der schmerz beim rheumatismus

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360 W. Braeueker: rativ-experimen~telle Erfahrungen beim Mensehen fiber den Einflul} des Nerven- systems auf den Kreislauf. Z. Neur. 167 (1939), 439. - - Foerster, 0., Die Lei- tungsbahnen des Schmerzgef/ihls und die ehir. Beh. d. Sehmerzzustiinde. Son- derbd. Bruns' Beitr. 1927. -- Fuchs, A., Wien. klin. Wsehr. 1940, 632. - - Gask und Ross, Die Chirurgie des sympath. Nervensystems. 13bersetzt yon P6issler. J. A. Barth, Leipzig, 1936. -- Hellner, H., Sehmerz und Sehmerzbek~impfung. G. Thieme, Leipzig, 1048. -- Lauber, H. J., und E. Roedig, Ursache u. Behandlung der Kausalgie. Enke, Stuttgarrt, 1949. -- Leriehe, R., und R. Fontaine, Einige Be- merkungen fiber I199 Operationen am Sympathieus. Arch. klin. Chir. 186 (1936), 338. ~ Lewis, Th., Gef~ifierkrkg. d. Gliedmaf~en. Thieme, Leipzig, 1938. -- May- field, F. H., Causalgia. Amer, J. Surg. 74 {1947), 522. -- Plenge, K., Path-anal. Uniersuchungsergebn. am Grenzstrang des Sympaihieus bet Durchblutungssl6- rungen. Verh, d,tseh, Ges. Path. 1950, 136. -~ Puhl, H., Beh. d. Kausalgie mit Durchtrennung d. Grenzstranges nach Foerster. Dtsch. Z. Chir. 257 (1943), 643. - - Riechert, T., Kausalgie, ihre Diagnose u. Therapie. Med. Klin. 38. Jg., Nr. 44. Rieder, W., Heutiger Stand d. Sympathicuschirurgie. Arch. klin. Chir. 186 (1936), 351. - - Rupp, F., Die operat. Beh. d. Kausalgie ohne ZerstSrung d. Gang- lion stellatum. -Zbl. Chir. 1942, 32. - - Schorre und StSrring, Zur Genese d. Kaus- atgie. Ref. Klin. Wschr. 1943, 22. -- Shumaker, B., and Upjohn Speigel, Kaus- algie. Surg. etc. 86 (1948), 452. ~. Sprung, H, B., Grundlagen der Sympathicus- chirurgie. Steinkopff, Dresden-Leipzig, 1951, -- Stieve, V.erh. Berlin. Ges. Unfall- hk. 1952. -- $under-Plassmann, P., Durchblutungsschiiden und ihre Behandl. N. Dtsct:. Chir., Bd.65, Enke, Stuttgart, 1943. -- Ulmer, J. L., m~cl F.H. Magfield, Kausalgie. Ein Stndium yon 75 Fiillen. Surg. etc. 83 (1946), 789. - - Vofisehulte, K., Grundlagen d. Schmerzbekiimpfung durch Sympathicusaussehaltung. Urban & Sehwarzenberg, Berlin-Wien, 1049. -- Wanke, P., Ein Bei,trag z. Kausalgie nach Kriegsverletznngen. Bruns' Beitr. 174 (1943), 263. Der Schmerz beim Rheumatismus. Von Dr. reed. Mbil. W. Braeucker, Vilsbiburg. Mit 1 Textabbildung. Die rheumatischen Erkrankungen sind Folgezust~inde von ab- normen Irritafionen im Nervensystem, die von der Eintrittspforte des rheumatischen Agens am Raehenring und dem dort zur Bildung gebraehten primiiren Irritationsherd ihren Ausgang nehmen und fiber die Erzeugung eines sekund~iren Irritalionsherdes im Hirn- stamm durch Ausstrahlungen terti~ire Irritationsherde an zahlreiehen Organen in der K6rperperipherie zur Entwicklung bringen k6nnen. Da alle diese Irritafionsvorgiinge in abnormen Reflexbildungen ab- laufen, gehen sie mit subjektiven Beschwerden und Schmerzen ein- her trod f(ihren spiiter zu forlschreitenden dystrophische~ Umwand- lungen an den befallenen Organen und am Nervensystem. Die Intensitiit der hiebei sich entwickelnden Irrilationsvorgiinge ist be- stimmend ffir die Vehemenz der Sehmerzen. Wenn die pathologi-

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Page 1: Der Schmerz beim Rheumatismus

360 W. Braeueker:

rativ-experimen~telle Erfahrungen beim Mensehen fiber den Einflul} des Nerven- systems auf den Kreislauf. Z. Neur. 167 (1939), 439. - - Foerster, 0., Die L e i - tungsbahnen des Schmerzgef/ihls und die ehir. Beh. d. Sehmerzzustiinde. Son- derbd. Bruns' Beitr. 1927. - - Fuchs, A., Wien. klin. Wsehr. 1940, 632. - - Gask und Ross, Die Chirurgie des sympath. Nervensystems. 13bersetzt yon P6issler. J. A. Barth, Leipzig, 1936. - - Hellner, H., Sehmerz und Sehmerzbek~impfung. G. Thieme, Leipzig, 1048. - - Lauber, H. J., und E. Roedig, Ursache u. Behandlung der Kausalgie. Enke, Stuttgarrt, 1949. - - Leriehe, R., und R. Fontaine, Einige Be- merkungen fiber I199 Operationen am Sympathieus. Arch. klin. Chir. 186 (1936), 338. ~ Lewis, Th., Gef~ifierkrkg. d. Gliedmaf~en. Thieme, Leipzig, 1938. - - May- field, F. H., Causalgia. Amer, J. Surg. 74 {1947), 522. - - Plenge, K., Path-anal . Uniersuchungsergebn. am Grenzstrang des Sympaihieus bet Durchblutungssl6- rungen. Verh, d,tseh, Ges. Path. 1950, 136. -~ Puhl, H., Beh. d. Kausalgie mit Durchtrennung d. Grenzstranges nach Foerster. Dtsch. Z. Chir. 257 (1943), 643. - - Riechert, T., Kausalgie, ihre Diagnose u. Therapie. Med. Klin. 38. Jg., Nr. 44.

