stimmung- und stimmungsschwankungen

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Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Universität Ulm Leiter: Prof. Dr. J.M. Fegert Stimmung, Stimmungsschwankungen und Emotion bei jugendlichen Patienten in stationär – psychiatrischer Behandlung in der Selbst- und Fremdeinschätzung: Entwicklung und Analyse von Fragebögen Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin - Dr. med.- der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm Oliver Spring Augsburg 2005

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Page 1: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie

und Psychotherapie

Universität Ulm

Leiter: Prof. Dr. J.M. Fegert

Stimmung, Stimmungsschwankungen und Emotion bei

jugendlichen Patienten in stationär – psychiatrischer

Behandlung in der Selbst- und Fremdeinschätzung:

Entwicklung und Analyse von Fragebögen

Dissertation zur Erlangung

des Doktorgrades der Medizin

- Dr. med.-

der Medizinischen Fakultät der Universität Ulm

Oliver Spring

Augsburg

2005

Page 2: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

Amtierender Dekan: Prof. Dr. med. Klaus-Michael Debatin

1. Berichterstatter: PD Dr. Keller

2. Berichterstatter: Prof. Dr. Traue

Tag der Promotion: 10. Mai 2007

Page 3: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

Jeder Tag bringt einen neuen Einfall,

unsere Stimmungen verändern sich,

wie die Zeit sich bewegt. Michel Eyquem de Montaigne, Die Essais

für meine Schwester

Ich vermisse Dich!

Page 4: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

Inhaltsverzeichnis 4

Inhaltsverzeichnis

Seiten

Abkürzungsverzeichnis 6

1. Einleitung 7

1.1 Stimmungs- und Emotionsregulation in der Kinder- und Jugendpsychiatrie ......... 7

1.2 Fragebögen zu Affekt, Stimmung und Befindlichkeit ............................................ 8

1.3 Wichtige Vorstudien und Literatur ....................................................................... 10

1.4 Fragestellungen ..................................................................................................... 13

2. Material und Methodik 14

2.1 Stichprobe ............................................................................................................. 14

2.2 Entwicklung des Fragebogens .............................................................................. 16

2.3 Ablauf der Befragung ........................................................................................... 19

2.4 Statistische Auswertung ........................................................................................ 21

3. Ergebnisse 22

3.1 Ergebnisse zum Erhebungsinstrument .................................................................. 22

3.1.1 Häufigkeitsauszählungen zu den Einzelfragen .......................................... 22

3.1.2 Korrelation der Einzelfragen ...................................................................... 25

3.2 Ergebnisse der Befragung für verschiedene Diagnosegruppen ............................ 28

3.2.1 Patienteneinschätzungen für verschiedene Diagnosegruppen .................... 28

3.2.2 Betreuereinschätzungen für verschiedene Diagnosegruppen ..................... 29

3.2.3 Korrelation zwischen Patienten und Betreuereinschätzungen ................... 31

3.3 Darstellung einzelner Patientenverläufe ............................................................... 33

3.3.1 Patientin 706 ............................................................................................... 33

3.3.2 Patientin 708 ............................................................................................... 35

3.3.3 Patientin 713 ............................................................................................... 37

Page 5: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

Inhaltsverzeichnis 5

4. Diskussion 39

4.1 Erhebungsinstrument und Stichprobe ................................................................... 39

4.2 Probleme bei der Befragung ................................................................................. 40

4.3 Klinische Relevanz der Ergebnisse ...................................................................... 42

5. Zusammenfassung 45

6. Literaturverzeichnis 47

7. Anhang 51

6.1 Patientenfragebogen Mittag .................................................................................. 51

6.2 Patientenfragebogen Abend .................................................................................. 52

6.3 Betreuerfragebogen Mittag ................................................................................... 54

6.4 Betreuerfragebogen Abend ................................................................................... 55

8. Danksagung 56

Page 6: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

Abkürzungsverzeichnis 6

Abkürzungsverzeichnis A. Abend Aufent.dauer Aufenthaltsdauer AWMF Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen Fach-

gesellschaften Betr. Betreuer Bf – S Befindlichkeitsskala BPD Borderline Personality Disorder CBCL Child Behavior Checklist Diag.gruppen Diagnosegruppen EWL Eigenschaftswörterliste F ( xx.x ) Diagnose nach ICD 10 HADS – D Hospital Anxiety and Depression Skale – Deutsche Version HAMD Hamilton Depression Rating Scale ICD 10 International Classification of Disease, 10. Auflage IQ Intelligenzquotient Jug. Jugendliche KJP Kinder- und Jugendpsychiatrie m. männlich M. Mittag MAS Multiaxiales Klassifikationsschema MDBF Mehrdimensionaler Befindlichkeitsfragebogen MW Mittelwert Nr. Nummer PANAS - C Positive and Negative Affect Scale for Children PC Personal Computer PMS Premenstrual Syndrom PS Persönlichkeitsstörung PTSD Posttraumatic Stress Disorder r Korrelationskoeffizient STAXI State Trait Ärgerausdrucks Inventar SD Standard Deviation, Standardabweichung SSV Störung des Sozialverhaltens SV Sozialverhalten Tagesschw. Tagesschwankung vs. versus YSR Youth Self Report w. weiblich

Page 7: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

1.Einleitung 7

1. Einleitung 1.1 Stimmungs- und Emotionsregulation in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Stimmungs- und Emotionsregulation in der Kinder- und Jugendpsychiatrie stehen in letzter

Zeit zunehmend im Interesse von Studien und Untersuchungen. Gleichwohl werden diese

Aspekte immer noch als wenig verstanden angesehen. Cowdry et al. ( 6, S. 1505 )

schreiben dazu: „Stimmungsregulation ist ein komplexer und wenig verstandener Prozess,

der in individuellen biologischen Faktoren, besonderen persönlichen Erfahrungen,

kulturellen Einflüssen und der daraus resultierenden Persönlichkeit eines jeden Einzelnen

wurzelt.“ Trotz des geringen Verständnisses werden die meisten psychiatrischen

Erkrankungen auch über Veränderungen in der Stimmung und Stimmungsregulation

charakterisiert. So findet sich zum Beispiel in der AWMF Leitlinie ( 20 ) als Leitsymptom

der depressiven Episode eine gedrückte Stimmung ohne deutliche Abhängigkeit von

bestimmten Lebensumständen. Borderline Patienten ( 26 ) werden durch ein überdauerndes

Muster von emotionaler Instabilität und instabiler, wechselhafter Stimmung charakterisiert.

Cowdry et al. ( 6 ) nennen in ihrem Artikel weiterhin verschiedene Dimensionen von

pathologischer Stimmung, die bei Störungen der Stimmungsregulation zu beobachten sind:

extreme Stimmung, pathologische Schwankungen und Stabilität, lange oder kurze Dauer

einer extremen Schwankung und pathologische Verknüpfung oder Trennung der

Stimmung von äußeren Vorgängen.

Ähnlich sehen auch Koenigsberg et al., die in ihrer Studie ( 21 ) hauptsächlich affektive

Instabilität bei Borderline Patienten untersucht haben, die Notwendigkeit einer genaueren

Untersuchung von Stimmungsschwankungen. Sie nehmen an, dass bestimmte

Persönlichkeitsstörungen durch schnell schwankende Emotionen, andere durch emotionale

Intensität oder Funktionsverlust über eine bestimmte Emotion charakterisiert sind. Eine

genauere Untersuchung dieser Symptome könnte in Zukunft helfen, Persönlichkeits-

störungen besser zu diagnostizieren, Pharmakotherapie zu verbessern und ein besseres

Verständnis psychobiologischer Vorgänge zu erhalten.

Erstaunlicherweise finden sich trotz der Wichtigkeit einer Konkretisierung dieser

Symptome relativ wenige Studien und klinische Arbeiten, die Merkmale von Emotion und

Stimmung genauer untersucht haben und auch Veränderungen während der klinischen

Behandlung dokumentieren. Ebenso konnten durchgeführte Studien in manchen Fällen

auch nicht klinisch belegen, was in der Diagnostik als tried and true angesehen wird, wie

Page 8: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

1.Einleitung 8

zum Beispiel Tagesschwankungen der Stimmung bei depressiven Patienten ( 6 ).

Aufgrund dieser Tatsachen wurde geplant an der Kinder- und Jugendpsychiatrie Ulm eine

Studie zu Stimmungsschwankungen und Emotionsregulation durchzuführen. Dabei

orientierte sich die Entwicklung des Fragebogens und die Gestaltung des Studiendesigns

vor allem an dem Kriterium, Stimmungsschwankungen und Emotion möglichst gut zu

erfassen.

1.2 Fragebögen zu Affekt, Stimmung und Befindlichkeit In der Literatur ( 4, 5 ) sind einige Fragebögen beschrieben, die Affekt, Stimmung und

Befindlichkeit abbilden. Sie sollen im Folgenden genannt und kurz beschrieben werden.

Allerdings sind die meisten für eine einmalige Erhebung gedacht; nur wenige erfassen

Änderungen über einen gewissen Zeitraum und sind somit für eine Verlaufsbeobachtung

geeignet.

Mit dem Hospital Anxiety and Depression Scale ( HADS – D ) von Hermann et al. ( 13 )

liegt ein Screeningtest vor, der zwei Skalen ( Angst und Depression ) umfasst. Jede Skala

wird durch sieben Items repräsentiert, welche jeweils das Zutreffen in den letzten Wochen

abfragen. Die Items der Angstskala entsprechen zum Teil den Leitlinien einer

generalisierten Angststörung ( ICD 10 ), die Items der Depressionsskala beziehen sich auf

Symptome wie Verlust an Motivation und Lebensfreude. Für die Bearbeitung sind etwa

fünf Minuten vorgesehen.

Der mehrdimensionale Befindlichkeitsfragebogen ( MDBF ) von Steyer et al. ( 24 ) erfasst

die momentane psychische Befindlichkeit auf drei bipolaren Dimensionen: Gute –

Schlechte Stimmung, Wachheit – Müdigkeit und Ruhe – Unruhe. Es existieren eine

Kurzform mit 12 und eine Langform mit 24 Items. Der Test kann in ungefähr fünf Minuten

durchgeführt werden, wobei sich die Zeit bei wiederholter Anwendung verkürzt. Somit ist

er auch für eine Verlaufsbeobachtung mit wiederholten Befragungen geeignet.

Einen weiteren Test zur Befindlichkeit stellen die Befindlichkeitsskalen ( Bf-S und Bf-S’ )

von v.Zerssen und Koeller ( 27 ) dar. Die Bf-S wurde als Selbstbeurteilungsverfahren zur

Erfassung der momentanen Befindlichkeit entwickelt und besteht aus 28

Eigenschaftswörterpaaren ( ernst – heiter, frisch – matt etc. ). Unter Befindlichkeit

verstehen die Autoren den aktuellen subjektiven Befindenszustand. Die Befindlichkeit

kann sowohl im zeitlichen Querschnitt als auch im zeitlichen Längsschnitt im Sinne einer

Verlaufsbeobachtung erfasst werden. Der Test kann laut Autoren erst ab dem

Page 9: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

1.Einleitung 9

20. Lebensjahr durchgeführt werden, die Bearbeitungszeit liegt bei 1 bis 4 Minuten.

Die deutsche Fassung des Youth Self Report ( YSR ) der Child Behavior Checklist ( 8 ) ist

hier ebenfalls erwähnenswert, insbesondere weil mit dem CBCL Elternfragebogen ( 9 )

über das Verhalten von Kindern und Jugendlichen eine Fremdeinschätzung zu

verschiedenen Items möglich ist. Die Fragebögen für Jugendliche und Eltern sind ähnlich

aufgebaut und erfassen im ersten Teil Aspekte zur psychosozialen Kompetenz und im

zweiten Teil die Punkte Verhaltensauffälligkeiten, emotionale Auffälligkeiten und

somatische Beschwerden. Ebenfalls existiert analog dem Elternfragebogen ein Fragebogen,

der von Lehrern des Jugendlichen ( 7 ) beantwortet werden kann. Der YSR eignet sich für

Patienten im Alter von 11 bis 18 Jahren.

Die im Folgenden genannten Tests dienten als Überlegungsgrundlage für die Entwicklung

des Ulmer Fragebogens:

Die Eigenschaftswörterliste ( EWL ) von Jahnke und Debus ( 14, 15 ) zählt zu den

Persönlichkeitsstruktur-Tests und besteht aus insgesamt 161 Items, die sich in sechs

Bereiche und 15 Subskalen aufgliedern. Untersucht man Affekt und Stimmung, sind vor

allem der Bereich ‚Emotionale Gereiztheit’ mit den Subskalen ‚Erregtheit, Empfindlich-

keit, Ärger’, sowie der Bereich ‚Angst’ mit den Subskalen ‚Ängstlichkeit, Deprimiertheit’

interessant. Der Test eignet sich für Jugendliche ab dem 16. Lebensjahr und kann in 10 bis

30 Minuten bearbeitet werden.

Des Weiteren soll das State – Trait – Ausdrucksinventar ( STAXI ) von Schwenkmezger et

al. ( 23 ) erwähnt werden, welches in drei Teile gegliedert ist und sowohl den momentanen

Ärgerzustand als auch die Disposition zu Ärger erfassen soll. Insgesamt stehen 44 Items

auf fünf Skalen zur Verfügung, wobei für die Entwicklung des Studienfragebogens vor

allem die zehn Items zu aktuellem Ärger ( z.B. „Ich bin zornig“, „Ich bin ungehalten“ )

wichtig waren. Der Test kann ab dem 14. Lebensjahr durchgeführt werden, als Zeit sind

etwa fünf bis zehn Minuten vorgesehen.

Die von Keller et al. ( 16, 17, 18, 22 ) entworfenen Fragebögen dienen primär dem Ziel,

Patientenzufriedenheit während des stationären Aufenthaltes abzufragen, enthalten aber

vor allem in der erweiterten Version auch einige Items zu Stimmung und Befindlichkeit

( z.B. „Insgesamt ging es mir heute gut“ ). Die erste Version besteht aus sechs Items zum

Stationsalltag, die zweite Version wurde um zwölf Items unter anderem zu Therapien,

Motivation und Medikamenteneinnahme erweitert. Der Fragebogen wurde so konstruiert,

dass eine tägliche Befragung und somit eine Verlaufsbeobachtung möglich ist.

