gdi impuls 2.11
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Wissensmagazin für Wirtschaft, Gesellschaft, Handel Nummer 2 . 2011
GDI IMPULS ISSN 1422-0482 . CHF 35 . EUR 27
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karin FrickDas Ende der Privatheit
Peter Glaser Die grosse Entordnung
Franz josef radermacherDie Grenzen der (Un-)Gleichheit
orientierungà la carteDie welt wird komplexer. aber dank Mapping und app-ing nicht komplizierter. Sie kreist nicht mehr um die Sonne, sondern ums Ich. was das mit uns anstellt.
thema: orientierung
autoreN
summaries
Gdi-studieN
Gdi-koNfereNzeN
Gdi GottLieB duttweiLer iNstitute
Gdi-aGeNda 2011
imPressum
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> Zukunft
das 21. jahrhuNdert
Was uns die Jahre bis 2100 bringen – wenn man die
jeweils erste Google-Trefferseite für bare Münze nimmt.
> Mapping
Detlef Gürtler
karteN für das dateNmeer
So wie die Karten im Zeitalter der Entdeckungen
bieten heute Mapping und App-ing Orientierung im
sich immer weiter ausdehnenden Datenozean.
> Die grosse Karte
de revoLutioNiBus orBium iNdividuum
Die Weltgeschichte der Orientierung: Antworten aus
vier Jahrtausenden auf die grossen Fragen von Raum
und Sinn auf einer Karte.
> Information
Peter Glaser
die Grosse eNtordNuNG
Die Vernetzung universalisiert die Unübersichtlichkeit.
Jeder soll alles von überall aus durcheinanderbringen
können – der wahre Fortschritt kommt aus dem Chaos.
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> Informationsdesign
komPLex eiNfach
Die radikale Verbildlichung gigantischer Datenmengen
ist die derzeit wohl spannendste Teildisziplin des
Informationsdesigns. Beispiele aus den Bildlabors.
> Informationsdesigner
die PersPektiveN der desiGNer
Der Mapping-Trend bringt neue technische und kreative
Herausforderungen für die Informationsdesigner.
Wie sie sich der Aufgabe stellen.
> Navigation
Anja Dilk
die orieNtierer
Die Welt der Orientierungsanbieter ist in Bewegung.
Navis, Apps und Streetviews konkurrieren mit den
klassischen Landkartenverlagen. Eine Roadmap.
> Foto-Essay
Jan von Holleben
chartoGrafie
Viele Menschen haben eine tiefe Abneigung gegen
Grafiken. Sie schauen sich lieber Bilder an. Vielleicht
sollte man es mal mit Foto-Grafiken probieren.
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ideen workshop
> Weltwirtschaft
Franz Josef Radermacher
die GreNzeN der (uN-)GLeichheit
Zu viel ökonomische Gleichheit schadet einem Staat
genauso sehr wie zu viel Ungleichheit. Und nirgends ist
die Ungleichheit so gross wie im Weltmassstab.
> Technologie
Marcus Hammerschmitt
die touch-revoLutioN
Warum der Multi-Touch-Steuerung der Durchbruch
gelang – und der einst ebenfalls hoch gehandelten
Sprachsteuerung und der Virtuellen Realität nicht.
> Politische Ökonomie
Gespräch mit Enrico Spolaore
die staatsformeL
Je demokratischer und weltoffener ein Land wird,
desto grösser wird das Risiko, dass es auseinanderbricht.
> Kommunikation
Gordon Nemitz . Christian Rieder
homo smartPhoNe
Wie das «Schweizer Sackmesser des 21. Jahrhunderts»
das Leben seiner Nutzer verändert.
> Zwischenruf
Alexander Ross
aLPhamäNNcheN-dämmeruNG
Der Männerklub in den Führungsetagen von Wirtschaft
und Politik wird aufgemischt. Die Strategien der Alpha-
männchen, ihr Terrain zu verteidigen.
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> Transparenz
Karin Frick
Peak Privacy
Die Privatsphäre, ein Ideal der Moderne, wird derzeit
neu definiert – und nähert sich wieder Vorstellungen der
klassischen Antike an.
> Trends
Natalia Gemperli . Martina Kühne
wo wird maN modemetroPoLe?
