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Schilddrüsenkrankheiten Medikationsmanagement einer „Volkskrankheit“ Margit Schlenk Fachapothekerin für Offizinpharmazie, Ernährungsberatung, Homöopathie und Naturheilverfahren, Prävention und Gesundheitsförderung, Geriatrische Pharmazie, Medikationsmanager BaKlinPharm MoritzApotheke Nürnberg NM VITAL Apotheke Neumarkt [email protected]

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Page 1: Schilddrüsenkrankheiten Medikationsmanagement einer ...¼r_Veranstaltungen/schilddrüse... · Gliederung 1. Anatomie 2. Funktion, Grundsätzliches 3. Erkrankungen, Diagnostik und

SchilddrüsenkrankheitenMedikationsmanagement einer 

„Volkskrankheit“Margit Schlenk

Fachapothekerin für Offizinpharmazie, Ernährungsberatung, Homöopathie und Naturheilverfahren, Prävention und Gesundheitsförderung, Geriatrische 

Pharmazie, Medikationsmanager BaKlinPharmMoritzApotheke Nürnberg

NM VITAL Apotheke [email protected]

Page 2: Schilddrüsenkrankheiten Medikationsmanagement einer ...¼r_Veranstaltungen/schilddrüse... · Gliederung 1. Anatomie 2. Funktion, Grundsätzliches 3. Erkrankungen, Diagnostik und

Gliederung

1. Anatomie2. Funktion, Grundsätzliches3. Erkrankungen, Diagnostik und Therapiea) Unterfunktionb) Überfunktionc) Hashimoto‐Thyreoiditis4. Ausblick und Zusammenfassung

Margit Schlenk  2016

Page 3: Schilddrüsenkrankheiten Medikationsmanagement einer ...¼r_Veranstaltungen/schilddrüse... · Gliederung 1. Anatomie 2. Funktion, Grundsätzliches 3. Erkrankungen, Diagnostik und

Aktuelles (Quelle PTA heute  1+2 2014)

• In Dt. mehr als 100 000 Schilddrüsenoperationen pro Jahr

Margit Schlenk  2016

Page 4: Schilddrüsenkrankheiten Medikationsmanagement einer ...¼r_Veranstaltungen/schilddrüse... · Gliederung 1. Anatomie 2. Funktion, Grundsätzliches 3. Erkrankungen, Diagnostik und

1. ANATOMIESchilddrüse

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2.FUNKTIONEN, GRUNDSÄTZLICHESSchilddrüse

Margit Schlenk  2016

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Margit Schlenk  2016

T3,T4

FT3, FT4

T3,T4

TSH

FT3, FT4

TRH Zwischenhirn

Hirnanhangsdrüse

SchilddrüseT3 = TrijodthyroninT4 = Thyroxin

Blut (Transportsystem)

Körperzellen

(Verbraucher)

Der Regelkreis

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Physiologie• Der aktive Transport der Schilddrüsenhormone durch die Blut‐Hirn‐Schranke erfolgt über die 