Page 10: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

1.Einleitung 10

1.3 Wichtige Vorstudien und Literatur Wie bereits kurz erwähnt, wurden Stimmung und Stimmungsschwankungen bei Patienten

im Verlauf einer psychiatrischen Behandlung bislang relativ wenig untersucht.

Insbesondere existieren wenige Studien, die Patienten in stationärem Aufenthalt zu

mehreren Zeitpunkten täglich umfangreich zu Aspekten wie Stimmung, Emotion oder

Zufriedenheit befragt haben. Einige der nachfolgend genannten Studien ( 1, 3, 6, 21, 25 )

haben sich vor allem mit Aspekten von Stimmung und Stimmungsschwankungen befasst,

während die bislang in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Ulm durchgeführten

Untersuchungen ( 16, 18 ) eher Aspekte zu Behandlungszufriedenheit und therapeutischer

Zusammenarbeit abdeckten.

Koenigsberg et al. ( 21 ) haben in einer Studie affektive Instabilität von 152 erwachsenen

Patienten mit der Diagnose Persönlichkeitsstörung untersucht. In einem einmaligen

Interview mittels eines Fragebogens sollten die Patienten eine Selbsteinschätzung zu sechs

Dimensionen ( labiler Ärger, labile Depressivität, labile Hochstimmung, labile Angst,

Schwankung zwischen Depression und Hochstimmung, Schwankung zwischen Depression

und Angst ) abgeben. Als Ergebnis fand sich bei Borderline Patienten eine signifikant

höhere Labilität für die Subskalen Ärger, Angst und Schwankung zwischen Depression

und Angst. Als Ausblick hält Koenigsberg eine tägliche Einschätzung für wünschenswert,

um affektive Instabilität noch genauer zu untersuchen.

Nachfolgend genannte Studien haben Stimmung und Emotion im zeitlichen Verlauf

untersucht.

Cowdry et al. ( 6 ) haben 65 weibliche Patienten zwischen 18 und 45 Jahren in vier

verschiedenen Diagnosegruppen ( Major Depression, Borderline, PMS, Gesund ) über eine

Dauer von vierzehn Tagen zu ihrer Stimmung befragt. Die Befragung erfolgte zweimal pro

Tag mit Hilfe einer visuellen Skala und bezog sich lediglich auf die momentane Stimmung.

Es fanden sich signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen. Die depressive Gruppe

hatte die geringsten Stimmungsschwankungen und die niedrigsten Werte auf der visuellen

Skala ( niedrige Werte bedeuten eine schlechte Stimmung ), wobei sich kaum

Schwankungen im Verlauf des Tages zeigten. Bei der Borderlinegruppe fanden sich

größere Schwankungen der Stimmung. Die Werte auf der visuellen Skala lagen über denen

der depressiven Gruppe, aber unter denen der Kontrollgruppe.

Axelson et al. ( 1 ), befragten an fünf verlängerten Wochenenden 16 Kinder und

Jugendliche mit affektiven Störungen zu Hause mittels Telefoninterview oder Handheld

Page 11: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

1.Einleitung 11

PC. Es wurden 12 Befragungen pro Patient und Wochenende durchgeführt, wobei Fragen

zur momentanen Aktivität, zur Stimmung und zu wichtigen Ereignissen der letzten 24

Stunden gestellt wurden. Um die Stimmung einzuschätzen, wurden jeweils vier positive

und vier negative Fragen aus dem PANAS-C Fragebogen gestellt. Als Ergebnis der Studie

hält Axelson eine häufige Befragung, wie er sie durchgeführt hat, für möglich. Des

Weiteren zeigte sich, dass depressive Patienten mehr Zeit alleine verbrachten als gesunde

Probanden. Ebenso hatten depressive Patienten erniedrigte Werte bei positiven PANAS-C

Kriterien und erhöhte Werte bei negativen PANAS-C Kriterien.

In einer weiteren Studie untersuchten Stiglmayer et al. ( 25 ) das Spannungserleben von 63

weiblichen Borderline Patientinnen über einen Zeitraum von 48 Stunden. Sowohl

stationäre als auch ambulant behandelte Patientinnen nahmen an der Studie teil. Die

Befragung erfolgte stündlich mit Hilfe eines Handheld PC und umfasste Fragen zum

subjektiven Spannungserleben. Alle vier Hypothesen ( größeres Spannungslevel, größere

Schwankungen, schnellerer Anstieg der Spannung, längere Dauer des Spannungslevels bei

Borderline- Patienten ) konnten signifikant belegt werden. Ebenso berichtete Stiglmayer

von einer relativ guten Compliance der Patienten; nur zwei Patientinnen verweigerten die

Teilnahme an der Studie.

Den längsten Erhebungszeitraum umfasste die Studie von Bauer et al. ( 3 ), die Patienten

mit bipolaren Störungen zu Hause mittels PC befragten. Jeden Tag während des

Befragungszeitraums von drei Monaten mussten die Patienten Fragen zu Stimmung,

Medikamenteneinnahme, Schlafverhalten und Tagesereignissen beantworten. Festzustellen

war eine hohe Akzeptanz mit nur 6,1% fehlender Daten im Bereich der Stimmungsfragen.

Insgesamt nahmen 83% der Patienten regelmäßig an der Befragung teil. Neben der guten

Akzeptanz konnte eine gute Validität des verwendeten Messinstruments mit dem HAMD

( Hamilton Depression Rating Scale ) festgestellt werden. Beispielhaft beschreibt Bauer

den Verlauf einer 34jährigen Frau mit bipolarer affektiver Störung, bei der mit der

beschriebenen Methode ein exakter Verlauf von Stimmung, Medikamenteneinnahme und

Schlafverhalten über 180 Tage gewonnen werden konnte.

Alle genannten Studien haben gezeigt, dass eine Befragung an wiederholten Zeitpunkten,

und somit eine Verlaufsbeobachtung, von psychiatrischen Patienten durchführbar ist. Der

Zeitraum der Studien lag zwischen 48 Stunden und drei Monaten mit einer

Befragungshäufigkeit zwischen einmal pro Tag und einmal pro Stunde. Allerdings existiert

keine Untersuchung, in der stationäre Patienten über einen längeren Zeitraum,

beispielsweise ihrem gesamten Aufenthalt, untersucht wurden.

Page 12: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

1.Einleitung 12

Die von Keller et al. ( 16, 18 ) durchgeführten Studien hatten zum Ziel, die Prozessqualität

psychiatrischer Behandlung im Verlauf zu beobachten.

Die erste Studie ( 16 ) wurde als Pilotstudie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie am

Zentrum für Psychiatrie ‚Die Weissenau’ durchgeführt. Insgesamt 30 Patienten wurden

täglich am Abend befragt. Der verwendete Fragebogen enthielt sechs Fragen zur

Zufriedenheit der Patienten ( „Insgesamt war ich heute mit meinem Tag auf Station sehr

zufrieden“ ) und zu weiteren Aspekten des Stationsalltages ( „Mit den Jugendlichen auf

Station habe ich mich heute sehr gut verstanden“). Als Ergebnis zeigte sich, dass eine

tägliche Datenerhebung unter stationären Bedingungen praktikabel und durchführbar ist.

Die Zufriedenheit der Patienten im Verlauf der Behandlung veränderte sich nur wenig und

korrelierte kaum mit der bei Entlassung angegebenen Zufriedenheit.

Die zweite Studie ( 18 ) wurde sowohl in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Ulm als auch

am Zentrum für Psychiatrie ‚Die Weissenau’ durchgeführt. Die sechs Fragen der

Pilotstudie wurden übernommen und durch zwölf weitere Fragen zu Behandlungsaspekten

( „Ich fühle mich heute von den Therapeuten sehr ernst genommen“ ) und zu

Medikamenten ( „ Die Medikamente helfen mir sehr gut“ ) ergänzt. Die Patienten wurden

zweimal pro Woche computergestützt befragt. Auch hier zeigte sich eine Befragung an

relativ vielen Zeitpunkten und mit diesmal achtzehn Fragen als durchführbar und

praktikabel. Die globale Zufriedenheit der Patienten blieb im Verlauf der Behandlung

relativ stabil, während sich beispielsweise im Bereich der Mitbestimmung

Klinikunterschiede ergaben.

Selbsteinschätzung von Patienten sollte nach Möglichkeit durch Fremdeinschätzung

ergänzt werden, da hierdurch eventuell andere Ergebnisse oder neue Aspekte geliefert

werden. Dabei besteht die Möglichkeit eines ‚cross informant’, also beispielsweise dem

Vergleich von Eltern und Patientenangaben. Es existieren hierzu einige anspruchsvolle,

meist epidemiologische Studien. Beispielhaft sollen Baillargeon et al. ( 2 ) genannt

werden, die Einschätzungen von Müttern und Lehrern zu 2264 Zweitklässlern in Bezug auf

ihr Aggressionspotential an einem Zeitpunkt untersucht haben. Abgefragt wurden drei

Items zu Aggression, welche auf einer dreistufigen Skala beantwortet werden konnten.

Dabei zeigte sich eine gute Einschätzung der Prävalenz von hochaggressiven Kindern bei

schlechterer Einschätzung der Prävalenz bei niedrig- oder mittelgradig aggressiven

Kindern.

Insgesamt finden sich in der Literatur aber nur wenige klinische Arbeiten zu

Fremdeinschätzung von psychiatrischen Patienten. Insbesondere fehlen regelmäßige

Page 13: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

1.Einleitung 13

Einschätzungen über einen längeren Zeitraum ( z.B. gesamter stationärer Aufenthalt ).

Auch die Einschätzung durch Betreuer wurde in klinischen Studien bislang nicht

untersucht.

1.4 Fragestellungen Um Aspekte der Stimmung und Stimmungsschwankungen über einen längeren Zeitraum

zu untersuchen, wurden alle Patienten der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität

Ulm, die zwischen 14 und 18 Jahre alt waren, während ihres stationären Aufenthaltes

zweimal am Tag befragt. Die an der Universität Ulm bereits durchgeführten Studien von

Keller et al. ( 16, 18 ) zur Patientenzufriedenheit wurden um die Bereiche Stimmung,

Emotion sowie um die Komponente der Fremdeinschätzung der Patienten erweitert. Da die

Vorstudien mit einer geringeren Anzahl an Fragen und Befragungszeitpunkten auskamen,

gab es wenig Vorerfahrungen bezüglich der Durchführbarkeit und Probleme einer solchen

Studie. Insbesondere der Vergleich zwischen Selbst- und Fremdeinschätzung der Patienten

wurde in dieser Form an der Universität Ulm noch nicht durchgeführt.

Somit ist das erste Ziel dieser Arbeit, das Erhebungsinstrument kritisch zu hinterfragen und

zu beurteilen, um es für folgende Studien zu verbessern. Hierbei soll vor allem ein

Augenmerk auf die Differenzierbarkeit der Einzelfragen gelegt werden. Des Weiteren soll

eine Aussage darüber getroffen werden, ob eine tägliche Befragung machbar und sinnvoll

ist und welche Probleme sich dabei ergeben.

Das zweite Ziel der Arbeit ist es zu untersuchen, ob es in einzelnen Diagnosegruppen

Unterschiede bezüglich Stimmung, Stimmungsschwankungen und Emotionsregulation

gibt. Geprüft werden soll auch, ob in diesen Diagnosegruppen Unterschiede zwischen der

Selbsteinschätzung der Jugendlichen und der Einschätzung durch die Betreuer bezüglich

einzelner Stimmungsaspekte bestehen.

Als drittes Ziel soll überprüft werden, ob eine tägliche Befragung helfen kann, in Zukunft

schneller auf Veränderungen der Stimmung und Emotion zu reagieren. Wäre dies der Fall,

könnte eine dauerhafte Befragung helfen, die Therapie individuell auszurichten und auf die

Bedürfnisse des Einzelnen abzustimmen. Um dies zu erläutern, werden einige

Patientenverläufe exemplarisch dargestellt.

Page 14: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

2. Material und Methodik 14

2. Material und Methodik 2.1 Stichprobe Der Erhebungszeitraum erstreckte sich vom 01.04.2004 bis zum 31.10.2004 und umfasste

somit sieben Monate. An der Studie nahmen alle Patienten der Klinik für Kinder und

Jugendpsychiatrie der Universität Ulm teil, die zum Aufnahmezeitpunkt mindestens

vierzehn Jahre alt waren und stationär behandelt wurden. Je nach Belegungszahl waren

dies etwa zehn bis fünfzehn Jugendliche pro Befragungszeitpunkt. Ausschlusskriterien gab

es zunächst keine, es wurden somit weder einer bestimmten Diagnosegruppe noch

einzelnen Patienten die Teilnahme an der Studie verweigert. Vorraussetzung für die

Teilnahme war jedoch ein hinreichendes Verständnis für die gestellten Fragen sowie

ausreichende Lese- und Kommunikationsfähigkeit ( IQ > 70, keine schwere Denkstörung ).

Dies war bei allen Patienten gegeben. Die Mitarbeit an der Befragung erfolgte freiwillig

und ohne Konsequenz für die weitere Behandlung. Eine benötigte medikamentöse

Therapie wurde unabhängig von der Studie ohne Einschränkungen begonnen oder

weitergeführt.

Die an der Studie teilnehmenden Betreuer waren zum großen Teil bereits mehrere Jahre in

der Kinder- und Jugendpsychiatrie tätig und hatten eine krankenpflegerische oder sozial-

pädagogische Ausbildung.

Die Stichprobe umfasst 42 Patienten mit insgesamt 1372 Befragungszeitpunkten. Für den

Befragungszeitpunkt ‚Mittag’ liegen 591 ( 43,1% ) und für den Befragungszeitpunkt

‚Abend’ 781 ( 56,9% ) beantwortete Fragebögen vor. Da einige Jugendliche sich sehr

lange in Behandlung befanden, wurde in der statistischen Auswertung der

Beobachtungszeitraum zunächst auf die ersten zwei Monate der Behandlung beschränkt,

um den Einfluss einiger weniger Patienten auf die Ergebnisse zu reduzieren. Für die ersten

zwei Monate eines jeden Patienten liegen insgesamt 1071 Befragungszeitpunkte vor. Der

Mittelwert liegt bei 28,2 Befragungen pro Person, wobei sechs Patienten mehr als 50

Fragebögen beantwortet haben und somit insgesamt 464 ( 43% ) der Befragungszeitpunkte

repräsentieren. Das Maximum liegt bei einer Patientin, die 103 Fragebögen ausgefüllt hat.