Die Analyse von Social-Media-Daten lässt erkennen,
wie und wo die nächsten Modestädte entstehen können.
> Handel
Gespräch mit Rolando Benedick
der kuNde sucht heute GemütLichkeit
Die zunehmende Verschmelzung von Online-
und Offline-Welt lässt im Handel ein Bedürfnis nach
Erneuerung, nach Re-Generation entstehen.
> Kolumne
Peter Felixberger
«voN GerechtiGkeit träumeN»
Gute neue Bücher von Rudolf Taschner,
Ronald Dworkin, Leo Bormans und Tim Jackson.
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Autoren
ROLANDO BENEDICK > S. 108 ist Präsident der Verwaltungsräte von Valora, einem börsennotierten Schweizer Einzelhandelsunternehmen mit einem Jahresumsatz von 2,9 Milliarden Franken (2010). Von 1970 bis 2008 war er für den Warenhauskonzern Manor tätig, ab 1989 als CEO und ab 2000 als Verwaltungsratsvorsitzender. Benedick gilt als einer der profundesten Kenner des europäischen Einzelhandels im Allgemeinen und des Waren-haussegments im Besonderen. www.valora.com/de
KARIN FRICK > S. 100 ist Leiterin Research und Mitglied der Geschäfts-leitung des GDI Gottlieb Duttweiler Institute. Als Ökonomin erforscht sie seit zwei Jahrzehnten Trends und Gegentrends in Wirtschaft, Gesellschaft und Konsum. Seit ihrem Studium an der Universität St. Gallen befasst sie sich in verschiedenen Funktionen mit Zukunftsthemen, Innovation und Veränderung von Menschen und Märkten. Sie war unter anderem Geschäftsführerin der Schweizerischen Vereinigung für Zukunftsforschung und Chefredaktorin dieser Zeitschrift. www.gdi.ch
NATALIA GEMPERLI > S. 104 ist Trendforscherin für ein brasilianisches Textileinzelhandelsunternehmen und lebt in Rio de Janeiro. Sie hat an der Universidade Veiga de Almeida Mode und an der Zürcher Hochschule der Künste Design/Trend Research studiert. Im Rahmen ihrer Abschlussarbeit entwickelte sie den Fashion World Mapper, ein Tool, mit dem sich für ein-zelne Städte und Regionen ermitteln lässt, welches Potenzial sie als Mode-stadt haben. http://master.design.zhdk.ch
PETER GLASER > S. 22 fasst seine Biografie selbst so zusammen: «1957 als Bleistift in Graz geboren, wo die hochwertigen Schriftsteller für den Export hergestellt werden; lebt als Schreibprogramm in Berlin.» Er ist Ehrenmitglied des Chaos Computer Club (CCC), dessen Zeitschrift «Die Datenschleuder» er in den 1980er-Jahren redigierte. Von 1986 bis 1996 schrieb er in der Zeitschrift «Tempo» die Kolumne «Glasers heile Welt», danach war er Redaktor der Technik-Zeitschrift «Konr@d». Heute schreibt er regelmässig für «Telepolis», die deutsche «Technology Review» und die «Stuttgarter Zeitung», wo er auch seinen Blog «Glaserei» führt – und unregelmässig für eine Vielzahl weiterer Online- und Offline-Medien. 2002 gewann er den Ingeborg-Bachmann-Preis für seine Erzählung «Geschichte von Nichts». http://blog.stuttgarter-zeitung.de
MARCUS HAMMERSCHMITT > S. 74 ist Fachjournalist und Autor von Science-Fiction, Erzählungen, Lyrik und Hörspielen. Neben seinem litera-rischen Werk veröffentlicht er Essays und Dokumentationen in «Telepolis» und «Jungle World». Seine Geschichten kreisen um Begegnungen mit dem Fremden und wie sie uns verändern. Bücher (Auswahl): «Der Glasmensch» (1995), «Target» (1998), «Instant Nirwana» (1999), «Das Herkules-Projekt» (2006), «Der Fürst der Skorpione» (2007), «Yardang» (2010) und «Azureus & Pygmalion» (2011). www.cityinfonetz.de/homepages/hammerschmitt/high.html
MARTINA KÜHNE > S. 104 ist Senior Researcher am GDI und analysiert wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen sowie deren Folgen für den Einzelhandel und die Konsumgüterindustrie. Sie ist Autorin diverser Stu-dien rund ums Thema Shopping, zuletzt «The Story of Unstoring». Nach dem Studium der Wirtschaftswissenschaften in Zürich und Barcelona hat sie in Zürich zum Thema «Die Stadt als Marke» promoviert. www.gdi.ch
