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NACHHALTIGES BAUEN Zertifizieren in Neubau und Bestand PraxisCheck

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Nachhaltiges BaueNZertifizieren in Neubau und Bestand

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Nachhaltiges Bauen – Zertifizierungen in Neubau und Bestand

Welches Auto würden Sie lieber fahren? Das, bei dem Ihnen eine TÜV-Plakette

bescheinigt, dass Bremsen, Licht und sonstige Verschleißteile in Ordnung sind,

oder das Auto, das in dieser Hinsicht keine Unbedenklichkeitsbescheinigung

vorweisen kann?

In welchem Hotel würden Sie lieber übernachten? In dem Haus, dem ein Zer-

tifikat bescheinigt, dass hier schadstoffarme Materialien verwendet wurden,

die eine gesunde Innenluft sicherstellen, und dass die thermischen, visuellen

und akustischen Qualitäten optimiert wurden? Oder würden Sie das Haus wäh-

len, bei dem Sie nicht wissen, wie gesund das Raumklima tatsächlich ist? Wel-

chen Bürobestand würden Sie lieber kaufen? Den, dem ein Zertifikat geringe

Betriebskosten bescheinigt, oder den, bei dem Sie auf Überraschungen gefasst

sein dürfen?

Die TÜV-Plakette beim Auto gehört hierzulande schon seit Jahrzehnten zum All-

tag. Bei den Zertifizierungen von Gebäuden steht Deutschland erst am Anfang.

Und doch haben sie die Sichtweisen von Betreibern, Nutzern und Investoren

bereits beeinflusst. Denn ebenso wie die TÜV-Plakette des Kraftfahrzeugs stellt

die Zertifizierung in erster Linie eine Qualitätsgarantie dar.

Genau das aber schätzen alle, die mit solchen Produkten umgehen. Diese Erfah-

rung haben die Bauherren von zertifizierten Büroneubauten unisono gemacht.

Kein Wunder, dass inzwischen für andere Gebäudetypen ebenfalls Zertifizierun-

gen erarbeitet wurden. Die Spannweite reicht mittlerweile vom Labor- und Hotel-

bau über Wohnungsbauten mit mehr als sechs Einheiten bis hin zu modernisier-

ten und Bestandsbürobauten sowie Stadtquartieren.

Sie alle lassen sich durch Zertifizierungen besser bewerten. Das lohnt sich in

jedem Fall, auch für die Zukunft. Denn wie die TÜV-Plakette beim Auto werden

die Zertifizierungen der verschiedenen Immobilientypen langfristig noch einen

weiteren Effekt haben: Die Qualität der bewerteten Objekte steigt. Darüber wird

sich jeder freuen, von den Nutzern über die Betreiber und Investoren bis hin zum

letzten, alles verbindenden Glied: der Umwelt, in der wir leben.

Viel Freude beim Lesen des neuen PraxisCheck wünscht

Ihre PraxisCheck-Redaktion

Christine Ryll

Ina

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inhalt4

Inhalt

6 Autoren

8 Vorwort

10 Nachhaltigkeitszertifizierung

12 Das Zertifizierungssystem der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen

14 Zertifizierung von Wohngebäuden

18 Zertifizierung von Bestandsgebäuden

28 Investitionsentscheidungen bei Zertifizierungen

32 Hotelzertifizierung: Positive Effekte auf verschiedenen Ebenen

36 Zertifizierung von Laborgebäuden

40 Quartierszertifikate – die neueste Entwicklung in der Immobilienwelt

44 Nachhaltige Sanierung

48 Perspektiven der Nutzung erneuerbarer Energien

54 Vom Siedlerhaus zum modernen Nullenergiehaus

59 Energetische Modernisierung im Bestand mit ökologischen Vorteilen

64 Praxisbeispiel DGNB-Zertifizierung RiemHotels München

68 Kommunikationsarchitektur im Laborbau

70 Produkte und Dienstleistungen

74 Impressum

inhalt 5

Zertifizierung von BestandsgebäudenSollen Bestandsimmobilien umgestaltet

und zertifiziert werden, gelten andere

Herausforderungen als beim Neubau.

