unterrichtsentwurf von bublitz und schwarz · pdf fileuniversität hamburg fakultät...

28
Universität Hamburg Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft Fachbereich Erziehungswissenschaft Geographiedidaktik Schriftlicher Unterrichtsentwurf im Rahmen des Masterseminars Fachdidaktik Geographie: Bildung für nachhaltige Entwicklung (41-65.306) im Wintersemester 2012/2013 Eingereicht von: Lehrender: Dr. Alexander Tillmann Stephanie Bublitz Mat.-Nr.: 6153325 Theresa Schwarz Mat.-Nr. 5516254 Hamburg, den 25. März 2013

Upload: vumien

Post on 06-Feb-2018

217 views

Category:

Documents


1 download

TRANSCRIPT

Page 1: Unterrichtsentwurf von Bublitz und Schwarz · PDF fileUniversität Hamburg Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft Fachbereich Erziehungswissenschaft

Universität Hamburg

Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft

Fachbereich Erziehungswissenschaft

Geographiedidaktik

Schriftlicher Unterrichtsentwurf

im Rahmen des Masterseminars

Fachdidaktik Geographie: Bildung für nachhaltige Entwicklung (41-65.306) im

Wintersemester 2012/2013

Eingereicht von: Lehrender: Dr. Alexander Tillmann

Stephanie Bublitz Mat.-Nr.: 6153325

Theresa Schwarz Mat.-Nr. 5516254

Hamburg, den 25. März 2013

Page 2: Unterrichtsentwurf von Bublitz und Schwarz · PDF fileUniversität Hamburg Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft Fachbereich Erziehungswissenschaft

i

Inhaltsverzeichnis

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS..................................................................................... II

1. EINLEITUNG (STEPHANIE BUBLITZ)...................................................................1

2. EINORDNUNG UND KURZE BEDINGUNGSANALYSE (STEPHANIE BUBLITZ)..............3

3. SACHANALYSE (STEPHANIE BUBLITZ)...............................................................5

4. DIDAKTISCHE ANALYSE (STEPHANIE BUBLITZ) ..................................................8

5. LERNZIELE (STEPHANIE BUBLITZ) ..................................................................10

6. VERLAUFSPLANUNG/ UNTERRICHTSSKIZZE (THERESA SCHWARZ) ....................11

7. THEORETISCHE REFLEXION DER METHODE (THERESA SCHWARZ)....................16

8. KOMPETENZBEREICHE (THERESA SCHWARZ) .................................................18

9. RAUMKONZEPTE (THERESA SCHWARZ) ..........................................................21

10. FAZIT (THERESA SCHWARZ)..........................................................................23

Page 3: Unterrichtsentwurf von Bublitz und Schwarz · PDF fileUniversität Hamburg Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft Fachbereich Erziehungswissenschaft

ii

Abkürzungsverzeichnis

BMZ.......................................... Bundesministeriums für wirtschaftliche

Zusammenarbeit und Entwicklung

KMK ......................................... Kultusministerkonferenz

OECD........................................ Organization for Economic and Co-operation and

Development

UNEP ........................................ United Nations Environment Programm

WGBU ...................................... Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung für

Globale Umweltveränderungen

Page 4: Unterrichtsentwurf von Bublitz und Schwarz · PDF fileUniversität Hamburg Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft Fachbereich Erziehungswissenschaft

1

1. Einleitung (Stephanie Bublitz)

Im Juni 2007 wurde der „Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale

Entwicklung“, als Ergebnis des gemeinsamen Projekts der Kultusministerkonferenz

(KMK) und des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und

Entwicklung (BMZ) veröffentlicht. Dieser Rahmen richtet sich sowohl an

allgemeinbildende als auch an berufliche Schulen und greift kritische Themen auf,

die sich im Kontext der Globalisierung entwickelt haben. Er thematisiert den

globalen Wandel in den Bereichen der Ökologie, der Politik, der Gesellschaft sowie

der Ökonomie und gibt in diesem Zusammenhang Hinweise auf die Notwendigkeit

der Berücksichtigung des Nachhaltigkeitsaspektes in der Lehre. Im Vordergrund

steht dabei die entsprechende Kompetenzentwicklung bei Kindern und Jugendlichen,

um neben den fachlichen Kompetenzen zusätzlich zukunftsorientierte und

interkulturelle Kompetenzen wie Weltoffenheit, Sprachkenntnisse, Verständnis

fremder Kulturen und Mobilitätsfähigkeit im Unterricht zu fördern (vgl.

ORIENTIERUNGSRAHMEN FÜR DEN LERNBEREICH GLOBALE ENTWICKLUNG IM

RAHMEN EINER BILDUNG FÜR NACHHALTIGE ENTWICKLUNG 2007, S. 21). Zwei Jahre

später, im Jahr 2009, wurde im Bericht der Bundesregierung zur Bildung für eine

nachhaltige Entwicklung diese definiert als ein „neues, zukunftsfähiges Verständnis

von Bildung, das den Erwerb von Fähigkeiten und Fertigkeiten zum partizipativen

Handeln in den Mittelpunkt stellt.“ (BERICHT DER BUNDESREGIERUNG ZUR BILDUNG

FÜR EINE NACHHALTIGE ENTWICKLUNG 2009, S. 6). Partizipatives Handeln bedeutet

in diesem Zusammenhang eine von den Schülerinnen und Schülern geforderte aktive

und eigenverantwortliche Verhaltensweise im Sinne der Nachhaltigkeit. Die dafür

notwendige Gestaltungskompetenz soll in Bereichen vermittelt werden, die sich an

künftigen Entwicklungsprozessen orientieren und / oder sich kritisch darauf

auswirken. Das Ziel der Bildung für nachhaltige Entwicklung ist es demnach, aus

etwas negativem, welches sich aus ökologischem, ökonomischen und sozialen

Prozessen ergibt, zu lernen und daraus die Folgerungen ziehen, sich

dementsprechend zukünftig bewusster und damit nachhaltiger zu verhalten (vgl.

ebd., S.6-7).

Aufbauend auf diesen Vorgaben wurde im Masterseminar zu der oben genannten

Thematik ein Unterrichtsentwurf entwickelt, der Inhalt dieser Ausarbeitung ist.

Page 5: Unterrichtsentwurf von Bublitz und Schwarz · PDF fileUniversität Hamburg Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft Fachbereich Erziehungswissenschaft

2

Geplant ist dieser Entwurf für einen fiktiven Geographie-Grundkurs in der

gymnasialen Oberstufe (12. Klassenstufe) und ist Teil einer Einstiegseinheit zum

Thema „Syndrome des globalen Wandels“.

Der folgende Abschnitt dient einer kurzen Einordnung des Themas „Syndrome des

globalen Wandels“ in die Vorgaben des Bildungsplanes der gymnasialen Oberstufe

in Hamburg und klärt die Bedingungen des Unterrichts. Die im dritten Kapitel

vorgestellte Sachanalyse umfasst die fachwissenschaftlichen Zusammenhänge des

Syndromansatzes und kann somit als Vorbereitung der Thematik für die zu planende

Stunde verstanden werden. Sie ist Voraussetzung für die differenzierte, didaktische

Aufbereitung des Unterrichtsthemas im Rahmen der Didaktischen Analyse (Kapitel

4). Nach der Festlegung der Lernziele in Kapitel 5, folgt darauf aufbauend die

schriftliche als auch tabellarische Präsentation des Stundenverlaufs in Kapitel 6. Die

didaktische Methode, die bei dieser Unterrichtseinheit im Vordergrund steht, ist das

Gruppenpuzzle, welches im siebten Kapitel theoretisch reflektiert wird.