Monocarboxylat‐Transporter (MCT 8 und 10) sowie das „Organic Anion Transporting Polypeptide” 1C1. Letzteres wird primär in den Blutkapillaren des Gehirns exprimiert und transportiert bevorzugt T4 (Abb.[2] ) [23]. Für das T4 gibt es offenbar einen weiteren Aufnahmeweg über die Cerebrospinalflüssigkeit [21]. Etwas Entsprechendes scheint für T3 nicht zu existieren. Die notwendige Dejodierung von T4 zu T3 erfolgt nicht erst in den eigentlichen Zielzellen, also den unterschiedlichen Gehirnneuronen, sondern bereits vorgelagert in den mit Neuronen direkt interagierenden und diese stützenden und ernährenden Astrozyten (Abb.[2]). Es wird geschätzt, dass allein durch die in den Astrozyten über die Dejodinase 2 aus T4 umgewandelte T3‐Menge etwa 80 % des im Gehirn benötigten T3 angeliefert wird [23]. Vor diesem Hintergrund wird klar, dass bereits moderate Rückgänge des fT4 in der Zirkulation (wie sie bei Jod‐Defizienz auftreten und bei Jodgabe reversibel beeinflussbar sind [8]) zu einer Minderversorgung der Neurone mit Schilddrüsenhormonen führen können. Hierbei muss das Gesamt‐T4 noch keineswegs verändert sein, da dessen Konzentration im Wesentlich vom Thyroxin‐bindenden Globulin bestimmt wird. Entsprechende fT4‐Rückgänge, lassen sich jedoch nicht durch einen prozentual entsprechenden fT3‐Anstieg kompensieren, da der fT3‐Konzentrationsbereich per se um ein mehrfaches niedriger ist als derjenige des fT4 und Letzteres primär für die im Gehirn benötigte T3‐Menge verantwortlich ist. Des Weiteren werden dem T4 verschiedene direkte nicht‐genomischeFunktionen (d. h. solche, die unabhängig von nuklearen T3‐Rezeptoren vermittelt werden) zugeschrieben, wie z. B. die Aktin‐Polymerisation, die essentiell für die Organisation des neuronalen Zytoskeletts ist [23].

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Jodversorgung in Deutschland(Messung mit 24 h‐ Jodurie)

• 1994: 59 µg/Tag• 2001: 118 µg/Tag (Ziel laut DGE 120 µg/Tag)• 2007‐2009: Rückgang der Zufuhr (DONALD‐ Studie) < 100 µg/Tag 

(2009: 80 µg/Tag)• 2013: „Spiegel online: Jodversorgung in Deutschland wird immer 

schlechter“ jedes vierte Kind hat eine zu geringe Jodzufuhr • LANCET Studie mit neuseeländischen Kindern: höherer 

Intelligenzquotient bei Kindern mit zusätzlicher Jodversorgung: „Bei der jüngsten Untersuchung hierzu handelt es sich um eine prospektive Placebo‐kontrollierte, doppelblinde Studie, in der durch tägliche Verumgabe von 150 μg Jodid an 10‐ bis 13‐jährige Schulkinder in Neuseeland über ein halbes Jahr eine signifikante Verbesserung kognitiver Funktionen erzielt wurde „

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Essenz

• „Auch ein Jodmangel nach der pränatalen und frühen postnatalen Phase kann sich auf die Gehirnfunktion auswirken. Eine besondere Rolle spielt das fT4 bei der Neuronen‐Differenzierung und ‐Entwicklung. Kognitions‐beeinträchtigende fT4‐Rückgänge können bereits ohne erkennbare Struma auftreten. Daher sollten Begriffe wie „euthyreote Struma” oder „Euthyreose” zur Beschreibung einer Situation mit nicht adäquater Jodzufuhr (jedoch mit kompensatorischer Schilddrüsenvolumenzunahme) hinterfragt werden.“

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Studienergebnisse

• Eine „Confounder”‐kontrollierte Studie aus Bangladesh (Jodmangelgebiet I‐II) belegt signifikante Unterschiede zwischen Schulkindern mit hohem und solchen mit niedrigem T4 (Thyroxin) hinsichtlich ihrer Schul‐ und kognitiven Leistungen (Unterversorgung assoziiert mit niedrigerer Intelligenz)

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Essenz• „In Deutschland führt der Jodgehalt der Muttermilch (ohne Jodsupplementierung) häufig zu Exkretionsraten gestillter Säuglinge von kaum mehr als 50 % des von der WHO angestrebten Jodurielevels (100 μg/l). Beim Säugling ist durch die sehr eingeschränkte Jodspeicherkapazität seiner Schilddrüse und die dadurch hohe Sensitivität gegenüber Schwankungen in der Jodzufuhr ein möglichst gleichmäßiges adäquates Jodangebot von Bedeutung. Für den jungen Säugling (< 4. Lebensmonat) erscheinen die derzeitigen DACH‐Referenzwerte (Jodzufuhrempfehlungen) als nicht adäquat.“

