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Lehr-DVD: Muay Thai im Schulsport
„MITEINANDER Kämpfen im Stand“
30.04.2015
Semester: WS 2014/15
Veranstaltung: Interdisziplinäres Forschungsprojekt
Leitung: Prof. Dr. Arne Güllich
Von
Jacqueline Huber & Yann Klotz
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung…………………………………………………………………………………..3
2 Muay Thai - Begriff, Inhalt und Philosophie………………………………………....6
2.1 Ursprung und Ethos des Muay Thai………………………………………..….6
2.2 Charakter und Output-Gehalt des Muay Thai……………………………..….8
3 Pädagogische Begründung für das Kämpfen im Sportunterricht……………..10
3.1 Verletzungen im Kampfsportunterricht……………………………………….10
3.2 Gewalt, Aggression und Kampfsport…………………………………………12
3.3 Interesse, Motive, Motivation und Kampfsport………………………………15
3.4 Kämpfen im Schulsport - Pädagogische Begründungszusammenhänge..17
4 Lernzielformulierung - Muay Thai im Schulsport…………………………………18
5 Kämpfen in der Schule - eine Lehrplananalyse……………………………...……23
5.1 Sonderfall Rheinlandpfalz………………………………………………….….24
6 Anwendbarkeit von Muay Thai im Schulsport………………………………….....25
6.1 Beschreibung der Inhalte……………………………………………...………26
6.1.1 Kooperations- und Zweikampfspiele……………………………….27
6.1.2 Dehnen im Muay Thai……………..…………………………...……30
6.1.3 Muay Thai Techniken………………………………………………..33
6.1.4 Pratzentraining im Muay Thai……………..………………………..35
6.1.5 Zirkeltraining im Muay Thai………………………………………….36
6.2 Ergänzende Gedanken………………………………………………………..38
6.3 Sicherheitsaspekte bei der Anwendung von Muay Thai im Schulsport.....38
7 Zusammenfassung……………………………………………………………………..40
8 Anmerkungen zum Projektverlauf……………………………………………...……42
9 Literaturverzeichnis…………………………………………………………………….44
10 Tabellenverzeichnis…………………………………………………………………..48
11 Abbildungsverzeichnis……………………………………………………………….49
12 Anhang…………………………………………………………………………………..50
3
1 Einleitung
Die neue Lehrplangeneration der Jahrtausendwende hat neben der pädagogischen
Profilierung durch den Doppelauftrag eines Erziehenden Sportunterrichts zur Öffnung
und damit Erweiterung ihrer inhaltlichen Bandbreite geführt (Prohl & Krick 2006). In
diesem Zusammenhang steht man dem Thema „Kämpfen und Zweikampf“ in der
aktuellen sportpädagogischen und sportdidaktischen Diskussion wieder offener
gegenüber und „Kampfkunst und Kampfsport haben hierzulande als Kämpfen,
Ringen und Raufen [wieder]Eingang in den Basissportunterricht einiger Lehrpläne
gefunden und Kampfsportarten sind Gegenstand des pädagogischen Freiraums und
des nachmittäglichen Wahlpflichtangebots geworden“ (Kuhn & Liebl 2013: 290).
Obwohl der Bereich Kämpfen schon zu Zeiten GuthsMuths ein Inhaltsbereich der
schulischen Leibeserziehung in Deutschland war (Krüger 1995: 364), kann er auf
keine lange Tradition verweisen. So verschwand das Kämpfen zu Beginn des 19.
Jahrhunderts unter Adolf Spieß aus ideologischen und organisatorischen Gründen
aus dem Inhaltsspektrum der Leibeserziehung. Dieser Umstand blieb über die
Reformpädagogik zur Wende des 20. Jahrhunderts und in der Weimarer Republik
beibehalten und änderte sich erst wieder unter nationalsozialistischer Herrschaft, die
das Kämpfen mit der Intention der Wehrertüchtigung erneut zum Gegenstand des
Schulunterrichts machte (Kuhn 2008: 110). Historisch belastet, fand der Begriff
„Kampf“ während der ersten Dekaden nach der Gründung der Bundesrepublik in
der bildungstheoretischen Fachdidaktik keine Beachtung mehr und wurde durch den
Begriff des „Wetteiferns“ ersetzt. Auch Grupe und die curriculare Sportdidaktik der
70er und 80er Jahre sahen das Kämpfen nicht als anthropologisch begründete
pädagogische Möglichkeit des Sports und so ordnete Kurz in seine „Elemente des
Schulsports“ lediglich den Wettkampf ein, dies allerdings unter Spannung zum Spiel
(Kuhn 2008: 110). Erst in den 1990er Jahren setzte unter anderem Krüger (1995) mit
seiner Auffassung eines „Sonderwegs der deutschen Sportpädagogik“1 eine
Diskussion über die pädagogischen Möglichkeiten und Grenzen des Kämpfens in
Gang, die sich in einem Spektrum zwischen entwicklungs-,
sozialisationstheoretischen, bewegungspädagogischen und hedonistischen
Argumenten auf der einen und Vorstellungen von Selbstverteidigung als
„überlebensnotwendige Hilfe“ auf der anderen Seite bewegte (Kuhn & Liebl 2013: 1 „Im Grunde ist … in der deutschen Leibeserziehung und Sportpädagogik der sportliche Wettkampf nie als Modell einer demokratischen Streit- oder Konfliktkultur angesehen worden, sondern entweder als Mittel der Wehrertüchtigung ... oder der Wettkampf wurde … tabuisiert“ (Krüger 1995: 365).
4
291) und sich nun in der Konsequenz als Bewegungsfeld Kämpfen in der aktuellen
Lehrplangeneration wiederspiegelt.
Trotz des neuen Möglichkeitsrahmens stellen, im Hinblick auf die praktische
Umsetzung, langfristige Etablierung und Erweiterung des Bewegungsfelds Kämpfen
im Sportunterricht, jedoch vor allem subjektive Vorstellungen sowohl aus Lehrer-, als
auch aus Schülerperspektive die wichtigste Voraussetzung für den pädagogischen
Entscheidungsprozess dar. In diesem Zusammenhang spiegeln vor allem die
Ergebnisse der 2006 veröffentlichten Sprintstudie ein Spannungsverhältnis zwischen
Angebot und Nachfrage in Bezug auf Kämpfen im schulsportlichen Kontext wieder
und unterstreichen die Aktualität und den Bedarf an Konzepten für das
Bewegungsfeld Kämpfen: So zählt Kampfsport allgemein (6,3%) und aus
Schülerperspektive zu den „vernachlässigten“ Sportarten und rangiert mit 23,6 % auf
Rang sechs der Schülerwunschliste für Sportarten die häufiger im Schulsport
Anwendung finden sollen (Gerlach et al. 2006: 116). Auf Lehrerseite besteht aus
unterschiedlichsten Gründen eine gewisse Zurückhaltung gegenüber der Anwendung
des Kämpfens im Schulsport. So reicht der Argumentationsstrang von einem
möglichen Autoritätsverlust des Lehrerkörpers, über eine Unzähmbarkeit der Schüler
über die Sportstunde hinaus, hin zu Schwierigkeiten in den Problemfeldern Nähe und
Distanz, sowie Annäherung zwischen Jungen und Mädchen (Mosebach 2007: 1).
Wie empirische Untersuchungen von Riede (2001), Birke (2004) und Kästner (2005)
beinahe übereinstimmend zeigen, liegt die sparsame bis gegen null laufende
Thematisierung des Kämpfens im Sportunterricht in erster Linie an zu großen
Vorbehalten von Lehrerinnen und Lehrern (LuL). Mosebach (2007) sieht einen der
Hauptgründe für diesen Umstand in der mangelnden Fachkenntnis der LuL. Weitere
Erhebungen stellen fest, dass dem Umstand, dass das Bewegungsfeld Kämpfen
Inhalt der aktuellen Lehrplangeneration ist, in der Lehrerausbildung bis dato auch
immer noch wenig Rechnung getragen wird. So zeigt sich, „dass nur knapp die Hälfte
der Sportinstitute an (pädagogischen) Hochschulen Angebote zum Kämpfen in der
Lehrerbildung vorweisen kann, geschweige denn einen Fachbereichsleiter. In den
meisten Fällen wird Kämpfen optional angeboten, bevorzugt als Wahlfach oder
Trendsport. Darunter sind besonders Judo, Karate und Ju-Jutsu zu finden“ (Leffler
2011: 133).
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Die Aktualität und Dringlichkeit für Handlungsbedarf im Rahmen der Lehreraus- und
Weiterbildung im Bereich Kämpfen wird mit dem Beschluss der
Kultusministerkonferenz (KMK) der 157. Sitzung am 14./15.06.2012 in
Frankfurt/Main noch verschärft. Denn es verlor nun schließlich auch der fast
20jährige Beschluss der KMK bezüglich des Verbotes der Kampfsportarten mit
Kontakt im Schulsport seine Gültigkeit: „[…]Konsens in der Kommission Sport ist,
dass die Länder in eigener Zuständigkeit regeln, welche Sportarten (darunter auch
Kampfsportarten) im Schulsport angeboten werden können […]“ (Hartmann 2015).
Auf Grundlage dieses Beschlusses haben nun die einzelnen Bundesländer die
Deutungshoheit über jene Kampfsportarten, die in den gesellschaftlich anerkannten
Bereich der Schulsportarten für den Pflichtunterricht aufgenommen werden.
Angesichts dieser Entwicklung gilt es nun Kampfsport-spezifische Konzepte zu
entwickeln, die das reguläre Spektrum der Kampfsportarten im Schulsport (Judo,
Ringen, Karate) gewinnbringend erweitern können. Im Hinblick darauf, macht es sich
diese Arbeit zur Aufgabe die bis dato in Deutschland noch wenig beachtete
Kampfkunst und Kampfsportart MUAY THAI auf ihren pädagogischen Nutzen für den
Schulsport zu beleuchten und ein medial gestütztes Konzept zur Realisierung von
Muay Thai im Schulsport zu entwickeln. Diese Arbeit thematisiert die
Fragestellungen:
- Warum sollte Muay Thai Anwendung im Schulsport finden?
- Kann Muay Thai Anwendung im Schulsport finden?
- Wie kann Muay Thai Anwendung im Schulsport finden?
Um diesen Leitfragen auf den Grund zu gehen, wird in einem ersten Schritt die
facettenreiche Kampfkunst und Kampfsportart Muay Thai und ihr spezifischer Ethos
und Charakter vorgestellt, um in einem zweiten Schritt die gewonnen Erkenntnisse
mit aktuellen Forschungsergebnissen zu verknüpfen und somit eine pädagogische
Begründung für das Kämpfen im Sportunterricht zu liefern. In einem dritten Schritt
werden die Lehrpläne auf die Möglichkeit der Umsetzung von Muay Thai im
Schulsport analysiert, um schließlich in einem vierten Schritt ein medial gestütztes
Konzept zu entwickeln, um Muay Thai pädagogisch sinnvoll im Schulsport
einzubringen.
6
2 Muay Thai - Begriff, Inhalt und Philosophie
Muay Thai gemeinhin auch bekannt als Thaiboxing ist der Nationalsport des
Königreich Thailands (Delp, 2001, S.12). Kennzeichnend für Muay Thai ist der Kampf
im Stand und in verschiedenen Distanzen (Halbdistanz, Nahdistanz). Bekannt als
"The Art of Eight Limbs" macht Muay Thai sowohl von Faust-, Ellenbogen-, Fuß-
und Schienbein-, als auch Knietechniken gebrauch. Ergänzt werden die Schlag, Stoß
und Tritttechniken durch Muay Thai eigentümliches Ringen im Stand („Clinchen“).
