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TRANSCRIPT
DAGMAR PECKOVÁ
15./16./17.01.2010
KRZYSZTOF URBAŃSKI
SAISON 2009/2010 ABONNEMENTKONZERTE D4 / L4 / HB2
KRZYSZTOF URBAŃSKI DIRIGENT DAGMAR PECKOVÁ ALT
0302
BEDŘICH SMETANA (1824 – 1884) Aus dem Zyklus Má vlast (Mein Vaterland):Vyšehrad (1874)Vltava (Die Moldau) (1874) Šárka (1875)
15.01.2010 / E-Saal der Laeiszhalle: 19 Uhr Einführungsveranstaltung mit Habakuk Traber20 Uhr „Konzertanfänger“-Einführung (Smetana)
Dirigent:
Solistin:
SAMUEL BARBER (1910 – 1981)
ANTONÍN DVOŘÁK (1841 – 1904)
Freitag, 15. Januar 2010, 20 UhrHamburg, Laeiszhalle, Großer SaalSamstag, 16. Januar 2010, 19.30 UhrLübeck, Musik- und KongresshalleSonntag, 17. Januar 2010, 19 UhrBremen, Glocke
KRZYSZTOF URBAŃSKI DAGMAR PECKOVÁ ALT
Adagio für Streichorchester op. 11 (1936/1938)
Biblische Lieder op. 99 (1894)
I. Oblak a mrákota jest vůkol něho (Wolken und Dunkel sind um ihn her)II. Skrýše má a paveza má Ty jsi (Sieh auf mich, denn du bist mein Schutz und Schild)III. Slyš o Bože! slyš modlitbu mou (Gott, höre mein Gebet)IV. Hospodin jest můj pastýř (Der Herr ist mein Hirte)V. Bože! Bože! píseň novou (Herr, o mein Gott, lass ein neues Lied mich dir singen)VI. Slyš, o Bože, volání mé (Hör, o Vater, wie ich dich bitte)VII. Při řekách Babylonských (An den Wassern zu Babylon)VIII. Popatřiž na mne a smiluj se nade mnou (Wende dich zu mir, sei gnädig meiner Not)IX. Pozdvihuji očí svých k horám (Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen)X. Zpívejte Hospodinu píseň novou (Singet dem Herrn ein neues Lied)
Pause
Das Konzert vom 15. Januar 2010 wird am 22. Februar 2010 um 20.05 Uhrauf NDR Kultur gesendet.
0504
SOLISTINDIRIGENT
DAGMAR PECKOVÁALT
Dagmar Pecková wurde in Chrudim in der Nähe von
Prag geboren, wo sie am Konservatorium studierte.
Sie gewann zahlreiche Preise, u. a. den ersten Preis
beim Prager Frühling und beim Internationalen
Dvořák-Wettbewerb. Heute tritt die Sängerin u. a.
bei den Salzburger Festspielen auf sowie an der
Bayerischen, Sächsischen und Hamburgischen
Staatsoper, an der Opéra National de Paris, am
Opernhaus Zürich und am Royal Opera House
Covent Garden. Dabei sang sie unter der Leitung
so berühmter Dirigenten wie Bělohlávek, Bychkov,
Cambreling, Davies, Dohnányi, Eschenbach, Gielen,
Kreizberg, Luisi, Mackerras, Nagano, Nott, Prêtre,
Runnicles, Sawallisch, Tate, Weller und Young.
Dagmar Pecková arbeitete mit renommierten
Orchestern zusammen (u. a. Münchner Philharmo-
niker, DSO Berlin, Staatskapelle Berlin, Dresdner
Philharmonie, RSO Frankfurt, Bamberger Sympho-
niker, WDR Sinfonieorchester Köln, BBC Symphony
Orchestra, Tonhalle-Orchester Zürich, Budapest
Festival Orchestra, Orchestre National de France,
London Symphony, London Philharmonic, The
Philharmonia, Israel Philharmonic, Tschechische
Philharmonie). Rezitale führten sie u. a. in den
Wiener Musikverein, ins Châtelet Paris, in die Car-
negie Hall New York, in die Londoner Wigmore Hall,
zum Schleswig-Holstein Musik Festival und zum
Prager Frühling. Zudem gastierte die Sängerin bei
den BBC Proms und beim Edinburgh Festival.
Nach einer szenischen Neuproduktion von Mahlers
Dritter Sinfonie an der Opéra National de Paris
im Frühjahr 2009 ist Dagmar Pecková im Mahler-
Jahr 2010 beim Sydney Symphony Orchestra und
beim New Zealand Festival mit Mahlers Achter
Sinfonie zu Gast. Weiterhin singt sie „Das klagen de
Lied“ mit dem Residentie Orkest Den Haag (Neeme
Järvi) und die „Kindertotenlieder“ mit der Königli-
chen Philharmonie Flandern (Philippe Herreweghe)
sowie mit dem SWR Sinfonieorchester (Heinrich
Schiff). Es folgen weitere Auftritte mit Mahlers
Dritter Sinfonie im Salzburger Festspielhaus und
im Stefaniensaal Graz. Weiterhin stehen eine Euro-
pa-Tournee mit dem Residentie Orkest Den Haag
auf dem Programm, Konzerte mit dem Orchestre
National de Lille und dem Trondheim Symfoni-
orkester sowie Auftritte am Nationaltheater Prag
und beim Litomysl Festival.
DIRIGENT
Krzysztof Urbański, 1982 in Pabianice (Polen) ge -
boren, beendete 2007 sein Dirigierstudium an der
Warschauer Chopin-Musikakademie. Im selben Jahr
wurde er beim Wettbewerb des Musikfestivals
Prager Frühling mit dem Ersten Preis ausgezeich-
net. Gegenwärtig ist er Assistent von Antoni Wit
bei den Warschauer Philharmonikern. Mit Beginn
der Spielzeit 2010/2011 wird Krzysztof Urbański
das Amt des Chefdirigenten des Trondheim Sym-
foniorkester übernehmen. Hierzu wurde er nur eine
Woche nach seinem überaus erfolgreichen Debüt
bei diesem Orchester im September 2009 ernannt.
In den letzten Jahren hat Krzysztof Urbański als
eines der bedeutendsten Nachwuchstalente seiner
Generation in ganz Europa für große Aufmerksam-
keit gesorgt. Er trat bei renommierten Musikfesti-
vals wie dem Warschauer Herbst und dem Prager
Frühling auf, vergangene Engagements führten ihn
u. a. zu den Göteborger Sinfonikern, zum hr-Sinfonie-
orchester, zum Gulbenkian Orchestra (Lissabon)
und zum RSO Stuttgart. Im Herbst 2009 machte
Urbański sein Japan-Debüt (Tokyo Symphony Or -
chestra und Osaka Philharmonic Orchestra). Im
Frühling 2010 wird er beim Indianapolis Symphony
Orchestra in den USA debütieren.
