jubiläumsbroschüre «150 jahre gas für thun»

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Als das Gas die Nacht besiegte.

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In Zusammenarbeit mit der Agentur Werbelinie Thun erarbeitete ich für die Jubiläumsbroschüre «150 Jahre Gas für Thun» Struktur und Inhalt der Broschüre.

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Page 1: Jubiläumsbroschüre «150 Jahre Gas für Thun»

Als das Gas die Nacht besiegte.

Page 2: Jubiläumsbroschüre «150 Jahre Gas für Thun»

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Inhalt

Impressum

Vom Gaswerk zur Energie Thun AG

«Koche und heize mit Gas!»

Die Zeittafel

Was Sie schon immer über Gas wissen wollten …

Wie das Gas nach Thun kam

Page 3: Jubiläumsbroschüre «150 Jahre Gas für Thun»

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Erdgas ist ein hochflexibles Energiesystem

Erdgas nutzen wir zum Heizen, Kochen, Autofahren – und vermehrt auch zur Stromproduktion. Die Möglichkeiten, die uns Erdgas bietet, sind noch nicht ausgeschöpft. Zwar werden Erdgas und die Netz infra-struktur heute mehrheitlich zur Wärmeproduktion genutzt. Mittels Wärme-Kraft-Kopplung lässt sich jedoch gleichzeitig Wärme und Strom produzieren – die Strom produzierende Heizung ist bereits Realität.

Als Energieversorger liefern wir nicht nur Energie. Wir setzen uns auch dafür ein, dass innovative Lösungen gefunden und neue, viel versprechende Konzepte umgesetzt werden. In dieser Broschüre zum Jubiläum «150 Jahre Gas für Thun» blicken wir zurück auf die Anfänge und auf die wechselvolle Geschichte dieses Energieträgers. Wir erinnern uns an das alte Gaswerk auf der Schützenmatte (Scheibenstrasse), quasi der Vorläufer der heutigen Energie Thun AG.

Aber wir blicken auch voraus: Die Gasversorgung der Zukunft basiert zunehmend auf erneuerbaren Energieträgern wie Biogas und synthetischem Gas. Erdgas hat das Potenzial, zu einem hochflexiblen Energiesystem zu werden. Es ist gewiss nicht die Antwort auf alle Fragen – aber es wird uns helfen, die Energieversorgung auch für kommende Generationen sicher zu stellen.

Michael GruberDirektor Energie Thun AG

Energie auf Knopfdruck war nicht immer selbstverständlich

Ich bin an der Hauptgasse in Thun aufgewachsen – und dort hatten wir eine Gasheizung, wie viele andere Haushalte in Thun auch. Wie das Gas vor 150 Jahren nach Thun kam und wie sich die Gas-versorgung hier entwickelte, davon handelt diese Broschüre. Sie berichtet aus der Zeit, als die ersten Gaslampen die Thuner Gassen erhellten; aus den Kriegsjahren, als Energie nicht so selbst verständlich wie heute verfügbar war; vom Wettstreit der Gas- und der Elektro-industrie, die um die Gunst der Kunden warben und sich zugleich gegenseitig beflügelten. Das war einmal – und heute?

Erdgas ist ein umweltfreundlicher und effizienter Energieträger und passt sehr gut in die Energiepolitik unserer Stadt. Thun hat sich der Nachhaltigkeit und der Schonung der Ressourcen verpflichtet. Wir wollen Wertvolles bewahren und gleichzeitig innovative, saubere Lösungen im Energiebereich umsetzen. Dazu leistet Erdgas einen wichtigen Beitrag – heute und in Zukunft.

Raphael LanzStadtpräsident Thun

Page 4: Jubiläumsbroschüre «150 Jahre Gas für Thun»

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Im Ofenhaus des Gaswerks befanden sich die Retortenöfen zur Verkokung der Steinkohle. Um 1910 baute das Gaswerk Thun das Ofen-haus um und bestückte es mit neuen Öfen.

Was Sie schon immer über Gas wissen wollten …

Erdgas hat Vorteile – für Mensch und Umwelt

Erdgas lässt sich praktisch so einsetzen, wie es gefördert wird. Gewinnung, Reinigung und Transport benötigen nur wenig Energie. Sein Wirkungsgrad als so genannte Primärenergie liegt deshalb bei über 90%. Ausser Strom und Wasser erreicht kein anderer Energieträger einen solchen Wert.

Die Vorteile: Keine umweltbelastenden Umwandlungsprozesse Unterirdischer Transport, also kein Schwerverkehr

mit Lärm und Abgasen Nahezu schwefelfrei und frei von organisch gebundenem Stickstoff Schadstoff-arme Verbrennung Vergleichsweise niedrige CO2-Emissionen Kein Staub, kein Russ, keine Schwer-metalle Keine Entsorgungsprobleme Problemlos kombinierbar mit erneuerbaren Energien (z. B. Biogas, Solarenergie, Umweltwärme)

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Aus Kohle wird GasAusgangsprodukt für Kokerei- oder Stadtgas ist Stein- oder Braunkohle. Ihre Verkokung wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in England entwickelt. Dabei wird die Kohle in einem luftdicht abgeschlossenen Ofen erhitzt und entgast. So entsteht Koks. Er ist kohlenstoff-reicher und reiner als das Ausgangsmaterial und eignet sich deshalb besser als Brennstoff. Koks ersetzte schon bald die Holzkohle bei der Verhüttung von Erzen und wird noch heute in grossen Mengen in der Eisenpro-duktion benötigt. Die Gaswerke verkokten Kohle bei rund 1400 Grad Celsius. Das entweichende Gasgemisch wurde in ein Abzugsrohr geleitet, abgekühlt und von störenden Stoffen gereinigt. Dann gelangte das Gas in einen Gasspeicher und wurde von dort aus ins Verteilnetz

Ist Gas gefährlich? Woher stammt das Erdgas, das wir in der Schweiz nutzen? Warum ist Erdgas umweltfreundlich? Und was ist eigentlich Biogas?

