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1 Goetheschule Wetzlar MESSUNG VON RADONKONZENTRATION (UND FOLGEPRODUKTEN) IN RÄUMEN Ein Projekt im Rahmen der Nachwuchsförderung durch den Deutsch – Schweizerischen Fachverband für Strahlenschutz von Daniel Süß und Marcel Rudert

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Goetheschule Wetzlar

MESSUNG VON RADONKONZENTRATION

(UND FOLGEPRODUKTEN) IN RÄUMEN

Ein Projekt im Rahmen der Nachwuchsförderung durch den Deutsch –

Schweizerischen Fachverband für Strahlenschutz von Daniel Süß und Marcel Rudert

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Inhaltsverzeichnis 1. Vorwort ................................................................................................................... 3 2. Einleitung................................................................................................................ 3

2.1. Radioaktivität ................................................................................................... 3 2.1.1 Alphastrahlung............................................................................................ 3 2.1.2 Betastrahlung ............................................................................................. 3 2.1.3 Gammastrahlung........................................................................................ 4

2.2. Radon-222 ....................................................................................................... 4 2.3. Folgeprodukte .................................................................................................. 6

2.3.1. Gleichgewichtsfaktor ................................................................................. 6 3. Die Versuchsreihe .................................................................................................. 6

3.1. Versuchsaufbauten .......................................................................................... 7 3.1.1 Messgeräte................................................................................................. 8 3.1.2 Ziele und Erwartungen ............................................................................... 9

3.2. Durchführung ................................................................................................... 9 4. Fazit...................................................................................................................... 12 5. Danksagungen ..................................................................................................... 13 6. Quellenverzeichnis ............................................................................................... 13

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1. Vorwort Wenn man in den Nachrichten hört, dass im fernen Japan nach einem Reaktorunglück eine gewisse Radioaktivität gemessen wurde, ist man sicherlich stark beunruhigt. Wenn man nun aber hört, dass auch bei uns in jedem Raum eine Strahlung durch den radioaktiven Zerfall eines Edelgases zu messen ist, dann ist, zumindest bei uns, das Interesse geweckt. Wie kommen radioaktive Stoffe in unsere Wohnzimmer? Wie stark ist die Strahlung? Ist sie vielleicht sogar gefährlich? Was kann man gegen eine erhöhte Strahlung innerhalb von Räumen tun bzw. wie kann man ihre Wirkung auf den Menschen so klein und ungefährlich wie möglich halten? Diese Fragen kamen uns sofort in den Kopf und wir wollten diese im Rahmen des Forschungsprojektes klären und taten dies auch, was in der nachfolgenden Ausarbeitung einzusehen ist.

2. Einleitung In diesem Kapitel werden die für unser Projekt relevantesten physikalischen Grundlagen zur Radioaktivität und zum Element Radon erläutert.

2.1. Radioaktivität Einige Atomkernarten (Nuklide) nennt man radioaktiv wenn sie sich, ohne äußere Einwirkungen, unter Abgabe von Strahlung verändern bzw. umwandeln können. Von den bisher 2.800 bekannten Nukliden, die sich aus den Isotopen der 114 Elemente des Periodensystems ergeben, haben alle bis auf 264 jene Eigenschaft, radioaktiv zu zerfallen. Sie werden Radionuklide genannt. Bei einem radioaktiven Zerfall können die Radionuklide ihre Masse und ihre Ladung durch Abgabe von Alpha-, Beta- und Gammastrahlung verändern. So ändern sich durch den Zerfall auch die generellen Eigenschaften des Stoffes. Man unterscheidet zwischen der natürlichen Radioaktivität, also dem radioaktiven Zerfall der in der Natur vorkommt, und der künstlichen Radioaktivität, die z.B. bei durch Kernumwandlung erzeugten Nukliden entsteht. Die kinetische Energie, die ein beim radioaktiven Zerfall ausgesendetes Teilchen hat, wird in Elektronenvolt angegeben. 1 eV (1,6 * 10-19 J) ist die kinetische Energie, die ein Elektron nach der Beschleunigung durch eine angelegte Spannung von 1 V besitzt.

