemannstraße 10, 44137 Dortmund Webseite: http://www.spiekermann-wegener.de Prof. Dr.-Ing. Michael Wegener ([email protected]) Dr.-Ing. Klaus Spiekermann ([email protected]) Dr.-Ing. Björn Schwarze ([email protected])

TU Dortmund, Fachgebiet für Städtebau, Stadtgestaltung und Bauleitplanung Emil-Figge-Straße 50, 44227 Dortmund Webseite: http://www.tu-dortmund.de/uni/de/Uni/ Prof. Christa Reicher Daniel Bläser

Kulturwissenschaftliches Institut Goethestraße 31, 45128 Essen Webseite: http://www.kwi-nrw.de/home/index.html Britta Acksel ([email protected]) Lea Schmitt

Bergische Universität Wuppertal Umweltverträgliche Infrastrukturplanung, Stadtbauwesen (LUIS) Pauluskirchstr. 7, 42285 Wuppertal Webseite: http://www.luis.uni-wuppertal.de Prof. Dr.-Ing. Felix Huber ([email protected]) Dipl.-Ing. Kristine Brosch ([email protected])

Gefördert durch:

Stiftung Mercator GmbH Huyssenallee 40, 45128 Essen Ansprechperson: Dr. Klaus Kordowski ([email protected])

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Inhalt

1.   EINLEITUNG 5  

2.   ENERGIEWENDE ALS ZIELGERICHTETER TRANSFORMATIONSPROZESS: DISKURSE, ENTWICKLUNGS-DYNAMIKEN UND REGIONALE HERAUSFORDERUNGEN9  2.1   Energiewende als politischer Diskurs 10  2.2   Energiewende als Diskurs um die Transformation von technischen Infrastrukturen 15  2.2   Transformationsdiskurse: Energiewende als inhärenter Teil gesellschaftlichen Wandels 20  2.4   Vom gegenwartsbezogenen zum zukunftsorientierten Diskurs: Energiewende als kultureller Wandel 24  

3   ENERGIEWENDE ALS POLITISCHES ZIEL UND GESELLSCHAFTLICHER TRANSFORMATIONSPROZESS - DER ANSATZ DES RAHMENPROGRAMMS ENERGIEWENDE RUHR 30  3.1   Von Forschungs- und Diskursfeldern zu Leitlinien 30  3.2   Sechs Leitlinien: Forschungsfelder des Rahmenprogramms 31  

4   LITERATUR 41  

4

Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Abbildung 1 Emissionsszenarien in der Stadt Oberhausen (Quelle: Wuppertal Institut und EEB-Enerco, 2012) ................................................................................................................ 23  

Tabelle 1: Energie- und klimapolitische Ziele der Bundesregierung im Energiekonzept 2010 ............................................................................................................................................... 11  

Tabelle 2: Mögliche Auswirkungen sozio-ökonomischer Trends auf Emissionen und Low Carbon Strategie .................................................................................................................... 21  

5

1. Einleitung Aus einer historischen Perspektive ist der Widerstand gegen eine intensive Nutzung fossiler

Rohstoffe zur Energiegewinnung so alt wie die Industrialisierung selber. Bereits im 18. Jahr-

hundert wurden vor allem in Großbritannien intensive Debatten über die Endlichkeit von Koh-

levorräten und deren Reichweite geführt (Sieferle 1982). In der modernen Industriegesell-

schaft wurde die Debatte insbesondere im Rahmen der Energiekrise der 1970er Jahre beflü-

gelt und von dem damaligen US-Präsident Jimmy Carter erste globale Initiativen ergriffen,

die einen Wandel des Energiesystems und den Ausbau der erneuerbaren Energien zum Ziel

hatten (CEO 1980). 1976 prägte Amory Lovins den Ausdruck „soft energy“ und beschrieb ei-

nen visionären Weg von einem zentralisierten, auf fossilen und nuklearen Brennstoffen be-

ruhenden Energiesystem hin zu einem auf erneuerbare Energien basierenden und durch Ef-

fizienz gekennzeichneten System.

(1) Energiewende als politisches Konzept

In Deutschland wurde der Begriff bereits in den 1980ern geprägt und etabliert. Er tauchte

erstmalig im Titel einer Studie des Öko-Instituts von 1980 auf und wendete sich sowohl ge-

gen die fortschreitende Nutzung der Atomkraft als auch die Verwendung fossiler Energieträ-

ger zur Energiegewinnung.1 Heute bildet er in der nationalen Energie- und Klimapolitik indes

einen begrifflichen Rahmen, der in einer Reihe von politischen Referenzdokumenten auf na-

tionaler Ebene explizit oder implizit enthalten ist.2 Beispielsweise umreißt das noch vor dem

Fukushima-Unglück beschlossene Energiekonzept der Bundesregierung für die Energie-

wende bis zum Jahre 2050 einen politischen Zielkorridor: eine 80 bis 95 prozentige Redukti-

on der Treibhausgasemissionen Deutschlands bis zur Jahrhundertmitte (im Vergleich zu

1990).

Die Reichweite dieses Zieles weist dabei auf eine kontinuierlich angelegte und dynamische

Transformation bestehender Infrastruktursysteme und Energieverbrauchsmuster in ein post-

fossiles Zeitalter hin.3 In seiner Reichweite ist der Begriff Energiewende dabei weder als ein

„U-turn“ in vorfossile Phasen zu verstehen (Bundesregierung 2010) noch lässt er sich auf die

………………………………................ 1     Krause  und  Müller-­‐Reißmann  (1980)  2 Beispielhaft  können  hier  das  Stromeinspeisungsgesetz  (1991)  als  Vorläufer  des  Erneuerbare-­‐Energien-­‐Gesetzes  

(EEG),  das    integrierte  Energie-­‐  und  Klimaprogramm  (IEKP)  von  2007  das  Energiekonzept  der  Bundesregierung  von  2010  und  vor  allem  der  Atomausstieg  (zuletzt:  Dreizehntes  Gesetz  zur  Änderung  des  Atomgesetzes  nach  dem  Re-­‐aktorunglück  in  Fukushima)  genannt  werden.      

3 Weitere  Ziele  sind  u.a.:  Halbierung  des  Primärenergieverbrauchs,  der  Anstieg  des  Anteils  der  Erneuerbaren  Ener-­‐gien  am  Bruttoendenergieverbrauch  auf  60%  und  die  Senkung  des  Primärenergiebedarfs  im  Bereich  der  Wohnge-­‐bäude  bis  zum  Jahr  2050    

6

Transformation technischer Systeme reduzieren. Stattdessen zielt dieser Begriff sowohl in

seiner Genese als auch in seiner politischen Programmatik auf eine radikale Abkehr von ei-

ner nuklear und fossil basierten Energieversorgung - bei gleichzeitiger Minderung des Ener-

giebedarfs und Effizienzsteigerung in der Entwicklung einer dekarbonisierten Ökonomie. Er

impliziert einen teilweise radikalen Paradigmenwechsel bisheriger Muster der Energie- und

Industriepolitik.

Die nationale Energiewende ist daher nicht nur als politisches oder technisches Programm

zur Transformation des Energiesystems zu verstehen, sondern in seinen sozialen, ökonomi-

schen, räumlichen und kulturellen Dimensionen auch als eine gesamtgesellschaftliche

Transformations- und Gestaltungsaufgabe (vgl. WBGU 2011, Fischedick 2014). Die Ener-

giewende ist gleichzeitig weiter und enger zu fassen als ein ambitionierter Klimaschutz: Die

Energiewende ist zum einen weiter zu fassen, weil sie neben der Umweltverträglichkeit - also

insbesondere für den Klimaschutz einer zentralen Reduktion von Energieverbräuchen und

Treibhausgasemissionen - auch Fragen der Versorgungssicherheit und der Wirtschaftlichkeit

nachhaltiger Energiesysteme und -infrastrukturen stärker adressiert. Zum anderen ist die

(nationale) Energiewende erst einmal enger gefasst als der Klimaschutz, da sich diese nur

auf das die energiebedingten Emissionen und hier insbesondere auf die Senkung des CO2

als zentralem Treibhausgas richtet.

(2) Energiewende auf lokaler und regionaler Ebene: Ein Rahmenprogramm

Obwohl seit den 1990er Jahren ein breites Spektrum von Klimaschutzaktivitäten auf kommu-

naler Ebene umgesetzt worden ist (Frings et al. 2002), räumt das Energiekonzept der Bun-

desregierung nur an wenigen Stellen der lokalen bzw. regionalen Ebene eine explizite Rolle

in der Umsetzung der Energiewende ein (Bundesregierung 2010), wenngleich die Bundesre-

gierung zur Unterstützung der Energiewende vor Ort indes ein breites Unterstützungsportfo-

lio aufgebaut hat. Da die Energiewende im Raum wirksam wird, kommt der lokalen bzw. der

regionalen Ebene daher sowohl implizit als auch explizit eine zentrale Rolle zu: implizit als

Ebene, in der im Rahmen der sog. pflichtigen Selbstverwaltungsaufgaben nationale Gesetz-

gebung zur Umsetzung kommt, also z.B. das Baugesetzbuch mit seiner Integration des Kli-

maschutzes auf der Zielebene, oder die Energieeinsparverordnung (EnEV) mit ihren jeweils

gesetzten energetischen Standards im Gebäudebereich. Explizit bekommt die lokale Ebene

eine Bedeutung, da in ihr konkurrierende Raumbedürfnisse auch für den Bedarf von Flächen

für erneuerbare Energieträger vermittelt werden.

7

Erschwerend ist jedoch, dass die Vielfalt und Intensität kommunaler Aktivitäten zum Klima-

schutz nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass eine große Kluft zwischen den gesetzten

Klimaschutzambitionen und den realen Handlungsmöglichkeiten von Kommunen besteht.

Nie waren die Kommunen höher verschuldet und nie waren die Spielräume für die Ausei-

nandersetzung mit strategischen Themen eingeschränkter - bei steigenden Anforderungen

an kommunale Verwaltungen (Bertelsmann Stiftung 2013). Aus strukturellen Gründen ist

diese Kluft in den Kommunen des Ruhrgebietes stärker ausgeprägt als in anderen Kommu-

nen was diese aus einer Forschungs- und Beratungsperspektive zum Gegenstand der Auf-

merksamkeit werden lässt:

Eine zentrale Fragestellung des „Rahmenprogramms zur Umsetzung der Energiewende in

den Kommunen des Ruhrgebiets“ („Rahmenprogramm Energiewende Ruhr“) besteht daher

darin auszuloten, in welcher Weise Kommunen ihre Handlungskapazitäten vor dem Hinter-

grund der bestehenden Rahmenbedingungen bewahren bzw. perspektivisch erweitern kön-

nen. Dazu ist ein erweiterter Blick auf regionale Strukturbedingungen und Konstellationen

von AkteurInnen notwendig. Vor dem Hintergrund der spezifischen Bedingungen des Ruhr-

gebietes ist die zentrale Hypothese des Gesamtvorhabens „Energiewende Ruhr“, dass die

Kommunen in dieser Region für die Umsetzung der Energiewende weitaus schwierigere

strukturell bedingte Ausgangsbedingungen und Umsetzungsmöglichkeiten antreffen als Ak-

teure und Kommunen in anderen Regionen. Das Rahmenprogramm steuert daher einen Bei-

trag zur Analyse der Besonderheit von Kommunen im Ruhrgebiet zur Umsetzung der Ener-

giewende bei und setzt sich mit bisherigen Handlungsansätzen in der Region kritisch ausei-

nander. Es setzt an bestehenden Rahmenbedingungen an und versucht, in Zusammenarbeit

mit regionalen Akteursgruppen und Institutionen strategische Ansätze für eine langfristig an-

gelegte und regional adäquate Umsetzung der Energiewende in der Region zu identifizieren.

Sein zentrales Produkt wird die Entwicklung einer Regionalen Energiewende-Roadmap sein,

das die Ergebnisse des Projektes zusammenführt und strategische Hinweise für die weitere

Umsetzung der Energiewende unterbreitet.

(3) Rahmenpapier für das Rahmenprogramm

Das hier vorliegenden Rahmen- und Konzeptpapier des Gesamtvorhabens verfolgt dreierlei

Zielsetzungen: Erstens dient es der Abstimmung von Begriffsverständnissen zentraler Be-

griffskonzepte wie z.B. „Energiewende“ und „Innovation“. Zweitens beschreibt es den eigent-

lichen Forschungsansatz und die zentralen Fragestellungen des Projektes und gibt drittens

eine Übersicht über die im Rahmenprogramm integrierten Teilprojekte.

8

In einem ersten Schritt setzt sich das Paper mit einzelnen Begriffsverständnissen der Ener-

giewende auseinander und stellt diese mit den Zielsetzungen und Forschungsfragen in Be-

ziehung. In Kapitel 2 werden daher vier Diskurslinien zur Energiewende unterschieden, die

auch das Grundverständnis des Projektes zur Energiewende bilden. Das Kapitel 3 stellt die

Grund legende Architektur und die darin integrierten Teilprojekte des Projektes vor. Als

transdisziplinäres Forschungsvorhaben orientiert sich das Forschungsvorhaben an sechs

Leitlinien, die für das Projekt sowohl die begriffliches Basis, die zu prüfende analytische For-

schungsrichtung als auch die normative Prämisse bilden.

