ueber das dibrombenzol

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753 schiesst. Zur Reinigung habe ich ihn aus der gesgttigten Benzol- 1Gsung rnit vie1 Alkohol gefallt. Er stellt so ein weisses, mehr oder weniger grob krystallinisches Pulver Jar. Die Anttlysen stimrnen auf die Folmel C, H, ". E r schrnilzt nach vorherigem Zusammenschmel- Zen bei 221O uncorr. Das von L i n n e m a n n aus Benzophenon niit Zink und Salzsiiure dargestellte Benzpinakon (a. a. 0.) kann als das Glycol dieses Koh- lenwasserstoffes betrachtet werden. Ich versuchte dem Kohlenwasserstoff Brom zuiuaddiren, doch er- hielt ich ein Substitutionsprodukt von der Porrnel CaS H,, Br5, von desseu Reinheit ich inich aber nicht habe iiberzeugen kiinnen. Mit conc. Schwefelsiiure, rauchender Salpetersaure giebt er ebenfalls Sub- stitutionsprodukte, die ich aus Mange1 an Material iioch nicht babe untersuchen konnen. 216. Victor Meyer: Ueber daa Dibrombenzol. (VorlBofige Mittheilung; vorgetrageu vom Verfasser.) In der Absicht, die Frage nach der Stellung der Bromatome im Dibrombenzol auf experimentellem Wege zu entscheiden, habe ich ver- sucht, die in demselben von dem Brom eingenommenen Platze durch Methylgruppeu auszufiillen; es schien dies auch in anderer Hinsicht von Interesse, da niimlich die schone synthetische Methode F i t tig's bisher nur bei Mouobromiden angewandt worden war, und es daher noch unent- schieden blieb, ob dieselbe auch die gleichzeitige Einfiihrung zweier Me- thylgruppen in das Beuzol gestatte. Zu diesem Zwecke wurde Dibrom- benzol, .welches durch anhaltendes Abpressen und Umkrystallisiren aus heissem Alkohol von jeder Spur seines fliissigen Isomeren") befreit wor- den war, genau nacli P i ttig's Vorschrift in atherischer Losung mit Jod- methyl und Natriurn behandelt. Die Reaction trat erst nach mehrstiin- digem Stehen ein, nachdem das den Kolben umgebende Eis geschmolzen war, verlid aber ausnehniend glatt und lieferte reichliche Mengen eines Kohlenwasserstoffs, der der Hauptmenge nach bei 135O bis 140° sie- dete. Bei der Oxydation rnit chrornsaurem Kali und Schwefelsaure lieferte derselbe Tereph talsgure, welche, wie ich mich durch genaue CTntersuchung (mit Hiilfe des Barytsalzes) "*) iiberzeugte, keine Spur der isorneren Isophtalsaure enthielt.**") Aucli als eine Portion des Kohlenwasseratoffs bis zu Ende oxydirt wurde, in der Art, dass jedesmal nach etwa 8 bis 10-stiindigem Kochen der unangegriffene *) 1: ,cse, Diesc Berichte 1869, 61. **) ef. Fittig, Ann. Chem. Phnrm. 153, S. 269. ***) F~ltd@&Ir6 wird bekaiiirtlich durcli tlas OxydrtionRgemkch verbrannt. (Fittig u. Bieber.)

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Page 1: Ueber das Dibrombenzol

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schiesst. Zur Reinigung habe ich ihn aus der gesgttigten Benzol- 1Gsung rnit vie1 Alkohol gefallt. Er stellt so ein weisses, mehr oder weniger grob krystallinisches Pulver Jar. Die Anttlysen stimrnen auf die Folmel C, H, ". E r schrnilzt nach vorherigem Zusammenschmel- Zen bei 221O uncorr.

Das von L i n n e m a n n aus Benzophenon niit Zink und Salzsiiure dargestellte Benzpinakon (a. a. 0.) kann als das Glycol dieses Koh- lenwasserstoffes betrachtet werden.

Ich versuchte dem Kohlenwasserstoff Brom zuiuaddiren, doch er- hielt ich ein Substitutionsprodukt von der Porrnel CaS H,, Br5, von desseu Reinheit ich inich aber nicht habe iiberzeugen kiinnen. Mit conc. Schwefelsiiure, rauchender Salpetersaure giebt er ebenfalls Sub- stitutionsprodukte, die ich aus Mange1 an Material iioch nicht babe untersuchen konnen.

