offensiv.medizin 112011

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DIE STUDIENGEBÜHREN-LEIER S. 2 // KREDITE - EINE LÖSUNG? S. 3 // HOCHSCHÜLER_INNENSCHAFT S. 4 // JAS- MIN - MEHR ALS EINE BLUME S. 6 // DIE ECHTE REVOLU- TION S. 8 // MUTIGE SCHWESTERN S. 10 // NETZNEUTRAL? S. 11 // ALZHEIMER S. 12 // GEANTWORTET: PLÜNDERUNGEN IN GROSSBRITANNIEN S. 15 // PERNKOPFS ERBEN? S. 18 OFFENSIV.MEDIZIN Layout, ein frisches Layout! Und da die Zeitung sonst ihr Dasein nicht als sehr er- füllt beschreiben würde, haben wir noch ein paar Texte in dieses Layout gezwängt. Wichtig: auf der Rückseite gibt es einige Termine.Um keine der bald stattfindenden Veranstaltung zu verpassen, einmal sch- nell das Heft umdrehen, anmelden, wieder umdrehen und dann in Ruhe beginnen zu lesen. Viel Spaß, euer VSStÖ. VERBAND SOZIALISTISCHER STUDENT_INNEN MEDIZIN // OFFENSIV.MEDIZIN AUSGABE 2011/11 // MEDIZIN(AT)VSSTOE-WIEN.AT

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Das offensiv.medizin ist die Zeitschrift des VSStÖ Medizin (Verband sozialistischer Student_innen Medizin). Der VSStÖ Medizin ist in Wien an der Medizinischen Universität (MUW) aktiv. Artikel: Alzheimer, Studiengebühren, Pernkopf, Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen, Tottenham Riots, Jasminrevolution

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Die stuDiengebühren-leier s. 2 // KreDite - eine lösung? s. 3 // hochschüler_innenschaft s. 4 // Jas-min - mehr als eine blume s. 6 // Die echte revolu-tion s. 8 // mutige schwestern s. 10 // netzneutral? s. 11 // alzheimer s. 12 // geantwortet: PlünDerungen in grossbritannien s. 15 // PernKoPfs erben? s. 18

o f f e n s i v .m e D i z i nLayout, ein frisches Layout! Und da die Zeitung sonst ihr Dasein nicht als sehr er-füllt beschreiben würde, haben wir noch ein paar Texte in dieses Layout gezwängt. Wichtig: auf der Rückseite gibt es einige Termine.Um keine der bald stattfindenden Veranstaltung zu verpassen, einmal sch-nell das Heft umdrehen, anmelden, wieder umdrehen und dann in Ruhe beginnen zu lesen. Viel Spaß, euer VSStÖ.

verbanD sozialistischer stuDent_innen meDizin // offensiv.meDizin ausgabe 2011/11 // meDizin(at)vsstoe-wien.at

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Die ewige leier von den studiengebühren

Alle paar Jahre wieder zeigt die Stud-ierendensozialerhebung, wie prekär die fi nanzielle Situation der Studier-enden in Österreich tatsächlich ist. Die vermeintliche Masse an reichen Studierenden gibt es nicht. Wenn behauptet wird die Studierenden, die es sich leisten können, sollen einen Beitrag zum Studium leisten,

werden in Wirklichkeit deren Eltern gemeint. In keinem anderen Bereich in Österre-ich wäre es möglich eine de-rartige fi nanzielle Sippenhaf-tung einzuführen, schließlich sind Studierende volljährig und eigenständig, nur eben fast immer nicht fi nanzkräftig.

Doch was immer vergessen wird ist, dass Studierende bereits jetzt einen großen Beitrag zur Finanzierung der Hochschulen leisten, denn Akade-miker_innen zahlen im Schnitt im weiteren Verlauf ihres Lebens viel höhere Steuern als Personen ohne akademischen Hintergrund und tra-gen so zum Budget bei (im Übrigen ein Vielfaches ihrer Ausbildungskos-ten!).

Immer wieder werden gerade von konservativer Seite Studiengebühren gefordert. Die Argumente sind meist dieselben. Studierende sollen einen Beitrag leisten, wären durch die En-trichtung von Gebühren mehr an die Hochschule gebunden und würden deshalb zielstrebiger Studieren. Auch das emotionale Tränendrüsenargu-ment der ÖVP, es sei nicht einzuse-hen, dass die „kleine Angestellte“ das Studium des Industriellensohns voll mitfi nanziert, wird allzu gern hervorgekramt. Hinter diesen Argu-menten steckt harte Klientelpolitik. Österreich ist ein Sozialstaat nach dem Solidaritätsprinzip, wovon alle Bevölkerungsgruppen profi tieren, wenn sie Leistungen in Anspruch ne-hmen. Niemand würde fordern, dass all jene, die medizinische Leistungen im Krankenhaus in Anspruch neh-men, zusätzlich zu den Steuern 500€ Beitrag im Halbjahr zahlen müssen. Dasselbe sollte für das Bildungssys-tem gelten, denn es profi tieren alle Menschen in Österreich von einer gut gebildeten Bevölkerung. (mm)

1. Als 2001 die Studiengebühren eingeführt wurden, haben 20% der Studierenden ihr Studium abgebrochen

2. Nicht die berühmten Bummelstudis haben ihr Studium aufgrund der Studi-engebühren abgebrochen, sondern vor allem Studierende aus niedrigen sozialen Schichten, die neben dem Studium arbe-iten müssen. Die Nichtvereinbarkeit von Studium und Erwerbstätigkeit war der häufi gste Abbruchsgrund. Frauen waren häufi ger betroff en als Männer.

3. Momentan arbeiten 60% der Studier-enden im Durchschnittsausmaß von 20 Wochenstunden. Bei Einführung der

Studiengebühren 2001 mussten bereits erwerbstätige Studierende ihre Erwerb-stätigkeit ausdehnen, 25% gaben an eine Erwerbstätigkeit aufnehmen zu müssen um die Gebühren zahlen zu können.

4. Die Einführung von Studiengebühren von 500€ im Semester würde eine fi nan-zielle Mehrbelastung von 83€ pro Monat bedeuten, was für die meisten Studier-enden ein Zehntel ihres ohnehin niedri-gen Einkommens ist.

5. Bis 2013 wird allen Universitäten der Entfall der Studiengebühren komplett ersetzt. An ihrer Budgetlage änderte die Abschaff ung also nichts.

#facts

werden in Wirklichkeit deren Eltern gemeint. In keinem anderen Bereich in Österre-ich wäre es möglich eine de-rartige fi nanzielle Sippenhaf-tung einzuführen, schließlich sind Studierende volljährig und eigenständig, nur eben fast immer nicht fi nanzkräftig.

Doch was immer vergessen wird ist, dass Studierende bereits jetzt einen großen Beitrag zur Finanzierung der Hochschulen leisten, denn Akade-miker_innen zahlen im Schnitt im weiteren Verlauf ihres Lebens viel höhere Steuern als Personen ohne akademischen Hintergrund und tra-gen so zum Budget bei (im Übrigen ein Vielfaches ihrer Ausbildungskos-ten!).

Immer wieder werden gerade von konservativer Seite Studiengebühren gefordert. Die Argumente sind meist dieselben. Studierende sollen einen Beitrag leisten, wären durch die En-trichtung von Gebühren mehr an die Hochschule gebunden und würden deshalb zielstrebiger Studieren. Auch das emotionale Tränendrüsenargu-ment der ÖVP, es sei nicht einzuse-hen, dass die „kleine Angestellte“ das Studium des Industriellensohns voll mitfi nanziert, wird allzu gern hervorgekramt. Hinter diesen Argu-menten steckt harte Klientelpolitik.

Studiengebühren 2001 mussten bereits erwerbstätige Studierende ihre Erwerb-stätigkeit ausdehnen, 25% gaben an eine Erwerbstätigkeit aufnehmen zu müssen um die Gebühren zahlen zu können.

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Studiengebühren gibt es in vielen Formen, egal ob bereits während dem Studium in unterschiedlichen Höhen, oder nachgelagert. Momentan wird von einigen die Kombination von Studiengebühren und Kreditmodell ge-fordert, da so angeblich die soziale Problematik bei der Einhebung von Studi-engebühren, gemildert wird. Als Paradebeispiel für ein solches Kreditmodell wird meist das Australische Modell angeführt. Wie das Modell funktioniert und warum es nach näherem Betrachten genauso problematisch ist wie Stu-diengebühren ohne Kredit.

Das ModellIn Australien werden für einzelne Fächergruppen unterschiedlich hohe Studiengebühren zwischen 3.200€ und 6.700€ verlangt. Diese können entweder sofort mit 20% Nachlass bezahlt, oder über einen staatlichen Kredit aus dem Higher Education Loan Programme (HELP) beglichen werden. Bei Überschreitung einer Studiendauer von 7 Jahren müssen kostendeckende Studiengebühren bezahlt werden um doch noch einen Abschluss zu bekommen, diese sind um ein vielfaches höher. Der Kredit ist zinsfrei, aber inflationsangepasst, die Rückzahlungsverpflichtung be-ginnt bei einem Jahresbruttoeinkom-men über ca. 35.000 EUR, dabei ist je nach Einkommenshöhe ein Betrag von 4% bis 8% des gesamten Brut-toeinkommens zu bezahlen, bis der Kredit getilgt ist. Mit dem Kredit werden ausschließlich die Studi-engebühren abgedeckt, nicht aber die Lebenserhaltungskosten, es han-delt sich also um kein Stipendium.

Wer keinen Studienplatz bekommt (z.B. weil die Schulnoten zu schlecht sind), kann sich gegen Bezahlung der vollen Studienkosten in die Hochs-chulen einkaufen.

Die ProblematikDas Modell ist verteilungspolitisch problematisch, weil es ausschließlich das Lebenseinkommen jener belastet, die auf einen solchen Kredit angew-iesen sind, also Studierender aus finanziell schlechter gestellten Fami-lien. Das steuerfreie Vermögen der Eltern bleibt allerdings unangetastet. Es handelt sich also de facto um eine zusätzliche Steuer auf Arbeit. Frauen müssen aufgrund ihrer gerin-geren Einkommen wesentlich länger zahlen, bis der Kredit getilgt ist und sind damit stärker benachteiligt. Von finanziellen Vergünstigungen für die sofortige Bezahlung der Studienge-bühren profitieren ausschließlich fi-nanziell besser Gestellte. Vor allem die Möglichkeit, sich einen Studienplatz zum Vollkostenpreis trotz Zugangs-

beschränkungen zu kaufen, stellt eine besondere soziale Ungerechtig-keit dar. Unterschiedliche Gebühren für unterschiedliche Fächer führen zu einem Zwei-Klassen-System, das (Buchstudium) Rechtswissenschaf-ten kostet mehr als doppelt so viel wie geisteswissenschaftliche Studien (ebenfalls Buchstudien). Begrün-det wird das mit unterschiedlichen Erwerbsaussichten (!). Studien mit guten Berufsaussichten sind also für Studierende aus sozial schwächeren Schichten schwerer zugänglich, weil schwerer leistbar.

Warum ein solches Modell keine Verbes-serungen bringtDas Modell kann die akuten Geld-sorgen der Universitäten nicht lösen, weil es über zehn Jahre dauert bis nennenswerte Mittel eingenommen würden (mindestens fünf bis sechs Jahre für die ersten nennenswerten Absolvent_innenzahlen und dann noch einige Jahre, bis ein entsprech-endes Einkommen erreicht wird). In Australien zeigt sich, dass die tatsäch-lichen Einnahmen unter den Erwar-tungen liegen. Dies führt zu hohen und kontinuierlich höher werdenden Studiengebühren. Eine Entwicklung unter der vor allem die Studierenden leiden. (mm)

Kreditmodelle als ausweg aus der studiengebührenmisere?