Muay Thai erfreut sich nicht nur in Thailand, sondern mittlerweile weltweit steigender
Beliebtheit. Während Muay Thai indes nur in Thailand fest im Kanon der Schul- und
Hochschulsportarten verankert ist, beschränkt sich seine Praktik in der
Bundesrepublik Deutschland bisher auf den vereinssportlichen Kontext im Rahmen
des Breiten- und Leistungssports sowohl auf Amateur- als auch auf Professioneller
Ebene. Seine steigende Beliebtheit ist vor allem auf sein spezifisches
Anforderungsprofil zurück zu führen, welches den Trainierenden in besonderem
Maße den Erwerb spezieller technischer, taktischer, konditioneller und sozialer
Fähigkeiten und Fertigkeiten ermöglicht.
2.1 Ursprung und Ethos des Muay Thai
Nach P. & P. Kraitus (1998: IV) ist Muay Thai „everything combined into one, as it is
a sport, a form of martial skill, a kind of science, and undeniably an art form“. Dieser
mehrdimensionale Charakter ist das Resultat eines jahrhundertelangen
Entwicklungsprozesses. Geschichtlich lassen sich die Wurzeln des Muay Thai nicht
exakt belegen: „the historical documents deal very little with Thai boxing, only when it
is mentioned in ancient Thai laws, in chronicles (especially with reference to military
events or festive affairs), or in literature. Many later books on Muaythai conclude that
it has been a unique national martial art in the Thai nation since the distant past“
(Sirisompan 2010: 1). Die ersten geschichtlich belegbaren Quellen finden sich erst
ab dem 16. Jahrhundert (Delp 2001: 17). Aufgrund der Annahme, dass die Wurzeln
des Muay Thai eng mit den Wurzeln des thailändischen Volkes verwoben sind (Van
Chuyver & Villalobos 2002; P. & P. Kraitus 1988; Rebac 1987), gehen Muay Thai
Experten jedoch davon aus, dass die Ursprünge des Muay Thai im alten China liegen
und in verschiedensten Stilen seit mehr als 2000 Jahren von Generation zu
Generation überliefert werden (P. & P. Kraitus 1988: IV). Muay Thai entwickelte sich
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simultan zur thailändischen Nation und wird daher als ein Kernstück der (modernen)
thailändischen Kultur und Nationalidentität angesehen: „the sport of muay thai arose
with the nation of Thailand and is a sport of true Thai“ (Sangsawan 1979). Dies
unterstreichen auch neuere Interpretationen des Begriffs MUAY. So leiten Experten
das Wort MUAY in seiner Sinndeutung vom alt thailändischen MUAY POM 2 ab, was
so viel bedeutet wie: „an einem Strang ziehen, um eine Einheit zu bilden“ (Crawford
2013: 9). In diesem Kontext definiert sich MUAY nicht mehr länger nur als
„Kämpfen“3, sondern als Mittel zur Erreichung und zum Erhalt eines übergeordneten
Ziels die thailändische Nation zu einen und zu verteidigen. Diese Sichtweise spiegelt
eine Rückbesinnung auf traditionelle Werte vergangener Tage wieder und impliziert
für die Ausübenden des Muay Thai („Nak Muays“/Thaiboxer) die Zuschreibung
spezifischer Qualitäten, wie Gehorsam, echtes Wissen, Mut, Ausdauer, Geduld,
Mitgefühl, Dankbarkeit und Ehrlichkeit. „If any one of these qualities is missing, to use
the words „Thai boxing“ is to act against the genuine art“ (P. & P. Kraitus 1988: 2).
Aufbauend auf diesem weitgefassten Verständnis des Muay Thai sind alle Groß-,
Meister, Lehrer und Schüler des Muay Thai an einen spezifischen Wertekodex, eine
„Ethik des Muay Thai-Kämpfers“ gebunden (Sirisompan 2012):
„1. Make oneself useful to the public.
2. Be polite to everybody wherever possible.
3. Do not show violent behavior.
4. Be faithful to oneself and others.
5. Show perseverance.
6. Be willing to sacrifice oneself for the good of your country.
7. Be strong willed and resolute in your mind “As strong as steel, as hard as diamond”
8. Hold high morality. (Be a gentleman/woman)
9. Be respectful of your own and your camp name. Never to bring these into ill repute.
10. Exercise and train hard regularly.
11. Do not take advantage of your opponent by infringement of rules.
2 Muay Pom ist seit Jahrhunderten eine beliebte Frisur in Thailand, ähnlich einem Dutt. 3 Wörtliche Übersetzung von th. muay
8
12. Do not take any kind of illegal or harmful drugs or substances.
13. Always respect and abide by the law of the land.“
Dieser ethische Verhaltenskodex ist die Grundlage für den charakteristischen Muay
Thai-Lebensstil und bildet das normative Fundament des Unterrichts im Muay Thai.
Auf der Metaebene dient das Training im Muay Thai demnach als Schule
übergeordneter moralischer Wertvorstellungen wie Beherrschung, Mut, Moral, Fair
Play, Respekt, Ehre, Loyalität, Bescheidenheit und Menschlichkeit. Das Training im
Muay Thai kann somit gemäß dem doppelten Erziehungsauftrag des Sportunterrichts
zur Persönlichkeitsentwicklung der Schülerinnen und Schüler beitragen, was Muay
Thai gerade aus pädagogischer Sicht für den Schulsport interessant macht.
2.2 Charakter und Output-Gehalt des Muay Thai
Neben der Entwicklung besonderer moralischer Eigenschaften des Selbst eignet sich
Muay Thai auf der Output-Ebene darüber hinaus zur Verbesserung sowohl
motorischer Fähigkeiten und Fertigkeiten, als auch kognitiver, psychischer und
sozialer Fähigkeiten. Diese mehrdimensionale Output-Dimension des Muay Thai ist
in erster Linie auf seinen einzigartigen Charakter zurück zu führen, indem
Kampfkunst, Selbstverteidigung und Kampfsport in besonderer Weise vereint sind.
Begründet ist diese Synthese durch die ihm eigentümliche interepochale und
interkulturelle Genese von der Kampfkunst zum Kampfsport (vgl. Klotz 2010) und die
aktuell beobachtbare Rückbesinnung vom Kampfsport zur Kampfkunst, wodurch eine
fruchtbare Wechselbeziehung zwischen Tradition und Moderne gegeben ist (vgl.
Abb.1).
9
Abb.1: Charakter und Output-Dimension des Muay Thai (eigene Darstellung in Anlehnung an das
Verhältnis zwischen Kampfkunst und Kampfsport nach Leffler 2010:187)
Sein besonderes Profil macht Muay Thai für den Schulsport jedoch nicht nur für das
Themenfeld Kämpfen attraktiv, sondern bietet auch zahlreiche Möglichkeiten in den
Bereichen Fitness, Stressbewältigung und Entspannung. In diesem Zusammenhang
sind Konzepte wie Muay Thai Aerobic, Fitnessboxen, Ram Muay4 als
Präventionssport, Muay Thai typische Meditationsübungen, u.a. als lohnend denkbar.
4 Ram Muay (dt. „Kampf-Tanz“) ist ein Ritual, welches einem Tanz ähnelt und von den Muay Thai-Kämpfern vor jedem Kampf abgehalten wird. In der Prävention kann der Ram Muay zur Verbesserung des Gleichgewichts, zum Stretching, sowie für Spannungs- und Halteübungen eingesetzt werden.
10
Wie die Ausführungen in diesem Abschnitt gezeigt haben, steht Muay Thai für ein
spezifisches Ethos, welches hohe moralische Wertvorstellungen vertritt. Darüber
hinaus wurde der Multiple-Charakter des Muay Thai und die durch ihn begründete
Output-Dimension des Muay Thai Trainings dargestellt, in der Muay Thai sowohl zum
motorischen, als auch zum psychischen, kognitiven, sozialen und kulturellen Lernen
beitragen kann. Um den pädagogischen Wert des Muay Thai für den Schulsport
weiter zu fundieren, wird im Folgenden der aktuelle Forschungsstand in
Zusammenhang mit dem Bewegungsfeld Kämpfen abgebildet.
3 Pädagogische Begründung für das Kämpfen im Sportunterricht
Das Thema Kämpfen weckt in pädagogischen Kreisen unterschiedliche Gefühle. Vor
allem Distanzkampfsportarten mit Box- und Tritttechniken wie Muay Thai, Boxen,
Karate, u.a. werden zumeist mit Pauschalkritik belegt. Das Training in diesen
Kampfsportarten sei roh, begünstige Aggression/Gewalt und Verletzungen stünden
unausweichlich auf der Tagesordnung. Die „agonale Grundstruktur“ des Kämpfens
(Bietz, Grotehans & Hindemith 2013: 366), die Verschränkung eines Miteinanders im
Gegeneinander und die in dieser Ambivalenz verborgenen pädagogischen
Möglichkeiten werden von Kritikern zumeist außer Acht gelassen. Um die
Pauschalkritik auf den Prüfstand zu stellen und zu überprüfen, ob die Anwendung
von Muay Thai im Schulsport als sinnvoll und gewinnbringend erachtet werden kann,
werden nachfolgend die Aspekte Verletzungshäufigkeit, Aggression und Gewalt,
Motivation, sowie pädagogische Begründungszusammenhänge in Bezug auf das
Kämpfen im Schulsport betrachtet.
