ueber den einfluss der nichtleiter auf die stärke der elektrischen induction

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407 VI. Ueber &n Einflujs cler Nichtiuilrr uuf die Starke der eltiklrischeri ImIiiction ; von U. PT? Knochcrrhuuer. Bekniintlicli hat F a r a d a y bei dcr Eutwickluiig seiiier Idecii iiber die Wirkungssmeise der Elektricitft als ciiien Hsiiptpuukt den Satz voii dem specilisclien Vertbeilungs- vermiigeii der Nichtleiter hervorgehoben, d. It. deli Satz, dals uiiter soust constaliten Verhaltuissen zwiscbcu zwci Leiterii die ElektricitYten je uach dem sie treniienden Nicht- leiter melir odcr weuiger gebuiiden werdeo. In meinen Seitriigen zur Elektricitltslehrc S. 3 habe ich mich uber dieseu Punkt so ausgesproclieu : 1 ' Auf die Bcdeutung des treiiiieiiden Nichtleiters beiin Procefs des Biiideus machte F a r a d a y zuerst aufinerksam; ich glaubte fruher die von ihin angefiilirtc Thatsache anders deuteu zu miissen, allein seitdein ich durch meiiie fortgesetzten Versuclie mit seiner Idee vou Kraftliuien vertrauter gewordeit biu und bei dcr fallen, so crhell~, Jars ein 'llieil der Unterrchieile, welelie Ilr. L). der Abw&liung von Jeni Gesett der Tangrnten ziigcsclrIielen list, eine Folge der b'ehlerliafiigkeit seincr ?fIethoJe ist. Ilr. D. fan11 z. n. eine Ablenkuog von 40'30' filr den Gesammt- strum, uod cine hblenkung vim 12' 6', wenn cine ~ebenschlie~sung voo ilrei Driliten aogebrncht war. Dcr Quotient der langcnlrn is1 3,983 stait 4. Setrt turn ater in dcn dusdruck R n-+ I R -+1 H -= 155, n=4, so wird dieser Qnotient ebenfdl~ gleirli 3,983, so r dds auch dann, wenn der Widerstand dcr Uussule vow M'idcr- stanile des Klettromotorr ist, dcr ganre beobacbtete Unterscliicd mf Rccli- lluog dieses Yehlcrs kutniiit, was den Beweis liefert, dds er wolil iii Reclmung gezogen zu werclen verdicnt. [ Eine anderc Melliode nir Priifiing clcr Tangentcnbtissole ist voo iiiir in dicsen Ann. Bd. 55, S. GI0 pgebcn. P.]

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Page 1: Ueber den Einfluss der Nichtleiter auf die Stärke der elektrischen Induction

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V I . Ueber &n Einflujs cler Nichtiuilrr uuf die Starke der eltiklrischeri ImIiiction ;

von U. PT? Knochcrrhuuer .

Bekniintlicli hat F a r a d a y bei dcr Eutwickluiig seiiier Idecii iiber die Wirkungssmeise der Elektricitft als ciiien Hsiiptpuukt den Satz voii dem specilisclien Vertbeilungs- vermiigeii der Nichtleiter hervorgehoben, d. It. deli Satz, dals uiiter soust constaliten Verhaltuissen zwiscbcu zwci Leiterii die ElektricitYten je uach dem sie treniienden Nicht- leiter melir odcr weuiger gebuiiden werdeo. In meinen Seitriigen zur Elektricitltslehrc S. 3 habe ich mich uber dieseu Punkt so ausgesproclieu : 1' Auf die Bcdeutung des treiiiieiiden Nichtleiters beiin Procefs des Biiideus machte F a r a d a y zuerst aufinerksam; ich glaubte fruher die von ihin angefiilirtc Thatsache anders deuteu zu miissen, allein seitdein ich durch meiiie fortgesetzten Versuclie mit seiner Idee vou Kraftliuien vertrauter gewordeit biu und bei dcr

fa l len, so c r h e l l ~ , Jars e i n 'llieil der Unterrchiei le, welelie I lr . L). d e r Abw&liung v o n J e n i Gesett d e r T a n g r n t e n zi igcsclr I ie len list, eine Folge der b'ehlerl iafi igkeit seincr ?fIethoJe i s t .

