natech info oktober 2010

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Regine Aeppli NaTech Info Informationsbulletin des Vereins NaTech Education Naturwissenschaft und Technik erleich- tern uns in vielen Belangen das Leben und eröffnen neue Perspektiven. Tech- nikentwicklung ist auch ein entschei- dender Motor unserer wirtschaftlichen Prosperität. Naturwissenschaft und Technik haben die Welt aber auch kom- plexer gemacht. Es gelingt uns zwar, die technischen Errungenschaften des All- tags zu nutzen, aber die Hintergründe des Funktionierens bleiben für uns oft im Dunkeln. Kinder und Jugendliche pflegen einen virtuosen Umgang mit Mobiltelefon und Internet, aber viele von ihnen wissen nicht, wie die mikro- elektronischen Teile im Gerät funk- tionieren und welche physikalischen Phänomene bei der Übermittlung von Sprache, Bild und Text eine unverzicht- bare Rolle spielen. Dieses Wissen mag für das einzelne Individuum nicht von unmittelbarer Be- deutung sein. Für eine demokratische Gesellschaft indessen sind naturwissen- schaftliche Entwicklungen und techni- sche Errungenschaften von erheblicher Bedeutung. Ihrem unbestreitbaren Nut- zen können erhebliche Risiken gegen- überstehen. Als Stichworte sind etwa die Gentechnik oder die Atomtechnologie zu nennen. Die Gesellschaft muss diese Ambivalenz von Nutzen und Risiken an- hand ethischer Kriterien auf ihre Sozial- und Umweltverträglichkeit hinterfragen. Seriös ist diese Auseinandersetzung aber nur dann zu führen, wenn wir über grundlegendes technisches – und damit auch naturwissenschaftliches – Orien- tierungswissen verfügen, darauf aufbau- ende Phänomene kennen und verstehen und ihre Anwendung beurteilen können. Als Mitglieder unserer demokratischen Gesellschaft sind wir dazu angehalten, an der Diskussion über Chancen und Risiken in der Technikentwicklung teilzunehmen und damit unsere Zukunft mitzugestal- ten. Dass Kinder und Jugendliche lernen, diese gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen, ist ein wichtiges Ziel der Allgemeinbildung, wie es im Lehrplan für die Volksschule des Kantons Zürich fest- geschrieben ist. Zurzeit wird in der Deutschschweiz der Lehrplan 21 entwickelt. Im Fachbereich «Natur und Technik» arbeiten Naturwis- senschafterinnen und Fachdidaktiker am zukünftigen Kanon der naturwis- senschaftlichen Grundbildung. Neben naturwissenschaftlichem Wissen sind darin auch überfachliche Kompeten- zen (Problemlösefähigkeit, Reflexions- fähigkeit, Partizipation) und kognitive Komponenten (Interesse, Motivation, Einstellung und Haltung gegenüber Na- turwissenschaften) mit einbezogen. Auf dieser breiten Basis und dank Lernme- thoden, die an die Interessen und All- tagserfahrung der Schülerinnen und Schüler anknüpfen, soll es in Zukunft besser gelingen, Kinder und Jugendliche für den NaTech-Unterricht zu begeistern. Kinder und Jugendliche sind neugierig. Sie wollen die Welt verstehen. Ein Na- Tech-Unterricht, der diese Neugier be- friedigen kann, öffnet den Zugang zum Nr. 9, Oktober 2010 Technikverständnis setzt guten NaTech-Unterricht voraus Editorial 1 Kurz nachgefragt bei ... 2 • Hans-Martin Binder NaTech Fokus 3 Technischer Unterricht 4 Fragen an ... 4 • Marco Bachmann Aktuelles 5 Die Geschäftsstelle informiert 5 Kooperationen 6 • Berner Fachhochschule Fortsetzung Seite 2 NaTech Info 02/10 Editorial Aus dem Inhalt Regierungsrätin, Bildungsdirektorin des Kantons Zürich

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NaTech Info Oktober 2010

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Page 1: NaTech Info Oktober 2010