Ein Einblick in die Anforderungen und

Inhalte einer Zertifizierung für die Nut-

zungsprofile „Modernisierung“ und

„Bestand“ sowie die damit verbunde-

nen Herausforderungen. Seite 18

Perspektiven der Nutzung erneuerbarer EnergienBis zum Jahr 2020 soll der Anteil der

erneuerbaren Energien am gesamten

Energieverbrauch der EU auf 20 %

gesteigert werden. Ein Überblick über

die verschiedenen Möglichkeiten.

Seite 48

Energetische Modernisierung im BestandDas „LichtAktiv-Haus“ zeigt, dass

sich mit innovativer Modernisierung

höchste Energieeffizienz im Bestand

verwirklichen lässt. Eine von der TU

Darmstadt erstellte Ökobilanz kommt

sogar auf erheblich geringere Umwelt-

wirkungen als beim Referenzgebäude

der DGNB. Ein Beispiel. Seite 54

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Zu den Autoren

Martin B. Berger ist Bauingenieur, Sachverständiger für Energieeffizienz von Gebäu-

den (EIPOS) und seit 2009 DGNB-Auditor. Seit 2007 arbeitet er bei der Drees & Som-

mer GmbH München. Als Teamleiter für Due Diligence betreut er Objektprüfungen

bei Einzelimmobilien und Portfolios sowie die Bewertung von Projektentwicklungen

in der Planung. Er ist für Green-Building-Projekte zuständig, besonders für das tech-

nisch-wirtschaftliche und finanzielle Projektcontrolling auf Investorenseite sowie die

klassische Abwicklung von Bauvorhaben im Bereich Projektmanagement.

Jan Gerbitz hat Architektur und Stadtplanung studiert. Er leitet in der ZEBAU –

Zentrum für Energie, Bauen, Architektur und Umwelt GmbH u. a. den Hambur-

ger Arbeitskreis Passivhaus, ist regionaler Ansprechpartner für die Modellvorhaben

„Niedrigenergiehaus im Bestand“ und „Auf dem Weg zum EffizienzhausPlus“ der

dena und ist Communication Manager des EU-Interreg IV BSR-Projektes „Co2ol-

Bricks“. Seit Mai 2010 ist er Projektkoordinator der Internationalen Bauausstellung

(IBA) Hamburg im Leitthema „Stadt im Klimawandel“.

Gregor C. Grassl ist Architekt und Stadtplaner bei Drees & Sommer und verant-

wortlich für den Bereich „Green Development“. Zu seinen Schwerpunkten gehört

die Nachhaltigkeitsberatung für deutsche und internationale Auftraggeber. Grassl

entwickelt mit einem interdisziplinären Team Nachhaltigkeitsstrategien für Sied-

lungsentwicklungen, Kommunen und Konzerne. Seit 2009 leitet er als Initiator die

Arbeitsgruppe für Stadtquartiere in der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges

Bauen (DGNB).

Thomas Habscheid-Führer, Dipl.-Ing. Architekt BDA, ist Mitglied im Vorstand des

BDA Aachen. Seit 1996 ist er als Architekt bei Carpus+Partner tätig. Hier ist er Mit-

glied der Unternehmensleitung und verantwortet den Fachbereich Architektur.

Arbeitsschwerpunkte sind Labor- und Forschungsbau sowie Industriebau für die

Hightech-Industrie. Er bearbeitet Projekte in Deutschland, Spanien, USA und Süd-

korea. Sein besonderes Interesse gilt der unterstützenden Wirkung von Kommuni-

kation durch die der Architektur, zur Entstehung von neuem Wissen.

