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SOUNDCHECK 11 03 WWW.SOUNDCHECK.DE 38 FOTOS: VERTRIEBE H albakustikgitarren verbinden die Vorteile von Archtop-Gitarren mit denen von Solidbodys. Ihr in der Regel mit F-Löchern versehener Body ist flacher als der von typischen Jazzgitarren und hat in der Mitte einen sogenannten Sustainblock, der die Feedback-Anfälligkeit deutlich reduziert. Durch den teilweise hohlen Korpus und die gewölbte Decke weisen diese Gitarren aber immer noch viele Klangeigenschaften auf, die man Weniger Holz für mehr Klang Die Preise sinken, die Qualität steigt. So könnte man den Trend bei Halbakustikgitarren beschreiben. Grund genug für uns, drei preiswerteren Modellen dieser Kategorie etwas genauer auf den Zahn zu fühlen. Zum Test stehen die Modelle JP-JA-T von Johnson, HBE-1335-2TS von Harley Benton und The Rod von Career, die neben vielen Gemeinsamkeiten auch unterschiedliche Features und Vorzüge aufweisen. GITARRE BASS DRUMS KEYBOARD COMPUTER RECORDING STAGE LIGHT — Günstige halbakustische Gitarren von ihren dicken Brüdern und Schwestern aus dem Jazzlager kennt, sind aber auch in höheren Lautstärken und in Verbin- dung mit stärkerer Verzerrung einsetzbar. Traditionell werden Semiacoustics mit Stilen wie Blues oder Jazz in Verbindung gebracht, obwohl sie immer auch für rockige Klänge eingesetzt wurden. Von Eric Clapton über Alvin Lee bis zu aktuellen Vertretern wie Oasis, Lenny Kravitz und Black Rebel Motorcycle Club reicht die Liste der zerrfreudigen Halbakustiker. Erfreulich ist, dass es mittlerweile zahlreiche Modelle zu erschwinglichen Preisen gibt, deren Klang- und Ferti- gungsqualität recht hoch ist. Auch Einsteiger oder Musiker mit schmalerem Budget haben so die Chance, klassische Semiakustik-Sounds zu nutzen. So steht deren weiteren Verbreitung nichts im Wege. Auf unserer Website www.soundcheck.de demonstriert Paul Vincent die Klänge unserer drei halb- akustischen Test- kandidatinnen.

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Page 1: Weniger Holz für mehr Klang

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Halbakustikgitarren verbinden dieVorteile von Archtop-Gitarren mitdenen von Solidbodys. Ihr in der

Regel mit F-Löchern versehener Body istflacher als der von typischen Jazzgitarrenund hat in der Mitte einen sogenanntenSustainblock, der die Feedback-Anfälligkeitdeutlich reduziert. Durch den teilweisehohlen Korpus und die gewölbte Deckeweisen diese Gitarren aber immer nochviele Klangeigenschaften auf, die man

Weniger Holz für mehr

Klang

Die Preise sinken, die Qualität steigt. So könnte man den Trend bei

Halbakustikgitarren beschreiben. Grund genug für uns, drei preiswerteren

Modellen dieser Kategorie etwas genauer auf den Zahn zu fühlen. Zum Test stehen

die Modelle JP-JA-T von Johnson, HBE-1335-2TS von Harley Benton und The Rod von Career,

die neben vielen Gemeinsamkeiten auch unterschiedliche Features und Vorzüge aufweisen.

GITARREBASSDRUMSKEYBOARDCOMPUTERRECORDINGSTAGELIGHT

— Günstige halbakustische Gitarren

von ihren dicken Brüdern und Schwesternaus dem Jazzlager kennt, sind aber auchin höheren Lautstärken und in Verbin-dung mit stärkerer Verzerrung einsetzbar.

Traditionell werden Semiacoustics mitStilen wie Blues oder Jazz in Verbindunggebracht, obwohl sie immer auch fürrockige Klänge eingesetzt wurden. VonEric Clapton über Alvin Lee bis zu aktuellenVertretern wie Oasis, Lenny Kravitz und

Black Rebel Motorcycle Club reicht dieListe der zerrfreudigen Halbakustiker.