3.1 Verletzungen im Kampfsportunterricht
Distanzkampfsportarten wie Muay Thai, Boxen, u.a. beinhalten aufgrund ihrer
konkurrierenden Handlungslogik immer eine Verletzungsgefahr. Ein unkontrollierter
Stoß, Tritt oder Schlag mit Kontakt stellt für den Partner und den Ausführenden
selbst stets ein potentielles Verletzungsrisiko dar. „Hauptkriterium der
Verletzungshäufigkeit, scheint demnach die Art des Trainings (Art des möglichen
Kontakts, Wettkampforientierung) zu sein (…) es ist festzustellen, dass bei
kontaktlosem Training innerhalb des Unterrichts, bei dem der Wert mehr auf die
11
Bewegung als auf den leistungszentrierten Wettkampf gelegt wird, keine erhöhte
Verletzungsgefahr zu erkennen ist“ (Hoffmann 2006: 27). Untersuchungen von
Biener & Fasler (1978: 76) bestätigen diesen Umstand. Ihre Untersuchungen zeigen,
dass die Unfallstatistiken für Boxsport, der lediglich kontaktlos oder im
Leichtkontaktmodus ausgeführt wird, im Vergleich zu anderen Sportarten, die
niedrigsten Unfallquoten aufweisen: Boxsport (0,4 Unfälle), Judo und Jiu-Jitsu (2,3),
Ski (13,5), Volleyball (3,8) oder Fußball (4,7) pro 1.000 Übungsbesuchen. Betrachtet
man die Verletzungshäufigkeit und die Verletzungsmuster im Zusammenhang mit der
Wettkampfteilnahme ergibt sich folgendes Bild. Gartland et al. (2005) untersuchten
die Unfallquoten von 92 Amateur Thaiboxern (Muay Thai-Sportler) während einer
Wettkampfperiode von 590 min. Sie beobachteten insgesamt 15 Unfälle, davon
sechs Fälle von Nasenbluten, sechs Fälle von
Gehirnerschütterung/Schädeltraumata, zwei Fälle von Kopfplatzwunde und einen Fall
von Beinprellung. Die Autoren führen den hohen Anteil an Schädeltraumen
weitestgehend auf das Punktesystem im Muay Thai zurück, indem Schläge zum
Kopf und Vorzeitiger Knock-Out zu höheren Punkten führen. Im Vergleich zu
Untersuchungen im Profibereich von Zazryn et al. (2003), die insgesamt 382 Unfälle
über 3.481 Kampfteilnahmen beobachteten, wird deutlich dass im Profibereich mit 44
Unfällen auf 1.000 Kämpfe sichtlich mehr Verletzungen der Unteren Extremitäten als
bei den Amateuren zu beobachten sind. Die Schädeltraumata bleiben mit 57 Unfällen
auf 1.000 Kämpfe primäres Verletzungsmuster. In einer weiteren Studie von Gartland
et al. (2001) wurden 152 Thaiboxer aus Großbritannien und den Niederlanden über
ihre Anzahl an Unfällen im Muay Thai befragt. Alle Probanden der Stichprobe waren
mind. ein Jahr aktiv im Muay Thai Training und wurden anhand ihrer
Wettkampferfahrung in drei Gruppen unterteilt: Anfänger (Kein Kontakt), Amateure
(Vollkontakt mit maximaler Schutzausrüstung) und Profis (Vollkontakt mit minimaler
Schutzausrüstung). Die Anzahl der berichteten Verletzungen war direkt proportional
zu der Erfahrung der Thaiboxer. So hatten Beginner die wenigsten Verletzungen und
Profis die meisten. Auffällig war, dass über alle Gruppen hinweg, Verletzungen der
unteren Extremitäten am meisten berichtet wurden. Der Schweregrad der
Verletzungen war proportional zur Erfahrung. So beschrieben Anfänger und
Amateure Fälle von Schienbein-, Oberschenkel- und Fußprellungen, wohingegen
Profis eher von Knochenbrüchen berichteten. Schädeltraumata beliefen sich auf rund
2%, 31% und 43% aller Verletzungen unter Anfängern, Amateuren und Profis. Der
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geringe Verletzungsanteil unter den Anfängern ist laut den Autoren auf das
kontaktlose Training zurückzuführen. Aus den Ausführungen lassen sich zwei
zentrale Schlussfolgerungen ziehen: Zum einen ist das Verletzungsrisiko in
Distanzkampfsportarten wie Muay Thai unter Wettkampfbedingungen vor allem im
Hinblick auf Schädeltraumata und Kontusionen der unteren Extremitäten wesentlich
erhöht. Zum anderen lässt sich das Verletzungsrisiko durch kontaktloses Training
weitestgehend minimieren. Für die Umsetzung von Muay Thai im Schulsport
bedeutet dies, dass alle Übungen kontaktlos bzw. mit kontrolliertem Leichten Kontakt
stattfinden müssen. Den Schülerinnen und Schülern muss darüber hinaus von
Anfang an die potentielle Verletzungsgefahr aufgezeigt werden, um ungewollte
Aktionen zu verhindern und das Verletzungsrisiko auf ein Minimum zu verringern.
3.2 Gewalt, Aggression und Kampfsport
Das Vorurteil, dass die Ausübung von Kampfsport aggressiv macht und dass
gewalttätigen Jugendlichen hier ein Werkzeug an die Hand gegeben wird um ihre
Gewalt noch weiter auszuüben, ist in der Bundesrepublik immer noch weit verbreitet.
Aber was sagt die Forschung dazu? Brettschneider et al. (2005) untersuchten
anhand einer Fragebogenerhebung von 11 bis 16 jährigen Schülern in Deutschland
(N=3.300) und Israel (N=2.700) den Zusammenhang zwischen Sportengagement
und Gewaltverhalten. Im Bereich der physischen Gewalt ließ sich ausschließlich ein
Geschlechtereffekt zugunsten der Jungen feststellen. Ein Unterschied zwischen
sportlich sehr engagierten Jugendlichen und sportfernen Jugendlichen wurde nicht
gefunden. Bei einer differenzierteren Analyse unter Berücksichtigung ausgeübter
Sportarten, waren vor allem Jungen die Kampfsportarten nachgehen durch hohe
Gewalt-Werte auffallend. Spielsportarten und Nichtsportler bildeten eine eigene
Gruppe mittlerer Gewaltbelastung. Es konnte jedoch weiterhin weder ein direkter
noch ein indirekter Einfluss des Sportengagements auf das Gewaltverhalten der
Jugendlichen verzeichnet werden. Höchste Erklärungskraft für ein geringeres
Gewaltverhalten zeigten gute Elternbeziehungen und ein positives Selbstwertgefühl.
Zwar zeigt sich, dass ein höheres Sportengagement in der Regel mit einem erhöhten
Selbstwertgefühl einhergeht, dies trägt aber nicht wesentlich zur Reduzierung des
Gewaltverhaltens bei. Ebenso wenig konnte ein Einfluss des Sportengagements auf
gute Elternbeziehungen nachgewiesen werden. Die Studie von Moesch et al. (2010)
13
thematisiert den Zusammenhang zwischen Selbstkonzept, Sportengagement und
Gewaltverhalten. An der Fragebogenerhebung beteiligten sich 2.438 Schweizer
Schüler zwischen 12-18 Jahren. Die Ergebnisse zeigen, dass Mobber am häufigsten
im Sport engagiert sind und besonders häufig aus dem Hochleistungssport stammen.
Im Gegensatz zur Studie von Brettschneider et al., die männlichen Jugendlichen aus
dem Kampfsport die höchsten Gewalt-Werte zuschreiben, belegt diese Studie, dass
Jugendliche die zu physischer Gewalt greifen, vermehrt aus Spielsportarten mit
Gegnerkontakt stammen. Es zeigte sich ebenso, dass Nichtgewalttätige Jugendliche
die höchsten Werte in guten Elternbeziehungen und allgemeinem Selbstwertgefühl
aufweisen und aus den Individual- und ästhetischen Sportarten stammen.
Vertonghen (2011) untersuchte in seiner Studie Kontextfaktoren die einen Einfluss
auf den sozial-psychologischen Outcome von Kampfkünsten haben können. Die
Stichprobe bestand aus 98 jungen Kampfkünstlern (Judo, Aikido, Muay
Thai/Kickboxing, Karate) im Alter von 8 bis 13 Jahren. Die Ergebnisse legen nahe,
dass die Probanden aus dem Bereich Muay Thai/Kickboxen im Vergleich eine
höhere physische Aggression und Verhaltensprobleme aufweisen als die anderen
Probanden. Darüber hinaus waren Thai-/Kickboxer und Judoka mehr ego-orientiert
als Aikidoka. Letztere waren hingegen mehr aufgabenorientiert als die Judoka und
Thai-/Kickboxer. Im Hinblick auf den sozialen Kontext, wurde beobachtet, dass die
Kinder die Muay Thai/Kickboxing ausüben aus einer niedrigeren sozialen Schicht
kommen als die anderen Probanden. Daher schlussfolgerte der Autor, dass
verschiedene Kampfsportarten unterschiedliche Jugendliche aus verschieden
gesellschaftlichen Milieus anlocken, was unterschiedliche Erfahrungen erzeugen
kann und somit einen Einfluss auf die sozialpsychologischen Outcomes hat. Darüber
hinaus stellt die Studie fest, dass je nach Kampfsportart unterschiedliche
Lehrmethoden von den Lehrern verwendet werden. So verfolgen Aikido-Lehrer eher
einen traditionellen Ansatz, wohingegen Muay Thai/Kickboxlehrer einen Ansatz
wählen, der sich an der Effizienz ausrichtet. Karatelehrer hingegen nutzen sowohl
einen sportlichen, als auch traditionellen und an Effizienz ausgerichteten Ansatz. Es
zeigt sich ebenfalls, dass die Probanden diese verschiedenen Lehransätze
unterschiedlich wahrnehmen. So wurde beobachtet, dass Probanden die in einem
effizienzorientierten Ansatz unterrichtet werden ein stärker an Leistung orientiertes
Klima wahrnehmen als Probanden eines sportlichen oder traditionellen Ansatzes.
Der Autor geht davon aus, dass ein Leistungsorientiertes Klima eher mit negativem
14
sozial-psychologischem Outcome korreliert und der sportliche und traditionelle
Ansatz daher eher mit einem positiven Outcome. Eine weitere Studie von Hoffmann
(2006) untersuchte die Auswirkung des Kampfsporttrainings auf die Aggressivität der
Trainierenden. Die Stichprobe bestand aus 480 auswertbaren Probanden (51 Trainer
/ 429 Schüler), verteilt auf 5 Kampfstilkategorien mit Trefferwirkung. Im Vergleich der
Aggressionswerte zwischen den Kampfstilkategorien weisen die waffenlosen
Distanzkampfstile in den Skalen spontane Aggression, reaktive Aggression und
Summenaggression sowie in der Erregbarkeit die höchsten Werte unter den
Kampfstilkategorien auf. Dies ist jedoch zu relativieren, da die Ergebnisse auch
zeigen, dass alle untersuchten Kampfstilschüler signifikant weniger aggressiv sind
als die Normalbevölkerung (Hoffmann 2010: 322). Die Aggressionswerte der
befragten Kampfstilbetreiber sind als sehr gering zu bezeichnen. Aufgrund der
Tatsache, dass bereits Anfänger ausgesprochen niedrige Aggressions-Werte
aufweisen, lässt sich vermuten, dass die Mehrzahl der hier untersuchten
Kampfstilbetreiber, bereits vor dem Training niedrige Werte aufwiesen. Die
Untersuchung legt außerdem dar, dass der Trainer nur bedingt Einfluss auf die
Skalenwerte seiner Schüler hat. „Lediglich 30,1% aller befragten Schüler geben an,
die meisten Einstellungen und Wertvorstellungen ihres Trainers auch für ihr Leben zu
übernehmen“ (Hoffmann 2010: 371). Im Hinblick auf die demographische Struktur
der Probanden zeigt sich, dass es sich bei den Kampfsportbetreibern nicht um eine
enge soziale Zielgruppe handelt. Sie weisen im Durchschnitt ebenfalls eine hohe
Schulbildung auf. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass
Gewaltpräventionseffekte durch (Kampf-)Sport nicht eindeutig erkennbar sind und die
Befunde ein ambivalentes Bild im Hinblick auf Distanzkampfsportarten wie Muay Thai
werfen. Distanzkampfsportler fallen in einigen Studien durch vergleichsweise hohe
Gewaltbereitschaft und Ausübung physischer Gewalt auf. Zu Bedenken ist in diesem
Zusammenhang jedoch die kausale Wirkungsrichtung (Hofmann 2010: 122): Durch
das querschnittliche Untersuchungsdesign der hier vorgestellten Studien lässt sich
keine Aussage treffen, ob das sportliche Engagement im (Distanz-) Kampfsport einen
Einfluss auf das Gewaltverhalten besitzt. Es herrscht also noch immer Unklarheit, ob
die Ausübung von (Distanz-)Kampfsportarten seine Trainierenden
aggressiver/gewaltbereiter macht oder ob bereits aggressive/gewaltbereite Personen
mit der Ausübung des Kampfsporttrainings beginnen. Ebenso ergibt sich kein
einheitliches Bild über die soziale Zielgruppe der (Distanz-) Kampfsport-Treibenden,
15
was prinzipiell ein gesamtgesellschaftliches Interesse an (Distanz-) Kampfsportarten
nahe legt. Im Hinblick auf die Umsetzung von Muay Thai im Schulsport lässt sich aus
dem dargestellten schlussfolgern, dass Muay Thai prinzipiell für Schüler aller
Schulformen interessant sein kann. Folgen wir der Argumentation Vertonghens sollte
bei der Umsetzung im Schulsport auf einen effizienzorientierten Unterrichtsansatz
verzichtet werden. Stattdessen sind sportive und traditionelle Ansätze ratsam, wenn
der sozialpsychologische Output fruchtbar sein soll.
