weitere beiträge zur kenntnis der senegawurzel

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452 Ludwig Reuter, Weitere Beitriige ZUT Kenntnis d. Senegawurzel. Bei anderer Gelegenheit hatte ich das Wasser eines nen gegrabenen Brunnens zu untersuchen, welches sich als ganz ungemein stark eisen- haltig erwiesen hatte. Als ich die zum Eindunsten benutzte Platinschale zum weiteren Gebrauche dann mit verdiinnter Salzslure reinigte, bemerkte ich einen fur die geringe Riickstandsmenge sehr starken Chlorgeruch, der sich als von M a n g a n herriihrend erwies. Dieser Umstand erklbte es auch, dafs dieses Wasser bei dem hohen Eisen- gehalte noch in Verbindung mit M a n g a n auf Wasche massenhafte braune Flecken verursachte. Ziemlich zu gleicher Zeit lagen mir viele Wasserproben zur Priifung vor, die gleichfalls aus einern stark eisenhaltigen Gebiete her- riihrten; um rasch hieriiber einen u n g e f a h r e n tfberblick zu erhalten, bediente ich mich des Mikroskops ZUIU quantitativen Eisennachweis, indem ich j e einen Tropfen auf dein Objektglas eindunstete und dann die Berlinerblaureaktion mittels Tiipfelmethode anwandte und so fiir angefihrten Zweck brauchbare Ergebnisse erhielt. Es bildeten sich hierbei so wunderschone Bilder, dah dieselben als solche mit ihren feinen Aderchen und den zwar sehr kleinen, aber sehr scharf ausgesprochenen Krystallformen allein schon grofses Interesse beanspruchten. GewXs haben viele Kollegen Shnliche besondere Ergebnisse bei Unter- suchungen zu verzeichnen, und w b e es sehr zweckdienlich, wenn dieselben, angeregt durch meine Mitteilungen, solche auch veroffentlichen wollten. Hem Prof. Reichardt in Jena aber spreche ich bei dieser Gelegenheit meinen verbindlichsten Dank fiir manche praktischen Winke aus, die er mir im Laufe der Jahre in liebenswtirdigster Weise bei verschiedenen Gelegen- heiten gab, und dessen Grundlagen zur Beurteilung dea Trinkwassers mich s. 2. zur Beschaftigung mit Wasseruntersuchungen v e r a nl afs t e n. Weitere Beitriige zur Kenntnis der Senegawurzel. Von L u d w i g Re u t e r, Apotheker, z. Z. in Heidelberg. II. In der letzten Arbeit habe ich gezeigt, dafs man bei der Wert- bestimmung der Senegawurzel besonders den Gehalt derselben an fettem 01 und Harz , sowie das Vorhandensein atherischen Oles, endlich auch den Feuchtigkeitsgehalt zu berIicksichtigen hat.

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452 Ludwig Reuter, Weitere Beitriige ZUT Kenntnis d. Senegawurzel.

Bei anderer Gelegenheit hatte ich das Wasser eines nen gegrabenen Brunnens zu untersuchen, welches sich als ganz ungemein stark eisen- haltig erwiesen hatte. Als ich die zum Eindunsten benutzte Platinschale zum weiteren Gebrauche dann mit verdiinnter Salzslure reinigte, bemerkte ich einen fur die geringe Riickstandsmenge sehr starken Chlorgeruch, der sich als von M a n g a n herriihrend erwies. Dieser Umstand erklbte es auch, dafs dieses Wasser bei dem hohen Eisen- gehalte noch in Verbindung mit Mangan auf Wasche massenhafte braune Flecken verursachte.

Ziemlich zu gleicher Zeit lagen mi r v i e l e Wasserproben zur Priifung vor, die gleichfalls aus einern stark eisenhaltigen Gebiete her- riihrten; um rasch hieriiber einen u n g e f a h r e n tfberblick zu erhalten, bediente ich mich des Mikroskops ZUIU quantitativen Eisennachweis, indem ich j e einen Tropfen auf dein Objektglas eindunstete und dann die Berlinerblaureaktion mittels Tiipfelmethode anwandte und so fiir angefihrten Zweck brauchbare Ergebnisse erhielt. Es bildeten sich hierbei so wunderschone Bilder, dah dieselben als solche mit ihren feinen Aderchen und den zwar sehr kleinen, aber sehr scharf ausgesprochenen Krystallformen allein schon grofses Interesse beanspruchten.

