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Wissen. Was praktisch zählt. Zink-Luft-Batterie Mit Zink-Luft-Batterien ist es theoretisch möglich, Energiedichten über 400 Wh/kg zu erreichen. Im Vergleich zu einem Lithium-Ionen Akku ergibt sich eine bis zu dreimal höhere elektrische Kapazität. Einleitung Durch den steigenden Bedarf zur Speicherung elektrischer Energie, entsteht eine steigende Nachfrage an Neu- und Weiterentwicklungen von Batterietechnologien. Aufgrund der hohen Energiedichte sind Lithium-Batterien ein bevorzugtes Entwicklungsziel. Sie haben im Vergleich mit Zink-Luft-Batterien jedoch Nachteile, wie leichte Brennbarkeit, heftige Reaktion mit Wasser, Gefahr von Kurzschluss und Brand und schlechte Verfügbarkeit von Lithium. Zink-Luft-Batterien stellen eine Alternative zur Lithium-Ionen-Batterie dar. In dieser Batterie wird Zinkmetall mit Luftsauerstoff in einem alkalischen Elektrolyten oxidiert und die dabei freiwerdende Energie elektrochemisch genutzt. Aufbau Zink-Luft-Batterie (Primärzellen) Vorteile von Zink-Luft-Batterien als Sekundärzellen Energiedichte: Die zu erwartende Energiedichte der Materialkombination liegt deutlich über den anderen in Frage kommenden Kombinationen wie Ni/MH oder Li- Ion. So ergibt sich ein hervorragendes Leistungsgewicht. Geringe Selbstentladung: Ohne Sauerstoff kann die chemische Reaktion und damit die Entladung stark verlangsamt werden. Zink wird nicht verbraucht: Der Reaktand Zink kann theoretisch beliebig oft regeneriert und zum Laden und Entladen verwendet werden und muss somit nicht ersetzt werden. Der Verschleiß der Zelle findet nur auf mechanischer Ebene statt. Kostengünstig: Von den Elementen ist Zink das 24. Häufigste und damit häufiger als Kupfer und Blei. Entsprechend günstig ist das Material gerade im Vergleich zu seltenen bzw. schwierig zu fördernden Elementen wie Lithium. Betriebssicherheit und Umweltverträglichkeit: Im Aufbau kommt vergleichsweise unkritische Kalilauge zum Einsatz. Bei Lithium basierten Speichern besteht bei Kontakt mit Luft(-feuchtigkeit) eine Selbstentzündungsgefahr. Ebenfalls entsteht kein Wasserstoff. Reaktionen Verbesserungsziele von Zink-Luft-Batterien als Sekundärzellen Maximaler Wirkungsgrad erhöhen: Der maximale Wirkungsgrad soll verbessert werden, da dieser im Moment bei 60 % liegt. Im Vergleich hierzu erreichen Blei-Akkus einen Wirkungsgrad von 80 % und Lösungen mit Lithium-Ionen 95% und mehr. Austrocknen verhindern: Durch CO 2 Eintrag reagiert der Elektrolyt ab und die Zelle trocknet aus. Auch geringe oder erhöhte Luftfeuchtigkeit der Umgebungsluft können den Elektrolyten negativ beeinflussen. Dendritenwachstum verringern: Eine beim Laden in Dendriten aufwachsende Zinkschicht kann unter Umständen einen Kurzschluss der Zelle verursachen. Nicht wieder aufladbare klassische Zink-Luft Batterie Schematische Darstellung der chemischen Reaktion Beim Vergleich der Eigenschaften verschiedener Batteriearten sieht man, dass sich die Zink-Luft Batterie durch viele positive Aspekte auszeichnet. Nickel-Metall- Hydrid Zellen und Lithium-Ionen Zellen haben eine längere Lebensdauer und kürzere Ladezeiten. Im Vergleich mit anderen Batterietypen hat die Zink-Luft Batterie die höchste Energiedichte Versuchsdaten ReVolt Systeme bieten hohe Stromdichten. 