Ilr. D. fan11 z. n. eine A b l e n k u o g v o n 40'30' filr d e n Gesammt - strum, uod c ine h b l e n k u n g v i m 12' 6', w e n n c i n e ~ e b e n s c h l i e ~ s u n g voo i l r e i D r i l i t e n aogebrncht war . Dcr Quotient der l a n g c n l r n is1 3,983 stait 4. Setrt turn a t e r in d c n dusdruck

R n-+ I

R - + 1

H -= 155, n = 4 , so wird dieser Qnot ient e b e n f d l ~ gleirli 3,983, so r

d d s auch dann , w e n n der W i d e r s t a n d dcr Uussule v o w M ' i d c r - stanile des Klettromotorr ist, d c r gan re beobacbtete Unterscliicd mf Rccli- lluog dieses Yehlcrs kutniiit, w a s d e n B e w e i s l iefert , dds er wolil iii R e c l m u n g gezogen zu werclen verdicnt .

[ E i n e anderc M e l l i o d e nir P r i i f i i n g clcr Tangentcnbt issole ist v o o iiiir in dicsen Ann. Bd. 55, S . GI0 p g e b c n . P.]

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Nebenhatterie ein Tbneii des Glases durch die plbtzliche Ladung vernornmen habe, ist mir der Einflufs des Nicht- leiters auf das wechselseitige Binden fast zur Gewifsheit geworden. n Nachdein hierauf R i e C s die Ansicht F a r a- d a y s durch iieue Versuche (diese Ann. Bd. 92, S. 337) zu beseitigen unternominen hat, so habe ich es fIir noth- wendig gehalten, mir jetzt ebenfalls durch directe Versuche die volle Gewifsheit von der Richtigkeit des F a r a d a y ' - schen Satzes zu verschaffcn, und diesen Zweck habe ich dann, wie ich es iiicht anders erwarten honute, auch voll- standig erreicht. Ich werde zuerst den Versuch anfiihren, der das Factum aufser allen Zweifel stellt, und dann gleich- falls auf experiineutalein Wege die Grundc beibringen, wes- halb die bisherigen Wiederholungen der Faraday ' scheu Versuche nicht zu deuselben Resultate fuhreu konnten, zu welchem er selbst gelangte.

Die von mir bei meinen Untersuchungen gebrauchten 6 neucren Flaschen, die ich zu je zweien combinirt mit, ( A ) , (B) , (C) bezeichne, haben durchweg senkrechte Wande und sehr starkes Mas; eine jetzt hesouders her- atisgelloininen hat bei einem iiUCscr11 Umfang von 20 2011 9; Linien eine totale Hahe von 10 Zoll, und aufser dem Bodeii eiiie HBhe der Stanniolbekleidung von 7; Zoll. Die Starke der belegten senkrechten Wand ergab sich bei ei- iier Messung von 6 im Umfauge gleichmifsig vertheilten Stellen oben zu 2,l - 2,3 - 2,6 - 2,8 - 2,8 - 2,6 im Mittel zu 2,53 Linien, in der Mitte zu 1,7 - 1,s - 2,2 - 2,5 - 2,4 - 2.2 im Mittel zu 2,13 Linien uud uuten iiber dein Boden zu 1,5 - 1,5 - 1,s - 2,O - 2,2 - 1,s im Mit- tel zu 1,SO Linien; die Flasche hat also durchschnittlich 2,15 Liaien Weiidstiirke; der Boden ist niir uin weniges dicker, doch mindestens 2,5 Linien stark. (Bei der An- gabe in den Beitrsgen griff ich durch die Starke am oberii Rande irre gefiihrt zii weit aus, iudem ich 3 Linieii Glas- dicke ansetzte.) Mit diesen directen Versuchen stimmt nuch das Gewicht der Flasclie iiberein, das ich nach Ab- ZUQ der Relegungen gleich 2096 Grammen fand. Zu dic-

