8 faustregeln für gut lesbare texte - oder: schreiben nach zahlen
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Gerade weil es beim Schreiben so viele Freiheiten gibt, kommt häufig der Wunsch nach Faustregeln auf. Hier sind 8 Zahlenwerte zusammengestellt, die als Faustregeln gelten können und das Schreiben erleichtern sollen.TRANSCRIPT
8 Faustregeln
für gut lesbare Texte oder: Schreiben nach Zahlen
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Inhalt
Satzlänge Seite 3
Zeilenlänge Seite 5
Flesch-Wert Seite 8
Absatzlänge Seite 10
Aufzählungen Seite 11
Textanfänge Seite 13
Wortlänge Seite 14
Silbenanzahl Seite 16
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Teil 1: Satzlänge
15–20 Wörter pro Satz gelten als gutes Maß für verständliche Texte.
Kurze Sätze allein machen allerdings noch keinen guten Text aus. Denn sie
führen in der Summe zu einem unattraktiven Asthmastil. Empfehlenswert ist
ein lockerer Wechsel von kurzen und längeren Sätzen.
Die Deutsche Presseagentur (dpa) gibt ihren Mitarbeitern für die Anzahl der
Wörter pro Satz konkrete Angaben an die Hand: 20 Wörter markieren die
Obergrenze des Erwünschten, bei 30 Wörtern liegt die Grenze des Erlaubten.
Tests mit Kindern und Erwachsenen haben gezeigt, dass 9 Wörter pro Satz
optimal für eine durchgängige Verständlichkeit sind. In der Praxis wird diese
Wortanzahl aber kaum zu halten sein.
In Word kann man sich die Anzahl der Wörter pro Satz in der
Lesbarkeitsstatistik anzeigen lassen. Dazu ist das entsprechende Häkchen bei
der Registerkarte Dokumentprüfung (Word-Optionen) zu setzen.
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Hilfreicher Link
http://v1.bitv-test.de/index.php?a=di&iid=1063
Auf den Seiten des BIK-Projekts „Barrierefrei informieren und kommunizieren“
finden Sie Kriterien für einfache Sätze.
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Teil 2: Zeilenlänge
60–75 Zeichen pro Zeile sind optimal für eine gute Lesbarkeit.
Der Grund: Bei längeren Zeilen fällt es schwerer, den Beginn der nächsten
Zeile zu finden. Außerdem muss mit zunehmender Breite der Kopf
mitbewegt werden, was natürlich ermüdet. 65 Zeichen entsprechen im
Schnitt 10 Wörtern.
Sowohl zu kurze als auch zu lange Zeilen wirken wenig einladend. Bei kurzen
Zeilen führt die fehlende Silbentrennung im Internet außerdem zu
unschönen Umbrüchen und Löchern. Ein unattraktives Textbild ist die Folge.
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Zeichen und Wörter kann man bequem über ein Online-Tool zählen. Der
Zeilentext wird einfach in ein Formularfeld hineinkopiert und die Zählwerte
erscheinen umgehend.
http://www.woerter-zaehlen.de
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Wer regelmäßig schreibt, sollte sich das Tool „Wörter zählen“ unter der
Registerkarte „Überprüfen“ auf die Symbolleiste ziehen. So ist es immer
griffbereit. Die Anzahl der Wörter wird auch in der Statuszeile am unteren
Rand des Fensters angezeigt, wenn die betreffende Zeile markiert wird.
Je länger die Zeilen, je größer sollte auch der Zeilenabstand sein. Wer das
Verhältnis von Zeilenlänge und Zeilenabstand spielerisch testen will, findet
dazu unter der folgenden Adresse genau das passende Tool:
http://typefacts.com/artikel/grundlagen/zeilenlaenge#more-247
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Teil 3: Flesch-Wert
45–70 Punkte auf der Flesch-
Skala sprechen für einen gut verständlichen Text.
