die gründung des karlsruher instituts für technologie kit · der ambitionierte zeitplan des bmbf...
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Die Gründung des Karlsruher Instituts für Technologie KIT1
(Dr. Dennis Nitsche)
1. Die Ausgangslage: Universität Karlsruhe (TH) und Forschungszentrum Karlsruhe Die Universität Karlsruhe (TH)2, gegründet 1825 als Polytechnische Schule und
damit die älteste technische Universität in Deutschland, zählt zu den leistungsstarken
Hochschulen in Deutschland. Mit rund 18.000 Studierenden zu Beginn des neuen
Jahrhunderts erreichte die Universität Karlsruhe (TH) zwar nicht die Masse der
Hochschul-Kolosse in Berlin, München oder Köln, sie zeichnete sich jedoch in
besonderem Maße durch ihre Forschungsorientierung aus, insbesondere in den
Bereichen Natur- und Ingenieurwissenschaften. Die hervorgehobene Bedeutung der
Forschung, die bereits 1995 im Namenszusatz „Forschungsuniversität - gegründet
1825“ ihren Niederschlag gefunden hatte, wurde jedoch nie als Degradierung des
zweiten universitären Auftrags, der Lehre, angesehen, sondern vielmehr als
Voraussetzung für ein hohes Ausbildungsniveau auf dem neuesten Stand der
Forschung. Wenngleich die Universität Karlsruhe (TH) kontinuierlich, bezogen auf die
Zahl der Mitarbeiter, zu den drittmittelstärksten Forschungseinrichtungen in
Deutschland zählte, und in einigen Bereichen auch im internationalen Vergleich zu
den führenden Forschungseinrichtungen zählte, wurde sie aufgrund ihrer nur
mittleren Größe insgesamt nicht als Institution von Weltrang wahrgenommen. Neben
der Universität besteht in Karlsruhe seit 1956 eine zweite Forschungseinrichtung mit
ebenfalls ausgezeichnetem Ruf: Das Forschungszentrum Karlsruhe (FZK)3. Seit
seiner Gründung als „Kernreaktor Bau- und Betriebsgesellschaft mbH“ hat sich das
Forschungszentrum Karlsruhe kontinuierlich und weit über den ursprünglichen
Auftrag hinaus zu einer führenden Forschungsstätte in Deutschland entwickelt. Das
Forschungszentrum ist heute mit nahezu 4.000 Mitarbeitern die größte Einrichtung in
der Helmholtz-Gemeinschaft und bearbeitet zahlreiche natur- und
ingenieurwissenschaftliche Themenkomplexe: Struktur der Materie, Kernfusion,
Nachhaltigkeit und Technik, Nukleare Sicherheitsforschung, Atmosphäre und Klima,
Rationelle Energieumwandlung, Biomedizinische Forschung, Nano- und
Mikrosysteme, Regenerative Medizin sowie Wissenschaftliches Rechnen. Mit einem
1 Alle verwendeten Grafiken und Bilder: Universität Karlsruhe (TH). 2 Siehe dazu: www.uni-karlsruhe.de (Stand: 01.04.2008). 3 Siehe dazu: www.fzk.de (Stand: 01.04.2008).
1
Budget von jeweils rund 300 Millionen Euro (2007) sowie jeweils etwa 4.000
Mitarbeitern sind Universität und Forschungszentrum nicht nur in der
wissenschaftlichen Ausrichtung, sondern auch in der Größe sehr ähnlich. Bereits seit
den 1950er Jahren bestehen in einigen Teilbereichen erfolgreiche Kooperationen,
die jedoch aufgrund der institutionellen Besonderheiten (Landesuniversität
Forschungseinrichtung des Bundes) mehrheitlich projektbezogen angelegt waren.
2. Die Exzellenzinitiative Am 26. Januar 2004 stellte die Bundesministerin für Bildung und Forschung,
Edelgard Bulmahn (SPD), ein Konzept zur Förderung der Spitzenforschung vor:
„Brain up! Deutschland sucht seine Spitzenuniversitäten“.4 Die Initiative zielte darauf
ab, die chronische Unterfinanzierung der Wissenschaft in Deutschland anzugehen
und besonders erfolgreiche Universitäten im internationalen Wettbewerb zusätzlich
zu stärken. Angedacht war, bis zu fünf Universitäten mit jeweils bis zu 50 Millionen
Euro jährlich zu fördern und noch vor Ablauf der Förderperiode Folgewettbewerbe
zur Zündung einer „positiven Leistungsspirale“5 anzuschließen. Bulmahn: „Die
Modernisierung des Forschungssystems muss zügig umgesetzt werden. Wir
brauchen dringend mehr Geld für die Forschung, aber auch mehr Qualität fürs
Geld.“6
Der ambitionierte Zeitplan des BMBF sah eine Ausschreibung des Förderprogramms
in drei Förderlinien bereits für den Sommer 2004 vor. Hierbei war eine Besonderheit
des Antragsverfahrens von erheblicher Bedeutung: Eine Auszeichnung in der dritten
Förderlinie wurde an die Bedingung geknüpft, dass auch in den ersten beiden
Förderlinien erfolgreiche Anträge genehmigt würden.
