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Was bringt die Triggerpunkt-Therapie wirklich? Ein systematischer Review Karin Röthlisberger, Patrick von Dach Einleitung Die Prävalenz von Muskeln des Schultergürtels mit aktiven und/oder latenten myofaszialenTriggerpunkten (MTrP) bei Patienten mit persistierenden Schulterbeschwerden ist hoch [1]. Aktuelle Studien weisen darauf hin, dass MTrP einen Einfluss auf die Schmerzen, sowie die Beweglichkeit und die Kraft haben können [2-3]. Methodik Ende der Suche: Mai 2012 Datenbanken: Pubmed, CINAHL und Web of Science Suchstrategie: Ein- und Ausschlusskriterien, Suchterm nach PICO und Ablauf der Suche siehe Flussdiagramm (Abb.1) Bewertung der Studien: Checkliste für Clinical trials (PEDro- Skala [4]) für RCTs und die Case serie, Single-Case Experimental Design (SCED)-Skala [5] für die beiden Case reports Ergebnisse Die Tab.1 bietet eine Übersicht über die Qualität und die Ergebnisse der fünf eingeschlossenen Studien [6-10]. Die wichtigsten Resultate: Schmerz und funktionelle Einschränkungen Nach Behandlungsende signifikante Unterschiede des DASH [11] und SPADI [12] im Gruppenvergleich, sowie innerhalb der Interventionsgruppe Signifikante Reduktion der VAS-Werte Beweglichkeit Keine signifikante Veränderung des passiven ROM Verbesserung der aktiven Beweglichkeit Kraft Subjektive Verbesserung der Muskelkraft, resp. von M4.5/5 auf M5/5 Diskussion Die beiden RCTs weisen ein hohes Evidenzniveau auf. Aufgrund der Studiendesigns der restlichen Studien ist jedoch die Aussagekraft des Reviews limitiert. Aus allen eingeschlossenen Studien fliessen lediglich Daten von 141 Probanden in diesen Review mit ein, was eine weitere Limitation darstellt. Die grosse Spannbreite, z.B. hinsichtlich des Alters und der Symptomdauer, erschwert den Vergleich der Studien. In drei von fünf Studien war die Intervention multimodal, dadurch kann betreffend der Fragestellung keine abschliessende Aussage gemacht werden. Die Outcomes Beweglichkeit und Muskelkraft wurden von den Studien grundsätzlich zu wenig untersucht oder nicht mit objektiven Parametern evaluiert. Folglich lässt sich ein positiver Effekt durch manuelle Triggerpunkt-Therapie und/oder Dry Needling auf die Beweglichkeit und Kraft nur leicht vermuten. Das Outcome Schmerz und funktionelle Einschränkungen wurde von allen Studien erfasst. Insbesondere die RCTs zeigen eine kurz- bis mittelfristige, klinisch relevante Schmerzreduktion und Verbesserung der Funktion durch die Behandlung von MTrP. Schlussfolgerung Mittels manueller Triggerpunkt-Therapie und/oder Dry Needling kann das Outcome Schmerz und Funktion bei chronischen Schulterbeschwerden positiv beeinflusst werden Trotz niedrigem Evidenzniveau empfehlen die Autoren aufgrund der hohen Prävalenz von MTrP bei chronischen Schulterbeschwerden die Behandlung von MTrP in das Clinical Reasoning miteinzubeziehen Besonderer Forschungsbedarf besteht hinsichtlich des Effekts der Triggerpunkt-Therapie auf die Outcomes Kraft und Beweglichkeit Literatur: [1] Bron et al., BMC Musc Disord. 2011. [2] Celik & Yeldan, J of Back and Musc Rehab. 2011. [3] Hidalgo-Lozano et al., Exp Brain Res. 2010. [4] www.pedro.org.au. 2012. [5] Tate et al., Neuropsych Rehab. 2008.[6] Bron et al., BMC Med. 2011. [7] Hains et al., J of Manipul and Phy Therap. 2010. [8] Hidalgo-Lozano et al., J Body and Mov Ther. 2011. [9] Osborne & Gatt, Acupunct Med. 2010. [10] Ingber, Arch Phys Med Rehab. 2000. [11] Solway et al., 2002. zit. in Bron et al., BMC Med. 2011. [12] Widmer, Physiopraxis. 2007. Keywords: chronic shoulder pain, myofascial trigger points, dry needling, pain, Kontakt: Karin Röthlisberger, [email protected] & Patrick von Dach, [email protected] Tab. 1: Übersicht bezüglich der Qualität und der Ergebnisse der fünf Studien (s = signifikant, n.s. = nicht signifikant) Abb. 1: Flussdiagramm der systematischen Literatursuche, Suchterm: (chronic shoulder pain OR chronic shoulder disease OR non-traumatic Shoulder complaints OR shoulder impingement OR unilateral shoulder pain) AND (myofascial trigger points OR myofascial pain symdrome OR treatment of myofascial trigger points OR manual trigger point therapy OR ischemic compression OR stretching OR dry needling) AND (pain OR pressure pain threshold OR muscle strength OR mobility OR range of motion OR Activity of daily living) Fragestellung Welchen Einfluss hat die manuelle Triggerpunkt-Therapie und/oder Dry Needling bei chronischen, nicht traumatischen Schulterbeschwerden im Bezug auf Schmerz und funktionelle Einschränkungen, Beweglichkeit und Kraft? Studiengang Physiotherapie (BSc), Bachelorarbeit PHY09 2012

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Was bringt die Triggerpunkt-Therapie wirklich?Ein systematischer Review

Karin Röthlisberger, Patrick von Dach

EinleitungDie Prävalenz von Muskeln des Schultergürtels mit aktiven und/oder latenten myofaszialenTriggerpunkten (MTrP) bei Patienten mit persistierenden Schulterbeschwerden ist hoch [1]. Aktuelle Studien weisen darauf hin, dass MTrP einen Einfluss auf die Schmerzen, sowie die Beweglichkeit und die Kraft haben können [2-3].