Wenn wir heute von Gas sprechen, zum Heizen, Kochen oder für den Fahrzeugbetrieb, meinen wir in der Regel Erdgas. Dieses gelangt aber erst seit den 1970er Jahren zum Einsatz. Davor gab es Kokerei- oder Stadtgas, später kam die Umstellung auf Spaltgas.

eingespeist. Von Umweltschutz war damals noch keine Rede: Das Abwasser der Gasreinigung gelangte bis ins 20. Jahrhundert ungereinigt in die Fliessgewässer.

Spaltgas löst Stadtgas abUm gegenüber der Elektro- und der Erdölindustrie kon-kurrenzfähig bleiben zu können, mussten die Gaswerke den Gaspreis möglichst tief halten. Wie überall regierte auch hier das Verhältnis von Angebot und Nachfrage den Markt – und diktierte den Preis. In den 1950er Jahren florierte die Wirtschaft; Eisen- und Stahlproduktion hat-ten einen grossen Bedarf an Kohle. Zwar war meistens genügend Steinkohle auf dem Markt, doch sie war teuer. Immer lauter wurde die Frage, ob die teilweise veralteten Steinkohlegaswerke noch rentabel genug waren. Die

Mit der Umstellung auf das Spaltgas stellte das Gaswerk Thun den Koksverkauf ein. Die Kokssortieranlage, rechts im Bild, wurde deshalb abgebrochen.

Ereignis, das es zu feiern galt. In der Folge wurde die Kohlenförderanlage demontiert.

Blick in die Thuner Leichtbenzin-Spaltanlage

viel Personal wie früher das Kohlegaswerk.

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Gas und Gefahr

Erdgas ist ungiftig und sicher in der Anwendung. Seine Vorgänger waren es allerdings nicht: Die Produktion, Ver teilung und Verwendung des giftigen Stadtgases war mit gewissen Gefahren verbunden. Immer wieder kam es zu Gasexplosionen – nicht nur aufgrund von technischen Defekten, sondern auch immer wieder wegen unsachgemäs sem oder fahrlässigem Umgang mit dem Gas. Gelegentlich brachen Gasleitungen, vor allem bei grosser Kälte. Dies konnte fatale Folgen haben, wenn das giftige Stadtgas unbemerkt in Wohnungen, Keller oder unterirdische Hohlräume drang und sich mit Sauerstoff zu einem explosiven Luftgemisch verband. 1949 zeigte allerdings eine Untersuchung des Statistischen Amtes der Stadt Bern, dass die meisten Todes fälle im Zusammenhang mit Gas nicht auf Unfälle zurückzuführen waren, sondern auf Selbstmorde.

Mit der Umstellung auf Spaltgas war in Thun ab 1967 giftarmes Gas im Einsatz. Völlig giftfrei wurde das Thuner Gas 1981 mit der Einführung des Erdgases, das kein Kohlenstoffmonoxid enthält.

Gasindustrie suchte deshalb nach billigeren Ausgangs-materialien für die Gasproduktion – und wurde fündig: Zu Beginn der 1960er Jahre stellten erste kleine Gas-werke auf die Produktion von Spaltgas um. Dieses wird aus Öl, Benzin oder Flüssiggas erzeugt. Doch diese Ein-zelwerkvarianten waren langfristig keine zukunftsfä-hige Lösung der strukturellen Probleme der Schweizer Gasindustrie. Diese kam erst mit der Einführung des Erdgases.

Erdgas in der SchweizAnders als Stadt- und Spaltgas ist Erdgas eine Primär-energie. Das heisst, es kann in seinem «Urzustand» ge-nutzt werden und erfordert keine aufwändigen Verar-beitungsprozesse oder Veredelung. Das Erdgas, das wir heute nutzen, ist aus organischen Stoffen entstanden, sozusagen als Nebenprodukt bei der Bildung von Erdöl und Kohlelagerstätten. Ausgangsmaterial waren abge-storbene Reste von Plankton und Algen flacher Urmeere, die auf den Meeresgrund sanken und dort als Faul-schlamm vergärten.

Die bedeutendsten Erdgas-Reserven befinden sich im Mittleren Osten und auf dem Gebiet der ehemaligen

Sowjetunion. In Westeuropa liegen die grossen Vorräte in den Niederlanden und in Norwegen. Seit 1971 wird Erdgas in die Schweiz geliefert. Es stammt zu drei Vier-teln aus Westeuropa. Zwar verfügt auch unser Land über Erdgasvorkommen, doch wurde bisher erst ein einziges abbauwürdiges Vorkommen entdeckt, und zwar bei Fins-terwald im Entlebuch (Kanton Luzern). Dort wurde von 1985 bis 1994 Erdgas gefördert und ins Gasnetz einge-spiesen. Weltweit werden immer wieder neue Erdgas-vorkommen entdeckt, so dass die Versorgung noch Jahr-zehnte lang gewährleistet ist.

