wirkungsorientiertes performance measurement · – score-carding – attention-directing –...
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1 © Prof. Dr. D. Greiling
Wirkungsorientiertes Performance
Measurement
Forum Sozialmanagement 2014
Univ.-Prof. Dr. Dorothea Greiling
7. Februar 2014
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Überblick
1. Ausgangslage
2. Ansatzpunkte des wirkungsorientierten Performance Measurement
2.1 Performance Reporting
2.2 Performance Management
3. Empirische Inzidenzen zur Entscheidungsrelevanz in Österreich
4. Zusammenfassende Schlussfolgerungen
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I. Ausgangslage
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Kritische Anfragen aus der NPO-Forschung
■ Salomon: Philanthropieversagen (1997/2000):
– philanthropischer Partikularismus
– philanthropischer Amateurismus
– philanthropische Insuffizienz
– philanthropische Intransparenz
■ Seibel: Funktionaler Dilettantismus (1994)
„Die Botschaft der vorliegenden Untersuchung ist, dass Dritte-Sektor-
Organisationen ihrer eigentlichen Bestimmung durch unbürokratisches
Missmanagement nachkommen.“
■ Volkswirtschaftliche Korporatismuskritik (Herder-Dorneich, Meyer, Olson)
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Kritische Anfragen
Monopolkommission, Hauptgutachten 1998, Ziffer 565 ff; Gutachten Dirk Meyer:
Aussage: Kartellartige Strukturen zwischen Verbänden der Freien
Wohlfahrtspflege und öffentlichen Finanzierungsträger
■ Abschottung gegen Selbsthilfegruppen und privaten Konkurrenten
■ BAGFW als Wohlfahrts-Kartell
■ problematische personelle Verflechtungen
■ hohe finanzielle Abhängigkeiten der Freien Wohlfahrtspflege von staatlichen Stellen
■ Verlagerung von Ressourcenallokationsentscheidungen fördert rent-seeking
■ überbürokratisches System
■ Verrechtlichung, Normierung und Formalisierung der Leistungsinanspruchnahme
■ Spenden als volkswirtschaftlich teure Ressource (durch Akquisitionsaufwand)
■ Ehrenamtliche als volkswirtschaftlich teure Ressource
■ teure Subventionierung durch Zivildiener (Naturalsteuer für wehrtaugliche Männer) hohe volkswirtschaftliche Opportunitätskosten
■ internes und externes Kontrollversagen
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Kritische Anfragen
Asymmetrische Informationen und NPOs
■ Hansmann-These:
– generelle Überlegenheit der Produktqualität von NPOs
– Manager von NPOs können neutraler zwischen mehr Gewinn und
anderen Zielen unterscheiden
■ Prinzipal-Agent Theorie:
– Erfolgsabhängige Vergütung als Mittel zur Überwindung von Qualitäts-
infomationsasymmetrien
– Nondistribution Constraint nicht Qualität sichernd, sondern Konsum am
Arbeitsplatz fördernd
■ Aufweichen der Nondistribution Constraint durch Tochterunternehmen von
NPOs
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New Public Management als Reformagenda
Auslösende Faktoren
■ Ökonomische Kontextbedingungen
– Finanzknappheit der öffentlichen Haushalte
– Globalisierung und Standortwettbewerb
■ Politische Kontextbedingungen
– Legitimationskrisen des klassischen Wohlfahrtsstaates
– Bürokratie- und Politikverdrossenheit
■ Gesellschaftliche Kontextbedingungen
– Wertewandel: Partizipationswünsche und individuelle Selbstentfaltung der
Bürger als auch der Personen im öffentlichen Dienst (Postmaterialismus)
– Gesellschaftliche Modernisierung
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New Public Management als Reformagenda
Theoretische Grundlagen:
■ Public Choice-Theorie („Neue politische Ökonomie“, „Ökonomische Theorie der
Politik bzw. der Bürokratie“)
■ Neue Institutionenökonomie (Transaktionskostentheorie, Prinzipal Agent-Theorie,
Theorie der Verfügungsrechte)
■ Managerialismus (Betriebswirtschaftslehre)
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Zentrale Merkmale des NPM (Hood 1991)
1. Steuerung über Ergebnisse
2. Managerialismus
3. Wirtschaftlichkeitsorientierung
4. Aufgabenkritik und Betrachtung des institutionellen
Arrangements zur Erfüllung der öffentlichen Aufgabe
5. Dezentralisierung
6. Wettbewerb
7. Transparenz
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Konsequenzen für NPOs
■ Sich wandelnde Rahmenbedingungen als Auslöser für
– erhöhte Anforderungen des „doing well, while doing good“
– steigenden Effizienzdruck
– Zunahme der Effektivitätsanforderungen
– steigender Legitimitätsdruck
■ Steigende Notwendigkeit eines Abbildungs- und steuerungs-
orientierten Performance Measurement zur
– erweiterten externen Berichterstattung und
– internen Steuerung
– im Rahmen eines wirkungsorientierten Kontraktmanagement.