GewXs haben viele Kollegen Shnliche besondere Ergebnisse bei Unter- suchungen zu verzeichnen, und w b e es sehr zweckdienlich, wenn dieselben, angeregt durch meine Mitteilungen, solche auch veroffentlichen wollten.

H e m Prof. Reichardt in Jena aber spreche ich bei dieser Gelegenheit meinen verbindlichsten Dank fiir manche praktischen Winke aus, die er mir im Laufe der Jahre in liebenswtirdigster Weise bei verschiedenen Gelegen- heiten gab, und dessen Grundlagen zur Beurteilung dea Trinkwassers mich s. 2. zur Beschaftigung mit Wasseruntersuchungen v e r a nl afs t e n.

Weitere Beitriige zur Kenntnis der Senegawurzel. Von L u d w i g R e u t e r, Apotheker, z. Z. in Heidelberg.

II. In der letzten Arbeit habe ich gezeigt, dafs man bei der Wert-

bestimmung der Senegawurzel besonders den Gehalt derselben an fettem 0 1 und Harz , sowie das Vorhandensein atherischen Oles, endlich auch den Feuchtigkeitsgehalt zu berIicksichtigen hat.

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Die Resultate der in dieser Hinsicht fortgesetzten Untersuchungen mit Material, welch@ mir von der weltbekannten Firma Thos. C h r i s t y .in London freundlichst iiberlassen wurde, teile ich in folgendem mit.

Zur Untenuchung standen zunLchst drei lufttrockene Sorten zur Verfiigung :

1. eine als ,,dryU (trocken) bezeichnete Wunel, welche bei 1100 C. bis zur Qewichtskonstanz getrocknet immer noch 9,8 Proz. Feuchtigkeit und flichtige Stoffe (iitherisches 01) verlor. Sie bestand zum grofsten Teil aus Wurzeln von 20 bis 40 mm Dicke, die stgrksten Wurzeln waren dioht unterhalb des Wunel- kopfes 0,5 bis 0,7 cm dick; die Kielung war an fast allen Exemplaren deutlich ausgeprtigt. Wenn ich bei den Handels- sorten der Senegawurzel beztiglich ihres friiheren oder splteren Einsammelns (auf das Alter der Hanze bezogen) drei Alters- klassen unterscheiden dad, so mSchte ich die besprochene Wurzel in die mittlere Altersklasse einreihen. Die Farbe war ausgesprochen blafsgelb, der Geruch sehr schwach; es fehlte nicht an schonen sparrigen Exemplaren. Der Gehalt der luft- trockenen Wurzel an Salicyls?iuremethylester ergab sich zu 0,0033 Proz., der bei 1100 C. getrockneten zu 0,001 Proz. Das schwach griinlich-gelbe Atherextrakt bestand zu 5,779 Proz. aus in Petrolather 16slichem fetten 61 und zu 1,521 Proz. aus in Petrolather unloslichem Harz. Es ist beachtenswert, dafs in dieser Wurzel der Hmgehalt ein Viertel -des Gehaltes an fettem 61 betrug.

2. Die zweite Sorte bestand aus einem Gemenge blafsgelber, sehr feiner, dmhweg gebrochener, zum grofsseren Teile 2 bis 4 cm, in einzelnen Fsllen auch bis 6 und 7 cm langen, 1 bis 20 mm dicken Wuneln mit dunkleren Wurzelkopfen. Letztere waren ziemlich grok und umfangreich; die Wurzeln, dicht unterhalb des Kopfes bis 2,5 cm dick, waren nur 3 bis 4 cm lang, wo%ei in einzelnen Flllen die Lange des eigentlichen Kopfes allein schon bis 2 cm betrug. I m allgemeinen reprbcntierte sich diese Sorte als fast durchweg gebrochene Ware; vollstiindigere Wurzeln, aus Wunelkopf und ltingeren Wurzeln nebst Neben- wurzeln bestehend, waren nicht vorhanden. Der Gehalt dieser Wurzel an Feuchtigkeit nnd fliichtigen Stoffen m d e zn 10,l Proz., der Gehalt an Salicylshremethylester in der luft-

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trocbnen Wurzel zu 0,125 Proz., in der bei 1100 getrockneten zu 0,025 gefunden. Die lufttrockene Wurzel lieferte 7, l Proz. Atherextrakt, davon 6,464 Proz. fettes 6 1 und 0,646 Proz. Harz. Der Harzgehalt betrug somit in diesem Falle nur ein Zehntel des Gehaltes der Wurzel an fettem Ole.