Regine Aeppli

NaTechInfoInformationsbulletin des Vereins NaTech Education

Naturwissenschaft und Technik erleich-tern uns in vielen Belangen das Leben und eröffnen neue Perspektiven. Tech-nikentwicklung ist auch ein entschei-dender Motor unserer wirtschaftlichen Prosperität. Naturwissenschaft und Technik haben die Welt aber auch kom-plexer gemacht. Es gelingt uns zwar, die technischen Errungenschaften des All-tags zu nutzen, aber die Hintergründe des Funktionierens bleiben für uns oft im Dunkeln. Kinder und Jugendliche pflegen einen virtuosen Umgang mit Mobiltelefon und Internet, aber viele von ihnen wissen nicht, wie die mikro-elektronischen Teile im Gerät funk-tionieren und welche physikalischen Phänomene bei der Übermittlung von Sprache, Bild und Text eine unverzicht-bare Rolle spielen.

Dieses Wissen mag für das einzelne Indi viduum nicht von unmittelbarer Be­deutung sein. Für eine demokratische

Gesellschaft indessen sind naturwissen­schaftliche Entwicklungen und techni­sche Errungenschaften von erheblicher Bedeutung. Ihrem unbestreitbaren Nut­zen können erhebliche Risiken gegen­überstehen. Als Stichworte sind etwa die Gentechnik oder die Atomtechnologie zu nennen. Die Gesellschaft muss diese Ambivalenz von Nutzen und Risiken an­hand ethischer Kriterien auf ihre Sozial­ und Umweltverträglichkeit hinterfragen. Seriös ist diese Auseinandersetzung aber nur dann zu führen, wenn wir über grundlegendes technisches – und damit auch naturwissenschaftliches – Orien­tierungswissen verfügen, darauf aufbau­

ende Phänomene kennen und verstehen und ihre Anwendung beurteilen können. Als Mitglieder unserer demokratischen Gesellschaft sind wir dazu angehalten, an der Diskussion über Chancen und Risiken in der Technikentwicklung teilzunehmen und damit unsere Zukunft mitzugestal­ten. Dass Kinder und Jugend liche lernen, diese gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen, ist ein wichtiges Ziel der Allgemeinbildung, wie es im Lehrplan für die Volksschule des Kantons Zürich fest­geschrieben ist.

Zurzeit wird in der Deutschschweiz der Lehrplan 21 entwickelt. Im Fachbereich «Natur und Technik» arbeiten Naturwis­senschafterinnen und Fachdidaktiker am zukünftigen Kanon der naturwis­senschaftlichen Grundbildung. Neben naturwissenschaftlichem Wissen sind darin auch überfachliche Kompeten­zen (Prob lemlösefähigkeit, Reflexions­fähigkeit, Partizipation) und kognitive Komponenten (Interesse, Motivation, Einstellung und Haltung gegenüber Na­turwissenschaften) mit einbezogen. Auf dieser breiten Basis und dank Lernme­thoden, die an die Interessen und All­tagserfahrung der Schülerinnen und Schüler anknüpfen, soll es in Zukunft besser gelingen, Kinder und Jugend liche für den NaTech­Unterricht zu begeistern. Kinder und Jugendliche sind neugierig. Sie wollen die Welt verstehen. Ein Na­Tech­Unterricht, der diese Neugier be­friedigen kann, öffnet den Zugang zum

Nr. 9, Oktober 2010

Technikverständnis setzt guten NaTech-Unterricht voraus

Editorial 1Kurz nachgefragt bei ... 2• Hans-Martin BinderNaTech Fokus 3 • Technischer Unterricht 4 Fragen an ... 4• Marco BachmannAktuelles 5 Die Geschäftsstelle informiert 5Kooperationen 6 • Berner Fachhochschule Fortsetzung Seite 2

NaTech Info 02/10

Editorial

Aus dem Inhalt

Regierungsrätin, Bildungsdirektorin des Kantons Zürich

Über NaTech Education

Page 2: NaTech Info Oktober 2010

(bmb) Der Bildungsrat des Kantons Zürich hat im April dieses Jahres ein Bündel von Massnahmen zur Förderung von Naturwissenschaft und Technik auf allen Schulstufen beschlossen. Welche?