Von Betreuerseite liegen insgesamt 1475 Fragebögen vor. Eingeschränkt auf die ersten

zwei Monate der Behandlung des jeweiligen Patienten sind insgesamt 1076

Befragungszeitpunkte vorhanden. Der Mittelwert liegt bei 29,9 Fragebögen pro Patient; für

fünf Patienten liegen über 50 Fremdbeurteilungen durch die Betreuer vor. Das Maximum

Page 15: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

2. Material und Methodik 15

lag bei 68 ausgefüllten Betreuerfragebögen für einen Patienten. Insgesamt findet sich eine

homogenere Verteilung ( Betreuereinschätzungen pro Patienten ) als bei den Jugendlichen.

Bei den 42 Studienpatienten handelt es sich um 31 ( 73,8% ) Mädchen und 11 ( 26,2% )

Jungen. Von den Mädchen liegen 1055 ( 76,9% ), von den Jungen 317 ( 23,1% )

Zeitpunkte vor. Die Patienten waren zwischen 14 und 18 Jahre alt, der Mittelwert lag bei

16,7 Jahren. Die Aufenthaltsdauer lag zwischen einer Woche und sechs Monaten, nur bei

drei Patienten betrug sie weniger als drei Tage. Gemäß den Diagnosen des MAS wurden

vier diagnostische Hauptgruppen gebildet: Anorexia nervosa ( n = 6 ), Depression

( n = 11 ), Psychose ( n = 6 ) und Störung des Sozialverhaltens ( n = 5 ).

Einen Überblick über die teilnehmenden Patienten, Aufenthaltsdauer und zugehörige

Diagnosegruppe zeigt Tabelle 1.

Tabelle 1: Übersicht über an der Studie teilnehmenden Patienten, Diagnosen und Aufenthaltsdauer

Nr.

m/w

Alter

Diagnose(n) nach ICD 10

Diagn. gruppe

Aufent. dauer

Anzahl Bögen

1 w 15,0 Störung des SV F 92.8 E 52 25 2 w 17,8 depressive Episode F 32.1 D 99 75 3

w 16,6 17,0

depressive Episode F 32.1 Depression mit Suizidalität F 32.2

D

140 79

56 7

4 w 17,0 Anorexia nervosa F 50.0 A 115 98 5 m 15,1 Störung des SV mit depressiver Störung F 92.0 D 28 8 6 m 14,2 Schizoaffektive Störung F 25.x 56 35 7 w 16,4 Emotional instabile Persönlichkeit F 60.3

Bulimia nervosa F 50.2 162 22

8 w 16,5 Anorexia nervosa F 50.0 A 13 6 9 w 15,5 Dysthymia F 34.1

Störung sozialer Funktion F 94.0 D 84 28

10 w 15,1 Mittelgradige depressive Episode F 32.1 Aktive Suizidalität

D 69 25

11 w 15,9 PTSD F 43.1 SSV bei vorhandener sozialer Bindung F 91.2

18 3

12 w 16,8 katatone Schizophrenie F 20.2 P 46 19 13 m 16,9 Störung des SV F 91.9

Verhaltensstörung durch Alkohol F 10.1 E 43 42

14 w 18,0 abhängige asthenische PS F 60.7 15 13 15 w 16,3 Bipolare affektive Psychose F 31.6 7 9 16 w 17,1 Störung von SV und Emotion F 92.8 E 5 7 17 w 15,5 Bipolare affektive Störung F 31.2 83 91 18 w 17,3 Anpassungsstörung F 43.2 3 4 19 w 16,7 Schwere depressive Episode F 32.2 D 121 152 20 w 16,5 Schizophrenie F 20.9 P 185 45 21 w 16,1 Anpassungsstörung F 43.2 D 155 17 22 w 16,6 depressive Episode F 32.2 D 64 22 23 m 17,4 bipolare affektive Störung F 31.9 186 27

Page 16: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

2. Material und Methodik 16

24 w 16,5 depressive Episode F 32.1 D 69 95 25 w 16,2 Anorexia nervosa F 50.0 A 78 135 26 w 18,0 affektive Störung F 32.0 4 2 27 m 17,9 paranoide Schizophrenie F 20.0 P 45 61 28 w 17,0 schizoaffektive Störung F 25.1 P 17 10 29 m 16,9 Störung des SV F 91.9 E 20 7 30 m 19,6 Verdacht auf organische Psychose P 50 0 31 w 17,3 Anorexia nervosa F 50.0 A 213 4 32 w 18,0 Angststörung F 41.2 D 30 15 33 m 16,9 Dysthymie F 34.1 D 79 37 34 w 16,4 Anorexia nervosa F 50.0 A 88 25 35 w 17,7 dissoziativer Stupor F 44.2 28 12 36 m 15,4 generalisierte Angststörung F 41.1 53 49 37 w 17,7 PTSD F 43.1 25 2 38 m 17,6 Paranoide Psychose F 20.0 P 1 0 39 m 17,7 Tourette Syndrom F 95.2 52 17 40 w 17,3 akute Belastungsreaktion F 43.2 6 3 41 w 16,2 Störung des SV F 91.9 E 46 23 42 w 17,8 Anorexia nervosa F 50.0

depressive Episode A 39 5

Nr. = laufende Patientennummer, m/w = männlich/weiblich, Alter = Alter am Tag der Aufnahme in

Jahren, Diagn.gruppen = Diagnosegruppen dabei bedeutet A = Anorexie, D = Depression, E =

externalisierende Störung, P =Psychose, Aufent.dauer = Aufenthaltsdauer in Tagen, PTSD =

Posttraumatic Stress Disorder, SV = Sozialverhalten, SSV = Störung des Sozialverhaltens

2.2 Entwicklung des Fragebogens 2.2.1 Version für Jugendliche Um ein Instrument zu erhalten, mit dem Befindlichkeit, Stimmung und Behandlungs-

bewertung messbar sind, wurde ein Fragebogen entworfen. Dieser enthält sowohl Items

aus zwei bereits durchgeführten Studien zur Zufriedenheit von Jugendlichen in stationärer

psychiatrischer Behandlung ( 16, 18 ), als auch neue Fragen zu Stimmung, Emotions-

regulation, Spannung und Medikation. Diese Fragen beruhen zum Teil auf eigenen

Überlegungen, als auch auf Ideen von Ärzten und Therapeuten. Beispielhaft soll erwähnt

werden, dass einige Fragen anhand typischer diagnostischer Kriterien psychiatrischer

Erkrankungen, die durch besonders starke Stimmungsschwankungen charakterisiert sind,

entworfen wurden; so beispielsweise Frage 12 „Heute war es schwierig für mich alleine zu

sein“, die laut P. Kernberg ( 19 ) als Kriterium für eine Borderline– Persönlichkeitsstörung

gewertet werden kann. Des weiteren bilden die in der Einleitung erwähnten Fragebögen

wie beispielsweise die Eigenschaftswörterliste ( EWL ) ( 14 ) und das State-Trait-

Ärgerausdrucks–Inventar ( STAXI ) ( 23 ) eine weitere Überlegungsgrundlage bei der

Page 17: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

2. Material und Methodik 17

Gestaltung des Fragebogens. Nicht zuletzt haben einige Patienten in einer zweiwöchigen

Probephase, die vor Studienbeginn durchgeführt wurde, von der Möglichkeit Gebrauch

gemacht, Vorschläge und Änderungswünsche für Fragen einzubringen. So stammt

beispielsweise die Frage 14 „Ich habe mich heute ausgepowert“ von einer Patientin. Einen

Überblick über die gestellten Patientenfragen gibt Tabelle 2.

Tabelle 2: Übersicht über die Patientenfragen

Gliederung des Fragebogens

Mittag/ Abend

Wortlaut der Frage

M/A 1) Ich bin gut drauf M/A 2) Ich bin energiegeladen M/A 3) Ich bin genervt M/A 4) Ich fühle mich ängstlich M/A 5) Ich bin aggressiv M/A 6) Ich fühle mich verletzbar M/A 7) Ich bin traurig und betrübt M/A 8) Ich bin verärgert M/A 9) Ich fühle mich sympathisch und attraktiv

Frage 1 – 10: Stimmung, Spannung und Emotionsregulation Neue Fragen

M/A 10) Ich bin innerlich angespannt A 11) Ich habe heute bekommen was ich wollte A 12) Heute war es schwierig für mich alleine zu sein A 13) Ich habe mich heute geschämt A 14) Ich habe mich heute richtig ausgepowert A 15) Ich habe mir heute etwas Gutes getan A 16) Ich bin heute zufrieden mit mir

Frage 11 – 17: Tagesablauf rückblickend Neue Fragen

A 17) Ich habe heute viel Spaß gehabt A 18) Insgesamt ging es mir heute gut A 19) Ich konnte heute die Dinge mitbestimmen A 20) Mit meinen Therapien war ich heute insgesamt sehr

zufrieden A 21) Mit den Betreuern / innen bin ich heute sehr gut

ausgekommen A 22) Mit den Jugendlichen auf Station habe ich mich

heute sehr gut verstanden A 23) Insgesamt war ich heute mit dem Tag auf Station

sehr zufrieden A 24) Es ist sinnvoll, dass ich hier weiterhin behandelt

werde

Frage 18 – 25: Behandlungszufriedenheit und Mitbestimmung Fragen aus Vorstudie

A 25) Oft fühle ich mich meinen Problemen ausgeliefert A 26) Ich habe in den letzten 24 h alle Medikamente wie

geplant eingenommen A 27) Die Medikamente helfen sehr gut

Frage 26 – 28: Medikamenteneinnahme Fragen aus Vorstudie

A 28) Ich habe in den letzten 24 h Nebenwirkungen der Medikamente bemerkt

M/A = Frage Mittag und Abend gestellt, A = Frage nur am Abend gestellt

Page 18: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

2. Material und Methodik 18

Das endgültige in der Studie verwendete Messinstrument besteht aus 28 Fragen, die auf

einer fünfstufigen Skala beantwortet werden können. Die Skala reicht von eins ( ‚stimmt

gar nicht’ ) bis fünf ( ‚stimmt vollkommen’ ). Bei den Fragen 20, 26, 27 und 28 war als

Antwortkategorie zusätzlich die ‚Null’ vorgesehen, falls an diesem Tag keine Therapien

stattfanden oder keine Medikamente eingenommen wurden.

Die Fragen 1 bis 10 beziehen sich auf die momentane Gefühlslage der Patienten. So wird

nach der Grundstimmung, nach innerer Anspannung und weiteren Aspekten der

momentanen Stimmung gefragt. Es folgen acht Fragen, die sich rückblickend auf den

Tagesablauf beziehen und eine allgemeine Einschätzung des Tages ermöglichen sollen.

Die restlichen Fragen ( 18 – 28 ) stammen aus den bereits erwähnten Vorstudien von

Keller et al. ( 16, 18 ) und wurden von diesen übernommen. Sie umfassen insbesondere

den Bereich Zufriedenheit mit Stationsalltag und Therapie sowie drei Fragen zur

medikamentösen Therapie.

Mittags wurden nur die Fragen eins bis zehn und somit die momentane Stimmung

abgefragt. Der gesamte Fragebogen sollte nur am Abend beantwortet werden, da sich

einige Fragen rückblickend auf den Tagesablauf bezogen.

2.2.2 Version für Betreuer Um eine Fremdeinschätzung der Jugendlichen zu erhalten, wurde zusätzlich ein

Fragebogen für das Betreuerteam entwickelt. Dieser besteht an beiden

Befragungszeitpunkten ( Mittag und Abend ) aus jeweils dreizehn Fragen, die ebenfalls auf

einer fünfstufigen Skala beantwortet werden können. Die Skala reicht analog dem

Patientenfragebogen von eins ( ‚stimmt gar nicht’ ) bis fünf ( ‚stimmt vollkommen’ ).

Zusätzlich konnte die Frage nach den Medikamenten ( Frage 4 ) mit ‚Null’ beantwortet

werden für den Fall, dass der Patient an diesem Tag keine Medikamente eingenommen

hatte.

Die Fragen 1 bis 3 befassen sich mit Motivation und Interaktion der Jugendlichen im

Stationsalltag. Es wird nach dem Auskommen mit Patienten und Betreuern sowie nach der

weiteren Behandlungsmotivation gefragt.

Es folgt ein Item zur Medikamenteneinnahme ( Frage 4 ), mit dem die Wirkung der

Medikation eingeschätzt werden soll.

Die Fragen 5 – 11 umfassen Stimmung und Emotion und decken ähnliche Aspekte wie auf

dem Patientenfragebogen ab. Diese Tatsache soll einen Vergleich zwischen Patienten- und

Page 19: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

2. Material und Methodik 19

Betreuereinschätzung ermöglichen. Abgefragt werden zum Beispiel Items wie

Aggressivität, Traurigkeit und Spannung. Abgeschlossen wird der Betreuerfragebogen

durch zwei Fragen zu Tagesschwankungen in Stimmung und Ärger.

Eine Zusammenfassung der Betreuerfragen findet sich in Tabelle 3.

Tabelle 3: Übersicht über die Betreuerfragen Gliederung des Fragebogens

Mittag/ Abend

Wortlaut der Frage

M/A 1) Ist mit den Betreuern gut ausgekommen M/A 2) Ist mit den Jugendlichen auf Station gut

ausgekommen

Frage 1 – 3: Motivation, Interaktion mit Betreuern und Patienten

M/A 3) Ist motiviert weiterhin hier behandelt zu werden Frage 4: Medikamenteneinnahme

M/A 4) Die Medikamente ( Psychopharmaka ) helfen gut

M/A 5) Ist aggressiv M/A 6) Wirkt traurig M/A 7) Wirkt verärgert / gereizt M/A 8) Wirkt angespannt M/A 9) Hat Scham / Schuldgefühle M/A 10) Hat Probleme mit dem Alleinsein

Frage 5 – 11: Stimmung, Spannung, Emotion

M/A 11) Wirkt zufrieden mit sich M/A 12) Starke Tagesschwankungen in der Stimmung Frage 12 –13:

Tagesschwankungen M/A 13) Starke Tagesschwankungen in Ärger, Aggressivität

M/A = Frage Mittag und Abend gestellt

Die vier verschiedenen Versionen der Fragebögen ( Patient Mittag / Abend; Betreuer

Mittag / Abend ) sind farbig kodiert, um die Auswertung zu erleichtern.