Drei Dimensionen der Exzellenzinitiative
1. Förderlinie Graduiertenschulen
2. Förderlinie Exzellenzcluster
3. Förderlinie Zukunftskonzepte
4 Vgl.: BMBF: Exzellenzinitiative, abrufbar unter: http://www.bmbf.de/de/1321.php (Stand: 01.04.2008). 5 BMBF: Pressemitteilung 09/04, 26.01.2004, abrufbar unter: http://www.bmbf.de/press/1053.php (Stand: 27.03.2008). 6 BMBF: Pressemitteilung 09/04.
2
Aufgrund der grundgesetzlich verankerten Zuständigkeit der Bundesländer für die
Universitäten und entsprechend zurückhaltender Reaktion der Länderministerien
hinsichtlich forschungspolitischer Aktivitäten des Bundes wurde die Umsetzung des
Programms mit der Frage der Föderalismusreform verknüpft. Nachdem weder zum
Jahresende 2004 noch im April 2005 eine Einigung zwischen dem Bund und den
Ländern erzielt werden konnte, sahen viele Beobachter das nunmehr unter dem
Schlagwort „Exzellenzinitiative“ diskutierte Programm als gescheitert an.
An der Universität Karlsruhe (TH) gingen die Meinungen über die Umsetzbarkeit der
Exzellenzinitiative auseinander: Während der Rektor der Universität, Prof. Dr. Horst
Hippler, der Initiative keine Erfolgsaussichten mehr einräumte, beurteilte Prof. Dr.
Detlef Löhe, vormals Mitglied im Senat der Universität und seit dem Wintersemester
2005/2006 Prorektor für Forschung, die Lage vorsichtig positiv, da er aufgrund seiner
Mitgliedschaft im DFG-Senat einen guten Einblick in den Fortgang der Planungen zur
Exzellenzinitiative besaß und dadurch auch kleinste Fortschritte in der Sache
wahrnehmen konnte.7
Am 23. Juni 2005 erzielten der Bund und die Länder schließlich eine Einigung über
die Durchführung der Exzellenzinitiative, sodass mit fast eineinhalbjähriger
Verzögerung Mitte August die offizielle Ausschreibung erfolgen konnte. Da die
finanziellen Mittel für die erste Ausschreibungsrunde der Exzellenzinitiative bereits im
Haushalt 2006 vorgesehen waren und daher die Zeit drängte, wurde der
Abgabetermin für die Antragsskizzen für die ersten beiden Förderlinien bereits auf
den 30. September 2005, und für die dritte Förderlinie auf den 14. Oktober 2005
festgelegt. 8
7 Noch vor der Einreichung des Antrags in der Exzellenzinitiative trat Professor Löhe aus der Fachkommission der DFG, die für die Begutachtung der Anträge in der ersten und zweiten Förderlinie verantwortlich war, zurück, um jeden Anschein der Befangenheit von vornherein auszuschließen. Über die Anträge in der dritten Förderlinie entschied die Strategiekommission des Wissenschaftsrats. Fachkommission und Strategiekommission bildeten später zusammen mit Vertretern des Bundes und der Länder die Bewilligungskommission, die über die konkrete Ausschüttung der Gelder aus der Exzellenzinitiative befand. 8 Die Ausschreibung erfolgte in zwei Runden. Da die Universität Karlsruhe (TH) in der zweiten Förderrunde nicht mit Projektanträgen in den ersten beiden Förderlinien erfolgreich war, wird die zweite Ausschreibungsrunde im Folgenden ausgeblendet. In der zweiten Runde, die Entscheidung wurde am 19. Oktober 2007 bekanntgegeben, waren folgende Universitäten in allen drei Förderlinien erfolgreich: Universität Freiburg, FU Berlin, Universität Heidelberg, Universität Konstanz, RWTH Aachen, Universität Göttingen.
3
Bei den Graduiertenschulen wurde eine
Gesamtzahl von etwa 40 (davon 20 in der
ersten Ausschreibungsrunde) angestrebt,
während bei den Exzellenzclustern rund 30
(15) Projekte zum Zuge kommen sollten. Die
Auszeichnung der Zukunftskonzepte wurde durch die Beschränkung auf insgesamt
maximal 10 deutlich restriktiver gehandhabt.
Exzellenzinitiative: Finanzielle DimensionGesamtvolumen: 1,9 Mia. Euro
2006 190 Mio. Euro
2007-2010 Je 380 Mio. Euro
2011 190 Mio. Euro
3. Die Skizzenphase Unter großem zeitlichem Druck wurden von der Universität Karlsruhe (TH)
fristgerecht in allen drei Förderlinien Antragsskizzen eingereicht. Für die erste
Förderlinie wurde maßgeblich von Prof. Dr. Ulrich Lemmer das Konzept zur
Einrichtung der Karlsruhe School of Optics and Photonics (KSOP)9 entwickelt, für die
zweite Förderlinie der Exzellenzcluster wurde das Konzept des Center for Functional
Nanostructures (CFN)10, das bereits 2001 als DFG-Projekt angelaufen war, im
Wesentlichen von Prof. Dr. Martin Wegener weiterentwickelt.11 Die Bearbeitung der
Skizze für die dritte Förderlinie wurde von der scheidenden Prorektorin für
Forschung, Prof. Dr. Doris Wedlich, dem designierten Prorektor für Forschung, Prof.