Wie gelangt das Erdgas zu uns?Erdgasvorkommen werden durch Bohrungen erschlos-sen. Das Erdgas wird aufbereitet, ins Transportnetz ein-gespiesen und oftmals über Tausende von Kilometern ins Bestimmungsland transportiert. Die wichtigste Einfuhr-route für die Schweiz ist die internationale Erdgasleitung von den Niederlanden nach Italien. Sie durchquert die Schweiz auf einem Teilstück von rund 165 Kilometern von Wallbach östlich von Rheinfelden bis zum Griess-pass im Oberwallis. Transportleitungen von Swissgas und den Regionalgesellschaften befördern das Erdgas von dieser Transitgas-Leitung in die einzelnen Regionen.

gas behälter an. Die Aufnahmen zeigen den Auslad an der BLS-Station Gwatt.

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Biogas: erneuerbare Energie aus einheimischen Quellen Biogas wird aus natürlichen Abfällen gewonnen – wie zum Beispiel Grüngut oder Klärschlamm aus einheimischen Anlagen. Beim Vergärungsprozess dieser Biomasse entsteht Methan, das auch Hauptbestandteil des Erdgases ist. Biogas ist praktisch CO2-neutral und erneuerbar. Es wird in schweizerischen Anlagen aufbereitet und in das Erdgasnetz eingespiesen. Biogas ist zu 100 % erneuerbare, einheimische Energie. Je mehr Kunden bereit sind, einen Aufpreis für Biogas zu bezahlen, desto höher wird der Anteil von Biogas im Erdgasnetz. Wer Erdgas als Treibstoff nutzt, erhält automatisch mindestens 10 % Biogas. Die Energie Thun AG bietet Kundinnen und Kunden verschiedene Lösungen für die Kombination von Erd- und Biogas an. Sie selbst bezieht für ihr Betriebsgebäude 20 % Biogas.

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Wie das Gas nach Thun kam

Das erste Gaswerk in Thun auf der Schützenmatte

ein kollektives Besäufnis beim Christoffelturm in Bern.

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Seit wann wird Gas zur Energieerzeugung genutzt? Wie kam das Gas nach Thun? Warum war die Einführung des Gaslichts so bedeutsam? Und wie war die Arbeit früher im Gaswerk?

Ihre Anfänge nahm die Gasindustrie in Grossbritannien. Dort entstanden im aus gehenden 18. Jahrhundert grosse Industriebetriebe, denen die herkömmliche Beleuchtung mit Kerzen und Öllampen nicht mehr reichte. Auch die Kosten waren ein Problem: Kurz nach 1800 stiegen die Preise für Kerzen und Lampenöl stark an. Grund dafür war die wirtschaftspolitische Lage in Europa. Die aufstrebenden Industriebetriebe sahen sich deshalb nach anderen Beleuchtungsmöglichkeiten um.

Zwar war schon seit dem 17. Jahrhundert bekannt, dass bei der Produktion von Holzkohle und bei der Verkokung von Steinkohle ein brennbares Gas ent-stand, doch verpuffte es als unbrauchbares Neben-produkt in die Luft. Das änderte sich, als der schot-tische Ingenieur William Murdoch ab 1798 ein System der Gasbeleuchtung entwickelte. Dieses fand zunächst Anwendung in Industrieanlagen, bald aber auch in Städten zur Beleuchtung von Strassen, Plätzen und öffentlichen Gebäuden.

Die ersten Gaswerke in der SchweizAls erste Schweizer Stadt leistete sich Bern 1843 ein Gaswerk und nahm die ersten Gaslampen in Betrieb. Deren Vorzüge überzeugten: «Das Gaslicht ist viel reiner, weit heller, leuchtet auf grössere Di-stanzen, hat keine solche Schmieralien in seinem Gefolge, als das Oellicht. Zwar ist der Unterschied nicht wie Tag und Nacht, wohl aber wie Sonnen- und Mondbeleuchtung», schrieb das Intelligenz-blatt für die Stadt Bern am 13. Mai 1844.

Ein Leser wünscht sich im Thuner Blatt

Strassenbelag die Ausdehnung der Strassenbeleuchtung.

Die Arbeit in den Gaswerken war körperliche Schwerarbeit. Zudem setzten der Kohlenstaub und die Abgase sowohl den Arbeitern wie auch der Infrastruktur der Werke zu. Arbeiter im Gaswerk Thun, 1910.

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Thunerinnen und Thuner mussten etwas länger auf Erleuchtung warten: Mitte des 19. Jahrhunderts waren in Thun lediglich 22 Öllampen in Betrieb, befestigt an quer über die Gassen gespannten Ket-ten. Nachdem Thun 1859 an das schweizerische Bahnnetz angeschlossen worden war, wurde der Ruf nach einer besseren Beleuchtung lauter – und damit auch die Forderung nach einem Gaswerk. Dieses, erstellt auf der Schützenmatte und im pri-vaten Besitz des Augsburgers Ludwig August Rie-dinger, nahm 1862 seinen Betrieb auf. Der erste Gaskandelaber stand im politischen Zentrum der Stadt, auf dem Rathausplatz.

«… weil man die Leute alle deutlicher sieht» Das Gaslicht veränderte das Verhältnis der Men-schen zur Nacht. Als die öffentlichen Lokale und die Gassen der Städte noch spärlich beleuchtet wa-ren, zogen sich die Leute bei Einzug der Dunkelheit in ihre Häuser zurück. Die Handwerksbetriebe, Manufakturen und Fabriken mussten am Abend schliessen, weil im Dunkeln niemand arbeiten konnte. Die Einführung des Gaslichts ermöglichte

Die Gaslaternen mussten einzeln angezündet und gelöscht werden, was sie anfällig für Manipulationen durch Unbefugte machte. Die Licht- und Wasserwerke Thun

vor den Konsequenzen eines solchen Nachtbubenstreichs.

Einwohnergemeindeversammlung zum Bau des Gaswerks in Thun stattfand, lud die vom Gemeinderat eingesetzte Gaskommission zu einer Informationsveranstaltung ein.