Abschließend werden die Kompetenzbereiche, die im Unterrichtsverlauf

angesprochen werden diskutiert (Kapitel 8) und es wird versucht, die jeweils

angesprochenen Raumkonzepte (Kapitel 9) zu identifizieren. Das Fazit enthält eine

Darstellung der Seminarkritik, die im Rahmen der Unterrichtspräsentation im

Plenum geäußert worden ist.

Page 6: Unterrichtsentwurf von Bublitz und Schwarz · PDF fileUniversität Hamburg Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft Fachbereich Erziehungswissenschaft

3

2. Einordnung und kurze Bedingungsanalyse (Stephanie Bublitz)

Der Unterricht in der gymnasialen Oberstufe ist darauf ausgerichtet, selbständiges

Handeln zu fördern. Dabei ist es wichtig, dass der Lehrer durch eine entsprechende

Didaktik und Methodik das selbstverantwortliche Lernen fördert und dass die

Teamfähigkeit gesteigert wird (vgl. BILDUNGSPLAN FÜR DIE GYMNASIALE OBERSTUFE

HAMBURG 2009, S. 4). In dem vorliegenden Unterrichtsentwurf gelingt es diese

Vorgaben durch die Bearbeitung der Thematik im Rahmen eines Gruppenpuzzles zu

erreichen (siehe Kapitel 7). Aufgrund dieser Methodik müssen die Schüler in

Gruppen selbstverantwortlich und in Teamarbeit ein Ergebnis erarbeiten, sich

darüber austauschen und dieses inhaltlich durch die Kommunikation mit ihren

Mitschülern ergänzen.

Zudem sollen die Schüler besonders im Geographieunterricht lernen, dass sich die

Lebensräume des Menschen aus dem Zusammenwirken von Leben (dem Menschen)

und dem Raum (den Naturgegebenheiten) ergeben. Die daraus resultierenden

ökonomischen, ökologischen und sozialen Verflechtungen sollen kurzfristig in die

Überlegungen zur Aufgabenlösung eingeflochten und langfristig in ihr Handeln

integriert werden (vgl. ebd., S. 10). Die Verflechtungen lassen sich zum Einen

anschaulich am Beispiel des Syndromansatzes behandeln und zum Anderen werden

die Forderungen nach der Integration von Nachhaltigkeit in das Schülerhandeln

konkret mit der Aufgabenstellung umgesetzt.

Den Abschluss der Stunde bildet die gemeinsame Reflexion des Erarbeiteten und des

eigenen Vorgehens. Die Ergebnisse werden aufeinander abgestimmt und diskutiert –

die Schüler erarbeiten eigenständig in ihren Gruppen ein Modell des

Syndromansatzes, welches dadurch als Erkenntnis nachhaltig in zukünftige

Aufgabenbearbeitungen einfließt (vgl. ebd., S.6-7).

Die vorliegende Unterrichtseinheit wird in drei Phasen gegliedert: in den Einstieg,

die Erarbeitung und die Ergebnissicherung (vgl. MEYER 1987, S. 121). Der

Unterrichtseinstieg soll das Interesse der Schüler wecken, was durch die Auslösung

eines kognitiven Konflikts hervorgerufen werden soll. Schüler sollen sich in der

Erarbeitungsphase dann selbstständig mit Lehrmaterialien auseinandersetzen, um

daraus schließlich eigene Modelle des Syndromansatzes zu entwickeln. Besonders

Page 7: Unterrichtsentwurf von Bublitz und Schwarz · PDF fileUniversität Hamburg Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft Fachbereich Erziehungswissenschaft

4

wichtig ist hierbei, dass die Schülerinnen und Schüler mithilfe der

Informationsmaterialien, ihren Vorkenntnissen und ihren eigenen Ideen die Aufgabe

innerhalb der Gruppe lösen und sich durch den Austausch themenübergreifende

Verknüpfungen erschließen. In der Ergebnissicherung werden die Lösungen der

Schüler dokumentiert, ausgewertet und gegebenenfalls korrigiert (vgl. MEYER 1987,

S. 161-163).

Kurze (fiktive) Bedingungsanalyse

Da es sich um eine fiktiv geplante Unterrichtseinheit handelt, die für keine konkret

bestehende Klasse ausgearbeitet wird, entsprechen auch die Angaben für die der

Unterrichtsstunde zugrunde liegenden Bedingungsanalyse nicht der Realität. Der

Unterrichtsentwurf wurde für einen Geographie-Grundkurs in der 12. Klassenstufe

mit einer Anzahl von insgesamt 16 Schülern geplant. Er bezieht sich auf eine 90-

minütige Unterrichtsstunde, welche Teil der Einführungseinheit zur Thematik der

Syndrome des globalen Wandels ist. Die physischen Geofaktoren sowie deren

Wechselwirkungen mit dem Geofaktor Mensch sind den Schülern aus der Mittelstufe

bekannt und wurden in der vorherigen Stunde wiederholend behandelt. Die

Arbeitsform des Gruppenpuzzles ist den Schülern ebenfalls vertraut. Der

Klassenraum verfügt über eine übliche Ausstattung, welche eine Tafel, einen Beamer

mit Projizierfläche, einem Laptop sowie einem Methodenkoffer umfasst.

Page 8: Unterrichtsentwurf von Bublitz und Schwarz · PDF fileUniversität Hamburg Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft Fachbereich Erziehungswissenschaft

5

3. Sachanalyse (Stephanie Bublitz)

Die Sachanalyse zur Planung des (Geographie-) Unterrichts orientiert sich in dieser

Ausarbeitung an den Vorgaben von Engelhard/Otto, welche eine detaillierte

Sachanalyse für eine „differenzierte didaktische Aufbereitung des

Unterrichtsthemas“ voraussetzen (ENGELHARD/OTTO in Haubrich (Hrsg.) 2006,

S.262). Demnach ist die Basis der Sachanalyse eine umfangreiche, stetig zu

ergänzende und zu aktualisierende Sammlung von Materialien zu der entsprechenden

Unterrichtsthematik, um so das umfangreiche fachliche Wissen darstellen zu können,

welches (…) die Lehrkraft für die Unterrichtsstunde benötigt (…), um die fachlichen

Grundlagen zu verstehen (vgl. JANK/MEYER 2009, S.361).

Vorkenntnisse aus der Mittelstufe (stark gekürzt): Geoökofaktoren sind die

abiotischen Faktoren Relief, Klima, Wasser und Boden, wobei letzterer eine

Schnittstelle zu den biotischen Faktoren Pflanzen, Tiere und dem Menschen

darstellen. Zwischen beiden Gruppen bestehen teilweise starke Interdependenzen

(vgl. LESER/SCHNEIDER-SILWA 1999, S.63-67).

Allgemeine Hintergrundinformationen zu dem Begriff des Syndroms: In der Medizin

bezeichnet das Syndrom ein Krankheitsbild (vgl. DUDEN 2012, S.1042), dessen

Symptome in ihrer jeweiligen Konstellation typisch für dieses sind. Der

Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung für Globale Umweltveränderungen

(WGBU) hat diesen Syndrombegriff mit der Beschreibung globaler Umwelt- und

Entwicklungsprobleme in Verbindung gebracht, wobei dieser bei der Analyse des

Systems Erde auf das Zusammenwirken verschiedener Ko-Faktoren hinweist.

