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Revolutionäre creative lines NR. 2 screen sh t & Freidenker Marco Lutz und Reto Kestenholz im Interview Mathias Grob von Grobkonzept präsentiert seine Kunst

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Revolutionäre und Freidenker: Marco Lutz und Reto Kestenholz im Interview. Mathias Grob von Grobkonzept präsentiert seine Kunst.

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Revolutionäre

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nr. 2screensh t

& FreidenkerMarco Lutz und reto Kestenholz im Interview Mathias Grob von Grobkonzept präsentiert seine Kunst

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“ Ain’t NoSushi Sled! ”

PLAY videohttp://yooo.tv/2010/josh-dirksen-the-sick-stick/

wow!co�r!

5

wow!co�r!

Wenn man Interviews von gestandenen Fahrer in frü-

heren Zeiten liest, so war eine gängige Antwort auf die

Frage, was denn Snowboarden für sie bedeutet oder

beinhaltet: «Progression». Heute kriegt man das nicht

mehr so oft zu hören – natürlich lässt fast jeder Fah-

rer verlauten, dass sein Ziel der nächsten Zeit ist, neue

Tricks zu lernen, aber das Empfinden um den Begriff

scheint nicht mehr so allgegenwärtig zu sein, resp. be-

zieht sich mehr auf die persönliche Weiterentwicklung

wie die allgemeine Progression des Snowboardens.

Da stellt sich dich Frage, was dazu geführt hat oder

ob es heute keine Progression im Snowboarden mehr

gibt?

Ich wage den Vergleich aufzustellen, dass es sich mit

der Progression im Snowboarden und dem Empfinden

darum, gleich entwickelte, wie bei jedem von uns über

die Jahre, die er auf dem Schnee verbrachte. In den

ersten drei Jahren macht man jeden Tag auf dem Board

so grosse Fortschritte, dass diese einem bewusst wie-

derfahren – umso mehr ist man «gestoked» von die-

ser Progression und diese wird zum Thema. Auch das

Snowboarden entwickelte sich anfänglich dermassen

schnell, dass jedem Fahrer die Entwicklungen beinahe

täglich vor Augen geführt wurden und zum entspre-

chenden Bestandteil des Gefühls, was Snowboarden

beinhaltet, wurde.

Wie beinahe überall werden die Schritte der Weiter-

entwicklung kleiner mit jedem höheren Level, das man

erreicht. Progression gibt es im Snowboarden aber

auch heute noch (man denke nur einmal an die gan-

zen double inverted tricks). Jedoch findet sie langsa-

mer statt und wird dadurch nicht mehr gleich wahrge-

nommen wie früher.

Damit Progression überhaupt erfolgen kann, braucht

es Persönlichkeiten, die sich abseits vom Herkömmli-

chen, vom Konformen bewegen und ihre eigene Mei-

nungsbildung anstreben und ihre eigenen Ideen und

Entscheidungen verfolgen.

Einiger dieser im alltagssprachlichen Gebrauch ge-

nannten Individualisten widmen wir diese Ausgabe

von Screenshot.

Erfahrt mehr über Marco Lutz, der als Quereinsteiger

in die Filmbranche fand und bei seinen Projekten seit

jeher penible darauf achtet, sich vom konformen Uni-

versalismus «abzuheben». Weiter erzählt uns «Quer-

kopf» reto Kestenholz mehr von seinen Ansichten und

mit Mathias Grob stellen wir euch einen Künstler vor,

der eine Art des Graffiti Sprayens ausübt, wie es in der

Schweiz nur eine handvoll Personen machen.

Dass Errungenschaften von Individualisten und Leu-

ten, die an ihre Vision glauben und ihren Weg gehen,

schlussendlich wieder dem Kollektiv dienen, verdeut-

licht auch der Bericht über Q Parks. Die Firma hat sich

über die letzten Jahre als Konzipierer und Vermarkter

von Snowparks im deutschsprachigen raum etab-

liert und ihr verdanken wir die Progression zahlreicher

Parks.

Wir sind überzeugt, dass auch die in dieser Ausgabe

vorgestellten Fahrer Helen nadig, Patrick Burgener

und Jan Scherrer weiterhin ihren Weg gehen werden –

hoffentlich wie ihr selbst mit eigenen Entscheidungen

und Meinungsbildung.

André

InTro

CONTENTLink-Funktion: Klicke auf den Titel, um direkt zum Artikel zu gelangen.

Q-ParksWie sieht der perfekte Snowpark aus, wie wird er konzipiert und welche Philosophie steckt da-hinter?

S. 42

Marco LutzIdeen um Ideen. Marco hat viele davon und die meisten sind noch nicht umgesetzt.

S. 32

reto KestenholzWir wollten retos Statement zur aktuellen Snowboardszene hö-ren und wie er sich darin fühlt.

S. 10

7

Helen nadigEin kleines Come-Together mit der Büdnerin aus Chur. «Von nichts, kommt nichts.»

S. 66

Fotografengallerie

Brandgallery

Unsere Hausfotografen zeigen ihr Können und kommentieren ihr Bild.

Fantastische Bilder, die eure Augen verwöhnen.

S. 22

S. 48

Q-ParksWie sieht der perfekte Snowpark aus, wie wird er konzipiert und welche Philosophie steckt da-hinter?

S. 42

Jan & PatDie zwei rookies aus der Schweiz sind auf Vormarsch. Ein kurzes Interview dazu.

S. 56

GrobkonzeptMathias Grob ist Schablonen-künstler und weiss damit umzu-gehen.

S. 60

Länge des Artikels1 SeiteCredits

Coverstory rider: Simon Le FèvrePhoto: Claudio Casanovawww.novaphoto.ch

Revolutionäre

c reat i ve l i ne s

NR. 2screensh t

& FreidenkerMarco Lutz und Reto Kestenholz im Interview Mathias Grob von Grobkonzept präsentiert seine Kunst

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hPLAY videohttp://yooo.tv/2009/twoleftfeet-trailer

Zur Person reto Kestenholz gibt’s wahrscheinlich so viel zu schreiben wie in einer kurzen Einleitung kaum Platz

hat. So bleibt im Voraus des Interviews zu erwähnen, dass reto mit seinen 31 Jahren vielleicht bereits zur älteren

Garde der Snowboardszene gehören mag, aber keineswegs so fährt. noch immer springt er höher, weiter und

vor allem stylisher wie die meisten seiner jüngeren Artgenossen. Hinzu kommt, dass er sich auch zu anderen

Dingen, ausserhalb des Snowboardens, Gedanken macht, was sich in der heutigen Profiszene nicht von selbst

versteht und somit für ihn spricht.

So diskutierten wir mit reto über Umweltschutz, seine 45 Meter-Kickersession vom vergangenen Frühling, Angst

beim Snowboarden und das Pipesterben in der Schweiz.

reto fährt für ride (ridesnowboards.com), Zimtstern (zimtstern.com), Electric (electricvisual.com),

Clast (clastzoo.com) und Black Diamond (blackdiamondequipment.com).

Retokestenholz

Text Philippe Diener

11

kestenholz

Reto, erzähl mal, wie war der vergangene Sommer

für dich?»

Ziemlich speziell. Vergangene Jahre war ich den Som-

mer hindurch vorwiegend in Zermatt zu Hause, um

den Gravity Park (www.tbsparks.ch/projects/gravi-

typark.html) zu shapen. Dieses Jahr musste ich jedoch

aufgrund meines Körpers ein wenig kürzer treten. Ich

glaube aber, dass gewisse «Abnützungserscheinun-

gen», in meinem Fall ist es der rücken, nach 20 Jahren

Snowboarden durchaus normal sind. So ging ich also

vier Wochen westwärts nach Spanien und Frankreich

und versuchte mich beim Surfen.

Zuvor warst du beinahe das ganze Jahr Non-Stop

auf dem Snowboard. Hattest du nie

Motivationsprobleme?

Eigentlich nicht. Ich gönnte mir meistens im Frühling

sowie im Herbst je ein- bis zwei Monate Pause. Zudem

erhielt ich Motivation zumeist auf dem Snowboard

selbst. nirgends kann ich meinen Kopf besser durch-

lüften als auf dem Brett. Mein «Beruf» ist somit die

beste Ablenkung.

Ablenkung von was?

Schon seit längerem mache ich mir Gedanken, bezüg-

lich des Weltgeschehens, wobei logischerweise nicht

nur positive Aspekte Einzug erhalten. Mit der Kreativi-

tät, welche das Snowboarden bietet, ergeben sich mir

immer wieder extreme Glücksmomente, welche Dis-

tanz bringen.

