Über das verhalten des entladungsfunkens von kondensatorkreisen im magnetfelde bei...

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199 11. UBer das VerhaZten des Entladzcn ysfunkens vom Kondensatorkreiserc irn Bayrhetfelde beZ Atwzosph&rendrucJG wzd irn Vakttum; von Rams Mezcrer. (Gekiirzte StraBburger Inaugural-Dissertation 1908.) Die Frage, ob elektrische Entladungsfunken von Magnet- feldern irgendwie beeinflufit werden konnen, findet sich in der Literatur sehr oft beriihrt. Die Beobachtungen scheiden sich in solche, welche sich auf Funkenentladungen in freier Atmo- sphare beziehen, und in solche an Entladungen in verdiinnter Luft. Die vorliegende Arbeit behandelt in ihrem Hauptteil Vorgange der ersten Art. A. Magnetisches Verhalten des Entladungsfunkens von Kondensatorkreisen in freier Atmosphare. I. Bereits vorliegende Arbeiten. Bei stark verlangsamten aperiodischen Entladungen grof3er Leidener Batterien wird ,,die Funkenbahn in starken magneti- schen Feldern wie ein biegsames, von der Anode zur Kathode durchflossenes Leiterstuck abgelenkt". l) Prec h t z, fand, dab, wenn ein Strom schnell aufeinanderfolgender Funken zwischen einer scharfen Spitze und einem stumpfen Drahte iiberging, je nach der Polaritat der Elektroden eine VergroBerung oder Verringerung des Ausschlages eines angeschalteten Elektro- meters eintrat. Auch er stellt die Ablenkung des Funken- stromes als Konsequenz der bekannten elektrodynamischen Gesetze dar. Bei diesen Beobachtungen Toeplers und Prechts, die sich auf ein zur Funkenbahn senkrechtes Magnet- feld beziehen, handelt es sich, wie aus Versuchsanordnung und 1) M. Toepler, Wied. Ann. 63. p. 113. 1P97. 2) J. Precht, Wied. Ann. 66. p. 676. 1898.

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Page 1: Über das Verhalten des Entladungsfunkens von Kondensatorkreisen im Magnetfelde bei Atmosphärendruck und im Vakuum

199

11. UBer das VerhaZten des Entladzcn ysfunkens vom Kondensatorkreiserc

irn Bayrhetfelde beZ Atwzosph&rendrucJG wzd irn Vakttum;

von R a m s Mezcrer . (Gekiirzte StraBburger Inaugural-Dissertation 1908.)

Die Frage, ob elektrische Entladungsfunken von Magnet- feldern irgendwie beeinflufit werden konnen, findet sich in der Literatur sehr oft beriihrt. Die Beobachtungen scheiden sich in solche, welche sich auf Funkenentladungen in freier Atmo- sphare beziehen, und in solche an Entladungen in verdiinnter Luft. Die vorliegende Arbeit behandelt in ihrem Hauptteil Vorgange der ersten Art.

A. Magnet isches Verha l t en des En t l adungs funkens von Kondensa to rk re i sen i n f r e i e r Atmosphare .

I. Bereits vorliegende Arbeiten.

Bei stark verlangsamten aperiodischen Entladungen grof3er Leidener Batterien wird ,,die Funkenbahn in starken magneti- schen Feldern wie ein biegsames, von der Anode zur Kathode durchflossenes Leiterstuck abgelenkt". l) P r e c h t z, fand, dab, wenn ein Strom schnell aufeinanderfolgender Funken zwischen einer scharfen Spitze und einem stumpfen Drahte iiberging, j e nach der Polaritat der Elektroden eine VergroBerung oder Verringerung des Ausschlages eines angeschalteten Elektro- meters eintrat. Auch er stellt die Ablenkung des Funken- stromes als Konsequenz der bekannten elektrodynamischen Gesetze dar. Bei diesen Beobachtungen Toep le r s und P rech t s , die sich auf ein zur Funkenbahn senkrechtes Magnet- feld beziehen, handelt es sich, wie aus Versuchsanordnung und

1) M. T o e p l e r , Wied. Ann. 63. p. 113. 1P97. 2) J. P r e c h t , Wied. Ann. 66. p. 676. 1898.

Page 2: Über das Verhalten des Entladungsfunkens von Kondensatorkreisen im Magnetfelde bei Atmosphärendruck und im Vakuum

H. Meurer.

Darstellung klar hervorgeht, urn die Beeinflussung einer schon vorhnndenen Entladung. Offen aber bleibt hiernach noch die Frage, ob auch ein EinfluB auf das Einsetzen jedes einzelnen Funkens besteht.

Ein solcher ist, wie im zweiten Teile dieser Arbeit aus- fiihrlicher dargelegt werden soll, beobachtet worden bei sehr niedrigen Gasdrucken. Biese Tatsache la& sich ohne Hypothese nicht auf bekannte Gesetze zuriickfiihren. Es erschien a19 lohnende Aufgabe , derselben Erscheinung nachzuspuren bei Entladung in freier Atmosphare. Angestrebt wurden etsteiis m6glichst scharf definierte Persuchs~edingullgen; da ferner nach W a r bu rgs I) Erfahrungen jedenfalls nur geringe Einwirkungen zu erwarten waren, so konnte zweitens nur die empfindlichste Methode in Frage kommen.

