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Justin Somper Die Vampiraten Tückische Tiefen

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Justin Somper

Die VampiratenTückische Tiefen

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Justin Somper war lange Zeit als Kinderbuchlektor und PR-Manager in diversen führenden englischen Verlags-häusern tätig, bevor er seine eigenen Bücher veröffentlichte. Momentan arbeitet er an seiner Vampiraten-Serie, deren erster Band allein in England über 50 000-mal verkauft wurde. Eines seiner Hobbys ist der Schwertkampf, was, wie er selbst sagt, den Kampf-szenen in seinen Büchern zugute-kommt. Weitere Informationen zum Autor und der Serie finden sich unter www.vampirates.co.uk

Vom selben Autor ist bei OMNIBUS erschienen:

Vampiraten – Der Fluch des Ozeans (21703)Vampiraten – Die Flut des Schreckens (21749)

Weitere Bände der Vampiraten-Serie sind in Vorbereitung.

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Justin Somper

Die VampiratenTückische Tiefen

Aus dem Englischen von Cornelia Stoll

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OMNIBUSist der Taschenbuchverlag für Kinderin der Verlagsgruppe Random House

Verlagsgruppe Random House fsc-deu-0100Das für dieses Buch verwendete fsc-zertifizierte PapierMunken Print liefert Arctic Paper Munkedals AB, Schweden.

1. AuflageDeutsche Erstausgabe Februar 2008Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform© 2007 Justin SomperDie englische Originalausgabe erschien 2007unter dem Titel »Vampirates – Dead Deep«bei Simon & Schuster, UK Ltd., London.© 2008 der deutschsprachigen AusgabeOMNIBUS, MünchenAlle deutschsprachigen Rechte vorbehaltenÜbersetzung: Cornelia StollUmschlagbild: Bob LeaUmschlaglogo und Vignetten:www.blacksheep-uk.com © 2007 Simon & SchusterUmschlagkonzeption: Basic-Book-Design,Karl Müller-Bussdorfhe · Herstellung: CZSatz: Uhl + Massopust, AalenDruck und Bindung: GGP Media GmbH, PößneckISBN: 978-3-570-21887-7Printed in Germany

www.omnibus-verlag.de

SGS-COC-1940

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Für Sally,

die mir schon oft geholfen hat, aus den Tiefen nach oben zu schwimmen.

Dieses Buch ist für dich!

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Die folgende Geschichte ereignet sich nach dem Ende von

VAMPIRATEN – Der Fluch des Ozeansund vor dem Anfang von

VAMPIRATEN – Die Flut des Schreckens …

Achtung, für alle, die das erste Mal mit den Vampiraten über die Meere segeln:

Ihr müsst die Bücher oben nicht gelesen haben, um VAMPIRATEN – Tückische Tiefen

zu verstehen … Also fangt an, hinein ins Vergnügen!

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Eins

Der Landurlaub

»Achtundvierzig Stunden!«, sagte Bart mit einem Grin sen.

»Zwei volle Tage und zwei volle Nächte!«, strahlte Jez.

»Landurlaub!«, schrien die beiden jungen Piraten wie aus einem Mund. Dann klatschten sie johlend ihre Handflächen gegeneinander, erst über ihren Köpfen, dann auf Bauchhöhe.

Ihr Freund, Connor Tempest, schüttelte lächelnd den Kopf. Mit seinen vierzehn Jahren gehörte er zu den jüngsten Piraten an Bord der Diablo – aber das hielt seine Freunde nicht davon ab, ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf krumme Pfade zu führen. Er wusste, was Landurlaub für sie bedeutete, auch wenn sie mit Leib und Seele zur Mannschaft von Molucco Wrathe gehörten. »Pirat auf einem Piraten-schiff zu sein, das ist das Beste, was es gibt«, hatte Jez ver kündet, als sie ein paar Stunden zuvor von der

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Diablo fortgesegelt waren, »aber noch besser ist es, Pi-rat auf Landurlaub zu sein, mit jeder Menge Zeit und den Ta schen voll Gold!«

Jez und Bart grinsten ununterbrochen, seit sie sich in dem kleinen Beiboot auf den Weg gemacht hatten. Nun lenkte Connor das Boot in eine Bucht, in der viele Schiffe dicht beieinanderlagen. Bart und Jez hüpften unterdessen aufgeregt wie kleine Kinder auf und ab, was ihr Fahrzeug in eine gefährliche Schief-lage brachte.