Arbeiter im Gaswerk Thun, 1910.

eine Verlängerung der Arbeitszeiten über den Ein-bruch der Dunkelheit hinaus. Das führte zu mehr Produktivität und Rentabilität, weil die bestehende Infrastruktur besser ausgenutzt wurde.

Die neue Strassenbeleuchtung hatte auch gesell-schaftliche Auswirkungen: «Früher kam es Nie-mandem, als nur sehr guten Bekannten, in Sinn sich Abends beim düstern Oellicht unter den Arca-den zu grüssen; (…) das Grüssen ist nun auch viel mehr Mode als früher, aus dem natürlichen Grunde, weil man die Leute alle deutlicher sieht», stellt das Intelligenzblatt der Stadt Bern am 14. November 1845 fest.

Das Gaswerk wird städtischer BesitzDas Gaswerk Thun entwickelte sich gut. Daher dis-kutierte die Thuner Einwohnerversammlung schon 1864 über den Kauf der Gasanstalt durch die Ge-meinde und genehmigte im Dezember 1865 den Übernahmevertrag: Für 210’000 Franken kaufte die Stadt Thun Ludwig August Riedinger das Gas-werk inklusive Leitungsnetz ab; ab dem 1. Januar

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Ausschnitt aus einer Karikatur der satirischen Zeitschrift Guk kasten zur Einführung

Die Gaslaterne auf dem

1866 war es im Besitz der Stadt. Damit war das Gaswerk der erste städtische Betrieb in Thun, der sich noch vor 1900 mit der Eingliederung der Was-ser- und der Elektrizitätsversorgung zu den Licht- und Wasserwerken der Gemeinde Thun weiter entwickelte.

Das neue Gaswerk am alten StandortAuch als Gemeindebetrieb prosperierte das Gas-werk. Es erweiterte das Leitungsnetz; Gasproduk-tion und Absatz stiegen stetig an. Um 1900 war das Gaswerk zu klein und veraltet; es konnte die stei-gende Nachfrage nach Gas nicht mehr befriedigen. Das neue Gaswerk wurde von 1910 bis 1913 an derselben Stelle errichtet, nämlich im dicht bebau-ten Industriegelände nahe der Innenstadt. Der Gas-verbrauch nahm weiter zu: 1914 schloss sich die Gemeinde Steffisburg dem Thuner Versorgungs-netz an; 1915 wurden erstmals mehr als eine Mil-lion Kubikmeter Gas produziert.

Das Gaswerk als Kuranstalt

Im Jahr 1864 nahm ein Arbeiter im französischen Gaswerk Saint-Mandré sein an Keuchhusten erkranktes Kind mit zur Arbeit und bemerkte, dass sich sein Zustand schlagartig besserte. Von da an boten verschiedene Gasanstalten Kuren für Kinder mit Keuchhusten an. Man erhoffte sich Linderung der Beschwerden durch das Einatmen der schwefel- und ammoniakhalti-gen, sauerstoffarmen Luft. So sassen die Kinder stundenlang vor Verkokungsöfen oder in der Nähe ausglühender Kokshaufen.

Diese Therapie wurde auch in Thun an-gewendet. Im Jahr 1870 während einer Keuch-hustenepidemie teilte das Gaswerk im Thuner Blatt mit, dass Eltern ihre Kinder jeweils am Montag ab 8 Uhr vorbei bringen könnten.

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Die Gebäude des ersten Thuner Gaswerks wurden kurz vor dem Ersten Weltkrieg

abgebrochen und durch Neubauten ersetzt.

Die Apparatenanlage.

Das Erdgas kommt nach Thun1981 erfolgte die Umstellung auf Erdgas. Dazu mussten in Thun etwa zwei Drittel der vorhande-nen Gasgeräte ersetzt und ein Drittel umgerüstet werden. Die Erdgasversorgung war ein durchschla-gender Erfolg – auch für die Umwelt: Am 22. Okto-ber 1986 informierte das Thuner Tagblatt seine Leserinnen und Leser, dass seit der Einführung der Erdgasversorgung die Luft jährlich mindestens 50 Tonnen weniger Schwefeldioxid enthalte.

«Weniger Kraft, mehr Schalter»

Paul Steudler (†) arbeitete von 1963 bis 1995 im Gaswerk Thun. Angestellt war er als Betriebsschlosser, «aber eigentlich haben alle von uns alles gemacht», erinnert er sich. Sein Chef war der Gasmeister. Ihm waren etwa 14 Mitarbeiter unterstellt; immer zwei Mann arbeiteten in drei Schichten.

Als Paul Steudler beim Gaswerk anfing, wurde dort noch Kohle zu Gas verarbeitet – eine körperlich schwere Arbeit: «Wir mussten die Kohle, die aus Belgien oder aus dem Ruhrgebiet kam, abladen und durch die Mühle lassen, wo sie zerkleinert wurde.» Eine staubige Sache – und von Atemschutz war da-mals noch kein Rede. Dennoch war die Arbeit keine grosse Gefahr für Leib und Leben: «Es gab sehr selten Unfälle oder Ausfälle wegen Krankheit. Ins gesamt waren wir keinem besonders hohen Risiko ausgesetzt», ist der pensi-onierte Schlosser überzeugt. Dennoch war man froh, als 1967 die Umstellung auf Spaltgas kam und die schwere Arbeit ein Ende hatte. Gleichzeitig wurde die Arbeit in anderer Hinsicht anspruchsvoller: «Weniger Kraft, mehr Schalter», schmunzelt Paul Steudler.