GORDON NEMITZ > S. 86 ist Planning Director und Partner der Zürcher Werbeagentur Wirz. Zuvor hat er in Köln als Velokurier gestrampelt, in Siegen als Medienwirt diplomiert und in Hamburg seine Liebe für die Werbung entdeckt. Seine bisherigen Stationen umfassten Scholz & Friends, & Equity, Jung von Matt und TBWA. Mit seinem Team widmet er sich neben der strategischen Beratung von Unternehmen und der Suche nach Con-sumer-Insights als Basis für kreative Kommunikation auch der Erforschung von übergreifenden Trends und gesellschaftlichen Phänomenen. www.wirz.ch
FRANZ JOSEF RADERMACHER > S. 68 ist Leiter des Forschungsinstituts für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung in Ulm, gleichzeitig Profes-sor für Datenbanken und Künstliche Intelligenz an der Universität Ulm. Er ist unter anderem Mitglied des Club of Rome und des Global Economic Network (Wien), Träger des Global Consciousness Award und wurde mit dem Robert-Jungk-Preis ausgezeichnet. In seinen Büchern beschäftigt er sich vorwiegend mit den Grundlagen für einen globalen «Marshallplan» auf Basis einer öko-sozialen Marktwirtschaft. Jüngste Veröffentlichung: «Welt mit Zukunft – Die ökosoziale Perspektive» (Murmann Verlag 2011).
NAMENSHÄUFIGKEIT DER AUTOREN (Anzahl der Einträge mit diesem Nachnamen in deutschen Telefonbüchern von 1998)
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CHRISTIAN RIEDER > S. 86 ist Senior-Projektleiter der LINK qualita-tive AG in Zürich und beschäftigt sich dort im Auftrag von Kunden mit den Einstellungen und Konsumgewohnheiten der Schweizer Bevölkerung. Neben der Betreuung von nationalen und internationalen Ad-hoc-Studien ist er mit der Entwicklung und Implementierung neuer Ansätze und Tools im Bereich der qualitativen Marketingforschung für das Institut betraut. www.link-qualitative.com
ALEXANDER ROSS > S. 92 ist Wirtschafts- und Kommunikations-wissenschaftler. Er arbeitete fünfzehn Jahre als Manager im In- und Ausland, war Gesellschafter einer IT-Firmengruppe für Zeitungsverlage in Deutsch-land, Direktor eines Schweizer E-Learning-Konzerns und Marketingleiter einer Stiftungshochschule. Heute trainiert Ross Führungskräfte und ist als
Redenschreiber für DAX-Vorstände tätig. Er veröffentlichte sieben Bücher, zuletzt «Der Macht-Code – Spielregeln der Manipulation» (Hanser 2009).
ENRICO SPOLAORE > S. 80 ist Professor an der Tufts University in Medford im US-Bundesstaat Massachusetts und Research Associate beim National Bureau of Economic Research (NBER). Bevor er 2004 zu Tufts kam, war er an mehreren anderen US-Universitäten sowie als Berater für die Europäische Kommission und den italienischen Industrieverband tätig. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören internationale Ökonomie und Entwicklungsökonomie. In seinem Buch «The Size of Nations» (zusammen mit Alberto Alesina) (MIT Press, 2003) beschäftigte er sich mit den poli-tischen und ökonomischen Grundlagen für die Grösse von Staaten. www.tufts.edu/~espola01
112
Summariesgen. Kein grosses technologisches Konzept
beispielsweise hat sich so entwickelt, wie es
sich seine Urheber vorgestellt hatten. Mit dem
Internet hat der Mensch eine vollkommen neue
Dimension des Durcheinanders erschaffen. Das
Netz ermöglicht es uns nun, nicht mehr nur
Bücher und Zettel durcheinanderzuwerfen,
sondern auch Bilder aller Art, Animationen, Vi
deos und komplette Datenbanken. Ziel der Ver
netzung ist es, die Unübersichtlichkeit zu uni
versalisieren. Jeder soll alles von überall aus
durcheinanderbringen können. Immer neuen
Graden an Komplexität zu begegnen, ist unser
Schicksal. Lösungen des Informa tionsfort
schritts sind in zunehmendem Mass ganzheit
lich und organisch. Das verlangt auch von uns
eine Wandlung der mechanischen Ansicht der
Welt – die oft einfach unter den Begriff des
Digitalen geschlüpft ist – in eine organische, in
deren Mittelpunkt der Mensch steht.