»Also, sind wir hier richtig?«, rief Connor ihnen zu.»Goldrichtig!«, sagte Bart. »Calle del Marinero … die

Sündenmeile!«»Ähm, das ist aber keine wörtliche Übersetzung«,

sagte Jez.»Ganz recht, Mr Stukeley, ganz recht«, sagte Bart und

räusperte sich. »Die wörtliche Übersetzung wäre … Matrosenstraße.«

Connor sah auf die steilen, abweisenden Klippen, die hinter den unzähligen Schiffen aufragten. Das Ta-geslicht ließ rasch nach und das Land sah von Minute zu Minute bedrohlicher aus.

»Und wo genau ist diese Straße?«, fragte Connor. »Im Moment sehe ich nur Felsen. Ihr habt doch er-zählt, dass es hier von Bars und Tavernen nur so wim-melt. Wie weit ist es denn noch, wenn wir an Land sind?«

»Seid Ihr blind, Mr Tempest?«, rief Jez. »Schau dich doch um!«

»Wir gehen nicht wirklich an Land«, sagte Bart.

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»Das hier ist die Calle del Marinero. Eine schwimmende Stadt!«

Connor manövrierte das kleine Boot geschickt zwi-schen den vielen, hoch aufragenden Schiffen hindurch und betrachtete sie genauer. Sie waren von Menschen-massen bevölkert und festlich erleuchtet. Musik dröhn-te herüber – ein ohrenbetäubender Mix aus Rock, Folk und flotten Seemannsliedern. Connor spürte ei-nen Hauch von Erregung. Die Schiffe selbst waren Ta vernen!

Vor ihnen lag eine majestätische Dschunke. Auf jedem ihrer blutroten Segel waren die Umrisse eines Vo gels in unterschiedlichen Flugpositionen zu sehen. Als sie näher kamen, konnte Connor den Namen le-sen, der auf den Rumpf gepinselt war – Bloody Par-rot.

»Ah«, sagte Jez ehrfürchtig, »die Bloody Parrot! Ich habe gehört, dass die Mannschaft eines Abends für einen kurzen Landgang herkommen wollte und für immer geblieben ist!«

»Wir werden später bei ihr einkehren!«, sagte Bart.»Wir werden in jedes Schiff einkehren!«, rief Jez.Connor schüttelte den Kopf. Er ahnte, wie dieser

Landurlaub aussehen würde. Er wollte sich nicht aus-malen, in welcher Verfassung Jez und Bart am Sonn-tagabend sein würden. Dann nämlich sollte die Diab-lo sie in der Calle del Marinero wieder abholen.

»He, schau nicht so trübsinnig drein«, sagte Jez und strubbelte Connor durchs Haar.

»Nein, nein, Mr Tempest«, ergänzte Bart, »wir wer-

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den gut auf Euch aufpassen!« Er kletterte auf den Bootsrand. »Immerhin sind wir … das Freibeuter-Trio, oder nicht?«

Connor nickte. Einer ihrer Kameraden, Cutlass Cate, hatte sie so genannt. Der Spitzname war hängen ge-blieben.

»Einer für alle …«, rief Bart und übertönte mit seiner dröhnenden Stimme sogar die Musik aus der Bloody Parrot. Auf dem Oberdeck des Schiffs blieben ein paar Nachtschwärmer stehen und schauten neu-gierig auf die kleine Barke der Piraten hinab.

»Und alle für einen!«, schrien Connor und Jez.Schließlich entdeckte Connor eine freie Anlege-

stelle und steuerte das Boot geschickt an den Lan-dungssteg heran.

»Gut gemacht!«, rief Bart, sprang auf den hölzernen Steg hinab und machte die Leinen fest.