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Bedürfnisse Gesellschaft Impact
Ziele
Input
Prozess
Outcome
Output
Impact
Outcome
Output Input
Ziele
Bedürfnisse Spezifischer Teil
der Gesellschaft
Zielvorgabe
Politikgestaltung Wirkung
Zielkonkretisierung
Ziel-
umsetzung
Ziel-
umsetzung
Zielkonkretisierung
Zielvorgabe
Mission
Wirkung
Wirkungs-
beteiligung
Wirkungsdar-
stellung
Ziel-
erreichung
Ziel-
erreichung
Wirkungsdar-
stellung
Wirkungs-
beteiligung
Politische
Rationalität
Verwaltungsspezifische
Rationalität
NPO-spezifische
Rationalität
NPO-politische
Rationalität
Quelle: Rechberger (2012)
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Hybride Steuerungslogik
wertorientierte Steuerung
Leitung durch Leitbilder
Rekrutierung primär nach deren
Wertorientierung
unklare oder keine
Aufgabenbeschreibungen
Dominanz ehrenamtlicher Leitungs-
kräfte
lose/unklare (Vertrags-) Bezieh-
ungen
Vermischung von Governance- und
Managementaufgaben
vertrauensbasierte Steuerung
kontraktorientierte Steuerung
Leitung durch Zielvereinbarungen
Rekrutierung primär nach fachlichen
Gesichtspunkten
konkrete Aufgabenbeschreibungen
Dominanz hauptamtlicher Leitungs-
kräfte
feste/klare (Vertrags-) Beziehungen
Trennung von Governance- und
Managementaufgaben
informationsbasierte Steuerung
Quelle: in Anlehnung an Schuhen (2002)
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Stoßrichtung einer Managementorientierung
bedingt
Zukunfts- und
Zielorientierung
Vorausschauend agierendes
Problemlösen aufgrund von Umfeld-
und NPO-internen Analysen
Aufbau und Handhabung eines
vollständigen Planungs-, Controlling-
und Qualitätsmanagement-Systems
Management-Orientierung
erfolgs- und qualitätsorientierte Führung der NPO
Effektivitäts- und
Effizienzorientierung
Gewährleistung einer ständigen
Anpassung und Innovation von
Prozessen, Strukturen und Ressourcen
bei komplexer werdenden
Rahmenbedingungen
Gestaltung und Einsatz nach Kriterien
der Effektivität (Wirkung) und Effizienz
(Kosten)
Marketing-Orientierung
Konsequente Ausrichtung an den
Bedürfnissen und Erwartungen der
Stakeholder durch
• Dienstleistungsorientierung
• Außenorientierung
• Nutzenstiftung
• Wirkungserzielung
Systematisch integrierte Planung und
Gestaltung der Austauschbeziehungen
im Leistungs- und
Kommunikationsbereich
heißt
Quelle: Lichtsteiner et al. (2013), S. 34
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II. Ansatzpunkte
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Performance Measurement
Performance Budgeting Betriebliches
Performance Monitoring
Performance Reporting
Performance Contracting professionelle
Performance
Evaluation
Performance
Auditing
Neue Welt der Vielfältigkeit
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Ebenen des wirkungsorientierten Performance Measurement
Einzelorganisa-
tionsebene
regionale
Ebene
gesellschaftliche
Ebene
Beitrag des NPO-Sektors zur gesamt-
gesellschaftlichen Wohlfahrtssteigerung
regionale Sozialindikatoren/
Netzwerkeffektivität und
-effizienz
■ Erfolg der einzelnen NPO
■ Erfolg eines Geschäftsbe-
reichs/Programmes/Projekts
■ Erfolg eines Teams
■ Erfolg eines Mitarbeiters/-in
Messgrößen: Input, Prozess, Output, Outcome, Impact, Effizienz-, Effektivitäts- und
Wohlfahrtsindikatoren
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Instrumente des Performance Measurement
Berichterstattung
CIVICUS Diamond
Leistungsberichterstattung, Social Reporting
Standard, CSR-Reporting, blended value