Zukünftige Höhepunkte beinhalten Konzerte mit
Orchestern wie dem Schwedischen Radiosinfonie-
orchester und dem Danish National Symphony
Orchestra, dem Orchester der Royal Danish Opera,
dem Bergen Philharmonic Orchestra und dem Re -
sidentie Orkest Den Haag. Weiterhin wird Krzysztof
Urbański bei der Niederländischen Radiophilhar-
monie debütieren sowie beim Orquesta Naciona les
de España, beim Philharmonia Orchestra sowie
beim Royal Scottish National Orchestra. In Deutsch-
land stehen Konzerte mit den Bamberger Sym-
phonikern, dem Deutschen Symphonie-Orchester
Berlin, der NDR Radiophilharmonie und dem
MDR Sinfonieorchester Leipzig an.
Krzysztof Urbański war bereits am 23. Januar 2009
in der Reihe SO:at home beim NDR Sinfonie-
orchester zu Gast.
KRZYSZTOF URBAŃSKI
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PROGRAMM PROGRAMM
gewundenes Thema beherrscht die etwa acht Mi-
nuten dauernde Komposition. Es bewegt sich vor-
wiegend stufenweise, in gleichen Notenwerten
und erinnert damit ein wenig an gregorianischen
Gesang. Für viele Hörer hat das Stück daher eine
mystische oder religiöse Aura. Zumindest aber
vermitteln die Mollklänge und die durchgehend
langsame Bewegung (im 4/2-Takt mit Wechseln
zu 5/2, 3/2 und 6/2, die man jedoch kaum wahr-
nimmt) eine Atmosphäre ruhiger Trauer. In mancher-
lei Varianten spielen zunächst die ersten Violinen,
dann die Violen und schließlich die Violoncelli das
Thema, und aus der Cello-Wiedergabe entwickelt
sich in kontinuierlicher Steigerung der Höhepunkt
des Stücks: ein gleißendes Fortissimo der Violinen
in hoher Lage. Nach einer Generalpause kehrt die
Musik zum ernsten, verhaltenen Ton des Beginns
zurück, die Melodie zersplittert in kleine Fragmen te,
bis der Klang schließlich in Stille übergeht.
Vielleicht kann man ja das Einfache, Direkte dieser
Musik an sich schon als „typisch amerikanisch“
hören. Ihren nationalen Charakter verdankt sie
aber wohl in noch stärkerem Maße ihrer Wirkungs-
geschichte: Als am 12. April 1945, kurz vor dem
Ende des Zweiten Weltkriegs, US-Präsident Franklin
D. Roosevelt starb, spielten Rundfunksender im
ganzen Land Barbers Adagio. Ähnliches wiederholte
sich 1963 nach der Ermordung John F. Kennedy.
Auch später erklang das Stück vielfach bei Gedenk-
veranstaltungen, so etwa nach der Explosion der
Challenger-Raumfähre im Jahr 1986 oder nach den
Anschlägen des 11. September 2001. Das Adagio
kam außerdem in zahlreichen Filmen zum Einsatz,
besonders eindrucksvoll in den (Anti-)Kriegsfilmen
„Platoon“ (1986) und „Der Soldat James Ryan“
(1998). Obwohl Barber ursprünglich gar keine
Elegie im Sinn hatte, wurde sein bekanntestes Werk
zur inoffiziellen amerikanischen Trauerhymne.
GEISTLICHE HEIMAT – DVOŘÁKS „BIBLISCHE LIEDER“Im Jahr 1891 erhielt Antonín Dvořák das Angebot,
Direktor des „National Conservatory of Music“ in
New York zu werden. Ausschlaggebend dafür war
wohl vor allem sein Ruf als nationaler Komponist,
der die Folklore seiner Heimat in seiner Musik-
sprache verarbeitete: Eine eigenständige, national
geprägte Kunstmusik schwebte Jeanette Thurber,
der Präsidentin des Konservatoriums, nämlich
Samuel Barber
Was macht eigentlich den nationalen Charakter
eines Werks oder eines Musikstils aus? Wann sagen
wir, ein Komponist schreibe finnische, spanische
oder – wie im Falle des heutigen Konzerts – ameri-
kanische beziehungsweise tschechische Musik?
National geprägt kann man ein Stück sicherlich
nennen, wenn es Melodien oder zumindest stilis-
tische Elemente aus der Volksmusik eines Landes
enthält. Viele Kompositionen Dvořáks fallen in
diese Kategorie. Eine weitere Möglichkeit eröffnet
sich in Opern und in instrumentaler „Programm-
musik“: Ein Komponist kann außermusikalische,
nationaltypische Stoffe zum Thema machen. Und
in manchen Fällen – wie etwa bei Smetanas Zyklus
sinfonischer Dichtungen „Mein Vaterland“ – trägt
ein so entstandenes Werk sogar zur Bildung eines
Nationalstils bei: „Die Moldau“ klingt in den Ohren
heutiger Musikhörer „tschechisch“ – obwohl die
Musik selbst eigentlich nur wenig enthält, was
diese Bezeichnung rechtfertigt. Wie steht es aber
mit Barbers „Adagio for Strings“? Warum erscheint
es uns „typisch amerikanisch“, obwohl es weder
auf amerikanischer Volksmusik noch auf einem
nationalen Stoff gründet?
AMERIKANISCHE TRAUERHYMNE –BARBERS „ADAGIO FÜR STREICHORCHESTER“Unter den US-Komponisten, die zwischen den bei-
den Weltkriegen zu Ansehen kamen, war Samuel
Barber zweifellos eine Ausnahmeerscheinung:
Altersgenossen wie Aaron Copland, Roy Harris oder
Henry Cowell strebten eine spezifisch amerikani-
sche Musik an und nutzten dabei auch dissonante,
ja avantgardistische Klänge. Barber dagegen schrieb
lyrische, offen neoromantische Stücke, die oft auf
der traditionellen europäischen Sonatenform und
der Harmonik des 19. Jahrhunderts basierten.
Zwar absolvierte er seine Ausbildung überwiegend
in seinem Heimatland (nämlich am Curtis Institute
in Philadelphia), doch seine berühmteste Kompo-
sition, das „Adagio for Strings“, entstand in Europa:
Ausgezeichnet mit dem Pulitzerpreis und dem
amerikanischen Rompreis begann Barber 1935
einen zweijährigen Studienaufenthalt in Rom.
Dort wurde am 14. Dezember 1936 sein Streich-
quartett op. 11 uraufgeführt, und der zweite Satz
dieses Werks, „Molto adagio“ überschrieben, ist
die Urfassung des „Adagio for Strings“. Die be-
kanntere Streichorchesterversion verdanken wir
dem legendären italienischen Dirigenten Arturo
Toscanini. Er hörte 1937 bei den Salzburger Fest-
spielen Barbers Erste Sinfonie und bestellte danach
selbst ein Orchesterstück bei dem jungen Kompo-
nisten. Barber reichte einfach eine Bearbeitung
des Quartettsatzes ein; er hatte die zweiten Geigen
und die Celli geteilt sowie eine Kontrabassstimme
hinzugefügt. Am 5. November 1938 führte Toscanini
das Adagio mit seinem NBC Symphony Orchestra
erstmals auf. Die Wiedergabe wurde im Radio
ausgestrahlt, und Barber war über Nacht eine
Berühmtheit.
