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TITEL Mitte der 1970er-Jahre war Thüringen noch ein wahres Dampflok-Mekka. Die Baureihenvielfalt sowie die reizvol- len Strecken begeisterten die Besucher aus nah und fern. Dazu gehörte die Hauptbahn Arnstadt – Stadtilm – Saalfeld, wo im Jahre 1975 noch zahlreiche Personenzüge mit einer Neubautenderlok der Baureihe 65.10 bespannt waren. Hier verlässt die spätere Museumslok 65 1049 den Bahnhof Rot- tenbach, wo die Strecke ins Schwarzatal abzweigt. BW JANUAR Heute gibt es zwischen Arnstadt und Saalfeld nur noch Personenverkehr. Doch zu Reichsbahnzeiten erklommen auch schwere Güterzüge – oft mit Zug- und Schiebelo- komotiven – den legendären Singener Berg. Im Januar 1976 stampften die ölgefeuerte 44 0397 vom Bw Saal- feld sowie eine Schwesterlok über den Steigungsab- schnitt. Die Zuglok kann übrigens heute im Eisenbahn- und Technik-Museum Prora bewundert werden. BW MAI 94 1292 verlässt am 10. Mai 1974 mit P 19052 Schleusin- gen in Richtung Schmiedefeld. Der seit 1998 nicht mehr im Reiseverkehr bediente Bahnhof war damals ein Kno- tenpunkt mit Anschluss Richtung Themar, Ilmenau und Suhl. Auch eine Lokstation mit dreigleisigem Lokschup- pen gab es hier, aber das ist alles längst Geschichte. Die 94 hat allerdings als nicht betriebsfähige Museumslok überlebt. Hans-Joachim Simon/Archiv Ludger Kenning AUGUST Im Zuge der Öleinsparbeschlüsse kamen im Frühjahr 1980 sieben rostgefeuerte 01 und 01.5 nach Saalfeld – so auch 01 1512, die zuvor in Berlin zu Hause war. Sie lief knapp ein Jahr lang im Thüringer Dampfmekka. Hier ist sie vor einem Eilzug unterhalb der Dornburger Schlösser zu sehen. Im Frühjahr 1981 ging sie nach Magdeburg und Güsten, wo sie allerdings nur noch wenig fuhr. 1985 erfolgte schließlich ihre Ausmusterung. BW JULI 1964 konnte die Reichsbahn noch nicht auf alte Länder- bahn-Schnellzugwagen mit Oberlichtern verzichten. Im Juli desselben Jahres hat die Meininger 44 630 mit ihrer illustren Fuhre Erfurt verlassen und fährt in Richtung ih- rer Heimatstadt. Die 1941 bei Schichau in Elbing gebau- te Güterzuglok schied bereits vier Jahre später aus dem Betriebsdienst aus, die Wagen dürften schon vorher auf dem Schrottplatz gelandet sein. A. E. Durrant/EST SEPTEMBER Die meterspurige Schmalspurbahn Gera-Pforten – Wuitz-Mumsdorf war Ende der 1960er-Jahre ein wahres Kleinbahn-Juwel, das aber schon auf der Abschussliste stand. Im Mai 1969 bewirkte ein starkes Unwetter die vorgezogene Stilllegung, die eigentlich ein Jahr später erfolgen sollte. Als 99 5912 im Sommer 1968 durch Brahmenau zuckelte, stand die Bimmelbahnidylle dort noch in voller Blüte. Alfred Luft NOVEMBER Dampflokmekka Saalfeld im November 1977. Rechts fährt 01 0522 mit Volldampf vor einem Schnellzug in Richtung Saaletal aus, links ist 95 0040, eine T 20, zu sehen, die mit einem kurzen Güterzug unterwegs ist. Das Bild entstand auf der berühmten Straßenbrücke am Saalfelder Bw, die damals von Eisenbahnfans aus aller Welt bevölkert wurde. Schließlich dominierte damals Kö- nig Dampf noch den dortigen Bahnbetrieb. BW FEBRUAR Als im Februar 1978 die ölgefeuerte 95 0027 durch das Städtchen Steinach dampfte, herrschte die fünf- fach gekuppelte Tenderlok der preußischen Gattung T 20 noch uneingeschränkt auf der reizvollen Strecke Probstzella – Sonneberg. Rund zwei Jahre später war diese Herrlichkeit vorbei. 