Diese Zeitung ist in geschlechtergerechter Sprache geschrieben. Im VSStÖ ver-wenden wir dazu den Gendergap (Student_innen) und den Genderstar („Studen-

tin*“, „Student*“). Der Unterstrich hebt nicht nur Frauen* in der Sprache hervor, er lässt Platz für Menschen, die sich nicht in ein eindeutiges Mann/Frau-Schema einordnen wollen oder können. Der Genderstar hingegen soll bei Wörtern, die eindeutig auf das Geschlecht einer Person hinweisen, die Leser_innen zum Überdenken ihrer Vorstel-lungen bezüglich Frauen* und Männern* anregen. Welches Bild habe ich im Kopf, wenn ich „Frau“ lese? Welche/n Sexualität/Hautfarbe/Körper stelle ich mir vor? Diese Fragen sollen dazu beitragen, Frauen* und Männer* nicht als in sich homogene Kategorien anzusehen sondern sie in ihrer Unterschiedlichkeit wahrzunehmen und als solche an-zuerkennen.

gerechte sprache.

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Nun schon seit mehreren Jahren gilt es als öffentlicher Konsens, dass das Hochschulsystem in Österreich im Argen liegt. Bereits der ehema-lige Wissenschaftsminister Johannes Hahn kündigte an, diese Probleme durch den sogenannten Hochschul-plan angehen zu wollen, ein Papier, das umfassende Reformvorschläge in allen Bereichen beinhalten solle. Un-verrichteter Dinge erbte das Projekt dann Ex-Ministerin Beatrix Karl und schließlich der derzeitige Minister Karl Heinz Töchterle.

Trotz intensiver Versuche weigerte sich das Wissenschaftsministe-rium Studierende oder deren Ver-treter_innen in die Erstellung dieses Plans einzubinden. Daher hat die öh Bundesvertretung das Projekt Forum Hochschule ins Leben ger-ufen. In 5 Arbeitsgruppen wird mit ausgewiesenen Expert_innen aus den unterschiedlichen Bereichen wie zum Beispiel dem Wirtschafts-forschungsinstitut und dem Institut für höhere Studien, ein alternativer Hochschulplan erarbeitet. Die Arbe-itsschwerpunkte liegen dabei in den Bereichen Hochschulfinanzierung, soziale Absicherung von Studier-enden, Qualität der Lehre, Wissen-schaft und Forschung und Hochs-chulorganisation und Gouvernance. Die Arbeitsgruppen arbeiten offen, jede_r Interessent_in kann mitarbe-iten, Input liefern, oder einfach mal vorbeischauen. Am Ende soll nicht nur eine Ist-Analyse mit Aufzählung der einzelnen Baustellen stehen, sondern konkrete Handlungsanlei-tungen für unser Hochschulsystem. Dieses Projekt ist nach der Buchpub-likation der öh „Wessen Bildung“ im vergangenen Jahr, die konsequente Fortführung des aktiven Einmis-chens in die Hochschulpolitik, denn die öh versammelt viel Wissen und Studierende und ihre Ideen müssen in Reformprozesse stärker einge-bunden werden.

Die kommenden Termine der Arbe-itsgruppen, sowie nähere Informa-tionen und Kontaktmöglichkeiten zum Projekt Forum Hochschule findest du auf www.oeh.ac.at

1. Seit mehreren Monaten ist nun das neue Team auf der öh-Bundesvertretung bereits im Amt und arbeitet mit Hoch-druck an neuen Projekten. Ne-ben dem Forum Hochschule arbeiten wir natürlich auch an den Projekten aus unserem VSStÖ-Wahlprogramm. Hier ein kurzer Überblick was dich in den nächsten Monaten er-wartet:

2. Erinnerungsservice: Mit dem Erinnerungsservice hast du ab Sommersemester die Möglichkeit dich per SMS an wichtige Fristen erinnern zu lassen, damit du den Termin für die Einreichung der Stu-dienbeihilfe oder die Über-weisung des öh-Beitrags nie wieder vergisst.

3. Fördertopf für feministische Arbeiten: Für viele Abschlus-sarbeiten gibt es thematisch fokussierte Stipendien, Frau-enförderung wird jedoch in den vergangenen Monaten eher gestrichen als ausgebaut. So hat das Wissenschaftsmin-isterium erst vor kurzem die das Stipendium für Frauen gestrichen, die sie beim Ab-schluss von Doktorats- und PhD-Arbeiten unterstützt haben. (Anmerkung: Diese Streichung ist besonders bit-ter, da es genau den Zeitpunkt trifft an dem viele weibliche Wissenschaftskarrieren scheit-ern, weil der finanzielle Spagat zwischen Uni, Arbeit und Be-treuungspflichten nicht mehr schaffbar sind.) Ab Sommerse-

mester können alle Frauen, die feministische Themen in ihren Arbeiten behandeln um Förderung bei der öh-Bundes-vertretung ansuchen.

4. Praktikabörse: Das Gütesiegel Praktikum wird dieses Jahr ausgebaut. Bisher zeichnet das Gütesiegel Betriebe aus, die Praktika für Studierende zu fairen Bedingungen anbi-eten. Nun soll es einen Schritt weiter gehen und wir werden eine echte Praktikabörse an-bieten, wo du auf einen Blick alle offenen Praktikumsstel-len abrufen kannst, die zu den Bedingungen des Gütesiegels angeboten werden.

5. JobWohnen.at: Die bei fast allen Studierenden bekannte Plattform für alle, die eine Wohnung, oder Arbeit suchen. Die Plattform wurde vor vielen Jahren von der öh-Bundes-vertretung ins Leben gerufen und die Firma Tulpina mit der Betreuung betraut. Leider wird die Plattform in letzten Jahren immer mehr von Mak-ler_innen genutzt, oder Arbe-itsverhältnisse angeboten, die extrem prekär abgesichert sind. Um das wieder zu ändern, wurde der Vertrag mit Tulpina jetzt gekündigt und eine neue Plattform aufgebaut, wo du dann wieder die Möglichkeit hast, Wohnungen provisions-frei zu fairen Preisen und Jobs zu angemessener Bezahlung zu suchen. Die Praktikumsbörse wird zukünftig auch in diese Plattform integriert sein.

forum hochschule

#aktuelles

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Die Österreichische HochschülerInnenschaft (öh) ist die gesetzliche Interes-senvertretung der Studierenden an Fachhochschulen, pädagogischen Hoch-schulen und öffentlichen Universitäten in Österreich. Sie ist seit 1945 ge-setzlich verankert und damit auch fixer Bestandteil der bildungspolitischen Landschaft. Seit Ende 2007 werden von ihr auch die Studierenden an Fach-hochschulen vertreten. Damit vertritt sie jetzt über eine Viertelmillion Stud-ierende. Diese Aufgabe wird von über Tausend ehrenamtlichen Vertreter_in-nen neben dem eigenen Studium wahrgenommen.

öh - was ist das?

Politische VertretungZusätzlich zur direkten Unterstüt-zung im Alltag durch Beratungen zu Familien- und Studienbeihilfen, Studienrecht oder rechtlicher Un-terstützung ist es nicht nur Auf-gabe der öh, den Studierenden zu helfen, sich bestmöglich innerhalb der gegebenen Rahmenbedingun-gen zu bewegen, sondern auch, diese aktiv zu verändern. Das kann durch Gespräche und Verhandlun-gen mit LehrveranstaltungsleiterIn-nen, Instituten, Rektoraten oder ErhalterInnen geschehen. Genauso ist es wesentlich, sich auf Ebene der Gesetzgebung für die Interessen der Studierenden einzusetzen. Um der Stimme der Studierenden auch in der Öffentlichkeit Gehör zu verschaffen, ist es oft wichtig, einen aktionistisch-en Weg zu wählen. Darüber hinaus wird die öh im gesellschaftspolitisch-en Bereich aktiv und setzt sich für eine gerechtere, offenere und nicht-diskriminierende Gesellschaft ein.

Alle können wählenWer uns Studierende vertritt, können wir selbst bestimmen. So finden auf fhs und pädagogischen Hochschulen jährlich, an Universitäten alle zwei Jahre Wahlen in die öh statt. Die Wahlen zu den Studienvertretungen (die jeweils eine Studienrichtung repräsentieren) an den Universitäten, sowie alle an den phs und fhs sind Personenwahlen. Die Universitäts-vertretungen (uv) werden über Lis-ten gewählt, wie etwa der VSStÖ eine ist.

Bundesweite VertretungDie Bundesebene wird dann von den Universitätsvertretungen be-schickt. Die Bundesvertretung setzt sich also einerseits aus von den UV-Listen entsandten Studierenden, an-dererseits von Vertreter_innen der Fachhochschulen und pädagogischen Hochschulen - sie werden in ihrer Einrichtung persönlich gewählt und entsandt - zusammen. Die Bundes-vertretung wählt die Exekutive der Österreichischen HochschülerInn-enschaft und kann durch Anträge die Arbeit der Exekutive mitgestalten.

Gesetzliche BestimmungenDiese Regelungen sind im Hoch-schülerInnenschaftsgesetz (hsg) fest-geschrieben. Das bedeutet einerseits eine staatliche Legitimation der öh und sorgt durch die automatische Mitgliedschaft aller Studierenden für eine finanziell unabhängige Studier-endenvertretung. Im Jahr 2004 hat die schwarzblaue Bundesregierung in die Autonomie der Studierenden eingegriffen: Die Wahl der öh-Bundesvertretung war bis dahin als direkte Wahl organisiert. Das heißt, dass alle in der öh vertretenen Stud-ierenden neben der lokalen Studi-envertretung auch davon unabhän-gig die Bundesvertretung wählen konnten. Dieses Recht wurde ihnen gegen ihren ausgesprochenen Willen genommen. Seither kämpfen wir für die Wiedereinführung der Direkt-wahl der öh-Bundesvertretung als grundlegendes demokratisches Re-cht und hoffen, dass wir alle bereits

bei den nächsten Wahlen wieder die Möglichkeit haben unsere Vertretung auch auf höchster Ebene direkt mit-zubestimmen.

VSStÖ in der ÖHDer VSStÖ hat sich in der Arbeit in der öh vor allem der sozialen Absi-cherung der Studierenden verschrie-ben. Wir wollen verhindern, dass diejenigen, die über geringere finan-zielle Mittel verfügen sukzessive von den Universitäten verdrängt werden. Gleichzeitig sehen wir die öh als Institution, die weit mehr erreichen kann als nur Service bereitzustel-len – was für uns selbstverständlich ist. Im Sinne eines fortschrittlichen Verständnisses der Gesellschaft muss in unseren Augen auch die öh ihren Teil dazu beitragen, die Universität und die gesamte Öffentlichkeit von Sexismus, Faschismus und Diskri-minierung zu befreien. Seit 2009 sind wir in der Exekutive der öh-Bundes-vertretung und gestalten dort aktiv die Arbeit mit. Auf der muw sind wir in Opposition und seit den vergan-genen Wahlen mit 2 von insgesamt 9 Mandaten in die Universitätsver-tretung gewählt, damit können wir keine Anträge oder Projekte auf der muw gestalten, sofern die ömu das verhindert, sondern nur aktive Op-positionsarbeit leisten. (mm)

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Die Metropolregion der Hauptstadt ist Wohnsitz für rund 2.410.000 Men-schen. Doch weil man Wien sowieso die ganze Zeit um die Nase hat und Österreich im Herbst bereits unangenehm kalt wird - Landeswechsel - Tu-nis, Tunesien. Mit dem Selbstmord des Straßenhändlers Mohamed Bouazizi, der sich nach dauernder Drangsalierung durch staatliche Behörden am 17. Dezember anzündete begann ein bewegtes Jahr 2011 für den fl ächenmäßig kleinsten der Maghrebstaaten. Landesweite Protestaktionen, die auf Nach-barländer überschwappten und aus der tunesischen Revolution einen Arabis-chen Frühling, machten kumulierten in der Flucht des Präsidenten, Zine el-Abidine Ben Ali, welcher nach 23 Regierungsjahren das Land am 14. Januar verließ. Neun Monate später, Sonntag, den 23. Oktober fand in Tunesien mit über 80% Beteiligung die Wahl zur verfassungsgebenden Versammlung statt.

Tatsächlich gibt es auch Medizin-student_innen in Tunesien (um einen Überblick über die generellen Studienumstände in Tunesien zu bekommen lohnt es sich, das kurze Interview auf globalmedicine.nl zu Tunesien durchzulesen, „http://www.globalmedicine.nl/index.php/study-ing-medicine-in/101-studying-med-icine-in-tunis“). Wie also wurde die Situation aus “unserer” Perspektive beobachtet und vor allem erfahren? Was hat sich im Zeitraum zwischen 17. Dezember 2010 und der Wahl in Bewusstsein und Handeln verändert? Der Artikel von Lina zeichnet aus

studentischer Sicht sehr bildhaft die Grundsituation, die geherrscht hat und aus der heraus es zur Jasminrevo-lution gekommen ist. Gespräche und Mailkontakte mit anderen tunesis-chen Kommiliton_innen liegen den hier vorgestellten Betrachtungen zur Entwicklung der Situation zugrunde.