11. Vorvereuche.

DaB man tatsachlich ganz verschiedene Wirkungen erhiilt, je nachdem man den EinfluS des Magnetfeldes auf die in Be- wegung befindliche Elektrizitat wiihrend der Dauer des Funkens oder auf dessen Einsatzpotential (im folgenden wird dieses stets mit der Abkiirzung E.P. bezeichnet) der Untersuchung unter- wirft, zeigteri schon die Vorversuche. Nach Angabe P r e c h t s lie6 ich zwischen einem stumpfen Drahte und einer scharfen Spitze die Funken eines Induktoriums ohne Anschaltung von Leidener Flaschen in schneller Aufeinanderfolge ubergehen. Bei Erregung eines transversalen Magnetfeldes traten die von Pr ec h t beschriebenen Erscheinungen ein; insbesondere war es moglich, die Funkenbahn so stark abzulenken, daS sich der Funkenstrom in Biischelentladung verwandelte. Dabei stieg der Ausschlag eines angeschalteten Braunschen Elektrometers betrachtlich. DaB daraus jedooh nicht auf Erschwerung des Einsetzens von Funken, die ein gut definiertes E.P. besitzen, geschlossen werden kann, zeigten Versuche mit folgender An- ordnung. Zwei Funkenstrecken, von denen sich die eine zwischen den Polen eines Ruhmkorffschen Elektromagneten

1) E. W a r b u r g , Wied. Ann. 62. p. 392. 1897. Dort he& es: ,,Bei biiheren Drucken (als 0,082 mm Hg) war die Wirkung des Magnet- feldes (auf das Einsatzpotential der leuchtenden Entladung) zu echwach."

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Perhalten des Bntladungsfunkens usw. 20 1

befand, wurden einander parallel in die Entladungsbahn einer Leidener Batterie geschaltet und derart einreguliert, daB die Punken an beiden Elektroden mbglichst gleichmaBig abwechselnd iibergingen. Wurde nun eine gropere Anderung des E.P. durch Erregung des Magnetfeldes stattfinden, so miiBte einer der beiden Funken erloschen. Ein derartiges Verhalten konnte jedoch nicht beobachtet werden. Die V ersuche wurden sowohl bei senkrechter als auch bei paralleler Richtung von Magnet- kraftlinien und Funkenbahn angestellt. Die Feldstarke betrug ca. 7300 C.G.S.-Einh. Die Funkenlange wurde zwischen 1 und 4 mm variiert.

111. Die mdethode.

Es kam nun darauf an, eine Xethode auszuarbeiten, Welche noch sehr kleine hderungen des E.P. zu konstatieren ge- stattet. Das Prinzip der angewandten Methode liegt in folgen- dem: An einer Funkenstrecke wird die Spannung in einer durch die Versuchsanordnung gegebenen Weise gesteigert,, so da6 sie sich als eine bekannte Funktion der Zeit darstellt. Gegen- stand der Messung ist der Zeitmoment, in welchem der Durch- bruch des Funkens erfolgt. Da der - im allgemeinen wesent- liche - Anstieg der Spannung hier fest gegeben ist, so ist die erste Forderung der wohl definierten Bedingungen erfullt. Der zweiten Forderung der hohen Empfindlichkeit wird dadurch geniigt, daB die in Frage kommenden Zeitintervalle an dem MaBstabe geniessen werden, den ein zweiter auBerordentlich schnell verlaufender elektrischer Vorgang liefert.

Dieses Prinzip wird durch die nachsteliende Anordnung I) (Fig. 1) verwirklicht.

Das Schema stellt die Schwingungskreise dar. Mit c sind durchgehends Kapazitaten, mit s Selbstinduktionen bezeichnet. cl! cl‘, s1 bilden den Kreis I, c2, ca’, sz den Kreis 11, cg, cQ’, s3: s3‘ den Kreis 111. p ist eine Spule von groBer Selbstinduktion. 3’ und f sind Funkenstreoken. f ist diejenige, die im folgen-

1) Die Anordnung wurde zur bequemen Erzeugung p,hasen- verschobencr schneller Schwingungen zu Zwecken der drahtlosen Tele- graphie engegeben von L. M a n d e l s t a m und N. P a p a l e x i , Physik. Zeitschr. 7. p. 303. 1906.

Annalon der Pbpsik. IV. Folge. 28. 14

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202 H. Meurer.

den magnetisch beeinflufit werden soll. Der Induktor ladet nun die Kapazitaten cl, cl', sowie c3, c3:, auf bis zur Durch- schlagspannung yon F. Infolge der Uberbriickung von f durch p werden cz, cz' nicht mit geladen. Im Moment des Durchbrechens des Funkens P setzen die Schwingungen der beiden Kreise I und (I1 + 111) gleichzeitig ein. Bei der Betrachtung der schnellen Schwingungen kann namlich die

2%?7972Oe&WWUWL

Fig. 1.

Drosselspule p als nicht vorhanden betrachtet 'werden. Es wachst nun die Spannung T,IJ an f i bis sie den Wert erreicht, der zum Durchbrechen geniigt. Der zeitliche Verlauf ist ge- geben durch die Formell)

(1) V(t) = - cp(to, A SZ n2 [(n,,2 - na3 cos 7T n2,3 (t - f,) + n,2] 9

\v 0

uiid

c = ca ~ 3 '

3 c, + c,' '

rp(,o) ist das E.P. an P, nz die Schwingungszahl des Kreises XI, nZd diejenige des Kreises (I1 + 111), to der Zeitmoment, bei dem der Funke an P einsetzte.

1) L. Mandelstam und N. P a p a l e x i , 1. c., Gleichung (5).