Dr. Detlef Löhe, und von Rektor Horst Hippler selbst geleistet. Entsprechend der sehr
engen zeitlichen Vorgaben musste in aller Eile eine Antragsskizze
„zusammengenagelt“ (Löhe) werden. In der Antragsskizze wurde, wie von der
Strategiekommission des Wissenschaftsrates anerkannt12, der von der Universität in
den zurückliegenden Jahren eingeschlagene Weg in Richtung forschungsorientierter
9 Siehe dazu: www.ksop.de (Stand: 01.04.2008). 10 Siehe dazu: www.cfn.uni-karlsruhe.de (Stand: 01.04.2008). 11 Die KSOP- und CFN-Anträge setzten sich sowohl in der Skizzen- als auch in der Vollantragsphase auf Anhieb erfolgreich durch und erfüllten damit die oben angesprochene Voraussetzung für den Erfolg in der dritten Förderlinie. Die Auszeichnung als „Exzellenzuniversität“ war somit allein vom Erfolg in der dritten Förderlinie, den Zukunftskonzepten, abhängig. Da das Zukunftskonzept somit überragende Bedeutung für den Status als Exzellenzuniversität erlangt, wird im Folgenden nur noch auf den KIT-Antrag Bezug genommen. 12 Aus dem Schreiben des Wissenschaftsrates: „Das eingereichte Zukunftskonzept ist von der Gemeinsamen Kommission als ein weiterführender Ansatz zur Umstrukturierung und Förderung der universitären Spitzenforschung gewürdigt worden. Die Reformen der vergangenen Jahre seien positiv anzurechnen. Die Aufstockung der bereits existierenden „Center of Excellence“ und die Einrichtung von „Young investigator groups“ und eines „House of graduate students“ könnten nach Ansicht der Gemeinsamen Kommission sehr gut an die bereits erfolgten Aktivitäten zur Konzentration herausragender Forschung anknüpfen. Die Gemeinsame Kommission hat auch die angestrebte Reorganisation der Universität, verbunden mit der Schaffung neuer Exekutiv- und Managementstrukturen, positiv bewertet.“
4
Strukturen konsequent fortgeführt, indem eine Reihe von zukunftsweisenden
Elementen beschrieben wurde. Einen wirklich großen Wurf mit einer
bahnbrechenden Zukunftsvision enthielt diese Skizze jedoch noch nicht.
4. Vollantrag: Der Weg zur Exzellenzuniversität Am 20. Januar 2006 gaben DFG und Wissenschaftsrat die Ergebnisse der
Vorauswahl bekannt und forderten die Universität Karlsruhe (TH) zur Einreichung
eines Vollantrags auf, der, wiederum binnen kürzester Frist, bis zum 20. April 2006
einzureichen war. In einem ersten Schritt zur Erstellung des Vollantrags analysierten
Rektor Hippler und Prorektor Löhe die Tragfähigkeit der Antragsskizze für den
anstehenden Wettbewerb mit den weiteren 9 Universitäten, die ebenfalls zur
Einreichung eines Vollantrags für ihr Zukunftskonzept aufgefordert waren. Im Zuge
dieser Analyse entwickelten Hippler und Löhe eine Zukunftsvision, die in ihrer
Dimension weit über die ursprüngliche Antragsskizze hinausging, indem sie auch das
Forschungszentrum Karlsruhe mit in die Überlegungen zur Zukunft der Universität
Karlsruhe (TH) einschloss: Gegenüber Dr. Manfred Popp, dem damaligen
Vorstandsvorsitzenden des Forschungszentrums Karlsruhe, hatte Rektor Hippler die
Idee vorgetragen, beide Einrichtungen in einer strategischen Allianz zu verbinden.
Noch weiter war der von Prorektor Löhe eingebrachte Vorschlag gegangen, neben
dem FZK die um Karlsruhe angesiedelten Fraunhofer Institute13 ebenfalls
einzubeziehen; dieser Vorschlag wurde aufgrund zu hoher Komplexität jedoch
wieder verworfen. Die Verbindung der direkt in der Stadtmitte am Schloss gelegenen
Universität mit dem rund 10 Kilometer nördlich, mitten im Hardtwald, gelegenen
Forschungszentrum bot aus Sicht des Rektorats für beide Einrichtungen erhebliche
Vorteile (siehe unten) und erfüllte zugleich auf ambitionierte Weise das Kriterium der
„Zukunftskonzepte“, die das BMBF in der dritten Förderlinie der Exzellenzinitiative
avisierte. Der Vorstandsvorsitzende des FZK, Dr. Manfred Popp, trug die Idee von
Beginn an begeistert mit und trat in einen intensiven Meinungsaustausch mit der
Universitätsleitung ein, um das Projekt voranzutreiben. Die Vision fand in der Folge
auch Niederschlag in einer Empfehlung der Perspektivkommission für das
13 In Karlsruhe selbst sind das Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung ISI und das Fraunhofer Institut für Informations- und Datenverarbeitung IITB angesiedelt, im naheliegenden Pfinztal das Fraunhofer Institut für Chemische Technologie ICT und in Baden-Baden das Fraunhofer Institut für biomedizinische Technik.