Eine sehr generelle Feststellung sei, dass keine Angst mehr herrsche, sich über seine Gefühle, Meinungen und Erwartungen zu äußern. Diese Freiheit sei dabei nicht reduziert al-lein auf politische Th emen sondern ziehe sich durch diverse Aspekte des

Lebens - Arbeit, Schule, auch das gemeine öff entliche Leben auf der Straße. Ein Mentalitätswechsel sei im Gange. Die gewonnene Freiheit, die auch so tatsächlich als absoluter Gewinn wahrgenommen werde, leide allerdings teilweise an noch mangelhafter Dosierung. Der Exz-ess der Freiheit, der in Nichtbeach-tung basaler Regeln münde und ver-einzelt ein Gefühl von Narrenfreiheit vermittle sei aber, so die Hoff nung, mehr pubertäre Übergangsphase, in der die Grenzen erprobt würden, als ein Versinken in Chaos - der Preis, den man für eine gewisse Zeit zu zahlen habe.

Zur Medizinischen Universität im speziellen. Als deutlichste Veränder-ung stelle man eine allgemeine Politisierung fest. Man sei sich be-wusst geworden, dass durch die über viele Jahre herrschende Tabuisierung politischer Th ematiken ein Großteil der Student _innen überhaupt nicht mit derartigen Diskussionen vertraut sei. “Wir sind irgendwo unpolitisch. Wir wissen nicht viel darüber, wir haben keine politische Kultur. Das deshalb, weil wir nie die Freiheit hat-ten unsere Meinung auszudrücken”. Durch die Risiken, mit denen Mein-

Jasmin - mehr als ein blume

Die Metropolregion der Hauptstadt ist Wohnsitz für rund 2.410.000 Men-schen. Doch weil man Wien sowieso die ganze Zeit um die Nase hat und Österreich im Herbst bereits unangenehm kalt wird - Landeswechsel - Tu-nis, Tunesien. Mit dem Selbstmord des Straßenhändlers Mohamed Bouazizi, der sich nach dauernder Drangsalierung durch staatliche Behörden am 17. Dezember anzündete begann ein bewegtes Jahr 2011 für den fl ächenmäßig kleinsten der Maghrebstaaten. Landesweite Protestaktionen, die auf Nach-barländer überschwappten und aus der tunesischen Revolution einen Arabis-chen Frühling, machten kumulierten in der Flucht des Präsidenten, Zine el-Abidine Ben Ali, welcher nach 23 Regierungsjahren das Land am 14. Januar verließ. Neun Monate später, Sonntag, den 23. Oktober fand in Tunesien mit über 80% Beteiligung die Wahl zur verfassungsgebenden Versammlung statt.

studentischer Sicht sehr bildhaft die Grundsituation, die geherrscht hat und aus der heraus es zur Jasminrevo-lution gekommen ist. Gespräche und Mailkontakte mit anderen tunesis-chen Kommiliton_innen liegen den hier vorgestellten Betrachtungen zur Entwicklung der Situation zugrunde.

Eine sehr generelle Feststellung sei, dass keine Angst mehr herrsche, sich über seine Gefühle, Meinungen und Erwartungen zu äußern. Diese Freiheit sei dabei nicht reduziert al-lein auf politische Th emen sondern ziehe sich durch diverse Aspekte des

Lebens - Arbeit, Schule, auch das gemeine öff entliche Leben auf der Straße. Ein Mentalitätswechsel sei im Gange. Die gewonnene Freiheit, die auch so tatsächlich als absoluter Gewinn wahrgenommen werde, leide allerdings teilweise an noch mangelhafter Dosierung. Der Exz-ess der Freiheit, der in Nichtbeach-tung basaler Regeln münde und ver-einzelt ein Gefühl von Narrenfreiheit vermittle sei aber, so die Hoff nung, mehr pubertäre Übergangsphase, in der die Grenzen erprobt würden, als ein Versinken in Chaos - der Preis, den man für eine gewisse Zeit zu zahlen habe.

Jasmin - mehr als ein

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ungsäußerung zuvor behaftet gewes-en wäre, sei man mit der Zeit einfach zu Indiff erenz hinsichtlich politisch-er Th emen übergegangen. In der jetzigen Situation, in der man selber in der Lage sei, die Regierung und zukünftige Politikerinnen und Poli-tiker zu wählen, würden sich Fragen stellen wie “Wie kann ich aktiv und eff ektiv an politischem Leben teil-haben?” oder, weiter “Wie kann ich etwas für die Zukunft meines Landes tun?”. Und man realisiere, dass man nicht mit dem Wissen ausgestattet sei, diese Fragen zu beantworten, da eine Vorbereitung oder Information dahingehend nie erfolgt sei. “Die Student_innen der Fakultät wollen dieses Defi zit ausgleichen, wollen mehr über politische Kultur lernen, diskutieren.” Man rede über Politik, ob beim Essen, bei Kaff ee oder bei Spaziergängen, die politische Situ-ation sei dauerhaft in den Köpfen. Das Internet werde über Social Net-works zur Austauschplattform für In-formationen. Links zu Parteien und deren Programmen, Wahlprocedere, Ideologien und deren Hintergründe würden ausgetauscht werden, ein In-formationsfl uss, aus dem man nicht nur passiv fi sche, sondern den man aktiv mitgestalte und selber fülle.

Als oben bereits geschilderte Unwis-senheit manifest wurde, man aber nicht durch Unvermögen das gerade Erkämpfte gleich wieder habe ver-lieren wollen, seien von Gruppe von Studierenden Podiumsdiskussionen eingerichtet worden. Sich teilweise nur aus Student_innen zusammen-setzend, häufi g aber auch mit ex-

ternen Gästen. Es herrsche ein ehr-liches Interesse vieler Studierender tatsächlich a) einen Überblick über die Situation und die Möglichkeiten die sich aus dieser ergeben zu be-kommen, b) Wissen darüber zu erw-erben, wie man sich innerhalb dieser Möglichkeiten einbringen kann und c) der Wille, dies auch tatsächlich zu tun.

Der Tenor also: Studentinnen und Studenten wollen, so abgedroschen das klingen mag, sie wollen an den Veränderungen mitwirken, möchten ihr Land positiv gestalten und den Prozess weiterführen, welcher am 17. Dezember gestartet wurde.

Es hindere sie dabei nicht, initial kein Know-How besessen zu haben. Die Suche nach eigener Expertise gesche-he eben im Lesen von Artikeln, Be-fragen von Expert_innen, Organisa-tion und Führung von Debatten und im Besuch politisch motivierter Tref-fen. In diesem Zuge habe sich auch die Beziehung zwischen Studier-enden und Lehrenden gebessert. Ein verstärktes landesweites politisches Engagement sei auf fakultätsinterne Fragestellungen übertragen worden. Es gebe gehäuft Forderungen nach besserer Bildung, der Entwicklung eines verbesserten Curriculums und vor allem nach der auch aktiven Par-tizipation bei der Ausarbeitung und Verwirklichung dieser Ziele. Dass Student_innen immer ein elemen-tarer Teil der Uni waren und dass dies auch heute noch der Fall ist, komme erst jetzt zum tragen. Off ene Kritik am Curriculum, an einzelnen

Abteilungen der Universitätsklinik und auch am Evaluationssystem selber äußere man nun deutlich häu-fi ger. Die Übernahme von Posten in wissenschaftlichen Gremien oder als Studierendendelegierte sei deutlich begehrter. Lehrende würden dazu motivieren sich in das System der Lehre einzubringen und aktiver nach Verbesserungspotential fragen. Ein Bewusstsein sei geschaff en worden, in dem die Studierenden tatsächlich integraler Bestandteil der Universität seien, nicht nur als Konsument_in-nen agierend, sondern vor allem auch als gestaltendes Element.

“Im Prinzip geht es mir nur darum, zu sagen, dass man zum ersten Mal das Gefühl hat, dass Medizinstu-dent_innen sich tatsächlich um et-was anderes kümmern als um ihr Studium allein (was ja durchaus auch international dem Klischee ent-spricht, das ist nicht zu leugnen).” Ein ertapptes Lächeln spielt da um den sonst pharmakafl üsternden Mund. Tatsächlich, in Tunesien scheint eine Revolution notwendig gewesen zu sein, um ein Bewusstsein für Universität jenseits geregelter Lehrveranstaltungen zu schaff en. Dort waren Repressalien integraler Bestandteil dieser Unmündigkeit. Die Befreiung aus der selbstverschul-deten ist Aufgabe von Medizinstu-dent_innen anderer Hauptstädte mit etwa 2.410.000 Metropolregionbe-wohner_innen. (gm)

Studierende vor der Medizinischen Fakultät der Uni-versität Tunis.

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Je fais partie de la nouvelle génération qui a vécu en Tu-nisie sous le règne absolu de Ben Ali.

Au lycée, et au collège, on a toujours peur de parler poli-tique : “Il y a des rapporteurs partout” qu’on nous dit. Personne n’ose en discuter en public. Tout le monde se méfie. Votre voisin, votre ami, votre épicier, est un rap-porteur de Ben Ali, voulez-vous être emmené de force vous ou votre père vers un lieu indéfini, un soir à 4h du mat ?

On grandit avec cette peur de s’engager, et on poursuit nos études, nos sorties, nos soirées, sans se soucier de la politique.

Aux années lycées, on commence à connaître les méan-dres de la famille royale, et on entends des histoires ici et là, sur tel proche de Leila qui a pris le contrôle d’un industrie, qui s’est approprié le terrain d’une autre per-sonne, ou qui traitait avec la mafia italienne.

On en parle, on en discute entre nous, tout le monde est au courant, mais on n’agit pas. On poursuit nos études, on apprends vite que la télévision tunisienne est la pire télévision qui existe, toutes les informations relayés sont des effigies à la gloire du président, Ben Ali est toujours montré sous son meilleur jour, on sait tous qu’il se teint les cheuveux en noir. Personne n’aime sa femme au sour-ire de bois. Elle n’a jamais eu l’air sincère sa femme.

On vit. On ne vit pas, on pense vivre. On a envie de croire que tout va bien puisqu’on fait partie de la classe moy-enne, mais on sait que si les cafés sont pleins à craquer en journée, c’est que les chômeurs y discutent foot.

Les premières boîtes de nuits ouvrent leurs portes, on commence à sortir, à boire, à avoir une vie nocturne du côté de Sousse et de Hammamet, d’autres histoires cir-culent sur un tel Trabelsi qui a provoqué un accident de route puis est retourné dormir chez lui, encore un Tra-belsi. On s’échange ces histoires, discrètement, rapide-ment. On se venge à notre manière, en racontant, on a l’impression de comploter.

Les policiers ont peur, si on leur dit qu’on est un proche de Ben Ali, toutes les portes s’ouvrent, les hôtels privés donnent leurs meilleurs chambres, les parkings devien-nent gratuits, le code de la route n’existe plus. La Tunisie devient un terrain de jeu virtuel, ils ne risquent rien, ils peuvent tout faire, les lois sont leurs marionettes.

L’internet est bloqué, les pages censurées sont assimilées à des pages non trouvées, à croire que ces pages n’ont jamais existé. Les écoliers s’échangent les proxy, le mot devient légion : ‘T’as un proxy qui marche ?’.

On en a marre, on en discute entre nous, on sait tous que Leila Ben Ali a tenté de vendre une île tunisienne, qu’elle veut fermer l’école Américaine de Tunis pour promou-voir son école, ces histoires circulent. On s’échange sur Internet et dans les sacs “La régente de Carthage”. On aime notre pays, et on a envie que ça change, mais il n’y a pas de mouvement organisé, la tribu est prête, mais le chef manque à l’appel.

La Tunisie, la corruption, les pots de vin, on a simple-ment envie de partir d’ici, on commence à candidater pour aller étudier en France, au Canada…On veut tout quitter. On est lâche et on l’assume. On leur laisse le pays.