3.3 Interesse, Motive, Motivation und Kampfsport
Seit den 1970er Jahren ist in der Bundesrepublik ein regelrechter Boom der
fernöstlichen Zweikampfsportarten zu verzeichnen (Hartnack 2013: 269). Im Jahr
2014 beliefen sich die Mitgliederzahlen der Kampfsportverbände auf rund 596.832
Mitglieder in DOSB organisierten Kampfsportverbänden5 (statista 2015). Nicht erfasst
sind in diesem Zusammenhang die nicht in DOSB-Verbänden organisierten
Kampfsportarten, zu denen auch Muay Thai gehört. Aufgrund einer
unüberschaubaren Anzahl an kommerziellen Anbietern, Schulen und Verbänden und
einer manifesten Intransparenz sind in Bezug auf deren Mitglieder auch keine
genauen Angaben möglich. Besonders Schüler und Jugendliche zeigen ein hohes
Interesse an Kampfsportarten (Heim 1999; Marquardt 1999). So gaben 28% der bis
29-jährigen Sportinteressierten in Deutschland bei Befragungen an, Interesse an
„Martial Arts“ 6 zu besitzen. In diesem Zusammenhang nicht eingeschlossen ist das
Interesse am Boxsport, welches mit 34% einen noch höheren Wert einnimmt. Als
Referenzwerte sollen hier die Sportarten Handball (27%), Tanzen (28%) und Turnen
(22%) dienen (Sportfive 2002: 128). Auch die Ergebnisse der DSB-Sprintstudie
unterstreichen diesen Trend so rangiert Kampfsport mit 23,6 % auf Rang sechs der
Schülerwunschliste für Sportarten die häufiger im Schulsport Anwendung finden
sollen (Gerlach et al. 2006: 116). Diese Zahlen belegen das große Interesse am
Inhaltsbereich Kämpfen und legen nahe, dass seine Umsetzung im Schulsport
gerade von Schülerseite gewollt ist. Bereits Funke (1988: 16) formulierte treffend,
dass Kämpfen für Kinder „ein Schülerthema (ist), unabhängig von dem, was
5 Deutscher Judo-Bund e.V., Deutscher Karate Verband e.V., Deutscher Ringer-Bund e.V., Deutscher Boxsport-Verband e.V., Deutsche Taekwondo Union e.V., Deutscher Ju-Jutsu Verband e.V., Deutscher Fechter-Bund e.V. 6 engl. „Martial Arts“ ist ein Sammelbegriff für alle Sportarten der Kategorien Kampfkunst, Kampfsport und Selbstverteidigung.
16
Lehrpläne wollen“. Wodurch ist dieses Interesse zu erklären? Welche Motive liegen
ihm zugrunde? Aus biologischer, ethologischer und tiefenpsychologischer Sicht Ist
Kämpfen ein „Grundbedürfnis“ von Kindern und Jugendlichen (RGUVV 2000: 8),
welches am kindlichen Erlebniswunsch und Bewegungsdrang ansetzt. Darüber
hinaus spielen die Motive Gesundheit, Sicherheit, Selbstachtung, Macht, Leistung,
Aggression, u.a. eine wichtige Rolle für die Attraktivität der Kampfsport- und
Kampfkunstarten. Dies zeigte als Erster Kühn, der mit seiner Arbeit die Vorteile von
Kampfsport/Kampfkunst herausstellte und analysierte, warum
Kampfsport/Kampfkunst für Jugendliche so attraktiv ist (Kühn 1994: 488):
Körperliche Aktivität, Kondition, Fitness
Sicherheit und Orientierung durch klare Werte
Selbstbewusstsein durch Stärke und Technik, Gefühl der Überlegenheit und
Unangreifbarkeit, Überwindung von Ohnmacht
Fähigkeit zur Selbstverteidigung
Stabilisierung (traditioneller) männlicher Identität durch Aggressivität,
Körperkraft und Konkurrenz
Raum für das Erleben und Ausleben eigener aggressiver Impulse
Suche nach einer starken, möglicherweise auch fördernden Autorität
Die Forschungslage zum Thema Kampfsport/Kampfkunst und Motivation im
deutschsprachigen Raum ist in Bezug auf die Anwendung von
Distanzkampfsportarten mit Trefferwirkung wie Muay Thai, Boxen, u.a. im Schulsport
bislang äußerst dünn. Lediglich die Arbeiten von Käser (2003) und Marquart (2011)
sind in diesem Zusammenhang zu nennen. Beiden Arbeiten gemein ist die
Evaluierung einer Leichtkontakt-Box-Variante für den Schulsport die auf dem
französischen Vorbild des „Boxe éducative“ beruht. Diese Light-Variante gründet auf
der Idee „eine Breitensport oder Schulsport taugliche Kampfsportvariante als
Alternative anzubieten, welche die vielen Vorteile des Zweikampfes (…) nutzt und
gleichzeitig die körperlich schädigenden Aspekte ausschaltet (Käser & Marquardt
2011: 117). Käser evaluierte in diesem Zusammenhang den Einfluss des
Leichtkontaktboxens auf den Wahlfachsport Boxen in der Schweiz und Marquart
evaluierte das Projekt „Boxen im außerunterrichtlichen Schulsport“ in Niedersachsen.
Beide Untersuchungen zeigten, dass die Motivation der Jugendlichen bei Einsatz von
17
Leichtkontaktboxen gegenüber dem reinen Fitnessboxen ohne Kontakt deutlich
gesteigert wurde, respektive ein geringerer Abfall der Motivation im Verlauf des
Semesterkurses beobachtet wurde. Für die Umsetzung von Muay Thai im Schulsport
bedeutet dies, dass zur Aufrechterhaltung der Motivation der Schülerinnen und
Schüler neben Übungen ohne Kontakt, ebenfalls Übungen mit kontrolliertem
Leichten Kontakt im Sinne des Boxe èducative eingebracht werden sollten, wodurch
ein noch größeres Feld an pädagogischen Handlungsspielräumen eröffnet wird.
3.4 Kämpfen im Schulsport - Pädagogische Begründungszusammenhänge
Das Kämpfen birgt für Schülerinnen und Schüler, neben Risiken, vielfältige
Gelegenheiten, Kompetenzen zu entwickeln, die Ihnen nicht nur in der Schule von
Nutzen sind, sondern ihnen perspektivisch auch im Alltag und Beruf helfen sich zu
behaupten und sich durchzusetzen. Im Sinne eines Doppelten Erziehungsauftrags
des Sportunterrichts ergibt sich für das Themenfeld Kämpfen unter Berücksichtigung
des aktuellen Forschungsstandes somit folgendes pädagogisches
Kompetenzspektrum (RGUVV 2000; Mosebach 2007; Lambrecht & Woznik 2007):
Tab.1: Kompetenzspektrum im Themenfeld Kämpfen
Fa
ch
ko
mp
ete
nz
Schulung umfassender koordinativer Fähigkeiten: Räumliche
Orientierungsfähigkeit, Reaktionsfähigkeit , Differenzierungsfähigkeit, Rhythmisierungsfähigkeit, Umstellungsfähigkeit Gleichgewichts-fähigkeit, Kopplungsfähigkeit
Schulung taktiler, kinästhetischer und vestibulärer Wahrnehmungsfähigkeit
Schulung konditioneller Fähigkeiten mit besonderem Fokus auf einer
umfassenden Kräftigung des Halte- und Stützapparates
Erwerb kampfsportübergreifender und kampfsportspezifischer technischer und taktischer Fähigkeiten und Fertigkeiten
Wissen um verbindliche Regeln und Rituale wie gemeinsames Begrüßen und
Verabschieden, partnerbezogenes Verbeugen vor und nach einem Kampf, u.a.
Förderung eines Regelbewusstseins (dazu gehört, dass die SuS die
Notwendigkeit erfahren, Vereinbarungen zu treffen, Grenzen zu setzen und sich selbst als Träger der Spiel- bzw. Wettkampfidee zu begreifen)
18
So
zia
lko
mp
ete
nz
Schulung einer sensiblen Wahrnehmungsfähigkeit im Umgang mit sich und
anderen
Schulung eines fairen, verantwortungsbewussten und schonenden Handelns gegenüber anderen
Wissen und Umgang mit und um nonverbale Kommunikation
Entwicklung von Verständnis für den anderen und gegenseitige
Rücksichtnahme
Abbau von Berührungsängsten und Aufbau von Vertrauen zu einem Partner
Förderung von Empathie über das Spüren von Emotionen des Partners, wie z. B. Angst oder Siegeswillen
Pe
rso
na
lko
mp
ete
nz
Förderung von Selbstdisziplin und Aggressionskontrolle
Ausbildung eines guten Körper- und Selbstbewusstseins
Erfahren, verstehen und einschätzen lernen eigener Fähigkeiten, Stärken und
Grenzen
Sieg und Niederlage körperlich erleben und seelisch verkraften lernen
Stärkung des Verantwortungsbewusstseins und Selbstwertgefühls
Entwicklung von Selbstbeherrschung
An dieser Stelle sei jedoch auf Pilz (2001) verwiesen, dass das Studium der
Kampfkünste eher auf Dauer angelegt sei, tendenziell ein Leben lang, was
offensichtlich im Gegensatz zum kurzfristigen Charakter des Sportunterrichts steht.
Bis dato fehlen jedoch intensive empirische Studien um die Kurz- oder
Langzeitwirkungen des Kämpfens auf die Entwicklung von Kompetenzen tatsächlich
belegen und beurteilen zu können.
4 Lernzielformulierung - Muay Thai im Schulsport
Die Analyse des pädagogischen Gehalts des Themenfeldes Kämpfen reflektiert
seine einzigartige Ambivalenz zwischen Macht, Gewalt und anderen niederen
Beweggründen und dem Erkunden eigener Grenzen, dem Erleben von Spannung,
Partnerschaft, Wettkampf, dem Erfahren von Körperkontakt, eigener, fremder und
19
gemeinsamer Kraft und Stärke. In diesem Zusammenhang ist jedoch entscheidend,
„dass der individuelle Handlungsvollzug des Kämpfens seinen Bedeutungsgehalt und
seine Angemessenheit erst aus dem sozialen Kontext, den subjektiven
Sinnzuschreibungen und der unmittelbaren Zweck- und Zielbestimmung gewinnt“
(Wiethäuper 2011: 89). Daher werden im Folgenden, die aus den Vorüberlegungen
abgeleiteten, pädagogischen Lernziele eines Sportunterrichts zum Thema Muay Thai
dargestellt:
Grobziel:
Die Schülerinnen und Schüler sollen durch partnerschaftliches,
verantwortungsvolles und faires Handeln die Kampfkunst und
Kampfsportart Muay Thai als eine Form des „kultivierten Kämpfens“7
erleben und begreifen.