Anja Dilk > Seite 42
Die Orientierer Die Welt der Orientierungs
dienstleister ist in Bewegung. Navis, Apps,
Routenplaner und Streetviews im Netz konkur
rieren untereinander und mit den klassischen
Landkartenverlagen, die aus der Welt von Papier
und Tinte kommen. Letztere setzen dabei auf
Kombinationen aus Online und OfflineWelt,
auf die Verzahnung von Geo und Reiseinforma
tionen sowie auf Nischenprodukte, etwa Karten
für Motorradfahrer, Mountainbiker oder Rei
sende mit Kindern. Auch die NaviProduzenten
reagieren auf den Druck von Google und App
durch eine Verbreiterung des Angebots: zusätz
liche Services wie Benzinpreisinformationen,
Spezialangebote für den Freizeitmarkt oder
BusinessPakete, die zur Optimierung des Flot
tenmanagements von Grossunternehmen und
Speditionen beitragen.
Franz Josef Radermacher > Seite 68
Die Grenzen Der (Un-)Gleichheit Zu viel
ökonomische Gleichheit schadet einem Staat
genauso sehr wie zu viel Ungleichheit. Am bes
ten entwickeln sich Gesellschaften, wenn die
20 Prozent mit den höchsten Einkommen zwi
schen 35 und 50 Prozent aller Einkommen kas
sieren. Gesellschaften mit noch höherer Gleich
heit, wie die von der Geschichte abgewählten
sozialistischen Planwirtschaften, behindern die
Innovationskraft. Gesellschaften mit höherer
Ungleichheit, wie derzeit etwa Brasilien oder
Südafrika, werden als Zweiklassengesell
schaften empfunden. Die Demokratie scheint
nur noch begrenzt geeignet, die Interessen der
Mehrheit der Menschen umzusetzen. Noch un
gleicher verteilt ist das Einkommen aber, wenn
man die Welt als Ganzes an dieser Grösse misst:
Das reichste Fünftel verfügt über achtzig Prozent
des gesamten Einkommens. Das Ergebnis ist
ein Zustand globaler Apartheid.
Marcus Hammerschmitt > Seite 74
Die tOUch-revOlUtiOn Der MultiTouch
Screen hat in den vergangenen Jahren einen
fulminanten Durchbruch erlebt. Sein entschei
dender Vorteil besteht in der dramatisch ver
ringerten Zeit, mit der Information dargestellt
und verarbeitet werden kann. Während die Maus
naturgemäss zur seriellen Arbeit zwingt, macht
sich die MultiTouchOberfläche menschliche
Fähigkeiten zunutze, die jedes Musikinstrument
von seinem User fordert: die parallele Beschäf
tigung mehrerer seiner Finger mit unterschied
lichen Aufgaben. Anders als etwa bei der ge
scheiterten Sprachsteuerung ist bei ihnen die
Vertraulichkeit der Kommunikation skalierbar:
Von scheinbar totaler Diskretion bis zu schein
bar totaler Offenheit ist alles möglich. Aller
dings ist die TouchTechnologie wie keine an
dere vorher geeignet, dem User Autonomie und
Detlef Gürtler > Seite 10
Karten für DaS Datenmeer So wie durch
die Weite des Ozeans ab 1492 schlagartig ein
neuer Orientierungsbedarf entstand, wächst
heute das Bedürfnis nach Orientierung im sich
immer weiter dehnenden Datenozean. Daten
mengen, die bei einzelnen Projekten bereits
Hunderte von Terabyte erreichen, lassen sich
vom menschlichen Gehirn nur noch erfassen,
wenn sie visuell aufbereitet werden. Die Lö
sungen am Anfang der Neuzeit hiessen Karte
und Chronometer und sollten allen exakt die
gleichen Ergebnisse liefern. Heute heissen sie
Mapping (das uns eine neue Blütezeit für In
formationsdesign bringt) und Apping – und
liefern jedem sein ganz individuelles Ergebnis,
seine individuelle Orientierung. Wir bewegen
uns damit zurück zu jenem Mittelpunkt des
Universums, aus dem wir durch die koperni
kanische Revolution vertrieben wurden – aller
dings jetzt mit sieben Milliarden Mittelpunkten
für sieben Milliarden Welten.