2.1.1 Alphastrahlung Heliumatome, die beim radioaktiven Zerfall von Atomkernen ausgesendet werden, nennt man Alphastrahlen. Sie besitzen 2 Neutronen und zwei Protonen. Sie werden während des Zerfallsprozesses mit einer Geschwindigkeit von 15.000-20.000 km/s emittiert. Radionuklide, die bei ihrem Zerfallsprozess Alphastrahlung abgeben, werden Alphastrahler genannt.

2.1.2 Betastrahlung Wenn ein Radionuklid radioaktiv zerfällt und dabei ein (negativ geladenes) Elektron abgegeben wird, nennt man dies β- Strahlung. Das Elektron entsteht wenn sich im Atomkern ein Neutron zu einem Proton und eben jenem Elektron umwandelt. Die Geschwindigkeit des emittierten Elektrons

n n

p

p

Rn-222

Po-218

Pb-214

eBi-214

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kann zwischen 0 m/s und ca. 300.000.000 m/s (Lichtgeschwindigkeit) liegen. Ein weiterer, wenn auch äußerst seltener Fall der Betastrahlung ist die β+ Strahlung (Positronenstrahlung), bei der sich ein Proton in ein Neutron umwandelt und anstatt eines Elektrons ein Positron abgegeben wird. Ein Positron ist ein Teilchen mit der Masse eines Elektrons, aber mit einer positiven Elementarladung (e=1,6*10-19), also das zum Elektron gehörige Antiteilchen. Es unterscheidet sich nur von einem Elektron in seiner Elementarladung und in dem magnetischen Moment. Die Abgabe von Elektronen bzw. Positronen führt dazu, dass die Masse des anfänglichen Radionuklids etwas größer ist als die Addition der Zerfallsprodukte (Massendefekt).

2.1.3 Gammastrahlung Bei einem radioaktiven Zerfall können nicht nur Teilchen emittiert werden, sondern auch hochfrequente (Frequenzbereich > 3*1020 Hz) und damit hochenergetische elektromagnetische Wellen bzw. Teilchen (nach dem Teilchenmodell). Ist dies der Fall, so nennt man diese Gammastrahlung. Sie hat die gleichen Eigenschaften wie z.B. Licht oder Röntgenstrahlung, bis auf dass sie hochfrequenter ist und so mehr Energie transportiert (Energie > 200 keV). Demnach sinkt durch die Abgabe von Gammastrahlung das Energieniveau des Radionuklids.

2.2. Radon-222 Radon ist das 86. Element im Periodensystem und steht in der achten Hauptgruppe, ist also ein Edelgas und damit äußerst reaktionsträge. Das Isotop Radon-222 entsteht als Zwischenprodukt beim radioaktiven Zerfall von Radium als Teil der Uran-Radium-Zerfallsreihe und ist die stabilste und häufigste Form aller Radonisotope. Es ist selber auch ein Radionuklid und ist daher radioaktiv und zerfällt unter Abgabe von Alpha- und Betastrahlung nach mehreren Schritten zu stabilem Blei (siehe 2.3). Geringe Mengen an Uran sind in vielen Baustoffen und Erdproben gemessen worden (Tabelle aus „Radon-Handbuch Deutschland“, Bundesamt für Strahlenschutz).

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Da auch in der Zerfallsreihe von Uran Radon-222 enthalten ist, lässt sich Radon in ganz Deutschland finden. Messungen haben gezeigt, dass in manchen Teilen Deutschlands größere Radonkonzentrationen vorliegen, als in anderen. Dies lässt sich auf das höhere Vorkommen von radonabsorbierenden Stoffen (wie z.B. Granit) zurückführen.