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ser Flasche liefs ich mir eine gleieh grofse aufertigen, bei der aber der die Belegung trennende Nichtleiter aus Luft besteht; die beiden 7; Zoll hohen Beleguugen wurden aus starkern Weifsblech in der Weise gearbeitet, dafs die seukrechten Wande ohne hervorspringende Stolskantcli uberall UUI 2 Linieu im Lichten von einander abstehen; die ebenen Biiden, welche Shnlich wie bei der Glasflasche nach einer leichten Abrundung an die seiikrechten Wiinde auschliekeu, sind um 3,O Linien von eiiiander entfernt, rind um ebenso vie1 tritt arich der obere Rand der innerii Belegung uber den Bufsern hervor. Beide Belegungen werden oben au 4 Stellen durch je zwei 4 Zoll iiber die Hander hervorragende und an den Enden verscliraubte massive Glasstangen ia fester Stelluug gegen eiriantler ge- halten. Diese Flasche ist also der vorigcn in Betreff der Forin und der gegenseitigen Stellung der beiden Belegun- geii gain entsprechend ; beide unterscheiden sich nur da- durcli voii einander, dafs bei der einen die Belegungen durch Glas, bei der zweiten durch Luft von einaiider ge- trennt sind l). - SteIIt man zunachst die Flasche, bei wel- cher Luft den Nichtleiter bildet, nicht isolirt auf, schaltet in die Verbindung zwischen der aulsern und iunern Be- legung einen Funkenmesser ein , und Ieitet auf einem Ian- gern Drahte vom Conductor der Maschine Elektricitat ins Iiiiicre, so findet sich, dafs man die Distanz (Schlagweite) zwischen den Kugeln des Funkenmessers nur bis 0,s Li- iiieu wachsen lassen kann, weil von hier ab die Elitladung iiieistens zwischen den Belegungen durch die Luft hindurch und nur selten Iiber den Funkenmesser stattfindet. Wiihlt man daher 0,6 Linien Schlagweite als den Ausgangspunkt, wo sich die Flasche ganz regelmafsig iiber den Funken-

1 ) W e r sicli eioe mXsig grofse gegen 2011 s d e Glasflasche mit gut und parallel zu eiornder auspchliKeneo Fl5cheo versehaKen Laon, wiirde sicb am besteo nur eine Flasche herstellen, bei der er nacli enlfernteni Boden der a’ufsereo Belegung die GlasOasche nach Beficben ciosclriebcn oder herausziehen k6nnle; doch muh das Glas ijberall fest an beidc Belegungen anschliefsen.

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iuesser eutladet, so verbinde man nun cine Halidhabe rnit der Aufsenseite der Flasche, cine zweite uiit der eiuen Ku- gel des Funkenmessers, dessen anderc mit der iiiiierii Bc- leguug in leitender Verbindung bleibt, und scbaltc sicli selbst durch Anfassen der beiden Handhaben in dcu Sclilie- fsungsbogen eiu; luau emyfingt jetzt iniifsig starke Er- schutterungeu, die sich voriieliiulicli in deu Haiidgeletikcii fuhlbar uoacheu. J e mehr die Schlagweite verringert wird, desto geringer werdeu die Erschiitterungen bei der Entla- duog; bei 0,l Liuie Schlagweite sind sie schon sehr schwacli und bei kleinerer kaiiui uocli bemerkbar. Nachdem inau sich die Starkc der Erschiitterungen bci 0,6 Liiiien Schlag- weite nocli eiiimal ordentlich eingeprsgt bat, vertauscbe rnau, oline am Apparat sonst irgend etwas zu zndcrn, die Flasche, dereri trennender Nichtleiter Luft ist, mit der, wo die Belegungen durch Glas von einander geschiedcu sind, uud suche die Schlagweite auf, bei der man Erschiit- teruugeii von derselben Starke wie vorher erhalt; man iuufs bis 0,075 Liiiien Sclilagweite zuriickgehen , hei wel- cher die vorige Flasclie kauin Wahrnehmbares leistet. Die- scr Versuch giebt also uach dem eigentlichen Wortsitiii eineti -schlagendep Beweis von der Richtigkeit des F a r a- d ay’schen Satzes. - Urn nicbt die Ladungen der Flaschen nach dein Gefiihl alleiu zu bemessen, bestimiutc ich die Starke derselben uoch auf folgende Weise. Icli lick dic Rcibzeuge der Maschine uur schwach gegeu die Glassclieibe driicken, und drehte sie jedesmal ganz langsam 12mal herurn; unterdcssen zahlte ein anderer die Funken, die iiber deli in den Schliefsungshogen der Flasche eingeschal- teten Funkenmesser sprangen, oder mit anderen Worten die Zahl der Selbstentladungen, die durch dasselbe der Flasche zugcfiihrte Quantum ElektricitSt bewirkt wurdeu. Bei der Flasche, deren treunender Nichtleiter Luft ist, war bei eiiier Schlagweite von 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 Linien

die Zahl der Fuukeu 62 74 €48; 104 127. Da das der Flasclie zugefiibrte Quautum Elektricitat Q constaut blcibt uud das durch jc cine Eutladuug wieder

