tenzin wangyal rinpoche -...

Tenzin Wangyal Rinpoche

Tibetische HeilklängeBlockaden lösen und zu innerer Wahrheit finden

aus dem englischen von Susanne Kahn-ackermann

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2006 unter dem Titel »Tibetan Sound Healing. Seven Guided Practices for Clearing Obstacles, Accessing Positive Qualities, and Uncovering Your Inherent Wisdom«

bei Sounds True Inc., Boulder CO, USA.

Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100Das für dieses Buch verwendete FSC-zertifizierte Papier Munken Premium Cream

liefert Arctic Paper Munkedals AB, Schweden.

1. AuflageDeutsche Erstausgabe

© 2009 der deutschsprachigen AusgabeArkana, München

in der Verlagsgruppe Random House GmbH© 2006 der Originalausgabe Tenzin Wangyal Rinpoche

Lektorat: Annette Gillich-BeltzUmschlaggestaltung: UNO Werbeagentur München

Umschlagmotiv: Thangka of Mandala of Chakrasamvara in fierce form with red Prajna, Vajravarahi, 19th-20th century,

Tibetan School/© Oriental Museum, Durham University, UK, Bridgeman BerlinSatz: dtp im Verlag/Maria Krahmer

Druck und Bindung: T e šínská tiskárna, a. s., C eský T e šínPrinted in the Czech Republic

978-3-442-33831-3

www.arkana-verlag.de

Inhalt

Vorwort 7

einleitung 12

Kapitel 1 ˜ Die erste Silbe: a 30

Kapitel 2 ˜ Die zweite Silbe: oM 46

Kapitel 3 ˜ Die dritte Silbe: hUng 62

Kapitel 4 ˜ Die vierte Silbe: RaM 84

Kapitel 5 ˜ Die fünfte Silbe: Dza 96

Kapitel 6 ˜ eine tägliche praxis einführen 106

Anhang ˜ Mit den Tsa-lung-Übungen hindernisse ausräumen 120

Danksagung 135

Der autor 138

Vorwort

ich wurde in indien in eine sehr traditionell gesinnte tibetische Familie hin-eingeboren. Meine Mutter und mein Vater waren mit nichts als den Kleidern auf dem leib aus Tibet geflohen. Bereits in sehr jungen Jahren kam ich ins Kloster, wo ich eine äußerst intensive ausbildung in der buddhistischen Bön-Tradition erhielt. Bön ist die älteste spirituelle Tradition Tibets. Sie beinhaltet Belehrungen und praxisübungen, die sich in allen lebensbereichen anwenden lassen. Dazu gehören unter anderem unsere Beziehung zu den eigenschaften und Beschaffenheiten der naturelemente; unser ethisches und moralisches

Vorwort ˜ �

� ˜ Tibetische Heilklänge

Verhalten; die entwicklung und entfaltung von liebe, Mitgefühl, Freude und gleichmut; und die höchsten Unterweisungen des Bön, die lehren des Dzogchen, der »großen Vollkommenheit« oder »großen Vollendung«. Über den Ursprung des Bön berichtet die Tradition, dass viele Tausend Jahre vor der geburt des Buddha Shakyamuni in indien der Buddha Tonpa Shenrab Miwoche in diese Welt kam und seine lehren darlegte. Bön-praktizierende erhalten also mündliche Unterweisungen und Übertragungen von lehrern einer Traditionslinie, die in uralter zeit ihren anfang nahm und bis auf den heutigen Tag ungebrochen ist.

zu meiner monastischen ausbildung gehörte ein elfjähriger Studiengang an der Bön Dialectic School, der mit dem grad des Geshe abgeschlossen wurde. Dieser entspricht etwa einem Doktor der Religionsphilosophie im Westen. im Kloster lebte ich eng mit meinen lehrern zusammen. einer meiner Wurzellehrer, lopon Sangye Tenzin, erkannte mich als Tulku – als Reinkarnation – des berühmten Meditationsmeisters Khyungtul Rinpoche.

Die buddhistische Bön-Tradition ist reich an Methoden, alle Wesen auf dem pfad der Befreiung anzuleiten. Dem unermüdlichen hingebungsvollen engagement meiner lehrer, diese kostbaren Belehrungen zu bewahren, und ihrer tiefgründigen Weisheit und herzensgüte ist es zu verdanken, dass ich diese nun den Menschen im Westen zugänglich machen kann.