Dipl.-Ing. Joost Hartwig hat Architektur studiert und ist seit 2007 wissenschaftlicher

Mitarbeiter am Fachgebiet Entwerfen und Energieeffizientes Bauen bei Prof. Man-

fred Hegger an der TU Darmstadt. Seine Forschungsschwerpunkte sind Ökobilanzie-

rung und Nachhaltigkeitsbewertung von Gebäuden.Er ist freier Mitarbeiter bei der

HHS Planer + Architekten AG, Kassel und seit 2008 DGNB-Auditor. Er ist Mitglied

der DGNB-Expertengruppe „Ökobilanzierung“ und in der Auditorenausbildung

tätig. Seit 2011 ist er Geschäftsführer der ina Planungsgesellschaft mbH.

autoren 7

Philipp Hlousek ist seit fünf Jahren in der Projektentwicklung tätig. Begleitend zu

und nach seinem Betriebswirtschaftsstudium war er zuvor in den Bereichen Marke-

ting, Venture-Capital-Finanzierung, Beratung und Coaching aktiv und befasst sich

nach wie vor mit der Pressearbeit. Seit Frühjahr 2009 hat er durch die Mitwirkung in

den Arbeitsgruppen Handelsbauten und Stadtquartiere das DGNB-Zertifizierungs-

system kennenlernen und teilweise mitgestalten dürfen. Aus der Steuerung zweier

Zertifizierungen ist er zudem mit der Anwendungsseite betraut.

Annett Köhler ist Diplom-Kauffrau, studierte Betriebswirtschaftslehre an der Uni-

versität Leipzig, ist seit 2011 tätig als Assistentin der Projektentwicklung im Spe-

zialbau bei Sontowski & Partner in Erlangen. Zuvor zehnmonatige Praktikumszeit

bei Drees & Sommer in München inklusive Schreiben der Diplomarbeit mit dem

Titel „Wirkungszusammenhänge der Kriteriensteckbriefe innerhalb einer Zertifi-

zierung nach DGNB NBV 09“ (in Zusammenarbeit mit der Universität Leipzig und

Drees & Sommer)

Simone Lakenbrink hat Raumplanung studiert sowie Real Estate Management and

Construction Project Management (REM-CPM) und war Projektmanagerin bei DU

Diederichs Projektmanagement sowie bei der ARCADIS Deutschland GmbH. Sie ist

in die Systementwicklung der DGNB involviert, DGNB-Ausbilderin und Mitglied der

Expertengruppe Prozessqualitäten. Sie ist Teilhaberin der Sustainability Team GbR

und geschäftsführende Gesellschafterin der DIFNI, die sich mit Zertifizierungssyste-

men, der Beratung und Zertifizierung nachhaltiger Immobilien beschäftigt.

Andrea Laupichler studierte Bauingenieurwesen an der RWTH Aachen. Seit 2008

arbeitet sie bei Carpus+Partner in Aachen im Fachbereich Energie und Umwelt und

ist dort u. a. für die Erstellung von Gebäudeanalysen und Energiekonzepten sowie

Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen und Nutzungskostenberechnungen verantwort-

lich. Sie ist DGNB Consultant und Mitglied der Arbeitsgruppe der DGNB zur Erar-

beitung des Nutzungsprofils „Neubau Laborgebäude“.

Astrid Unger ist seit 2009 Pressesprecherin der VELUX Deutschland GmbH und leitet

die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des weltweit größten Dachfensterherstellers

in Deutschland. Zuvor verantwortete die Diplom-Kommunikationsdesignerin mehr

als sechs Jahre lang die Pressearbeit und Marketingkommunikation beim Sonnen-

und Sichtschutzspezialisten Teba aus Duisburg.