2.3 Ablauf der Befragung Der Befragungszeitraum erstreckte sich insgesamt über sieben Monate. Der Befragung

vorangehend war eine etwa zweiwöchige Testphase, in der Aspekte der Durchführbarkeit

überprüft wurden. Ebenso waren Betreuer und Patienten angehalten, Kritik zu üben und

Verbesserungsvorschläge für den Fragebogen einzubringen. Einige der Vorschläge

konnten bereits in die laufende Untersuchung übernommen werden, bilden aber auch eine

wichtige Grundlage für folgende Studien.

Alle Patienten wurden vor Studienbeginn in einem Gespräch darauf hingewiesen, dass eine

Teilnahme an der Befragung freiwillig und eine Nichtteilnahme ohne Konsequenz für die

Page 20: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

2. Material und Methodik 20

weitere Behandlung ist. Des Weiteren wurde vermittelt, dass die Jugendlichen Fragen,

welche sie nicht beantworten wollten, auslassen konnten. Einige Jugendliche äußerten in

der Testphase Bedenken, dass ihre Fragebögen an Therapeuten und Betreuer weitergeleitet

werden. Eine ehrliche Beantwortung einiger Fragen ( z.B.: „ Mit meinen Therapien war

ich heute insgesamt sehr zufrieden“ ) wäre dann aus Angst vor Therapiekonsequenzen

nicht mehr möglich gewesen. Um diesem Umstand Rechnung zu tragen, wurde darauf

hingewiesen, dass die gesammelten Daten nicht an Dritte, also auch nicht an Therapeuten

oder Betreuer, weitergegeben werden.

Die Datenerhebung begann wenn möglich am Tag der Aufnahme und endete mit dem Tag

der Entlassung eines jeden Patienten. So sollte gewährleistet sein, den gesamten

Behandlungszeitraum eines Jugendlichen zu erfassen. Grundsätzlich gab es pro Tag zwei

Befragungszeitpunkte, jeweils mittags und abends nach dem gemeinsamen Essen. In dieser

Zeit waren die meisten Patienten auf Station erreichbar. Fragebögen wurden in

ausreichender Menge im Aufenthaltsbereich der Jugendlichen platziert und das Ausfüllen

von Seiten des Betreuerteams überwacht. Die Fragen sollten möglichst innerhalb einer

Stunde nach dem Essen beantworten werden um sicherzustellen, dass die Beantwortung

jeden Tag in etwa zur selben Zeit erfolgte. Anschließend wurden die Fragebögen in

Eigenverantwortung von den Patienten in einen verschlossenen Briefkasten geworfen.

Dieser befand sich im Aufenthaltsbereich der Station.

Eingeschlossen in die Befragung waren alle Jugendlichen, die sich zum jeweiligen

Befragungszeitpunkt auf der Station befanden. Ausgenommen waren folglich Patienten,

die gerade eine Außenschule besuchten oder an einem Praktikum teilnahmen. Da sich

diese Tätigkeiten meistens nur über Mittag erstreckten, konnten zumindest die Fragebögen

abends beantwortet werden. Viele der stationären Patienten verbrachten das Wochenende

bei ihrer Familie, so dass auf eine Datenerhebung am Wochenende verzichtet wurde. Von

den Patienten, die in stationärer Behandlung verblieben, liegen teilweise Fragebögen vor.

Die Fremdeinschätzung erfolgte jeweils durch die Betreuer der Früh- und Spätschicht zum

gleichen Zeitpunkt, in dem auch die Jugendlichen ihren Fragebogen beantwortet haben.

Die Fragebögen wurden von dem für den Patienten zuständigen Betreuer ausgefüllt und in

einem Ablagefach im Stationszimmer gesammelt. Es wurde darauf hingewiesen, nur die

Fragen zu beantworten, in denen eine einigermaßen sichere Einschätzung möglich ist. So

sollte beispielsweise vermieden werden, einen Jugendlichen mit der Frage „Ist mit den

Betreuern gut ausgekommen“ einzuschätzen, wenn er keinen Kontakt zu den Betreuern

hatte.

Page 21: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

2. Material und Methodik 21

Alle Fragebögen wurden etwa einmal pro Woche von den Studienbetreuern auf der Station

abgeholt und anschließend ausgewertet. Gleichzeitig konnten Patienten und Betreuer

bestehende Probleme und Unklarheiten äußern. Zusätzlich wurden in ungefähr

einmonatigem Abstand Gruppengespräche mit den Jugendlichen angeboten, um

Unklarheiten bezüglich der Studie und eventuelle Kritikpunkte zu besprechen.

Verbesserungsvorschläge seitens der Jugendlichen und Betreuer wurden notiert und dienen

als wichtige Grundlage für die Weiterentwicklung des Fragebogens und für folgende

Studien. Den Jugendlichen wurde angeboten, am Ende ihres stationären Aufenthalts

Einsicht in die gesammelten Daten und individuellen Verläufe zu nehmen. Diese Angebot

wurde aus unterschiedlichen Gründen aber nur zweimal angenommen.

2.4 Statistische Auswertung Für alle statistischen Berechnungen wurde das Statistical Analysis System ( SAS ) 9.1.3.

verwendet. Zur Anwendung kamen nur Standardmethoden wie die Berechnung von

Mittelwerten, Standardabweichungen und Pearson’schen Korrelationskoeffizienten.

Zur Analyse der Fragebögen sind im Ergebnisteil Häufigkeitsauszählungen zu den

einzelnen Antwortkategorien angegeben. Des Weiteren wurde für jede Frage Mittelwert

und Standardabweichung berechnet ( Tabelle 4 und 5 ). In einem weiteren Schritt wurden

die Patientenfragen jeweils untereinander korreliert ( Tabelle 6 ). Ebenso sind die

Korrelationen für die Betreuerfragen berechnet ( Tabelle 7 ). Angegeben sind in Tabelle 6

und 7 nur Werte für r > 0.300 bei einem Signifikanzniveau von 0.001.

Der Vergleich zwischen Unterschieden in den einzelnen Diagnosegruppen stützt sich auf

Mittelwertberechnungen der einzelnen Antwortkategorien von Patienten und Betreuern

( Tabelle 8 und 9 ). In einem nächsten Schritt wurden Korrelationen zwischen Patienten-

und Betreuereinschätzungen berechnet. Die Ergebnisse hierzu sind in den Tabellen 10 und

11 dargestellt. Angegeben sind hier alle berechneten Korrelationen, also auch Werte für r <

0.300.

Page 22: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

3. Ergebnisse 22

3. Ergebnisse 3.1 Ergebnisse zum Erhebungsinstrument 3.1.1 Häufigkeitsauszählungen zu den Einzelfragen 3.1.1.1 Patientenfragen Die Gesamtverteilung der Angaben in den einzelnen Antwortkategorien sowie Mittelwerte

und Standardabweichung der Patientenfragen gehen aus Tabelle 4 hervor. Unter-

schiedliche Gesamtzahlen der Einzelfragen beruhen darauf, dass in einigen wenigen Fällen

Fragen nicht beantwortet worden sind und dass für die Fragen 20, 26, 27 und 28 auch die

Antwortmöglichkeit ‚Null’ ( ‚keine Therapien / keine Medikamente’ ) vorgesehen war.

Auffällig bei fast allen Patientenfragen ist eine Verschiebung in den positiven Bereich;

beispielsweise bei den Aussagen „Ich bin gut drauf“ ( Frage 1, Mw 3,27 ) und „Ich habe

mir heute etwas Gutes getan“ ( Frage 15, Mw 3,20 ). Die negativ formulierten Fragen 3 bis

7 liegen analog mit ihren Mittelwerten alle unter 3. Die niedrigsten Mittelwerte und somit

die geringste Zustimmung findet sich bei der Frage nach ‚Aggressivität’ ( Frage 5,

Mw 1,79 ) und ‚Ängstlichkeit’ ( Frage 4, Mw 2,08 ). Interessanterweise wurde die Frage 9

„Ich fühle mich sympathisch und attraktiv“ eher negativ beantwortet. Immerhin fast 27%

konnten der Aussage überhaupt nicht zustimmen ( Mw 2,84 ).

Die Fragen 15 bis 24 sind mit Mittelwerten über 3 ebenfalls alle eher positiv beantwortet

worden. Auffällig sind hier die Antworten auf die Fragen nach Zufriedenheit mit der

Therapie ( Frage 20 ) sowie dem Auskommen mit Patienten und Betreuern ( Frage 21 und

22 ), die global sehr hoch bewertet worden sind. Der Mittelwerte für Frage 20 liegt bei

3,91, der für die Fragen 21 und 22 bei jeweils 4,08. Ungefähr 40% der Jugendlichen haben

hier die Antwortkategorie ‚stimmt vollkommen’ gewählt.

Insgesamt sehr differenziert beantwortet wurden von den Fragen 1 bis 10 die Items ‚gut

drauf’ ( Frage 1 ), ‚energiegeladen’ ( Frage 2 ), ‚traurig’ ( Frage 7 ) und ‚angespannt’

( Frage 10 ), bei denen alle fünf Antwortkategorien etwa gleich häufig gewählt wurden.

Bei den Fragen 11 bis 28 sind hier vor allem die Items ‚bekommen was ich wollte’ ( Frage

11 ), ‚mir etwas Gutes getan’ ( Frage 15 ) sowie ‚zufrieden mit mir’ ( Frage 16 ) zu

nennen.

Page 23: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

3. Ergebnisse 23

Tabelle 4: Antworthäufigkeiten Mittag und Abend sowie Mittelwert und Standardabweichung aller

erfassten Fragen in den ersten zwei Monaten, Patientenfragebögen

Inhalt der Frage gesamt 1 2 3 4 5 Mw SD gar nicht vollkommen

in %

Angabe Jugendliche 1) gut drauf 1071 8,68 18,67 30,16 22,41 20,07 3,27 1,27

2) energiegeladen 1070 24,49 21,31 20,19 13,36 20,65 2,84 1,46

3) genervt 1067 39,08 21,18 20,24 12,28 7,22 2,27 1,30

4) ängstlich 1071 55,56 10,18 12,23 14,38 7,66 2,08 1,37

5) aggressiv 1069 56,03 22,54 11,51 6,27 3,65 1,79 1,09

6) verletzbar 1067 40,11 10,68 15,46 19,12 14,62 2,57 1,50

7) traurig 1066 31,61 21,95 20,73 13,51 12,20 2,53 1,36

8) verärgert 1065 42,16 18,97 18,69 13,05 7,14 2,24 1,30

9) sympathisch 1065 26,67 18,97 19,25 13,99 21,13 2,84 1,49

10) angespannt 1070 26,64 20,56 17,01 17,10 18,69 2,81 1,47

11) bekommen was ich wollte 613 13,05 22,02 28,87 14,36 21,70 3,10 1,32

12) schwierig allein zu sein 613 49,43 19,41 16,64 9,14 5,38 2,02 1,23

13) geschämt 613 55,95 18,11 16,80 6,69 2,45 1,82 1,09

14) habe mich ausgepowert 610 28,85 25,59 18,03 11,64 16,89 2,63 1,43

15) mir etwas Gutes getan 612 14,38 19,44 24,35 15,20 26,63 3,20 1,40

16) zufrieden mit mir 611 15,06 20,29 25,53 15,06 24,06 3,13 1,38

17) heute viel Spaß gehabt 612 10,95 19,93 26,47 15,69 26,96 3,28 1,34

18) insgesamt heute gut 611 11,13 19,80 28,31 15,88 24,88 3,24 1,32

19) Dinge mitbestimmen 608 11,35 22,04 28,95 11,35 26,32 3,19 1,34

20) zufrieden mit Therapien 302 4,30 7,28 20,20 29,80 38,41 3,91 1,12

21) mit Betreuer ausgekommen 609 1,64 5,58 19,38 29,89 43,51 4,08 1,00

22) mit Jug. gut verstanden 608 1,81 4,77 21,88 26,64 44,90 4,08 1.01

23) insgesamt zufrieden 600 7,17 18,00 29,00 15,33 30,50 3,44 1,28

24) sinnvoll, dass weiter da 606 18,15 5,78 19,14 30,03 26,90 3,42 1,41

25) Problemen ausgeliefert 602 31,89 12,13 13,79 26,91 15,28 2,82 1,50

26) alle Med. eingenommen 269 1,12 3,35 2,23 2,23 91,08 4,79 0,74

27) Med. helfen gut 267 5,24 14,61 36,70 5,62 37,83 3,56 1,27

28) Med. Nebenwirkungen 263 62,74 9,13 9,13 4,18 14,83 1,99 1,49

Mw = Mittelwert, SD = Standardabweichung, Jug. = Jugendliche, Med. = Medikamente

Page 24: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

3. Ergebnisse 24

Insgesamt zeigt sich, dass alle fünf zur Verfügung stehenden Antwortkategorien auch

benutzt wurden. Die angegebenen Mittelwerte und Standardabweichungen sprechen bei

den meisten Fragen ebenfalls für eine relativ gute Ausnutzung der Antwortkategorien.

Zusammenfassend kann angenommen werden, dass die Patientenfragen differenzieren und

auch keine massiven Boden- oder Deckeneffekte aufweisen.

3.1.1.2 Betreuerfragen Bei den Betreuerfragebögen zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei den Patientenfragen.

Unterschiedliche Gesamtzahlen der Einzelfragen beruhen darauf, dass die Betreuer

angehalten wurden nur dann eine Einschätzung abzugeben, wenn diese auch sicher

möglich war. Zusätzlich konnte die Frage 4 mit der Antwortkategorie ‚Null’ ( ‚keine

Medikamente’ ) beantwortet werden.

Insgesamt ist auch bei den Betreuerfragen eine Verschiebung in den positiven Bereich

festzustellen. Die Fragen 1 und 2 ( ‚ausgekommen mit Jugendlichen / ausgekommen mit

Betreuern’ ) wurden hierbei global sehr hoch beantwortet. Die Mittelwerte liegen bei 4,18

und 3,98, jeweils nur etwa 1% der Betreuer wählte hier die Antwortkategorie ‚stimmt gar

nicht’. Sehr niedrig dagegen wurden die Frage nach ‚Aggressivität’ ( Frage 5, Mw 1,44 )

und nach ‚Gereiztheit’ ( Frage 7, Mw 1,87 ) beantwortet. Ebenfalls niedrige Werte wurden

für das Item ‚Scham- und Schuldgefühle’ ( Frage 9, Mw 1,86 ) angegeben. Über die Hälfte

der Betreuer ( 52,54% ) wählten hier die Antwortkategorie ‚stimmt gar nicht’; der

Mittelwert beträgt 1,86.