Für die Volksschule werden bis Ende 2010 für alle Stufen fachdidaktisch abgestützte «Leitlinien für guten und lernwirksamen NaTech­Unterricht» entwickelt. Wir benö­tigen brauchbare Lehrmittel für den Na­Tech­Unterricht und eine geeignete Aus­ und Weiterbildung der Lehrpersonen. Die Pädagogische Hochschule Zürich stärkt das Studienfach «Natur und Tech­nik», indem sie die Studiengänge und das Lernangebot entsprechend anpasst. Auf Gymnasialstufe soll die Ausbildung in Na­Tech­Fächern attraktiver werden, um den Nachwuchs qualifizierter Lehrpersonen an den Zürcher Mittelschulen in den Fä­chern Chemie und Physik zu sichern. Insbesondere soll auf der Stufe Unter­gymnasium der Stellenwert der naturwis­senschaftlichen Fächer erhöht werden.

Die Expertise weist auf das ungenügende Lehrmaterial für den NaTech Unterricht hin. Welche konkreten Massnahmen sind für den Kanton Zürich geplant?

Die Expertise stellte in der Tat erhebliche Unterschiede in der Qualität der zuge­lassenen Lehrmittel fest. Aber darüber hinaus fehlen auch Lehrmittel, die stufen­durchgängig und inhaltlich aufeinander aufgebaut sind. Auf der Basis der «Leit­linien für qualitativ guten NaTech­Unter­richt» wird in einem ersten Schritt die Qualität der heute in der Volksschule ein­gesetzten Lehrmittel überprüft. Danach

wird über die Zulassung von geeigneten, auf dem Markt verfügbaren Lehrmitteln entschieden und – wenn notwendig – die Neuentwicklung von stufenübergrei­fenden Lehrmitteln in Auftrag gegeben.

In welcher Form werden in diesen Leit-linien bestehende Ergebnisse fachdidak-tischer Forschung wie beispielsweise vom Zentrum für Naturwissenschafts- und Technikdidaktik der PH der FHNW einfliessen?

Bei der Erarbeitung der soeben angespro­chenen Leitlinien werden verschiedene Fachpersonen der Fachdidaktik im Be­reich Naturwissenschaft und Technik mit einbezogen. Selbstverständlich sind auch Fachleute der Pädagogischen Hochschule Nordwestschweiz mit dabei. Diese Leit­linien bilden dann die Basis, um beste­hende Lehrmittel beurteilen zu können, neue Unterrichtsmittel zu erarbeiten so­wie die Aus­ und Weiterbildung der Lehr­personen der Volksschule zu gestalten.

Inwiefern wird die Initiative «SWiSE (Swiss Science Education)» in die Aus- und Weiterbildung der Zürcher Volks-schullehrpersonen im NaTech-Bereich einbezogen?

Es steht ausser Frage, dass die Erfah­rungen und die Angebote der Initiative «SWiSE» berücksichtigt werden. Und auch die Kenntnisse anderer Institutionen – zum Beispiel dem MINT­Lernzentrum der ETH Zürich oder dem Life Science Learning Center von Universität Zürich und ETH Zürich.

Im Herbst 2010 soll die Ausarbeitung des Lehrplans 21 endlich starten. Wie stellt der Kanton Zürich sicher, dass die Emp-fehlungen einbezogen werden?

Die Fachbereichteams, die den Lehr­plan 21 entwickeln, setzen sich aus Lehrpersonen der verschiedenen Stufen sowie aus Fachdidaktikerinnen und Fach­didaktikern der Pädagogischen Hoch­schulen der Deutschschweiz zusammen. Im Fachbereichteam «Natur, Mensch, Gesellschaft (NMG)» arbeiten neben einer Lehrperson aus dem Kanton Zürich auch zwei Dozentinnen und Dozenten der PH Zürich aus dem Bereich Natur und Tech­nik mit. Eine dieser Fachpersonen der PH Zürich hat überdies intensiv an der Ex­pertise im Auftrag der Bildungsdirektion mitgearbeitet.

