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Tibetische GEBETSFAHNEN

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Page 1: Tibetische GEBETSFAHNEN - bücher.de · den östlichen Provinzen von Amdo und Kham ein. Bis 1959 hatten die Chinesen das ganze Land unter-worfen, und der Dalai Lama war zusammen mit

T i b e t i s c h eG E B E T S FA H N E N

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T i b e t i s c h eG E B E T S F A H N E N

T e x t u n d P h o t o g r a p h i e n D i a n e B a r k e rB e r a t e r D r u - g u C h o e g y a l R i n p o c h e

A u s d e m E n g l i s c h e n v o n Z o e We l l e r

Ve r t ra u e n S i e I h r e G e b e t e d em Wi n d a n

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Die Originalausgabe erschien bei Connections Book Publishing Limitedin Great Britain und USA 2003.

Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek:Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der DeutschenNationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet

über http://dnb.ddb.de abrufbar.

© Diane Barker 2003 (Photographien)© Tsering Wangchuk 2003 (Design der Gebetsfahnen)

© Eddison Sadd Editions 2003 (Setausgabe)© Heinrich Hugendubel Verlag, Kreuzlingen/München 2003 (deutsch-

sprachige Setausgabe)Alle Rechte vorbehalten

Ohne vorhergehende schriftliche Einwilligung des Herausgebers darf kein Teil dieses Buches reproduziert, für Wiederveröffent-

lichungszwecke gelagert oder auf irgendeine Art oder zu irgendeinemZweck übertragen werden; auch darf es in keiner anderen Form,

Bindung und Umschlag betreffend, als der, in der es veröffentlichtwurde, sowie unter anderen Geschäftsbedingungen als den mit dem

Käufer vereinbarten in Umlauf gebracht werden.

Die Gebetsfahnen sind von Tiger Tiger Inc., PO Box 7341, Berkeley,CA 94707, USA, www.tigertiger.com, bezogen.

Produktion: Eddison Sadd Editions Ltd., LondonSatz: EDV-Fotosatz Huber/Verlagsservice G. Pfeifer, Germering

Printed in India 2004ISBN 3-7205-2376-4

Vorwort 5

EINFÜHRUNG

Frieden und Mitgefühl 6

DIE PHOTOGRAPHIEN

Segnungen, die der Wind übermittelt 27

Glossar 62

Literatur 63

Kontaktadressen 64

Danksagung 64

InhaltIn Liebe widme ich dieses Buch dem Volk der Tibeter.Möge seine Kultur zum Wohlergehen

aller Wesen aufblühen.

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VorwortNun, da dieses wunderbare Buch über lung-ta selbst wie

eine Gebetsfahne um die Welt fliegt, bin ich dankbarund glücklich, für alle Wesen im Universum voller Liebeund Respekt beten zu können.

Gebetsfahnen sind ein ausgesprochen wichtiger Bestand-teil der tibetischen Kultur. Überall auf der tibetischenHochebene sind sie zu sehen und das ganze Jahr über trägtder Wind die vielen Gebete in alle Teile unserer Erde. FürTibet sind Gebetsfahnen eine ständige Erinnerung daran,dass das Land ein Beispiel für das wahre Verständnis derLehren Buddhas ist – ein Land des Friedens, der Liebe unddes Glücks, frei von Hass, ein Land, das Harmonie und Freu-de weit über seine Grenzen hinweg zu verbreiten vermag.

Gebetsfahnen aufzuhängen ist immer eine gute Tat, undzwar unabhängig davon, wo sie platziert werden. Tibeterhissen ihre Fahnen immer an heiligen Orten.

Die Gebetsfahnen sind voller Farbe und Energie undwehen in alle Himmelsrichtungen. Vom Wind in luftige Hö-hen getragen, erwecken Gebetsfahnen den Geist, verhelfenihm zu einem Strahlen und größter Klarheit im Denken.

Gebetsfahnen sind Botschafter des Himmels, sie erinnernuns alle an die Aufgabe, auf Frieden, Harmonie und Glückhinzuarbeiten. Sie dienen aber auch als Einladung an denHimmel, Lebenden wie Toten seine Unterstützung zu ge-währen. Gebetsfahnen schenken Energie, Gesundheit, Glückund Erfolg, und jede Fahne ist wie ein Stern auf dieser Welt.

Durch die Gebetsfahnen schicke ich Liebe und Gebetenach Tibet, auf dass sich ein wirkliches Verständnis zwi-schen Tibetern und Chinesen, und eine Haltung wechsel-seitigen Respekts und ebensolcher Fürsorge entwickelnmögen. Auch möchte ich Indien für seine Unterstützungbei der Bewahrung der tibetischen Kultur außerhalb Tibetsin einer Atmosphäre der Freiheit herzlich danken. Mögendiese Gebetsfahnen Frieden, Glück und Freude über dieganze Welt verbreiten, zusammen mit dem richtigen Maßan Entwicklung und Fortschritt – je nachdem, wie dies diejeweilige Situation erfordert.