9

2. Energiewende als zielgerichteter Transformationspro-zess: Diskurse, Entwicklungs-dynamiken und regiona-le Herausforderungen

Vier Framings und Diskurslinien zur Energiewende lassen sich gegenwärtig unterschieden,

an denen das Rahmenprogramm ansetzt:

1. Energiewende als politischer Diskurs im Mehrebenensystem

2. Energiewende als technologisch-infrastrukturelle Herausforderung

3. Energiewende als inhärente Dimension gesellschaftlichen Wandels

4. Energiewende als kultureller Wandel zur Zukunftsgerichtetheit.

Diesen Diskursen ist gemeinsam, dass sie implizit ein jeweils eigenes Transformationsver-

ständnis tragen, das deren Ziele und Foki und den damit verbundenen Innovationen unter-

schiedlich fasst. Als Bezugspunkte von Transformation und Innovation fungieren in diesen

Diskurslinien unterschiedliche Bereiche, in denen Eigenlogiken wirken, welche die jeweilige

Transformations- und Innovationsrichtung in unterschiedlicher Weise beeinflussen.4 Dies ist

ein widersprüchlicher Prozess mit unterschiedlichen Dynamiken in Politik, Wirtschaft und

Gesellschaft.

Die nachfolgende Interpretation dieser Diskurslinien erfolgt nach gleichem Muster: In einem

ersten Schritt werden im Rahmen einer kurzen Status quo Analyse zentrale Diskursinhalte

und AkteurInnen beschrieben, bevor künftige Entwicklungslinien skizziert und entsprechende

Herausforderungen für die Kommunen des Ruhrgebietes herausgearbeitet werden.

………………………………................ 4 In  diesen  Diskursen  ist  jeweils  auch  ein  unterschiedliches  Verständnis  von  Transformation  und  Innovation  anzutref-­‐

fen.  Dieses  spiegelt  sich  auch  in  den  Teilprojekten  des  Projektes  wieder.  Es  bedarf  daher  einer  besonderen  Synthe-­‐seleistung,  um  in  einem  regionalen  Kontext  der  Energiewende  zu  einem  gemeinsamen  Verständnis  von  institutio-­‐nellen,  technischen,  sozialen,  ökologischen  und  ökonomischen  Transformations-­‐  und  Innovationszielen  zu  kommen.

10

2.1 Energiewende als politischer Diskurs 2.1.1 Ziele und Maßnahmen: Das Energiekonzept der Bundesregierung

Der gegenwärtige politische Diskurs um die nationale Energiewende setzte spätestens mit

Verabschiedung des Integrierten Energie- und Klimaprogramms (IEKP) im August 2007 ein,

das im Anschluss an die Verabschiedung der 20-20-20-Ziele im Jahr 2007 auf europäischer

Ebene durch die Bundesregierung aufgelegt wurde.5 Neben der Formulierung politischer

Reduktionsziele für CO2-Emissionen, führte das Programm die von den einzelnen Bundes-

ministerien aufgelegten Instrumente der Klimaschutzpolitik (z.B. KfW-Förderung im Gebäu-

debereich) bzw. der Technologieförderung (Erneuerbare-Energien-Gesetz) in einem inte-

grierten Gesamtkonzept zusammen. Darüber hinaus enthielt das Maßnahmenpaket Ankün-

digungen der Einführung bzw. Novellierung gesetzlicher Vorgaben, wie z.B. das KWK-

Gesetz, das Erneuerbare-Energien Wärmegesetz oder die Novellierung des Kraftfahrzeug-

steuergesetzes. Es umfasst insgesamt 29 Maßnahmen vor allem zugunsten von mehr Ener-

gieeffizienz und mehr erneuerbaren Energien.

Seitdem in den 1990er Jahren die kommunale Ebene in Deutschland insbesondere ein wich-

tiger Impulsgeber in der Entwicklung von Klimaschutzmaßnahmen war, hat sich mit der Ver-

abschiedung des IEKP das Bild im politischen Mehrebenensystem Deutschlands deutlich dif-

ferenziert: Sowohl auf EU- und Bundes- als auch auf Landesebene wurden rechtliche Vor-

gaben und Maßnahmenpakete entwickelt, die Aktivitäten auf kommunaler bzw. regionaler

Ebene maßgeblich beeinflussen und unterstützen. Die im IEKP formulierten Ziele definieren

den „top down“ gesetzten Zielkorridor und politischen Referenzrahmen der Energiewende in

Deutschland. Sie stehen dabei in Einklang mit den entsprechenden Vorgaben der Europäi-

schen Union für die europäische Ebene.

Der Regierungswechsel von der großen Koalition zur CDU/FDP-Regierung im Oktober 2009

führte nicht zu einer grundsätzlichen Modifikation der energie- und klimapolitischen Ziele. Für

die Treibhausgasemissionen wurde der Entwicklungspfad im Energiekonzept des Jahres

2010 in 10-Jahres-Schritten wie folgt konkretisiert: minus 55 Prozent bis 2030 und minus 70

Prozent bis 20406. Ein radikaler Paradigmenwechsel betrifft hier allerdings die politischen

Zielvorgaben hinsichtlich der Atomenergie. Während die Bundesregierung hier zunächst

………………………………................ 5 Mit  den  20/20/20  Zielen  der  EU-­‐Kommission  haben  sich  die  EU-­‐Mitgliedstaaten  verpflichtet,  bis  2020  die  Treib-­‐

hausgasemissionen  um  mindestens  20  Prozent  gegenüber  1990  zu  reduzieren,  eine  Energieeffizienzsteigerung  in  Richtung  20  Prozent  anzustreben  und  einen  Anteil  von  20  Prozent  erneuerbarer  Energien  am  Gesamtenergiever-­‐brauch  zu  erreichen  (Bundesregierung  2007).  Das  nationale  Politikpaket  ist  nach  dem  Ort  der  entsprechenden  Kabi-­‐nettssitzung  auch  als  Meseberger  Beschlüsse  bekannt.

6 BMWI  und  BMU  (2011),  S.  5  

11

„Kernenergie als eine Brückentechnologie“ ansah, die zeitlich befristet gebraucht werde und

infolgedessen die Laufzeit der 17 Kernkraftwerke in Deutschland um durchschnittlich 12 Jah-

re verlängerte (Bunderegierung 2010, S. 16), führte das Reaktorunglück von Fukushima zu

einer radikalen Änderung. Nur wenige Monate nach Veröffentlichung des Energiekonzeptes

wurde am 30. Mai 2011 durch die Bundesregierung die endgültige Stilllegung der vom Mora-

torium betroffenen acht Kernkraftwerke beschlossen und ein gesetzlicher Ausstieg aus der

Atomenergie auf den Weg gebracht. Nachfolgende Tabelle 1 zeigt die wesentlichen Zielvor-

gaben des Energiekonzeptes und des Beschlusses zum Atomausstieg:

Tabelle 1: Energie- und klimapolitische Ziele der Bundesregierung im Energiekonzept 2010

Ziel Bezugsjahr 2020 2030 2040 2050

Reduktion der THG-Emissionen

1990 -40% -55% -70% [-80%,

-95%]

Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch

18% 30% 45% 60%

Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch

35% 50% 65% 80%

Primärenergieverbrauch 2008 -20% -50%

Stromverbrauch 2008 -10% -25%

Endenergieverbrauch Verkehrssektor

2005 -10% -40%

Atomausstieg 2010 -60% (in 2019)

-100% (in 2022)

Das Reduktionsziel an Treibhausgasemissionen bis 2050 wurde für Deutschland und andere

Industrienationen bei 80 bis 95% im Vergleich zu 1990 festgelegt, da nur in diesem Fall der

Anstieg der globalen Mitteltemperatur auf über 2°C gegenüber dem vorindustriellen Niveau

begrenzt werden kann. Ein weiterer Anstieg würde nach wissenschaftlichen Erkenntnissen

voraussichtlich zu schwerwiegenden und irreversiblen Schäden für Menschen und Natur füh-

ren (IPCC 2014).

Wie für andere Sektoren auch wurden für den Gebäudesektor spezifische Ziele und Maß-

nahmenpakete formuliert. Insbesondere setzt das Konzept für diesen Sektor das übergrei-

fende Ziel, den Wärmebedarf im Bestand langfristig deutlich zu senken, um bis 2050 einen

nahezu klimaneutralen Gebäudebestand zu erreichen. Der verbleibende Energiebedarf soll

weitgehend über erneuerbare Energien abgedeckt werden. Dies bedeutet für den Gebäude-

sektor bis 2020 die Reduzierung des Wärmebedarfs um 20% und bis 2050 eine Minderung

des Primärenergiebedarfs in einer Größenordnung von 80%. Als Schlüsselinstrumente nennt

12

das Konzept u.a. eine weitere Verschärfung der Energieeinsparverordnung (u.a. „klimaneut-

rale“ Neubauten ab 2020) (siehe Bundesregierung 2010 und BMWi und BMU 2014), eine

Fortführung und Aufstockung des CO2-Gebäudesanierungs-programms auch unter Berück-

sichtigung von Stadtquartieren, die Novellierung des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes

(EEG) sowie die Bereitstellung weiterer steuerlicher Anreize für energetische Modernisierun-

gen. Insgesamt setzt die Politik größtenteils auf die Förderung von technologischen Lö-

sungsoptionen zur Umsetzung der klimapolitischen Ziele in Form von Energieeffizienz und

Technologien zur Nutzung erneuerbarer Energien. Aufgrund der bislang geringen Erfolge der

Energieeffizienzziele und verschiedener Hemmnisse beim Ausbau der erneuerbaren Ener-

gien wird zunehmend die Bedeutung von Verhaltensänderungen durch Nachfragereduktion

zur Erreichung der klima- und energiepolitischen Ziele diskutiert. Dies wiederum bietet vielfa-

che Anknüpfungspunkte für die Umsetzung der Energiewende.

Der nationale Diskurs um die politische Programmatik zur Energiewende ist daher zum einen

ein Zieldiskurs, zum anderen ein Diskurs um die Ausgestaltung entsprechender Maßnah-

men. Aus einer kritischen Perspektive wird dabei bemängelt, dass das aufgesetzte Maß-

nahmenportfolio bisher nicht ausreichend ist, die formulierten Ziele auch wirklich zu errei-

chen und dass es langfristiger Strategien bedarf, die stärker auf die Reduktion des Energie-

verbrauchs und einer Forcierung der Energieeffizienz setzen (Hennicke und Welfens 2012).

2.1.2 Herausforderungen und Bedarfe für Kommunen des Ruhrgebietes

Energiewende und die lokale Ebene

Obwohl auf die Bedeutung der lokalen Ebene im Energiekonzept der Bundesregierung mehr-

fach hingewiesen wird, weist dieses nur an wenigen Stellen Kommunen eine explizite Rolle

in der Umsetzung der Energiewende zu, so z.B. bezüglich der Mitwirkungsrechte von Kom-

munen zur Absicherung des Repowering, in der Weiterentwicklung der Raumordnungspläne

zur Bereitstellung von Flächen für neue Windenergiegebiete oder als Adressaten eines ein-

zurichtenden Energieeffizienzfonds. Kommunen sind jedoch verpflichtet, gesetzliche Vorga-

ben auf Bundesebene lokal umzusetzen. So gehört z.B. die Gewährleistung einer Bauleit-

planung zu den sog. Pflichtigen Selbstverwaltungsaufgaben von Kommunen, deren Art und

Weise der Durchführung obliegt jedoch dem Handlungsspielraum der Kommune.7 Weitere

freiwillige Selbstverpflichtungen oder Aktivitäten im Klimaschutz unterstützt der Bund z.B.

durch objektbezogene Förderungen für Gebäude (KfW), erneuerbare Energien und effiziente ………………………………................ 7 So  ist  die  Bauaufsicht  z.B.  im  Sinne  der  Einhaltung  der  Energiesparverordnung  oder  des  Erneuerbare-­‐Energien  

Wärmegesetzes  bei  Bauvorhaben  eine  durch  den  Bund  an  die  Kommunen  übertragene  Aufgabe  bzw.,  je  nach  Bun-­‐desland,  eine  Pflichtaufgabe  zur  Erfüllung  nach  Weisung.

13

Versorgungstechnologien (KfW, BAFA) oder durch die Förderung von Klimaschutzkonzepten

bzw. Konzepten der energetischen Stadtsanierung (KfW).

