nekrolog. dr. friedrich meurer

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ARCHlV DER PHARIIIACIE. I. Biogr~plrisclres Denkirral. Nekrolog des Dr. Friedrich Menrer. Es war an1 28. April 186G, Saclimittap, als sicli in Dresden olinc das bei clcrgleichcn Gelcgenlieiten sonst ublichc Oeprsngc nnch dem Eliaslrirchhofe ein Trauerxug Leiregtc: iiian gelcitetc die Leiclie des mi 26. April XIorgens im lialbvollendctcn 74sten Lebensjahre verstor- berien Apothekers Dr. ined. Fr i e d r i cli i\l e u re r zu ilircr letzteri Ruliestiitte. Lasst mich so einfach wie nioglich begraben ! " hatte dEr Verstorbene ausdrucklich gewiinscht iind dicsctn Wunsclie geniiiss war cbcn so einfach, wie scin Leben gewescn, niicli sein 13egriibniss. Kine Anzilhl von Denen, die den Lebenden gelicbt und gcehrt liattcn, crwicscn den1 Todten die letzte HiIe und begleiteten ihn zuni Grabe. So ruhst Ih dcnn, rnein liebcr Freund, im liiihlen Schooss der Erde, nach welcheni Du, in den beiden lctztcn Jahrcn durch Krnnkheit gcbeugt, so manches RInl verlangt hnttcst: Du ruhest hicr aus von einem h n p n tliatigen Lebcn. Ilein Geist hat sich, erlost von den irdischen Pesseln, nufgeschwungen zu jenen lichten Rilu- iiien, in dencn wir uns, niit dieser festeii Hoffnung bist Du von uns gescliicden, dereinst wiederfinden werden. Friedrich Jieurer ist den 18. October I792 ge- boren und der iiltestc Sohn des nls Ktinigl. saclisisclier Justiznmtniann in Voigtsberg an) 7. Juni 183G verstorbe- nen (iottlob Friedrich Meurer, der dads, zur Zeit der Geburt seines Solines, in Pretzscli als Amtsactuarius lebte. Der Vater ivar ein Ehrcniiliinn iin vollsten Sinne des Arcl1.d. Phann. CLXXHII. Ma. 3. Hft. 13

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Page 1: Nekrolog. Dr. Friedrich Meurer

ARCHlV DER PHARIIIACIE.

I. Biogr~plrisclres Denkirral.

Nekrolog des Dr. Friedrich Menrer.

E s war an1 28. April 186G, Saclimittap, als sicli in Dresden olinc das bei clcrgleichcn Gelcgenlieiten sonst ublichc Oeprsngc nnch dem Eliaslrirchhofe ein Trauerxug Leiregtc: iiian gelcitetc die Leiclie des mi 26. April XIorgens im lialbvollendctcn 74sten Lebensjahre verstor- berien Apothekers Dr. ined. Fr i e d r i cli i\l e u r e r zu ilircr letzteri Ruliestiitte. Lasst mich so einfach wie nioglich begraben ! " hatte dEr Verstorbene ausdrucklich gewiinscht iind dicsctn Wunsclie geniiiss war cbcn so einfach, w i e scin Leben gewescn, niicli sein 13egriibniss. Kine Anzilhl von Denen, die den Lebenden gelicbt und gcehrt liattcn, crwicscn den1 Todten die letzte H i I e und begleiteten ihn zuni Grabe. So ruhst I h dcnn, rnein liebcr Freund, im liiihlen Schooss der Erde, nach welcheni Du, in den beiden lctztcn Jahrcn durch Krnnkheit gcbeugt, so manches RInl verlangt hnttcst: Du ruhest hicr aus von einem h n p n tliatigen Lebcn. Ilein Geist hat sich, erlost von den irdischen Pesseln, nufgeschwungen zu jenen lichten Rilu- iiien, in dencn wir uns, niit dieser festeii Hoffnung bist Du von uns gescliicden, dereinst wiederfinden werden.

F r i e d r i c h J i e u r e r ist den 18. October I792 ge- boren und der iiltestc Sohn des nls Ktinigl. saclisisclier Justiznmtniann in Voigtsberg an) 7. Juni 183G verstorbe- nen ( i o t t l o b F r i e d r i c h M e u r e r , der d a d s , zur Zeit der Geburt seines Solines, in Pretzscli als Amtsactuarius lebte. Der Vater ivar ein Ehrcniiliinn iin vollsten Sinne des

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Wortes, welchen der Sohn snit unwandelbarer Liebe ver- ehrte und dem er nachzueifern durch sein ganzes Leben bemiiht war. Und Die, welche M e u r e r naher gestan- den haben, wissen es, n i t welchein Erfolge! Jene Worte, welche der Diakonus S c h e c k e l nach dem Tode des Va- ters sprach: ,,Id irgend Einer als Mensch, Burger und Christ das geworden, was er werden konnte, sollte und wollte, gewiss, so war es dieser in1 Herrn einst Lebende und nun in ihm selig Entschlafene. hatten auch am Qrabe des Sohnes wiederholt werden konnen. M e u r e r der Solin war gleich seinem Vater durch und durch ein Ehrenmann: er war fromm, gegen alle seine Mitmenschen mild und wohlwol- lend, und wo er irgend Noth zu lindern sah, wohlthatig bis zu den aussersten Grenzen seiner Mittel; er W A P

uberall treu und zuverlassig und ein eben so unerschiit- terlicher Freund von llecht und Wahrheit, wie entschie- dener Feind von Ungereclitigkeit und Luge bis an sein Lebensende.