Rieder, W., Heutiger Stand d. Sympathicuschirurgie. Arch. klin. Chir. 186 (1936), 351. - - Rupp, F., Die operat. Beh. d. Kausalgie ohne ZerstSrung d. Gang- lion stellatum. -Zbl. Chir. 1942, 32. - - Schorre und StSrring, Zur Genese d. Kaus- atgie. Ref. Klin. Wschr. 1943, 22. - - Shumaker, B., and Upjohn Speigel, Kaus- algie. Surg. etc. 86 (1948), 452. ~. Sprung, H, B., Grundlagen der Sympathicus- chirurgie. Steinkopff, Dresden-Leipzig, 1951, - - Stieve, V.erh. Berlin. Ges. Unfall- hk. 1952. - - $under-Plassmann, P., Durchblutungsschiiden und ihre Behandl. N. Dtsct:. Chir., Bd.65, Enke, Stuttgart, 1943. - - Ulmer, J. L., m~cl F.H. Magfield, Kausalgie. Ein Stndium yon 75 Fiillen. Surg. etc. 83 (1946), 789. - - Vofisehulte, K., Grundlagen d. Schmerzbekiimpfung durch Sympathicusaussehaltung. Urban & Sehwarzenberg, Berlin-Wien, 1049. - - Wanke, P., Ein Bei,trag z. Kausalgie nach Kriegsverletznngen. Bruns' Beitr. 174 (1943), 263.

D e r S c h m e r z b e i m R h e u m a t i s m u s .

Von

Dr. reed. Mbil. W. Braeucker, Vilsbiburg. Mit 1 Textabbildung.

Die rheumatischen Erkrankungen sind Folgezust~inde von ab- normen Irritafionen im Nervensystem, die von der Eintrittspforte des rheumatischen Agens am Raehenring und dem dort zur Bildung gebraehten primiiren Irritationsherd ihren Ausgang nehmen und fiber die Erzeugung eines sekund~iren Irritalionsherdes im Hirn- stamm durch Ausstrahlungen terti~ire Irritationsherde an zahlreiehen Organen in der K6rperperipherie zur Entwicklung bringen k6nnen. Da alle diese Irritafionsvorgiinge in abnormen Reflexbildungen ab- laufen, gehen sie mit subjektiven Beschwerden und Schmerzen ein- her trod f(ihren spiiter zu forlschreitenden dystrophische~ Umwand- lungen an den befallenen Organen und am Nervensystem. Die Intensitiit der hiebei sich entwickelnden Irrilationsvorgiinge ist be- stimmend ffir die Vehemenz der Sehmerzen. Wenn die pathologi-

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schen Erregungen vom cerebralen Irritationsherd einen Teil des Geffifisystems befallen, so entwiekelt sieh eine

P o l y a n g i i t i s rheumat ica~ ~

Sic kommt am h/iufigsten in den Beingefiil~en zuslande, indem die abnormen Erregungen vom Hirnstamm aus fiber das Riieken- mark in den lumbosakralen Tell des Grenzstranges einstrahlen, yon wo aus sie auf vasomotorisehen Bahnen an den oberen, mitfleren oder unteren Absehnitten der Beingefiil~e die zugeh6rigen Nerven- gefleehte befallen k6nnen. Dort wird die geordnete Vasomotilitfit aufgehoben. Die peripheren Zenlren, Grundgefleehte und Terminal- retieula werden irritiert, die Gef/ifie werden stellenweise verengt, stellenweise erweitert, die Durehblutung wird gestSrt und es kann zu schmerzhaflen Gefiifikriimpfen kommen. Solehe Krampfzustiinde treten bei Erwaehsenen meist in mittleren Lebensjahren auf und werden oft viel zu sprit riehtig erkannt. Sie k6nnen dureh Witte- rungs- und Kfilteeinflfisse, k6rperliche Anstrengungen, hormonale St6rungen und seelisehe Einflfisse immer wieder zum Aufflackern gebraeht werden. Ist in solehen Fiillen eine ehronisehe Raehenring- entziindung naehweisbar, so ist die Gef/igerkrankung rheumatisehen Urspnmgs. In den Anfangsstadien tritt sie in spastisehen Gef/ifi- verfinderungen in Erseheinung und sie kann mitunter aueh vorfiber- gehende Blutdrueksleigerungen hervorrufen. Ieh maehe bei allen spastisehen Stadien sofort eine Novoeaininjektion an die iibergeord- neten Ganglia lumbalia 2, 3 und 4, die je naeh Bedarf wiederholt wird; und leite gleiehzeitig eine neurale Sanierung der Raehenring- sehleimhaut dureh Bepinseln mit einer Pantoeain-Adrenalinl6sung ein. Hierdureh wird die Erkrankung, wenn sie noeh in den Anfangs- stadien ist, sehnell und sicher zur Heilung gebraeht. Es ist die Unter- breehung der abnormen Reflexb6gen in den Zentren der Leitungs- bahnen, die zur Verdriingung der Irritationsvorgiinge fiihrt.