Was damals das amerikanische Publikum an dem
Stück faszinierte, war vermutlich seine klare, leicht
fassliche Anlage und die eindeutige emotionale
Aussage. Ein einziges, schier unendlich langes,
SAMUEL BARBER, ANTONÍN DVOŘÁK UND BEDŘICH SMETANADREI MODELLE NATIONALER MUSIK
08 09
PROGRAMM PROGRAMM
fing, Amerika zu hassen“. Zudem erfuhr Dvořák,
kurz bevor er die „Biblischen Lieder“ komponier te,
vom Tod des eng befreundeten Dirigenten Hans
von Bülow und von der letzten Krankheit seines
eigenen Vaters; dieser starb am 28. März 1894,
zwei Tage nach Vollendung des Werks. Mit großer
Wahrscheinlichkeit schrieb Dvořák die zehn Lieder
nicht in erster Linie mit Blick auf ein zahlendes
Publikum, sondern als Bekenntnis, in Auseinan-
dersetzung mit seiner eigenen Lebenslage. Dafür
spricht schon die sehr eigenwillige Auswahl der
Texte aus dem Buch der Psalmen: In vielen Fällen
strich Dvořák Verse, die nicht auf seine Situation
passten, auch änderte er die Reihenfolge von
Textteilen, oder er kombinierte (in Nr. 5, 6 und 10)
Verse aus unterschiedlichen Psalmen zu neuen
Dichtungen. In mehreren Liedern (vor allem Nr. 3
und 7) wird das Leiden im Exil, die Sehnsucht
nach der Heimat direkt angesprochen.
Nach anfänglicher Begeisterung fühlte Dvořák
sich in den USA bald fremd, isoliert – nicht zuletzt
wohl auch als streng gläubiger, praktizierender
Katholik in einer protestantisch geprägten Gesell-
schaft. Religion kann bekanntlich einen wichtigen
Teil nationaler Identität ausmachen, und für die
tschechische Nation gilt das in ganz besonderer,
fast paradoxer Weise. Die Hintergründe reichen
weit in die Geschichte des Landes zurück, bis ins
frühe 15. Jahrhundert: Damals predigte der Kir-
chenreformer Jan Hus gegen das verweltlichte
Papsttum, gegen Ämterkauf und Ablasshandel.
Zwar wurde er 1415 hingerichtet, und seine An-
hänger unterlagen in den „Hussitenkriegen“ der
nächsten Jahrzehnte. Doch nach diesen Ereignis-
sen fiel im Böhmen des frühen 16. Jahrhunderts
Martin Luthers Reformation auf fruchtbaren Boden.
Ferdinand I., der 1526 als erster Habsburger den
böhmischen Königsthron bestieg, duldete den
Protestantismus noch, doch nach der Schlacht am
Weißen Berg (1620) wurde das Land rekatholisiert
und zugleich die tschechische Sprache weitge-
hend durch die deutsche verdrängt. Daraus ergab
sich im 19. Jahrhundert, als die Tschechen für ihre
nationale Eigenständigkeit eintraten, ein merk-
würdiger Widerspruch: Mehr als 95 Prozent der
Bevölkerung bekannten sich zum katholischen
Glauben, und dennoch galten Jan Hus oder auch
die protestantische Bibel von Kralice (1579 – 1594)
als nationale Symbole. Diese tschechische Über-
setzung der Heiligen Schrift hatte schließlich in
ganz ähnlicher Weise zur Standardisierung der
Sprache (und damit zur Entstehung eines Natio-
nalgefühls) beigetragen wie in Deutschland die
Lutherbibel oder in England die King James Bible.
So kam es, dass auch der Katholik Dvořák nichts
dabei fand, eine „Hussiten“-Ouvertüre (op. 67) zu
komponieren. Und seinen „Biblischen Liedern“
legte er nicht etwa eine deutsche oder englische
Psalm-Übersetzung zugrunde (obwohl er beide
Sprachen fließend beherrschte), sondern die tsche-
chische Kralice-Bibel. Auch wenn die Musik selbst
wohl keine eindeutig tschechischen Züge enthält –
die Wahl des Textes kann man durchaus als patri-
otische Aussage verstehen. Dennoch war Dvořák,
wie sein Freund Johannes Brahms einmal feststel l-
te, „kein fanatischer Böhm“, und deshalb (sowie aus
Gründen der besseren Verkäuflichkeit) erlaubte er
seinem Verleger Simrock, auch deutsche und eng-
lische Übersetzungen abzudrucken. Sie erschienen
in der originalen Klavier-Fassung der Lieder in
auch für die Vereinigten Staaten vor. Gleich nach
seiner Ankunft in New York im September 1892
begann Dvořák mit großer Offenheit nach Anknüp-
fungspunkten für eine amerikanische Musik zu
suchen: Er las Artikel über die Musik der „Neger“,
ließ sich von einem schwarzen Studenten des
Konservatoriums Spirituals und Plantagenlieder
vorsingen. Später lernte er auch Lieder und Tänze
der „nordamerikanischen Wilden“ kennen.
Lange Zeit galt es als sicher, dass Dvořák in sei-
nen „amerikanischen“ Werken – etwa der Sinfonie
„Aus der Neuen Welt“, dem „Amerikanischen
Streichquartett“ oder den „Biblischen Liedern“ –
direkt durch Musik schwarzer oder indianischer
Amerikaner beeinflusst worden sei. Zweifel daran
weckt aber nicht zuletzt ein Artikel des Komponis-
ten im „New York Herald“: „Ich habe festgestellt“,
heißt es darin, „dass die Musik der beiden Rassen
[Afroamerikaner und Indianer] eine auffallende
Ähnlichkeit mit der Musik Schottlands hat. In bei-
den gibt es eine eigentümliche Tonleiter, begrün-
det durch die Abwesenheit der vierten und der
siebten Stufe oder des Leittons.“ Tatsächlich ist
die pentatonische (fünftönige) Skala, von der
Dvořák hier spricht, in vielen Volkskulturen rund
um die Welt verbreitet. Er selbst verwendete sie
schon vor dem USA-Aufenthalt in seinen Werken,
und so kann man sich durchaus fragen, ob die in
den „Biblischen Liedern“ Nr. 5, 7 und 10 so auf-
fällige Pentatonik wirklich auf „Negro Spirituals“
zurückgeht, wie häufig zu lesen ist. Ähnliches gilt
für andere musikalische Eigenheiten der Lieder –
zum Beispiel die vielfache Wiederholung von Mo-
tiven (etwa in Nr. 8), lange Passagen ohne harmo-
nische Bewegung (Nr. 10) oder den „scotch snap“
(eine rhythmische Figur aus einer betonten kurzen
und einer unbetonten langen Note, wie in der ers-
ten Strophe von Nr. 5 zu hören). All diese Mittel
klingen folkloristisch, jedenfalls nicht der europä-
ischen Kunstmusik zugehörig. Doch auf welches
Land sie sich beziehen, bleibt ungewiss: Vielleicht
spiegeln sie Dvořáks neue Eindrücke, womöglich
aber auch sein Heimweh nach Böhmen.