Man könnte kritisieren, dass du dich somit diesen

Negativaspekten nicht stellst, sondern mit dem

Snowboarden das Weite suchst.

Bezüglich sozial-, politischen Ungerechtigkeiten, ist

das vielleicht ein Stück weit so. Dennoch versuche ich

stets mein Alltagsleben zu optimieren. Wenig Energie

brauchen, Zerstörungen mit meiner Existenz vermei-

den und nicht zuletzt auch eine saubere natur zu hin-

terlassen. Ich denke, dies ist die Aufgabe eines jeden.

Bei vielen negativ-Themen kann nur wenig- bis gar

keinen Einfluss haben, da scheint es mir logisch, dass

ich soziales und umweltfreundliches Handeln im mei-

nem unmittelbaren Umfeld durchsetze.

Du sprichst die Umwelt an. Bei Zimtstern läuft im

Moment auch einiges. Stichwort: Ökologische

Produktion. Kannst du näheres verraten?

Zuerst soll gesagt sein, dass das Ganze nicht nur von

mir lanciert wurde, ich aber dennoch froh bin, als

Anstoss fungiert haben zu dürfen. Schon immer stellte

ich mir unwissend, jedoch kritisch die Frage, ob denn

ökologischere Produktion nicht möglich sei. Schon

nur eine nähere Produktion, welche kürzere Trans-

portwege zur Folge hätte, würde einiges freundlicher

aussehen lassen. Die Umsetzung war zu Beginn keine

einfache Sache. Im Moment handelt es sich noch um

einzelne Linien. Auf die kommenden Jahre sind jedoch

90% der Kollektion von Zimtstern ökologisch herge-

stellt. Dies schlägt natürlich Wellen und immer öfters

klopfen etablierte Brands bei uns an, um sich diesbe-

züglich zu erkundigen, was natürlich freut. So berei-

tet es auch mir mehr Spass, mich für einen Brand wie

Zimtstern zu engagieren.

Du musst dich also hundertprozentig mit deinen

Sponsoren identifizieren können?

Bezüglich des Umweltaspekts ist das natürlich extrem

schwierig. Das ökologische Denken ist nun einmal

noch nicht in allen Köpfen ausreichend präsent. In ers-

ter Linie muss ich mich mit den Leuten, die den Brand

verkörpern, gut verstehen. Zudem müssen sie flexibel

kestenholz«

13kestenholz

15

sein, was eine direkte Zusammenarbeit voraussetzt.

Aber natürlich muss auch das Produkt optimal zu mir

und meinem Fahrstil passen. Von dem her habe ich

meine Sponsoren schon sehr bewusst ausgesucht.

Das Ökologische kann dabei leider nicht immer gleich

stark berücksichtigt werden.

Was hast du für einen Verschleiss an Snowboards

pro Saison?

In der regel fünf bis zehn Bretter. Ich versuche diese

dann auch immer so lange zu fahren, bis es wirklich

nicht mehr möglich ist. Dazu gehört auch die Belag-

und Kantenpflege, welche ich mir regelmässig vor-

nehme. Sonst habe ich immer noch ein paar Freun-

de, welche die Bretter gerne «zu Ende» fahren.

Kommen wir doch einmal zum aktuellen Level.

Der Double Cork ist der Begriff des gegen -

wärtigen Snowboardens. Man hat das Gefühl,

dass jeder, der in Zukunft einen Contest

gewinnen will, zwei mal über Kopf drehen muss.

Wie stehst du dazu?

Zuerst muss ich sagen, dass ich einer bin, der sich

sehr wenig mit der Szene befasst. Ich bin beispiels-

weise jeweils der Letzte, der einen angesagten

Movie gesehen hat oder regelmässig irgendwelche

Magazine liest. Deswegen brauchte ich ziemlich

lange, bis ich realisiert habe, was da abgeht. Als

ich dann ans Freestyle.ch kam und die gebotene

Action sah, war ich doch ein wenig baff und hatte

Mühe das ganze irgendwie einzuordnen. Inzwi-

schen kam ich zum Schluss, dass ich das so durch-

aus akzeptieren kann...

… ist aber für dich kein Thema?

nein, nicht wirklich. Während meinen jungen Jah-

ren, wollte ich auch möglichst viel «spinnen» und

«flippen», inzwischen ist dieses Thema jedoch

gegessen. nicht zuletzt auch, weil mein Körper

nicht mehr alles zulässt. Ich nutze Airtime viel

lieber, um möglichst lange zu graben, bonen und zu

tweaken, was mit weniger rotation eher möglich ist.

So kann ich einen Trick viel intensiver erleben und ge-

niessen. Dadurch mag ich vielleicht ein wenig Vertreter

der alten Schule sein, dies jedoch mit Stolz. Es gibt so

viele einfache Tricks, die nach wie vor unheimlichen

Spass bereiten.

Welche auch nach wie vor Beachtung bei Judges

finden sollten?

Auf jeden Fall. Wenn in Zukunft neben den Double

Cork-Geschichten nichts mehr zählen wird, wird dies

die Freiheit des Snowboardens extrem einschränken.

Meines Erachtens soll es immer noch so sein, dass vor

allem die Kreativität des einzelnen Fahrers akkreditiert

wird. Das Ziel eines Contests soll nicht sein, dass ein

«bester Trick» das Mass der Dinge ist und dieser nun

von allen nachgeahmt wird. Hierfür muss man viel-

leicht auch Contestmodi ändern, damit Flexibilität wie-

der mehr Einzug erhalten kann.

Schwierigkeitsgrad und Spektakel scheint das Mass

der Dinge zu sein.

Das widerspricht dem Prinzip von beispielweise weni-

ger rotation überhaupt nicht. Ich denke, der Lernpro-

zess eines 540‘s mit einem speziellen Grab und viel

Style, ist der gleich lange wie jener eines 1080‘s. Beim

5er nimmt man vielleicht weniger risiko in Kauf, der

Schwierigkeitsgrad ist jedoch keinesfalls niedriger. Und

da sehe ich auch das grösste Weiterentwicklungspo-

tential im Snowboarden. Schwierige Grabs und spezi-

elle Styles in vermeintlich einfachen Tricks. Dies sollte

auch bei grossen Contests mehr gefördert werden.

Manchmal hat man als Aussenstehender auch ein

wenig das Gefühl, dass gewisse Fahrer vieles tun für

das mediale Rampenlicht und dabei Risiken

eingehen, die, physisch gesehen, fraglich sind und

sogar Interessensunterdrückung erahnen lassen.

Speziell in deinem Fall denke ich da auch ein

bisschen an Adelboden und den 45m Sprung

(Siehe Zimtstern-Add nach diesem Interview).

Ich glaube, als Fahrer braucht es beides. Eigene Inter-

essen sind natürlich wichtig, aber auch das Erbringen

von Leistungen für Sponsoren ist von nöten. Für mich

persönlich bietet das Freestyle.ch in dem Sinn nicht

mehr viel Attraktivität. Ich weiss jedoch, dass ich mit

der Teilnahme meinen Sponsoren etwas zurückgeben

kann, womit sich für mich wieder ein Kreis schliesst. Je

länger, desto mehr habe ich mich aus dem Contestge-

schehen zurückgezogen, weil die Verletzungsangst bei

diesen Wettbewerben in mir präsent war. Dieses Jahr

habe ich mich beim Freestyle.ch wieder verletzt, was

mich doch recht enttäuschte, weil es keine hundert-

prozentige Selbstentscheidung war. Plötzlich wird das

Snowboarden ein Müssen.

Adelboden war jedoch kein Müssen?

richtig. Adelboden wurde von mir selbst lanciert. Ich

wollte diesen Sprung wirklich machen, nachdem ich

die perfekte Landung entdeckte. Dann war wiederum

ich froh, dass diese Session durch meine Sponsoren er-

möglicht wurde. So ist es ein Geben und nehmen.

Wo liegt die physische Grenze bei solchen

Aktionen? Mal ganz ehrlich, Adelboden hätte für

dich und deinen Körper auch total in die Hosen

gehen können.

Das kommt immer auf mein Gefühl an. Bei Adelboden

war einfach das Selbstvertrauen da, nicht zuletzt, weil

ich es selbst war, der alles durchplante. Mittlerweile

weiss ich auch, dass ich 30 Meter ähnlich sicher Sprin-

gen kann wie ich Strassen, ohne überfahren zu wer-

den, überqueren kann. Ich kann mich diesbezüglich

auf meine routine und Erfahrung verlassen und weiss,

dass sich bei einer Anfahrt keine Verkannter oder Ähn-

liches einschleichen werden.