Definiert werden Syndrome als „funktionale Muster“, welche „unerwünschte

charakteristische Konstellationen von natürlichen und zivilisatorischen Trends und

ihrer Wechselwirkungen“ sind und „die sich geographisch explizit in vielen

Regionen dieser Welt identifizieren lassen“ (WELT IM WANDEL 1996, S.4). Der

Syndromansatz ermöglicht die kritische Betrachtung von Mensch-Umwelt-

Verhältnissen und die Zuordnung auf Regionen. Im Folgenden werden die

wichtigsten Umweltprobleme, die durch die globale Landnutzung entstehen und als

Faktoren in Syndromen zusammenwirken können, vorgestellt.

Page 9: Unterrichtsentwurf von Bublitz und Schwarz · PDF fileUniversität Hamburg Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft Fachbereich Erziehungswissenschaft

6

Informationen für den Unterricht (in gekürzter Form): Die Bodendegradation ist eine

„dauerhafte oder irreversible Veränderung der Strukturen und Funktion von Böden

oder der Verlust, die durch physikalische und chemische oder biologische

Belastungen entstehen und die Belastbarkeit (…) überschreiten“ (ARNOLD 1997,

S.26). Die Übernutzung und damit die Abtragung der fruchtbaren Bodenschicht

durch den Menschen kann langfristig die Grundlage für die „Landdegradation in

ariden, semiariden und trockeneren subhumiden Zonen, (…) infolge menschlicher

Eingriffe“ (ebd., S.27) bilden - für die Desertifikation. Dieses Phänomen findet sich

meist in Randgebieten von Wüsten und in trockeneren Regionen, in denen der

Mensch durch unangepasste wirtschaftliche Nutzungen den Boden zerstört.

Verstärkend wirkt auf diesen Prozess der Klimawandel, die „(…) Veränderung des

Klimas in den Landschaftszonen der Erde“ (LESER 2010, S.433). Ein weiteres

Problemfeld ist zudem der Verlust der biologischen Vielfalt, der u. a. auch mit dem

Wandel des Klimas, der Ausweitung der Weidewirtschaft und der Intensivierung von

Agrarnutzflächen zusammenhängt. Die biologische Vielfalt ist „die Vielfalt des

Lebens auf der Erde – mit allen Organismen und Arten, ihrer immensen genetischen

Variation, sowie ihrem komplexen Gefüge in Lebensgemeinschaften und

Ökosystemen“ (GEBHARDT et al. 2007, S.987). Die starke Nutzung der Tier- und

Pflanzenwelt, beispielsweise durch Bejagung und Überfischung der Weltmeere

(Raubbau) vermindern die Vielfalt des Lebens und führen zur Ausschöpfung von

natürlichen Ressourcen.

Wie aus den Darstellungen deutlich wird, ist die Ursache für gravierende

Veränderungen auf der Erde oftmals die nicht nachhaltige Landnutzung durch den

Menschen. Dieser ist Auslösefaktor unterschiedlicher Syndrome und tritt in diesem

Zusammenhang als „Verursacher, Betroffener und Gestalter“ (ebd., S.962) auf.

Bevölkerungswachstum und der Temperaturanstieg durch die Zunahme der

Treibhausgase sind Katalysatoren des Klimawandels, die wiederum Auswirkungen

auf die biologische Vielfalt auf der Erde hat. Werden Pflanzen und Organismen im

Boden durch klimatische Veränderungen oder Landübernutzung verdrängt, verliert

dieser zunehmend an Fruchtbarkeit und Zusammenhalt (Verlust des Bodenschutzes),

was wiederum einen Abtrag der oberen Bodenschichten durch Wind- und

Wassererosion beschleunigt. Werden die nährstoffreichen Bodenschichten weiter

abgetragen, kann es zu einem Verlust der Bodenfunktion kommen und es kommt zur

Page 10: Unterrichtsentwurf von Bublitz und Schwarz · PDF fileUniversität Hamburg Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft Fachbereich Erziehungswissenschaft

7

Verwüstung. Die Wechselbeziehungen zwischen Klimawandel, Verlust der

Biodiversität und der Desertifikation hat das United Nations Environment Programm

(UNEP) in einer Grafik zusammengefasst (siehe Unterrichtsmaterialien). Diese stellt

eine mögliche Grundlage für die Analyse von unterschiedlichen Syndromen dar und

soll innerhalb des Unterrichtsverlaufes von den Schülern selbst erarbeitet werden.

Page 11: Unterrichtsentwurf von Bublitz und Schwarz · PDF fileUniversität Hamburg Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft Fachbereich Erziehungswissenschaft

8

4. Didaktische Analyse (Stephanie Bublitz)

Die Aufgabe der didaktischen Analyse ist die Reduktion der Ergebnisse der

Sachanalyse auf die für den zu planenden Unterricht erforderlichen Inhalte. Dessen

Auswahl wird didaktisch begründet und zudem schüler- und zielbezogen strukturiert

(vgl. ENGELHARD/OTTO in Haubrich 2006, S.268). Die didaktische Analyse orientiert

sich an den fünf Grundfragen von Klafki, welche sich auf die Gegenwarts- und

Zukunftsbedeutung, die Inhaltsstruktur, die exemplarische Bedeutung sowie die

Zugänglichkeit beziehen (vgl. JANK/MEYER 2009, S.205).

Zugänglichkeit / exemplarische Bedeutung / Inhaltsstruktur: Untersuchungen zufolge

sind unter den zehn geographischen Topthemen, welche besonders hohes Interesse

bei den Schülern hervorrufen, Naturkatastrophen (Platz 1). Auch die Eingriffe in den

Naturhaushalt durch den Menschen (Platz 9) und Umweltprobleme in der Heimat

(Platz 10) sind beliebte Unterrichtsgegenstände, welche eine intrinsische Motivation,

also eine Erarbeitung der Lerninhalte aus eigenem Interesse heraus, bei den Schülern

hervorrufen (vgl. ENGELHARD/OTTO in Haubrich 2006, S.52-55). Das

Syndromkonzept deckt diese Interessensgebiete ab und ermöglicht somit eine gute

Zugänglichkeit zu der Unterrichtsstunde. Es fördert das Denken in vernetzten

Systemen – einerseits durch die Wechselbeziehungen der einzelnen Problemfelder

der Erde und andererseits durch die mögliche Übertragung von „als weit weg“

empfundenen Phänomenen auf Heimatregionen (exemplarische Bedeutung). Im

vorliegenden Unterrichtsentwurf werden die einzelnen Bereiche Klimawandel,

Biodiversitätsverlust, Bodendegradation und Desertifikation sowie deren

Wechselbeziehungen erarbeitet. Daraus soll deutlich werden, dass es sich um selbst

verstärkende Prozesse handelt, dessen Kenntnis nach Clasen/Jahnke eine sinnvolle

Grundlage für die eigentliche, in den nachfolgenden Stunden geplante, Bearbeitung

und vor allem Anwendung des Syndromansatzes auf verschiedene Regionen bildet

(vgl. CLASEN/JAHNKE in Praxis Geographie 2008, S.37).