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abgcleitetc Quantum dcr Intensitat J der jcdesmaligca La- dung proportional ist, so mufs mail die ZahI der Ent-

ladungen aus der Gleichung: n = n - lierleiteii kfinnen, worin a eine Constante bezeichnet, welclie voii deli fur 0 und J zuin Grunde gelegten Einheiten abhaugt, oJer das Product n x J i d s constaut bleibcii. Nacb ineiiicii

Angaben Ann. Bd. 78, S. 55 ist aber bei eiiier Schlagweitc

Q J

von 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 Linien J = 15,2 13,2 1 1 , l 9,0 6,7

uiid iiian hat 19,2 x 62 = 942, 13,2 x 74 = 977, I1 , l x 581 = 972, 9,0 X 104 = 936, 6,7 x 127 = 851 ; iiur das letzte Product weicht ab, die iibrigen zeigen, dafs auch diese Flaschc sich gaiiz ebeiiso regelmarsig ladet und eutladet mie cine andere; deren treuiieuder Nichtleitcr aus Glas besteht. Wegen des letzten Products diirfte indefs die Frnge eiitstehcn, da doch bei so klciuen Schlagweiten auch die friihere Bestimiiiungsweise uicht scharf genug war, ob nicht vielleicht die Intensitaten bei deli kleinern Schlag- weiten ebenso gIeichinafsig wie hei den grbfseru abiieh- men, dann waren die obigen Angaben fur die Schlagweite

von 0,6 0,B 0,4 0,3 0;2 Linien

zu andern und man h#tte die Prodricte 9.12, 977, 980, 957 911, wo a i d das letztere niehr mit den iibrigen uberein- stimmte. Wurde hierauf die Flasche rnit der andern ver- tauscht, so gab eine Schlagweite von 0,075 Liiiien 59 Fun- ken uud eine Schlagweite ron 0,087 Litiien nur nocli 50 Funken. Also auch diese Bestimmuugsweise fiihrt zu dein Resultate, dals heide in den BeIegungeo tibereinstimniende Flaschen eine gleich starke Ladung anuehmen, wenii mau die eine, dereu trenneuder Nichtleiter Luft ist, his zu O,(i Linien Schlagweite und die audere, dereii trenuender Nicht- leiter aus Glas besteht, bis zu 0,073 Linien Schlagweite ladet, oder jene bis zu eiuer Intensitat = 15,2, diese bis zu einer luteusitat = 3,7 oder 4 7 , je nachdem man die friiherc oder die jetzige Normirnng als richtig aunehlnen

in J = 15,2 13,2 11,2 9,2 7,2 14

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will. Hiernach warde sich bei den uus vorliegeuden Fla- schen dae specifische Ladungsvermfigen durch Luft und durch Glas \vie 3,7 oder 4,7 zu 152 oder wie 1 zu 4,l oder 3,2 verhalten.

Nachdeui die Thatsache auf eine Weise festgestellt ist, wie sie jeder ohue weitere Mulie wabrnehineu kaiiii, habe ich uoch nachzuweisen , warum die bisherigea Wiederho- lungen des F a t a d a y 'scheu Versuchs zu einer Bestlitigung uud Anerkennung desselben niclit fiihren lionuten. In ei- nem Gestell, woriu zwei starke Bretter durch vier seuk- rechte Stabe in horizontaler Lage 121 Zoll im Lichten vou eiuander gehalteii werden, wurde auf die Mitte der Furs- platte eine 2.1; Linie im Durchmesser lialteiide ~Iessiog- scheibe auf einein massiveii 5 Zoll hoben und mit Scbel- lack iiberzogeuen Glasstabe horizoutal festgestellt; cine zweite ebenso grofse Messingscheibe war parallel daruber an einem andern Glasstabe befestigt; dieser ging in seuk- rechter Richtuug erst willig durch eiu Loch in der oberu Platte, danii fest gedrzngt durch ein mit Kork ausgefull- tes Loch eiuer zweitcii Holzplatte, die auf die obere Ge- stellplatte immer in gleicher Weise gelegt werden konnte. Auf solche Art liefseu sich die beiden Messiugscheiben ( Coudeusatorscheiben ) in einem beliebigen Abstand paral- lel zii eiuander stellen, und diese Stellung blieb unveran- dert dieselbe, wenn mail nur die obere Scheibe mit dem Deckbrette hob und wieder niederlegte, ohne den Glas- stab im Kork zu verschieben. Von der obern Condensa- torscheibe fiihrte ein Kupferdraht yon 6 Zoll Lange zu ei- nem isolirteu Quechsilbernapfchen; ein zweites abnliches stand 3 Zoll davon, und von ihm ging ein 2 Furs laager Draht zu der einen Kugel des Funkenmessers, welche zu- gleich mit der Innenseite der aus dem Flascheopaare (A) und ( B ) gehildeten und weiter entfernteu Batterie verbuu- deu war; die zweite Kugel des Funkeumessers stand mit d i r Aufsenseite dieeer Batterie in Verbindung. Auf diese Weise wurde der obern Coudeusatorscheibe Elektricitat vou stets gleicher Iuteusitat zugefiihrt; es wurde ndmlich