M e u r er’s Leben hat sich ziemlich seltsain gestnltet. Denn d e r Beruf, dem M e u r e r anfangs unfreiwillig und ohne Neigung, nur durch die Verhaltnisse gezwungen, sich gewidmet hatte, ist schliesslich seine mit aller gei- stigen Kraft und Liebe gepflegte Lebensaufgabe gewor- den und bis aum Tode geblieben, wahrend d a s Fach, welches er spater aus freiem Willen und eigener Ncigung sich erwahlte, bald wieder in Folge zwingender Verhalt- nisse von ihm aufgegeben werden rnusste. M e u r e r hatte namlich anfangs wohl Lust und Neigung zu aka- demischen Studien gehabt, war aber, da der Vater bei einem nur hochst massigen Diensteinkommen gleichwohi fur eine ziemlich starke Farnilie ail sorgen hatte und deshalb die zum akademischen Studium des altesten Soh- nes erforderlichen Geldmittel nicht aufzuwenden vermochte, in Folge dessen gezwungen gewesen, in eine Apotheke als Lehrlingeinzutreten. Spater war es ihrn, wenn schon unter druckenden Verhgltnissen, doch moglich geworden, die Universitat zu beziehen und sich dem Studium der

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Medicin zu widmen, er war auch sls Doctorproniotus ein panr Jahre praktisch thatig gewesen, hatte sich aber d a m durch Gesundheitsriicksichten genothigt gesehen, die arztliche Praxis wieder sufzugeben und dafiir dem pliarmaceutischcii Berufe sich wieder zuzuwenden. Und hicrin muss man fast einen Fingerzeig der Vorsehung erltennen, von welcher Meurer auf das Gebiet der phar- mnceutischen Wissenschaft zuruckverwiesen worden ist, auf dem er init einer gewissen Genialitat anerlrannt Gros- ses, j a so Vorzugliches geleistet hat, wie er sller inog- lichen Bercclinung iiach auf dein Gebiete der Medicin wohl nimmer gelcistet haben wiirde.

Nachdem 31 e u r e r nnter den Augen seiner braven Rltern und in lauterer Gottesfurcht bis zuin vierzehnteii Jahre eine sorgfaltige Erziehung und, so gut eben die Mittel d a m in dem lrleinen Stadtclien Pretzsch geboten gewcsen waren, den erforderlichen Schulunterricht erlial- ten hatte, verliess er 1806 das Vaterhaus, um in Leip- zig als Lehrling in die Salonionis-Apotheke cinzutreten. Dort blieb er i n angestrengter Thatigkeit his zur Been- digung seiner Lehrzeit EU Ostern 1811, in welchem Jahre sein Vater von Pretzsch nach Wermsdorf als Justizanit- inmn versetzt iturde. Es handelte sich jetzt fur A1 e u - r e r darum, sein weiteres Fortkommen in der Welt zii suchen. Da sich jedoch fiir den Augenbliclr keine pas- sende Gelegenheit d a m bot, SO liess sich der Lehrherr Bleurer ' s , W i l d e , gern bereit findcn, den seitherigen Lchrling, den er als einen strebsamen und tuchtigen jun- gen Mnnn kennen und achten gelernt hatte, auch ferner noch in seiner Apotheke als Geliulfen zu behalten. Diese Stellung dauerte big Michaelis, wo Meur e r Leipzig vcr- liess und in die Officin des hochverdienten Apothekcrs D o r f u r t h zu Wittenberg als Gehiilfe eintrat. Dort war indessen der Aufenthalt ein nur ziemlich lrurzer; denn schon im April 1812 erliielt M e u r e r einen ihni erwunsch- ten Anlass, sich aach Dresden zu wenden und in die Marien-Apotheke - den Schauplatz seines spateren ltin-

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geren und ausgezeichneten Wirkens - a19 Gehulfe ein- zutreten. EIier war es, wo ihn der nach der Schlacht bei Leipzig von Seiten des interimistischen russischen Uouvernemente des Konigreichs Sachsen erlassene A d - ruf zur Errichtnng des ,,Banners der freiwilligen Sach- sen' traf. Hatte nun M e u r e r schon a19 Lehrling in sich die patriotische Regung gehihlt, gegen die Unterdrucker seines deutschen Vaterlandes, die Franzosen, mit in den ICampf zu ziehen uncl darnals fast nur rnit Gewalt davon zuriickgehalten werclon konnen, dieser seiner Regung ZLI

folgen, so war es ganz naturlich, dass in ihin der Auf- ruf zurn Banner den freucligsten Anklang fancl. Er ver- liess iiii December 1813 seine Stellung in der Marien- Apotheke nnd trat zu dem Bmner.

