nachhaltiges bauen - rylltextsich nachhaltiges bauen allmählich zum standard entwickelt. denn...
Post on 31-May-2020
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editorial 3
Nachhaltiges Bauen – Zertifizierungen in Neubau und Bestand
Welches Auto würden Sie lieber fahren? Das, bei dem Ihnen eine TÜV-Plakette
bescheinigt, dass Bremsen, Licht und sonstige Verschleißteile in Ordnung sind,
oder das Auto, das in dieser Hinsicht keine Unbedenklichkeitsbescheinigung
vorweisen kann?
In welchem Hotel würden Sie lieber übernachten? In dem Haus, dem ein Zer-
tifikat bescheinigt, dass hier schadstoffarme Materialien verwendet wurden,
die eine gesunde Innenluft sicherstellen, und dass die thermischen, visuellen
und akustischen Qualitäten optimiert wurden? Oder würden Sie das Haus wäh-
len, bei dem Sie nicht wissen, wie gesund das Raumklima tatsächlich ist? Wel-
chen Bürobestand würden Sie lieber kaufen? Den, dem ein Zertifikat geringe
Betriebskosten bescheinigt, oder den, bei dem Sie auf Überraschungen gefasst
sein dürfen?
Die TÜV-Plakette beim Auto gehört hierzulande schon seit Jahrzehnten zum All-
tag. Bei den Zertifizierungen von Gebäuden steht Deutschland erst am Anfang.
Und doch haben sie die Sichtweisen von Betreibern, Nutzern und Investoren
bereits beeinflusst. Denn ebenso wie die TÜV-Plakette des Kraftfahrzeugs stellt
die Zertifizierung in erster Linie eine Qualitätsgarantie dar.
Genau das aber schätzen alle, die mit solchen Produkten umgehen. Diese Erfah-
rung haben die Bauherren von zertifizierten Büroneubauten unisono gemacht.
Kein Wunder, dass inzwischen für andere Gebäudetypen ebenfalls Zertifizierun-
gen erarbeitet wurden. Die Spannweite reicht mittlerweile vom Labor- und Hotel-
bau über Wohnungsbauten mit mehr als sechs Einheiten bis hin zu modernisier-
ten und Bestandsbürobauten sowie Stadtquartieren.
Sie alle lassen sich durch Zertifizierungen besser bewerten. Das lohnt sich in
jedem Fall, auch für die Zukunft. Denn wie die TÜV-Plakette beim Auto werden
die Zertifizierungen der verschiedenen Immobilientypen langfristig noch einen
weiteren Effekt haben: Die Qualität der bewerteten Objekte steigt. Darüber wird
sich jeder freuen, von den Nutzern über die Betreiber und Investoren bis hin zum
letzten, alles verbindenden Glied: der Umwelt, in der wir leben.
Viel Freude beim Lesen des neuen PraxisCheck wünscht
Ihre PraxisCheck-Redaktion
Christine Ryll
Ina
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Inhalt
6 Autoren
8 Vorwort
10 Nachhaltigkeitszertifizierung
12 Das Zertifizierungssystem der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
14 Zertifizierung von Wohngebäuden
18 Zertifizierung von Bestandsgebäuden
28 Investitionsentscheidungen bei Zertifizierungen
32 Hotelzertifizierung: Positive Effekte auf verschiedenen Ebenen
36 Zertifizierung von Laborgebäuden
40 Quartierszertifikate – die neueste Entwicklung in der Immobilienwelt
44 Nachhaltige Sanierung
48 Perspektiven der Nutzung erneuerbarer Energien
54 Vom Siedlerhaus zum modernen Nullenergiehaus
59 Energetische Modernisierung im Bestand mit ökologischen Vorteilen
64 Praxisbeispiel DGNB-Zertifizierung RiemHotels München
68 Kommunikationsarchitektur im Laborbau
70 Produkte und Dienstleistungen
74 Impressum
inhalt 5
Zertifizierung von BestandsgebäudenSollen Bestandsimmobilien umgestaltet
und zertifiziert werden, gelten andere
Herausforderungen als beim Neubau.