Darüber hinaus werden folgende Lernziele mit der Unterrichtsreihe/-einheit verfolgt:
Tab.2: Lernziele eines Sportunterrichts zum Thema Muay Thai
Lernziel-
bereiche
Die Schülerinnen und Schüler sollen…
Motorische
Lernziele
Ihre koordinativen Fähigkeiten, im Besonderen ihre
Gleichgewichts-fähigkeit, Differenzierungsfähigkeit, Rhythmisierungsfähigkeit Reaktionsfähigkeit und Kopplungsfähigkeit verbessern.
Ihre physischen Grundeigenschaften aerobe Ausdauer, Kraft,
Schnelligkeit und Schnelligkeitsausdauer stabilisieren und verbessern.
das rechte Maß eines angemessenen, dosierten und
zielgerichteten Krafteinsatzes in spezifischen Spiel- und Kampfsituationen finden.
7 Unter kultiviertem Kämpfens versteht man eine „Sensible Form der körpernahen, handgreiflichen Auseinandersetzung, in der Verantwortung, Achtsamkeit und Fürsorge im Umgang mit sich und anderen handlungsleitende Prinzipien sind“ (RGUVV 2000)
20
Ihre Wahrnehmungs-, Antizipations- und
Entscheidungsfähigkeit in Bezug auf das Kampfgeschehen und den Kampfpartner verbessern.
Grundlegende kampfsportübergreifende und Muay Thai-
spezifische technische Fertigkeiten erwerben und erweitern.
Die Fähigkeit erwerben, die Bewegungsausführung der Muay Thai-spezifischen Beinarbeit, Schlag-, Tritt-, und Stoßgrundtechniken selbstständig den eigenen Möglichkeiten und spezifischen Situationen anzupassen.
Affektive-
Motivationale
Lernziele
Durch spielerische Formen die Scheu/Angst vor
Körperkontakt verlieren, sowie Spaß und Freude am
Kämpfen entwickeln.
sich selbst erfahren als Angreifer und Verteidiger.
durch die individuell angemessene Belastung das Leisten
und sich selbst erfahren, verstehen und einschätzen können.
Durch das Agieren im Partnerschaftsgefüge
Selbstwirksamkeit erfahren und so ihr Selbstwertgefühl und
Verantwortungsbewusstsein stärken.
Durch das Erleben der Ambivalenz des Kämpfens (Angst,
Vertrauen, Ohnmacht, Aggression, Mächtigkeit und
Verantwortung) eigene körperliche und seelische Stärken
und Grenzen erfahren, verstehen, einschätzen und dadurch
Selbstbeherrschung, Selbstdisziplin und
Aggressionskontrolle entwickeln.
Durch spielerische Formen Erfolgserlebnisse und starke
Gefühle ( z. B. Sieg und Niederlage, Freude, Ärger) erleben
und relativieren können.
21
Ihre eigenen Leistungsgrenzen erkennen und dadurch eine
eigene Motivation zum Sporttreiben und Bewegen erlangen.
Kognitive
Lernziele
Verbindliche Regeln und Rituale Kennen und erklären
können.
Selbst Regeln reflektieren, anpassen und erweitern.
Ihre Handlungen reflektieren und die Auswirkungen und
Folgen von Schlag-, Tritt- und Stoßtechniken im sportlichen
und außersportlichen Kontext verstehen.
Das Training im Muay Thai als ein „Miteinander“ begreifen,
um längerfristig die außerhalb des Unterrichts auftretenden
(Zwei-)Kämpfe zunehmend in kontrollierter und
verantwortungsvoller Formen auszutragen.
Die Muay Thai-spezifischen Beinarbeiten, Schlag-, Tritt-, und
Stoßgrundtechniken kennen und deren technische
Ausführung und wichtige Merkmale verbalisieren können.
Durch das eigene Agieren im Partnerschaftsgefüge und das
Beobachten des Spiel- und Kampfverhaltens ihrer Partner
das eigene Angriffs- und Abwehrverhalten reflektieren und
verbessern.
Durch die Reflektion des eigenen Angriffs- und
Abwehrverhaltens ihr individualtaktisches Handeln
verbessern.
22
Soziale
Lernziele
Die Integration in einer sozialen Gruppe erleben und lernen als Team zu agieren.
Lernen gemeinsame Aufgaben und Konflikte zu lösen.
Eine sensible Wahrnehmungsfähigkeit im Umgang mit sich
und anderen entwickeln.
Ein faires, verantwortungsbewusstes, schonendes und
vertrauensvolles Handeln gegenüber anderen lernen.
Durch das Agieren in einem Partnerschaftsgefüge
Kooperations-, Kompromiss- und
Kommunikationsbereitschaft stabilisieren und verbessern.
Durch spielerische, körpernahe Formen lernen
Berührungsängste abzubauen und Vertrauen zu einem
Partner aufzubauen.
Über das Spüren von Emotionen des Partners, wie z. B.
Angst oder Siegeswillen Empathie entwickeln.
Achtsamkeit und Rücksichtnahme im direkten Körperkontakt
entwickeln und dabei Berühren können und Berührung
zulassen
Die Frage des „Warum“ Muay Thai als eine spezifische Form des Themenfelds
Kämpfens Anwendung im Schulsport finden sollte, wurde in den vorherigen
Abschnitten detailliert erläutert. Die folgende Lehrplananalyse dient nun der
Beantwortung der Frage wie die Lehrpläne zur Anwendung von Muay Thai im
Schulsport stehen.
23
5 Kämpfen in der Schule - eine Lehrplananalyse
Seit Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Themenfeld Kämpfen im Schulsport
der Bundesrepublik aufgrund der Belastung durch die NS-Zeit weitestgehend
vernachlässigt. Erst die Etablierung der neuen Lehrplangeneration, Anfang 1999 hat
wieder zur Öffnung und damit Erweiterung des Inhaltsspektrums geführt. Und so
wurde das Themen- bzw. Bewegungsfeld „Kämpfen“ wieder in die deutschen
Lehrpläne aufgenommen. Bundesweitgesehen erweist sich die Lage bezüglich der
Thematisierung von Formen des Kämpfens als sehr heterogen. Je nach Bundesland
und Lehrplan kann dieses Vorgehen entweder relativ frei oder sehr stark
eingeschränkt vollzogen werden (vgl. Stibbe & Aschebrock 2007). So schränken
beispielsweise Bundesländer wie Sachsen, Hessen oder Nordrhein-Westfalen bei
den normierten Formen des Kämpfens gezielt auf Judo, Aikido, Ringen oder Fechten
ein. Das Saarland, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen weisen in ihren
Lehrplänen ein explizites Boxverbot auf, da nach ministerieller Auffassung Schlag-
(und Tritttechniken) zum Kopf für den Schulsport ungeeignet sind (Leffler 2011: 132).
Kritiker entgegnen dem, dass in den meisten Trainingsformen ein Abstoppgebot vor
dem Körper gilt, auf ministerialer Ebene zählt jedoch die Intention. Im Gegensatz
dazu erlaubt der niedersächsische Lehrplan alle Formen der direkten körperlichen
Auseinandersetzung, sportartübergreifend als auch sportartspezifisch, in einer
geregelten Kampfsituation. Die Lehrpläne weisen insgesamt also eine
unterschiedlich geregelte Thematisierung des Themenfelds Kämpfen auf. Dies hat
zum einen ein breites Spektrum unterschiedlichster Inhalte zur Folge, als auch eine
differenzierte Benennung des Inhaltsbereichs je nach Bundesland (siehe Tab.2).
Darüber hinaus wird das Themenfeld Kämpfen je nach Bundesland auch
unterschiedlich gewertet. So ist beispielsweise der Bereich „Raufen, Ringen und
Kämpfen“ im saarländischen Lehrplan eins von sieben Bewegungsfeldern und
lediglich fakultativ. Wohingegen das Erfahrungs- und Lernfeld "Kämpfen" im Lehrplan
Niedersachsens eines von sieben gleichberechtigten und verbindlich
vorgeschriebenen Inhaltsbereichen ist (siehe Tab.2). Neben dem wählbaren
Sportarten-Pool einzelner Bewegungsfelder, besteht bundesweit die Möglichkeit
weitere Sportarten in ein Bewegungsfeld einzubringen. Dies bedarf jedoch einer
entsprechenden Qualifikation der Lehrkraft und ministerieller Zustimmung: „Wer
Bewegungsfelder mit anderen als den aufgelisteten Sportarten thematisieren
möchte, muss dies erst bei entsprechender Qualifikation der durchführenden
24
Lehrkraft von Schulbehörden genehmigen lassen. Aber zumindest besteht die
Möglichkeit, das volle Spektrum der Bewegungskultur auszunutzen“ (Leffler 2011:
130).
Tab.3: Auszüge ausgewählter Lehrpläne zum Bewegungsfeld Kämpfen (Leffler 2011: 131)
5.1 Sonderfall Rheinlandpfalz
„Während in den dargestellten Bundesländern Kämpfen sowohl verbindlich als auch
fakultativ ist, dabei sowohl nicht normierte als auch normierte Formen erlaubt bzw.
verboten sind, gewährt Rheinland-Pfalz (…) die Thematisierung des Kämpfens nur
im pädagogischen Freibereich bei entsprechender Qualifikation der Lehrkraft“ (Leffler
25
2011: 132). Begründet ist dies zum einen dadurch, dass das Land Rheinlandpfalz
seinen Lehrplan im Fach Sport nicht auf die sportbereichsübergreifenden
Bewegungsfelder umgestellt hat. Zum andern ist hierbei zu beachten, dass die
Thematisierung von normierten Formen des Kämpfens im pädagogischen Freiraum
zu differenzieren ist. So ist eine entsprechende Qualifikation des Lehrkörpers für die
Thematisierung normierter Formen des Kämpfens in der Oberstufe zwingend. In der
Mittelstufe sind „entsprechende Kenntnisse in diesen Sportarten“ ausreichend
(MfBWW 1998: 51).
Wie die Analyse der Lehrpläne gezeigt hat, ist die Anwendung von Muay Thai im
Schulsport je nach Bundesland, entsprechender Kenntnisse, Qualifikation bzw. nach
ministerieller Genehmigung prinzipiell möglich.
6 Anwendbarkeit von Muay Thai im Schulsport
Aufbauend auf den theoretischen Vorüberlegungen soll nun ein Konzept für mögliche
Inhalte eines Sportunterrichts zum Thema Muay Thai entwickelt werden. Dieses
Konzept dient als theoretische Grundlage für die Erstellung einer Lehr-DVD zur
Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern.