Um eine Kongruenz zwischen nationalem Politikrahmen und kommunalen Aktivitäten zum

Klimaschutz bzw. zur Energiewende zu erzielen, haben indes eine Vielzahl von Kommunen

freiwillige Selbstverpflichtungen zur Emissionsminderung verabschiedet, deren Zielkorridor

mit einer angestrebten 80-95% Senkung der CO2-Emissionen bis zum Jahr 2050 den natio-

nalen Zielen weitgehend entspricht. So verfolgen 143 freiwillige Zusammenschlüsse aus

Landkreisen, Gemeinden, Regionalverbünden und Städten in Deutschland das Ziel eine zu

100 Prozent aus erneuerbaren Energien gespeisten Energieversorgung aufzubauen (Stand

Dezember 2014)8, 60 deutsche Städte sind bereits dem europäischen Konvent der Bürger-

meister, einem europäischen Netzwerk ambitionierter Klimaschutzstädte beigetreten, weitere

etwa 450 Kommunen sind Mitglied im Klimabündnis e.V.9 Des Weiteren haben eine Vielzahl

von Kommunen im Rahmen ihrer Klimaschutzkonzepte konkrete kommunale Reduktionszie-

le formuliert.10

Freiwillige Selbstverpflichtungen und Klimaschutzaktivitäten in Kommunen des

Ruhrgebietes

Deutschlandweit finden sich unter den im Handlungsfeld Klimaschutz und Energiewende

ambitionierten Kommunen sehr unterschiedliche Typen mit unterschiedlichsten (raum-)

strukturellen, infrastrukturellen und ökonomischen Voraussetzungen wie z.B. die vier deut-

schen Millionenstädte (Berlin, Hamburg, Köln, München), alle Großstädte über 500.000 Ein-

wohnerInnen (u.a. Stuttgart, Bremen, Frankfurt, Essen, Hannover), Kleinere Großstädte

(Freiburg, Münster, Trier) aber auch ländliche Kommunen und Kreise (z.B. Kreis Steinfurt,

Rhein-Sieg-Kreis).

Auch Kommunen des Ruhrgebietes sind freiwillige Selbstverpflichtungen zur Emissionsmin-

derung eingegangen: Die Stadt Bottrop strebt beispielsweise an, im Pilotgebiet der „Innovati-

on City Ruhr“ die CO2-Emissionen bis 2020 um 50% gegenüber dem Basisjahr 2009 zu re-

duzieren. Die Städte Duisburg und Essen haben sich ein Emissionsminderungsziel von 40%

bis 2020 gesetzt, Gelsenkirchen verfolgt die Umsetzung einer Reduktion um 25% gegenüber

dem Wert von 2008. Über 50% der EinwohnerInnen in der Region leben in Städten, die be-

………………………………................ 8 83  sog.  100ee-­‐Regionen  und  60  sog.  Starterregionen.  Quelle:  Institut  dezentrale  Energietechnologien  (2014)  9 Klimaschutzkonzepte:  http://kommunen.klimaschutz.de/foerderung/kommunalrichtlinie/zahlen-­‐und-­‐fakten.html,    

100%  Erneuerbare  Energie  Regionen:  Institut  dezentrale  Energietechnologien  (2014),  Konvent  der  Bürgermeister:  http://www.eumayors.eu,  Klimabündnis:  http://www.klimabuendnis.org.  

10 Zu  den  Gründen  einer  ambitionierten  Klimaschutzpolitik  auf  kommunaler  Ebene,  siehe  Schüle,  Venjakob  und  Fi-­‐schedick  (2013).  

14

reits dem Klima-Bündnis beigetreten sind und bereits teilweise seit Anfang der 1990er Jahre

anspruchsvolle Emissionsziele formuliert haben (Wuppertal Institut und EEB Enerco 2012).

Das Gros der Kommunen im Ruhrgebiet hat sich allerdings (noch) kein verbindliches Reduk-

tionsziel gesetzt, sondern versucht über einzelne Maßnahmen bzw. Handlungskonzepte

Emissionsminderungen in der jeweiligen Kommune voranzubringen. Neben lokalpolitischen

Ursachen lassen sich für die Ruhrgebietskommunen dabei insbesondere zwei Ursachen an-

geben, warum eine direkte Übertragung nationaler Ziele auf die kommunale Ebene im Ruhr-

gebiet bisher nur beschränkt eine Rolle spielt: Zum einen weist die räumliche Verteilung der

Emissionen in Deutschland nach Bundesländern starke Asymmetrien auf. Alleine in NRW

werden ca. 50% aller CO2-Emissionen Deutschlands emittiert. Die Stadt Duisburg kann

durch den hohen Anteil der energieintensiven Industrie und deren Regulierung über den eu-

ropäischen Emissionshandel beispielsweise selber nur ca. 2-3% der auf dem Stadtgebiet an-

fallenden Emissionen beeinflussen. Eine konsequente Umsetzung einer Emissionsminde-

rung auf kommunaler Ebene würde daher einer faktischen Deindustrialisierung gleichkom-

men und (inter-)nationale Arbeitsteilungen von energieintensiven Produktionsstandorten ne-

gieren.

Zum anderen wurden im Rahmen einer ExWoSt-Studie (BMVBS und BBSR 2009) Potenzi-

aluntersuchungen in verschiedenen Regionstypen (Schrumpfungsregionen, stabile Regio-

nen, Wachstumsregionen) unternommen.11 Dabei zeigen sich z.B. für die Nutzung solarer

Potenziale in unterschiedlichen Stadträumen, dass die Verbrauchssektoren "Haushalte" und

"Gewerbe, Handel und Dienstleistung" in der Mehrzahl der untersuchten Modellräume weit-

gehend energieautark werden könnten, in hoch verdichteten Stadträumen die Deckung des

vergleichsweise hohen Energiebedarfs schwieriger möglich ist als in gering verdichteten

Stadträumen, die Bedeutung der Brachflächen für die Erzeugung erneuerbarer Energien in

allen untersuchten Modellräumen im Vergleich zu den gesamten energetisch nutzbaren Flä-

chenressourcen gering ist, und die prozentuale Verteilung der einzelner Stadtraumtypen ei-

nen deutlichen Einfluss auf die Energieautarkie hat.12

………………………………................ 11 Modellstädte  in  diesen  Projekten  waren  die  Städte  Sondershausen,  Gelsenkirchen,  Nordhausen,  Bleicherode,  Roßle-­‐

ben,  Leipzig  und  Stuttgart.  12     Die  Potenzialanalyse  für  emissionsarme  Energieversorgungsstrukturen  unter  Berücksichtigung  der  Siedlungsstruktur  

ist  in  diesem  Kontext  ein  weiteres  Forschungsfeld.  Mit  einem  Fokus  auf  den  Ausbau  der  Fernwärme  modelliert  z.B.  Blesl  (2002:  135)  effiziente  Wärmeversorgungssysteme  für  unterschiedliche  (ideale)  Siedlungstypen  (siehe  auch:  BRBS,  1980).  

15

Vor diesem Hintergrund haben bisher auch im Ruhrgebiet viele Kommunen davon Abstand

genommen, sich trotz eines hohen Ambitionsniveaus eigene verbindliche Reduktionsziele

setzen.13

Sowohl aus einer analytischen als auch aus einer praktisch-politischen Perspektive besteht

eine zentrale Herausforderung für Kommunen des Ruhrgebietes u.a. daher darin zu untersu-

chen, welche Governance-Strukturen und Handlungsprofile der Kommunen in der Region mit

ihren spezifischen Rahmenbedingungen notwendig sind, einen maßgeblichen Beitrag für die

politisch gesetzten Ziele der nationalen Energiewende zu liefern - ohne dass die Entwick-

lungsmöglichkeiten der sozialen und ökonomischen Nachhaltigkeit eingeschränkt werden.

2.2 Energiewende als Diskurs um die Transformation von techni-schen Infrastrukturen

2.2.1 Technische und infrastrukturelle Herausforderungen

Stromwende und Wärmewende

Ein weiterer Diskurs dreht sich um die technischen und infrastrukturellen Herausforderungen,

die die Energiewende mit sich bringt, da deren Umsetzung einen erheblichen infrastrukturel-

len Anpassungsbedarf nach sich zieht. Neue Technologien rücken in den Vordergrund - be-

stehende Infrastrukturen werden sich derart anpassen, dass die Implementierung dieser

Technologien ermöglicht wird. Der gesellschaftliche Diskurs zu diesem Thema, der mit dem

politischen Diskurs eng verwoben ist, fokussiert stark auf Auseinandersetzungen um den An-

teil Erneuerbarer Energien am Strommix und zumindest bis zu dessen Verabschiedung im

Juli 2014 auch um Regularien zur Ausgestaltung des Erneuerbare Energien Gesetzes

(Kempfert 2013). Im Blick stehen dabei mit Blick auf Verbraucherinnen und Verbraucher in

erster Linie die resultierenden Energiepreise und die Energiesicherheit. Hinzu kommen als

wichtige Elemente des gesellschaftlichen Diskurses Konflikte im Zusammenhang mit den inf-

rastrukturellen Maßnahmen - vom Anlagenbau bis hin zur Notwendigkeit, Netzinfrastrukturen

anzupassen bzw. zu erweitern. Interessanterweise treffen diese Konflikte sowohl den Be-

reich fossiler Energieerzeugung (wie z.B. in Datteln, Düsseldorf, Krefeld14), als auch die Er-

………………………………................ 13     Auch  die  Freie  und  Hansestadt  Hamburg  hat  aufgrund  der  geringen  Potenziale  der  Substitution  fossiler  durch  erneu-­‐

erbarer  Energieträger  darauf  verzichtet,  in  ihrem  Masterplan  2020  (2013)  ein  verbindliches  Emissionsziel  zu  setzen.    14 Siehe  z.B.  KlimaretterInfo  2010  und  2014

16

richtung von Erneuerbare Energien Anlagen (Biomasse, Windkraft, Geothermie) bzw. richten

sich gegen die Modernisierung bzw. Erweiterung von Übertragungsnetzen.15

Zwei generelle, eng miteinander verbundene Trends werden für die zukünftige Transformati-

on der Energieinfrastrukturen maßgeblich sein und den gesellschaftlichen Diskurs prägen.

Zum einen wird eine weitere Zunahme erneuerbarer Energieträger im nationalen Energiemix

erwartet (Bundesumweltministerium 2012). Diese wird einerseits zu einer weiteren Flexibili-

sierung und Dezentralisierung der Strom- und Wärmeerzeugung führen, die neue Anforde-

rungen an die Weiterentwicklung der entsprechenden Netze vor allem dann stellt, wenn de-

zentrale Erzeugungseinheiten zu virtuellen Kraftwerken zusammengeschlossen werden).

Gleichzeitig wird auch immer mehr regenerative Energieerzeugung an zentralen Orten statt-

finden (zum Beispiel in Offshore Windparks) - auch hieraus ergeben sich infrastrukturelle

Anpassungsbedarfe - beispielsweise durch den Aufbau von HGÜ-Leitungen.16

Zum anderen zeichnet sich eine zunehmende Vernetzung der unterschiedlichen Infrastruk-

tursysteme ab, die insbesondere durch IuK-Technologien) gefördert wird. Das betrifft nicht

nur die Infrastrukturbereiche innerhalb des Energiesystems (Strom, Wärme, Verkehr) son-

dern auch die Schnittstellen zu anderen Bereichen, wie zum Beispiel Abwasser und Abfall.

Die hohe Kapitalintensität und die lange Lebensdauer von (Energie-)Infrastrukturen machen

diese zu einem zentralen Ansatzpunkt der Energiewende. Für die sukzessive Anpassung der

Infrastrukturen an die absehbaren zukünftigen Erzeugungs- und Verbrauchsstruktuen bieten

sich (aufgrund kalkulierbarer Investitionszyklen) klar berechenbare "windows of opportunity“

für Richtungsänderungen (zum Beispiel beim Ersatz von Kraftwerksanlagen oder Ertüchti-

gungsbedarf an Netzen).

Die Sektoren Strom und Wärme sind in gleicher Weise betroffen - in ihrer Transformation

liegt aufgrund der zunehmenden technologischen Verschränkung beider Bereiche erhebli-

ches Synergiepotenzial. Die vielfältige Einbindung kleinerer, dezentraler Einheiten der Ener-

gieumwandlung bedarf neuer technischer Lösungen in leistungsstarken, flexiblen Netzen.

Die stromnetzseitige Optimierung unter dem Schlagwort "Smart Grids" bei gleichzeitiger vir-

tueller Verknüpfung dezentraler Anlagen zur Strom- und Wärmeerzeugung ist hierfür ein

Beispiel. Gleichzeitig werden innovative Koordinations- bzw. Steuerungsformen benötigt, um

die technologische Transformation zu unterstützen. So zielen integrierte Ansätze auf kom-

munaler bzw. regionaler Ebene beispielsweise darauf ab, die Erneuerungszyklen im Gebäu-

………………………………................ 15 siehe  Beispiele  der  Mobilisierung  gegen  Kraftwerke  jedweder  Art  in:  Schrader  2014,  Rueter  2014,  Wetzel  2014  und  

Bayrischer  Rundfunk  2014) 16 HGÜ  =Hochspannungs-­‐Gleichstrom  Übertragungsleitungen

17

debereich mit notwendigen Transformationen der Energieinfrastruktur zu synchronisieren

(Bullinger und Röthlein 2012).