Erfreulich ist, dass es mittlerweilezahlreiche Modelle zu erschwinglichenPreisen gibt, deren Klang- und Ferti-gungsqualität recht hoch ist. AuchEinsteiger oder Musiker mit schmaleremBudget haben so die Chance, klassischeSemiakustik-Sounds zu nutzen. So stehtderen weiteren Verbreitung nichts im Wege.

Auf unserer Website www.soundcheck.dedemonstriert PaulVincent die Klängeunserer drei halb-akustischen Test-kandidatinnen.

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Die Optik machts: Das The-Rod-Griffbrett

Career The Rod

12. Bund findet sich der Name desModells im Brandzeichenlook und aufKorpus und Kopfplatte prangt eine demNamensgeber angepasste Version des al-ten Logos von The Who. Viel Liebe zumDetail kann man da nur sagen. DieVerarbeitung und die Werkseinstellungder Gitarre sind sehr gut. Lediglich die F-Löcher sind etwas unsauber lackiert, dascremefarbene Binding weist Spuren desKorpuslacks auf und im Inneren siehtman noch ein paar Holzreste. Der Be-spielbarkeit und Funktionsfähigkeit tutdas aber keinen Abbruch.

Nimmt man The Rod in die Hand be-merkt man sofort den recht kräftigenHals. Trotz seiner Dicke liegt er aber gutin der Hand und lässt sich komfortabelbespielen. Sehr positiv fällt der akustischeSound der Gitarre auf, da erklingt einsehr ausgeglichener, fetter Ton mit vielSustain. Man hat das Gefühl, die ganzeGitarre schwingt. Das lässt Gutes für denBetrieb am Amp erwarten. Also, auf gehtes an den Verstärker.

Career The Rod:

die ärztliche Empfehlung

T he Rod ist ein von „Die Ärzte“-Bassist und -Teilzeitgitarrist RodGonzález entworfenes Modell, das

von Career gebaut wird. Konstruktionellist es an die wohl bekannteste Halb-akustikgitarre angelehnt, die ES-335 vonGibson. Genau wie diese hat sie ein Stop-Tailpiece mit Tune-O-Matic-Brücke, zweiHumbucker, die typische Schaltung mitgetrennten Ton- und Volume-Reglern fürjeden Pickup, einen geleimten Hals undein Palisandergriffbrett mit 22 Bünden.Lediglich die Position der Gitarrenbuchseweicht vom Original ab, sie ist an der Kor-puszarge statt auf der Decke angebracht.

Die klassische Bauweise wird mit ei-ner extravaganten Optik (passend zumÄrzte-Image) kombiniert. Statt simplerDot-Inlays dienen hübsche Perlmuttsternezur Orientierung auf dem Griffbrett, am

Vertrieb: KnauerPreis (UVP): 499 D

Konzept:Die Rod-Signature-Gitarre ist sowohl fürden aktiven Musiker als auch für Fans alsSammlerstück interessant. Bei derEntwicklung hat Rod González dasHauptaugenmerk auf einen vernünftigenPreis gerichtet, da man nicht davon aus-gehen kann, dass heutzutage mehrereTausend Euros für ein Signature-Instrument zur Verfügung stehen. „TheRod“ steht für Qualität zum erschwingli-chen Preis, gepaart mit viel Rod-Flair.

Daniel Raetz, Produktmanager Knauer

Career The Rod

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GITARREBASSDRUMSKEYBOARDCOMPUTERRECORDINGSTAGELIGHT

an der richtigen Stelle in Obertöne undlange, stehende Noten um. Egal, ob manjetzt eher traditionell Santana-mäßig zu-gange ist oder experimentelleren Soundszugeneigt ist, diese Gitarre ist der Freunddes Feedback-Liebhabers. Das ganze funk-tioniert natürlich konstruktionsbedingtauch nicht unendlich. Ab einer gewissenLautstärke wird es schon etwas anstren-gend, The Rod im Zaum zu halten, aberin Club-Lautstärke ist das Feedback sehrgut zu kontrollieren und einzusetzen. Dasmacht Lust auf mehr.