Peter Glaser > Seite 22
Die GrOSSe entOrDnUnG Herausfinden zu
wollen, wo es langgeht, ist dem Menschen
ebenso unstillbar wie erfolglos gegeben. Aus
diesem unermüdlichen Scheitern sind mächtige
zivilisatorische Leitströmungen hervorgegan
iDeen
thema
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GDI Impuls . Nummer 2 . 2011
Selbstständigkeit zu suggerieren – selbst wenn
die Handlungsspielräume in Wirklichkeit irrele
vant oder nonexistent sind.
Gespräch mit Enrico Spolaore > Seite 80
Die StaatSfOrmel Die wichtigsten Einfluss
grössen für die optimale Grösse von Staaten
sind die Produktionskosten öffentlicher Güter,
die durch Heterogenität entstehenden Kosten
und der Grad der internationalen Offenheit eines
Landes. In einer Welt, in der jedes Land nur für
sich produziert, haben grössere Länder grös
sere Binnenmärkte, und wer grössere Märkte
hat, kann kostengünstiger produzieren. Öko
nomische Integration in den Weltmarkt führt
deshalb zu politischer Desintegration. Die bei
den GrossStaaten China und Indien begegnen
diesen zentrifugalen Kräften unterschiedlich:
China hält sie durch eine stark zentralistische
Diktatur zurück, Indien setzt auf Dezentralisie
rung. Die EU hat bei ihrer Integrationspolitik die
Kosten der Heterogenität massiv unterschätzt –
ein langfristiger Entwicklungspfad zu einer er
folgreichen Europäisierung erforderte eine
deutlich höhere Transparenz der europäischen
Institutionen und Entscheidungswege.
Gordon Nemitz . Christian Rieder > Seite 86
hOmO SmartphOne Seit dem iPhoneStart
sind Smartphones vom ManagerTool zum om
nipräsenten und potenten Begleiter geworden.
Was das klassische Schweizer Sackmesser
für den Umgang mit Materiellem ist, sind sie für
den Umgang mit Immateriellem. In einer Studie
haben die Autoren untersucht, wie sich dreissig
Intensivnutzer von Smartphones in unter
schiedlichen sozialen und funktionalen Konte
xen verhalten. Sie führen ein Leben im 17/7
Takt: sieben Tage die Woche siebzehn Stunden
pro Tag in Kommunikation oder auf Standby.
Der Kontakt im sozialen Netzwerk ersetzt dabei
immer mehr den Kontakt mit der realen Um
gebung, insbesondere in TransitZeiten. Beim
Shopping degradiert das Smartphone den sta
tionären Handel zum 4DInformationskanal:
Waren werden im Laden begutachtet, danach
werden im mobilen Internet Preise verglichen,
um als Smart Shopper Geld zu sparen. Die Me
diennutzung auf dem Smartphone beschränkt
sich fast völlig auf Schlagzeilen und Abstracts.
In die Tiefe gehende Beschäftigung geschieht
durch OfflineLektüre, meist am Wochenende,
oder durch nichtelektronische Gespräche mit
Bekannten – oder auch gar nicht.
Alexander Ross > Seite 92
alphamännchen-DämmerUnG Der Män
nerklub in den Führungsetagen von Wirtschaft
und Politik wird aufgemischt: Diversity ist in,
die Zahl der Frauen in Führungspositionen
nimmt ebenso zu wie die Aufmerksamkeit für
das Thema – eine ernste Bedrohung für jene
Alphamännchen, die Management by Testos
teron praktizieren. Zusätzlich in die Defensive
geraten sie durch den Fall StraussKahn. Er
wird für Alphatiere zu dem, was Fukushima für
die Atomkraft wurde: der Anfang vom Ende.