Ein Einblick in die Anforderungen und
Inhalte einer Zertifizierung für die Nut-
zungsprofile „Modernisierung“ und
„Bestand“ sowie die damit verbunde-
nen Herausforderungen. Seite 18
Perspektiven der Nutzung erneuerbarer EnergienBis zum Jahr 2020 soll der Anteil der
erneuerbaren Energien am gesamten
Energieverbrauch der EU auf 20 %
gesteigert werden. Ein Überblick über
die verschiedenen Möglichkeiten.
Seite 48
Energetische Modernisierung im BestandDas „LichtAktiv-Haus“ zeigt, dass
sich mit innovativer Modernisierung
höchste Energieeffizienz im Bestand
verwirklichen lässt. Eine von der TU
Darmstadt erstellte Ökobilanz kommt
sogar auf erheblich geringere Umwelt-
wirkungen als beim Referenzgebäude
der DGNB. Ein Beispiel. Seite 54
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Zu den Autoren
Martin B. Berger ist Bauingenieur, Sachverständiger für Energieeffizienz von Gebäu-
den (EIPOS) und seit 2009 DGNB-Auditor. Seit 2007 arbeitet er bei der Drees & Som-
mer GmbH München. Als Teamleiter für Due Diligence betreut er Objektprüfungen
bei Einzelimmobilien und Portfolios sowie die Bewertung von Projektentwicklungen
in der Planung. Er ist für Green-Building-Projekte zuständig, besonders für das tech-
nisch-wirtschaftliche und finanzielle Projektcontrolling auf Investorenseite sowie die
klassische Abwicklung von Bauvorhaben im Bereich Projektmanagement.
Jan Gerbitz hat Architektur und Stadtplanung studiert. Er leitet in der ZEBAU –
Zentrum für Energie, Bauen, Architektur und Umwelt GmbH u. a. den Hambur-
ger Arbeitskreis Passivhaus, ist regionaler Ansprechpartner für die Modellvorhaben
„Niedrigenergiehaus im Bestand“ und „Auf dem Weg zum EffizienzhausPlus“ der
dena und ist Communication Manager des EU-Interreg IV BSR-Projektes „Co2ol-
Bricks“. Seit Mai 2010 ist er Projektkoordinator der Internationalen Bauausstellung
(IBA) Hamburg im Leitthema „Stadt im Klimawandel“.
Gregor C. Grassl ist Architekt und Stadtplaner bei Drees & Sommer und verant-
wortlich für den Bereich „Green Development“. Zu seinen Schwerpunkten gehört
die Nachhaltigkeitsberatung für deutsche und internationale Auftraggeber. Grassl
entwickelt mit einem interdisziplinären Team Nachhaltigkeitsstrategien für Sied-
lungsentwicklungen, Kommunen und Konzerne. Seit 2009 leitet er als Initiator die
Arbeitsgruppe für Stadtquartiere in der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges
Bauen (DGNB).
Thomas Habscheid-Führer, Dipl.-Ing. Architekt BDA, ist Mitglied im Vorstand des
BDA Aachen. Seit 1996 ist er als Architekt bei Carpus+Partner tätig. Hier ist er Mit-
glied der Unternehmensleitung und verantwortet den Fachbereich Architektur.
Arbeitsschwerpunkte sind Labor- und Forschungsbau sowie Industriebau für die
Hightech-Industrie. Er bearbeitet Projekte in Deutschland, Spanien, USA und Süd-
korea. Sein besonderes Interesse gilt der unterstützenden Wirkung von Kommuni-
kation durch die der Architektur, zur Entstehung von neuem Wissen.