Ausführliche Informationen über die Na­Tech Bildungsratbeschluss sind einseh­bar unter: www.bildungsdirektion.zh.ch/internet/bi/de/Direktion/planung/de/Pro­jekte/NaTech.html

Hans-Martin Binder Kurz nachgefragt bei …

Leiter der Stabsstelle «Besondere Aufgaben» der Bildungsplanung der Bildungsdirektion des Kantons Zürich

2NaTech Info 02/10

Fortsetzung Editorial

notwendigen Naturwissenschafts­ und Technikverständnis. Die Bildungsdirek­tion des Kantons Zürich ist zurzeit dar­an, ein Bündel konkreter Massnahmen zur Stärkung des NaTech­Unterrichts auf allen Schulstufen umzusetzen.

Regierungsrätin Regine AeppliBildungsdirektorin des Kantons Zürich

Die Bildungsplanung beobachtet und analysiert Entwicklungen des Zürcher Bildungswesens und erstattet darüber Bericht. Sie schlägt der Bildungsdirek­torin und dem Bildungsrat strategische Massnahmen zur Weiterentwicklung des Bildungswesens vor, wie beispiels­weise das Projekt «Massnahmen zur Förderung von Naturwissenschaft und Technik in der Allgemeinbildung im Kanton Zürich».

Page 3: NaTech Info Oktober 2010

Hans-Martin Binder Faszination Technik: Kinder begeistern sich für Technik durch angeleitetes Experimentieren und selbständiges Handeln. © PH FHNW

3NaTech Info 02/10

«Ist die Strahlung eines Handys gefähr-lich?» – «Wie lässt sich ein Helikopter steuern?» «Warum verlieren die Bäu-me im Herbst ihre Blätter?» Diese und ähnliche Fragen stellen sich Kinder und Jugend liche immer wieder.

Wie lassen sich derartige Fragen aufneh­men? Wie können Lehrpersonen die Schülerinnen und Schüler zum Forschen und Experimentieren motivieren und an­leiten, wie ihnen Zugänge zur Technik und zu naturwissenschaftlichen Phänomenen erschliessen? Hier knüpft die Weiterbil­dungsinitiative SWiSE (Swiss Science Education / Naturwissenschaftlich­tech­nische Bildung Schweiz) an, eine gemein­same Initiative von sechs pädagogischen Hochschulen – Bern, Nordwestschweiz, St. Gallen, Thurgau, Zentralschweiz, Zü rich – und dem Technorama. SWiSE umfasst Tagungen und Weiter bildungs module.

Über 300 begeisterte Lehrpersonen be­suchten den ersten «Innovationstag na­turwissenschaftlich­technischer Unter­richt» im Frühling 2010. Beflügelt durch das äusserst positive Echo wird derzeit ein 2. Innovationstag geplant: Samstag, 5. März 2011, in Brugg/Windisch. Bei über 40 Vorträgen und Ateliers können Lehr­kräfte Unterrichtsideen und ­materialien sammeln, sich austauschen und auftan­ken. Die Palette von Themen reicht von «Handliche Forscherkisten für den Bio­, Chemie­ und Physik­Unterricht» über

«Energie erleben rund ums Schulhaus» und «Offenes Experimentieren in der Pri­marstufe» bis hin zu «Expliziter, reflekti­ver Technikunterricht». Die beiden Haupt­vorträge werden Gisela Lück (Universität Bielefeld), «Naturwissenschaftliche Bil­dung für alle?!», und Heinz Wanner (Uni­versität Bern), «Klimawandel – Fiktion oder globale Gefahr?», halten.

Der Innovationstag bzw. die Frage, wie sich der naturwissenschaftlich­techni­sche Unterricht weiterentwickeln lässt, hat viele Lehrerinnen und Lehrer moti­viert, im laufenden Schuljahr eines der jeweils mehrtägigen Weiterbildungsmo­dule von SWiSE zu besuchen, z.B. zum Thema «Mit Kindern forschen und experi­mentieren» oder zu «Die Aufgabenkultur in Natur und Technik weiterentwickeln». Zudem haben sich über 60 Lehrpersonen in den Grundkurs des Zertifikatslehr­gangs «Naturwissenschaftlich­techni­sche Grundbildung für 4­ bis 11­jährige Kinder» eingeschrieben.