95 0027 überlebte allerdings als Museumslokomotive und kann noch heute im Harz unter Volldampf bewundert werden. BW JUNI Straßenbahn Gotha (Bahnhofstraße) im Juni 1985: Zwar gehörte sie nie zur Reichsbahn, jedoch nutzten viele DR- fahrgäste die Tram als Anschluss in die Stadt und vor al- lem zur Thüringerwaldbahn nach Waltershausen/Tabarz. Dort verkehrten ab 1956 die ersten Gelenkstraßenbah- nen der DDR. Tw 107 wurde 1967 vom lokalen Waggon- bau abgeliefert und erst nach der Wende im Jahre 1994 ausgemustert. Hans-Jürgen Trunk/EST APRIL Im Frühjahr 1975 dampft 99 7234 mit gewaltiger Rauch- und Dampfentwicklung aus dem Bahnhof Nordhausen in Richtung Harzberge. Schon damals waren die Har- zer Schmalspurbahnen eine große touristische Attrakti- on, die aber auch noch einen stattlichen Güterverkehr aufwies. Der ist inzwischen fast verschwunden, 99 7234 fährt aber heute noch auf dem meterspurigen Harznetz – allerdings unter der Regie der privaten HSB. BW MÄRZ Im März 1971 verlässt 38 2945, eine preußische P 8, als Schlusslok hinter einem Personenzug nach Jena den Bahnhof Göschwitz. Damals zählte diese 1920 gebau- te Maschine zu den letzten P 8 der Reichsbahn. Knapp ein halbes Jahr später wurde sie abgestellt und im April 1973 in Cottbus zerlegt. Die Lokomotive war übrigens zeitlebens (bis auf einen kurzen Ausflug nach Österreich) im Bezirk Erfurt im Einsatz. Robin Fell/EST OKTOBER Bis Mitte der 1970er-Jahre setzte das Bahnbetriebswerk Gera die Neubaudampfloks der Reihe 23.10 (35.10) ein. 23 1074 gehörte zu den letzten einsatzfähigen Maschi- nen dieser Gattung in Thüringen. Hier dampft 35 1074 mit einem Eilzug im Herbst 1974 durch Pössneck. Offizi- ell ausgemustert wurde die noch junge Lok erst im Juni 1980. Danach war sie Heizlok in Görlitz. Heute steht der Torso in den Eisenbahnwelten Gera. BW DEZEMBER Eine besondere Spezialität des Sonneberger Lokführers Wolfhard Bätz war dieses Kunststückchen mit „seiner“ 95 0028. Am Ende einer langen Bergfahrt war der Kessel so glühend, dass beim Ausblasen der Brennerleitungen das Restöl mit meterhoher Flamme über dem Schorn- stein sekundenlang brannte, so wie hier vor P 7007 im Bahnhof Rauenstein (Winter 1977/78). 95 0028 steht heute im Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen. JS 12,95 (D) Best.-Nr. 581820 ISBN 978-3-8375-2009-5 9 783837 520095 © 2018 VGB Verlagsgruppe Bahn GmbH, Am Fohlenhof 9a, 82256 Fürstenfeldbruck, www.vgbahn.de Klartext Verlag, Essen Jede Form von Nachdruck, Reproduktion, Weiter- verarbeitung, Vervielfältigung und Verbreitung – auch auszugsweise und unter Verwendung elektronischer Systeme – ohne vorherige schriftliche Genehmigung des Verlags ist nicht gestattet und strafbar. Alle Rechte vorbehalten. Geschäftsführung: Horst Wehner Verlagsleitung: Thomas Hilge Redaktion: Wolfgang Schumacher Fotos: siehe Bildbeschreibungen und EST (Eisenbahn- stiftung), BW (Burkhard Wollny), JS (Joachim Schmidt) Satz/Bildbearbeitung: Snezana Dejanovic Druck: Varesco, Auer MIT DER DURCH THÜRINGEN 2019