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Terhalten des 3 i i tln du ngs f u T L l k e R s us w . 203

Die Durchschlagspannung an f sei erreicht fur t = tl . Von jetzt an ist I1 von I11 losgelost und schwingt mit seiner Periode unabhangig weiter. Die Periode von II ist nun der- jenigen von I gleichgemacht. Zwischen den Schwingungen beider Kreise besteht eine Phasendifferenz, die durch die Zeit t , eindeutig bestimmt wird, welche nach Gleichung (1) der Durch- schlagspannung qJ( t , ) zugeordnet ist. Jede Bnderung des E.P. muB sich also durch eine Anderung dieser Pha,sendifferenz zu erkennen geben.

Die Phasendifferenz konnte nun vermittelst einer von I) i eckmannl ) ausgearbeiteten Methode gemessen werden.

Vermittelst der Koppelschlingen K, und k , wirken die in den Kreisen I und I1 AieBenden Strome il und i2 auf drei Thermoelemente, die so geschaltct sind, da8 ihre i m Qalvano- meter wirksnme resultierende elektromotorische Kraft pro-

portional Jil iz d t ist. Fur eine bestimmte Phasendifferenz,

die nahe bei 90° liegt, verschwindet daher der Ausschlag; im ubrigeu kann er positive und negative Werte haben.

Die Methode wurde als Nullmethode verwandt. Die Empfindlichkeit kann durch VergroBerung der Strombelastung so weit gesteigert werden, bis die durch die beginnende Un- ruhe der Galvanometereinstellung gesetzte Grenze erreicht ist, vorausgesetzt, da6 die Thermoelemente keinen Sc,haden erleiden.

Die Phasenverschiebung von 900 kaun, wie aus Gleichung (1) p. 202 ersichtlich ist, durch passende Wahl des Verhaltnisses der Einsatzspannungen y(t,,/cp(to) erzielt werden. So wurde bei Herstellung der MeBbereitschaft zu beliebigem f die Lange von F derart einreguliert, da8 das Galvanometer auf den Null- punkt zeigte.

Wesentlich fur die Brauchbarkeit der Methode ist, dn8 die Phasenverschiebung nicht erst aus zusammengesetzten Messungen berechnet werden mu6, sondern dirckt am Galvano- meter sichtbar ist. Denn so tritt jede an f hervorgerufene E.P.-Anderung gleichzeitig als Anderung des Ausschlages auf- fiillig in die Erscheinung.

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0

1) M. Dieckmann, Ann. d. Phys. 24. p. 771. 1907. 14*

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204 fie Meurer.

IV. Versuchaanordnung.

Die gemeinsame Schwingungszahl der Kreisel) I und I1 betrug ca. 3 x loe pro Sekunde.

Die Sekundiirfunkenstrecke f , bei der eine eventuelle Anderung des E.P. untersucht werden sollte , war zwischen den Polen eines Ruhmkorffschen Elektromagneten eingebaut. Die Primarfunkenstreoke 3’ war bei der endgiiltig rerwandten Anordnung ca. 30 cm dariiber angebracht, so daB sie der Wirkung der Magnetkraftlinien entzogen war, jedoch f noch gut belichten konnte.

Die Bestrahlung mit ultraviolettern Licht ist namlich zur Hrreichung des Zieles, eine miiglichst hohe Empfindlichkeit zu erhalten, sehr wesentlich. Die Entladung setzt an der be- strahlten Funkenstrecke sehr regelmiiaig ein. Da nun nur die Zeit tl - to zwischen dem Einsetzen der beiden Funken fir die Phasendifferenz bestirnmend ist, so sieht man, daB es vollig gleichgiiltig ist, wann P einsetzt, wenn nur tl - to bei allen Funkenpaaren denselben Wert behalt; Dieses Ziel wurde durch die Bestrahlung von f’ durch den Primarfunken P in hohem Grade erreicht.

Beide Funkenstrecken waren fein verstellbar und ablesbar. Die Elektroden bestanden aus Zink und waren kugelformig.

Der Durchmesser der primaren betrug 15mm, der sekundken 8 mm.

Bei den Versuchen im longitudinalen Feld waren letztere Halbkugeln, die, wie Fig. 2 zeigt, an Kupferdrahte angeliitet

waren und bequem zwischen die Polschuhe eingefiihrt werden konnten.

Samtliche Teile des Magneten, die sich in der Nahe der Funkenstrecke und Zuleitungen befanden, waren mit Glimmer umkleidet. Die Felder wurden mit einer Wismutspirale ge- messen. Da die Polschuhe zu optischen Zwecken durchbohrt waren und das erzeugte Feld daher nicht vollig homogen war, so wurde die Lage der Funkenbahn wahrend der Versuche

- r.Q====

Fig. 2.

1) Ea konnten noch die von Hrn. Dr. Dieckmann selbst an- gefertigten Schwingungskre@ sowie Thermoelemente verwandt werden, fiir deren liebenswiirdige Uberlassung ieh ihm aueh an dieser Stelie meinen beaten Dank auaspreche.

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Perhalten des Entladungsfunkens usw. 205

sowohl im transversalen als auch im longitudinalen Feld quer durch den Polzwischenraum variiert, so da6 jedenfalls auch Felder zur Wirkung gelangten, die starker waren als der von der Wismutspirale angezeigte Mittelwert.

Selbstverstandlich waren samtliche Stromkreise (fur Magnet, Motor des Turbinenunterbrechers, Induktorium und eine so- genannte Zusatzspannung, deren Zweck weiter unten be- schrieben wird) voneinander unabhangig.

Das zur Messung des resultierenden Thermostromes ver- wandte Galvanometer war ein Kugelpanzerinstrument nach D u b o i s - R u b e n s , benutzt mit einer Empfindlichkeit von 3,3x Amp. fiir 1 mm der Skale bei 115 cm Skalenabstand.