Jez zerrte Connor vom Boot und schubste ihn auf den Steg. »Trödel nicht! Wir haben nur achtundvier-zig Stunden!«

Er scheuchte Connor über die Mole, die in einen Plankenweg mündete. Jez und Bart gingen zielstrebig voran, Connor aber ließ sich Zeit und saugte alles um sich herum mit seinen Augen auf. Überall warben schwimmende Tavernen um Kundschaft. Sie hießen See mannsschenke, Poseidon, Zum Kanonendonner oder Zum Krummsäbel.

Ein kleineres Schiff beherbergte sogar einen schwimmenden Tätowiersalon. Connor blieb einen Augenblick stehen und sah dem Tätowierer bei der

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Arbeit zu. Er hatte sich schon immer eine Tätowie-rung gewünscht. Am Eingang zum Boot hingen Fah-nen mit verschiedenen Tätowierungsmustern. Wäre es nicht toll, wenn das Freibeuter-Trio die gleichen Tätowierungen hätte? Er entdeckte ein Bild mit drei En termessern. Ja, das wäre geradezu perfekt!

»He, ihr«, rief er Bart und Jez hinterher, doch diese waren schon in der brodelnden Menge verschwun-den.

»He, selber du!«, rief ein junges Mädchen ein Stück vor ihm. Ihre feuerroten Löckchen wippten im Wind.

Sie drehte sich um, und Connor sah, dass sie in Wirklichkeit ein altes Mädchen war – ein sehr altes Mädchen. Ihre Löckchen gehörten zu einer schlecht sitzenden Perücke, ihr Gesicht war mit Puder zuge-kleistert und ihre falschen Wimpern waren lang und dick wie die Beine einer Tarantel.

»Ich heiße Rose«, sagte sie lächelnd und entblößte dabei eine lückenhafte Zahnreihe. »Wilde Rose nen-nen mich die Leute. Und willst du wissen, warum?«

»Keine Zeit!«, rief Jez und rannte Connor zur Hilfe. »Überhaupt keine Zeit! Und jetzt kommt endlich, Mr Tempest. Wir müssen zusammenbleiben!« Con -nor ließ sich dankbar über den Plankenweg schlep-pen.

»Das war knapp«, lachte Jez. »Du solltest dich bes-ser in Acht nehmen, junger Mann. In der Calle del Marinero lauern alle möglichen Gefahren!«

»He, Jungs, was haltet ihr davon?« Bart stand an der

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Gangway zu einer wunderschönen alten Dschunke. Connor entzifferte den Namen, der in silbernen Let-tern auf den Schiffsbauch gepinselt war: Dirty Dol-phin.

Bart zeigte auf ein Schild:

Heute: Wettkampf im Armdrücken!

Beginn: Punkt 19 Uhr!

Der Sieger erhält Freibier und Yabbies!

»Yabbies!«, sagte Connor. »Mhm! Ich bin dabei!«»Verrat mir doch noch mal, was Yabbies sind«, sagte

Jez.»Rein oder raus und weiter geht’s, Burschen!«, brüll-

te ein Türsteher am Fuß der Gangway.»Rein!«, rief Bart und machte sich auf den Weg.»Rein!«, stimmten Connor und Jez im Chor ein

und folgten ihm auf dem Fuß.Connors Puls raste. Eins war sicher – das Freibeu-

ter-Trio würde noch ein paar Abenteuer bestehen, bevor der Landurlaub zu Ende ging.

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Zwei

Der Wettkampf

Das Deck der Dirty Dolphin war nur spärlich beleuch-tet. Connor brauchte eine Weile, bis seine Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten.

»Wo können wir uns für den Wettkampf anmel-den?«, hörte er Bart fragen.

Bart und Jez unterhielten sich mit jemandem an der Bar, einem stämmigen Mann mit ärmellosem Hemd. Auf jedem seiner Arme schwamm ein ganzer Schwarm von Delfinen. Sogar seine Finger waren tätowiert, ge-nau unter den Mittelknöcheln. Connor entzifferte die Buchstaben D-O-L-P-H. Wahrscheinlich hieß der Mann so.