Die Flesch-Formel berechnet die Lesbarkeit eines Texts und gibt einen
nummerischen Wert dafür aus.
Die Lesbarkeitsformel orientiert sich an der durchschnittlichen Satzlänge und
der durchschnittlichen Anzahl der Silben pro Wort. Je höher die Punktzahl,
desto einfacher der Text.
Die Fleschformel ist ursprünglich eine Entwicklung für die englische Sprache.
Da die deutschen Wörter in der Regel länger sind als die englischen, wurde
die Formel mit neuem Wortfaktor auf die deutsche Sprache übertragen.
Allerdings liefert diese sog. Amstad-Formel dann sehr hohe Werte für schwer
lesbare Texte. Eine Alternative besteht darin, die englische Flesch-Formel mit
angepasster Skala zu verwenden.
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Probieren Sie es aus. Der Text, den Sie gerade gelesen haben, hat übrigens
einen Flesch-Wert von 48, gemessen mit der ursprünglichen Formel und
einer für das Deutsche angepassten Skala. Nach der Amstad-Formel hat der
Text einen Wert von 66. Die ursprüngliche Bewertungsskala wurde hierbei
nicht verändert.
Testmöglichkeiten:
http://www.leichtlesbar.ch
Test nach der englischen Fleschformel mit angepasster Lesbarkeits-Skala
http://www.stilversprechend.de
Test nach der adaptierten Fleschformel für die
deutsche Sprache
Quellen
http://de.wikipedia.org/wiki/Lesbarkeitsindex#Flesch_Reading_Ease
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Teil 4: Absatzlänge
3-7 Zeilen pro Absatz
ergeben eine angemessene, gut lesbare Texteinheit.
Ungegliederte Texte ohne Absätze lassen sich schwer lesen und genießen
wenig Akzeptanz: Sie sind die sprichwörtliche Textwüste. Zu lange Absätze
signalisieren Anstrengung beim Lesen und sind ein Indiz für ungeordnete
Gedanken.
Ein Absatz dient nämlich dazu, einen Text zu gliedern und einen Aspekt des
Themas zu erörtern. Er ist die nächstgrößere Einheit nach dem Satz und
sollte sich davon abheben. Der Absatz gibt dem Leser Gelegenheit kurz
innezuhalten, bevor er zum nächsten Absatz kommt. Sind die Absätze
gedanklich stringent, vertragen sie je nach Art des Textes auch
Zwischenüberschriften.
In Internet-Texten spielt der erste Absatz eine besondere Rolle. Wird der
wesentliche Inhalt gleich am Anfang kurz zusammengefasst, kann der Leser
entscheiden, ob sich das Weiterlesen für ihn lohnt.
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Teil 5: Aufzählungen
3-6 Punkte pro Aufzählung sind das richtige Maß in einem gut lesbaren Text.
Aufzählungspunkte sind gern genutzte Mittel zur Strukturierung von Texten.
Gerade im Internet erleichtern sie das Lesen, da mithilfe der Aufzählung
wichtige Punkte direkt erfasst werden können.
Werden Aufzählungspunkte übertrieben eingesetzt, bringen sie allerdings
keinen Vorteil mehr für Lesbarkeit und Verständlichkeit. Sie sind dann nicht
mehr das Ergebnis gefilterter Inhalte. Eher sind sie offenbardazu da, den
Schreiber von der Text- und Filterarbeit zu entlasten.
Mit den folgenden Faustregeln bleiben Aufzählungen gut lesbar:
Eine Aufzählung sollte mindestens aus 3 Aufzählungspunkten
bestehen, da sie sonst wenig substanzhaltig wirkt.
Ab 7 Aufzählungspunkten fängt die Aufzählung an, den Leser kognitiv
zu belasten. Die Inhalte der Aufzählung sollten neu sortiert werden
und zum Beispiel in einer weiteren Aufzählung unter einem neuen
Obergedanken Platz finden.