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die Battcrie so weit geladen, bis sie sich iiber deli Fun- keuinesser wieder eiitlud, und das in ihr bleibende Resi- duum wurde nun jedesmal uach Verlauf voii 30 Sekuiiden zum Condensator geleitet, iudetn die beiden Quecksilber - ngpfe durch eiueu Draht mittelst eines gut isolirenden Haud- griffs aut kurze Zeit verbuuden wurdea. Vou der untern Condensatorscheibe fiihrte eiii 1; Furs langer Draht zu der kleinen Aursenkugel eines nach Art der C o u l o m b 'scheu Drehwnage eiugerichteten Elektrometers ; hierin hiiig eiii feiuer vorn mit einer kleiiien Metallhiille verseheuer Schel- lackfadcii an eittem eiofachen Cocoiifadeu, und von oben fiihrte eiii stark mit Schellack bekleideter Draht ins Iuuere; er trug nach anfsen die vorher geuanote Kugel uiid unteii im Innern cine iioch kleiuere, wogegen sich die Metall- hiille des Schellacktadeus lehute , wcnii man dem Cocon- fadeli durch mehr oder wenigere Umdrehungeii Torsions- kraft gegcben hatte. W i e die obere Condeosatorsctieibe ihre Ladung (positive Elektricitzt) emyfiog, ging die frei geworclene positive Elektricittit der untern Scheibe auf das Elektrometer tiber und der schwebeude Balken spraug van der Kugel zurlick; sobald diefs gescheheu war, wurde der Verbindungsdraht zwischen dem Elektrometer und dem Condelisator mittelst eines gut isolireiideii Stabes entfernt. und abgewartet, bis der schwebende Balken zur Ruhe ge- kommeri war; seirie Winkeldistanz x vom Centrum der innern Kugel wurde verzeichuet '). Wean schon ich nriu ohiie Weiteres nicht behaupten mag, dafs man aus dein Winkel a: die Starke der Ladung des Condensators scharf herleiteu kijnne, SO steht doch so vie1 fest, dafs voii dem Instrumente inehr Elektricitat gebuudeu wird, wenu x gr8- fser, und weniger, wenn a: kleiner ausfiillt; diefs gentigt schoii, um die Starke der Ladungen weiiigstens aunaheriid

1 ) Bei rchwlclieren Ladungcn tvennte rich der Balken gcwtihnlich erst, nachdrm man a d den Thch gelloprt und dadurch das Elektrorne(er etwas erwtiiittert hatte; aueb be; den stjrkcren Ladungen Lam diefs bis- weilcn vor, indefs erlangte x in beideo Ftillen stets dieselbe Gr&, mochtc die Trennung freiwillig oder uufreiwillig erfolgt seyn.