accounting, expanded value accounting,
Wissens- und Förderbilanzen, Social Return on
Investment
Projektbezogenener Social Return on
Investment, Programmevaluationen,
Projektevaluationen, Mitarbeiterevaluationen
Innovationsförderung
Performance Measurement und
(intra-)organisationales Lernen
Legitimationsförderung
Stakeholderreporting
Member Value Accounting
Strategische Steuerung
Strategisches Performance Management
(z.B. Balanced Scorecard, Key
Performance Indicator Ansätze)
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Wandel der Sichtbarkeit
Umwelt Gesellschaftliche
Erwartungen
Relevanz des Performance Reporting
Trust me keine Kommunikations-
erwartungen
selektive Berichterstattung von
positiven Effekten
Tell me Kommuniziere als wichtiges, internes und externes
Kommunikationsinstrument
Show me Kommuniziere und
erkläre
Kernelement einer systematischen
und strukturierten Stakeholder-
Kommunikation
Prove
me
Messe, lege
Rechenschaft, kommu-
niziere und erkläre
Essentieller Baustein im Rahmen von
vertrauensbildenden Maßnahmen mit
Haupt-Stakeholdern
Quelle: eigene Zusammenstellung in Anlehnung an Schaltegger/Burrit /Bennet (2006), S. 18
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Anspruchsgruppen und Informationsanforderungen
Missionserfüllung
Existenzsicherung
Professionalität
Mitglieder Klienten/Kunden
Kooperations-partner
Öffentlichkeit
Medien
Sonstige Stakeholder
Kreditgeber
Institutionelle Förderer
Spenden / Sponsoren
Professionalität
Qualitätssignaling
Verlässlichkeit
Durchsetzungs-
fähigkeit
Fairness
Reputation Rechtschaffenheit Legalität
Wirksamkeit
Accountability
Glaubwürdigkeit
Transparenz Innerverbandliche Demokratie
Wirtschaftlichkeit/Effizienz
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Idealtypische Unterschiede in der Erfolgsevaluation
Zentrale
Erfolgsdimensionen
Erwerbswirtschaft-
liche Unternehmen
NPOs
Bewertungsfokus „Bottom line“
(Überschuss)
Vielfältig, unterschiedlich und mit
widersprüchlichen Kriterien
Bewertungsinformations
-zielgruppen
Eigentümer,
Investoren und
Kunden
Unterschiedliche Nutzergruppen,
Finanzierungsgeber, allgemeine
Öffentlichkeit, politische
Instanzen, andere NPOs
Bewertungsgrund Gewinnermittlung Zur Befriedigung der Agenden
unterschiedlicher Stakeholder-
Gruppen
Bewertungsmethode Mittels anerkannter
objektiver
Indikatoren für den
finanziellen Erfolg
Mittels objektiver und subjektiver
Indikatoren, nicht eindeutiger und
angreifbarer Indikatoren
Quelle: Murray, V./Tassi, B. (1994), S. 310
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Messen im Spannungsverhältnis von Wissenschaft und Praxis
ANSPRUCH DER
WISSENSCHAFT
Objektivität
Zuverlässigkeit
Gültigkeit
ANSPRUCH DER
PRAXIS
Sparsamkeit
Akzeptanz
Handlungsorientierung
MESSEN
Quelle: Bono (2010), S. 49
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Maßnahmen zur Transparenzerhöhung
Ansatzpunkte Beispiele
Rechnungslegung Fachempfehlungen zur Rechnungslegung, Swiss GAAP
FER 21,Accounting and Reporting for Charities: Statement
of Recommended Practices
Erweiterte
Berichterstattung
Global Reporting Initiatives
AccountAbility Standard 1000
Social Reporting Standard
Auszeichnungen EFQM, PwC Transparenzpreise
Gütesiegel, Zertifikate Spendengütesiegel, Qualitätszertifikate, NPO-Label for
Excellence
NPO-Kodizes NPO Governance Kodex; Swiss NPO-Code, Swiss
Foundation Code;
Diakonischer Corporate Governance Kodex,
VENRO-Verhaltenskodex
Codices of Good Practice etc.