Das Unterrichten westlicher Schüler und Schülerinnen hat mich viel ge-lehrt. Tibeter sind es nicht gewohnt, Fragen zu stellen, und mit ihren zahl-

reichen Fragen zum Dharma, den lehren über den pfad der Befreiung vom leiden, waren mir die westlichen Schüler eine hilfe. Denn angesichts der herausforderung, den tibetischen buddhistischen Dharma der Bön-Tradition in den Westen zu tragen, waren ihre Fragen äußerst wertvoll. im Kloster hat-te ich eine Form von Unterweisung kennen gelernt, im Westen lernte ich eine andere kennen. Dass ich nun diese praxis der Fünf Krieger-Silben an-biete, ist ein ergebnis meiner arbeit, meiner praxis, meiner interaktion mit den Schülern und Schülerinnen und meiner interaktion mit der westlichen Kultur. Mein lehrstil ist das Resultat von vielen Jahren des nachdenkens und der Vertrautheit.

Der Dharma ist im Westen nicht annähernd so erfolgreich, wie er sein könnte, und das macht mich traurig. ich sehe Menschen, die alle möglichen verrückten Dinge mit den buddhistischen gedanken und der buddhistischen philosophie anstellen. Für manche ist der Buddhismus intellektuell derart stimulierend, dass sie jahrelang darüber diskutieren. Und was ist am ende das ergebnis? Was hat sich am Verhalten des Schülers geändert? Da gibt es Schüler, die dieselben Dharma-Diskussionen immer und immer wieder füh-ren, erst mit diesem, dann mit einem anderen lehrer, mit verschiedenen Mitschülern und in unterschiedlichen Retreatsituationen. hinterher gehen viele dann genau dahin zurück, wo sie vor zehn, fünfzehn, zwanzig Jahren be-gonnen haben. Der Dharma hat sie nicht tief berührt, hat nicht in der rich-tigen Weise in ihnen Wurzeln gefasst.

Vorwort ˜ �

10 ˜ Tibetische Heilklänge

zwischen den realen Themen und problemen, mit denen wir uns im alltagsleben beschäftigen, und dem von uns angestrebten spirituellen leben besteht oft eine Trennung. häufig findet zwischen beiden Bereichen über-haupt kein austausch statt. zum Beispiel beten wir um die entwicklung von Mitgefühl, indem wir den Satz wiederholen: »Mögen alle fühlenden Wesen frei sein von leiden und den Ursachen des leidens.« aber wie wirkt sich dieses Mitgefühl in unserem leben aus? Wie tief ist unser leben von die-ser Bestrebung durchdrungen? Wenn Sie ihre ganz konkrete lebensführung überprüfen, werden Sie vielleicht enttäuscht sein, weil Sie feststellen, dass Sie, wenn Sie an ihren nervigen nachbarn oder ihre kürzliche Reaktion auf ihre alternden eltern denken, kein wirkliches Mitgefühl empfinden. auch wenn Sie immer und immer wieder »Mögen alle fühlenden Wesen frei sein von leiden und den Ursachen des leidens« rezitieren, könnte Sie doch je-mand, der Sie sehr gut kennt, fragen: »Wenn du ›alle fühlenden Wesen‹ sagst, schließt du dann auch wirklich jene fünf personen, und vor allem die du als letzte genannt hast, mit ein?«

Die praxis der Fünf Krieger-Silben kann ihr leben verändern. aber Sie müssen ihre spirituelle praxis in genau die Umstände und Kämpfe einbringen, die Sie in ihrem Dasein ganz konkret erleben. Wenn Sie keine Veränderungen im Bereich der einfachen Mühen und anforderungen des täglichen lebens be-wirken können, können Sie auch an den großen Schauplätzen der Bestrebung, allen Wesen von nutzen zu sein, nichts verändern. Wenn Sie nicht imstande

sind, jemanden zu lieben, mit dem oder der Sie zusammenleben, oder gütig und freundlich zu ihren eltern, Freunden und Kollegen zu sein, können Sie auch keine Fremden lieben und schon gar nicht jene, die in ihnen unliebsame gefühle auslösen. Wo also anfangen? Sie fangen bei sich selbst an. Wenn Sie in ihrem leben Veränderungen möchten, von diesen aber nichts zu sehen ist, dann lauschen Sie den klaren anweisungen für diese Meditationspraxis und bringen Sie sie unmittelbar in ihr leben ein.