Wenn die Spasmen liinger andauern und hiiufiger auftreten, so entstehen immer wieder Durehblutungsst6rungen im Bein und in den Wiinden der Beingeffifie. Es kommt zu Ern/ihrungs- und Stoff- weehselst6rungen in den befallenen GeffiBwandabsehnitten, und all- miihlieh entstehen dort die bekannten organisehen Ver/in'derungen in der Intima und den fibrigen GefiiBwandsehiehten. Hierdureh ver- liert die erkrankte GefiiBwand ihre Elastizil/it und ihre Dehnbarkeit. Zu dieser meehanisehen B.ehinderung der Geffil~wandbewegliehkeit kommt hinzu, dal~ die organ~sehen Veriinderungen die lokalen neur- alen Elemente ir~ der Gefiigwand sehiidigen. Es werden im a~ngiiti- sehen Gef/ifibezirk neurale Reizungen ausgel6st, die irritierend ins eardiovaseuliire Nervensystem einstrahlen. Die abnormen, zentral-

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wiirts gelangenden Impulse werden von den hSheren Zentren beant- wortet durch efferente Impulse, die erregbarkeitssteigernd in den angiitischen Bezirk zurfickstr6men, wodurck die dystrophischen Ge- f~wandver~nderungen vers~i~rM werden. Die Dys~rophie kann f~rt- sebrailen his zu vSlligem Gef~Bverschlul3, so dab aus dem Gefiigrobr ein kompakter Bindegewebsstrang wird. in dam die Nervenbfindel dauernden Reizungen ausgesetzt sind. Hierdurch wird natiirlieh der Irritationsherd erheblich verst~rkt. Es kSnnen weitere ]rritations- herde vom Hirnstamm aus in anderen GeffiBgebieten erzeugt warden. Je mehr Herde entstehen, um so mehr wird der periphere Wider- stand in der Blutbahn erh6ht. Um diesen zu fiberwinden, muB das Herz eine grSBere Leistung aufbringen: es hypertrophiert.

In diesem dysreflektorischen Entwicklungsgang kommt fr/iher oder spiiter der Tag, wo die Blutversorgung der Beinr fiir die fiiglich erforderliche Gehleistung unzureichend wird. Es steilen sich ver- mehrte Schmerzen und intermittierendes Hinken ein. Ein Mif3- verh~iltnis zwischen Blutangebot und Durchblutungssoll macht sich beim Gehen geltend. Je grSBer die Durchblutungsinsuffizienz wird, mn so geringer wird die Gehf~higkeit und um so lebhafter k a n n die Schmerzhaftigkeit gesteigert werden. Man kann mit E. F e n z I yon einer ,,f6rdernden Wechselwirkung" der einzetnen Faktoren, yon einer ,Schmerzspirale" reden. Die dauernde Dysrefiexte hringt nicht nur die peripheren Geffigwandzentren zur Degeneration, sondern aueh die Nervenzellen in den iibergeordneten Grenzstranflganglien, so daft sie einer geordneten vasomotorischen Regu[atmn nicht mehr dienen kdnnem

So werder~ die Regula~ionen im cardiovascul~rer~ Nerve, system ~mmer mebr durch pathologisvhe I~eflexbSgen in UI~ordnu~g und Dysfunktion gebraeht. Nimmt die Durchblulungsinsuffizienz in dan Fiigen waiter zu, so k a n n e s zur Zehennekrose oder auch zur Gan- grfin kornmen. Es kann die Entwicklung auch einen anderen Ver- lauf nehmen. Es k6nnen die pathologischen Korrelalionen zwischen den Irritationsherden allm~ihlich immer grSI~ere Tefle de~ cardio- vasculfiren Systems ergreifen. Diese Entwieklung fiihrt zum

Essentiellen Hoehdruek (roten Itoehdruek). In dem Mal3e wie die dystrophisehen Umwandlungen in den an-

giitischen Bezirken reflektorisch zunehmen, wird der periphere Widerstand in der Blutbahn erh6ht. Das Herz muB sich hypertro- phierend dieser Entwicklung anpassen. Das Bestreben des cardio- vaseulfiren Systems na.ch reflektorischer Wiederherstellung eines geordneten Gleiehgewiehtszustandes wird immer mehr erschwert. Die treibenden Krfifte der Dysreflexie richten die Nervenzetlen und

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neuralen Elemente an den befallenen Organen zugrunde, auch die beteiligten Grenzstrangganglien verfaller~ der Degeneration. Die zentralen grauen Massen werden ebenfalls in die Dysregulationen einbezogcn, die allgemeine Sensibilisierung nimmt zu, die Wand- spannungen der Gefiii~e werden vermehrt, der Blutdruck steigt, die noch funktionsf~ihig gebliebenen Teile des Herzens, der Gef~iBe und ihrer Nervenapparate werden zum Einsatz ihrer letzten tonischen Reservekr/ifte gezwungen, hormonale und humorale Wirkstoffe ver- schiedener Art kolmnen noch erregbarkeitssteigernd hinzu und die dysreflektorische Spirale ffihrt unaufhaltsam ansteigend zmn Ende. Die essentielle Hgpertonie ist der Ausdruck der neurodgnamischen Tendenz des cardiovasculdre~ Sgstems, die st6renden EinflSsse eines oder einiger abnormer Irritationsherde im Gefdflsgstem reflektorisch zu iiberwinden.