Im Clean-Bereich ist der Hals-Pickupganz klar der Gewinner des internenVergleichs. Trotz des poppigen Äußerenliefert die Gitarren hier einen amtlichenJazzton, wie man ihn von Grant Greenund anderen Jazzgitarristen der 60erJahre kennt. Warm, fett und trotzdemmit perkussiver Ansprache. Achtellinien,Akkordlicks und genretypische Oktavenkommen sehr authentisch. Die Jazz-polizei wird einen zwar für die Optik derGitarre steinigen, aber mit geschlossenenAugen gibt es auch für sie nichts zumeckern. Der Stegtonabnehmer fällt imVergleich zu diesem Hörgenuss schon einwenig ab. Für meinen Geschmack klingter clean etwas bedeckt, für Blues-oderRockabilly-artige Sounds fehlt ihm derAttack und die Spritzigkeit.

Probieren wir es mal verzerrt. DerHals-PU macht auch hier eine sehr guteFigur und liefert amtliche Gibson-Soundsà la Cream und Gary Moore. Fette, sin-gende Leadsounds stellen nicht das ge-ringste Problem dar. Schalten wir mal aufden Kollegen am Steg und siehe da, ver-zerrt lebt er auf. Sehr rockig, gepaart miteiner perkussiven, akustischen Kompo-nente. Akkorde klingen auch bei höhererVerzerrung noch definiert, die einzelnenTöne sind deutlich auszumachen. AuchPowerchords, Riffs und bluesige Leadlinesklingen absolut überzeugend.

Ein weiteres Plus dieser Gitarre ist ihrsehr musikalisches Feedback. Statt ner-viger Quietschgeräusche und dumpfemBassgebrumme kippen die Töne immer

— Günstige halbakustische Gitarren

Fazit Career The RodThe Rod liefert gute Rock- und Jazz-sounds in Verbindung mit einer extrava-ganten Optik. Das Ganze gibts zu einemsehr vernünftigen Preis.

Auch die Harley Benton HBE-1335-2TS ist an die ES-335 undhat daher ähnliche Features wie

The Rod. Hier ist aber sogar die Klinken-buchse an der klassischen Stelle, das heißtauf der Decke. Preislich liegt die HBE-1335-2TS deutlich unter den anderenModellen. Von daher muss man mit einerzweiteiligen Decke und einem Kunststoff-sattel leben, aber wer will sich bei einemPreis von 299 D darüber beschweren?

Die Gitarre ist etwas schlanker, so-wohl Hals als auch Korpus sind dünnerund liegen damit näher am Original.Verarbeitung und Werkseinstellung sind

gut. Lediglich die Lackierung der F-Löcher trübt den positiven Gesamtein-druck der Gitarre. Optisch ist diesesModell deutlich dezenter ausgefallen. DieSunburst-Lackierung auf Korpus undHals erzeugt in Verbindung mit derschwarzen Kopfplatte einen edlen, klassi-schen Look, der auch weniger extrover-tierte Gitarristen ansprechen dürfte.

Akustisch gespielt erzeugt die Gitarreeinen bluesig klingenden, schlanken Tonmit deutlich mehr Höhen und Twang unddezenteren Bässen als die Testkollegen.Dieser akustische Ton macht sich auch imverzerrten Betrieb bemerkbar.

Harley Benton HBE-1335-2TS

Harley Benton HBE-1335-2TS

Vertrieb: ThomannPreis (UVP): 299 D

Konzept:Die HBE-1335-2TS erweitert unsere breitgefächerte Gitarrenpalette um eine wei-teres Instrument, das nicht ausschließlichfür Einsteiger gedacht ist. Centerblockund eingeleimter Hals verleihen demInstrument jenen perkussiven Touch, derdas Original so berühmt gemacht hat.Riegelahorn auf der Decke und dieVintage-Two-Tone-Sunburst-Lackierungsorgen für dezentes Understatement undmachen die Gitarreauch optisch zu ei-nem kleinenSchmuckstück.

Volker Lesch,GitarrenabteilungMusikhaus Thomann

Harley Benton HBE-1335-2TS:

Besinnung aufs Wesentliche

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Der Hals-PU klingt deutlich bluesigerund aggressiver als bei der Konkurrenz.Für einen jazzigeren Ton muss manschon den Tonregler etwas zurückdrehenoder den EQ des Verstärkers entsprechendanpassen. Etwas störend fällt der hoheOutput des Pickups auf, der sich schonbei moderaten Lautstärken mit ungewoll-ten Verzerrungen bemerkbar macht undeinen kontrollierten, nicht zu hartenAnschlag erfordert. Schaltet man beidePUs zusammen, erhält man einen sehrdurchsichtig klingenden Funksound (einweiteres beliebtes Anwendungsgebiet vonSemiakustiks). Abgedämpfte Single-Note-Lines, 7/9er Akkorde und Price-Licks klin-gen sehr authentisch.