On part en France, on oublie un peu la Tunisie, on y revient pour les vacances. La Tunisie ? C’est les plages de Sousse et de Hammamet, les boîtes de nuits, et les restau-rants. C’est ça la Tunisie, un club med géant.

Et là, Wikileaks révèle au jour ce que tout le monde se murmurait.

Et là, un jeune s’immole par le feu.

Et là, 20 Tunisiens sont tués en un jour.

Et pour la première fois, on y voit l’occasion de se re-beller, de se venger de cette famille royale qui s’est tout approprié, de renverser l’ordre établi qui a accompagné toute notre jeunesse.

Une jeunesse éduquée, qui en a marre, et qui s’apprête à immoler tous les symboles de cette ancienne Tunisie autocratique, par une nouvelle révolution, la révolution du Jasmin, la vraie.

la vraie Die echte

Lina Ben Salah studiert Medizin in Tunis.

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Ich gehöre zur neuen Generation, welche ein Tunesien unter der Absolutherrschaft Ben Alis erlebt hat.

In der Schule und in der Universität haben wir stets Angst, über Politik zu sprechen: „Es gibt überall Denun-zianten“ ist, was uns gesagt wird. Niemand wagt es, in der Öffentlichkeit zu diskutieren. Jeder ist auf der Hut. Euer Nachbar, euer Freund, euer Lebensmittelverkäufer ist ein Ohr Ben Alis. Wollt ihr gewaltsam abgeführt werden, ihr oder eure Eltern, abgeführt an einen unbestimmten Ort, Nachts um vier?

Wir wachsen mit dieser Furcht auf, wir gehen unserem Studium nach, gehen aus, feiern ohne uns Gedanken um die Politik zu machen. In den Schuljahren beginnt man, die Windungen innerhalb der königlichen Familie ken-nenzulernen und hier und da versteht man einige Ge-schichtchen. Vor allem von einer bestimmten Leila (Leila Ben Ali, geboren Trabelsi, die Frau des Präsidenten), die die Kontrolle über einen Wirtschaftzweig übernommen hat, die sich das Land anderer angeeignet hat oder die mit der italienischen Mafia zu tun hat.

Wir reden darüber, wie diskutieren ein wenig untere-inander, jedem sind die Geschichten geläufig aber wir handeln nicht. Wir gehen unserem Studium nach. Man begreift schnell, dass das tunesische Fernsehen das schlechteste Fernsehen ist, das es gibt. Alle verbreiteten Informationen sind Bilder des Ruhms des Präsidenten. Ben Ali wird stets in seinem besten Licht gezeigt – jeder weiß, dass er sich seine Haare schwarz färbt. Niemand mag seine Frau mit ihrem hölzernen Lächeln. Sie hat nie-mals einen aufrichtigen Eindruck gemacht.

Wir leben. Wir leben nicht – wir glauben zu leben. Wir haben das Bedürfnis zu glauben alles sei gut, weil wir ja an der Mittelschicht teilhaben. Dennoch: man weiß, dass die Cafés tagsüber zum bersten gefüllt sind, dass Arbeit-slose dort über Fußball diskutieren.

Die ersten Bars öffnen ihre Tore. Wir beginnen auszuge-hen, zu trinken, genießen das Nachtleben an der Küste von Sousse und Hammamet (tunesische Städte). Wieder kreisen Geschichten über eine solche Trabelsi, die einen Verkehrsunfall verursacht hat und dann einfach zum Schlafen nach Hause gefahren ist. Wir tauschen dies sch-nell aus, diskret. Unser Verhalten wird sich irgendwann rächen, erzählt man. Wir haben den Eindruck uns zu verschwören.

Die Polizei hat Angst. Ist man ein Nahestehender Ben Alis öffnen sich die Tore. Privathotels geben ihre besten Zimmer, Parken wird gratis angeboten, Verkehrsregeln zählen nicht mehr. Tunesien wird für sie zum Terrain eines virtuellen Spiel, sie riskieren nichts, können alles machen. Das Gesetz ist ihre Marionette.

Das Internet wird blockiert, zensierte Seiten werden als nicht gefundene Seiten angezeigt um den Eindruck zu vermitteln, dass diese Seiten niemals existiert haben. Schüler und Studenten ändern ihren Proxy, als Konse-quenz erscheinen die Worte „Hast du einen funktionier-enden Proxy?“.

Wir haben es satt, wir haben diskutiert. Wir wissen, dass Leila Ben Ali gerne eine tunesische Insel kaufen möchte, dass sie die amerikanische Schule in Tunis schließen möchte um ihre eigene Schule zu fördern, diese Informa-tionen zirkulieren. Wir tauschen uns über das Internet aus, in den Taschen tragen wir „La régente de Carthage“ (ein Buch über Leila Ben Ali). Wir lieben unser Land und befürchten, dass sich das ändern könnte, aber es gibt keine organisierte Bewegung. Die Masse ist bereit, aber der Aufruf fehlt.

Tunesien, die Korruption, Becher mit Wein, man wird gezwungen mitzumachen. Wir bewerben uns um in Frankreich oder Kanada zu studieren... Wir möchten alles hinter uns lassen. Wir werden im Stich gelassen und akzeptieren es. Wir hinterlassen ihnen das Land. Wir gehen nach Frankreich, vergessen Tunesien ein wenig, kommen nur in den Ferien zurück. Tunesien? Das sind die Strände von Sousse und Hammamet, das sind Res-taurants und Clubs. Tunesien – ein riesiger Club Med.

Und plötzlich deckt Wikileaks auf, dass alle wispern.

Und plötzlich setzt sich ein junger Mann in Brand.

Und plötzlich werden 20 Tunesier an einem Tag ermor-det.

Zum ersten Mal sieht man die Möglichkeit, zu rebel-lieren, sich an dieser königlichen Familie zu rächen, die sich alles aneignet, die Chance die etablierte Ordnung, die einen die gesamte Jugend begleitet hat zu stürzen.

Eine gebildete Jugend, die es satt hat, die bereit ist all die Symbole des alten autokratischen Tunesiens zu opfern. Für eine neue Revolution. Die Jasminrevolution. Die Echte.

la vraieDie echteFür eine neue Revolution. Die Jasminrevolution.

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über mutige schwestern* und gewalt an frauen*

Der 25.11. wurde auf dem ersten Treffen lateinamerikanischer und karibischer Feministinnen*, in Gedenken an die Mirabal Schwestern* zum „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“ ernannt. 1999 wurde er von der 54. UNO-Generalversammlung offiziell anerkannt. Doch wo beginnt Gewalt gegen Frauen* und weshalb wurde ausgerechnet der 25.11. gewählt, um diese zu thematisieren?

Las Mariposas

Unter dem Namen „Las Mariposas“ wurden die drei Mirabal Geschwis-ter bekannt. Sie kämpften gegen die Diktatur von Raffael Leonidas Tru-jillo, der 1930 in der Dominikanis-chen Republik durch einen Militär-putsch an die Macht kam. Zunächst war Mariposa nur der Deckname Minerva Mirabals für ihre politische Arbeit im Untergrund. Nach der Er-mordung der Drei wurde der Name „Las Mariposas“ für alle Schwestern* benutzt. Sie wuchsen unter wohl-habenden, bürgerlichen Verhältnis-sen im dominikanischen Landesin-neren auf. Trotz des erschwerten Zugang zu Bildung für Frauen* und zeitweisen Studienverbots aufgrund politischer Aktivitäten schlossen sowohl Minerva (Doktorin der Juris-prudenz) als auch Maria Teresa (aka-demische Landvermesserin) Mirabal ihr Studium ab.

Die Verfolgung setzt ein...

Zum ersten Mal in Kontakt mit Trujillo kamen sie am 12. Okto-ber 1949. Dieser lud zu einer Feier in Gedenken an die „Entdeckung“ Amerikas durch Kolumbus („Dia de la Raza“). Zu diesem Zeitpunkt war Minerva Mirabal bereits als Freigeist und politisch aktiv bekannt, wurde jedoch noch nicht verfolgt. Ab dieser Feier begann die Verfolgung ein. Ihre Familie wurde arrestiert, freigelassen, zwei Jahre später wieder verhaftet und erneut freigelassen. Der Vater* hielt dem Druck nicht stand und starb wenige Tage nach der Entlassung. Als Minerva Mirabal 1959 wieder zu ihrer Familie zieht nachdem sie 4 Jahre lang in Monte Cristi gelebt hat, schließt sie sich der „Bewegung 14. Juni“ an. Diese Be-wegung folgte der „Movimiento de Liberacion Dominicana“, welche am 14. Juni einen bewaffneten Aufstand organisierte. Dieser wurde durch

das Trujillo-Regime brutal nieder-geschlagen. Alle Teilnehmer_innen und zahlreiche Tatverdächtigen wur-den ermordet.

Das Ende...

Die „Bewegung 14. Juni“ wurde 1960 kurz nach ihrer Formierung entdeckt und zahlreiche Aktivist_in-nen festgenommen und gefoltert. Unter ihnen auch Minerva und Maria Teresa Mirabal. Internation-aler Druck zwang das Regime die Mirabal Schwestern*, frei zu lassen, während viele Andere weiterhin in Haft blieben. Auf dem Heimweg nach dem Besuch ihrer Ehemänner* im Gefängnis in Puerto Plata, geriet-en die Mirabals in einen Hinterhalt. Sie wurden am 25.11.1960 ermor-det und man versuchte den Mord als Autounfall zu tarnen. 21 Jahre nach dem Tod der Schwestern ernannte das erste Treffen lateinamerikain-scher und karibischer Femisitinnen*, ihren Todestag zum „Dia Internac-ional de la No Violencia Contra la Mujer“.

Durch die Ernennung eines Tages gegen Gewalt an Frauen, sollte diese zunächst erst einmal thematisiert werden. Doch die gegen Frauen ger-ichtete Gewalt beginnt nicht erst mit dem aktiven körperlichen Übergriff oder einer Vergewaltigung. Sie um-fasst nicht nur körperliche und sex-uelle Gewalt.

Gewalt...

Grob gesagt umfasst Gewalt alle Handlungen, die einen anderen Menschen dazu zwingen etwas zu tun, das er/sie nicht tun will. Dies kann auf unterschiedliche Arten pas-sieren:

Die Angst allein nach Hause zu ge-hen ist eine anerzogene Angst - denn statistisch gesehen ist es zehnmal

wahrscheinlicher zu Hause Gewalt zu erleben als auf der Straße. In Österreich erfahren bis zu 300.000 Frauen* Gewalt. Das bedeutet, das körperliche und psychische Gewalt keine Ausnahme ist. Sie geschieht ständig, in allen Gesellschaftss-chichten, jeden Tag und genau vor unserer Nase.

Gewalt gegen Frauen* hat viele Gesi-chter und allzu oft sind die Gesichter den Frauen mehr als bekannt und verfolgen sie über Jahre hinweg (in 80% der Fälle dauert Missbrauch zwei Jahre und länger).

Außer der physischen und der psy-chischen Gewalt (gegen Frauen*), ist strukturelle Gewalt Teil unserer Gesellschaft. Die Angst, nachts al-leine nach Hause zu gehen, die Frage nach Kinderwunsch bei Vor-stellungsgesprächen und der Druck sich nach gewissen Vorstellungen kleiden zu müssen sind Ausdrücke strukturell-unterdrückender Mecha-nismen. Ökonomische Faktoren spielen ebenfalls eine zentrale Rolle: Frauen* werden noch oft auf die Rolle als Hausfrauen und Mütter re-duziert - beruflicher Erfolg wird zur Nebensache und ihre (beruflichen) Leistungen abgewertet. Dies wird am Beispiel bei der Einkommenss-chere zwischen Frauen* und Män-ner* deutlich. Frauen* verdienen in Österreich im Schnitt um rund ein Drittel weniger als Männer *. Durch diese Gewalt, sei es physischer, psy-chischer, struktureller, ökonömischer Natur oder das Zusammenspiel all dieser wird ein System erhalten, dass Frauen* unterdrückt und in eine Ab-hängigkeit gezwingt. Ein System, das von Männern* für Männer* gemacht wurde. (th)

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Netzneutralität bedeutet nichts anderes, als das im Internet alle Datenpa-kete wertfrei und gleichbedeutend transportiert werden. Das ist Standard im Internet, den wir alle kennen. Allerdings gibt es Pläne, dies zu ändern. In Österreich kämpft an vorderster Front Hannes Ammetsreiter, seines Zeichens Vorstandsvorsitzender von a1, für die Abschaffung der bestehenden Netzneu-tralität.