Quelle: in Anlehnung an Stötzer (2009), S. 228 und Meyer et. al (2011)
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Ausgewählte Reportingansätze: SWISS GAAP FER 21
Mindestinhalte der Jahresrechnung
■ Bilanz
■ Betriebsrechnung/Erfolgsrechnung
■ Mittelflussrechnung/Geldflussrechnung
■ Rechnung über die Veränderung des Eigenkapitals
■ Leistungsbericht mit Pflicht- und freiwilligen Inhalten
■ Anhang
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Inhalte: Leistungsbericht nach SWISS GAAP FER 21
Mindestinhalte
■ Zweck der Organisation
■ Leitende Organe und ihre Amtszeit
■ Für die Geschäftsführung
verantwortliche Personen
■ Bestehende Verbindungen zu
nahestehenden Personen
■ Gesetze, Ziele und eine
Beschreibung der erbrachten
Leistungen sowie die zielbezogene
Mittelverwendung
■ Hauptrisiken der Organisation
■ Angaben zum Risikomanagement
■ Beschreibung geplanter Leistungen
Freiwillige Inhalte
■ Zufriedenheit der
Leistungsempfänger
■ Angaben zum Messen qualitativer
Ziele
■ Kennzahlen zur Zielerreichung
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Ausgewählte Reportingansätze: Social Reporting
Standard
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Social reporting Standard : Berichtsinhalte
Einleitung
1. Gegenstand und Umfang des
Berichts
3. Gesellschaftliche Wirkung
3.1 Eingesetzte Ressourcen
3.2 Leistungen
3.3 Wirkungen
3.4 Evaluation und Qualitätssicherung
Das Angebot von XXX
2. Das gesellschaftliche Problem und
der Lösungsansatz
2.1 Themenfeld
2.2 Das gesellschaftliche Problem
2.3 Der Lösungsansatz
2.4 Verbreitung des Lösungsansatzes
4. Weitere Planung und Ausblick
4.1 Planung und Ziele
4.2 Entwicklungspotenziale und
Chancen
4.3 Risiken
Quelle: http://www.social-reporting-standard.de/downloads/
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Social reporting Standard: Inhalt (2)
Die Organisation XXX
5. Organisationsstruktur und Team
5.1 Stand der Organisationsentwicklung
5.2 Vorstellung der handelnden Personen
5.3 Partnerschaften, Kooperationen und
Netzwerke
7. Finanzen
7.1 Buchführung und Bilanzierung
7.2 Vermögensverhältnisse
7.3 Einnahmen und Ausgaben
7.4 Lagebericht
6. Profile der beteiligten Organisationen
6.1 Organisationsprofil
6.2 Governance der Organisation
6.3 Beteiligungsverhältnisse
6.4 Umwelt- und Sozialprofil
Quelle: http://www.social-reporting-standard.de/downloads/
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Ausgewählte Reportingansätze: Member Value
Quelle: Sutter (2013)
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Ausgewählte Reportingansätze: SROI-Konzept
SROI leitet sich vom Konzept des Return on Investment (ROI) Ziel:
monetäre Messung des gesellschaftlichen Mehrwerts von
Organisationen, Programmen, Projekten
Darstellung der Wirkung(en) in einer Kennzahl, dem SROI-Wert
Einmalerhebung zu einem bestimmten Zeitpunkt
SROI misst den Netto-Nutzen der (wesentlichen) Stakeholder, bewertet
ihn monetär und stellt ihn den Investitionen gegenüber
Vielzahl von Modellen zur Operationalisierung des SROI
Konsequenterer Fokus auf Netto-Wirkungen (Deadweight, Attribution)
Quelle: Schober/Meyer (2013)
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Logisches Modell der Brutto- und Nettowirkungen
Quelle: Rauscher/Schober/Millner (2012), S. 6 in Anlehnung an Beywl et al (2004)
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PM-Systeme zur internen (strategischen) Steuerung ■ Zentraler Problembereich in der Unternehmenspraxis
– Schnittstelle zwischen strategischer und operativer Planung bzw.