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Page 1: Thüringen 2019 - klartext-verlag.de · TiTel Mitte der 1970er-Jahre war Thüringen noch ein wahres Dampflok-Mekka. Die Baureihenvielfalt sowie die reizvol-len Strecken begeisterten

TiTelMitte der 1970er-Jahre war Thüringen noch ein wahres Dampflok-Mekka. Die Baureihenvielfalt sowie die reizvol-len Strecken begeisterten die Besucher aus nah und fern. Dazu gehörte die Hauptbahn Arnstadt – Stadtilm – Saalfeld, wo im Jahre 1975 noch zahlreiche Personenzüge mit einer Neubautenderlok der Baureihe 65.10 bespannt waren. Hier verlässt die spätere Museumslok 65 1049 den Bahnhof Rot-tenbach, wo die Strecke ins Schwarzatal abzweigt. BW

JanuarHeute gibt es zwischen Arnstadt und Saalfeld nur noch Personenverkehr. Doch zu Reichsbahnzeiten erklommen auch schwere Güterzüge – oft mit Zug- und Schiebelo-komotiven – den legendären Singener Berg. Im Januar 1976 stampften die ölgefeuerte 44 0397 vom Bw Saal-feld sowie eine Schwesterlok über den Steigungsab-schnitt. Die Zuglok kann übrigens heute im Eisenbahn- und Technik-Museum Prora bewundert werden. BW

Mai94 1292 verlässt am 10. Mai 1974 mit P 19052 Schleusin-gen in Richtung Schmiedefeld. Der seit 1998 nicht mehr im Reiseverkehr bediente Bahnhof war damals ein Kno-tenpunkt mit Anschluss Richtung Themar, Ilmenau und Suhl. Auch eine Lokstation mit dreigleisigem Lokschup-pen gab es hier, aber das ist alles längst Geschichte. Die 94 hat allerdings als nicht betriebsfähige Museumslok überlebt. Hans-Joachim Simon/Archiv Ludger Kenning

augusTIm Zuge der Öleinsparbeschlüsse kamen im Frühjahr 1980 sieben rostgefeuerte 01 und 01.5 nach Saalfeld – so auch 01 1512, die zuvor in Berlin zu Hause war. Sie lief knapp ein Jahr lang im Thüringer Dampfmekka. Hier ist sie vor einem Eilzug unterhalb der Dornburger Schlösser zu sehen. Im Frühjahr 1981 ging sie nach Magdeburg und Güsten, wo sie allerdings nur noch wenig fuhr. 1985 erfolgte schließlich ihre Ausmusterung. BW

Juli1964 konnte die Reichsbahn noch nicht auf alte Länder-bahn-Schnellzugwagen mit Oberlichtern verzichten. Im Juli desselben Jahres hat die Meininger 44 630 mit ihrer illustren Fuhre Erfurt verlassen und fährt in Richtung ih-rer Heimatstadt. Die 1941 bei Schichau in Elbing gebau-te Güterzuglok schied bereits vier Jahre später aus dem Betriebsdienst aus, die Wagen dürften schon vorher auf dem Schrottplatz gelandet sein. A. E. Durrant/EST

sepTeMberDie meterspurige Schmalspurbahn Gera-Pforten – Wuitz-Mumsdorf war Ende der 1960er-Jahre ein wahres Kleinbahn-Juwel, das aber schon auf der Abschussliste stand. Im Mai 1969 bewirkte ein starkes Unwetter die vorgezogene Stilllegung, die eigentlich ein Jahr später erfolgen sollte. Als 99 5912 im Sommer 1968 durch Brahmenau zuckelte, stand die Bimmelbahnidylle dort noch in voller Blüte. Alfred Luft