DRU-GU CHOEGYAL RINPOCHE

Geistliches Oberhaupt der Tho-Dru-gu-Region, Kham, Tibet

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Für tibetische Kultur begann ich mich etwa 1970 zubegeistern, als mich Freunde der imposanten Person

des 16. Karmapa vorstellten. Dieses Treffen, das in ei-nem walisischen Bauernhaus stattfand, sollte mein Lebentief greifend verändern. Später hatte ich auf meinen Rei-sen nach Indien und Nepal Kontakt mit Exilgemeindenaus Tibet, schließlich reiste ich nach Tibet selbst und leb-

te bei nomadischen Gemeinschaften wie den Amdo undKham im Osten. Die tiefe Spiritualität der tibetischenGesellschaft und ihre Art, ihren Glauben zum Ausdruckzu bringen, inspirierten mich, befriedigten mein Verlan-

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EINFÜHRUNG

Frieden und Mitgefühl»... eines Tages sahen mich ein paar Holzsammler und Viehtreiber mit reiner Seele und gutem Karma durchdie Lüfte fliegen. Ich kam vom Berg Kailash, in jeder Hand hielt ich eine weiße Gebetsfahne. Sie sahen, wie

ich auf dem Gipfel des Crystal Peak landete, die Gebetsfahnen anbrachte und weiterflog. Sie berichteten dies den Leuten aus der Gegend. Jene wollten sich der Sache selbst vergewissern. Nun konnte jeder auf demCrystal Peak eine große weiße Gebetsfahne erblicken, die zuvor noch nicht dort gewesen war. So wurden

Glaube und gute Bedingungen für das Erblühen des Dharma in dieser Gegend geschaffen.«The Life of Shabkar (Das Leben Shabkars) übersetzt von MATTHIEU RICARD

Zum Verkauf angebotene Gebetsfahnen auf dem Barkhor Marktvor dem Jokhang Tempel, Tibets wichtigstem Heiligtum, in Lhasa.

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gen nach Transzendentemund nach Ritualen.

Wo immer ich auf ti-betische Gemeinschaftentraf, fand ich eine starkeKraft des Betens in religiö-ser Hingabe – von denMönchen und Nonnen mitihren pujas und ihren pechasüber die Alten mit ihrenGebetsmühlen, aber auchdie junge Frau, die Brotverkaufte und dabei Mantras murmelte, während siemich bediente, bis zu ganzen Familien, die bei der jähr-lichen mani-Gebetszeremonie im Haupttempel in Dha-ramsala in Indien ihre malas, Gebetsketten, durch dieFinger gleiten lassen. Da waren die Menschenmengen,die in Boudhnath in Nepal um den stupa herumliefen.Und überall die farbenfroh flatternden Fahnen mit denGebeten, Mantras und heiligen Bildern darauf.

Gebetsfahnen habenmir stets ein Gefühl derHeimkehr vermittelt, dennwo immer ich sie erblicke,weiß ich Tibeter in der Nä-he. Tatsächlich kann manauf der ganzen Welt, über-all, wo Tibeter leben, ganzeReihen von Gebetsfahnenmit ihrer vom Wind getra-genen Botschaft des Frie-dens und der Mitmensch-

lichkeit erkennen. Ich habe sie in Tibet auf den hohenGebirgspässen gesehen, über Flüsse gespannt und anNomadenzelten angebracht, in Nordindien auf Tem-peldächern wehend, in Nepal an Ständen zum Verkaufangeboten, in Schottland von einem stupa herabhän-gend, im Peace Garden in London aufgehängt.

Diese Fahnen symbolisieren all das, was tibetischeKultur für mich ausmacht – eine ständige Präsenz des

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Im Taerlung-Gebiet in Kham betätigt eine Nomadenfrau ihreGebetsmühle im Halbdunkel ihres Zeltes.

Einführung

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Transzendenten und Heiligen, das unsere materielleWelt durchdringt, aber dennoch jenseits davon verharrt.Das graduelle Ausbleichen und Zerschleißen des dünnenBaumwollmaterials der Fahnen erinnert mich an die Ver-gänglichkeit allen Lebens, an meine eigene Sterblichkeit.Dass immer wieder neue Fahnen neben die alten gehängtwerden, verweist auf Erneuerung und Wiedergeburt.

Als machtvolles Symbol leisten die Gebetsfahneneinen poetischen und spirituellen Beitrag zum Weltfrie-den und zum allgemeinen Wohlergehen. Aber was lässtsich über ihre Ursprünge und über ihre tiefere Bedeu-tung sagen? Zum besseren Verständnis sollte man einenBlick zurück an die Anfänge der Kultur Tibets werfen.