Es ist gesagt worden, der Kreislauf miisse tun, was der Stoff- wechsel vorschreibt. Hierauf ist zu erwidern, dab bet geordneter physiologischer, vasomotorischer Innervation auch der Stoffwechsel in der Gef~Bwand normal ist. Und die Trop'hik bleibt normal, so- lange die vasomoiorischen Regulationen ungest6rl ablaufen. Erst wenn die Innervation abwegig wird und dysreflektorische Erre- gungen die Ern~ihrung der Geffil]e st6ren, dann wird auch der Stoff- wechsel gestSrt und es entstehen dystrophische Umwandlungen in der Geffil]wand. Die Dgstrophie ist der anatomische Ausdruck ether abwegig gewordenen Innervation. Diese Zusammenhfinge werden be- wiesen durch die prakfischen Erfolge der

Therapie. Befindet sich die Angiitis der mitt leren oder un,teren Beingeffil3e noch im

spast ischen Stadium, so beginne ich sofort mit Novocaininjekt ionen an die Gan- glia lumbalia 2, 3 und 4, verbunden mit der neura len Schleimhautsanierung des :Rachenringes. Zeigen sich schon Vorboten des intermit~tierenden Hinkens, so ist mil dem Beginn der angii t ischen GeffiBwandver~inderungen zu rechnen. Dann wiederhole ich die Injekt ionen an die lumbalen Gangtien jede Woche zwei- bis dr eimal. Wenn das intermit t ierende Hinken schon voll entwickelt ist, dann s ind auch schon dyst rophische Umwandlungen in der In~tima nnd den fibrigen Wandschichten , also eine organisch-fixierte Angiitis vorhanden. Bet stiirkerer Gehbehinderung, grSl3erer Schmerzhaft igkeit und Blutdrucksteigerung rate ich zu einer Aktivierung der Injekt ionstherapie , um ein weiteres For~tschreiten zu verh indern und die Dystrophie so gut es geht wieder zur Riickbildung zu brin- gen. Ich lasse nach M5glichkeit keine strenge Bet t ruhe einhalten, geb,e keine Antikoagulantien, auch keine geffiBerwei~ternden Mittel, sondern ich beginne mit einem ln]ektionssto[3, indem ich tfiglich eine Ganglioninjekt ion vornehme. Ich g ebe zuerst eine Novocaininjekt ion an die lumbalen Ganglien des am stiirksten e rk rank ten Beines, am folgenden Tage eine In jekt ion an die lumbalen Ganglien des anderen Beines. Am fo]genden Tage werden die s~bcapi't~en Ganglie~ des Sympathicus, Glossopharyngeus und Vagus auf der Sei~ie der stiirksten Ent-

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wicklung der Rachenringerkrankung injiziert, am folgenden Tage das gleiche auf der anderen Seite. Dann wird das linke untere Halsganglion mit 1. und 2. Brustganglion beschickt, am folgenden Tage das gleiche auf der rechten S.eite. Dann werden die Injektionen an die lumbalen Ganglien wiederholt, auch die an die subcapitalen und die cervicothorakalen Ganglien, im Bedarfsfalle werden auch die sacralen Ganglien beschickt, uniter Umst/inden auch der Plexus coelia- cus. W/ihrend des Injektionsstol~es wird die neurale Sanierung des Rachenringes betrieben, auch nach dentalen und anderen Herderkrankungen gefahndet und eventuell deren Sanierung angeschlossen. Je nach Schwere, Dauer, Intensit/it und Schmerzhaftigkeit der Erkrankung kann der Injektionssto• zirka drei Wo- chen lang ~t/iglich fortgesetzt werden. Man .erreicht dadurch eine Abnahme der Schmerzhaftigkeit, Absinken des Blutdruckes, Besserung der Gehf~i.higkeit, Nor- maEsierung der cardialen und vascul/iren Regulationen, R/ickgang der Sensibili- sierung, R/ickbildung mancher dystrophischer Umwandlungen in den Gef/il~- w~inden und im Nervensystem, und eine betr/ichtliche Hebung des kSrperlichen und psychischen Allgemeinzustandes.

Das Ziel der Behandlung ist die Wiederherstellung eines Gleich- gewichtszustandes, d e r - - trotz der angiitischen Gefiiftbezirke - - eine geordnete Reflexie zwischen den hSheren Zentren, den Zentren der Verb~ndungsbahnerr und den Zenlren der Peripherie gew~ihr- leistet. Man mul~ die angiitischen Irritationen nach MSglichkeit so welt unterdriicken, dab sich ein geordneter Kollateralkreislauf bei Ruhe und Bewegung herausbilden kann. Wird dieser Gleichgewichts- zustand erreicht, dann kSnnen die Injektionen verringert oder auch ausgesetzt werden. Man kann dann feststellen, zu welchen Leistungen die erkrankten Gef/il~e noch f/ihig sind und welche Weiterbehand- lung erforderlich isL Wenn es dann gelingt, der~ Rachenring vor erneuten Sch/idigungen zu bewahren, so kann ein ausreichender Kreislauf bei angemessener Belastung jahrelang aufrechlerhalten werden.