Auch im Schuljahr 2011/12 werden über 20 Module an verschiedensten Standorten in der Deutschschweiz ausgeschrieben. In den Modulen, ausgerichtet auf eine jeweils spezifische Schulstufe (Kinder­garten bis 2. Klasse, Primarstufe, Sekun­darstufe I) und fokussiert auf einen der vier Schwerpunkte «Technik», «Forschen und Experimentieren», «Ausserschuli­sche Lernorte» und «Aufgabenkultur und

Lernumgebungen», werden fachliche und fachdidaktische Fragen zur Gestaltung des naturwissenschaftlichen und techni­schen Unterrichts aufgenommen und bear beitet. Das Spektrum der Themen ist vielfältig: «Technische Kompetenzen be­obachten und fördern», «Energie rund ums Schulhaus», «Mit Kindern die Natur erleben und erforschen» oder «Gewusst wie! Experimentieren in Physik und Che­mieunterricht».

Die Module umfassen jeweils circa 15 Lektionen, verteilt auf zwei bis drei Blöcke. Sie sind nach einem einheitlichen Konzept aufgebaut. Lehrpersonen sollen:• neue und konkrete Ideen für den tägli­chen Unterricht erhalten, sei es für den Kindergarten, die Primar­ oder Sekundar­stufe; • Unterrichtsmaterialien für die Hände der Schülerinnen und Schüler entwickeln und ausprobieren können;• sich fachlich weiterbilden und auch ein­mal Fragen stellen dürfen, die man eigent lich immer schon hätte stellen wollen; • das an einem Kurstag Erarbeitete im eigenen Unterricht umsetzen und am nächsten Kurstag die Erfahrungen mit Kolleginnen und Kollegen austauschen.

Kurz gesagt: SWiSE möchte einen Beitrag zur Weiterentwicklung der naturwissen­schaftlich­technischen Bildung, zum For­schen, Experimentieren und selbststän­

Den naturwissenschaftlich-technischen Unterricht weiterentwickeln Von Prof. Dr. Peter Labudde, Leiter Zentrum Naturwissenschafts­ und Technikdidaktik, PH FHNW

NaTech Fokus

Page 4: NaTech Info Oktober 2010

NaTech Info 02/10

Faszination Technik: Kinder begeistern sich für Technik durch angeleitetes Experimentieren und selbständiges Handeln. © PH FHNW

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Marco Bachmann

Was bedeutet Technikunterricht auf der Sekundarstufe für Sie als angehender Lehrer?Technikunterricht bedeutet für mich nicht nur Unterricht zum Thema Technik, es geht mir auch darum, das Lösen von Prob lemen zu erlernen. Mir ist wichtig zu vermitteln, in welchem geschichtlichen Kontext technische Erneuerungen und Entwicklungen stattgefunden haben.

Weshalb ist Technikvermittlung so wichtig?Für einige SchülerInnen scheint es selbst­verständlich, alle sechs Monate das Handy zu wechseln. Viele machen sich wenig Gedanken darüber, wie ein solches Gerät hergestellt wird, welche Ressourcen dazu benötigt werden und wohin das gebrauch­te Gerät entsorgt wird. Sie sollen sich aber solche Gedanken machen und erkennen, dass Technik nicht selbstverständlich ist!

Dazu müssen die SchülerInnen jedoch selbst erfahren, wie viel Arbeitsaufwand hinter einem technischen Hilfsmittel steckt. Sie sollen erlernen, dass die Tech­nik aus unserem Alltag nicht mehr weg­zudenken ist: der Mensch hat die Technik immer weiter entwickelt, ist abhängig ge­worden und ist zunehmend im Begriff von ihr dominiert zu werden.