MethodikEnde der Suche: Mai 2012Datenbanken: Pubmed, CINAHL und Web of ScienceSuchstrategie: Ein- und Ausschlusskriterien, Suchterm nach PICO und Ablauf der Suche siehe Flussdiagramm (Abb.1)Bewertung der Studien: Checkliste für Clinical trials (PEDro-Skala [4]) für RCTs und die Case serie, Single-Case Experimental Design (SCED)-Skala [5] für die beiden Case reports

ErgebnisseDie Tab.1 bietet eine Übersicht über die Qualität und die Ergebnisse der fünf eingeschlossenen Studien [6-10]. Die wichtigsten Resultate:

Schmerz und funktionelle Einschränkungen

Nach Behandlungsende signifikante Unterschiede des DASH [11] und SPADI [12] im Gruppenvergleich, sowie innerhalb der Interventionsgruppe

Signifikante Reduktion der VAS-Werte

Beweglichkeit

Keine signifikante Veränderung des passiven ROM

Verbesserung der aktiven Beweglichkeit

Kraft

Subjektive Verbesserung der Muskelkraft, resp. von M4.5/5 auf M5/5

DiskussionDie beiden RCTs weisen ein hohes Evidenzniveau auf. Aufgrund der Studiendesigns der restlichen Studien ist jedoch die Aussagekraft des Reviews limitiert. Aus allen eingeschlossenen Studien fliessen lediglich Daten von 141 Probanden in diesen Review mit ein, was eine weitere Limitation darstellt. Die grosse Spannbreite, z.B. hinsichtlich des Alters und der Symptomdauer, erschwert den Vergleich der Studien. In drei von fünf Studien war die Intervention multimodal, dadurch kann betreffend der Fragestellung keine abschliessende Aussage gemacht werden. Die Outcomes Beweglichkeit und Muskelkraft wurden von den Studien grundsätzlich zu wenig untersucht oder nicht mit objektiven Parametern evaluiert. Folglich lässt sich ein positiver Effekt durch manuelle Triggerpunkt-Therapie und/oder Dry Needling auf die Beweglichkeit und Kraft nur leicht vermuten.Das Outcome Schmerz und funktionelle Einschränkungen wurde von allen Studien erfasst. Insbesondere die RCTs zeigen eine kurz- bis mittelfristige, klinisch relevante Schmerzreduktion und Verbesserung der Funktion durch die Behandlung von MTrP.

Schlussfolgerung Mittels manueller Triggerpunkt-Therapie und/oder Dry Needling

kann das Outcome Schmerz und Funktion bei chronischen Schulterbeschwerden positiv beeinflusst werden

Trotz niedrigem Evidenzniveau empfehlen die Autoren aufgrund der hohen Prävalenz von MTrP bei chronischen Schulterbeschwerden die Behandlung von MTrP in das Clinical Reasoning miteinzubeziehen

Besonderer Forschungsbedarf besteht hinsichtlich des Effekts der Triggerpunkt-Therapie auf die Outcomes Kraft und Beweglichkeit

Literatur:[1] Bron et al., BMC Musc Disord. 2011. [2] Celik & Yeldan, J of Back and Musc Rehab. 2011. [3] Hidalgo-Lozano et al., Exp Brain Res. 2010. [4] www.pedro.org.au. 2012. [5] Tate et al., Neuropsych Rehab. 2008.[6] Bron et al., BMC Med. 2011. [7] Hains et al., J ofManipul and Phy Therap. 2010. [8] Hidalgo-Lozano et al., J Body and Mov Ther. 2011. [9] Osborne & Gatt, Acupunct Med. 2010. [10] Ingber, Arch Phys Med Rehab. 2000. [11] Solway et al., 2002. zit. in Bron et al., BMC Med. 2011. [12] Widmer, Physiopraxis. 2007.

Keywords: chronic shoulder pain, myofascial trigger points, dry needling, pain, Kontakt: Karin Röthlisberger, [email protected] & Patrick von Dach, [email protected]

Tab. 1: Übersicht bezüglich der Qualität und der Ergebnisse der fünf Studien (s = signifikant, n.s. = nicht signifikant)

Abb. 1: Flussdiagramm der systematischen Literatursuche, Suchterm: (chronic shoulder pain OR chronic shoulder disease OR non-traumatic Shoulder complaints OR shoulder impingement OR unilateral shoulder pain) AND (myofascial trigger points OR myofascial pain symdrome OR treatment of myofascial trigger points OR manual trigger point therapy OR ischemic compression OR stretching OR dry needling) AND (pain OR pressure pain threshold OR muscle strength OR mobility OR range of motion OR Activity of daily living)

FragestellungWelchen Einfluss hat die manuelle Triggerpunkt-Therapie und/oder Dry Needling bei chronischen, nicht traumatischen Schulterbeschwerden im Bezug auf Schmerz und funktionelle Einschränkungen, Beweglichkeit und Kraft?

Studiengang Physiotherapie (BSc), Bachelorarbeit PHY09 2012