Obschon M e u r e r , von der clamals so Vielen ge- nieinsamen heiligsten Begeisterung ergriffen, nur mit den) ernsten Vorsatze zii den Waffen geeilt war, nicht eher xu ruhen, als bis er sein cleutsches Vaterland v m den verhassten Unterdriiclrern befreit sllhe, so trat doch bald ein Umstand ein, cler seinen Entschluss, mit dein Ban- ner ins Feld zu ziehen, wieder wnnlrend machen musste. Es war namlich danials gerade ein Frennd seiner Fami- lie, der Apothelrer in Pretsch, kinderlos gestorben nnt l hatte seine Wittwe in zienilich driickenden Verh;iltnisscn und dam noch die Apotheke ohne nlles Personal hinter- Iassen. An R l e u r e r erging cler Ruf, der Wittwe in ilirer Bedrangniss beizustehen und die verwaiste Apo- theke ganz zu iibernehmen. Die Bedingnngen, linter denen ihm die Uebernahnie angeboten wurde, waren den1 Anscheine nach ausserst giinstige und vortheilhafte und liessen ihn hoffen, dass er sich durch die Annahme des Anerbietens eiiie gesicherte Existenz fur sein ganzes Le- ben wiirde schaffen konnen. Zudein clurfte er auch e r - marten, dnrch die Uebernahme der Apotheke die Noth, in der sich die Wittwe des Freundes seiner Fainilie befand, wesentlich zu lindern. Unter solchen Unistanden trat nn N e u r e r die ernste Frage heran, ob er seiner pntrioti-

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sclien Regnng, die ihn zu dem Banner gerufen hatte, oder den1 Rufe nach Pretzsch folgen solle. Der niich- terne Verstand rieth ihm zu dein Letzteren. Mit walir- haft schwerem Herzen entsagte M e u r e r seinem militai- rischen Entschlusse und ging Anfang 1814 nach Pretzsch, nachdem er fur sich einen Stellvertreter in1 Banner ge- funden und nur mit Schwierigkeit und unter nicht ganz unerheblichen Opfern seine militairische Entlassung er- langt hatte. In Pretzsch fand er nun die Noth m a r gross, sonst aber nicht alles so, wie es i h m geschildert worden war: insbesondere war unter den Bedingungen, die man ihm im Falle der ganzlichen Uebernahme der Apotheke stellen wollte, eine, durch deren Annahme er sich iebenslanglich gebunden haben wurde und auf welche er daher einzugehen sich weigerte. Dies wurde ent- scheidend dafur, dass der Entschluss, die Apotheke ganz zu iibernehmen, aufgegeben werden musste. 1I e u r e r iibernahin zwar die Verwaltung der Officin und arbei- tete mit rastloser Thatigkeit und iiiit sichtbarem Qlucke an der Hebung des Geschaftes - aber als im darauf folgenden Jahre die Kunde kam, dass Napoleon von Elba i n Frankreich gelandet sei und in Folge dessen neue inilitairische Rustungen von deutscher Seite veranstaltet murden, gab M e u r e r seine Stellung in der Apotlieke auf und trat, da inzwischen Pretzsch unter preussische Ilerrschaft gekoinmen war, in die preussische Landwehr ein. Als Lieutenant zog er unter den) Commando des Hauptmanns v. E b e r h a r d t , seines spateren langjahri- gen Freundes, ins Feld. Es scheint indessen M e n r e r von dem Schicksale nicht bestimint gewesen zu sein, dass er seine Waflen mit denen des verhassten Feindes inessen sollte. Das Corps, dein M e u r e r angehorte, war kaum am Rheine angekommen, als die Nachricht von der Einnahme von Paris durch die Verbundeten und gleichzeitig mit dieser der Befehl zum Halt und Zuni Ruckmarsch des Corps eintraf. M e u r e r marschirte init zuriick, wurde bei seiner Nachhausekunft einstweilen be-

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urlaubt und erhielt nach vollstiinclig gesichertem Frieden seine ehrenvolle Entlassung vom Militairverbande.

11 e u r e r wurde nach seiner Riickkehr aus dem Felde nun wieder Apotheker. Nitchdeni er zunachst in der Apo- theke zu Calan in der Niederlausitz ein Unterkommen gefunden hatte, ubernahm er dann im December 1816 die Verwaltung der Apotheke zum ,,weissen Adler" in Friedrichstadt -Dresden, deren Besitzer C. Fr. G r u n c r Irurze Zeit ZUVOP init Rinterlassnng von einer Wittwe nnd vier unmiindigen Sohnen gestorben war. V i e 11 e u - per bis an sein Lebensende die Gewohnheit hatte, alles, was er unternnhm, mit eineru wahrhnft seltenen uncl aus- dauernden Eifer und einer fast peinlichen Gewissenhaf- tigkeit anzugreifen und zu verfolgen, 60 unterzog er sich der ihtn durch die Verwaltung der Friedrichstadter Apo- theke auferlegten Verpflichtungen in einer so vorziiglichen Weise, dass ihm ob seines clamaligen redlichen Eifers und seiner Treue die Gruner ' schen Erben noch jetzt ein dankbares Andenken bewahren. Die Verwaltnng der Apotheke endigte zu XIichaelis 1817, wo diesell~o den1 Apotheker 0 s t f a l k in Pacht gegeben wurde.