3. Die dritte Sorte hatte im allgemeinen ein besseres Aussehen, als die beiden bereits besprochenen. Die Menge der vor- handenen Wunelk6pfe sowie die Dicke derselben entsprach der Menge der vorhandenen Wurzeln und Nebenwurzeln. Der Farbe nach bestand diese Sorte aus einem Gemenge heller blafsgelber und etwas dunklerer Ware. Der Kiel war sehr scharf ausgepriigt. Die Dicke der starksten Wurzeln dicht unterhalb des Wunelkopfes betrug da und dort 0,7 bis 1 CE,

vorwiegend aber nur 20 bis 40 mm. Ein Exemplar war inso- fern interessant, als die vom Wurzelkopf ausgehende Wurzel in llhnlicher Weise gekrummt, wie man dies bei Rhizoma Bistortae fast regelmiil'sig zu beobachten Gelegenheit hat.

Diese Sorte besal's einen ziemlich starken Geruch; bei 1100 C. ge- trocknet, verlor sie 10,5 Proz.; lufttrocken ergab sie einen Gehalt von 0,45 Proz., bei 1100 C. getrocknet einen solchen von 0,08 Proz. Salicyl- sawemethylester. Der Verdunstung~riickstand dea atherischen Auszuges besds eine schiin goldgelbe Farbe und bestand aus 5,748 Proz. fettem 61 und 0,554 Proz. Harz. Es ist nicht uninteressant, neben den be- schriebenen drei Sorten englischer Provenienz noch zwei deutsche Handels- sorten - eine als ,,electissimau, die zweite als ,,depuratau bezeichnet - zu betrachten.

Die electissima - in welcher ich, nebenbei erwlhnt, auf 100 g ein kleines Stiickchen (ca. 0,8 g) einer W u n e l von Cypripedium parviflorum finde - besteht aus 10, 15, 20, j a sogar bis 25 cm langen, dicht unter dem Wurzelkopf hochstens 20 bis 25 mm, vorwiegend nur bis 20 mm dicken.Hauptwurzeln mit sehr zarten und langen Nebenwuneln, welche den Hauptwurzeln noch anhaften. Der Kiel ist - der Grofse und Dicke der Wurzel entsprechend - recht schon ausgeprw; einzelne lose Wurzelkiipfe sind nicht vorhanden, sondern jedem derselben ent- springen ziemlich lange, oft sparrige, Wurzeln nebst Nebenwuneln. Diese Sorte reprhentiert jedenfalls insofern eine vollkommene Wurzel, als eine verhLltniarmLfsig grofse Menge von Rindenteilen vorhanden ist, welche nach S c h n e i d e r einen grSfseren Senegingehalt haben, als die inneren

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Teile der Wurzel. Die Farbe ist eine blasse bei den feineren Wurzel- teilen, eine etwas dunlilere bei den giiberen und glteren Wurzeln. Jedenfalls ist diese Sorte sehr jung gesammelt, was schon aus dem Vorhandensein nur zarter, kleiner Wurzelkopfe hervorgeht. Der Riel ist an allen Exemplaren dentlich sichtbar.

