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„KUNSTSTOFF BEWEGT“ Mit ihrem dreijährigen Veranstal- tungsrhythmus hat sich die Düssel- dorfer Messe für Kunststoff und Kaut- schuk über die Jahre zum internatio- nalen Branchenhighlight entwickelt. Über 3000 Aussteller auf 168.000 m² Ausstellungsfläche in 19 Hallen sind für dieses Jahr angekündigt. Unter dem Motto „Kunststoff bewegt“ wer- den zahlreiche Aspekte des Themen- komplexes Mobilität dargestellt – vom Leichtbau bei der Konstruktion von Fahrzeugen, Flugzeugen und Schiffen über die Elektromobilität bis hin zu individueller Mobilität und modernem Freizeitverhalten. LEICHTBAU IM FOKUS Einige der großen Branchenunterneh- men boten bereits im Sommer Gele- genheiten, sich mit den geplanten Exponaten auseinanderzusetzen. So wird der im Januar neu gegründete BASF-Bereich Performance Polymers seine Aktivitäten auch weiterhin auf den Leichtbau im Automobil fokussie- ren. Dies kündigte Raimar Jahn, Leiter des Unternehmensbereichs im Rahmen einer Vorschau auf die Kunststoffmesse K 2013 an. Vor allem Karosserie und Chassis böten für einen Kunststoff- einsatz noch viel Entwicklungsspiel- raum. Deshalb liege der nächste Ent- wicklungsschritt der BASF konse- quent bei Composite-Bauteilen, zum Beispiel aus technischen Thermoplas- ten. Jahn: „Wir steigen jetzt in den Markt für Halbzeuge mit Endlosfaser- verstärkung ein und bieten der Auto- mobilindustrie zur K 2013 erstmals ein Paket aus Halbzeug, Kunststoff- Granulat zum Umspritzen plus eine komplette gemeinsame Entwicklungs- plattform an.“ Die zentrale Neuheit sind dabei nach Aussagen von Dr. Andreas Wollny aus dem Marketing für Lightweight Composites bei BASF die Halbzeuge, also Laminate aus Fasergeweben be- ziehungsweise -gelegen und unidirek- tionale Tapes, die mit Polyamid- oder PBT-Werkstoffen imprägniert sind. Diese thermoplastischen Verbundwerk- stoffe werden derzeit zusammen mit dem Faserverbundhersteller TenCate und dem Glasfaseranbieter Owens Corning im Rahmen einer Forschungs- kooperation weiter entwickelt. ROBUSTE PROZESSE Die größte technische Hürde ist laut Wollny zurzeit die Entwicklung und Umsetzung von hochautomatisierten und robusten Prozesstechniken mit allen Beteiligten entlang der Wert- K 2013 SYNERGIEN FÜR COMPOSITES Im Vorfeld der Kunststoffmesse K 2013, die vom 16. bis 23. Oktober in Düsseldorf stattfindet, kämpft die europäische Kunststoffindustrie gleich an mehreren Fronten mit vielen Herausforderungen. Den Abschwung in der Automobilindustrie wollen die Maschinen- und Kunst- stoffanbieter durch eine Innovationsoffensive auffangen. Großserienprozessfähige Fertigungsanlage für multifunktionale Composite-Testkörper nach dem Inmold-Forming-Overmolding-Prozess 798 SPECIAL MESSEBERICHT

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Page 1: K 2013 Synergien für Composites

„KUNSTSTOFF BEWEGT“

Mit ihrem dreijährigen Veranstal-tungsrhythmus hat sich die Düssel-dorfer Messe für Kunststoff und Kaut-schuk über die Jahre zum internatio-nalen Branchenhighlight entwickelt. Über 3000 Aussteller auf 168.000 m² Ausstellungsfläche in 19 Hallen sind für dieses Jahr angekündigt. Unter dem Motto „Kunststoff bewegt“ wer-den zahlreiche Aspekte des Themen-komplexes Mobilität dargestellt – vom Leichtbau bei der Konstruktion von Fahrzeugen, Flugzeugen und Schiffen über die Elektromobilität bis hin zu individueller Mobilität und modernem Freizeitverhalten.

LEICHTBAU IM FOKUS

Einige der großen Branchenunterneh-men boten bereits im Sommer Gele-genheiten, sich mit den geplanten Exponaten auseinanderzusetzen. So wird der im Januar neu gegründete BASF-Bereich Performance Polymers seine Aktivitäten auch weiterhin auf den Leichtbau im Automobil fokussie-ren. Dies kündigte Raimar Jahn, Leiter des Unternehmensbereichs im Rahmen einer Vorschau auf die Kunststoffmesse K 2013 an. Vor allem Karosserie und Chassis böten für einen Kunststoff-einsatz noch viel Entwicklungsspiel-raum. Deshalb liege der nächste Ent-wicklungsschritt der BASF konse-

quent bei Composite-Bauteilen, zum Beispiel aus technischen Thermoplas-ten. Jahn: „Wir steigen jetzt in den Markt für Halbzeuge mit Endlosfaser-verstärkung ein und bieten der Auto-mobilindustrie zur K 2013 erstmals ein Paket aus Halbzeug, Kunststoff-Granulat zum Umspritzen plus eine komplette gemeinsame Entwicklungs-plattform an.“

Die zentrale Neuheit sind dabei nach Aussagen von Dr. Andreas Wollny aus dem Marketing für Lightweight Composites bei BASF die Halbzeuge, also Laminate aus Fasergeweben be-ziehungsweise -gelegen und unidirek-

tionale Tapes, die mit Polyamid- oder PBT-Werkstoffen imprägniert sind. Diese thermoplastischen Verbundwerk-stoffe werden derzeit zusammen mit dem Faserverbund hersteller TenCate und dem Glasfaseranbieter Owens Corning im Rahmen einer Forschungs-kooperation weiter entwickelt.