Die Energiewende als Herausforderung für das Regionale Innovationssystem (RIS) der

Metropole Ruhr

Der Begriff der Regionalen Innovationssysteme (RIS) ist in der territorial bezogenen Innova-

tionsforschung entstanden (vgl. Cooke; Braczyk; Heidenreich 1998). In diesem analytischen

Konzept wird die These vertreten, dass die Besonderheiten der räumlichen Wirtschaftsstruk-

tur (Standortbedingungen, Spezialisierungen, Traditionen, Wirtschaftsstile) auch zu einer

spezifischen Ausprägung der Beziehungen in Innovationssystemen führt. Die räumliche Nä-

he der Akteure wirkt dabei wie ein Katalysator, vor allem für die Bildung von regionalen

Netzwerken, die als ein wichtiger Rahmen für kollektive Lernprozesse angesehen werden.

Der gemeinsame Bezug zu den regionalen Entwicklungszielen ist oft das Bindeglied, was

auch dazu beiträgt, dass unterschiedliche regionale Akteuren (aus Wirtschaft, Wissenschaft,

Verwaltung und Zivilgesellschaft) zusammenfinden und ihren jeweiligen Beitrag zur Zieler-

reichung leisten.

Für den Erfolg dieser Innovationsnetzwerke ist die Qualität der Netzwerkbeziehungen und

die vertrauensvolle Zusammenarbeit ein entscheidender Faktor (vgl. Cooke 1996). Der regi-

onale Verbund von Akteuren kann durch den Aufbau institutioneller Faktoren (Förderpro-

gramme, Transfereinrichtungen, Praxislabore, Modellprojekte) gestärkt werden. Diese neuen

Fomen der Zusammenarbeit und die damit verbundenen Praktiken werden auch im Kontext

Regionaler Innovationssysteme als soziale Innovation interpretiert (vgl. Moulaert et al.

2005).17 Soziale Innovationen umfassen dabei unter anderem neue Konsum- und Versor-

gungsmuster, neue Geschäftsmodelle und Vertriebsformen und neue Formen der Zusam-

menarbeit und der politischen Steuerung (vgl. Schneidewind; Scheck 2013).

Soziale Innovationen sind auch ein wichtiger Faktor für das Gelingen der regionalen Ener-

giewende. Gerade der Übergang von einer zentralisierten Energieversorgung mit Großkraft-

werken zu dezentralen Formen der Energieerzeugung ist mit sozialen Innovationen in allen

Wertschöpfungsstufen verbunden. Es entstehen neue Institutionen und Regeln, Energiepro-

duktion und –verbrauch werden in neuer Weise angestimmt, in neuen netzwerkartigen Struk-

………………………………................ 17 Mit  dem  Innovationstypus  „soziale  Innovation“  ist  allerdings  noch  keine  Aussage  über  die  Innovationsrichtung  

getroffen.  Soziale  Innovationen  in  Form  einer  angepassten  Lobbyarbeit  können  auch  dazu  führen,  den  Prozess  der  Energiewende  zu  verlangsamen.  

18

turen wird das Zusammenspiel von technischen und sozio-ökonomischen Faktoren verbes-

sert (vgl. Grunwald 2014, 235ff.).

Von zentraler Bedeutung ist dabei in einem marktwirtschaftlichen System die Rolle der Un-

ternehmen. Firmen sind das Kernelement eines Innovationssystems, in dem Inventionen in

marktfähige Produkte und Dienstleistungen weiter entwickelt und auch am Markt plaziert

werden.

Durch die Ausgestaltung regionaler Innovationssysteme können in erheblichem Maße

zusätzliche Wachstums- und Beschäftigungseffekte generiert werden. Neuere Erkenntnisse

der vergleichenden regionalen Innovationsforschung (vgl. Arnold et al 2014) bieten in diesem

Kontext wichtige Erkenntnisse und werden in die vorgesehene Analyse des energiebezoge-

nen Innovationssystems im Ruhrgebiet einfließen. Die Analyse wird auch klären, welche be-

sonderen technologischen, ökonomischen und sozialen Alleinstellungs- bzw. Differenzie-

rungsmerkmale im Rahmen einer energieeffizienten und CO2-freien Energieversorgung be-

stehen und wie diese in eine regionale Energiewendestrategie eingebracht werden können.

Hierauf aufbauend können dann technologiebezogene und sozio-ökonomische Anwen-

dungsschwerpunkte entwickelt werden. Innerhalb eines regionalen Kompetenzfeldes - wie

beispielsweise der Gebäude- und Klimatechnik - ist dann die Wettbewerbssituation zu klären

und die Marktchancen zu ermitteln. Eine Integration in die bestehenden Leitmarktstrategien

des Landes NRW sollte angestrebt werden. Dabei sind insbesondere Zugangsmöglichkeiten

von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) zu diesen Märkten zu verbessern.

Spezialisierung und Diversität stehen bei der weiteren Strategieentwicklung in einem gewis-

sen Spannungsverhältnis. Zum einen ist eine regionale Spezialisierung notwendig, um auch

spezifische Stärken und Alleinstellungsmerkmale entwickeln zu können. Zum anderen kann

auch ein gewisses Maß an Diversität im Rahmen der regionalen Energiewendestrategie von

Vorteil sein. Technologische, qualifikatorische und branchenbezogene Diversität übt einen

positiven Einfluss auf das kollektive Lernen in Regionen aus. Die Unterschiede in der Wis-

sensbasis dürfen aber bei aller Vielseitigkeit nicht zu groß ausfallen, damit die verschiedenen

Träger von Wissen gut miteinander kommunizieren können. Die Innovationskraft einer Regi-

on basiert daher nicht zuletzt auf einem leistungsstarken Wissensmanagement, in dem un-

terschiedliche, aber komplementäre Wissenskomponenten zusammengeführt werden.

Gerade die innovativen Unternehmen in der Energiewirtschaft sind mit spezifischen Rah-

menbedingungen konfrontiert, welche sich sowohl negativ (z.B. Veränderung der Rahmen-

bedingungen der Förderung regenerativer Energien) als auch positiv (z.B. Zugang zu hoch-

qualifizierten Mitarbeitern, starke regionale Innovationsbeziehungen und fördernde Innovati-

19

onskulturen) auf die Durchsetzung von Innovationen auswirken. Mit der strukturpolitischen

Strategie der EU (EFRE) zugunsten einer starken Innovationsorientierung gerade auch in

der Energiewirtschaft ist auch das Ruhrgebiet gefordert, sich für die kommende

Förderperiode (2014 – 2020) neu aufzustellen. Die EU sieht insbesondere in einer „Strategie

der intelligenten Spezialisierung“ vielfältige Potenziale, um die Entwicklung von Innovations-

clustern und regionalem Wachstum zu unterstützen.

2.2.3 Herausforderungen und Bedarfe für Kommunen im Ruhrgebietes

Die aktuelle Situation und resultierende Handlungsbedarfe stellen sich regional sehr unter-

schiedlich dar. Ausschlaggebend für die Ausdifferenzierung ist das regionale Potenzial er-

neuerbarer Energiequellen sowie die vorhandenen Strukturen in Erzeugung, Verteilung und

Verbrauch. Auch hinsichtlich der sozialen Organisation zeichnen sich regionale Differenzie-

rungen zwischen Energieversorgungsunternehmen, Netzbetreibern und Stromeinkäufern ab.

Mit der zunehmenden Rolle dezentraler Einspeisung ins Netz werden sich zudem neue Or-

ganisationsformen herausbilden.

Die Transformationen der Energieinfrastruktur zu flexibleren, effizienteren, stärker dezentra-

len und stärker auf erneuerbare Quellen setzenden Versorgungssystemen stellen dabei ge-

rade für urbane Räume wie das Ruhrgebiet eine besondere Herausforderung dar. Insbeson-

dere bestehende Versorgungsstrukturen stehen einer Transformation des Energiesystems

vermeintlich im Weg. Dabei bieten gerade diese bereits getätigten Investitionen wie bei-

spielsweise in das größte bestehende europäische Fernwärmenetz im Ruhrgebiet18 ein gro-

ßes Potenzial. Lösungskonzepte zur Transformation des Energiesystems sollten daran an-

setzen die bestehenden Strukturen sukzessive sinnvoll zu erweitern und zu ergänzen und

wo nötig hinreichend zu flexibilisieren. Grundsätzlich sind im verdichteten Ballungsraum

Ruhrgebiet unterschiedliche Ansatzpunkte für eine klimagerechte Ausgestaltung der Ener-

gieerzeugung sichtbar. Dach-, Halden- und Brachflächen bieten sich für solare Energiege-

winnung an. Das Wissen und die alten Anlagen aus den Zeiten des Bergbaus können als

Ausgangspunt für die Nutzung der Tiefengeothermie gesehen werden. Zweifelsohne werden

die Kommunen des Ruhrgebietes auch auf ihr jeweiliges „Energieumland“ angewiesen sein,

da die potenzielle Fläche zum Ausbau regenerativer Energien (speziell Biomasse und Wind-

energie) in Ballungsräumen begrenzt ist.

………………………………................ 18 Allein  die  STEAG  Fernwärme  GmbH  deckt  mit  einem  jährlichen  Wärmeaufkommen  von  rund  zwei  Milliarden  Kilo-­‐

wattstunden  und  einer  Leitungslänge  von  über  550  Kilometer  den  Wärmebedarf  von  mehr  als  300.000  Wohneinhei-­‐ten  in  der  Region  ab.  An  das  Leitungsnetz  der  E.ON-­‐Fernwärme  GmbH  mit  einer  Trassenlänge  von  rd.  676  km  wer-­‐den  KundInnen  mit  einer  Anschlussleistung  von  rd.  940  MW  versorgt  (Emscher-­‐Lippe  (2008).

20

So werden sich im Strom- und Wärmemarkt neue funktionale Versorgungskonstellationen

und

-räume herausbilden, was auch ein neues Zusammenwirken von Stadtverwaltungen, Ener-

gieversorgungsunternehmen, kommunalen und regionalen Agenturen und der Infrastruktur-

planung notwendig macht.

Ein nicht zu unterschätzendes Hemmnis für die Umsetzung der Energiewende im Ruhrgebiet

ist die sehr heterogene Sozialstruktur, die - neben anderen Einflussgrößen - dazu führt, dass

eine Vielzahl von Quartieren in der Region sowohl einen hohen Modernisierungs- und Inves-

titionsstau hinsichtlich der forcierten energetische Modernisierung aufweisen (WMR und

INWIS 2014). Es bedarf innovativer Konzepte und Geschäftsmodelle, um auch in diesen

Gebieten eine Transformation im Sinne der Energiewende anzustoßen ohne jedoch Ver-

drängungseffekte und steigende Energiearmut auszulösen.

So besteht sowohl aus analytischer als auch aus praktisch-politischer Perspektive für Kom-

munen, Unternehmen und andere Stakeholder (z.B. Wohnungswirtschaft) in der Region die

Herausforderung, Lösungsstrategien für die Gleichzeitigkeit von ökonomischem, strukturellen

und demographischem Wandel einerseits und einer nachhaltigen Ausgestaltung des Ener-

giesystem andererseits zu entwickeln.

2.2 Transformationsdiskurse: Energiewende als inhärenter Teil

gesellschaftlichen Wandels

2.3.1 Energierelevanz gesellschaftlicher Wandlungsprozesse

Die Schlüsselfaktoren, die zu einer radikalen Emissionsminderung in Städten und Regionen

beitragen, lassen sich nicht nur aus einem engen sektoralen Verständnis von Klimaschutz

und Energiewende verstehen. Zusätzlich wirken andere emissionsrelevante Entwicklungen

und „Stressfaktoren“ in Kommunen, die sowohl deren Emissionsniveau als auch deren

Handlungskapazitäten im Bereich Energiewende und Klimaschutz maßgeblich bestimmen,

wie z.B. der (regional-)ökonomische Strukturwandel, der demografische Wandel, Prozesse

sozialen und kulturellen Wandels, ökologische Veränderungen (z.B. fortschreitender Flä-

chenverbrauch), politische und institutionelle Entwicklungen (siehe z.B. Siebel 2013) oder

aber auch die zunehmende Verschuldung öffentlicher Haushalte (Bertelsmann Stiftung 2013,

Junkernheinrich et al. 2014).

Für die Wachstumsregion Düsseldorf wurde in einer Heuristik die Energierelevanz gesell-

schaftlicher Trends in einer Tabelle heuristisch zusammengefasst (Schüle und Lucas 2013).

21

Tabelle 2: Mögliche Auswirkungen sozio-ökonomischer Trends auf Emissionen und Low Carbon Strate-gie

Quelle: eigene Zusammenstellung; *historische Entwicklung, Schüle und Lucas (2013)

22

2.3.2 Herausforderungen und Bedarfe für Kommunen im Ruhrgebietes

Ein Beispiel aus dem Bereich des regionalen ökonomischen Strukturwandels verdeutlicht die

Relevanz gesellschaftlicher Trends für Städte des Ruhrgebietes: Das Ruhrgebiet befindet

sich seit den 1950er Jahren in einem kontinuierlichen Prozess der regionalökonomischen

Transformation, die insbesondere durch den Niedergang der energieintensiven Industrien in

der Region begründet liegt (Schüle et al. 2013). Vergleichende Analysen konstatieren dabei

der Region für mehrere regionalwirtschaftlich bedeutsame Indikatoren strukturelle Schwä-

chen, wie z.B. einer im Vergleich zu anderen Regionen in Deutschland geringeren Beschäf-

tigungsdynamik wichtiger Leit- und Wachstumsbranchen oder einer im Vergleich zum Bun-

desdurchschnitt geringen Bruttowertschöpfung (z.B. Lampe 2008, Prognos 2010). Bei Nicht-

intervention gehen Zukunftsszenarien auch künftig von einem sich weiter vollziehenden, dy-

namischen Strukturwandel aus, begleitet von tendenziell negativen Saldi in der Bevölke-

rungsentwicklung.