Kontrolle, insbesondere Strategieimplementierung
– Entwicklung von PM-Systemen (1990er-Jahre) zur Lösung bisheriger
Defizite
■ Ziele des Performance Measurement
– Beurteilung der Effektivität („die richtigen Dinge tun“) und Effizienz („die
Dinge richtig tun“) unternehmerischer Leistung und Leistungspotenziale
auf Basis quantitativer Maßgrößen
– Grundlage für strategische und operative Planung, Steuerung und
Kontrolle sowie Vergütung von Führungskräften
Anspruchsgruppen- und objektgerechte Formulierung der Sachziele
Bessere Operationalisierung, Quantifizierung und Verknüpfung von Strategien
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PM-Konzept
Strategie
Planung und
Initialisierung
Steuerung und
Monitoring
Definition und
Zielsetzung
Kontrolle und
Lernen
Performance
Improvement
Performance
Measures
Performance
Measurement
Performance
Budgeting
Key
Performance
Indicators
Quelle: Müller, A. (2009), S. 327
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Ausgewählte Typologien zur Informationsnutzung ■ Simon et al.:
– score-carding
– attention-directing
– problem-solving
■ Burchell et al.:
– Willensbildungsprozess
– Auskunftsapparat
– Lenkapparat
– Munitionsapparat
– Begründungsapparat
■ Weber/Schäffer:
– instrumentelle Nutzung: z.B. als Steuerungs- und Kontrollinstrument
– konzeptionelle Nutzung: im Sinne eines gemeinsamen Sprachsystems
– symbolische Nutzung: als Legitimationsfassade gegenüber
Ressourcengeber
Quelle: Weber, J./Schäffer, U. (2006), S. 78 f.
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Nutzung von Performance Measurement Systemen
Kontroll-/Rechenschafts-
legungsmodell
Organisationsentwicklungs-
modell/Lernmodell
Zweck Überwachung/Kontrolle Organisationales Lernen
Verhaltensannahmen Eigennutzorientiere Akteure
Individualistisch
Selbstverwirklichungsstreben
Kollektivistisch
Hoher Serviceethos
Kooperationsbereitschaft gering hoch
Verhältnis von
Rechenschaftspflichtigem zu
Rechenschaftsempfänger
antagonistisch kooperativ
Rolle des
Rechenschaftsempfängers
Prinzipal (direkt oder beauftragt) Berater, Partner
Vertrauen Misstrauenskultur
Scham und Schande
Vertrauenskultur
Stellenwert des Lernens gering hoch
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III. Empirische Inzidenz zur
Entscheidungsrelevanz in Österreich
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Entwicklungstufen und Bewertungsebenen
■ Stufe 1: Normative „how to do“ Beispiele mit Praxis-
implementationsanregungen
■ Stufe 2: Stand der Bekanntheit einzelner Instrumente mit
Erhebungen zum technischen Implementationsstand
■ Stufe 3: Auswirkungen auf das Entscheidungsverhalten der
Akteure
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Fallstudien Rechberger: arbeitsmarktpolitische
Maßnahmen
■ Zwei umfangreiche Fallstudien: Erhebung 2011/2012
■ Organisation A.