Ganz andem stellt sich die zweite Senegasorte deutacher Provenienz vor, die als ,depuratau bezeichnet tst. Sie macht einen massigen Eindruck, ist vie1 dunkler und besteht zum gr6fseren Teile aus sehr dicken und grofsen Wurzelkiipfen, von welchen nur bis 3 cm lange Wurzeln auslaufen. Wie merkwtirdig manchmal die Handelsbezeichnungen von Drogen gewahlt werden, ist aus der Bezeichnnng der beiden deutschen Handelssorten ersichtlich. Beide sind sich vlilltg ebenbtirtig hinsichtlich ihrer Reinheit, trotzdem heifst die eine ,,electi59ima'i, die andere ,,depurata". Aus dem pharmakognostischen Studium geht aber hervor, dak die Wurzeln beider Sorten in ganz verschiedenen Altemstadien gesammelt sind. Das Alter der Wurzel zur %it der Einsammlung und der dem Alter entsprechende Bau der Wurzel dtirfte besonders bei der Senegawurzel ailein mafsgebend win zur Feststellung einer Handelsbezeichnung, aus welcher der Apotheker sofort ersehen kann, auch wenn er nur die Preisliste einer Firma zur Hand hat, welche Sorte er unter dieser oder jener Titulatur bekommt. Jedenfalls diirfte sich die Einfiihrung von Bezeichnnngen wie Radix Senegae depurata capitibus majoribus, Radix Senegae depurata capitibus minoribus empfehlen; letztere entsprtiche dann der ,,eleatissimadi, erstere der ,,depurata".

Die Untersuohung der beiden Sorten beztiglich des Verlustes beim Trocknen bei llOOC., dann des Gehaltes an fettem Ole, Harz und Salicylsauremethylester ergab folgende Werte:

a.

Verlust beim Trocknen . . . . . 6 Proz. 7,6 Proz. I. electissima. 11. depurata.

Ather-Extrakt (61 + Harz) . . 7,2 ,, 7 9 3 Hiervon fettes 61 . . . . . . . . 6,55 6935 n

H a n . . . . . . . . . . 0,62. 096 n

b. Mit Petroltither extrahiert : I. electissima. 11. depurata. 1. direkt durch einf. Maceration,

fettes (rl . . . . . , . . . . 6,6 Proz. 6,3 Proz. 2. in Soxleth'sApparat,fettea61 6,7 - ,, 699 n

456 Ludwig Reuter, Weibere Beitrage zur Kenntnis d. Senegawunel.

C.

Gehalt an SalicylsLuremethylester I. II. vor dem Trocknen der Wurzel 0,13 Proz. 0,76 Proz. . nach dem Trocknen der Wurzel 0,Ol ,, 0,025 .

Aus dem Vaterlande eines Pereira und Hanbury erhielt ich durch die Gute des Herrn R i c h a r d B r e m r i d g e , Secretary of the Phar- maceutical Society of Great Britain, und des Herrn E. M. Holmes, Curator of the Society Museum, verschiedene Sorten von Senega, und zwar:

1. Root of Polygala Senega var. latifolia Northern Senega, 2. Genuine Senega of London commerce, 8. Prime Southern Senega from New York, 4. Prime Western Senega from New York, 5. Larger root found in ordinary Senega of commerce. Inter-

mediate in size between it and Northern Senega. 6. False Southern Senega of Polygala Boykinii Nuttal.

Durch Vergleich habe ich gefunden, dafs die in meiner ersten Arbeit ,,iiber die Senega' abgehandelte nBrdliche (nordwestliche) Senega mit der vom Pharmaceutical Museum in London erhaltenen Northern Senega iibereinstimmt. Der Kiel ist hier wie dort nur ausnahmsweise vorhanden. - Die fruher besprochene sildliche (stidwestliche) Senega entspricht der von Herrn E. M. H o l m e s erhaltenen .Genuine Senega of London commercey.

Die ,False Senega of Polygala BoykiniiU ist es nun, auf welche ein ganz besonderes Augenmerk zu richten ist. Prof. J o h n M. Mai sch , dessen Name mit der Geschichte der Pharmacie in den Tereinigten Staaten eng verknupft ist und iiberall da einen guten Klang hat, wo es sich um die Interessen unserer Wissenschaft handelt, teilt mir in einem freundlichen Briefe (vom 16. Marz a. c.) iiber die Verwechse- lungen der Senegawurzel folgendes mit:

,,Eine Verfilschung der Senega findet hier hochst selten statt, doch finden sich zuweilen in grafseren Meagen Wurzeln anderer Pflanzen, welche denselben Standort haben. Eine leicht tLuschende Verfdlschung, welche ich vor einer Reihe von Jahren beobachtete, bestand in den Nebenwurzeln einer oder mehrerer hiesigen Species von Gentiana, welche in Grofse, Farbe und sonstigem Aussehen vie1 .Ahnlichkeit mit Senega haben, auch stkkefrei sind, sich aber durch die Stmktm und

Ludwig Reuter, Weitere Beitrage zur Kenntnis d. Senegawurzel. 457

den Geschmack leicht unterscheiden lassen, dagegen findet sich zeitweise - so wieder 1888 - eine falsche Senega in gokeren Mengen im Handel, welche wahrscheinlich von Poly- gala Boykinii in unseren Sudwest-Staaten stammt, ganz den Wuchs der Senega hat, jedoch mehr gerade und weniger sparrig wtichst , einen runden Holzkorper besitzt und in getrocknetem Zustande nicht den Riel zeigt, sie hat der Senega iihnliche Be- standteile und Eigenschaften, ist aber von schwticherer Wirkung.