5
Forschungszentrum Karlsruhe und wurde damit von beiden Einrichtungen
getragen.14 Wenngleich eine Zusammenarbeit beider Einrichtungen bereits seit
Jahrzehnten in vielfältigen Formen bestand, eröffnete die Vision einer gemeinsamen
Zukunft in enger Verknüpfung für beide Einrichtungen reizvolle Aspekte, u.v.a.
erhöhte internationale Sichtbarkeit, Entwicklung und Umsetzung einer gemeinsamen
Forschungsstrategie, gemeinsame Berufungspolitik, gegenseitige Nutzung von
Infrastrukturen, verbesserter Zugang des Forschungszentrums zu
wissenschaftlichem Nachwuchs, Einbindung der FZK-Wissenschaftler in die
Ausbildung der Studierenden. 10
km
, 15
min
10 k
m, 1
5 m
in
Universität11 Fakultäten
120 Institute4 000 Mitarbeiter
18 500 Studenten280 Mio.€ Budget
Universität11 Fakultäten
120 Institute4 000 Mitarbeiter
18 500 Studenten280 Mio.€ Budget
Forschungszentrum15 Programme27 große Institute
3 700 Mitarbeiter300 Mio.€ Budget
Forschungszentrum15 Programme27 große Institute
3 700 Mitarbeiter300 Mio.€ Budget
Ideale Ausgangsbedingungen: Gleichrangige Partner, räumliche Nähe, vergleichbare
wissenschaftliche Ausrichtung.
Aus vielfältigen Diskussion kristallisierte sich schließlich ein klares Ziel heraus:
Aufbauend auf der jahrzehntelangen Kooperation beider Einrichtungen sollte eine
echte Fusion zum Karlsruher Institut für Technologie angestrebt werden – das KIT
sollte tatsächlich die Rechtspersonen Universität und Forschungszentrum in einer
Institution vereinen. Dieser Vorschlag bedeutete nichts weniger als eine Revolution
gegen das stark versäulte deutsche Wissenschaftssystem. Die Radikalität dieses 14 Empfehlungen der Perspektivkommission für das Forschungszentrum Karlsruhe, 15.03.2006: „The committee sees the possibility of establishing an elite university concept that does not yet exist in Germany. We recommend that the possibility and the details of such an alliance be worked out in some detail in order to determine the feasibility of the concept.”
6
Ansatzes sollte noch lange Zeit ein Politikum bleiben: Weder der Bund noch das
Land zeigten sich allzu begeistert, dem jeweils anderen ein Mitspracherecht in der
eigenen Forschungseinrichtung zuzugestehen. Der Begriff „Fusion“ wurde daher
lange Zeit nicht offen verwendet, sondern in weniger dramatisch anklingende
Sprachregelungen wie „intensive Zusammenarbeit“ transkribiert, zumal die
Zustimmung beider Ministerien zur Umsetzung der Idee unerlässlich war.
DeutschesWissenschaftssystem
DFG
WG
L
FhG
MPG
Uni
vers
itäte
n
HG
F
Finanzierung (Bund:Länder)90:1058:42 50:50 50:50 30%, 90:100:100
117 15 80 84 58
DFG Deutsche Forschungsgemeinschaft
HGF Helmholtz-Gemeinschaft (darin: FZK)
MPG Max-Planck-Gesellschaft
WGL Wilhelm-Gottfried-Leibniz-Gesellschaft
FhG Fraunhofer-Gesellschaft
Erläuterung zu den
Abkürzungen der Grafik.
Schematische Darstellung des Wissenschaftssystems
Offen war zu diesem Zeitpunkt noch die konkrete Ausgestaltung des
Zusammenschlusses, zumal KIT in der Antragsskizze noch nicht angedacht gewesen
war. Im Zusammenspiel mit den Prodekanen für Forschung, einer erst im Januar
2006 eingerichteten Funktion der Fakultäten, wurde die Antragsskizze nahezu
vollständig verworfen und durch die nunmehr weitergehenden Pläne zum
Zusammenschluss der beiden Einrichtungen ersetzt. Das zentrale Element bei der
Ausarbeitung der Vision KIT lag in einem Perspektivwechsel, der sich nicht mehr die
wissenschaftlichen Disziplinen zur Basis machte, sondern sich an
Forschungsbereichen und Forschungsfeldern orientierte. Das aus diesem Ansatz
entwickelte Kompetenzportfolio, das fortlaufend aktualisiert wird, erlaubt einen
verlässlichen Überblick über die tatsächlich an beiden Einrichtungen bearbeiteten
Themengebiete und ermöglicht dadurch eine interdisziplinäre Verschränkung in
bislang einmaligem Ausmaß.15
15 Ein weiterer positiver Nebeneffekt des Kompetenzportfolios liegt in der Erleichterung des Zugangs für externe Partner. Das erleichterte Matching wird daher zu einer Steigerung der Drittmitteleinnahmen aus der Wirtschaft führen.