Jetzt trat M e u r e r ' s Leben scheinbar an einen sclir wichtigen Wendepunct, wo in ihm die Pharmacie einen ihrer tuchtigsten Pfleger fiir die Zukunft fast verloren hatte. bchon von Jugend auf hntte 1 I e u r e r nanilich in sich den Drang nach hoherer wissenschaftlicher Bildung gefiihlt, war aber damals wegen der beschrankten Mittel, iiber welche sein Vater zu verfugen hatte, davon abge- halten gewesen, sich den akadcn~ischen Studien zu wid- men. Die Neigung dazu war inzwischen geblieben, und trat jetzt gerade in verstnrkteni 1I:wisse wieder herror. 31 e u r e r fasste daher den Entschluss, dieser seiner Kei- gung doch noch zu folgen, und Medicin ZII studiren. Der Vater gab dem Entschlnsse des Sohnes seine Hei- stimmung, obschon mit nur schwereni EIerzen ; denn wenn er auch damals eben aus Wermsdorf in die etwas eintraglichere Stelle eincs Justizamtmannes von Voigts-

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berg versetzt worden war, so reichte das neue Dienst- einlrommen gleichwohl noch keineswegs dazu aus, dass er dem Sohne mehr als eine nur geringe Beihiilfe zu den Kosten auf der Universitat hatte gewiihren kiinnen. M e u r e r hatte sich aber bei seiner Entschliessung auf eine sehr wesentliche Beihiilfe von Seiten seines Vaters auch gar nicht besondere Rechnung gemacht: er war gegen die Seinen vie1 zu rucksichtsvoll, als dass e r dar- an gedacht hatte, auf eine reichliche Geldhiilfe von Sei- ten seines Vaters, zum Nachtheile der gesammten ubrigen Familie, Anspruch zu machen. Die Beschaffung der zum Universitatsstudium erforderlichen Geldmittel machte M e u - r e r iiberdies bei weitem geringere Sorge, als der Umstand, class ihm die zu diesem Studium unentbehrliche wissenschaft- liche Vorbildung, namentlich in den Sprachen, mangelte Durch eisernen Fleiss brachte er es jedoch in kurzer Zeit dahin, dass er bereits 1818 auf der Universitat Leipzig inscribirt werden konnte, und hoffen durfte, seine dor- tigen Studien auch mit giinstigem Erfolge betreiben zu konnen.

Wenn schon M e u r e r das Gluck gehabt hat, in Leip- zig so mancher Unterstutzung - insbesondere von der Fa- milie Ma n g e 1 s d o r f , deren er auch nie in seinem ganzen Leben vergessen hat init Liebe zu gedenken - theilhaftig zu werden, so verdankt er doch den eigenen Entbehrungen und Anstrengungen, an die er allerdings schon von frii- her Zeit an sich hatte gewohnen miissen, gewiss das Xeiste, dass sein Aufenthalt aiif der Universitiit ein un- gestorter und ungefahrdeter blieb. Mit mannlichem Ernst uncl einem seinen Lehrern sehr bald bemerkbaren riihmlichen Eifer verfolgte er seine medicinischen Studien, 80 dass er 1822 das Baccalaureats-Exanien mit Auszeich- nung bestehen konnte. Unter den Professoren waren es nanientlich drei Manner, die M e u r e r mit wahrhaft va- terlicher Zurieigung und Theilnahme unterstiitzten, und welohe daher auch fiir diesen stets und bis zu seinem letzten Athemzuge der Gegenstand der aufrichtigsten

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und dankbarstenverehrung geblieben sind : es waren dies die Professoren E r n s t H e i n r i c h Weber , F. A. B. P u c h e l t und Fr. Ph. R i t t e r i c h , bei welchem Letzteren M e u r e r fast vier Jahre lang als Famulus fungirt hat. Eine kurz nach dem Baccalaureats - Examen eingetretene schwere Krankheit, ein Halsubel, welches BII e u r e r fast den1 Tode nahc brachte, und an dessen Folgen er noch sein ganzes Leben hindurch zu leiden gehabt hat, war UP sache davon, dass er seine akademischen Studien nicht so bald zum volligen Abschlusse bringen konnte, als er gewiinscht hiitte. Erst im Januar 1826 war M e u r e r itn Stande sich dem Examen ?-iyovostinz zu unterziehen, er bestand classelbe uberall niit den ersten Censuren und wurde im darauf folgenden ?donate, nach Vertlieidigung seiner Dissertation ,, de vitandis i n praesc~ibendo Mewzwio subliniato corrosiuo vitiis,IL als ,, Diynissimis" Zuni Doctor der Medicin und Cliirurgie promovirt. Hiermit w k e denn endlich das Ziel erreicht gewesen, nach welchem M e u - r e r niit aller Anstrengung gestrebt hatte.