Es waren dann aber schlussendlich ein bisschen

mehr wie 30 Meter.

Ich wusste, dass ich die 30er Marke sicherlich errei-

chen muss, um heil zu landen. Mehr war jedoch auch

möglich und so konnte ich mich an die 45 Meter he-

rantasten, ohne dass es gefährlich wurde. Das Ganze

war wirklich bis ins Detail kalkuliert, was mir Sicherheit

verlieh.

Das tönt alles sehr locker.

Klar war in irgendeiner Weise Druck vorhanden,

schliesslich war der ganze Spass nicht gerade güns-

tig. Der Druck war aber ein anderer als jener, der bei

Contests vorherrscht. Hinzu kommt noch, dass bei

Contests gute Bedingungen streiken können, dies aber

nicht zum Abbruch des Events führt. Beim Adelboden-

Projekt war klar, dass die Sache nur bei perfekten Be-

kestenholz

17

dingungen durchgeführt wird, was ebenfalls für eine

innere ruhe sorgte und auch das Verletzungsrisiko

erheblich verringerte. Auch wenn es nicht immer so

aussieht, bin ich einer, der extrem sicher snowboardet.

Ich suche mir immer genau aus, was - und vor allem

wie ich es fahren will.

Dürfen wir eine Wiederholung von Adelboden

erwarten?

Durchaus kann ich mir das vorstellen. Interessant wäre,

den Kicker so zu konzipieren, dass 30 Meter die opti-

male Länge wäre, also eine Verkürzung. Ich brauchte

schon enormen Speed in diesem Jahr. Das führt dazu,

dass man schon nur bei FS 3er beginnt, den Wind un-

ter dem Brett zu spüren, was nicht nur angenehme

Gefühle hervorruft. Ich konnte somit leider nicht sehr

spezielle Tricks ausprobieren.

BS 7er über 45 Meter ist ziemlich speziell …

Jeder hat so seine Lieblingstricks. Bei mir ist es der BS 7.

Der geht praktisch immer und ist oftmals sicherer wie

ein 3er. Man ist irgendwie gleich in der rotation drin

und sieht die Landung früh. In dem Sinn ein Safety-

Trick für mich.

Kennst du das Gefühl von Angst beim

Snowboarden?

Ich versuche stets dafür zu sorgen, dass es gar nicht

erst soweit kommt. Angst ist in dem Sinn kein schlech-

tes Zeichen. Es hilft einem, Aktionen zu unterlassen,

bei denen das Verletzungsrisiko zu hoch ist. Dieses

Gefühl oder diese Meldung sollte man dann auch

ernst nehmen und Geplantes hinterfragen oder gar

abbrechen. Bei mir ist es so, dass ich mich bei 70%

meiner Vorhaben zuvor sehr wohl fühle und den rest

kestenholz

19

würde ich mit «respekt» um-

schreiben. Man ist dann noch

ein wenig konzentrierter und

fokussierter, was jedoch auch

zwingend nötig ist, um das Ge-

plante erfolgreich zu meistern.

So ganz nebenbei schaufelst

du im Winter auch noch den

Park (white-elements.ch) in

Grindelwald, welcher unter an

derem eine Pipe anbietet. Seit

längerem können wir ein

Pipesterben zumindest

hierzulande feststellen. Stört dich

das nicht?

nicht wirklich. obwohl ich das Pipefahren

liebe, denke ich, dass Transitions perfekt

geshapet sein müssen, damit sie Spass be-

reiten. Hierfür wiederum müssen sie ständig

unterhalten und geschaufelt werden. Das er-

fordert auf Dauer enorme Investitionen von

Seiten der Skigebiete. Wir in Grindelwald ver-

suchen alles, um die Pipe in einem guten Zu-

stand zu halten, nicht zuletzt auch, weil in der

Gegend nicht mehr viel Pipes existieren. Ich bin

jedoch der Ansicht, dass ein Skigebiet lieber kei-

ne-, als eine halbfunktionierende Pipe besitzt. Die-

ses Geld und dieser Platz sollte man lieber Kicker

und rails zur Verfügung stellen.

Vernachlässigen wir so nicht unsere

Königsdisziplin?

Das ist ja nicht weiter schlimm. In den 90er gab es kei-

nen Contest, der nicht pipefokussiert war. Alle fuhren

Pipe und sonst nichts anderes. Heutiges Snowboarden

ist vielseitiger. Die Leute fahren über Kicker, benützen

rails, versuchen Tricks auf der Piste oder gehen ins

Backcountry. Das ist doch eine schöne Entwicklung.

Das ist nur ein aktueller Trend, der auch wieder eine

Wende herbeiziehen kann.

Schlussendlich geht es doch nur darum, dass die heu-

tigen Kids ein Hobby besitzen, bei welchem sie sich

austoben können. Das Snowboard ist ein Spielzeug,

welches in vieler Hinsicht gebraucht werden kann und

viele Freiheiten ermöglicht. Wieso sollten wir diese

Freiheiten nicht vielseitig ausleben dürfen?

Das ist schon fast ein perfektes Schlusswort. Gerne

hätte ich aber noch gewusst, was mit dir diese

Saison so geschieht. Irgendwelche Pläne?

Diese Saison war so offen wie noch nie. Einerseits bin

ich, wie schon erwähnt, in Grindelwald sehr präsent,

um die Pipe auf Trab zu halten. Andererseits möchte

ich aber auch selbst viel fahren gehen und von dem

profitieren, was ich mir erarbeitet habe. noch immer

habe ich noch nicht alle Gebiete der Schweiz gesehen

und ich bin mir sicher, dass irgendwo noch wertvolle

Spots für uns bereitstehen. Diese Saison habe ich, ver-

glichen zu den vergangenen Jahren, wenig konkrete

Projekte, was auch ein wenig meine Kreativität fordert

und darüber freue ich mich natürlich. Ansonsten geht‘s

doch darum, den Tag zu geniessen, Alltagsgewohn-

heiten stets zu optimieren und das wichtigste: Gesund

zu bleiben.

Das sind super Perspektiven, bei denen wir dir viel

Glück wünschen.

Vielen Dank für das Gespräch, Reto!

Pho

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Location: Lauchernalp

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Location: Monster Session Bad Gastein

PLAY videohttp://yooo.tv/2010/reto-kestenholz-in-adelboden/

rider Moritz rüedi

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roMAn EGGEnBErGErEin Videoprojekt brachte mich mit Moritz rüedi

zusammen. Die Crew und Mo hatten einen enormen

Kicker hingestellt, den sie nun zu bewältigen

hatten. Bevor die Session los ging , konnte ich ihn

spontan für einige Pow-Shots überreden.

www.avoon.ch

rider roger Schuler

25

CLAUDIo CASAnoVA

Der Winter meldete sich vorzeitig Anfangs november

… So telefonierte ich roger, um ein kleines Projekt zu

realisieren. nach 3 Ladungen Schnee, den wir mit

seinem Anhänger transportierten, und ein wenig shape

Arbeit konnte es dann auch schon losgehen.

Anfangs war roger noch etwas zu schnell unterwegs,

was zur Folge hatte, dass er sich hinter dem Stein

verabschiedete. Er nahm es gelassen und es konnte

zum Glück weiter gehen.

www.novaphoto.ch

rider Michi Albin

27

TErrEnCE WIrTH

nach einer schlechten Woche im Tal wollten wir

an diesem Freitag Abend einfach raus in den

Schnee. Und so entschieden wir uns, diesen Spot

aufzusuchen. Schon nach kurzer Zeit hat Albin

den Wallride sauber ins Bild gestellt. Der Start-

schuss in ein schneereiches und gutes Wochenen-

de war perfekt.

www.doubleuphoto.com

29

Das Foto entstand am oneill Evolution (2010) in

Davos. Ich achtete sehr auf den Kontrast

und die Distanz. Das Ergebnis gefällt mir sehr gut

www.haennyphoto.com

SAnDro HÄnnY

MArCo LUTZ

33

MArCo LUTZText André Wolfensberger

Photos Philippe Moesch / roger Baumer (Leaves)

Wolltest du schon immer Filmproduzent werden

oder bist du da eher per Zufall reingerutscht und wie

folgte das Eine nach dem anderen?