250 mA/cm _ bei 0,75 V ergeben 0,188 W/cm_ Luftelektrode – Entladung: Eine Zelle mit 100 mA/cm_ wurde bei 2000 h Betriebsdauer vermessen Stabilität der Luft-Elektrode: Die Ladung einer Zelle mit 200 mA/cm_ zeigt über eine Betriebsdauer von über 2000h eine gute Stabilität. Die leichte Streuung lässt sich durch die Sauerstoffbl äschenbildung erklären, durch die die aktive Fläche verringert wird. Beispielhafte Lade- und Entladevorgang an einer Prototypenzelle Stand des Projekts und Ausblick Ziel ist der Einsatz einer Zink-Luft-Sekundär Zelle als Energiespeicher für z.B. Elektroautos oder als Zwischenspeicherung erneuerbarer Energie im Stromnetz. Diese Lösung soll als Alternative zu lithiumbasierten Lösungen und herkömmlichen Brennstoffzellen dienen. Ähnlich wie bei der Brennstoffzelle soll das System als Flow Zelle aufgebaut sein. Hierbei dient das Zink als Energiespeicher, welcher allerdings anders als der Wasserstoff bei der Brennstoffzelle, nicht verbraucht wird, sondern wieder aufgeladen werden kann. Die genannten Vorteile, Energiedichte, geringes Gewicht, geringere Materialkosten, hohe Standfestigkeit und die hohe Anzahl an durchführbaren Lade- und Entladezyklen machen die Zink-Luft-Zelle zu einem erfolgsversprechenden Ansatz. Im kleinen Maßstab funktioniert die Technologie, mit der sich Sekundär-Zellen auf Zink Luft Basis Laden- und Entladen lassen, und ist technisch umgesetzt. Aktuell wird daran gearbeitet, die gewonnen Erkenntnisse zu nutzen, um die aufgebauten Zellen zu skalieren. Ein weiterer Ansatzpunkt, an dem gearbeitet wird, um dieses Ziel zu erreichen, ist der Aufbau eines Stack aus mehreren Zellen. Kommerziell erh ä ltliche Systeme Bei allen Vorteilen sind bisher nur wenige Systeme auf Zink-Luft-Basis erhältlich. Im Wesentlichen sind dies Knopfzellen, bei denen die hohe Energiedichte benötigt wird. Wieder aufladbare Systeme sind noch nicht verfügbar. Die Zink-Luft-Batterie besteht aus einer Zinkpulver- oder Zinkschwamm-Anode. Die Kathode besteht aus porösem Material, über das Luft-Sauerstoff in die Zelle gelangt. Als Elektrolyt dient Kalilauge. Die chemische Reaktion basiert auf der Oxidation vom Zink. Der Luftsauerstoff gelangt über kleine Löcher, die bis zum Einsatz der Zelle versiegelt bleiben, in die Zelle. Wird die Luft in die Zelle geführt, ist die Zelle aktiviert und bereit zur Stromentnahme. Beim Entladevorgang in der Zink-Luft-Batterie wird Zinkmetall mit Luftsauerstoff in einem alkalischen Elektrolyten oxidiert. Die Entladung läuft nach folgendem Reaktionsschema ab: Anode: 2Zn + 8OH- 2Zn(OH) 4 2- + 4e- Elektrolyt: 2Zn(OH) 4 2- 2ZnO + 2H 2 O + 4OH- Kathode: O 2 + 2H 2 O + 4e- 4OH- Gesamtreaktion: 2Zn + O 2 + 2H 2 O 2ZnO + 2H 2 O Beim Ladevorgang wächst auf der Kupferelektrode elementares Zink auf, gleichzeitig wird bei diesem Vorgang an der Ladeelektrode Sauerstoff frei, der abgeführt werden muss. Anode: 4OH- O 2 + 2H 2 O + 4e- Kathode: 2ZnO + 2H 2 O + 4e- 2Zn + 4OH- Gesamtreaktion: 2ZnO + 2H 2 O 2Zn + O 2 + 2H 2 O Zink-Luft-Batterie Kontakt Westfälische Hochschule Prof. Dr. Hans-Joaachim Lilienhof Neidenburger Straße 43 45877 Gelsenkirchen Westfälische Hochschule University of Applied Sciences Fachbereich Elektrotechnik und angewandte Naturwissenschaften Tel.: 0209-9596-526 Mail: [email protected] www.w-hs.de Autoren: Christopher Betz, B. Sc. / Mareike Freundlieb, M. Sc. / Prof. Dr. Hans-Joachim Lilienhof / Michael Lupczyk, B. Sc. / Prof. Dr. Michael Schlüter / Prof. Dr. Schröder / Sebastian Seydel, B. Sc