Gegenwarts- und Zukunftsbedeutung: Die Bedeutung des Syndromkonzeptes und die

aktuelle Relevanz für dessen Vermittlung im Schulkontext wurde bereits in den

ersten beiden Kapiteln erläutert und soll daher an dieser Stelle nicht erneut vertieft

werden. Dennoch ist zu hervorzuheben, dass der weltweit beobachtete

Temperaturanstieg, das zunehmende Bevölkerungswachstum, der nicht nachhaltige

Page 12: Unterrichtsentwurf von Bublitz und Schwarz · PDF fileUniversität Hamburg Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft Fachbereich Erziehungswissenschaft

9

Umgang mit Ressourcen und / oder die extensive Landwirtschaft regelmäßige

Themen in den Medien sind und damit auch zur Lebenswelt der Schüler gehören

(sollten). Um die Schüler regional mit einem Problem aus diesen Bereichen und mit

den Gefahren, die sich für sie selbst aus dem Wandel der Umwelt ergeben können,

zu konfrontieren, enthält der Unterrichtseinstieg einen Filmausschnitt von einem

Sandsturm auf der Bundesautobahn A19 bei Rostock im April 2011. Durch die

Bearbeitung der Felder wehte der Wind trockenen Ackerboden über die Felder,

welches unter anderem bedingt war durch eine lang anhaltende Trockenheit in

Deutschland. Diese regionalen und den im Unterricht verstärkt fokussierten,

weltweiten Problemfeldern werden sich künftig weiter ausweiten und auch die

Zukunft der Schüler und deren nachfolgende Generationen betreffen. Eben darum ist

es notwendig und wichtig das Syndromkonzept im Unterricht intensiv, aber auch

durchaus kritisch zu behandeln.

Page 13: Unterrichtsentwurf von Bublitz und Schwarz · PDF fileUniversität Hamburg Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft Fachbereich Erziehungswissenschaft

10

5. Lernziele (Stephanie Bublitz)

Ziele beschreiben das gewünschten Ergebnis eines Lehr-Lern-Prozesses (vgl.

JANK/MEYER 2009, S.51). Die hier erstellten Lernziele formulieren den

überprüfbaren Zuwachs von Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, welche die

Schüler am Ende des Unterrichtes erreicht haben sollen. Sie orientieren sich an dem

vertikalen Einteilungssystem, welches sich beginnend mit dem regulativen Lernziel

über Richt- und Grobziele hin zu den Feinzielen, durch eine zunehmende

Konkretisierung der Lernziele gekennzeichnet ist (vgl. HAUBRICH 2006, S.22-23).

Nach Haubrich kann das regulative Lernziel als ständig leitendes Unterrichtsprinzip

verstanden werden und wurde 1998 von dem Autor selbst als „Bildung für

nachhaltige Entwicklung“ (ebd.) betitelt. Richtziele dienen der Perspektivplanung

zum Aufbau von Grundhaltungen und haben eine sehr große Reichweite, Grobziele

hingegen beziehen sich bereits auf die Grobplanung einer Unterrichtseinheit. Die

Feinziele weisen den höchsten Grad an Präzision auf und definieren mithilfe von

Operatoren (Aktionswörter) den überprüfbaren Zuwachs von Wissen, Fähigkeiten

und Fertigkeiten, welche die Schüler am Ende des Unterrichtes erreicht haben sollen.

Die für den vorliegenden Unterricht geltenden Feinziele sind:

Hauptziel der Stunde:

Die Schülerinnen und Schüler…

• können den Wirkungszusammenhang zwischen globalen Umweltproblemen

erläutern, grafisch umsetzen und diesen als Grundlage für die Analyse von

verschiedenen Syndromen nutzen.

Teilziele:

• können die Symptome des globalen Wandels: Klimawandel,

Biodiversitätsverlust, Bodendegradation und Desertifikation sowie deren

wechselseitige Zusammenhänge erläutern und präsentieren.

• können mithilfe ihrer Arbeitsergebnisse das Syndromkonzept beschreiben.

• können zwischen regionalen und globalen Phänomenen unterscheiden.

• können Ergebnisse sachgerecht darstellen und verständlich erläutern.

Page 14: Unterrichtsentwurf von Bublitz und Schwarz · PDF fileUniversität Hamburg Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft Fachbereich Erziehungswissenschaft

11

6. Verlaufsplanung/ Unterrichtsskizze (Theresa Schwarz)

Begrüßung und Bezug zur letzten Stunde (5 min)

Die bereits aus der Mittelstufe und aus der letzten Stunde bekannten Geoökofaktoren

werden kurz wiederholt:

Geoökofaktoren sind die abiotischen Faktoren Relief, Klima, Wasser und Boden,

obwohl dieser eine Übergangsstelle zu den biotischen Faktoren einnimmt. Die

biotischen Faktoren werden auch als Biofaktoren bezeichnet und sind Pflanzen, Tiere

und der Mensch. Zwischen beiden Faktorengruppen bestehen zum Teil starke

Interdependenzen (vgl. LESER/SCHNEIDER-SLIWA 1999, S. 63-67). Es folgt eine

kurze Zusammenfassung der abiotischen Faktoren:

• Relief: Die natürliche Erdoberfläche mit ihren Höhen, Tiefen,

Unregelmäßigkeiten und Formen (vgl. JÄTZOLD et al. 2008, S. 161-162).

• Boden: Boden ist das mit Wasser, Luft und Lebewesen durchsetzte an der

Erdoberfläche entstehende Umwandlungsprodukt mineralischer und

organischer Substanzen(vgl. BAUMHAUER et al. 2008, S. 98; vgl.

JÄTZOLD et al. 1999, S. 137; vgl. GOUDIE 2002, S. 339).

• Wasser: Dabei geht es um die räumliche Verteilung des Wassers über, auf

und unter der Erdoberfläche (vgl. JÄTZOLD et al. 1999, S. 236; vgl.

BAUMHAUER et all. 2008, S. 65).

• Klima: Ist die Gesamtheit aller meteorologischen Vorgänge, die für den

durchschnittlichen Zustand der Erdatmosphäre an einem Ort verantwortlich

sind (vgl. BAUMHAUER et al. 2008, S. 1-4).

Einstieg (10 min)

Als Einstieg zum neuen Thema wird ein Foto von einer jungen Frau gezeigt, die

einen Wasserkrug trägt. Im Hintergrund erkennt man, dass der Boden vollkommen

ausgetrocknet ist. Die Klasse soll nun eine Bildbeschreibung vornehmen. Folgende

Fragen durch den Lehrer dienen als Unterstützung: Was sieht man auf dem Bild?

Welchen Zusammenhang hat das Bild mit den Geoökofaktoren? Welche Geofaktoren

spielen eine Rolle? Welche Problematik im Bezug auf die Geofaktoren wird

Page 15: Unterrichtsentwurf von Bublitz und Schwarz · PDF fileUniversität Hamburg Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft Fachbereich Erziehungswissenschaft

12

dargestellt? Kann es das bei uns in Deutschland auch geben? In wieweit betrifft uns

das? → Kognitiver Konflikt!

Anschließend wird ein Video gezeigt. In diesem führt ein Sandsturm zu einer

Massenkarambolage auf der A19 im April 2011. Doch wie konnte es zu diesem

Sandsturm kommen? Es leitet zum Thema der Stunde hin: Wechselbeziehungen der

Geofaktoren können zu globalen Syndromen werden. Welcher Zusammenhang

zwischen dem Bild und dem Video besteht, wird in der folgenden Gruppenarbeit

verdeutlicht. Die Gruppenarbeit erfolgt im Gruppenpuzzle.