Als erstes möchte ich festhalten, dass ich kein Film-

produzent bin. Bei den Snowboardfilmen, mit welchen

ich angefangen habe, war ich Produzent. Heute bin

ich «nur» noch regisseur. Der Produzent koordiniert

das Ganze und ist für die Finanzierung verantwortlich,

leitet also das ganze Backoffice. Der regisseur hat mit

dem nichts zu tun und legt den Fokus auf die Ideen-

findung und hauptsächlich auch die Umsetzung. Diese

zwei unterschiedlichen Berufe werden oft falsch inter-

pretiert.

Ich war lange Snowboarder und kam so zum Snow-

boardfilm-Produzent und von dieser Station zum re-

gisseur. In der Tat habe ich als regisseur relativ spät

angefangen.

Hast du eine Filmschule besucht, als dir klar wurde,

dass du dich im Filmbereich betätigen willst?

nein, eine Schule war nie ein Thema. Sämtliche Filme,

die ich bewundere, sind von Leuten, die auch keine

Filmschule absolviert haben. Viel lieber als nach Strick-

muster vorzugehen, setze ich meine eigenen Ideen

um, gehe meinen eigenen Weg. Manchmal stiess ich

so, vor allem damals bei den Snowboardfilmen, öfters

gegen eine Wand. Die Zeit als ich Snowboardfilme

produzierte, war quasi meine Ausbildung.

War der Entscheid, keinen Snowboardfilm mehr zu

produzieren, ein rein ökonomischer oder gab es

noch anderweitige Gründe?

Bis und mit King Size waren die Budgets jeweils gerade

just ausreichend. Bei den Filmen selbst gab es von Jahr

zu Jahr eine extreme Progression. nach King Size wäre

diese Progression finanziell nicht mehr realisierbar ge-

wesen. Zu diesem Zeitpunkt hätte die Produktion bud-

gettechnisch in Europa mit den amerikanischen Filmen

gleich ziehen müssen. Hierfür fehlte es jedoch an Be-

reitschaft seitens der Industrie. Keine weitere Progres-

sion realisieren zu können bedeutete für mich, dass es

Zeit war, los zu lassen. nicht nur meine, sondern auch

die Erwartungen der Zuschauer hätten nicht mehr er-

füllt werden können.

Wie kam es, dass deine Filme Jahr für Jahr zum

höchsten Standard gehörten, obwohl du nicht mit

den Topfahrern zusammen arbeiten konntest? Oder

war dies bewusst so gewählt?

Bewusst habe ich sicher nicht auf Topfahrer verzich-

tet, ich war sogar bestrebt diese zu engagieren. Dies

hing jeweils von Sponsorings ab. Sämtliche Topfahrer

waren bereits für andere Produktionen vergeben und

wenn man auf Budgetlevel nicht mit den grössten Pro-

duktionen mithalten kann, erlischt der Anspruch auf

diese.

Wie war der Einstieg als selbständiger Regisseur in

die Musik- und Werbebranche?

Der Einstieg ging ziemlich nahtlos von statten. Ich

konnte in der Schweiz unmittelbar mit Musikvideos

anfangen. Es boten sich sehr kreative Möglichkeiten,

mich auszutoben. nachdem die Leute mitbekamen,

dass ich keinen Snowboardfilm mehr produziere, ka-

men viele auf mich zu. Dies auch, da Musik und Snow-

boarden eng miteinander verbunden sind.

Worin bestehen wesentliche Unterschiede für dich,

ob du einen Snowboard-, Musik- oder Werbefilm

drehst?

Was Werbefilme anbelangt, musste ich viel lernen, da

dies definitiv anders funktioniert. Bei den Snowboard-

filmen liess ich mir nicht dreinreden, eigene Ideen wur-

den umgesetzt. In der Werbung muss man davon los-

lassen, denn man bekommt eine Idee präsentiert und

muss diese umsetzen. Dabei hast du ständig zehn Leu-

te im nacken, die dir über die Schulter schauen und je-

der Entscheid muss erklärt und begründet werden. Bei

Werbefilmen muss ich somit Kompromisse eingehen.

Wie gehst du jeweils vor, wenn du dich an ein neues

Projekt machst?

Bei Musikclips ist es relativ einfach für mich. Wenn ich

Musik höre, laufen bei mir viele Bilder durch den Kopf.

Ich setze mich mit dem Text auseinander und rede mit

dem Künstler über den Inhalt des Textes und komme

so meistens schnell zu einer Idee. In den meisten Fäl-

len bleibt es bei einer Idee, welche dann verfolgt wird.

Danach ist es mehr eine Budgetfrage, da die erste Idee

zu teuer ist (lacht), wobei dann neue Geistesblitze ge-

fragt sind.

Wie viele Projekte setzt du um pro Jahr?

So um die acht bis zwölf, wobei der rahmen total an-

ders ausfallen kann. In erster Linie finanziere ich mich

ja durch die Commercials. Daneben versuche ich je-

doch ein bis zwei Projekte pro Jahr umzusetzen, die

«für die Seele» sind. Auch wenn dann halt für einmal

kein Gewinn herausschaut. Dafür muss ich keine Kom-

promisse in Kauf nehmen (wie z.B. beim Zimtstern

Clip).

Was wäre denn dein «Traumprojekt»?

Ein definiertes Traumprojekt gibt es nicht, wohl eher

einen Traumauftraggeber, bei welchem ich wüsste,

dass ich mein Potential voll entfalten könnte. Alles was

z.B. nike oder Adidas im internationalen Bereich macht

mit ihren Athleten, wie der Zusammenhang zwischen

Sport, Produkte und Ikonen geschaffen wird, finde ich

«Hammer».

Der Traumauftraggeber müsste einfach ein Image ver-

kaufen wollen und nicht ein bestimmtes Produkt. Das

ist meines Erachtens der Unterschied zwischen guter

und schlechter Werbung.

35

Wie sehen deine Zukunftspläne aus?

Zurück zu kommen zu einer internatio-

nalen Plattform. Im Snowboarden war

ich weltweit aktiv, dann kam ich zurück

in die Schweiz und jetzt zieht es mich je

länger je mehr wieder ins Ausland. Dies,

weil dort die spannenderen Projekte

stattfinden.

Was war die grösste Herausforderung

für dich bisher?

Alle deine Fragen resp. meine Antwor-

ten tönen wahrscheinlich sehr easy: Ich

hatte Snowboardfilme gemacht, dann

Musikclips, nun vermehrt Commercials –

das ganze tönt evtl. sogar arrogant. Die

grösste Challenge war aber sicherlich,

mit diesen Projekten überhaupt ein Be-

stehen zu sichern, denn diese kommen

ja nicht einfach so zugeflogen.

Was macht für dich einen guten

Spielfilm aus?

Eigentlich immer wenn zwei Sachen zu-

sammenkommen: Einerseits wenn eine

gute Geschichte erzählt wird und diese

anderseits mit faszinierenden Bildern

Marco bei den Stop-Motion-Aufnahmen

für Urban Junior

dargestellt wird wie z.B. bei Fight Club, welcher dies-

bezüglich einer meiner Lieblingsfilme ist. Dort ist der

ästhetische Aspekt ähnlich genial wie der Inhalt.

Unterscheiden sich deiner Meinung nach europäi-

sche von amerikanischen Filmen und wie zeichnet

sich das aus?

Grundsätzlich haben die Amerikaner sicherlich mehr

Tradition in Bezug aufs Filmemachen. Das ist stückweit

ihre Kultur. Gefahr bei den Europäern lauert, wenn

man versucht, amerikanische Filme zu kopieren. Ame-

rika ist nicht von Grund auf besser. Es gibt viele ganz

gute europäische Filme, aber die sind auch nur des-

halb gut, weil sie nicht versucht haben, das Gleiche zu

machen.

Trotz deiner Neuausrichtung nach dem Snowboard-

produzent, setzt du noch immer sehr gerne Sachen

im Snowboardbereich um?

Ja klar. Und ich hätte auch schon paar Ideen in dem Be-

reich, aber die sind nicht nur budgetabhängig, sondern

bräuchten auch Firmen, die sie unterstützen wie dies

z.B. beim Zimtstern Projekt der Fall war. Das Problem

in der Snowboard-Industrie ist, dass keiner auffallen

Behind-Scene: Hans Ahlund Tree-HitingMarco und Crew beim Dreh von «Leaves»

37

will. Sie wollen zwar auffallen, aber gehen unter, weil

alle gleich aussehen und das Gleiche machen. Erstaun-

lich, dass nicht mehr Snowboardmarken so aufgestellt

sind, wie im Skateboard Bereich; mit eigenen Filmen

oder eigenen Trailern etc.