es ist mein tiefer Wunsch, dass diese einfache und elegante praxis der Fünf Krieger-Silben, die sich auf die höchsten lehren der tibetischen buddhisti-schen Bön-Tradition gründet, in der ich ein linienhalter bin, vielen Wesen im Westen von heilsamem nutzen sein wird. Bitte nehmen Sie sie mit meinem Segen entgegen und bringen Sie sie in ihr leben ein. lassen Sie sie ihnen eine Stütze sein, damit Sie gütig und stark und klar und hellwach werden.

Tenzin Wangyal Rinpoche Charlottesville, Virginia

März 2006


Einleitung

Das sehnliche Verlangen, das eigene, wahre, authentische Selbst kennen zu lernen und ihm treu zu sein, bildet das herz des spirituellen Weges. Das war die Motivation Tausender, die diesen Weg vor ihnen gingen, und wird die Motivation derer sein, die nach ihnen kommen. gemäß der höchsten lehren der tibetischen buddhistischen Bön-Tradition ist das wahre Selbst, nach dem wir uns sehnen, uranfänglich rein. Jeder und jede von uns, wir alle sind, so wie wir sind, von uranfänglich reiner natur. Wenn Sie das hören, werden Sie viel-leicht denken, dass es sich nach einem großartigen prinzip oder einer wun-

dervollen philosophie anhört – aber ihr momentanes Selbstgefühl scheint dem nicht besonders zu entsprechen. ihr ganzes leben lang sind Sie mit Bildern, Vorstellungen und Botschaften überschwemmt worden, die besagen, dass Sie nicht reinen Wesens sind, und es fällt ihnen leicht, dies zu glauben. Trotzdem sagen die lehren aus, dass ihre wahre natur essenziell rein ist. So sind Sie in Wirklichkeit.

Warum ist es so schwierig, zugang zu dieser Reinheit zu gewinnen oder sie zu erfahren? Warum gibt es so viel Verwirrung und leiden? Der wahre Kern der Sache ist: Unser wahres Selbst ist dem geist, der leiden erfährt, zu nahe.

es ist ihm so nahe, dass wir das leiden selten erkennen, und so wird es verdunkelt und verschleiert. Doch es gibt eine gute nachricht: Mit dem augenblick, in dem wir zu leiden oder zu erkennen beginnen, dass wir verwirrt sind, erhalten wir eine gelegenheit zum erwachen. leiden rüttelt uns auf und schenkt uns die chance, zu einer tieferen Wahrheit zu erwachen. Wenn wir leiden, haben wir zumeist das gefühl, wir müssten etwas ändern, um un-ser leben zu verbessern. Wir wechseln den arbeitsplatz, unsere persönlichen Beziehungen, unsere ernährungsweise, unsere gewohnheiten und so weiter und so fort. Von unserem rastlosen Bedürfnis nach ständiger Verbesserung unserer lebensbedingungen und unserer eigenen person existieren riesige industrien. obschon solche Unternehmungen uns zeitweilig erleichterung bringen oder unsere lebensqualität verbessern mögen, scheinen sie aber doch nie tief genug zu gehen, um die Wurzel unserer Unzufriedenheit zu kappen.

Einleitung ˜ 13


Das bedeutet schlicht und einfach, dass wir mit all unseren Methoden zur Selbstverbesserung, so hilfreich sie auch sein mögen, nicht voll und ganz zu unserem wahren Selbst durchgedrungen sind, es nicht voll und ganz gewor-den sind.

Unsere Unzufriedenheit ist nützlich, wenn sie uns dazu bringt, neue Fragen zu stellen, doch am allerhilfreichsten ist es, wenn wir die richtige Frage stel-len. Den höchsten lehren meiner Tradition zufolge sollten wir folgende Frage stellen: »Wer ist es, der leidet? Wer ist es, der dieses problem erfährt?« Das ist eine sehr wichtige Frage, aber wenn sie nicht auf die richtige Weise gestellt wird, landen wir möglicherweise bei der falschen Schlussfolgerung. Wenn wir fragen: »Wer ist es, der leidet?«, müssen wir direkt und klar in den inneren Raum unseres Wesens blicken. Viele schauen nicht lange oder gründ-lich genug, um sich mit ihrem innersten Wesenskern, ihrer innersten essenz, zu verbinden.