Wie werden Sie den Technikunter-richt mit Ihren SchülerInnen konkret gestalten? Ich möchte meinen SchülerInnen in den Fächern «Natur Mensch Mitwelt» und «Technisches und Textiles Gestalten» die

Möglichkeit geben, Fragen selbständig zu erarbeiten. Sie sollen eigene Konstrukti­onen entwerfen können, selber erfahren, was es bedeutet etwas zu entwickeln und sehr wichtig: auch Rückschläge ver­kraften, wenn’s nicht auf Anhieb klappt. Beispielsweise zum Thema: Wärmever­teilung im Haus; wie funktioniert die Hei­zung? Welche Energiequellen lassen sich diesbezüglich erschliessen? Sie könnten Sonnenkollektoren selber bauen und aus­probieren, wie die Effi zienz erhöht werden kann? Oder das Thema Stromproduktion: Generator mit Wind­ oder Wasserkraft selber bauen, oder ein Solarmobil und Speicherlampe mit Solarzellen.

Welche Impulse aus der Technik-woche sind für Ihren Unterricht von Bedeutung? Sehr geschätzt habe ich die Firmenbesu­che. Die Führungen waren lehrreich und geben die Möglichkeit, aus dem Schul­alltag auszubrechen. Auch die Gast­redner haben mir sehr gut gefallen, denn sie konnten kompetent Informationen aus ihren Fachgebieten vermitteln. Das scheint mir eine gute Möglichkeit, den SchülerInnen Inhalte zu vermitteln, die ich selbst nicht oder zu wenig beherrsche. Zudem kann ich damit Abwechslung in den Unterricht bringen.

Besten Dank!

Student an der PH Bern, Teilnehmer an der ersten Technikwoche der PH Bern

4 Fragen an …

digen Lernen leisten. Mit SWiSE sollen innovative Lehrpersonen, Fachschaften und Schulen unterstützt werden.

Weitere Informationen zur Weiterbil­dungsinitiative, zu den Modulen und zum Innovationstag unter: www.swise.ch. Besuchen Sie uns an der Worlddidac vom 27.­29. Oktober 2010 in Basel (Stand C81). Bei SWiSE, sei es an der Worlddidac, am Innovationstag oder an einem der Weiter­bildungsmodule sind Sie ein gern gese­hener Gast!

Page 5: NaTech Info Oktober 2010

Aktuelles

Technik in der Schule praxisnah vermitteln

Das Potenzial bei den Ju­gendlichen in technischen Berufen wird noch viel zu wenig genutzt – um die­sem Mangel zu begegnen,

wurde im Auftrag NaTech Education und IngCH Engineers Shape our Future die Wanderausstellung «Achtung Technik Los!» konzipiert, die sich an Schüler­Innen im Berufswahlalter richtet.

Mit der ABB Technikerschule Baden, der Fachhochschule Nordwestschweiz (Hochschule für Technik) und den Lernzentren LfW sowie der Aargaui­schen Lehrmeistervereinigung Infor­matik, der Berufsfachschule Baden BBB und Swissmem konnten wichtige Kooperations partner gewonnen wer­den, die unter dem Motto «Gemeinsam statt einsam» das Projekt mit grosser Überzeugung und Engagement ermög­lichen. Grosszügig unterstützt wird die Initiative vom Swisslos­Fonds des Kan­tons Aargau.

Im Fokus der Ausstellung steht neben den verschiedenen Technikbereichen die Informatik. Im Kontakt mit Dozie­renden, Studierenden und Berufsler­nenden der beteiligten Institutionen lernen die SchülerInnen die Informatik durch vielfältige Demonstrationen und spannende Workshops interaktiv ken­nen. Die Sensibilisierung der Lehrper­sonen für den Stellenwert der Technik und Informatik im Unterricht ist ein weiteres Anliegen der Initiative.

Im Herbst 2010 ist die Ausstellung zu Gast bei fünf Bezirksschulen im Kanton Aargau.