7
• Elementary and Astroparticles• Condensed Matter• Nanoscience• Microtechnology• Optics and Photonics • Applied and New Materials
Matter and Materials (6)
• Biotechnology• Toxicology and Food Science• Health and Medical Eng. • Cell Biology
Applied Life Sciences (4)
• Atmosphere and Climate Research • Disaster Management and Risk Reduction
• Environmental Engineering and Sustainable Urban Development
Earth and Environment (3)
• Cognition and Information Engineering • Communication Technology • Algorithm, Software and System Engineering• Organisation and Service Engineering• High-Performance and Grid Computing• Mathematical Models
Information, Communication, and Organisation (6)
• Conservation of Cultural Heritage, Forming of Identity and Integration in Europe
• Business and Economics • Interaction of Science and Technology with Society
Impact on Society (3)
• Gas, Fluid, and Particle Dynamics• Catalysis, and Thermodynamic and
Kinetic Processes• Fuel and Combustion
• Systems and Embedded Systems• Mobile Systems and Mobility• Power Plant Technology• Product Life Cycles
System and Process Engineering (7)
Das KIT-Kompetenzportfolio erlaubt Externen einen raschen Zugang zum KIT und ermöglicht intern
die interdisziplinäre Vernetzung (Stand 31.03.2008).
Die Erarbeitung dieses Konzeptes, das in seiner Bedeutung für die Universität und
das Forschungszentrum, aber auch für die Wissenschaftslandschaft in Deutschland
insgesamt, weit über die ursprüngliche Antragsskizze hinausging, wurde von einem
Kernteam von nur vier Personen vorangetrieben: Prof. Dr. Detlef Löhe, Dr. Timo
Mappes, Dipl.-Ing. Oliver Ulrich sowie Frau Ursula Holtfester. Wichtige Anregungen
und Beiträge trugen zudem Prof. Dr. Volker Saile und Prof. Dr. Christof Weinhardt
bei. Neben einer ausführlichen Stärken-Schwächen-Analyse der Ist-Situation enthält
das Zukunftskonzept16 im Wesentlichen eine Vision zur Verschmelzung der
Universität und des Forschungszentrums sowie eine Skizze der hierfür
erforderlichen, ergänzenden und neuartigen Forschungsstrukturen, aber auch zur
Verbesserung der Gleichstellung sowie zu Lehre und Innovation. Aufgrund rigider
inhaltlicher Vorgaben und der Beschränkung auf maximal 70 Seiten Antragstext
konnte lediglich der Hauptgedanke im Fließtext ausgebreitet werden, während
Nebenbemerkungen in die Fußnoten verschoben wurden. Um zusätzlichen Raum zu
gewinnen, wurde die ausführliche KIT-Vision im Haupttext nur in groben Linien
gezeichnet und erst in einem gesonderten Anhang ausführlich dargelegt. Erst am
Nachmittag des Einreichungstermins konnte der Antrag in Druck gegeben werden,
und um alle Unwägbarkeiten auszuschließen, wurden gleich zwei Fahrer damit
beauftragt, den Antrag auf gesonderten Wegen noch vor Mitternacht des 20. April
2006 persönlich bei der DFG in Bonn abzugeben. „Unser Tagesablauf in der 16 Englischer Titel: Concept for the Future – The Foundation of a Karlsruhe Institut for Technology, KIT
8
Schlussphase bestand nur noch aus Schlafen, Essen und am Konzept schreiben“, so
Prorektor Löhe, „wir haben alle bis an die Grenzen der Leistungsfähigkeit und der
Gesundheit – und teilweise darüber hinaus – gearbeitet.“
Wie bei allen größeren Projektanträgen üblich, wurde auch im Rahmen der dritten
Föderlinie der Exzellenzinitiative eine Begehung in Karlsruhe für den 6. Juli 2006
angesetzt. Die Gestaltung der vorangegangenen Begutachtungen zu den ersten
beiden Förderlinien in einem Bonner Tagungshotel war weitgehend unproblematisch
gewesen, da hierzu sowohl auf Seiten der Gutachter wie auch der Antragsteller
breite Erfahrung bestand. Die dritte Förderlinie der Zukunftskonzepte war für beide
Seiten dagegen absolutes Neuland: Wie sollte man eine Vision für die Zukunft durch
eine Vor-Ort-Begehung erfahren können respektive erfahrbar machen? Diese
Unsicherheit erschwerte die Vorbereitungen auf den Besuch der
Gutachterkommission erheblich. Zudem bestanden Differenzen bezüglich der Art und
Weise der Begehung: Der Universität Karlsruhe (TH) war es ein großes Anliegen, die
Gremien der akademischen Selbstverwaltung, aber auch Studierende, Mitarbeiter
und externe Gäste, in den Prozess einzubeziehen und favorisierte daher eine
Veranstaltung im großen Rahmen des Audimax. Der Gutachterkommission schwebte
dagegen ein eher kleinerer Kreis von maximal 50 Personen von Seiten der
Universität und des FZK vor. Im Ergebnis verband man beide Vorstellungen und
verlegte nach einem großen Auftakt die konkrete Arbeit in kleinere Arbeitsgruppen.
Wenngleich die Begehung insgesamt aus Sicht aller Beteiligten sehr erfolgreich
verlaufen war, gab es keine klare Meinung hinsichtlich der Auswirkungen der
Begehung auf die Chancen des Antrags. „Wir haben uns nicht zu viel versprochen,
auch weil wir natürlich die Konkurrenzsituation nicht völlig überblicken konnten, aber
wir waren der Überzeugung, unsere Chancen gewahrt zu haben“, blickt Detlef Löhe
zurück. Ein Wermutstropfen war lediglich die Reaktion des baden-württembergischen
Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst, das sich nach einem
Arbeitsgespräch mit den Dekanen nicht von deren Unterstützung für das Projekt KIT
überzeugt zeigte.