Dass Dvořák unter extremem Heimweh litt, ist
vielfach dokumentiert: Mit zunehmender Dauer
seines Aufenthalts in New York wurde er immer
stärker von Ängsten und Depressionen gequält;
sein Sohn Otakar berichtet, dass er „beinahe an-
Antonín Dvořák
10 11
PROGRAMM
der die Gattung der Sinfonischen Dichtung be-
gründet hatte: in der Regel einsätzige Orchester-
werke, deren jeweilige Form nicht traditionellen
Modellen folgt, sondern allein durch außermusi ka-
lische Programme bestimmt wird. Smetana folgte,
wie viele andere Komponisten auch, Liszts Vorbild;
neu ist bei ihm allerdings die Idee, mehrere Sin-
fonische Dichtungen zu einem Zyklus zusammen-
zufassen, dessen einzelne Teile durch themati sche
Zusammenhänge verbunden sind.
„Má vlast“ besteht aus sechs Teilen: Auf die drei
ersten, die im heutigen Konzert zu hören sind, folgt
noch das lyrische Naturgemälde „Aus Böhmens
Hain und Flur“, und den Schluss bilden zwei Teile
historischen Inhalts: „Tábor“ und „Blaník“ bezie-
hen sich auf Ereignisse aus den Hussitenkriegen.
Zum Inhalt der Kompositionen hat Smetana ge-
meinsam mit dem befreundeten Dichter Václav
Zelený knappe Erläuterungen verfasst. So schreibt
er etwa zum ersten Teil, „Vyšehrad“: „Die Harfen der
Wahrsager beginnen; ein prophetischer Gesang
(Bardengesang) über die Ereignisse in Vyšehrad,
über den Ruhm und die Herrlichkeit, Turniere und
Schlachten, bis zum endgültigen Verfall und Un-
tergang. Das Werk endet mit einem elegischen
Ton (Nachgesang der Barden).“ Vyšehrad ist eine
Fürstenburg südlich der Prager Neustadt, die in
der tschechischen Literatur oft als nationales
Hoffnungssymbol aufgegriffen wurde. Sie war der
Wohnsitz der sagenhaften Libuše, nach deren
Prophezeiung von dieser Stelle aus die Stadt Prag
gegründet worden sein soll. Smetanas Komposition
lässt sich als Sonatenhauptsatz deuten; die thema-
tische Arbeit konzentriert sich vor allem auf das
sogenannte Vyšehrad-Motiv, das gleich zu Beginn
zu hören ist. Es stammt aus Smetanas nationaler
Festoper „Libuše“ (1872), in der es bei der Erwäh-
nung von Vyšehrad erklingt. In „Vltava“ und „Blaník“
taucht es wieder auf.
Zum zweiten Teil, der in Rondoform komponierten
„Moldau“, bemerkt Smetana: „Diese Komposition
schildert den Lauf der Vltava. Sie belauscht ihre
ersten zwei Quellen, die warme und die kalte Vlta-
va, verfolgt dann die Vereinigung beider Bäche
und den Lauf des Vltava-Stromes über die weiten
Wiesen und Haine, durch Gegenden, wo die Be-
wohner gerade fröhliche Feste feiern. Im silber nen
Mondlicht führen Wassernymphen ihre Reigen auf;
PROGRAMM
einem separaten Notensystem, weil unterschied-
liche Silbenzahlen und Betonungen einen geänder-
ten Rhythmus verlangten. Die Orches terversionen
der Lieder Nr. 1 bis 5 stammen übrigens vom
Komponisten selbst; sie erlebten 1896 in London
ihre Uraufführung. Die Lieder Nr. 6 bis 10 wurden
dagegen von Jarmil Burghauser (1921 – 1997) und
Jan Hanuš (1915 – 2004) instrumentiert.
BÖHMISCHER KOSMOPOLIT – SMETANAS ZYKLUS „MÁ VLAST“Bedřich Smetana, 17 Jahre älter als Dvořák, gilt
heute als Schöpfer der tschechischen National-
musik. Sein Zyklus Sinfonischer Dichtungen „Má
vlast“ („Mein Vaterland“) ist längst so etwas wie
das Nationalepos Böhmens: Ein Harfenmotiv dar-
aus wurde zum Pausenzeichen des Tschechischen
Rundfunks, und das Musikfestival „Prager Frühling“
beginnt jedes Jahr an Smetenas Todestag, dem
12. Mai, mit einer Aufführung des gesamten Werks.
Zur Entstehungszeit der Reihe, 1874 bis 1879,
war der Rang des Komponisten allerdings noch
nicht so gesichert wie heute. So polemisierte bei-
spielsweise Leoš Janáček als Musikkritiker regel-
mäßig gegen ihn. Als Dirigent und Musikorganisa-
tor boykottierte er Smetanas Werke – mit wenigen
Ausnahmen. Und bei einem Vortrag aus dem Jahr
1882 (dem Jahr der zyklischen Uraufführung von
„Má vlast“) gab er sich „überzeugt, dass wir in
Antonín Dvořák den einzigen tschechischen natio-
nalen Komponisten besitzen“.
Woher rührte wohl diese Feindseligkeit? Neben
persönlichen Empfindlichkeiten spielten sicher-
lich politische Konstellationen eine wichtige Rolle.
In einer Zeit, als Böhmen und Mähren Teile des
habsburgischen Vielvölkerreiches waren und es
in jeder größeren Stadt eine starke deutschspra-
chige Minderheit gab, bedeutete tschechischer
Nationalismus immer auch eine Stellungnahme
gegenüber der deutschen Kultur. Und die konnte
durchaus unterschiedlich ausfallen: Um die Mitte
des 19. Jahrhunderts sahen noch die meisten
Tschechen ihre Zukunft innerhalb der Habsburger-
monarchie – nur hofften sie auf einen eigenen sla-
wischen Reichsteil im österreichisch-ungarischen
Staat. Später gewann allmählich eine andere
Strömung die Oberhand: Die Panslawisten propa-
gierten die Auflösung der Donaumonarchie und
setzten dabei vor allem auf die Hilfe des großen
slawischen Bruders Russland. Während nun
Janáček in gleichem Maße alles Deutsche hasste
wie er für Russland schwärmte, hatte Smetana bei
allem Nationalstolz doch ein positives Verhältnis
gegenüber den Deutschen. Schließlich sprach er
selbst besser deutsch als tschechisch und sah
Mozart, Beethoven, Schumann, Liszt und Wagner
als seine großen Vorbilder an. Seine Musik war
auch in Wien erfolgreich und wurde dort als Ab-
sage an den Panslawismus wahrgenommen.