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Problem v.a. Stillzeit und Beikostzeit

• Die Jodzufuhr reicht bei Stillenden, wenn sie nicht supplementieren, nicht aus, um auf die notwendigen Zufuhrmengen zu kommen: bis 4.LM: 60 µg/Tag JodZufuhr für Säugling

• Besonders problematisch: selbsthergestellte Beikost‐Breie (die aus bio‐Aspekten meist ideal sind) enthalten zuwenigJod

• „ Selbst hergestellte Beikost ist sehr jodarm. Bei gleichzeitig unzureichender Jodversorgung der (noch) stillenden Mutter und bevorzugter Verwendung jodärmerer Biomilch droht Joddefizienz, die die zusätzliche Gabe eines Jodsupplements dringend nahe legt. „

• => 50 µg/Tag für Säugling mit Beikost

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3. ERKRANKUNGEN, DIAGNOSTIK, THERAPIE

Schilddrüse

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Ärztliche Untersuchungen

Krankengeschichte und Tastbefund

Ultraschall

Blutuntersuchungen

Szintigraphie

Punktion der Schilddrüse

Röntgen

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Blutuntersuchungen

TSH Steuerhormon der Schilddrüse

T3 Trijodthyronin

T4 Thyroxin

Antikörper (TSH Rezeptor Antikörper TRAK

Schilddrüsenperoxidase Antikörper anti-TPO AK

Thyreoglobulin Antikörper

TRH- Test

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A) UNTERFUNKTIONSchilddrüsenerkrankungen, Diagnostik und Therapie

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Leider immer noch ein Problem

in Deutschland: Jodmangel

Die Böden sind naturbedingt jodarm

Warum?

Die von diesen Böden stammenden

Nahrungsmittel sind ebenfalls jodarm

Jodhaltige Nahrungsmittel wie Seefisch

werden nicht genug gegessen

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Der Jodmangelkropf

Bei mäßig ausgeprägtem Jodmangel ist die

Schilddrüsenfunktion meist noch normal „euthyreot“)

Jodmangel führt zu einer Vergrößerung der

Schilddrüse (Kropf / Struma)

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Der Jodmangelkropf

Häufigste Schilddrüsenerkrankung in der

BRD (80% aller Schilddrüsenerkrankungen,

Frauen : Männer 4 : 1)

Jährlich etwa 100.000 jodmangelbedingte

Schilddrüsen-Operationen

Jährliche Kosten von etwa 2,2 Mrd. DM für Diagnose,

Therapie etc. von Jodmangelkrankheiten

Einfach durch Gabe von Jodidtabletten und/

oder jodiertem Speisesalz vermeidbar oder zu behandeln

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Wie entsteht ein Jodmangelkropf?

Mangel an Jod + erbliche Veranlagung

Wachstumsfaktoren

Vergrößerung des Organs

normale Größe:

Männer bis 25 ml, Frauen bis 18 ml

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Folgen eines langanhaltenden Jod-

und Schilddrüsenhormon-Mangels

Wachstumsalter

Lern- und Merkschwierigkeiten Entwicklungsstörungen

Jodid ist ein sog. „Brain- Nutrient“!

Schwangerschaft

Verschlechterung der mütterlichen Schilddrüsenfunktion

Erhöhtes Risiko für Fehl- und Totgeburten

Störung der Entwicklung des ungeborenen Kindes

Stillzeit

Verschlechterung des Schilddrüsenstatus der Mutter

Produktion einer jodarmen Milch: Entwicklungsstörungen

des Kindes

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Tipp für Veganer

• Cave bei Meeresalgenprodukten: z.T. Jodidgehalte bis 1 100 mg / 100 g Trockengewicht ) v.a. bei den Algen Arame und Kombu => empfohlene Maximalwerte von 500µg /Tag können überschritten werden

• Nori enthält nur mäßige Mengen JodidQuelle: BfR 

Margit Schlenk  2016

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Margit Schlenk  2016

Risiken durch Jod?