Erarbeitung (45 min)

Die vier Gruppen werden durch die verschiedenen Farben des verteilten Maoams

zusammengestellt. Nachdem sich die Gruppen gefunden haben, werden die

Informationsblätter zu den Themen Bodendegradation, Desertifikation,

Biodiversitätsverlust und Klimawandel verteilt. Die Gruppen befinden sich nun in

der Expertengruppe und setzten sich mit dem Informationsblatt zunächst in

Einzelarbeit auseinander. In der Gruppe werden Unklarheiten und Fragen diskutiert

und beseitigt. Zusammen wird ein Schaubild erarbeitet, welches das Thema der

jeweiligen Expertengruppe wiedergibt. Anschließend bildet sich eine Stammgruppe

aus den vier Expertengruppen. Jeder SchülerInn stellt zunächst sein Thema aus der

Expertengruppe vor und beantwortet eventuelle Fragen der anderen. In der Gruppe

wird nun ein Wirkungsgefüge erarbeitet, welches die vier Einzel-Themen

zusammenfügt. Die Stammgruppe einigt sich darauf, wer die Präsentation des

Ergebnisses vornimmt.

Sicherung und Anwendung (20 min)

Es werden zwei der vier Ergebnisse im Plenum präsentiert. Die anderen beiden

Gruppen geben Ergänzungen oder Verbesserungen zu den präsentierten Ergebnissen.

Diese werden von der Lehrkraft festgehalten. Die daraus entstandene Diskussion

festigt die erarbeitete Sichtweise und ermöglicht die Anwendung des zuvor

gelernten. Die Lehrperson macht Fotos der Plakate, um diese in der nächsten Stunde

in Kopie zu verteilen.

Zusammenfassung und Hausaufgabe (10 min)

Die Lehrkraft fasst das gerade erarbeitet kurz zusammen und verbindet es mit dem

Sydromkonzept. Dies erfolgt am Beispiel eines Wirkungsgefüges der UNEP (siehe

Page 16: Unterrichtsentwurf von Bublitz und Schwarz · PDF fileUniversität Hamburg Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft Fachbereich Erziehungswissenschaft

13

Anhang). Es wird verdeutlicht, dass es in verschiedensten Regionen der Erde zu

einer Wechselwirkung diese vier Themenkomplexe (und natürlich auch noch andere)

kommt und dadurch der Landschaftshaushalt beeinflusst wird. Dies wurde vom

Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung für Globale Umweltveränderungen

(WGBU) unter dem Syndromkonzept zusammengefasst. Syndrome werden dabei als

„funktionale Muster“, welche „unerwünschte charakteristische Konstellationen von

natürlichen und zivilisatorischen Trends und ihrer Wechselwirkungen“ und „die sich

geographisch explizit in vielen Regionen dieser Welt identifizieren lassen“ (WELT

IM WANDEL 1996, S.4) bezeichnet. Der Syndromansatz beschäftigt sich somit mit

einer kritischen Betrachtung der Mensch-Umwelt-Verhältnissen und der Zuordnung

auf Regionen. Die kritische Betrachtung von Mensch-Umwelt-Verhältnissen wurde

in der Gruppenarbeit bereits betrachtet. In der Hausaufgabe werden die SchülerInnen

nun auch die Zuordnung auf bestimmt Regionen der Erde vornehmen. Denn die

SchülerInnen sollen sich ein Syndrom heraussuchen, welches das Umweltproblem

aus der Expertengruppe mit einschließt und überlegen inwieweit das gefundene

Syndrom mit dem in der Gruppenarbeit erarbeitete Wirkungsgefüge erklärt werden

kann. Es soll ein Plakat vorbereitet werden, auf dem das Syndrom erklärt wird. In der

nächsten Stunde werden die verschiedenen Syndrome in einem Gallery-Walk

vorgestellt.

Anschließend folgt der Unterrichtsverlauf in tabellarischer Form:

Zeit Phase Unterrichtsstoff Arbeits- und

Sozialform

Medien

5

min

Begrüßung

und Bezug zur

letzten Stunde

Die Geofaktoren werden in Erinnerung

gerufen (Modell und kurze Erklärung der

einzelnen Geofaktoren)

LV, Plenum PPP

10

min

Einstieg 1. Es wird ein Foto gezeigt, dass die

SuS beschreiben sollen. Was sieht

man auf dem Bild? Welche

Geofaktoren sind betroffen? Wo

liegen Zusammenhänge zu den

Geofaktoren? Was für eine

Plenum:

Brain-

storming

PPP,

Internet

Page 17: Unterrichtsentwurf von Bublitz und Schwarz · PDF fileUniversität Hamburg Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft Fachbereich Erziehungswissenschaft

14

Problematik wird dargestellt?

Könnte dies auch bei uns in

Deutschland passieren? Wir

schauen uns jetzt ein Video an,

welches in Deutschland

aufgenommen wurde.

2. Video (Sandsturm führt zu

Massenkarambolage auf der A19

im April 2011) zeigen. Es leitet

zum Thema der Stunde hin:

Wechselbeziehungen der

Geofaktoren können zu globalen

Syndromen werden. Welcher

Zusammenhang zwischen dem

Bild und dem Video besteht, wird

in der folgenden Gruppenarbeit

verdeutlicht.

45

min

Erarbeitung 1. Einteilung in 4 Gruppen durch

Maoam

2. Expertengruppe:

Auseinandersetzung mit einem der

folgenden Themen und

Erarbeitung eines Schaubildes

- Bodendegradation

- Desertifikation

- Biodiversitätsverlust

- Klimawandel

3. Stammgruppe: Austausch über die

vier Themen und Erarbeitung

eines Wirkungsgefüges

Gruppen-

puzzle:

Gruppen- und

Einzelarbeit

Arbeits-

blätter,

Plakate

20

min

Sicherung und

Anwendung

Präsentation der Ergebnisse aus der

Stammgruppe mit Diskussion der

Ergebnisse

SV, Plenum Plakate

Page 18: Unterrichtsentwurf von Bublitz und Schwarz · PDF fileUniversität Hamburg Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft Fachbereich Erziehungswissenschaft

15

10

min

Zusammen-

fassung und

Hausaufgabe

1. Erläuterung des Syndromkonzepts unter

dem Aspekt „Was haben wir eben

erarbeitet?“

2. Vergabe der Hausaufgabe:

„Syndromkonzept“

LV PPP

Page 19: Unterrichtsentwurf von Bublitz und Schwarz · PDF fileUniversität Hamburg Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft Fachbereich Erziehungswissenschaft

16

7. Theoretische Reflexion der Methode (Theresa Schwarz)

Die verwendete Hauptmethode im vorliegenden Unterrichtsentwurf ist das

Gruppenpuzzle. Beim Gruppenpuzzle handelt es sich um eine Methode des

kooperativen Lernens. Beim kooperativen Lernen wird eine positive gegenseitige

Abhängigkeit zwischen den Schülern erzeugt, um die Sozialkompetenz zu stärken.

Jeder einzelne SchülerInnen trägt dazu bei, dass das Endergebnis erzielt werden

kann. Beim Gruppenpuzzle steigt die Qualität des kooperativen Lernen sogar noch

an, weil sowohl das Lernen als auch das Lehren kooperativ erfolgt (vgl. GÜNTHER-

ARNDT 2003, S. 191).