216. Vic tor Meyer: Ueber daa Dibrombenzol. (VorlBofige Mittheilung; vorgetrageu vom Verfasser.)

In der Absicht, die Frage nach der Stellung der Bromatome im Dibrombenzol auf experimentellem Wege zu entscheiden, habe ich ver- sucht, die in demselben von dem Brom eingenommenen Platze durch Methylgruppeu auszufiillen; es schien dies auch in anderer Hinsicht von Interesse, da niimlich die schone synthetische Methode F i t t ig ' s bisher nur bei Mouobromiden angewandt worden war, und es daher noch unent- schieden blieb, ob dieselbe auch die gleichzeitige Einfiihrung zweier Me- thylgruppen in das Beuzol gestatte. Zu diesem Zwecke wurde Dibrom- benzol, .welches durch anhaltendes Abpressen und Umkrystallisiren aus heissem Alkohol von jeder Spur seines fliissigen Isomeren") befreit wor- den war, genau nacli P i t t i g ' s Vorschrift in atherischer Losung mit Jod- methyl und Natriurn behandelt. Die Reaction trat erst nach mehrstiin- digem Stehen ein, nachdem das den Kolben umgebende Eis geschmolzen war, verlid aber ausnehniend glatt und lieferte reichliche Mengen eines Kohlenwasserstoffs, der der Hauptmenge nach bei 1 3 5 O bis 140° sie- dete. Bei der Oxydation rnit chrornsaurem Kali und Schwefelsaure lieferte derselbe T e r e p h t a l s g u r e , welche, wie ich mich durch genaue CTntersuchung (mit Hiilfe des Barytsalzes) "*) iiberzeugte, keine Spur der isorneren Isophtalsaure enthielt.**") Aucli als eine Portion des Kohlenwasseratoffs bis zu Ende oxydirt wurde, in der Art, dass jedesmal nach etwa 8 bis 10-stiindigem Kochen der unangegriffene

*) 1: , c s e , Diesc Berichte 1869, 61. **) ef. F i t t i g , Ann. Chem. Phnrm. 153, S. 269.

***) F~ltd@&Ir6 wird bekaiiirtlich durcli tlas OxydrtionRgemkch verbrannt. (Fittig u. Bieber.)

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Kohlenwasserstoff abdestillirt und von Neuem oxydirt wurde, enthielt die in reichlicher Menge erheltene Terephtalsaure lreine Spur vnn Isophtalsaure. Dernnach ist die Stellurig der Hronintnme in dern kry- stallisirten Dibrornhenzol = 1,4.

Die Erklarung dieser Thatsache hietet Schwierigkeiten und scheint mil den vorliegenden Arbeiten von Ktirner.) und Augus t Mayer**) kaum vereinbar. h'ach den Untersuchungen dieser Cherniker scheint niimlich das nibrombenzol in dieselbe Reihe wie die O x y b e n z o Z - s i i u r e zu gehoren, drr das Monobrornphenol, welcbes nach K6riier bei gleichzcitiger Einwirkung von Kohlensaure und Natrium Oxyben- zoesiiure liefert, nach B u g . M a y e r bei der Behandlung rnit PBr, in das gewiihnliche, krystallisirte Dibroml enzol ubergeht. Nun ist es aber nach den iibewinstimrnenden Resultaten der Arbeiten von K e k u l 6 , F i t t i g , H i i b n e r , L a d e n b u r g u. F i t z , A. W. H o f m a n n , Kiir- n e r , H i i b n e r u. P e t e r m a n n , u. A. unzweifelhaft, daes die Te- rcplithalsaiire in dieselbe Reihe geh6rt wie die P a r a o x y b e n z o B - s l i u r e , und es mijsste daher, d a nach dem oben mitgetheilten Ver- such dus Dibromben2ol der Terephthalsiiure entspricht , das Mono: brornphenol bei der Rebandlung rnit K o h l e n s h e und Natrium nicht OxybenzoBsiiure, sondern ParaoxybenzoEshre liefern.

Diese scheinbar unvereinbaren Thatsachen mcrden nnr dann ver- standlich, wenn man annimmt, dass das Monobrompbenol ein Oe- misch von 2 isomeren Verbindungen ist, van detien die Eine in die Reihe der OxybenzoZsaure, die Andere in die der ParaoxybenzoEsBure gehiirt. Diese Annahme wird nicht ungerechtfertigt erscheinen, wenn man bedenkt, dass bei den iibrigen Substitutionen des Phenols, bei der Einfiihrung von Jod, SO, H, NO, und, wie es nach den neueren Beob- schtungen van B a h r - P r e d a r i * * * ) scheint, anch von Chlor, stets gleich- zeitig 2 isomer > Phenol-Derivate erzeugt werden. Die Eigenschaften des Monohrornphenols widerlegen diese Annahrne nicbt , da dasselbe keine krystallisirte Substanz van wohl charakterisirter iiusserer Erschei- nung, sondern rielrnehr ein Oel ist, das nur im luftverdiinnten Raom unzersctzt destillirt werden kann.