Die Begegnung mit der Unzufriedenheit bildet ein notwendiges Moment der Motivation auf dem spirituellen pfad. Bringen Sie sie direkt in ihre Meditationspraxis ein, dann wird sie zu einem mächtigen eingangstor, das Sie mit dem reinen Raum des Seins in Kontakt kommen lässt. Wenn Sie mit den Fünf Krieger-Silben als Meditationspraxis arbeiten, verbinden Sie sich mit ihrem ursprünglichen reinen Selbst. Wenn Sie diese Verbindung herge-stellt haben, können Sie einen guten glauben und Vertrauen in dieses authen-tische Selbst entwickeln, und ihr leben kann die spontanen und heilsamen

handlungen widerspiegeln und zum ausdruck bringen, die aus diesem au-thentischen und wahren Selbst hervorgehen.

Überblick Über die FÜnF krieger-Silben

Unsere grundlegende erwachte natur wird nicht erzeugt oder erschaffen, sie ist schon vorhanden. So wie die unermessliche Weite des himmels ge-genwärtig ist, aber von Wolken verdunkelt werden kann, sind auch wir von gewohnheitsmustern verdunkelt, die wir irrtümlicherweise für unser ich oder Selbst halten. Die praxis der Fünf Krieger-Silben ist eine geschick-te Methode, die dabei helfen kann, sich von negativen und beschränken-den Verhaltensmustern von Körper, Rede und geist zu lösen und platz zu schaffen für eine spontanere, kreativere und authentischere ausdrucksform. Bei dieser praxis erkennen wir das, was schon da ist, wir verbinden uns da-mit und vertrauen darauf. auf der relativen ebene beginnen wir mit dem praktizieren von herzensgüte, Mitgefühl, Freude und gleichmut. Qualitäten, die uns großen nutzen bringen, den wir in unserer Beziehung zu uns selbst und anderen erleben. auf der letztendlichen oder absoluten ebene führt uns diese praxis zur vollen erkenntnis unseres wahren Selbst. in den lehren finden wir als Sinnbild für diese erfahrung ein Kind, das seine Mutter in der Menge erkennt – ein sofortiges, tiefes erkennen von Verbundenheit, ein erleben von zuhausesein. Dies bezeichnet man als den natürlichen geist,

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und dieser geist ist rein. im natürlichen geist sind alle Tugenden spontan zur Vollkommenheit gebracht, vollendet.

es gibt viele verschiedene Methoden, wie wir Meditation praktizieren und uns mit unserem wahren Selbst verbinden können. in meinem Buch über die fünf elemente, »Die heilende Kraft des Buddhismus«, spreche ich darü-ber, wie wir die Kraft der natur nutzen können, um in uns ein tieferes und authentischeres Verbundensein mit unserer essenz zu unterstützen. Wenn wir auf einem Berggipfel stehen, machen wir ganz zweifellos die erfahrung von weitem, offenem Raum. es ist wichtig, sich klarzumachen, dass diese erfahrung in unserem innern stattfindet und nicht allein dem imposanten ausblick zuzuschreiben ist. Wir können uns mit dem Berg verbinden und Stabilität entwickeln. Viele von uns gehen ans Meer, um sich dort auszuru-hen und zu vergnügen, aber die natürliche Kraft des Meeres kann uns auch dabei helfen, offenheit zu entwickeln. Wir können uns in die freie natur be-geben, um mit bestimmten eigenschaften und Qualitäten Verbindung aufzu-nehmen und sie zu verinnerlichen. Wir bringen also das, was wir bei diesem körperlichen Kontakt fühlen und empfinden, tiefer in unser inneres, wo un-ser erleben zu einer erfahrung von energie und geist wird.

oftmals schauen wir auf eine Blume und denken: »So wunderschön! So wunderschön!« es ist gut, in einem solchen Moment die Qualität des Schönen in unserem innern zu erkennen. Fühlen Sie sie und nehmen Sie das Schauen auf die Blume als Unterstützung. Blicken Sie nicht bloß auf die Blume oder

einen anderen gegenstand und folgern daraus, dass die Schönheit in diesem objekt ruht. Denn dann sehen Sie nur ihren glauben, dass die Blume schön ist, aber nichts mit ihnen zu tun hat. Bringen Sie diese Qualität und dieses gefühl zu einer tieferen erkenntnis: »ich mache diese erfahrung. Die Blume unterstützt mich darin, dass ich dies wahrnehme und erfahre.« Belassen Sie es nicht bei: »es ist bloß eine Blume. ich bin nicht so wie sie.« Uns werden im leben so viele gelegenheiten geboten, dies auszuprobieren.