Da die didaktischen Hintergründe bereits geklärt sind, werden an dieser Stelle noch
die methodischen Prinzipien des Konzepts dargestellt. Das Konzept verfolgt den
Methodischen Weg:
Vertrauen/Kooperation Gewöhnung an Körperkontakt Zweikampfspiele
Miteinander kämpfen (im Stand)
und stützt sich auf das Modell des koedukativen Kampfsportunterrichts nach Herz
und Naumann (2015):
26
Abb.2: Modell des koedukativen Kampfsportunterrichts (Herz und Naumann 2015: 68)
Muay Thai ist traditionell eine Distanzkampfsportart, die wie der Boxsport mit voller
Kraft und vollem Kontakt ausgeführt wird. Um das Verletzungsrisiko weitestgehend
zu minimieren werden methodisch nur kontaktlose bzw. Übungen mit leichtem
Kontakt einbezogen. Darüber hinaus sollen Sensibiliserungsübungen dazu beitragen
einen angemessenen, dosierten und zielgerichteten Krafteinsatz zu erlernen. Ebenso
wird der Fokus weg von einer effizienzbasierten Lehrmethodik hin zu einer
Lehrmethodik mit sportlich-kooperativem Schwerpunkt gelegt. Die Unterrichtsinhalte
spiegeln zum einen klassische Trainingsinhalte und zum andern auch die
traditionelle Trainingsphilosophie des Muay Thai sowohl im ethisch, moralischen
Sinne als auch im Leistungsgedanken wieder.
6.1 Beschreibung der Inhalte
Die Inhalte des Konzepts und de facto der Inhalt der Lehr-DVD differenzieren sich in
die Bereiche Kooperations- und Zweikampfspiele, Dehnen im Muay Thai, Muay Thai
Techniken, Pratzentraining im Muay Thai und Zirkeltraining im Muay Thai. Wie die
27
Bereiche Inhaltlich gestaltet werden können, welche Übungen, Techniken, etc. in den
Unterricht eingebracht werden können, wird nachfolgend detailliert dargestellt8.
6.1.1 Kooperations- und Zweikampfspiele
Der Bereich Kooperations- und Zweikampfspiele untergliedert sich angelehnt an die
methodischen Überlegungen in die Unterkategorien Kooperations- und
Vertrauensspiele, Gewöhnungsspiele von wenig zu viel Körperkontakt und
Zweikampfspiele. Diese Kampfsportübergreifenden Kooperations- und
Zweikampfspiele ermöglichen den Schülerinnen und Schülern das Erfahren und die
Entwicklung von Vertrauen, Empathie und Rücksichtnahme implizit auf spielerische
Art und Weise.
Kooperations- und Vertrauensspiele
Tab.4: Kooperations- und Vertrauensspiele
Spiel
Spielbeschreibung
„2 Füße- 3 Hände Spiel“
Bildet mit Hilfe von 3 Zahlen gemeinsam eine Figur Drei Zahlen werden vom Spielleiter vorgegeben:
o Die erste Zahl gibt an wie viele Personen zusammen gehen.
o Die zweite Zahl gibt an wie viele Füße auf dem Boden stehen dürfen.
o Die dritte Zahl gibt an wie viele Hände auf dem Boden aufliegen müssen.
Die Gruppe, die die Aufgabe als letzte meistert muss eine Zusatzaufgabe leisten: o Gruppenaufstand: Mind. zwei Partner, die Rücken
an Rücken und mit den Armen eingehakt sind, versuchen aus dem Sitz in den Stand zu kommen.
„Pendel“
Bildet eine 3er Gruppe Ein Partner steht mit geschlossenen Augen in der
Mitte und muss sich wie ein Pendel vor und zurück in die Arme der Partner fallen lassen.
Variation: Pendel im Kreis mit größerer Gruppe
8 In diesem Zusammenhang sei gesagt, dass die Auswahl der Inhalte lediglich exemplarisch ist und aus dem Erfahrungshorizont der Autoren stammt.
28
„Gordischer Knoten“
Bildet einen dichten gedrängten Kreis und streckt eure
Hände in die Mitte. Ergreift zwei Hände die zwei verschiedenen Personen,
jedoch nicht euren direkten Nachbarn gehören. Versucht den Entstanden Knoten zu entwirren ohne
die Hände zu lösen. Variation: Blind, mit geschlossenen Augen
Gewöhnungsspiele von wenig zu viel Körperkontakt
Tab.5: Gewöhnungsspiele von wenig zu viel Körperkontakt
Spiel Spielbeschreibung
„Kontaktbörse“
Alle Laufen durcheinander Auf Kommando des Spielleiters begrüßt du die
Person, die dir am nächsten steht, entsprechend einem Kommando (z.B. Kommando Fuß, der Fuß des einen Spielers berührt den Fuß des anderen).
Begonnen wird mit entfernten Körperteilen (Hand, Knie,…) hin zu nahen Körperteilen (Ohr, Nase,...)
„Geteiltes Paar“
Zwei Spieler starten an verschiedenen Ecken der Halle und versuchen sich zu berühren.
Alle anderen Mitspieler stehen dazwischen und versuchen die beiden durch Abdrängen (mit dem Körper, nicht mit den Armen) daran zu hindern.
„MC Donalds Spiel“
Alle laufen durcheinander Auf Kommando des Spielleiters müssen die Spieler
einen vorher festgelegten Begriff aus dem Bereich Fastfood darstellen.
Kommandos: o Pommes: Schüler legen sich einzeln lang auf den
Boden o Hamburger: 3 Schüler legen sich übereinander o Cheeseburger: 4 Schüler legen sich übereinander o Big Mac: 5 Schüler legen sich übereinander o Milchshake: Schüler hüpfen auf einem Bein
29
Zweikampfspiele Tab.6: Zweikampfspiele
Spiel Spielbeschreibung
„Liegestützkampf“
Zwei Partner stehen sich im Liegestütz gegenüber. Aufgabe ist es, den Partner durch wegziehen der
Hände aus dem Gleichgewicht zu bringen.
„Fallobst“
Zwei Partner stehen auf einer umgedrehten Langbank gegenüber und halten jeweils einen Medizinball vor sich.
Mit diesem Medizinball versuchen sie nun, sich gegenseitig von der Bank zu stoßen.
„Linienkampf“
Zwei Spieler stehen sich an einer Linie gegenüber. Dabei müssen beide ihre Füße auf eine Linie stellen. Durch ziehen und Schieben müssen sie nun
versuchen, ihren Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen
„4-Punkt-Kampf“
Zwei Spieler Vier Trefferpunkte (beide Schultern beide Knie) Aufgabe ist es durch berühren der Trefferpunkte
Punkte zu sammeln bzw. durch ausweichen Punkte zu verhindern
„Trampel“
Zwei Partner stehen sich gegenüber und greifen bei gestreckten Armen ihre Hände.
Aufgabe ist es mit den Fußballen locker auf den Fußrücken des Partners zu touchen. bzw. ein touchen durch den Partner zu verhindern.
30
6.1.2 Dehnen im Muay Thai
Dehnen ist ein zentraler Bestandteil des Aufwärmprogramms im Muay Thai. Sowohl
Tritt- und Stoß-, als auch Schlagbewegungen fordern ein besonderes Maß an
Beweglichkeit. Das Dehnprogramm der Lehr-DVD zielt daher vor allem auf die
Vergrößerung der Bewegungsamplitude und die Erhöhung des allgemeinen
Wohlbefindens ab.
Übungen zum Dehnen der Nackenmuskulatur
Tab.7: Übungen zum Dehnen der Nackenmuskulatur
Angesprochene Muskulatur
Übungsbeschreibung
Dehnen der seitlichen Nackenmuskulatur
Das Ohr wird zur Schulter geführt, während die gegenseitige Hand zum Boden gedrückt wird
Dehnen der hinteren Nackenmuskulatur
Das Kinn wird auf die Brust gedrückt
Übung zum Dehnen der Unterarmmuskulatur Tab.8: Übungen zum Dehnen der Unterarmmuskulatur
Angesprochene Muskulatur
Übungsbeschreibung
Dehnen der Unterarmmuskulatur
Ein Arm wird mit der Handfläche nach vorne nach vorne gestreckt, während der andere Arm die Finger des gestreckten Arms zurückzieht
31
Übungen zum Dehnen der Oberarm- und Schultermuskulatur
Tab.9: Übungen zum Dehnen der Oberarm- und Schultermuskulatur
Angesprochene Muskulatur
Übungsbeschreibung
Dehnen des Trizeps
Eine Hand wird zwischen die Schulterblätter geführt, der Kopf bleibt aufrecht, der andere Arm liegt auf dem Ellenbogen des rückwärtsgebeugte Arms auf und unterstützt die Dehnung
Dehnen des Delta- und Rautenmuskel
Ein Arm wird seitlich in Richtung der anderen Schulter geführt, der andere Arm blockiert hinter dem Ellenbogengelenk des gestreckten Arms und unterstützt die Dehnung (Bildhaft: Elefant)
Übungen zum Dehnen der Schulter-, Rücken- und Rumpfmuskulatur
Tab.10: Übungen zum Dehnen der Schulter-, Rücken- und Rumpfmuskulatur
Angesprochene Muskulatur
Übungsbeschreibung
Dehnen der Brust und Schultermuskulatur
Die Hände werden ineinander verschränkt, Arme sind auf Schulterhöhe nach vorne ausstrecken, bilden eines Katzenbuckel im Stand
Dehnen der Schrägen Bauchmuskulatur
Die Hände werden ineinander verschränkt, Arme sind gestreckt, die Ohren sind zwischen den Armen, die Hüfte bewegt sich nicht , der Oberkörper beugt nach links und rechts
Dehnen der unteren Rückenmuskulatur
Die Hände werden ineinander verschränkt, die Arme baumeln Richtung Boden, die Schultern Pendeln links und rechts vor und zurück
32
Übung zur Mobilisation der Hüftmuskulatur
Tab.11: Übungen zur Mobilisation der Hüftmuskulatur
Angesprochene Muskulatur
Übungsbeschreibung
Mobilisation der Hüftmuskulatur
Hüftkreisen, die Arme liegen seitlich auf der Hüfte auf
Übungen zum Dehnen der Beinmuskulatur
Tab.12: Übungen zum Dehnen der Beinmuskulatur
Angesprochene Muskulatur
Übungsbeschreibung
Dehnen der hinteren Oberschenkelmuskulatur,
Abduktoren so wie Rücken-Hüftmuskulatur
Seitliches Spagat, die Fußspitzen zeigen nach vorne, Ellenbogen können auf den Boden ablegt werden
Dehnen der hinteren Oberschenkelmuskulatur,
so wie die Rücken-Hüftmuskulatur
Spagat
Dehnen der hinteren Oberschenkel-, unteren
Rücken- und Wadenmuskulatur
Grätschsitz auf dem Boden, die gestreckten Arme werden im Wechsel zum linken und recht Fuß, sowie in die Mitte nach vorne geführt
Dehnen der Abduktoren
Schneidersitz, die Fußinnenflächen sind zusammen, die Ellenbogen liegen jeweils auf der Knieinnenseite auf und drücken die Knie nach außen Richtung Boden
Dehnen der Gesäßmuskulatur
Ein Bein wird aufgestellt, der andere Fuß wird über das aufgestellte Knie gelegt, nun wird mit einer Hand durch das entstehende Loch zwischen den beiden Beinen und mit der anderen Hand von außen um das Schienbein des aufgestellten Beins gegriffen.