Janáčeks ablehnende Haltung gegenüber Smetana
war durchaus kein Einzelfall. Das gegnerische
Lager warf vor allem Smetanas Opern zügellosen
„Wagnerismus“ vor. Diese Kritik ist zwar bezeich-
nend für den damaligen Gegensatz zwischen
„Nationalpuristen“ und eher kosmopolitisch den-
kenden Musikern wie Smetana – sachlich war sie
allerdings kaum begründet. Eher trifft da schon
der Vergleich mit Franz Liszt, den Smetana einmal
„meinen Meister, mein Muster, und für alle wohl
ein unerreichbares Vorbild“ nannte. Liszt war es,
Bedřich Smetana
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PROGRAMM
stolze Burgen, Schlösser und ehrwürdige Ruinen,
mit den wilden Felsen verwachsen, ziehen vorbei.
Die Vltava schäumt und wirbelt in den Stromschnel-
len zu St. Johannis, strömt in breitem Flusse weiter
Prag zu; die Burg Vyšehrad taucht auf ihrem Ufer
auf. Die Vltava strebt majestätisch weiter, entschwin-
det den Blicken und ergießt sich schließ lich in die
Elbe.“ „Die Moldau“ ist mit Abstand der populärste
Teil des Zyklus. Das dürfte vor allem daran liegen,
dass sowohl das Programm als auch die Melodik
universell verständlich sind. Doch wie sagte Dvořák
einmal so treffend: „Einen schönen Gedanken zu
haben ist noch nichts so Besonderes. Aber einen
Gedanken hübsch durchführen und etwas Großes
daraus zu machen, das ist das Schwerste, das ge-
rade ist – Kunst.“ Smetanas Kunst zeigt sich zum
Beispiel in der Coda, die das Moldau-Hauptthema
mit beiden Kernmotiven aus Vyšehrad kombiniert.
Der folgende Teil ist der einzige, der eine genau
bestimmte Handlung hat: „In dieser Komposition
ist nicht die Gegend [das Tal der Šárka liegt in der
nördlichen Umgebung von Prag] festgehalten,
sondern die Handlung, die Sage von der Maid Šárka,
die in leidenschaftlichem Zorn über die Untreue
des Geliebten dem ganzen männlichen Geschlecht
bittere Rache schwört. Aus der Ferne dringt Waffen-
lärm. Ctirad ist mit seinen Knappen im Anmarsch,
um die streitbaren Mädchen zu bezwingen und
zu bestrafen. Er vernimmt schon von Weitem das
(nur listig vorgeschützte Klagen einer Maid, er-
blickt Šárka an einen Baum gebunden und ist von
ihrer Schönheit bezaubert. Er entbrennt in heißer
Leidenschaft zu ihr und befreit sie. Šárka versetzt
mit einem bereit gehaltenen Trunke Ctirad und
seine Knappen in Rausch und zuletzt in tiefen
Schlaf. Auf ein gegebenes Hornsignal, das die Ge-
fährtinnen Šárkas in der Ferne erwidern, stürzen
diese aus dem Wald und richten ein Blutbad an.“
Smetana wählte für seine Vertonung die Form
einer Variationenfolge; die einzelnen Teile stehen
in ungewöhnlich hartem Kontrast zueinander.
Der Šárka-Stoff liegt übrigens auch zwei Opern zu-
grunde: Die erste (1887) stammt von Smetanas
Gegner Leoš Janáček, die zweite (1897) von
Zdeněk Fibich, einem Schüler Smetanas. Beide
waren nur mäßig erfolgreich, obwohl doch die
hochdramatische, mit dem Gründungsmythos
Prags verbundene Handlung wie für die tschechi-
sche Opernbühne geschaffen schien.
Jürgen Ostmann
„Die Moldau“, letzte Seite des Manuskripts
PROGRAMM
BIBLICKÉ PÍSNÈ
I.Oblak a mrákota jest vůkol něho,
spravedlnost a soud základ trůnu jeho.
Óheň předchází jej a zapaluje vůkol
nepřátele jeho.
Zasvěcujít’ se po okršku světa blýskání jeho;
to vidouc země děsí se.
Hory jako vosk rozplývají se před
obličejem Hospodina,
panovníka vší země.
A slávu jeho spatřují všichni národové.
II.Skrýše má a paveza má Ty jsi,
na slovo vzaté očekávám.
Odstuptež ode mne, nešlechetníci,
abych ostříhal přikázáni Boha svého.
Posiluj mne, bych zachován byl,
a patřil ku stanoveným Tvým ustavičně.
Děsí se strachem před Tebou tělo mé,
Nebo soudů Tvých
bojím se náramně.
TEXTE
I.Wolken und Dunkel sind um ihn her,
Gerechtigkeit und Gericht sind seines
Thrones Stütze. Feuer geht vor ihm her und
verzehrt ringsum seine Feinde. Seine Blitze
erleuchten den Erdkreis, das Erdreich sieht
es und erschrickt. Berge zerschmelzen wie
Wachs vor dem Herrn, vor dem Herrscher
der ganzen Erde. Die Himmel verkündigen
seine Gerechtigkeit, und seine Herrlichkeit
sehen alle Völker.
Psalm 97, 2–6
II.Sieh auf mich, denn du bist mein Schutz und Schild,
und auf dein Wort will ich hoffen.
Weichet, Versucher und ihr Übeltäter,
denn ich will die Gebote halten meines Gottes.
Stärke doch mich, dass ich genese
und mein Ergötzen immer bleibe deine Lehre.
Vor deiner Größe, deiner Macht zittre ich
und entsetze mich,
wenn du kommst, zu richten mich.
Psalm 119
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TEXTE TEXTE
III.Slyš o Bože! slyš modlitbu mou,
a eskrývej se před prosbou mou.
Pozoruj a vyslyš mne;
nebot’ naříkám v úpění svém,
a kormoutím se.
Srdce mé tesklí ve mně,
a strachové smrti přišli na mne,
a hrůza přikvačila mne.
I řekl jsem:
Ó bych měl křídla jako holubice!
Zaletěl bych a poodpo činul.
Aj, daleko bych se vzdálil,
a prěbýval bych na poušti.
Pospíšil bych ujíti větru
prudkému a vichřici.
IV.Hospodin jest můj pastýř;
nebudu míti nedostatku.
Na pastvách zelených pase mne,
k vodám tichým mne přivodí.
Duši mou občerstvuje;
Vodí mne po stezkách
spravedlnosti pro jméno své.
Byt’ se mi dostalo jíti
Přes údolí stínu smrti:
Nebudut’ se báti zlého,
nebo Ty se mnou jsi;
a prut Tvůj a hůl Tvá,
tot’ mne potěšuje.
III.Gott, höre mein Gebet
und verbirg dich nicht vor meinem Flehen.
Merke auf mich und erhöre mich,
wie ich so ruhelos klage und heule.
Mein Herz ängstigt sich in meinem Leibe,
und Todesfurcht ist auf mich gefallen.
Furcht und Zittern ist über mich gekommen,
und Grauen hat mich überfallen.