So ist gerade in Thüringen eine besonders hohe Radonkonzentration in der Erde gemessen worden (u.A. begründet durch den Uranerzabbau). Als Edelgas steigt das Radon dann in der Luft auf und sammelt sich in Wohnzimmern und Kellern.

Dass die Strahlenbelastung durch das Radon und Folgeprodukte keineswegs zu vernachlässigen ist, zeigt die nebenstehende Abbildung; sie verdeutlicht, dass die Strahlenbelastung durch Inhalation rund 50% der Gesamtbelastung ausmacht und diese fast vollständig durch das Radon und seine Folgeprodukte bedingt ist.

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Rn222

Po218

Pb214

a; 5,5 MeV

Bi214 Po214

Pb210 Bi210 Po210

Pb206

a; 6 MeV

ß-; 1 MeV ß-; 3,3 MeV

a; 7,7 MeV

ß-; 0,06 MeV ß-; 1,2 MeV

a; 5,3 MeV

2.3. Folgeprodukte Die Folgeprodukte des Radon-222 („Radon-222-Reihe“) sind in der unteren Grafik dargestellt. Sie sind bei 20°C alle im festen Aggre gatszustand vorhanden. Eines der Folgeprodukte ist Polonium 210, das häufigste Isotop von Polonium, welches eine Halbwertzeit von 138 Tagen hat. Es ist dennoch nicht zu erwarten, dass die Folgeproduktkonzentration in der Luft auf ein ähnliches Niveau wie die Radonkonzentration ansteigt, da die radioaktiven Folgeprodukte als Feststoffe andere Luftpartikel (Aerosole) zum „anhängen“ brauchen und selbst Staub sich mit der Zeit weitgehend absetzt. Die Konzentration der Folgeprodukte in der Luft sollte also zwar ansteigen, aber einen Gleichgewichtsfaktor (Radonkonzentration in Bq/m³ geteilt durch Folgeproduktkonzentration in Bq/m³) von 0,5 nicht überschreiten. Die Angaben an den Pfeilen beziehen sich auf die Strahlungsart und die dabei abgegebene Energie.

2.3.1. Gleichgewichtsfaktor Ob sich eine hohe Radonkonzentration negativ auf die Gesundheit des Menschen auswirkt, hängt weniger von der Radonkonzentration ab, als eher vom Gleichgewichtsfaktor zwischen Radon und seinen Folgeprodukten. Der medizinische Hintergrund hierbei ist, dass das Radon als Edelgas lediglich eine kurze Verweildauer in der Lunge hat, da es mit der Atemluft genauso ein- wie ausgeatmet wird. Die Folgeproduktkonzentration wirkt sich viel mehr auf die Gesundheit aus, da die radioaktiven Feststoffe nach dem Einatmen in der Lunge wesentlich länger verbleiben und dort Strahlenschäden verursachen können.

3. Die Versuchsreihe Die Versuche werden alle in einer nahezu luftdichten Kammer mit einem Volumen von 10m³ und der Möglichkeit eines bestimmbaren Luftwechsels durchgeführt. Für eine konstante Radonzufuhr sorgt ein mit Uranerz gefüllter Eimer, der in der Mitte der Kammer platziert wird. Die effektive Dosis liegt auf 20cm Distanz bei ca. 3,5 µ Sv/h. Diese Dosis ist für Menschen über einen kurzen Zeitraum ungefährlich, aber deutlich höher (Faktor 10), als die durchschnittliche Strahlendosis in einem deutschen Wohnzimmer.