Kropf: Stoppt weitere Vergrößerung

Stoppt gewebliche Veränderungen

Teilweise oder vollständige Rückbildung

(bei Kindern und Jugendlichen)

Morbus Basedow:

Keine negative Beeinflussung

(hohe Zufuhr vermeiden)

Unterfunktion, Entzündung oder Operation der Schilddrüse:

Nahrungsjod kann Hormonproduktion verbessern

Verminderung jodmangelbedingter Gewebeschäden

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Allergien oder Akne

Können durch die winzigen Mengen (100-500 μg) an

Nahrungsjod nicht ausgelöst oder verschlimmert werden.

Schilddrüsenüberfunktion / ”heißer Knoten”

Jodaufnahme bis zu 200 μg/Tag ist ungefährlich.

Schilddrüsenunterfunktion in Schwangerschaft oder Stillzeit

Zusätzlich zur notwendigen Behandlung mit Schilddrüsen-

hormonen wird Jod zur Versorgung des Kindes benötigt.

Risiken durch Jod?

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Margit Schlenk  2016

Therapie der Jodmangelstruma

Medikamentös: Jodid oder

Hormon + Jodid

Operation oder Radiojodtherapie bei

– sehr großer Struma

– Knoten

– mechanischen Behinderungen

(z.B. der Luftröhre)

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Schilddrüsenunterfunktion

(= Hypothyreose)

Typische Symptome:

Kältegefühl, Müdigkeit, Antriebsmangel, Gewichts-

zunahme, Verstopfung, Leistungsminderung

Zuwenig an Schilddrüsen-Hormonen

Neugeborenenhypothyreose: Jodmangel, Entwicklungsstörung

Jodfehlverwertung

erworbene (primäre) Hypothyreose: Entzündungen, Operationen

Radiojodtherapie, Medikamente

sekundäre Hypothyreose: Hirnanhangdrüse

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B) ÜBERFUNKTION

Schilddrüsenerkrankungen, Diagnostik und Therapie

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Schilddrüsenüberfunktion

(= Hyperthyreose)

Gründe: heiße (autonome) Knoten, Basedow - Erkrankung

Zuviel an Schilddrüsen-Hormonen

Typische Symptome:

Schwitzen, Zittern, Nervosität, Durchfall, Heißhunger,

Gewichtsverlust, Herzklopfen, feuchte Haut

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Margit Schlenk  2016

Heiße (autonome) Knoten

Therapie: Operation oder Radiojodtherapie

Folge einer langjährigen

Jodmangelstruma

Autonomie: Knoten, die nicht

mehr dem normalen Regelkreis

gehorchen

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Margit Schlenk  2016

Basedow - Erkrankung

Typische Symptome einer

Überfunktion

Psychische Unruhe

eventuell Augensymptome

Grund:

Autoantikörper gegen die TSH Rezeptoren der Schilddrüse (TRAK), dadurch wird die Hormonproduktion unkontrolliert

gesteigert

Cave : Antikörper sind plazentagängig! => Gefahr für Struma und Hypothyreose bei Säugling

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Margit Schlenk  2016

Behandlung der Basedow - Erkrankung

(oder auch Morbus Basedow)

Früher: häufig eine tödliche Erkrankung

Nicht Rauchen, keine zusätzliche Jodzufuhr

Heute: Gabe von Schilddrüsenhemmern (Thyreostatika),

Operation oder Radiojodtherapie

Page 35: Schilddrüsenkrankheiten Medikationsmanagement einer ...¼r_Veranstaltungen/schilddrüse... · Gliederung 1. Anatomie 2. Funktion, Grundsätzliches 3. Erkrankungen, Diagnostik und