BÖN UND BUDDHISMUS

In früheren Zeiten war Tibet von wilden Kriegervölkerngeprägt. Sie praktizierten den Bön-Schamanismus, einenVolksglauben, der auf Naturanbetung basiert. DieLandschaft betrachtete man als heilig, der Glaube um-fasste die Nutzbarmachung oder zumindest die Bändi-

gung der Naturelemente. Den Himmel, die Berge, Flüs-se und Seen glaubte man von Göttern belebt, von Dä-monen und Geistern, die rituelle Opfer für den Schutzverlangten, den sie den lokalen Gemeinden boten.

Im 7. Jahrhundert wurde der Buddhismus in Tibetetabliert, in einer Zeit, in der im Land eine große Mi-litärmacht herrschte, die ihr Einflussgebiet weit überdie heutigen Landesgrenzen hinweg ausgedehnt hatte.Songtsen Gampo, der bedeutendste der damaligen Kö-nige, heiratete zwei buddhistische Prinzessinnen – eineaus Nepal, eine aus China; ihnen schreibt man die Ein-führung des Buddhismus am tibetischen Hof zu. DerBuddhismus wurde als zivilisatorische Errungenschaftbetrachtet und im 8. Jahrhundert versuchte König Tri-song Detsen, ihn weiter zu propagieren: Er lud den in-dischen Abt Shantarakshita nach Tibet ein, auf dass erdort ein buddhistisches Kloster gründe. Da er den Wi-derstand der Bön-Schamanen nicht zu überwinden ver-mochte, bat der König auf Anraten von Shantarakshitaden großen indischen Tantra-Yogi Padmasambhava um

Frieden und Mitgefühl

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Unterstützung. Legendenberichten von dessen Zäh-mung lokaler Götter undGeister und über deren fol-gende Konvertierung zumBuddhismus – als Schutz-götter. Schließlich wurdedas erste Kloster, Samye,erbaut.

Ende des 8. Jahrhun-derts hatte der Buddhismusden einheimischen Bön-Schamanismus weitgehendverdrängt, wobei er allerdings einige von dessen Aspek-ten tolerierte und sogar aufnahm. Nach und nach si-ckerten buddhistische Werte in alle Bereiche des tägli-chen Lebens ein und bestimmten die Vorstellungen derMenschen. Mit dem Aufblühen der großen Klösterspielten religiöse Führer eine zunehmend wichtige Rol-le und schließlich wurde ein Priester-Königtum gegrün-

det. Dies bedeutete dieEinführung der Dalai La-mas, deren Nachfolgedurch Reinkarnation gesi-chert ist. Nach einigenkriegerischen Wirren zogensich die Tibeter auf Zu-fluchtsorte in der rauenGebirgslandschaft zurück,um sich auf die buddhisti-schen Lehren zu konzen-trieren, auf die Erforschungund das Verständnis der in-

neren Welten und die Entwicklung der Ideale von Frie-den und Mitgefühl. Das Ergebnis war eine Kultur vonbesonderer Tiefe. Heute stellt der tibetische Buddhis-mus eine außergewöhnliche Mischung aus religiösenLehren einerseits und den Ritualen des Schamanismusandererseits dar: eine Hingabe an das Heilige und an dieKraft in der Natur, beispielsweise in Ritualen wie der

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Hier führen Mönche den heiligen cham-Tanz auf, in Chung Lung Goupa in Kham.

Einführung

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Himmelsbestattung, der Pilgerschaft, im Gebrauch vonGebetsmühlen und im Stellen von Geisterfallen – Ritua-len, die neben dem gelehrten Mönchtum existieren.

DAS ›LAND DES SCHNEES‹ WIRD ENTDECKT

Vom 8. bis zum 18. Jh. entwickelte sich in Tibet nahe-zu isoliert vom Rest der Welt eine buddhistische Kul-tur. In dieser Zeit war das ›Land des Schnees‹ auf demDach der Welt Ausländern mehr oder weniger ver-schlossen – und wurde Stoff für Mythen und Legen-den. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde Tibetaufgrund seiner strategischen Lage zu einer Schach-figur im »Großen Spiel« – dem Kampf um die regi-

onale Vormachtstellung zwischen Britisch-Indien,Russland und China. Der Zusammenbruch des chine-sischen Kaiserreichs und der Aufstieg des Kommunis-mus brachten eine Verschlechterung in den vormalsguten Beziehungen zwischen Tibet und China mit sich.Zu dieser Zeit begann Britannien, sich aus Indienzurückzuziehen, und Russland war mit Problemen imeigenen Land beschäftigt. Zwischen 1949 und 1950marschierten kommunistische chinesische Truppen inden östlichen Provinzen von Amdo und Kham ein. Bis1959 hatten die Chinesen das ganze Land unter-worfen, und der Dalai Lama war zusammen mit Tau-senden von Tibetern nach Indien geflohen.