In dem von Prof. J. M. Mai sch im ,,Kational DispensatoryU geschriebenen Artikel ,,Senegait lesen wir aufser dem schon erwtihnten uber die falsche Senega noch folgendes:

.White or false senega was quite common in the market for several years after 1875. It was said to have been collected in Southwestern Missouri. This rdot yielded to Goebel (Isel), by Quevennes process, 3 Proz. of Senegin, and all preparations made with it were much lighter in color, than the corresponding preparations of true senega. Another kind of so called white senega, which we have seen was amylaceous internally, and had none of the prominent characte- ristics of the pharmacopocial drug."

Wie aus dem Mitgeteilten zu ersehen ist, besitzt die von Polygala Boykinii stammende Wurzel so charakteristische makroskopische Merk- male, dafs eine Vermischung mit der offizinellen Ware sich leicht und sicher feststellen liifst, freilich nur bei ganzer Ware. Ob die talsohe Senega von der echten differierende chemisch nachweisbare Bestandteile hat und in geschnittener W u n e l ein zweifelloser Nachweis derselben ausgefihrt werden kann , dariiber werde ich erst Mitteilungen machen ktinnen, wenn ich in den Besitz des notigen Versuchsmaterials gelangt bin und diesbeztigliche Untersuchungen bethtitigt sind.

Durch die Gtite des H e m Dr. F r i e d r i c h Hoffmann in New York, jenes bedeutenden Kollegen, dessen Leben von kompetenter Feder vor noch nicht langer &it in einem unserer deutschen Fachblatter skizziert wurde, bin ich soeben in den Besitz verschiedener, zweifellos echter Senega-Muster gelangt, uber welche ich mir zum Schlnsse meiner heutigen Mitteilungen noch zu referieren erlaube. I

Herr Dr. H o f fmann hatte die Liebenswtirdigkeit, mir zu senden: 1. eine vollstiindige Pfianze von Yolygala Senega aus Indiana

'

stammend,

458 Ludwig Reuter, Weitere Beitrage zur Kenntnis d. Senegawarzel.

2. slidliche und westliche Senegawurzel yon Westvirginien, 3. siidliche und westliche Senega von Kentucky, 4. siidliche und westliche Senega, 6. ntirdliche Senega von Wisconsin.

Die siidliche und westliche Senegawurzel aus Westvirginien ist von blafsgelber Earbe, die am Kentucky stammende etwas dunkler ; erstere ist in vie1 jiingerem Zustande gesamnielt als letztere, bei beiden fehlt der Kiel fast durchweg.

Die ohne nLherc Rezeichnung unter 4 angefiihrte siidliche und westliche Senega ist dunkler als die aus Kentucki stammende, jedoch gekielt.

Die hordliche Senega aus Wisconsin besteht aus aufserordentlich voluminosen, knorrigen Wurzelkopfen von 3 bis 4 cm Durchmesser, melchen nu? bis 5 cm lange, an der dicksten Stelle 2,5 cm dicke, am dilnnsten Ende 0,8 cm dicke Wuneln entspringen.

Die unter 1 aufgeflihrte vollstandige Hanze von Polygala Senega hat Wurzeln, die sehr &tin gekielt sind und in jeder Hinsicht der ,,Genuine Senega of London commerceU gleichen.

ober die chemische Untcrsuchung der von Herrn Dr. H o f f m a n n erhaltenen Muster werde ich das nLchste Ma1 berichten, heute mochte ich zum Schlusse nur noch darauf hinweisen, dah minimale Beim3ngungen vcin Cypripediumwuneln zur Senega kaum von bemerkenswertem Einflusse auf die Wirkung der letzteren sein dtirften. Cypripedium ist eine jener Drogen, die, schon von den nomadisierenden Eingeborenen Nordamerikas als Heilmittel angewandt, in den Gebrauch des ansXssigen amerikanischen Landvolkes Uberging und von demselben bei nervtisen Affektionen, besonders in FLllen von Chorea und Hysteria, heute noch a19 Aneneimittel geachXtzt ist. Die einzige im Jahre 1806 von H. C. B l a i r ansgefiihrte 'C'ntersuchung erwies die Anwesenheit von Spuren atherischen O h , einer fliichtigen Saure, zweier Harze, Gerbstoff und StLrke.