Woran liegt das?

Keine Eier (lacht) – es machen sowieso alle nur, was

Burton macht. Der Zimtstern Movie z.B. hatte umge-

hend eine riesige Welle ausgelöst.

Wie siehst du die Entwicklung der Snowboardfilme

von den Anfängen bis heute und wie wird es in

Zukunft sein?

Ich möchte nun niemanden zu nahe treten. Der Grund,

warum ich anfing Snowboardfilme zu produzieren

war, weil mich die amerikanischen Filmen begannen

zu langweilen; Trick an Trick aneinander gereiht und

jedes Jahr die gleichen Locations. Ich habe das Gefühl,

dass es heute immer noch ähnlich ist. …

MArCo LUTZby

Zum Schluss möchte ich noch etwas tiefer auf den

Zimtstern Film Leaves eingehen. Was waren die

Anforderungen der Marke für den Clip?

Es war umgekehrt: Ich ging auf Zimstern zu, was ich

sonst eigentlich nicht oft mache. Ich habe ihnen zwei

Ideen präsentiert, die ich schon immer gerne einmal

realisiert hätte.

Hier hatte ich wirklich freie Hand, nachdem ich ihnen

die Idee präsentierte.

Das Ganze war ja ein ziemlich logistischer Aufwand.

Erläutere einmal den Ablauf.

Eigentlich war es wie ein Schneeball, der immer grösser

wurde: Es kamen immer mehr Leute dazu, die sich ein-

bringen wollten. Mehr und mehr Kollegen konnten für

das Projekt begeistert werden. Schlussendlich standen

rund 25 Leute am Set, die im nachhinein auch nichts

verdient haben. Die kamen, um einmal zu schauen,

wie das abläuft und um bei solch einem Projekt einmal

dabei zu sein. Das war alles andere als selbstverständ-

lich und ich war selbst überrascht, dass so etwas heu-

te noch möglich ist. Möglich wahrscheinlich auch nur,

weil die Leute die Idee toll fanden und mit Herz bei der

Sache waren. Die Stimmung am Set war entsprechend

einmalig, da alle freiwillig mitmachten.

Der Dreh war einer meiner anstrengendsten und war

eine echte Knochenarbeit. Die Tage waren sehr lang:

Fünf Uhr aufstehen, um sieben am Set sein, im Wald

rumpickeln, überall unwegsames Gelände, teilweise

regen, um sechs wurde es bereits dunkel, in der Dun-

kelheit ab/aufräumen und am späteren Abend alles für

den nächsten Tag vorbereiten.

Dies ist eigentlich dahingehend lustig, da der Film ge-

genteilig ist, Harmonie ausstrahlt und einfach «mel-

low» rüberkommt.

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41

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SURF

Snow

Erzähl uns doch mal, was für euch der perfekte Park

ausmacht.

Wichtig für uns ist, dass wir eine Brücke schlagen kön-

nen zwischen dem Park für den Szenerider und dem

Park für jedermann. Wir wollen und können uns nicht

nur an einer Kategorie wenden, der Ansturm ist dafür

zu gross und vor allem zu vielschichtig. neben dem

Toprider, wollen auch die Kinder in der Skischule ih-

ren Spass in einem Park haben. Also kann es nur das

Ziel sein, eine Park zu bauen, der jedem riding Level

entspricht. Aber klar, Imagearbeit soll auch geleistet

werden. Wir müssen schauen, wie wir gute Fahrer an-

locken können, mit welchen Medien wir zusammen

arbeiten, welche Contests/Shootings wir veranstalten

wollen und so weiter.

Dann seid ihr ja doch ein wenig auf das jüngere

Volk ausgerichtet?

In diesem Sinne schon. Heutige Skigebiete haben un-

ter anderen das Ziel, die Kundschaft zu verjüngen. Ein

Fakt, den man schon lange verfolgen kann, ist jener,

dass es im Wintersport eine Produkttreue existiert.

Also Kinder, die mit ihren Eltern jährlich eine Woche in

das gleiche Gebiet fahren, besuchen später mit ihren

-ParksText Philippe Diener

Wie sieht der perfekte Snowpark aus, wie wird er konzipiert und welche Philosophie steckt dahinter? Der so viel

Freude bereitende Spielplatz des Snowboarders basiert nicht nur auf harte, sondern auch genau durchdachte

Arbeit. Dass wir mittlerweile fast in jedem grösseren Skigebiet in der Schweiz einen Snowpark vorfinden ist, wie

wir in folgendem Interview sehen werden, nicht selbstverständlich.

Wir durften ... (...) von Q Parks (www.qparks.com) , eine der führenden Firmen bezüglich Parkbauerei in Europa

bezüglich Planung, organisation, Gefahren und Zukunftperspektiven ausquetschen...Q Parks unterhält inzwi-

schen 14 Projekte in Österreich und der Schweiz, unter anderem auch den Park in der Lenzerheide.

Q

43

-ParksKindern dasselbe Gebiet. Deshalb wird heute in die Ju-

gend investiert und wir sind halt so ein Instrument, um

die Jugend anzusprechen.

Im Vergleich zu einem ganzen Skigebiet, ist der Park

aber doch noch ein kleines Projekt …

nicht unbedingt. nur die wenigsten Gebiete können

einen Park mit dem Kartenverkauf finanzieren, das

heisst, dass dieses Projekt eine ziemlich grosse Inves-

tition ist. Ein mittelgrosser Park braucht schon nur

cirka 500 Bully-Stunden (1 Std. = CHF 200.-) und

30‘000-50‘000 m3 Kunstschnee (1 m3 = CHF 4.-) als

Grundkosten ohne die Mitarbeiter. Aber es ist doch

erfreulich, wie Skigebiete in den letzten Jahren stets

Parkfreundlicher wurden.

Im Vergleich zu den U.S.A. ist es aber noch immer

eher spärlich …

Unsere Verhältnisse können auch nicht mit denen in

den Staaten verglichen werden. Dort braucht es viel

weniger, bis dir ein Gebiet gehört und du auf diesem

Gebiet praktisch tun und lassen kannst, was du willst.

Hier gibt es verschiedene Ebenen, auf denen du Be-

willigungen einholen musst. Und die Bewilligung für

einen Park nach deinem Gusto, inklusive Erdformen,

von allen zu kriegen, ist praktisch unmöglich. Irgendje-

mand ist fast immer dagegen, was ein Plan zum Schei-

tern bringen kann.

Dieses Problem herrscht in Österreich und in der

Schweiz?

Mehr oder weniger schon. Es geht auch um die Land-

besitzstrukturen, denn das Gelände, auf welchem ein

Park steht, gehört oftmals vier, fünf unterschiedlichen

Bauern. Alle diese Leute bezüglich Erdformen und

Kunstschnee zu überzeugen ist keine leichte Aufgabe

und oftmals unmöglich. Wenn das einmal geschafft

ist, muss man noch das Umweltschutzamt irgendwie

überreden, wobei man wiederum meistens auf Granit

beisst.

Denkst du, das Landbesitz das einzige Problem

darstellt, im Vergleich zu den U.S.A.?

nein. Ich glaube zudem, dass hier, traditionshalber,

noch der alpine Wintersport existiert. Die Leute in Eu-

ropa wollen nicht nur steile und breite Pisten fahren,

sondern auch abseits der Piste Spass haben. Das ist

halt der Vorteil, den wir gegenüber den Amerikanern

haben. Die Steilheit und Höhe unserer Gebiete, welche

nicht so schnell Langeweile aufkommen lassen. In den

U.S.A. existieren diese selten bis gar nicht, weshalb sie

ihr Gebiet anderwertig attraktiv gestalten müssen.

Ein weiterer Grund dürften hierzulande die Skirennen

sein, welche den Winter hindurch, fast non-stop, auf

dem nationalen Fernsehkanal laufen und somit Wer-

bung für die Gebiete leisten. Dieser Skirenn-Fanatis-

mus suchst du in den U.S.A. vergeblich.

Welcher der 14 Parks, die ihr betreibt, ist euer

Vorzeigepark?

Unser Vorzeige-Projekt ist ab nächster Saison sicher-

lich Schladmin Dachstein. nicht nur, dass die Parks

ständige Sonne geniessen und deshalb gut gelegen

sind, sondern konnten wir dort auch die grössten Erd-

formen für einen Snowpark vornehmen, die je auf

Deutschsprachigen raum vorgenommen wurden. Mit

dem Gletscher dazu können wir den Leuten zehn Mo-

nate Freestyle anbieten.