Frieden und Mitgefühl

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»Als ich den Pass überquerte, um nach Tibet zu gelangen, sah ich, dass neben den kleinen Gebetsfahnen, die Tibeter immer gerne in höheren Regionen aufstellen, große rote Fahnen ausChina prangten, und Porträts von Mao Tse-tung. Zweifellos war dies als Willkommensgruß

gemeint, aber es war ein schmerzliches Willkommen in meinem eigenen Land.«DALAI LAMA: My Land and My People (Mein Leben und mein Volk)

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Einführung

Ironischerweise »profitierten« die Menschen imWesten von der Verwüstung Tibets durch die Chinesenund von der Vertreibung seines Volkes, weil dadurchder Kontakt zu dieser hoch entwickelten, buddhis-tischen Kultur intensiviert wurde. Tibets tragischerVerlust seiner Unabhängigkeit war sozusagen unserGewinn, da nun hohe Lamas, wie der 16. Karmapa, inden Westen kamen und ihr Wissen mit Gesellschaftenteilten, die äußerlich zwar reich, innerlich jedoch ver-armt waren.

DER RITT DURCH DIE LÜFTE

Es gibt zahlreiche Theorien über den Ursprung vonGebetsfahnen, den lung-ta. Aus meinen Nachforschun-gen ergibt sich, dass sie noch vor der Etablierung desBuddhismus in Tibet zu datieren sind, entstanden auseiner Verschmelzung buddhistischer Praktiken aus In-dien mit denen des Bön-Schamanismus.

Im Bön-Schamanismus glaubte man lange Zeit andas Konzept von lung-ta, das die Energie und das

Schicksal einer Person darstellt, symbolisiert durch einPferd oder den Wind. Zur Schaffung einer positivenEnergie, mit deren Hilfe man sein lung-ta vergrößernkann, benutzten die Menschen Federn von Adlernoder weißen Geiern, Symbole der hoch fliegenden, un-aufhaltsamen Kraft und Energie. Ferner bildete manPferde auf Tüchern ab, um Schnelligkeit darzustellen.Diese dekorierten Tücher und die Federn brachte manan hoch gelegenen Orten wie Gebirgspässen oder anDächern an, wo der Wind die mit diesen Totems ver-bundenen Wünsche in den Himmel heben konnte. Esheißt, von frühester Zeit an hätten die Bön-lung-ta dieBotschaft verbreitet: »Möge das Pferd des gutenSchicksals schnell laufen und die Kraft des Lebens, desEinflusses, des Glücks, des Reichtums und der Ge-sundheit vergrößern.« Sie trugen den Spruch»Lha-gyel-lo« (Sieg den Göttern). In vor-buddhistischer Zeit fan-den Fahnen auch als Machtsymbole Verwendung. Dietibetische Nationalfahne und die der Könige waren rot,die Armee und die mächtigen Stämme dagegen hatten

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alle ihre eigenen farbigen Fahnen, jede mit einem eige-nen Tier- bzw. Vogelsymbol versehen.

DIE ERSTEN FAHNEN

Inzwischen, so eine indische Legende, war der BuddhaShakyamuni zum 33. Himmel aufgestiegen, um seinerdort wiedergeborenen Mutter das Dharma zu lehren.Während seines Aufenthalts bat ihn Indra, König die-ses Himmels, im Kampf gegen die aggressiven Asurasum Hilfe. Der Buddha gab eine Unterrichtsstunde zumWesen des Friedens. Sie wurde als Siegesbanner-Sutrabekannt und sollte fortan der Überwindung von Hassund der Verbreitung von Verständnis und Harmoniesowohl auf den inneren als auch den äußeren Ebenendienen. Der Buddha lehrte Indra, dieses Sutra zum Siegüber alle Widerstände und Gegner zu wiederholen. In-dra tat dies mit großem Erfolg. Die himmlischen Schü-ler des Buddha brachten das Sutra dann nach und nachin die menschlichen Sphären, wo es sich unter Buddhis-ten aus Indien, Afghanistan, China, Zentralasien und

Tibet großer Beliebtheit erfreute. Man nimmt an, dassdas Sutra zuerst auf Bannern in Indien Verwendungfand, und hier liegt höchstwahrscheinlich der Ursprungder buddhistischen Gebetsfahnen.