Von 14 auf 2 Mann

Zu Zeiten der Spaltanlage benötigte man im Gaswerk noch sechs Männer; nach der Umstellung auf Erdgas 1981 nur noch zwei. Und diese beiden kamen auch öfters unter die Leute: «Früher waren wir rund um die Uhr im Gaswerk. Als das Erdgas kam, gingen wir häufiger zu den Kunden, zum Beispiel um Kon-trollarbeiten auszuführen oder Geräte aus zuwechseln», berichtet Paul Steudler. «Zu Zeiten des Spaltgases galt es auch ab und zu aufgebrachte Kunden zu besänftigen, wenn die Gaszufuhr unter-brochen wurde, während das Poulet im Ofen schmorte … Ich sagte dann jeweils: Wir können nichts liefern, wenn wir nichts bekommen.»

Im Gaswerk hat sich viel verändert, seit Paul Steudler dort als junger Mann seine Stelle antrat. Das meiste allerdings zum Guten.

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Quasi unsichtbar: das ErdgasnetzErdgas gelangt über unterirdische Leitungen direkt zum Einsatzort. In der Region Thun misst das Leitungsnetz über 250 Kilometer. Die Energie Thun AG stellt die Versorgung der Region mit Erdgas sicher. Sie baut und unterhält das Erdgasnetz und übernimmt die Wartung von Erdgasgeräten. Ihr obliegt auch die Erschliessung neuer Absatzgebiete mit Erdgas.

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Ab ca. 1900Die Gasanstalt wirbt für das Kochen mit Gas. Es wird nun mehr Gas für das Kochen als zur Beleuchtung verwendet.

1896Die Gemeinde Thun erstellt ein Elektrizitäts-werk. Sie nimmt erste elektrische Strassenlampen (Bogenlampen) in Betrieb.

1895Eine erste Auerla-terne (Gasglühlicht) steht beim Bahnhof.

Zeittafel

1800James Murdoch entwickelt in Grossbritannien ein erstes System der Gasbeleuchtung.

1925 – 1927Die Gemeinden

Oberhofen er-halten Anschluss an die Thuner Gasversorgung.

Ab 1920Langsame Normalisierung des Kohlenmarktes. Die elektrischen Kochherde beginnen, die Gasherde zu konkurrenzieren. Dieser Konkurrenz-kampf inten siviert sich in den

Das Thuner Gasver-sorgungsnetz dehnt sich stetig aus.

1917 – 1921Wegen dem Kohlemangel entgast das Gaswerk Thun zusätzlich zu

und Torf.

1919Der Bundesrat hebt die Gas rationierung auf.

1917Der Bundesrat erlässt Massnahmen zur Einschränkung des Gaskonsums. Thun ersetzt die meisten Gaslaternen durch elektrische Strassenlampen.

1916Die Kohlenliefer ungen beginnen zu stocken, Anstieg des Gaspreises.

1914 – 1918Erster Weltkrieg.

1914Die Gemeinde

an das Thuner Gas-versorgungsnetz angeschlossen.

1910 – 1913Neubau des Gaswerks.

1880er-JahreElektrische Glühlampen und Bogenlampen beginnen, das Gaslicht zu konkurrenzieren.

1876–1878Modernisierung des Gaswerks.

1.1.1866Die Gasanstalt geht in den Besitz der Gemeinde über.

12.12.1865Die Einwohner-gemeindeversammlung stimmt der Übernahme des Gaswerks durch die Gemeinde Thun zu.

Ende Oktober 1862Das vorerst private Thuner Gaswerk nimmt seinen Betrieb auf.

23.10.1861Die Einwohnerge-meindeversammlung genehmigt den Bau eines Gaswerks.

1859Der Thuner Gemeinderat bestellt eine Gas- Beleuchtungskommission.

1859Die Eisenbahn erreicht Thun.

1843In Bern nimmt das erste Gaswerk der Schweiz den Betrieb auf.

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8.2.2009Die Thunerinnen und Thuner lehnen in einer Volksabstimmung den Teilverkauf der Energie Thun AG ab.

Oktober 2004Der erste Erdgasauto-

stösst auf ein grosses Interesse.

2011Biogas wird als Produkt angeboten.

2002

wird die erste Erdgastank-stelle installiert.

1.1.2001Die Energie Thun AG nimmt ihre Tätigkeit auf. Die Stadt Thun ist Alleinaktionärin.

28.11.1999Die Thunerinnen und Thuner stimmen der Umwandlung der Energiebetriebe in eine Aktiengesellschaft zu.

Ab 1981Der Gasabsatz steigt massiv an, da zahlreiche Gasheizungen bei Privaten sowie in gewerblichen und industriellen Betrieben installiert werden.

Herbst 1981Das Gaswerk Thun gibt die Gasproduktion auf und stellt auf die Erdgasversorgung um.

2.3.1980Das Thuner Stimmvolk befürwortet den Anschluss der Stadt ans Netz des Gasverbundes Mittelland.

1974 – 1980Der Gasabsatz stag-niert erneut wegen dem teuren Spaltgas.

1973Das Gaswerk Thun übernimmt die ausser Betrieb gesetzte Spalt anlage des Gas-

1971Der Gasverbund Mittelland erhält Anschluss ans europäische Erdgasnetz.

12.10.1967Ein letztes Mal wird in Thun Gas aus Steinkohle produziert. Die Leichtbenzin-Spaltanlage nimmt ihren Betrieb auf. Der Gasabsatz steigt dank der Instal lation von Gasheizungen an.

3.10.1964Die Thuner Stimmbürger bewilligen den Kredit zum Bau der Spaltanlage.

1947 – 1949Das Thuner Gaswerk wird saniert.