Auffällig sind auch die Fragen nach Tagesschwankungen in Stimmung ( Frage 12, Mw

1,98 ) und Ärger ( Frage 13, Mw 1,50 ). Über 70% der Betreuer sahen, gefragt nach dem

Ärger, überhaupt keine Schwankung bei ihren Patienten.

Sehr differenziert beantwortet wurden die Items ‚traurig’ ( Frage 6, Mw 2,46 ),

‚angespannt’ ( Frage 8, Mw 2,64 ) und ‚zufrieden mit sich’ ( Frage 11, Mw 2,79 ), bei

denen eine gute Ausnützung aller fünf Antwortkategorien vorliegt.

Häufiger als bei den Patientenfragen fällt bei einigen Betreuerfragen, wie zum Beispiel den

Fragen 12 und 13, eine Verschiebung in Richtung einer bestimmten Antwortkategorie auf.

Trotzdem kann zusammenfassend auch für die Betreuerfragen eine gute Differenzierung

angenommen werden.

Eine Übersicht über Mittelwerte, Standardabweichungen und Antworthäufigkeiten der

Betreuerfragen gibt Tabelle 5.

Page 25: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

3. Ergebnisse 25

Tabelle 5: Antworthäufigkeiten Mittag und Abend sowie Mittelwert und Standardabweichung aller

erfassten Fragen in den ersten zwei Monaten, Betreuerfragebögen

Inhalt der Frage gesamt 1 2 3 4 5 Mw SD gar nicht vollkommen in %

Angabe Betreuer 1) ausgekommen mit Betr. 1076 1,12 5,02 14,87 32,62 46,38 4,18 0.94

2) ausgekommen mit Jug. 1060 1,23 5,75 23,58 32,83 36,60 3,98 0,97

3) motiviert, weiter da 1056 5,02 13,07 37,12 26,33 18,47 3,40 1,08

4) Medikamente helfen 409 4,16 14,67 52,81 23,47 4,65 3,11 0,90

5) aggressiv 1073 73,53 13,79 8,48 3,63 0,56 1,44 0,84

6) traurig 1072 33,02 20,34 22,57 16,14 7,93 2,46 1,31

7) verärgert, gereizt 1070 52,90 19,91 15,61 10,09 1,50 1,87 1,10

8) angespannt 1073 23,02 22,27 27,96 20,97 5,78 2,64 1,21

9) Scham, Schuldgefühle 1045 52,54 17.03 23,54 5,74 1,15 1,86 1,04

10) Probleme allein zu sein 1065 52,02 20,19 19,06 6,76 1,97 1,86 1,07

11) zufrieden mit sich 1069 11,88 24,51 40,13 19,93 3,55 2,79 1,01

12) Tagesschw. Stimmung 1072 48,23 18,47 23,32 7,46 2,52 1,98 1,11

13) Tagesschw. Ärger 1072 71,83 11,29 13,15 2,80 0,93 1,50 0,89

Mw = Mittelwert, SD = Standardabweichung, Betr. = Betreuer, Jug. = Jugendliche, Tagesschw. =

Tagesschwankung

3.1.2 Korrelation der Einzelfragen 3.1.2.1 Patientenfragen Die Korrelationen der Patientenfragen 1 bis 10 geht aus Tabelle 6 hervor. Sowohl die

mittags als auch die abends gestellten Fragen sind hier berücksichtigt.

Auffällig erscheint zunächst die Frage „Ich bin energiegeladen“ ( Frage 2 ), die nur wenig

mit den übrigen Fragen zu korrelieren scheint. Lediglich zu den Aussagen „Ich bin gut

drauf“ ( Frage 1 ) sowie „Ich fühle mich sympathisch und attraktiv“ ( Frage 9 ) finden sich

positive Korrelationen ( 0,47, 0,37 ). Dagegen finden sich bei den anderen Fragen

Zusammenhänge untereinander, die in einigen Fälle jedoch relativ gering ausgeprägt sind.

Berücksichtigt werden muss hier auch die hohe Anzahl an Fragebögen.

Page 26: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

3. Ergebnisse 26

Das positiv formulierte Item „Ich bin gut drauf“ ( Frage 1 ) korreliert erwartungsgemäß

negativ mit den Items 3-8; am stärksten mit der Frage nach ‚Traurigkeit’ ( -0,61 ). Der

gleiche Effekt kann bei der Frage 9 „Ich fühle mich sympathisch und attraktiv“ beobachtet

werden. Die Korrelationen sind hier allerdings nicht so stark ausgeprägt, der statistisch

größte Zusammenhang besteht zum Item 7 ‚traurig’ ( -0,42 ) und zum Item 4 ‚ängstlich’

( -0,40 ).

Die Frage nach der ‚Spannung’ ( Item 10 ) weist relativ hohe Zusammenhänge mit den

Items ‚ängstlich’ ( 0,64 ), ‚verletzbar’ ( 0,65 ) und ‚verärgert’ ( 0,63 ) auf.

Auffällig sind des Weiteren die Itempaare aggressiv / verärgert sowie ängstlich /

verletzbar, die sowohl untereinander gut korrelieren ( 0,59 bzw. 0,70 ) als auch für die

übrigen Fragen ähnliche Werte aufweisen. Hohe Korrelationen finden sich auch zwischen

den Items genervt / verärgert ( 0,67 ), traurig / verärgert ( 0,65 ), und verletzbar / traurig

( 0,69 ).

Tabelle 6: Korrelationen (r) zwischen den Patientenfragen 1–10, Mittag und Abend für die ersten

zwei Monate

1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) 8) 9) 10)

Angabe Patient 1) gut drauf .469 -.431 -.353 -.370 -.372 -.606 -.493 .534 -.410

2) energiegeladen .469 .371

3) genervt -.431 .382 .535 .478 .520 .671 .496

4) ängstlich -.353 .382 .425 .701 .521 .511 -.400 .643

5) aggressiv -.370 .535 .425 .478 .475 .591 .517

6) verletzbar -.373 .478 .701 .478 .689 .603 -.374 .653

7) traurig -.606 .520 .521 .475 .689 .650 -.419 .558

8) verärgert -.493 .671 .511 .592 .603 .650 -.306 .631

9) attraktiv .534 .371 -.400 -.375 -.419 -.306 -.352

10) angespannt -.410 .496 .643 .517 .653 .558 .631 -.352

Aufgeführt nur r > +/- .300, fett: r > +/-.600, r = Korrelationskoeffizient

Zusammenfassend zeigt die Analyse der Korrelationen des Patientenfragebogens einige

mögliche Zusammenhänge der Fragen untereinander. Diese finden sich erwartungsgemäß

bei Items, die ähnliche Bereiche abdecken, wie zum Beispiel gut drauf / traurig oder

Page 27: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

3. Ergebnisse 27

ängstlich / verletzbar und sind meist eher gering ausgeprägt. Somit ist davon auszugehen,

dass die Fragen differenziert beantwortet wurden und dass sich auch keine relevanten

Überschneidungen der Einzelfragen ergeben.

3.1.2.2 Betreuerfragen Die Zusammenhänge zwischen den Betreuerfragen 1 bis 11 sind in Tabelle 7 dargestellt.

Es sind analog zu den Patientenbögen sowohl die mittags als auch die abends gestellten

Fragen berücksichtigt.

Tabelle 7: Korrelationen (r) zwischen den Betreuerfragen 1-11, Mittag und Abend für die ersten

zwei Monate

1) 2) 3) 5) 6) 7) 8) 9) 10) 11)

Angabe Betreuer 1) ausgekommen mit Betr. .706 .488 -.472 -.520 -.364

2) ausgekommen mit Jug. .706 .493 -.355 -.418 -.366 .326

3) motiviert, dass weiter da .488 .493 -.310 -.341 -.320

5) aggressiv -.472 -.355 .608

6) traurig -.310 .308 .510 .504 -.503

7) verärgert, gereizt -.520 -.418 -.341 .608 .308 .466 -.305

8) angespannt -.364 -.366 -.320 .510 .466 .450 -.480

9) Scham, Schuldgefühle .504 .450 .324 -.404

10) Probleme allein zu sein .324

11) zufrieden mit sich .326 -.503 -.305 -.480 -.404

Aufgeführt nur r > +/-.300, fett: r > +/-.600, Jug. = Jugendliche, Betr. = Betreuer, r = Korrelations-

koeffizient

Im Vergleich zu den Patientenitems sind mögliche Zusammenhänge weniger stark

ausgeprägt. Auffällig ist zunächst Frage 10 ( ‚Probleme alleine zu sein’ ), welche lediglich

gering mit Item 9 korreliert. Auch bei Frage 9 ( ‚Scham-, Schuldgefühle’ ) finden sich nur

geringe Zusammenhänge mit den anderen Items; am ausgeprägtesten zu Item 6 mit 0,50.

Die beiden ersten Fragen ( ‚mit Patienten / Betreuern gut ausgekommen’ ) korrelieren recht

hoch miteinander ( 0,71 ) und zeigen auch ähnliche Zusammenhänge mit den restlichen

Page 28: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

3. Ergebnisse 28

Items, wie etwa zur Frage nach der weiteren Behandlungsmotivation ( Frage 3 ). Zu

beachten ist aber, dass die beiden Fragen global sehr hoch beantwortet worden sind.

Weitere Zusammenhänge finden sich bei den Itempaaren aggressiv / verärgert ( 0,61 ),

Tagesschwankung Ärger / aggressiv ( 0,55 ), Tagesschwankung Stimmung / Tages-

schwankung Ärger ( 0,58 ).

Zusammenfassend zeigt die Analyse der Korrelationen des Betreuerfragebogens einige

mögliche Zusammenhänge der Fragen untereinander, die jedoch geringer als bei den

Patientenfragen ausgeprägt sind. Somit ist auch bei den Betreuerfragen davon auszugehen,

dass die Fragen differenziert beantwortet wurden und dass sich keine relevanten

Überschneidungen der Einzelfragen ergeben.

3.2 Ergebnisse der Befragung für verschiedenen Diagnosegruppen 3.2.1 Patienteneinschätzungen für verschiedene Diagnosegruppen Vergleicht man die Mittelwerte der Einzelfragen getrennt nach Diagnosegruppen, zeigen

sich einige interessante Unterschiede.

Bei den depressiven Störungen fällt zunächst eine relativ geringe Abweichung im

Vergleich zum Gesamtkollektiv auf. Depressive Patienten sind anscheinend weniger ‚gut

drauf’ ( 2,95 vs. 3,27 ), weniger ‚energiegeladen’ ( 2,32 vs. 2,84 ) und mehr ‚traurig’

( 2,76 vs. 2,53 ). Des weiteren fühlen sich depressive Patienten weniger ‚sympathisch und

attraktiv’ ( 2,22 vs. 2,84 ). Erstaunlicherweise gibt es in Bezug auf Ängstlichkeit,

Verletzbarkeit und Ärger kaum Abweichungen zur Gesamtgruppe.

Die Anorexiegruppe ist insgesamt auffälliger. Hier finden sich vor allem Abweichungen

bei den Items ‚angespannt’ ( 4,00 vs. 2,80 ), ‚verletzbar’ ( 3,63 vs. 2,57 ) und ‚ängstlich’

( 3,41 vs. 2,08 ). Auch fühlen sich diese Patienten anscheinend ‚aggressiver’

( 2,27 vs. 1,79 ) als die Gesamtgruppe. Nur geringe Abweichungen finden sich für die

Items ‚genervt’ und ‚traurig’.

In der Psychosegruppe sind erhöhte Werte für die Items ‚gut drauf’ ( 4,18 vs. 3,27 ),

‚energiegeladen’ ( 3,82 vs. 2,84 ) und ‚sympathisch/attraktiv’ ( 3,60 vs. 2,84 ) festzu-

stellen. Geringe Werte haben die Items ‚genervt’ ( 1,97 vs. 2,27 ), ‚traurig’ ( 1,90 vs. 2,53 )

und ‚verärgert’ ( 1,78 vs. 2,24 ). Interessanterweise fühlen sich diese Patienten auch weit

weniger ‚angespannt’. ( 1,95 vs. 2,80 ).

Page 29: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

3. Ergebnisse 29

Bei den externalisierenden Störungen ist festzustellen, dass sich diese Patienten häufiger

‚aggressiv’ ( 2,18 vs. 1,79 ), weniger ‚ängstlich’ ( 1,46 vs. 2,08 ) und weniger ‚traurig’

( 2,11 vs. 2,53 ) fühlen wie das Gesamtkollektiv.

Einen Überblick über alle Mittelwerte getrennt nach verschiedenen Diagnosegruppen gibt

Tabelle 8.

Tabelle 8: Mittelwerte der erfassten Patientenangaben für verschiedene Diagnosegruppen, Mittag

und Abend für die ersten zwei Monate Personengruppen alle

Personen Depression

Anorexia nervosa

Psychose SSV

Inhalt der Frage (n=42) (n=11) (n=6) (n=6) (n=5) Angabe Jugendliche t=1070 t=409 t=181 t=122 t=104 1) gut drauf 3,27 2,95 2,87 4,18 3,28

2) energiegeladen 2,84 2,32 3,46 3,82 3,21

3) genervt 2,27 2,34 2,34 1,97 2,54

4) ängstlich 2,08 2,15 3,41 1,93 1,46

5) aggressiv 1,79 1,57 2,27 1,51 2,18

6) verletzbar 2,57 2,67 3,63 2,38 1,45

7) traurig 2,53 2,76 2,90 1,90 2,11

8) verärgert 2,24 2,26 2,88 1,78 2,09

9) sympathisch 2,84 2,22 2,23 3,60 3,40

10) angespannt 2,80 2,90 4,00 1,95 2,69

n = Anzahl der Patienten, t = Anzahl der Fragebögen, SSV = Störung des Sozialverhaltens

3.2.2 Betreuereinschätzungen für verschiedene Diagnosegruppen Auch in der Betreuereinschätzung finden sich für die depressive Gruppe eher geringe

Mittelwertabweichungen. Wie die Patienten selbst schätzen auch die Betreuer diese

Gruppe als ‚trauriger’ im Vergleich zur Gesamtheit ein ( 2,91 vs. 2,46 ). Gleichzeitig haben

diese Jugendlichen laut Betreuer weniger ‚Probleme alleine zu sein’ ( 1,74 vs. 1,86 ) und

wirken nur wenig ‚unzufriedener’ mit sich als andere ( 2,70 vs. 2,79 ).