Zur Zeit werden gelangen die Pa-kete, die wir jeden Tag durch das Internet schicken und empfangen, ohne Priorisierung von Empfänger_in zu Empfänger_in. Es ist vollkom-men irrelevant, ob man sich (halb)lustige Videos bei Youtube ansieht oder eine lebensverändernde E-mail absendet. Das bedeutet, dass die Internetprovider schlichtweg als Pa-ketdienst fungieren und eines nach dem Anderen überbringen. So wird zum Einen garantiert, dass jede_r User_in Zugang zu allen Angeboten hat, die im Internet verfügbar sind; und das unabhängig davon, welchen Betrag man monatlich an den Pro-vider überweist. Zum anderen wird auch noch sicher gestellt, dass alles, was im Internet zu finden ist, auch gefunden werden kann. Wir können unsere Informationen aus von der Homepage kleinformatiger Boule-vardblätter genau so gut gewinnen, wie von kleinen Blogs, die von einem einzelnen Menschen betreut werden.

So, damit sind wir auch schon beim Traum des Anfangs erwähnten Hannes A. angelangt: Er wünscht sich etwas, das Deep Package In-spection (dpi) heißt. Damit will er die einzelnen Pakete nach Absend-er_in, Empfänger_in und Inhalt durchleuchten und anschließend kategorisieren. So plant er konkret, die Übertragungsgeschwindigkeiten beispielsweise von Voice Over ip-Diensten (Internettelefonie) zu dros-seln um so das Telefongeschäft seines eigenen Unternehmens zu fördern. Aus unserem größten Nachbarland

sind ähnliche Töne von ähnlicher Stelle zu vernehmen: Von Seiten der Deutschen Telekom wird der Wun-sch geäußert, Anbieter_innen von datenintensiven Inhalten wahlweise die Geschwindigkeit zu verlang-samen oder zumindest eine zusätzli-che Gebühr entrichten zu lassen. Ist doch gar nicht so schlimm? Doch – es bringt die Provider in eine Situ-ation, in der sie zensieren können. Nach eigener Aussage “nur” nach technischen, nicht nach inhaltlichen Kriterien. Aber zweiteres würde doch auch nicht in einem Interview er-wähnt werden, oder?

Am Rande sei noch folgendes Prob-lem mit der dpi erwähnt: Hierbei würde ohne Grund von meinem Provider der gesamte Internetverkehr durchleuchtet. Es würde ihm somit ein weitreichender Eingriff in meine Privatsphäre gewährt werden. Natürlich könnte ich aus Sorge um ebendiese auf Internet verzichten, aber das ist doch eher eine theore-tische Möglichkeit. Somit befinden wir uns im Kernbereich der Grun-drechte.

Vom Status quo komme ich nun noch zu den Konsequenzen, die uns bei einem Ende der Netzneutralität drohen. Das erste Szenarium wäre, dass Provider je nach Tarif Zugänge zu gewissen Diensten erlauben. Es gäbe ein Mehr-Klassen-Internet, wobei ein gewisser Raum allen zugänglich wäre (als Beispiel Home-pages ohne multimedialen Inhalt), für alles was darüber hinaus geht

netz neutral?

(Audio, Video, VoIP, etc.) wäre extra zu bezahlen. Schon hätten wir ein nach sozialen Klassen zersplittertes Netz. Zweitens könnten die einzel-nen Dienste den höchstbietenden Anbieter_innen vom jeweiligen Pro-vider “exklusiv” angeboten werden, also zB ein Social Network, ein Videoportal, ein E-Mail-Anbieter. Kontrolle von Datenfluss bedeutet dabei nicht nur Einschnitte in die Privatsphäre, sondern birgt auch das schwer kontrollierbare Potential zur Beschneidung von Information. So entsteht durch die Möglichkeit zur Zensur eine Gefährdung der Mei-nungsfreiheit, welche ja auch ein Menschrecht ist. Zudem besteht die Möglichkeit, bestimmte (Software-)Produkte von der Nutzung von Di-ensten auszuschließen, frei nach dem Motto ohne xy-Browser kein Web-TV. Diese Beispiele sollen nur zeigen, dass die Möglichkeiten quasi unbegrenzt sind.

Das Internet ist als Information-squelle für den großen Teil der Men-schen unverzichtbar geworden ist. Der gleiche und diskriminierungs-freie Zugang war Grundgedanke seit der Gründung und für den ge-sellschaftlichen Erfolg bezeichnend (mit-)verantwortlich. In den Nied-erlanden ist der netzneutrale Zugang verfassungsgesetzlich gesichert - ein Umstand, der nicht zuletzt aus grun-drechtlichen und demokratischen Überlegungen heraus Notwendigkeit ist. (cs)

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In den USA wurde im Januar 2011 der National Alzheimer’s Project Act (NAPA) erlassen, die erste Sitzung des Advisory Councils fand Ende Sep-tember statt. Im NAPA factsheet heißt es: “This law will create a national strategic plan to adress the rapidly escalating Alzheimer’s Disease (AD) crisis and will coordinate AD efforts across the federal government” und weiter “This national strategic framework will include outcome- driven objectives, recommendations, implementation steps and accountability in the fight to overcome AD”.

In Deutschland erklärte der amtier-ende Gesundheitsminister Daniel Bahr kürzlich: “Leider stellen wir in der Demenzforschung noch keinen wesentlichen Fortschritt fest”. Er nimmt im selben Rahmen die Fami-lie in die Pflicht und sieht in ihr den ersten Versorgungsverantwortli-chen. Artikel die über den streng medizinischen Ansatz der Thematik weit hinausgehen sind auch in den renommierten Nature (“A problem for our age”) , New England Journal of Medicine (“Confronting AD”) und Neurology (“Adressing the ethi-cal, policy and social challenges of preclinical AD”) erschienen. Alzhei-mer ist Thema und wird vor allem Thema sein.

Der Grund dafür ergibt sich aus den Dimensionen, illustriert in einem Report der Alzheimer’s Association (ASA) aus dem Jahre 2010. Die An-zahl über 65jähriger, erkrankter US- Bürger_innen steigt demnach von 5,1 Mio. 2010 auf 13,5 Mio. 2050, der Anteil schwer Betroffener von 41% auf 48%. Der Kostenanstieg ist noch dramatischer, bei gegenwärtig jährlich 172 Mrd. US-$ wird 2050 ein erforderlicher Betrag von 1.078 Mrd. US-$ erwartet, in etwa 785 Mrd. €. Unbezahlte Aufwendun-gen Angehöriger, deren finanzieller Äquivalenzwert (soweit sich dieser quantifizieren lässt) 2009 auf 144 Mrd. $ geschätzt wurde, sind in dies-en Zahlen nicht berücksichtigt.

Die Herausforderungen, die diese Zahlen bedeuten sind mannigfaltig

sowie nicht ein Problem allein der Vereinigten Staaten. Diverse Struk-turen und Gruppen müssen dabei adressiert werden.

Eine sehr konkrete Fragestellung geht an medizinische Wissenschaf-ten. Heilungsmöglichkeiten und Präventivmaßnahmen entwickeln. Freilich, konkrete Fragestellungen bedeuten nicht automatisch ein-fache oder realistische Antworten. So gibt es ein inzwischen verbreitet ausgegebenes Ziel: die Verzögerung der Erkrankung. Dies erscheint mit dem Hintergrund, dass Alzheimer in der Regel eine Erkrankung des fort-geschrittenen Alters ist besonders at-traktiv. Grundvoraussetzung für das Vermeiden der Progression ist das frühzeitige Erkennen. Eine lange präklinische Phase in der keine Symp-tomatik vorhanden ist sowie eine Prodromalphase, in der Mild Cogni-tive Impairment (MCI) als Symptom auftritt, erschwert dieses frühzeitige Erkennen deutlich. MCI bedeutet eine Beeinträchtigung der Kognition über normale Alterserscheinungen hinausgehend aber ohne Beeinträch-tigung der Aktivitäten des täglichen Lebens. MCI per se ist allerdings kein sicheres Zeichen dafür, dass eine Person an Alzheimer erkrankt. So manifestieren sich teilweise andere Demenzformen, schreitet das MCI nicht voran oder wird gar wieder rückgängig. Da rein symptoma-tisch also eine Früherkennung nicht möglich ist, sind Biomarker in Form von bildgebenden Verfahren und Liquor-Markern ins Blickfeld der

Forschung geraten. Im Optimalfall sollen sie nicht nur eine frühzeitige Diagnose sondern auch ein Risiko-stratifizierung ermöglichen. So sieht Jason Karwalish in bereits oben er-wähntem Artikel aus Neurology fol-gende Perspektive: “Just as progress in cardiovascular disease changed it into a risk-based diagnosis and sim-plified the many types of dyslipidem-ia into simple concepts of “good” and “bad” cholesterol (HDL and LDL, respectively), one or more biomark-ers of AD may achieve this status.”. Selbst wenn diese Risikoerhebung verlässlich angewandt werden könnte wäre allerdings die Möglichkeit einer erfolgreichen Intervention in den Fortschritt der Erkrankung noch lange nicht gegeben.

Zeitlich setzt sie noch früher im Krankheitsgeschehen an und ist auch mit einer Therapieoption ver-bunden: die Impfung gegen Alzhei-mer. Christian Haass, Biologe an der LMU München wird in der Frank-furter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 08. Oktober diesen Jahres zi-tiert “„Ich bin felsenfest davon über-zeugt, dass wir bereits den richtigen Impfstoff in der Hand halten.” und “Ich bin optimistisch, dass wir den Entwicklungsprozess bald ohne Nebenwirkungen verhindern kön-nen“. Wie viel Optimismus dort in eigener Sache herrscht ist schwer auszumachen. Tatsache ist, dass zwar gewisse Krankheitsprozesse verhin-dert wurden, ein Einfluss auf das klinische Bild aber ist dadurch bisher nicht erzielt worden. Dabei wird auf

alzheimer

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eine bereits besprochene Problema-tik verwiesen: die mit der Impfung Behandelten waren stets bereits er-krankt. Ob die Impfung in einem Kollektiv von noch nicht Betrof-fenen ihre Wirkung entfalten kann ist noch nicht klar, auch, weil man bisher nicht vorhersagen kann, wer tatsächlich an AD erkranken wird. Es gibt also definitiv Fortschritte und Ansätze in der Demenzforschung - inwieweit diese allerdings die gesteckten Ziele erfüllen können ist gegenwärtig noch unklar.

Adressiert werden müssen auch Ethik und Juristik. An populärem Beispiel zu beobachten ist dies bei der L’Oréal- Erbin Liliane Betten-court. Von der eigenen Tochter der zunehmend irrationalen Verteilung von Geldwerten bezichtigt, wurde ihr Mitte Oktober das Recht zur Ver-fügung über das eigene Vermögen entzogen. Dies auf Basis der Diag-nose einer Alzheimer-Demenz. Wie weit geht Selbstbestimmung, wann sollte sie eingeschränkt werden? Ist bei einem Risikoprofil ein Testa-ment zu erstellen, das nach Auftreten von Symptomatik nicht mehr zu verändern ist? Sehr drastische Frage-formulierungen. Die Situation muss dennoch Klärung erfahren. Der Stre-it zwischen Liliane Bettencourt und ihrer Tochter, Françoise Bettencourt-Meyers begann im Jahre 2007, als letztere gerichtlich gegen einen Fre-und der Mutter vorging. François-Marie Banier hatte von Bettencourt senior über eine Milliarde Euro in Form von Geschenken erhalten, die

Anklage zielte auf “abus de faiblesse”, wörtlich “Missbrauch der Schwäche”. Wann können wir mit Sicherheit sa-gen, dass unsere Entscheidungen als klarer oder richtiger zu werten sind als die Betroffener?