33
Dehnen der vorderen Oberschenkel- und
unteren Rückenmuskulatur
Ein Bein wird gestreckt, die Ferse des anderen Beins wird zum Po geführt, 90° Winkel zwischen beiden Beinen, der Oberkörper wird nun nach hinten abgelegt
Dehnen der hinteren Oberschenkel-, Waden-
und unteren Rückenmuskulatur
Beide Beine werden eng nach vorne gestreckt, nun greifen beide Hände die Füße, Variation: Unterschenkel greifen und den Oberkörper zu den Oberschenkeln ziehen, Füße greifen und Fersen vom Boden abheben
6.1.3 Muay Thai Techniken
Muay Thai bietet eine große Anzahl verschiedenster Angriffs- und
Verteidigungstechniken. Damit alle Schüler unabhängig ihrer körperlichen
Voraussetzungen die ersten Schritte im Muay Thai ohne Schwierigkeiten mit Erfolg
meistern können, ist die Technikwahl auf Basistechniken speziell für den
Anfängerbereich gefallen und richtet sich am Technikprogramm der ersten
Graduierungsstufe im Muay Thai aus. Zur Technikvermittlung im Schulsport
empfehlen sich z.B. Kontaktlose Formationen organisiert in Reihe, Kreis oder Gasse,
bei denen die Technikdemonstration durch den Lehrer oder geeignete Schüler
erfolgt. Eine geeignete Form bei bereits vorhandenen Grundkenntnissen kann auch
das freie Schattenboxen sein. Ebenfalls sind Reaktions- und Schnelligkeitsspiele
denkbar, bei denen die Schülerinnen und Schüler auf ein taktiles Signal
entsprechend blitzschnell mit einer bestimmten Technik reagieren müssen. Ein
besonderer Fokus sollte ebenfalls auf Spiegelspiele und sogenannte
Sensibilisierungsübungen gelegt werden, die grundsätzlich immer mit einem Partner
durchgeführt werden. Diese Übungen „dienen [zum einen] dazu, die eigene Kraft und
Schlagstärke kennenzulernen und einen angemessenen und vorsichtigen Umgang
mit beidem einzuüben“ (Käser & Marquardt 2011: 118) und zum andern dienen sie
zur Förderung von Kooperation, Empathie und schulen die Grundidee des Kämpfens
als eine Form der Kommunikation.
34
Tab.13: Beschreibung der Muay Thai Grundtechniken
Art der Technik Technikbeschreibung
Grundstellung
Bilden der Faust: Finger werden Glied für Glied eingerollt, der Daumen wird von außen hinzu geklappt.
Arme versetzt auf Jochbeinhöhe, der starke Arm ist hinten. Schulterbreiter Stand eine Fußlänge versetzt.
Fortbewegungsarten / Beinarbeit
1. Auslagenwechsel vorwärts und rückwärts: Gehen in der Kampfstellung.
2. Schreiten-Gleiten vorwärts und rückwärts, links und rechts: Schnelles reaktives Gleiten in der Kampfstellung.
3. Die 90° Drehung: Die Drehung erfolgt ähnlich dem Sternschritt im Basketball über das hintere Bein.
Gerader Fauststoß
Zentral für die korrekte Bewegungsausführung ist die Einleitung des Stoßes aus den Beinen heraus. Die Rotation der Hüfte ist bestimmend für die Härte des Fauststoßes.
Die Faust wird auf Schulterhöhe nach vorne gestoßen, kurz vor der maximalen Bewegungsamplitude wird die Faust eingedreht.
Trefferfläche der Faust sind die Knöchel des Zeige- und Mittelfingers.
Horizontaler Ellenbogenschlag
Zentral für die korrekte Bewegungsausführung ist die Einleitung des Schlages aus den Beinen heraus. Die Rotation der Hüfte ist bestimmend für die Härte des Schlages
Der Unterarm wird eng an den Oberarm angelegt. Die Hand bleibt geöffnet. Der Ellenbogen wird nun horizontal auf Schulterhöhe zur Seite bewegt.
Trefferfläche des Ellenbogenschlages ist der knöcherne Vorsprung am Ellenbogengelenk.
Gerader Kniestoß
Zentral für die korrekte Bewegungsausführung ist die Einleitung des Kniestoßes aus den Beinen heraus.
Die Belastung des Standbeins ist auf den Fußballen. Das Knie wird geradlinig angehoben und durch eine
Hüftrotation nach vorne gestoßen. Die Rotation der Hüfte ist bestimmend für die Härte des
Kniestoßes. Trefferfläche des Kniestoßes ist der knöcherne Vorsprung
am Kniegelenk.
Gerader Fußstoß Zentral für die korrekte Bewegungsausführung ist die
Einleitung des Fußtoßes aus den Beinen heraus.
35
Belastung des Standbeins auf den Fußballen. Das Bein wird minimal gebeugt geradlinig angehoben und
durch eine Hüftrotation nach vorne gestoßen. Die Rotation der Hüfte ist bestimmend für die Härte des
Fußoßes. Trefferfläche des Stoßes sind die Fußballen.
Halbkreisfußtritt
Zentral für die korrekte Bewegungsausführung ist die Einleitung des Tritts aus den Beinen heraus.
Belastung des Standbeins auf den Fußballen. Das Bein wird minimal gebeugt und durch eine Hüftrotation
kreisförmig nach vorne bewegt. Die Rotation der Hüfte ist bestimmend für die Härte des
Tritts. Trefferfläche des Tritts ist der obere Teil des Spanns und
der untere Teil des Schienbeins.
6.1.4 Pratzentraining im Muay Thai
Das Schlagpolster ist das klassische Konditionsgerät im Muay Thai. Neben dem
Training der konditionellen Fähigkeiten fördert das Training mit Schlagpolstern vor
allem das Miteinander der Schüler und sensibilisiert sie für die richtige Kraftdosierung
und einen kooperativen rücksichtsvollen Umgang untereinander. Die Handhabung
der Schlagpolster erfolgt nach den Prinzipien des Miteinanders und Gegendrucks.
Der Halter richtet das Schlagpolster entsprechend der Stoß-, Schlag- oder
Trittrichtung aus und übt entgegen der Angriffsrichtung einen Gegendruck mit dem
Schlagpolster aus. Neben einer gelenkschonenden Wirkung trägt eine derartige
Handhabung implizit zur Verbesserung des Verhaltens in Verteidigungs- und
Zweikampfsituationen bei. Die hier dargestellten technischen Kombinations-
möglichkeiten sind nach dem Prinzip vom einfachen zum komplexen gestaltet und
stellen nur exemplarische Übungsvorschläge dar.
36
Tab.14: Exemplarische Übersicht der Technikkombinationen an der Pratze
Technikanzahl
Technikkombination
2er
Kombination
1. Gerade Führhand - Gerade Schlaghand 2. Gerade Führhand - rechter horizontaler Ellenbogen 3. Gerade Führhand - Halbkreisfußtritt hinteres Bein
3er Kombination
1. Gerade Führhand - Gerade Schlaghand - Halbkreisfußtritt hinteres Bein
2. Gerade Führhand - Gerade Schlaghand - gerader Kniestoß hinteres Bein
3. Gerade Führhand - horizontaler Ellenbogen Schlaghand mit Auslagenwechsel - gerader Kniestoß hinteres Bein
4er Kombination
1. Fußstoß vorderes Bein – Gerade Führhand - Gerade Schlaghand - Halbkreisfußtritt hinteres Bein
2. Gerade Führhand - Gerade Schlaghand - Halbkreisfußtritt hinteres Bein doppelt
3. Halbkreisfußtritt vorderes Bein - Gerade Führhand - Gerade Schlaghand - gerader Kniestoß hinteres Bein
5er Kombination
1. Gerade Führhand - Gerade Schlaghand - Gerade Führhand - Halbkreisfußtritt hinteres Bein doppelt
2. Gerade Führhand - Gerade Schlaghand - Gerade Führhand - gerader Kniestoß doppelt
3. Gerade Führhand - Gerade Schlaghand - Halbkreisfußtritt hinteres Bein - gerader Kniestoß hinteres Bein - horizontaler Ellenbogen Schlaghand
6.1.5 Zirkeltraining im Muay Thai
Das hier vorgestellte Zirkeltraining orientiert sich am traditionell ergänzenden
Krafttraining im Muay Thai und beschränkt sich auf Übungen mit dem eigenen
Körpergewicht.
Tab.15: Übungsbeschreibung des Zirkeltrainings im Muay Thai
Übung Übungsbeschreibung
Liegestütz
Beine, Oberkörper und Kopf bilden möglichst eine gerade Linie. Die Beine sind unter Spannung und der Kopf bildet die
Verlängerung der Wirbelsäule. Körperspannung während der gesamten Ausführung. Absenkung des Körpers nach unten bis die Nasenspitze beinahe
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den Boden berührt. Die Arbeit wird vollständig von der Brust und den Armen
verrichtet, die Ellenbogen zeigen nach hinten/außen. Anschließend wieder nach oben drücken.
Crunches
Rückenlage mit hüftbreit angewinkelten Beinen und Fußsohlen flach auf dem Boden
Die Hände berühren mit den Fingerspitzen rechts und links den Kopf und die Ellenbogen zeigen zur rechten und linken Seite.
Der Kopf verharrt in seiner natürlichen Position, mit Blick nach schräg oben.
Während der gesamten Übungsdurchführung bleibt die Kopf- und Armstellung völlig unverändert.
Der Rücken wird nun vom Boden abgehoben und die Brust in Richtung der Knie geführt.
Absenkung des Oberkörpers in Ausgangsstellung bzw. kurz über dem Boden bis der Übungssatz zu Ende ist.
Rümpf- und Hüftstreckung in Rückenlage
Rückenlage mit hüftbreit angewinkelten Beinen Fersen stehen auf dem Boden und die Zehen zeigen zur Decke.
Die Arme liegen etwa 60° seitlich neben dem Oberkörper auf dem Boden.
Der Kopf verharrt in seiner natürlichen Position, mit blick nach schräg oben.
Die Hüfte wird nun vom Boden abgehoben und Richtung Decke geführt.
Rücken und Oberschenkel bilden eine Linie. Absenkung der Hüfte in Ausgangsstellung bzw. kurz über dem
Boden bis der Übungssatz zu Ende ist.
Skippings mit dem Seil
Beide Hände fassen auf Hüfthöhe die beiden Enden eines Springseils.
Die Knie werden abwechselnd und explosiv auf Hüfthöhe angehoben.
Das Seil wird nun nach jedem Bodenkontakt einmal unter den Körper durch geschwungen.
Klimmzüge im Schräghang
Beide Hände greifen bei gestreckten Armen entweder im weiten Ober- oder engeren Untergriff eine Klimmzugstange/Reck/Ringe/u.a.
Die Fersen beider Füße liegen auf dem Boden auf und die Zehen zeigen zur Decke.
Beine, Oberkörper und Kopf bilden möglichst eine gerade Linie. Körperspannung während der gesamten Ausführung. Ziehen des Körpers nach oben in Richtung Stange/Ring/u.a. Die Arbeit wird vollständig vom Rücken und den Armen verrichtet,
die Ellenbogen zeigen nach außen/vorne. Anschließend wieder kontrolliert nach unten absenken.