Bei der praxis der Fünf Krieger-Silben gehen wir nicht von außen nach innen vor. Wir gehen von einer entdeckung des inneren Raums aus und be-wegen uns von da zur spontanen Manifestation. Mit dem Ton, dem Klang, beseitigen wir unsere gewohnheitsmäßigen neigungen und hindernisse und verbinden uns mit dem klaren, offenen Raum unseres Seins. Dieser weite offene Raum ist die Quelle aller Tugenden und alles heilsamen und ist für jeden von uns von fundamentaler Bedeutung. es ist ganz einfach das, was wir sind – wach, bewusst, klar, Buddha.

es gibt fünf Krieger-Silben – a, oM, hUng, RaM und Dza – und jede Silbe steht für eine Qualität der Verwirklichung. Man nennt diese Silben auch »Keimsilben«, weil sie die essenz der erleuchtung besitzen. Diese fünf Silben repräsentieren jeweils den Körper, die Rede, den geist, die heilsamen Qualitäten und die handlungen der erleuchtung. zusammengenommen stel-len sie die wahre und voll und ganz zum ausdruck gebrachte natur unseres authentischen Selbst dar.

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1� ˜ Tibetische Heilklänge

in der praxis singen wir eine Krieger-Silbe nach der anderen. Bei jeder Silbe konzentrieren wir uns auf das ihr entsprechende energiezentrum, oder chakra, im Körper und verbinden uns mit der korrespondierenden Qualität. Die abfolge bewegt sich vom reinen offenen Raum zur Manifestation des heilsamen in aktion. zu Beginn ihrer jeweiligen praxis-Sitzung finden Sie sich als ihr normales ich ein und bringen die lebensbedingungen und -mus-ter mit, die zu öffnen, zu klären, zu bereinigen und zu transformieren Sie be-strebt sind – und zwar sowohl die Bedingungen und Muster, derer Sie sich bewusst sind, wie auch jene, die ihnen verborgen sind. Der erste punkt, auf den Sie ihren Fokus richten, ist das Stirn-chakra.

ein chakra ist ganz einfach ein energieort im Körper, ähnlich einem Rad oder zentrum, wo viele energiepfade zusammenlaufen. Diese zentren befin-den sich nicht an der Körperoberfläche, sondern im Körperinnern und sind an dem zentralkanal entlang angeordnet. Das ist ein lichtkanal, der von un-terhalb des nabels in gerader linie durch die Körpermitte bis hinauf zum Scheitel verläuft, wo er sich öffnet. in den verschiedenen praxissystemen sind jeweils unterschiedliche chakren die Fokussierungspunkte. Bei der praxis der Fünf Krieger-Silben wird a mit dem Stirn-chakra und dem unwandelbaren Körper assoziiert; oM mit dem Kehl-chakra und der Qualität unaufhörlicher Rede; hUng mit dem herz-chakra und der Qualität des ungetäuschten geistes; RaM mit dem nabel-chakra und den zur Reife gelangten heilsamen Qualitäten; und Dza mit dem geheimen chakra und spontanen handeln.