Trotz der guten Panzerung rief die Erregung des R u h m - borff schen Elektromagneten einen groBeren Ausschlag hervor. Es gelang jedoch, ihn dnrch das Feld eines entsprechend orientierten, in denselben Stromkreis eingeschalteten zweiten Elektromagneten zu kompensieren.

Infolge Induktionswirkung der Streuung auf k , und ka blieb jedoch ein beim jedesmaligen SchlieBen und Offnen des Magneterregungsstromes stoBweise erfolgender Ausschlag be- stehen. Um seine storende Wirkung moglichst zu verringern, wurde dem Galvanometer ein grogerer Widerstand R vor- geschaltet. Bei R = 1400 Ohm betrug er nur noch 1,5 Skalen- teile. Die gewunschte Empfindlichkeit wurde dann durch Regulierung der Koppelung vermittelst der Schlingen k, und k, erreicht. Es zeigte sich, da6 die Thermoelemente soviel Strom vertrugen, daB sogar die Hochstempfindlichkeit, bis zu der die Methode wegen der beginnenden Unruhe des Galvanometers noch ausgenutzt werden durfte, erzielt werdeii konnte.

V. Resultat.

A19 Resultat der Untersuchung ergab sich: Es honnte Rein Einfiup magnetischer Fekder a u f das E.P. nachgewiesen werden. Es handelt sich also darum, die Empfindlichkeit der Methode zu bestimmen. Zu diesem Zwecke wurde zunachst festgelegt, um wieviel Skalenteile das Galvanometer beim Erregen des Magneten sicher nicht ausschlug. Die Anzahl dieser Skalen- teile, welche die Ablesesicherheit reprasentieren, sei auf x ein- geschatzt. Er ergibt sich dann die Frage: Wieviel Volt

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206 H. Mezirer.

Anderung des E.P. entsprechen den x Skalenteilen? 1st diese Voltzahl bestimmt und das E.P. selbst in Volt bekannt, so n-eiB man, um wieviel Prozent das RE'. vom magnetischen Feld sicher nicht geandert wird.

Zur Auswertung der Ablesesicherheit in Volt ergaben sich zwei Nethoden, die sich gegenseitig kontrollierten.

1. Wird an die beiden Elektroden der zu untersuchenden Fuiikenstrecke f noch eine statische Potentialdiflerenz angelegt, so muB diese ein friiheres Einsetzen des Funkens f veranlussen, wenn die beim Einsetzen positive Elektrode ein positives Zusatz- potential erhiilt. Kommutiert man nun die von auBen angelegte statische Potentialdifferenz, so mu6 offenbar der Funke spater einsetzen. Man bestimmt auf diesc Weise direkt die zu einern bestimmten Galvanometerausschlag gehorende -4nderung des E.P. Es stand zu erwarten, daB schon (lie Kommutierung weniger Volt Zusatzspannung zu einer Anderung des Galvano- meterausschlages geniigen werde.

Die Zusatzspnnnung wircl, wie ans Fig. 3 ersichtlich, \Ton den Akkumulatorzellen z geliefert, die mit der sehr groBen

Selbstinduktion p zusammen nunmehr die Uherbriickung der Sekundarfunkenstrecke f' bilden. Erwalint miige hier werdeii, daB das an f angelegte Zusatzpotential die Span- nung an F nicht beeinflussen kann, da die Elektroden von F durch den Induktor hin- durch leitende Verbindung miteinander haben. Urn die Probe darauf zu machen, ob tatsachlich keinerlei stiirende Einfliisse bei dieser Art der Spannungsmessung vor- handen waren, wurde die Potentialdifferenz

von 24 Zellen kommutiert, wahrend bei 1; und f ( f = 2 mm) die Funkeii ubergingen. Der Galvanometerausschlag stieg von + 20 auf + 70. Alsdann wurden die 24 Zellen in zwei Gruppen zu je 12 gegeneinandergeschaltet. Nunmehr stellte sich das Galvanometer auf einen mittleren Ausschlag ein, auf etwa +47. Die Methode erschien also brauchbar.

2. Aus den nach Messungen von Heyd wei l ler l) geltenden

1) A. H e y d w e i l l e r , Wied. Ann. 45. p. 235. 1893.

Fig. 3. ~

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Verhalten des Bntladungsfunkens usio. 207

Funkenpotentialen wurde interpoliert wieviel Potentialanderung einer bestimmten kleinen Variation einer gegebenen Funken- lange entspricht.

Andert man also die Sekundarfunkenlange um einen kleinen am Funkenmikrometer gemessenen Betrag, so laBt sich die der bewirkten Anderung der Galvanometereinstellung zugeordnete ESP.-Anderung sofort angeben. In der Praxis der Messungen wurden die Ausschlage beobachtet, welche durch Veranderung ron f’ urn 0,08 mm bewirkt wurden. Der Spannungswert kleinerer Ausschlage wurde durch Interpolation ermittelt. Hierzu ist erforderlich, da6 die Ausschlgge eine lineare Funktion der Variation von f sind. Dies ist im allgemeinen n i c k der Fall. Jedoch gelang es durch passende Wahl des Verhaltnisses der Schwingungszahlen n,/n,,, indem verschiedene Selbstinduktions- stufen des Kreises 111 durchprobiert wurden ,. ein Gebiet aus- findig zu machen, in welchem diese Bedingung erfiillt war. Die dabei verwandte Selbstinduktion von IT1 betrug ca. i 6 000 C.G.S.-Einh.