Für das Handlungsfeld Klimaschutz erweisen sich diese eher negativen strukturellen Ent-

wicklungen jedoch erst einmal positiv - zumindest unter dem Gesichtspunkt der Emissions-

entwicklung: Der skizzierten Prozesse haben im Ruhrgebiet bereits zu einer deutlichen Re-

duktion von CO2-Emissionen vor allen Dingen im Industriebereich geführt (Wuppertal Institut

und EEB Enerco 2012). Detailliertere Daten von Kommunen, die im Rahmen eines Klima-

schutzkonzeptes eigene Bilanzierungen vorgenommen haben, gehen teilweise von deutli-

cheren Minderungen der energiebezogenen Emissionen aus, wie z.B. in den Städten Ober-

hausen, Dortmund und Bottrop.19

………………………………................ 19 Die  Bilanzierung  der  Emissionsentwicklung  von  Oberhausen  geht  z.B.  von  einer  Senkung  der  CO2-­‐Emissionen  von  

ca.  28%  für  den  Zeitraum  zwischen  1990  und  2008  aus  (Wuppertal  Institut  und  EEB  Enerco  2012;  März,  Bierwirth  und  Hauptstock  2013).  Ein  business  as  usual  Szenario  (BAU)  weist  dabei  auch  künftig  weitere  strukturwandelbeding-­‐te  Emissionsminderungen  für  den  Industriebereich  um  weitere  40%  aus.  Auch  bei  einer  nur  schwach  umgesetzten  Energiewende  in  der  Region  ist  daher  künftig  mit  weiteren  deutlichen  Emissionsminderungen  in  der  Region  zu  rechnen.

23

Abbildung 1 Emissionsszenarien in der Stadt Oberhausen (Quelle: Wuppertal Institut und EEB-Enerco, 2012)20

Die skizzierte Entwicklung wirkt sich allerdings auch auf kommunale Kapazitäten aus, Klima-

schutz zu betreiben, schränken doch die u.a. mit dem ökonomischen Strukturwandel zurück-

gehenden Steuereinnahmen der kommunalen Haushalte die Handlungsspielräume zuneh-

mend ein. Ähnliches ließe sich auch für den demografischen Wandel oder andere gesell-

schaftliche Trends konstatieren (Schüle, Kaselofsky und März, 2014).

Die dritte Dimension der Energiewende, also die Betrachtung von Prozessen gesellschaftli-

chen Wandels in ihrer Relevanz zur Energiewende, erweitert die Perspektive von einer Bin-

nenperspektive der Energiewende und des Klimaschutzes auf weitere emissionsrelevante

Trends und deren Einflüsse auf die Handlungskapazitäten von Kommunen. Derartige Trans-

formationsprozesses entfalten ihre Wirkungen in räumlich sehr differenzierter Perspektive

wie auch Kommunen sehr unterschiedlich auf diese Entwicklungen und „Stressfaktoren“ rea-

gieren (Berking und Löw 2008).

Aus einer analytischen und praktisch-politischen Perspektive stellt sich für Kommunen des

Ruhrgebietes in diesem Zusammenhang die Herausforderung, in der Steuerung gesell-

schaftlicher Trends und Entwicklungen die Energie- und Klimaschutzperspektive in das

kommunale (bzw. regionale) Handeln mit einzubeziehen.

………………………………................ 20 Per  saldo  ist  in  der  Gesamtregion  (hier:  Ruhrgebiet)  eine  leichte  Senkung  von  Emissionen  zu  verzeichnen.  Dies  ba-­‐

siert  auf  leichten  Emissionsminderungen  vor  allen  Dingen  in  den  Sektoren  Verkehr,  Haushalte  und  Industrie.  In  der  Metropole  Ruhr  ist  eine  Senkung  der  Emissionen  pro  Kopf  von  22  Tonnen  (1990)  auf  knapp  20  Tonnen/Jahr  (19,7)  zu  verzeichnen.    

24

2.4 Vom gegenwartsbezogenen zum zukunftsorientierten Dis-kurs: Energiewende als kultureller Wandel

Der politische Diskurs über die Energiewende ist in großen Teilen von abstrakt quantitativen

Ziel-vorgaben bestimmt, die wünschenswerte, in der Zukunft liegende Zustände formulieren.

Eine der Herausforderungen besteht darin, derartige abstrakt formulierte Zukünfte in vielzäh-

lige und vielfäl-tige konkrete Zukünfte zu übersetzen – sprich, Zukünfte konkret zu denken

und zu praktizieren, anstatt lediglich über sie nachzudenken. Bei der Energiewende handelt

es sich demnach um einen in der Gegenwart beginnenden, fortlaufenden Ausgestaltungs-

und Aushandlungsprozess. Da es sich hierbei um “a transformational change“ (vgl. Mers-

mann et al. 2014: 17), das heißt um einen non-linearen, mehrdimensionalen und fundamen-

talen Wandlungsprozess handelt, bedeutet dies, dass die Energiewende auf die Umsetzung

einer Vielzahl konkreter Zukünfte unterschiedlicher Akteure, Netzwerke und Koalitionen an-

gewiesen ist. Darüber hinaus steht die Energiewende nicht nur für einen tiefgreifenden Wan-

del, sondern auch für einen normativen Wandel in Richtung Nachhaltigkeit. All dies führt da-

zu, dass es einen strukturellen Raum in der Gegenwart braucht, der es ermöglicht, gemein-

schaftlich konkrete gemeinwohl- und nachhaltigkeitsorientierte Zukünfte aus-zugestalten.

2.4.1 Vom quantitativen Reduktionsziel zur Diskussion gesellschaftlicher Zu-künfte

Mit der Definition quantitativer Ziele ist die Energiewende auch eine Diskussion über die

Wünschbarkeit gesellschaftlicher Zukünfte: Die politischen Zielvorgaben für Treibhausgasre-

duktionen sowohl im Energiekonzept der Bundesregierung wie auch im nordrhein-

westfälischen Klimaschutzgesetz verfügen allerdings nicht über ausreichend lebensweltliche

Bezüge um einen für die Energiewende notwendigen Wertewandel von einer Gegenwarts-

bezogenheit hin zu einer Zukunftsorientierung zu erreichen. Es geht darum, auch bei Bürge-

rInnen kurzfristige Interessen zu Gunsten langfristiger Interessen zu überwinden, wobei ein

kultureller Wertewandel in Form einer zeitlichen Umorientierung bei den Individuen wie auch

auf Ebene der Institutionen vollzogen werden muss, um ein Vorhaben wie eine demokratisch

gestaltete Energiewende umzusetzen. Hierfür muss es gelingen, dass BürgerInnen hand-

lungsanleitende Berührungspunkte zwischen ihrer eigenen Zukunft und abstrakten klimapoli-

tischen Zielen ausmachen können. Dies ist möglich, indem verstärkt Fragen nach Vorstel-

lungen zu zukünftigem, gutem Leben zwischen allen gesellschaftlichen Akteuren diskutiert

werden (vgl. Welzer 2011; Leggewie 2010). Darüber hinaus kommt man auf diese Weise ei-

ner demokratieverträglichen und -förderlichen Ausgestaltung futurisierter Politiken näher.

Wie lebt man und wie will man leben? Wohin will man sich entwickeln? Was erachtet man

25

als eine lebenswerte, gute Zukunft? Was möchte man verändern? Diese Zukunftsvorstellun-

gen, die Hoffnungen und utopische Möglichkeiten ebenso wie Befürchtungen beinhalten,

können auf höchst unterschiedliche Weise beantwortet werden. Daher gilt es sie zu eruieren

und miteinander in Aushandlung zu bringen, um einen gemeinsam getragenen Weg be-

schreiten zu können. Für die Ausgestaltung der Energiewende ist daher zwischen den abs-

trakten Ausbau- und Reduktionszielen, subjektiven Lebenswelten und den Bildern kommuna-

ler Entwicklung ein Bezug herzustellen.

2.4.2 Rolle nachhaltigkeitsbezogenen, bürgerschaftlichen Engagements und kooperativer Verfahren bei der Ausgestaltung gesellschaftlicher Zu-künfte

Eine Transformation hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft ist wesentlich auf politisch-

administrative, technische und wirtschaftliche Faktoren angewiesen. Zudem spielen zivilge-

sellschaftliche Akteure eine maßgebliche Rolle, da durch sie sozialer Wandel, etwa der

Durchbruch von Pfadabhängigkeiten in den Bereichen Mobilität, Konsum, Flächennutzung

und Energieeffizienz erst breit und langfristig getragen werden kann. In Bezug auf die Ener-

giewende lässt sich ein ganzes Spektrum bürgerschaftlichen Engagements erkennen: Hier-

unter fallen Proteste – beispielsweise gegen Kraftwerke in Düsseldorf, Krefeld und Datteln –

ebenso wie politisches Engagement in Stadtentwicklungsprozessen oder genossenschaftli-

ches Engagement.

Bislang weniger beachtet blieben zivilgesellschaftliche Akteure und Projekte, die auf eine

verbesserte Lebensqualität in Städten zielen und somit unmittelbaren Bezug zur Energie-

wende bzw. zum Klimaschutz haben. Die „Wiederaneignung von Städten“ und ihren öffentli-

chen Räumen bietet dabei einen vielfältigen Bezug zum Thema Energiewende und Klima-

schutz, so z.B. über die Gestaltung von ehemaligen Bahntrassen zu Fahrradwegen im

Stadtgebiet oder wie z.B. in der Transition Town Bewegung die Schaffung von Resilienz in

Stadträumen (siehe Hopkins 2014). Alle diese Initiativen zielen mit unterschiedlichen Ansät-

zen, Governance-Strukturen, Themen und Zielsetzungen aber auch mit einem unterschiedli-

chen Grad der Institutionalisierung auf die Steigerung der Lebensqualität in Kommunen. Die

interdisziplinäre Nachhaltigkeits- und Transformationsforschung misst individuellen Akteuren,

die sich an lokalen Veränderungsprozessen beteiligen, bei der Umgestaltung gesellschaftli-

cher (Sub-) Systeme eine tragende Rolle bei (vgl. Grin et al. 2010; Leggewie und Welzer

2010; Kristof 2010 und Sommer und Schad 2011: 5). Die Analyse von und das Anknüpfen an

das soeben erwähnte bereits bestehende nachhaltigkeitsbezogene Engagement von Bürge-

rInnen ist im Rahmen der Energiewende besonders vielversprechend. Agenten des Wandels

26

sind hier als Schlüsselakteure zu sehen. Als Agenten des Wandels (AdW)21 lassen sich Ak-

teure bezeichnen, die innovativ22 handeln, sich also für eine nachhaltigere und klimafreundli-

chere Gesellschaft einsetzen. Innovationen lassen sich dabei prinzipiell in vollkommen un-

terschiedlichen Tätigkeitsfeldern ausfindig machen, was darin begründet liegt, dass die je-

weiligen AkteurInnen ein unterschiedliches Verhältnis zu den Zielen von Nachhaltigkeit und

Klimaschutz haben (vgl. Sommer und Schad 2014): Akteure mit einer expliziten Nachhaltig-

keitsorientierung legen ihrem Handeln bewusst Motive der Nachhaltigkeit, des Umwelt- und

Klimaschutzes zu Grunde und lassen sich etwa in sozialen Bewegungen wie der Umwelt-

und Anti-Atom-Kraft-Bewegung oder den genannten Stadtinitiativen finden. Akteure mit einer

impliziten Nachhaltigkeitsorientierung hingegen sind in ihrem Wirken nachhaltig, ohne dass

dies die primäre Intention ihres Handelns ist. Zu denken ist hier etwa an einen engagierten

Bürger im Kleingartenwesen, dem jedoch weniger an der stadtklimatologischen Funktion der

Kleingärten (Kaltluftschneise), sondern an Begegnungsräumen für Menschen mit unter-

schiedlichen Bildungsständen und Migrationshintergründen gelegen ist. Ebenso lassen sich

Agenten des Wandels in unzähligen anderen Bereichen, auch der Wirtschaft, finden.