»Ihr seid ein bisschen spät dran«, sagte Dolph. »Der Wettkampf hat schon vor einer Stunde begonnen.«

»Aber wir sind doch gerade erst angekommen!«, sagte Bart.

Der Barmann grinste. »Na ja, wenn wir gewusst hätten, dass ihr kommt, hätten wir natürlich gewartet.«

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Sein Grinsen wurde noch breiter. »Aber nur keinen Stress. Ihr könnt immer noch einsteigen. Eine Anmel-dung ist nicht nötig. Jeder schmeißt einen Dollar in den Topf und stellt sich an. Ich schätze, dass Kal einen frischen Herausforderer gut gebrauchen kann. Hat heute Abend alle abgehängt.«

»Kal?«, fragte Bart. »Wer ist denn das?«»Nichts fragen, nichts sagen«, erwiderte der Bar-

mann, »so machen wir das hier in der Gegend. Keine unnötigen Regeln. Die Leute kommen und gehen wie Ebbe und Flut.«

Bart warf drei Dollar in den Topf. Dann drehte er sich zu Dolph um. »Ich schätze, Kals Glückssträhne ist vorbei. Wir drei Piraten werden heute nicht mit lee-rem Bauch heimgehen!«

»Schon gut«, sagte Dolph, »der Wettkampf findet im Hinterzimmer statt. Geht einfach durch diese Tür da drüben.«

»Danke«, sagte Bart. »Du kannst schon mal ein paar Yabbies heiß machen.«

Lachend erwiderte Dolph: »Die sind schnell heiß gemacht.«

Bart ging voran und stieß die Schwingtüren auf. Dahinter befand sich ein kleinerer Schankraum, der noch düsterer war. Aber das Licht reichte aus, um die Gesichter der anderen Gäste zu erkennen, die sich nun nach den drei Neuankömmlingen um-drehten. Connor las in ihren Blicken: Ihr denkt wohl, ihr hättet eine Chance, Jungs? Denken ist Glücksa-che!

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In der Mitte des Raums stand ein kleiner Holztisch. Davor war ein freier Stuhl. Dahinter war Kal. Sein Gesicht war nach unten geneigt, sodass man nur seine Haare sehen konnte. Die Haare waren kurz geschnit-ten und sie waren leuchtend blau. Plötzlich sah Kal zu den drei Neuankömmlingen hoch, die wie vom Don-ner gerührt stehen blieben.

»Du bist ja ein Mädchen!«, rief Bart.»Dich kann man wohl gar nicht täuschen, Kumpel«,

sagte Kal. Die anderen Gäste grölten vor Lachen und stampften zustimmend mit den Füßen. »Meine Freun-de nennen mich Kally«, sagte sie. Ihre Augen funkel-ten ebenso blau wie ihre Haare.

Das ist bestimmt irgendein Trick, dachte Connor. Kally trug ein Achselhemd, das ihre muskulösen Schultern und Arme zeigte. Aber was Kraft anbetraf, konnte sie bestimmt nicht mit ihnen mithalten … oder doch? Konnte es wirklich sein, dass sie jeden Herausforderer auf der Dirty Dolphin besiegt hatte? Es gab nur eine Methode, das herauszufinden.

»Also, Jungs …«, sagte Kally plötzlich ganz geschäfts-mäßig, »wer ist der Erste?«

»Ich«, rief Jez und trat vor. Connor drückte Jez’ Schulter und wünschte ihm Glück. Jez winkte ab und nahm Platz.

Kally stemmte ihren Ellbogen auf den Tisch und stellte ihren Arm hoch. Jez tat es ihr nach. Ihre Hand-flächen berührten sich.

»Fertig, Kumpel?«Sie redete anders als die Mädchen, die Connor

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kannte. Langsam wurde sie ihm sympathisch. Und er bemerkte, dass auch Bart sie intensiv beobachtete.

»Fertig«, sagte Jez.Es war vorbei, bevor es richtig angefangen hatte.

Kally drückte Jez’ Arm auf die Tischplatte hinunter, ohne auch nur einmal mit der Wimper zu zucken.