Es seien nun eine groBere Anzahl von Beobachtungen mitgeteilt, die sowohl bei transversaler als auch bei longi- tudinaler Feldrichtung gemacht worden sind.

2

E.P.

3 1 4 5 1 6 7 1 8 1 9

S(E.P.)=147 V 8 ( f ) = 0,08 mm Ablesesicherheit Ausschlag Ausschlag

(Volt)

4850 5550 5900 5900 6600 7650 8000 8000 8350

beob. I her' 1 1 beob. am 5

25 35 20 4 0 25 24 45 60 125

48 5

in

Volt

G I 53 35 36 30 23 2t 2 2 19

3,O 11 11350 11 65 I 67 11 110 I 106 /I 10 I 23

Proz. 1628 E.P.

1,?6 0,96 0,59

0145 0,6 1

0,30 0,26 0,28 0123

0,19

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208 H. Meurer.

1 2 3 4 5 6 7 8 9

8 (E.P.)= 147 V S ( f , = 0,08 mm Ablesesicherheit E.P.

(Volt)

4500 4 850 6G00 6950 7300 8350 8350

f beob.

30 45 75 80

50 26 50 37 70

in

Volt

83 62 28 53 36 21 19

~ ~

Proz. les E.P.

1,81 1,28

O , i 6 0,49

0,42

0,25 0,23

2 3 11 9350 11 75 I 80 11 130 I 123 11 10 I 19 I 0,19

Die Primarfunkenl&ngen, welche 90° Phasenclifferenz lieferten, waren bei

f = 1 mm, f = 2 1 ) F = 2,85 ,, f = 3 1, F = 4,s ,,

F = 1,45 mm,

Die Kolumnen der Tabelle geben an: unter 1 die Lange des untersuchten Sekundarfunkens f in Millimetern, nnter 2 sein E.P. in Volt, berechnet aus den von H e y d w e i l l e r ge- messenen Funkenpotentialen. Unter 3 ist der durch Kommu- tierung der Zusatzspannung von 36 Akkumulatorzellen , ge- messen zu 73,5 Volt, bewirkte Ausschlag angegeben. Er ent- spricht also einer E.P.-Anderung urn 147 Volt. Kolumne 5 enthalt die durch Veranderung der Funkenlange f hervor- gerufenen Ausschlage. Die Variation betrug stets 0,08 mm ; die entsprechende E.P.-Anderung berechnet sich durch Inter- polation aus den H e y d w e i l l e r schen Messungen bei den Funkenlangen bis zu 2 m m zu 8 x 35 = 280 Volt, bei den gro6eren Funkenrangen (f = 2,5 und 3 mm) zu 8 x 30 = 240 Volt. Unter 7 ist als Ablesesicherheit i n Skalenteilen derjenige Aus- schlag, welcher beim Erregen des Magneten sicher noch hatte bemerkt werden miissen, festgesetzt. Die ihm entsprechende Anderung des E.P. wurde sowohl aus den Beobachtungen der

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Perhalten des Entladungsfimkens usw. 209

Kolumme 3 als auch denjenigen der Kolumne 5 berechnet. Der Mittelwert beider Resultate ist unter 8 angefuhrt. Unter 9 schlieBlich ist die E.P. - Anderung , welche sicher nicht statt- fand, in Prozent herechnet.

Urn ein Bild von der Sicherheit der Spannungsmessung zu erhalten, sind die Kolumnen 4 und 6 berechnet. Aus dem unter 3 angefuhrten, beobachteten Ausschlag, der 147 Volt aquivalent ist, wurde berechnet, wieviel Skalenteile 280 Volt entsprechen. Die Abweichung von dem unter 5 angefuhrten, beobachteten Ausschlag gibt ein Ma6 fur den Beobachtungs- fehler. Bei den Funkenlangen iiber 2 mm sind die 240 Volt entsprechenden Ausschllige berechnet worden. Kolumne 4 ist entsprechend aus den Beobachtungen unter 5 gewonnen und dient zur Oegenuberstellung mit 3. Aus dem Vergleiche von 3 mit 4 und von 5 mit 6 wird man entnehmen, dab die Beob- achtungssicherheii nicht zu hoch eingeschatzt war.

$Is Beispiel fur den Gang der Beobachtung und Be- rechnung sei die Messung bei f = 1,s mm im transversalen Magnetfelde gewahlt. Die Kommutierung der Zusatzspannung von 36 Zellen veranlaI3te ein Sinken der Galvauometerein- stellung urn 60 Skt. Diese sind also aquivalent 147 Volt. Rei Erregung des Magneten konnte kein Ausschlag wahrgenommen werden. Die Unsicherheit der Ablesung betrug sicher nicht mehr als 10 Skt. Also berechnet sich der Grenzwert der den kbaren E.P. - Anderung zu

-- 14' lo - 24,5 60

Volt.

Die Kommutierung entsprach einer Verkleinerung von f: Nun wurde f um 0,OS mm vergrijEert (der tote Gang der Mikro- meterschraube war vorher durch Andrehen in demselben Drehungssinne eliminiert worden). Der Ausschlag stieg wieder urn 125 Skt. Man erhalt mit Benutzung der aus den Heyd- wei l le r sdhen Funkenpotentialen gewonnenen Beziehung, daB 0,01 mm Variation von f 35 Volt entsprechen, den Grenzwert zu

' 35 'O- = 22,4 Volt.

Das Mittel aus beiden Werten, 23 Volt, ist unter 8 angefuhrt. Aus ihm berechnet sich, mit Benutzung des E.P. von 7650 Volt,

125

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210 €I. Hewer.

die prozentische E.P.-Anderung, welche der Magnetismus sicher nicht bewirken konnte, zu 0,30 Proz.