anleitung zur auSSprache der Silben

A – wird »ah« ausgesprochen wie beim Wort Rahm

OM – reimt sich mit dem englischen Wort home

HUNG – der »u«-Laut klingt wie beim Wort Lunge

RAM – das »A« klingt wie das »A« im Wort Rahm

DZA – wird scharf und ausstoßend gesprochen; die oberen und unteren Vorder-zähne kommen zusammen, die Zunge presst dagegen, während Sie scharf den »dz«-Laut in den ah-Laut freisetzen; das »A« klingt wiederum wie beim Wort Rahm


indem Sie ihre aufmerksamkeit auf ein chakra richten, wird feiner Prana ak-tiviert. prana ist das Sanskrit-Wort für »lebensenergie« oder »lebenskraft«; das tibetische Wort dafür ist lung, während die chinesen es Qi oder Chi und die Japaner Ki nennen. ich bezeichne es in hinblick auf diese erfahrungsebene als die energetische Dimension. Durch die Klangschwingung der jeweiligen Silbe aktivieren wir die Möglichkeit, im prana oder in der lebensenergie fest-sitzende physische, emotionale oder energetische und mentale Störungen auf-zulösen. Während wir geist, atem und Klangschwingung zusammenbringen, können wir allmählich auf den ebenen von Körper, emotionen und geist Veränderungen wahrnehmen. Durch die Befreiung von Blockaden, durch das erkennen des inneren Raums, der befreit und öffnet, und durch das Ruhen in diesem Raum treten wir in einen höheren Bewusstseinszustand ein.

Mit jeder Keimsilbe verbindet sich eine lichtqualität, eine bestimmte Farbe. a ist weiß, oM ist rot, hUng ist blau, RaM ist rot, und Dza ist grün. Beim Singen der Silbe stellen wir uns vor, wie das licht vom je-weiligen chakra ausstrahlt. Das unterstützt das auflösen der subtilsten Verschleierungen des geistes und wir können die natürliche Strahlkraft des erwachten geistes erfahren.

Durch die kraftvolle Kombination von Konzentration auf einen bestimm-ten Bereich, Klangschwingung und gewahrsein von licht entwickeln wir eine zunehmend klarer und offener werdende präsenz, die durch und durch posi-tive Qualitäten ausstrahlt. Diese Qualitäten, zu denen auch liebe, Mitgefühl,

Freude und gleichmut zählen, werden zu Stützpfeilern oder zum eingangstor zu einer noch tieferen Verbindung mit dem Selbst, einer tieferen Weisheit, dem essenziellen Raum, aus dem alles, was existiert, hervorgeht.

Bei der praxis der Fünf Krieger-Silben haben wir einen ausgangsort, das ist der ort der Bedingungen und der Unzufriedenheiten; wir haben ein paar pforten, durch die wir eintreten können, die chakren; und wir haben einen endgültigen zielort, unser essenzielles Wesen.

ÄuSSere, innere und geheime erFahrungSebenen

Warum werden diese fünf Silben als Krieger-Silben bezeichnet? Der Begriff des Kriegers bezieht sich auf die Fähigkeit, die Kräfte des negativen zu be-siegen. heiliger laut und Klang hat die Kraft und Macht, hindernisse, emo-tionale Blockaden und geistige Verdunkelungen und Verschleierungen zu be-seitigen, die uns daran hindern, die natur des geistes zu erkennen und in jedem augenblick unser authentisches Selbst zu sein. Wir können uns die hindernisse auf drei ebenen anschauen: der äußeren, der inneren und der ge-heimen. Äußere hindernisse sind Krankheit und andere widrige Umstände. Worin auch diese äußeren Ursachen und Bedingungen bestehen mögen, die praxis der Fünf Krieger-Silben gibt uns eine Methode an die hand, mit dem leiden, das wir im zusammenhang mit diesen Umständen erfahren, zu ar-beiten und es zu überwinden. Durch diese praxis beseitigen wir auch innere

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hindernisse. Das sind negative emotionen wie etwa Unwissenheit, zorn, anhaftung, eifersucht und Stolz. Und ebenso lassen sich durch diese praxis geheime hindernisse wie zweifel, hoffnung und angst überwinden.

auch dann, wenn äußere Situationen die stärksten hindernisse in ihrem leben sein sollten, müssen letztlich doch Sie selbst, Sie als person damit fer-tig werden. Wenn Sie solche hindernisse überwinden, bleibt ihnen immer noch die Frage: »Wie kommt es, dass ich ständig in solche Situationen ge-rate? Woher kommen all diese aktiven negativen emotionen?« auch wenn sich die äußere Welt dem anschein nach gegen Sie verschworen hat oder eine bestimmte person ihnen Ärger macht, so hat es doch irgendwie mit ihnen selbst zu tun. Vielleicht sind Sie sich der vielen emotionen, Bedürfnisse und Befindlichkeiten in ihrem innern bewusst. Die Ursprungsquelle dieser Bedürfnisse, Befindlichkeiten und emotionen liegt aber sehr viel tiefer, als ihnen vielleicht klar ist. Daher brauchen wir eine Methode, mit der wir uns zutiefst und innigst mit uns selbst verbinden können, eine Methode, die das kraftvolle heilmittel des klaren und offenen gewahrseins bis zur Wurzel un-seres leidens und unserer Verwirrung bringt.