Allein - der Wechsef, dem Meure r ' s Leben seit- her unterworfen gewesen, war noch nicht zu Ende. Jenes. Halsleiden, welches M eu r e r nahe an den Rand des Grabes gebracht, hatte als tranrige Folge eine merk- bare Behinderung der Sprachorgane hinterlassen und dieser Unistand gab Veranlassung dazu, dass &I e u r e r , der sich nach seiner Promotion der medicinischen Praxis gewidmet hatte, ini Verkehr mit seinen Kranken sehr wesentlich sich gestort sah. So zufriedenstellend die Resultate seines iirztlichen Wirliens auch sein mochten - gediegene Kenntnisse, praktische Uebung, die er sich schon vor seiner Promotion als Assistenzarzt des Professors Dr. R i t t e r i ch angeeignet hatte und ein warmes Mit- gefiihl fur die Leiden seiner Kranken machten ihn zu einem tuchtigen und treu sorgsamen Arzte - so kam er gleichwohl niehr und mehr zur Ueberzeugung, dass jene Storung im Verkehre mit den Kranken seine arztliche Wirksamkeit in hohem Grade beeintrachtigen musse.

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Und in Retracht dessen fasste er, wenn schon mit recht schwerem Herzen, doch endlich den Entschluss, die arzt- liche Praxis, die ihm ohnehin bei einer ihm eigenthiim- lichen grossen Weichheit des Gefuhles in einzelnen Fallen beschwerlich zu werden drohte, ganz wieder aurzugeben und ZUP Pharmacie zuruckzukehren. Dem zufolge verliess er Leipzig, und wendete sich nach Dresden, wo er zu Ostern 1830 die Verwaltung der seinem seitherigen Studiengenossen, Freunde und spateren Schwager Dr. Ch. F. S a r t o r i u s eigenthiimlich zngehorigen Marien-Apotheke iibernahm *).

Hier in Dresden war es nun, wo M e u r e r endlich im 38sten Jahre seines Lebens eine bleibende Statte und zugleich den Schauplatz eines langjhhrigen ausge- zeichneten pharmaceutischen Wirkens finden sollte. Na- tiirlich Salt ihrn zunachst die Verwaltung der Marim- Apothelte, die er uber achtzehn Jahre lang big zu Joliannis 1848 gefuhrt hat, als der hauptsachliche Gegenstand seiner Thatigkeit. Nachstdem waren es die Apotheken- Verhaltnisse der Stadt iiberhaupt, in deren Interesse M e u r e r seine Kenntnisse und seine Arbeitskraft zu ver- werthen wusste. Hierbei ist er jedoch noch nicht stehen geblieben, sondern hat noch weit iiber die Grenzen der Stadt und seines sachsischen Vaterlandes hinaus einen Wirkungskreis fur seine unermiidliche Strebsamkeit sich gesucht und gefunden. I n den Annalen der Pharmacie wird man deasen wohl eingedenk bleiben.

Zur Zeit, wo M e u r e r die Verwaltung der Marien- Apotheke iibernahm, waren die Verhaltnisse derselben nichts weniger als glanzend, oder uberhaupt nur annii- hernd zufriedenstellende. Seiner Energie und unermiid- lichen Thatigkeit gelang es indessen, die Apotheke bald wieder zu erneuerter Bluthe und namentlich durch seineu

*) Das Folgende gromtentheils nach den mir gutigst von den Herren Apothekern Ed e r und Vo g e l in Dresden ubergebe- nen Mittheilungen.

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Ru f, den er als wissenschaftlich hervorragender Apothe- ker genoss, zu einem Hohepuncte des Ansehens zu bringen, auf welchem sie vorher kaum jemals gewesen war. Die Apo- theke ward unter Meur er’s ausgezeichneterVerwaltung eine vorziigliche und gern gesnchte Bildungsstatte vieler theo- retisch sowohl als praktisch gut unterrichteter und tiich- tiger Rerufsgenossen, die, in alle Welt und bis in weite Ferne zerstreut, in Amt und Wiirden, noch lebhaft der f‘iir sie so segensreichen Zeit, in der sie unter M e u r e r ’ s Obhut gestanden haben, mit dankbarein Sinn sich erin- nern. Als R l e u r e r , urn sich, im 56sten Lebensjahre nnd im Gefuhle eines Nachlassens der korperlichen Kriifte, von der praktischen Thatigkeit zuruckzuxiehen und fer- ner meist ausschliesslich wissenschaftlichen Arbeiten zu pflegen, die Verwaltung der Apotheke seinem Schwager wieder iibergab, durfte dieser sich wohl mit einigem Rechte sagen: ,Eine Halde hatte ich ihm iiberliefert, und hnbe dafur eine Erzgrube von ihm zuruckempfan- gen ‘.