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3.1. Versuchsaufbauten

Für den ersten Versuch werden zu dem Uranerz lediglich die Messgeräte in die Kammer gestellt. Es handelt sich hierbei um die Messgeräte „Alpha Guard“ und „DoseMan Pro“ (s. Bild rechts, Erläuterungen zur Funktionsweise s. 3.1.1.). Die Geräte konnten durch ein aus der Kammer raus gelegtes Kabel zu jedem Zeitpunkt angesteuert werden, um immer möglichst aktuelle Messergebnisse zur Verfügung zu haben, anhand

derer kontrolliert werden sollte, ob mit den Geräten alles in Ordnung ist, um möglichst wenig Zeit mit Versuchen zu verschwenden, wenn die Geräte nicht ordnungsgemäß Funktionieren. Der Luftwechsel liegt für den ersten Versuch bei 0,05 (Ein Luftwechsel von 1 würde bedeuten, dass einmal in der Stunde das Raumvolumen, in dem Fall 10m³, an Luft ausgetauscht wird, was aber nicht bedeuten muss, dass tatsächlich alle Luft ausgetauscht wird). Der Luftwechsel findet durch eine an der Kammer angebrachte Röhre mit bekanntem Durchmesser und einem angebrachten Lüfter mit einstellbarer Drehgeschwindigkeit statt. In das Zentrum dieser Röhre ist der Fühler eines Gerätes zur Messung der Luftgeschwindigkeit eingelassen. Auf diese Art kann über die Luftgeschwindigkeit und den Durchmesser der Röhre der Luftaustausch für einen bestimmten Zeitraum errechnet werden und der Lüfter auf die nötige Umdrehungszahl für einen bestimmten Luftwechsel eingestellt werden.

Tisch mit Messgeräten

Eimer mit Uranerz

Lüftung

Pumpe

Stativ Glaskolben mit Zigarette oder Kerze, verschlossen mit Gummistopfen

Kammer

Schläuche

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Um Zigarettenrauch in die Kammer zu bekommen, ohne die Tür öffnen zu müssen und damit die Versuchsreihe zu zerstören wurde ein Aufbau außerhalb der Kammer eingerichtet, der an die Kammer angeschlossen wurde. Auf dem Bild sieht man einen mit einem Gummistopfen verschlossenen Glaskolben, aus dem zwei Schläuche herausgehen. Einer der Schläuche geht in eine Pumpe, die im Glaskolben einen leichten Überdruck erzeugt und so den Zigarettenrauch durch den Filter und den anderen Schlauch in die Kammer drückt. Einen ähnlichen Aufbau haben wir auch für den Kerzenrauch verwendet, allerdings

mussten wir zwei Pumpen anschließen, um der Kerze genug Sauerstoff zur Verfügung zu stellen. Zwar saugte die Pumpe Luft von außerhalb der Kammer an, doch wie die Messergebnisse an den entsprechenden Stellen zeigten, beeinflusste das die Messungen in keiner Weise, da der dadurch entstandene Luftwechsel eindeutig zu gering war.

3.1.1 Messgeräte Das Bild rechts zeigt die verwendeten Messgeräte, hinten das Alpha Guard, links zwei Doseman Pro, rechts ein Gerät zur Bestätigung der Werte des Alpha-Guard, links vorne die Schnittstelle. Als Messgerät für die Radonkonzentration (in Bq/m³) wurde das Messgerät „AlphaGuard“ von Saphymo verwendet (siehe Bild rechts), dessen Ionisationsskammer vom Prinzip her wie ein Geiger-Müller-Zählrohr aufgebaut ist. In einer Ionisationsskammer, in welches ein bestimmtes Luftvolumen gesogen wird, wird ein elektrisches Potenzial angelegt, durch welches α-Teilchen zur Platte mit dem negativen Potenzial gezogen werden. Durch das Beschleunigen des α-Teilchens wird die Luft ionisiert und es fließt ein Strom (klicken beim Geigerzähler), der als 1Bq verzeichnet wird. Es werden vorher alle festen Bestandteile aus der Luft gefiltert und gelangen somit gar nicht erst in die Ionisierungskammer, wodurch in dieser nur das radioaktive Gas Radon α-Teilchen aussenden kann und somit nur dessen Zerfälle gezählt werden können. Ein weiteres Messgerät, das verwendet wurde, ist das Doseman Pro, welches die radioaktiven Folgeprodukte des Radons misst. Hierzu wird die Luft angesaugt, ebenfalls gefiltert und mit einem Detektor, der über dem Filter angebracht ist die radioaktiven Zerfälle auf dem Filter gemessen.