Wie man aus der Tabelle ersieht, wachsen die Ausschlage mit zunehmender Fnnkenlange bis zu f = 2 mm, urn dann fur f *= 2,5 und 3 mm wieder abzunehmen. Dies ruhrt daher, da6 bei den Funkenlangen uber 2 mm die Strombelastung so gro6 wurde, da6 zur Vermeidung allzu unruhiger Galvano- metereinstellungen der Vorschaltwiderstand R (vgl. p. 205) ver- groBert werden mu6te. R betrug bei f s 2 mm 1400 Ohm, bei f > 2 mm 1800 Ohm.

Obwohl nun solche Empfindlichkeiten zugelassen wurden, daB die Einstellungen sehr inkonstant waren, wenn die Beob- achtung auf lbngere Zeit ausgedehnt wurde, so gelang es doch bei tadellosem Gang des Unterbrechers (Quecksilberturbine), auch hier geniigende Beobachtungen zu machen,

Bei den Funkenlangen uber 1,5 mm sind die Ausschlage auf 5 Skt. abgerundet.

Urn uriter allen Urnstanden sicher zu sein, daB die Sicher- heit der Ablesung niclit uberschiitzt war, wurde die direkte Probe darauf gemacht, ob auch ganz geringe ESP.-Anderungen noch gut bemerkbar waren, indem moglichst wenig Zellen . kommutiert wurden. So wurden bei f = 2 mm funf Zellen, also etwa 20 Volt E.P.-hderung, noch auffallig wahrgenommen. Wie aus cler Tabelle ersichtlich, war die hblesesicherheit in ungefahr derselben GroBe eingeschiitzt worden.

Die Punken gingen, nicht zu schnell aufeinander folgend, gut nbzahlbar iiber.

Zur Erzielung der hohen Empfindlichkeit war, wie schon im Abschnitt I V ausfiihrlicher dargelegt wurde, die Belichtung von f ' durch P mit ultraviolettern Licht durchaus erforderlich. Es wurde jedoch auch ohne Bestrahlung der EinfluB des Magnetfeldes untersucht. Die Empfindlichkeit muBte dabei, damit das Galvanometer wieder einigermaben ruhig wurde, durch VergroBerung von R auf etwa den zehnten Teil reduziert werden. Es ergab sich auch dann, daB kein EiiifluB lronstatiert werden konnte.

Besondere Sorgfalt muB auf soliden Auf bau der Funken- elektroden gelegt werden. Lange Zeit hindurch wurden achein- bare Wirkungen des Magnetismus beobachtet. Sie waren

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Ver?ialteit des Ent1adunpf'unReii.s US~L'. 21 1

dadurch verursacht, daB die Glastrager der Elektroden nicht vollig fest saBen und elektrodynamischen Einwirkungen ein wenig nachgaben. Als dieser Fehler beseitigt war, war auch jede scheinbare Wirkung verschwunden.

Da eine Wirkung des Magnetfeldes in erster Linie als Beeinflussung von etwa rorhandenen Gasionen zu deuten ge- wesen ware, so wurde also das Resultat der Versuche folgender- maBen auszusprechen sein. Bei Atmospharendruck ist es un- moglich, Gasionen durch starke Magnetfelder von 8000 bis 11 000 C.G.S.-Einh. aus dem Bereiche der Elektroden genugend abzulenken, um auch nur eine sehr geringe l3.P.-Anderung zu erzielen. Bei Bestrahlung der Elektroden mit ultraviolettern Licht, wo die Ionisation der Luft in der Umgebung der Elek- troden sichergestellt ist, zeigte die Anwendung einer empfind- lichen Methode, daB das E.P. sicher nicht um 1/4 Proz. beein- fluBt wurde. Ohne Bestrahlung, wo die Existenz von Gasionen hypothetisch angenommen ist , konnte eine Beeinflussung von 2,5 Proz. als sicher nicht vorhanden nachgewiesen werden. Fur die Existenz eines einleitenden Ionenvorstromes geben also die Versuche keinen Anhalt,

Ionentheoretisch kann das Resultat nicht allzu sehr uber- raschen, da bekannt ist, daB sich die Gasionen sogar in stark verdunnten Gasen magnetisch sehr schwer ablenkeri 1assen.l)

€3. Magne t i sches V e r h a l t e n des E n t l a d u n g s f u n k e n s y o n K o n d e n s a t o r k r e i s e n im Vakuum.

I. Bereits vorliegende Arbeiten.

Beobachtungen, die sich auf die magnetische Beeinflussung des zur Entladung notwendigen Potentials in Vakuumrohren beziehen, sind mehrfach gemacht worden. W a rburg2) hat gezeigt, dab das E.P. der Zeuchtendm Entladung, die in seiner Versuchsanordnung spontan einsetzte und von ihm geradezu als Funke bezeichnet wurde, durch Magnetfelder geandert wird.

1 ) J. J. Thomson, Elektrizitiitsdurchgang in Gasen, Leipzig 19C6. p. 119.

2) E. Warburg, Wied. Ann. 02. p. 392. 1897. Man vergleiehe aueh: 0. Lehmann, Der dunkle Kathodenraum, Verhandl. d. Natur- wissensch. Vereins Karlsruhe 16. 1902. p. 30 d. Sonderabdruckes.

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212 H. Meurer.