DIE KRAFT DES MANTRAS

Beim Aufbau seines Reiches machte der 17. tibetischeKönig, Songtsen Gampo, Bekanntschaft mit den bud-dhistischen Traditionen Indiens, Khotans und Chinas.Unter dem Einfluss seiner zwei buddhistischen Köni-ginnen tauchte er tief in die Spiritualität ein. Avaloki-

Frieden und Mitgefühl

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»Ich akzeptierte auch hundert Längen von Tuch in unterschiedlichen Farben, aus denen ich tausend mit dem

Mani bedruckte Gebetsfahnen herstellte. Als ich sie aufhing, waren es genug für fünf Reihen von Fahnen

zwischen den Bergen und meinem Heim.«Das Leben Shabkars, übersetzt von MATTHIEU RICARD

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Einführung

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teshvara, der Bodhisattva des Mitleids, dessen Sutra ausIndien überliefert wurde, inspirierte ihn besondersstark. Dieses Sutra lehrt das Drucken, Schnitzen oderMalen des Mantras »Om mani padme hum« (Heil demJuwel im Lotus). Dieses Mantra gilt als die Essenz vonBuddhas Mitleid mit allen Lebewesen, und das Sutra er-klärt, jede seiner Silben habe eine ganz spezifische undstarke Wirkung, da sie Reinigung und Transformationauf unterschiedlichen Ebenen unseres Seins bewirken.

Songtsen Gampo verbreitete Avalokiteshvaras Leh-ren in Tibet. Er ermutigte die Menschen, das Mantra inder Natur und in Gebäuden anzubringen; er regte sieauch dazu an, Drucke herzustellen und diese als Gebets-fahnen aufzuhängen. Bis heute ist »Om mani padmehum« das beliebteste Mantra in der tibetischen Kultur,überall kann man es sehen oder hören – stets aufs Neuewiederholen es die Tibeter und rollen dabei die Gebets-mühlen, auf denen ebendiese Worte eingraviert sind.Man findet das Mantra auch auf Felsen gemalt oder eingeritzt, in Yak-Schädel und Steine geschnitzt, die

man dann zu Haufen aufschichtet. Der Dalai Lama giltals die Inkarnation von Avalokiteshvara.

GLÜCKLICHES SCHICKSAL UND MITGEFÜHL

Während seiner Herrschaft entwarf und verbreiteteSongtsen Gampo eine neue Gebetsfahne, die Elementeaus der Bön-Tradition mit solchen aus dem Buddhis-mus verband. Die Fahne enthielt die Symbole desWindpferdes und der vier mythischen Tiere aus demBön – Drache, Schneelöwe, Tiger und Garuda. DerSpruch »Lha-gyel-lo« (Sieg den Göttern) war Teil derGestaltung. Er hat seine Ursprünge zwar im Bön, dochkennt man im Buddhismus viele ähnliche Aussprüche.Das heilige Mantra des Avalokiteshvara wurde ebensohinzugefügt wie das Siegesbanner-Sutra.

Auf diese Weise vermählte Songtsen Gampo zweiKonzepte. Auf einer Ebene sah man die Gebetsfahnenals Unterstützung des persönlichen lung-ta bzw. Glücks.Auf einer anderen, höheren Ebene kamen die Fahnendem spirituellen (und den zukünftigen) Leben der Per-

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son zugute, die sie aufhängte, und allen Wesen, zu denender Wind diese mächtigen Mantras und Sutras tragenmochte. So betrafen die Fahnen sowohl persönliche Be-lange als auch das universelle Bedürfnis nach Mitgefühl.

EIN MANTRA FÜR UNSERE ZEIT

Ungefähr zur selben Zeit kam auch das Sutra des BuddhaAkshobya, das zu Lebzeiten des Buddha Shakyamuni ge-lehrt wurde, von Indien nach Tibet. Dieses Sutra enthältein machtvolles Mantra (siehe Seite 16), von dem esheißt, es sei von allen Buddhas aus ihrem Mitleid, Wissenund ihrer Macht geschaffen worden und habe sich ur-sprünglich in Klang und Licht manifestiert. Man glaubte,das Mantra reinige und transformiere die Wut eines jeden,der es rezitiert, sich daran erinnert oder es sieht. Auchglaubte man, jedes Wesen, das dieses Mantra vor seinemTod erblicke, würde dank seiner Kraft im Himmel wie-dergeboren, selbst wenn es im Zustand der Wut sterbe.

Das Buddha Akshobya-Mantra wurde überall hin-gemalt oder eingraviert, wo es die Menschen sehen

konnten. Als man es schließlich auf Tuch druckte, wur-de es ein weiteres wichtiges Element der Gebetsfahnen.

Mit seiner Betonung der Transformation von Wutscheint dieses mächtige Mantra in unseren unruhigenZeiten besonders wichtig.

VIELFALT DER STILE, GRÖSSEN UND FARBEN

Mit der Zeit entwickelten sich Gebetsfahnen in vielenunterschiedlichen Stilen und Größen. Die heute be-kannteste Gestaltung umfasst eine horizontale Linievon Symbolen, Mantras usw., gedruckt auf fünf ver-schiedenfarbigen Tüchern – in Blau, Weiß, Rot, Grünund Gelb. Diese Farben repräsentieren die fünf Ele-mente: Himmel, Wolken, Feuer, Wasser (oder Holz)und Erde. Sie symbolisieren auch die Buddha-Famili-en, die fünf Richtungen, die fünf Weisheiten und diefünf geistigen Attribute. In abgelegenen Gebieten Ti-bets sind Reihen aus einfachen weißen Fahnen verbrei-tet, da sich die Menschen dort keine farbigen Druckeleisten können.