5. Die Entscheidung: Grünes Licht für KIT
9
Die Entscheidung über die Anträge in der Exzellenzinitiative fiel schließlich am 13.
Oktober 2006: Zur Überraschung vieler Konkurrenten wurde neben den beiden
Münchener Universitäten die Universität Karlsruhe (TH) zur Siegerin im
Exzellenzwettbewerb gekürt!17
Strahlende Sieger: Prorektor Detlef Löhe, Rektor Horst Hippler und der Vorstandsvorsitzende des FZK, Manfred Popp (v.l.n.r.).
„Bis zur Entscheidung in der
Exzellenzinitiative war das Projekt
KIT in erster Linie ein Kind der
Universitätsleitung gewesen, von
Seiten des FZK hatte sich lediglich der Vorstandsvorsitzende Manfred Popp inhaltlich
in die Vorarbeiten eingebracht“, erläutert Rektor Hippler und verweist auf die
zwangsläufigen Einschränkungen auch in der Binnenkommunikation der beiden
Forschungseinrichtungen. „Die knappen Fristen haben uns sehr stark unter Druck
gesetzt, sodass wir die Vision KIT nicht immer so intensiv mit den Mitarbeitern der
Universität und des Forschungszentrums diskutieren konnten, wie wir das gerne
getan hätten.“ In der Folgezeit musste das Projekt von einem Commando-
Unternehmen der Führungsspitze beider Einrichtungen in ein integratives Konzept
unter Beteiligung möglichst aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter transformiert
werden. In einem Eckpunktepapier18 vom 21.11.2006 vereinbarten das
Bundesministerium für Bildung und Forschung, die baden-württembergischen
Ministerien für Wissenschaft und Wirtschaft, die Helmholtz-Gemeinschaft sowie das
FZK und die Universität Richtlinien zum weiteren Vorgehen im Projekt KIT. Bis Ende
Mai 2007 sollte ein Detailkonzept entwickelt werden, mit dem die konkrete
Umsetzung von KIT vorbereitet werden sollte. Der damit weiterhin aufrechterhaltene
Zeitdruck beseitigte zwar einerseits jegliche Gefahr eines Versandens, setzte jedoch
andererseits die Führungsebene sowie die Mitarbeiter am operativen KIT-Prozess
unter erheblichen Leistungsdruck. Der Zeitdruck und die große Dimension der KIT-
17 Vgl.: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG): Aktuelles und Hintergründe zur Exzellenzinitiative, abrufbar unter: http://www.dfg.de/aktuelles_presse/themen_dokumentationen/exzellenzinitiative/ index.html (Stand: 01.04.2008). 18 Eckpunktepapier, abrufbar unter: http://www.bmbf.de/pub/eckpunktepapier_kit.pdf (Stand: 01.04.2008).
10
Vision ließen in der Folge eine strukturelle Verstärkung des Arbeitsmodus
unumgänglich werden, zumal das Alltagsgeschäft beider Institutionen möglichst ohne
Einschränkungen weitergeführt werden sollte. Im Februar und März 2007 wurde
daher das KIT-Büro aufgebaut, das unter der kollegialen Leitung von Dr. Wolfram
Schüssler (FZK) und Frau Bettina Eltester (Universität) mit Hilfe von rund 20
Koordinatoren19 und 120 Mitarbeitern in Arbeitsgruppen das KIT-Konzeptpapier
entwickelte. „Unsere Mitarbeiter haben mit dem KIT-Konzeptpapier wirklich
Unglaubliches geleistet. Auf der Basis dieses Papiers konnten wir bereits im Juni
2007 in die Umsetzungsphase zur Gründung von KIT übergehen“, lobt Rektor
Hippler. „Die Motivation und der Einsatz unserer Mitarbeiter für KIT haben mich
persönlich sehr beeindruckt. Für die Realisierung von KIT ist diese Begeisterung
unerlässlich, denn nur wenn die Mitarbeiter unsere Vision teilen, können wir Erfolg
haben.“ Binnen weniger Monate erarbeiteten die Arbeitsgruppen, unterstützt von der
Boston Consulting Group im Rahmen eines pro bono-Projekts, auf der Basis des
Zukunftskonzepts ein umfangreiches Detailkonzept. Die Arbeitsgruppen hatten
hierbei eine doppelte Aufgabe zu bewältigen: Einerseits mussten Wege gefunden
werden, wie die Fusion in vielfältigen Einzelbereichen gestaltet werden konnte,
andererseits galt es, die unterschiedlichen Kulturen einer dezentral organisierten
Landesuniversität und einer zentral geführten, staatlichen Großforschungseinrichtung
zum Besten von KIT zusammenzuführen. Eine zusätzliche Herausforderung für den
KIT-Prozess bestand in der Einbindung der Mitarbeiter beider Einrichtungen.