Er beobachtete im transversalen Magnetfelde eine betrachtliche E.P.-Erhohung und wies nach, daB dann gleichzeitig die Dauer der Entladungsverzogerung verlangert wird. Das gleichzeitige Auftreten dieser beiden Wirkungen lieB ihn vermuten, daB sich ,,in der Verzogerungsperiode unter der Einwirkung der elek- trischen Kraft ein schwacher, lichtloser elektrischer Strom von wachsender Starke bildet, welcher schlieBlich nacb Ablauf der Verzijgerungsperiode in die eigentliche leuchtende Funken- entladung iibergehtCc. Ein direkter Nachweis dieses Vorstromes mit dem Elektrometer oder als Lenchterscheinung geringer Helligkeit gelang nicht.

In Zusammenhang mit den Experimenten W a r b u r g s an Funken bei niederen Drucken scheinen Beobachtungen von 0. Lohmnnn') und Sieveking2) im Hochvakuum zu stehen. Sie zeigten, dab im hochsterreichbaren Vakuum ein geladenes Elektrometer, sofern es nicht bis zum E.P. der sichtbaren Entladung aufgeladen war, seine Ladung stundenlang un- verandert behielt, also keine Leitung der Elektrizitat durch das Hochvakuum stattfand. Trotzdem hatte ein relativ schwaches Msgne tfeld , dessen Kraftlinien annahernd mit den elektrischen zusammenfielen, die uberraschende Wirkung, daB das Elektrometer sich sofort entlud. 0. L e h m a n n bemerkt hierzu l): ,,WHhrend sich nun unschwer Hypotheson ersinnen lassen , welche diesen EinfluB des Magnetismus wahrend des Entladungsprozesses erklaren , erscheint der EinfluB auf den Eintritt desselben vollig ratselhaft, wenn, wie die besprochenen Versuche ergeben, eine lichtlose Stromung vor der Entladung nicht vorhanden ist."

SchlieBlich sind im Zusammenhange mit Vakuumfunken noch die Glinimentladungen zu betrachten, sofern von Magnet- feldern ihre Ilichtung, Form und E.P. beeinfluBt wird. Die hierauf beziigliche Literatur findet sich zusammengestellt in '

J. J. T h o m s on, Elektrizitatsdurchgang in Gasen, deutsch von E. Marx , Leipzig 1906, p. 487--485, sowie in A. W i n k e l - mann, Handbuch der Physik, IV. 2. Aufl. 1905. p. 622.

1) 0. Lehmann, Boltzmann-Festschrift p. 287. 1904. 2) H. S i e v c k i n g , Ann. d. Phys. 20. p. 209. 1906. Hier findet sich

auch eine kritische Ubersicht uber die zurzeit bestehenden Theorien betreff Einleitung cles sichtbaren Entladungsvorganges.

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Yerhalten des Entladungsfunkens ustc. 213

An diese Untersuchungen knupfen einige Beobachtungen an, die ich im folgenden mitt,eilen mochte.

11. Anordnung.

Ein Kondensatorkreis entladet sich durch eine Vakuum- funkenstrecke 7, die sich zwischen den Polen des Elektro- magneten befindet. Parallel zu 7 ist eine Luftfunkenstrecke gescbaltet, die zur Spannungsmessung dient.

Es wurden symmetrische Rohren verwandt. Fig. 4 zeigt ihre Form.')

Als Elektroden dienten zwei genau in derselben geraden Linie verlaufende Platindrahte a und b. Im Innern der Rohre besitzen sie einen Glasiiberzug bis etwa 3 mm von ihren Spitzen. Der Abstand der Spitzen betrug ca. 2,5 mm. Der Durchmesser der Glaskugel war 19 mm. In dem Ansatz zur Luftpumpe befand sich der Hahn H ; oberhalb H, bei c war ein vertikal orientiertes Bleirohr mit Siegellack eingekittet. Durch Torsion dieses Bleirohres konnte die Rohre rnit Leichtigkeit um die Vertikalachse gedreht werden, so daB die Linie a b senkrecht oder parallel zu den Kraftlinien oder

gestellt werden konnte. Evakuiert wurde mit einer Kahl -

b aum schen Quecksilberluftpumpe ; die Druckmessung geschah an einem M a c L e o d schen Mano- meter.

111. Beobaahtungen und Resultate.

auch in einen beliebigen Winkel mit ihnen a ii b Fig. 4.

Die Wirkung des Magnetfeldes zeigte sich in durchaus deut- licher und ubersichtlicher Weise. Verliefen die magnetischen Kraftliuien senkrecht zur Richtung a h , so trat Erhohung des E.P. der leuchtenden Entladung ein, fie1 jedoch die Richtung von a b mit der Kraftlinienrichtung zusammen, so zeigte sich E.P.-Erniedrigung. Umpolarisieren des Magneten anderte an der GroBe der Wirkung nichts. Gemessen wurde die E.P.-Anderung

1) Bezogen aus der Glasblaserei C. Kramer , Freiburg i. Br.

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214 Ii. Meurer.

vermittelst der Luftfunkenstrecke 3. Ein Feld von ca. 3800 C.G. S.-Einh. ergab transversal eine VergroBerung des E.P. urn cn. 13 Proz., longitudinal eine Verringerung um ca. 50 Proz. Zur Demonstration geniigt es, daB die Entladung bei der transversalen Kraftlinienrichtung aussetzt , - bei der longitudinalen zum Ziinden gebracht wird, wenn sie ohne Magnetfeld noch nicht einsetzen konnte.