Konträr zu den Patienteneinschätzungen finden sich für die Anorexiegruppe bei den

Betreuereinschätzungen nur geringe Mittelwertabweichungen. Gegensätzlich zu den

Page 30: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

3. Ergebnisse 30

Patienten geben die Betreuer geringere Aggressivität als in der Gesamtgruppe an ( 1,24 vs.

1,44 ). Die Anspannung hingegen wird auch von den Betreuern als erhöht eingeschätzt

( 2,93 vs. 2,64 ). Nur sehr geringe Unterschiede finden sich bei den Items ‚traurig’,

‚Scham/Schuldgefühle’ und ‚verärgert/gereizt’.

In der Psychosegruppe fallen niedrigere Werte für ‚Aggressivität’ ( 1,18 vs. 1,44 ) und

‚Ärger’ ( 1,46 vs. 1,87 ) auf. Diese Patienten wirken auf die Betreuer aber ‚angespannter’

( 2,93 vs. 2,62 ) und ‚trauriger’ ( 2,60 vs. 2,46 ) als die Gesamtgruppe. Auffällig ist, dass

sich die Patienten bei den Items ‚angespannt’ und ‚traurig’ genau gegensätzlich

einschätzen.

Auch in der Gruppe der externalisierenden Störungen finden sich relativ geringe

Abweichungen bei den Mittelwerten. Am auffälligsten erscheinen die Items ‚aggressiv’

( 1,66 vs. 1,44 ) und ‚angespannt’ ( 2,27 vs. 2,64 ).

Tabelle 9: Mittelwerte der erfassten Betreuerangaben für verschiedene Gruppen, Mittag und

Abend für die ersten zwei Monate

Personengruppen alle

Personen Depression

Anorexia nervosa

Psychose SSV

Inhalt der Frage (n=42) (n=11) (n=6) (n=6) (n=5) Angabe Betreuer t=1076 t=396 t=163 t=135 t=89 1) ausgekommen mit Betreuern 4,18 4,31 4,20 4,41 4,28

2) ausgekommen mit Jugendlichen 3,98 4,21 3,85 3,97 4,18

3) motiviert, dass weiter da 3,40 3,45 3,19 3,39 3,54

4) Medikamente helfen 3,11 2,78 2,82 3,40 3,26

5) aggressiv 1,44 1,28 1,24 1,18 1,66

6) traurig 2,46 2,91 2,52 2,60 1,85

7) verärgert, gereizt 1,87 1,78 1,79 1,46 2,01

8) angespannt 2,64 2,57 2,93 2,93 2,27

9) Scham, Schuldgefühle 1,86 2,06 1,88 1,95 1,50

10) Probleme allein zu sein 1,86 1,74 1,60 1,89 1,59

11) zufrieden mit sich 2,79 2,70 2,68 2,66 3,25

12) Tagesschwankung Stimmung 1,98 2,09 1,69 1,84 1,75

13) Tagesschwankung Ärger 1,50 1,43 1,28 1,34 1,60

n = Anzahl der Patienten, t = Anzahl der Fragebögen, SSV = Störung des Sozialverhaltens

Page 31: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

3. Ergebnisse 31

Verglichen mit den Mittelwerten der Patientenitems finden sich bei den

Betreuerfragebögen insgesamt niedrigere Werte für die Bereiche ‚Anspannung’ ( 2,64 vs.

2,80 ) und ‚Ärger’ ( 1,87 vs. 2,24 ). Diese Tatsache spiegelt sich auch in der Betrachtung

getrennt nach Diagnosegruppen wider.

3.2.3 Korrelation zwischen Patienten- und Betreuereinschätzungen Betrachtet man die Korrelationen zwischen Patienten- und Betreuereinschätzungen für alle

Diagnosegruppen, so fällt eine relativ gute Übereinstimmung für den Bereich ‚Traurigkeit’

( 0,41 ) auf. Auch in den einzelnen Diagnosegruppen ist dies festzustellen. So beträgt die

Korrelation für dieses Item bei den depressiven Patienten 0,46, bei Anorexie 0,20 und bei

den externalisierenden Störungen sogar 0,64. Eine schlechtere Übereinstimmung findet

sich für die Fragen nach ‚Anspannung’ ( 0,19 ) und ‚Aggressivität’ ( 0,13 ). Dies wird

besonders deutlich, wenn nur einzelne Diagnosegruppen betrachtet werden. Findet sich bei

den depressiven Patienten mit 0,21 noch ein leichter mutmaßlicher Zusammenhang für das

Item ‚angespannt’, lässt sich für das Item ‚Aggressivität’ keine Übereinstimmung mehr

feststellen. Noch deutlicher zeigt sich dies bei den Anorexiepatienten, bei denen Patienten-

und Betreuereinschätzung jeweils sogar leicht negativ korrelieren ( ‚Aggressivität’ –0,06,

‚Anspannung’ –0,06 ).

Insgesamt findet sich die beste Einschätzung der Betreuer für die Gruppe der

externalisierenden Störungen, bei denen sich in allen verglichenen Bereichen positive

Korrelationen finden. Am höchsten sind die Werte für die Items ‚traurig’ ( 0,64 ),

‚angespannt’ ( 0,49 ), ‚verärgert’ ( 0,48 ) und ‚aggressiv’ ( 0,47 ). Wie bereits erwähnt, ist

eine Einschätzung bei den depressiven Patienten für die Betreuer anscheinend schwieriger,

gleichwohl gelingt sie in einigen Bereichen aber immer noch ganz gut ( z.B.‚Traurigkeit’ ).

Überraschenderweise scheint eine Einschätzung der Anorexiepatienten besonders

schwierig. Für diese Patientengruppe zeigten sich keine Übereinstimmungen zwischen

Betreuer- und Patienteneinschätzung. Einige Items korrelierten sogar negativ miteinander.

In der Psychosegruppe finden sich gute Übereinstimmungen für ‚traurig’ ( 0,48 ) und ‚gut

drauf’ ( 0,45 ). Schlechter eingeschätzt wurden ‚Aggressivität’ ( -0,03 ) und ‚Ärger’

( 0,16 ).

Einen Überblick über alle berechneten Korrelationen zwischen Patienten und

Betreuereinschätzungen geben die Tabellen 10 und 11.

Page 32: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

3. Ergebnisse 32

Tabelle 10 stellt die morgens und abends gestellten Fragen dar, Tabelle 11 gibt nur die

abends gestellten Fragen wider.

Tabelle 10: Korrelation zwischen Patienten- und Betreuereinschätzungen für bestimmte Diagnose-

gruppen, Mittag und Abend für die ersten zwei Monate

Personengruppen alle

Personen Depres-

sion Anorexia nervosa

Psychose SSV

Inhalt der Frage n=42 t=566

n=11 t=212

n=6 t=91

n=6 t=57

n=5 t=57

Patient / Betreuer gut drauf / zufrieden mit sich .290 .298 -.019 .454 .293

aggressiv / aggressiv .133 .003 -.061 -.031 .472

traurig / traurig .414 .463 .198 .481 .642

verärgert / verärgert .212 .090 .098 .155 .479

angespannt / angespannt .192 .216 -.062 .070 .487

n = Anzahl der Patienten, t = Anzahl der verglichenen Zeitpunkte, SSV = Störung des

Sozialverhaltens

Tabelle 11: Korrelation zwischen Patienten- und Betreuereinschätzung für bestimmte Diagnose-

gruppen, Abend für die ersten zwei Monate

Personengruppen alle

Personen Depres-

sion Anorexia nervosa

Psychose SSV

Inhalt der Frage n=42 t=335

n=11 t=130

n=6 t=57

n=6 t=39

n=5 t=30

Patient / Betreuer zufrieden / zufrieden .324 .278 .008 .455 .403

mit Betreuern ausgekommen .401 .483 .241 .301 .444

mit Jugendlichen ausgekommen .255 .002 .435 .050 .380

sinnvoll, dass weiter da / motiviert .254 .429 -.052 .215 .323

n = Anzahl der Patienten, t = Anzahl der verglichenen Zeitpunkte, SSV = Störung des

Sozialverhaltens

Page 33: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

3. Ergebnisse 33

3.3 Darstellung einzelner Patientenverläufe Im Folgenden werden drei Patientenverläufe anhand einiger ausgewählter Items

exemplarisch dargestellt. Es handelt sich um drei Patientinnen, die relativ lange in

stationärer Behandlung waren und viele Fragebögen ausgefüllt haben.

3.3.1 Patientin 706 Person 706 ist eine 15,5 Jahre alte Patientin, mit der Diagnose einer bipolaren affektiven

Störung ( F 31.2 ). Sie befand sich 83 Tage in stationärer Behandlung und füllte während

dieser Zeit insgesamt 91 Fragebögen aus. Die Patientin wurde ab dem ersten Tag bis zum

Ende des stationären mit Valproinsäure und Olanzapin behandelt.

Abbildung 1: Verlauf der Items ‚traurig’, ‚attraktiv’, ‚angespannt’, ‚insgesamt ging es mir heute

gut’ für den gesamten Behandlungsverlauf, Person 706, x-Achse: Behandlungstag, y-Achse:

Angabe Patient für ‚traurig’, ‚attraktiv’, ‚angespannt’, ‚insgesamt ging es mir gut’ laut Fragebogen

von eins ( ‚stimmt gar nicht’ ) bis fünf ( ‚stimmt vollkommen’ )

In den ersten drei Wochen finden sich starke Schwankungen für das Item ‚traurig’ und

‚insgesamt ging es mir heute gut’ im Sinne eines rapid cycling. Während in diesem

Page 34: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

3. Ergebnisse 34

Zeitraum das Item ‚angespannt’ ebenfalls stark schwankt, bleibt das Item ‚attraktiv’ relativ

konstant. Lediglich ab Tag 12 finden sich leichte Veränderungen ins Negative.

Ab der dritten bis vierten Woche scheint sich die Stimmung tendenziell zu stabilisieren.

Wie aus der Abbildung 1 ersichtlich, finden sich für alle vier dargestellten Items weniger

Schwankungen. Zwischen Tag 60 und 80 scheint die Stimmung der Patientin stabil mit

niedrigen Werten für ‚traurig’ und ‚angespannt’ und hohen Werten für ‚insgesamt ging es

mir heute gut’. Allerdings ist zu beachten, dass die Patientin in diesem Zeitraum weniger

Fragebögen ausgefüllt hat wie zu Beginn der Behandlung.

Abbildung 2: Vergleich zwischen Patienten- (⎯) und Betreuereinschätzung (---) für das Item

‚traurig’, Person 706, x-Achse: Behandlungstag, y-Achse: Angabe Patient / Betreuer für ‚traurig’

laut Fragebogen von eins ( ‚stimmt gar nicht’ ) bis fünf ( ‚stimmt vollkommen’ )

Vergleicht man Patienten- und Betreuereinschätzung bezüglich der Angabe ‚traurig / wirkt

traurig’, fällt auf, dass trotz einer Korrelation von .414 für dieses Item bei allen

depressiven Jugendlichen Patienten- und Betreuereinschätzung über den gesamten

Behandlungszeitraum nur wenig übereinstimmen. Während sich die Patientin selbst in den

ersten drei Wochen oft maximal traurig fühlt und auch sehr stark zwischen den

Antwortkategorien schwankt, schätzen die Betreuer ihre Stimmung für dieses Item relativ

konstant ein. Antwortkategorie fünf wurde von den Betreuern überhaupt nur einmal

Page 35: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

3. Ergebnisse 35

benutzt. Dies trifft auch für die übrige Zeit der Behandlung zu. Bei der Patientin findet sich

tendenziell eher eine Verbesserung, während die Betreuer bei ihren Angaben relativ

konstant über den gesamten Behandlungszeitraum bleiben.

3.3.2 Patientin 708 Bei dieser Person handelt es sich um eine 16,7 Jahre alte Patientin mit einer schweren

depressiven Episode ( F 32.2 ), rezidivierenden Suizidgedanken und deutlichen

Stimmungsschwankungen. Die Dauer der stationären Behandlung betrug insgesamt 121

Tage. Für diesen Zeitraum liegen 152 Bögen vor. Die Patientin wurde von Tag 58 bis Tag

112 mit 20mg Fluoxetin behandelt.

Abbildung 3: Verlauf der Items ‚traurig’, ‚attraktiv’, ‚angespannt’, ‚insgesamt ging es mir heute

gut’ für den gesamten Behandlungsverlauf, Person 708, x-Achse: Behandlungstag, y-Achse:

Angabe Patient für ‚traurig’, ‚attraktiv’, ‚angespannt’, ‚insgesamt ging es mir gut’ laut Fragebogen

von eins ( ‚stimmt gar nicht’ ) bis fünf ( ‚stimmt vollkommen’ )

Auffällig bei dieser Patientin sind die Items ‚attraktiv’ und ‚traurig’. Für die Angabe

‚attraktiv’ finden sich nur wenige Schwankungen über den Behandlungszeitraum, während

das Item ‚traurig’ einige kurze Stimmungsspitzen aufweist. Interessanterweise schätzt sich

die Patientin trotz der Diagnose einer depressiven Episode insgesamt als eher wenig

Page 36: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

3. Ergebnisse 36

‚traurig’ und mehr ‚attraktiv’ ein. Das Item ‚attraktiv’ wird über den gesamten

Behandlungszeitraum relativ hoch beantwortet. Die Angaben für ‚angespannt’ und

‚insgesamt ging es mir heute gut’ schwanken zunächst sehr stark, stabilisieren sich aber

mit der Gabe von Fluoxetin etwa ab Tag 60. Die Patientin fühlt sich jetzt weniger

‚angespannt’, das Item ‚insgesamt ging es mir heute gut’ wird eher positiv beantwortet.

Ebenfalls findet sich ab diesem Zeitpunkt eine Reduktion der Stimmungsspitzen für das

Item ‚traurig’.

Im Vergleich zwischen Patienten- und Betreuereinschätzung für das Item ‚traurig/wirkt

traurig’ fällt eine relativ gute Übereinstimmung der Angaben bei dieser Patientin auf.