Margit Schlenk  2016Abb. PTA heute 1+2 2014

Page 36: Schilddrüsenkrankheiten Medikationsmanagement einer ...¼r_Veranstaltungen/schilddrüse... · Gliederung 1. Anatomie 2. Funktion, Grundsätzliches 3. Erkrankungen, Diagnostik und

THERAPIE NACH OPERATIONTherapie nach Operationen

Margit Schlenk  2016

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Substitutionstherapie nach Operationen an Schilddrüse und Nebenschilddrüse

• Häufig Hypothyreose und Hypokalziämie• Interdisziplinäre Zusammenarbeit Chirurg‐Allgemeinmediziner‐Innere Med. ‐Endokrinologe –Apotheker‐ Patient für Therapieerfolg notwendig

Margit Schlenk  2016

Page 38: Schilddrüsenkrankheiten Medikationsmanagement einer ...¼r_Veranstaltungen/schilddrüse... · Gliederung 1. Anatomie 2. Funktion, Grundsätzliches 3. Erkrankungen, Diagnostik und

Substitutionstherapie ‐ Themen

• Richtige Auswahl des Präparates (nur T4 oder T4/T3)• Kombination mit Jodid (ja/nein)• Definition von TSH‐ Zielbereichen (v.a. postoperativ nach SD‐Malignomen) Bedeutung/Umfang von Rest‐Strumagewebe, Interaktionen der Medikamente, Aut‐idem‐Fähigkeit

• Bei Hypoparathyreoidismus: richtiges Calcium‐u. Vitamin D‐ Derivat, Definition therapeutischer Ziele, Therapie von Hyperkalizurie/HyperphosphatämieOption rekombinanter Parathormon‐Therapie

Margit Schlenk  2016

Page 39: Schilddrüsenkrankheiten Medikationsmanagement einer ...¼r_Veranstaltungen/schilddrüse... · Gliederung 1. Anatomie 2. Funktion, Grundsätzliches 3. Erkrankungen, Diagnostik und

Schäffler, AndreasSubstitutionstherapie nach Operationen an Schilddrüse und NebenschilddrüsenDtsch Arztebl Int 2010; 107(47): 827‐34; DOI: 10.3238/arztebl.2010.0827

Page 40: Schilddrüsenkrankheiten Medikationsmanagement einer ...¼r_Veranstaltungen/schilddrüse... · Gliederung 1. Anatomie 2. Funktion, Grundsätzliches 3. Erkrankungen, Diagnostik und

Schäffler, AndreasSubstitutionstherapie nach Operationen an Schilddrüse und NebenschilddrüsenDtsch Arztebl Int 2010; 107(47): 827‐34; DOI: 10.3238/arztebl.2010.0827

Page 41: Schilddrüsenkrankheiten Medikationsmanagement einer ...¼r_Veranstaltungen/schilddrüse... · Gliederung 1. Anatomie 2. Funktion, Grundsätzliches 3. Erkrankungen, Diagnostik und

Pharmakokinetik der SD‐ Hormone• „T4 wird zu 80 Prozent resorbiert und erreicht zwei bis vier 

Stunden nach oraler Einnahme die Spitzenspiegel. Anstiege der Serumkonzentrationen um 20 bis 40 Prozent sind die Folge. T4 hat eine lange Halbwertszeit von 190 Stunden. Eine fettreiche Mahlzeit reduziert die Resorption um 40 Prozent ,  der Genuss von Kaffee reduziert die Resorption um 27 bis 36 Prozent 

• Schilddrüsenhormone sind nüchtern mit Wasser 30 bis 60 Minuten vor dem Frühstück einzunehmen

• Die Resorption von T3 beträgt 90 Prozent, hier werden ein bis zwei Stunden nach oraler Einnahme die Spitzenspiegel erreicht. Anstiege der Serumkonzentration von 250 bis 600 Prozent sind möglich. T3 hat eine kurze Halbwertszeit von nur 19 Stunden.“

Margit Schlenk  2016

Page 42: Schilddrüsenkrankheiten Medikationsmanagement einer ...¼r_Veranstaltungen/schilddrüse... · Gliederung 1. Anatomie 2. Funktion, Grundsätzliches 3. Erkrankungen, Diagnostik und