noveMberDampflokmekka Saalfeld im November 1977. Rechts fährt 01 0522 mit Volldampf vor einem Schnellzug in Richtung Saaletal aus, links ist 95 0040, eine T 20, zu sehen, die mit einem kurzen Güterzug unterwegs ist. Das Bild entstand auf der berühmten Straßenbrücke am Saalfelder Bw, die damals von Eisenbahnfans aus aller Welt bevölkert wurde. Schließlich dominierte damals Kö-nig Dampf noch den dortigen Bahnbetrieb. BW

FebruarAls im Februar 1978 die ölgefeuerte 95 0027 durch das Städtchen Steinach dampfte, herrschte die fünf-fach gekuppelte Tenderlok der preußischen Gattung T 20 noch uneingeschränkt auf der reizvollen Strecke Probstzella – Sonneberg. Rund zwei Jahre später war diese Herrlichkeit vorbei. 95 0027 überlebte allerdings als Museums lokomotive und kann noch heute im Harz unter Volldampf bewundert werden. BW

JuniStraßenbahn Gotha (Bahnhofstraße) im Juni 1985: Zwar gehörte sie nie zur Reichsbahn, jedoch nutzten viele DR-fahrgäste die Tram als Anschluss in die Stadt und vor al-lem zur Thüringerwaldbahn nach Waltershausen/Tabarz. Dort verkehrten ab 1956 die ersten Gelenkstraßenbah-nen der DDR. Tw 107 wurde 1967 vom lokalen Waggon-bau abgeliefert und erst nach der Wende im Jahre 1994 ausgemustert. Hans-Jürgen Trunk/EST

aprilIm Frühjahr 1975 dampft 99 7234 mit gewaltiger Rauch- und Dampfentwicklung aus dem Bahnhof Nordhausen in Richtung Harzberge. Schon damals waren die Har-zer Schmalspurbahnen eine große touristische Attrakti-on, die aber auch noch einen stattlichen Güterverkehr aufwies. Der ist inzwischen fast verschwunden, 99 7234 fährt aber heute noch auf dem meterspurigen Harznetz – allerdings unter der Regie der privaten HSB. BW

MärzIm März 1971 verlässt 38 2945, eine preußische P 8, als Schlusslok hinter einem Personenzug nach Jena den Bahnhof Göschwitz. Damals zählte diese 1920 gebau-te Maschine zu den letzten P 8 der Reichsbahn. Knapp ein halbes Jahr später wurde sie abgestellt und im April 1973 in Cottbus zerlegt. Die Lokomotive war übrigens zeitlebens (bis auf einen kurzen Ausflug nach Österreich) im Bezirk Erfurt im Einsatz. Robin Fell/EST

okToberBis Mitte der 1970er-Jahre setzte das Bahnbetriebswerk Gera die Neubaudampfloks der Reihe 23.10 (35.10) ein. 23 1074 gehörte zu den letzten einsatzfähigen Maschi-nen dieser Gattung in Thüringen. Hier dampft 35 1074 mit einem Eilzug im Herbst 1974 durch Pössneck. Offizi-ell ausgemustert wurde die noch junge Lok erst im Juni 1980. Danach war sie Heizlok in Görlitz. Heute steht der Torso in den Eisenbahnwelten Gera. BW

DezeMberEine besondere Spezialität des Sonneberger Lokführers Wolfhard Bätz war dieses Kunststückchen mit „seiner“ 95 0028. Am Ende einer langen Bergfahrt war der Kessel so glühend, dass beim Ausblasen der Brennerleitungen das Restöl mit meterhoher Flamme über dem Schorn-stein sekundenlang brannte, so wie hier vor P 7007 im Bahnhof Rauenstein (Winter 1977/78). 95 0028 steht heute im Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen. JS

€ 12,95 (D)

Best.-Nr. 581820ISBN 978-3-8375-2009-5

9 783837 520095

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