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Wissen. Was praktisch zählt.

Zink-Luft-BatterieMit Zink-Luft-Batterien ist es theoretisch möglich, Energiedichten über 400 Wh/kg zuerreichen. Im Vergleich zu einem Lithium-Ionen Akku ergibt sich eine bis zu dreimalhöhere elektrische Kapazität.

EinleitungDurch den steigenden Bedarf zur Speicherung elektrischer Energie, entsteht eine steigende Nachfrage an Neu- und Weiterentwicklungen von Batterietechnologien. Aufgrund der hohen Energiedichtesind Lithium-Batterien ein bevorzugtes Entwicklungsziel. Sie haben im Vergleich mit Zink-Luft-Batterien jedoch Nachteile, wie leichte Brennbarkeit, heftige Reaktion mit Wasser, Gefahr von Kurzschlussund Brand und schlechte Verfügbarkeit von Lithium. Zink-Luft-Batterien stellen eine Alternative zur Lithium-Ionen-Batterie dar. In dieser Batterie wird Zinkmetall mit Luftsauerstoff in einem alkalischenElektrolyten oxidiert und die dabei freiwerdende Energie elektrochemisch genutzt.

Aufbau Zink-Luft-Batterie (Primärzellen)

Vorteile von Zink-Luft-Batterien als SekundärzellenEnergiedichte: Die zu erwartende Energiedichte der Materialkombination liegtdeutlich über den anderen in Frage kommenden Kombinationen wie Ni/MH oder Li-Ion. So ergibt sich ein hervorragendes Leistungsgewicht.• Geringe Selbstentladung: Ohne Sauerstoff kann die chemische Reaktion und damitdie Entladung stark verlangsamt werden.• Zink wird nicht verbraucht: Der Reaktand Zink kann theoretisch beliebig oftregeneriert und zum Laden und Entladen verwendet werden und muss somit nichtersetzt werden. Der Verschleiß der Zelle findet nur auf mechanischer Ebene statt.• Kostengünstig: Von den Elementen ist Zink das 24. Häufigste und damit häufiger alsKupfer und Blei. Entsprechend günstig ist das Material gerade im Vergleich zuseltenen bzw. schwierig zu fördernden Elementen wie Lithium.• Betriebssicherheit und Umweltverträglichkeit: Im Aufbau kommt vergleichsweiseunkritische Kalilauge zum Einsatz. Bei Lithium basierten Speichern besteht beiKontakt mit Luft(-feuchtigkeit) eine Selbstentzündungsgefahr. Ebenfalls entsteht keinWasserstoff.

Reaktionen

Verbesserungsziele von Zink-Luft-Batterien als

Sekundärzellen• Maximaler Wirkungsgrad erhöhen: Der maximale Wirkungsgrad soll verbessertwerden, da dieser im Moment bei 60 % liegt. Im Vergleich hierzu erreichen Blei-Akkuseinen Wirkungsgrad von 80 % und Lösungen mit Lithium-Ionen 95% und mehr.

• Austrocknen verhindern: Durch CO2 Eintrag reagiert der Elektrolyt ab und die Zelletrocknet aus. Auch geringe oder erhöhte Luftfeuchtigkeit der Umgebungsluft könnenden Elektrolyten negativ beeinflussen.

• Dendritenwachstum verringern: Eine beim Laden in Dendriten aufwachsendeZinkschicht kann unter Umständen einen Kurzschluss der Zelle verursachen.

Nicht wieder aufladbareklassische Zink-Luft Batterie

Schematische Darstellung der chemischen Reaktion

Beim Vergleich der Eigenschaften verschiedener Batteriearten siehtman, dass sich die Zink-Luft Batterie durch viele positive Aspekteauszeichnet. Nickel-Metall- Hydrid Zellen und Lithium-Ionen Zellenhaben eine längere Lebensdauer und kürzere Ladezeiten.