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gcgcn einander abschZtzen zu kdunen. Die folgeudeii Ver- suche wurden so ausgefuhrt. A n jedem der vier Tage, wo ich diese Erperiinente machte, gab ich zuerst dein Funkenlnesser eiue constante Distanz , oder, was dasselbe ist, icli lud die Batterie zur Erlangung des Residuums bis zu einer constanten Intensitst J ; dann wurdeii die Cou- densatorscheiben bis zur mctallischeii Berijhrung an einan- der gebracht, und der Coconfaden soweit gedreht, dafs das Elektrometer fur dieseii Fall uiigefiihr eiueti Winkel s von 40" lieferte; es sollte diefs die von den verscliiedeneii Tagen erhaltenen Kesultate leichter wit eiiiauder vergleich- bar machen. Hierauf wurde auf die untere Coudeiisator- scheibe eine niclitleitende glatte Scheibc (von Glas oder Scliellack) gelegt, die oberc dagegen gedriickt, und iiun der Ablenkungswinkel a gemessen ; endlich wurde ohnc den Stand der obern Condensatorscheibc zu &idern die nichtleitende Scheibe eutfernt und der Winkel x gemes- sen, der sicli bei der Laduiig des Coiidensators durch Luft bindurch ergab. Gewiflinlich wechselten diese beiden Beob- achtungen init einander ab und wurdeii je dreimal wieder- holt; die cinzeliien Zalileii stiinmten in der R e p 1 gut init einauder ubereiii. Als nichtleitende Scheibeii wurdeii ge- brauclit: die geschliffenen und mit Schellack dunii uber- zogenen Glasscheiben.

A von 2,4 Linien StVrke und 47; Liuie Durchmesser, B 11 2,6 11 JI IJ 47 $ JI JJ

C 11 2,7 JJ JI $1 29; 21 ,I

die viereckige Tafel aus Fensterglas D voii $ Liiiie Stiirke, 68 Liuieu lang, 59; Liiiieo hreit,

sie war bci der ersten Beobachtung rein, spater dage'gen gefirnifst; ferner die geschliffeiie, nicht gefirnitte Glas- scheibe

E von 1 Linie Stgrke und 96 Linien Durchmesser; endlich eiue glatt geprefste Schellackscheibe von 3; Linie Stiirke und 48 Liiiieii Durchmesser.

Die folgeiideii Zahlen gebeii die Mittelwerthe von x ail deli vier Tagen ( I ) , (2) , (3 ) , ( 4 ) .

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Unmittelbarc Beriihrung der Condensatorscheibeu. ( 1 ) 5 = 40° bei J = 37,5 (odcr Schlagweite der entladeuen Batterie 1,72 Liuien), (2 ) x = 38; " bei J = 37,5, (3) x = 4 2 O bei J = 52,O (oder Schlagweite = 2,44 Liuien), ( ,1) x = 39 O bei J = 56,O ( oder Schlagweite = 2,64 Li- ni e t ) ).

Liidiiog des Coodeosators durch durch die gleich dicke Luftsclrktit.

D ( I ) 5 ~ 3 6 " x = 2 9 i o E ( 3 ) z:=39fo x = 270 A ( 1 ) x = 3 2 i o x= 16;. A ( 2 ) x = 3 3 ; 0 x = 1 A f "

B + C ( l ) * ) x=29a0 xz:= 12;" c ( 1 ) z=34;0 a= 16"

A + C + B ( 4 ) x = 2 7 i 0 x = F5O (etwas 1111-

sicher). Diesc Versuche zeigen deutlich, dars sich der Condensator vie1 stiirkcr durch Glas als durch Lrift hindarch ladet; man sieht fcnier, dafs die Laduug durch Glas bedeutend lang- samer mit der gegenseitigen Etitfernuug der Condeiisator- scheiben abnimmt als durcli die Luft; komint es dahcr spiiterhin arif genaue Zahlenwerthe fiir das spccifische Ver- theilringsvermiigen der verschiedenen Nicbtleiter an, so wird man zuerst feststelleu miissen, wie man aus dem beobach- teten Winkel x die Sttirkc der Ladung ableitet, und danu sich von der Giiltigkeit der von lnir in den Bei t reen S. 85 angegebenen Formel fur die Induction uberzeugen mussen, uin nach ihr die beideu Constanteu a und b zu ermitteln. Erst diese Coustanten fiihren auf die richtigen Verhaltnils- zahlen fur das specifische Vertheiluugsvermt@n unter den verschiedcnen Bedingungen. - Es wurde hiernach das Vertbeiluugsvermbgen von Schellack gegen Glas bestimmt; die Scbellackscheibe kommt ihrer Starke nach iiiit den Glas-

* ) W e o n zwei oder melirere Sclieiben auf einaodcr Iageo, so folgten sic sicli in der aogegebeoen Ordnuog von dcr uoteren zur oberen Condrn- aatorJchcibc.