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Einführung

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Namo ratna trayayaOm kamkani kamkani

Rotsani rotsaniTrotsani trotsaniTrasani trasani

Pratihana pratihanaSarva karma parampara

Nime sarva satoNanyatsa soaha

Vor diesen drei Juwelen werfe ich mich nieder: Keine Sünde, keine Sünde,

Kein Brennen, kein Brennen,Keine Zerstörung, keine Zerstörung,

Keine Furcht, keine Furcht,Keine Zerstreuung, keine Zerstreuung.

All die Ketten des ununterbrochenen Karma-Flusses,seit anfangloser Zeit, sind zerrissen,

Möge es vollendet werden.

Das Buddha-Akshobya-Mantra erfährt besondere Verehrung und gilt als sehr mächtig, zumal es von all den Buddhas aus ihrem Mitleid, ihrem Wissen und ihrer

Kraft geschaffen worden sein soll.

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Neben den horizontalen Reihen von lung-ta gibt esauch vertikal angebrachte Fahnen, die an Bambusstäm-men befestigt und darchen genannt werden, hergestelltentweder aus farbigem oder weißem Tuch. In vielenGegenden Tibets hängt man wiederum sehr lange ho-rizontale gelbe Fahnen, serzam (oder goldene Brücken),über Bäche oder Flüsse, auf dass sie allen Wesen (ein-schließlich der naga oder Wassergeister) helfen mögen,die darunter vorbeikommen. Mit ebendieser Absichtwollte ein tibetischer Freund von mir in Wien eine»goldene Brücke« über die Donau spannen, das schei-terte aber an gewissen Gemeindeverordnungen.

Im Osten Tibets habe ich einige darpung gesehen –weiße Gebetsfahnen, die in Pyramidenform angebrachtwaren. Darpung finden sich an Stellen, an denen jemandtödlich verunglückt ist, sie können aber auch den Ortmarkieren, an dem ein Lama gelehrt hat oder eine be-deutende Persönlichkeit eingeäschert wurde.

GEBETE, MANTRAS UND ANRUFUNGEN

Es gibt noch einige andere typische Gebetsfahnen,reich an Bildern von buddhistischen Gottheiten undtraditionellen tibetischen Symbolen. Sie enthalten eineVielzahl an Gebeten, Mantras und Anrufungen – etwazur Förderung der Gesundheit, eines langen Lebensoder zum Schutz auf Reisen – und sollen auch zumspirituellen Wohlergehen aller Lebewesen beitragen.

Sehr populär sind Fahnen mit Bildern der Weißenund Grünen Tara, der beliebtesten Göttinnen im tibe-tischen Buddhismus, einschließlich der mit ihnen asso-ziierten Mantras und Gebete. Es heißt, in seiner Trau-er über den Schmerz von samsara habe Avalokiteshvarazwei Tränen vergossen und dank der Segnungen allerBuddhas seien diese in zwei Taras verwandelt worden.Die Weiße Tara repräsentiert den mütterlichen Aspektdes Mitleids, und die Grüne Tara ist die aktive Formdes Mitleids. Der Buddhismus ist nicht theistisch – dieGottheiten stehen für erleuchtete Aspekte unser selbst,Archetypen, denen wir zustreben.

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Ebenfalls weit verbreitet sind Fahnen, die denTantra-Yogi Padmasambhava abbilden. In jüngererZeit war eine Begeisterung für Fahnen mit dem Ka-lachakra-Monogramm zu beobachten, das die höchs-te aller tantrischen Initiationen – zugunsten des Welt-friedens – darstellt. In einigen Gemeinden im OstenTibets sind lung-ta mit dem Bild von Ling Gesar be-liebt, einem populären Helden einer ganzen Reihevon traditionellen magischen Volksliedern und Ge-schichten Tibets.

Von Zeit zu Zeit erscheinen neue Fahnen, zumTeil durch Traumvisionen hoher Lamas inspiriert. Der16. Lama hatte z.B. einen Traum, in dem ihm von da-kinis eine Fahne gezeigt wurde – die er dann tatsächlichschaffen ließ. Diese zugleich sehr kühne und einfacheFahne ist als »Karmapa-Traumfahne« bekannt. Sieenthält zwei abstrahierte wellenartige Formen in Gelbund Türkis, die Frieden und Harmonie symbolisieren.Der momentane Karmapa hat eine neue Fahne zumSchutz gegen Erdbeben entworfen.