Diese Erdformen scheinen also durchaus wichtig

zu sein?

Auf jeden Fall. Langfristig haben wir weniger Kosten.

Es ist Fakt, dass wir mit Erdformen mehr Maschinen-

stunden und Kunstschnee sparen. Wenn Wasser und

Diesel gespart wird, hat dies natürlich auch ökologi-

sche Vorteile. Darüber hinaus können wir ein tolleres

Angebot vorweisen, was schlussendlich dem Freesty-

ler zugute kommt. In Schladmin Dachstein rechnen wir

mittelfristig mit der Ansiedelung ambitionierter, guter

Fahrer, was nicht zuletzt auch für unsere Medienpart-

ner interessant sein kann.

Unter diesen 14 Projekten konnten wir leider nur bei

zweien, noch in Montafon, Erdformen durchsetzen,

was doch eher wenig ist.

Eigentlich unverständlich, diese Abneigung …

Definitiv. Viele Wintersportgebiete sehen für

Snowparks eine grosse Zukunft, empfinden Erdformen

jedoch im Moment als riskant an. Ich bin jedoch über-

zeugt, dass sich dies im laufe der Jahre ändern wird

und sie sich mehr und mehr für Erdformen ausprechen

werden.

45

Wieviele Leute bestimmen eigentlich das

tatsächliche Design eines Parks? Kaum eine Person

für 14 Parks …

Bei uns sind in der regel drei Leute pro Park für das

Design zuständig. Hauptverantwortlich ist Jürgen

Kieperer, der entweder unterstützt wird von Bernd

Mandlberger (zuständig für den osten) oder rené

Schnöller (zuständig für den Westen). Dazu hat jeder

einzelne Park einen Headshaper, der dann dieses Team

à drei Personen komplettiert. Dieser Headshaper hat

dann wiederum sein eigenes Team vor ort, welches

sich zum Beispiel die Bullyfahrten teilt, Kunstschnee-

Einteilungen vornehmen und die obstacles dann

schlussendlich bauen.

Was verdient denn so ein untergeordneter Shaper

des Headshapers?

Zwischen CHF 500.– und 600.– pro Monat. Deren Ziel

ist es vorwiegend einen tollen Winter in einem Skige-

biet zu verbringen, was ihnen mit gratis Saisonkarte,

Unterkunft und eben diesem Taschengeld ermöglicht

werden soll. Vor nicht zu langer Zeit mussten wir nach

diesen Leuten suchen, heute melden sich viel mehr als

wir tatsächlich nehmen können und das bei 80 Shaper,

die wir jährlich für die 14 Parks benötigen.

Was passiert bei euch eigentlich im Sommer?

Eigentlich die ganze Planung. Verträge mit Kunden,

Lieferanten und Mitarbeiter werden abgeschlossen.

Beispielsweise werden bei Lieferanten die rails bestellt,

damit diese pünktlich zum Winteranfang bereit stehen.

Desweiteren werden, wenn nötig, Erdformen vorge-

nommen, was dann eigentlich die einzige praktische

Arbeit im Sommer darstellt. In etwa 90% der Umset-

zung finden im Winter statt.

Sorgt ihr auch für Abwechslung? Was können zum

Beispiel Besucher des Lenzerheide Parks in der

kommenden Saison erwarten?

In der Lenzerheide sind konkret für CHF 20 000.– neue

Spielereien angeschafft worden. Darunter wird es bei-

spielsweise einen grossen Wallride und mehrer kleine

Boxen geben. Im Gespräch ist auch, das Parkgebiet

ein wenig zu vergrössern, um näher an Kunstschnee-

Anschlüsse zu kommen, was die Parkgestaltung zu-

sätzlich verbessern würde. In der Lenzerheide sind wir

sehr zufrieden mit dem letzten Jahr, da wir das erste

Mal unsere schon lange existierenden Pläne umsetzen

konnten, wozu die nutzung von einer grossen Men-

ge Kunstschnee von nöten war. Der Unterschied vom

letzten Jahr zu heuer wird nicht so gross sein, wie der

von vor zwei Jahren zum letzten Jahr.

Könnt ihr die Obstacles (Rails, Boxen, etc.) mitge-

stalten und seid ihr da Abhängig von eurem

Lieferanten?

Wir sind, dank unserer Grösse, sehr geschätzter Kun-

de der Firma Schneestern aus Deutschland und haben

deshalb die Möglichkeit, obstacles mitzudesignen. Für

14 Projekte braucht es nun einmal eine grosse Menge

an Spielgeräten, womit das Verhältnis zu ihnen sicher-

lich nicht als durchschnittlich angesehen werden kann.

Sie haben sich letztes Jahr auch richtig in innovatives

obstacle-Design hineingebissen. Man darf also ge-

spannt sein, was einem heuer erwarten wird in unse-

ren Parks.

Wie fest kann die Leserschaft damit rechnen, in

eurem Parks bereits zur Weihnachtszeit ein tolles

Setup vorzufinden?

Sie dürfen fest damit rechnen. Ziel ist es, zu Weih-

nachten ein brauchbares Setup vorweisen zu können.

Entspricht also etwa 50% des folgenden und ausge-

bauten Parks. Das muss in der regel vorherrschen, da

die Weihnachtszeit für die Wintersportgebiete immer

noch die wichtigste Zeit überhaupt ist. Letztes Jahr war

es beispielsweise ziemlich gut, es gab sehr früh viel

Schnee und das Wetter war beinahe perfekt. Es sah

nach einer perfekten Saison aus, doch leider machte

uns dann ein Wettereinbruch einen Strich durch die

rechnung, was leider auch einen Besucherrückgang

zur Folge hatte.

Können wir uns denn noch auf weitere QParks in

der Schweiz freuen?

Ehrlich gesagt, tun wir uns in der Schweiz schwerer

als wir dies gedacht haben. Es gibt schon viele etab-

lierte Projekte bei euch, die ihre Daseinsberechtigung

haben. Viele Wintersportgebiete verweigern dann

unsere Dienste, da sie uns zu ähnlich sieht bezüglich

unserer Schweizer Konkurrenz. Zudem sehen wir, dass

Schweizer Wintersportgebiete definitiv weniger Geld

zur Verfügung haben, wie es die Unsrigen in Öster-

reich besitzen. Sieht man beispielsweise auch an den

Liften, die in Österreich durchschnittlich moderner

sind. Könnte daran liegen, dass wir Österreicher mehr

Marketing im Bereich internationaler Tourismus vor-

nehmen und grosse Hotels in den Skigebieten bauen,

die Gäste aus dem Ausland anlocken sollen. Ich habe

das Gefühl, das dies in der Schweiz weniger der Fall

ist. Man setzt mehr auf Zweitwohnungen, welche halt

marketing technisch nicht den gleichen Effekt wie Ho-

tels erzeugen.

Zur Zeit führen wir viele Gespräche mit Skigebieten in

der Schweiz. Die meisten besitzen aber leider nicht die

finanziellen Mittel, einen Park wie zum Beispiel in der

Lenzerheide aufzubauen.

Deshalb expandieren wir eher in richtung Italien, wo

wir auf offenere Arme stossen.

Dabei wünschen wir euch viel Glück und Erfolg.

Vielen Dank für‘s Interview!

47

Christian BuchsPho t o : Jae-J i n Lee

49

Keyjan RibulPho t o : Ph i l i p p Merk i

Thomas FeuersteinPhoto: Lorenz Ho lder

51

Markus KellerPhoto: Lorenz Ho lder

Sylvain Drift

53

Colin FreiPhoto: Roger Baumer

55

Colin Frei

Reto KestenholzPhoto: Roger Baumer

Jan Pat

open oder Champs open. Bei beiden Contests lief es

mir ziemlich gut. nicht zu vergessen auch der Trip zur

Junioren WM nach Japan, der sehr eindrücklich war.

Ihr habt beide bereits jetzt eine ziemlich

beeindruckende Sponsorenliste. Fühlt ihr euch

manchmal nicht ein wenig unter Druck gesetzt?

Jan: nein, die Sponsoren machen eigentlich keinen

Druck, sondern helfen uns. Und wenn du‘s einmal ver-

saust, finden sie es nicht weiter schlimm. Du versuchst

es dann beim nächsten mal besser zu machen, aber

von Druck ist keine rede. Wenn, dann nur, weil er von

dir selbst ausgeht.