Ich sprach:
O hätte ich Flügel wie Tauben,
dass ich wegflöge und Ruhe fände!
Siehe, so wollte ich in die Ferne fliehen
und in der Wüste bleiben.
Ich wollte eilen, dass ich entrinne vor dem
Sturmwind und Wetter.
Psalm 55, 2–3; 5–9
IV.Der Herr ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele
und führet mich auf rechter Straße
um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte
im finsteren Tal,
fürchte ich kein Unglück;
denn Du bist bei mir,
dein Stecken und Stab
trösten mich.
Psalm 23
V.Bože! Bože! píseň novou
zpívati budu Tobě na loutně,
a žalmy Tobě prozpěvovati.
Na každý den dobrořečiti budu Tobě
a chváliti jméno Tvé na věky věků.
Hospodin jistě veliký jest
a vší chvály hodný,
a velikost jeho
nemůž vystižena býti.
O slávě a kráse a velebnosti Tvé,
i o věcech
Tvých předivných mluviti budu.
A moc přehrozných skutků Tvých
Všichni rozhlašovati budou;
i já důstojnost Tvou
Budu vypravovati.
VI.Slyš, o Bože, volání mé,
pozoruj modlitby mé!
Nebo jsi býval útočiště mé
a pevná věže před tváří nepřítele.
Budu bydleti v stánku Tvém na věky,
schráním se v skrýši
křídel Tvých.
Bože! Bůh silný můj Ty jsi,
tebe t’ hned v jitře hledám,
tebe žízní duše má,
po Tobě touží tělo mé,
v zemi žíznivé a vyprahlé,
v níž není vody;
v tak, abych Tobě dobrořečil
V.Herr, o mein Gott,
lass ein neues Lied mich dir singen,
lass mich lobsingen
und mit zehn Saiten spielt mein Psalter dir.
Jeglichen Tag will ich preisen dich,
will ich loben den heil’gen Namen dein.
Danket dem Herrn und lobsinget!
Alle Welt fürchtet den Herrn,
er ist mächtig und groß,
unerforschlich sein Wille und ohne Ende seine Güte.
Von seiner Macht und Größe, von seiner Majestät,
von seiner Gewalt Wunderkraft will ich nun singen.
Ja, freuet euch des Herrn, ihr Frommen
und danket dem Herrn mit Harfen.
Mit mir lobsinget ihm,
singet ihm ein neues Lied.
nach Psalm 144 und 145
VI.Hör, o Vater, wie ich dich bitte,
neige dich gnädig zu mir.
Denn du allein bist meine Zuversicht,
vor meinen Feinden allmächtig
schützest du mich. Lass mich wohnen
in deinem Zelt ewiglich,
birg unter deinen Flügeln mich!
Du bist mein einz’ger Gott,
dich will ich suchen frühe.
Nur nach dir verlanget mich.
Sehnen zu dir verzehret mich,
fasst mich hier in diesem dürren Land,
Land ohne Wasser.
Von nun an will singen ich und lobpreisen deine Huld,
16 17
TEXTE TEXTE
a s radostným rtů prozpěvováním
chválila by Tě ústa má.
VII.Při řekách Babylonských,
tam jsme sedávali a plakávali,
rozpomínajíce se na Sion.
Na vrby v té zemi
zavěšovali jsme citary své,
a když se tam dotazovali nás ti,
kteříž nás zajali,
na slova písničky říkajíce:
Zpívejte nám některou píseň Sionskou.
Odpovídali jsme:
kterakž bychom mohli zpívati
píseň Hospodinovu
v zemi cizozemců?
Jestliže se zapomenu na tebe,
ó Jeruzaléme,
zapomeniž i pravice má umění svého.
VIII.Popatřiž na mne a smiluj se nade mnou;
nebot’ jsem opuštěný a ztrápený.
Soužení srdce mého rozmnožují se,
z úzkostí mých vyved’ mne.
Smiluj se nade mnou!
Viz trápení mé a bídu mou
a odpust’ všecky hřichy mé.
ostříhej duše mé a vytrhni mne
ich hebe die Hände auf zu dir,
rufe, Herr, dich an!
nach Psalm 61 und 63
VII.An den Wassern zu Babylon saßen wir
und weinten laut,
wenn an Zion wir dachten.
Unsere Harfen
hingen wir in nahes Weidengebüsch,
denn die uns getrieben in diese Verdammung,
wollten Gesang von uns,
höhnten und spotteten, riefen lachend:
„Singet uns doch, singet die Lieder Zions!“
Da antworteten wir:
„Ach, wie sollten wir hier singen,
auf diesem ungeweihten Boden
in der Fremde?“
Wenn ich jemals dein vergesse,
heil’ge Stadt, o Jerusalem, o so vergiss auch mein.
Strafe mich, wenn ich dein vergesse.
nach Psalm 137
VIII.Wende dich zu mir, sei gnädig meiner Not;
hilflos und einsam bin ich und elend.
Die Not des Herzens ist groß,
sie will mich verzehren.
Führe du mich aus der Not!
Wolle mir gnädig sein,
sieh an meine Leiden, meinen Jammer,
und vergib die Sünde mir. Rette die Seele mein,
at’ nejsem zahanben,
nebot’ v Tebe doufám.
IX.Pozdvihuji očí svých k horám,
odkud by mi přišla pomoc.
Pomoc má jest od Hospodina,
kterýž učinil nebe i zemi.
Nedopustít’, aby se pohnouti
měla noha Tvá,
nebo nedřímet’ strážný Tvůj.
Aj, nedřímet’, ovšem nespí ten,
kterýž ostříhá Izraele.
X.Zpívejte Hospodinu píseň novou,
nebot’ jest divné věci učinil;
zvuk vydejte, prozpěvujte
a žalmy zpívejte.
Zvuč, moře, i to, což v něm jest;
okršlek světa, i ti, což na něm bydlí.
Řeky rukama plesejte,
spolu s nimi i hory prozpěvujte.
Plesej, pole, a vše, což na něm;
plesej, země, zvuč i moře,
i což v něm jest.
errette mich, dass ich nicht zuschanden werde.
Herr, ach sei mir gnädig!
nach Psalm 25
IX.Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.
Woher kommt mir Hilfe?
Meine Hilfe kommt vom Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.
Er wird deinen Fuß nicht
gleiten lassen,
und der dich behütet, schläft nicht.
Siehe, der Hüter Israels
schläft und schlummert nicht.
Psalm 121
X.Singet dem Herrn ein neues Lied,
denn er tut Wunder.
Jauchzet dem Herrn, alle Welt,
singet, rühmet und lobet!
Das Meer brause und was darinnen ist,
der Erdkreis und die darauf wohnen.
Die Ströme sollen frohlocken,
und alle Berge seien fröhlich.
Das Feld sei fröhlich
und alles, was darauf ist;
es sollen jauchzen alle Bäume im Walde.