Die Wirkung so11 der der Valeriana ahnlich sem. Die von mir der Destillation unterworfene Cypripediumwurzel,

welche ich ebenfalls der Liebenswurdigkeit des Herrn Dr. Fr. Hoff- man n verdanke, gab ein Destillat, das indifferent gegen Eisenchlorid, somit frei von Salicylsauremethylester war, wahrend die genannte Ver- bindnng, wie ich wiederholt gezeigt habe, ein wichtiger Anhaltspunkt ist zur Identiflzierung frischer Senega. Auch das Destiiiat der Ginseng- wurzel, welche in meiner ersten Mitteilung iiber die Senega als zu-

E. Pfeiffer, Steinholz. 459

flllige Beimischung derselben Erwahnung gefunden , erwies sich frei vom erwlhnten Salicylsfureester. Die Ginsengwurzel enthllt jedoch Panaquilon, einm dem Glycyrrhizin lihnlichen, von G a r r i g u e s zuent beschriebenen Stoff, welcher dadurch charakterisiart ist , dak er sich xuit konzentrierter H2S04 herrlich purpurrot fgrbt. Mit Hilfe dieser Reaktion Iakt sich die Ginsengwurzel auch in Dekokten, die freilich zu konzentrieren sind, nachweisen.

Fur heute schlieke ich mit dem Vonchlage, der von kompetenter Hand gegebenen Fassung des Artikels ,,Senega' der deutschen Reichs- pharmakopoe einen kleincn Zusatz fk die werdende neue Pharmakopoe beizufdgen, welcher .das Alter resp. den Oehalt der Wurzel an Salicyl- sluremethylester beriicksichtigt und vielleicht in folgende Worte zu kleiden ware: "5 g l u f t t r o c k e n e r S e n e g a w u r z e l m i t 50 ccm W a s s e r von ca. 60OC. t ibergossen , muPs n a c h 15 M i n u t e n e i n F i l t r a t g e b e n , welches m i t 3 T r o p f e n 6 a l z s a u r e a n g e s a u e r t u n d m i t 50 ccm A t h e r a u s g e s c l i t i t t e l t , a n l e t z t e r e n s o v i e l S a l i c y l s l i u r e a b g i b t , d a f s n a c h A u f n a h m e . d e r f r e i w i l l i g v e r d u n s t e t e n L the r i schen A u s s c h i i t t e l u n g m i t 20 ccm W a s s e r von 600 C . a u f Z u s a t z e ines T r o p f e n s E i s e n c h l o r i d l o s u n g e ine d e u t l i c h v i o l e t t e F a r b e n r e a k t i o n e in t r f t t . u

Uber die eventuelle Yerwertung einer Harz- und Fettbestimmung mllssen weitere Daten gesammelt werden.

Steinholz. \Ton Dr. E. P f e i f f e r in Jena.

Das einer Dresdener Firma patentierte sogen. S t e i n h o 1 z , welches zup leichteren Herst ellung tropischer Wohnungen unter Anwendung lediglich eiserner Verbindungsstiicke empfohlen ist, besteht aus dem bekannten Magnesiacement, also (etwa) MgCl,, 5Mg0 + 14H8 im Gemenge mit SLgemehl. - Auf der Wiener Weltansstellung w h d e als Kajalith eins allgemein bewunderte, schon polierte Tischplatte prlimiirt, welche von Dresden gesandt, aus Gyps durch Wasserglas gehlrtet, her- gestellt e i n sollte; als sie sich aber, dem E iduf s der Witterung aus- gesetzt, nicht standhaft erwies, fand sie sich, bei der nun erst folgenden Untersuchung, als aus Magnesiacement bestehend. Wie das Dazakommen