Pat: Auch von meinen Sponsoren kommen lediglich

positive «Vibes».

Ihr seid beide gleich alt, viel zusammen

unterwegs und fahrt häufig dieselben Contests.

Fühlt ihr euch manchmal auch als Konkurrenten?

Jan: Ja, wir haben zum Teil üble Schlägereien, um zu

klären, wer der Bessere ist. nein, im ernst, wir sind

gute Freunde und sehen den anderen nicht wirklich

als Gegner.

Pat: Wir sind wie «brothers from different mothers».

Jan: Wenn wir gamen, sind wir ärgste Konkurrenten.

Pat: Genau, im Gamen haben wir immer die grösste

Challenge.

Jan: Im iPhone-Game «Papertoss» ist meine aktueller

Highscore 138 Punkte.

Pat: In «Papertoss» bin ich leider eine niete. Da kann

ich nicht mithalten. Dafür bin ich in anderen Games

mit Abstand der Bessere.

Text Philippe Diener / Photos Marc Weiler

Hallo ihr Beiden. Stellt euch doch kurz vor.

Jan: Ich heisse Jan Scherrer, komme aus Ebnat-Kappel

und bin 15 Jahre alt. Ich fahre für red Bull, Swatch,

Forum, Vans, Foursquare, Skullcandy und Volcom

Streetwear.

Pat: Ich heisse Pat Burgener, bin ebenfalls 15 Jahre alt

und werde von nitro, Vans, Volcom, Dragon, Grena-

de, Fiat und Union Bindings gesponsert.

Seit dem Sommer 2009 besucht ihr das

Sportgymnasium in Davos. Wie gefällt’s euch?

Jan: Es ist nicht schlecht. nein, es ist natürlich genial,

da wir viel frei nehmen können. Komisch ist jedoch,

nun plötzlich mit allen Kollegen, die man vorher nur

vom Snowboarden her gekannt hat, tagtäglich die

Schulbank zu drücken.

Pat: Mir gefällt es sehr gut hier. Uns wird genug Zeit

zur Verfügung gestellt, um zu snowboarden. Zudem

wohne ich im Internat gleich neben Dave Djite. Mit

ihm ist immer etwas los. nur die Frauen gefallen mir

hier leider nicht so.

Sind denn die bereits ein Thema für euch?

Jan: Ja klar. Man schaut sich immer nach schönen

Frauen um. Das macht jeder normale 15jährige, auch

wenn es nicht jeder zugibt.

Pat: Bei mir ist es ähnlich. Ich mag die Frauen eigent-

lich auch recht gut (lacht).

Pat, du hattest letzten Winter eine Wahnsinns

Saison. Nenne uns die Highlights!

Pat: Ich habe viele neue interessante Personen kennen-

gelernt. Highlights waren aber vor allem die European

Häufig seid ihr mit Älteren Pros unterwegs.

Inwiefern beeinflusst euch diese Tatsache?

Pat: Es beeinflusst unser Verhalten auf und neben dem

Brett natürlich schon. Was das Level anbelangt, kön-

nen wir vor allem profitieren.

Ich habe einmal gehört, dass Philippe Franc dich

kopfvoran ins WC gesteckt hat, weil du frech warst.

Pat: Ja, das hat er tatsächlich gemacht. Ich fand es, ehr-

lich gesagt, nicht so toll. Ich weiss auch gar nicht, wie

das geschehen konnte. In der regel bin ich schliesslich

überhaupt nicht frech...

Was treibt ihr, wenn ihr einmal nicht auf dem

Snowboard steht oder für die Schule büffelt?

Jan: Ich fahre sehr viel Skateboard. Ich pflege die Kon-

takte zu meinen Freunden aus der alten Schulklasse.

Pat: In meiner Freizeit spiele ich recht viel Gitarre und

auch ich skate leidenschaftlich gerne. Im Sommer steht

auch häufig Wakesurfen auf dem Programm.

Ihr beide seid in der ganzen Welt unterwegs. Reist

ihr jeweils alleine oder kommen eure Eltern mit?

Jan: Wenn es weit weg geht, reise ich nicht mehr mit

meinen Eltern, sondern meistens mit dem Kader Team

oder neuerdings mit der Sportschule. Meine Eltern

kommen manchmal an Contests in der Schweiz .

Pat: Meine Eltern kommen eigentlich fast nie mit. Das

gefällt mir auch besser so (lacht).

Jan, du bist schon verhältnismässig lange im

Snowboard-Biz. Wird das Umherreisen schon

langsam zur Gewohnheit für dich?

Jan: Das reisen mit dem Bus oder mit dem Zug ist

schon fast Alltag bei mir.

reisen mit dem Flugzeug ist jedoch auch für mich neu-

er. Bis jetzt war ich aufgrund des Snowboardens zwei-

mal in Amerika und einmal in neuseeland.

Wie geht ihr mit der Nervosität bezüglich Contests

um?

Jan: Grundsätzlich bin ich überhaupt nicht nervös.

Wenn es aber um sehr viel geht oder es sich um ei-

nen speziellen Contest handelt, verspüre ich schon ein

kleines Kribbeln im Bauch. Aber das hält sich jeweils in

Grenzen.

Pat: Ich bin an Contests manchmal schon ein bisschen

im Stress, meistens steht jedoch der Spass im Vorder-

grund.

Für viele Fahrer stellt sich ja nach einiger Zeit die

Frage, ob man mehr in Richtung Foto/Film oder

Contests gehen soll. Wo zieht es euch hin?

Jan: Momentan werde ich schon noch mehr Contests

fahren. Später, wenn ich mehr Möglichkeiten habe,

möchte ich dann aber schon dafür sorgen, dass ich

eine gute Mischung zwischen den zwei Dingen finden

kann.

Pat: nächsten Winter werde ich ein wenig beides ver-

folgen. Ich hoffe, dass sich das Fotografieren, das Fil-

men und das Contest Fahren ergänzen werden. Für die

weitere Zukunft werden wir sehen.

Wollt ihr noch jemand grüssen?

Jan und Pat: Ja, zunächst möchten wir allen Sponsoren

danken und grüssen unsere Familien und alle Freunde.

59

Was ist eigentlich Stencil-Graffiti? – mit Matthias

Grob alias Grobkonzept

Ich bin am Bahnhof in Baar ZG und warte auf einen

Künstler. Anders als der Graffiti-Sprayer, sprayt die-

ser mit einer Schablone, die er zuvor, während stun-

denlanger Arbeit zu Hause zu recht geschnitten hat.

Stencil-Graffiti nennt sich die Sache dann und ist bis-

her vor allem in Ländern wie Frankreich, England oder

Australien bekannt. Viel mehr weiss ich nicht darüber.

Ausser, dass es auch in der Schweiz jemanden gibt, der

dieser Leidenschaft verfallen ist. Dieser jemand heisst

Matthias Grob alias Grobkonzept und reicht mir gera-

de jetzt seine Hand. Höchste Zeit also, ein wenig mehr

über seine Kunst zu erfahren.

«Kennst du einen Stencil-Sprayer in der Schweiz?»,

fragt er mich, nachdem wir uns in einem Café mitten

im Dorfkern wiederfinden. Ich verneine verwundert

(dachte ich doch, dass ich die Fragen stelle) und frage

ihn, wie er denn zu dieser Unbekanntheit gekommen

sei. nach der Lehre verschlug es ihn nach Australien,

anlässlich eines Surftrips. Damals, 20 jährig, erfuhr er

gerade, dass er an der Kunstschule Luzern nicht ange-

nommen wurde. Daraufhin sprayte er Smilies in ganz

«Down Under». Das waren sie, seine ersten Stencils.

Und noch heute senden im Leute aus Australien Fotos,

sobald sie eines per Zufall entdecken.

Mittlerweile sind fünf Jahre vergangen und Matthias

ist heute, so scheint es mir, geprägt von einer Sucht

zu Stencil. Immer grösser und vor allem besser werden

seine Werke, wie ich in seiner Sammlung (die er mir

auf seinem notebook zeigt) erkennen kann.

nebenbei studiert er übrigens Architektur an der

Hochschule, wobei es mich Wunder nimmt, was er

denn nun mehr sei, Architekt oder Stencil-Sprayer.