Das jeweilige (explizite oder implizite) Nachhaltigkeitsengagement der Bürger kann dabei als

transformative Praktik verstanden werden, da sie immer auch eine Reflexion auf ein lebens-

weltliches Problem in sich trägt. Implizite wie explizite AdW wollen mit ihrem Engagement in

der Regel Bestehendes verändern bzw. in einem bestimmten Kontext alternative Handlungs-

und Deutungsmuster einbringen und etablieren. So verweisen diese Praktiken – egal, ob es

sich um vermeintliche, tatsächliche, gescheiterte oder versuchte handelt – auf spezifische

Vorstellungsweisen von Zukunft, was sie auf phänomenologisch-analytischer Ebene wertvoll

………………………………................ 21 Das  hier  verwendete  Konzept  „Agent  des  Wandels“  ist  eine  Anleihe  aus  dem  Bereich  der  Diffusionsforschung,  wobei  

wir   uns   von   der   Bezeichnung   „Change   Agent“   distanzieren.   Everett   Rogers   verstand   darunter   einen   äußerst  strategisch   und   paternalistisch   agierenden   Akteur   bzw.   einen   Experten   im   konventionellen   Sinn,   also   einen  Fachexperten   (Rogers   2003:   365ff).   Im   Gegensatz   hierzu   verfolgt   das   hier   konzeptionierte   Teilvorhaben   (siehe  Kapitel   3.2.4),   durchaus   ein   erweitertes   Expertenverständnis.   Aus   diesem   Grund   wird   sich   auch   von   einer  Bezeichnung   des   „Innovators“   (vgl.   Rogers   2003)   distanziert,   da   es   nicht   um   die   Untersuchung   absoluter  Innovationsgehalte   geht,   sondern   um   die   Analyse   praktischen   Handelns   zivilgesellschaftlicher   Akteure   für   eine  nachhaltigere  Gesellschaft.   Ebenso  wird   Abstand   genommen   von   einer   Bezeichnung  wie   „Pioniere   des  Wandels“  (WBGU  2011:  255),  da  diese  eine  Art  Erstlingseigenschaft,  -­‐tätigkeit  oder  -­‐dasein  suggeriert.  Stattdessen  schließen  wir  uns  dem  in  der  Wissenschaft  etablierten  Konsens  an,  dass  Innovationen  nicht  auf  genial  agierende  Einzelakteure  zurückzuführen  sind,  sondern  Gemeinschaftswerke  darstellen,  die  in  einem  kollektiven  Prozess  zustande  kommen.  Exemplarisch  lässt  sich  hier  das  Promotorenmodell  von  Kora  Kristof  (2010)  anführen,  das  je  nach  Entwicklungsphase  zwischen   unterschiedlichen   Promotorenrollen   (Fach-­‐,   Prozess,   Macht-­‐   und   Beziehungspromotoren)   und  Kompetenzen  unterscheidet,  derer  es  bedarf,  um  eine  Innovation  zu  generieren.  

22 Das   in   Kapitel   3.2.4   skizzierte   Teilprojekt   des   Rahmenprogramms   versteht   unter   innovativ   soziale   Praktiken   bzw.  sozio-­‐technische   Interaktionen,   die   zur   Entwicklung   einer   nachhaltigeren   und   klimafreundlicheren   Gesellschaft  beitragen.  

27

macht.23 Sie geben Auskunft darüber, was der jeweilige Akteur als Problem wahrnimmt und

wie er die bestehende Situation ändern möchte, um einen in seiner Wahrnehmung besseren

zukünftigen Zustand zu erreichen. Fragen nach Vorstellungen einer lebenswerten Zukunft,

wie sie auch einem Projekt wie der Energiewende inhärent sind, lassen sich demnach eben-

falls in alltäglichen Praktiken und Lebenssituationen beobachten. Der Bezug zum guten Le-

ben, zur Lebensqualität und zur Nachhaltigkeit ermöglicht es dabei, bisherige Defizite der Er-

forschung der Energiewende über ethnografische Studien zu adressieren.

Der Erfolg des Transformationsprozesses hin zu einer klimafreundlicheren Gesellschaft

hängt davon ab, inwiefern es gelingt, eine abstrakte, weil stark zukunftsorientierte Politik,

produktiv mit diversen lebensweltlichen Transformationspraktiken und den mit ihnen einher-

gehenden Zukunftsvorstellungen zusammenzubringen, die vom mehrdimensionalen Struk-

turwandel im Ruhrgebiet geprägt sind. Dies ist notwendig, da die Energiewende auf die Mul-

tiplikator-Wirkung und Einbindung breiter und diverser Personenkreise angewiesen ist, die

bereits direkt und indirekt im Sinne der Nachhaltigkeit engagiert sind. Eine Umgestaltung ge-

sellschaftlicher (Sub-) Systeme hin zu einer nachhaltigeren Gesellschaft ist dieser Vorstel-

lung gemäß auf die Unterstützung durch viele und vielfältige dezentrale Transformationspro-

zesse angewiesen.

In Deutschland existieren bereits viele verschiedene Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung

(formell, informell, direkt, indirekt etc.), worauf an dieser Stelle nicht näher eingegangen wer-

den soll. Was bislang fehlt, sind Verfahren, die nicht nur allein auf BürgerInnen fokussieren,

sondern diese direkt zusammenbringen mit Akteuren der kommunalen Verwaltung und Poli-

tik. Gerade vor der Prämisse, dass die Energiewende auf ein erfolgreiches Zusammenwirken

unterschiedlicher Akteure angewiesen ist, könnten sich derartige Verfahren als nützlich er-

weisen. Zeugen doch nicht wenige Praxiserfahrungen im Bereich Bürgerbeteiligung davon,

dass die Akteure übersteigerte Erwartungen aneinander stellen, keine gemeinsame Sprache

finden oder sich gar als Konkurrenten wahrnehmen. Hilfreich könnten hier Beteiligungsver-

fahren sein, die sich als Kooperationsverfahren verstehen, die einen strukturierten Raum

vorgeben, in dem Akteure der kommunalen Politik und Verwaltung mit nachaltigskeitsbezo-

gen engagierten BürgerInnen gemeinsam an der Ausgestaltung konkreter nachhaltiger Zu-

künfte arbeiten können. Wenn die Umsetzung und Ausgestaltung der Energiewende dabei

verknüpft wird mit einer offenen Wertediskussion, was ein gutes Leben für den einzelnen be-

deutet, anstelle einer eng gefassten, rein gegenstandsbezogenen Diskussion, kann dies da-

………………………………................ 23 In  Anlehnung  an  Howaldt  und  Schwarz  (2010:  61)  sind  Innovationen  in  Bezug  auf  ihren  Beitrag  zu  gesellschaftlichen  

Zielen   und   ihren  Wirkungen   als   ambivalent   einzustufen.   Demnach   können   transformative   Praktiken   hin   zu   einer  nachhaltigen  Gesellschaft  prinzipiell  auch  normativ  unerwünschte  Folgen  haben.  

28

zu beitragen, potenzielle Konflikte zu antizipieren, Stimmungslagen seismographisch aufzu-

greifen, potenzielle Konflikte zu antizipieren, wechselseitiges Verständnis und Verstehen zu

erhöhen. Gelingt dies, kann durch die Kombination unterschiedlicher Wissensarten über ei-

ne breitere Palette an Optionen verfügt werden und diese in der Umsetzung auf eine hohe

demokratische Legitimation rekurrieren.

2.4.3 Herausforderungen und Bedarfe für Kommunen im Ruhrgebietes

Aufgrund seiner montanindustriellen Vergangenheit ist das Ruhrgebiet soziokulturell stark

durch das Arbeitermilieu geprägt (vgl. Funder 1996: 45f.). Im Unterschied zu anderen Regio-

nen Deutschlands – zu denken ist hier etwa an Städte wie Freiburg, die „Beamtenstadt“

Münster oder die „Kaufmannstadt“ Hamburg – ist im Ruhrgebiet nicht in gleichem Maße eine

breite bürgerliche Schicht zu finden. Hinzu kommt bekanntermaßen, dass insbesondere

durch den ökonomischen Strukturwandel – dem Rückgang von Primärem und Sekundärem

Sektor und einer diversifizierten und suchenden Hinwendung zum Tertiären Sektor – von ei-

ner weitgehend homogenen Gruppe der Arbeiterschaft nicht mehr ausgegangen werden

kann.

Diese Unterschiede in soziostruktureller und soziokultureller Prägung machen sich auch in

der regionalen Beteiligungskultur bemerkbar:

Empirische Studien kommen darin überein, dass besonders diejenigen BürgerInnen selbst-

initiativ an Bürgerbeteiligungsprozessen teilnehmen, die einkommensstark sind und über ein

überdurchschnittliches Bildungsniveau verfügen. Diese Bevölkerungsgruppe ist es auch, die

sich als besonders aktiv und durchsetzungsstark in deliberativen Verfahren hervortut. Zu

nennen ist hier etwa das Beispiel Hamburg: Dort verhinderte eine breite Mehrheit wohlha-

bender Bürger mit einem Volksentscheid die Schulreform der schwarz-grünen Koalition, mit

der die Zeit gemeinsamen Lernens von vier auf 6 Jahre verlängert werden sollte, wovon ins-

besondere schwächere Kinder profitiert hätten. Da 500.000 von insgesamt 1,3 Millionen

Stimmberechtigten zur Wahl gingen, wurde zwar das nötige Quorum erreicht, doch gingen

damals kaum ressourcenschwache BürgerInnen zur Wahl (vgl. Jörke 2011: 4).

Im Ruhrgebiet ist die Beteiligung einer selbstinitiativen, bürgerlichen Schicht aus einer histo-

rischen Perspektive weniger gebräuchlich; vielmehr kann auf eine Beteiligungskultur in Form

einer starken institutionalisierten Interessenvertretung zurückblicken. Die Universitätsland-

schaft ist jung – viele Hochschulen wurden erst im Zuge des Strukturwandels in den 1960er

und 1970er-Jahren gegründet. Die in den 1970er- und 1980er-Jahren aufkommenden neuen

sozialen Bewegungen des studentischen und grünen Milieus, etwa die Umwelt- oder Anti-

29

AKW-Bewegungen, konnten zunächst keine breite Anhängerschaft für sich gewinnen. Ihnen

gelang es nicht, mit der breiten Masse der Anhängerschaft von Gewerkschaften und Sozial-

demokratie zu verschmelzen, die im Ruhrgebiet für die Vertretung von Arbeiterinteressen

zentral waren. Vielmehr existierten sie neben diesen, da die jeweiligen Lebenswelten kaum

Berührungspunkte untereinander hatten (vgl. Goch 2002: 243). Hinzu kommt, dass das

Ruhrgebiet seit den 1960er-Jahren Erfahrungen mit konsensorientierten Kooperationsmodel-

len zwischen ganz unterschiedlichen Akteursgruppen hat: So stand die Montanmitbestim-

mung für eine „enge Zusammenarbeit zwischen sozialdemokratischer Partei, Montanindust-

rie und staatlichen Akteuren“, die eingesetzt wurde, um den Beschäftigungsabbau sozialver-

träglicher zu gestalten (Funder 1996: 45). Wobei man die hier erwähnten Kooperationsmo-

delle selbstverständlich nicht unkritisch betrachten darf; werden „Ursachen für [damalige in-

dustriepolitische] Entwicklungsblockaden [des Reviers doch] vor allem [auf] die engen, stabi-

len persönlichen Beziehungen zwischen den regionalen Akteuren (Gewerkschaften, Unter-

nehmen, Parteien, Kommunen)“ zurückgeführt, „die größtenteils auf gemeinsamen Orientie-

rungen, Verhandlungsstilen und sogar Weltanschauungen“ gründeten und stark konservativ

geprägt waren (vgl. Funder 1996: 48).

Aufgrund dieser historischen Ausgangslage, aber auch angesichts der Situation, dass Par-

teien und Gewerkschaften immer mehr an Bindungskraft einbüßen, ist es notwendig, neuar-

tige Beteiligungsverfahren, etwa in Gestalt des Zukunftsrats, im Ruhrgebiet zu erproben. Vor

dem Hintergrund, dass eine Herausforderung wie die Energiewende, aber auch viele andere

gegenwärtige Herausforderungen, auf eine kooperative Arbeitsweise angewiesen sind, gilt

es, bestehendes Kirchturmdenken und Interessengegensätze zu überwinden und alle Ak-

teursgruppen in die Ausgestaltung sowie in die Verantwortung einzubeziehen. Anstelle von

Verantwortungsdelegation müssen vertikale Aktivitäten, also Handeln auf staatlich-

politischerer Ebene, mit horizontal gelagerten Aktivitäten selbstinitiativer BürgerInnen inei-

nandergreifen, um die Energiewende zu einem Gemeinschaftswerk zu machen (vgl. WBGU

2014).

30

3 Energiewende als politisches Ziel und gesellschaftli-cher Transformationsprozess - Der Ansatz des Rah-menprogramms Energiewende Ruhr

Die vier skizzierten Diskursebenen zeigen, dass die Energiewende als gesellschaftlicher

Transformationsprozess interpretiert werden muss, der eine starke Integration mit gesell-

schaftlichen Entwicklungstrends und Nachhaltigkeitsbestrebungen von Kommunen erfordert.

Dies ist der Ansatz des Begleitvorhabens zur „Energiewende Ruhr“.24 Das Projekt versucht

daher, Bedingungen für nachhaltige Emissionsminderungen in der Region auszuloten. Als

konzeptionelle Grundlage formuliert das Projekt dabei insgesamt sechs Forschungsleitlinien,

die diese Zielsetzung qualitativ operationalisieren.