– Bundesweit tätig
– Sehr komplexes politisch-administratives System mit mehreren
Steuerungsebenen
– Wettbewerbsorientiertes Vergabeverfahren
– Hoher Zieldetaillierungsgrad mit geringem Spielraum bei
Leistungsverhandlungen für Leistungsersteller
– Keine explizite Wirkungsorientierung bei leistungserstellender NPO
– Inhaltliche Formulierung der Leistungs- und Wirkungsziele erfolgt
auf einer Metaebene durch Richtlinien etc.
■ Organistation B:
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Fallstudie Rechberger
■ Organisation B:
– Geringere Komplexität durch Landesfokus
– WOV als Leitbild für politisch–administratives System
– Geschlossener Anbietermarkt
– Leistungsverträge regeln Mengengerüst auf Basis eines
Aushandlungsprozesses
– Starker Detaillierungsgrad in den Anforderungen zur finanziellen
Rechnungslegung
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Bewertung der Wirkungsorientierung
■ Wirkungsorientierung hoch relevant für politisch-administratives System
als NPM-Rationalitätsdiskurs
■ Tendenz zur Überbürokratisierung
■ Trotz Kontraktmanagement:
– geringe Relevanz auf Realisationsebene der NPO;
– Dominanz der Fokussierung auf einzelne Leistungsadressaten sowie
relevanter Zielgruppen
■ Vielzahl von Performance-Zielen:
– Übersteuerungstendenzen,
– mangelnde Organisationsspezifizität bei gleichzeitigem Spielraum von
NPOs durch Überkomplexität
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Erhebung Stötzer/Greiling 2013
■ qualitatives Forschungsdesign
– 20 Interviews in 13 oberösterreichischen NPOs (März bis August 2013)
– 8 große und 5 kleine NPOs (gemäß VerG 2002“)
– Differenzierung nach der Art der Finanzierung (dominant öffentlich
finanziert; dominant spenden bzw. mitgliedsbeitragsfinanziert)
– 6 spenden/mitgliedsbeitragsfinanzierte NPOs und 7 öffentlich-finanzierte
NPOs
– Bereiche: Gesundheit, Soziales und Tierschutz
■ Auswertung: qualitative Inhaltsanalyse nach Mayering (2008)
kleine Basis: Stimmungsbild
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Ergebnisse: Haupteinsatzgebiete des PM
N and % große NPO kleine NPO
öffentlich
finanziert
spenden-
/mitglieds-
finanziert
Externe
Rechenschaftslegung
20 = 100% 12 8 14 6
Finanzielle
Berichterstattung
20 = 100% 12 8 14 6
Performance-
Berichterstattung 19 = 95% 12 7 14 5
Strategisches Controlling/
interne Steuerung
11 = 55% 8 3 9 2
Strategieentwicklung 11 = 55% 8 3 9 2
Diagnostische Nutzung
15 = 75% 12 3 12 3
Organisatorisches Lernen 14 = 70% 11 3 12 2
(Quelle: eigene Studie)
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Design des PMS
N and % große NPO kleine NPO Öffentlich
finanziert
Spenden-
/mitglieder-
finanziert
Öffentlicher
Ressourcengeber
2 = 10% 0 2 2 0
Eigenentwicklung
durch NPO
2 = 10% 2 0 1 1
Rudimentäre
eigenentwickelte
PMS
5 = 25% 0 5 0 5
NPO und
Ressourcengeber-
spezifiziert
3 =15% 3 0 3 0
Gemeinsame
Entwicklung
6 = 30% 5 1 6 0
Multilaterale
Entwicklung
2 = 10% 2 0 2 0
Gesamt 20 = 100%
(Quelle: eigene Studie)
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Reaktionen auf externe Rechenschaftsanforderungen
N and % große NPO kleine NPO Öffentlich
finanziert
Spenden-
/mitglieder-
finanziert
Fügen 6 = 18,2% 2 (33,3%) 4 (66,7%) 3 (50%) 3 (50%)
Kompromisse
eingehen 11 = 33,3% 5 (45,5%) 6 (54,5%) 8 (72,7%) 3 (27,3%)
Vermeiden 4= 12,1% 2 (50%) 2 (50%) 3 (75%) 1 (25%)