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Das Bild rechts zeigt den inneren Aufbau eines dem Doseman Pro ähnlichen Folgeproduktmessgerätes von Saphymo, das für den Filteraustausch geöffnet wurde. Seine Daten finden sich in unseren Messergebnissen allerdings nicht wieder, da er auf Grund einer sehr großen Pumpleistung zwar genauere Messergebnisse liefert als das Doseman Pro, aber der Filter durch den Zigarettenrauch auch dementsprechend schneller verstopft wurde.

3.1.2 Ziele und Erwartungen Durch die verschiedenen Luftwechsel wollten wir herausfinden, wie sich das Lüften eines Raumes auf die maximalmögliche Radon- und Folgeproduktkonzentration auswirkt und welche Wirkung andere menschlich herbeigeführte Faktoren (zum Beispiel das Rauchen einer Zigarette oder das Entzünden einer Kerze) auf diese Werte haben könnten. Aufgrund unserer bisherigen Kenntnisse erwarteten wir, dass bei einem höheren Luftaustausch eine geringere Sättigungskonzentration sowohl des Radons als auch seiner Folgeprodukte zu beobachten sein würde und dass das Entzünden einer Zigarette auf Grund des poloniumhaltigen Tabaks eine geringe aber erkennbare Auswirkung auf die gemessene Folgeproduktkonzentration haben würde, nicht zuletzt durch die Rauchpartikel, an die sich die festen Folgeprodukte anheften können.

3.2. Durchführung Nachdem bei einem Luftwechsel von 0,2 eine gesättigte Radonkonzentration sicher erreicht war (4 Tage), wurde der gefilterte Rauch einer Zigarette, die sich in einem abgeschlossenen System im Luftwechsel mit der Kammer befand, in die Kammer eingeblasen. Nach weiteren zwei Tagen wurde der Lüfter ausgeschaltet und somit der Luftwechsel auf nahezu 0 reduziert und 5 Tage später wurde der Rauch einer zweiten Zigarette eingeblasen, noch einen Tag später drei weitere. Danach musste die Kammer geöffnet werden um die Filter der Doseman Pro - Messgeräte zu wechseln. Als die Kammer wieder geschlossen war, wurde direkt mit einem Luftwechsel von 0 begonnen und auch hier nach 4 Tagen eine Zigarette eingeblasen. Eine gesättigte Radonkonzentration war in der Kammer bis dahin allerdings nicht erreicht. Circa eine Woche später wurde noch mal Zigarettenrauch eingeblasen. Nach dem Abklingen der Folgeproduktkonzentration wurde noch mal für drei Stunden eine Kerze anstatt einer Zigarette angezündet.