3.1 Von Forschungs- und Diskursfeldern zu Leitlinien Leitlinien sind im Rahmenprogramm „Energiewende Ruhr“ in dreifacher Hinsicht ein zentra-

les Hilfsmittel der projektinternen und -externen Strukturierung:

• Erstens sind Leitlinien als Hypothesen zu verstehen, die in den verschiedenen Teil-

projekten das Erkenntnis- und Forschungsinteresse in den jeweiligen Teilprojekten

strukturieren und anleiten.

• Zweitens bilden Leitlinien einen Begriffsrahmen, innerhalb dessen sich ein gemein-

sames Begriffsverständnis der Konsortialpartner mit ihren unterschiedlichen Teilpro-

jekten erarbeitet wird.

• Im Sinne einer transdisziplinären Forschung umreißen Leitlinien drittens die normati-

ve Prämisse des Projektvorhabens: sowohl analytisch als auch gestalterisch einen

substantiellen Beitrag für Kommunen zur Umsetzung der Energiewende im Ruhrge-

biet zu leisten.25

Die formulierten Leitlinien sind daher als Hypothese zu prüfen, als Begriffsrahmen zu entwi-

ckeln und als normative Prämisse explizit voranzustellen. Sie stellen daher eine zentrale

Grundlage der Integration eines transdisziplinären Begleitvorhabens dar (Bergmann et al.

2010).

………………………………................ 24 Darin  folgen  wir  dem  politischen  Ansatz  der  Ethik-­‐Kommission,  die  als  Schlüsselbegriffe  der  Energiewende  „Nach-­‐

haltigkeit  und  Verantwortung“  definierte.  Best  und  Hanke  (2013) 25 Zur  Rolle  von  multidimensionalen  Begriffskonzepten  in  der  transdisziplinären  Forschung,  siehe  Bergmann  et  al.  

2010

31

Sechs übergreifende Leitlinien strukturieren das Begleitvorhaben:

Leitlinie 1: Von der kommunalen zur regionalen Klimaschutzgovernance

Leitlinie 2: Von der sektoralen zur integrierten regionalen Strukturpolitik

Leitlinie 3: Von der zentralen Energieversorgung zu vernetzten Infrastrukturen

Leitlinie 4: Vom autogerechten Siedlungsraum zu einer postfossilen Mobilitäts- und

Siedlungsentwicklung

Leitlinie 5: Von der fossilen Industriekultur zur postfossilen Innovationskultur

Leitlinie 6: Vom kommunalen Klimaschutz zu quartiersspezifischen Ansätzen.

3.2 Sechs Leitlinien: Forschungsfelder des Rahmenprogramms Zwei der das Erkenntnis- und Gestaltungsinteresse im Projekt anleitenden Leitlinien spre-

chen das Themenfeld der regionalen Governance (Leitlinien 1 und 2) an, zwei weitere Leitli-

nien adressieren explizit eine notwendige Transformation der Energieversorgungsinfrastruk-

tur und deren institutionelle Notwendigkeiten (Leitlinie 3) und der Siedlungsstruktur. Eine wei-

tere Leitlinie adressiert die kulturellen und prozeduralen Dimensionen der Energiewende

(Leitlinie 4) und die Auswirkungen der Energiewende auf einzelne Standorte und Quartiere

(Leitlinie 5).

Eine Übersicht über das Gesamtvorhaben enthält die folgende Grafik:

(Zur Beschreibung der einzelnen Teilprojekte, siehe: www.energiewende-ruhr.de)

32

3.2.1 Leitlinie 1: Von der kommunalen zur regionalen Klimaschutzgover-nance

Ein zentrales strategisches Handlungs- und Forschungsfeld für den (kommunalen) Klima-

schutz im Ruhrgebiet liegt in der Erweiterung des kommunalen Maßstabs auf die regionale

Ebene. Diese notwendige Regionalisierung ist zum einen sozialräumlich bedingt: Viele kli-

maschutzrelevante Aufgabenfelder wie der Verkehr oder das Flächenmanagement sind

klassische Stadt-Umland-bzw. Ballungsraumthemen, die sich nur im Rahmen interkommuna-

ler Zusammenarbeit und regionaler Kooperation bewältigen lassen. Auch unter dem Ge-

sichtspunkt der Energieversorgung und den von vielen Kommunen indes formulierten Minde-

rungszielen und den geplanten regionalen Entwicklungsprojekten (z.B. KlimaExpo 2022,

Umwelthauptstadt) wird das Thema der Regionalisierung künftig im Ruhrgebiet eine Rolle

größere spielen (siehe Reutter 2012). Des Weiteren wirken eine Reihe überregionaler

Trends in der Region (ökonomischer Strukturwandel, Demografie, sozialer Wandel) die unter

Klimaschutzgesichtspunkten von hoher Relevanz sind und sich kaum auf kommunaler Ebe-

ne steuern lassen. Eine forcierte Energiewende setzt mit den größeren Potenzialen für Er-

neuerbare Energien auch neue Arbeitsteilungen im Stadt-Umland Verhältnis voraus.

Schließlich unterliegen eine Vielzahl von Kommunen in der Region der Kommunalaufsicht

und besitzen weder die personellen Möglichkeiten noch die finanziellen Ressourcen, eigen-

ständig Klimaschutzkapazitäten in allen kommunal relevanten Handlungsfeldern systema-

tisch aufzubauen oder weiter umzusetzen. Verstärkte interkommunale bzw. regionale Koope-

rationen bilden eine Möglichkeit, dieses Kapazitätsproblem angemessener zu adressieren.

So sind indes eine Reihe von Projekt bezogen Formen interkommunaler Kooperation (z.B.

wie in der die Beratungsplattform Alt-Bau-Neu) aufgebaut, die dazu dienen, gemeinsam Effi-

zienz- und Minderungspotenziale in der Region zu erschließen. Demgegenüber stehen aller-

dings starke kommunale Beharrungstendenzen und Versuche der Wahrung der (indes stark

unterlaufenen) kommunalen Eigenständigkeit.

Diese Grundkonstellation verweist aber auch auf die starke Bedeutung von regionsexternen

Transfer- und Fördermitteln und die damit verbundene Projektförmigkeit und Begrenztheit

vieler kommunaler Ansätze.

Um eine Dauerhaftigkeit und Integration überregionaler, regionaler und kommunaler Hand-

lungsebenen zu erreichen, sollten im Rahmen einer regionalen Energiewendestrategie fol-

gende Fragen geklärt werden:

33

• Welche Potentiale (zur Umsetzung der Energiewende) prägen die Region und ma-

chen sie von anderen unterscheidbar?

• In welchen Bereichen sind die Kommunen im besonders starken Maße von regions-

externen Finanzmitteln und Impulsen abhängig?

• Was sind die bedeutsamen, verbindenden Stränge zwischen den Funktionsbereichen

Energieerzeugung und Energienutzung?

• Welche funktionalen Verflechtungen im Bereich der Energieversorgung führen zu

welchen Aktionsräumen?

• Gibt es politische Instanzen und Institutionen, die sich um eine Vernetzung der unter-

schiedlichen regionalen Funktionsbereiche im Handlungsfeld „Energieversorgung“

bemühen?

• Stimmen administrative Regionsabgrenzung und die reale Ausprägung der energie-

bezogenen Vernetzung noch überein?

Die Beantwortung dieser Fragen liefert erste Anhaltspunkte für die regionalen Steuerungs-

möglichkeiten (Government und Governance) durch regionale und außerregionale Institutio-

nen.

Folgende Teilprojekte des Rahmenprogramms Energiewende Ruhr werden hier umgesetzt:

Projekt-Nr. Name Koordination

1.1/4.1 (übergreifend): Integriertes Modell „Städte und Klimawandel - Ruhrgebiet 2050“

Büro Spiekermann und Wege-ner

1.2 Rahmenbedingungen und Handlungsansät-ze

Wuppertal Institut. Ralf Schüle

1.3 Zukünftige Herausforderungen und Hand-lungsoptionen

Wuppertal Institut. Ralf Schüle

Als Umsetzungsprojekt ist mit starkem Bezug zur Leitlinie 6 („Vom kommunalen Klimaschutz zu quartiersspezifischen Ansätzen“) zugeordnet:

Projekt-Nr. Name Koordination

1.4/6.3 Energetische Quartierstypen im Ruhrgebiet - Umsetzungsstrategien für mehr Energieef-fizienz

Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr. Regina Victor; INWIS. Mi-chael Neitzel

34

3.2.2 Leitlinie 2: Von der sektoralen zur integrierten regionalen Struktur-politik

Die aktuelle Situation und resultierende Handlungsbedarfe stellen sich regional sehr unter-

schiedlich dar. Ausschlaggebend für die Ausdifferenzierung ist das regionale Potenzial er-

neuerbarer Energiequellen sowie die vorhandenen Strukturen in Erzeugung, Verteilung und

Verbrauch. Auch hinsichtlich der sozialen Organisation zeichnen sich regionale Differenzie-

rungen zwischen Energieversorgungsunternehmen, Netzbetreibern und Stromeinkäufern ab.

Mit der zunehmenden Rolle dezentraler Einspeisung ins Netz werden sich zudem neue Or-

ganisationsformen und unternehmerische Aktivitäten herausbilden.

Die Transformationen der Energieinfrastruktur zu flexibleren, effizienteren, stärker dezentra-

len und stärker auf erneuerbare Quellen setzenden Versorgungssystemen stellen dabei ge-

rade für urbane Räume wie das Ruhrgebiet eine besondere Herausforderung dar. Insbeson-

dere bestehende Versorgungsstrukturen werden häufig als Konkurrenz wahrgenommen und

stehen der Transformation des Energiesystems vermeintlich im Weg. Dabei bieten gerade

diese bereits getätigten Investitionen wie beispielsweise in das größte bestehende europäi-

sche Fernwärmenetz im Ruhrgebiet26 ein großes Potenzial. Lösungskonzepte zur Transfor-

mation des Energiesystems sollten daran ansetzen die bestehenden Strukturen sukzessive

sinnvoll zu erweitern und zu ergänzen und wo nötig hinreichend zu flexibilisieren. Grundsätz-

lich sind im verdichteten Ballungsraum Ruhrgebiet unterschiedliche Ansatzpunkte für eine

klimagerechte Ausgestaltung der Energieerzeugung sichtbar. Dach-, Halden- und Brachflä-

chen bieten sich für solare Energiegewinnung an. Das Wissen und die alten Anlagen aus

den Zeiten des Bergbaus können als Ausgangspunt für die Nutzung der Tiefengeothermie

gesehen werden. Zweifelsohne werden die Kommunen des Ruhrgebietes auch auf ihr jewei-

liges „Energieumland“ angewiesen sein, da die potenzielle Fläche zum Ausbau regenerativer

Energien (speziell Biomasse und Windenergie) in Ballungsräumen begrenzt ist.

So werden sich im Strom- und Wärmemarkt neue funktionale Versorgungskonstellationen

und

-räume herausbilden, was auch ein neues Zusammenwirken von Stadtverwaltungen, Ener-

gieversorgungsunternehmen, kommunalen und regionalen Agenturen und der Infrastruktur-

planung notwendig macht. Ein nicht zu unterschätzendes Hemmnis für die Umsetzung der

Energiewende im Ruhrgebiet ist die sehr heterogene Sozialstruktur, die - neben anderen

………………………………................ 26 Allein  die  STEAG  Fernwärme  GmbH  deckt  mit  einem  jährlichen  Wärmeaufkommen  von  rund  zwei  Milliarden  Kilo-­‐

wattstunden  und  einer  Leitungslänge  von  über  550  Kilometer  den  Wärmebedarf  von  mehr  als  300.000  Wohneinhei-­‐ten  in  der  Region  ab.  An  das  Leitungsnetz  der  E.ON-­‐Fernwärme  GmbH  mit  einer  Trassenlänge  von  rd.  676  km  wer-­‐den  KundInnen  mit  einer  Anschlussleistung  von  rd.  940  MW  versorgt  (Emscher-­‐Lippe  (2008).

35

Einflussgrößen - dazu führt, dass eine Vielzahl von Quartieren in der Region sowohl einen

hohen Moderisierungs- und Investitionsstau hinsichtlich der forcierten energetische Moderni-

sierung aufweisen (WMR und INWIS 2014). Es bedarf innovativer Konzepte und Geschäfts-

modelle, um auch in diesen Gebieten eine Transformation im Sinne der Energiewende anzu-

stoßen ohne jedoch Verdrängungseffekte und steigende Energiearmut auszulösen.

So besteht sowohl aus analytischer als auch aus praktisch-politischer Perspektive für Kom-

munen, Unternehmen und andere Stakeholder (z.B. Wohnungswirtschaft) in der Region die

Herausforderung, Lösungsstrategien für die Gleichzeitigkeit von ökonomischem, strukturellen

und demographischem Wandel einerseits und einer nachhaltigen Ausgestaltung des Ener-

giesystem andererseits zu entwickeln.