Ab 1945 Das elektrische Kochen verdrängt nach und nach das Kochen mit Gas. Ab 1955 stagniert der Gasabsatz im Versorgungs-gebiet des Gaswerks Thun.

1941 – 1966Das Gaswerk betreibt eine Dörranlage für Früchte und Gemüse.

1942 – 1947Gasrationierung. Das Gaswerk Thun entgast zusätzlich

Altpapier und weitere Streckmaterialien.

1939 – 1945Zweiter Weltkrieg.

1926 – 1939Das Gaswerk wird sukzessive vergrössert und modernisiert.

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zu machen, führte das Gaswerk Thun Kochkurse durch.

«Koche und heize mit Gas!»

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Wozu wurde und wird Gas im Haushalt genutzt? Wie war das eigentlich, als das Gas rationiert wurde? Was passierte mit dem Gas, als die elektrische Glühlampe erfunden wurde? Und welche Vorteile haben Erdgasfahrzeuge?

Als Thomas Alva Edison um 1880 die Glühlampe zur Marktreife brachte, brachen für das Gaslicht harte Zeiten an, denn die Glühlampe war ihm überlegen: Einfacher in der An wendung, verbreitete sie ebenfalls helles Licht, veränderte aber die Luft zu sammensetzung und die Temperatur in Innenräumen nicht, und es bestand keine Vergiftungs- und Explosionsgefahr. Schnell entwickelte sich die Glühlampe zu einem Prestigeobjekt, während das Gaslicht bald als veraltet galt.

Gaskochkurse und GerätedemonstrationenBereits vor 1880 hatte die Gasindustrie die Grund-lagen für das Kochen und Heizen mit Gas entwi-ckelt. Doch erst durch die Konkurrenz der Elektri-zität auf dem Lichtmarkt verbesserte die Gasin-dustrie die Gaskochherde und -heizungen und passte sich den Bedürfnissen des Gewerbes und der Haushaltungen an. Um das Kochen und Heizen mit Gas zu fördern, boten die Gaswerke ab Mitte der 1880er Jahre das Heizgas zu einem günstigeren Tarif an als das Leuchtgas (so genannt, weil es für

die Beleuchtung verwendet wurde). Zudem began-nen die Gaswerke, für das Kochen und Heizen mit Gas kräftig die Werbetrommel zu rühren.

Um die Wende zum 20. Jahrhundert bot das Gas-werk Thun in einer entsprechend ausgestatteten Restaurantküche spezielle Gaskochkurse an. Bei dieser Gelegenheit präsentierte man den Kursteil-nehmenden auch weitere mit Gas betriebene Haus-haltgeräte wie Durchlauferhitzer, Bügeleisen, Waschmaschinen und Heizungen.

Wegen der Konkurrenz durch den Elektroherd begann die Gasindustrie, den Gasherd technisch zu verbessern und das Design dem Geschmack der Zwischenkriegszeit anzupassen. Die verschnörkelten

regulierbar, so dass sie nun wie die Elektroherde das Kochen mit niedrigen Temperaturen ermöglichten.

Inserat im Täglichen Anzeiger

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Gas ist praktischer als Holz und KohleDie Bemühungen der Gasindustrie trugen Früchte. Die Gaskochherde waren den bis anhin üblichen Holz- und Kohlenherden überlegen, denn sie waren einfacher in der Anwendung. Das Gas stand nach dem Öffnen des Gashahns sofort zur Verfügung; es musste kein Holz angeschleppt und gespalten wer-den, das Anfeuern und Entleeren der Asche erüb-rigten sich und die Küchenwände blieben frei von Russ. Mit denselben Vorteilen stachen die Gashei-zungen auch die Holzöfen aus, und der mit Gas betriebene Durchlauferhitzer erwärmte das Was-ser, das mit dem Aufbau der Hochdruckwasserver-sorgung ab 1870 die Wohnungen versorgte. Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde der grössere Teil des Gases nicht mehr für die Beleuch-tung, sondern zum Kochen und Heizen verwendet.

Das Gas wird knappWir haben uns daran gewöhnt, dass uns heute praktisch ununterbrochen Energie zum Kochen, Heizen, Beleuchten und zum Betrieb von Geräten zur Verfügung steht. Das war nicht immer so, wie einige sich bestimmt erinnern werden: Im Ersten und Zweiten Weltkrieg mussten die Schweizer Gas-werke die Produktion massiv drosseln, da nicht mehr genügend Steinkohle importiert werden konnte. Beimischungen von Holz und Torf wirkten sich negativ auf die Qualität des Gases aus. Wegen der knappen Ressourcen waren auch die Konsu-menten zur Sparsamkeit gezwungen. Im März 1942 verfügte der Bund die Rationierung des Gases. Die Zuteilung der Gasmengen an die Haushalte berück-sichtigte die Grösse und Zusammensetzung der Familien sowie die Ausstattung der Wohnungen. Haushalte mit Säuglingen erhielten etwas grössere Mengen. Wer einen Elektroherd besass, wurde hin-gegen von der Gasversorgung ausgeschlossen. Für viele Menschen war die Rationierung eine ein-schneidende Massnahme, weil sie keine Alternati-ven zum Kochen mit Gas hatten.

Nun floss nicht nur kaltes, sondern auch heisses Wasser aus dem

Reklamen für das Kochen mit

Geschwindigkeit, stufenlose Regulier bar keit und Zeitersparnis. Plakat von Donald Brun um 1950.

Profiköche schwören auf Erdgas!