Beim Gruppenpuzzle wird ein Gesamtbild in verschiedene Teile zerlegt. Durch das

erneute Zusammenbauen, entsteht wieder das Gesamtbild. Da die Einzelteile vor und

beim Zusammenfügen genau prüft werden, erkennt der SchülerInnen viele

Einzelheiten und Gesichtspunkte, die er beim einmaligen Hinsehen nicht beachtet

hätte. Der Lehrer teilt anfänglich das Thema in möglichst gleichgroße Teile und

bildet entsprechend viele Expertengruppen. In den Expertengruppen erhalten die

SchülerInnen Informationen zu ihrem Teilgebiet und erarbeiten sich das Wissen zu

diesem Thema an. Anschließend kommen die Schüler in den Stammgruppen

zusammen. In diesen sitzen SchülerInnen mit unterschiedlichen Teilthemen und

vermitteln sich ihr jeweiliges Thema. Gemeinsam erfolgt nun die Zusammensetzung

zum Gesamtbild. In dieser Phase wird deutlich, dass das Gruppenpuzzle nur

funktioniert, wenn jeder SchülerInnen sein Lerninhalt beherrscht. Die Mitglieder der

Gruppe übernehmen Verantwortung für den Lernprozess und steigern so das

Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen. Am Ende der Gruppenarbeit steht die

Präsentation der Ergebnisse mit anschließender Diskussion (vgl. RINSCHEDE 2007, S.

219-221; vgl. GÜNTHER-ARNDT 2007, S. 221-222; vgl. GÜNTHER-ARNDT 2003, S.

191-192).

Das Gruppenpuzzle eignet sich vor allem für Themengebiete in denen ausführliche

Texte behandelt werden und die Lernbereiche in denen das Verstehen von

Page 20: Unterrichtsentwurf von Bublitz und Schwarz · PDF fileUniversität Hamburg Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft Fachbereich Erziehungswissenschaft

17

Zusammenhängen und der Aufbau von begrifflichen Strukturen im Vordergrund

stehen, als auf bloßen Erwerb von Fertigkeiten und Faktenwissen. Allerdings muss

das komplexe Thema in Teilbereiche zerlegt werden können. Ein weiterer Nachteil

der Methode liegt darin, dass sie nur für neue Lerninhalte genutzt werden kann. Sie

dient nicht der Übungs- oder Anwendungsbereiche, da schwächere SchülerInnen

keine langfristig entstandenen Kenntnis- und Fertigkeitsdefizite mit Hilfe von

Gruppenpuzzles aufholen können. Auch dürfen die Lerninhalte nicht aufeinander

aufbauen. Das grundlegende Prinzip des Gruppenpuzzles ist ein Wechsel zwischen

Wissenserarbeitung in der Expertengruppe und der Wissensvermittlung in der

Stammgruppe. Die Lernenden agieren somit gleichzeitig als Lehrende. Das

didaktische Ziel des Gruppenpuzzles ist es die Motivation zum Lernen zu steigern,

effizientes Lernen zu ermöglichen, Eigeninitiative zu fördern, Vorurteile abzubauen,

Selbstbewusstsein zu stärken, das Schul- und Lernklima zu verbessern,

Verantwortung zu lernen und Teamarbeit wertzuschätzen. Das Selbstvertrauen der

Schüler wird dadurch gestärkt, indem jeder das Gefühl vermittelt bekommt gebracht

zu werden, denn die Gruppe benötigt die Informationen eines jeden einzelnen

Experten, um die Aufgabe zu lösen. Ein großer Nachteil des Gruppenpuzzles ist der

höhere Zeitaufwand, als beim lehrerzentrierten Unterricht, denn aufgrund der

Struktur und Stofffülle wird oftmals mehr als eine Unterrichtsstunde benötigt.

Allerdings können die SchülerInnen beim Puzzle den Lernstoff tiefer verarbeiten

(vgl. RINSCHEDE 2007, S. 221-222; vgl. GÜNTHER-ARNDT 2007, S. 221-223; vgl.

GÜNTHER-ARNDT 2003, S. 191-192).

Page 21: Unterrichtsentwurf von Bublitz und Schwarz · PDF fileUniversität Hamburg Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft Fachbereich Erziehungswissenschaft

18

8. Kompetenzbereiche (Theresa Schwarz)

Die SchülerInnen sollen im Unterricht verschiedene Kompetenzen erwerben.

Kompetenzen sind dabei die kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten eines

Individuums bestimmte Probleme zu lösen. Bildungsstandards bilden dabei eine

Festlegung zu Kompetenzen, über die SchülerInnen verfügen sollen. Kompetenzen

und Bildungsstandards beschreiben somit Lernergebnisse der SchülerInnen. Im Fach

Geographie werden die folgenden Kompetenzbereiche unterschieden: Fachwissen,

Räumliche Orientierung, Erkenntnisgewinnung/ Methode, Kommunikation,

Beurteilung/ Bewertung und Handlung. Die Bereiche wirken gemeinsam, um eine

geographische Gesamtkompetenz aufzubauen. Es reicht somit nicht aus, die

einzelnen Kompetenzen zu addieren, sondern es sollte eine Verflechtung dieser

angestrebt werden. Dies erfolgt in konkreten Problemstellungen, im Kontext und

nicht isoliert (vgl. DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR GEOGRAPHIE 2008, S. 8-9).

Es folgt eine genauere Betrachtung der einzelnen Kompetenzbereiche und deren

Ausprägung im vorliegenden Unterrichtsentwurf mit einer Skala von 1 bis 5:

Fachwissen (F): „Fähigkeit, Räume auf den verschiedenen Maßstabsebenen als

natur- und humangeographische Systeme zu erfassen und Wechselbeziehungen

zwischen Mensch und Umwelt analysieren zu können“ (DEUTSCHE GESELLSCHAFT

FÜR GEOGRAPHIE 2008, S. 9). Das Fachwissen zeigt sich in der vorliegenden

Unterrichtsstunde, indem die SchülerInnen die Phänomene Klimawandel,

Desertifikation, Biodiversitätsverlust und Bodendegradation beschreiben können,

deren Funktion, Beziehung und Zusammenhänge im System erklären und erläutern

können (in der Gruppenarbeit und der Hausaufgabe). Dabei erörtern und reflektieren

sie die Mensch-Umwelt-Beziehung problemorientiert. Das Fachwissen ist somit stark

ausgeprägt (4 Punkte).

Räumliche Orientierung (O): „Fähigkeit, sich in Räumen orientieren zu können

(topographisches Orientierungswissen, Kartenkompetenz, Orientierung in

Realräumen und die Reflexion von Raumwahrnehmungen)“ (DEUTSCHE

GESELLSCHAFT FÜR GEOGRAPHIE 2008, S. 9). Für den vorliegenden Unterricht

bedeutet dies: Die SchülerInnen können verschiedene Sachverhalte in räumliche

Page 22: Unterrichtsentwurf von Bublitz und Schwarz · PDF fileUniversität Hamburg Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft Fachbereich Erziehungswissenschaft

19

Ordnungssysteme einordnen, d.h. sie können Lagebeziehungen erkennen und

analysieren, Karten lesen und erklären (Informationsblätter), kartographische

Darstellungen selbst erstellen (Aufgabenstellung in den Experten- und

Stammgruppen). Die Räumliche Orientierung ist in diesem Unterricht relativ

schwach ausgeprägt (2 Punkt).