Eine zweite Frage stellt sich zur Früherkennung. Macht es Sinn bei fehlender Therapieoption Menschen mit hohem Risiko zu warnen bzw. zu verunsichern? Fragestellungen dieser Art kennt man aus der Ge-netik. Sergey Brin, Mitgründer von Google, bei dem eine LRRK2 Mu-tation das Risiko für eine Parkin-sonerkrankung erhöht, ist mit dieser Nachricht 2010 an die Öffentlichkeit gegangen. Somit hat er anhand der eigenen Person die Diskussion um den Wert dieser Information en-tfacht. Herr Brin ist in seiner Situ-ation in der Lage viel Geld in die Parkinsonforschung zu stecken. Was die_der Durchschnittsbürger_in mit ähnlichen Informationen zu er-höhten Krankheitsrisiken anfangen kann ist ohne klar existierende, sich an Risikoermittlung anschließende Präventions- und Therapiestrategien schwer auszumachen. So wird auch im Rahmen von Studien, die Prädik-toren für eine Progression eines MCI zu Alzheimer suchen hervorgehoben, dass jene ohne zusätzliche Risikofak-toren entwarnt werden können. Für Patientinnen und Patienten, welche in ein Risikoprofil fallen kann bisher lediglich unspezifisch die Mögli-chkeit zur frühzeitigeren Organisa-tion und Vorbereitung als Benefit des Procederes gewertet.

Weiters ist die Erkrankung, wie in den Zahlen der ASA ersichtlich, ein volkswirtschaftliches Problem. Die einfache Umschichtung der Bevölkerungspyramide hat bereits massiven Einfluss auf Renten- und Steuersysteme. Bei den zusätzlich im Alter steigenden Kosten für das Ge-sundheitssystem nimmt Alzheimer eine führende Rolle ein. Durch die Chronizität, eine lange andauernde Krankheitszeit (ab Diagnose liegt das mittlere Überleben bei etwa sieben Jahren), bedeutende Komorbiditäten und die Notwendigkeit enger Betreu-ung ist AD sehr teuer. Eine Studie in „Medical Care” aus dem Jahre 2008 beziffert die Mehrkosten von AD- Pa-tienten mit Komorbidität gegenüber Patient_innen mit dieser Komorbid-ität aber ohne AD auf 2307$ im Jahr. Der Kostenunterschied ist bei starker Depression und bipolar- affektiven Störungen am stärksten ausgeprägt. Auch sind die Kosten bei stärker Be-troffenen wenig überraschend höher als bei leichter Betroffenen . Bei zukünftiger Verschiebung der An-teile von leicht, mittel und schwer an AD Erkrankten in Richtung letzterer Kategorie ist auch durch diesen Fak-tor ein Kostenanstieg zu erwarten.

Interessant ist, dass die Investitionen, die in die Alzheimerforschung gesteckt werden dennoch so deutlich hinter andere zurücktreten. In Groß-britannien werden für jede Person mit Alzheimer jährlich durchschnit-tlich 62£ in Forschung gesteckt, verglichen mit 295£ für Personen mit Krebserkrankungen. In der Ge-

Auguste Deter war die von Alois Alzhei-mer in Klinik und Pathologie beschriebene Patienten anhand derer er 1906 in Tübingen erstmalig das Krankheitsbild vorstellte.

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samtschau bedeutet dies, das im UK jährlich durch Regierung und Charity zwölf Mal weniger für De-menz (ca. 50 Mio. £) als für Krebs-forschung (ca. 600 Mio.£) ausgege-ben wird. Die weltweiten Kosten für Demenz im Jahre 2010, die auf 604 Mrd. US-$ (377 Mrd. £) geschätzt werden stehen in keiner Korrelation dazu.

Der Appell, das Problem durch gestärkte Familienfürsorge zu lösen, ist in Anbetracht der allgemeinen Anforderungen an Flexibilität und Mobilität Arbeitender kein wirkli-cher Lösungsansatz. Die Möglichkeit sich neben Beruf und Familie noch als Teil- oder Vollzeitpflegende zu engagieren besitzen die Allerwenig-sten. Die Entlohnung, die pflegende Angehörige erhalten ist selbst bei sehr altruistischem Ansatz nicht aus-reichend, um gute Versorgung zu er-möglichen. Von einem Angebot für Schulungen oder gar Ausbildung für eine Pflege im familiären Rahmen, die minimalen, objektivierbaren An-forderungen gerecht wird ist man weit entfernt.

So gelangt man zu dem für das Indi-viduum wohl wichtigsten Aspekt der Erkrankung. Alzheimer geschieht nicht nur im Spiel großer Zahlen oder im Labor. Es geschieht vor al-lem im Kleinen. Familie, Freund_in-nen, eigene Person: die eigentliche Tragik der Erkrankung lässt sich auf diesem Level erfassen. Die ASA be-

schreibt zehn Warnzeichen, die eine Konsultation zum Ausschluss eines AD zur Folge haben sollen (siehe #factbox).

Wunderbar lässt sich dies auflisten. Das Beschreiben der Symptome al-lein jedoch wird der Erkrankung nicht gerecht. Ausführliche persön-liche Berichte, die das Bild mehr als nur ergänzen gibt es in Form vieler Bücher, so z.B. “Der alte König in seinem Exil” des in Wien lebenden Arno Geiger, der darin seinen an Alz-heimer erkrankten Vater portraitiert. Im Umgang mit Erkrankten geht es darum, einen vernünftigen Mittel-weg zu finden. Einen Weg zwischen rein medizinischer Hilfe und unter-stützendem Spezialist_innentum bei Problemen im Umfeld der Patien-tin und des Patienten und natürlich deren Problemen selber. Denn in Lehrbuchmanier hinter “Symptome, Pathogenese und Therapie” einen Schlusspunkt zu setzen ist nicht genug. Die komplexe Struktur der Problematiken gilt es in Ihrer Ge-samtheit, in finanziellem, medizini-schem, juristischem, familiärem und ethischem Kontext anzugreifen. Mo-mentan lässt sich nicht sagen, wie die Antworten auf die Fragen aussehen. So wird das Dilemma des Vaters Arno Geigers auch Sinnbild unserer gegenwärtigen Situation: „Also, ich muss sagen, es geht mir gut. Allerd-ings unter Anführungszeichen, denn ich bin nicht imstande, es zu beurteilen“. (gm)

Alzheimer-Warnzeichen nach ASA:1. Vergesslichkeit, die das tägli-

che Leben beeinflusst

2. Beeinträchtigung bei Planungen oder dem Lösen von Problemen

3. Schwierigkeiten beim Ausführen von Alltagstätig-keiten

4. Zeit- und Ortskonfusion

5. Schwierigkeiten, Bilder und räumliche Zusammenhänge zu erkennen

6. Sprachverarmung

7. Verlegen von Dingen und Unvermögen, diese zurück-zuverfolgen

8. Schlechtes oder vermind-ertes Urteilsvermögen

9. Rückzug von Arbeit und/oder sozialen Aktivitäten

10. Veränderung in Stimmung und Persönlichkeit

#facts

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Im letzten med4you hat unser Kollege Matthias Dombrowsky eine Kolumne mit dem Titel „Plünderungen in Großbritannien – Eine philosophische Be-trachtung“ geschrieben. So einen Text in einer Mediziner_innen Zeitung zu finden mag gelernte muwler und muwlerinnen auf den ersten Blick ver-wundern, da ja anscheinend der direkte Bezug zum Medizinstudium an der muw fehlt, ist aber sicher zu begrüßen. Allzu oft hat man das Gefühl, die Studenten und Studentinnen an der muw leben apathisch, ohne auch nur einen Strahl Tageslicht von der politischen und gesellschaftlichen Außenwelt zu sehen. Wenn sich ein Kollege nun zu gesellschaftlich wichtigen Problemen außerhalb der muw und den Skripten Gedanken macht ist das also in gewis-ser Weise etwas Besonderes und sicherlich zu unterstützen. Leider scheinen die Mediziner und Medizinerinnen dabei doch sehr unbedarft zu sein, ob es nun an unseren Kreuzerltests, den rigiden Stundenplänen oder am oft un-terstellten charakterlichen Typus der “Mediziner_innen” liegt muss unbeant-wortet bleiben. Zumindest legt die Lektüre des Texts von unserem Kollegen eine Sichtweise nahe, die uns Medizinern und Medizinerinnen nicht unbed-ingt schmeichelt.

Unser Kollege bemüht sich sichtlich dieses Phänomen in Großbritannien zu verstehen und auch gleich zu erk-lären, um es besser in sein Weltbild zu integrieren. Leider fallen diesem Versuch das medial Erlebte zu integ-rieren viele gute Ansätze im Denken zum Opfer. Durch den Charakter der zwanghaften Erklärung wird die versprochene „philosophische Betra-chtung“ zur Farce, zur hohlen Phrase eines medial verunbildeten [vgl. Konrad Paul Liessmann, Theorie der Unbildung] Begriffs der Philosophie. Nichtsdestotrotz hat dieser Artikel doch einen Unterhaltungswert und kann zur Lektüre empfohlen werden. Ich kann den ganzen Text von unser-em Kollegen hier leider nicht Wied-ergeben, um jedoch meine Antwort

auf diesen zu verstehen, ist es sicher-lich notwendig selbigen gelesen zu haben. Ich selbst habe viel Freude aus diesem Text gezogen, nicht zu-letzt da der Kollege auf die Qualität der Kolumnen und Meinungsseiten unserer Zeitungen abzielt, um dann selbst den ärgsten Vereinfachungen aufzusitzen – zuerst dachte ich sogar es handle sich um eine sehr kluge Ka-rikatur dieses Feuilletonismus.

Der Begriff der Philosophie in dem diskutierten Text ist wie erwähnt ein besonders interessanter. Dieser, anscheinend der Popkultur und den Medien entspringende, neue Beg-riff der Philosophie hat sich doch sehr weit von seinen Wurzeln en-tfernt oder aus anderer Perspektive

amüsanterweise wieder ganz darauf beschränkt. Die Philosophie, wie sie vor allem im Athen der Antike geprägt wurde, ist eine Tradition zu Denken unter der ständigen re-flexiven Betrachtung dieses selben Prozesses. Deswegen ist es auch φιλοσοφία (philosophia), die Liebe zur Weisheit, und nicht die Weisheit selbst. Die Philosophie ist sich ide-alerweise ihrer Beschränktheit und Unabgeschlossenheit bewusst. His-torisch haben sich die Philosophen aus den Sophisten entwickelt, die das Denken und Reden als Handwerk zum Erreichen von eigenen oder fremden Zielen verstanden und ihr argumentatives Redetalent gegen Geld verkauften. Interessanterweise hatten sie selbst noch gar keinen Be-griff oder ein Modell von Argument oder Diskussion, erst durch Aristo-teles (der selbst den Sophisten sehr skeptisch gegenüberstand) wurde ein theoretischer Unterbau zur argumen-tativen Diskussion geschaffen (durch Gründung der Logik) und so aus dem Handwerk der Sophisten eine Wis-senschaft (deren erste Theorie auch auf Aristoteles zurück geht – der aris-totelische Wissenschaftsbegriff) – die Philosophie. Es muss hier nicht extra betont werden, wie nahe diese Kultur der Sophisten wieder unserer heuti-gen Gesellschaft steht, in einer Zeit, in der es für alles bezahlte Coaches gibt, in der Experten und Expertin-nen in Medien uns das Denken ab-

„Plünderungen in großbritannien“antwort

Bobbies stürmen die Strasse. Verletzte werden in Kauf genommen.

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nehmen sollen, ein jeder Mensch, jedes Produkt seine „Philosophie“ und jede Firma ihre „Firmenphiloso-phie“ hat. In unserer mediaindus-triellen Gesellschaft ist Philosophie oft gleichbedeutend mit „grundsät-zlich“ oder „Leitbild gebend“ und blendet den eigentlichen Kern – das Denken – vollständig aus. So ist für unseren Kollegen anscheinend auch das (noch dazu kontextfreie) Zitieren und Interpretieren einiger weniger Sätze eines einzelnen Philosophen schon eine philosophische Betrach-tung. Er selbst schreibt salopp „frei nach Arthur Schopenhauer“, wenn er eine Modellbildung desselben auf die von ihm analysierte Situa-tion anwendet, ohne dabei selbst das Gesagte einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Im besten Falle ist das eine treffliche Anekdote oder aber nur eine selektive Verwendung eines Zitats oder wo nicht wörtlich wied-ergegeben sogar nur eine Interpreta-tion zur Untermauerung eigener Po-sitionen in einem nahe sophistischen Sinn – auf keinen Fall aber eine phi-losophische Betrachtung. Nun will ich gar nicht genauer auf die von unserem Kollegen vertretene höch-stpersönliche Meinung eingehen, da die Informationslage und der Raum auch hier nicht gegeben sein können, um eine angemessene und erschöp-fende Aufarbeitung der Ereignisse

diesen Sommer in Großbritannien zu gewährleisten. Anstelle dessen möchte ich auf systematische Prob-leme in der Darlegung der Meinung unseres Kollegen hinweisen, und so exemplarisch aufzeigen, wo wirklich eine philosophische Betrachtung im aufrichtigen und erkenntnisorienti-erten Sinne möglich und notwendig wäre.