Zahlreiche Profiköche kochen nur mit Erdgas. Dafür gibt es gute Gründe: Die gewünschte Wärme ist nach der Zündung sofort ver fügbar und lässt sich stufenlos und vor allem unmittelbar regulie-ren. Vorheizen ist überflüssig; es gibt keine Energieverluste und keine Wartezeit. Überdies benötigen Gasgeräte kein Spezialgeschirr. Umgekehrt lässt sich beispielsweise ein Wok, wie er in der asiatischen Küche beliebt ist, nur auf einem Gasherd richtig betreiben.

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Der Electrolux-Kühl schrank beruhte auf der Absorptionstechnik und konnte mit einer beliebigen Wärme quelle unabhängig vom

konsumierten, setzten sich erst ab Mitte des letzten Jahrhunderts durch. Zum Beispiel besassen 1950 erst 5% der Schweizer

Die Elektrizitätswirtschaft präsentierte sich als echt schweizerischer Industriezweig, produzierte sie doch den Strom vorwiegend aus einheimischer Wasserkraft. Die Gaswerke hingegen importierten die Kohle aus dem Ausland, mit all den Nachteilen, die man während den Weltkriegen kennen gelernt hatte.

Gas und Elektrizität im Wettstreit um die Gunst der KundenDie Elektrizitätsproduzenten witterten Morgenluft und verbanden das Erfolgversprechende mit dem Uneigennützigen: Sie empfahlen den Gaskonsu-menten den Umstieg auf das elektrische Kochen. Die Elektroindustrie hatte bereits in den 1920er Jahren begonnen, die Haushalte als potenzielle Kundschaft zu bewerben. Sie verbesserte die elek-trischen Haushaltgeräte, senkte die Strompreise und differenzierte die Tarife nach Anwendungsge-biet – ein Rezept, das auch die Gasindustrie Jahre zuvor erfolgreich angewendet hatte. Diese zog nach: Dank verbesserten Geräten, Preissenkungen und intensiver Werbung gelang es ihr, bis zum Zweiten Weltkrieg konkurrenzfähig zu bleiben. Doch das Image der Gaswirtschaft war ramponiert – einerseits aufgrund der rigorosen Rationierungs-massnahmen, und andererseits als Folge der zum Teil aggressiven Propaganda der Stromwirtschaft.

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Erfolg mit ErdgasErst die Einführung der Erdgasversorgung mit der Einweihung der Pipeline in Heimberg 1981 verhalf dem Gas zu neuem Aufschwung. Architekten und Bauherrschaften waren zunehmend bereit, aus Um-weltschutzgründen nicht Erdöl, sondern Erdgas als Energie zur Wärmeproduktion zu wählen. Auch zahlreiche neue Überbauungen und Grossunter-nehmen wurden ans Erdgasnetz angeschlossen. 2010 wurden 72% des Gases zum Heizen und nur 1% zum Kochen verwendet. Die restlichen 27% wa-ren Industriegas.

Karrikatur aus der Schweizer

Turmkochen und Energie sparen

Als Energiemassnahme aufgrund knapper Ressourcen entstand das soge-nannte Turmkochen: Mehrere Speisen werden gleichzeitig zubereitet, indem ein kleiner Topf auf einen grösseren gestellt wird. Wichtig beim Turmkochen ist die gleichmässige Hitzeverteilung. So ist es möglich, ein ganzes Menü auf nur einer Herdplatte und auf niedrigster Stufe zuzubereiten und dabei viel Energie zu sparen.

Turmkochen. – «Heiri, hol d’Leitere, ’s Suurchrut isch fertig z’oberscht.»

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Erdgas und Biogas als Treibstoff Erdgas ist der umweltfreundlichste fossile Treibstoff überhaupt. Beim Verbrennen werden 60 bis 80 % weniger Schadstoffe ausge-stossen als bei Benzin und Diesel. Es werden keine Partikel frei gesetzt, und der CO2-Ausstoss ist um 40 % reduziert. Reines Biogas ist sogar CO2-neutral. Das Fahren mit Erdgas/Biogas ist sicher: Erdgasfahrzeuge unterliegen der strengen Prüfung durch die Motor-fahrzeugkontrollen; sämtliche Bauteile sind auf den Betriebsdruck von 200 bar ausgerichtet und enthalten darüber hinaus grosse Sicherheitsreserven. Fahrzeughersteller wie Fiat, Opel, Mercedes-Benz und VW stellen serienmässig erdgasbetriebene Fahrzeuge her. In der Schweiz gibt es derzeit mehr als 130 Erdgastankstellen. Die Energie Thun AG betreibt zwei davon: beim Hohmad-Shop an der Frutigen strasse in Thun und bei der Landi in Steffisburg. Der Treibstoff enthält mindestens 10 % Biogas.

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Gas und erneuerbare Energien: Wie passt das zusammen? Welche Rolle spielt Erdgas für unsere Energieversorgung? Ist Erdgas überhaupt noch zeitgemäss? Und was ist aus dem Gaswerk geworden?

Am Anfang des 21. Jahrhunderts prägen zwei Fragen die schweizerische Energiepolitik: Kernkraftnutzung ja oder nein? Fossile oder erneuerbare Energien? Fest steht: Rund 40% der inländischen Stromproduktion stammen aus Kernkraftwerken. Würde man auf sie ver-zichten, müsste diese Menge durch andere Energieträger ersetzt werden.

Die Energie Thun AG baute ihr Betriebs gebäude nach Minergie-Standard. Es ist mit einer Komfort-lüftung, einer Erdgasheizung, Sonnenkollektoren und einer Solarstromanlage ausgerüstet.