«Schwierige Frage», meint er, bevor er auf die perfekte

Kombination hinweist. Ein guter Architekt muss auch

die Kunstader besitzen, dies die Meinung von uns bei-

Text Philippe Diener

Photos Marcel Vettiger

Grobkonzept

61

den nach einer längeren Konversation. Das Schöne am

Sprayen sei, im Team ein Kunstwerk zu kreieren, wes-

halb er Bestandteil der Begas-Crew sei. Fünf Freunde,

die zusammen Jugend- und Privathäuser oder Baustel-

len-Wände verzieren und dabei jederzeit offen für alle

Arten von Anfragen sind. Auch wenn er der einzige

unter den fünf ist, der nicht Freihand sprayt, funkeln

seine Augen, während er vom Projekt erzählt. «Das

Zusammensein, der Spirit.», unbeschreiblich sei das

Vergnügen.

Jetzt befindet sich Matthias im vierten Semester sei-

nes Studiums. Vier weitere warten auf ihn. Und was

kommt danach? «reisen, reisen, reisen...um die gan-

ze Welt. nach London, Südamerika, Paris, überall.»,

heisst es wie aus der Pistole geschossen. Man dürfte

also in Zukunft nicht nur in Australien Smilies vorfin-

den, folgere ich schliesslich und frage ihn, was denn

eigentlich gewesen wäre, wenn sie ihn damals an der

Kunstschule angenommen hätten.

Jugendtreffpunkt, Steinhausen / 2008 / Wandgestaltung

Stencil Graffiti - 1 Layer

63

nach einer kurzen Pause (eigentlich war sie ziemlich

lange) merke ich, dass ich ihn gerade ein wenig über-

rumpelt habe und beschliesse, es bei einem schmun-

zelnden Schluss seinerseits zu belassen.

Und so reite ich mit dem Zug im Sonnenuntergang

nach Hause, mit im Gepäck das Wissen über Stencil-

Graffiti, die Bekanntschaft eines talentierten Künstlers

und die Freude über einen gelungenen nachmittag.

www.grobkonzept.ch

Della Casa AG, Hünenberg / 2009

Stencil für Wandgestaltung

65

GroBKonZEPT WALLPAPEr-DoWnLoAD

www.twoleftfeet.ch/downloads/wallpaper/screenshot_GK.jpg

MonkeyMotion, Horgen / 2009Jugendtreff, Menzingen / 2009

Zug / 2006 / Baustellenwand

Hallo Helene schon lange nicht mehr gesehen. Was

führt dich nach Olten?»

Ich bin hier gerade an der ride-now Premiere im Ter-

minus.

Erkläre unseren Usern doch mal wer du bist und

woher du kommst?

I kume vo Kur, vum schöne Graubünde am schönschte

ort vur Schwiez, nebsch am Säuliamt.

Was machst du wenn du nicht am Snowboarden bist?

Ich arbeite zweieinhalb Tage im Kantonspital Chur auf

dem Sekretariat. Wenn ich nicht am arbeiten bin, fah-

re ich mit meinem Drahtesel herum oder hänge mit

meinem Schmusesäuli ab, oder stelle mein Zimmer

zum sechsten Mal um.

Erzähle mir doch kurz, wie du zu dem Snowboarden

gekommen bist und wie lange du deine Passion

schon betreibst?

1992 habe ich in einem laden ich Churwalden ein

Snowboard gesehen. Es war ein kleines nidecker für

135 Fr. Da ich es unbedingt wollte, überredete ich mei-

nen Vater, dass er mir das Board kaufte. Die ersten

Tage verbrachten mein Bruder, Bimmel und ich an dem

Babylift auf dem rothorn und lernten dort unsere ers-

ten Skills.

Hattest du schon von Anfang an Interesse an Parks,

oder kam das nach und nach?

1992 gab es bei uns noch keine Parks, aber einen ko-

mischen step-up to flat landing Kicker, wo wir uns mit

unseren racebrettern drüber schmissen. Eine Halfpipe

gab es erst Jahre später.

Was gefällt dir heute mehr, Pipe oder Park?

2003 gingen wir endlich nach Laax wo sie gerade ei-

nen Park zu shapen begannen. Am Anfang fuhr ich

sehr viel Pipe, doch mittlerweile sind es mehr rails.

Seit diesem Winter fahre ich auch Kicker und es läuft

immer besser.

«Text roman Eggenberger

Nadig

67Nadig

Du bist eine der bekanntesten Frauen in der Schwei-

zer-Snowboardszene. Welche Frauen inspirieren

dich speziell im Snowboarden?

Hmmm, Tora Bright finde ich echt sehr cool. Bei ihr

sieht man immer, dass sie sehr viel Spass beim Snow-

boarden hat. Auf Fotos und in Interviews hat sie immer

diesen Ausdruck von Zufriedenheit und Glücklichkeit

auf ihrem grossen herzlichen Lachen.

Was bedeutet Snowboarden für dich?

Es ist toll, dass es draussen in der natur ist, und dass

ich diesen Spass mit meinen Freunden ausleben und

teilen kann.

Du selber bist ja viel in Laax. Wie empfindest du die

Szene in Laax?

Voll lustig. Einer fängt mit was an, alle anderen ma-

chen es nach. Vom Gangster zum rocker und wieder

zurück. Aber es gibt auch Leute die ihrer Art und Style

treu bleiben.

Ist Laax der Ort wo du dich am wohlsten fühlst?

Ja, in meinen Augen hat Laax einer der besten Parks

in Europa. Und von Chur ist es gerade mal 20 min. mit

dem Auto.

Deine Präsenz in den Schweizer Snowboardmedien

ist überall anzutreffen. Wie kam es dazu?

So wirklich begonnen hat es, seit ich für Zimtstern fah-

re, die haben mich mal so richtig gepusht. Ich freue ich

mich natürlich, wenn ein Foto von mir gedruckt wird.

Mittlerweile hast du unzählige Sponsoren, wie bist

du zu diesen gekommen und wer unterstütz dich?

Was denkst du den? Die haben mich angekickt.

Zu meinen Sponsoren gehören rome, Vans, Zimtstern,

Dragon, neff, Bern, Laax riders und Eastpak.

Was würdest du jüngeren Mädchen raten, wenn sie

auch die Unterstützung von Sponsoren erhalten wol-

len?

69

Ich persönlich konnte viele Sponsoren durch gute

Contest-resultate auf mich aufmerksam machen. Von

nichts kommt nichts …

Gibt es Leute, bei denen du dich bedanken möch-

test, die dich auf deinem Weg unterstütz haben?

Ja sicher, das ist meine Familie, meine Sponsoren, Andy,

der mir beigebracht hat Kicker zu fahren «grunz», mei-

ner Mitbewohnerin Chrischtina fürs Wohnungs- und

Schissi putzen, allen crazy Mädels und Jungs aus

Laax.

Wie sieht deine Zukunft aus, was macht Helene in

den nächsten paar Jahren?

So lange ich kann, werde ich Snowboarden. Irgend-

wann, möchte ich dann Kinder haben. natürlich bau-

en wir dann am See ein grosses Blockhaus mit einer

Garage für meinen fetten Pick-Up. Die FMX bleiben

draussen!

Wo wirst du deine Zelte aufstellen?

Wieso Zelte? Bis dahin habe ich ein grosses Haus! Aber

sicher irgendwo in den Bergen, sei das nun Amerika,

der Schweiz oder in norwegen. Who knows …

Helen, besten Dank für dieses Interview und viel

Spass in den Bergen.

SCREENSHOT

by twoleftfeet.ch

Herausgeber twoleftfeet.ch c/o duckstance.com GmbHTurmattstrasse 2a6374 [email protected]

Redaktion twoleftfeet.chPhilippe Diener André [email protected]

Gestaltung duckstance.com GmbH Philippe Moesch

Mitarbeiter dieser Ausgabe roman Eggenberger, Pascal Waser

Fotografen dieser Ausgabe roman Eggenberger, Clau-dio Casanova, Sandro Hänny, Terence Wirth

Anzeigen ducktance.com GmbHAndré Wolfensberger [email protected] Tel +41 79 715 20 69

Urheberrecht Alle in diesem Magazin abgebildeten Fotos, Designs und Texte sind urheberrecht-lich geschützt. nachdruck oder anderweitige Verwen-dung nur durch vorheriger schriftlicher Genehmigung des Herausgebers.

Haftung Für den Fall, dass Beiträge oder Informationen unzu-treffend oder fehlerhaft sind, haftet der Herausgeber nicht. Für Beiträge, die namentlich gekennzeichnet sind, ist der jeweilige Autor verantwort-lich. Für unverlangt einge-sandte Manuskripte oder Bildmaterial übernimmt der Herausgeber keine Haftung.

ImpressumPhoto: roman Eggenberger

IMPrESSUM

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