Eine ganze Reihe von Abwehrstrategien kann
die AlphamännchenDämmerung zwar brem
sen, aber nicht verhindern. Eine Alternative
könnte eine Arbeitsteilung nach Pferdevorbild
sein: Der Alphahengst kommt zum Einsatz,
wenn es ums Kämpfen geht – aber die Führung
der Herde übernimmt immer eine Stute.
Karin Frick > Seite 100
peaK privacy Die Privatsphäre, deren Ver
schwinden heute so oft beklagt wird, ist ein
Ideal der Moderne. In der Antike und im Mittel
alter war die Überzeugung, dem Menschen
stünde ein abgetrennter Raum für Eigenes zu,
nicht in der heutigen Form vorhanden. Niemand
forderte in der Antike, die Allgemeinheit müsse
individuelle Verwirklichung ermöglichen. Im
Gegenteil, die Allgemeinheit hatte Anspruch auf
die Individuen und selbst auf die Unversehrtheit
ihrer waffen fähigen Körper. Die seit einiger Zeit
zunehmende Öffnung der Privatsphäre wird von
der InternetGeneration nicht so sehr als Man
gel empfunden, sondern eher als ein eigener
Wert. Für sie ist die Verbindung zum Netzwerk
wichtiger als die eigene Privatsphäre. Wer im
Netz Resonanz er zeugen will, muss transparent
sein und sich in andere einfühlen können. Of
fenheit wird zur Schlüsselkompetenz im Zeit
alter der Social Networks.
Natalia Gemperli . Martina Kühne > Seite 104
wO wirD man mODemetrOpOle? Um eine
prosperierende Modestadt zu werden, reichen
einzelne Faktoren wie bekannte Designer, re
nommierte Modeschulen, glamouröse Mode
wochen oder wirtschaftlich attraktive Produk
tion nicht aus. Vielmehr spielen wirtschaftliche,
gesellschaftliche und kulturelle Faktoren zu
sammen. Je stärker die Vernetzungen und Ver
knüpfungen, desto grösser das Potenzial. Neu
im Kreis der Standortfaktoren sind Streetstyle
Blogs, die die Modewirklichkeit jenseits der
Laufstege zeigen. Und neu im Kreis der Mode
metropolen sind Berlin, Johannesburg, Dubai,
Moskau, São Paulo, Kopenhagen und Barce
lona. Um den Aufstieg in dieser Gruppe kämpfen
derzeit Belfast, Seoul und Istanbul.
Gespräch mit Rolando Benedick > Seite 108
Der KUnDe SUcht heUte GemütlichKeit
Der Handel befindet sich in einem Umbruch,
wie er ihn zuletzt bei der Erfindung des Waren
hauses erlebte. Die zunehmende Verschmelzung
von Online und OfflineWelt stellt alles Be
währte infrage, es entsteht ein Bedürfnis nach
Erneuerung. Neben einer klaren Identität gehö
ren dazu Vereinfachung der Prozesse, höhere
Schnelligkeit und lokalerer Einkauf: weniger in
China oder Bangladesch, mehr in der Ukraine
oder Polen, die für Europa wichtiger sind.
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GDI ImpulsWissensmagazin für Wirtschaft, Gesellschaft, Handel
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AUTORENLISTE (AUSZUG)Kofi Annan: Die afrikanische Herausforderung . Norbert Bolz: Religion ist der Antitrend zu allen Trends – Und deshalb Trend . Dieter Brandes: Die Kunst des Weglassens . Thomas Davenport und Jeanne Harris: Das Handbuch der PrognoseTechniken . Dagmar Deckstein: KlasseBewusstsein für Manager . Daniel Goleman: Emotionales Management . Tim Renner: «Warum Bauen Autobauer keine Fahr räder?» . Phil Rosen zweig: «Manager lassen sich über das Geheimnis des Erfolgs systematisch täuschen» . Douglas Rushkoff: «Der interaktive Raum ist heute ebenso verschmutzt wie die ShoppingMall» . Edgar Schein: Vier Gesichter der Führung . Burkhard Spinnen: Kapitalismus, Sozialismus, Fraternismus . Peter Wippermann: Sozialer Reichtum . Klaus Woltron: Wie man Engelskreise konstruiert . Muhammad Yunus: Soziales Business
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