Vom Gaswerk zur Energie Thun AG

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Erdgas als BrückenenergieErdgas spielt eine wichtige Rolle als Brückenener-gie und leistet einen entscheidenden Beitrag an die nachhaltige Energieversorgung – heute und in Zu-kunft. Es lässt sich ausgezeichnet mit erneuerbaren Energien verbinden – zum Beispiel durch Kombi-nationen von Erdgasheizungen und Sonnenkollek-toren, den Einsatz von Gaswärmepumpen zur Nut-zung der Umgebungswärme oder durch die Einspei-sung von Biogas ins Erdgasnetz. Zukunftsweisend sind Lösungen wie die stromproduzierende Hei-zung oder die Systemlösung «Power to Gas».

Vom Monopolbetrieb zum DienstleistungsunternehmenErdgas hat Zukunft – doch was ist aus dem frühe-ren Gaswerk geworden? Im November 1999 fand in Thun eine Abstimmung statt. Dabei ging es um die Ausgliederung der Energie- und Verkehrsbetriebe aus der Stadtverwaltung und ihre Überführung in eine Aktiengesellschaft. 78% der Thunerinnen und Thuner stimmten dem Projekt zu; am 1. Januar

2001 nahm die Energie Thun AG ihre Tätigkeit auf. Alleinaktionärin ist die Stadt Thun.

Heute ist die Thuner Gasversorgung ein Teil der Energie Thun AG. Das Unternehmen liefert Erdgas an rund 5400 private und geschäftliche Kunden, darunter 1300 Haushalte. Mit regelmässigen Kont-rollen garantiert die Energie Thun AG die Sicher-heit der Hausinstallationen und des Leitungsnet-zes. Sie erschliesst neue Absatzgebiete und berät Kundinnen und Kunden hinsichtlich optimaler Lösungen betreffend Installationen, Kombinationen mit erneuerbaren Energien und Sparmöglichkeiten.

Fokus auf erneuerbaren Energien und sparsamem VerbrauchDie Energie Thun AG gilt nicht nur als zuverlässige Energieversorgerin, sondern ebenso als ein dyna-misches Unternehmen. Mit dem Einsatz innovati-ver Technologien fördert sie erneuerbare Ener-gien und den sparsamen Verbrauch. Sie prüft lau-fend neue Konzepte im Zusammenhang mit der

für den Einbau ins Erdgasnetz vorbereitet.

Aus Gas wird Strom

Power to Gas: Mit Hilfe der Systemlösung «Power to Gas» kann Strom aus erneuerbaren Quellen in Wasserstoff oder synthetisches Erdgas (Methan) umgewandelt und im Erdgasnetz gespeichert werden. Auf diese Weise können grosse Mengen Ökostrom langfristig gespeichert werden – denn anders als Strom lässt sich Methan lagern. Synthetisches Erdgas kann auch als Treibstoff eingesetzt und Erdgasgeräte müssen nicht umgerüstet werden.

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Energieversorgung und verfolgt vielversprechende Entwicklungen. Der Thuner Ökostrom ist «Strom vo hie» und stammt ausschliesslich aus Thun, pro-duziert in den eigenen Anlagen (Wasserkraft und Solar).

Das neue Betriebsgebäude an der Industrie strasse 6 wurde im Jahr 2000 im fortschrittlichen Minergie-Standard erstellt und wird mit Gas beheizt (80% Erdgas, 20% Biogas). Mehr als die Hälfte der Be-triebsfahrzeuge sind mit Erdgas/Biogas unterwegs.

Das Gas geht mit der ZeitRund 12% des gesamten Energieverbrauchs in der Schweiz werden mit Erdgas gedeckt. Es wird ge-nutzt zur Produktion von Raum- und Prozess-wärme, zur Erwärmung von Wasser, immer selte-ner zum Kochen, dafür immer häufiger zum Auto-fahren. Indem die Gasindustrie mit der Zeit geht und stets neue, umweltfreundliche und wirtschaft-liche Lösungen entwickelt, sichert sie sich ihre Position im Energiemarkt. Auch in Thun.

topmoderne Arbeitsplätze.

Erdgas ist ein umweltfreundlicher Treibstoff. Die Energie Thun AG betreibt zwei Erdgas-

Der Gasmeister auf der Suche nach möglichen

Mit einem Spezialgerät schreitet er die unter-irdische Leitung ab; das Gerät registriert den Austritt von Erdgas.

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Minergie und Erdgas: ein starkes Team Das Einfamilienhaus der Familie Baumann in Thun wurde nach dem Minergie-Baustandard erstellt. Im Jubiläumsjahr «150 Jahre Gas für Thun» verfügen schweizweit knapp 2400 Minergie-Gebäude über eine Gasfeuerung. Relativ neu auf dem Baumarkt sind stromproduzierende Heizungen und Gas-Wärmepumpen. Die Kombination von Erdgas und Sonne gilt als eine der ökologisch nach-haltigsten Lösungen für Minergie-Bauten. Familie Baumann nutzt Erdgas nicht nur zum Heizen, sondern ebenso zum Kochen, Gril-lieren und als Treibstoff für ihr Erdgasfahrzeug.

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Impressum

Konzept und Gestaltung Werbelinie AGText Claudia Fahlbusch, Anna BählerHistorische AufarbeitungHistorische Fotos Stadtarchiv Thun, Schweizer Plakatsammlung (Schweizerische Nationalbibliothek), Archiv Energie Thun AG Fotos Druck Vetter Druck AGGedruckt auf Premium-Recyclingpapier, hergestellt aus 100 % FSC-zertifizierten Recyclingfasern.

Wie das Gas nach Thun kam und welche Rolle es hier spielte, hat die Historikerin Anna Bähler im Auftrag der Energie Thun AG in einer spannenden Dokumentation aufgearbeitet.

Inhalt

Das PDF-Dokument finden Sie unter www.energiethun.ch/gas-fuer-thun

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