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Eine Aufzählung ist leichter aufzunehmen, wenn in einem
hinführenden Satz klar wird, was hier unter welchem Gesichtspunkt
subsummiert wird.
Auch ein abschließender Satz nach der Aufzählung tut ihr gut. So wird
der Bezug der Aufzählung noch einmal klar.
Die Lesbarkeit einer Aufzählung wird durch optische Hervorhebung zusätzlich
gesteigert. Zu diesem Zweck sollte sie zu Beginn und Ende vom übrigen Text durch
eine Leerzeile getrennt werden. Die eigentlichen Aufzählungszeichen lassen sich im
Übrigen gut durch Farbe und Form an das Unternehmensdesign anpassen.
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Teil 6: Textanfänge
350 Zeichen oder 20 Sekunden bleiben dem Schreiber, um den Leser auf seine Seite zu ziehen.
Gelingt dies nicht in 2-3 spritzigen Sätzen, wendet der Besucher sich gelangweilt
ab.
Nach 350 Zeichen sollte der Leser
sich angesprochen fühlen,
wissen worum es geht
und warum er weiterlesen soll.
Gerade im Internet spielt der ökonomische Umgang mit der Ressource
Aufmerksamkeit die entscheidende Rolle. Lohnt sich das Weiterlesen
augenscheinlich nicht, geht es mit einem Klick weiter zum nächsten Anbieter. Hier
sind es wieder 350 Zeichen, die so interessant gestaltet sein müssen, dass sie die
Aufmerksamkeit des Nutzers in dieser kurzen Zeitspanne gewinnen.
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Teil 7: Wortlänge
1–3 Silben haben die am meisten verbreiteten Wörter. Die Verständlichkeit eines Texts
und die Wortlänge hängen also eng zusammen.
Je kürzer die Wörter sind, desto häufiger und älter sind sie auch. Kurze
Wörter mit wenigen Silben wirken also vertraut auf den Leser und sind oft
sehr anschaulich. Die durchschnittliche Zahl der Silben je Wort in der
gesprochenen Sprache beträgt ca. 1,5 Silben, in Pressetexten 1,8 – 2,3
Silben.
Vielsilber finden sich besonders häufig im akademisch-bürokratischen und
Jargon. Ihr Sinn erschließt sich oft erst umständlich und nach wiederholtem
Lesen. Werden zusammengesetzte Wörterwie „Innovationspotenziale“ oder
„Kernhandlungsfelder“ in kleinere Einheiten aufgelöst, steigt häufig die
Lesbarkeit eines Texts.
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Viele bekannte Schriftsteller haben sich in der Vergangenheit mit dem
Thema der einfachen Sprache beschäftigt. Schopenhauer hat seine
Einstellung zum Thema auf die folgende Formel gebracht:
„Man brauche gewöhnliche Worte und sage ungewöhnliche Dinge.“
Quellen:
http://www.duden.de/sprachwissen/sprachratgeber/die-haeufigsten-
woerter-in-deutschsprachigen-texten
Hier finden Sie eine Liste der häufigsten Wörter in deutschsprachigen
Texten, die im Dudenkorpus enthalten sind.
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Teil 8: Kurzzeitgedächtnis
12 Silben sind der Richtwert für das, was unser Kurzzeitgedächtnis speichern kann. 12
Silben oder sechs Wörter entsprechen dem, was ein Mensch in drei
Sekunden liest und sich gut merken kann.
Für den Satzbau bedeutet dies, dass Zusammengehöriges in Sätzen nicht
auseinandergerissen werden sollte.
Genau das passiert zum Beispiel durch eingeschobene Nebensätze. Auch
Einschachtelungen in Klammern oder zwischen Gedankenstrichen reißen
Zusammenhängendes auseinander und können die Speicherkapazität
überfordern. Dieselbe Wirkung haben Attribute zwischen Substantiv und
Artikel. Sie unterbrechen den Lesefluss und behindern die Verständlichkeit.
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Stand Mai 2013
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