Tendenziell liegen die Betreuer mit ihren Werten für ‚traurig’ etwas höher als von der

Patientin selbst angegeben. Trotzdem schätzen sowohl Betreuer als auch Patientin die

‚Traurigkeit’ als eher niedrig ein. Schwankungen und Stimmungsspitzen werden von den

Betreuern ebenfalls recht gut erkannt und so auch auf den Fragebögen angegeben. In

einigen Bereichen, vor allem zwischen Tag 10 und 30 verlaufen Patienten- und

Betreuerkurve annähernd parallel.

Abbildung 4: Vergleich zwischen Patienten- (⎯) und Betreuereinschätzung (---) für das Item

‚traurig’, Person 708, x-Achse: Behandlungstag, y-Achse: Angabe Patient / Betreuer für ‚traurig’

laut Fragebogen von eins ( ‚stimmt gar nicht’ ) bis fünf ( ‚stimmt vollkommen’ )

Page 37: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

3. Ergebnisse 37

3.3.3 Patientin 713 Patientin 713 wurde über insgesamt 69 Tage mit der Diagnose einer mittelgradigen

depressiven Episode ( F 32.1 ) stationär behandelt. Sie war bei Aufnahme 16,5 Jahre alt.

Während des Behandlungszeitraumes liegen 95 ausgefüllte Bögen vor. Die Patientin

erhielt ab Tag 40 bis zum Ende der Behandlung 20mg Fluoxetin.

Abbildung 5: Verlauf der Items ‚traurig’, ‚attraktiv’, ‚angespannt’, ‚insgesamt ging es mir heute

gut’ für den gesamten Behandlungsverlauf, Person 713, x-Achse: Behandlungstag, y-Achse:

Angabe Patient für ‚traurig’, ‚attraktiv’, ‚angespannt’, ‚insgesamt ging es mir gut’ laut Fragebogen

von eins ( ‚stimmt gar nicht’ ) bis fünf ( ‚stimmt vollkommen’ )

Konträr zur vorangegangenen Person finden sich bei dieser Patientin niedrige Werte für

‚attraktiv’ und relativ hohe Werte für ‚traurig’, mit einigen Schwankungen für die Angabe

‚traurig’ in den ersten zwanzig Tagen. Ab Tag 40 zeigt sich mit Gabe des

Antidepressivums eine tendenzielle Besserung für das Item ‚traurig’. Die Patientin schätzt

sich von Beginn der Behandlung bis zum Ende als eher ‚angespannt’ ein, wobei es gegen

Ende zu stärkeren Schwankungen kommt. Die Beantwortung für ‚insgesamt ging es mir

heute gut’ liegt auf mittlerem Niveau und bleibt während der gesamten Behandlung relativ

konstant, mit einer tendenziellen Besserung gegen Ende der Behandlung. In den letzten

Tagen der Behandlung finden sich auffällig niedrige Werte für ‚traurig’ und ‚angespannt’

Page 38: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

3. Ergebnisse 38

und hohe Werte für ‚attraktiv’, was nicht nur mit einem erreichten Behandlungserfolg,

sondern auch vielmehr mit der sozialen Erwünschtheit in Bezug auf die Entlassung erklärt

sein dürfte.

Auch bei dieser Patientin findet sich eine relativ gute Übereinstimmung von Patienten- und

Betreuerangabe für das Item ‚traurig/wirkt traurig’. Die Betreuer schätzen den Verlauf

dieses Item über den gesamten Behandlungszeitraum ähnlich wie die Patientin ein und

sehen auch eine tendenzielle Verbesserung in der zweiten Hälfte der Behandlung.

Schwankungen und Stimmungsspitzen werden ebenfalls erkannt und auf den Fragebögen

auch so bewertet. Während der ersten zehn Tage findet sich ein annähernd paralleler

Verlauf zwischen Patienten- und Betreuerkurve.

Abbildung 6: Vergleich zwischen Patienten- (⎯) und Betreuereinschätzung (---) für das Item

‚traurig’, Person 713, x-Achse: Behandlungstag, y-Achse: Angabe Patient / Betreuer für ‚traurig’

laut Fragebogen von eins ( ‚stimmt gar nicht’ ) bis fünf ( ‚stimmt vollkommen’ )

Page 39: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

4. Diskussion 39

4. Diskussion 4.1 Erhebungsinstrument und Stichprobe Das erste Ziel der Studie bestand in der Entwicklung und erstmaligen Anwendung eines

Befragungsinstruments, mit dem wichtige Aspekte zu Stimmung, Emotion und

Zufriedenheit täglich abgefragt werden sollten. Dabei dienten als Grundlage für den

Fragebogen zwei Studien von Keller et al. ( 16, 18 ) sowie einige neue Items aus dem

Bereich Stimmung und Emotion.

Wie aus den Häufigkeitsangaben der Antwortkategorien hervorgeht, sind die meisten

Fragen differenziert beantwortet worden. Dies bestätigt auch eine Analyse der

Korrelationen für die einzelnen Items untereinander. Hier finden sich zwar einige

statistische Zusammenhänge, es gibt jedoch keinen Anhalt für gravierende

Überschneidungen. Auffällig ist jedoch in einigen Fällen eine global sehr hohe oder

niedrige Beantwortung der Einzelfragen. Hier sind vor allem die Patientenitems 20, 21,

und 22 zu nennen, die alle hohe Mittelwerte aufweisen. Diese Tatsache zeigte sich auch in

der durchgeführten Vorstudie ( 18 ). Bei den Betreuern finden sich ähnliche Effekte für die

Fragen 1 und 2, welche global sehr hoch beantwortet sind und die Fragen 12 und 13, die

niedrige Mittelwerte aufweisen. Ebenso ließen sich bei den Patientenfragen hohe

Korrelationen für die Items ‚gut drauf’ und ‚traurig’ sowie ‚verärgert’ und ‚aggressiv’

feststellen. Da für folgende Studien eine Reduktion der Fragen beziehungsweise die

Aufnahme von neuen Items geplant ist, scheint es sinnvoll, die Fragen 20, 21, und 22 ganz

zu streichen und die Kategorien ‚gut drauf’ und ‚traurig’ sowie ‚verärgert’ und ‚aggressiv’

jeweils zu einem Item zusammenzufassen. Gleiches gilt für die Fragen 16 ( ‚Ich bin heute

zufrieden mit mir’ ), 18 ( ‚Insgesamt ging es mir heute gut’ ) und 23 ( ‚Insgesamt war ich

heute mit dem Tag auf Station sehr zufrieden’ ). Auch Sie sollten wenn möglich zu einem

Item gebündelt werden. Bei den Betreuerfragebögen sollten die Fragen 1 und 2 gestrichen

und analog zum Patientenfragebogen die Items ‚aggressiv’ und ‚verärgert / gereizt’

zusammengefasst werden.

Nach den Erfahrungen der Befragung wäre eine Reduktion der Patientenitems auf maximal

20 pro Befragungszeitpunkt wünschenswert; auch um den Zeitaufwand für Betreuer und

Patienten möglichst gering zu halten.

Page 40: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

4. Diskussion 40

Sowohl Patienten als auch Betreuer empfanden die Fragen adäquat. Wie bereits erwähnt,

beteiligten sich Patienten und Betreuer in einer Probephase, die vor Studienbeginn

durchgeführt wurde, an der Verbesserung des Messinstruments.

Die Gesamtanzahl der teilnehmenden Patienten lag bei 42. Zu beachten ist aber, dass

einige Patienten nur kurze Zeit in Behandlung waren oder wenige Fragebögen ausgefüllt

haben. Wünschenswert für die Zukunft wäre eine Verlängerung oder kontinuierliche

Fortsetzung der Studie, um noch mehr Verlaufsdaten zu gewinnen und vor allem in den

einzelnen Diagnosegruppen eine höhere Anzahl an Patienten zu erhalten. So befand sich

beispielsweise während der Studiendauer nur eine Patientin mit der Diagnose emotional

instabile Persönlichkeitsstörung in stationärer Behandlung, obwohl die Befragung zunächst

vor allem für die Diagnosegruppe der Borderline Persönlichkeitsstörung gedacht war.

Insgesamt nahmen 31 ( 73,8% ) Mädchen und 11 ( 26,2% ) Jungen mit einem mittleren

Alter von 16,7 Jahren an der Studie teil. Von den Mädchen liegen 1055 ( 76,9% ), von den

Jungen 317 ( 23,1% ) Zeitpunkte vor. Somit ist prozentual gesehen die Verteilung

zwischen von Mädchen und Jungen abgegebenen Fragebögen erstaunlich homogen; die

Jungen repräsentieren 26,2% der Patienten und 23,1% der Zeitpunkte. Erwartet worden

war, dass die Mädchen auch prozentual mehr Zeitpunkte darstellen, insbesondere auf

Grund der Tatsachen von vielen und regelmäßig ausgefüllten Fragebögen in der

Diagnosegruppe Anorexia nervosa. Trotzdem sind absolut gesehen über 75% der

Zeitpunkte von Mädchen repräsentiert. Ob dieser gravierende Auswirkungen auf die

Ergebnisse hat, sollen weitere Auswertungen zeigen, welche nur die weiblichen Patienten

berücksichtigen werden. In einer durchgeführten Vorstudie ( 18 ) fanden sich jedoch nur

geringe Geschlechtsunterschiede.

4.2 Probleme bei der Befragung In der Kinder- und Jugendpsychiatrie Ulm konnten zwar bereits einige Erfahrungen mit

ähnlichen Studien gesammelt werden, jedoch war eine tägliche Befragung mit relativ

vielen Items sowie eine Fremdeinschätzung durch das Betreuerteam ein neuer Ansatz.

Die Ergebnisse der durchgeführten Studie zeigen, dass eine tägliche Befragung von

Jugendlichen in psychiatrischer Behandlung auch über einen längeren Zeitraum

grundsätzlich möglich ist. Diese Feststellung deckt sich mit in der Einleitung erwähnten

Studien ( 1, 3, 25 ), die ebenfalls Längsschnittsbefragungen zu Stimmung und Emotion

Page 41: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

4. Diskussion 41

darstellen. Allerdings umfassen diese Studien zum Teil kürzere Zeiträume und wurden in

elektronischer Form mittels Handheld oder PC durchgeführt.

Der Rücklauf der Fragebögen sowohl von Betreuer- als auch von Patientenseite war

zunächst recht zufriedenstellend. Festzustellen war von Anfang an, dass einige Patienten

besonders motiviert waren die Fragebögen auszufüllen, vor allem in den Diagnosegruppen

Anorexia nervosa und Depression. Bei diesen Patienten war der Rücklauf auch nach

längerer Behandlungsdauer noch relativ hoch, während bei den meisten anderen Patienten

die Motivation mit Dauer der Studie und des Aufenthalts zunehmend abnahm. Dies hat

auch zur Folge, dass 6 Patienten etwa 43% der Befragungszeitpunkte repräsentieren.

Da die Teilnahme an der Studie freiwillig war und auch von Seiten des Betreuerteams nur

wenig überwacht oder kontrolliert wurde, erscheint ein Rücklauf von insgesamt etwa 50%

verbesserungsbedürftig, vor dem erwähnten Hintergrund aber noch akzeptabel. Trotz 50%

‚fehlender Daten’ liegen immer noch etwa 3000 ausgefüllte Fragebögen vor. Diese haben,

wie im Kapitel 3.3 dargestellt, bei einigen Patienten gute Verlaufsbeschreibungen

ermöglicht und eine umfangreiche Datenmenge zum Vergleich verschiedener Diagnose-

gruppen geliefert. Außerdem ist zu erwähnen, dass von vielen Patienten zumindest ein

Befragungszeitpunkt pro Tag vorliegt. Gleichwohl war es einigen Patienten auf Grund

ihrer Erkrankung nicht möglich, an bestimmten Zeitpunkten die Fragebögen auszufüllen.

Nicht verschwiegen werden soll aber, dass einige Jugendlichen die Fragebögen insgesamt

sehr lückenhaft ausgefüllt haben und wenig motiviert waren, an der Studie teilzunehmen.

Ob in diesen Fällen eine strengere Überwachung seitens des Betreuerteams notwendig ist,

bleibt in folgenden Studien zu klären.

Wie bereits von Keller et al. ( 16 ) als Ergebnis einer Vorstudie erwähnt, fühlen sich die

Jugendlichen zwar durch eine tägliche Befragung ernstgenommen und ‚gehört’,

andererseits wurde den meisten die sich ständig wiederholenden Fragen irgendwann lästig.

Grawe und Braun ( 11 ) verwiesen bereits 1994 auf die viel höhere Motivation von

Patienten und Betreuern, wenn die erhobenen Verlaufswerte in die eigene Therapie

einfließen und nicht nur mit der Verbesserung für zukünftige Patientengenerationen

begründet werden. Auch Bauer et al. ( 3 ) berichten, dass eine regelmäßige Rückmeldung

der gewonnen Daten an den Patienten helfen kann, die Motivation zur weiteren Teilnahme

an der Befragung zu steigern.

Es war zwar eine Rückmeldung der Ergebnisse an die Jugendlichen vorgesehen, diese

erfolgt aber am Ende des Aufenthalts und wurde aus unterschiedlichen Gründen nur

zweimal angenommen. Wünschenswert für weitere Studien wäre eine Rückmeldung an die

Page 42: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

4. Diskussion 42

Jugendlichen während der Behandlung, um eine noch bessere Motivation zur Teilnahme zu

erreichen. Ähnliches gilt auch für das Betreuerteam, das während der Studie nicht über

Ergebnisse informiert wurde.

Bauer et al. ( 3 ) erwähnen in ihrem Artikel Probleme bei einer longitudinalen Studie mit

vielen Befragungszeitpunkten über relativ lange Zeit. Insbesondere fehlende Daten,

Befragung zu unterschiedlichen Zeitpunkten und eine ungleiche Zahl ausgefüllter

Fragebögen pro Person werden genannt. Auch wird die sinkende Motivation der Patienten

bei einer regelmäßigen Befragung als kritischer Faktor erwähnt. Diese Aspekte decken sich

mit den Problemen, die während der Ulmer Studie auftraten. Ob eine Befragung mit Hilfe

von Laptop oder Handheld PC ( 3, 10, 12 ) helfen kann, den Rücklauf der Fragebögen zu

erhöhen, muss die geplante Fortführung der Studie in elektronischer Form zeigen.

Ergebnisse wie etwa von Bauer et al. ( 3 ), die in ihrer Studie nur 6,1% fehlender Daten

verzeichneten, sprechen dafür.