Wenn die aktivierte Injektionsbehandlung in den angiitischen Be- zirken alle dystrophischen Umwandlungen zur Riickbildung bringt, die noch r[ickbildungsf~ihig sind, so wird ein Gleiches auch am Nervensystem herbeigeffihrt. Es k6nnen hier h6chstwahrscheinlich sogar regenerierende Einfliisse ausgel6st werden. Nach Ansicht von St6hr jun. und anderen Neurohistologen vollziehen sich im vegeta- tiven Nervensystem w/ihrend des Lebens dauernd morphologisch fal]bare Verfinderungen. St6hr hat in den Ganglien aul]er den grol]en multipolaren Ganglienzellen auch noch kleine unreife Ganglienzellen zur Darstellung gebracht, die nach seiner Ansicht die F/ihigkeit des GrS$enwachstums besitzen, um zugrunde gegangene grol~e Ganglien- zellen zu ersetzen. ~vVenn unter dem Einflul] der angiitischen Dys- reflexie die grol]en Ganglienzellen degenerieren - - was durch zahl- reiche neurohistologische Untersuchungen sichergestellt i s t - - , dann bewirken die periganglionfiren Injektionen eine Unterbrechung der

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Der Sehmerz beim Rheumatismus. 365

Dysreflexie in den Ganglien. Die grol~en Ganglienzellen werden zeit- weilig sfillgelegt. Sie k6nnen entweder sieh erholen oder zugrunde gehen. W/ihrend der Reflexruhe k6nnen die kleinen unreifen Gan- glienzellen sieh entfallen, vergr61]ern und zur Ubernahme reflekto- riseher Funktionen heranreifen. Wiederholte Injektionen k6nnen immer wieder die st6renden Einfliisse der Dysreflexie unterdriieken und die Kriifte der Neubildung anregen. D'adurch wird das Fort- schreiten der Degeneration aufgehalten und die Regeneration ge- fdrdert. Ganglien, die im Anfang der Injektionsbehandlung n u t wenig reagieren, k6nnen auf diese Weise wieder zu gr61~erer Reak- tibilitiit gebraeht werden. Solehe Beobaehtungen habe ieh hfiufig gemaeht, nieht nur an den Ganglien des Grenzstranges, sondern aueh an viseeralen Ganglien.

At~s diesen Grfinden trete ieh ftir eine mSgliehst aktive Beein- flussung der Gang!ten ein. Ieh lehne es ab, die Angiitiker und Hyper- toniker monatelang ins Bert zu legen und sie mit DiM zu behandeln. Mit Sehonung wird die Dysreflexie nieht hinreiehend unterdrfiekt. Sie wirkt in lalenter Form wetter fort, um bet spfiterer Belas.tung wieder in frfiherer oder verstiirkter Form hervorzutreten. Die gef~ifl- erw.eiternden pharmakologisehen Mittel wirken oft anfiinglieh gut, versagen aber meist sehr bald. Sie greifen an den peripheren Zenlren und Terminalretieula an und rufen vasodilatatorisehe und andere vegetative Reaktionen hervor. Abet diese pharmakologisehen Reak-

\

tionen ziehen meist fiber kurz oder lang Gegenregulahonen naeh sieh. Sie erzeugen Unruhe in der Peripherie, die sieh aufs ganze System iibertragen kann. Da sie auf die Zentren der Verbindungsbahnen nieht einwirken, ist ihr EinfluIt aueh auf die zentralen grauen Massen gering. Dagegen bringen die Injektionen an die iibergeordneten Zen- tren im Grenzstrang die Dysreflexie in den Verbindungsbahnen, in der Peripherie und in den zentralen grauen Massen zur Beruhigung und sie weeken dureh Regeneration junger Nervenzellen neue regu- latorisehe Krfifte, die monate- und jahrelang einwi.rken und dem Wiederauftreten der angiilisehen Dysreflexie energiseher entgegen- wirken k6nnen.

Die Polyarthritis entsteht dadureh, dab vom Irritationsherd im Hirnstamm abnorme neurale Erregungen fiber das Rfiekenmark und den Grenzstrang in die Nervenapparate der Gelenke einstrahlen und hier St6rungen der Durehblutung, der Ern/ihrung und des Stoffweehsels hervorrufen, mit denen die Arthritis beginnt. Sehwellung, R6tung und Exsudation in den periartikul~iren Weiehteilen und die Sehmerzen sind der kli- nisehe Ausdruek der dureh die abnorme Einstrahlung ausgel6sten

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Dysreflexie. Sie wirkt in afferenter Richtung fiber die Zentren der Verbindungsbahnen auf die zentralen grauen Massen ein, die wieder abnorme Impulse in die Peripherie zuriicksenden. Damit sind die pathologischen ReflexbSgen in Gang gesetzt. Die zentralen grauen Masseu und die Verbindungsbahnen sind die gleichen wie bei der Polyangiifis, nur die Rezeptoren sind andere, sie liegen hier in den Terminalreticula der Gelenknervenapparate.