Der Stegtonabnehmer liefert einentwangigen, 50er/60er-Jahre-Blueston,wie man ihn von schwarzen Bluesgitar-risten kennt, hat aber mit den selben Ver-zerrungsproblemen wie der Hals-PU zukämpfen. Er ist deutlich leiser als seinKollege am Hals, was sich mit unterschied-licher Einstellungshöhe ausgleichen lässt.

Im verzerrten Betrieb bleibt der per-kussive, schlanke Charakter der Gitarreerhalten. Der Halstonabnehmer liefert ei-nen durchsichtigen Ton mit kurzer Aus-klingphase, für singende, warme Soundsmuss man wieder Verstärker und Effekt-gerät entsprechen einstellen. Harten An-schlag quittiert er mit einem eher harschen

Ton. Dieses Problem könnte man aller-dings mit dickeren Saiten und einer höhe-ren Saitenlage in den Griff bekommen.

Der Stegtonabnehmer liefert verzerrteinen sehr aggressiven Sound, der eherfür Independent oder Punk geeignet ist.Klassische Rocksounds sind nicht so seinMetier. Die HBE-1335-2TS bleibt relativlange rückkoppelungsfrei, was einer derNebeneffekte des dünneren Korpus undder weniger stark schwingenden Deckeist. Ab einer gewissen Lautstärke geht esaber doch los und man hat mit eher un-musikalischen Feedbacks zu kämpfen, diesich schwer kontrollieren lassen. SauberesAbdämpfen und geschicktes Arbeiten mitdem Volume-Regler ist gefragt, dannkann man auch mit dieser Gitarre die ty-pischen Obertöne und schöne, lange ste-hende Noten erzeugen.

Fazit Harley Benton HBE-1335-2TSDie HBE-1335-2TS ist eine sehr preis-günstige Semiakustik in ansprechender,klassischer Optik. Ihre klanglichenVorzüge liegen im cleanen Funk-Bereichund bei aggressiveren, punkigenZerrsounds.

Gerade bei Halbakustikgitarren kann man mitHilfe unterschiedlicher Saiten mit der gleichenGitarre sehr verschiedene Sounds realisieren.Für den klassischen, warmen Jazzgitarren-Sound eignen sich geschliffene Saiten in0.11er- oder 0.12er-Stärke. Sie klingen perkus-siver, haben weniger Höhenanteile und sind et-was steifer im Spielgefühl, was für schnellesPicking der rechten Hand sehr von Vorteilist.Um einen Rock´n Roll-/Rockabilly-Sound zubekommen, kann man ruhig einmal dickereSaiten ab 0.12er-Stärke mit umwickelter G-

Saite antesten. Ganzton- oder Kleinterz-Bendings sind dann auf der G-Saite nichtmehr möglich, aber gerade das trägt zumauthentischen Sound bei. Außerdem reißensie seltener und sind verstimmungsstabiler.Rockgitarristen sollten weiterhin auf üblicheStärken zurückgreifen. Da die meisten Halb-akustikgitarren aber die kürzere Gibson-Mensur haben, kann man ruhig mal eineSaitenstärke drauflegen (etwa 0.10er statt0.09er). Der spieltechnische Unterschied istgering und die Gitarre klingt fetter.

Die Wahl der richtigen Saiten

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GITARREBASSDRUMSKEYBOARDCOMPUTERRECORDINGSTAGELIGHT

— Günstige halbakustische Gitarren

rand sind von einem cremefarbenenBinding eingefasst, das optisch auf dieFarbe der Pickup-Abdeckungen und desSchlagbretts abgestimmt ist. Die gesamteHardware der Gitarre, also Mechaniken,Gurtknöpfe. Saitenhalter und Steg sindaus goldfarbenem Metall, was. den klassi-schen Look noch verstärkt und sehr edelaussieht. Soweit ist alles bestens.