Dipl.-Ing. Joost Hartwig hat Architektur studiert und ist seit 2007 wissenschaftlicher
Mitarbeiter am Fachgebiet Entwerfen und Energieeffizientes Bauen bei Prof. Man-
fred Hegger an der TU Darmstadt. Seine Forschungsschwerpunkte sind Ökobilanzie-
rung und Nachhaltigkeitsbewertung von Gebäuden.Er ist freier Mitarbeiter bei der
HHS Planer + Architekten AG, Kassel und seit 2008 DGNB-Auditor. Er ist Mitglied
der DGNB-Expertengruppe „Ökobilanzierung“ und in der Auditorenausbildung
tätig. Seit 2011 ist er Geschäftsführer der ina Planungsgesellschaft mbH.
autoren 7
Philipp Hlousek ist seit fünf Jahren in der Projektentwicklung tätig. Begleitend zu
und nach seinem Betriebswirtschaftsstudium war er zuvor in den Bereichen Marke-
ting, Venture-Capital-Finanzierung, Beratung und Coaching aktiv und befasst sich
nach wie vor mit der Pressearbeit. Seit Frühjahr 2009 hat er durch die Mitwirkung in
den Arbeitsgruppen Handelsbauten und Stadtquartiere das DGNB-Zertifizierungs-
system kennenlernen und teilweise mitgestalten dürfen. Aus der Steuerung zweier
Zertifizierungen ist er zudem mit der Anwendungsseite betraut.
Annett Köhler ist Diplom-Kauffrau, studierte Betriebswirtschaftslehre an der Uni-
versität Leipzig, ist seit 2011 tätig als Assistentin der Projektentwicklung im Spe-
zialbau bei Sontowski & Partner in Erlangen. Zuvor zehnmonatige Praktikumszeit
bei Drees & Sommer in München inklusive Schreiben der Diplomarbeit mit dem
Titel „Wirkungszusammenhänge der Kriteriensteckbriefe innerhalb einer Zertifi-
zierung nach DGNB NBV 09“ (in Zusammenarbeit mit der Universität Leipzig und
Drees & Sommer)
Simone Lakenbrink hat Raumplanung studiert sowie Real Estate Management and
Construction Project Management (REM-CPM) und war Projektmanagerin bei DU
Diederichs Projektmanagement sowie bei der ARCADIS Deutschland GmbH. Sie ist
in die Systementwicklung der DGNB involviert, DGNB-Ausbilderin und Mitglied der
Expertengruppe Prozessqualitäten. Sie ist Teilhaberin der Sustainability Team GbR
und geschäftsführende Gesellschafterin der DIFNI, die sich mit Zertifizierungssyste-
men, der Beratung und Zertifizierung nachhaltiger Immobilien beschäftigt.
Andrea Laupichler studierte Bauingenieurwesen an der RWTH Aachen. Seit 2008
arbeitet sie bei Carpus+Partner in Aachen im Fachbereich Energie und Umwelt und
ist dort u. a. für die Erstellung von Gebäudeanalysen und Energiekonzepten sowie
Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen und Nutzungskostenberechnungen verantwort-
lich. Sie ist DGNB Consultant und Mitglied der Arbeitsgruppe der DGNB zur Erar-
beitung des Nutzungsprofils „Neubau Laborgebäude“.
Astrid Unger ist seit 2009 Pressesprecherin der VELUX Deutschland GmbH und leitet
die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des weltweit größten Dachfensterherstellers
in Deutschland. Zuvor verantwortete die Diplom-Kommunikationsdesignerin mehr
als sechs Jahre lang die Pressearbeit und Marketingkommunikation beim Sonnen-
und Sichtschutzspezialisten Teba aus Duisburg.