Ich mache bei Erkrankung der Beingelenke so frfih wie mSglich eine Novocaininjektion an die fibergeordneten Zentren in den Gan- glia lumbalia II, III und IV, die ich nach Bedarf wiederhole. Gleich- zeitig fiihre ich eine neurale Sanierung des Rachenringes und even- tuell anderer Herde durch. Bei Ersterkrankungen verschwinden die Schmerzen sofort, die objektiven Veriinderungen gehen schnell zu- riick und es wird eine Restitutio ad integrum erreicht. Auch bei rezidivierenden Formen kann diese Tl~erapi e noch eine vSllige Wiederhersteilung herbeifiihren, solange an den Gelenken noch keine stabilen dystrophischen Umwandlungen entstanden sind. Sind im chronischen Stadium solche Umwandlungen schon vorhanden, so kSnnen wiederholte Injektionen oft noch einen Teil davon zur Riickbildung bringen und eine Besserung der Gelenkbeweglichkeit herbeiffihren. Rezidivierende Schfibe und Verschlimmerungen kSn- nen in ihren Wirkungen durch erneute Injektionen abgefangen und das Fortschreiten der Erkrankung zum Stillstand gebracht werden. Beiln Wirbels~iuleurheumatismus verlaufen die pathologischen Re- flexbSgen fiber die Nervi sinuvertebrales und die entsprechenden Grenzstrangganglien. Beim Rhellmatismus der Armgelenke wird die Dysreflexie am schnellsten im unteren Hals- und 1. Brustganglion des Grenzstranges unterbrochen. Schwere, schnell fortschreitende Formen von prim~irchroniseher Polyarthritis mit Ausbreitung fiber mehrere KSrperabschnitte behandle ich im Anfang gern mit einem Injektionssto~, in ~ihnlicher Weise wie bei der Polyangiitis. Mit der Verdr~ingung der Dysreflexie verschwindet auch der Schmerz und die Gebrauchsfiihigkeit der Gelenke bessert sich.

Auf die Neuritis, die Neuralgien und Polymyositis rheumatica soll hier aus Zeihnangel nicht eingegangen werden.

Die akute Glomerulonephritis entsteh~t, wenn vom sekund~iren Irritationsherd im Hirnstamm ab- norme neurale Erregungen in die Nervenapparate der Nieren ein- strahlen und StSrungen der Durchblutung, der Ern~ihrung und des Stoffwechsels in den renalen Zellenverbiinden hervorrufen, durch die der physiologische Nierentonus aufgehoben wird. Damit beginnt die Entziindung, d.h. ein abakterieller dysreflektorischer Vorgang,

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Der Schmerz beim Rheumatismus. 367

der die Nieren in einen terliiiren Irritationsherd verwandelt. Ich zeige Ihnen am anatomischen Priiparat (siehe Abbildung) 2, wie der niereneigene Nervenapparat und der Plexus renalis lnit dem vegeta- riven System und speziell lnit dem Plexus co.eliacus und dem Neben- nierensystem in Verbindung steht. Sie erkennen die Zusammen- setzung des Plexus renalis und das Ganglion renaliaorticum. Durch

Abb. 1. Der Bauchteil des vege~ativen Nervensystems. Infolge der dunklen Reproduktion sind manche Einzelheiten undeutlich geworden.

Einspritzung von KrotonS1 ins Ganglion renaliaorticum habe ich bei Hunden eine experimentelle Nephritis mit Hypertonie und ~bergang in Schrumpfnierenbildung hervorgerufen. Dem Ganglion kommt die Bedeutung einer fibergeordneten Zentralstelle fiir die Nieren- innervation zu, weshalb ich es als ,,peripheres Nierenzentrum" be- zeichnet habe.

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363 W. Braeaeker:

Wenn die abnormen Erregungen aus dem cerebralen Irritations- herd in den Nieren einen terti~ren Irritationsh~rd zur Entwicklung gebracht haben, so strahlt die Dysreflexie aus den Nieren wieder zurfiek, um fiber die afferenten Bahnen zu den hSheren Zen{ren im Zentralorgan zu gelangen. Dabei str6men die abnormen Reflexe fiber den Plexus renalis und das periphere Nierenzentrum in den Plexus coeliacus ein. Die abnorme Erregung dieser grol~en Ganglienmasse hat zur Folge, da~ yon ihr pathologisehe Impulse ausgehen, so dab Krampfzust~inde und DurchblutungsstSrungen in weir ausgebrei- teten Gefii~- und Organgebie[en hervorgerufen werden k6nnen Und hierin liegt die Ursaehe der Blutdrueksteigerung. Jndem die ter- tidren lrritationsherde in den Nieren ihre dgsreflektorischen Impulse fiber den Plexus coeliacus weit in die vegetative Peripherie aus- strahlen, rufen sie die Btutdrucksteigerung hervor.