Was nun M e u r e r ’ s Thatigkeit in Hezug auf die Dresdener Apothekenverhaltnisse uberhaupt betrifft, so hat er sich urn diese, wie uberall willig anerkannt ist, I!auptsiichlich durch Anregang colleginlischen Zusammen- wirkens unter den Principalen, so wie durch Forderung wissenschnftlicher Tuchtigkeit unter den Gehiilfen und Lehrlingen unbestreitbar posse Verdienste erworben. Kicht lange nuch seiner Niederlassung in Dresden gab er die Anregung dazu, dass unter den Dresdener Apotlie- kern die Einrichtung moiiatlicher Zusammenkunfte zum Rehufe collegialischer Hesprechungen getroffen wurde. Rei diesen Zusammenkunften fulirte M e u r e r eine lange Reihe von Jahren hindurch den Vorsitz und that dies, nach dem ausdriicklichen Zeugnisse seiner Collegen, mit einer solchen Umsicht, Unpartheilichkeit und einem sol- chen Tacte, dass dadurch nicht nur das gute gegenseitige Einvernehmen und das erfolgreiche einmuthige Zusam- inenwirken der Dresdener Apotheker in allen wichtigeren

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Angelegenheiten herbeigefiihrt, befdrdert und erbalten wurde, sondern in Folgc (lessen auch die Collegen in wirklich aufrichtiger und dankbarer Zuneigung und Hochachtung ihreni Vorsitzenden, der ihnen so g e m und willig aus dem reichen Schatze seines Wissens und seiner Erfahrungen spendete und allen niit vorztiglichem Eeispiele achter Collegiali tiit voranging, tief sich verpflich- tet fiihlten. Der unter M e u r e r ’ s Leitung 1856 reorga- nisirte Verein der Dresdener Apotheker erfreute sich auch dessen kraftiger Fiihrung bis 1864, wo M e u r e r in Folgc ofters wiederkehrenden nnd andauernden korper- lichen Leidens sich abgehalten snh, den Vereinsversamni- lungen ferner beizuwohnen. Der Verein ernanntc ihn bei Niederlegung des Vorsitzes, in dankbarer Anerken- nung der vielfachenverclienste seines seitherigen Vorstandes, zuin Ehrensenior - eine Ehre, die M e u r e r freilich nicht lange geiiiessen sollte, da ihn der Tor1 schon zwei Jahre clarnrif von seinem Posten abrief. War bei allen diesen Bestrebungen RIeu re r ’s Thatigkeit zunlchst und rneist ausschliesslich auf die Forderung der Interessen der Priii- c ipde selbst gerichtet gewesen, so hat er doch auch auf der andern Seite keineswegs unterlnssen, zur Forderung der Interessen Derer, die dereinst auch einmal Principal ZU werden wiinschen, der Gehiilfen und Lehrlinge, nach allen seinen Kraften zu wirken. Das freundschaftliche Verhaltniss, in dem er zum verstorbenen Stadtbezirks- arzt Dr. S i e b e n h a a r stand, kam ihm in recht gliick- licher Weise dnbei zu statten, dass es ihin moglich wnrdc, oine zwecltmiissigere nnd den Anforderungen der Wissen- schaft entsprechendere Gestaltung der Priifungen, denen sich in Dresden sowohl die Lehrlinge nnch Beendigung ihrer Lehrzeit, als aiich die a m dein Auslande neu her- beigelronimenen und in Apothelicn der Stadt eingetrete- nen Gehiilfen zu unterziehen haben, bei der Behorde an- znregen and in Ausfuhrung zu bringen. Aim lauter Liebo zur guten Snche und in der uneigenniitzigsten, opferfreu- digsten Weise iibernnhin er selbst bei diesen unter den1

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Boraitze des Stadtbezirksarztes abgshaltenen Priifungen den auf Chemie beziiglichen Theil, w#hrend die iibrigen Priifungsgegenstande einein der andern dresdener Apo- theker iiberlassen blieben. Ununterbrochen und selbet noch auf den1 Krsnkenlager hat M e u r e r bis in die letz- ten Woclien seines Lebens an den Priifungen Theil ge- nommcn. Aber menn von Ril e u r e r die aissenschaft- lichere Gestaltung der Priifungen der ausgelernten Lehr- linge in Anregung gebracht worden war, so hatte er da- bei such das niclit aus den1 Auge gelassen, dafur Sorge zu tragen, dass die Lehrlinge wiihrend ihrer Lehrzeit eine den wissenschaftlichen Anspriichen der Priifungen angemessene Vorbildung sich aneignen konnten. Im Hin- blicke darauf liatte M e u r e r gleicli nach Beginn seiner Thatiglteit i n Dresden durch eigenes Beispicl den griind- lichen Unterricht der Lelirlinge in den Apotheken der Stadt angeregt und ubernahm nach Abgabe der Verwal- tung der Marien Apotheke, auf Wunsch seiner Collegen, den vorbereitenden chemischcn Unterricht der Leliriinge dcr ineisten Dresdener Apotheken. In dieseni Unter- r i c h , welchen er niit einer Hingebung und Gewiesen- haftigkeit, mit einein Eifer und einer Treue, niit einem Ernst und dabei n i t einer Freundlichkeit und Nachsicht bei Schwachen selbst bis in die letzten Tage seines Le- hens ertheilte, die ihm bei seinen vielen Schiilerp ein liebevolles und dankbares Andenken gesicliert haben, fand er seine Lieblingsbeschaf'tigung, die ihm in den meist glucklichen Erfolgen seiner Lehrerthktiglieit die reinste Freude und die schonste Relohnung gewahrte. Der Eifer fiir seine Lehrerthatiglreit war bei M e u r e r 60 gross, dass er noch zwei Tage vor seinem Tode, trotzdem dass ihn bereits die korperlichen Sclimerzen auf das Kranken- lager hingestreckt hielten, gleichwohl von seinem Lager aus den Unterricht fortsetete und sogar noch auf den Morgen, an welcheni er starb, ein paar Lehrstunden an- beraumt hatte.