Die Verarbeitung macht auf den er-sten Blick einen guten Eindruck, bei ge-nauerem Hinsehen entdeckt man aberauch bei diesem Modell Mängel bei derLackierung der F-Löcher, Farbreste hängenim Korpus. Auch das Schlagbrett wurdenicht sehr liebevoll ausgeschnitten, es hatKanten und Vertiefungen. Da muss mander günstigen Fertigung Tribut zollen, undsolange es, wie bei unseren dreiKandidatinnen, den Klang nicht negativbeeinflusst, kann man mit diesen Schön-heitsfehlern gut leben. Dafür lässt dieWerkeinstellung keine Wünsche offen,kein Scheppern, kein Rasseln, die Gitarreist bundrein und überall gut zu spielen.

Statt eines Stop-Tailpieces werdendie Saiten in einen Trapezsaitenhaltereingehängt, der am hinteren Gurtknopfbefestigt ist. Sie haben daher keine direkteVerbindung zum Korpus, was sich auchim Klangcharakter bemerkbar macht. DerSteg ist nicht auf der Decke verschraubt,sondern wird nur durch den Saitendruck

Johnson JP-JA-T

Johnson JP-JA-T:

Die Extravagante

Johnson JP-JA-T

Vertrieb: AMIPreis (UVP): 498 D

Konzept:Die JP-JA-T ist eine neue Halbresonanz-gitarre der Johnson Professionals. Sie istmit allem ausgestattet, was eine guteJazzgitarre braucht. Dabei lässt der cooleVintagelook sowohl die Gitarre als auchden Spieler immergut aussehen. Unddas zu einem Preis,der auch für jungeJazzer bezahlbar ist.

Johannes Herrmann,Product Managerbei A. M.I.

Die Johnson JP-JA-T fällt optischetwas aus dem Rahmen und istdas einzige der drei Testmodelle,

das nicht an die ES-335 angelehnt ist. Sieerinnert eher an eine schlankere Ausgabeeiner ES-175. Das soll uns aber nicht da-von abhalten sie genauer anzutesten.

Die Ahorndecke der Johnson ist inTwo-Tone-Sunburst lackiert und sitztauf einem Boden und Zargen ausMahagoni. Der Hals hat lediglich 20Bünde und ist über ein Single Cutawaybis zum 17. Bund gut zu bespielen, danachmuss man sich schon sehr anstrengen,um flüssige Leadlines aus der Gitarre zuholen. Sowohl Hals als auch der Korpus-

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bluesige Sounds stehen ihm gut, in Ver-bindung mit sehr dezenter Verzerrungentstehen Klänge, die man von KennyBurrell oder eher swingig veranlagtenBlues-Gitarristen kennt. Die Kombinationbeider Tonabnehmer eignet sich gut fürfunky Rhythmus-Sounds oder durchsichtigklingende Akkorde. Der Steg-Pickup gehteher moderat zu Werke, warm und immernoch bassig verrichtet er seinen Dienst.Wer twangreiche Countrysounds oderschrille Höhen sucht, kommt hier nichtauf seine Kosten.

Verzerrt gespielt bewahrt der Hals-Pickup seinen bluesigen Charakter undliefert gute Ergebnisse, während derKollege am Steg etwas flach und blechernklingt. Rocksounds sind nicht so sein Ding.Feedback-technisch ist die Gitarre auf-grund des dickeren Korpus nicht unbe-dingt für höhere Lautstärken geeignet,traditionellere Anwendungsgebiete liegenihr mehr. Da die Gitarre das auch mitihrem Look schon andeutet dürfte ihrepotentielle Käuferschaft sich davon kaumabschrecken lassen.

✎ Martin Schmidt

gehalten. Oktavreinheit und Saitenhöhekönnen aber, dank der Tune-O-Matic-Brücke, individuell eingestellt werden.

Statt der bei den meisten Halbakus-tikgitarren üblichen Humbucker findetman auf der Johnson JP-JA-T zweiSoapbar P-90-Tonabnehmer. Diese wur-den gegen Ende der 40er Jahre vonGibson entwickelt und waren bis Endeder 50er das Topmodell der Firma, bevorsie von den nebengeräuschärmeren Hum-buckern abgelöst wurden. Wie alle SingleCoils brummen sie eben ab und an.Trotzdem schätzen viele Gitarristen bisheute ihren offenen, warmen Sound, derirgendwo zwischen Humbucker undFender-Single-Coil-Sound liegt.