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3.3. Ergebnisse und Auswertung Das Diagramm auf Seite 10 zeigt einen groben Überblick über den Verlauf des Experiments. Wir starteten die Versuchsreihe am frühen Nachmittag des 16.06.2011 und stellten den Lüfter auf einen Luftwechsel von 0,05 ein. Die Luft in der Kammer war nach nicht einmal einem Tag bereits mit Radon gesättigt (0,12 Bq/m³) und die Folgeproduktkonzentration pendelte sich bei ca. 0,06 Bq/m³ also einem Gleichgewichtsfaktor von ca. 0,5 ein. Als am Mittag des 20. Juni eine Zigarette eingeblasen wurde, stieg die Folgeproduktkonzentration ebenfalls auf einen Wert von fast 0,12 an, also einen Gleichgewichtsfaktor von 1. Zwei Tage später schalteten wir die Lüftung ab und dichteten die Röhre für den Luftwechsel ab um einen Luftwechsel von nahezu 0 zu erreichen. Die Radonkonzentration stieg in Folge dessen rapide an, die Folgeproduktkonzentration hingegen sank eher noch ab. Dies ist damit zu erklären, dass die Luftpartikel bereits mit Polonium gesättigt waren und sich nun mangels Luftwechsel und damit verbundener Luftverwirbelung an den verschiedenen Gegenständen innerhalb der Kammer und den Wänden absetzen konnten. Die Zigarette am Mittag des 27. Juni zeigte eine ähnlich „schöne“ Auswirkung auf Folgeproduktkonzentration und damit auch Gleichgewichtsfaktor wie die erste Zigarette. Als die Folgeproduktmessgeräte allerdings kurze Zeit später kaum noch auf extremste Einflüsse (3 Zigaretten in die Kammer eingeblasen) eine Messreaktion zeigten, entschieden wir uns, deren Filter zu wechseln, die durch den Zigarettenrauch sehr stark verstopft worden waren. Nachdem wir am 28. Juni erneut die Kammer geschlossen hatten, nahmen die Radonkonzentration und dementsprechend auch die Folgeproduktkonzentration stark zu, da wir erneut keine Lüftung wählten. Als die Radonkonzentration am 1. Juli folglich relativ hoch (0,7 Bq/m³) war entschieden wir uns dafür erneut eine Zigarette in die Kammer einzublasen. Schon nach wenigen Minuten konnten wir erneut den starken, plötzlichen Ausschlag der Folgeproduktkonzentration sehen. Auch hier bekamen wir Werte für den Gleichgewichtsfaktor von annähernd 1, was teilweise durch den statistischen Prozess des radioaktiven Zerfalls zu erklären ist. Während die Folgeproduktkonzentration mit Absetzen des Rauches in der Kammer immer geringer wurde, bliesen wir am 4. Juli für eine halbe Stunde Kerzenrauch in die Kammer ein. Die Doseman Pro - Folgeproduktmessegeräte zeigten zwar nur einen geringen Ausschlag im Vergleich zu dem, was wir nach den starken Ausschlägen aufgrund des Zigarettenqualms erwarteten. Dies ist durch die vergleichsweise geringe Menge an Qualm und Schmutzteilchen im Qualm der Kerze verglichen mit einer Zigarette zu begründen, dennoch ist der Effekt auch hier relativ gut sichtbar (s. Diagramm nächste Seite: erste lila gepunktete, senkrechte Linie)

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Eine Woche später war die gemessene Folgeproduktkonzentration in der Kammer soweit abgeklungen (0,2 Bq/m³) und die Luft fast mit Radon gesättigt (1,2 Bq/m³ � Gleichgewichtsfaktor von ca. 0,16), dass wir nun Rauch von drei Zigaretten einblasen konnten. Dabei verstopfte der Filter des Doseman Pro 58 weshalb für die weiteren Messungen und Ergebnisse nur noch das Doseman Pro 56 berücksichtigt wurde, dessen Filter sich jedoch in den folgenden Tagen auch zusetzte, sodass der am 12. Juli eingeblasene Kerzenrauch und der am 13. Juli eingeblasene Zigarettenrauch in den Messungen keine weiteren extremen Ausschläge zeigen konnte, wie in der Grafik zu sehen ist. Deshalb mussten wir an dieser Stelle die Versuchsreihe beenden und die Kammer öffnen.

4. Fazit Der erste Punkt, der uns sehr überraschte war, dass sich die gesättigte Radonkonzentration mit Abdrehen der Lüftung sehr stark (fast um das Zwölffache) erhöhte, sodass plötzlich noch genauere Messungen (begründet durch geringere relative Abweichungen, da der Zerfallsprozess wie bereits erwähnt nur ein statistischer Prozess ist) möglich waren. Außerdem waren wir über den extrem starken Ausschlag der Folgeproduktkonzentration durch den Zigarettenrauch verwundert, vor allem, da nur ein sehr geringer Anteil im Tabak (Größenordnung von 0,05 Bq/kg) tatsächlich Polonium ist und der Zigarettenrauch ja zusätzlich noch vor dem erreichen der Kammer durch den zigaretteneigenen Filter gefiltert wurde. Regelrecht schockierend war der Anblick des ursprünglich durchsichtigen Schlauches, nachdem er gerade einmal von dem Rauch von 3 Zigaretten durchzogen wurde und, wie auf dem Bild „schön“ zu sehen ist, eine sehr starke Verschmutzung aufwies. Dabei ergibt sich auch das gesundheitliche Problem, dass sich die Feststoffe, an die sich das Polonium anheftet, im Gegensatz zum Radon in der Lunge absetzen und dort massive Strahlenschäden verursachen können. Dementsprechend stießen wir auf einige Probleme, zum Beispiel gerade in der Messung der Folgeproduktkonzentrationen waren wir sehr eingeschränkt, weil der Zigarettenqualm sofort den Filter