Es entbehrt nicht einer gewissen Komik, dass unser Kollege den Zei-tungen vorwirft voreilig Versuche über die Ergründung der Prob-lematik abzudrucken. Er kritisiert, dass hier vor allem „Soziologen und Universitätsprofessoren“ zu Wort gekommen sind. Natürlich hat er Recht, das ist auch nicht eine er-schöpfende Antwort auf solch ein Problem, aber sicher doch ein guter Ansatz. Ich würde diesen Expert_in-nen (auch wenn Letzteres wohl eher eine Positionsbezeichnung, als eine Berufsbezeichnung ist; aber das nur am Rande, wir können verstehen, wenn wir wohlwollend sind, was er meint) doch eine wichtige Rolle bzw. Fachkompetenz in einer solchen gesellschaftlichen Problematik zus-prechen. Zum Glück weiß ich, dass nicht nur Soziolog_innen (darunter einige, die eine Professur innehalten) sondern auch Wissenschafter_innen aus den Gebieten Politik, Medien und Wirtschaft Journalist_innen andere Expert_innen, neben vielen sich anderweitig berufen fühlenden, mehr oder minder qualifizierten, Laien in diversen Medien zu Wort gemeldet haben. Es ist in einer Welt wie unserer, in der wir der Wahr-heit durch schrittweise Verbesserung näher kommen, wünschenswert, wenn Medien mehr oder weniger qualifizierte Experten und Expertin-nen für eine Analyse bemühen. Es ist und soll der mündigen Leserin und dem mündigen Leser überlas-sen sein, aus der Masse der gege-ben Quellen durch Bewertung

und Reflexion ein eigenes Bild aus möglichst umfangreicher Informa-tionsvielfalt zu bilden. Dazu ist je-doch eine Bewertungsleistung der Lesenden vorauszusetzen, welche in einer medial überladenen und dem Denken fernen Gesellschaft immer schwieriger und seltener wird. Dass unser Kollege hier nicht unbedingt reflektiert vorgeht, ist daran zu erk-ennen, dass er nicht seine eigene Wiedergabe der Expertenmeinungen als grob verallgemeinert bezeichnet, sondern diesen selbst diese Verallge-meinerung vorwirft und wiederum in dem hier diskutierten Text diesen Punkt in nur einem Satz abhandelt.

Damit wären wir auch bei einem zweiten und entscheidenden Punkt in seinem Text angekommen: die Gesellschaft. Neben dem unreflek-tiert benutzten Begriff der Philoso-phie ist der der Gesellschaft sicher einer der größten theoretischen An-griffspunkte der Ausführungen un-seres Kollegen. Er verwendet hier einen Gesellschaftsbegriff, der nicht genauer bestimmt wird, noch dessen Ungenauigkeit er explizit anspricht, oder gar die wirklich philosophis-chen Fragen, die sich hieraus ergeben können. Ich möchte an dieser Stelle nicht eine verbindliche Definition von Gesellschaft geben, da dies nicht möglich ist. Nichtsdestotrotz kön-nen wir analytisch den Gesellschafts-begriff wie er von unserem Kollegen verwendet wird hier genauer betra-chten. Er stellt ziemlich zu Anfang klar: Gesellschaft sind nicht alle. Genauer: Gesellschaft ist für ihn er-staunlicherweise nicht, so wie es viele wahrscheinlich verstehen würden. Eine Abstraktion von mehreren Menschen auf einer überindividuel-len Ebene um zwischenmenschliche Interaktionen und Abhängigkeiten (Beziehungen), die - ex-definitione - alle in einer Betrachtung vorkom-menden Personen umfassen, zu er-gründen. Hier möchte ich gar nicht

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auf die Theorien über die Struktur einer Gesellschaft noch auf die Ab-grenzung der Gesellschaft gegenüber einer Gemeinschaft und dem Staat eingehen, sondern verweise hier auf einschlägige Literatur in der Soziolo-gie als der Wissenschaft über die Ge-sellschaft. Sondern für ihn scheint, wenn man seine weiteren Ausführun-gen zugrunde legt, eine Gesellschaft eher den Charakter eines elitären Klubs zu haben, in den man durch Leistung oder Bildung aufgenom-men wird, und aus dem man ausge-schlossen werden kann. Nur so ist es ihm möglich, eine Ursache gesells-chaftlicher Probleme in eben genau dieser Gesellschaft, zu verleugnen. Für ihn ist Gesellschaft gerade durch Abwesenheit der gesellschaftlichen Spannungen wie zum Beispiel durch Unterschiede in Bildung, Erwerb-stätigkeit, Vermögen und ethnis-cher oder religiöser Zugehörigkeit neben anderen möglichkeitsbestim-menden Faktoren gekennzeichnet. Anschließend stellt er dar, wieso die in seinem Sinne verwendete Gesells-chaft doch nicht schuld sein kann, da sie ja den „Plünderern“ (so bezeich-net er den Teil der Gesellschaft der nun aus seiner Gesellschaft ausge-schlossen wurde) alles biete, das ein komfortables Leben ausmacht. Be-sonders interessant ist hier einerseits, das was er als komfortables Leben

bestimmt, andererseits wie er eben seine Gesellschaft als gebendes Mo-ment gegenüber den Plünderern als nehmendes Moment gegenüber-stellt, anstatt die Brüche in der Ge-sellschaft selbst zu suchen. Man könnte es auch im neoliberalen Jar-gon beschreiben: „Leistungsträger“ gegenüber „Sozialschmarotzer“. Besonders grotesk wird diese Aus-führung erst durch die Wendung mit dem frei interpretierten Zitat nach Arthur Schopenhauer. Hier zieht er Schopenhauers Bild der zwei Pole Langeweile und Not (Schmerz mit den Worten Schopenhauers) als jeweilige Extrema heran, zwischen denen sich die menschliche Ex-istenz bewegt. Er dreht nun eben diese zuerst abgestrittene Schuld der Gesellschaft in dem von ihm ver-wendeten Wortsinn um, in dem er tatsächlich bejaht, dass die Gesells-chaft den Plünderern (er bezeichnet später diese von ihm der Gesellschaft in seinem Sinne entgegengesetzten Gruppe auch noch als Pöbel und indirekt als Proleten) durch eben die oben erwähnten Leistungen zu einem komfortablen Leben die Not genommen hat und dadurch deren Langeweile verschuldet hat. Die Vereinfachung innergesellschaftli-cher Probleme und Verleugnung basaler Zusammenhänge ist hier of-fensichtlich. Dieses Modell scheint

ihm durch die Einfachheit im dop-pelten Sinn einleuchtend und richtig zu sein. Dass dadurch viel mehr an Details in der Problematik verdeckt als erhellt wird, ist ihm entweder egal oder nicht aufgefallen. Wie man nun sieht, ist also die Umkehr von einer Verleugnung zur Beja-hung der Schuld der Gesellschaft in seinem Sinne nur eine oberflächliche. Darunter verbirgt sich weiterhin das gleiche neoliberale Gesellschaftsbild der „Leistungsträger“ gegenüber „So-zialschmarotzern“, zuerst betont er nur die Leistungen der Ersteren um nachher die Unwürdigkeit der Letz-teren herauszustreichen.

Die echten philosophischen Fragen, die des Staates, der Gesellschaft, der Bildung, des Individuums sowie ethischer Grundlagen bleiben ausges-part. Stattdessen wird das dem Den-ken bekanntlich feindliche Glauben, in diesem Fall an ein neoliberales Gesellschaftsmodell, hochgehalten und durch unreflektierte Wiedergabe von Zitaten und Interpretationen eines Philosophen (der überdies als der „Pessimist“ oder auch „Misan-throp“ unter den Philosophen gilt) das eigene „geglaubte“ Weltbild un-terstützt.

Als schaler Nachgeschmack dieser Ausführungen unseres Kollegen über dieses die Gesellschaft spaltende Weltbild bleibt die unausgesprochene Forderung durch „Rationalisierung“ der Leistungen an die „Schmarotzer“ den „intelligenten Menschen mit großem Geiste“ von einer „Last“ zu befreien, da man diesen ja durch Hil-fe ja sowieso nichts Gutes tut.

Wie zu Anfang gesagt: Es ist be-grüßenswert, wenn Studentinnen und Studenten auch an unserer Uni-versität über den Tellerrand hinauss-chauen, doch wäre es vielleicht besser ein wenig reflexiver und mit mehr Bedacht vorzugehen. (jk)

Love plakatieren die Aktivist_in-nen, hier in Lon-don.

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Oft als Revolutionierung der Anatomie gepriesen ist der Pernkopf-Atlas doch Mahnmal der dunkelsten Zeit der Medizinischen Universität Wien. Doch wer war Pernkopf?

Der Anatom Pernkopf trat bere-its 1934 der nationalsozialistischen Sturmabteilung (SA) bei und wurde noch im März 1938 nach dem „An-schluss“ zum Dekan der medizinis-chen Fakultät (Vorgängerin der MUW) ernannt und führte die Na-zifi zierung an der Fakultät voran. Antijüdische und politische Entlas-sungen standen auf dem Programm. Insgesamt wurden über 50% des lehrenden Personals an der Fakultät entlassen, zudem verloren rund zwei Drittel der Ärzt_innen in Wien auf Grund der Nürnberger Rassegesetze ihre Berechtigung zu praktizieren und fl ohen sofern sie konnten ins Exil. Durch diesen radikalen Schnitt und damit einhergehenden faschis-tischen Ideologisierung der Medizin-er_innenschaft waren Eugenik und Versuchsreihen mit KZ-Häftlingen oder anderen von den Nazis als „minderwärtig“ angesehenen Men-schen Praxis der medizinischen Wis-senschaft. Alleine auf den Gründen des heutigen Otto-Wagner-Spitals wurden in den Kriegsjahren 7.500 Patient_innen Opfer nationalsozial-istischer Tötungsmedizin. Traurige Berühmtheit erlang Steinhof auch durch die „Kinderfachabteilung“ am Spiegelgrund in der zwischen 1940 und 1945 800 „kranke“ und „be-hinderte“ Kinder und Jugendliche ermordet wurden.

1943 wurde Pernkopf, der als bed-ingungsloser Befürworter der Nazis klassifi ziert wurde, zum Rektor der Deutschen Universität Wien er-nannt. Er hielt seine Inauguration-srede in SA-Uniform vor hunderten studentischen Anhänger_innen. Im März 1945 versucht Pernkopf zu fl iehen - wird jedoch von amerika-nischen Einheiten in Salzburg fest-genommen.

Sowie Pernkopf wurden 420 von

1078 Ärzt_innen nach dem Krieg auf Grund ihrer Belastungen in den NS-Jahren nicht mehr zur Berufsau-sübung zugelassen. Humanmedizin-er_innen betreff ende Bestimmungen wurden nicht in ein eigens geschaf-fenes Gesetz, sondern 1947 in die Entnazifi zierungsgesetze aufgenom-men. Als belastet eingestufte Per-sonen wurden durch diese Gesetze bis 30. April 1955 an der Ausübung des ärztlichen Berufs ausgeschlossen.