Brigitte Manz-BrunnerGeschäftsführerin NaTech Education

5NaTech Info 02/10

Die Geschäftsstelle informiert

Robotik-Workshops an PrimarschulenMehr Technik im Unterricht! Das zu fordern ist zeitgemäss und aufgrund des aktuellen Ingenieurmangels in der Schweiz durchaus begründbar. Doch die Lehrpersonen, ins­besondere auf Primarschulstufe, zu einem Paradigmenwechsel zu bewegen, ist ein langer Prozess. Es braucht nicht nur Zeit und Geduld sondern gleichzeitig die Ent­wicklung und Zulassung qualitativ guter Lehrmittel und Unter richtsmaterialien für die Volksschule. In der Grundschule war bis­her das Experimentieren, Entdecken oder Erforschen nicht Teil des Programms. Lang gehörte der NaTech Unterricht nicht in den Lehrplan.

Naturwissenschaften für kleine Kinder? Buchhandel und Internet offerieren mitt­lerweile eine breite Palette von Angeboten, um mit Kindern zu experimentieren. Im Spielwarenhandel finden sich etliche Expe­rimentierkästen. Aber für Schulen sind die­se einerseits häufig zu teuer und anderseits nicht stufengerecht fachlich und fachdidak­tisch für den NaTech Unterricht aufbereitet.

Die Pädagogischen Hochschulen arbeiten an der Entwicklung eines qualitativen, fach­didaktischen und lernwirksamen NaTech­Unterrichts. Sie bieten eine Palette von päda gogischen Grundlagen für die Gestal­tung der Aus­ und Weiterbildung von Lehr­personen der Volksschule an.

Doch eine Hürde liegt im Lehrkörper selbst: Viele Lehrpersonen fühlen sich im Umgang mit technischen Themen im Unter richt zu unsicher. Was, wenn die Kinder Fragen stellen, die sie nicht kompetent beantwor­ten können? Physik kennen manche – wenn

überhaupt – noch vage vom Schulunterricht, in dem es vielleicht darum ging, die For­meln richtig einzusetzen. Wie sollen sie nun mit Kindern einen elektrischen Schaltkreis bauen? Wie war das noch: Wie funktioniert der Strom? War nicht Volt die Spannung und Ampere die Stromstärke, oder doch umge­kehrt? Und viel wichtiger: Warum funktio­niert es nicht? Schnell werden die Vorberei­tungen zu aufwendig und die Lehrpersonen verzichten dann auf das Experimentieren.

Doch wenn man sich einen externen Spezi­alisten zur Unterstützung holt, funktio niert auch die Vermittlung von komplizierten, praktischen Inhalten erstaunlich gut. An­hand eines konkreten Beispiels mit dem Modul «Robotik» werden wir im nächsten NaTech Info berichten, wie nicht nur die Fünft­ und Sechstklässler richtig Spass beim Bauen, Ausprobieren und Program­mieren haben, sondern wie die Lehrper­sonen selber mit Spass NaTech­Themen kennen lernen. Sie erhalten so, fachkräftig unterstützt, die notwendigen Kompetenzen und können sich dann in der Unterricht­spraxis zukünftig selbst an die Umsetzung von Experimenten wagen.

Folgende Primarschulen im Kanton Luzern führen im laufenden Schuljahr einen Robo­tiktag durch: Grosswangen, am 11. & 12. Nov. 2010Greppen LU, am 22. und 25. Nov. 2010Wauwil, am 23. & 24. Mai 2011 und Emmenbrücke, am 14. & 15. Februar 2011

Die Generalversammlung NaTech Educa tion findet am Donnerstag, 10. März 2011, im PSI in Villigen statt. Zeit und Programm folgen.

Page 6: NaTech Info Oktober 2010

RedaktionBrigitte Manz­Brunner, Sabine BraunNaTech Education, Freigutstrasse 8, 8027 Zürich, www.natech­education.chGestaltung, Layout, Realisationwww.visum­design.ch, BernDruck Kaelin Produktion AG, ZürichAufl age F 500, D 2000 ExemplareErscheinungsweise Zweimal jährlich

Berner Fachhochschule

Werbetrommel pro Technik – wie sage ich es dem Kind?