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Es war die Ladung des Con- scheiben C + D tiberein. densators

Somit hat Schellack ein geringeres Vertheilungsvermilgeu wie GIas, womit die Angaben von F a r a d a y iiberein- kommen. Noch scheint nach dem Obigen die Glasscheibe C, die doch starker als A ist, mehr als diese zu wirken; A ist weifsliches Glas, C hat einen leichteu Stich ins Brauiiliche. Ladung des Condensators

durch C+ D (4) z = 35: O , durch Schellack x = 28".

durch C (4) z=36", durch A z=35i0. Es blieb noch iibrig die Laduiig zu untersuchen, wenii

nicht der ganze Zwischenrnuin zwischen den Condensator- scheiben vom Glase oder der Luft erfiillt wird. Ich liefs zuerst eine Glasscheibe auf der untereu Condensatorscheibe liegeo, wahrend beide zusammen den gauzen Zwischenraum erfiillt batten, uud dieser dann unverandert blieb. Ladung des Condensators durch A + D ( 2 ) x = 3 l o , durch A allein, die wie gesagt auf der unteren Condeusatorscheibe lag, x = 211 O , durch D allein 2 = 17. , durch die Luft- schicht z= 1 5 O . Ferner Ladung durch A + B ( 3 ) x=300, durch A allein 180, durch die Luftschicht x = 12i0. - Hiernach wurden zwei seideue Fadeu zwiechen beide Con- densatorscheiben hindurchgezogen, auf denen man eine Glasscheibe dazwischen in der Schwebe halten kounte. Der nachher unveranderte Abstand der Condensatorschei- beu von einander wurde durch volle Fiillung des Zwischen- rauim dutch Glas bestimmt. Ladung des Condensators durch E + A -k D (4) x = 326, durch A allein gegen die obere Condensatorscheibe gehalten x = 25: O , durch A alleiu auf der uoteren Scheibe s=221qo, durch A in der Schwebe zwischeu beiden Scheiben x = 16; *, durch D in der Schwebe nicht merklich gri)fser wie durch die Luft- schicht allein x = 171 O. - Diese Versuche, namentlich der letzte, lehren uns, dafs eiue Glasecheibe, die den ganzen Zwischenraum nicht ausfiillt , im Verhaltnifs wenig leistet, mebr noch, weuu sie die obere, weniger, wenn sie die untere Coudensatorscheibe berlihrt; geriug aber ist ihre

Wir-

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41 7

Wirkuiig, wenn sie mit keiiier von beiden Scheiben in Beriibrung kommt. - Dn nun die bisherigen Wiederholun- sen des Faraday’schen Versuchs, freilich durch ilin selbst nach (1307) seiner Experim.- Uiitersuch. veranlafst, stets so angestellt wurden, d d s man in deli Zwischenraum eines bereits geladenen Condeiisators eine nichtleitende Platte einfuhrte, so konnte dieee, die keine von beiden Sciieiben beriihrtc uiid meistentheils eiiie gegen die Weite des Zwi- schenrauins nur uiibedeutende Llicke besal, schon an und fiir sich den Procels des Bindens uur wenig verstlrkcn, und da uberdiel , wie bekanut ist, auch auf einer nicbt- leitenden Platte, besonders wenn sie vor einen elektrisirteu Kiirper hinbewegt wird, leicht eine Zersetzung und Tren- nung der Elektricitgten stattfindet, so kaiiii es iiicht auf- fallen, weun gerade dieser letztere Ulnstand sich bei den Wiederliolungen vorherrscheud gelteiid machte, und hier- durch ein Verkennen des Faraday’schen Versuchs, der i i i (1252) bis (1294) der Experim-Untersuch. miter den gunstigeren Verhdtnissen angestellt worden war, als noth- wendige Folge hervortrat.

VIL. Ueber die eleklro -chemisehe Polarit&t drr Gase; von W. R. G r o v e .

(alitgetheilt vom Hro. Verf. aur den Phifosoph. Transact. /. 1852 p t . 1.)

D i e verschiedene Wirkung der Elektricitlt auf Gase und Fliissigkeiten ist fur die Physiker lange ein Gegenstand dcs Interesses geweseo. Es giebt , meines Wissene, keine Versuche, welcbe bei der Elcktrisirung der Gase eine Ana- logie mit dem zeigten, was man gew6hnlich Elektrolysc nennt. O b die Gase die Elektricitat iiberhaupt in eigent- lichem Siune leiten oder ob sie dieselbe immer vermdge einer zerreifsendcn Entladung, einer fortfiihrenden Ent-

Poggcndorn’s Aood. Bd. XCIII. 27