Johannes Weitzel, Dipl.-Ing. Maschinenbau, studierte an der RWTH in Aachen die
Vertiefungsrichtung Wärmetechnik. Im Bereich der Projektierung von Energieanla-
gen sowie der energetischen Beratung optimierte er viele Gebäude und Produkti-
onen unterschiedlicher Branchen, meist unterstützt durch numerische Simulations-
verfahren. Seit 2006 ist er als Energie-Experte bei Carpus+Partner tätig und leitet
dort den Fachbereich Energie+Umwelt mit den Schwerpunkten Energiekonzeption,
Nachhaltigkeit und Bauphysik.
Vorwort8
Nachhaltigkeit ist im Zuge des Umwelt-
schutzgedankens, der Energieverknap-
pung und nicht zuletzt im Hinblick auf
das Erbe, das wir hinterlassen, zum
Gebot der Stunde geworden. Das gilt
für viele Bereiche, von der Ernährung
bis hin zum Bauwesen. Schon lange
sind daher Pioniere neue Wege gegan-
gen, um das Thema Nachhaltigkeit
in die Praxis umzusetzen. Dabei ent-
standen Einfamilienhäuser ebenso wie
ganze Ortsteile.
Weil es aber nicht ausreicht, wenn
lediglich Einzelne oder kleine Gruppen
den Nachhaltigkeitsgedanken vorleben,
wird eine Norm nötig, die eine Orientie-
rung möglich macht. Solche Leitlinien
bieten die in den vergangenen Jahren
entwickelten Nachhaltigkeitszertifizie-
rungen, die Gebäude entsprechend
ökologischer, ökonomischer und sozio-
kultureller Aspekte bewerten.
Es gibt weltweit eine ganze Reihe
von Systemen zur Nachhaltigkeitszer-
tifizierung, darunter BREEAM, LEED
und das 2009 vorgestellte deutsche
DGNB-System. Ließen sich mit Letzte-
rem ursprünglich lediglich Neubauten
von Büro- und Verwaltungsgebäuden
bewerten, so wurden nun auch andere
Gebäudekategorien in die Bewer-
tung aufgenommen. Die Rede ist von
der Nachhaltigkeitszertifizierung von
Wohngebäuden mit mehr als sechs
Einheiten, von Laborbauten und Hotels,
von Bürobestand und Büromodernisie-
rungen sowie von Stadtquartieren.
Vorwort Christine Ryll
Für diese Gebäude- bzw. Siedlungsty-
pen liegen inzwischen Zertifizierungs-
systeme vor oder werden gerade erar-
beitet. Sie wollen dazu beitragen, dass
sich nachhaltiges Bauen allmählich
zum Standard entwickelt. Denn von
den Zertifizierungen profitieren letzt-
lich alle, die Bauherren von der Pla-
nungssicherheit und den besseren Ver-
marktungschancen, die Betreiber von
einer höheren Gebäudequalität und
gegebenenfalls von höheren Mieten
und schließlich die Nutzer des jeweili-
gen Bauwerks. Sie sind in nachhaltigen
und damit qualitativ höherwertigen
Gebäuden langfristig zufriedener und
dürfen sich nicht zuletzt an geringeren
Betriebskosten erfreuen.
Reinigen und Pflegen, Heizen und Küh-
len – all das lässt sich in nachhaltigen
Bauwerken mit vergleichsweise weni-
ger Aufwand betreiben als in Stan-
dardimmobilien. Ganz ohne Betriebs-
kosten kommt jedoch bis dato in der
Regel auch kein nachhaltiges Objekt
aus. Daher sollte zum Beispiel auch die
Energieversorgung nach nachhaltigen
Kriterien erfolgen, um einen ökologisch
sinnvollen Kreislauf zu erschaffen. Die
Palette der Möglichkeiten hierfür reicht
von Photovoltaikanlagen zur Nutzung
der Solarenergie über die Pelletshei-
zung bis hin zur Grundwasserwär-
mepumpe. Jede dieser Varianten zur
sauberen Energieversorgung besticht
durch ihre ganz eigenen Vorteile. Den
Nachhaltigkeitsgedanken jedoch leben
alle aus. ▪
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