Erkenntnisgewinnung/ Methode (M): „Fähigkeit, geographisch/ geowissenschaftlich

relevante Informationen im Realraum sowie aus Medien gewinnen und auswerten

sowie Schritte zur Erkenntnisgewinnung in der Geographie beschreiben zu können“

(DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR GEOGRAPHIE 2008, S. 9). Die SchülerInnen haben

Kenntnis von den verschiedenen Informationsquellen, -formen und –strategien

(durch: Bild, Video, Bezug zur letzten Stunde, Informationsblätter). Sie haben die

Fähigkeit der Informationsgewinnung und Informationsauswertung ausgebaut, indem

sie Informationen strukturiert, bedeutsames herausgearbeitet, mit anderen

Informationen verknüpft und in anderer Form umgesetzt haben (in der Gruppenarbeit

und der Hausaufgabe). Sie haben sich somit Wissen angeeignet, es übertragen,

zielorientiert und kritisch ausgewertet. Die Erkenntnisgewinnung/ Methode ist in

diesem Unterricht stark ausgeprägt (4 Punkte).

Kommunikation (K): „Fähigkeit, geographische Sachverhalte zu verstehen, zu

versprachlichen und präsentieren zu können sowie sich im Gespräch mit anderen

darüber austauschen zu können“ (DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR GEOGRAPHIE 2008,

S. 9). Die SchülerInnen können Sachverhalte unter Verwendung von Fachsprache

verstehen und wiedergeben (in der Gruppenarbeit, im Plenum), die Qualität von

Aussagen analysieren und vergleichen (in der Gruppenarbeit, im Plenum), sowie

fachliche Aussagen in einer Diskussion begründend und zielorientiert formulieren (in

der Gruppenarbeit, im Plenum, bei der Präsentation). Die SchülerInnen erwerben

damit die Fähigkeit sich über Sachverhalte auszutauschen, auseinanderzusetzen und

zu einer begründeten Meinung zu kommen. Dieser Kompetenzbereich ist im

vorliegenden Unterricht besonders stark ausgeprägt (5 Punkte).

Beurteilung/ Bewertung (B): „ Fähigkeit, raumbezogene Sachverhalte und Probleme,

Informationen in Medien und geographische Erkenntnisse kriterienorientiert sowie

vor dem Hintergrund bestehender Werte in Ansätzen beurteilen zu können“

(DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR GEOGRAPHIE 2008, S. 9). Die SchülerInnen können

raumbezogene Situationen, Sachverhalte und Probleme unter Anwendung von

Page 23: Unterrichtsentwurf von Bublitz und Schwarz · PDF fileUniversität Hamburg Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft Fachbereich Erziehungswissenschaft

20

Kriterien beurteilen. Die aus verschiedenen Informationsquellen/ -formen

erworbenen Kenntnisse können fachlich ausgewertet, beurteilt und deren Bedeutung

für die Gesellschaft erfasst werden (beim Wirkungsgefüge). Die erworbenen Sach-

und Fachurteile können mit geographischen Werten und Normen verbunden werden,

sodass die SchülerInnen zu einem begründeten Werturteil gelangen (beim Einstieg,

beim Wirkungsgefüge, in der Plenumsdiskussion, in der Hausaufgabe). Hier spiegelt

sich das Prinzip der Nachhaltigkeit wieder. Im vorliegenden Unterricht ist diese

Kompetenz relativ stark ausgeprägt (3 Punkte).

Handlung (H): „Fähigkeit und Bereitschaft, auf verschiedenen Handlungsfeldern

natur- und sozialraumgerecht handeln zu können“ (DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR

GEOGRAPHIE 2008, S. 9). Die SchülerInnen haben Kenntnis von handlungsrelevanter

Informationen und Strategien, zeigen Interesse und Motivation für geographische

Handlungsfelder, entwickeln die Bereitschaft zum konkreten Handeln, um so über

Auswirkungen vollzogener Handlungen oder geplanter Handlungen und mögliche

Alternativen zu reflektieren. Der vorliegende Unterricht trägt dazu bei, dass die

SchülerInnen eine Einsicht in die Notwendigkeit einer nachhaltigen Entwicklung

erkennen und die Fähigkeit und Bereitschaft zum entsprechenden Handeln

entwickeln. Der Kompetenzbereich Handlung ist relativ stark ausgeprägt (3 Punkte).

Es folgt die Analysespinne, welche sich aus den vergebenen Punkten in den

einzelnen Kompetenzbereichen ergibt. Es liegt eine Skala zwischen 1 und 5

zugrunde.

Page 24: Unterrichtsentwurf von Bublitz und Schwarz · PDF fileUniversität Hamburg Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft Fachbereich Erziehungswissenschaft

21

9. Raumkonzepte (Theresa Schwarz)

Das Raumkonzept wurde entwickelt, damit die SchülerInnen Inhalte und Probleme

aus verschiedenen Perspektiven beleuchten (Multiperspektivität). Es werden vier

Raumkonzepte unterschieden:

Raum als Container: „Räume werden als Container aufgefasst, in denen bestimmte

Sachverhalte der physisch-materiellen Welt enthalten sind. In diesem Sinne werden

„Räume“ als Wirkungsgefüge natürlicher und anthropogener Faktoren verstanden,

als das Ergebnis von Prozessen, die die Landschaft gestaltet haben oder als

Prozessfeld menschlicher Tätigkeiten“ (DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR GEOGRAPHIE

2002, S. 1).

Raum als System von Lagebeziehung: „Räume werden als Systeme von

Lagebeziehungen materieller Objekte betrachtet, wobei der Akzent der Fragestellung

besonders auf der Bedeutung von Standorten, Lagerelationen und Distanzen für die

Schaffung gesellschaftlicher Wirklichkeit liegt“ (DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR

GEOGRAPHIE 2002, S. 1).

Raum als Kategorie der Sinneswahrnehmung: „Räume werden als Kategorie der

Sinneswahrnehmung und damit als „Anschauungsformen“ gesehen, mit deren Hilfe

Individuen und Institutionen ihre Wahrnehmungen einordnen und so Welt in ihren

Handlungen „räumlich“ differenzieren“ (DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR GEOGRAPHIE

2002, S. 1).

Raum als Konstruktion: „Räume werden in der Perspektive ihrer sozialen,

technischen und gesellschaftlichen Konstruiertheit aufgefasst, indem danach gefragt

wird, wer unter welchen Bedingungen und aus welchen Interessen wie über

bestimmte Räume kommuniziert und sie durch alltägliches Handeln fortlaufend

produziert und reproduziert“ (DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR GEOGRAPHIE 2002, S.

1).

Im vorliegenden Unterrichtsentwurf werden die Raumkonzepte Raum als Container

und Raum als System von Lagebeziehungen einbezogen. Das Konzept Raum als

Container, zeigt sich bei den Wirkungsgefügen natürlicher und anthropogener

Page 25: Unterrichtsentwurf von Bublitz und Schwarz · PDF fileUniversität Hamburg Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft Fachbereich Erziehungswissenschaft

22

Faktoren. Der Raum Geofaktor wird als Ergebnis von Prozessen die die Landschaft

gestaltet haben, sowie als Prozessfeld menschlicher Tätigkeiten betrachtet. Gleiches

gilt für die Begriffe Desertifikation, Bodendegradation, Biodiversitätsverlust und

Klimawandel, jeder Begriff steht für einen Raum, der in Beziehung zu dem anderen

steht.