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Dips am Kasten
Körper steht Rücklings zu einem Kasten. Beide Hände sind auf den Kasten gestützt und die Arme sind
gestreckt. Knie sind gebeugt und Ober und Unterschenkel bilden einen 90°
Winkel. Die Fersen beider Füße liegen auf dem Boden auf und die Zehen
zeigen zur Decke. Absenkung des Körpers nach unten bis das Gesäß beinahe den
Boden berührt. Die Arbeit wird vollständig von der Brust und den Armen
verrichtet, die Ellenbogen zeigen nach hinten/außen. Anschließend wieder nach oben drücken
6.2 Ergänzende Gedanken
Neben den dargestellten Inhalten bieten sich gerade für Distanzkampfsportarten wie
Muay Thai zahlreiche weitere Möglichkeiten der Körpererfahrung an. Erfolgreiche
Projekte wie das niedersächsische „Boxe éducative“ heben z.B. die
Wettkampfsituation im Sinne eines Leichtkontaktsparrings als besondere Probe des
Fair Plays hervor. Aber auch der Aspekt der Bewegungsgestaltung unter
ästhetischen Gesichtspunkten könnte sich für den Schulsport als äußerst fruchtbar
erweisen. Hierbei stehen Bewegungskunst und Formen im Vordergrund die zumeist
durch Musik begleitet werden. Aber auch das Einstudieren einer Choreographie mit
akrobatischen Zügen wie man sie aus Filmen kennt, wäre denkbar. Zudem gibt es
ebenfalls in den Bereichen Fitness, Stressbewältigung und Entspannung zahlreiche
Möglichkeiten. In diesem Zusammenhang sind Konzepte wie Muay Thai Aerobic,
Fitnessboxen, Ram Muay als Präventionssport, Muay Thai typische
Meditationsübungen, u.a. als lohnend denkbar.
6.3 Sicherheitsaspekte bei der Anwendung von Muay Thai im Schulsport
Distanzkampfsportarten wie Muay Thai beinhalten aufgrund ihrer konkurrierenden
Handlungslogik immer eine Verletzungsgefahr. Ein unkontrollierter Stoß, Tritt oder
Schlag mit Kontakt stellt für den Partner und den Ausführenden selbst stets ein
potentielles Verletzungsrisiko dar. Daher ist bei der Anwendung von Muay Thai im
Schulsport im Besonderen eine reflexive Unterrichtspraxis von Nöten, die
entsprechende und allgemein auftretende Probleme thematisiert, Konflikte durch
Interaktionen löst, in der Emotionen geäußert werden können und sollen und der
39
Unterricht gemeinsam besprochen wird. Darüber hinaus ist es sinnvoll weitere
grundlegende Voraussetzungen zu schaffen, die förderlich zum sicheren Gelingen
eines Sportunterrichts mit dem Thema Muay Thai sein können:
- „Gegeneinander setzt Miteinander voraus“:
Es sollten zuerst Spielformen gewählt werden, bei denen Schülerinnen und
Schüler lernen Körperkontakt miteinander aufzunehmen, diesen zuzulassen,
partnerschaftlich agieren und Vertrauen zueinander aufbauen.
- „Vom Risikolosen zum Risikoreichen“:
Es sollten Spielformen gewählt werden, bei denen Berührungen und
Körperkontakt angebahnt und Hemmungen abgebaut werden.
- „Kämpfen ohne direkten bzw. mit leichtem Körperkontakt“:
Es sollten Spiel- und Übungsformen gewählt werden, bei denen unmitellbare
körperliche Auseinandersetzungen ausgeschlossen sind bzw. nur mit wenig
Körperkontakt gekämpft wird.
- „Klare Regeln“:
Regeln sollten stets das Fundament des Unterrichts im Bewegungsfeld Kämpfen
bilden und sich an den Bedürfnissen der Schüler (z.B. Angst,
Schmerzvermeidung, etc.) ausrichten und im Idealfall selbst von ihnen entwickelt
werden.
- „Freie Partnerwahl“:
Schüler treffen ihre Entscheidungen bei einer freien Partnerwahl stets auf
Grundlage psycho-sozialer Überlegungen. Dies führt in der Regel zu
Übungspaarungen von gleicher Größe, Stärke und Empathie.
- „Kultiviertes Kämpfen“:
Kultiviertheit im Sinne von Verantwortung, Achtsamkeit und Fürsorge im Umgang
mit sich und anderen muss stets handlungsleitendes Prinzip des Kämpfens im
Schulsport sein.
40
- „Leitidee des Kämpfens im Sportunterricht“:
Lehrkräfte müssen sich immer auf Ängste, Ablehnungen und Verweigerungen auf
Seiten ihrer Schülerinnen und Schüler einstellen, ebenso wie auf den
vehementen Wunsch, sofort kämpfen zu wollen. Oberste Aufgabe des Lehrers ist
daher die Betonung des Miteinanders gegenüber dem Gegeneinander, denn nur
im Zusammenhang mit dieser Leitidee kann das Kämpfen im Schulsport eine
positive Wirkung auf die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler ausüben und
zur Gruppenkohäsion beitragen.
- „Schmuck und Hygiene“:
Es sollten alle Schülerinnen und Schüler vor Unterrichtsbeginn ihren Schmuck,
Uhren, etc. ablegen um Verletzungen vorzubeugen. Lange Haare sollten
gebunden werden. Da das Themenfeld Kämpfen immer mit einer gewissen
körperlichen Nähe verbunden ist, sollte von allen auf die entsprechende Hygiene
geachtet und wert gelegt werden.
- „Schutzausrüstung und Material“
Das Anlegen der Muay Thai-spezifischen Schutzausrüstung sollte in einem
Sportunterricht mit dem Thema Muay Thai immer obligatorisch sein! Ebenfalls ist
auf die entsprechende Tauglichkeit des Verwendeten Übungsmaterials (z.B.
Pratzen,…) zu achten.
7 Zusammenfassung
Diese Arbeit beschäftigte sich mit den Leitfragestellungen, warum die Kampfkunst
und Kampfsportart Muay Thai Anwendung im Schulsport finden sollte? Ob Muay Thai
überhaupt im Schulsport angewendet werden kann und darf? Und wenn ja wie Muay
Thai im Schulsport pädagogisch gewinnbringend eingebracht werden kann? Zum
einen konnte aufgezeigt werden, dass Muay Thai über ein spezifisches Ethos und
spezielle Outcome Dimensionen verfügt, welche auf seinem einzigartigen historisch
bedingten mehrdimensionalen Charakter beruhen. Zum andern konnte durch eine
weitreichende Analyse des aktuellen Forschungsstandes des Bewegungsfelds
Kämpfen, mit besonderem Fokus auf den Distanzkampfsportarten, dargelegt werden,
41
dass Distanzkampfsportarten wie Muay Thai pädagogischen Wert besitzen und
aufgrund dessen durchaus gewinnbringend im Schulsport eingesetzt werden können.
Die Analyse der Lehrpläne zeigt, dass die Anwendung von Muay Thai im Schulsport
je nach Bundesland, entsprechender Kenntnisse, Qualifikation bzw. nach
ministerieller Genehmigung prinzipiell möglich ist. Abgeleitet aus den
vorangegangenen Analysen konnte ein spezielles Konzept entwickelt werden,
welches zum einen klassische Trainingsinhalte und die traditionelle
Trainingsphilosophie des Muay Thai sowohl im ethisch, moralischen Sinne als auch
im Leistungsgedanken wiederspiegelt und zum andern aktuelle wissenschaftliche
Erkenntnisse aus dem Themenfeld Kämpfen mit einbezieht. Das Konzept beinhaltet
sowohl kampfsportübergreifende als auch kampfsportspezifische Inhalte und setzt in
seiner Methodik auf den Vierklang aus Vertrauen/Kooperation - Gewöhnung an
Körperkontakt - Zweikampfspiele und schließlich das Miteinander kämpfen (im
Stand).
42
8 Anmerkungen zum Projektverlauf
Diese Arbeit bildete den theoretischen Rahmen und das Fundament für die
Erstellung der Lehr-DVD: Muay Thai im Schulsport zur Weiterbildung von
Lehrerinnen und Lehrern. Nachfolgend wird tabellarisch der Projektverlauf
dargestellt:
Tab.16.: Projektverlauf
Phase 1 Literarische Aufarbeitung der Rahmenbedingungen und des aktuellen
Forschungsstandes im Themenbereich „Kämpfen“
Phase 2
Konzeption der inhaltlichen Schwerpunkte der DVD
Phase 3
Organisatorische Planung der Dreharbeiten
Phase 4
Inhaltliche Planung der Dreharbeiten: Drehbuch, Storyboard, Zeitplanung (siehe Anhang)
Phase 5
Videodreh
Phase 6
Erstellen des Videomaterials: Sichtung, Schnitt, Ton
Den Dreharbeiten voran ging eine monatelange detaillierte Organisatorische
Planung, die zum einen die Kommunikation mit Schulen und Vereinen beinhaltete
und zum andern die Planung der eigentlichen Dreharbeiten. Die Dreharbeiten fanden
zeitversetzt an zwei Tagen statt. Für die Videoaufnahmen wurden die Kameras
Iphone 6, Nikon d5100 und JVC GZ-E100SE verwendet. Gedreht wurde zum einen
im Sportunterricht der 11. Klasse der Integrierten Gesamtschule Enkenbach, in der
Kickbox-AG der Erweiterten Realschule Güdingen und dem Gladiator Gym Dorf im
Warndt. Die Drehdauer belief sich bei den Aufnahmen in der Schule auf jeweils 90
Minuten und für die Aufnahmen im Sportverein auf 180 Minuten. Die Tonaufnahmen
für den DVD-Kommentar beliefen sich auf 240 Minuten und wurden im Ersatzstudio
von SR1 am Saarländischen Rundfunk erstellt. Geschnitten und mit dem Ton
synchronisiert wurde das Videomaterial mit dem Programm Edius Pro 7. Der Schnitt
43
und die Synchronisation dauerte etwa 4 Wochen. Die Erstellung des DVD-Menüs
und das Brennen der DVD erfolgte mit dem Programm Nero Video 2015.
Um abschließend einen kleinen Einblick in die inhaltliche Planung der Dreharbeiten
zu geben, befindet sich im Anhang ein exemplarisches Storyboard, das für die
Aufnahmen an der IGS Enkenbach verwendet wurde.
44
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48
10 Tabellenverzeichnis
Tab.1: Kompetenzspektrum im Themenfeld Kämpfen………………………………....17
Tab.2: Lernziele eines Sportunterrichts zum Thema Muay Thai………………………19
Tab.3: Auszüge ausgewählter Lehrpläne zum Bewegungsfeld Kämpfen………...….24
Tab.4: Kooperations- und Vertrauensspiele………………………………………….....27
Tab.5: Gewöhnungsspiele von wenig zu viel Körperkontakt…………………………..28
Tab.6: Zweikampfspiele……………………………………………………………………29
Tab.7: Übungen zum Dehnen der Nackenmuskulatur………………………………….30
Tab.8: Übungen zum Dehnen der Unterarmmuskulatur……………………………….30
Tab.9: Übungen zum Dehnen der Oberarm- und Schultermuskulatur…………….....31
Tab.10: Übungen zum Dehnen der Schulter-, Rücken- und Rumpfmuskulatur……..31
Tab.11: Übungen zur Mobilisation der Hüftmuskulatur…………………………………32
Tab.12: Übungen zum Dehnen der Beinmuskulatur……………………………………32
Tab.13: Beschreibung der Muay Thai Grundtechniken……………………………...…34
Tab.14: Exemplarische Übersicht der Technikkombinationen an der Pratze………..36
Tab.15: Übungsbeschreibung des Zirkeltrainings im Muay Thai………………...……36
Tab.16.: Projektverlauf……………………………………………………………………..42
49
11 Abbildungsverzeichnis
Abb.1: Charakter und Output-Dimension des Muay Thai…………………………..……9
Abb.2: Modell des koedukativen Kampfsportunterrichts…………………………….....26
50
12 Anhang