BEDRUCKEN UND AUFHÄNGEN DER FAHNEN

Traditionellerweise stellten geschulte Holzschnitzer,meist Mönche oder Lamas, Gebetsfahnen im Rahmenspiritueller Übungen her. Heute werden die zum Be-drucken benötigten Holzblöcke oft auch von Laien ge-schnitzt, etwa von geübten Handwerkern und ihrenGehilfen. Sie produzieren schöne und komplizierteFormen. Die Holzblöcke werden dann mit Tinte be-strichen und die Stofffahnen damit bedruckt; diesewurden vorher mit einer Schnur als Aufhängevorrich-tung versehen.

Viele tibetische Familien besitzen ihre eigenenBlöcke zur Herstellung ganzer Fahnensätze, die sie vonGeneration zu Generation weiterreichen. Als ich mei-nem Freund Jamyang-la, einem älteren Lama, gegen-über das Bedrucken von Gebetsfahnen erwähnte, ver-schwand er sofort in seinem Zimmer, um in einer Tru-he zu kramen und schließlich mit seinem eigenen altenDruckblock zurückzukehren – abgewetzt und ge-schwärzt von Jahrzehnten der Behandlung mit Tinte,

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»... Ich reinige den Gott des Lungta aus dem Nordenmit seinem Gefolge von neunhundert und zehntausend (Gottheiten des Glücks)

mit dem Rauch von fünf (aromatischen) Pflanzen.Ich biete ihm sauberes shobu aus Getreide,

Und für ihn zur Unterstützung hänge ich eine weiße Fahne auf:Entwickle lungta und verbreite Ruhm!

Mache aus diesem unglücklichen Schicksal ein glückliches!Ich hebe das große Banner des Verdienstes und der Ehre!

Ich pflanze das große Banner mit den Geierfedern des Ruhmes!Möge dieses Schicksal wie ein Donner in den drei Sphären des Seins widerhallen!«

NAMKHAI NORBU RINPOCHE: Drung, Deu and Bön

aber sorgfältig in mehrere Lagen von Stoff und Zei-tungspapier eingeschlagen.

Vor dem Aufhängen eines Satzes neuer Gebetsfah-nen bringen Tibeter sie für gewöhnlich zum Segnen zueinem Lama. Er spricht dann Gebete und Mantras, umihnen gutes Glück zu garantieren. Oft wird das Aufhän-

gen einer Fahne von einem reinigenden Rauchritual be-gleitet. Dieses nennt man zamling ji sang, es stammt ausBön-Zeiten. Das Ritual beinhaltet Gebete zu Ehren meh-rerer Gottheiten und wird unter Abbrennen von wohlrie-chendem Räucherwerk durchgeführt. Es dient dem Wei-hen der Fahnen und der Reinigung der Umgebung.

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Die Platzierung von Gebetsfahnen hängt traditio-nell von mehreren Faktoren ab. Sie kann durch die Be-dürfnisse der Person, die die Fahnen aufhängt, geprägtsein, durch Astrologie, Geomantie und die momenta-nen Erfordernisse der größeren Gemeinschaft. Wie be-reits erwähnt, bringt man die Fahnen meist an höhergelegenen Stellen wie Berggipfeln, Gebirgspässen oderauf Dachfirsten oder Traufen von Häusern oder Tem-peln an. Auch quer über Flüsse gespannt, an Pilgerplät-zen, Brücken oder an Nomadenzelten entdeckt mansie.

Die Fahnen, die man auf Friedhöfen und Plätzenfür die Luftbestattung oder Einäscherung sieht, nenntman in Abgrenzung von lung-ta dann jodar. Denn lung-ta haben immer mit der Lebensenergie einer Person zutun – und erscheinen deshalb hinsichtlich einer ver-storbenen Person als nicht angebracht. Jodar enthaltennormalerweise nur buddhistische Mantras und sindweiß.

OObbeenn lliinnkkss:: Ein Handwerks-meister arbeitet an einem Holzblockin der tibetischen Flüchtlingsge-meinde Tashi Jong in Nordindien.

OObbeenn:: Neu bedruckte Fahnenwerden an eine Schnur genäht, inDharamsala, Indien.

LLiinnkkss:: In Dharamsala werdenGebetsfahnen mit einem mit Tintebehandelten Holzblock bedruckt.

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Nechung Kuden-la, das Medium des tibetischen Staatsorakels,segnet Gebetsfahnen im Nechung-Kloster, Dharamsala.