Johannes Weitzel, Dipl.-Ing. Maschinenbau, studierte an der RWTH in Aachen die

Vertiefungsrichtung Wärmetechnik. Im Bereich der Projektierung von Energieanla-

gen sowie der energetischen Beratung optimierte er viele Gebäude und Produkti-

onen unterschiedlicher Branchen, meist unterstützt durch numerische Simulations-

verfahren. Seit 2006 ist er als Energie-Experte bei Carpus+Partner tätig und leitet

dort den Fachbereich Energie+Umwelt mit den Schwerpunkten Energiekonzeption,

Nachhaltigkeit und Bauphysik.

Vorwort8

Nachhaltigkeit ist im Zuge des Umwelt-

schutzgedankens, der Energieverknap-

pung und nicht zuletzt im Hinblick auf

das Erbe, das wir hinterlassen, zum

Gebot der Stunde geworden. Das gilt

für viele Bereiche, von der Ernährung

bis hin zum Bauwesen. Schon lange

sind daher Pioniere neue Wege gegan-

gen, um das Thema Nachhaltigkeit

in die Praxis umzusetzen. Dabei ent-

standen Einfamilienhäuser ebenso wie

ganze Ortsteile.

Weil es aber nicht ausreicht, wenn

lediglich Einzelne oder kleine Gruppen

den Nachhaltigkeitsgedanken vorleben,

wird eine Norm nötig, die eine Orientie-

rung möglich macht. Solche Leitlinien

bieten die in den vergangenen Jahren

entwickelten Nachhaltigkeitszertifizie-

rungen, die Gebäude entsprechend

ökologischer, ökonomischer und sozio-

kultureller Aspekte bewerten.

Es gibt weltweit eine ganze Reihe

von Systemen zur Nachhaltigkeitszer-

tifizierung, darunter BREEAM, LEED

und das 2009 vorgestellte deutsche

DGNB-System. Ließen sich mit Letzte-

rem ursprünglich lediglich Neubauten

von Büro- und Verwaltungsgebäuden

bewerten, so wurden nun auch andere

Gebäudekategorien in die Bewer-

tung aufgenommen. Die Rede ist von

der Nachhaltigkeitszertifizierung von

Wohngebäuden mit mehr als sechs

Einheiten, von Laborbauten und Hotels,

von Bürobestand und Büromodernisie-

rungen sowie von Stadtquartieren.

Vorwort Christine Ryll

Für diese Gebäude- bzw. Siedlungsty-

pen liegen inzwischen Zertifizierungs-

systeme vor oder werden gerade erar-

beitet. Sie wollen dazu beitragen, dass

sich nachhaltiges Bauen allmählich

zum Standard entwickelt. Denn von

den Zertifizierungen profitieren letzt-

lich alle, die Bauherren von der Pla-

nungssicherheit und den besseren Ver-

marktungschancen, die Betreiber von

einer höheren Gebäudequalität und

gegebenenfalls von höheren Mieten

und schließlich die Nutzer des jeweili-

gen Bauwerks. Sie sind in nachhaltigen

und damit qualitativ höherwertigen

Gebäuden langfristig zufriedener und

dürfen sich nicht zuletzt an geringeren

Betriebskosten erfreuen.

Reinigen und Pflegen, Heizen und Küh-

len – all das lässt sich in nachhaltigen

Bauwerken mit vergleichsweise weni-

ger Aufwand betreiben als in Stan-

dardimmobilien. Ganz ohne Betriebs-

kosten kommt jedoch bis dato in der

Regel auch kein nachhaltiges Objekt

aus. Daher sollte zum Beispiel auch die

Energieversorgung nach nachhaltigen

Kriterien erfolgen, um einen ökologisch

sinnvollen Kreislauf zu erschaffen. Die

Palette der Möglichkeiten hierfür reicht

von Photovoltaikanlagen zur Nutzung

der Solarenergie über die Pelletshei-

zung bis hin zur Grundwasserwär-

mepumpe. Jede dieser Varianten zur

sauberen Energieversorgung besticht

durch ihre ganz eigenen Vorteile. Den

Nachhaltigkeitsgedanken jedoch leben

alle aus. ▪