Unverstärkt angespielt hat die Gi-tarre einen sehr perkussiven, drahtigenTon mit recht wenig Sustain. DerTrapezsaitenhalter und die halbakustischeBauweise machen sich hier deutlich be-merkbar. Die akustische Lautstärke ist da-gegen recht beachtlich, was sicher am et-was dickeren Korpus liegt.

Verstärkt macht der Halstonabneh-mer der Johnson das, was man von ihmin einer Semiakustik erwartet: Er lieferteinen fetten, warmen Jazzsound, dermich sofort dazu verleitet, meine Wes-Montgomery-Licks auszupacken. Egal obOktaven, Single Notes oder Blockakkorde,das klingt alles sehr authentisch. Auch

Career The Rod Harley Benton HBE-1335-2TS Johnson JP-JA-T

Korpus: Erle Ahorn Mahagoni

Decke: Erle Riegelahorn Ahorn

Hals: Ahorn Ahorn Ahorn

Griffbrett: Palisander Palisander Palisander

Bünde: 22 22 20

Mensur: 625 mm 648 mm 648 mm

Steg: Stoptail Stoptail Trapezsaitenhalter

Pickups: 2 Humbucker 2 Humbucker 2 P-90-Single-Coils

Regler: 2 x Volume, 2 x Tone, 3-Weg-Toggle-Switch

Technische Daten

Fazit Johnson JP-JA-TDie Johnson JP-JA-T ist eine edel ausse-hende Semiakustik, die sich sowohl op-tisch als auch klanglich für traditionelleAnwendungsgebiete wie Blues, Jazz oderRockabilly empfiehlt.

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Interessante Alternativen

IbanezAM73

Für jeden Geschmack etwas und finanziellbleibt trotzdem alles im grünem Bereich –so könnte man das Ergebnis dieses Testszusammenfassen. Heutzutage, wo die mei-sten Gitarren schwarz sind, High-Output-PUs haben und bestens für distortionreicheNuMetal-Sounds geeignet sind, ist es alssehr erfrischend, wenn Firmen Gitarrenbauen, die sich an klassische Modellelängst vergangener Tage anlehnen undSound-mäßig andere Prioritäten setzen.Alle drei Testkandidatinnen verfügen überdie typischen Ausstattungs- und Konstruk-tionsmerkmale einer Semiakustik: Sustain-Block, Korpus mit F-Löchern, geleimter Hals,Gibson-Schaltung, Schlagbrett und zweiPickups. Klanglich und optisch weisen siejedoch große Unterschiede auf, was sie fürbestimmte Anwendungsgebiete prädesti-niert. Und diese müssen nicht immer dietraditionellen sein.

Die Career The Rod ist eine verblüffendeGitarre, da sie gleichermaßen überzeugendJazz- und Rocksounds abliefert. Auch fürFeedback-Experimente ist sie überaus ge-eignet, da sie in diesem Bereich äußerstmusikalische Ergebnisse fabriziert. Lediglich

im Blues offenbart sie Schwächen. Der guteSound wird mit einer liebevoll designten,extravaganten Optik kombiniert, die sicher-lich gespaltene Reaktionen in den verschie-denen Lagern hervorrufen wird. Ob sich tra-ditionsbewusste Jazzer für die Optik erwär-men können, wage ich persönlich zubezweifeln, aber dann verpassen sie ebeneine mit 499,- F immer noch günstigeGitarre, die einen amtlichen Jazzsound lie-fert und gleichzeitig rockt. So etwas findetman selten. Und ein Gigbag gibt’s auchnoch dazu...Was will man mehr?

Die Thomann HBE-1335-2TS ist mit 299 Fdas günstigste Modell. Das man für diesenPreis überhaupt eine Semiakustik be-kommt, ist eigentlich schon sensationell.Erfreulich ist, dass man in optischerHinsicht trotzdem keine Kompromisse ein-gehen muss. Eine tadellos ausgeführteLackierung macht die HBE-1335-2TS zumBlickfang, auf der Bühne oder im Wohn-zimmer. Der Preis erfordert bestimmte preis-wertere Konstruktionsweisen (keine eintei-lige Decke) und Features (Sattel), mit denenman leben kann. Klanglich eignet sich dieGitarre besonders für Funkrhythmus-

Sounds und aggressivere Zerrklänge, die imIndependent oder Punkbereich angesiedeltsind. Ich würde sie daher als Einsteiger-modell oder preiswerte Zweitgitarre emp-fehlen. Wer sich mit Halbakustiks ausein-andersetzen will, ohne viel Geld zu investie-ren, liegt hier genau richtig.