Widersetzen 2 = 6,1% 1 (50%) 1 (50%) 2 (100%) (0%)
Gestalten/manipuli
eren 10 = 30,3% 6 (60%) 4 (40%) 6 (60%) 4 (40%)
Gesamt: 33 =100%
(Quelle: eigene Studie)
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Strategische Reaktionen
■ Wirkungsorientierung ist in NPOs angekommen:
– Dominant öffentlich-finanzierte NPOs
extensive und spezifische Rechenschaftslegungsanforderungen (NPM/WOV);
Berichterstattungsbürokratie mit Entkopplung zur internen Steuerung und
unklarer Nutzung durch öffentlichen Finanzierungsträger;
performance reporting bureaucracy
– Spenden/Mitgliedsbeitragsfinanzierte NPOs
Finanzielle Berichterstattung plus projektbezogene Erfolgsgeschichten
■ NPOs wählen situationsabhängig mehr als eine strategische Reaktion
■ defensive Strategien dominieren; große öffentlich-finanzierte NPOs sind
reaktiver als erwartet
■ Höherer Freiraum bei spenden/mitgliedsbeitragsfinanzierten NPOs
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Reaktionen auf externe Rechenschaftslegungsan-
forderungen und Kontingenzfaktoren
Kontingenzfaktor
(+ / o / – )
Hoch relevant Gemische Ergebnisse Eher unwichtig
Größe o
Weniger bedeutend als
erwartet
Finanzierungsstruktur +
sehr relevant
Machtbasis –
Überraschend unwichtig
Finanzielle Situation +
Öffentliche Gelder als
letzter Strohhalm bei
spendenfinanzierten NPOs
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III. Zusammenfassende
Schlussfolgerungen
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Zusammenfassende Schlussfolgerungen
1. NPM und kritische Anfragen an die Leistungsfähigkeit von NPOs seit
mehr als zwei Jahrzehnten bilden den Nährboden für das wirkungs-
orientierte Performance Measurement als Rechenschaftslegungs-
instrument
2. Der Wandel von einer trust-me, hin zu einer prove-me Kultur ist voll im
Gange.
3. Es lässt sich ein Wandel von einer reinen Managementorientierung hin
zu einer anspruchsgruppenbezogenen Legitimitätsförderung beobachten.
4. Rechenschaftslegung und interne Steuerung bilden die Haupteinsatz-
zwecke des wirkungsorientierten Performance Measurement
1. Über die Jahre lässt sich eine Ausweitung der Einsatzzwecke und der
essentiellen Bedeutung beobachten
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Zusammenfassende Schlussfolgerungen
5. Heute können NPOs aus einer Vielzahl von Rechenschafts-
legungsinstrumenten auswählen, bei nach wie vor bestehenden
Schwierigkeiten der Erfolgsoperationalisierung und unklaren
Ressourcengewinnen.
6. Bei der strategieorientierten Steuerung klaffen nach wie vor
Lücken bei der technischen Implementierung und der kulturellen
Konformität sowie den pluralen institutionellen Logiken.
7. Das inhärente Spannungsfeld zwischen einem Kontrollfokus und
einem Lern-/Innovationsfokus ist nicht aufzulösen.
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Zusammenfassende Schlussfolgerungen
8. Die wirkungsorientierte Rechenschaftslegung ist bei dominant
öffentlich finanzierten NPOs bereits heute Realität.
9. Ein wirkungsorientiertes Performance Measurement bietet die
Chance zur proaktiven Kommunikation des gesellschaftlichen
Mehrwerts von NPOs, aber auch das Risiko einer sinn-
entleerten Output/Outcome-Reporting Bürokratie.
10. Es ist ein Dialogprozess zwischen Ressourcengebern und
NPOs notwendig, um die innovationsfördernde Nutzung des
wirkungsorientierten Performance Measurement nachhaltig zu
erschließen.