Folgende Projekte werden im Rahmen dieser Leitlinie bearbeitet:

Projekt-Nr. Name Koordination

2.1 Innovationslandkarte und Good Practice Technische Universität Dort-mund. Christa Reicher und Wuppertal Institut. Johannes Venjakob

2.2 Regionales Innovationssystem im Wandel Wuppertal Institut. Rainer Lucas

Zusätzlich zu den hier aufgeführten Basisprojekten wurde folgendes Umsetzungsprojekt die-ser Leitlinie zugeordnet:

Projekt-Nr. Name Koordination

2.3 Kältenetz Ruhr Wirtschaftsförderung Essen GmbH

3.2.3 Leitlinie 3: Von der zentralen Energieversorgung zu nachhaltigen und vernetzten Infrastrukturen

Sowohl aus einer regionalökonomischen als auch einer planerischen Perspektive gilt es für

Kommunen in Kooperation mit Energieversorgern, Stadtwerken und Netzbetreibern Perspek-

tiven und Strategien zu entwickeln, die Energiewende vorausschauend zu gestalten und

strategische Konfliktpunkte zu identifizieren. In diesem Zusammenhang sind die langfristigen

strategischen Zielsetzungen insbesondere die Senkung des Energiebedarfs in Bestandsge-

bäuden sowie der Aufbau regenerativ gespeister Wärme- und Stromnetze, aber auch die

Frage der Rückgewinnung von Abwärme oder strategische Weichenstellungen wie z.B.

Power-to-Gas. Neue Konstellationen zentraler und dezentraler technischer Energieinfrastruk-

turen werden sich in diesem Zusammenhang herausbilden.

36

Ein wichtiges Handlungsfeld in der Entwicklung von Energieinfrastrukturen ist eine zuneh-

mende Vernetzung mit anderen Infrastruktursystemen (Abwasser, Wärmerückläufe, Abfall

etc.). Eine zentrale Frage liegt daher darin zu untersuchen, in welcher Weise sich Schnittstel-

len vor dem Hintergrund zukünftiger Entwicklungstrends zukunftsfähiger Infrastruktursyste-

men abzeichnen und in welcher Weise sowohl in technischer als auch in institutioneller bzw.

organisationaler Perspektive Steuerungserfordernisse zwischen regionalen Wasser-, Ener-

gie- und Abfallinfrastrukturen erforderlich werden. Zudem stellt sich mit dem Ablaufen von

Konzessionsverträgen mit regionalen Energieversorgern aus einer institutionellen Perspekti-

ve die Frage, ob eine Neugründung von Stadtwerken der Energiewende in der Region einen

dynamischen Impuls geben kann.

Folgende Projekte werden im Rahmen dieser Leitlinie bearbeitet:

Projekt-Nr. Name Koordination

3.1 Transformation und Vernetzung von Ener-gieinfrastrukturen

Wuppertal Institut. Johannes Venjakob

3.2 Stadtwerke als strategischer Akteur der Energiewende

Wuppertal Institut. Oliver Wag-ner und Kurt Berlo

3.2.4 Leitlinie 4: Vom autogerechten Siedlungsraum zur postfossilen Sied-lungs- und Mobilitätsentwicklung

Bevölkerungs-, Siedlungs-, Bebauungs- und Mobilitätsstrukturen sind über den Verlauf der

Zeit in hoch dynamischen, positiv oder negativ rückgekoppelten Prozessen miteinander ver-

knüpft. Menschen treffen Standort-, Investitions- und Mobilitätsentscheidungen vor dem Hin-

tergrund ihrer räumlichen, zeitlichen und finanziellen Rahmenbedingungen und Möglichkei-

ten. Veränderungen im Energieeinsatz im Zuge der Energiewende führen zu Veränderungen

dieser Entscheidungsstrukturen, die damit aufgrund der Prozessbedingungen Auswirkungen

auf die oben genannten Strukturen entwickeln. Diese entwickeln sich nun in neuen Prozes-

sen, deren Effekte man aufgrund der gegenseitigen Rückkoppelungen und Reversibilitäten

vorzugsweise mit einem Simulationsmodell beschreibt, um die Komplexität des Geschehens

zu beherrschen und abbilden zu können.

Ein solches Modell erlaubt es, neben einer unterstellten Normalentwicklung die Wirkung von

politischen und planerischen Interventionen in Szenarien alternativer Entwicklungen zu über-

prüfen und in ihren Effekten für Raum- und Siedlungsstrukturen, die darin lebenden Men-

schen, die Umwelt und den Verkehr zu antizipieren.

Die Modellbetrachtung unterstützt die Betrachtung von energiebezogene Maßnahmen in den

Bereichen Gebäudeenergie und Verkehr.

37

Folgende Projekte werden im Rahmen dieser Leitlinie bearbeitet:

Projekt-Nr. Name Koordination

4.1/1.1 Integriertes Modell „Städte und Klimawan-del – Ruhrgebiet 2050”

Büro Spiekermann und Wege-ner

4.2 Regionaler Modal Split Wuppertal Institut. Oscar Reut-ter und Miriam Müller

Als ergänzendes Umsetzungsprojekt wurde in das Projekt aufgenommen.

Projekt-Nr. Name Koordination

4.3 Klimafreundlicher Wirtschaftsverkehr als Beitrag zur Energiewende

Zeppelin Universität Friedrichs-hafen. Frauke Rogalla

3.2.5 Leitlinie 5: Von der fossilen Industriekultur zur postfossilen Innovati-onskultur

Der vorherrschende Diskurs zum Klimaschutz und zur Energiewende wird überwiegend als

ein Diffusionsproblem effizienter Technologien thematisiert. Das soziale „Embedding“ des

Klimaschutzes, also die Frage des Zusammengangs von Sozialstruktur, sozialer Ungleich-

heit und Energieverbrauch/Emissionen wird bisher sowohl in der Praxis als auch in der poli-

tiknahen Forschung bisher kaum thematisiert. Der demografische Wandel zeitigt in der Regi-

on auch unter Klimaschutzgesichtspunkten seine Wirkungen, sei es im Kontext der Mobili-

tätsentwicklung bzw. im Kontext urbaner Lebensstile. In diesen übergreifenden Trends gilt es

in der Region, Ansatzpunkte für nachhaltige Lebensstile und innovative Modelle von Beteili-

gung und Partizipation zu identifizieren. Partizipation kann dabei eine Mitwirkung an der fort-

schreitenden Dezentralisierung von Energiesystemen bedeuten (z.B. über PV; Solarthermie

oder Mikro-KWK), aber auch die Artikulation von Widerstand und Protest (z.B. Kraftwerk Dat-

teln), die Mitwirkung an der Steigerung der Effizienz (Gebäudemodernisierung), aber auch

eine aktive Teilhabe an regionalen Projekten und Verfahren bedeuten. Weitere Beispiele

sind bottom up Bewegungen wie Occupy, Ökodörfer, die bereits genannten Transition Towns

oder gar die Open Source Bewegung.

Der Weg zu einer postfossilen Energieversorgung kann daher nur gelingen, wenn er durch

eine postfossile Innovationskultur flankiert wird.27 Diese umfasst mehr als technische und

ökonomische Innovationen, z.B. Mechanismen gerechter Umverteilung, neue Wohlstands-………………………………................ 27 Die Teilprojekte in dieser Leitlinie folgen einem sozialkonstruktivistischen Verständnis von

Innovation. Als Innovation gilt in diesem Verständnis, was Akteure als Neuheit wahrnehmen (Howaldt & Schwarz 2010: 51).

38

modelle sowie tiefgreifende Beteiligungs- und Demokratisierungsprozesse. Die Akteure einer

solchen postfossilen Innovationskultur sind bspw. neue soziale Bewegungen und sozial-

ökologische Unternehmen. Sie sind auf kreative Nischen und Inseln angewiesen, die als ge-

schützte Räume auch abweichendes Verhalten und Experimente erlauben und dabei an-

schlussfähig an das bestehende Regime bleiben. Die Rolle der Wissenschaft ist, die gesell-

schaftlichen Transformationsprozessen auf deren Orientierung hin zu analysieren und ggf.

auf Fehlentwicklungen hinzuweisen (Richtungssicherheit). Die Sozialwissenschaften könnten

zudem bei diesen sozialen Innovationen eine ähnliche Rolle spielen wie die Naturwissen-

schaften bei den technischen Innovationen. Also nicht nur rekonstruktiv (z.B. innovation jour-

neys) und orientierend (z.B. Roadmaps), sondern vielmehr proaktiv: weg von der Theorie hin

zur Praxis und Weg von den Forschungseinrichtungen hin zur Zivilgesellschaft. Es ist eine

offene Frage, ob und wie die gesellschaftswissenschaftliche Forschung im Rahmen des Pro-

jekts „Energiewende Ruhr“ tatsächlich bei der Erprobung neuer Wege der Problemlösung,

der Begleitung zivilgesellschaftlicher Transformationsprozesse und letztlich einer postfossi-

len Innovationskultur auf die Sprünge hilft.

Folgende Projekte werden im Rahmen dieser Leitlinie bearbeitet:

Projekt-Nr. Name Koordination

5.1 Zukunftsvorstellungen und Entscheidungs-verhalten von BürgerInnen

KWI. Claus Leggewie, Lea Schmitt, Wuppertal Institut. Ben Best.

5.2 Soziale Transformation: Innovative Partizi-pationsansätze und Change Agents

KWI. KWI. Claus Leggewie, Lea Schmitt

Als Umsetzungsprojekt kommt ergänzend hinzu:

Projekt-Nr. Name Koordination

5.3 Ameg Aktivierung von MigrantInnen zur energetischen Gebäudemodernisieurng

Fachhochschule Dortmund. Marcel Hunecke

3.2.6 Leitlinie 6: Vom kommunalen Klimaschutz zu quartiers- und stand-ortspezifischen Ansätzen

Bisherige Förderstrategien und Handlungsansätze zum Klimaschutz in der Stadtentwicklung

setzten insbesondere im Gebäudebestand einen starken Fokus entweder auf die Moderni-

sierung von Einzelgebäuden oder auf die Modernisierung bzw. Effizienzsteigerung einzelner

Versorgungsanlagen. Demgegenüber steht die Erfahrung, dass städtebauliche Förderung

39

und Projekte bisher zu wenig die Klimaschutzperspektive bei der Modernisierung von Quar-

tieren berücksichtigten. So stellt sich als eine zentrale Herausforderung für den kommunalen

Klimaschutz, eine stärkere Integration des Klimaschutzes in die integrierte Stadt- und Quar-

tiersentwicklung vorzunehmen. Unter einer energetischen Perspektive stehen dabei im Zent-

rum:

• die Förderung der energetischen Sanierung des Wohnbestands in Quartieren zu un-

terstützen,

• die energetischen Standards im Neubau und die Anpassung von Neubauten an be-

stehende effiziente Energieversorgungs- bzw. Nutzungsstrukturen (z.B. Fernwärme)

zu steigern,

• die Wärmeinfrastruktur eines Quartiers mit unterschiedlichen Gebäudebeständen zu

optimieren und

• neue Potentiale leitungsgebundener Wärmeversorgung zur Kostenreduzierung, zur

Reduktion von CO2-Emissionen und zur Nutzung regenerativer Energiequellen zu er-

schließen.

Das Beispiel des altindustriellen Standortes Gelsenkirchen (GE)-Scholven zeigt, in welcher

Weise die europäische Klimaschutzpolitik (Emissionshandel), die nationale Energiewende,

kommunale Strategien (Ausbau Fernwärme und Erneuerbare Energien) wie auch die Strate-

gien einzelner Unternehmen (Energieversorger und Unternehmen im Standortverbund) lokal

stark miteinander verwoben sind: Die angekündigte Stilllegung dreier Kraftwerksblöcke in

GE-Scholven, sowie des Kraftwerks Knepper bei Dortmund durch E.On stellt die betroffenen

Kommunen (u.a. Gelsenkirchen, Herten, Gladbeck, Dortmund) vor die Herausforderung, sich

strategisch mit verschiedenen Szenarien der Standortentwicklung in Beziehung mit den die-

se Standorte umgebenden Quartieren zu entwickeln. Beispielsweise ist die Frage der Substi-

tution der bestehenden Energieversorgung durch andere Kraftwerke und teilweise durch Er-

neuerbare Energien gekoppelt mit der Frage der erwünschten Erweiterung des Fernwärme-

netzes in der Region wie auch mit der Zukunft energieintensiver Industrien an den betroffe-

nen Standorten (z.B. BP Raffinerieanlage in Scholven).

40

Folgende Projekte werden im Rahmen dieser Leitlinie bearbeitet:

Projekt-Nr. Name Koordination

5.1 Kartierung von Modellquartieren Technische Universität Dort-mund. Christa Reicher

5.2 Quartiersentwicklung und Energie Wuppertal Institut. Ralf Schüle

Ergänzende Umsetzungsprojekte sind in diesem Zusammenhang:

Projekt-Nr. Name Koordination

5.3 Gartenstadt der Zukunft Technische Universität Dort-mund. Christa Reicher

5.4/1.3 Energetische Quartierstypen im Ruhrgebiet - Umsetzungsstrategien für mehr Energieef-fizienz

Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr. Regina Victor; INWIS. Mi-chael Neitzel

41

4 Literatur Arnold, M.; Mattes, A.; Sandner, P. (2014): Regionale Innovationssysteme im Vergleich. In:

DIW Wochenbericht 5 / 2014, S. 79-87.

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