Die Johnson JP-JA-T ist der traditionellsteVertreter der drei getesteten Modelle,eine Gitarre, die sich gut für Blues, Jazz,Rock ’n’ Roll oder Swing-Sounds eignet.Neben ihrem warmen, vollen Grund-Soundspricht auch die Optik für die Verwendungin solchen Stilen. Aggressivere Klänge funk-tionieren nur bedingt, aber als Metal-Gitarrist will man auch ganz sicher nichtmit einer Halbakustik mit Gold-Hardwaregesehen werden. Was sollen da die Band-Kollegen und das Publikum denken? Lookund Sound bilden also eine Einheit, ein sehrsinnvolles Konzept. Mit einem Preis von498,- F ist die Johnson zwar deutlich teurerals das Thomann-Modell, aber immer nochweit entfernt von den Kosten eines klassi-schen Halbakustikmodells. Gewisse Schön-heitsfehler bei der Verarbeitung kann mandaher problemlos tolerieren.

ZusammenfassungGITARREBASSDRUMSKEYBOARDCOMPUTERRECORDINGSTAGELIGHT

— Günstige halbakustische Gitarren

ESP XtonesSquier Starfire

Natürlich gibt es zu unseren Testgitarren eineganze Reihe interessanter Alternativen. Denndie immer besser fertigenden asiatischenGitarrenbauer und verstärkte Nachfrage(natürlich auch auf Grund der sinkendenPreise) sorgen für einen bewegten Markt.Ibanez bietet für eher modern eingestellteHalbakustik-Fans seine Artcore-Serie an. FürGitarristen die den halbakustischen Soundaber Solidbody-Feeling möchten bieten sichdie Talman-Modelle TM71 und TM81 an, diedank ihrer kleinen schmalen Korpusse keineUmstellung zu normalen E-Gitarrenerfordern. Wer sich etwas weiter in semi-akustische Gefilde vowagen möchte solltesich mal die AS73 und AM73 ansehen.Diese eher klassisch gestyltenInstrumente bieten hervorra-

gende Qualität und besteSemiakustikklänge schon fürunter 500 Euro.

Auch bei Squier hat man mit der Starfire eininteressantes Modell für Fans halbakustischerSounds, die nicht gleich ihre komplettenErsparnisse ausgeben wollen. Im traditionel-len Double-Cutaway-Look bietet sie Ahorn-korpus und -hals in Kombination mit einemPalisandergriffbrett. Für die standesgemäßeTonübertragung sorgen zwei „DuncanDesigned“-Humbucker.

Von ESP LTD gibt es seit der Summer-NAMMdie Xtone-Modelle. Zu Preisen ab 599 Eurokann man hier mal ordentlich die Rock-‘n’-Roll-Katze aus dem Sack lassen. Ob mit einemoder zwei Cutaways, hier darf, wahlweise mitoder ohne Bigsby-Vibrato, gerockt werden,bei den Professional-Modellen sogarmit originalSeymour-Duncan-PUs.

Von Epiphone gibt es seit kurzem die DregenDot (749 Euro), die Signature-Gitarre von„Backyard Babies“-Gitarrist Dregen.Angelehnt an die hauseigene ES-335 zeigtdie Gitarre aber schon mit ihrer extravagan-ten Optik mit Totenkopf-Sticker wo es lang-geht. Und Gibsons ‘57 Classic Pickups sorgendafür das man auch klanglich bei dieserGitarre ordentlich abrocken kann.

Auch wenn man sich bisher nicht explizit fürhalbakustische Gitarren interessiert hat sollteman es sich nicht nehmen lassen mal einigedieser Gitarren anzutesten. Ein neuer Klangweckt ja oft neue Inspiration. Und vielleichtpackt einen sogar der Jazz-Teufel. Dann mussman mit allen vorgestellten Modellen beimKauf wenig-stens keinenKredit auf-nehmen.

EpiphoneDregen