Aufgrund der häufig negativen Berichterstattung in den Medien über Fusionen in der
Wirtschaft, befürchteten viele Mitarbeiter Rationalisierungstendenzen im Sinne von
Stellenkürzungen am KIT. Sowohl die Universitätsleitung als auch der Vorstand des
Forschungszentrums führten mehrere Informationsveranstaltungen durch, um den
unbegründeten Ängsten und Ressentiments zu begegnen. Im Rahmen der KIT-
Sommernacht, eines Mitarbeiterfestes zur Feier der gemeinsamen Zukunftspläne am
7. Juli 2007 betonte Rektor Hippler in seiner Ansprache: „Wir haben KIT nicht
gegründet, um Mitarbeiterstellen einzusparen. Unser Ziel ist einzig und allein die
Exzellenz in Forschung, Lehre und Innovation. Ich bin mir sicher, dass wir mittelfristig
sogar mehr Mitarbeiter benötigen werden, um unseren Anspruch zu verwirklichen.
Dies gilt sowohl für die Wissenschaft selbst, als auch für die
19 Der Autor dieses Artikels betreute als Koordinator die Arbeitsgruppen Berufungsverfahren, Internationales, Gleichstellung und Wissenschaftliche Organe.
11
wissenschaftsstützenden Bereiche Verwaltung und Technik sowie für die
Dienstleistungseinrichtungen.“
Mit dem Abschluss der Konzeptionsphase wurde eine Umstrukturierung des KIT-
Prozesses erforderlich: Um eine Reduktion der Arbeitsbelastung der Koordinatoren
auf ein nachhaltig vertretbares Maß zu erzielen, wurde das KIT-Büro mit
hauptamtlichen Mitarbeitern personell verstärkt und die Umsetzung einzelner
Teilprojekte hinsichtlich ihrer Bedeutung für KIT priorisiert. Vorrangig wurden die
Bereiche Forschung, Lehre und Innovation sowie die institutionelle Verschränkung
und schließlich die Verschmelzung der Leitungs- und Aufsichtsgremien bearbeitet.20
Bereits Ende November 2007 konnte auf der Basis einer vertraglichen Vereinbarung
zwischen den Institutionen die gemeinsame Abteilung Presse, Kommunikation und
Marketing (PKM) gegründet werden, die die Pressestelle der Universität sowie die
Stabsabteilung Öffentlichkeitsarbeit, Teile der Abteilung Marketing, Patente und
Lizenzen und das Veranstaltungsbüro des FZK zusammenführte.
6. Die Gründung des KIT Am 13. Dezember 2007 wurde der KIT-Gründungsvertrag als Binnenvereinbarung21
zwischen dem Forschungszentrum Karlsruhe und der Universität Karlsruhe (TH)
unterzeichnet.22 Damit verpflichteten sich die beiden Partner, den KIT-Prozess weiter
voranzutreiben mit dem Ziel der vollständigen Verschmelzung beider Einrichtungen.
Dieser große Durchbruch – seit dem Erfolg in der Exzellenzinitiative waren erst 14
Monate vergangen! – wurde mit einem Festakt am 22. Februar 2008 im Brahmssaal
(Kongresszentrum Karlsruhe) in Anwesenheit der Fachminister des Bundes und des
Landes begangen.
20 Da in der Umsetzungsphase noch einmal deutlich mehr Mitarbeiter beider Einrichtungen involviert werden mussten, als dies noch in der Konzeptphase erforderlich gewesen war, und zudem das KIT-Büro umstrukturiert werden musste, wurde die vorgesehene Soll-Kapazität im KIT-Prozess in einigen Teilbereichen erst im Herbst 2007 wieder erreicht. 21 Der Gründungsvertrag bindet ausschließlich die beiden Institutionen im Binnenverhältnis. Die Einrichtung des KIT als eigenständige Rechtsperson bei gleichzeitiger Auflösung der Universität Karlsruhe (TH) und des Forschungszentrums Karlsruhe kann demgegenüber nur auf gesetzlichem Wege im Rahmen eines KIT-Gesetzes erfolgen. 22 Im Zuwendungsbescheid der DFG zur Förderung des Projekts KIT war der 31.12.2007 als Deadline für die Vertragsunterzeichnung zur Gründung des KIT festgelegt worden. Bei Nichteinhaltung dieser Frist hätte die DFG den Zuwendungsbescheid und damit die Auszeichnung als Exzellenzuniversität zurücknehmen müssen.
12
Der neue Vorstandsvorsitzende des FZK, Prof. Dr. Eberhard Umbach, und der Rektor der Universität Karlsruhe (TH), Prof. Dr. Horst Hippler, nach der Unterzeichnung des KIT-Gründungsvertrags.
7. Nächste Schritte Wenige Tage vor der Gründungsfeier, am 18. Februar 2008, hatte die
Bundesministerin für Bildung und Forschung, Dr. Anette Schavan, und ihr Pendant
aus dem Land Baden-Württemberg, Prof. Dr. Peter Frankenberg, im Rahmen einer
gemeinsamen Pressekonferenz die Entscheidung der Ministerien öffentlich gemacht,
der vollständigen Fusion der Universität und des Forschungszentrums zuzustimmen
und KIT als Körperschaft nach baden-württembergischem Landesrecht bei
gleichzeitiger Mitgliedschaft in der Helmholtz-Gemeinschaft einzurichten. In dieser
Struktur wird KIT einen Aufsichtsrat, einen KIT-Senat und einen Vorstand haben, in
denen die bestehenden Gremien vollständig aufgehen werden. Rektor Hippler und
der Vorstandsvorsitzende des FZK, Prof. Dr. Eberhard Umbach, waren hiervon
bereits vor Weihnachten 2007 in Kenntnis gesetzt, jedoch zu absoluter
Geheimhaltung vergattert worden. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die
Zusammenführung beider Einrichtungen werden im Laufe des Jahres 2008 in den
beteiligten Ministerien unter Beteiligung des FZK und der Universität vorbereitet und
sollen im Herbst 2008 in die Parlamente eingebracht werden, sodass nach
derzeitigem Stand mit der gesetzlichen Einrichtung von KIT noch für Dezember 2008
zu rechnen ist. Zur frühzeitigen Einbindung der Abgeordneten des Bundes und des
Landes werden Anfang April zwei Parlamentarische Abende in Berlin und Stuttgart
durchgeführt, die einerseits zur Information der Abgeordneten über KIT und dessen
Rolle in der deutschen Wissenschaftslandschaft dienen, aber andererseits auch zur
Aufnahme von Impulsen und Anregungen der bildungspolitischen Experten in den
KIT-Prozess beitragen.