Schäffler, AndreasSubstitutionstherapie nach Operationen an Schilddrüse und NebenschilddrüsenDtsch Arztebl Int 2010; 107(47): 827‐34; DOI: 10.3238/arztebl.2010.0827

Page 43: Schilddrüsenkrankheiten Medikationsmanagement einer ...¼r_Veranstaltungen/schilddrüse... · Gliederung 1. Anatomie 2. Funktion, Grundsätzliches 3. Erkrankungen, Diagnostik und

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Tipps für optimale Einstellung nach Op.

• Hinsichtlich der Häufigkeit von TSH‐Kontrollen bei Neueinstellung oder sich ändernden Gegebenheiten werden Intervalle von vier bis sechs Wochen nach einer erfolgten Dosismodifikation empfohlen. Bei benignen Schilddrüsenerkrankungen liegt der TSH‐Zielbereich bei 1 bis 2 mU/L 

Margit Schlenk  2016

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Tipps• Die Blutentnahme für fT4 sollte am frühen Vormittag vor 

der Einnahme von L‐Thyroxin erfolgen.• Die Bestimmung von fT3 zur Kontrolle der Substitution ist 

im Allgemeinen nicht erforderlich (kann allerdings im Einzelfall, zum Beispiel beim Schilddrüsen‐Karzinom, eine sinnvolle Ergänzung für die Erkennung einer T3‐Hyperthyreose sein).

• Die orale Einnahme erfolgt morgens, nüchtern, 30 bis 60 Minuten vor dem Frühstück mit Wasser. Die Standard‐Dosierung beträgt 1,5 µg/kgKG L‐Thyroxin. Eine „vergessene“ Tablette in der Substitution ist vernachlässigbar, es sollte keine „Ersatz‐Einnahme“ am Folgetag stattfinden 

Margit Schlenk  2016

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Tipps

• Die Gabe von T3 in der Substitutionstherapie ist unphysiologisch, schlechter verträglich und kann nicht routinemäßig empfohlen werden

• Im Einzelfall wird es Patienten geben, die unter einer Kombinationstherapie über ein besseres psychisches und kognitives Befinden berichten , ggf. genetische Ursache in Dejodase‐Aktivität:  Eine verminderte Aktivität dieser Selenoprotein‐Enzyme erklärt die verminderte Metabolisierung von T4 zu T3 und damit ein eventuelles Ansprechen auf eine kombinierte Substitutionstherapie

Margit Schlenk  2016

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Tipps

• Bei Dysphagie beziehungsweise bei enteraler Sondenernährung kann auf flüssige L‐Thyroxin‐Präparationen ausgewichen werden (zum Beispiel L‐Thyroxin‐Tropfen Henning; 1 Tropfen = 5 µg).

Margit Schlenk  2016

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Aut idem? Die Bioverfügbarkeit verschiedener Handelspräparate ist entgegen der landläufigen Meinung nicht identisch : Kein Austausch!

Margit Schlenk  2016

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Zustand nach Operation bei Struma diffusa und Struma nodosa

• Hypothyreose bereits unmittelbar postoperativ bestehend oder Restvolumen < 6 mL: Kombination von L‐Thyroxin (1 µg/kgKG) mit Jodid 100 bis 150 µg/Tag bei gesunden Erwachsenen beziehungsweise 200 µg in der Schwangerschaft. TSH‐Kontrollen alle vier Wochen (Ziel‐TSH: 1–2 mU/L).

• Euthyreose postoperativ und Restvolumen > 6 mL: Jodid 100 bis 150 µg/Tag bei gesunden Erwachsenen beziehungsweise 200 µg in der Schwangerschaft. TSH‐Kontrollen alle vier bis sechs Wochen (Ziel‐TSH: 1–2 mU/L).