Seinen Verfahren wegen Hochver-rat und Handlungen gegen das Ver-botsgesetz wurden –trotz erdrück-enden Beweislage, wie die frühe SA Mitgliedschaft und Unterredungen mit der Erziehungsministerium- 1948 eingestellt. Ab 1950 bewirbt sich Pernkopf wieder um einen Posten als Professor der Anatomie, nimmt aber zu seinen radikalen anti-jüdischen Entlassungen und seinem Verhältnis zum Nationalsozialismus nicht Stellung. Besonders perfi de mutet an, dass der damalige Dekan Lauda seinen Wunsch zur Wiedere-instellung auf Grund des Atlaten an dem Pernkopf arbeitete äußerte. Heute (wie damals?) wissen wir, dass jener Atlas vor allem auf der Grund hohen Anzahl an Präparaten und des unterdurchschnittlichen Alters der Leichen entstehen konnte. Man könnte sagen: dieser Atlas wurde mit dem Blut von hingerichteten Opfern des Nationalsozialismus gezeichnet. Denn Leichen von Justifi zierten waren auf Grund eines Runderlasses des Reichserziehungsministers vom 18. Februar 1939 den der jeweiligen Richtstätte nächstgelegenen Anato-mischen Instituten zum Zwecke der wissenschaftlichen Forschung und des Unterrichts zu übergeben. Zwis-chen diesen Datum und den Krieg-sende wurden 1.377 Leichname von Hingerichteten an das anatomische Institut Wien überstellt.

Pernkopfs erben?

Auch die Fachschaft meldete sich 1951 zu Wort und verlangte die Wiedereinstellung. Es ist zu ver-muten, dass diese aus korporierten (also burschenschaftlichen) Kreisen kamen. Trotz aller Bemühung blieb sein Ansuchen zur Wiedereinstellun-gen bis zu seinem Tod erfolglos.

Nach seinen Tod 1955 erschien ein Nachruf bezeichnenderweise im rechtsradikalen Publikationsorgan „Die Aula“, in welchem der Corps Alemannia Wien den Verlust „eines ihrer besten Alten Herren“ beklagte. Dieser Corps ist bist heute aktiv, jedoch verlies er auf Grund aus-bleibender Neuzugänge 1968 Wien und ging nach Linz. Heute trägt er den Namen „C! Alemannia Wien zu Linz“, auch die Zeitschrift „Die Aula“ gibt es nach wie vor: Medien-inhaber ist der Freiheitlichen Akade-miker Verband. (jz)

Pernkopf (2. v. l.) bei einer Konferenz an der Universität Wien 1944.

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fünf finger - ein vaust!

Handbuch gegen VorurteileVon Ausschwitzlüge bis Zuwanderungs-tsunami(Czernin Verlag, 303 Seiten, 24,90€)

Im „Handbuch gegen Vorurteile“ beschäftigen sich Nina Horaczek (Falter) und Sebastian Wiese mit den Alltagslügen, mit denen wir uns tagtäglich konfrontiert sehen.

Begonnen bei der Relativierung der Konzentrationslager über die „Guten Seiten“ des Nationalsozialismus bis hin zum Pseudofeminismus im Antikopftuch-Kampf haben die Au-tor_innen ein solide recherchiertes Buch verfasst, das den Leser_innen die nötigen Zahlen und Daten zu den jeweiligen darlegt.

„Ausländerinnen zerstören das So-zialsystem“ oder ähnlich Stehsätze werden aufgegriff en und geprüft: Tatsächlich sind Menschen mit Mi-grationshintergrund Nettoeinzahler in das Sozialversicherungssystem. Laut Sozialministerium lieferten 2008 89,3% der Sozialversicherungs-beitrage Österreicher_innen; er-hielten aber im selben Zeitraum 93,8% der Auszahlungen.

Über 50 gängige Vorurteile werden in 28 Kapiteln durchleuchtet und auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft. 303 Seiten, die nicht nur eine Menge Dis-kussionsunterlagen bieten, sondern auch den einen oder anderen Aha-Ef-fekt erwirken und eigene Vorurteile und Bilder in unseren Köpfen auf-decken. (jz)

neu in dervsstö bibliothekIn dieser Rubrik stellen wir unsere Neuzugänge in der VSStÖ Biblio-thek vor. Neugierig geworden? Dann komm vorbei und lies’ rein... und vielleicht fi ndest du ja das eine oder andere spannende Buch noch dazu!

Du fi ndest uns in der Bartenstein-gasse 4, 1010 Wien

Von den Aktivist_innen liebevoll Vaust genannt verfolgt der VSStÖ (Ver-band sozialistischer Student_innen Österreich) das “Fünf Finger, ein Vaust-Prinzip”.

Bundesweit

Der Vaust ist eine der größten Stud-ierendenoganisationen Österreichs. Wir sind in allen Unistädten präsent. Bildungspolitik wird nicht nur auf einzelnen Universitäten bestimmt. Studiengebühren, Zugangsbe-schränkungen, uvm werden vom Ministerium vorgegeben. Unsere Struktur erlaubt es uns, wirksam für Studierende im ganzen Land ein-zutreten.

Lokal verankert

Th ink global, act local. Klingt ab-gedroschen - ist aber so. Alle Über-legungen und Zielsetzungen begin-nen im Kleinen. An der eigenen Uni wissen Studierende über Missstände und Verbesserungsmöglichkeiten am besten Bescheid. Deswegen or-ganisieren wir uns in Fachgruppen und treff en uns wöchentlich. Dort besprechen wir aktuelle Probleme, planen Veranstaltungen, Aktionen und schreiben Zeitungen.

Service

Über die Jahre gesammeltes Wissen an Kolleg_innen weiter zu geben ist für uns selbstverständlich. Ob bei Fragen zu Beihilfen, Mietrecht oder zum Medizinstudium selbst.

Unsere Broschüren behandeln oft auftretende Probleme. Bei etwas

kniffl igeren Fragen helfen wir gerne persönlich weiter, ob im Rahmen von Infoständen oder per Telefon und Mail. Unabhängig von der reinen Information veranstalten wir Film- und Dikussionsabende. Denn zum Studium gehört mehr.

Politik

Wir wollen mitgestalten! Die Uni und die Welt. Um sinnvoll mit-gestalten zu können braucht es theo-retische Grundlagen, die wir uns bei Treff en, Diskussionen und Semin-aren erarbeiten und weiterentwick-eln. Unsere Arbeit ist nicht starr oder dogmatisch - neue Ideen und Inputs sind wichtig und immer willkom-men. Nur so kann (Selbst-)Refl ek-tion stattfi nden.

Praxis

Doch wir sehen uns nicht als Lesekre-is. Die Th eorie kann immer nur die Grundlage für Handlungen bieten - und nie ersetzen.

Nachhaltige Organisierung über spontane Bewegungen hinaus ist uns dabei ein besonderes Anliegen. Wir engagieren uns in Studierendenver-tretungen und Fachschaften um als gestaltendes Element tätig zu sein. Nur wer kontinuierlich aktiv an und in der Hochschule arbeitet kann dort etwas bewegen.

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ANTWORTSENDUNG

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Ich erkläre mich einverstanden den VSSTÖ Newsletter zugesendet zu bekommen. (wenn nicht, streichen)

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„Die Hälfte der Welt!“ ] [ ÖH Studieren und Wohnen ] [ ÖH Unterhalt für Studierende ] [ ÖH Uni Wien: Ausländische Studierende ] [ ÖH Sex Politiken ] [ ÖH Mach! Was?

] [ Antibiotika ] [ Aminosäuren ] [ Normalwerte ] [ Periodensystem ] [ Richtig zitieren ] [ Geschlechtergerechtes Formulieren ] [ Latinum 1 ] [ Latinum 2 ] [ SPSS ] [ Statistik

] [ Taschenkalender 2011/12 ] [ Wandkalender 2011/12 ] [ Ausfüllhilfe Familienbeihilfe ] [ EKG - Lineal ] [ Periodensystem-Plakat ] [ persönliche Beratung (bitte kontaktiert mich)

] [ bei einem eurer Medien mitschreiben ] [ die VSSTÖ -Medizin-Gruppe kennenlernen ] [ aktiv werden ] [ zuerst würd ich gerne mal mit einer/einem von

euch darüber reden, was ihr genau macht, dann überleg ichs mir, ob ich vielleicht vorbeischau!

...useful stuff

...broschüren

...pocketcards

...aktiv werden!

Ich will...

Ich bin...

impressummhv: Verband sozialistischer Student_innen, Sek-tion Wien, Bartensteingasse 4/6, 1010 Wien

redaktion: Lina Ben Salah, Tamara Handler (th), Jakob Klein (jk), Gerrit Machetanz (gm), Mirijam Müller (mm), Christoph Schrangl (cs), Jakob Zerbes (jz)

Druck: Verband sozialistischer Student_innen, Sektion Wien

satz & layout: Jakob Klein, Gerrit Machetanz, Jakob Zerbes

medizin.vsstoe-wien.atmedizin(at)vsstoe-wien.at

//01.- 03.12 Jahrestagung Der österreichischen gesellschaft für rheumatologie unD rehabilita-tion, . techgate wien, Donau-citY-strasse 1 , 1220 wien. Die anmelDung erfolgt unter httP://www.rheumatologie.at/Jahrestagung/anmelDung.PhP unD ist Kostenfrei. // 01.12. vortrag Prof. otto Kernberg, wiener PsYchoanalYtische aKaDemie, salzgries 16, 1010 wien. Die in blocK 20 herumgeisternDe KorYPhÄe Der PsYchoanalYse referiert zum thema “tech-nische schwierigKeiten in Der behanDlung narzistischer PersönlichKeitsstörungen”. Der vortrag ist öffentlich unD Kostenfrei. 20.15-22.00 uhr. // 08.-10.12. 2nD Joint worKshoP of ögmm, ögach, ögit anD öghmP. meDical mYcologY: from basic science to clinical neeDs. lecture hall Des imba, Dr. bohr-gasse 3, 1030 wien. für alle, Denen Der chamPignon nicht genug ist. anmelDung auf httP://oegmm.at/ unD für stuDenten Kostenlos.

te rm i n e

// 28.01.2012 Konsensus meeting Der ag für herzinsuffizienz, hofstallung Des museums moDerner Kunst stiftung luDwig im mQ, 1070 wien, museumsPlatz 1 vortrÄge zu Diabetologie, DiuretiKa- unD nierenersatztheraPie bei herzinsuffizienz sowie Pulmonaler hYPertonie. Die teilnahme ist Kostenlos, allerDings ist eine anmelDung Per mail an office(at)meDcongress.at erforDerlich. // 02.02.2012 1. notfall-KliniK-sYmPosium Der uniKliniK für notfallmeDizin. 14.00 uhr, hs3 aKh. mit Den themensschwerPunKten herzrhYthmusstörungen unD herzversagen. Die teilnahme ist Kostenfrei, anmelDung Per mail an nicole.vorauer(at)meDuniwien.ac.at.// 01.-05. 03. 2012 ecr - euroPean congress of raDiologY. Die anmelDung für Das JÄhrliche schmanKerl im lÄuft bereits auf www.mYesr.org. im rahmen Des rising-stars-Programms ist Die anmelDung für meDizinstuDenten Kostenlos. Die Dimension: ein normaler teilnehmer bezahlt 835 euro.

JeDen mittwoch 18:00 gruPPentreffen Des vsstö meDizinbartensteingasse 4 / strassenloKal, 1010 wien - meDizin(at)vsstoe-wien.at

[1] worum gehts?

Es geht um bessere Studienbedingungen, es geht um fi nanzielle Absicherung, es geht darum, dass Medizin nicht nur stur auswendig lernen und unrefl e-ktiertes Hinnehmen von Vorgekautem bedeutet. Es geht um MEHR!

Der VSStÖ (Verband sozialistischer Student_in-nen) ist auf allen Unis in Österreich präsent. Wir organisieren uns in Fachgruppen und besprechen sowohl fachspezifi sche Themen und Unipolitik als auch allgemein politische Thematiken. Dies in Gemeinschaft mit Gruppen anderer Studienrich-tungen. Durch die unterschiedlichen Perspektiven ergeben sich so Horizonte, die tatsächlich über den eigenen universitäten Dunstkreis hinausgehen. Um dann das Besprochene nicht einfach verklingen zu lassen, planen wir in der Konsequenz Aktionen und Veranstaltungen.

[2] wie kann ich mitmachen?

Schreib’ uns ein Mail (medizin(at)vsstoe-wien.at), adde uns auf Facebook (/vsstoewien), sprich uns bei unseren Infoständen an oder komm einfach auf einen Gruppentreffen vorbei! Wir treffen uns jeden Mittwoch ab 18:00 in der Bartensteingasse 4!