Psalm 98, 1; 4; 7–8; 96, 12
18 19
KONZERTVORSCHAUKONZERT-TIPP
Im zweiten Konzert auf Kampnagel am 30. Januar
2010 (20 Uhr) startet das NDR Sinfonieorchester
durch zu einer lateinamerikanischen Rundreise:
Gleich zu Beginn geht es mit Alberto Ginasteras
Musik zum Ballett „Estancia“ im eigentlichen Wort-
sinn in die Pampa – in die weite Graslandschaft
Lateinamerikas, die für Ginastera seit seiner Kind-
heit einen ganz besonderen Zauber hatte: „Wann
immer ich die Pampas durchquert oder dort für
eine Weile gelebt habe, wurde mein Geist von der
Vielfalt der Eindrücke überflutet, einmal freudig,
dann melancholisch, einmal voller Euphorie und
dann voll tiefgründiger Ruhe, was auf der unend-
lichen Weite und den Wandlungen, welche die
Landschaft innerhalb eines Tages erfährt, beruht.“
Die viersätzige Suite – klingendes Bild des von
Abenteuern und Romantik geprägten Landlebens
der argentinischen Gauchos – endet mit einem
wilden „Malambo“, der zu den Initiationsriten ge -
hörte: Derjenige, der sich beim Tanzen am längsten
auf den Beinen halten konnte, hatte gewonnen.
Anschließend steht das „Concierto para Bando-
neon“ von Ginasteras Landsmann und früherem
Schüler Astor Piazzolla auf dem Programm, der
längst zum Synonym für den „Tango Nuevo“ ge wor-
den ist, in dem der traditionelle „Tango Argentino“
mit Elementen aus musikalischer Moderne und
Jazz kombiniert wird. Der mexikanische Komponist
Silvestre Revueltas begründete quasi im Alleingang
die moderne Musikkultur seines Landes – u. a.
mit der ursprünglich als Filmmusik angelegten
„Nacht der Mayas“. Typisch für Revueltas ist eine
Mischung aus Originalität, Heimatverbundenheit
und Selbstironie: „Ich mag alle Arten von Musik.
Ich kann so gar einige der Klassiker tolerieren und
einige meiner eigenen Kompositionen, aber ich
ziehe die Musik der einfachen Leute auf den Far-
men und in den Dörfern meines Landes vor.“
Präsentiert wird die dynamische Musik Südame-
rikas von zwei Grenzgängern der Klassik: dem
jungen Stardirigenten Kristjan Järvi und dem nor-
wegischen Bandoneonvirtuosen Per Arne Glorvigen.
Im Anschluss an das Konzert laden Glorvigen und
G-Strings dann zum Lounge-Programm ein.
NIGHT OF THE MAYASDAS NDR SINFONIEORCHESTER AUF KAMPNAGEL
Ehemals eine berühmte Fabrik im Hamburger Stadt-
teil Barmbek – heute Deutschlands größte freie Spiel-
und Produktionsstätte: die Kulturfabrik Kampnagel
ABONNEMENTKONZERTE
A6 Sonntag, 7. Februar 2010, 11 Uhr
B6 Montag, 8. Februar 2010, 20 Uhr
Hamburg, Laeiszhalle, Großer Saal
Dirigent: Christoph von Dohnányi
Solistin: Isabelle van Keulen Violine
ALBAN BERG
Konzert für Violine und Orchester
„Dem Andenken eines Engels“
ANTON BRUCKNER
Sinfonie Nr. 7 E-Dur
07.02.2010: 11 – 13 Uhr Mit-Mach-Musik08.02.2010: 19 Uhr Einführungsveranstaltung
C3 Donnerstag, 18. Februar 2010, 20 Uhr
D5 Freitag, 19. Februar 2010, 20 Uhr
Hamburg, Laeiszhalle, Großer Saal
L5 Samstag, 20. Februar 2010, 19.30 Uhr
Lübeck, Musik- und Kongresshalle
Dirigent: David Zinman
Solist: Richard Goode Klavier
WOLFGANG AMADEUS MOZART
Konzert für Klavier und Orchester
G-Dur Nr. 17 KV 453
RICHARD STRAUSS
Eine Alpensinfonie op. 64
18.02.2010: 19 Uhr 19.02.2010: 19 UhrEinführungsveranstaltungen
A7 Sonntag, 28. Februar 2010, 11 Uhr
B7 Montag, 1. März 2010, 20 Uhr
Hamburg, Laeiszhalle, Großer Saal
HB3 Dienstag, 2. März 2010, 20 Uhr
Bremen, Glocke
Dirigent: Thomas Hengelbrock
Solist: Piotr Anderszewski Klavier
JOSEPH HAYDN
Sinfonie C-Dur Hob I: 56
BÉLA BARTÓK
Klavierkonzert Nr. 3
ROBERT SCHUMANN
Sinfonie Nr. 4 d-moll op. 120
(Erstfassung von 1841)
01.03.2010: 19 Uhr Einführungsveranstaltung
KAMMERKONZERTMontag, 18. Januar 2010, 20 Uhr
Dienstag, 19. Januar 2010, 20 Uhr
Hamburg, Rolf-Liebermann-Studio
FASCHINGSKONZERTEEin Überraschungsprogramm mit
Salon- und Caféhaus-Musik,
dem NDR Salon-Ensemble
und dem Theater Kontra-Punkt
Ludolf Klemeyer Violine
Hans-Christoph Sauer Violine
Christoph Rocholl Violoncello
Katharina Bunners Kontrabass
Jürgen Lamke Klavier
Hans-Udo Heinzmann Flöte
u. a.
20 21
KONZERTVORSCHAU
NDR FAMILIENKONZERTESamstag, 23. Januar 2010,
14.30 Uhr und 16.30 Uhr
Sonntag, 24. Januar 2010,
14.30 Uhr und 16.30 Uhr
Hamburg, Rolf-Liebermann-Studio
KONZERT STATT SCHULEMontag, 25. Januar 2010,
9.30 Uhr und 11.30 Uhr
Dienstag, 26. Januar 2010,
9.30 Uhr und 11.30 Uhr
Hamburg, Rolf-Liebermann-Studio
PADDINGTONNDR Sinfonieorchester
Dirigent: Jens Georg Bachmann
Sprecher: Jörg Schade
Peter Mim (Pantomime) als Paddington
Musik von
JOSEPH HAYDN und HERBERT CHAPPELL
Paddington, der kleine Bär aus Peru, der einen
seltsamen Hut trägt und Marmelade liebt, erlebt
zum ersten Mal ein Konzert. Empört ist er, dass ein
unvollendetes Werk gespielt werden soll, landet
bei seiner Suche nach Herrn Schubert versehent-
lich am Dirigentenpult – und dirigiert seine eigene
Melodie.