Margit Schlenk  2016

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Essenz

Margit Schlenk  2016

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Margit Schlenk  2016Quelle Ptaheute 1+2 2014

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Schäffler, AndreasSubstitutionstherapie nach Operationen an Schilddrüse und NebenschilddrüsenDtsch Arztebl Int 2010; 107(47): 827‐34; DOI: 10.3238/arztebl.2010.0827

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C) HASHIMOTO‐THYREOIDITISSchilddrüsenerkrankungen, Diagnostik und Therapie

Margit Schlenk  2016

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Margit Schlenk  2016

Schilddrüsenentzündungen allgemein

Ursachen:

Bakterien, Pilze, Viren, Strahlen, Antikörper

Krankheitsbilder:

Hashimoto-Erkrankung (am häufigsten)

Autoantikörper

De Quervain-Entzündung (subakut)

Viren

akute Thyreoiditis (sehr selten)

Bakterien oder Pilze, z.B. bei AIDS

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Hashimoto‐Thyreoiditis

• Autoimmunerkrankung der Schilddrüse• 80 % der Patienten sind Frauen• Fallzahlen steigen ( 8‐10 % der Frauen, ca. 2 % der Männer betroffen)

• T‐Zellen zerstören das Schilddrüsengewebe mithilfe von Antikörpern gegen die Thyreoperoxidase (TPO)

Margit Schlenk  2016

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Margit Schlenk  2016

Behandlung

Hashimoto: Ausgleich einer möglichen

Unterfunktion

sonstige Entzündungen: ursächliche Behandlung

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Monitoring

• Zu Therapiebeginn Horminspiegelbestimmung alle 4 Wochen, dann halbjährlich

Margit Schlenk  2016

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Tipps

• Keine Immunstimulantien geben• Keine NEM mit Jodid• Keine stark jodhaltigen Algen• Stressreduktion

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Zustand nach Operation bei Autoimmunthyreopathien 

(M.Basedow und Hashimoto)

• L‐Thyroxin‐Substitution ohne Iodid.• TSH‐Kontrollen alle vier bis sechs Wochen (Ziel‐TSH: 1–2 mU/L)

Margit Schlenk  2016

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Die Rolle von Selenit

• Entzündungshemmung• Auch bei M. Basedow (ebenso Autoimmunerkrankung)

• Die Zahl der Antikörper gegen TPO lässt sich mit Selengaben senken!

• Gabe von zgl. 200 µg Natriumselenit, k e i n organisches Selen (Selenhefe erhöht Diabetes Typ2 Risiko)

Margit Schlenk  2016

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Physiologische Funktion von Selen im SD‐Stoffwechsel

• Selen ist für die normale Funktion der Schilddrüse unverzichtbar. Es liegt im Schilddrüsengewebe in hohen Konzentrationen vor. Als Bestandteil der Glutathionperoxidase schützt es das Organ vor Wasserstoffperoxid, das bei der Synthese von Schilddrüsenhormonen entsteht. Zudem ist Selen ein Baustein der Dejodasen, die das Prohormon Thyroxin (T4) zum aktiven Hormon Trijodthyronin(T3) dejodieren. Bei unzureichender Selenversorgung erhöht sich das Verhältnis von T4 zu T3 im Serum. Das kann die Schilddrüsenfunktion stören.

Margit Schlenk  2016

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Autoimmuner Krankheitskreis

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Schilddrüsenerkrankungen

in der Schwangerschaft

Bei der gesunden Schwangeren:

Jodidprophylaxe (200 μg) für die Schilddrüse von Mutter und Kind

Hyperthyreose:

Thyreostatika so niedrig dosiert wie möglich

Radiojodtherapie obsolet

Hashimoto-Entzündung:

Hormonsubstitution und Jodid

Basedow:

Eventuell schon vor Eintritt der Schwangerschaft

Operation anstreben

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Schilddrüsenkrebs

Behandlung: Operation (meist mit nachfolgender

Radiojodtherapie)

SELTEN!