Ieh mache bet der akuten Nephritis so frfih wie mSglich eine Novoeaininjektion ans periphere Nierenzentrum derjenigen Niere, .die am meis~en sehmerzhaft ist. Hierdurch vcird 1. die Schmerzhaftig- keit beseitigt, 2. wird die abnorme Einstrahlung in die Niere unter- brochen, die 'intrarenale Dysreflexie wird aufgeh~oben und die Nephritis kommt sehnell zur Heilung. Ferner wird 3. die abnorme, aus der Niere fiber den Plexus coeliaeus ausstrahlende Irritation unterbrochen, der Blutdruck fiillt ab und vorhandene 0deme schwinden. Wenn die Erscheinungen am ersten Tage nu r z5gernd zurfickgehen, dann wird die Injektion auch auf der anderen Seite ausgeffihrt. Wenn nach zirka acht Tagen noch Restsymptome be- stel~en, dann mfissen die Injektioner~ wiederholt werden. Auf diese Weise werden die abnormen t=leflexb5gen zwischen Hirnstamm und Nieren beseitigt. Gleichzeitig mull die neurale Sanierung des Rachen- rings durchgeffihrt werden, die den prim~iren und den sekund~iren Irritationsherd unterdriicken mu l l So kann die akute Nephritis schnell, sicher und vollst~indig zur Heilung gebracht werden.

Die chronische Nephritis

kommt zustande, wenn der akute Prozefi rficht vollst~ndig ausheilt oder wenn vom chronisch entzfindeten Rachenring oder anderen Herden neue Schfibe entsandt werden. Wiederholte Injektionen ans periphere Nierenzentrum k5nnen die Wirkungen der Schfibe immer sofort unterdrficken. Und wiederholte Herdsanierungen kSnnen das Auftreten neuer Schfibe verhindern. Bet genauer klinischer (~ber- wachung und systematischer neuraler Bek~impfung aller Irritations- herde kann das Fortschreiten der chronischen Nephritis aufgehalten und die Schrumpfniere verhfitet werden.

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Der Schmerz beim Rheumatismus. 369

Gastritis und Ulcus ventriculi

k6nnen bekanntlich aus mehreren Ursachen oder Ursachenkom- plexen zur Entsteh,ung kommen. Auch auf rheumatischer Basis kSn- nen sie sich entwickeln. "vVenn es vom sekund~iren Irritationsherd im Hirr~stamm aus zu einer Sensibilisierung des Organ~smus gekommen ist, so k6nnen yon dort auch abnorme neurale Erregungen in den Nervenapparat des Magens einstrahlen und hier - - even tue l l in Ver- bindung mit anderen Einfliissen 1 StSrungen der Durchblutung, Ern~ihrung und des Stoffwechsels in der Magenwand hervorrufen, mit denen die Gastritis beginnt. Sobald die typischen Magen- schmerzen hervortreten, ist ein terti~irer Irritationsherd im Magen entstanden und die pathologischen ReflexbSgen zwischen ihm und dem Hirnstamm fiihren um so eher zum Ulcus, je h~iufiger, l~inger und intensiver die Dysreflexie sich auswirkt. Mit Bettruhe, W~irme und Digit l~if~t sich die Erkrankung bessern. Wesentlich schneller und wirksamer aber kommt man zum Ziel, wenn man die dysreflek- torischen Vorg~inge durch eine aktive Injektionstherapie unterbrieht. Auch der Magen hat - - ~ihnlich wie die Niere - - eine iibergeordnete Zentralstelle, die man als ,peripheres Magenzeutrum" bezeiehnen kann. Es liegt in der oberen Zirkumferenz des Plexus eoeliacus im Bereich der Einmiindungsstelle des Truncus posterior vagi. An diese Zentralstelle bringe ich so friih wie mSgli.ch yon der l inken Seite aus eine Novocaininjektion, die ich je naeh Bedarf wiederhole. Diese Zentrensanierung bewirkt eine aktive Hyper~imie und Funktions- steigerung in der Magenwand, die die dysreflektorischen Vorg[inge verdr~ingt, die Schmerzen beseitigt und sehnell zur Heilung fiihrl. In Verbindung hiermit fiihre ich dann noch die neurale Sanierung des Rachenringes und der iibergeordneten Zentren dureh. - - Beim Ulcus duodeni beschi,eke ich das periphere Magenzentrum yon der rechten Seite aus. Aueh bei blutenden Ulcera, kall6sen Ulcera und Verwachsungsvorg~ingen kann die Injektionsbehandlung zu guten Erfolgen fiihren. ~vVenn die Schmerzen schwinden, geht aueh die Dysreflexie zurfiek. Und mit der Normalisierung der tonischen In- nervation kommen Durchblutung, Ern[ihrung und Stoffwechsel in der Magenwand wieder ins rechte Geleise.

Die diffusen Hepatopathien

k6nnen bekanntlich auf mehrere Ursachen zuriickgeffihrt werden. Es kommt auch eine rheumafische Genese vor. Ich habe mehrere F/ille yon Hepatitis behandelt, die in der Vorgeschichte eine P o l y - arthritis, Isch~ias oder andere rheumatisehe Organerkrankungen auf- wiesen oder bet denen neben der Hepatitis noch eine Endocarditis

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bestand. Sie hatten alle eine chronische Rachenringentzfindung. DaB auf dem Boden einer allgemeinen Sensibilisier'ung vom sekundfiren Irritationsherd im Hirnstamm abnorme neurale Erregungen in den Nervenapparat der Leber einstrahlen k6nnen, ist wohl naheliegend. In ihm k6nnen wir ebenfalls eine iiberge0rdnete Zentralstelle er- kennen, die wir als ,peripheres Leberzentrum" bezeichnen kSnnen. Es liegt im oberen Ab'sch~nitt des rechten Ganglion coeliacum und in einigen nach rechts sich anschliel]enden Ganglien. Von h{er ent- springen viele Zweige, die zur Bildung des Plexus hepatieus bei- tragen und d~e in den intrahepatischen Nervenapparat iibergehen. Wenn auf diesen Bahnen abnorme Impulse einstrahlen und das an- ikterische febril-gastroenterische Vorstadium (Gutzeit) herbeifiihren, so beginnen auch im Innern der Leber die St6rungen der Durch- blutung, Ern~ihrung und des Stoffwechsels und leiten die Entzfin- dung ein. Mit dem iJbergang ins ikterische Staldium ist in der Leber ein terti~irer Irritationsherd entstanden. Und die Intensit~it und Dauer der pathologischen Reflexb6gen zwischen ihm und dem cerebraien Irritationsherd bestimmen die Schrwere und Dauer der Leber- sehii4igung.