Das Konzept Raum als System von Lagebeziehung wird dadurch beleuchtet, dass

regionale Zusammenhänge der vier Phänomene als Ursache für ein Problem

(Syndrom) erkannt werden.

Page 26: Unterrichtsentwurf von Bublitz und Schwarz · PDF fileUniversität Hamburg Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft Fachbereich Erziehungswissenschaft

23

10. Fazit (Theresa Schwarz)

Das Fazit wird sich auf die Kritik des Seminars beschränken, da aus Zeitgründen

leider keine wirkliche Erprobung des Unterrichtsentwurfes stattgefunden hat. Wir

können daher nicht genau feststellen, ob unser Konzept funktionieren würde, oder ob

es Schwächen und Stärken aufweist. Wir hoffen allerdings, den Unterrichtsentwurf

zu einem späteren Zeitpunkt erprobieren zu können.

Bei der theoretischen Vorstellung (am 05.12.2012) unserer Unterrichtsstunde wurde

deutlich, dass es viele Wege gibt einen Themenblock zu vermitteln. Herr Tillmann

gab zu bedenken, dass der Syndromansatz nicht auf alle Bereiche übertragbar sei und

zu komplex ist, um es wirklich ausführlich zu behandeln. Er hielt unseren Entwurf

für zu oberflächlich, da die einzelnen Themen aus der Expertengruppe zu komplex

sind, als das sie in einer Doppelstunde abgehandelt werden könnten. Er schlug vor,

lieber einzelne Syndrome als Beispiel für den großen Zusammenhang zu wählen,

also besser einen induktiven Ansatz zu wählen statt einen deduktiven. Obwohl er

auch fand, dass es für die Oberstufe durchaus übertragbar sei. Er wollte uns damit

eine weitere Alternative aufzeigen, wie man das Thema Syndrome des globalen

Wandels für einen Unterricht aufbereiten kann. Die Teilnehmer des Seminars hielten

unseren Entwurf dagegen für eine gut durchdachte Unterrichtsstunde, da ein roter

Faden zu erkennen und der Ansatz nachvollziehbar war. Es würde im Gesamten zu

einer „runden Sache“ werden.

Der eigentliche Unterrichtsversuch sollte im Blockseminar am 20.01.2013

stattfinden. Allerdings war die Zeit sehr knapp bemessen und wir konnten nur einen

Teil unseres Entwurfes durchführen. Wir entschlossen uns nur den Einstieg und die

Einteilung für das Gruppenpuzzle als Unterricht durchzuführen. Anschließend ließen

wir die Informationsblätter aus der Gruppenarbeit, sowie die Arbeitsanweisungen

durch das Seminar bewerten. Wir haben uns bei der Unterrichtserprobung gegen die

Gruppenarbeit entschieden, weil die vorherigen Gruppen bei ihren Entwürfen fast

alle eine Gruppenarbeit durchgeführt hatten. Wir wollten so eine gewisse

Abwechslung des Blockseminars erreichen. Außerdem erschien es uns auch als nicht

Page 27: Unterrichtsentwurf von Bublitz und Schwarz · PDF fileUniversität Hamburg Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft Fachbereich Erziehungswissenschaft

24

besonders sinnvoll die Gruppenarbeit durchzuführen, weil wir als Lehrperson nicht

viel Anteil gehabt hätten. Der Einstieg kam beim Seminar recht gut an, da wir in der

kurzen Zeit abwechslungsreiche Medien genutzt haben. Es wurde als angenehm

empfunden, dass eine Wiederholung aus der letzten Stunde vorgenommen wurde.

Positiv wurde ebenfalls der Bogen vom Bild zum Video wahrgenommen, da hier der

Bezug zu den SchülerInnen gut erzielt wurde. Sowieso hielt das Seminar das

Medium Video für überzeugend, um die SchülerInnen zu aktivieren. Als durchweg

positiv wurde der Einsatz des Gruppenpuzzles bewertet, auch wegen der

Gruppenfindung durch die verschiedenen Sorten der Maoams. Das Seminar empfand

es als Ansporn für die anstehende Gruppenarbeit und freute sich über eine süße

Stärkung. Auch die gemeinsame Arbeit an einem individuellen schriftlichen

Zwischenergebnis in der Expertengruppe wurde als wichtig erachtete, da so jeder

SchülerInnen überprüfen kann, ob er es wirklich verstanden hat. Insgesamt wurde die

Systematik und Strukturierung des Gruppenpuzzles als klar und verständlich

aufgenommen. Herr Tillmann warf in diesem Zusammenhang nochmals seine

Bedenken ein, dass es einfacher wäre ein Syndrom vorzustellen und daran

unterschiedliche Faktoren und deren Bedeutung herauszuarbeiten. Das Seminar und

auch wir konnten den Einwand nachvollziehen, aber hielten auch die Idee den

Zusammenhang herauszuarbeiten und daran die Komplexität und Problematik zu

verdeutlichen für förderlich.

Bei der Auswertung der Informationsblätter für das Gruppenpuzzle gab es vom

Seminar Verbesserungsvorschläge zu den verschiedenen Aufgabenstellungen. Die

Formulierung „zeichnerische Darstellung“ sorgte für eine gewisse Verwirrung, da

das Seminar sich fragte, ob sie zwanghaft eine Zeichnung vornehmen sollten. Wir

einigten uns darauf, dass dies durch das Wort Wirkungsgefüge ersetzt werden sollte,

da hier verständlicher wird, was wir uns vorgestellt hatten. In diesem Zusammenhang

wünschte sich das Seminar, dass von Anfang an alle Aufgabenstellungen (aus der

Experten- und Stammgruppe) für die SchülerInnen ersichtlich wären, weil so das

Endziel der Unterrichtsstunde klarer ersichtlich wäre. Die einzelnen

Informationsblätter wurden als sehr informativ und umfangreich beschrieben. In

diesem Zuge gab es Unstimmigkeiten im Seminar, ob die Informationsblätter zu viel

Text aufweisen würden. Ein Teil des Seminars hielt es für viel zu viel Text, ein

Page 28: Unterrichtsentwurf von Bublitz und Schwarz · PDF fileUniversität Hamburg Fakultät für Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft Fachbereich Erziehungswissenschaft

25

anderer Teil hielt es für einen Oberstufenkurs für angemessen. Wir schließen uns der

letztere Auffassung an; ein Oberstufenkurs sollte mit der vorliegenden Textmenge zu

Recht kommt und im Zweifel auch gefordert werden.

Abschließend lässt sich festhalten, dass wir den entwickelten Unterricht gerne einmal

komplett ausprobieren wollen, natürlich unter Berücksichtigung der geäußerten

Vorschläge aus dem Seminar, da diese sehr einleuchtende und hilfreich waren. Die

Einwände von Herrn Tillmann konnten wir sehr gut nachvollziehen und danken für

die Anregungen das Thema auch auf eine andere Art und Weise im Unterricht

aufzubereiten. Dennoch sind wir der Auffassung, dass auch unsere Variante

funktionieren kann und von den SchülerInnen angenommen wird. Vielleicht besteht

einmal die Möglichkeit beide Unterrichtsverläufe in zwei verschiedenen Klassen

parallel auszuprobieren, um so die bessere Variante zu finden.