ROBUSTE PROZESSE

Die größte technische Hürde ist laut Wollny zurzeit die Entwicklung und Umsetzung von hochautomatisierten und robusten Prozesstechniken mit allen Beteiligten entlang der Wert-

K 2013 SYNERGIEN FÜR COMPOSITESIm Vorfeld der Kunststoffmesse K 2013, die vom

16. bis 23. Oktober in Düsseldorf stattfindet, kämpft

die europäische Kunststoffindustrie gleich an mehreren

Fronten mit vielen Herausforderungen. Den Abschwung in

der Automobilindustrie wollen die Maschinen- und Kunst -

stoffanbieter durch eine Innovationsoffensive auffangen.

Großserienprozessfähige Fertigungsanlage für multifunktionale Composite-Testkörper nach dem Inmold-Forming-Overmolding-Prozess

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SPECIAL MESSEBERICHT

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schöpfungskette und daraus resultie-rend eine Absenkung der Prozess-kosten. Noch seien weder Spritzgieß-maschinen noch Werkzeuge, weder Fixierautomaten noch Heizstationen als durchgängige Systeme von der Stange zu haben oder aufeinander abgestimmt. Wollny: „Wenn sie zur Verfügung stehen, lässt sich mit end-losfaserverstärkten thermoplastischen Verbundbauteilen in naher Zukunft die bestmögliche Kombination aus Gewichtsverminderung, Kosteneffi-zienz und Leistungsfähigkeit für Bau-teile in der Karosserie und im Chassis erreichen.“

INVESTITIONEN IN MILLIONENHÖHE

Um die Marktentwicklung zu fördern, kündigte Jahn an, für Forschung und Entwicklung in duroplastische und thermoplastische Verbundwerkstoffe für den automobilen Leichtbau in den nächsten drei Jahren einen hohen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag aufwenden zu wollen. So hat die BASF in ihrem Thermoplast-Verarbei-tungstechnikum eine großserienpro-zessfähige Fertigungsanlage aufge-baut, mit der seit März multifunktio-nale Composite-Testkörper nach dem Inmold-Forming-Overmolding-Prozess hergestellt werden. Ein ausführlicher Bericht über dieses Verfahren ist für das nächste Special Produktion von ATZ in Vorbereitung.

Automobile Leichtbaulösungen ste-hen auch im Zentrum des Auftritts von DuPont Performance Polymers (DPP) auf der diesjährigen Kunststoff-messe K. Auf dem DuPont-Stand C 43 in Halle 06 wird beispielsweise eine Lkw-Ölwanne aus Polyamid zu sehen sein, die rund 6 kg (und damit rund 50 %) leichter ist, als die bisherige Aluminiumausführung.

GEÄNDERTE HERANGEHENSWEISE

Um die Potenziale von Polymerwerk-stoffen besser ausnutzen zu können, fordert Patrick Cazuc, Automotive Director EMEA von DPP: „Bauteile sollten von Beginn an in Kunststoff konstruiert werden, anstatt bestehende

Teile aus Metall zu substituieren.“ Dies erfordere jedoch eine geänderte Herangehensweise. Wie dies aussehen könnte, zeigt ein Entwicklungsprojekt von DPP und PSA, das den Einsatz von thermoplastischen Verbundwerk-stoffen für tragende oder mechanisch belastete Bauteile zum Ziel hat. So zum Beispiel ein Seitenaufprallträger aus umspritztem Organoblech.

THERMOPLAST STATT PUR

Ein weiteres Beispiel, das ebenfalls auf der K 2013 zu sehen sein wird, ist ein integriertes Anschlagpuffersystem für Federbeine, das die bislang erfor-derlichen Komponenten zu einem ein-zigen Bauteil aus dem Polyester-Block -

Integriertes Anschlagpuffersystem für Federbeine aus einem Polyester-Blockcopolymer

copolymer Hytrel zusammenfasst. Die Verwendung eines Thermoplasten anstelle von PUR oder Gummi erlaubt ein hohes elastisches Rückstellvermö-gen bei gleichzeitig guter Ermüdungs-beständigkeit und Haltbarkeit. Die neuen Anschlagpuffer sind das Ergeb-nis eines Projekts von DuPont, Fiat, Insit und Ossberger.

Beispiele für Leicht bauteile aus thermoplastischen Kunststoffen sind auch bei KraussMaffei zu sehen: Eine Zweiplattenmaschine der CX-Baureihe umformt und hinterspritzt Organo-bleche im FiberForm-Verfahren. Die vollelektrische AX CellForm fertigt Formteile im MuCell- Prozess.

Stefan Schlott

Die neue CX-Baureihe von KraussMaffei formt und hinterspritzt Organobleche im FiberForm-Verfahren

10I2013 115. Jahrgang 799