25 Fälle auf 1 Mio. Einwohner pro Jahr

verschiedene Formen (papillär, follikulär,

medullär, anaplastisch)

Früherkennung: Jeder rasch wachsende Knoten der

Schilddrüse sollte untersucht werden. (Ultraschall,

Labor, Punktion, Szintigrafie)

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Zustand nach totaler Thyreoidektomie bei benigner Erkrankung, medullärem SD‐Karzinom und anaplastischem SD‐Karzinom 

• L‐Thyroxin‐Substitution ohne Jodid. TSH‐Kontrollen alle vier bis sechs Wochen (Ziel‐TSH: 1–2 mU/L).

Margit Schlenk  2016

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Zustand nach totaler Thyreoidektomie bei papillärem und follikulärem SD‐Karzinom

• Kurzfristig geplante, ablative Radiojod‐Therapie: keine Therapie (endogene TSH‐Stimulation gewünscht).

• Mittelfristig geplante, ablative Radiojod‐Therapie: T3‐Substitution (zum Beispiel ThybonR, 3 x 20 µg) für die Überbrückung bis zur Radiojod‐Therapie (kürzere Halbwertszeit verkürzt die Phase der endogenen TSH‐Stimulation).

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4. AUSBLICK UND ZUSAMMENFASSUNG 

Schilddrüse

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Beachte die Zusammenhänge

• Diabetes Typ 1 : häufig assoziierte SD‐Dysfunktion mit Rückkopplung auf BZ‐ Spiegel ( 1 x jährlich SD‐Werte messen lassen (T4/TSH) (Quelle: DDG)

• AD(H)S: SD‐Unterfunktion: dopaminerger Regelkreis gestört => Symptome verstärkt

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Berate vorausschauend• Lithiumtherapie: hemmen Freisetzung von SD‐Hormonen => Gefahr der Hypothyreose (Zeichen?)

• Amiodaron (organisches Jod wird im Therapieverlauf freigesetzt) : kann Hypo/Hyperthyreose begünstigen

• Iodhaltige Kontrastmittel: cave bei Pat. mit heißen Knoten (Thyreotoxikose/ Hyperthyreose mgl.)

• Iodhaltige Desinfektionsmittel (z.B. Betaisodona®, Braunol®) pro 100 ml ca. 10 % verfügbares Jod: Iodresorption bei langfristig/großflächiger Anwendung mgl. => nicht bei manifesten SD‐ Erkrankungen=> Alternativen nutzen (z.B. Octenidin)

• Einnahme kann auch abends erfolgen! (Compliance)

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Interaktionen

• Cave mehrwertige Kationen (Calcium, Magnesium, Eisen, Zink)

• Einnahme mit Leitungswasser• Bei Therapie mit Protonenpumpenblockern durch Absenkung der Acidität des Magens geringere Resorptionsraten mgl. (TSH –Kontrolle)

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Tipps

• www.schilddrüsenliga.de Infos und Hilfe z.B. Gründung lokaler Selbsthilfegruppen

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Quellennachweis

• Schäffler A: Hormone replacement after thyroid and parathyroid surgery. Dtsch Arztebl Int 2010; 107(47): 827–34. DOI: 10.3238/arztebl.2010.0827

• Vortragsskript Fa. Merck • Forum Schilddrüse e.V. Vortrag • http://edoc.rki.de/oa/articles/reOVec51dZsWI/PDF/20HicHAfVKY3A.pdf vom 11.1.2014

• http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/hormonstoerungen/schilddruesen‐erkrankungen/article/492795/selen‐lindert‐entzuendung‐hashimoto‐thyreoiditis.html

• Remer, T., Johner, S.A., Gärtner, R., Thamm, M., Kriener, E. Iodine deficiency in infancy a risk for cognitive development [Jodmangel im Säuglingsalter ein Risiko für die kognitive Entwicklung] (2010) Deutsche Medizinische Wochenschrift, 135 (31‐32), pp. 1551‐1556

Margit Schlenk  2016