NDR CHORABO-KONZERT 3Donnerstag, 28. Januar 2010, 20 Uhr
Hamburg, Laeiszhalle, Großer Saal
DIXIT DOMINUSElbipolis Barockorchester Hamburg
NDR Chor
Philipp Ahmann Leitung
Sibylla Rubens Sopran
Christina Landshamer Sopran
Ann Hallenberg Alt
GIOVANNI BATTISTA PERGOLESI
Missa Romana
GEORG FRIEDRICH HÄNDEL
Concerto grosso d-moll op. 3
Nr. 5 HWV 316
Dixit Dominus HWV 232
19 Uhr: Einführungsveranstaltung
In Kooperation mit NDR Das Alte Werk
KONZERTVORSCHAU
AUF KAMPNAGELKA2 Samstag, 30. Januar 2010, 20 Uhr
Hamburg, Kampnagel, Jarrestraße 20
NIGHT OF THE MAYASNDR Sinfonieorchester
Dirigent: Kristjan Järvi
Solist: Per Arne Glorvigen Bandoneon
ALBERTO GINASTERA
Estancia
ASTOR PIAZZOLLA
Konzert für Bandoneon
und Orchester
SILVESTRE REVUELTAS
La noche de los Mayas
anschließend Lounge-Programm mit Per Arne Glorvigen und G-Strings
NDR DAS NEUE WERKDonnerstag, 4. März 2010, 20 Uhr
Hamburg, Rolf-Liebermann-Studio
URLICHTDirigent: Philipp Ahmann
Elbtonal Percussion
Mitglieder des NDR Sinfonieorchesters
MAURICIO KAGEL
„Mitternachtsstük“
für Stimmen und Instrumente
über vier Fragmente aus dem Tagebuch
von Robert Schumann
ROBERT SCHUMANN
Romanzen op. 69
für Frauenchor und obligates Klavier
GUSTAV MAHLER/CLYTUS GOTTWALD
„Urlicht“
„Ich bin der Welt abhanden gekommen“
WILHELM KILLMAYER
„... was dem Herzen kaum bewusst ...“
Acht Chorlieder von J. v. Eichendorff
für Männerchor a cappella
Kammermusik Nr. 2
„Schumann in Endenich“
18.45 Uhr: Klangradar 3000 Klangwellen
In Kooperation mit NDR Chor
Karten im NDR Ticketshop im Levantehaus, Tel. 0180 1 78 79 80 (bundesweit zum Ortstarif für Anrufe aus dem deutschen Fest-netz, Preise aus dem Mobilfunknetz können abweichen), online unter www.ndrticketshop.de
23
NDR SINFONIEORCHESTER
POSAUNEStefan Geiger**, Simone Candotto**, Joachim Preu,
Peter Dreßel, Uwe Leonbacher (Bassposaune)
TUBAMarkus Hötzel**
HARFELudmila Muster**
PAUKEStephan Cürlis**, Johann Seuthe**
SCHLAGZEUGThomas Schwarz**, N.N.**
TASTENINSTRUMENTEJürgen Lamke
ORCHESTERWARTEWolfgang Preiß (Inspizient), Matthias Pachan,
Walter Finke, Stefanie Kammler
VORSTANDBoris Bachmann, Hans-Udo Heinzmann,
Thomas Starke
**Konzertmeister und Stimmführer
*Stellvertreter
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IMPRESSUM
Herausgegeben vom
NORDDEUTSCHEN RUNDFUNKPROGRAMMDIREKTION HÖRFUNKBEREICH ORCHESTER UND CHORLeitung: Rolf Beck
Redaktion Sinfonieorchester:
Achim Dobschall
Redaktion des Programmheftes:
Dr. Harald Hodeige
Der Einführungstext von Jürgen Ostmann
ist ein Original beitrag für den NDR.
Fotos:
Klaus Westermann | NDR (Titel)
DG Photography (S. 4)
IAAC (S. 5)
culture-images (S. 7)
culture-images (S. 8)
akg-images (S. 11)
akg-images (S. 12)
H. Friedrichsmeier | Bildagentur Hamburg (S. 18)
NDR | Markendesign
Gestaltung: Klasse 3b, Hamburg
Litho: Reproform
Druck: KMP Print Point
Nachdruck, auch auszugsweise,
nur mit Genehmigung des NDR gestattet.
1. VIOLINENRoland Greutter**, Stefan Wagner**,
Florin Paul**, Gabriella Györbiro*, Ruxandra Klein*,
Marietta Kratz-Peschke*, Brigitte Lang*,
Lawrence Braunstein, Dagmar Ferle, Malte Heutling,
Sophie Arbenz-Braunstein, Radboud Oomens,
Katrin Scheitzbach, Alexandra Psareva,
Bettina Lenz, Razvan Aliman, Barbara Gruszczynska,
Motomi Ishikawa, Sono Tokuda, N.N., N.N
2. VIOLINENRodrigo Reichel**, Christine-Maria Miesen**,
N.N.*, N.N.*, Rainer Christiansen, Regine Borchert,
Felicitas Mathé-Mix, Hans-Christoph Sauer,
Stefan Pintev, Theresa Micke, Boris Bachmann,
Juliane Laakmann, Frauke Kuhlmann,
Raluca Stancel, Yihua Jin, Silvia Offen
VIOLAMarius Nichiteanu**, Jan Larsen**, Jacob Zeijl**,
Gerhard Sibbing*, N.N.*, Klaus-Dieter Dassow,
Rainer Castillon, Roswitha Lechtenbrink,
Rainer Lechtenbrink, Thomas Oepen,
Ion-Petre Teodorescu, Aline Saniter, Torsten Frank,
Anne Thormann, N.N.
VIOLONCELLOChristopher Franzius**, N.N.**, Yuri-Charlotte
Christiansen**, Dieter Göltl*, Vytautas Sondeckis*,
Thomas Koch, Michael Katzenmaier, Christof Groth,
Sven Forsberg, Bettina Barbara Bertsch,
Christoph Rocholl, Fabian Diederichs
KONTRABASSEkkehard Beringer**, Michael Rieber**,
Katharina C. Bunners-Goll*, Jens Bomhardt*,
Karl-Helmut von Ahn, Eckardt Hemkemeier,
Peter Schmidt, Volker Donandt, Tino Steffen
FLÖTEWolfgang Ritter**, Matthias Perl**,
Hans-Udo Heinzmann, N.N., Jürgen Franz (Piccolo)
OBOEPaulus van der Merwe**, Kalev Kuljus**,
Malte Lammers, Beate Aanderud, Björn Vestre
(Englisch Horn)
KLARINETTENothart Müller**, N.N.**, Walter Hermann,
N.N. (Es-Klarinette), Renate Rusche-Staudinger
(Bassklarinette)
FAGOTTThomas Starke**, N.N.**, Sonja Bieselt, N.N.,
Björn Groth (Kontrafagott)
HORNClaudia Strenkert**, Jens Plücker**, N.N.,
Volker Schmitz, Dave Claessen*, Marcel Sobol,
Jürgen Bertelmann
TROMPETEJeroen Berwaerts**, Guillaume Couloumy**,
Bernhard Läubin, Stephan Graf,
Constantin Ribbentrop
NDR SINFONIEORCHESTER
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Die Konzerte des NDR Sinfonieorchestershören Sie auf NDR Kultur.
In Hamburg auf 99,2
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