Ieh maehe bei jeder Hepatitis, aueh bei den niehtrheumatisehen Formen, so friih wie m6glieh eine Novoeaininjektion ans periphere Leberzentrum. I-I~edureh wird die Dysreflexie unterbroehen. In der Leber wird eine aktive Hyperiimie und gesteigerte Funktion in allen Zellenverb/inden ausgel6st. Die subjektiven Besebwerden sehwinden. Der Ikterus geht zuriiek. Die auf einer Gastroduodenifis beruhende Inappetenz wird dureh reflektorisehe Weiterleitung der Erregung auf den Nervenapparat des Duo den~ums behoben. Ieh babe sehon oft mit einer einzigen Injektion den ganzen Symptomenkomplex zum Riiekgang gebraeht. In sehweren Fiillen~ ist ~e Wiederholung der Injektion angezeigt. Bei Ersterkrankungen kSnnen alle Entziin- dungserseheinungen so vollst/indig zum Riiekgang gebraeht wer- den, dab eine Restitutio ad integrum zustande kommt. - - Die In- jektionen sind das saeherste Mitt.el, den i)bergang der Hepatitis in das ehronisehe Stadimn zu verhiiten. Hat dieses sehon eingesetzt, so k6nnen Wiederholungen. der Injektion verhindern, dab die Entwiek- lung fortsehreitet zur Lebereirrhose oder zum Coma hepatieum oder zu Choleeystopathien oder anderen Komplikationen.

Es gibt noelh andere rheumatisehe Erkrankungen, bei denen ieh mit der neuroregulatorisehen Therapie seh6ne Heilerfolge erzielt habe. So z. B. bei der Polyserositis, den rheumatisehen Lungen- erkrankungen und insbesondere bei den Herzerkrankungen. Hierhin geh6ren aueh die Hyperthyreosen und die Basedowsehe Krankheit. Ferner die Erkrankungen des Raehenringes mit i~hren Folgezustiin-

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den in Mund- und NasenhShle und im Ohr. Sie alle kommen auf Nervenwegen durch Irritationsvorg~inge zustande, die vom Rachem ring fiber den Hirnstamm zum periphereI~ Organ verlaufen. Bei allen ist die Entw~cklung der organischen Ver~inderungen mehr oder weniger mit subjektiven Beschwerden oder Schmerzen verbunden. Bei allen kSnnen die abnormen ReflexbSgen durch anatomisch exakte Inje~tiolten an die iibergeordneten Nervenzentren unier- broch,en werden, wodurch die Schmerzen beseitigt we rden und der Weg zur Heilung erSffnet wird.

Literatur.

1. Fenz, E., Behandlung rheumafischer Erkrankungen. 1951. - - 2. Braeucker, W., Der Bauch~eil des vegetativen Nervensys~ems. Anatomische Nach~ichten Bd. 1, H. 16/18.

Aus der Klimaforschungsstat ion Adelboden (Leitung: Dr. med. J. o. Deschwanden).

Die Schmerzempfindung im Hochgebirge. Von

J. v . D e s c h w a n d e n .

Der erhShte Bedarf von Narkotika zur Erzielung einer Narkose, der grSl~ere Verbrauch von Analgetika zur Schmerzlinderung und yon Sedativa und Hypnotika zur Erreichung einer Schlafwirkung im Hochgebirge sind schon seit l~ingerer Zeit festgestellt worden. Verschiedene Ursachen sind ftir diese Erscheinung verantwortlich gemacht worden, erhShte Toleranz , )~nderung der Atmung, des Kreislaufes, eine vermeintliche Blutacidose usw. Die beim ~ber- gang vom Tiefland ins Hochland vielfach auftretenden StSrungen, wie Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, psychische Auf- regung und Labilit/it sind allgemein bekannt und werden als 13ber- gangs- oder Akklimatisationsbeschwerden bezeichnet. Bei genauerer Priifung aber weisen diese StSrungen auf eine Beeinflussung des cerebrospinalen und vegetativen Nervensystems durch die HShe bzw. das HShenklima.

Die Auffassung von W . R . Hess, dab das Zentralnervensystem nicht nur h5chstes Zentrum ist, sondern in seiner Aktivitiit wie irgendein anderes Erfolgsorgan durch das vegetative Nervensystem gesteuert wird, wobei der Sympathicus die animalen Funktionen steigert und der Parasympathicus dieselben hemlnt, bricht sich immer mehr Bahn. Die klimaphysiologischen Untersuchungen der letzten Jah re haben nun deutlich ergeben, da$ im HShenklima das vegetative Nervensystem eine Umstimmung erfiihrt. Gleichzeitig

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