Von Betreuerseite wurde zum einen der relativ hohe Zeitaufwand für das Ausfüllen der

Fragebögen bemängelt, zum anderen eine fehlende Rückmeldung bezüglich der

Ergebnisse. Die meisten Betreuer gaben, gefragt nach den Gründen für das unvollständige

Ausfüllen der Fragebögen, vor allem Zeitmangel hierfür an. Auch diese Tatsachen

sprechen dafür, in Zukunft die Befragung in elektronischer Form durchzuführen.

Ebenfalls würde so die Auswertung der Befragung erleichtert. Die Eingabe von etwa 3000

Fragebögen während der Studie stellte nicht nur einen erheblichen Zeitaufwand, sondern

auch eine potentielle Fehlerquelle dar.

4.3 Klinische Relevanz der Ergebnisse Als zweites Ziel der Studie sollte geklärt werden, inwieweit sich Unterschiede bezüglich

einzelner Diagnosegruppen in Selbst- und Fremdeinschätzung ergeben.

Hier hat sich gezeigt, dass depressive Patienten wie erwartet erniedrigte Werte für das Item

‚gut drauf’ und erhöhte Werte für das Item ‚traurig’ aufweisen. Dies deckt sich mit

Ergebnissen von Axelson et al. ( 1 ) und Cowdry et al. ( 6 ), welche in longitudinalen

Studien bei depressiven Patienten ebenfalls erniedrigte Werte in Bezug auf Stimmung

fand. Des weiteren werden auch im ICD 10 und in den AWMF Leitlinien ( 20 ) gedrückte

Stimmung als Diagnosekriterium einer depressiven Störung genannt.

Auffällig waren aber auch individuell sehr große Unterschiede zwischen den Patienten. So

findet sich beispielsweise bei Person 708 ( Abbildung 3, S.35 ) trotz der Diagnose einer

Page 43: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

4. Diskussion 43

depressiven Episode häufiger eine niedrige Einschätzung der eigenen ‚Traurigkeit’ und

hohe Werte in Bezug auf ‚Attraktivität’. Patientin 713 ( Abbildung 5, S.37 ) hingegen

schätzt die eigene ‚Traurigkeit’ als eher hoch ein.

Unterschiede zwischen Mittag und Abend im Sinne einer Tagesschwankung konnten nicht

gefunden werden, bei einem Vergleich aller Zeitpunkte für die einzelne Items fanden sich

keine auf dem 1% Niveau signifikanten statistischen Zusammenhänge.

In der Anorexiegruppe fanden sich deutlich erhöhte Werte für ‚Aggressivität’,

‚Verletzbarkeit’ und ‚Spannung’ bei gleichzeitig wesentlich niedrigeren Einschätzung

durch das Betreuerteam. Offensichtlich sind diese Patienten nach Innen maximal gespannt,

können und wollen dies nach außen aber verbergen. Diese Tatsache wurde des öfteren von

Betreuern berichtet und macht eine Fremdeinschätzung wohl so schwierig. Ebenfalls

fanden sich in dieser Diagnosegruppe niedrige Werte für das Item ‚gut drauf’ und erhöhte

Werte für das Item ‚traurig’ was die bereits bekannte Tatsache stützt, dass die Anorexia

nervosa häufig auch mit depressiven Symptomen einhergeht.

Jugendliche mit externalisierenden Störungen sehen sich laut eigener Einschätzung als

‚sympathischer’, weniger ‚ängstlich’ und weniger ‚verletzbar’. Wie Keller ( 18 ) bereits in

einer Vorstudie bemerkte, dürfte dies teilweise mit einem geschönten Selbstbild erklärbar

sein.

Eine weitere Fragestellung der Studie war, ob eine tägliche Befragung mit regelmäßiger

Rückmeldung an die Betreuer helfen kann, die Therapie besser am Einzelnen auszurichten.

Betrachtet man Abbildung 2 ( S.34 ) im Ergebnisteil, so fällt auf, dass die Patientin von

Betreuerseite für das Item ‚Traurigkeit’ schlecht eingeschätzt wurde. Auch die Ergebnisse

bezüglich Übereinstimmungen verschiedener Betreuer- und Patientenangaben, wie in

Tabelle 10 und 11 ( S.32 ) dargestellt, weisen auf eine eher schlechte Fremdeinschätzung

hin. Besonders in der Diagnosegruppe der Anorexia nervosa ist dies deutlich. Eine

regelmäßige Rückmeldung an die Betreuer könnte in solchen Fällen helfen, einen besseren

Einblick in die Gefühlswelt des Patienten zu erhalten und so auch den Umgang mit dem

Jugendlichen entsprechend zu gestalten ( 3 ). Denkbar wäre zum Beispiel bei der Angabe

eines hohen Aggressionspotentials von Seiten der Patienten Angebote zum Abbau von

Aggressionen zu machen ( Sport etc. ), oder bei Angabe von hohen Werten für Traurigkeit

Gespräche zu suchen. Problematisch in diesem Zusammenhang ist aber, dass den

Jugendlichen zugesichert wurde, ihre Daten nicht an Dritte, also auch nicht an Betreuer

oder Therapeuten, weiterzugeben. Einige Patienten äußerten nämlich Bedenken vor

Therapiekonsequenzen, sollten die Ergebnisse weitergegeben werden. Eine ehrliche

Page 44: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

4. Diskussion 44

Beantwortung wäre dann nicht mehr in allen Fällen gegeben. Wie dieses Problem in

Zukunft bei folgenden Studien gelöst werden soll, ist momentan Gegenstand einer

Diskussion.

Schlussfolgernd kann gesagt werden, dass die durchgeführte Studie interessante Ergebnisse

im Bereich von Stimmung und Emotionsregulation bei jugendlichen Patienten in

psychiatrischer Behandlung gebracht hat. Insbesondere der Vergleich zwischen Selbst- und

Fremdeinschätzung hat gezeigt, dass es in einigen Diagnosegruppen offensichtlich

schwierig ist, eine sichere Bewertung von Stimmung und Emotion zu erhalten. Somit

erscheint eine Fortführung der Studie in modifizierter Form gerechtfertigt, um die

gewonnenen Erkenntnisse zu überprüfen und um zu helfen, in Zukunft die Therapie noch

stärker als bisher an der Stimmung und an Bedürfnissen des Einzelnen auszurichten.

Page 45: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

5. Zusammenfassung 45

5. Zusammenfassung Verlaufsstudien zu Stimmungs- und Emotionsregulation liefern einen wichtigen Beitrag

diese Aspekte psychiatrischer Krankheitsbilder besser zu verstehen. Gleichwohl ist ihre

Durchführung relativ aufwendig und fordert eine hohe Compliance und Motivation aller

teilnehmenden Personen.

Die in der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität Ulm durchgeführt Studie hatte

zum Ziel, die Machbarkeit einer täglichen Befragung zu Stimmung und Emotion zu prüfen

und sollte gleichzeitig Erkenntnisse in Bezug auf Selbst- und Fremdeinschätzung der

Patienten liefern. Hierzu wurde ein Fragebogen entworfen, welcher Items zu Stimmung,

Emotion und Zufriedenheit enthält.

Die Befragung fand an zwei Zeitpunkten täglich, nämlich mittags und abends statt.

Insgesamt nahmen 42 Patienten im Zeitraum von 7 Monaten an der Studie teil. Dabei

handelt es sich um 31 Mädchen und 11 Jungen. Das Durchschnittsalter lag bei 16,7 Jahren.

Für die Dauer der Studie liegen 1372 Befragungszeitpunkte von Patienten- sowie 1475 von

Betreuerseite vor.

Die Itemanalyse der verwendeten Fragebögen weist auf eine gute Differenzierung der

Einzelfragen hin. In der Korrelation der einzelnen Items finden sich Zusammenhänge der

Fragen untereinander, es gibt jedoch keine Hinweise für gravierende Überschneidungen.

Die Auswertung der Patientendaten zeigt Unterschiede in den einzelnen Diagnosegruppen.

Erwartungsgemäß schätzen sich depressive Patienten weniger ‚gut drauf’, weniger

‚energiegeladen’ und als mehr ‚traurig’ verglichen mit der Gesamtgruppe ein. Die

Unterschiede sind aber eher gering ausgeprägt. Bei Patienten mit der Diagnose Anorexia

nervosa finden sich größere Abweichungen. Auffällig sind hier die Items ‚angespannt’,

‚verletzbar’ und ‚ängstlich’, für die höhere Werte als bei der Gesamtgruppe angegeben

worden sind.

Im Vergleich zwischen Patienten- und Betreuereinschätzung hat sich gezeigt, dass in

einigen Bereichen eine recht gute Übereinstimmung besteht, so zum Beispiel in der

Einschätzung von Traurigkeit. Gering waren die Übereinstimmungen jedoch bei Ärger,

Aggressivität und Zufriedenheit. Besondere auffällig ist dies in der Diagnosegruppe

Anorexia nervosa; hier fanden sich zum Teil Null-Korrelationen zwischen Patienten- und

Betreuerangaben. In der Gruppe der externalisierenden Störungen hingegen war die

Übereinstimmung höher.

Page 46: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

5. Zusammenfassung 46

Die Darstellung einiger exemplarischer Patientenverläufe bestätigt, dass eine tägliche

Befragung helfen könnte, die Therapie noch stärker als bislang an den Bedürfnissen der

Patienten auszurichten. Inwieweit sich auch Rückschlüsse und Konsequenzen für eine

medikamentöse Therapie ziehen lassen, ist Thema einer weiteren Arbeit.

Als Ausblick erscheint eine Überarbeitung des Fragebogens mit einer Reduktion der

Patientenitems auf maximal 20 pro Befragungszeitpunkt sinnvoll, um die Belastung der

Jugendlichen möglichst gering zu halten und somit eine kontinuierliche Mitarbeit auch

über längere Zeiträume zu erreichen. Die Patientenfragen 20, 21 und 22 sollten komplett

gestrichen, die Items ‚gut drauf’ / ‚traurig’ und ‚verärgert’ / ‚aggressiv’ jeweils

zusammengefasst werden. Eine computergestützte Befragung mittels Laptop steht zur

Diskussion und soll in Zukunft helfen, die Datenerhebung zu vereinfachen. Auch würde sie

die wünschenswerte regelmäßige Rückmeldung an die Patienten und Betreuer

vereinfachen.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es trotz erheblichem Aufwand sinnvoll und

machbar ist, Stimmung- und Stimmungsschwankungen bei jugendlichen Patienten in

stationärer Behandlung über einen längeren Zeitraum abzufragen. Die große Zahl an

Patienten- und Betreuereinschätzungen von jeweils etwa 1400 Zeitpunkten hat

umfangreiches Material zu Verlaufseffekten geliefert. Die dargestellten Ergebnisse der

Auswertung sind ermutigend und rechtfertigen eine Fortführung der Studie in modifizierter

Form.

Page 47: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

6. Literaturverzeichnis 47

6. Literaturverzeichnis

1. Axelson D.A., Bertocci M.A., Lewin D.S., Trubnick L.S., Birmaher B., Williamson

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5. Brähler E., Holling H., Leutner D., Petermann F. (Hrsg.): Brickenkamp Handbuch

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6. Literaturverzeichnis 48

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Einführung und Anleitung zur Handauswertung, 2. Auflage, Arbeitsgruppe Kinder-,

Jugend-, und Familiendiagnostik (KJFD), Köln (1998 a)

9. Döpfner M., Plück J., Bölte S., Melchers P., Heim K.: Elternfragebogen über das

Verhalten von Kindern und Jugendlichen, deutsche Bearbeitung der Child Behavior

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14. Janke W., Debus G.: Eigenschaftswörterliste (EWL). Fragebogen, Hogrefe, Göttingen

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6. Literaturverzeichnis 49

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17. Keller F., Schäfer S., Konopka L., Naumann A., Fegert, J.M.: Behandlungszufrieden-

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18. Keller F., Peter S., Fegert J., Naumann A., Goldbeck L.: Behandlungsbewertung von

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Vorbereitung

19. Kernberg P., persönliche Mitteilung, Gespräch in der Klinik für Kinder- und

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20. Knölker U.: AWMF Leitlinien depressive Episoden und rezidivierende depressive

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22. Naumann A., Konopka L., Keller F.: Entwicklung eines Fragebogens zur

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23. Schwenkmezger P., Hodapp V., Spielberger C.D.: State-Trait-Ärgerausdrucks-Inventar

(Staxi). Fragebogen, Huber, Bern (1992)

24. Steyer R., Schwenkmezger P., Notz P., Eid M.: Mehrdimensionaler Befindlichkeits-

fragebogen (MDBF). Hogrefe, Göttingen (1997)

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6. Literaturverzeichnis 50

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Progress in Ambulatory Assessment, Computer-assisted psychological and

psychophysiological methods in monitoring and field studies. Hogrefe und Huber,

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26. Tress W., Wöller W.: AWMF Leitlinien der Borderline Persönlichkeitsstörung.

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27. v.Zersen D., Koeller D.-M.: Befindlichkeitsskalen (Bf-S und Bf-S’). Fragebogen, Beltz

Test GmbH, Weinheim (1976)

Page 51: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

7. Anhang 51

7. Anhang 7.1 Patientenfragebogen Mittag

Page 52: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

7. Anhang 52

7.2 Patientenfragebogen Abend

Page 53: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

7. Anhang 53

Page 54: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

7. Anhang 54

7.3 Betreuerfragebogen Mittag

Page 55: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

7. Anhang 55

7.4 Betreuerfragebogen Abend

Page 56: Stimmung- und Stimmungsschwankungen

8. Danksagung 56

8. Danksagung

Danke...

.... meinen Eltern für die Unterstützung, ohne die mein Studium und somit auch diese

Arbeit niemals möglich gewesen wäre.

.... meinem Doktorvater PD Dr. Keller für die gute Betreuung, die geopferte Zeit, und die

zahlreichen Ratschläge die zum Gelingen der Arbeit beigetragen haben.

.... dem Betreuerteam der Kinder- und Jugendstation für die Mitarbeit und das Ausfüllen

der Fragebögen.

.... Claudia Gürntke für die Hilfe und Unterstützung beim Erstellen der Fragebögen und

das Einsammeln der Bögen im Sommer 2004.

.... allen Mitarbeitern der Kinder- und Jugendpsychiatrie Ulm die mir mit Rat und Tat zur

Seite standen.

.... last but not least: allen Patienten der Kinder- und Jugendstation für die regelmäßige

Teilnahme an der Studie