Die zwielichtigen Gestalten in der Schenke pruste-ten höhnisch. »Ich hatte endlich auf einen ordentlichen Kampf gehofft«, stöhnte ein alter Trunkenbold, dann schluckste er laut und plumpste auf den Boden.

»Für den Anfang nicht schlecht«, sagte Kally und lächelte freundlich, als Jez benommen aufstand. »Wer ist der Nächste?«, fragte sie.

»Ich«, sagte Bart und setzte sich ihr gegenüber. Er überragte Kally um Längen, aber das schien sie eher zu belustigen als einzuschüchtern.

»Aha, jetzt kommen die großen Geschütze, was?«Bart schwieg, setzte seinen Ellbogen auf und spannte

seinen Bizeps an.Das war kein Kampf. Bart drückte Kallys Arm in

null Komma nichts fast platt auf den Tisch. Connor grinste. Jetzt musste sein Kumpel nur noch Kallys Hand in die hölzerne Tischplatte pressen.

Aber das war leichter gesagt, als getan. Obwohl sie nur Millimeter von ihrer Niederlage trennten, hielt Kallys Hand dem Druck stand. Auch ihr Gesicht zeigte keine Regung. Das alles schien sie nicht im Geringsten anzustrengen.

Plötzlich begann Barts Arm, sich zu bewegen. In die entgegengesetzte Richtung!

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Das kann nicht sein, dachte Connor. Kally zieht ein Comeback durch!

Bart hielt, aber die Anstrengung war seinem Gesicht deutlich anzusehen. Noch ein paar Sekunden, dann hatte Kally Barts Arm flachgelegt.

Bart stieß seinen Stuhl nach hinten und sagte ver-blüfft: »Mann, bist du stark!«

»Danke, Mann!«, sagte Kally gelassen.Gerade als Bart sich zu seinen Kameraden gesellen

wollte, brachte Dolph ein Tablett mit Geträn ken he-rein. Lächelnd sagte er zu Kally: »Sieht aus, als ob du mit diesen Piraten kurzen Prozess machen würdest.«

»Ach, Piraten?«, fragte sie neugierig. Und zu Con-nor gewandt, der als Nächster an die Reihe kam: »Bist du nicht ein bisschen jung für das Piratenleben?«

»Ich bin vierzehn«, sagte Connor. »Alt genug.«»Er ist einer unserer besten Schwertkämpfer«, fügte

Bart stolz hinzu.»Na, dann hat er bestimmt kräftige Arme«, sagte

Kally mit blitzenden Augen. Connor setzte sich mit roten Wangen. Machte sie sich über ihn lustig? Ihre Au-gen waren wirklich unglaublich blau. Er war von ih-nen wie hypnotisiert, als würden sie ihn in unendliche Tiefen hinabziehen.

»Fertig?«, fragte Kally.Connor packte ihre Hand. »Fertig«, sagte er.Sogleich bekam er den Gegendruck von Kallys

Arm zu spüren. Sie war stark. Sehr stark. Aber er war auch stark. Bestimmt nicht so stark wie Bart, trotzdem hielt er ihrem Druck stand. Vorläufig jedenfalls.

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Als der Kampf sich in die Länge zog, verstummten die Gäste erwartungsvoll. Vielleicht würden sie an die-sem Abend doch noch einen echten Wettkampf erle-ben.

Aber Connor achtete nicht auf die Menge. Er sah die ganze Zeit nur in Kallys blaue Augen und sah nicht einmal auf die Hände, die miteinander rangen. Con-nor war ihr gegenüber im Vorteil, das spürte er. Viel-leicht ermüdete sie allmählich, nachdem sie den ganzen Abend lang sämtliche Herausforderer besiegt hatte? Connor war in Hochstimmung. Das wäre eine Wucht, wenn er Kally besiegen würde und seinen Kum pels zur Feier Bier und Yabbies ausgeben könnte.

Plötzlich spürte Connor, wie frische Energie durch Kallys Hand strömte. Sie drückte seinen Arm nach unten. Hatte er nicht aufgepasst? Vielleicht hatte sie bis jetzt nur mit ihm gespielt? Er erwiderte ihren Druck mit neuer Kraft. Jetzt hielten sie einander im Gleichgewicht, wie zwei entgegengesetzte Magnet-pole.