normalerweise erkennen wir ein problem erst dann, wenn es massiv ge-worden ist. Sehr subtile probleme können wir nicht sehen. ich kann mir nicht vorstellen, dass viele Unterhaltungen im café um die ecke folgendermaßen eingeleitet werden: »ich habe wegen meiner fundamentalen Unwissenheit und meiner neigung, mich für absolut stabil und von substanzieller natur

zu halten, ein echtes problem in meinem leben.« oder: »ich habe eine Menge probleme im leben. ich gebe mich permanent den fünf geistesgiften hin.« Sehr viel wahrscheinlicher werden Sie zu hören bekommen: »Mir geht es nicht besonders gut. Mein partner und ich bekriegen uns.«

Wenn sich probleme in ihrem äußeren Dasein manifestieren, können Sie sie nicht übersehen. Und Sie erkennen dann vielleicht sogar, dass Sie an de-ren entstehung beteiligt sind. aber die Samenkörner dieser probleme lassen sich sehr schwer erkennen und würden als geheimes hindernis angesehen werden. »geheim« meint hier ganz einfach, dass es sich schwerer verstehen lässt; dass es unserer Sicht verborgen ist.

Was ist ihr geheimes problem? normalerweise müssen Sie abwarten, bis ihr geheimes problem heranreift und zu einem inneren problem wird; ihr inneres problem entwickelt sich dann weiter und wird ihr äußeres problem. Wenn es ihr äußeres problem ist, teilen Sie es mit ihrer Familie und ihren Freunden. Solange es ein inneres oder geheimes problem ist, teilen Sie es mit niemandem. Die anderen haben vielleicht keine ahnung, dass Sie überhaupt ein problem haben. auch Sie selbst ahnen möglicherweise nichts davon. aber sobald es zu einem äußeren problem wird, sind selbst dann, wenn Sie es gar nicht mit anderen teilen wollen, andere darin involviert.

ein problem, das sich in der außenwelt manifestiert, ist eindeutig ein äu-ßeres hindernis. Wenn Sie sich jedoch ansehen, wer es erschaffen, welche art emotion oder Bewusstseinszustand es erzeugt hat, dann erkennen Sie viel-

Einleitung ˜ 23

UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Tenzin Wangyal

Tibetische HeilklängeBlockaden lösen und zu innerer Wahrheit findenUT 2: Geführte Meditationen (mit CD)

Gebundenes Buch, Halbleinen, 144 Seiten, 15,0 x 15,0 cmISBN: 978-3-442-33831-3

Arkana

Erscheinungstermin: März 2009

Die heilende Kraft des Klangs Klang galt schon in den Veden, den heiligen Ur-Schriften des Hinduismus, als schöpferischerInitialimpuls des Universums. So wurden und werden Klänge traditionell dazu genutzt, unsmit unserem wahren, erleuchteten Wesen in Ein-Klang zu bringen. Und da das Heilendeund das Heilige eng zusammenhängen, macht man sich auch schon seit jeher die heilsameWirkung von Klängen zunutze. Der Bön-Buddhismus Tibets ist eine der ältesten ungebrochenenspirituellen Traditionen der Welt. Tenzin Wangyal Rinpoche stellt in diesem Buch die aus derBön-Schule stammenden heiligen „Wurzel-Silben“ (A, Om, Hung, Ram und Dza) vor. Sie sindje einem Chakra zugeordnet und können mit ihrem heilenden Klang körperliche, energetischeund emotionale Blockaden lösen. Mithilfe der CD können wir lernen, die Schwingung dieserbesonderen Klänge zu nutzen, um die Heilkraft der feinstofflichen Energie in unserem Körper zuaktivieren. • Das einzige Buch zur Meditationstechnik mit den fünf Wurzel-Silben der Bön-Tradition • Enthält eine CD mit fünf geführten Meditationen

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