13
Entscheidung in der Exzellenz-Initiative:
13. Oktober 2006
Erstellung des KIT-Konzepts
bis Mai 2007
Unterzeichnung des KIT-Vertrags
13. Dezember 2007
KIT-Gründungsfeier
22. Februar 2008
Einheitliche Rechtsperson
Vmtl. Dezember 2008
Überblick über zentrale Entwicklungsstufen von KIT
Wenngleich der KIT-Prozess insbesondere im Bereich der Forschungsstrukturen, die
KIT-Zentren und Schwerpunkte arbeiten bereits oder befinden sich zumindest in
Gründung, weit fortgeschritten ist, harren einige wichtige Fragen noch der Lösung:
Die konkrete Zusammensetzung der Aufsichts- und Leitungsgremien muss noch
geklärt werden, die Leitung des KIT-Vorstands durch die Doppelspitze Hippler/
Umbach ist jedoch bereits vereinbart. Wenngleich die Zusammenlegung der
Verwaltungen kontinuierlich vorangeht, werden aufgrund unterschiedlicher Herkunft
der Mittel (Bund/ Land) die Finanzströme buchhalterisch weiterhin getrennt bleiben
müssen, hier gilt es praktikable Wege zu entwickeln. Der weiteren Verankerung der
Vision KIT bei Mitarbeitern und Studierenden und die Schaffung einer gemeinsamen
Identität wird ebenfalls große Bedeutung zukommen, insbesondere, wenn die
Rechtspersonen Universität und FZK zugunsten des KIT aufgelöst werden. Das
Zusammenwachsen der beiden Institutionen zu einem neuen Ganzen kann nicht
über Nacht erfolgen und ebenfalls nicht dekretiert werden. Auf dem Weg zum KIT
sind daher noch einige Schritte zu gehen. Unbestritten ist jedoch, dass die Exzellenz
in Forschung, Lehre und Innovation auf internationalem Spitzenniveau nur erreichbar
ist, wenn KIT die beiden Missionen der programmorientierten Helmholtz-
Großforschung mit der freien universitären Forschung und forschungsgetriebener
Lehre zusammenbringen kann. KIT ist bereits heute führend in der Energieforschung
in Europa und wird in der Nanowissenschaft stark wahrgenommen, in zahlreichen
weiteren Gebieten wird ebenfalls auf Spitzenniveau gearbeitet, die intensive
Kooperation mit der Wirtschaft gibt hiervon einen Eindruck. Exzellenz in Forschung,
Lehre und Innovation lebt dabei immer von herausragenden Köpfen, und dazu
zählen Professoren, Mitarbeiter und Studierende gleichermaßen. Forschen und
Studieren am KIT wird sich qualitativ an höchsten Maßstäben messen lassen
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können, hierzu tragen der Hector-Wissenschaftsfonds23 und ein hervorragendes
Betreuungsverhältnis erheblich bei. Das große Interesse der internationalen
Wissenschaftswelt an den Entwicklungen in Karlsruhe gibt einen guten Eindruck vom
Potenzial des KIT. Und welches Kompliment könnte schöner sein, als bereits heute
von US-amerikanischen Eliteuniversitäten als ernstzunehmende Konkurrenz
wahrgenommen zu werden?24
KIT
Forschung Lehre Innovation
Helmholtz-Zentrum
Universität
KIT
Forschung Lehre Innovation
Helmholtz-Zentrum
Universität
Drei Aufträge
Zwei Missionen
Eine Einrichtung
Die Zukunft: In KIT ergänzen und unterstützen sich die zwei Missionen wechselseitig und ermöglichen
so die noch bessere Erfüllung der drei Aufträge.
Zum Autor:
Dr. Dennis Nitsche
Persönlicher Referent des Rektors
Universität Karlsruhe (TH)
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
23 Der Hector-Wissenschaftsfonds wurde von Hans-Werner und Josefine Hector am 17.03.2008 eingerichtet und umfasst ein Stiftungsvermögen von 200 Millionen Euro. Der Fonds unterstützt die Gewinnung internationaler Spitzenkräfte, indem er zusätzliche Mittel zur Ausstattung einer Professur sowie einen Förderpreis zur persönlichen Verwendung des Hector-Fellows beisteuert. 24 Für wertvolle Anregungen und Korrekturen zum Text danke ich Herrn Prof. Detlef Löhe sehr herzlich.
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