Aber dann gewann Kally die Oberhand. Connor sammelte all seine Kräfte in seiner Hand, konnte ih-rer Offensive aber nicht standhalten. Seine Hand lag knapp über der Tischplatte. Noch fünf Sekunden, dann wäre der Kampf vorbei. Noch vier, noch drei, noch zwei …

Aber auch Connor besaß noch versteckte Kraftre-serven. In den vielen Jahren, die er Sport getrieben hatte, hatte er gelernt, das Letzte aus sich herauszuho-len, wenn das Spiel schon verloren schien. Er merkte,

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wie er Kallys Hand langsam zurückzwang. Connor konnte nicht sagen, woher seine Kräfte plötzlich ka-men, aber er spürte sie stetig wachsen. Er drückte Kallys Hand zurück, sie schien ihm nichts mehr ent-gegenzusetzen zu haben. Er war sich sicher, dass es diesmal kein Trick war. Kallys Kräfte waren am Ende. Er drückte noch einmal mit Wucht dagegen, dann lag ihre Hand auf dem Tisch. Vor Überraschung vergaß er, sie loszulassen.

»Gratuliere«, sagte sie. »Jetzt muss ich mein Abend-essen wohl doch selbst zahlen.«

Connor war wie benommen. Er starrte auf Kallys Hand und konnte nicht glauben, dass er sie besiegt hatte. Sie hatte alle Herausforderer in dieser finsteren Spelunke besiegt – alle, bis auf einen.

»Gut gemacht, Kumpel!«, schrie Bart und klopfte ihm auf den Rücken.

»Ja, ein super Kampf, Connor«, sagte Jez. »Der Tag ist gerettet – oder eher, die Nacht!«

Kally winkte den Burschen von ihrer Seite des Ti-sches aus zu und sagte: »Also, hat echt Spaß gemacht, Jungs, aber kleine Mädchen müssen jetzt ins Bett.«

»Warte«, rief Bart, »bleib noch ein bisschen. Wir ge-ben dir einen aus!«

Kally schüttelte lächelnd den Kopf. »Ich muss zur Lorelei zurück. Ich bin schon viel zu spät dran.«

»Wer ist Lorelei? Deine Schwester?«, fragte Bart.»Nicht wer, sondern was«, erklärte Kally. »Die Lorelei

ist mein Schiff. Die andern warten bestimmt schon auf mich.«

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Bart wollte sie nicht gehen lassen, bevor er nicht mehr über sie erfahren hatte. »Was für ein Schiff ist das denn?«, fragte er.

Sie dachte einen Augenblick über seine Frage nach, dann sagte sie: »Ich schätze, es ist eine Art Tauch-boot.«

»Tauchen«, sagte Bart und nickte. »Tauchen macht mir Spaß.«

»Tauchen macht jedem Spaß«, sagte Kally. Ihre blau-en Augen funkelten.

»Bleib doch wenigstens auf einen Drink«, bettelte Bart.

»Tut mir leid, Kumpel – auch nicht für dich.« Kally lächelte, schüttelte aber energisch den Kopf. »Die an-dern warten schon.«

Bart sah geknickt aus. Kally drehte sich um und rief in die Menge: »Kann mir jemand meinen Stuhl brin-gen?«

Im dunklen Schankraum öffnete sich eine Lücke, durch die ein Stuhl in Kallys Richtung rollte. Kally streckte ihre Hand aus und brachte die Räder zum Stehen. Dann zog sie den Rollstuhl dicht an sich he-ran und schob sich rasch hinein. Connor sah nun, dass Kally keine Beine hatte – zumindest keine sichtbaren Beine. Sie waren in einem Sack aus Ölzeug versteckt, der um ihre Hüfte mit einem Tau verschnürt war. Das erklärt ihre ungewöhnlichen Kräfte in den Armen, überlegte Connor.

Kally rollte sich vom Tisch fort, dann drehte sie sich um und sagte lächelnd zu den sprachlosen Burschen:

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