1st diese Annahme richtig, so erbielt A u g . M a y e r bei der Behandlung des Brornphenols mit PBr, auch zwei isomere Dibrom- beiizole, von denen das Eine vielleicht das /lDibrombenzol von R i e s e , nlso eine niit Alkohol rnischbare Fliissiigkeitt) ist, welche bei dem Um- kryst:tllisiren aus Alkohol nothwendhg in der Mutterlauge bleiben musste. Weniger Ieicht zu erklaren ist es, warum K i i r n e r bei der Einwirlriing vnii Kohlensliure und Natrium auf den Methyllthar des

* j Zeitscln. Ch. 1868, 9. 3 2 7 . **) Ann. (211. Ph. 1.77. S. 221.

t ) Diwertation. Ziirich, 18G9. ***) D i e m Berichte XI, 694.

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Bromphenols nur Methyloxybenzolsiiure anstatt Metliylparaorybenzo&- &ure (Aniesaure) erhielt. Doch ist aucli dies unter obiger Anoatme erklarlich, da es wohl moglich ist, dass das eine der beiden gebrom- ten Anisole leichter und schneller von Kohlensaure und Natriuni an- gegrsen wird, als das Andere, oder dass selbst beini Aethenficiren der gebromten Phenole und Rectificiren des Produktes nur das Eine der beiden Bromanisole isolirt und der Einwirkung von Kohlenslure und Natrium auegesetzt wurde.

Dieser Versuch einer Erklarung mijchte vielleicht fur Manchen etwse Unwahrecheinliches haben ; allein er wird diesen Schein ver- lieren, wenn man sich erinnert, dass genau in derselben Weise das cine Zeit lang vollig unverstandliche Verhalten des Xylois aus Stein- kohlentheer iufgeklart worden ist. Dieser Kohlenwasserstoff gab bri der Oxydation Derivatc des 1,4 Xylols, wiihrend er bei der Substitution solclie des 1,s (Iso) Xylols lieferte. Dies Vcrhalten war v6llig uner- kliirlich, bis P i t t ig*) zeigte, dass das Xylol ein Gemisch beider Eoh- lenwasserstoffe ist und dass durch die Art , wie die Versuche ange- stellt wurden uird die angewandten Reinigungsmethoden nothwendig bei der Oxydation die Derivate des Isoxylols, bei der Substitution da- gegen die des Methyltoluols iibersehen wcrden mussten.

Es versteht sich von selbst, dass nur weitere experimentelle Un- tersuchungen iiber den Werth der von mir gegebenen Erklgrung ent- acheiden koonen.

217. A. W. H o f m a n n : Fragmentariache Untersuchungen au8 dem Berliner Univereitatslaboratorium.

(Mittheiluog LX; vorgetragen vom Verfasser.) Die chemische Gesellschaft halt heiite ihre letzte Sitzung vor

dem Anfange der Ferien, aber auch vor dem Ausbruche des fluch- wiirdigen Krieges, welchen uns frevelnder Uebermuth aufgezwungen hat. Angesichts der grossen Opfer, welche die Abwehr des Feindes dem Vaterlande auflegt, wer wolIte es leugnen, dass die Erfolge auf dem Gebiete der Wissenschaft, welche sonst unser ungetheiltes Inter- csse in Anspruch nehmen, bereits einen grossen Theil ibrer Anzie- hungskraft verloren haben? Das Gefiibl, dem wir uns in der heu- tigen Sitzung nicht verschliessen kiinnen , hat sich in allen Kreisen wissenschaftlicher Thatigkeit geltend gemacht; die Reihen der Zuhii- rer in den Vorlesungen lichten sich mit jedem Tage, die Laboratorien Bind ver6det. Ein grosser Thei! der acndemisctien Jugeiid steht bereits unter den Waffen oder ist in andercr Weise f i r die Verthei- digung des Vaterlandes thatig, und selbst diejenigen, welchen bis jetzt

- ____ *) Ann. Ch. Ph. 153, 8. 265.