Obschon man nach alledeni wolil eigentlich hatte

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glauben sollen, dass dadurch Me u r e r 's Thatigkeit vollig erschFpft worden wiire, so war dies doch keincswegs der Fall: seine Thiitigkeit kiatte in den engeren Grenzen der ?tIarien-Apotheke und der Staclt noch nicht den vollen befriedigenden Abschluss gefunden, nein, 31 e u r e r richtete seine Aufmerksamkeit noch auf ein weiteres Gebiet hinaus. Im Interesse der Hebung der pharmaceutischen Verhiiltnisse in Sachsen iiberhaupt bemiihte er sich, den norddeutschen Apotheker-Verein auch auf Sachsen mit au iiberpflanzen. Seine Bemiihungen waren mit den1 glucklichsten Erfolge gekront: der Anschluss der sachsischen Apotheker an den norddeutschen Verein kam 1840 zii Staiide und es war haupts&chlich &I e u r e r ' s Werk, die in Folge dessen er- forderlichen Einrichtungen zu treffen, so wie seiner Obhiit nuch die Oberleitung des Vicedirectoriums Sz c ~ i s e n a 1 von der Zeit des Anschlusses an bis 1851, wo M e u r e r die Directorialgescliafte und spAter auch die darnit verbunden gewesene Cassenverwaltung aus Gesundheitsriiuksichten niederlegte, zur allgcmeinen Zufriedenheit ubergeben war. Die grossen Verdienste, welche sich M e 11 r e r in seinein Directorial - Amte -- anfangs als Vicedirector, spater als Director und zuletzt als Ehrendirector - erwarb, fanden allseitige Anerkennung und diese Anerkennung ihren wur- iligen Ausdruck in einer Stiftung, welche bei Gelegenheit des funfzigjiihrigen pharmaceutischen Jubilaums &feu r e r's 1856, von den Rlitgliedern des norddeutschen Apotheker- Vereins zum Zwecke der Aufstellung von Preisfragen fiir Lelirlinge ins Leben gerufen und mit & I e u r e r ' b Namcn benannt worden ist. A l e n r e r hat diese Stiftung bis zii seinem Tode selbst verwaltet. Ausser der RIeurer - Stiftung widmete ihm der norddeutsche Apotheker-Verein ,,bei der Feier des Jubeltages funfzigjghrigen treuen Wirkens in inniger Anerkennung und Dankbarkeit" auch noch einen silbernen Poknl.

Frngt man nach dieser Hetrachtnng des gesammten pharmaceutischen Wirltens 11 e u r e r ' s in den engeren so- wohl als den meiteren Grenzen, was denn wohl daa haupt-

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sachliche und getueinsanie Ziel desselben gewesen sei, so ist die Antwort darauf nicht schwer. Das Heil der Pharmacie und das Wohl des Apothekerstandes waren dss Ziel, worauf M e u r e r sein ganzes Wirken und Stre- ben gerichtet hielt, welches er aber, nach seiner wolilbe- griindeten Ueberzeugung und wie er in einer 1845 ver- fassten Denkschrift uber den Standpunct der Pharniacie" ausfiihrlich dargethan hat, nur dadurch zu erreiclien fur miiglich liielt, dass durch eine gediegene wissenscliaftliche 13ildung der Apotheker und durch eine vorzugsweise wis- scnschxftliche, die Wtircle des Standes niclit beeintrachti- gende 13ehandlung der ausiibemlen Medicin dem drollen- den Verfalle derselbcn entgcgengearlcitet wiirde. 11 e u r e r sali eu seincr grossen Betriibniss, dass dieser einzig lialt- bare Grund und Boden mehr nnd mehr von den Apothc- kern verlassen und dafur der mercantile inaterielle IYeg dcs nioglichst bald und mogliclist riel Erwerbens eingc- schlagcn werde : er niissbilligte dieses T7erfaliren, und klxgte bitter uber das Fortschreiten auf solch unheilvol- leni und unwiirdigen Wcge, der nur zu dein traurigsten Verfalle der deutschen Pharinacie schlicsslich fuhren miissc. ICr schiitzte sic11 deshalb aucli gliicklicli, nach Abgale der Verwaltung der Marien - Apotheke, niclit niehr ausubender Apotlieker sein zu niiissen und lconnte selbst iiber die lange von allen Apotliekern erschnte uncl ron M e u 1 e r insbesondere in offener. und stiller Wirksamltcit angestrebte nnd endlich auch erlangte Vertretung der Pharmacie nie- inals zu recliter Freucligkeit komnien, weil er die Basis fur das wiirdige Bestehen und das gliiclrliche AufblLilien nicht in der Art und Weise dieser Vertretung gewahrt zu findcn glaubte. Wenn nun auch eine solche triibe Anschauung nicht in jeder Bezichung von allen s:idi- sischen Apothelrern getheilt worden ist, so sind diese doch in der grossen Hochachtung vor M e u r e r ' s Streben uncl Wirken, SO wie in der Ueberzeugung, dass Me u r e r deli vorzuglichsten Meistern der deutschen Pharmacie beizu- eahlen sei, alle einig geblieben.