Editorial 1Kurz nachgefragt bei ... 2• Hans-Martin BinderNaTech Fokus 3 • Technischer Unterricht 4 Fragen an ... 4• Marco BachmannAktuelles 5 Die Geschäftsstelle informiert 5Kooperationen 6 • Berner Fachhochschule

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Junge Leute interessieren sich nicht für Technik. Technik ist langweilig. Ein Stu-dium in technischer Richtung lohnt sich nicht, ist zu anstrengend. Wir an der Berner Fachhochschule im Departement Technik und Informatik bilden aber ge-rade solche Ingenieure aus. Wer bei uns Informatik, Maschinenbau, Mikrotechnik, Elektrotechnik oder Automobilbau stu-diert, scheint ein Auslaufmodell zu sein. Es gibt aber viele gute Gründe, um solche Vorurteile zu entkräften. Ein sehr hartes Faktum ist, dass es derzeit einen grossen Mangel an Ingenieuren in technischer Richtung gibt. Die Anzeichen fehlen, dass sich dies in naher Zukunft ändern wird. Ökonomisch gesehen sicher ein Plus für die Technik: Ingenieurinnen und Ingeni­eure sind auf dem Arbeitsmarkt gefragt.

Dann gibt es noch die gefühlten Fakten, die für ein technisches Studium sprechen. Technik macht Spass! In einer Umgebung, wo Studierende sich mit Technik beschäf­tigen, erstaunt dieser Eindruck nicht. Be­obachtet man angehende Ingenieure beim Arbeiten an praktischen Projekten, spürt man die Faszination, die Technik ausüben kann. Alte Klischees werden nicht bestä­tigt. Ingenieure sind keine Eigenbrötler. Im Gegenteil, der Ingenieurberuf erfor­dert in den meisten Fällen eine ausge­prägte Kommunikationsfähigkeit und ist

interdisziplinär. Selten soll ein Ingenieur ein abgeschlossenes Problem im stillen Kämmerlein lösen. Zur Lösung von tech­nischen Fragen ist Kreativität gefragt. Der Computer konnte viele als typisch inge­nieurhaft angesehene, abschreckende Knochenarbeiten aus dem Berufsalltag verbannen.

Man könnte meinen, dies seien alles Gründe dafür, dass unsere Studiengänge förmlich überschwemmt würden mit jungen, wissbegierigen und motivierten Studentinnen und Studenten. Das Gegen­teil trifft zu. Als Fachhochschule liegt es in unserem ureigensten Interesse, dies zu ändern. Ganz offensichtlich genügt es nicht, auf eine Mund­zu­Mund­Werbung zu vertrauen. Es reicht nicht, interessante Projekte zu verwirklichen und diese pub­lik zu machen. Technik ist sexy – wie bringen wir diese Botschaft an den Mann und an die Frau? Patentrezepte hat nie­mand. Bekannt ist, dass die Weichen für spätere Interessen typischerweise vor dem 13. Altersjahr gestellt werden. Also gilt es, die Werbetrommel schon bei sehr jungen Leuten zu rühren, vor allem auch bei Mädchen. Diese und weitere Massnah­men setzt der Verein NaTech Education tatkräftig um. Deshalb hat sich die Berner Fachhochschule entschieden, dem Verein beizutreten. Wir wollen auch an dieser Baustelle mitarbeiten.

NaTech Info 02/10

Guido Bucher, Berner Fachhochschule Technik und Informatik

Kooperationen

Werden Sie Mitglied von NaTech Educa tion und leisten Sie einen Beitrag zur Förderung der Naturwissenschaften und des Technikverständnisses in der Allgemeinbildung!

Einzelmitgliedschaft: CHF 100.–Kollektivmitgliedschaft: CHF 750.–Gönnermitgliedschaft: ab CHF 5000.–

Weitere Informationen erhalten Sie auf unserer Webseite unter www.natech­education.ch/mitgliedschaft.html oder per E­Mail: info@natech­education.ch.

Der Verein NaTech Education • setzt sich für die Förderung der Na­

turwissenschaften und des Technik­verständnisses auf der Primarschul­ und Sekundarstufe I ein,

• fördert die Schaffung von geeigneten Lehrmitteln für das Technikverständ­nis in der Volksschule,

• engagiert sich, damit die Bildungszie­le, die zum Verständnis von Technik und Naturwissenschaften führen, auf der Ebene der Volksschule im Lehr­plan verankert sind.Machen Sie mit!

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