VOM RICHTIGEN ZEITPUNKT

Die frühen Morgenstunden, wenn die Energie des Ta-ges noch symbolisch rein und frisch ist, gelten als dergünstigste Zeitpunkt für das Beginnen neuer Projekte– also auch für das Aufhängen von Gebetsfahnen.Ebenso zu anderen bedeutungsvollen Anlässen eines

Fortsetzung auf Seite 24

»...da ich im Holz-Schwein-Jahr geboren wurde undHolz grün ist, sagten Astrologen, Grün sei meineGlücksfarbe. Tatsächlich waren meine persönlichen

Gebetsfahnen, die vom Dach meines Hauses herabwehtenund sich in der sanften Morgenbrise wanden,

deshalb grün.«DALAI LAMA: My Land and My People (Mein Leben und mein Volk)

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Einführung

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Das »Windpferd«, wahrscheinlich diebekannteste Art der Gebetsfahne,

wurde von Meister Tsering Wangchuk ei-gens für dieses Buch nachempfunden undgestaltet. Er stellte die Segnungen undWünsche, die Sie mit dem Wind, mit ei-ner Brise aussenden können, mit Hilfefolgender Symbole und Mantras dar.

WINDPFERD Das Pferd verkörpert das ElementErde, die Farbe Gelb und weisen Gleichmut. Aufseinem Rücken sitzt ein Juwel, das Wünsche er-füllt und die drei Juwelen des Buddhismus sym-bolisiert – Buddha, Dharma und Sangha. An denumgebenden Ecken finden sich mythische Tiere, be-kannt als die vier Würdenträger oder Wächter dervier Himmelsrichtungen: GARUDA, oder Kyung,ein mythischer Vogel, repräsentiert das ElementWind, die Farbe Grün und die alles vervollkomm-nende Weisheit; der DRACHE, oder Druk, ver-körpert das Element Luft, die Farbe Blau und dieallumfassende Weisheit; der SCHNEELÖWE, oderSenge, steht für das Element Wasser, die FarbeWeiß und spiegelgleiche Weisheit; der TIGER, oderTag, repräsentiert das Element Feuer, die FarbeRot und die unterscheidende Weisheit.

OBERE REIHE Die acht Symbole des glücklichenSchicksals: ein Parasol (Sonnenschirm), GoldeneFische, Schatzvase, Lotus, Muschelschale, der endlo-se Knoten, Siegesbanner, Rad.UNTERE REIHE Die sieben Juwelen der könig-lichen Macht: Wertvolles Rad, Juwel, Königin,Minister, Elefant, Pferd, General.LINKES UND RECHTES ORNAMENT DieOrnamente enthalten die acht Quellen glücklichenSchicksals. Links: Spiegel, Muschelschale, Durva-gras, Yoghurt. Rechts: Zinnober, Bezoar Medizin,Bilvafrucht, Senfsamen.

OBERES MANTRAOm muni muni maha munaye sva haDas Mantra aller Buddhas zur Schaffung vonLiebe, Energie und Weisheit für alle Wesen.Om vajra guru padma siddhi humMantra von Padmasambhava zur Eliminierungder dunklen Kräfte in dunkler Zeit.

LINKES MANTRAOm a midheva hriMantra von Amitabha, dem Buddha des ewigenLebens und Lichts.Om a ra pa ca na dhiMantra von Manjusri, der Verkörperung der Weisheit.

Om vajrasattva humKurzes Mantra von Vajrasattva, der Verkörperungder Reinheit und Erweckung.Om ta re tutta re ture sva haMantra von Tara, der Verkörperung des Schutzes.

RECHTES MANTRAOm mani padme humMantra von Avalokiteshvara, der Verkörperung vonLiebe und Mitleid.Hum vajra phetMantra von Vajrapani, dem grimmigen Wesen,das schädliche Einflüsse beseitigt. Om vajrasattva humFortsetzung des Mantras von Vajrasattva.Om ta re ta sva haKurzes Mantra von Tara (siehe oben).

UNTERES MANTRAAh ka sa ma ra tsa sha da rah sa mah ra yaphetDie Herz-Silbe der höchsten weiblichen Energieder Erleuchtung – möge Eure Lebenszeit, Ver-dienst, Ehre, Wohlstand, körperliche Energie, Kraftund Gesundheit aufsteigen wie das Windpferd.Lha-gyel-lo! Sieg den Göttern! Ein Gebet zurFörderung von Gesundheit, Freude und Friedender ganzen Welt.

DIE GESTALTUNG IHRER TIBETISCHEN GEBETSFAHNE

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Frieden und Mitgefühl

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OBERE REIHE

GARUDA DRACHE

LINKES ORNAMENT

OBERES MANTRA

LINKES MANTRA RECHTES MANTRA

WINDPFERD

UNTERE REIHE

SCHNEELÖWE TIGER

UNTERES MANTRA

RECHTES ORNAMENT

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UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Diane Barker

Tibetische GebetsfahnenVertrauen Sie Ihre Gebete dem Wind an

Gebundenes Buch, Broschur, 64 Seiten, 13,0x20,0ISBN: 978-3-7205-2376-9

Kailash

Erscheinungstermin: März 2003