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Von der Zeit, wo M e u r e r von der Verwaltung der Marien-Apotheke zuriicktrat, beschaftigten ihn, ausser seinen Lehrstunden, fast ausschliesslich wissenschaftliche Arbei- ten, denen er schon als ausubender Apotheker einen gros- sen Theil seiner Mussestunden gewidmet hatte. Eine grosse Reihe werthvoller Abhandlungen, Aufsiitze, Mit- theilungen und Recensionen aus den Fachern der Chernie und Pharmacie haben das Archiv der Pharmacie, das pharmaceutisch-chemische Centralblatt und andere fach- wissenschaftliche Journale von Me u r er’s Hand aufzuwei- sen. Ueberdies ist den wissenschaftlichen Arbeiten Me u- r e r ’ s noch das beizuzahlen, was er in Dresden als Ge- richtschemiker, so wie als Mitglied des medicinischcn Zwolfervereins und der naturwissenschaftlichen Gesell- schaft in reichem Maasse geleistet hat. Die Stelle eines Gerichtschemikers, welche Me u r e r bereits als ausuben- den Apotheker iibertragen worden war, legte derselbe 1858 freiwillig nieder, bei welcher Gelegenheit das konig- liche Bezirltsgericht nicht unterlassen konnte, ,,der treileii und sorgfiiltigen Erfullung der Meur e r dabei obgelege- nen Verpflichtungen anerkennend zu gedenken u. Der Zwolferverein, den M e u r e r 1833 selbst mit gestiftet hatte, zalilte ihn bis zu allerletzt zu seinen Mitgliedern, so wie auch die naturwissenschaftliche Gesellscbaft, die M e u r e r ebenfalls mit zu ihren Stiftern 1843 zu rechnen hat, seiner Theilnahrne als Mitglied bis Michaelis 1865 sich erfreute.

Was schliesslich Me u r e r’s hausiiche Verhaltnisse betrifft, so ist noch zu erwahnen iibrig, dass er sich 1831 mit Emilie Elisabeth, der zweiten Tochter des konigl. sachsischen Landaccis - Obereinnehmers Chr. Fr. G iin t h e r in Leipzig, verheirathete: das Ehebundniss wurde am 9. Juni in der Kirche zu Pollwitz geschlossen. Die Ehe war eine gluckliche, blieb aber kinderlos. aleich- wohl sollten M e u r e r , der Zeit seines Lebens ein gros- ser Kinderfreund gewesen, die Vaterfreuden nicht ganz versagt sein ; denn einer der Briider seiner Frau, welcher

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nnch Nnrdamerika auswanderte, hinterliess ihm seine bei- den noch in friihester Jugend stehenden Sohne zur Erzie- hung. Mit der ihm in allen Verliiiltnissen eigenthunilichen Gewissenhnftigkeit hat sich M e u r e r dicser Erzicliung angenominen, wie die beidcn Pflcgcsoline, von dencn der cine 1848 seinein Vatcr nach Nordainerika gefolgt ist und der anderc, Medicinalrath Dr. 11. B. U u n t l i e r , als IIedicinnl Reisitzer der Krcisdircction in Z n h k a u Icbt, mit kindliclier Dankbarkcit bezeugen.

l i e u r c r erlag einer mit Uriiinie cndenden 131asen- liilimung. Auf dringendes Anmtlien des Arztes hatte e r 1SG,j in den I%iderii von l’cplitz Linderung seiner schnierz- haften Leiden gesucht uiicl war auch [nit der grijssten Bcfiiedigung uber den iiberrascliend gliiclilichen Erfolg tler Cur ron dort wicdcr zuriiekgckchrt; aber die Lei- den kehrten licftiger wieder und endcten erst niit seinein Tode, knapp vnr der Zcit, wo er eiii zwcitcs l fa l nach l‘eplitz zii getien entsclilossen war.

J. P e t z h o l d t in Dresden.

Nrtchtrag von Dr. L, P. B1 c y. In dcm vorstelicnden Nckrologe unseres verewigten

1,‘reundes uiid Collegen Dr. E’r. BIc u r c r hat seiii lnng- ,j hriger Frcuncl, Mcrr IIofratli l’e t z h o 1 d t in Dresden, dt!n Ctiarakter und die Wirltsanikeit zu eineni Lebens- bildc so trcffend zusaninicngefnsst, dnss mir nur wenige Zeilcn ubrig bleiben, uiii Me u r e r’s Wirkcn fur unsern Yerein und die l’liarmacic in ciii nocli helleres Licht zu ctellcn, als es von dem hochgeehrten Uiograplieii gcsche- lien konnte, den] dieser Theil der Thitigkeit 11 c u r e r ’ s t’erncr lag. Durch die Gunst des Schicksals war es mir verghnt , die 13clranntscliaft J l e u r e r ’ s bald darauf zu inachen, als er Mitglicd des Apothcker-Vereins geworden war nnd z m r durcli des dainaligen Oberdirectors Hof- ratlis Dr. B r a n d c s Verniittelung zu Urnunschweig iin

Hause ineines Freundes, des Dr. C. l I e r z o g , Lei Gele-