Form und Aussehen der Entladung mogen noch beschrieben werden. Von etwa 0,05 mm Hg bis zu den hachsten von mir erreichten Vakua - diese Drucke konnten am M. Leodschen Manometer, dessen Kubikinhalt verhaltnismii6ig klein, gleich 20 ccm war, nicht meEr mit Sicherheit abgelesen werden; schatzungsweise liegen sie bei etwa 0,002 mm Hg - war ohne Magnetfeld die Rohre anscheinend gleichmaiBig yon hellem weiBen Lichte erfiillt; die Glaswand fluoreszierte grungelb, bei geringer Stromzufuhr ziemlich schwach, bei mehr Strom heller leuchtend.

Im Maguetfelde trat an jeder Elektrode ein heller weioer Streifen auf. Diese beiden Streifen verliefen stets parallel und in der Richtung der Kraftlinien, wie auch die Rijhre gedreht wurde, nach Art der Fig. 5.

Die diffuse Glasfluoreszenz war verschwunden, dafur zeigten sich jedoch an den vier Stellen m, n , p , q , an denen die ~ ~ r N t - d e r ~ . . wei6en Streifen die Glaswand trafen,

&i%z.um FluoreszenzHecke. Offenbar handelt es sich urn Richtung des negativen Glimmlichtes, sowie der Kathoden- strahlen in die Richtung der Kraft- linien bei Anwendung starker Felder. Ersteres ist wohl die von 0. L e h - m a n n l) beschricbene Erscheinung ; letzteres ist ebenfalls bekannt. Ohne Anschaltung deer Leidener Plaschen er-

Fig. 5. schien der Gasinhalt der Riihre dunkel, die Glaswand dagegen zeigte

Fluoreszenz. Beim Erregen des Feldes zog sich letztere nicht auf vier, sondern nur auf zwei Flecke, etwa m und n , zu- sammen; wurde die Stromrichtung kommutiert, so fluoreszierten

1 1 I 1 1 f a

1 1 1 1 f 1

I ) 0. L e h m a n n , Ann. d. Phys. 7. p.10. 1902.

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Tkrhalten des Entladungsfunhens usw. 215

statt m , n die Stellen p , q. Somit zeigt die Entladungs- erscheinung selbst an, da6 die Flaschen sich oszillatorisch en tladen .

Bei Drucken iiber 0,05 mm Hg kann auch bei an- geschalteten Flaschen ein nahezu kontinuierlicher Stromdurch- gang zustande kommen, so daB die Flaschen tatsachlich auBer Funktion sind. Dies kann dann an den polaren Unterschieden der Leuchterscheinung, besonders im Magnetfelde , sofort er- kannt werden. Die polare Induktorentladung geht bei weiter zunehmendem Drucke uber in oszillatorische. Man sieht dies daran, daB auch bei abgeschalteten Flaschen die Leucht- erscheinung an heiden Elektroden dieselbe ist.

Uber Bemuhungen, quantitative Resultate zu erhalten, ~ g l . die Dissertation.

E5 i5t mir ebensowenig wie den friiheren Beobachtern') gelungen, einen experimentellen Nachweis fur die Existenz des

t t t t a b

Fig. 6.

,,Vorstromes" zu erbringen, der alle Erscheinungen erklaren wurde. Man hat jedoch den unmittelbaren Eindruck, als sei das Phanomen nicht unabhangig von der Tatsache, da6 sich die Kathodenstrahlen und das negative Glimmlicht im starken Magnetfelde zu einem scharf begrenzten Strahle, der stets in der Kraftlinienrichtung verlauft, vereinigen. I m longitudinalen Felde geht dieser Strahl mitten durch den Elektrodenzwischen- raum (vgl. Fig. 6 4 , im transversalen geht er daran vorbei (vgl. Fig. 66).

1) Siehe unter B. I., p. 211 u. 212.

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21 6 H. Meurer. Yerhalten cles Entladungsfiinkens usw.

Nimmt man nun an, daB auch schon vor dem Ihsetzen der leuchtenden Entladung Elektronen ausgesandt werden , so ionisieren diese im Falle der Fig. 6 a den Elektrodenzwischen- raum - daher E.P.-Erniedrigung -. Im Falle der Fig. 6lr gelangen dagegen weniger Elektronen als ohne Magnetfeld dorthin - daher E.P.-Erhohung.

SchlieSlich sei noch bemerkt, daB die verschiedenen vom Glasblaser gelieferten Rohren den Effekt quantitativ in sehr verschiedener Starke zeigten. Qualitativ war jedoch stets, auch in den am geringsten wirksamen Rohren, der Sinn des Phanomens gewahrt.

Diese Arbeit wurde unter Leitung meines hochverehrten Lehrers Hrn. Prof. Dr. Cohn ausgefiihrt; fur seine unermiid- liche Unterstiitzung drangt es mich, auch an dieser Stelle meinen ergebensten Dank auszusprechen.

Ebenso danke ich Hrn. Prof, Dr. B r a u n und Hrn. Privat- dozent Dr. Mandels tam fur ihr liebenswurdiges Interesse und dauernden, mir giitigst erteilten Rat.

S t r aBburg , Physik. Inst,. der Univ., Juni 190s.

(Eingegangen 11. Novernbcr 1908.)

Berichtigungen zu Band 27. Seite 785, Zeile 1 ist statt ,,in a'( zu setzen ,,in 1.". Seite 786, Zeile 1 ist statt ,,der" zu setzen ,,die/. Seite 786, Zeile 11 von unten ist statt ,,Riihren dL zu setzen

Seite 787 sind bei Fig. 8a und Fig. 8b die 1 mm weiten Rohren ,,RGhren r".

mit ,,r" zu bezeichnen.

Druck von Metzger & Wittig in Leipzig.