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der Messgeräte zusetzte, was zwar zu erwarten war, uns in diesem hohen Ausmaß aber ebenfalls überraschte, da der Rauch ja bereits vorher gefiltert worden war. Dies schränkte unsere Versuchsergebnisse leider ein, dennoch können wir mit unseren Messergebnissen insgesamt sehr zufrieden sein. Sehr bemerkenswert fanden wir, dass es allein durch die Messergebnisse möglich war, eine Exponentialfunktion zu entwickeln, die auf beide Verlaufskurven sehr gut passte. Schlussendlich kann man sagen, dass uns das Projekt sehr viel Freude bereitet hat, weil wir uns nicht nur tief in die Grundlagen der Radioaktivität und Strahlung einarbeiten konnten, sondern diese Grundlagen direkt an praktischen Experimenten umsetzten. Die anfänglichen Fragen konnten außerdem alle beantwortet werden. So kann man nämlich sagen, dass auch durch eine geringe Lüftung die Radonkonzentration sehr viel niedriger gehalten werden kann und dass gerade dichter Zigarettenrauch die Folgeproduktkonzentration und somit auch die Strahlung deutlich erhöht. Möchte man nun sein Haus isolieren, sollte man sich dessen bewusst sein, dass durch einige Wärmedämmungen der Luftwechsel in den Räumen sinkt. Um dies zu verhindern sollte man öfter Lüften. (Oder um es mit Vince Ebert -Diplom-Physiker und Kabarettist - zu sagen: „Egal ob sie die Welt retten wollen, oder eine Waschmaschine kaufen: Lesen sie vorher das Kleingedruckte!“)

5. Danksagungen Recht herzlich möchten wir uns bei Herrn Röder, unserer betreuenden Lehrkraft bedanken, der uns überhaupt erst zu dem Projekt führte und uns während diesem immer wenn es nötig war half und beriet. Des Weiteren gilt unser Dank Dipl. Ing. Hans Hingmann und Dipl. Ing. Franz Anton Rößler für die hervorragende Projektbetreuung und dafür, dass beide uns jederzeit mit Rat und Tat zur Verfügung standen. Letztlich möchten wir uns noch bei der TH Mittelhessen bedanken, die uns durch die Freigabe der benötigten Räume und Gerätschaften unterstützte.

6. Quellenverzeichnis http://www.leifiphysik.de/web_ph09_g8/umwelt_technik/09zerfallsreih/zerfallsreih.htm http://www.genitron.de/products/alpha_slides.html und Unterseiten http://www.periodensystem.info/ und Unterseiten Alle Internetseiten: Stand: 06.10.2011 Bild Titelseite: http://www.rpii.ie/Your-Home/Carlow-Radon-Week.aspx (stand: 05.11.11) „Radioaktivität und Strahlenschutz“, Martin Volkmer, Informationskreis KernEnergie, Überarbeitete Auflage April 2007, ISBN: 3-926956-45-3 „Strahlung | Strahlenschutz – Eine Information des Bundesamtes für Strahlenschutz“, Bundesamt für Strahlenschutz, 2004, 3. Auflage „Radon-Handbuch Deutschland“, Bundesamt für Strahlenschutz