Im Vergleich mit anderen Batterietypen hat dieZink-Luft Batterie die höchste Energiedichte

Versuchsdaten

ReVolt Systeme bieten hohe Stromdichten. 250 mA/cm_ bei 0,75 Vergeben 0,188 W/cm_

Luftelektrode – Entladung: Eine Zelle mit 100 mA/cm_ wurde bei 2000 hBetriebsdauer vermessen

Stabilität der Luft-Elektrode: Die Ladung einer Zelle mit 200 mA/cm_ zeigtüber eine Betriebsdauer von über 2000h eine gute Stabilität. Die leichteStreuung lässt sich durch die Sauerstoffbläschenbildung erklären, durch diedie aktive Fläche verringert wird.

Beispielhafte Lade- und Entladevorgang an einer Prototypenzelle

Stand des Projekts und AusblickZiel ist der Einsatz einer Zink-Luft-Sekundär Zelle als Energiespeicher für z.B. Elektroautos oder als Zwischenspeicherung erneuerbarer Energie im Stromnetz. Diese Lösung soll als Alternative zulithiumbasierten Lösungen und herkömmlichen Brennstoffzellen dienen. Ähnlich wie bei der Brennstoffzelle soll das System als Flow Zelle aufgebaut sein. Hierbei dient das Zink als Energiespeicher,welcher allerdings anders als der Wasserstoff bei der Brennstoffzelle, nicht verbraucht wird, sondern wieder aufgeladen werden kann. Die genannten Vorteile, Energiedichte, geringes Gewicht,geringere Materialkosten, hohe Standfestigkeit und die hohe Anzahl an durchführbaren Lade- und Entladezyklen machen die Zink-Luft-Zelle zu einem erfolgsversprechenden Ansatz. Im kleinen Maßstabfunktioniert die Technologie, mit der sich Sekundär-Zellen auf Zink Luft Basis Laden- und Entladen lassen, und ist technisch umgesetzt. Aktuell wird daran gearbeitet, die gewonnen Erkenntnisse zunutzen, um die aufgebauten Zellen zu skalieren. Ein weiterer Ansatzpunkt, an dem gearbeitet wird, um dieses Ziel zu erreichen, ist der Aufbau eines Stack aus mehreren Zellen.

Kommerziell erhältliche SystemeBei allen Vorteilen sind bisher nur wenige Systeme aufZink-Luft-Basis erhältlich. Im Wesentlichen sind diesKnopfzellen, bei denen die hohe Energiedichte benötigtwird. Wieder aufladbare Systeme sind noch nichtverfügbar.

Die Zink-Luft-Batterie besteht aus einer Zinkpulver- oderZinkschwamm-Anode. Die Kathode besteht aus porösemMaterial, über das Luft-Sauerstoff in die Zelle gelangt. AlsElektrolyt dient Kalilauge.Die chemische Reaktion basiert auf der Oxidation vomZink. Der Luftsauerstoff gelangt über kleine Löcher, die biszum Einsatz der Zelle versiegelt bleiben, in die Zelle. Wirddie Luft in die Zelle geführt, ist die Zelle aktiviert und bereitzur Stromentnahme.

Beim Entladevorgang in der Zink-Luft-Batterie wirdZinkmetall mit Luftsauerstoff in einem alkalischenElektrolyten oxidiert.Die Entladung läuft nach folgendem Reaktionsschema ab:Anode: 2Zn + 8OH- 2Zn(OH)42- + 4e-Elektrolyt: 2Zn(OH)42- 2ZnO + 2H2O + 4OH-Kathode: O2 + 2H2O + 4e- 4OH-Gesamtreaktion: 2Zn + O2 + 2H2O 2ZnO + 2H2OBeim Ladevorgang wächst auf der Kupferelektrodeelementares Zink auf, gleichzeitig wird bei diesem Vorgangan der Ladeelektrode Sauerstoff frei, der abgeführtwerden muss.Anode: 4OH- O2 + 2H2O + 4e-Kathode: 2ZnO + 2H2O + 4e- 2Zn + 4OH-Gesamtreaktion: 2ZnO + 2H2O 2Zn + O2 + 2H2O

Zink-Luft-Batterie

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Tel.: 0209-9596-526Mail: [email protected]

Autoren: Christopher Betz, B. Sc. / Mareike Freundlieb, M. Sc. / Prof. Dr. Hans-Joachim Lilienhof / Michael Lupczyk, B. Sc. / Prof. Dr. Michael Schlüter / Prof. Dr. Schröder / Sebastian Seydel, B. Sc